Ein Kleid zum Träumen für eine Ballnacht - Mode+Design Koch

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Ein Kleid zum Träumen für eine Ballnacht - Mode+Design Koch
Nürnberger Zeitung vom 26. August 2004
Damenschneider-Innung Nürnberg/Lauf präsentiert diesjährigen Opernball-Look
Ein Kleid zum Träumen für eine Ballnacht
Ein Haute-Couture-Kleid? Nichts für den normalen Geldbeutel! — Das ist ein Vorurteil, sagen die
Mitglieder der Innung des Damenschneiderhandwerks Nürnberg/Lauf. Rechtzeitig zum Opernball am
25. September haben Obermeisterin Helga Koch-Zessin und ihre Stellvertreterin Kerstin Franke einige
Modelle für das gesellschaftliche Glanzereignis vorgestellt. Die Preise für die teilweise äußerst
aufwändigen Kreationen: zwischen 1000 und 2000 Euro. Aber es geht auch drunter: „Schon für 500
Euro bekommen Sie ein auf den Körper maßgeschneidertes Kleid, das kleine Unregelmäßigkeiten der
Figur kaschiert und garantiert einmalig ist“, versprechen die Meisterinnen. „So viel müssen Sie für
ein Kleid von der Stange auch oft hinlegen.“line
Aber die Schwellenangst mancher Frauen, ein Schneider-Atelier zu betreten, sitzt offenbar tief. Diese
Scheu will man abbauen. „Die Kundin kann jederzeit wieder gehen, wenn es ihr zu teuer ist, das ist
kein Problem“, sagt Koch-Zessin. Schon beim ersten Gespräch mit der Schneiderin lasse sich der
finanzielle Rahmen abstecken.
Doch Schluss mit dem Thema Geld, mit einem Ballkleid will man ja schließlich abheben von den
grauen Seiten des Alltags. Und das kann man hervorragend bei den Vorschlägen, die aus den SchneiderWerkstätten der Region gekommen sind. So etwas wie einen eigenen Look für den Nürnberger
Opernball haben sie geschaffen: sehr weiblich-weiche Kleider mit Nostalgie-Touch, fließend, schmale
Träger, asymmetrische Säume, diagonal verarbeitete, wertvolle Stoffe, die beim Tanzen schön
schwingen.
An einem besonders extravaganten Modell in changierendem Orange-Pink lässt sich der enorme
Arbeitsaufwand nachvollziehen, der in einer solchen Abendrobe stecken kann: Für das Oberteil wurden
sieben Meter Chiffon zum Top verstrickt — „fünf Tage saßen wir da und haben Röllchen aus dem
Stoff gedreht“, erinnert sich Koch-Zessin. Die geflochtenen Spaghetti-Träger passen genau dazu.
Dieses Kleid (angefertigt für Konfektionsgröße 38) würde 2000 Euro kosten, die Innung hat es aber
einem lokalen Fernsehsender als Gewinn für eine Verlosung zur Verfügung gestellt.
Selbstbewusst
Man sieht: Die Fahrt nach München, um ein ausgefallenes Modell zu ergattern, kann man sich getrost
sparen. Die 18 Betriebe der Damenschneider-Innung Nürnberg/Lauf sowie die übrigen 169 in ganz
Mittelfranken mit ihren insgesamt 250 Mitarbeiterinnen (Männer sind hier immer noch die Ausnahme)
haben in den letzten Jahren ein erfrischendes Selbstbewusstsein entwickelt. Mit Recht, schließlich
heimsen ihre Junggesellinnen bei Bundeswettbewerben regelmäßig erste Preise ein. Die Absolventinnen
sammeln fast alle Erfahrungen im Ausland, hauptsächlich in den Mode-Metropolen Paris und London,
etwa bei Vivienne Westwood. Manche haben dort sogar bei namhaften Firmen Karriere gemacht.
Wer jetzt langsam auf den Geschmack gekommen ist: Noch ist bis zum Opernball genügend Zeit, sich
ein Ballkleid perfekt auf den Leib schneidern zu lassen. Wenn kein allzu großer Aufwand für die Robe
nötig ist, muss man mit zwei bis drei Wochen vom ersten Besuch im Atelier über die Näharbeiten bis
zur Vollendung rechnen.
Ute Wolf