100 Jahre - Mühlenkreiskliniken

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100 Jahre - Mühlenkreiskliniken
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100 Jahre
1913
2013
Auguste-Viktoria-Klinik
Wir bewegen Sie – Sie bewegen uns
Auguste-Viktoria-Klinik Bad Oeynhausen GmbH · Am Kokturkanal 2 · 32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 / 247 0 · [email protected] · www.muehlenkreiskliniken.de
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100 Jahre
Auguste-Viktoria-Klinik
Wir bewegen Sie – Sie bewegen uns
Festschrift
zum 100-jährigen Jubiläum
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Inhalt
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Editorial
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Grußworte
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Die Auguste-Viktoria-Klinik heute –
100 Jahre medizinische Kompetenz in Bewegung
28 1912 – 1954 – Es begann mit der Kinderheilanstalt
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1954 – 1963 – Ein Neubeginn nach schweren Zeiten
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1964 – 1979 – Eine neue Ära bricht an
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1980 – 1994 – Große Nachfrage erfordert zweiten Operationssaal
62
1995 – 2003 – Die Erfolgsgeschichte geht weiter
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2003 – 2013 – Eigenständige Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie
84 Ausblick – Was wird uns in Zukunft bewegen?
88 Statistische Entwicklungen 1965 – 2012
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Impressum
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Editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
sehr geehrte Patienten, Freunde, Partner und Wegbegleiter
der Auguste-Viktoria-Klinik,
100 Jahre sind eine lange Zeit. Dank der Fortschritte der modernen Medizin
ist es heute keine Seltenheit mehr, aber immer noch etwas Besonderes, dass
Menschen dieses hohe Alter erreichen. Die Auguste-Viktoria-Klinik könnte
man nun als ältere Dame bezeichnen.
Doch für eine 100-Jährige ist sie erstaunlich agil. Die „Auguste“, wie sie im
Kreis unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liebevoll genannt wird, ist in
den besten Jahren. Der reiche Schatz an Erfahrungen, der in unserem Haus in
der zurückliegenden Zeit gesammelt werden konnte, kommt vor allem unseren Patientinnen und Patienten zugute. „Wir bewegen Sie – Sie bewegen uns“,
das ist das Motto unserer Geburtstagsfeier und dieser Festschrift – und es ist
das Credo, nach dem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag handeln. Wir erleben Menschen, die zu uns kommen und nur noch unter größten
Schmerzen gehen können. Wir erleben Menschen, die nicht mehr daran
denken können, ihre Schuhe selber anzuziehen. Wir erleben Menschen, die
aufgrund von Erkrankungen ihr Zuhause nicht mehr verlassen können. Diese
und andere Schicksale sind es, die uns bewegen. Hier können unsere Ärzte,
unsere Pflegekräfte, unsere Physiotherapeuten und unsere Orthopädietechniker helfen. Sie können aufgrund ihres großen Sachverstandes und ihrer
Erfahrung dazu beitragen, dass unsere Patientinnen und Patienten wieder in
Bewegung kommen und ein großes Stück Lebensqualität zurückgewinnen.
100 bewegte Jahre liegen hinter unserer „Auguste“. Jahre als Kinderheilanstalt, Jahre als Lazarett und viele Jahre als eines der größten orthopädischen
Fachkrankenhäuser Deutschlands. „Wir bewegen Sie – Sie bewegen uns“:
Kommen Sie mit uns auf eine Reise durch die Zeit, auf eine Reise durch die
Geschichte der Medizin und der Orthopädie.
Viel Freude und kurze Weile wünschen Ihnen
Luftbild, ca. 1980
Dr. Olaf Bornemeier
Geschäftsführer
Holger Stürmann
Geschäftsführer
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Grußworte
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
sehr geehrte Freunde und Partner der Auguste-Viktoria-Klinik,
der Kreis Minden-Lübbecke ist eine der Gesundheits- und Erholungsregionen in Deutschland. Kaum irgendwo gibt es eine vergleichbare Dichte von
Krankenhäusern, Kliniken und Einrichtungen mit medizinischem Wissen
auf einem so hohen Expertenniveau wie bei uns. Von der Operation und
der Akutbehandlung bis zur Rehabilitationskur ist hier alles möglich.
Gleichzeitig haben wir im Kreis Minden-Lübbecke ein breites Spektrum an
Freizeit- und Entspannungsangeboten zwischen Moor und Wiehengebirge,
zwischen anspruchsvoller, historischer Garten- und Landschaftsarchitektur,
zwischen urtümlicher Natur und landwirtschaftlich geprägter Erlebniswelt.
Lebensqualität hängt zu einem großen Stück von der eigenen Bewegungsfreiheit ab – zum Beispiel, um diese Schönheiten unseres Kreises genießen zu können, ausgiebig an der Weser entlangzuradeln oder im Großen
Torfmoor zu wandern. Nicht für jeden ist das aufgrund seiner körperlichen
Verfassung selbstverständlich. Aber die moderne Medizin macht es immer
öfter möglich, dass Menschen länger und schmerzärmer ihre eigene Bewegungsfreiheit bewahren können. Wie kein anderes Haus steht die AugusteViktoria-Klinik für die Fähigkeit, Menschen auch im fortgeschrittenen Alter
in Bewegung zu halten. Die Auguste-Viktoria-Klinik genießt bundesweit ein
hohes Ansehen, nicht zuletzt ein Verdienst der hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Pflege bis zum Chefarzt.
100 Jahre AVK – das ist ein Grund zum Feiern und zum Lesen.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen Ihr
Luftbild, 2012
Dr. Ralf Niermann
Landrat Kreis Minden-Lübbecke
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Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Freunde und Partner der
Auguste-Viktoria-Klinik, sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Stolz blickt die Stadt Bad Oeynhausen auf das 100-jährige Bestehen
der Auguste-Viktoria-Klinik. Von den Anfängen bis heute ist sie zu einem
wichtigen Teil des Gesundheitsstandortes Bad Oeynhausen geworden. Die
Auguste-Viktoria-Klinik ergänzt das Angebot der orthopädischen Rehakliniken um das Spektrum eines orthopädischen Akutkrankenhauses und
rundet so das medizinische Angebot ab.
Die Auguste-Viktoria-Klinik gilt als eine der größten orthopädischen Kliniken
in Deutschland und unterstreicht dadurch die Stellung unserer Kurstadt
als Gesundheitsstandort über die Grenzen der Region hinaus. Neben der
medizinischen Leistung zeichnet sich die Auguste-Viktoria-Klinik durch eine
überregional anerkannte orthopädisch-technische Werkstatt aus. Die Patienten bekommen so die wichtige medizinische Betreuung und Hilfsmittel
für ein angenehmes Leben aus einer Hand.
100 Jahre Auguste-Viktoria-Klinik – ein stolzes Jubiläum, zu dem die
Stadtsparkasse Bad Oeynhausen ganz herzlich gratuliert. Was im Jahr 1913
als Kinderheilanstalt begann, entwickelte sich nach den zwei Weltkriegen,
in denen die Gebäude auch als Lazarett dienten, im Jahr 1956 zur Kurklinik
für Kinder und Jugendliche weiter. Mit der Umbenennung in die AugusteViktoria-Klinik im Jahr 1962 und der Umwidmung in ein orthopädisches
Fachkrankenhaus im Jahr 1964 wurde der Grundstein für das heutige Spezialkrankenhaus gelegt.
Die weit über die Grenzen von Bad Oeynhausen hinaus bekannte und
anerkannte Auguste-Viktoria-Klinik, in unserer Stadt oft nur AVK genannt,
hat sich seit 1964 regional und überregional einen hervorragenden Ruf als
orthopädisches Akutkrankenhaus erarbeitet. Damit ist die AVK zu einem
positiven Imageträger für unsere gesamte Stadt Bad Oeynhausen geworden
und rundet das medizinische Angebot hervorragend ab.
Aber erst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben der AVK ein unverwechselbares Gesicht. Viele Patientinnen und Patienten erinnern sich gern
an die medizinische Hilfe und die menschliche Unterstützung in oftmals
schwierigen Situationen, die sie in der Klinik erfahren haben.
An all dem haben vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Klinik einen wesentlichen Anteil. Für ihren Einsatz möchte ich mich deshalb
an dieser Stelle im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Bad
Oeynhausen bedanken und ihnen für die Zukunft alles Gute wünschen.
Wir freuen uns, die Auguste-Viktoria-Klinik seit vielen Jahrzehnten als Hausbank begleiten zu dürfen und wünschen der Klinik sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin eine gute Entwicklung und viel Erfolg bei
der täglichen Arbeit zum Wohle der Patientinnen und Patienten.
Klaus Mueller-Zahlmann
Bürgermeister Stadt Bad Oeynhausen
Hans-Jürgen Nolting
Vorstand Stadtsparkasse Bad Oeynhausen
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Grußwort
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
sehr geehrte Freunde und Partner der Auguste-Viktoria-Klinik,
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
sehr geehrte Freunde und Partner der Auguste-Viktoria-Klinik,
mit einem Alter von 100 Jahren befindet sich die Auguste-Viktoria-Klinik
in Bad Oeynhausen in den besten Jahren. Andere Häuser der Mühlenkreiskliniken haben ältere Wurzeln, andere sind deutlich jünger: zum Beispiel
unsere Akademie für Gesundheitsberufe oder unser Medizinisches Zentrum
für Seelische Gesundheit. Unser Anspruch, Kranken und Hilfebedürftigen in
allen unseren Kliniken und Abteilungen gerecht zu werden, erwächst auch
aus der Geschichte. Um ihm zu genügen, müssen wir in Bewegung bleiben
und die Gegenwart gestalten, um die Zukunft zu gewinnen. Die Geschichte
der Auguste-Viktoria-Klinik ist geprägt von ebenjenem Traditionsbewusstsein und der Fähigkeit, sich immer wieder auf sich verändernde Bedingungen und Ansprüche einzustellen. Ich bin gewiss, dass dies auch weiterhin
gelingen wird – vielleicht noch einmal 100 Jahre.
100 Jahre ist die Auguste-Viktoria-Klinik, sind die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, sind die unterschiedlichen Träger und Eigentümer unseres
Hauses hinsichtlich der Gesundung erkrankter Menschen verpflichtet gewesen. Die Geschichte der AVK handelt von Kindern, die bedürftig waren,
sie handelt von Menschen, die helfen wollten und von Medizinern, Pflegerinnen und Pflegern, von Physiotherapeuten oder auch von Orthopädietechnikern, die den Anspruch hatten und haben, modernste Verfahren und
Techniken zum Wohle ihrer Patientinnen und Patienten einzusetzen. Diese
Geschichte ist Verpflichtung und Ansporn zugleich, weiterzumachen, wenn
es darum geht, Menschen in Bewegung zu bringen und ihnen eine neue
und schmerzärmere Lebensqualität zurückzugeben. Krankheiten kurieren
und Gebrechen lindern: Dafür steht und stand das gesamte Team der
Auguste-Viktoria-Klinik in den zurückliegenden 100 Jahren.
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Aufsichtsrates wünsche ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres ehrwürdigen Hauses einen gelungenen Start in das zweite Jahrhundert und Ihnen, sehr verehrte Leserinnen
und Leser, wünsche ich eine spannende Lektüre unserer Festschrift!
Dr. Matthias Bracht
Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken
Ihr
Michael Grosskurth
Vorsitzender des Aufsichtsrates
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In den letzten 25 Jahren hat sich die Auguste-Viktoria-Klinik zu einer hoch
spezialisierten orthopädischen Fachklinik entwickelt, die auf die Anforderungen der Betreuung der Krankheitsbilder des orthopädischen Fachgebietes frühzeitig reagierte und die Herausforderungen der Zukunft in vollem
Umfang erfüllte. Dabei wurden aufgrund des demografischen Wandels
der Bevölkerung Deutschlands immer mehr degenerative Veränderungen
behandelt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Jahr 2013 versteht sich das orthopädische Fachkrankenhaus AugusteViktoria-Klinik als verlässlicher Partner in der Gesundheitsversorgung der
Bevölkerung Ostwestfalens und fühlt sich verantwortlich für die Erkennung
sowie die konservative und operative Behandlung von angeborenen und
erworbenen Fehlstellungen sowie Erkrankungen und Verletzungen des
Halte- und Bewegungsapparates.
In der jetzt 100-jährigen Geschichte der Klinik, angefangen mit der Gründung als Kinderheilanstalt Bad Oeynhausen und Umbenennung in Auguste
Victoria-Kinderheim, wurden zunächst ausschließlich Kinder behandelt.
Ein großer Anteil dieser Kinder litt aber schon damals unter orthopädischen
Krankheitsbildern. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts waren viele
Kinder an Tuberkulose erkrankt und litten unter den damit verbundenen
Skelett- und Gelenkveränderungen. In den 50er-Jahren wurden vermehrt
Kinder mit Lähmungen und Behinderungen bei Poliomyelitis behandelt
und die Auguste-Viktoria-Klinik wurde im weiteren Verlauf in ein orthopädisches Fachkrankenhaus umgewandelt.
Bestand in den 60er- und 70er-Jahren der Schwerpunkt einer orthopädischen
Klinik vornehmlich in der konservativen Behandlung körperlich behinderter
Kinder und Erwachsener (Polio, Kriegsversehrte), wandelte sich das Bild
im Zeitverlauf und es wurden zunehmend operative Behandlungen der
Verschleißerkrankungen des Bewegungsapparates durchgeführt. Seit 1964
wurden dann auch orthopädische Operationen in der Klinik durchgeführt.
Grußwort
Im Jahr 2012 wurden in der Auguste-Viktoria-Klinik über 3.000 Patienten
operiert, davon 850 Wirbelsäuleneingriffe, 385 Hüftprothesen und 271
Knieprothesen, 180 Prothesen-Wechseloperationen sowie eine Vielzahl
von Schulter-, Fuß- und anderen Eingriffen. Über 2.800 Patienten wurden
im Jahr 2012 stationär behandelt, über 6.000 Patienten wurden ambulant
gesehen.
Die Medizin ist in den letzten Jahren auch zunehmend ökonomischen
Zwängen unterlegen und die Entwicklung hat auch vor der AugusteViktoria-Klinik nicht halt gemacht. Gesundheit ist eben sehr teuer.
Trotz der ökonomischen Zwänge und hoch spezialisierter Medizin mit der
großen Anzahl an Operationen ist die Auguste-Viktoria-Klinik ein sehr
persönliches und menschliches Krankenhaus geblieben, in dem die Sorgen
und Ängste der Patienten ernst genommen werden und die erkrankten
oder verletzten Menschen fürsorglich, persönlich und gewissenhaft behandelt werden.
Dieses zeichnet die Auguste-Viktoria-Klinik in ihrer gesamten 100-jährigen
Geschichte aus und diesem Umstand gebührt jedem einzelnen Mitarbeiter
der Klinik mein ausdrücklicher Dank.
Dr. med. Michael Vahldiek
Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie
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Sehr geehrte Patienten, Freunde, Partner und Wegbegleiter
der Auguste-Viktoria-Klinik,
100 Jahre Auguste-Viktoria-Klinik – eine Geschichte, die von der Bewegung
lebt. Aus den bescheidenen Anfängen eines Kinderheimes ist es den Trägern
und Mitarbeitern der Klinik in beeindruckender Weise gelungen, eine der
größten orthopädischen Fachkliniken Deutschlands aufzubauen.
Die pflegerische Versorgung hat sich von einer dienenden, ausschließlich
dem Arzt assistierenden, zu einer hoch professionellen Pflege entwickelt,
die eigene Entscheidungskompetenz im Rahmen der Patientenversorgung
hat. Unsere Mitarbeiter in der Gesundheits- und Krankenpflege benötigen
heute ein breites medizinisches, pharmakologisches und technisches Fachwissen. Gleichzeitig müssen sie verwaltungstechnische Aufgaben übernehmen und dennoch: Unsere Patienten stehen dabei immer im Mittelpunkt,
ihnen gilt unsere ganze Aufmerksamkeit und Fürsorge. Dass es uns gelingt,
gute Ergebnisse in der Patientenversorgung zu erreichen, liegt vor allem an
der engen Zusammenarbeit in unserem multiprofessionellen Team.
Grußwort
Die richtige Mischung aus Tradition und dem Willen, sich ständig weiterzuentwickeln, hat die Auguste-Viktoria-Klinik zu dem gemacht, was sie
ist und hoffentlich weiter bleiben wird: ein Ort, an dem uns menschliche
Schicksale bewegen und Menschen, egal ob Patient, Angehöriger oder
Mitarbeiter, in Bewegung geraten und bleiben.
