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ZWST informiert
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.
Liebe Freunde der ZWST, liebe Leser,
Jahresprogramm
2016: Seite 10/11
am 22. November 2015 trafen wir uns mit den Delegierten unserer Mitgliedsverbände zu unserer alljährlichen Mitgliederversammlung im Frankfurter Gemeindezentrum. Im Mittelpunkt stand die Neuwahl
des 10-köpfigen Vorstandes, aus dessen Mitte im Anschluss an die Mitgliederversammlung ein dreiköpfiges Präsidium, bestehend aus einem Präsidenten und
zwei Vizepräsidenten gewählt wurde.
Foto, v.li.: Alexander Chraga (stellv. Vorstandsmitglied), Ebi Lehrer (Präsident), Barbara Traub,
Michael Licht (Vizepräsident), Sarah Singer
(Vizepräsidentin), Prof. Dr. Leo Latasch (stellv.
Vorstandsmitglied), Aviva Goldschmidt (stellv. Vorstandsmitglied), Ran Ronen, Mark Dainow, Beni
Bloch (Direktor), Küf Kaufmann
Die Delegierten bestätigten Ebi Lehrer (Köln), Michael Licht (Köln), Barbara Traub (Stuttgart), Küf Kaufmann (Leipzig), Sarah Singer (Berlin), Alexander Chraga (Bochum), Aviva Goldschmidt (Frankfurt) und Prof.
Dr. Leo Latasch (Frankfurt) in ihrer Funktion als Vor-
Ausgabe 4 · Dez. 2015
standsmitglieder der ZWST für vier weitere Jahre. Neu
in den Vorstand wurden Mark Dainow aus Offenbach
und Ran Ronen aus Düsseldorf gewählt. Das dreiköpfige Präsidium besteht zukünftig aus dem neuen und
alten Präsidenten Ebi Lehrer und den Vizepräsidenten
Michael Licht und Sarah Singer. Michael Warman und
Esra Cohn sind nicht mehr im Vorstand, die ZWST würdigt ihr jahrelanges Engagement und wünscht beiden
alles Gute. Gleichzeitig begrüßen wir herzlich unsere
neuen Vorstandsmitglieder, Ran Ronen und Mark Dainov. Wir bedanken uns bei allen Vorstandsmitgliedern,
insbesondere bei unserem Präsidenten Ebi Lehrer, für
ihren Einsatz und freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit.
Der Vorstand wurde für das Geschäftsjahr 2014
einstimmig entlastet, die ZWST dankt dem
Finanzreferat und der Prüfungskommission.
Wie immer war die Mitgliederversammlung auch
ein Forum der Aussprache und Information über
Aktivitäten und besondere „Highlights“, Vergangenes
und Zukünftiges. Unser Dank geht ganz besonders
an unsere Unterstützer und Förderer, die es uns
ermöglichen, dieses vielfältige Angebot durchzuführen.
Insbesondere danken wir dem Zentralrat der Juden in
Deutschland, der uns in vielfacher Hinsicht zur Seite
steht. Der kommende Jugendkongress im März 2016
ist ein Beispiel für diese Kooperation. Einen Überblick
über unser Jahresprogramm 2016 finden Sie auf den
Seiten 10-11. Darüber hinaus bedanken wir uns bei
unseren Mitgliedern, den Landesverbänden und
Gemeinden und unserem Mitarbeiter-Team.
Nur gemeinsam können wir die Aktivitäten realisieren,
von denen in dieser Ausgabe berichtet wird.
Mit den besten Wünschen für ein hoffentlich friedliches
Jahr 2016, Ihr Beni Bloch, Direktor der ZWST
Neues Dach und neues Mobiliar
Das Max-Willner-Heim ist frisch gerüstet für das neue ZWST-Jahresprogramm 2016
Das „Max-Willner-Heim“ im rheinland-pfälzischen
Bad Sobernheim, die zentrale Bildungs- und Freizeitstätte der ZWST, hat sich zu einer Art „Markenzeichen“ der jüdischen Sozial- und Jugendarbeit
entwickelt. Von vielen liebevoll nur „Sobi“ genannt,
ist es nicht nur ein Ort für Seminare, Fortbildungsreihen, Familienwochenenden und Ferienfreizeiten,
sondern auch ein Treffpunkt für jüdische Leute aus
ganz Deutschland und manchmal auch aus anderen Ländern. Idyllisch im Nahetal gelegen, trägt
es mit seiner familiären Atmosphäre zur Stärkung
jüdischer Identität bei und fördert die Vernetzung
und den Kontakt von Gemeindemitgliedern und Gemeindemitarbeitern von „8 bis 80“.
Im Herbst 2015 wurde am Max-Willner-Heim tatkräftig geschraubt, gewerkelt und gebaut. Eine ungewohnte Atmosphäre für den Besucher: Dort wo
Seminarteilnehmer oder Jugendliche im Rahmen der
Ferienfreizeiten gemeinsam essen und trinken sowie
lernen, lachen und feiern und eine Vielfalt an Geräuschen die Räume erfüllt, ragte ein weithin sichtbarer Kran in die Höhe und ein Team von Bauarbeitern
und Handwerkern verpasste der Anlage ein zum Teil
„neues Gewand“. Mithilfe einer Förderung des Deutschen Hilfswerks (Deutsche Fernsehlotterie) wurde
das Dach des Wirtschaftsgebäudes grundsaniert
und die 28 Mehrbettzimmer im Bettenhaus komplett neu möbliert. Die Installation einer Akkustikdecke im Wirtschaftsgebäude steht noch aus, auch
ZWST INFORMIERT: MAX-WILLNER-HEIM
Die Sanierung des
Max-Willner-Heims
wurde ermöglicht
durch Mittel der Deutschen Fernsehlotterie
Aron Schuster, stellv. Direktor der ZWST (li.) und
Architekt Axel Hill begutachten die Bauarbeiten
Foto: Martin Köhler
Der Speisesaal des Max-Willner-Heims
hat ein neues Dach
der „Schwingboden“ in der Mehrzweckhalle wird
in absehbarer Zeit saniert. Dann steht auch dieser
Raum wieder für Tanz, Sport und andere Aktivitäten zur Verfügung.
rung und Modernisierung des Max-Willner-Heims
mit einem dritten Seminar- und Veranstaltungsflügel („Mifgash“) und einem aufgerüsteten Medienzentrum abgeschlossen werden.
Übrigens: Der Namensgeber der Einrichtung, Max
Willner war von 1959 bis 1979 Direktor der ZWST.
1957 ging das Areal im Zuge der Entschädigungsleistungen an die Synagogengemeinde Köln und
später an die ZWST.
Nur einige wenige Zahlen verdeutlichen die hohe
Auslastung des MW-Heims. Rund 60 Seminare hat
Der strukturelle Wandel innerhalb der jüdischen
Gemeinschaft lässt sich an der stetigen Vergrößerung und Modernisierung des Max-Willner-Heims
ablesen. Ursprünglich bestehend aus einem Gebäude, wurde es Anfang der 80er Jahre um das
große Bettenhaus erweitert. Doch die Anlage war
auch mit zwei Gebäuden im Laufe der letzten Jahre für die gestiegenen Ansprüche und gewachsenen Besucherzahlen zu klein geworden. Anfang
des Jahres 2008 konnte eine umfassende Erweite-
die ZWST im Jahr 2015 hier durchgeführt: für Sozialarbeiter, für Demenzbegleiter, für Bundesfreiwillige und andere Ehrenamtler, für Jugendbetreuer
und –leiter, für Gabbaim, Vorbeter und Religionslehrer und andere. Rund 220 Kinder und Jugendliche von 8 bis 13 haben im Winter 2014/15 und
im Sommer 2015 ihre Ferien in “Sobi“ verbracht.
Die ZWST freut sich auch weiterhin auf ein „volles
Haus“, alle Interessenten sind herzlich willkommen,
unseren Jahresplan finden Sie auf Seite 10-11.
HvB, ZWST
Die GlücksSpirale fördert Aktivitäten im Max-Willner-Heim
Seit vielen Jahren gehört die GlücksSpirale zu einem
der wichtigsten Förderer der ZWST-Aktivitäten. Die
Einnahmen aus der Lotterie GlücksSpirale tragen
dazu bei, dass die ZWST ihr vielfältiges Angebot im
Max-Willner-Heim durchführen kann. Im Rahmen
eines Pressetermins überreichten Jürgen Häfner
und Thomas Kirsch von Lotto Rheinland-Pfalz
einen symbolischen Scheck über 250.000 €.
v.li.: Jürgen Häfner, Geschäftsführer von Lotto
Rheinland-Pfalz, Beni Bloch, Direktor der ZWST,
Thomas Kirsch, Lotto Rheinland-Pfalz,
Aron Schuster, stellv. Direktor der ZWST,
Foto: Simone Mager
ZWST informiert
Seite 2
„ZWST informiert“ als Online-Version lesen: www.zwst.info
DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: MENSCHEN MIT BEHINDERUNG
Die Inhalte dieser Ausgabe
Editorial
Sanierung des Max-Willner-Heims . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
GlücksSpirale fördert Aktivitäten im Max-Willner-Heim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kunstatelier „Omanut“ in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fortbildungen für geistige und psychische Behinderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Menschen mit Behinderung spielen Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bundesfreiwilligendienst (BFD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst (DIFD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Seminar für Vorbetende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Interview mit Benny Fischer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Jahresprogramm 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Taglit-Reisen nach Israel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Seminare für junge Erwachsene in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Projekt Perspektivwechsel Plus: Fachtagung in Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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BAGFW-Reise nach Israel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fachtagungen von ZWST und BAGFW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ein breites Band des Willkommens für Flüchtlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
BAGFW verleiht Deutschen Sozialpreis 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fachtagung der BAGFW im Januar 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Ein besonderer Herbst im Berliner Kunstatelier „Omanut“
„Dieser Herbst war wirklich etwas Besonderes“,
darüber sind sich die Teilnehmer des Kunstateliers
Omanut einig.
Neujahrsempfang im Kunstatelier Omanut
Die Künstler mit Judith Tarazi (2.v.li.), Janine
Bode (BFD, 3.v.li.) und Sarah Singer (Vizepräsidentin, re.) Foto: Gregor Zielke
Das neue jüdische Jahr wurde gleich zwei Mal begrüßt: Im gewohnten Kreis an unserem Küchentisch mit Äpfeln und Honig und in ganz großer Gesellschaft beim offiziellen Neujahrs-Empfang des
Berliner ZWST-Büros. Dieser fand in den Räumen
des Ateliers statt, als eine schöne Abwechslung
und wunderbare Möglichkeit, die Arbeit und At-
mosphäre einem größeren Publikum zu präsentieren. Die geladenen Gäste haben sich offensichtlich
sehr wohl gefühlt und Mitarbeiter und Teilnehmer
sind gerne Gastgeber gewesen.
www.kunstatelieromanut.de
Nach Sukkot stand dann noch ein großes Ereignis
ins Haus: Der „Tag der offenen Tür“. Im Rahmen
der jährlich in Berlin stattfindenenden „Woche der
seelischen Gesundheit“ kamen viele Besucher, um
sich zu informieren, um an verschiedenen Stationen
im Atelier Kerzen zu gießen, unterschiedliche
kreative Techniken auszuprobieren und um sich
am kleinen Buffet kennen zu lernen. Es herrschte
ein außerordentlich reges Treiben und Team und
Teilnehmer von Omanut waren auch mit dieser
Veranstaltung sehr zufrieden.
Schnell wurde wieder gearbeitet, denn dieses
Jahr fand der Chanukka-Basar der Synagoge
Pestalozzistraße sehr früh statt. Mit seinem
Informations- und Kerzenstand gehört das Atelier
jedes Jahr dazu und konnte sich ein weiteres Mal
in diesem Herbst der Öffentlichkeit präsentieren.
Nach so vielen Ereignissen wird jetzt erst einmal
die winterliche Routine genossen.
Pläne und Ideen für die nächste Zeit gibt es
allerdings genug...