Mein Dank gilt allen Mitarbeitern, die dafür Sorge getragen haben, dass
unsere Patienten menschlich und professionell optimal versorgt werden.
Ich wünsche unserer „Auguste“, dass die Klinikleitung das richtige Geschick
haben möge, die Klinik zukunftsorientiert auszurichten, und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie sich weiterhin mit ihrem persönlichen
Engagement und Fachwissen erfolgreich für unsere Patienten einsetzen.
Viel Spaß bei der Lektüre unserer bewegten Geschichte! Sie können sicher
sein, dass wir auch weiterhin ständig in Bewegung bleiben.
Janin Tacke
Pflegedirektorin
Willkommen in der Auguste-Viktoria-Klinik
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100 Jahre medizinische Kompetenz
in Bewegung
Orthopädische Spitzenversorgung in der
Auguste-Viktoria-Klinik Bad Oeynhausen
2012
Die Auguste-Viktoria-Klinik blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück.
Der Grundstein wurde 1912 auf dem parkähnlichen Gelände nahe der
Innenstadt von Bad Oeynhausen gelegt. Aus dem einstigen Kinderkurheim
wurde eine renommierte Fachklinik für Erkrankungen und Verletzungen
des Bewegungsapparates und der Wirbelsäule mit 136 Betten. Sie verbindet heute eine lange Tradition in der orthopädischen Medizin mit einem
fortschrittlichen Versorgungskonzept für die umfassende Akutbehandlung
orthopädischer Erkrankungen.
Die erfolgreiche klinische Arbeit basiert dabei auf
bewährten und gleichzeitig innovativen Behandlungsmethoden, modernsten Operationstechniken,
hoch entwickelten Implantaten und Spezialistenwissen über die einzelnen Krankheitsbilder und deren
Schmerzursachen. Mit den beiden Fachabteilungen
für Wirbelsäulenchirurgie und für Allgemeine Orthopädie, Rheumaorthopädie und Endoprothetik sowie
einer hoch kompetenten Technischen Orthopädie
gehört das Haus zu den leistungsstärksten Kliniken
in Deutschland.
Neueste Technologien spielen ebenso eine Rolle in der optimalen Rundumversorgung der Patienten wie eine individuelle Behandlung. Auch im
Pflegebereich, in dessen Mittelpunkt nach wie vor die schnellstmögliche
Genesung der Patienten steht, lässt sich dieser erfolgreiche Weg hin zu
einer modernen Klinik der orthopädischen Maximalversorgung ablesen.
Am Puls der Medizin
Die bewegte Geschichte des Hauses spiegelt sich in der
baulichen Entwicklung wider. Viel wurde in den letzten
Jahren in das Gebäude, in modernste Medizintechnik und in
den Komfort für die Patienten investiert. 2012 wurden drei
hochmoderne OP-Einheiten, 2013 eine neue Intensiv- und
Aufwachstation mit 15 Betten in Betrieb genommen. Computergesteuerte Operationssysteme und neueste Klimatechnik,
welche die Luft keimfrei hält, sorgen jetzt für noch mehr
Sicherheit bei operativen Eingriffen. Große Monitore in den
OP-Sälen liefern gestochen scharfe, digitale Bilder, auf denen
das OP-Team den Verlauf ihres Eingriffes verfolgen kann. So
können komplizierte Operationen an der Wirbelsäule, am Becken
oder im Kniegelenk mit höchster Präzision ausgeführt werden.
Gelebte Qualität
Dieses Klinikkonzept, das medizinische Leistungsstärke mit einer erstklassigen medizinischen Ausstattung, einer exzellenten Pflege und einer
starken Patientenorientierung verbindet, sichert den Erfolg der AugusteViktoria-Klinik und zeigt sich eindrucksvoll in den Leistungszahlen: Mit
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Chefarztvisite: Professor Dr. Christian Götze
Ein ausführliches Beratungsgespräch ist für Chefarzt Dr. Michael Vahldiek selbstverständlich
2.800 Operationen und 6.000 konservativen Behandlungen pro Jahr gehört
die Auguste-Viktoria-Klinik zu den größten orthopädischen Spitzenkliniken
in Deutschland. Festgelegte Pflege- und Therapiestandards sowie aufeinander abgestimmte Organisations- und Behandlungsabläufe sichern eine
optimale Versorgung auf höchstem Qualitätsniveau. Mit anderen Worten:
Die Patienten sind sehr zufrieden, die medizinische und pflegerische Qualität ist hervorragend und die Auslastung ist hoch.
unter qualitätssichernden Aspekten gewährleisten. Im Verbund der Mühlenkreiskliniken und als Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen
Hochschule Hannover ist die Auguste-Viktoria-Klinik den international
anerkannten Standards verpflichtet und trägt dem zeitgerechten Wissenstransfer aus der Forschung und Entwicklung Rechnung.
2013
Intensives Zusammenspiel aller Beteiligten
Doch diese hohe medizinische Qualität gelingt erst durch die motivierten, leistungsfähigen Mitarbeiter. Grundlage ihrer täglichen Arbeit ist der
respektvolle Umgang mit den ihnen anvertrauten Patienten. Sie alle sind
bestrebt, die Patienten unter Berücksichtigung ihrer individuellen Lebenssituation in ihrer Selbstständigkeit und Eigenverantwortung im Umgang
mit der Krankheit zu fördern.
Um den vielfältigen Aufgaben kompetent begegnen zu können, besteht
das Team der Auguste-Viktoria-Klinik aus Mitarbeitern mit unterschiedlichen Ausbildungsprofilen und Weiterbildungen. Sie und ein breites Netzwerk externer Partner sind es, die eine Versorgung der Patienten auch
Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie: dem Fortschritt verpflichtet
Die konservative und operative Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule ist eine Spezialität der Auguste-Viktoria-Klinik. Unter der Leitung
des ärztlichen Direktors Dr. Michael Vahldiek arbeitet ein Expertenteam,
bestehend aus Orthopäden, Wirbelsäulenchirurgen und Schmerzspezialisten, Hand in Hand. Hier werden alle konservativen und operativen Behandlungsverfahren von Bandscheiben- und Wirbelsäulenerkrankungen
sowie Wirbelsäulenverletzungen und -fehlstellungen durchgeführt. Und
so verwundert es nicht, dass die Abteilung Referenzzentrum ist, in dem
neue Implantate und Operationsverfahren hinsichtlich ihres Nutzens für
die Verbesserung der Versorgung der Patienten eingeschätzt werden.
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Innovative Behandlungskonzepte
Eine umfangreiche Differenzialdiagnostik zur exakten Einschätzung des
Krankheitsbildes steht an erster Stelle. In Abhängigkeit von Alter, Allgemeinzustand, Beschwerdesymptomatik und der Ursache der Wirbelsäulenerkrankung wird dann das weitere therapeutische Vorgehen geplant
und durchgeführt.
Sollte eine konservative Behandlungsmöglichkeit bestehen, so wird diese
gegenüber der Operation favorisiert. Hierbei kommen neben der Physiotherapie auch schmerztherapeutische Verfahren, Infiltrationstechniken und
die Orthopädietechnik zur Anwendung. Erst wenn diese Therapieformen
nicht zum gewünschten Erfolg führen, wird die Indikation zur Operation
gestellt. Diese folgt einem Stufenplan, abhängig von Art und Ausmaß der
Erkrankung. „Bei der Wirbelsäule geht es um viel. Wann wir operieren und
welche Methoden in Betracht kommen, entscheiden wir nach
eingehender Diagnostik und sorgfältiger Abwägung der Befunde.
Die Operation ist immer die letzte Maßnahme, viele Rückenbeschwerden lassen sich heute konservativ behandeln“, erklärt der
erfahrene Chefarzt Dr. Michael Vahldiek.
Bandscheibenprothese
Mit schonenden Maßnahmen zum Erfolg
Ziel ist, eine hohe Effizienz bei geringster Belastung des Patienten, zum Beispiel durch Anwendung innovativer, minimalinvasiver
Operations- und Navigationstechniken, zu erreichen. Diese sind
schonend, schnell, risiko- und blutarm für den Patienten. Von der
kleinsten Facettendenervierung (gezieltes Stilllegen von gereizten Nerven
an den Wirbelgelenken) über Zementauffüllung eines Wirbelkörpers zu
dynamischen Maßnahmen (zum Beispiel künstliche Bandscheiben) bis hin
zur Versteifung ganzer Wirbelsäulenabschnitte sind alle therapeutischen
Optionen möglich und finden regelmäßig Anwendung.
Das Expertenteam setzt in der Wirbelsäulenchirurgie auf anerkannte, verlässliche Methoden und das führt – gepaart mit einer großen Routine bei
über 750 Operationen im Jahr – zu exzellenten Ergebnissen.
2013
Abteilung für Allgemeine Orthopädie, Rheumaorthopädie und
Endoprothetik: Spitzenklasse bei operativen Eingriffen
Um als renommiertes Haus bei allen modernen Entwicklungen an der
Spitze zu agieren, werden die fortschrittlichsten orthopädischen Verfahren
in der Abteilung Allgemeine Orthopädie, Rheumaorthopädie und Endoprothetik eingesetzt. Ob Erkrankung, Verschleiß oder Unfall: Verletzungen am
Bewegungsapparat und an den Gliedmaßen werden von Chefarzt Professor
Dr. Christian Götze und seinem Team mit einer breiten Behandlungspalette
behandelt. Das Leistungsspektrum reicht von der ambulanten Behandlung
über stationäre Therapieverfahren der orthopädischen Chirurgie und Traumatologie bis zur Rheumaorthopädie.
Maximale Ergebnisse bei minimaler Belastung
Gelenkverschleiß ist heute kein unabwendbares Schicksal mehr, das zwangsläufig in ständigen Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit endet. In den
letzten Jahren konnten die Patienten insbesondere von den risikoarmen,
schonenden Operationsverfahren stark profitieren. Der Hautschnitt ist bei
diesen minimalinvasiven Eingriffen – verglichen mit den konventionellen
Methoden – sehr viel kleiner, Muskeln und Sehnen werden geschont. „Der
Blutverlust während der Operation ist geringer und durch das weichteilschonende Verfahren können die Patienten schneller mobilisiert werden“,
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so Professor Dr. Christian Götze. Doch nicht immer lässt sich die natürliche
Gelenkfunktion so erhalten und in schweren Fällen sind rekonstruktive
Operationen notwendig.
Hüftimplantate
Erfolgsgeschichte Gelenkersatz
Mit mehr als 800 Operationen jährlich zählt die Versorgung mit künstlichen
Gelenken (Endoprothesen) bei verschleißbedingten Erkrankungen von
Knie und Hüfte, aber auch Schulter, Ellenbogen, Sprunggelenk, Zehen und
Fingern, heute zur Kernkompetenz der Auguste-Viktoria-Klinik. Welche
Endoprothese für den jeweiligen Patienten die richtige ist, hängt von vielen
Faktoren ab und wird nach eingehender Untersuchung von Fall zu Fall entschieden. Vorrangiges Ziel ist es, das Implantat perfekt auf das Krankheitsbild und die Knochenqualität des Patienten abzustimmen. Nur so können
langfristig sehr gute Resultate erreicht werden. Die Komplikationsrate beim
künstlichen Gelenkersatz liegt in der Auguste-Viktoria-Klinik unter einem
Prozent. Und auch die Langzeitergebnisse können sich sehen lassen: Bei
Hüftersatz halten 95 Prozent der Prothesen länger als 15 Jahre. Diese Ergebnisse haben sich herumgesprochen und so werden den Experten immer
häufiger Problemfälle zugewiesen – vor allem auch Patienten mit fehlgeschlagenen Implantationen von Endoprothesen. Auch hier haben sich die
Mediziner der Auguste-Viktoria-Klinik durch ihre hohe Expertise und ihrer
Mitentwicklung von Spezialimplantaten einen überregional hervorragenden Ruf erworben. Ihr Wissen geben sie in Fortbildungskursen weiter und
regelmäßig hospitieren Ärzte aus dem In- und Ausland, um die innovativen
Operations- und Behandlungsmethoden kennenzulernen.
Sicherheit durch vielfältige Diagnostik
Keine medizinische Einrichtung ist vorstellbar ohne diagnostische Funktionseinheiten, die die eigentlichen Kernprozesse unterstützen. So bietet die
Auguste-Viktoria-Klinik neben den klassischen diagnostischen Methoden in
Kooperation mit der Gemeinschaftspraxis „Radiologische Diagnostik und Nuklearmedizin Minden/Bad Oeynhausen“ vor Ort hochmoderne, bildgebende
Verfahren an, wie die Kernspin- und die Computertomografie. Schnell und
sicher können diese diagnostischen Ergebnisse in der Gesamtschau ein
detailliertes Bild über die Gelenk- und Rückenerkrankungen liefern.
Bewegung hilft heilen
Bewegen ist eines der wichtigsten Prinzipien in der orthopädischen
Behandlung der Auguste-Viktoria-Klinik. Nach Verletzungen, Operationen
oder bei Schmerzen wird schnellstmöglich mit der physiotherapeutischen
Behandlung begonnen. Ein erfahrenes Team von Physiotherapeuten unterstützt die Patienten mit individuell zugeschnittenen Therapiekonzepten,
um Gelenke, Muskeln, Knochen und Sehnen rasch wieder funktionsfähig zu
machen. Dazu gehört auch, dass die Umsetzung der richtigen Bewegungsabläufe in den Alltag vermittelt wird. So lernen die Patienten beispielsweise schon vor der Operation das Laufen an Unterarmgehstützen, um dies für
die Phase nach dem Eingriff zu erleichtern.
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Elmar Bitter, Betriebsleiter
der Technischen Orthopädie
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Technische Orthopädie:
mit großem Know-how und handwerklichem Geschick
Die Auguste-Viktoria-Klinik betreibt seit 1964 eine eigene hoch spezialisierte Technische Orthopädie. Unter Verwendung modernster Arbeitstechniken
und Materialien können so sämtliche orthopädischen Hilfsmittel – ob
Prothesen, Orthesen (Schienen), Einlagen oder orthopädische Maßschuhe
– in kürzester Zeit in der eigenen Werkstatt angefertigt werden. Für den
Patienten ermöglicht dieses ganzheitliche Angebot ein Optimum an maßgeschneiderter Betreuung.
Seit 2012 wird das Angebot durch ein neues Sanitätshaus auf dem Gelände
der Auguste-Viktoria-Klinik komplettiert. Auf 1300 Quadratmetern präsentiert sich ein moderner, leistungsstarker Fachbetrieb für Pflege- und Medizinprodukte, den auch Kunden von außerhalb nutzen können. Ein speziell
ausgebildetes Orthopädietechniker-Team sorgt auch dort für eine individuelle, gezielte Betreuung und Beratung des Kunden. „Als zertifizierter Betrieb
haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, immer auf dem neuesten Stand
der Technik zu sein. Dies gilt sowohl für die Auswahl unserer Produkte als
auch der Schulung unserer Mitarbeiter“, erläutert Dipl.-Ing. Elmar Bitter das
Erfolgskonzept der Technischen Orthopädie an der Auguste-Viktoria-Klinik.