Judith Tarazi, Leiterin
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 3
DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: MENSCHEN MIT BEHINDERUNG
Das Angebot der
ZWST für Menschen
mit Behinderung:
www.zwst.org/
de/menschen-mitbehinderung/
Kontakt und Info
Dinah Kohan
Projektleiterin
[email protected]
Marina Chekalina
T.: 069 / 944 371-19
[email protected]
Fortbildungen zum Thema geistige und psychische Behinderung
Fortbildungen für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter sowie Tagungen für Angehörige und Fachkräfte sind ein fester Bestandteil der ZWST-Aktivitäten für Menschen mit Behinderung. Mittlerweile
haben sich die Inhalte entsprechend der Bedürfnisse zunehmend spezifiziert. In der klassischen
Fortbildung für Sozialarbeiter vom 23. bis 26. November 2015 mit 40 Teilnehmern stand das Thema
geistige und psychische Behinderung erstmalig im
Fokus. An 2 Tagen gehörten sozialrechtliche Unterstützungsmöglichkeiten, Formen der Kommunikation, Angebote der ZWST, Fördermöglichkeiten durch Aktion Mensch und Möglichkeiten der
Burnout-Prävention zum Seminarprogramm. Im
Herbst 2015 gab es weitere Veranstaltungen mit
diesem Schwerpunkt:
Fortbildungstag im Oktober 2015
Dr. Wolfgang Hasselbeck, Psychiater,
Dr. Dinah Kohan,
ZWST Projektleiterin
Das Thema „Älterwerden mit geistiger/psychischer
Behinderung“ beschäftigt Menschen im sozialen
Bereich zunehmend. Am 14. Oktober 2015 veranstaltete die ZWST hierzu eine Fortbildung in der
Henry und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt/M.
Die Dipl.-Gerontologin Dr. Sinikka Gusset-Bährer
und der Psychiater Dr. Wolfgang Hasselbeck begeisterten mit ihren kompetenten, gut aufbereiteten Vorträgen die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen
der ZWST, der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, der
Budge-Stiftung, des Jüdischen Altenzentrums und
des Internationalen Bundes.
Nur wenige Menschen mit geistiger Behinderung
haben die Euthanasiepolitik der Nationalsozialisten überlebt. Verfolgung und Versteck sind
prägende Erlebnisse vieler älterer Menschen mit
geistiger Behinderung. Dr. Gusset-Bährer thematisierte die zu geringe Förderung der Betroffenen
in der Vergangenheit und die Arbeit als wichtigen
Motor zur Stärkung vorhandener Potentiale und
Förderung sozialer Kontakte. Weitere Themen waren die Schwierigkeit eindeutiger Diagnosen (auch
in Abgrenzung zu einer Demenzerkrankung) und
die Bedeutung der Biografiearbeit zur Unterstützung der Kommunikation.
Anders als bei geistiger Behinderung im Alter stellt
sich beim Thema Älterwerden mit einer psychischen Behinderung die Frage: Wird man mit einer
Krankheit alt oder bekommt man eine Krankheit
im Alter? Dr. Hasselbeck widmete sich den Themen Altersdepression, Posttraumatische Belastungsstörung, Schizophrenie, psychosomatische
Störungen, Behandlung im Alter.
Zentral bleibt bei der anspruchsvollen Arbeit mit
älteren Menschen mit einer Behinderung die Förderung von Selbstbestimmung und Selbstständigkeit des Einzelnen. Judith Tarazi, ZWST
Empowerment für Menschen mit einer
psychischen Erkrankung – Fachtagung in
Frankfurt/M.
Wolfgang Schrank,
Geschäftsführer von
„hoffmanns höfe“ und
Victoria Schichmann,
Mitarbeiterin im
ZWST-Autismusprojekt
www.hoffmannshoefe.de
ZWST informiert
Seite 4
Rund 70 betroffene Menschen mit ihren Angehörigen sowie Mitarbeiter und Multiplikatoren aus
verschiedenen Städten Deutschlands trafen sich
vom 01. bis 02. November 2015 im jüdischen Gemeindezentrum Frankfurt.
Der Begriff „Empowerment“ (Selbstbefähigung)
beinhaltet, dass Menschen lernen, ihre Angelegenheiten selber in die Hand zu nehmen und ihre
individuellen, aber auch kollektiven Ressourcen
für eine selbstbestimmte Lebensführung zu nutzen. Die Tagung startete mit einem Vortrag von
Stephan von Nessen, dem Vorsitzenden der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt/M. zum Thema „Extramurale Angebote in der Psychiatrie“. Er
lieferte einen guten Rückblick in die Psychiatrie
der 70er Jahre und informierte über ambulante
Versorgungsangebote „außerhalb der Mauern“
(extramural), wie medizinische Ambulanz, Sozialberatung, Gesprächs-Café u.a.
Wolfgang Schrank, Geschäftsführer von „hoffmanns höfe“ in Frankfurt/M. (Betrieb der gemeinnützigen Gesellschaft für Bildung u. berufliche
Integration mbH) berichtete über Möglichkeiten,
sich beim Aufbau von Selbsthilfegruppen und Ver-
Tagung im Gemeindezentrum Frankfurt/M.
einen zu engagieren. Diese Initiative wird zukünftig stärker mit der ZWST zusammenarbeiten, wir
werden ausführlich darüber berichten.
Dr. Wolfgang Hasselbeck thematisierte in seinem
anschaulichen Vortrag die wichtige Trennung zwischen „psychischer Erkrankung“ und „psychischer
Krise“ und daraus resultierende Hilfsmöglichkeiten.
Dr. Thomas Götz, Leiter der sozialpsychiatrischen
Abteilung des Frankfurter Gesundheitsamtes gab
am 2. Tagungstag einen Einblick die Strukturen
der Gemeindepsychiatrie. Im Rahmen einer Gesprächsrunde zum Thema „Empowerment in der
DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: MENSCHEN MIT BEHINDERUNG
Gemeindepsychiatrie“ informierten Benno Rehn
(Referatsleiter Caritas Mainz), Rainer Kah (Soziale
Inklusion e.V.) und Michelle Hübenthal (frankfurter werkgemeinschaft e.V.) über die Ausbildung
zur „Peerbegleitung“: Ehemalige Betroffene, die
Erfahrungen aus der Psychiatrie mitbringen, absolvieren eine einjährige Ausbildung, um dann
später andere Betroffene zu unterstützen. Beeindruckend war die Teilnahme zweier ehemals psychisch kranker Frauen, die diese Ausbildung absolviert haben und auf dem Podium offen über ihre
Erfahrung berichteten. Eine von ihnen hatte einen
sowjetischen Migrationshintergrund und konnte
in russischer Sprache berichten.
Abschließend äußerten viele Teilnehmer Dankbarkeit, aber auch Anregungen und Wünsche für weitere Veranstaltungen. „Dieses Projekt ist ein zartes
Pflänzchen“, so Dr. Michael Bader, der zusammen
mit Dr. Dinah Kohan die Tagung geleitet hatte,
„und ein guter Anfang für weitere Aktivitäten.“
Dinah Kohan, Keren Kotlyarevskaya, ZWST
Freizeiten für
Menschen mit
Behinderung im
Jahr 2016:
Termine S. 10
Benno Rehn, Caritas Mainz und eine
Peerbegleiterin
Info:
Kontakt in Frankfurt/M. für die Ausbildung zum
Peerbegleiter: frankfurter werkgemeinschaft e.V.,
www.seisofrei.net
Menschen mit Behinderung spielen Theater
Auf den „Straßen unserer Stadt“ ist immer etwas
los. Das wissen auch die Schauspieler, die am 15.
November im gut besuchten Festsaal der Henry und
Emma Budge-Stiftung den Song-Klassiker „Streets
of London“ als ein Improvisationstheaterstück mit
künstlerischen Höhepunkten darboten.
So mischten sich in die bunte Straßenszene die Sängerin Rosanna, die das Publikum mit ihrer Gitarre,
ihrer beeindruckenden Stimme mit selbstgeschriebenen Liedern bezauberte, der Magier Boris, der das
Publikum mit seinen Zaubertricks verblüffte und die
Tanzgruppe Schalom, die mit ihren Tänzen für gute
Stimmung sorgten. Eingerahmt wurde all dies von
einer Straßenszene, die sich an der deutschen Version von „Streets of London“, den „Straßen unserer
Stadt“ orientierte. Das liebevoll gestaltete Bühnenbild, bestehend aus Marktstand und Kneipe, erfreu-
te die Zuschauer, die am Ende mit Keramikblümchen
beschenkt wurden.
Gefördert von der Aktion Mensch und in Kooperation
mit der Henry und Emma Budge-Stiftung und
der ZWST haben die Teilnehmer verschiedener
Selbsthilfegruppen seit Anfang des Sommers
geprobt. Erdacht und inszeniert hat das Ganze
der Heilerziehungspfleger und Theaterpädagoge
Pinchas Kranitz mit Unterstützung von Judith Tarazi
(ZWST-Kunstatelier Omanut, Berlin).
Das Wichtigste sei die Freude, sagt der Regisseur
Kranitz. Dem folgen Wertschätzung und
Aufmerksamkeit, die der Gruppe aus behinderten
und nicht behinderten Menschen entgegen
gebracht wird. Theaterspielen, so Kranitz, stärkt
das Selbstvertrauen, Ängste werden abgebaut und
die Arbeit in der Gruppe holt die Menschen aus der
Isolation.
Das Publikum war begeistert. Beni Bloch, Direktor der
ZWST, Thorsten Krick, Geschäftsführer der BudgeStiftung und Dr. Dinah Kohan, Leiterin des ZWSTBehindertenprojektes finden gute und lobende
Worte für das Projekt und alle Teilnehmenden. Die
Schauspieler verabschieden sich mit dem Hochhalten
großer Porträtfotos, die ein schönes Andenken an
eine wunderbare, zusammen verbrachte Zeit sind.
Schade, dass es schon vorbei ist, findet die Gruppe.
Aber es gibt noch viele ungespielte Stücke und
vielleicht ist nach dem Theater auch wieder vor dem
Theater. Text und Fotos: Judith Tarazi
Neuer Fördernewsletter Aktion Mensch: Hier informiert Aktion Mensch regelmässig über aktuelle
Förderprogramme und geförderte Projekte, gibt Tipps für die Antragstellung und schaut hinter die
Kulissen der Aktion Mensch Förderung. Hinzu kommen aktuelle Service-Angebote und attraktive
Gewinnspiele. www.aktion-mensch.de/projekte-engagieren-und-foerdern
Ein Mitglied der
Schauspieltruppe
Regisseur
Pinchas Kranitz
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 5
DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: BUNDESFREIWILLIGENDIENST
Rund 600 BFDler unterstützen die jüdischen Gemeinden
Info und Kontakt:
Evgenia Petrovski
T.: 069 / 944371-34
[email protected]
Di.-Do., 08-17 Uhr
Seminare 2016
Termine
1. Halbjahr hier:
www.zwst.org/
de/Bundesfreiwilligendienst
Seminarleiter
Ilya Rivin
Workshop bei INTAMT
Der BFD wird vom
Bundesamt für Familie
und zivilgesellschaftliche Aufgaben im
Auftrag des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und
Jugend organisiert
und von der ZWST und
anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen durchgeführt.
ZWST informiert
Seite 6
Als Zentralstelle des Bundesfreiwilligendienstes
fungiert die ZWST als „Regiestelle“, bietet
Information und Beratung und organisiert die
erforderliche pädagogische Begleitung.
Die
Teilnahme am Bundesfreiwilligendienst gestaltet
sich weiterhin erfolgreich, alle vorhandenen Plätze
in den Gemeinden sind belegt. Die ZWST verfügte
im Jahr 2015 über ca. 390 Freiwilligenplätze, aus
diesem Kontingent wurden rund 100 registrierte
Einsatzstellen bedient. Rund 600 Bundesfreiwillige
haben die Arbeit in jüdischen Gemeinden
und anderen Einrichtungen unterstützt und
bereichert. Bedarf und Einsatzmöglichkeiten,
z.B. in der Seniorenarbeit, bei der Unterstützung
des Integrationsprozesses oder innerhalb der
Gemeindeverwaltung bleiben unvermindert hoch.
Die BFDler leisten einen wichtigen Beitrag dazu,
bestehende Angebote in den Gemeinden langfristig
zu sichern, aber auch neue, innovative Bereiche für
ein freiwilliges Engagement zu schaffen. Verbessert
hat sich auch die Situation vieler arbeitsuchender
BFDler, denn einige dieser Projekte wurden
außerhalb
des
Bundesfreiwilligendienstes
fortgeführt und ermöglichten den Übergang in ein
Arbeitsverhältnis.