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Wannenbäder 1913
Es begann mit der Kinderheilanstalt
„Freundlich segnet Frau Sonne den Tag. Schmucker noch
als sonst liegt das stattliche Haus da in bunter Fahnenzier,
die seinem ersten Festtage gilt“, schrieb die Zeitschrift „Der
Kurgast“ anlässlich der Eröffnung des „Auguste VictoriaKinderheimes“ am 21. Mai 1913. Und weiter: „Etwas Schöneres als diese licht- und luftdurchfluteten Schlafsäle mit ihren
schneeweißen Bettchen, die mit köstlichen bunten Märchenfliesen geschmückten Spielräume, der prachtvolle Badesaal
mit seinen 16 Emaillewannen gibt‘s gar nicht.“
1913
1912 – 1954 Entstehungsgeschichte
Letzte Aufnahme der Kaiserin Auguste Victoria
mit dem Sohne des Prinzen Joachim
Der Verband der Vaterländischen Frauenvereine des Kreises Minden hatte
am 26. Februar 1912 den Trägerverein „Kinderheilanstalt Bad Oeynhausen“
zur Bekämpfung von Kinderkrankheiten gegründet. Vereinsvorsitzende war
Martha von Borries, die Ehefrau des Landrates im Kreis Minden, Georg von
Borries. Bis zu diesem Zeitpunkt waren aufgrund eines Aufrufes
bereits rund 150.000 Mark gespendet worden. Kommerzienrat Fritz
Leonhardi, der den Trägerverein
leitete, stellte 25.000 Mark für
den Kauf eines 15.000 Quadratmeter großen Grundstücks an der
Kanalstraße in Bad Oeynhausen zur
Verfügung. Der Eigentümer, Fabrikbesitzer Heinrich Droste, verkaufte es zu
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Namenshistorie
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Mitglieder des ersten Vereinsvorstandes: Martha von Borries, Minden;
Kommerzienrat Fritz Leonhardi, Minden; Pfarrer Ernst Graeve, Minden; Bürgermeister
Dr. Fritz Neuhäußer, Bad Oeynhausen; Bankdirektor Hugo Kraehmer, Minden; Regierungsrat Julius Dombois, Minden; Geheimer Regierungsrat und Medizinalrat Dr. Otto Rapmund,
Minden und Clara Balke, Bad Oeynhausen
diesem Preis, obwohl das Grundstück doppelt so viel wert war. Die Grundsteinlegung für die Kinderheilanstalt fand am 29. April 1912 statt. Schon
ein Jahr später wurde die neu erbaute Heilstätte für 60 Mädchen und 40
Jungen als „Auguste Victoria-Kinderheim“ eingeweiht. Die Kaiserin hatte
für die Verwendung ihres Namens „huldvollst“ die Erlaubnis erteilt, wie der
Regierungspräsident von Borries in seiner Ansprache während
der Feierstunde sagte.
Lichttherapie
In der Heilanstalt sollten Kinder behandelt werden, die an einer
Skrofulose erkrankt waren. Es handelte sich dabei um eine weit
verbreitete Haut- und Lymphknotenerkrankung, die die Kinder
als Folge einer Infektion mit Tuberkelbazillen befiel. Dazu kamen Schmier- und Schmutzinfektionen, die durch die damaligen
unhygienischen Wohnverhältnisse entstanden waren. Aufgenommen wurden Kinder aus minderbegüteten und unbemittelten Familien ohne Rücksicht auf deren Konfession, vorzugsweise jedoch aus
dem Regierungsbezirk Minden. Die Pflege übernahmen Diakonissinnen aus
der Anstalt Bethel.
Mit Genehmigung der Kaiserin
Auguste Victoria durfte sich das
„unter ihrem Schutze stehende
Werke“ ab der Eröffnung am
21. Mai 1913 „Auguste VictoriaKinderheim“ nennen. 1954
wurde es in die „Heilstätte für
Kinder und Jugendliche e. V.“,
1957 in die „Kurklinik für
Kinder und Jugendliche“ umbenannt. Am 20. Juni 1962
erhielt das Haus den noch
heute verwendeten Namen
„Auguste-Viktoria-Klinik“.
Das Haus hatte eine eigene Badeanstalt, deren Sole aus dem Jordansprudel
kam und von der Kurverwaltung Bad Oeynhausen kostenlos zur Verfügung
gestellt wurde. Schon vor der offiziellen Eröffnung kamen bereits im März
1913 die ersten kleinen Patienten, um mithilfe von Bädern und Lichttherapien wieder gesund zu werden. Am 8. Dezember 1913 wurde das Kinderheim als milde Stiftung anerkannt.
Schon ein Jahr später mussten die Kinder weichen. Mit Beginn des Ersten
Weltkrieges 1914 nutzte das Rote Kreuz das Kinderheim als Lazarett, in
dem bis 1920 insgesamt 1.669 verwundete Soldaten gepflegt wurden.
Danach führte man die Heilstätte wieder seiner eigentlichen Bestimmung
zu. Innerhalb von fünf Jahren wurden rund 14.000 Kinder therapiert, ein
Zeichen für die Notwendigkeit solcher Einrichtungen – aber auch für die
Qualität der Arbeit des Hauses. Die Geschäftsführung oblag von Mai 1914
bis 1946 dem Bad Oeynhauser Stadtdirektor Hans Schwarze.
Finanzielle Unterstützung
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war der Trägerverein auf Spenden und Verträge angewiesen, um weiter existieren zu können. Zu den
Unterstützern gehörte auch die Wohlfahrts-Gesellschaft des Tabakgewerbes. Dafür, dass sie kontinuierlich 75 Plätze für erholungsbedürftige Kinder
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Meilensteine
der Orthopädie
Der Chirurg Eugen Bircher
führt die ersten Arthroskopien
des Kniegelenks im Schweizer
Kantonsspital Aarau mit einem
Gerät zur Spiegelung des
Bauchraumes durch.
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Auszug au
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940
Postkarte von 1914
1931
Meilensteine
der Orthopädie
Der Amerikaner Michael
Burmann wendet erstmals die
Arthroskopie an Hand- und
oberem Sprunggelenk an.
der Arbeiter und Angestellten des Tabakgewerbes belegen konnte, erhielt
das Auguste Victoria-Kinderheim großzügige Spenden. Dazu gehörten der
Ausbau einen Schlafsaales im Obergeschoss für 30 Kinder, einschließlich
der „Betten und dreifacher Bettwäsche“ sowie die Anschaffung weiterer
30 Betten. Für die Küche gab es eine Dampfkocheinrichtung sowie einen
Kartoffelkeller. Die Wohlfahrts-Gesellschaft übernahm auch die Einrichtung
von drei Mädchenzimmern. Außerdem zahlte sie zu den üblichen tariflichen
Kur- und Verpflegungssätzen zusätzlich einen Aufschlag von 20 Prozent.
1926 beschloss der Verein auf einer Generalversammlung, den Sitz von
Minden nach Bad Oeynhausen zu verlegen. Das Kinderheim wurde in den
folgenden Jahren durch einen Dachausbau und Neubauten vergrößert.
Dazu zählten ein Isolierhaus, eine Turnhalle, eine Liege- und Spielhalle und
ein Wirtschaftsgebäude. Durch zusätzliche Grundstückskäufe wuchs das
Gelände auf 23.750 Quadratmeter an. 1937 übergab Martha von Borries
den Vereinsvorsitz nach 25 Jahren an Adolf Freiherr von Oeynhausen und
wurde Ehrenvorsitzende.
Ein schlauer Schachzug bewahrt das
Kinderheim vor den Nationalsozialisten
Die politischen Verhältnisse in den 1930er-Jahren hinderten das Auguste Victoria-Kinderheim daran, in der bisherigen Form weiterzuarbeiten.
Die nationalsozialistische Regierung erfasste in ihren Gleichschaltungsbestrebungen auch die Kinderheilstätte. Die „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“ setzte sich intensiv dafür ein, das Kinderheim in ihren Besitz zu
bringen. Damit wollte sie eine Übernahme der öffentlichen Fürsorge bzw.
Stiftungen einleiten. Damit es nicht so weit kommen konnte, verpachtete
der Trägerverein unter ihrem Vorsitzenden, Regierungspräsident Adolf Freiherr von Oeynhausen, die Kinderheilanstalt 1939 an den Provinzialverband
in Münster. Damit war die Heilstätte zwar gesichert, der Trägerverein war
jedoch höchst unzufrieden über die geringe Pacht von 18.000 Mark im Jahr.
Erst 1942 wurde eine Erhöhung um 2.000 Mark erreicht.
1942
1938
Meilensteine
der Orthopädie
Philipp Wiles implantiert in
London die erste Hüft-Totalendoprothese. Die metallische
Hüftpfanne wird mit zwei
Schrauben, der Hüftkopf mittels
eines durch den Schenkelhals
geführten Schraubenbolzens
fixiert.
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1940
Meilensteine
der Orthopädie
Im März stellt Gerhard Küntscher
auf der 68. Tagung der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie in
Berlin seinen Marknagel vor –
ein chirurgisches Verfahren zur
Versorgung von Brüchen der
Röhrenknochen.
Die klinischen Erfolge der Marknagelosteosynthese überzeugen
nach und nach auch die anfänglichen Skeptiker. Die rasche Belastbarkeit der verletzten Extremität, der verkürzte Krankenhausaufenthalt und die rasche
Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit sind die überzeugenden Argumente für dieses neue,
bahnbrechende Verfahren.
Das Gebäude während der englischen Besatzungszeit
Der Krieg hinterlässt seine Spuren
1944 beschlagnahmte die Militärverwaltung das Auguste Victoria-Kinderheim und nutzte es als Lazarett. Die Waffen-SS bezog bis Kriegsende die
Gebäude. Im Mai 1945 überstürzten sich die Ereignisse. Nach der Kapitulation Deutschlands verließ die Waffen-SS fluchtartig die Anstalt. Kurzfristig
besetzten die Amerikaner das Haus, bevor es bis 1954 von einer englischen
Pioniereinheit belegt und als Kaserne zweckentfremdet wurde. Um ihren
Wagenpark auf dem Gelände unterbringen zu können, ließ die Einheit den
alten Baumbestand des Parks abholzen und betonierte große Flächen, um
Autohallen daraufzustellen. Trotz starker Proteste vonseiten des Trägervereins durch den Geschäftsführer Hans Schwarze konnte die Zerstörung
des Kinderheimes durch die britische Besatzungstruppe nicht verhindert
werden.
1945
Ein wahrlich trauriger Anblick
In einer Bestandsaufnahme vom 17. März 1949 schreiben der Vereinsvorsitzende, der Detmolder Regierungspräsident Heinrich Drake und der
Geschäftsführer Hans Schwarze über ihre Besichtigung:
„Schon von weitem machte die ganze Anlage einen ziemlich verfallenen
Eindruck. ... Im Hauptgebäude wurde die Badeanstalt unverändert vorgefunden. In einigen Sälen war die Wasch-Einrichtung beseitigt. Einzelne
Räume hatten neue Aufteilungen erhalten, in anderen waren die Aufteilungen beseitigt. In den großen Sälen fehlten die Fussböden. Wände und
Türen waren sehr beschädigt. Das gleiche ergab sich im Isolierhaus. In
der Küche des Hauptgebäudes fehlte der grosse Herd, die Kühlanlage, die
Waschanlage und die Kartoffelschälmaschine. In der Turnhalle war keinerlei Turngerät mehr vorhanden. Das früher dort vorhandene Klavier fand
sich nicht mehr vor. An der der Turnhalle vorgelagerten Spielhalle sind die
Patent-Verschlüsse an den Fenstern beseitigt. Die Liegehalle im Park ist nur
noch zum Teil vorhanden. Irgendwelcher Mobiliar, welcher dem Kinderheim gehört, wurde in den besichtigten Räumen nicht mehr vorgefunden.“
1949
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1954
Ein Neubeginn nach schweren Zeiten
Nachdem die englische Besatzung 1954 abgezogen war, setzte
der Trägerverein unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten
Dr. Gustav Galle aus Detmold alle Hebel in Bewegung, um die
Gebäude in eine Kurklinik umzubauen. Aus dem „Auguste
Victoria-Kinderheim“ wurde die „Heilstätte für Kinder und
Jugendliche e. V.“. Fortan sollten hier junge, an Kinderlähmung
(Poliomyelitis) erkrankte Menschen behandelt werden.
Bis ins Jahr 1955 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten und der
Anbau eines Bettenhauses mit den Stationen V, VI und VII statt. Auch das
Thermalsolebewegungsbad, ein wichtiger Pfeiler in der Therapie, wurde
gebaut. Für über zwei Millionen D-Mark entstand eine Klinik, die in der
damaligen Zeit neue Maßstäbe setzte.
1954 – 1963 Neuanfang
Am 1. Februar 1956 fand die feierliche Wiedereröffnung
als Spezialklinik, in erster Linie für die Poliomyelitis-Nachbehandlung, statt. Als Chefarzt konnte der Verein den
bekannten Kinderarzt Dr. med. Hans Ulrich Grüninger
gewinnen. Unter seiner Leitung erwarb die Klinik auch
überregional einen exzellenten Ruf. Behandelt wurden
Kinder und Jugendliche mit Lähmungserscheinungen
aller Art, besonders Folgeerscheinungen der spinalen
Kinderlähmung. Aber auch junge Patienten mit Herzund Kreislaufstörungen, rheumatischen Erkrankungen
1954
Meilensteine
der Orthopädie
Paul Harrington führt das sog.
Kompressions-DistraktionsStab-System ein – aus operativer Sicht bahnbrechend für
die weitere Entwicklung der
großen Wirbelsäulenchirurgie.
Die ersten Patienten sind
Kinder und Jugendliche, die
an einer durch Kinderlähmung
hervorgerufenen Skoliose
(Verschiebung der Wirbelsäule) leiden.
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Das Klinikgelände in den 1960er-Jahren
süß – Kinderlähmung ist grausam“) erfreulicherweise immer mehr zurückging, als Ergebnis aber weniger Patienten nach Bad Oeynhausen kamen.
Krankengymnastik Anfang der 1960er-Jahre
und schweren Haltungsschäden fanden Aufnahme. Insgesamt 160 Betten
standen für Jungen und Mädchen in der Klinik zur Verfügung. Das Therapieangebot reichte von der Heilgymnastik über das Thermalsolebad bis
zur Elektrotherapie.
DPWV
Deutscher Paritätischer
Wohlfahrtsverband
Der DPWV ist im gesamten
Bundesgebiet tätig und stellt
einen Zusammenschluss der
Organisationen und Einrichtungen dar, denen dieselbe
Idee zugrunde liegt. Basis der
Arbeit ist ein christliches bzw.
humanitäres Verantwortungsempfinden, das konfessionell
und politisch ungebunden ist.
Erfolgreiche Arbeit zum Wohle von Kindern und Jugendlichen
1956 übernahm Stadtoberinspektor Schüttfort aus Bad Oeynhausen die
Geschäftsführung. Der Verein trat im gleichen Jahr dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) bei, dem damaligen Spitzenverband der
Freien Wohlfahrtspflege. Ein Jahr später, 1957, wurde die Heilstätte erneut
umbenannt in „Kurklinik für Kinder und Jugendliche“ und am 20. Juni 1962
erhielt sie ihren heutigen Namen: „Auguste-Viktoria-Klinik“.
Der Erfolg der Klinik, der sich in einer fast 100-prozentigen Bettenauslastung niederschlug, konnte von 1956 bis 1962 die steigenden Personalkosten
gut kompensieren. In Zugzwang kamen Verein und Klinik jedoch, als die Poliomyelitis aufgrund der erfolgreichen Schluckimpfung („Schluckimpfung ist
Die Heilstätte wird orthopädische Fachklinik
So wurde 1963 auf der Generalversammlung des Trägervereins beschlossen, die Orthopädie weiter auszubauen, indem die bis dahin rein konservativen Behandlungsmethoden durch eine operative ergänzt werden sollten.
Man entschied sich dazu, weil bei der Behandlung der Poliomyelitis-Erkrankten bereits mit Erfolg die konservativen therapeutischen Möglichkeiten der Orthopädie genutzt worden waren. Das Personal war gut ausgebildet und erfahren, auch die technische Ausstattung war auf dem neuesten
Stand. Diese Weiterentwicklung des Behandlungsspektrums öffnete dann
auch erwachsenen Patienten die Tür in die Klinik.
Die Entscheidung, ein orthopädisches Fachkrankenhaus entstehen zu lassen,
basierte auf einem Gutachten, das die Professoren Dr. Hepp, Münster, und
Dr. Imhäuser, Dortmund, erstellt hatten. Sie bestätigten, dass für den nördlichen Bereich Nordrhein-Westfalens die Notwendigkeit eines spezialisierten Krankenhauses bestehe. Auf Vorschlag von Professor Hepp wurde auf
der Versammlung der Mitglieder und des Beirats am 13. November 1963
Dr. med. Jürgen Köchling von der Orthopädischen Universitätsklinik Münster
zum Chefarzt der neuen orthopädischen Fachklinik gewählt.
Gehschule in der Krankengymnastikabteilung
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Stangerbad 1975
Eine neue Ära bricht an
Dr. Jürgen Köchling wird erster Chefarzt
der Auguste-Viktoria-Klinik
Am 1. Januar 1964 trat Dr. med. Jürgen Köchling seinen Dienst als Chefarzt
der neuen orthopädischen Fachklinik für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Insgesamt 150 Mitarbeiter, darunter acht Ärzte auf acht Stationen,
standen ihm zur Seite.
Neu war, dass nunmehr ausschließlich ärztlich verordnete, stationäre
Krankenhausbehandlungen durchgeführt wurden – die Zeit der Kuren war
vorbei. So wurden vor allem Patienten mit Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen mithilfe konservativer, technischer und ein Jahr später auch
operativer Orthopädie behandelt.
1964 – 1979 Orthopädische Ausrichtung
Viele erfolgreich angewandte, konservative Behandlungsverfahren zur
Therapie von spinalen Lähmungen und Cerebralparesen wurden unter
Dr. Köchling weiterentwickelt. Da die Nachfrage stieg, entschloss man sich,
die ehemalige Turnhalle zu einem Mehrzweckraum umzubauen. Dadurch
konnten Behandlungen der krankengymnastischen Abteilung in zwölf
Einzelkabinen und auf zwei Gehbahnen erfolgen. Die unterschiedlichen
Indikationen der Klinik machten einen weiteren Ausbau der krankengymnastischen Abteilung notwendig. Spenden ermöglichten die Anschaffung von
zwei Geräten für die Elektrotherapie. Diese und auch die Erweiterung der Hydrotherapie durch ein kaltes Gehbad dienten der Durchblutungsförderung.
1964
Dr. med. Jürgen Köchling,
Chefarzt ab 1964
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Es war einmal …
… im Sommer 1969, als ein junger Mann die Verwaltungsleitung der Auguste-Viktoria-Klinik
übernahm. Er hatte theoretische Kenntnisse und etwas praktische Erfahrung im Krankenhauswesen und freute sich auf eine gut geführte Fachklinik für Orthopädie in Bad Oeynhausen.
Niemand hatte ihm gesagt, dass es um die Finanzen der Klinik ziemlich schlecht stand, dass
die Vergütung der Mitarbeiterschaft nur in ganz loser Anlehnung an einen Tarif erfolgte, und
vor allem, dass es sich bei dieser Klinik um eine recht gediegene Selbstversorgungseinrichtung
unglaublichen Ausmaßes handelte.
Es gab einen landwirtschaftlichen Nebenbetrieb mit Hofgebäuden im nahen Löhne und rund
200 Morgen Land, ursprünglich 38 Stück Großvieh, 120 Schweinen und 1.500 Hühnern, der
26. Juli 1963: Ausflug auf die Weser
unter der Hauptverantwortung des vorherigen Verwaltungsleiters von einem gelernten Landwirt und diversen Hilfskräften, einschließlich Zivildienstleistenden, betrieben wurde. Dieser
Nebenbetrieb sollte die Klinik mit Fleisch, Milch, Butter, Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Obst,
Vom Hühnerstall zur orthopädischen Werkstatt
Auch die kleine orthopädische Werkstatt gewann im Laufe des Jahres 1964
immer mehr an Bedeutung, denn die Zahl der Patienten, die eine Apparateversorgung benötigten, nahm weiter zu. Dem Bedarf folgend, wurde
der vorhandene Hühnerstall in eine moderne Werkstatt umgebaut und
der erste Mitarbeiter Paul Dräger eingestellt. Die Finanzierung sicherte ein
Zuschuss des Bundesministeriums für Gesundheit für den an Dr. Köchling
erteilten Forschungsauftrag „Für die Entwicklung und Erprobung von
orthopädisch-technischen Hilfen für Kinder mit schweren Missbildungsformen“. Bis Ende 1964 hatte die Werkstatt bereits 210 Neuanfertigungen von
Apparaten und technischen Hilfen sowie 201 Reparaturen durchgeführt.
Versorgungsschwerpunkte waren Schuherhöhungen und Fersenfedern.
Eiern und Geflügel versorgen. Auf dem Klinikgelände selbst gab es eine Wäscherei, Näherei,
Gärtnerei, Bäckerei, Metzgerei sowie eine eigene Bauabteilung und diverse Handwerker, wie
Schreiner, Maler, Maurer, Elektriker, Schlosser und Klempner.
Die Aufsichtsgremien des Klinikträgers hatten schon beschlossen, die krankenhausfremden
Nebenbetriebe auf ihre Wirtschaftlichkeit hin zu überprüfen und weit überwiegend aufzulösen.
Nach der Trennung von dem bisherigen Verwaltungsleiter hatte ein kommissarischer Ökonom
bereits mit der Umstrukturierung begonnen. Der Neue an der Spitze der Verwaltung musste nun aber nicht nur mit den Geldinstituten und Krankenkassen verhandeln, sondern war
hauptsächlich konfrontiert mit der vorzeitigen Beendigung von Pachtverträgen für Ackerund Weideflächen, mit der Überleitung der Hofgebäude in andere Hände, mit dem Verkauf
von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Geräten, einschließlich einer Brutmaschine, und
mit der Auflösung der anderen Nebenbetriebe, beginnend mit der Bäckerei und der Metzgerei.
Er musste Mitarbeiter entlassen und Räume anderen Nutzungen zuführen.
Durch die vielen Verhandlungen mit Hofbesitzern in Bad Oeynhausen und Löhne lernte der
Ausschlaggebend für die Entwicklung von der Kurklinik zu
einem orthopädischen Fachkrankenhaus war jedoch eine Operationsabteilung. Mit einem Zuschuss des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe wurde der Bau nach dem modernsten Stand
der medizinischen Wissenschaft begonnen. Für die Narkoseeinrichtung vereinbarten die Auguste-Viktoria-Klinik und das
Städtische Krankenhaus Bad Oeynhausen, gemeinsam einen
eigenen Anästhesisten einzustellen.
junge Mann zwar schnell die schöne landschaftliche Umgebung kennen, aber auch die nicht
immer einfachen westfälischen Bauern. Diese waren zudem verständlicherweise immer noch
verärgert darüber, dass vorher ein Klinikleiter ihnen hat vormachen wollen, wie man einen
landwirtschaftlichen Betrieb erfolgreich führen kann.
Und wenn er nicht …
... die Unterstützung der Stadtsparkasse Bad Oeynhausen sowie der Krankenkassen, den Rückhalt der Aufsichtsorgane des Klinikträgers und das volle Verständnis des damals ebenfalls
noch jungen Chefarztes Dr. Köchling gehabt hätte, hätte der junge Verwaltungsleiter diese für
Wassertretbecken
Wichtiger Pfeiler in der Therapie: die Rehabilitation
Auch der Rehabilitation wurde großes Augenmerk geschenkt.
Ärzte der Auguste-Viktoria-Klinik führten Sprechstunden für
Körperbehinderte beim Gesundheitsamt der Stadt Herford durch.
ihn völlig neue, unerwartete, aufreibende, aber auch interessante und lehrreiche Zeit sicher
kaum durchhalten können.
Erinnerungen von Adolf Voigtländer, Verwaltungschef 1969 – 1981
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45
Der erste Operationssaal
Elektro- und Physiotherapie
In der Klinik begannen im Frühjahr 1964 Mutter-Kind-Kurse, in denen
die Mütter spastischer Kinder auf die Behandlung und Problematik
der Therapie vorbereitet wurden. Die Kurse und die Anwesenheit der
Mütter bei Säuglingen und Kleinkindern während des Krankenhausaufenthaltes waren zu damaliger Zeit ein großer Schritt nach vorne
im Bemühen, seelische Schäden bei den Kindern zu vermeiden.
In der orthopädischen Werkstatt wurden inzwischen doppelt so viele
technische Hilfen produziert wie im Vorjahr. Außerdem gelang es der
Forschungswerkstatt, ein Hüft- und Kniegelenk für Orthesen zu entwickeln,
das bei Patienten mit Hüft- und Beinlähmung Gangleistung und -bild
verbesserte. Aufgrund des unvermindert hohen Arbeitsanfalls wurde ein
fünfter Mitarbeiter, Werkstattleiter Herr Bierbüsse, eingestellt.
Für die damals beste bekannte Krankengymnastik für Spastiker, der
Bobath-Therapie, wurden spezialisierte Krankengymnastinnen eingestellt,
um die konservative Therapie zu verstärken. Die Bemühungen um die Therapie schulpflichtiger Kinder ging sogar so weit, dass die kleinen Patienten
ab Ostern 1964 von zwei hauptamtlichen Lehrern unterrichtet wurden.
Durch die operative Therapie und die Intensivierung der Behandlungsmethoden wurde die durchschnittliche Verweildauer der Patienten kontinuierlich
verringert und die Patientenzahl – bei seit Jahren gleichbleibender Bettenkapazität – deutlich gesteigert. Waren es 1956 noch 528, wurden daraus
1965 – nur neun Jahre später – 1.215 Patienten. Den auffälligsten Anstieg
in den Behandlungszahlen verzeichneten seinerzeit Patienten mit chronischdeformierenden Erkrankungen der Hüftgelenke und der Wirbelsäule.
Die ersten Operationen
1965 war die Operationsabteilung fertig. Viele der operativen Eingriffe
waren aufgrund von lähmungsbedingten Knochendeformierungen und
Funktionsausfällen notwendig geworden. Die Kombination mit krankengymnastischer und hydrotherapeutischer Nachbehandlung bewährte sich
bei diesen Krankheitsbildern.
Eine Spende des Bielefelder „Vereins zur Förderung der Erforschung und
Bekämpfung der spinalen Kinderlähmung e. V.“ ermöglichte den Kauf
einer Hebevorrichtung, mit der bewegungsunfähige Patienten in das große
Thermalsolebad gehoben werden konnten. Dies bedeutete eine große Erleichterung für die Patienten, wie auch für die Therapeuten.
1965
Hausprospekt
Anfang der 1960er-Jahre
Balneotherapie im Bewegungsbad
Die Mehrzahl der Patienten litt unter Poliomyelitis (Kinderlähmung) und angeborenen Cerebralparesen. Auch degenerative
Hüft- und Wirbelsäulenerkrankungen stiegen unübersehbar an,
während die Zahl der klassischen orthopädischen Krankheitsbilder, wie Fußdeformitäten und angeborene Hüftverrenkungen,
abnahmen. Ursache hierfür waren die von den niedergelassenen Fachärzten vermehrt durchgeführten Beratungen für betroffene Mütter sowie die frühzeitige Behandlung der Kinder. Auch
die Verbesserung der Diagnostikmöglichkeiten führte dazu,
dass deutlich mehr Kinder mit Cerebralparesen zur intensiven
klinischen Therapie eingewiesen wurden.
Neue Wannenbäder
46
47
1960er-Jahre
Meilensteine
der Orthopädie
Elektrotherapie
werden. Somit hatte die Umwandlung der ehemaligen Kurklinik in eine
orthopädische Fachklinik auch einen verbesserten Ausnutzungsgrad und
eine bessere Wirtschaftlichkeit zur Folge.
Dem Fortschritt verpflichtet: Erweiterung der Operationsabteilung,
verbesserte Diagnostik und Therapie
Die so erfolgreiche Arbeit von Dr. Köchling und seinen Mitarbeitern machte
schon ein Jahr nach Eröffnung der Operationsabteilung eine Erweiterung
notwendig. Innerhalb von drei Monaten Umbauphase, in denen nicht
operiert werden konnte, wurden ein Narkoseein- und -ausleitungsraum
sowie ein Raum für Verbandswechsel und Infiltration geschaffen. Auch der
OP-Vorraum wurde vergrößert und umgestaltet. Parallel dazu entstand
durch weitere Umbauten eine neue Kleinkinderstation, mehrere Stationen
im Altbau erhielten im Zuge umfassender Renovierungen auch eigene
Schwesternzimmer.
1967
Die Umbaumaßnahmen führten auch zu einer Aufstockung der Bettenzahl.
So verfügte die Klinik 1967 über 160 Betten, die in diesem Jahr von 1.211
Patienten belegt wurden. Die Auslastung lag bei 97 Prozent, die durchschnittliche Verweildauer konnte seit 1961 von 58 auf 46 Tage gesenkt
Dank großzügiger Spenden war es der Auguste-Viktoria-Klinik möglich,
die Röntgenabteilung zu modernisieren. Darüber hinaus konnte ein
sogenanntes Spasmotron angeschafft werden – ein Gerät zur elektrischen
Stimulierung der Muskeln, das besonders bei spastischen Erkrankungen
zum Einsatz kommt.
Den Pionieren der Hüftendoprothetik in Europa, John
Charnley und Maurice Edmond
Müller, gelingt mit der Einführung des sog. Knochenzementes und des Polyethylens ein
entscheidender Durchbruch in
der Hüftendoprothetik. Durch
die Verwendung einer Polyethylenpfanne als Gleitpartner
für den Prothesenkopf kann
das Gleit- und Abriebverhalten
verbessert werden. Das Problem der aseptischen Prothesenlockerung ist damit aber nicht
gelöst.
Auch die Neugestaltung der Klinik schritt immer weiter voran. Die
auffälligste äußerliche Veränderung brachte ein Neubau zwischen
den beiden vorhandenen Gebäuden, in dem neben neuen Behandlungsräumen und Dienstzimmern auch die Verwaltungsbüros
eingerichtet wurden.
Die Entscheidung, die Kurklinik für Kinder in eine orthopädische
Fachklinik umzuwandeln, wurde durch die außerordentlich positive
Entwicklung der Klinik bestätigt. So stieg die Zahl der Patienten
von 996 im Jahr 1963 auf 1.365 Patienten im Jahr 1968 an. Die
durchschnittliche Jahresbelegung betrug 98,2 Prozent, die Verweildauer
konnte dank der fortschrittlichen Leitung durch Dr. Köchling sowie medizinischer Weiterentwicklungen wiederum verkürzt werden. Das schuf Platz
für weitere Patienten, die der Hilfe bedurften.
Röntgenabteilung
48
49
Info
Verein Spastikerhilfe
Bad Oeynhausen e. V.
Auf Anregung und mit Unterstützung der Auguste-ViktoriaKlinik gründeten 50 Eltern von
spastisch behinderten Kindern
im Juni 1968 in Bad Oeynhausen
den Interessenverband. 1971
schloss sich der Bau der „Sonderschule für Körperbehinderte“ in
Bad Oeynhausen-Eidinghausen
an. Der Standort wurde aufgrund der Nähe zur AugusteViktoria-Klinik gewählt.
Aus der engen Zusammenarbeit
von Klinik, Elternverein und
Sonderschule entstand das
„Oeynhausener Modell“. In den
drei Einrichtungen kamen die
gleichen Therapien zur Anwendung: Physiotherapie, eine
spezielle Krankengymnastik vorwiegend für spastisch gelähmte
Patienten, Ergotherapie und
Schwimmtherapie in der Therme
des Staatsbades Oeynhausen.
Ergänzend kam die Reittherapie
für Verein und Schule hinzu.
Dafür wurde auf dem Gelände
des Reitervereins Löhne eine
zusätzliche, beheizbare Reithalle gebaut. Diese Maßnahmen wurden von der Stiftung
Wohlfahrtspflege des Landes
Nordrhein-Westfalen bezuschusst.
Gipsraum in der Technischen Orthopädie
Soziales Engagement für spastisch gelähmte Kinder
Während die Zahl der Poliomyelitis-Erkrankten weiter zurückging, stieg
die Anzahl der aufgenommenen Kinder mit Cerebralparesen. Die klinische
Therapie und Rehabilitation von spastisch gelähmten Kindern, die Professor Hepp 1963 in seinem Gutachten zur Umwandlung der Kinderkurklinik
in eine orthopädische Fachklinik als vorrangig erklärt hatte, war eines der
wichtigsten Ziele der Auguste-Viktoria-Klinik. Mit großer Verantwortung
baute die Klinikleitung die Therapie mit modernen Behandlungsmaßnahmen immer weiter aus. Es wurden vermehrt besonders auf die BobathTherapie geschulte Krankengymnastinnen eingestellt, Mutter-Kind-Kurse
angeboten und spezielles Kinderspielzeug erworben.
Auf Anregung und unter engagierter Mitarbeit der Auguste-Viktoria-Klinik
wurden 1968 zwei Vereine initiiert, die spastisch gelähmte Kinder und
deren Familien unterstützen sollten: der „Verein Spastikerhilfe Bad Oeynhausen e. V.“ und der „Verein Kindergarten mit Sonderkindergarten für
körperlich behinderte Kinder Bad Oeynhausen e. V.“.
Einen weiteren Anstieg gab es in der orthopädischen Fachklinik auch bei
der stationären Aufnahme von Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen. 1964 waren es 49 Patienten, 1968 bereits 266. Sie wurden mit konservativen Methoden behandelt, während Hüftarthrosen meist
operiert wurden, da dies unter anderem mit einer deutlichen Schmerzlinderung für die Patienten einherging. 1968 führten die Ärzte insgesamt 252
Operationen und 1.541 Infiltrationen durch.
Der Speise- und Aufenthaltsraum
Die erfolgreiche Arbeit der Auguste-Viktoria-Klinik hatte auch überregional
große Bedeutung gewonnen. So kamen 1969 rund 40 Prozent der Patienten außerhalb von Nordrhein-Westfalen, einige sogar aus dem Ausland.