Für 2016 wird mit einem gleichbleibenden
Teilnehmerkontingent gerechnet. Ergänzt wird
der BFD seit 2015 durch den Deutsch-Israelischen
Freiwilligendienst (DIFD), mehr darüber rechts, S. 7.
Seminare in ganz Deutschland
Die für BFDler obligatorische pädagogische
Begleitung wurde mit insgesamt 23 Seminaren
im Max-Willner-Heim in Bad Sobernheim sowie
regional in verschiedenen Gemeindezentren
organisiert. Darüber hinaus sind weitere Seminare
der ZWST (Fortbildungen des Sozialreferates,
Seminare für junge Erwachsene bei der ZWST
Berlin) auch für Bundesfreiwillige geeignet, was
von vielen BFDlern im Jahr 2015 genutzt wurde.
Aus der Vielfalt der Seminare, die die ZWST im Jahr
2015 für Bundesfreiwillige durchgeführt hat, soll
ein Seminar besonders hervorgehoben werden.
Vom 12. bis 15. Oktober haben 27 Bundesfreiwillige
aus jüdischen Gemeinden in Düsseldorf, Bonn,
Wuppertal, Duisburg, Essen, Dortmund, Köln
und Bielefeld an einer von Ilya Rivin geleiteten
Fortbildung in der jüdischen Gemeinde Düsseldorf
teilgenommen, die mit tatkräftiger Unterstützung
der Sozialabteilung organisiert wurde.
Zum Programm gehörte unter anderem ein Besuch
der weltgrößten internationalen Fachmesse
„REHACARE“ für Rehabilitation, Prävention, Inklusion
und Pflege. Hier lernte die Gruppe unter anderem,
wie man einen Schlaganfall erkennt und Erste Hilfe
leistet. Auch konnten sie an einer praktischen
Übung zur Begleitung demenzkranker Menschen
BFDler bei der Messe „REHACARE“ in Düsseldorf
Internationaler Austausch bei der Akademie
INTAMT e.V.
teilnehmen. Sie erfuhren weiterhin, welche
Selbstorganisationen es in Deutschland gibt und
was Inklusion in der praktischen Umsetzung
bedeutet. Im Rahmen eines Besuchs bei der
internationalen Akademie für Management und
Technologie (INTAMT) e. V. hatten die BFDler die
Möglichkeit, sich in einem Workshop mit hauptund ehrenamtlichen Fachkräften aus Russland, der
Ukraine und Weißrussland über ehrenamtliche
Tätigkeit für Menschen mit Behinderung in Ostund Westeuropa auszutauschen. Zum 4-tägigen
Seminar gehörte auch ein anspruchsvolles
Vortragsprogramm,
z.B.
zum
Thema
„Selbstvertrauen und Vertrauen in die eigenen
Stärken“ mit der Psychologin Maria Gus, die in
Düsseldorf die Telefonseelsorge leitet. Die BFDler
arbeiten in verschiedenen Bereichen wie der Kinder
und Jugendhilfe, Integration, Behindertenhilfe
sowie Gesundheits- und Altenpflege und konnten
von diesem Seminar viel für ihre alltägliche Praxis
mitnehmen. HvB, ZWST, Fotos: Ilya Rivin, INTAMT
INTAMT e. V. wurde 2005 mit dem Ziel gegründet,
den Wissenstransfer zwischen den Staaten der GUS
und der EU zu fördern.
DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT: DIFD
Der Deutsch-Israelische Freiwilligendienst (DIFD) geht in die 2. Runde
Im Mai 2015 wurde der Deutsch-Israelische Freiwilligendienst von Bundesfamilienministerin Manuela
Schwesig ins Leben gerufen. Der Dienst ist eine Kooperation des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Israelischen Ministeriums für Wohlfahrt und Soziales. Die Koordination
wurde der ZWST übertragen.Nach einem erfolgreichen, dreimonatigen Pilotdurchlauf israelischer Freiwilliger in Deutschland (wir berichteten in der letzten
Ausgabe 3-2015), hat sich in kurzer Zeit einiges getan.
Incoming – Israelische Freiwillige in Deutschland
Am 2. November wurden sieben neue Freiwillige aus
Israel von der ZWST in Empfang genommen und auf
einem viertägigen Seminar in Bad Sobernheim intensiv auf ihren Freiwilligendienst vorbereitet. Neben
verschiedenen Workshops, Gesprächen und einem
Deutsch-Crashkurs (geleitet von Mark Krasnov, Lehrer und Jugendzentrumsleiter in Wiesbaden), stand
auch ein Tagesausflug nach Frankfurt auf dem Programm.
Die Israelis zu Besuch in Frankfurt/M.
obere Reihe, v.li.: Fadi, Liron, Suleiman,
Yarah, Orel, untere Reihe, v.li.: Laura Cazés
(Projektkoordinatorin ZWST), Shira, Mark
Krasnov (ZWST), Doaa
Die ZWST freut sich, bereits im Rahmen dieses ersten Jahrgangs nicht nur jüdische Gemeinden als Einsatzstellen gewonnen zu haben, sondern auch mit
Einrichtungen anderer Träger, wie dem Naturschutzbund (NABU) und der Bundesvereinigung Kulturelle
Kinder- und Jugendbildung (BKJ) zu kooperieren.
Die Freiwilligen leisten ihren Dienst in der Synagogengemeinde Köln, bei der Zionistischen Jugend in
Deutschland, in einem Umweltzentrum des Naturschutzbundes, einem Internat für Schüler aus aller
Welt in Rheinland-Pfalz und in einem Kindermuseum
in Dortmund. Die arabischsprachigen Freiwilligen
werden auch in die Arbeit mit jugendlichen Flüchtlingen involviert sein.
Mitzvah Day
Zwei Wochen nach ihrer Ankunft nahmen die jungen
Israelis am Mitzvah-Day 2015 teil und unterstützten
die Helfer der Synagogengemeinde Köln bei einer Aktion in einer Flüchtlingsunterkunft in Köln Porz. Ebi
Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden und
Präsident der ZWST, hielt eine Willkommensrede,
die Suleiman, einer der israelischen Freiwilligen, auf
Arabisch übersetzte. Er verdeutlichte, dass auch die
persönlichen Geschichten vieler jüdischer Gemeindemitglieder von Flucht und Ankommen geprägt
sind und ermutigte die Heimbewohner, wofür er
Beifall und viele dankende Worte erhielt. Viele Heimbewohner suchten das Gespräch mit Ebi Lehrer und
Suleiman und stellten Fragen zum Thema Integration.
Auch der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck war unter den Anwesenden und unterstützte die Mitzvah-Day-Helfer bei der Aktion.
Infos zum DeutschIsraelischen
Freiwilligendienst:
www.
zwst-difd.de
Kontakt:
Laura Cazés, Projektkoordinatorin
T.: 069 / 944371-24
[email protected]
Ebi Lehrer, (Vizepräsident des Zentralrates,
Präsident der ZWST), Suleiman, Laura Cazés
(Projektkoordinatorin, ZWST)
Yarah: „Meine Sorge, man könnte unsere Hilfe ablehnen, sobald wir sagen, dass wir aus Israel sind, erwies
sich als unbegründet. Was mir von diesem Tag dagegen in Erinnerung bleiben wird, ist die Unvoreingenommenheit und Dankbarkeit der Menschen.“
Liron: „Ein arabischsprachiger Freiwilliger unserer
Gruppe übersetzte das Gespräch mit einem jugendlichen Geschwisterpaar aus Syrien, das sich ohne Eltern auf die gefährliche Flucht nach Europa begeben
hatte. Ich kann mir nur in Ansätzen ausmalen, wie
gefährlich diese Reise gewesen sein muss, zunächst
über das Meer und teilweise zu Fuß durch europäisches Festland. Unweigerlich gingen mir Assoziationen zu Flucht und Verfolgung in Europa vor 70 Jahren
durch den Kopf. Dass die jüdische Gemeinde sich nun
in der Flüchtlingshilfe einsetzt und einen solchen
Mitzvah-Day in einem Flüchtlingsheim organisiert,
hat mich zutiefst beeindruckt.“
Mitzvah Day: Vom Zentralrat organisierter Aktionstag für gute Taten. In diesem Jahr haben sich am 15.11.2015
rund 2.000 Freiwillige aus jüdischen Gemeinden und Organisationen in ganz Deutschland beteiligt. Von den
mehr als 120 Projekten in 40 Städten waren etwa ein Drittel Flüchtlingen gewidmet. www.zentralratdjuden.de
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 7
DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT
Doaa: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn
du ein Lächeln auf das Gesicht eines Kindes zaubern
kannst, das sein Zuhause und alles was ihm lieb und
teuer ist, verloren hat. Und trotz dieser schrecklichen
Erlebnisse haben wir es für einen kurzen Moment geschafft, es aufzumuntern und ihm eine kleine Freude
zu bereiten. Das hat mir sehr viel gegeben.“
Ein breites Band des
Willkommens für
Flüchtlinge
(S.19)
Zitate aus dem Engl.
übersetzt von
Laura Cazés
Rodion „at work“ bei der
Organisation „Kivunim“ im Norden Israels
ZWST informiert
Seite 8
Levi schildert die Eindrücke seiner ersten Wochen:
„Gestatten: Levi, 18 Jahre, frischgebackener Schulabgänger, trotz des Namens nicht-jüdisch und dank der
ZWST Freiwilliger für zehn Monate in Jerusalem. Bis
Juni 2015 hätte ich nur wenig Geld darauf verwettet,
einen Freiwilligendienst in Jerusalem ableisten zu
können. Ich bin bisher nie in Israel gewesen, hatte
keine Kontakte und keine Vorstellung von Land und
Leuten.
Mitzvah-Day in einer Flüchtlingsunterkunft
in Köln/Porz
Outgoing – Deutsche Freiwillige in Israel
Am 12. Oktober 2015 hat der Deutsch-Israelische
Freiwilligendienst auch mit der Entsendung deutscher Freiwilliger nach Israel begonnen. Roman und
Levi leisten ihren Freiwilligendienst im ALYN Pediatric
& Adolescent Rehabilitation Center in Jerusalem ab.
Rodion arbeitet bei Kivunim, einer Organisation im
Norden Israels, die junge Menschen mit körperlichen
und geistigen Einschränkungen darauf vorbereitet,
ein weitgehend selbständiges Leben zu führen.
Fotos: ZWST
zu werden, dass ich lediglich ein kleiner, aber machtvoller Teil der Gesellschaft bin, ist einer der vielen
Eindrücke, die ich nach diesem Jahr aus Israel mitnehmen werde.“
Rodion ist wie Roman bereits lange in der Jugendarbeit der ZWST aktiv und suchte nach Abschluss seines Studiums nach einer neuen Herausforderung:
„Man hat mich gefragt, warum ich nach meinem Studium ein ganzes Jahr meiner Zeit opfern will. Daraufhin habe ich meinem Gegenüber die Frage gestellt,
was er machen würde, wenn er die Chance bekäme,
etwas zu tun, was heutzutage kaum noch ein Thema
ist - an seine Mitmenschen zu denken. Sich bewusst
Levi (li.) und Roman im ALYN Pediatric & Adolescent Rehabilitation Center in Jerusalem
Wenige Monate und einige glückliche Zufälle später
sitze ich in einer Wohnung in Jerusalem, und Eindrücke prasseln sintflutartig auf mich ein: Die medizinisch anspruchsvolle, physisch anstrengende und
seelisch nicht immer einfache Arbeit auf einer Station für ca. 15 erwachsene Muskeldystrophie-Patienten in der Rehaklinik ALYN. Die unfassbare Vielfalt an
Ethnien, Landschaften und historisch bedeutenden
Orten auf so kleinem Raum. Die angespannte politische Lage, die Begegnung mit Opfern der Shoah
und deren Nachkommen, die vielen Freiwilligen aus
aller Welt. WG-Leben, wandern, besichtigen, Sprache lernen: Abseits meiner 40-Stunden-Woche ist
eigentlich immer etwas los. Die Vorbereitung war
kurz, das Wasser, in das ich mich wagte, dementsprechend kalt. Doch das Schwimmen lernen in fremdem
Gewässer klappt bisher erstaunlich gut. Ob nun die
eigene Wäsche waschen, anderer Leute Windeln
wechseln oder im Roten Meer tauchen: Ich lerne viel
Neues kennen. Der erste Schock ist überwunden, ich
fühle mich nützlich, gut aufgehoben und bin äußerst
dankbar, hier sein zu dürfen. Grüße aus Israel, Levi
Pfeuffer-Rooschüz.“
Wir blicken gespannt auf das Jahr 2016, wünschen
unseren Freiwilligen weiterhin viel Erfolg und freuen
uns schon auf viele weitere Erfahrungsberichte!