Insgesamt gab es 1.229 stationäre Behandlungen.
1969
Neue Lebensqualität für Polio-Patienten durch das „Oeynhauser Gelenk“
1969 wurde aus der orthopädischen Werkstatt nach umfangreichen
An- und Ausbauten die Technische Orthopädie mit nunmehr sieben
Mitarbeitern. Im Rahmen eines von Chefarzt Dr. Köchling gestellten Forschungsantrags zur Entwicklung eines physiologischen Kniegelenkes für
Polio-Patienten, wurden ein Arbeitsplatz und die dafür erforderlichen Maschinen durch die Deutsche Forschungsgesellschaft finanziert. Als Ergebnis
präsentierten die Techniker das sogenannte „Oeynhauser Gelenk“, das die
Dreh-Gleit-Bewegung des menschlichen Knies bestmöglich nachempfand
und den Patienten somit erhebliche Bewegungsverbesserungen brachte.
50
51
Mit einem Hubschrauber der Bundeswehr landeten vier der vietnamesischen Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren am
Stadion an der Mindener Straße
1972
Meilensteine
der Orthopädie
In London leitet G. N. Hounsfield mit der Entwicklung der
Computertomografie eine neue
Epoche in der bildgebenden
Diagnostik ein.
Die beiden querschnittsgelähmten
Jungen aus Vietnam waren fast
ein Jahr zur Behandlung in der
Klinik
Bild rechts: Die 14-jährige Mailiu
beim Gehtraining
Hilfe für vietnamesische Kriegskinder
Eine Zusammenarbeit mit dem internationalen Kinderhilfswerk „Terre des
Hommes“ bescherte der Klinik 1969 sieben ganz besondere Patienten: Kinder aus Vietnam, die schwer unter den Folgen des Krieges zu leiden hatten.
Zwei von ihnen waren querschnittsgelähmt, die anderen hatten Wirbelsäulenerkrankungen. Nach langwierigen Behandlungen und mithilfe der in der
Technischen Orthopädie für sie hergestellten Hilfsmittel konnten die Kinder
am Ende wieder laufen.
Zudem betreuten Mitarbeiter der Klinik viele weitere kleine Patienten in
dem von „Terre des Hommes“ eigens in Bad Oeynhausen-Dehme errichteten Zentrum für kriegsgeschädigte Kinder aus Vietnam.
Patientenunterbringung im Doppelzimmer
1970
Gelungene Premiere: die erste Hüftgelenks-OP
Im Januar 1970 wurde zum ersten Mal ein komplettes Hüftgelenk ersetzt.
Diese große Operation stellte hohe Anforderungen an Ärzte und Mitarbeiter, die diese mit Bravour erfüllten. Damit waren die Weichen für die
Zukunft gestellt.
1973 konnte die Auguste-Viktoria-Klinik als orthopädische Fachklinik auf
eine mehr als positive Entwicklung zurückblicken. Die Zahl der Operationen war auf 464 gestiegen und die 157 Planbetten der Klinik waren fast
durchgehend belegt, es gab sogar Wartezeiten. Die Idee, die Bettenzahl
auf rund 200 zu erweitern, wurde allerdings wieder verworfen. Wichtiger
war es den Verantwortlichen, im Sinne der Patienten die Verweildauer
durch moderne Operationstechniken und bestmögliche Therapieverfahren
zu verkürzen und dadurch neuen Patienten die Aufnahme zu ermöglichen.
Unter den vier vorwiegenden Erkrankungen hatte es in den letzten Jahren bereits erhebliche Verschiebungen gegeben. Während die Zahl der
Poliomyelitis-Patienten abnahm, wurden wieder mehr Kinder mit infantilen
Cerebralparesen behandelt. Die Zahlen der Wirbelsäulenerkrankungen und
Hüftarthrosen stiegen im Vergleich zu 1964 sogar um das Sechsfache an.
Modernste Behandlungsmethoden durch regelmäßige Fortbildung
Die operative Orthopädie bei Kindern bildete mit über 60 Betten für kleine
Patienten einen weiteren Schwerpunkt der Auguste-Viktoria-Klinik. An
erster Stelle standen hier Korrekturen angeborener Fehlformen am Hüftgelenk oder die Operation am Klumpfuß. Bei den infantilen Cerebralparesen
1975
Meilensteine
der Orthopädie
Karl Zweymüller und das
Istituto Orthopedico Rizzoli
in Bologna entwickeln
einen keramikbeschichteten
Titanschaft zur zementfreien
Implantation in die Hüfte.
52
53
Info
170 Mitarbeiter im Einsatz
1977 kümmerten sich 170 Mitarbeiter um das Wohl der Patienten. Zehn Ärzten standen
58 Pflegekräfte, zwei medizinisch-technische Assistenten,
21 Mitarbeiter für die Krankengymnastik, Massage und Hydrotherapie, zwei Beschäftigungstherapeuten und 14 Orthopädiemechaniker und Bandagisten
zur Seite. Dazu kamen die Mitarbeiter, die im Verwaltungs-,
Wirtschafts- und Versorgungssektor tätig waren.
Ansicht des Neubaus mit Stationen V, VI und VII sowie Verbindungsgang
zur Turnhalle
hatten Früherkennung und Krankengymnastik die Prognose wesentlich
verbessern können. Dazu trugen auch die neu entwickelten Operationsmethoden bei, die die Klinik zu einem Schwerpunktkrankenhaus machten.
Nach wie vor gleichberechtigt stand der operativen Orthopädie aber die
konservative Behandlung, zum Beispiel bei angeborener Hüftluxation
bzw. -dysplasie, gegenüber. Durch Einführung der funktionellen Hüftgelenkseinrenkung bei Säuglingen und Kleinkindern durch die Oberärztin Dr.
Keresztes, die dieses Verfahren an der orthopädischen Universitätsklinik in
Heidelberg erlernt hatte, wurde den kleinen Patienten ein längerer Klinikaufenthalt mit mehrmonatigen Gipsperioden erspart. Bis Ende 1973 wurden bereits 65 Kinder mit Erfolg nach diesem neuen Verfahren behandelt.
Mit über 700 Neuversorgungen und ebenso vielen Reparaturen
war die Technische Orthopädie neben der konservativen und operativen Therapie zur dritten Säule in der Auguste-Viktoria-Klinik
geworden. Inzwischen gehörten, einschließlich der Forschungsabteilung, elf Orthopädiemechaniker und Bandagisten dazu.
Die Technische Orthopädie
1977 konnte die Zahl der stationär behandelten Patienten bei
gleicher Bettenzahl auf 1.656 gesteigert werden. Grund war die
weiter verkürzte Behandlungsdauer auf nur noch 36 Tage. Aufgenommen wurden Patienten mit allen orthopädischen Erkrankungen. Einigen Krankheitsbildern fühlte sich die Klinik jedoch nach wie vor besonders
verpflichtet: den Folgezuständen der Poliomyelitis, den Cerebralparesen,
Wirbelsäulenerkrankungen und den Erkrankungen der großen Gelenke,
insbesondere der Hüfte.
Die Jacob Sisters beim Sommerfest der Klinik im Juni 1973
Immer mehr Patienten mit Arthrosen
1978 stieg die Zahl der erwachsenen Patienten mit Erkrankungen der
Wirbelsäule und degenerativen Erkrankungen an den großen Gelenken
signifikant an. Aufgrund ihres guten Rufes ließen sich immer mehr Patienten mit Arthrosen der Hüft- und Kniegelenke in der Auguste-Viktoria-Klinik
operieren, was einen zweiten Operationssaal erforderlich machte. Der
Anteil der Patienten mit Poliomyelitis-Folgen oder Cerebralparesen ging
dafür zurück. Diese Patienten kamen nur noch zu den Operationen in die
Klinik, die notwendigen krankengymnastischen Therapien erhielten sie in
extra eingerichteten Tagesstätten, Sonderkindergärten oder -schulen.
Info
Sozialdienst
für Körperbehinderte
Die Auguste-Viktoria-Klinik
nahm sich nach der Diagnostik
und Therapie auch der rehabilitativen Betreuung von Körperbehinderten an.
Dafür wurde 1979 ein eigener
Sozialdienst eingerichtet, der
den Betroffenen unter der
Leitung des Sozialpädagogen
Herrn Winkler psychosoziale
Betreuung bot.
1979
1979 trat erstmals ein Rückgang der Belegungszahlen um 1,3 Prozent ein.
Die Gründe dafür waren die Umbauarbeiten auf der Männerstation sowie
der Rückgang der kleinen Patienten im Säuglings- und Kindesalter. Die
anderen Abteilungen waren jedoch voll ausgelastet. Allen voran die Physikalische Therapie, die 107.013 Behandlungen durchführte. Hier waren in
der Zwischenzeit die Lymphdrainage und die Chiro-Gymnastik bei Wirbelsäulenerkrankungen mit großem Erfolg eingeführt worden.
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Große Nachfrage erfordert zweiten
Operationssaal
Überwog in den Anfangsjahren der Auguste-Viktoria-Klinik
noch die konservative Behandlung, verlagerte sich in den
1970er-Jahren der Schwerpunkt hin zur operativen Orthopädie. Aufgrund des guten Rufes der Fachklinik war die Nachfrage der Patienten so gestiegen, dass die Kapazitäten der
Operationsabteilung nicht mehr ausreichten.
Um dem neuen Bedarf gerecht zu werden, wurden 1980 für rund drei Millionen D-Mark Um- und Erweiterungsbauten vorgenommen, unter anderem
auch ein zweiter Operationssaal errichtet. Obwohl durch die Baumaßnahmen nur ein begrenzter Operationsbetrieb möglich war, stieg die Zahl
der stationär aufgenommenen Patienten durch die kontinuierlich kürzer
werdende Behandlungsdauer weiter an.
1980 – 1994 Erweiterungsphase
Orthopädie und Physikalische Therapie arbeiten Hand in Hand
Nicht nur im operativen, auch im konservativen Bereich gab es beträchtliche Zuwächse. Behandelt wurden Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen
und beinamputierte Patienten, die während ihres relativ langen Aufenthalts umfassend begleitet und versorgt wurden. In der hauseigenen Techni-
Info
Tag der offenen Tür
1980 lud die Klinikleitung mit
Adolf Voigtländer an der Spitze
erstmals zu einem Tag der offenen Tür in die Auguste-ViktoriaKlinik. Das Interesse war groß
und so besichtigten zahlreiche
Besucher im Rahmen von informativen Führungen die neue
Operationsabteilung.
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57
Luftaufnahme aus den 1980er-Jahren
1980
schen Orthopädie wurden Prothesen angefertigt, mit denen die Patienten
in der Gehschule das Laufen (wieder) erlernten. Gleichzeitig unterstützte
sie der klinikeigene Sozialdienst mit persönlichen Gesprächen, Maßnahmen
und Beratungen, um ihnen die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern.
Dank der guten Zusammenarbeit der Technischen Orthopädie und der Physikalischen Therapie entwickelte sich die Gehschulung für Beinamputierte
zu einem weiteren Schwerpunkt im Therapieangebot der Auguste-ViktoriaKlinik.
Ergotherapeutische Schiene
zur Behandlung von rheumatischen Sehnenerkrankungen
1980 begann der Orthopädiemechanikermeister Günter
Womelsdorf als neuer Werkstattleiter in der Technischen
Orthopädie. Der Fokus lag auf der Kinderorthopädie, der
prothetischen Versorgung mit Arm- und Beinprothesen
sowie auf Korsettanfertigungen. Unter Verwendung von
modernen neuen Werkstoffen wie glasfaserverstärktem
Kunststoff, Kunstschäumen und Thermoplasten fertigten
die Mitarbeiter Prothesen – künstliche Ersatzkörperteile –
und Orthesen, – stützende und entlastende Hilfsmittel zur
Behandlung funktioneller Störungen der Wirbelsäule und der Gelenke.
Ziel war es, den Tragekomfort bei gleicher und verbesserter Haltbarkeit zu
optimieren. Berücksichtigt wurden dabei auch die kosmetischen Bedürfnisse der Patienten durch eine optisch möglichst naturgetreue Gestaltung der
Kniegelenks-Arthroskopie
1982
technischen Hilfsmittel. Die Abteilung sah ihre Aufgabe aber nicht nur in
der Versorgung, sondern weiterhin auch in der Forschung und Entwicklung.
Zehn Prozent mehr Patienten
Die Erweiterung der Operationsabteilung auf zwei Operationssäle führte
1981 dazu, dass 915 Operationen durchgeführt werden konnten. Neben
den drei großen Krankheitsgruppen Wirbelsäulenerkrankungen, Hüftarthrosen und Cerebralparesen war ein Anstieg bei Bandscheiben- und anderen Wirbelsäulenoperationen sowie bei Patienten mit Kniearthrosen und
Gelenkentzündungen festzustellen.
Die Behandlungsdauer der Patienten konnte 1982 um drei Tage auf 26 Tage
gekürzt werden. Das hatte zur Folge, dass zehn Prozent mehr Patienten
Aufnahme fanden: insgesamt waren es 2.135. In der Kinderabteilung war
die Entwicklung jedoch rückläufig. Gründe waren der allgemeine Geburtenrückgang, aber auch die erfolgreiche Früherkennung und -behandlung
orthopädischer Deformationen bei Kleinkindern.
Durchs „Schlüsselloch“ zum Kniegelenk:
Einführung der Kniegelenks-Arthroskopie
Sportverletzungen und deren Behandlungen nahmen in den 1980er-Jahren
immer mehr Raum ein. Deshalb wurde im Februar 1983 Dr. Remzi Güzelbey
als neuer Oberarzt eingestellt, der seine Facharztausbildung im bekannten
Info
Erfolgreiche Facharztausbildung
Über ihre eigentliche Aufgabe
hinaus hatte sich die Klinik der
Weiterbildung von Ärzten verschrieben. Die Ärztekammer
Westfalen-Lippe erteilte Chefarzt Dr. Köchling die volle Weiterbildungsermächtigung für
das Fachgebiet Orthopädie.
1982 kam der Bereich „Physikalische Therapie“ dazu. Von 1964
bis 1988 absolvierten 50 Ärzte
ihre erfolgreiche Facharztausbildung in der Auguste-ViktoriaKlinik.
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59
1984
Meilensteine
der Orthopädie
R. Bauer und W. Russe publizieren den „transglutealen Zugang
zum Hüftgelenk“, der sich in
Europa zunehmend zum Standardzugang entwickelt. Eine
vergleichende Untersuchung
zeigt, dass dieser im Vergleich
zu anderen Techniken operationstechnische Vorteile bietet:
eine einfache Durchführung
ohne quere Durchtrennung der
Muskulatur, eine übersichtliche
Darstellung besonders der
Resektionsstelle am proximalen
Femurende sowie einen einfachen Wundverschluss.
Hüftprothesen
Krankenhaus für Sportverletzungen in Hellersen absolviert hatte. Die dort
angewandte arthroskopische Untersuchung des Kniegelenks, um Art und
Umfang eines Schadens festzustellen, führte Dr. Güzelbey erfolgreich in der
Auguste-Viktoria-Klinik ein. Im gleichen Jahr wurden bereits 150 Meniskusund andere Knieoperationen vorgenommen. Moderne Operationsverfahren
wie die Meniscotomie, die komplette operative Entfernung eines erkrankten Meniskus, wurden weiterentwickelt. In Verbindung mit der postoperativen Behandlung konnte in fast allen Fällen wieder eine Normalisierung und
uneingeschränkte Gelenkfunktion erreicht werden.
Ausbildungsplätze für körperbehinderte Jugendliche
Die Technische Orthopädie fertigte nicht nur technische Hilfen für Menschen
mit Körperbehinderungen an, ein wichtiges Anliegen war ihr und der Klinikleitung auch deren berufliche Weiterbildung. 1984 schuf sie deshalb fünf
Ausbildungsplätze zum Bandagisten für körperbehinderte Jugendliche. Mit
finanzieller Hilfe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe wurden behindertengerechte Sanitär-, Umkleide- und Aufenthaltsräume geschaffen.
Mitarbeiter der Physikalischen Therapie unterstützten die neuen Auszubildenden mit gezielter Krankengymnastik, um ihre motorischen Probleme zu
verringern. Dank des Entgegenkommens der Klinikleitung wurde die Therapie sogar während der Arbeitszeit durchgeführt. Somit bot sich den jungen
Menschen die Chance auf eine qualifizierte Ausbildung.
Steigende Behandlungszahlen
Die Verweildauer verringerte sich auch im Jahr 1984. Mit 24 Tagen lag die
Auguste-Viktoria-Klinik unter dem Durchschnitt anderer orthopädischer
Fachkliniken. Die frei gewordenen Kapazitäten wurden zur Behandlung
weiterer Patienten genutzt, sodass am Ende des Jahres 2.396 Patienten
geholfen werden konnte.
1984
Um die Strahlenbelastungen der Patienten möglichst gering zu halten,
wendeten die Ärzte als zusätzliche Diagnosemöglichkeit die schonende
Ultraschalluntersuchung an. Wurden zunächst lediglich die Hüftgelenke
von Säuglingen sonografiert, um angeborene Fehlstellungen der Hüfte
auszuschließen, gingen die Ärzte dazu über, auch Weichteilschwellungen,
insbesondere der Kniegelenke, auf diese Art zu untersuchen.
Investition in dritten Operationssaal und Intensivstation
Das Operationsspektrum der Auguste-Viktoria-Klinik hatte sich in den
20 Jahren des Bestehens erheblich erweitert. Die operative Therapie des
Hüft- und Kniegelenks bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen stand
1985 und 1986 nach wie vor an erster Stelle. Es folgte die Behandlung von
Wirbelsäulenerkrankungen.
Aufgrund der steigenden Bedeutung der operativen Therapie wurde die
Ausstattung fortlaufend modernisiert und 1986/1987 noch einmal 2,8 Millionen D-Mark in den Bau eines dritten Operationssaales und einer Intensiv-
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Vorbereitung für eine Knieprothesen-Operation
Info
Ein besonderes Jubiläum:
1989 feierte die Orthopädie in der AugusteViktoria-Klinik ihr 25-jähriges Bestehen. „In
einem guten Moment, den der damalige
Vorstand hatte, entstand ein orthopädisches
Krankenhaus, das inzwischen die gesamte
Breite der Orthopädie abdeckt und zu einer
weitgehend sorgenfreien Einrichtung geworden ist“, sagte Walter Stich, Detmolder
Regierungspräsident und Vorsitzender des
Trägervereins, in einer Feierstunde. Die
positive Geschichte der Auguste-ViktoriaKlinik als „Orthopädisches Krankenhaus
Bad Oeynhausen“ sei aufs Engste verbunden
mit Albrecht Kusserow, der mehr als 25
Jahre die Geschäftsführung des Vereins
innehatte, und mit Dr. Jürgen Köchling,
Chefarzt seit 1964.
station investiert. Danach verfügten zwei der drei Operationssäle
über modernste Reinraumtechnik, und die Intensivstation, die
1988 eröffnet wurde, über drei Aufwach- und fünf Intensivbetten.
Im gleichen Jahr fand für rund eine Million D-Mark die teilweise
Renovierung des Bettenhauses statt.
Neuausrichtung erfolgreich gemeistert
In den 25 Jahren seit der Umwandlung von der Kinderkurklinik
in eine orthopädische Fachklinik hatten sich die Behandlung und
die Therapie rasch weiterentwickelt. Der Schwerpunkt verlagerte
sich von der rein konservativen auf die operative Orthopädie. Um
der hohen Nachfrage gerecht zu werden, entstanden im Laufe
der Zeit mehrere Erweiterungsbauten, Operationsabteilung und
Behandlungszimmer. Die Stationen und Krankenzimmer sowie
die medizinischen Abteilungen und Werkstätten wurden kontinuierlich den geänderten Anforderungen angepasst.
1988
Dr. Jürgen Köchling bei der Visite
Maßgeblichen Anteil am Erfolg der Auguste-Viktoria-Klinik hatte der erste
orthopädische Chefarzt Dr. Jürgen Köchling. Es gelang ihm, aus der Kinderkurklinik eine orthopädische Fachklinik zu formen und die Abteilung für
Orthopädie in der Region – und auch darüber hinaus – zu etablieren.
Es ist sein besonderer Verdienst, an der Verbesserung alter Operationsmethoden gearbeitet und wesentliche Erweiterungen des therapeutischen
Spektrums der Klinik forciert zu haben. Erste operative Schritte in der Gelenkersatzplastik sowie der offenen und später arthroskopischen Chirurgie
wurden während seiner Dienstzeit entwickelt. Seit den 1970er-Jahren
schuf die neu gebildete Technische Orthopädie unter Köchlings Ägide wegweisende Behandlungsformen in der konservativen Orthopädie.
1994
Meilensteine
der Orthopädie
Klinischer Einsatz der computerunterstützten chirurgischen
Navigation (CAS-Computer-Assisted Surgery). Diese Methode
erlaubt dem Chirurgen, die
Eingriffe präoperativ zu planen
und zu simulieren. Die verschiedenen zwei- und dreidimensionalen Ansichten der Anatomie
des Patienten werden anhand
der Bilddatensätze aus den Voruntersuchungen ständig vom
Computer berechnet. Somit hat
der Operateur immer einen genauen Überblick über die Lage
und die Auswirkungen seiner
Manipulationen. Die Platzierung von künstlichen Gelenken
kann sehr präzise erfolgen.
62
63
Manuelle Trainingstherapie
Die Erfolgsgeschichte geht weiter
Im Juli 1995 übernahm Professor Dr. Frank-Wolfgang Hagena
die Aufgaben von Dr. Köchling. Unter seiner Leitung wurde
mit der speziellen operativen Orthopädie ein neuer Schwerpunkt gebildet.
Durch ein besseres Verständnis der Biomechanik der Gelenke hatte sich die
operative Therapie enorm weiterentwickelt. Die Rheumaorthopädie großer
Gelenke sowie die Rekonstruktion kleiner Gelenke gehörten nun mit in das
Behandlungsspektrum der Auguste-Viktoria-Klinik.
Ihre Operationsergebnisse waren in der deutschlandweiten Entwicklung
der Sprunggelenksendoprothetik wegweisend. Die Therapie von Patienten mit rheumatologisch-orthopädischen Erkrankungen sorgte für eine
kontinuierliche Weiterentwicklung von Handgelenk-, Finger- und Ellenbogenprothesen. Auch die orthopädische Vor- und Rückfußtherapie wurde
zunehmend gefördert.
1995 – 2003 Neue Spezialisierungen
Professor Dr.
Frank-Wolfgang Hagena
1995
Zukunftsweisend: Das Departement für Wirbelsäulenchirurgie wird eröffnet
Zahlreiche Innovationen in der Diagnostik und Therapie der Wirbelsäule
führten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem besseren
Verständnis der Wirbelsäulenerkrankungen und auch zu neuen operativen
Therapieansätzen. Durch die Entwicklung neuer Operationsverfahren und
Implantatsysteme sowie besserer Möglichkeiten in der Narkoseführung
wurde die Wirbelsäulenchirurgie in den letzten Jahren revolutioniert. Die
Auguste-Viktoria-Klinik trug diesem Umstand im Juli 1998 mit Schaffung
64
65
Die neue Eingangshalle
Info
Die Technische Orthopädie bot,
nachdem die Auguste-ViktoriaKlinik ihren Schwerpunkt 1995
von der konservativen auf die
operative Orthopädie verlagert
hatte, erstmals auch ambulante
Versorgungen an.
eines „Departements für Wirbelsäulenchirurgie“ Rechnung. Die Leitung
übernahm Dr. Rafael Sambale. Der Oberarzt kam vom Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie an der Werner-Wicker-Klinik in Bad Wildungen, einem der
großen deutschen Wirbelsäulenzentren mit internationalem Ruf.
Ebenfalls zum 1. Juli wurde der vierte Operationssaal eröffnet. Hier fanden
vorrangig kleinere Eingriffe wie Arthroskopien statt. Dadurch konnten die
beiden großen Säle für endoprothetische und Wirbelsäuleneingriffe genutzt
werden. Die Schmerztherapie wurde weiter ausgebaut, wodurch das postoperative Wohlbefinden der Patienten bei geringerem Schmerzmittelverbrauch gesteigert wurde. Auch der Verbrauch von Blutkonserven konnte
gesenkt werden. An medizinischen Neuerungen wurde die Knorpel- und
Knochentransplantation eingeführt sowie eine Handgelenkendoprothese
eingesetzt. Das arthroskopische Spektrum erweiterte sich auf Hand- und
Fingergelenke.
1998
Auf der Leitungsebene gab es wiederum einen Wechsel. Oberschwester
Regina Beine wurde nach 35 Jahren in der Auguste-Viktoria-Klinik – 25
Jahre davon als Pflegedienstleiterin – in den wohlverdienten Ruhestand
verabschiedet. Als Nachfolgerin begann am 1. Juli 1998 Janin Tacke, die
den Pflegebereich auch heute noch leitet.
Projektantrag „Zentrum für Orthopädie und Rheumatologie an der AVK“
für EXPO 2000 gestellt
Der Vorstandsvorsitzende, Regierungsvizepräsident Werner Wehmeier,
weihte am 30. Januar 1999 die neue Eingangshalle mit den sich anschließenden Untersuchungs- und Behandlungsräumen für ambulante und stationäre Patienten ein. Der modern gestaltete Bereich stellte ein sichtbares
Zeichen für die Öffnung der Klinik dar.
Die interdisziplinäre Kooperation auf dem Gebiet der Rheumatologie mit
der Rheumaklinik Dr. Lauven unter der Leitung von Dr. Walter Conca hatte
sich durch gegenseitige Konsile und gleichzeitige Betreuung von Rheumapatienten bewährt und gesteigert. Im Rahmen der EXPO-2000-Initiativen
OWL stellte die Auguste-Viktoria-Klinik den Projektantrag „Zentrum für
Orthopädie und Rheumatologie an der AVK“ mit besonderer Unterstützung
von Karl Heinz Gaul, Amtsdirektor in Rehme. Darin wurde die Fusion der
Auguste-Viktoria-Klinik mit der Rheumaklinik als zentraler Pfeiler einer
einzigartigen Entwicklung dargestellt. Ziel war es, ein in Europa einmaliges
einheitliches, gemeinsames Konzept für Rheumatologie und Rheumaorthopädie auf den Weg zu bringen.
Das Departement für Wirbelsäulenchirurgie verzeichnete nach einem Jahr
Bestand eine Steigerung von 185 Prozent. Die Zahl der Wirbelsäulenein-
Info
1998 feierte Bad Oeynhausen
sein 150-jähriges Bestehen.
Während der einwöchigen Feier beteiligte sich die AugusteViktoria-Klinik mit Aktionen
und Vorträgen, um die vielen
Möglichkeiten und operativen
Leistungen der Fachklinik
vorzustellen. Im Foyer des Kurhauses wurde beispielsweise
ein Operationssaal eingerichtet, in dem die Mediziner an
Modellen künstliche Gelenke
implantierten, Bandscheibenoperationen vorführten und
demonstrierten, wie minimalinvasive Eingriffe ablaufen.
66
67
Info
Medizin und Kunst
Im Rahmen der Einweihung der
Eingangshalle fand die Ausstellung „Mensch, Maschinen,
Mythen“ von Horst Rellecke
statt. Neben Bildern gab es
Kunstobjekte, die mit Winkelplatten und Marknägeln versehen waren. Die wechselnden
Ausstellungen, die es auch
heute noch gibt, sollen zum
Austausch zwischen den Patienten, dem Personal und der
Öffentlichkeit anregen.
Rückenschule für die richtigen Bewegungsabläufe bei der Hausarbeit
In der Technischen Orthopädie
griffe konnte wesentlich erhöht werden. Die optimierte Verflechtung zwischen Ärzten, Pflegepersonal, Röntgen- und Labordienstleistungen sowie
der Verwaltung reduzierte die Verweildauer der Wirbelsäulenpatienten auf
17 Tage. Bei Hüft- und Knieprothesen war ein Anstieg von Wechseloperationen zu verzeichnen. In der Ambulanz setzte sich der positive Trend fort.
In den Bereichen „Sport und Fuß“, „Schulter“ und „Wirbelsäule“ konnte die
Zahl der Patienten noch einmal deutlich gesteigert werden.
sorgung, die Lebensqualität und Lebenserwartung der Rheumapatienten
wesentlich verbessert werden. Im Rahmen des Projektes wurden von der
Auguste-Viktoria-Klinik in zehn Veranstaltungen unter dem Motto „Rheumaparcours“ mehr als 1.000 interessierte Bürger über häufige Erkrankungen
und deren Behandlungsmöglichkeiten informiert.
Das Wohlbefinden und der Erfolg einer Therapie bei multimorbiden
Patienten hängt nicht zuletzt von einer ausgewogenen Ernährung ab. Deshalb ergänzte man das multidisziplinäre Therapiespektrum 1999 um eine
Diätassistentin. Zu ihren Aufgaben gehören Beratungen, Diätzubereitungen, Fortbildungen der Klinikmitarbeiter und Patienten sowie Ernährungssprechstunden.
Erfolgreiches EXPO-Projekt mit „Rheumaparcours“
Aufgrund des medizinischen Konzeptes und des großen Engagements
wurde die Auguste-Viktoria-Klinik im Jahr 2000 mit dem Projekt „Zentrum
für Orthopädie und Rheumatologie in Bad Oeynhausen“ als eine von fünf
EXPO-Initiativen in Nordrhein-Westfalen anerkannt. Durch eine verstärkte
Integration der internistisch-rheumatologischen Therapie sollte die Ver-
Gehtraining
Der Kongress „ERASS millennium course 2000“ der Europäischen Gesellschaft für operative Rheumaorthopädie (ERASS) im August 2000 wurde
von 150 ärztlichen Teilnehmern aus Europa und den USA besucht. Hauptthema waren die neuesten Operationstechniken in der Rheumabehandlung. ERASS stand unter der Präsidentschaft von Professor Frank-Wolfgang
Hagena, dem Leiter der Auguste-Viktoria-Klinik.
Info
Auguste-Viktoria-Klinik
unterstützt Hilfsprojekte
Durch verschiedene Kontakte
wurden Hilfsprojekte gestartet.
Es erfolgten Transporte von
Röntgengeräten, Betten, Matratzen, Hilfsmitteln und vielen
weiteren Dingen nach Polen,
Rumänien und Bulgarien.
Später auch nach Südafrika,
Afghanistan und in den Kosovo.
2000
Der Weggang von Dr. Rafael Sambale und Dr. Walter Conca zum Sommer
und Herbst des Jahres hatte negative Folgen für das Departement für Wirbelsäulenchirurgie. Ein weiteres Problem stellte die immer noch nicht genehmigte Fusion mit der Rheumaklinik Dr. Lauven dar. Erschwerend kam auch
noch hinzu, dass die Krankenkassen bei konservativen Behandlungen keine
oder nur noch ausnahmsweise die Kosten übernahmen. Trotz dieser vielen
Probleme konnte die Auguste-Viktoria-Klinik die Zahl der Operationen um
15 Prozent steigern.
68
69
Info
Im November 2000 wurde ein
neuer Vorstand des Trägervereins gewählt. Den Vorstandsvorsitz übernahm der ehemalige
Stadtdirektor von Gütersloh,
Dr. Gerd Wixforth. Seine vier
Stellvertreter wurden Marga
Kämper, Günter Rosenberg
und Dr. Rainer Brockmann. Der
Vorstand wurde vom Beirat mit
fachlichem Rat unterstützt.
Röntgenuntersuchung
2001
Meilensteine
der Orthopädie
Die Auguste-Viktoria-Klinik setzt
als erste Klinik der Welt bei der
Implantation einer Kniegelenksendoprothese eine integrierte
Röntgen-Bildwandler-gestützte
Navigation ein, bei dem die Position der knöchernen Strukturen
und der Operationsinstrumente
anhand von lnfrarotsignalen, die
von den entsprechend montierten Dioden ausgehen, erfasst
wird. Mit diesem kombinierten
radiologischen und optoelektronischen Verfahren kann auf
einem Computerbildschirm die
Position der Instrumente in
einem virtuellen Bild des Beines
dargestellt werden.
Positiv war auch die zunehmende Akzeptanz der Klinik und der klinischen
und wissenschaftlichen Leistungen. So konnte eine Reihe hochkarätiger
Mediziner zu Hospitationen begrüßt werden. Vertreter der Klinik wiederum besuchten wichtige wissenschaftliche Kongresse. Voraussetzung dafür
war die wachsende Kompetenz der Klinik in der Rheumaorthopädie, der
Endoprothetik am Knie-, Sprung- und Schultergelenk sowie der Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädietechnik.