Laura Cazés, ZWST
DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT
Was erreicht die ZWST mit ihrer Jugendarbeit?
Interview mit Benny Fischer, Präsident der European Union of Jewish Students (EUJS)
Benny Fischer (25) hat die ZWST 13 Jahre begleitet und ist ein „wandelndes Beispiel“ dafür, was die
ZWST mit ihrer Jugendarbeit erreichen will. Er hat
Jura und Politikwissenschaften in Hamburg studiert
und ist seit September 2015 der gewählte Präsident
der European Union of Jewish Students (EUJS). Die
EUJS ist der Dachverband von 35 nationalen paneuropäischen Studentenverbänden und vertritt diese
auch politisch bei den europäischen Institutionen
und der UN.
Lieber Benny, was hat dir dein Engagement bei
der ZWST für deinen Lebensweg gebracht? „Ob
als Chanich, als Madrich, als Co-Rosh, Rosh oder als
Referent auf den Madrichimseminaren - ich habe
in der ZWST Freunde fürs Leben finden können und
das nicht zuletzt auch, weil man mir dort viel Vertrauen geschenkt hat, weil ich gefordert und gefördert wurde. Neben diesen Freundschaften hat mir
mein Engagement in der ZWST eine Selbstsicherheit im Umgang mit Anderen, aber auch mit meiner eigenen jüdischen Identität gebracht. Zudem
erlernte ich in all den Jahren eine strukturierte und
kreative Arbeitsweise.“
Wie kannst du das bei deiner neuen Tätigkeit
einbringen? „Als Präsident der EUJS bin ich unter
anderem für die programmatische Ausrichtung der
Organisation zuständig. Das fällt mir aufgrund meiner Zeit bei der ZWST natürlich erheblich leichter,
das beginnt bei Fragen der Methodik und endet
beim Erstellen von Tagesplänen. Freies Sprechen,
Teamfähigkeit und Kreativität sind außerdem Qualifikationen, von denen ich im Alltag natürlich abhängig bin. Strukturiertes Denken und der Umgang mit
Stress werden einem auf einer Ferienfreizeit mit bis
zu 120 Kindern wortwörtlich antrainiert, auch dies
wird mir in meiner heutigen Position konsequent
abverlangt. Ich hätte nicht den Weg nach Brüssel
gewagt, um für eine jüdische NGO zu arbeiten,
wenn ich nicht schon Erfahrungen in jüdischen Organisationen wie der ZWST oder dem Ernst Ludwig
Ehrlich Studienwerk gesammelt hätte.“
www.eujs.org
Foto:
Benny Fischer
„in Aktion“ im
Max-Willner-Heim
Welche Synergien gibt es zwischen Dachverbänden wie der ZWST und der EUJS? „Die Zusammenarbeit mit jüdischen Studenten aus Deutschland
liegt mir am Herzen, nicht zuletzt auch deshalb,
weil ich als erster Deutscher seit fast 20 Jahren an
der Spitze dieser Organisation stehe. Synergien
mit der ZWST ergeben sich aufgrund der sich überschneidenden Zielgruppen (junge Erwachsene von
18 bis 30) sowie gemeinsamen Zielen und Werten.
Mit dem Jugendreferat der ZWST bin ich auch auf
persönlicher Ebene sehr vertraut, weshalb ich mich
über jede Form der Kooperation wirklich sehr freuen würde.“ Vielen Dank! HvB, ZWST
Gottesdienste als Lernstunden: Seminar für Vorbetende in Bad Sobernheim
Die Union progressiver Juden in Deutschland hat
zum ersten Mal im Max-Willner-Heim ein Seminar
durchgeführt. Es war das erste Seminar für Männer und Frauen, die als Laien Gottesdienste leiten.
Nicht jede Gemeinde hat einen Rabbiner oder eine
Rabbinerin jede Woche vor Ort. Wenn diese in anderen Gemeinden tätig sind, übernehmen Laien,
„Schlichej Zibbur“ (Gesandte der Gemeinde) die
Gottesdienstführung.
An zwei Tagen vom 06. bis 08. November haben
Michael Lawton und Deborah Tal-Rüttger die etwa
30 Teilnehmer aus ganz Deutschland, von Kiel im
Norden bis Freiburg im Süden, in zwei Gruppen
in die Kunst der SchaZ-Arbeit (Schlichej Zibbur)
eingeführt. Die meisten Teilnehmer waren schon
mit der Leitung der Kabbalat Schabbat vertraut.
Das Seminar konzentrierte sich auf die Leitung
von Schacharit leSchabbat (Morgengottesdienst).
Während sich die Anfängergruppe eher mit den
praktischen Aspekten ihrer Aufgabe als „Schlichej
Zibbur“ beschäftigt hat, konnte die Fortgeschritte-
nengruppe auch philosophische und theologische
Fragen erörtern, Schacharit leSchabbat betreffend. Die Gottesdienste an diesem Wochenende
waren zugleich auch Lernstunden und so haben
Fragen und Erklärungen das Gebet begleitet.
Deborah Tal-Rüttger
Info: Deborah Tal-Rüttger ist stellv. Vorsitzende
der Union progressiver Juden (UpJ) in
Deutschland und Bildungsreferentin. Sie
war 18 Jahre Vorsitzende und Vorbeterin
in der Jüdischen Liberalen Gemeinde Emet
weSchalom in Nordhessen. Michael Lawton
ist Vorbeter in der Oranienburger Str. in Berlin
und war lange Vorsitzender und Vorbeter in
der liberalen Gemeinde Gescher laMassoret in
Köln. Die UpJ (KdÖR) wurde 1997 gegründet.
Mitglieder sind 26 jüdische liberale Gemeinden
sowie das Abraham-Geiger-Kolleg in Berlin.
Die UpJ ist eine religiöse Organisation, die das
reform-liberale Leben in jüdischen Gemeinden
in Deutschland fördert und unterstützt.
Lesen aus der Torah.
Mit den Referenten
Deborah Tal-Rüttger
(Mi.) und
Michael Lawton
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 9
DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: JAHRESPROGRAMM 2016
Was?
Kontakt
Sozialreferat
Aron Schuster
kommiss. Leiter
069 / 944 371-40
[email protected]
Für alle Termine gilt:
Seminarort:
Bad Sobernheim, falls
keine andere Angabe
Änderungen vorbehalten!
Anmeldungen über die
zuständige Gemeinde
Info BFD:
Viele der regulären
Seminare sind auch
für Teilnehmer am
Bundesfreiwilligendienst geeignet, Info
im Sozialreferat!
Weitere Termine hier:
www.zwst.org/de/
Bundesfreiwilligendienst/Seminare
ZWST informiert
Seite 10
Wann?
Info?
Seniorenfreizeiten
Turnus 1: Für Gruppen reserviert
Turnus 2: Für Gruppen reserviert
Turnus 3: Für Gruppen reserviert
Turnus 4: Für Gruppen reserviert
Turnus 5 (Fasten Esther, Purim)
Turnus 6: Für Frauenbund
Turnus 7 (Pessach)
Turnus 8: Für Alteingesessene (Lag BaOmer)
Turnus 9: Für Holocaustüberlebende (Schawuoth)
Turnus 10
Turnus 11: Für Veteranen
Turnus 12
Turnus 13
Turnus 14
Turnus 15
Turnus 16: Für Gruppen/Seminar reserviert
Turnus 17: Für Frauenbund
Turnus 18 (Rosch Haschana, Jom Kippur)
Turnus 19 (Sukkot, Shemini Azereth, Simchat Thora)
Turnus 20: Für Veteranen
Turnus 21: Für Gruppen reserviert
Turnus 22: Für Gruppen reserviert
Turnus 23: Für Gruppen reserviert
Do. 28.01. - Do. 11.02.2016
Do. 11.02. - Do. 25.02.2016
Do. 25.02. - Mi. 09.03.2016
Mi. 09.03. - Di. 22.03.2016
Di. 22.03. - Di. 05.04.2016
Di. 05.04. - So. 17.04.2016
Mi. 20.04. - Mi. 04.05.2016
Mi. 18.05. - Mi. 01.06.2016
Mi. 01.06. - Mi. 15.06.2016
Mi. 15.06. - Mi. 29.06.2016
Mi. 29.06. - Mi. 13.07.2016
Mi. 13.07. - Mi. 27.07.2016
Mi. 27.07. - Mi. 10.08.2016
Mi. 10.08. - Mi. 24.08.2016
Mi. 24.08. - Mi. 07.09.2016
Mi. 07.09. - Mi. 14.09.2016
Mi. 14.09. - Mi. 28.09.2016
Mi. 28.09. - Do. 13.10.2016
Do. 13.10. - Mi. 26.10.2016
Mi. 26.10. - Mi. 09.11.2016
Mi. 09.11. - Mi. 23.11. 2016
Mi. 23.11. - Mi. 07.12. 2016
Mi. 07.12. - Mi. 21.12.2016
Ansprechpartner:
Larissa Karwin
069/944371-22
[email protected]
Fortbildung Sozialarbeit
Fortbildung für Sozialarbeiter I
Fortbildung für Sozialarbeiter II
Psychosoziale Versorgung (Fortgeschrittene)
Schulung für Demenzbegleiter / Vertiefung
Mo. 09.05. - Do. 12.05.2016
Mo. 21.11.- Do. 24.11.2016
Mo. 08.02. - Do. 11.02.2016
Mo. 05.12. - Do. 08.12.2016
Rivin/Purnik,069/944371-23
Rivin/Purnik,069/944371-23
G.Gubinsky, 069/944371-14
G.Gubinsky, 069/944371-14
Seniorenfreizeiten/Seniorenklubs
Betreuer u. Leiter der Seniorenfreizeit B. Kissingen I
Betreuer u. Leiter der Seniorenfreizeit B. Kissingen II
Leiter und Mitarbeiter in Seniorenklubs I
Do. 10.03. - So. 13.03.2016
Do. 15.09. - So. 18.09.2016
Mo. 11.04. - Do. 14.04.2016
G.Gubinsky, 069/944371-14
G.Gubinsky, 069/944371-14
G.Gubinsky, 069/944371-14
Bikkur Cholim/Chewra Kadischa
Bikkur Cholim I
Bikkur Cholim II
Chewra Kadischa I
Chewra Kadischa II
Mo. 04.04. Mo. 26.09. Di. 17.05. Mo. 14.11. -
Do. 07.04.2016
Do. 29.09.2016
Fr. 20.05.2016
Do. 17.11.2016
L.Karwin, 069/944371-22
L.Karwin, 069/944371-22
L.Karwin, 069/944371-22
L.Karwin, 069/944371-22
Israelischer Volkstanz
Mo. 14.03. - Do. 17.03.2016
L.Karwin, 069/944371-22
Koschere Küche
Mo. 27.06. - Do. 30.06.2016
Assja Kazwa, 069/944371-16
Judentum (Seminar mit Rabbiner Bollag)
Do. 30.06. - So. 03.07.2016
G.Gubinsky, 069/944371-14
Fortbildung Bundesfreiwilligendienst (BFD)
Seminar BFD I
Seminar BFD II
Seminar BFD III
Seminar BFD IV
Seminar BFD V
Seminar BFD VI
Seminar BFD VII
Seminar BFD VIII
Seminar BFD IX
Seminar BFD X
Mo. 18.01. - Do. 21.01.2016
Mo. 01.02. - Do.04.02.2016
Mo. 07.03. - Do. 10.03.2016
Mo. 06.06. - Do. 09.06.2016
Mo. 20.06. - Do. 23.06.2016
Mo. 11.07. -Do. 14.07.2016
Mo. 19.09. - Do. 22.09.2016
Mo. 31.10. - Do. 03.11.2016
Mo. 28.11. - Do. 01.12.2016
Mo. 12.12. - Do. 15.12.2016
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
A.Purnik, 069/944371-23
Mo. 04.07. - So. 10.07.2016
Mo. 05.09. - So. 11.09.2016
Mi. 04.05. - Mi. 11.05.2016
Mi. 11.05. - Mi. 18.05.2016
Frühjahr 2016
M.Chekalina, 069/944371-19
M.Chekalina, 069/944371-19
M.Chekalina, 069/944371-19
G.Gubinsky, 069/944371-14
M.Chekalina, 069/944371-19
Angebot für Menschen mit Behinderung
und Angehörige
Freizeit in Bad Sobernheim I
Freizeit in Bad Sobernheim II
Freizeit in Bad Kissingen
Freizeit für Menschen mit Demenz in B. Kissingen
Fachtagung in Frankfurt /M. für Angehörige
zum Thema Autismus
Adresse:
Kurhotel Eden-Park
Rosenstr. 7
97688 Bad Kissingen
www.kurheim-edenpark.de
Weitere Informationen im Halbjahresprogramm der ZWST 2016: www.zwst.org
DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT: JAHRESPROGRAMM 2016
Was?
Wann?
Wo?
Machanot
Sommermachanot
Turnus 1
Turnus 2
Turnus 3
Do. 21. 07. - Di. 02.08.2016
Do. 04.08. - Mi. 17.08.2016
Mo. 22.08. - So. 04.09.2016
Bad Sobernheim, Italien
Israel-Machane (15 - 19 Jahre)
Do. 28.07. - Do. 11.08.2016
Israel
Wintermachanot 2016/17
22.12.2016 - 02.01.2017
Bad Sobernheim (10-13 J.)
Natz/Südtirol (14-18 J.)
Taglit-Reisen nach Israel
Termine S. 12
Familienseminare
Pessachseminar, Turnus 1
Pessachseminar, Turnus 2
Familienseminar Sommer
Fr. 22.04. - Di. 26.04.2016
Di. 26.04. - So. 01.05.2016
So. 10.07. - So. 17.07.2016
Projekt 18+/Junge Erwachsene (18-35)
Jugendkongress
March of the Living
Sommerferienwoche
Do. 24.03. - So. 27.03.2016
So. 01.05. - Fr. 06.05.2016
Mo. 05.09. - So. 11.09.2016
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Italien
Frankfurt am Main
Polen
Italien
Kontakt
Jugendreferat
Nachumi Rosenblatt
Leiter
069 / 944 371-13
[email protected]
Für alle Termine gilt:
Seminarort:
Bad Sobernheim, falls
keine andere Angabe
Änderungen vorbehalten!
Fortbildungen
Anfänger in der Jugendarbeit
Anfänger in der Jugendarbeit I
Anfänger in der Jugendarbeit II
Anfänger in der Jugendarbeit III u. IV
Anfänger in der Jugendarbeit V
Anfänger in der Jugendarbeit VI
Fr. 12.02. - So. 14.02.2016
Fr. 11.03. - So. 13.03.2016
Mi. 04.05. - So. 08.05.2016
Fr. 23.09. - So. 25.09.2016
Fr. 11. 11. - So. 13.11.2016
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Inhouse-Schulung für Madrichim
März/April 2016
Info folgt
Vorbereitungsseminare Machanot
Seminar: Vorbereitung Sommermachanot 2016
Seminar: Vorbereitung Wintermachanot 2016/17
Mi. 04.05. - Fr. 06.05.2016
Fr. 11.11. - So. 13.11.2016
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Treffen der Jugendzentrumsleiter
Fr. 07.10. - So. 09.10.2016
Bad Sobernheim
Fortbildung Erzieher
Seminar
Seminar
Fr. 12.02. - So. 14.02.2016
Fr. 09.09. - So. 11.09.2016
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Treffen Kindergarten-/Kitaleiter
Treffen Kitaleiter
Treffen Kitaleiter
Fr. 12.02. - So. 14.02.2016
Fr. 09.09. - So. 11.09.2016
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Fachtagung für Religionslehrer
in Kooperation mit dem Zentralrat
Jona Gross
Tel.: 069 / 944371-18
[email protected]
(Machanot, Seminare)
So. 14.02. - Di. 16.02.2016
Bad Sobernheim
Fortbildung Vorbeter
Seminar
Seminar
Seminar (für liberale Gemeinden)
Fr. 05.02. - So. 07.02.2016
Fr. 09.09. - So. 11. 09.2016
Fr. 26. 02. - So. 28.02.2016
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Bad Sobernheim
Iris Elkabets-Rosen
Tel.: 069 / 944371-24
[email protected]
(Pädagog. Zentrum)
Fortbildung Gabaim
Fr. 23.09. - So. 25.09.2016
Bad Sobernheim
Weitere Informationen im Halbjahresprogramm der ZWST 2016: www.zwst.org
Anmeldungen über die
zuständige Gemeinde
Ansprechpartner des
Jugendreferates:
Inka Margulies
Tel.: 069 / 944371-17
[email protected]
(Verwaltung,Seminare)
Daniela Sobol
Tel.: 069 / 944371-25
[email protected]
(Pädagog. Zentrum)
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 11
DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT: TAGLIT
Taglit-Reisen nach Israel
Teilnehmerrekord im Sommer 2015, ausgebuchte Wintersaison 2015/16
Taglitreisen
Sommer 2016
Ab Frankfurt:
18.07. – 28.07.2016
21.07. – 31.07.2016
01.08. – 11.08.2016
09.08. – 19.08.2016
14.08. – 24.08.2016
18.08. – 28.08.2016
Seit 2012 sind die ZWST und der Zentralrat Partner von Taglit in Deutschland. Das Projekt „Taglit
- Birthright Israel“ ermöglicht jungen jüdischen Erwachsenen (18-26 Jahre) weltweit eine 10-tägige
Bildungsreise nach Israel, einschließlich Flug, Unterbringung, Führungen und Ausflügen sowie kultureller Aktivitäten. Die ZWST ist die Anlaufstelle
für Taglit in Deutschland und damit auch die erste Adresse für potentielle Teilnehmer, sie ist das
Bindeglied zwischen Taglit und den 3 Reiseveranstaltern (EZRA, Israel Experience, Tlalim Israel Outdoors). Die ZWST unterstützt die Reiseveranstalter
bei der Auswahl der Madrichim und führt Vor- und
Nachbereitungsseminare durch.
Ab Berlin:
25.07. – 04.08.2016
01.08. – 10.08.2016
18.08. – 28.08.2016
Weitere Infos:
www.zwst.org/de/
taglit
Ansprechpartner bei
der ZWST:
Nachumi Rosenblatt
T.: 069 / 944371-13
[email protected]
Vor der Klagemauer in Jerusalem
Im Sommer 2015 wurden 10 Reisen mit insgesamt
362 Teilnehmern durchgeführt - ein neuer Rekord
von Teilnehmern aus Deutschland. In der Wintersaison 2015/2016 finden 6 Reisen mit rund 200
Teilnehmern statt.
Vorbereitung für die Winter-Taglitreisen
Für die kommenden Winter-Taglitreisen 2015/16
trafen sich 10 Madrichim vom 13. bis 15. November zu einem Vorbereitungsseminar in Bad Sobernheim. Im Rahmen produktiver Workshops mit dem
Team der ZWST suchten die Madrichim aller Reiseveranstalter nach Wegen, jede einzelne Taglitreise individuell und effektiv zu gestalten. Neben
dem methodischen Input für die Durchführung
von Programmen in Israel, referierte Oren Osterer, Organisator der diesjährigen Maccabi Games in
Berlin, über die aktuellen Herausforderungen der
jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Das positive Feedback, die gelungene Atmosphäre während des Shabbats und das erfolgversprechende
Programm haben die Teilnehmer sowie das ZWSTTeam noch einmal darin bestätigt: „Gemeinsame
Vorbereitung ist das A und O für jede Taglitreise!“
Arthur Bondarev, Referent
Nachtreffen der Sommer-Taglitreisenden
Parallel zum Vorbereitungsseminar fand ein Nachtreffen für rund 40 Teilnehmer der diesjährigen
Sommer-Taglitreisen statt. Man hat einen wunderschönen Shabbat zusammen verbracht mit
interessanten und informativen Workshops. Unter anderem referierte Shahrzad Osterer (Politikwissenschaftlerin und Freie Journalistin) über die
aktuelle politische und soziale Lage in Israel und
am Abend gab es ein unterhaltsames Programm
der Madrichim. Dabei ging es um die typische Taglit Reise und was man alles in Israel erleben kann.
Anton Tsirin, Madrich, Jugendzentrumsleiter Köln
Highlights und Stationen der Taglit-Reisen
Das Programm der Taglit-Reisen ist abwechslungsreich und so gestaltet, dass die Teilnehmer so viel
wie möglich von Israel sehen, erleben und dabei lernen können. Dazu gehört ein mehrtägiger
Aufenthalt in Jerusalem: Ein Besuch der Altstadt,
der Klagemauer, der Knesset und des Museums
Yad Vashem gehört in das Pflichtprogramm jeder
Taglit-Reise. In Tel-Aviv können die Teilnehmer ihre
Freizeit auf dem weltbekannten Shuk (Markt) verbringen und besuchen außerdem die Altstadt von
Jaffa und die Independence Hall, wo durch Ben
Gurion der Staat Israel ausgerufen wurde. Auf dem
Weg zum Toten Meer, wo die Teilnehmer Sonne
tanken und „schwimmen“ können, gibt es einen
Halt in der Negevwüste, wo ihnen von Beduinen
ein Kamelritt mit anschließender Übernachtung
in Zelten angeboten wird. Vor der Morgendämmerung unternimmt man eine Wanderung zur
Festung Masada, wo man einen atemberaubenden Sonnenaufgang erlebt. Zum Abkühlen fahren
viele Gruppen zu den Wasserfällen von Ein Gedi,
nach Tveria zum Kinneret oder in den Norden zum
Strand und den Bahai-Gärten nach Haifa. Ein weiteres Highlight ist das Rote Meer und der Dolphin
Reef in Eilat. Jede Gruppe und jede Tour ist unterschiedlich, doch für alle ist es ein unvergeßliches
Erlebnis. Alex Bondarenko, ZWST
Wanderung zur Festung Masada
ZWST informiert
Seite 12
ZWST BERLIN: PROJEKT 18+
„Zwangsehe oder wahre Liebe?“
Seminar für junge Erwachsene zu den 50jährigen deutsch-israelischen Beziehungen
Gespannte und diskussionsfreudige Seminargäste,
durchweg hochkarätige Referenten, ein schöner
Tagungsort – so erfolgversprechend „bestückt“
wurde das Seminar des Internationalen Büros der
ZWST vom 16. bis 18. Oktober ein Highlight im Jubiläumsjahr.
40 Teilnehmende hatten im Berliner Mark Hotel
drei Tage lang Gelegenheit, ausführlich der Frage
nachzugehen: Zwangsehe oder wahre Liebe? Wie
lässt sich die Qualität der Beziehungen zwischen
Deutschland und Israel am Ende eines Jahres voller festlicher Jubiläumsveranstaltungen beurteilen?
Hindernisse und Chancen
Die bilateralen, vielfältigen und lebendigen Beziehungen der beiden Länder sind eine große und
wichtige Errungenschaft, so lautete der einhellige
Tenor. Und doch, auch tiefe Skepsis kam zur Sprache. Die Beziehung sei nicht ausbalanciert, betonte
nicht nur Eldad Beck von der israelischen Zeitung
Yediot Ahronot. In Israel habe man ein überwiegend positives Deutschlandbild, in Deutschland
stehe die Bevölkerungsmehrheit Israel negativ
gegenüber. Beck machte dafür v.a. den Antisemitismus in Deutschland und Europa verantwortlich.