Moderne radiologische Praxis ermöglicht noch bessere Diagnostik
Zum 1. Januar 2001 konnte Dr. Michael Vahldiek als leitender Oberarzt für
das Wirbelsäulen-Departement gewonnen werden. Er war zuvor in der
Orthopädie der Medizinischen Hochschule Hannover in der Wirbelsäulenabteilung und zudem an der bekannten Yale University ein Jahr lang in
der Forschung tätig. In der seit drei Jahren in der Auguste-Viktoria-Klinik
bestehenden Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie wurden zunehmend
minimalinvasive Verfahren, mikrochirurgische Operationen und auch
dreidimensionale Rekonstruktionen durchgeführt. Die Patienten kamen aus
allen Altersschichten. Bei jungen Menschen wurden Fehlstellungen oder
Krümmungen korrigiert, bei 30- bis 45-Jährigen Bandscheibenerkrankungen behandelt. Bei den Älteren lag der Schwerpunkt auf der Behandlung
von Verschleißerscheinungen.
2001
Digitale Knochendichtemessung
Um die Diagnostik noch weiter zu verbessern, wurde im Herbst eine radiologische Praxis in die Auguste-Viktoria-Klinik integriert. Die Radiologen
Dr. Franz-Ulrich Oesterreich, Dr. Beate Paersch und Dr. Gunawan Notohamiprodjo boten neben der Röntgenanlage mit der neuen Kernspin- und
Computertomografie modernste Möglichkeiten. Gleichzeitig ließen die
Mediziner eine voll digitalisierte Technik installieren. So konnten Röntgenaufnahmen digital erstellt und am Computer ausgewertet werden. Positiv
war auch die verminderte Strahlenbelastung für die Patienten.
Im April trat Frank Böker, bereits als Geschäftsführer der Johanniter Ordenshäuser tätig, die Nachfolge von Helmut Stickdorn als Verwaltungsdirektor
an. Stickdorn hatte mehr als 30 Jahre sehr engagiert, mit hoher Fachkompetenz und stets offenem Ohr für die Mitarbeiter erfolgreich für die Klinik
gearbeitet. An seinem vorletzten Arbeitstag konnte Stickdorn noch die
gute Nachricht weitergeben, dass das „Investitionsprogramm für Krankenhäuser 2001“ vom Kabinett bewilligt worden war. Mit den zur Verfügung
gestellten 10,5 Millionen D-Mark konnte die erforderliche Vergrößerung
und Modernisierung der Physikalischen Therapie umgesetzt werden. Eine
neue Zusammenarbeit gab es auch mit den Bielefelder Krankenanstalten
Gilead. Ärzte aus dem Hause übernahmen die Anästhesieversorgung für
die Patienten der Auguste-Viktoria-Klinik.
Info
Spenden für eine
Kinderambulanz
Ein großer Spendentransport
ging im August 2002 auf die
Reise. Ziel war bereits zum
zweiten Mal das Krankenhaus
in der bulgarischen Stadt
Belitza. Dieses Mal sollten eine
Kinderambulanz aufgebaut
und die Krankenhausküche mit
Inventar ausgestattet werden.
Auch Kinderkleidung und
Spielzeug, von Mitarbeitern
und privaten Spendern zur
Verfügung gestellt, wurden
nach Belitza gebracht.
70
71
Info
Die neue Struktur des Trägervereins: Die Organe des Vereins
sind der Vorstand, der Verwaltungsrat und die Mitgliederversammlung. Träger ist die
Auguste-Viktoria-Klinik.
Mitglieder: Stadt Bad Oeynhausen, Kreis Minden-Lübbecke,
Krankenanstalten Gilead,
Krankenhaus Mara (Bethel),
Johanniter-Ordenshäuser, DiBO
Dienstleistungen (JohanniterTochter)
Verwaltungsrat: Frank Streyl,
Geschäftsführer Krankenanstalten Gilead; Michael Ackermann,
kaufmännischer Leiter Gilead;
Dr. Wolfgang Kuhr, DRKPräsident Westfalen-Lippe und
Johanniter; Dr. Carl-August Stuckenholz, Radiologe, Johanniter
Vorstand: Frank Böker
Beirat: Dr. Gerd Wixforth, Vorsitz; Werner Wehmeier, Walter
Stich, Dr. Helmut Mader, Günter
Rosenberg, Marga Kämper und
Karl-Heinz Gaul
Krankengymnastik im Bewegungsbad
Starke Partner für die Auguste-Viktoria-Klinik
Die Auguste-Viktoria-Klinik schloss sich 2002 an die Johanniter Ordenshäuser und die Krankenanstalten Gilead an. Ziel war unter anderem, die
Synergie-Effekte der Häuser untereinander zu nutzen. Als eine der ersten
Maßnahmen wurde die Verpflegung der Patienten an die Johanniter
Ordenshäuser übertragen.
Die Anpassung an eine moderne Unternehmensstruktur erforderte eine
Veränderung von der vorwiegend kommunalen in eine diakonische
Mitgliederstruktur sowie eine Satzungsänderung des Trägervereins. Frank
Böker, Geschäftsführer der Johanniter-Ordenshäuser und Verwaltungsleiter
der Auguste-Viktoria-Klinik, übernahm den Vorsitz des Vereins AugusteViktoria-Klinik.
2002
Aus strategischen Gründen und um zu verhindern, dass Bereiche der
Auguste-Viktoria-Klinik aus finanziellen Gründen outgesourct werden
müssen, gab es einen Wechsel im Tarifrecht vom kommunalen Arbeitgeberverband zum Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) der Diakonie.
Mehr als 3.000 Patienten stationär behandelt
Zwei große Meilensteine hatte die Auguste-Viktoria-Klinik im Jahr 2002 erreicht. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung wurden mehr als 3.000 Patienten
in der orthopädischen Fachklinik stationär behandelt und über 2.300 Patienten operiert. Ein zusätzlicher Operationssaal ermöglichte schnelle und
ambulante Eingriffe. Orthopädische Notfälle und Verletzungen konnten
zum Wohle der Patienten noch schneller behandelt werden.
Trotz dieses Erfolges schloss die Fachklinik aus Kostengründen Station 3
mit 20 Betten. Sie reagierte damit auf das neue Abrechnungssystem, bei
dem die Kostenträger nicht mehr nach Betten, sondern nach Fallpauschalen
bezahlten. Das bedeutete, dass beispielsweise für jede Hüftoperation der
gleiche Preis berechnet wurde, egal, wie viel Zeit der Patient in der Klinik
verbrachte. Weitere Gründe für die Schließung waren die Veränderungen
im Gesundheitssektor. Budgets wurden gekürzt, niedergelassene Ärzte
operierten vermehrt ambulant und es wurden weniger Patienten ins
Krankenhaus eingewiesen.
72
73
Eigenständige Abteilung für
Wirbelsäulenchirurgie
2003
Aufgrund ihrer großen Behandlungserfolge gewann die Wirbelsäulenchirurgie in Deutschland zunehmend an Bedeutung,
was sich in einem stetigen Anstieg der operativen Wirbelsäulenbehandlungen widerspiegelte.
2003 – 2013 Zukunftsweisende Investitionen
Die Auguste-Viktoria-Klinik trug dieser Entwicklung Rechnung, indem sie
2003 aus dem bislang eingegliederten Departement für Wirbelsäulenchirurgie eine eigenständige Abteilung unter der Leitung von Chefarzt Dr.
Michael Vahldiek einrichtete.
Eine nötige Erweiterung und der Umbau der Auguste-Viktoria-Klinik fand
mit Fördermaßnahmen des Landes in drei Bauabschnitten statt. Zum ersten
Abschnitt gehörten ein großzügig gestalteter Haupteingang sowie eine
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Die Mitglieder des Trägervereins 2004
Cafeteria mit Außenterrasse zum Park. Bereits Ende März wurde Richtfest
gefeiert. Im zweiten Bauabschnitt sollte im hinteren Bereich der Klinik
auf gut 730 Quadratmetern die neue Physikalische Therapie entstehen.
Im dritten Bauabschnitt war ein Umbau von rund 950 Quadratmetern im
Klinikgebäude vorgesehen.
Die Zeit des Umbruchs:
vom eingetragenen Verein zur Kapitalgesellschaft
Ausgelöst durch neue Gesetze im Gesundheitswesen, fanden im Jahr 2004
erhebliche Veränderungen im traditionsreichen Trägerverein „AugusteViktoria-Klinik Bad Oeynhausen e. V.“ statt. Die bis dahin im Wesentlichen
von kirchlichen, bzw. diakonischen Einrichtungen getragene Klinik ging
durch einen Wechsel der Rechtsform in eine kommunale Trägerschaft über.
Der Ausstieg der kirchlichen Träger, wie die Krankenanstalten Gilead und
Mara sowie die Johanniter-Ordenshäuser und deren Tochter „DiBO“, machte den Weg frei. Nun war eine Kooperation der Auguste-Viktoria-Klinik
mit dem Krankenhaus Bad Oeynhausen möglich, um Synergien zu nutzen
und fachlich wie auch wirtschaftlich zusammenzuarbeiten. Die Sicherung
des Gesundheitsstandortes Bad Oeynhausen und damit die Erhaltung der
Arbeitsplätze waren dabei oberstes Ziel. Sollte es nach ersten Planungen
zunächst nur noch eine Klinik am Standort des Krankenhauses Bad Oeynhausen geben, entschied man sich schließlich doch, beide Häuser weiterzuführen.
Neue Mitglieder im Trägerverein „Auguste-Viktoria-Klinik Bad Oeynhausen
e. V.“ waren der Zweckverband Krankenhaus Bad Oeynhausen, der Kreis
Minden-Lübbecke und die Stadt Bad Oeynhausen. Zum Vorsitzenden des
Vorstandes wurde der Erste Beigeordnete der Stadt Bad Oeynhausen und
zugleich Verbandsvorsteher des Krankenhauses, Peter Brand, gewählt.
Ebenfalls im Vorstand war Reinhard Meyer, Verwaltungsdirektor im Zweckverband „Kliniken im Mühlenkreis“. Zum Aufsichtsrat wurden Joachim
König, Wilhelm Henneking, Wilhelm Krömer, Ursula Sieker und Peter
Kaeseberg bestimmt.
Kooperation mit dem Krankenhaus Bad Oeynhausen
Zum 1. Januar 2005 trat der Kooperationsvertrag mit dem Krankenhaus Bad Oeynhausen in Kraft. Neben der Anästhesie, die sich unter der Leitung von Chefarzt Dr. Matthias Emmerich jetzt für beide
Kliniken verantwortlich zeichnete, übernahm das Krankenhaus
auch den Einkauf, die Personalverwaltung und die Patientenverpflegung. Zudem wurde das bis dahin hauseigene Labor in die
Kliniken im Mühlenkreis ausgegliedert. Um eine einheitliche EDVLandschaft herbeizuführen, wurde im Frühjahr das im Krankenhaus
Bad Oeynhausen eingesetzte Krankenhausinformationssystem auch in der
Auguste-Viktoria-Klinik eingeführt. So konnten in Kooperation und mit Unterstützung der Kliniken im Mühlenkreis in diesem Bereich große Synergieeffekte erschlossen und die erhofften Kosteneinsparungen realisiert werden.
76
77
Info
Wassergymnastik im neuen Bewegungsbad
Chefarzt Professor Dr. Frank-Wolfgang Hagena und Elke Immohr, Leiterin der Abteilung Physiotherapie
Medizinische Fortbildungen und Innovationen
Unter Professor Dr. Frank-Wolfgang Hagena entwickelte sich die AugusteViktoria-Klinik zu einem Ort für den länderübergreifenden medizinischen
Fachaustausch. Dazu gehörte unter anderem die von ihm initiierte jährliche Ärztefortbildung. In Vorträgen wurde über internationale Standards,
neueste Erkenntnisse und Erfahrungen der hoch spezialisierten orthopädischen Fachklinik informiert. Innovationen und Entwicklungen der AugusteViktoria-Klinik nahmen auch Einfluss auf die orthopädische Chirurgie im
Ausland so zum Beispiel die von Professor Hagena in Zusammenarbeit
mit dem Schweizer Professor Hans Christoph Meuli entwickelte spezielle
Fingerprothese für Rheumapatienten. Die von Professor Hagena eingeführte minimalinvasive Operationstechnik bei Hüftgelenken bedeutete für
die Patienten kürzere Narkosezeiten sowie schnellere Schmerzfreiheit und
Genesung.
2005
Im Dezember gab es erfreuliche Post von der Landesregierung. Der AugusteViktoria-Klinik wurden 2,2 Millionen Euro für die Erweiterung und Modernisierung des OP-Traktes bewilligt. Damit sollten die drei Operationssäle
auf den gleichen Stand gebracht und um einen weiteren Saal ergänzt werden, ausgestattet nach modernsten medizinischen Aspekten für digital unterstützte Operationen. Zur Planung gehörte auch, die Ein- und Ausschleusung in den Operationsbereich komfortabler zu gestalten. Ein Jahr später,
im Dezember 2007, konnte der Bau des neuen Operationssaales abgeschlossen werden. Die Gesamtkosten betrugen 2,4 Millionen Euro. Das Land
Nordrhein-Westfalen übernahm 2,2 Millionen Euro, die Klinik selbst leistete
einen Eigenanteil von rund 215.000 Euro. Dank des großen Engagements
der Mitarbeiter konnte der gesamte Umbau im laufenden Betrieb umgesetzt werden.
Eine Physikalische Therapie, die ihresgleichen sucht
Nach dreijähriger Bauzeit wurde im Januar 2006 die neue Physikalische
Therapie eröffnet. Für rund 5,4 Millionen Euro entstanden drei neue Therapiebereiche, die eine noch bessere Behandlungsqualität im stationären wie
im ambulanten Bereich gewährleisten konnten. Neben dem großen Bewegungsbad stehen nun weitere vier Bäder für unterschiedlichste Anwendungen, wie Unterwassermassagen, medizinische Bäder oder Fangopackungen
zur Verfügung. Im Bereich der Physiotherapie gibt es Räume für Krankengymnastik, Massagen oder verschiedene Elektrotherapien. In der Medizinischen Trainingstherapie, die von der Ausstattung an ein Fitnessstudio
Die Mühlenkreiskliniken (AöR)
Eine wesentliche Veränderung
in der Krankenhauslandschaft
des Kreises Minden-Lübbecke
ergab sich zum 1. Juli 2006. Die
Zweckverbände Krankenhaus
Bad Oeynhausen und Kliniken
im Mühlenkreis mit den Krankenhäusern Lübbecke, Minden
und Rahden wurden aufgelöst
und zu den „Mühlenkreiskliniken“ (MKK), einer Anstalt
öffentlichen Rechts, zusammengeführt. Die Auguste-ViktoriaKlinik gehört dem MKK-Verbund als 100-prozentiges
Tochterunternehmen an, Träger
ist der Kreis Minden-Lübbecke.
Der MKK-Verwaltungsrat unter
Vorsitz von Landrat Wilhelm
Krömer wählte Gerald Oestereich zum Vorstandsvorsitzenden, als dessen Stellvertreter
Reinhard Meyer. Für die Dauer
des Neubauprojektes Klinikum
Minden wurde der Vorstand
um Kreisbaudezernent Jürgen
Striet erweitert. Mit rund 4.300
Beschäftigten, 2.100 Betten
und einem Umsatzvolumen
von ca. 270 Millionen Euro
gehört der Klinikverbund zu
den größten Klinikbetreibern
Nordrhein-Westfalens.
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2007
Ergotherapie
Seit 2008 neuer Chefarzt der Orthopädie:
Professor Dr. Christian Götze
erinnert, können die Patienten ihre Muskeln durch sanftes Krafttraining
wieder aufbauen. Das Ziel des hoch qualifizierten Therapeutenteams ist es,
die schmerzfreie Mobilität der Patienten wiederherzustellen. Erreicht wird
dies durch das Trainieren der richtigen Bewegungsabläufe und die Integration in den Alltag. Dabei ist das Therapiekonzept immer individuell auf die
jeweilige Erkrankung und Lebenssituation des Patienten zugeschnitten.