„Besonders gut, besonders sensibel, besonders belastet“, so charakterisierte auch Johannes Gerster,
ehemaliges Bundestagsmitglied und Ehrenpräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG)
das Verhältnis. Dies sei einerseits auf die historische Schuld Deutschlands und die unmittelbare
Nachkriegshistorie zurückzuführen. In dieser Zeit
habe Israel mit Deutschland keinen Kontakt haben wollen, was sich erst nach dem Luxemburger
Abkommen 1952 („Wiedergutmachungsabkommen“) langsam geändert habe. Auch Gerster benannte den Antisemitismus und die in erster Linie
negative Nahostberichterstattung als Haupthindernisse für ein positives Israelbild in Deutschland.
In der Diskussion nach den Chancen für offizielle
Friedensverhandlungen im Nahen Osten befragt,
zeichnete Gerster ein wenig erfreuliches Bild für
die nähere Zukunft, betonte aber leidenschaftlich
– auch gegen Proteste aus dem Auditorium - dass
nur durch Miteinandersprechen die Konflikte lösbar seien. „Die Zeit ist nicht reif für Verhandlungen,
aber man kann Verständigung vor Ort, im Rahmen
privater Initiativen, auf Minister- und Staatssekretärsebene, ohne Öffentlichkeit und Profilierung,
vorantreiben“, sagte Gerster.
Im Gespräch mit Volker Beck, Bundestagsmitglied
und Träger des unlängst vom Zentralrat verliehenen Leo-Beck-Preises, und dem Gesandten des
Staates Israel, Rogel Rachman, richteten Referenten und Teilnehmer ebenfalls deutliche Worte an
die Bundesregierung. „Deutsche Politiker sollten
sich mehr mit der Vermittlung von Gesprächen
zwischen Israelis und Palästinensern befassen, als
mit der Kennzeichnung von Artischocken aus der
Westbank und den Siedlungsgebieten“, betonte
Volker Beck. Rachman forderte die Bundesregierung dazu auf, sich in der EU dezidierter für eine
zumindest neutrale Haltung gegenüber Israel einzusetzen.
Kontakt ZWST Berlin
Internationales Büro
Sabine Reisin
T.: 030 / 257 6099-10
[email protected]
Michael Rimmel, Sprecher des Bundestagspräsidenten Norbert
Lammert im Gespräch
mit Seminarleiterin
Sabine Reisin
Lukas Welz, Vorsitzender des Jungen Forums der
Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) bei der
Diskussion zu seinem Vortrag
Ein optimistischer Blick auf die Zukunft der
deutsch-israelischen Beziehungen veranlassten
Lukas Welz, Vorsitzender des Jungen Forums der
DIG und Michael Rimmel, Sprecher des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, die Teilnehmer
zu eigenen Aktivitäten anzuregen. Events wie der
Kippah-Flash-Mob in Hannover oder die Zukunftswerkstätten der DIG seien geeignete Foren, um
praktische Solidarität mit Israel zum Ausdruck zu
bringen und „junge“ Beziehungen durch junge
Menschen mit Leben zu füllen. Ein gutes Beispiel
dafür sei auch die Umwelt-Plattform für Young
Professionals, greenXchange, die von der DIG zusammen mit dem Jüdischen Nationalfonds (Keren
Kayemeth Leisrael, KKL) ins Leben gerufen wurde.
Sie ist vielen Teilnehmern aus dem „Jewcology“Projekt der ZWST bekannt.
Deutschland – Israel: Ein gutes und problematisches Verhältnis?
Aus der Sicht des Wirtschaftsexperten könnten
alle Vorurteile in der deutschen Öffentlichkeit gegenüber Israel leicht zu „unbedeutendem Grundrauschen“ werden, wie Norman Nathan Gelbart,
in beiden Ländern tätiger Wirtschaftsanwalt, versicherte. In seinem mitreißenden Beitrag wurde
ein Bild gefestigter und stetig wachsender wirtschaftlicher Beziehungen gezeichnet, untermauert von Fakten: Israel ist der drittgrößte Handelspartner Deutschlands und schon lange nicht mehr
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 13
ZWST BERLIN: PROJEKT 18+
nur der Produzent und Exporteur von Jaffa-Orangen: Konzerne wie Siemens, SAP oder die Deutsche Telekom tätigen hohe Investitionen in Israel.
Immer mehr Joint Ventures sind zu verzeichnen,
und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenkende Anwendungen wie Skype und Whatsapp oder
medizintechnische Errungenschaften wie die Kapselendoskopie für diagnostische Verfahren sind
israelische Entwicklungen. Die weltweit einmalige
Tropfschlauch-Bewässerung von Netafim findet
nicht nur in Israel und anderen wasserarmen Ländern der Erde Anwendung in der Landwirtschaft,
sondern erfreut sich auch im europäischen Weinanbau wachsender Beliebtheit.
Immerhin, so entließ Gelbart mit einem Augenzwinkerten seine Zuhörer, habe es auch zu Zeiten,
als niemand Beziehungen zum jeweils anderen
Land aufnehmen wollte, in Israel schon den VWKäfer, Mercedes-Autos und Nivea-Creme gegeben.
Sabine Reisin, Seminarleiterin, ZWST Berlin
Shoah - ein Bildungsthema für die junge jüdische Generation
Ein weiteres Seminar des Internationalen Büros
wurde zum Thema „Wir sind die Enkel. Die dritte
Generation nach der Shoah“ vom 27. bis 29. November organisiert. Der Teilnehmerkreis umfasste
35 junge Erwachsene aus jüdischen Gemeinden
in Deutschland, außerdem auch Teilnehmer aus
Wien, Prag und Israel, mehrheitlich Studenten,
einige schon berufstätig. Die Veranstaltung zielte
darauf ab, Angehörigen der dritten Generation mit
überwiegend russisch-jüdischem Migrationshintergrund eine informelle und formelle Auseinandersetzung mit der Shoah in der geschützten und
familiären Atmosphäre einer jüdischen Organisation zu ermöglichen.
Fotos:
Anton Krüger
ZWST informiert
Seite 14
stitut für Geschichtsarbeit, Berlin) und Prof. Dr.
Micha Brumlik (Senior Advisor, Zentrum Jüdische
Studien Berlin-Brandenburg) regten zu Diskussionen und vielen Fragen an. Micha Brumlik sprach
über die Singularität der Shoah, die angesichts anderer Genozide oft in Frage gestellt wird. Er hob
als einzigartiges Merkmal neben der industriell
geplanten und durchgeführten Vernichtung der
europäischen Juden die Tatsache hervor, dass es
durchweg die Eliten der deutschen Gesellschaft
waren, die den Massenmord befürworteten,
stützten und z. T. direkt verantworteten: Ärzte, Juristen, Militärs und Theologen.
Seminar für junge Erwachsene in Berlin
Dialog auf Augenhöhe,
li.: Referentin Marina Chernivsky (ZWST)
Hervorzuheben sind der einführende Vortrag von
Marina Chernivsky (ZWST) zum Thema „Das Gedächtnis der Enkelgeneration“, die Lesung der Juristin und Schriftstellerin Channah Trzebiner („Die
Enkelin oder: Wie ich zu Pessach die vier Fragen
nicht wusste“) sowie die Reflexion mit der Berliner
Sozialpädagogin Bettina Schwitzke zur Frage „Was
bedeutet die Verfolgung der jüdischen Großeltern
während der NS-Zeit für das Leben der Enkel“.
Benny Fischer, (Präsident der European Union of
Jewish Students) thematisierte in seinem Workshop „Die Last der Shoah und wie junge Juden
heute damit umgehen.“ Bei allen Programmpunkten wurde intensiv diskutiert, ob und wie die familiären Belastungen durch die Shoah in die dritte
Generation tradiert wurden und welche Lebensfragen und Probleme sich daraus ergeben können.
Auch die historisch orientierten Vorträge des
Rechtshistorikers Ralf Oberndörfer (HISTOX, In-
Ein Highlight für viele war der Dialog auf Augenhöhe mit Referenten aus der überwiegend gleichen
Generation. Es gab einen breiten Austausch über
die individuellen Lebens- und Familiengeschichten und Fragen der jüdischen Identität. Fast alle
Teilnehmer und Referenten kommen aus Familien, die aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion
zugewandert sind. Dr. Alina Gromova (Ethnologin
und Migrationsforscherin, Guide im Jüdischen
Museum Berlin) thematisierte in ihrem Vortrag
„Generation Kosher Light“ das Leben junger russischstämmiger Juden in Berlin und ihren Weg, ihr
Jüdischsein für sich individuell zu definieren.
Das Spannungsfeld zwischen Immigrationserfahrungen, dem Willen zur Integration und der oft
erst in Deutschland ausgeprägten jüdischen Identität war ein großes Thema. Nicht zufällig wurde
das Angebot einer offenen Diskussionsrunde bis in
den späten Samstagabend genutzt. Sabine Reisin,
Seminarleiterin, ZWST Berlin
ZWST INFORMIERT: PERSPEKTIVWECHSEL PLUS
Gefühlserbschaften im Umbruch
Fachtagung des Projektes Perspektivwechsel Plus
Vom 30.11. bis 01.12.2015 fand die 8. Fachtagung
der ZWST in Thüringen statt. Sie ist ein Bestandteil
des Modellprojekts „Perspektivwechsel Plus“, das
in Trägerschaft der ZWST und im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und des Thüringer Landesprogramms „Denk Bunt“ im Freistaat
Thüringen breitflächig umgesetzt wird. Die Konferenz „Gefühlerbschaften im Umbruch“ setzte sich
zum Ziel, dem emotionalen Erbe des Nationalsozialismus auf die Spur zu kommen und seine individuellen wie auch gesellschaftlichen Wirkungen
interdisziplinär in den Blick zu nehmen. Die Zielgruppe der Konferenz waren Multiplikatoren der
gesellschaftspolitisch orientierten Bildungs- und
Sozialarbeit, Lehrer, Studierende, Wissenschaftler
sowie Mitarbeitende von Polizei und Verwaltung.
ZWST-Direktor Beni Bloch, Anne Molls (Referentin des Bundesfamilienministeriums), Dr. Andreas
Jantowski (Direktor des langjährigen Kooperationspartners THILLM) und Mirjam Kruppa (Beauftragte für Migration, Integration und Flüchtlinge
des Freistaates Thüringen) begrüssten die rund
130 Teilnehmer am Tagungsort Neudietendorf bei
Erfurt.
Die Geschichte des Nationalsozialismus ist eine
familienbiographische und gleichzeitig eine kollektive Angelegenheit. Sie gilt bis heute als nicht
überwunden und prägt im Wesentlichen die Beziehungen der Generationen nach 1945 untereinander. Ihr machtvolles Nachwirken macht sich
beispielsweise darin bemerkbar, wie gruppenbezogene Ressentiments sowie aktuell-politische
Stimmungslagen gesellschaftlich wahrgenommen,
gedeutet und eingeordnet werden. Das Erbe des
Nationalsozialismus ist also in doppelter Hinsicht
relevant: einerseits in der Familie, zwischen den
Generationen, anderseits in aktuellen öffentlichen
Debatten (z. B. über Flucht und Migration), der nationalen Erinnerungskultur und Selbstverständnissen von Bildungsinstitutionen.
Die einzelnen Tagungsbeiträge bildeten zusammen einen interdisziplinären Ansatz zur Verdeutlichung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoah aus unterschiedlichen
historischen und biographischen Perspektiven.
Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionsrunden und
6 thematischen Workshops konnten verschiedene Teilaspekte aufgezeigt sowie Verbindungen zu
gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen
Debatten hergestellt werden. „Kein Entsetzen, keine Trauer. Das Verschwinden der Täter ist eine erneute Pein für die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Täter verschwanden und verschwinden oft bis
heute noch im Gedächtnis der Familien, in Institutionen und im öffentlichen Raum“, so im Beitrag
von Ute Althaus (Psychotherapeutin, Basel) zum
Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit dem NS.
„Dort, wohin die Sprache nicht reicht, das extreme
Trauma, das nicht integrierbar ist“, so im Vortrag
von Dr. Kurt Grünberg (Sigmund-Freud-Institut,
Frankfurt/M.) zum Szenischen Erinnern der Shoah.
Der Film von Yael Reuveny (Dokumentarfilmerin,
Berlin) „Schnee von Gestern“ warf weitere familienbiographische Fragen auf.
In einer Podiumsdiskussion am zweiten Tagungstag
ging es um Gefühlserbschaften aus ostdeutschen
Perspektiven und darum, „die psychohistorische
Situation Ostdeutschlands im gemeinsamen Gespräch zu erfassen“, so Jana Scheuring, Bildungsreferentin im Projekt.
In ihrem Schlusswort betonte Ulrike Wagner von
der Universität Leipzig: „Heute stehen wir alle
vor der Aufgabe, die Bedeutung der allgemeinen
Geschichte mit den Geschichten der Einzelnen
zusammenzudenken.“ Sie schloß mit den Worten:
„Nicht die Geschichte an sich, sondern das, was
die Geschichte in uns hinterlassen hat, ist heute
relevant.“ Diese Tagung war für viele Beteiligten
ein Balanceakt, das Persönliche mit dem Kollektiven zu verweben und die Notwendigkeit einer
psychohistorischen wie auch familienbiographi-
Projektleitung:
Marina Chernivsky
T.: 0176 / 22 50 84 07
info@
zwst-perspektivwechsel.de
Tagungsleitung:
Marina Chernivsky
Tagungsmoderation:
Christiane Friedrich
Tagungsorganisation
Rene Andre Bernuth
Tagungskonzeption:
Marina Chernivsky
Jana Scheuring
Christiane Friedrich
Judith Steinkühler
THILLM:
Thüringer Institut für
Lehrerfortbildung,
Lehrplanentwicklung
und Medien
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 15
ZWST INFORMIERT: KOMPETENZZENRTUM
schen Betrachtung zu erwägen. Gerade in der Anerkennung und dem Wissen um die Verwobenheit
von kollektiven und individuellen Prägungen entsteht die Fähigkeit die eigenen Gefühlserbschaften
zu verstehen und gleichzeitig die Narrative der anderen zu entdecken und anzuerkennen.
Ein (Seminar)- und Tagungsraum mit vielen verschiedenen, gar konträren Geschichten ist gleichzeitig eine außergewöhnliche Gelegenheit für einen Neubeginn der Eigenreflexion und des Dialogs.
Marina Chernivksy, Projektleitung,
Fotos: Rafael Herlich
Empowerment für die jüdische Community: Herbstakademie in Berlin
PRÄVENTION UND EMPOWERMENT.
ZWST-Kompetenzzentrum für Prävention
und Empowerment
c/o Rohnstock
Biographien
Schönhauser Allee 12
10119 Berlin
Die diesjährige Herbstakademie „Geteilte Geschichten - gemeinsame Erfahrungen: Antisemitismus als persönliche Erfahrung und soziales
Phänomen“ ist ein Bestandteil des neuen Kompetenzzentrums der ZWST für Prävention und Empowerment (s. Ausgabe 3-2015).
Projektleitung:
Marina Chernivsky
T.: 0176 / 22 50 84 07
chernivsky@
zwst-kompetenzzentrum.de
Reflexion über Antisemitismus
Foto: Gregor Zielke
KIgA:
Kreuzberger Initiative
gegen Antisemitismus
www.kiga-berlin.org
ZWST informiert
Seite 16
Das primäre Anliegen des Zentrums ist die Stärkung der jüdischen Gemeinschaft in ihrem Umgang mit Antisemitismus und Diskriminierung.
Hierfür bietet der Ansatz des „Community Coaching“ Seminare, Schulungen und Fachberatung
an. Seit Jahren gibt es erfolgreiche Projekte im
Bereich der Holocaust Education, Antidiskriminierungspädagogik und Antisemitismusprävention.
Im Rahmen der Förderung zur Strukturentwicklung bundeszentraler Träger durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ kann die Arbeit
der ZWST nun auch auf das Strukturfeld „Empowerment der jüdischen Community“ ausgeweitet werden. Das Zentrum plant themenbezogene
Empowerment- und Qualifizierungsprogramme
für Jugendliche und Erwachsene und entwickelt
innovative Empowerment-Formate für Einrichtungen und Institutionen. Neben der Förderung
durch den Bund wird der Aufbau des Kompetenzzentrums durch das Thüringer Landesprogramm
"Denk Bunt", das Ministerium für Bildung, Jugend
und Sport des Landes Brandenburg und die F.C.
Flick Stiftung Brandenburg unterstützt.
Die 3-tägige Herbstakademie richtete sich an
jüdische Studierende sowie Mitarbeitende von
jüdischen Institutionen, u.a. im Bereich der Kin-
der- und Jugendbildung. Die Veranstaltung mit
16 Teilnehmern bot einen Seminar- und Begegnungsraum für Reflexion über Antisemitismus als
persönliche Erfahrung und soziales Phänomen.
Das Leitmotiv war die Sensibilisierung, aber auch
fachlicher Input, insbesondere im Hinblick auf die
Qualifizierung im Umgang mit Antisemitismus
im privaten und beruflichen Alltag. Die doppelte
Aufgabe der Schulung und Handlungsaktivierung
spiegelte sich im Seminarprogramm wider: Die
Reflexion über das Familiengedächtnis ging in die
Auseinandersetzung mit dem eigenen Verständnis
von Antisemitismus und wechselte sich mit fachlichen Inputs zu Manifestationen des Antisemitismus aus soziologischer und psychologischer Perspektive ab. Ein weiterer Schritt war die Analyse der
bisherigen Bewältigungsstrategien im Umgang mit
antisemitischen Vorfällen und Generierung neuer Umgangsformen. Neben dem biographischen
Reflexionsraum und fachlichen Analysen hat die
Herbstakademie ein Fachgespräch anbieten können. Anne Molls (Bundesprogramm „Demokratie
leben!“), Aycan Demirel (KIgA), Irina Katz (Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Freiburg), Juri
Goldstein (Stellv. Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde Thüringen) und Mathias Wörsching
(Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus,
Berlin) haben ihre Erfahrungen, Ansätze und Perspektiven auf das Thema vorgestellt sowie weitere Bedarfe erkundet. Die Intention der künftig im
jährlichen Turnus stattfindenden Herbstakademie
ist die Etablierung einer gemeinsamen Plattform
für Dialog, Empowerment und Professionalisierung im Bereich der Antisemitismus- und Diskriminierungsprävention. Marina Chernivsky, Projektleiterin
O-Töne von Teilnehmern
„Für mich war es eine komplette Überraschung. Ich
habe trockenen Input erwartet, aber hier wurde
uns eine Möglichkeit gewährt, endlich darüber
sprechen zu können. Um damit fertig zu werden
und darüber hinaus aktiv zu werden, brauche ich
mehr als eine Perspektive.“
„Ich möchte keine Opferrolle, dort wo es um andere Dinge geht. Ich will begreifen, wo ich selbst
aktiv werden kann, und vor allem wie ich das tun
kann, ohne in Paranoia zu verfallen.“
ZWST INFORMIERT: ISRAELREISE DER BAGFW
Das Rad nicht neu erfinden: Präsidenten und Vorstände der Wohlfahrtsverbände
besuchen soziale Einrichtungen in Israel
Die Israelreise der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) mit den Präsidenten und Vorständen der Wohlfahrtsverbände
gehört seit langem zum Programm der ZWST.
Vor dem Hintergrund des 50jährigen Jubiläums
der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel hatte die Reise in
diesem Herbst vom 18. bis 22. Oktober ein besonderes Gewicht.
Im Alyn-Krankenhaus in Jerusalem mit 5 jungen
Freiwilligen des DRK und der ZWST
v.li. Ebi Lehrer, Ulrich Lilie, Donata Freifrau
Schenck zu Schweinsberg, Dr. Ralf Kleindiek ,
Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Prof. Dr. Georg Cremer,
Maria Loheide, Foto: Dr. Gerhard Timm
Zu den Teilnehmern gehörten: Ebi Lehrer (Präsident der ZWST), Beni Bloch (Direktor der ZWST),
Sarah Singer (Vizepräsidentin), Dr. Ralf Kleindiek
(Staatssekretär im Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend, BMFSFJ), Prof. Dr.
Rolf Rosenbrock (Vorsitzender des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes), Ulrich Lilie (Präsident der
Diakonie Deutschland), Maria Loheide (Diakonie,
Vorstand Sozialpolitik), Donata Freifrau Schenck
zu Schweinsberg (Vizepräsidentin des Deutschen
Roten Kreuzes, DRK), Prof. Dr. Georg Cremer (Generalsekretär der Caritas), Wilhelm Schmidt (Präsident der Arbeiterwohlfahrt, AWO), Wolfgang Stadler (Vorsitzender der AWO) und Dr. Gerhard Timm
(Geschäftsführer der BAGFW).
Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, Vizepräsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)
schildert in einem authentischen Reisebericht ihre
Eindrücke:
„Im Rahmen der Begrüßung durch Ebi Lehrer
und die Gesandte der deutschen Botschaft, Frau
Eversen informierte man uns über die politische
Situation. Im Hafen von Yaffo, beim Abendessen,
war die allgemeine Stimmung, trotz der aktuellen
Konflikte, gelöst und friedlich.
Am ersten Tag besuchten wir das Alyn Krankenhaus in Jerusalem. Während der Fahrt entlang
der geplanten Eisenbahnline Tel Aviv-Jerusalem,
berichtete Sarah Singer über die Aktivitäten des
Jüdischen Nationalfonds (Bewässerung, klimaangepasste Aufforstung). Das in den 30er Jahren
gegründete Hospital ist bis heute eines der berühmtesten ´Pediatric & Adolescent Rehabilitation
Center` der Welt. Körperlich behinderte Kinder
bekommen ´all the love they need`. Wir trafen
junge Menschen, die hier als Freiwillige des DRK
in Mecklenburg-Vorpommern ein Soziales Jahr
absolvieren. Auch zwei junge Männer der ZWST
engagieren sich hier im Rahmen des Deutsch-Israelischen Freiwilligendienstes (S.8).
Beim Treffen mit Ali Cohen, dem israelischen
Staatssekretär für Senioren, betonte Dr. Ralf
Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, dass es eine Ehre sei, in Israel zu sein. Wir
wünschen uns einen engeren Austausch zwischen
unseren Ministerien, denn in guter Kooperation
lassen sich viele gleichartige Probleme lösen. Wir
waren z.B. beeindruckt von Projekten wie ´Kann
Garim`: Wohnungsprobleme der Studenten sowie
Betreuungsprobleme der Senioren können gelöst
werden, indem Studenten Zimmer bei Senioren
mieten.
Der Besuch von ´Yad Vashem` und der Gedenkstätte für die durch den Holocaust ausgelöschten
jüdischen Gemeinden, mit Namen und Orten von
Juden, die ein unfassbares Schicksal erlitten, war
für uns Deutsche besonders bedrückend.
Am 2. Tag ging es zum Weizman Institute of Science in Rehovot, hier tauchten wir in einen Campus für hochbegabte Menschen und zukunftsweisende Forschung ein. Vera Weizman gehörte zu
den Gründerinnen der Women`s International
Zionist Organization (WIZO), die in Israel ca. 800
Institutionen unterhält, in denen Frauen, Kinder,
Jugendliche und alte Menschen betreut werden
– unabhängig von Herkunft und Religion. Gerne
würde ich diesen Fortschritt auch in unserem Lande erreichen.
In der Siedlung Neve Shalom trafen wir arabische
und jüdische Kinder, die gemeinsam die Schule
besuchen, gemeinsam ihre Freizeit verbringen,
Freundschaften schließen – ein Fundament für die
Zukunft.
In Tel Aviv kamen wir mit jungen Menschen mit
einer Autismuserkrankung zusammen, die vielfältig gefördert werden. Ein junger Mann begrüßte
uns in englischer Sprache: er habe 1 Jahr bei der
Armee gedient, in einer Spezialeinheit für Menschen wie ihn.
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 17
ZWST INFORMIERT: FACHTAGUNGEN INTEGRATION
Am 3. Tag informierte uns Arnon Mantver vom
´Joint Israel` darüber, wie Israel seine Einwanderer integriert. Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Präsident
der BAGFW, lud Arnon Mantver spontan nach
Deutschland ein. Er könnte uns in der jetzigen Situation im Umgang mit Flüchtlingen in vielfacher
Hinsicht unterstützen.
findet seinen Platz, im Internat, in der WG, in einzelnen Apartments, bei den Eltern. Malen, Reiten,
Gesang, PC wird erlernt und gearbeitet wird dort,
wo man die Aufgabe bewältigen kann. Auch hier
sollten wir das Rad nicht neu erfinden, sondern
uns an guten Beispielen wie diesem orientieren.
Bei einem beeindruckenden Besuch in der Knesset skizzierte Eli Alaluf, Vorsitzender der Arbeits-,
Wohlfahrts- und Gesundheitskommission, die soziale Situation im Land und verdeutlichte innovative Entwicklungen auf dem Gesundheitssektor.
Als Vizepräsidentin des DRK interessierte mich natürlich die Arbeit des Magen David Adom, auch
hier war ich über den Einfallsreichtum überrascht.
Diese Hilfsorganisation kann mit 4ooo ehrenamtlichen Helfern die Erstversorgung innerhalb von
Minuten übernehmen und Leben retten.
Bei uns wird viel über Inklusion diskutiert, wie
kann ein Zusammenleben von Menschen mit und
ohne Behinderung funktionieren? Genau das sahen wir im Shekel Institut in Jerusalem. Jeder
Wir haben viel gesehen, erlebt und viel Neues in
unseren Rucksack gepackt. Dafür der ZWST, besonders den Herren Beni Bloch und Ebi Lehrer ein
herzliches Dankeschön.“
Was können wir von den Integrationsleistungen Israels lernen?
Fachtagungen von ZWST und BAGFW in Berlin und Frankfurt/Main
Unsere Geschichte verpflichtet uns, Flüchtlingen
zu helfen. Im 2. Buch Mose heißt es: Den Fremden
sollst du nicht unterdrücken, denn ihr kennt das
Leben der Fremden, weil ihr selbst Fremde wart
in Ägypten. Jeden Freitag beim Kiddusch (Segnung des Schabbates mit Wein) sagen wir „Secher
lijezi`at Mizrain“: „Zur Erinnerung an den Auszug
aus Ägypten“. Beides gehört zusammen und ist Teil
unserer Identität als Juden: Wir feiern Feste und
übernehmen gleichzeitig Verantwortung für Fremde und Flüchtlinge.
Daher wird auch die ZWST – als zivilgesellschaftlicher Partner – ihren Anteil zu einem gelingenden
Zusammenleben in Deutschland beitragen. Viele
der jetzt aufgenommenen Flüchtlinge kommen
aus diktatorisch regierten, traditionell israelfeindlich ausgerichteten Ländern. Meinungs-, Presseund Religionsfreiheit, aber auch das Bekenntnis
zum Existenzrecht Israels gehören zu den Grundwerten in Deutschland. Diese Werte stehen nicht
zur Disposition und müssen auch für jeden Flüchtling gelten, den wir bei uns willkommen heißen.
ZWST informiert
Seite 18
Daher stellen sich die Fragen: Wie sollen wir uns
verhalten? Was können wir von der Integrationsleistung und dem Erfolg Israels lernen? Israel hat
in den 90er Jahren die Integration von mehr als 1
Million Menschen bewältigt, bei einer Einwohnerzahl von 4 Millionen. Auf deutsche Verhältnisse
umgerechnet, entspräche das einer Einwanderung
von 20 Millionen Menschen nach Deutschland. Israel hat eine Vielzahl von Erfahrungen gesammelt,
die auch für Deutschland hilfreich sein können. Im
Rahmen der o.b. Israelreise der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW)
im Oktober gab es hierzu bereichernde Gespräche
und ein Besuch israelischer Experten wurde vereinbart.
Um die genannten Fragen zu diskutieren und vielleicht auch einige Antworten zu finden, organisierte die BAGFW in ihren Räumen im Centre Monbijou in Berlin gemeinsam mit der ZWST am 16.
Dezember eine Fachtagung. Hier waren neben den
Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege
Abgeordnete und Vertreter von Ministerien und
Behörden geladen, die für Migration und Integration wichtig sind. Eine zweite Tagung organisierte
die ZWST in Zusammenarbeit mit der BAGFW am
17. Dezember in Frankfurt. Sie richtete sich an Multiplikatoren der jüdischen Gemeinden, Führungskräfte, Sozialarbeiter und weitere Mitarbeiter.
ZWST INFORMIERT: WILLKOMMEN FÜR FLÜCHTLINGE
Bei beiden Veranstaltungen gaben Bat Sheva Reuveni, stellvertretende Generaldirektorin im Integrationsministerium Israels und Arnon Mantver,
bis vor kurzem Direktor des American Jewish Joint
Distribution Committee (Joint) einen wichtigen
Input. Beide verfügen über einen breiten Erfahrungshintergrund bezüglich der Integration von
Zuwanderern. Bat Sheva Reuveni war im israelischen Ministerium für Integration unter anderem
zuständig für verschiedene Regionen in Israel und
die Integration in den Gemeinden. Sie verfügt über
umfassendes Wissen über die Bedürfnisfindung
und das darauf aufbauende Erstellen von Modulen
zur Integration von Einwanderern.
Arnon Mantver hatte viele Jahre leitende Stellungen bei der Jewish Agency und im Integrationsminsterium und ist Gründer und bis heute Vorsitzender des Center for International Migration and
Integration (CMI) in Jerusalem. Auch er hat aufgrund seiner Vita vielfältige Kenntnisse und Erfahrungen bezüglich Entwicklung und Umsetzung von
Programmen für Flüchtlinge und Neuzuwanderer.
Über die Inhalte und Ergebnisse wird die ZWST berichten.
HvB, ZWST
Ein breites Band des Willkommens für Flüchtlinge
Die Verbände setzen damit ein Zeichen für das
breite zivilgesellschaftliche Engagement. StoffArmbänder in den jeweiligen Verbandsfarben mit
der Aufschrift „Willkommen“ oder „Refugees welcome‘‘ bringen das zum Ausdruck. Der Deutsche
Kulturrat und Pro Asyl unterstützen dieses Vorhaben ideell.
Pressekonferenz am 16. Oktober in Berlin
v.li.: Ulrich Lilie (Präsident Diakonie Deutschland), Brigitte Döcker (Vorstandsmitglied AWOBundesverband), Sarah Singer (ZWST-Vizepräsidentin), Günter Burkhardt (Geschäftsführer Pro
Asyl), Foto: Gregor Zielke
Nur selten haben sich in Deutschland spontan
so viele Menschen freiwillig engagiert wie in der
Flüchtlingshilfe. Sie sammeln Spenden, unterstützen die Erstaufnahmestellen, unterrichten
Deutsch, bieten Freizeitaktivitäten an, begleiten
Flüchtlinge bei Behördengängen und zeigen so,
dass Flüchtlinge in Deutschland willkommen sind.
Mit ihrem Engagement setzen sie ein deutliches
Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und rechte
Gewalt. Sie stehen für ein tolerantes, weltoffenes
und menschliches Deutschland.
Die ZWST hat gemeinsam mit der Diakonie
Deutschland, dem Deutschen Olympischen Sportbund, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Arbeiterwohlfahrt am 16. Oktober 2015 die Aktion „Ein breites
Band des Willkommens für Flüchtlinge“ gestartet.
Die Armbänder können bei der ZWST für 5 Euro
pro Band erworben werden. Mit dem Erlös – etwa
3 Euro – unterstützen die Verbände die Flüchtlingshilfe in Deutschland. Mit der Aktion setzen sie
ein Zeichen im ganzen Land - in der U-Bahn oder
dem Supermarkt - und sagen den Flüchtlingen:
„Willkommen“. ZWST
Bei der ZWST können die Willkommens-Armbänder online bestellt werden:
www.zwst.org/de/home
Ausgabe 4
Dez. 2015 | Seite 19
ZWST INFORMIERT: BAGFW-SOZIALPREIS 2015
Wohlfahrtsverbände würdigen Journalisten mit dem Deutschen Sozialpreis 2015
Weitere Informationen
zu den Preisträgern
und ihren Beiträgen
unter: www.bagfw.de
Im Rahmen des BAGFW-Politikforums am 24. November 2015 wurde der Deutsche Sozialpreis 2015
überreicht. Die festliche Veranstaltung mit rund
200 Gästen aus Politik, Medien und Sozialen Verbänden fand im Umweltforum Berlin statt. Prominente Rednerin war Bundesministerin für Arbeit
und Soziales, Andrea Nahles. Die Preisträgerinnen
und der Preisträger wurden mit ihren Beiträgen
den geladenen Gästen vorgestellt.
In diesem Jahr wurden drei Journalistinnen und
ein Journalist für ihre Beiträge aus dem Jahr 2014
ausgezeichnet:
Seit 1971 verleihen die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege den Deutschen Sozialpreis.
Der Medienpreis zur sozialen Lebenswirklichkeit
in Deutschland ist mit 15.000 € dotiert und wird
in drei Sparten vergeben. In einem mehrstufigen
Auswahlverfahren wurden mehr als 340 hochwertige Arbeiten von einer unabhängigen Fachjury
bewertet. Die Brisanz der Themen, die außerordentlichen Rechercheleistungen sowie die herausragende Erzählweise und Machart überzeugten.
BAGFW, Fotos: BAGFW/Dirk Hasskarl
Sparte Print: Nataly Bleuel
„Herzenssache“, ZEIT Magazin, Reportage zum
Thema Organspende
Sparte Hörfunk: Margot Overath
„Oury Jalloh. Die widersprüchlichen Wahrheiten
eines Todesfalls“, MDR FIGARO, Feature zum Tod
des Asylbewerbers Oury Jalloh
v.li.: Margot Overath,
Nataly Bleuel,
Nadya Luer, Jo Goll
Sparte Fernsehen: Nadya Luer und Jo Goll
„Ware Mädchen. Prostitution unter Zwang“, rbb
-Fernsehen, Film zum Thema Menschenhandel
zum Zweck der sexuellen Ausbeutung
Ebi Lehrer (Präsident der ZWST) im Gespräch
mit Preisträgerin Margot Overath, re.: Prof. Dr.
Georg Cremer (Generalsekretär der Caritas)
Zukunftsthemen denken: Tagung der BAGFW am 28. 01. 2016 in Berlin
Impressum
Hrsg.:
ZWST, Hebelstr. 6
60318 Frankfurt/M.
Tel.: 069 / 944371-0
Fax: 069 / 49 48 17
www.zwst.org
Redaktion und Satz:
Heike von Bassewitz
069 / 944371- 21
oeffentlichkeitsarbeit
@zwst.org
Druck:
adc - Reichelsheim
Andrej Kulakowski
ZWST informiert
Seite 20
Im Rahmen dieser Tagung werden in Vorträgen,
Diskussionsrunden und Workshops die Besonderheiten der Freien Wohlfahrtspflege, ihre Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit sowie Möglichkeiten der interkulturellen Öffnung behandelt, die
sich vor dem Hintergrund des demografischen
Wandels und einer multikulturellen Gesellschaft
stellen. Angesprochen werden Entscheidungsträger und Mitarbeitende aus der Verbände- und
Politiklandschaft auf Bundes- und Landesebene
sowie mit europäischer Dimension. Hier sind vor
allem Menschen und Organisationen angesprochen werden, die die Freie Wohlfahrtspflege nicht
aus langjähriger Zusammenarbeit kennen. Die
Konzeption der Workshops fand vielfach in Kooperation mit den entsprechenden BAGFW-Fachausschüssen statt. BAGFW
Die ZWST ist in folgenden Gremien der BAGFW vertreten: In der Mitgliederversammlung (Ebi Lehrer,
Beni Bloch, Sarah Singer), Finanzkommission (Dr. Werner Reimann), Ausschuss Glückspirale (Dr. W.
Reimann), im Europaausschuss (Sarah Singer) sowie in den Sozialkommissionen I (Günter Jek) und
II (F. Gross). Weiterhin ist die ZWST in folgenden Fachausschüssen (FA) präsent: FA Altenhilfe (Bert
Römgens), FA Behindertenpolitik (Dr. Dinah Kohan), FA Arbeit (Dr. Sabine Reisin), FA Kinder, Jugend,
Familie und Frauen (Aron Schuster), FA Migration (Günter Jek), FA Bürgerschaftliches Engagement und
Freiwilligendienste (Günter Jek), FA Wohlfahrtsmarken (Dr. W. Reimann). Die ZWST wirkt in der Jury mit, die
jährlich den Deutschen Sozialpreis für Print-, Hörfunk- und Fernsehbeiträge verleiht (Heike v. Bassewitz).