Die Auguste-Viktoria-Klinik GmbH entwickelte sich nach ihrer Implementierung in die Mühlenkreiskliniken sehr positiv. Wesentlichen Anteil daran
hatte auch die prosperierende Technische Orthopädie. Um die Angebotspalette zu erweitern und Patienten alles aus einer Hand bieten zu können,
gründete Elmar Bitter mit drei weiteren Leistungserbringern aus der Region
die bundesweit einmalige Kooperation „Orthopartner OWL“. Gemeinsam
decken die vier Kooperationspartner das gesamte Spektrum der Orthopädie-, Reha- und Medizintechnik sowie die Heimversorgung und Wohnfeldanpassung ab. Somit müssen Patienten nun nicht mehr verschiedene
Stationen zur Lösung ihrer Probleme aufsuchen, sondern werden vor
Ort umfassend betreut und versorgt. 2008 eröffnete die erste Filiale im
Johannes Wesling Klinikum Minden, außerdem schaffte man ein weiteres
Fahrzeug an. Nur ein Jahr später folgte eine zweite Filiale im Krankenhaus
Lübbecke.
Technische Orthopädie rüstet sich für neue Aufgaben im
Mühlenkreis
Nachdem es durch neue Gesetzgebung und Gesundheitsreform
finanzielle Einschnitte gegeben hatte, konnte die Auguste-Viktoria-Klinik durch umsichtiges Handeln 2007 bereits im dritten
Jahr in Folge ein positives Ergebnis erzielen. Eine nochmals
kürzere Verweildauer der Patienten und ein Anstieg der ambulanten Operationen kennzeichneten die gute Leistungsbilanz.
Die Technische Orthopädie erhielt durch den neuen Verbund
der Mühlenkreiskliniken einen erweiterten Versorgungsauftrag.
Nachdem der langjährige Werkstattleiter Günter Womelsdorf in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war, wurde die neu geschaffene Stelle des
Betriebsleiters mit Orthopädiemechanikermeister Dipl.-Ing. Elmar Bitter
besetzt. Er verantwortete nun die Abteilungen Produktion und Verwaltung.
Zur Sicherstellung der Hilfsmittelversorgung an den einzelnen Verbundkliniken wurde ein eigenes Fahrzeug angeschafft.
Der neue ärztliche Direktor Dr. Michael Vahldiek
2008
Dr. Michael Vahldiek wird neuer ärztlicher Direktor,
Professor Dr. Christian Götze Chefarzt der Orthopädie
Nach dem Ausscheiden des langjährigen ärztlichen Direktors Professor Dr.
Frank-Wolfgang Hagena Ende 2007 trat Professor Dr. Christian Götze zum
1. Januar 2008 die Nachfolge als Chefarzt der Orthopädie an. Gleichzeitig
wurde Dr. Michael Vahldiek, bisher Chefarzt der Wirbelsäulenorthopädie,
neuer ärztlicher Direktor.
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OP-Logistik
Info
Neuer Vorstand der Mühlenkreiskliniken
Dr. Matthias Bracht trat Anfang
März 2009 seinen Dienst als Vorstandsvorsitzender an. Der Arzt
und Krankenhaus-Betriebswirt
sah seine Aufgabe darin, die
Sanierung des Klinikverbundes
in öffentlicher Trägerschaft zu
erreichen. Im August nahm
Dr. Olaf Bornemeier seine
Tätigkeit als stellvertretender
Vorstandsvorsitzender auf und
gemeinsam konnten sie den
Sanierungsprozess vorantreiben.
So wurden bereits 2010 Patienten- und Umsatzzahlen deutlich
gesteigert. Großen Anteil daran
hatte die Auguste-Viktoria-Klinik.
Als Spezialist für Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates setzt
Professor Götze neue Impulse für die bestmögliche Versorgung seiner
Patienten. Je nach Indikationen werden Hüfte, Knie, Schulter und Sprunggelenk in offener oder arthroskopischer OP-Technik nach modernsten,
gesicherten Behandlungsverfahren versorgt. Unter seiner Leitung werden
primäre Gelenkersatzoperationen wie auch Wechseloperationen in großer
Zahl durchgeführt.
2008 erhielt die Auguste-Viktoria-Klinik den Status „Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover“. Bis zu vier Studierende werden in den Fachbereichen Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie
ausgebildet.
Im Rahmen weiterer Sanierungsüberlegungen im OP-Bereich wurde der
Plan für einen großzügigen multifunktionalen Anbau entwickelt. Zum einen sollte im Erdgeschoss die orthopädische Werkstatt mit angegliedertem
Ladengeschäft Platz finden. Ziel war es, die Versorgung der Bevölkerung
mit Hilfsmitteln zu verbessern und ihnen auch die Leistungen der orthopädischen Werkstatt zu Verfügung zu stellen. In den zwei weiteren Stockwerken sollte die neue Operationsabteilung mit drei neuen OPs, inklusive
Technikräumen, untergebracht werden. Weiterhin wurden Lager- und
Technikräume für die Klinik und Büros für die Verwaltung vorgesehen.
2009
Die Zusammenarbeit im Klinikverbund trägt Früchte
Zum 1. Januar 2009 wurden die Sterilisationsabteilungen der AugusteViktoria-Klinik und des Krankenhauses Bad Oeynhausen in der AugusteViktoria-Klinik zusammengeführt.
Zwei Jahre später übernahm Pflegedienstleiterin Janin Tacke die Leitung
der Zentralen Sterilgutversorgungsabteilung der Mühlenkreiskliniken
und somit die hausübergreifende Koordination der beiden Standorte Bad
Oeynhausen und Minden.
Auch in vielen anderen Bereichen arbeiteten die Häuser inzwischen erfolgreich zusammen. 2012 wurde sowohl die Medikamentenbelieferung als
auch die Speisenversorgung, Lagerhaltung und der Einkauf vom Johannes
Wesling Klinikum Minden übernommen.
Zertifikate für hoch qualifizierte Arbeit
Erfreulich waren die Zertifikate, die die Auguste-Viktoria-Klinik und die
Technische Orthopädie für ihre hoch qualifizierte Arbeit erhielten. Mitarbeiter aus beiden medizinischen Abteilungen, Pflegedienst und Anästhesie,
hatten ein Konzept für die Akutschmerztherapie entwickelt, dessen Ziel
es war, dass kein Patient mehr im Zusammenhang mit einer Operation
unter starken Schmerzen leiden muss. Externe Prüfer bestätigten die
hohe Qualität des neuen Konzepts und der TÜV Rheinland verlieh der
Auguste-Viktoria-Klinik als erster und einziger Klinik in Ostwestfalen-Lippe
als schmerzarmes Krankenhaus das Zertifikat „Qualitätsmanagement
Akutschmerztherapie“.
Info
Hohe Auszeichnung
für Technische Orthopädie
Für ihr neues Sanitätshauskonzept wurde die Technische
Orthopädie mit dem „Leonardo
Award“ ausgezeichnet und
gehört damit zu den Top Ten
der rund 2.000 Gesundheitsfachgeschäfte in Deutschland.
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Hochmoderne OP-Technik schafft optimale Bedingungen
Im Bereich der Prothetik verlagerten sich die Schwerpunkte. Galt das Interesse früher den Fragen nach dem idealen Design von Prothesen und deren
bestmöglicher Verankerung, wurde im vergangenen Jahrzehnt zunehmend
an der Entwicklung optimaler Rehabilitationsschritte gearbeitet. Durch die
Etablierung minimalinvasiver, weichteilschonender Operationen verringerte sich die Belastung für die Patienten, ihr Krankenhausaufenthalt verkürzte sich und sie konnten schneller in ihr soziales und berufliches Umfeld
zurückkehren.
Bereits zum zweiten Mal erhielt die Technische Orthopädie für ihre hervorragende Arbeit ein Zertifikat für das kontinuierlich weiterentwickelte Qualitätsmanagementsystem. Ein Meilenstein war auch die neu entwickelte
Spiralhandorthese für spastische Handversorgungen. Als weiteres Novum
wurde das „fahrende Sanitätshaus“ für die Versorgung immobiler Patienten
im häuslichen Umfeld eingeführt.
Auguste-Viktoria-Klinik hervorragend aufgestellt
Im Februar 2010 wurde Dr. Michael Vahldiek vom Aufsichtsrat erneut für
vier Jahre zum ärztlichen Direktor gewählt. Durch die Integration in den
Klinikverbund der Mühlenkreiskliniken konnte das Haus zunehmend von
den zentralen Einrichtungen der Mühlenkreiskliniken profitieren und sich
weiter als Krankenhaus der Spitzenmedizin und Kompetenzzentrum für
Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie etablieren.
Andererseits stellte die Auguste-Viktoria-Klinik als hoch spezialisiertes
Krankenhaus ihr Know-how für die Häuser in Minden, Lübbecke, Rahden
und Bad Oeynhausen zur Verfügung. Auch auf die gute Zusammenarbeit
mit den niedergelassenen Ärzten wurde nach wie vor viel Wert gelegt.
Ein Neubau für die Zukunft
Wir schreiben das Jahr 2012: An der Stelle des alten Verwaltungsgebäudes
steht jetzt ein moderner Neubau (Baukosten 5,6 Millionen Euro). Im gesamten Erdgeschoss befindet sich die Technische Orthopädie mit Werkstatt,
Büros und einem großen, hellen Verkaufsraum. Im ersten Obergeschoss
sind Büros für die Verwaltung, im zweiten Obergeschoss vier hochmoderne
Operationssäle eingerichtet worden. Beste Arbeitsbedingungen, wie die
lichtdurchfluteten Operationssäle, sorgen für eine Atmosphäre, in der sich
das Operationsteam wohlfühlt. Die angegliederte Intensivabteilung mit
15 Betten und der Aufwachraum sichern eine optimale postoperative Versorgung der Patienten.
2012
Eine zukunftsweisende Investition, die sich für Patienten und Mitarbeiter
gleichermaßen gelohnt hat. So wurden im Jahr 2012 bereits über 3.000
Menschen operiert und über 6.000 Patienten ambulant behandelt.
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Was wird uns in Zukunft bewegen?
Die nun 100-jährige Tradition fortsetzend, wird auch die
Zukunft der Auguste-Viktoria-Klinik ganz im Zeichen der
Bewegung stehen.
Kern unserer Arbeit wird weiterhin die operative Versorgung degenerativer
Erkrankungen des Bewegungsapparates bleiben, wobei wir davon ausgehen, dass die zunehmende Lebenserwartung, verbunden mit dem berechtigten Anspruch, auch im hohen Alter mobil und selbstbestimmend agieren
zu können, zu einer insgesamt steigenden Nachfrage nach konservativer
und operativer Therapie führen wird.
Ausblick
In der medizinischen Entwicklung sind zwei Trends zu erkennen: Die Operationsmethoden werden immer differenzierter
und minimalinvasiver, was für die Patienten die sehr positive
Folge hat, dass sich die Nebenwirkungen und Komplikationen
operativer Eingriffe weiter deutlich reduzieren werden. Durch
immer differenziertere Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten
können mehr Krankheitsbilder als bisher operativ versorgt und
geheilt werden. Der zweite Trend ist die sogenannte individualisierte Medizin, bei der zur Heilung von Leiden speziell für
den Patienten entwickelte Produkte zum Einsatz kommen. Im
Bereich der medikamentösen Therapie gibt es hier bereits große Fortschritte, im Bereich der Entwicklung von Endoprothesen ist dieser Trend ebenfalls unaufhaltsam. In der jüngsten Vergangenheit haben wir bereits einige
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Patienten mit eigens für sie entwickelten und hergestellten Endoprothesen
versorgt, wobei diese hochaufwendige und sehr teure Patientenversorgung
medizinisch indiziert sein muss und stets der Zustimmung der Krankenkasse
bedarf.
Aber eben diese Krankenkassen werden in Zukunft stärker als bisher die
Entwicklung der Krankenhäuser in Deutschland im Allgemeinen sowie auch
die der Auguste-Viktoria-Klinik im Speziellen nachhaltig mitbestimmen. Die
zur Verfügung stehenden Mittel im Gesundheitswesen sind begrenzt, die
Ausgaben jedoch steigen seit Jahren kontinuierlich. Diesem Trend werden
sowohl die Gesetzgebung als auch die Krankenkassen entgegenwirken,
indem bestimmte medizinisch sinnvolle Leistungen in Zukunft nicht mehr
bezahlt oder Leistungsmengen schlicht limitiert werden. Für die Patienten
ergeben sich dann in der Folge lange Wartezeiten auf einen notwendigen
operativen Eingriff oder gar eine Ablehnung der Kostenübernahme mit der
Folge, dass der Patient die Kosten für die Behandlung selbst tragen muss.
2013
Diese Rationierung wird seitens der Politik sowie seitens der Kostenträger
vehement dementiert, die Erfahrungen aus anderen – auch westeuropäischen – Ländern bestätigen jedoch genau diesen Trend. Wir lassen uns in
der Auguste-Viktoria-Klinik von diesen Unwägbarkeiten und Reglementierungen durch das Gesundheitswesen jedoch nicht entmutigen und blicken
überaus optimistisch in die Zukunft. Derzeit stellen wir Überlegungen an,
unser Leistungsangebot im Bereich der Sportmedizin sowie der rheumatologischen Medizin auszubauen, wobei wir unser Kerngeschäft der operati-
ven Versorgung degenerativer Erkrankungen durch permanente und intensive Fort- und Weiterbildung stets auf höchstem Niveau anbieten werden.
Nachdem wir im Jahr 2012 eine komplett neue OP-Einheit sowie eine neue
Intensiv- und Aufwachstation in Betrieb genommen haben, steht ab dem
Jahr 2013 die komfortable Unterbringung unserer Patienten im Vordergrund. Wir haben bereits an der Ausstattung der Zimmer gearbeitet sowie
erste Überlegungen zum Anbau eines Bettenhauses unternommen und
werden diese im Jahr 2013 bis zur Entscheidungsreife weiter konkretisieren.
Ziel ist es dabei, nicht nur der hohen Nachfrage nach unseren Leistungen
durch eine Bettenausweitung Rechnung zu tragen, sondern auch durch die
Bereitstellung von mehr 1- und 2-Bett-Zimmern den Komfortwünschen unserer Patienten zu entsprechen. Darüber hinaus wird sich die Auguste-Viktoria-Klinik weiterhin in die Strukturen des Klinikverbundes im Mühlenkreis
integrieren und die Professionalität dieses Verbundes auch in patientenfernen administrativen Bereichen weiter nutzen. Die damit verbundenen Einsparungen kommen unseren Patienten in vollem Umfang zugute, da wir als
gemeinnütziges Unternehmen in kommunaler Trägerschaft keine Anteilseigner bedienen müssen, sondern alle zur Verfügung stehenden Mittel nur
für unseren Satzungszweck, der Patientenversorgung, zum Einsatz kommen.
Antrieb all unserer Bemühungen ist dabei im Vergangenen wie auch in
Zukunft stets der zufriedene Patient, der medizinisch und pflegerisch auf
höchstem Niveau versorgt, zufrieden und beweglich unser Haus verlässt.
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Die Auguste-Viktoria-Klinik in Zahlen
1965 – 2012
Die Auguste-Viktoria-Klinik in Zahlen
1965 bis 2012
3.500
Patienten
Operationen
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
1965 1968 1970 1972 1975 1978 1980 1983 1985 1988 1990 1992 1995 1998 2000 2002 2005 2008 2010 2012
Patienten
Operationen
Die Auguste-Viktoria-Klinik in Zahlen
1965 bis 2012
50,0
Verweildauer
45,0
40,0
35,0
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
0,0
1965 1968 1970 1972 1975 1978 1980 1983 1985 1988 1990 1992 1995 1998 2000 2002 2005 2008 2010 2012
Verweildauer
90
91
Impressum
Herausgeber
Auguste-Viktoria-Klinik Bad Oeynhausen GmbH
Am Kokturkanal 2
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 / 247 - 0
[email protected]
www.muehlenkreiskliniken.de
Autoren
Ingrun Waschneck
Anja Brandt
Dr. Olaf Bornemeier
Holger Stürmann
Adolf Voigtländer
Konzept, Gestaltung und Projektleitung
Pape + Partner
Büro für Kommunikation
www.pape-partner.com
Fotos
Auguste-Viktoria-Klinik
Peter Hübbe Fotografie
Werner Krüper Fotografie
Adolf Voigtländer
S. 24 – Firma Zimmer Germany GmbH
S. 30 – abgedruckt in: Kinderheilanstalt in Bad Oeynhausen, hg. v. Vorstand des
Vereins Kinderheilanstalt Bad Oeynhausen, 1913. Landeskirchenarchiv Bielefeld:
Martini KG Bielefeld/124, Kopie im Stadtarchiv Bad Oeynhausen
S. 30, 41, 42 – Stadtarchiv Bad Oeynhausen
S. 34 – Rudi Langer, Stadtarchiv Bad Oeynhausen
Scans
Rosenberger Media, Bielefeld
Druck
Druckerei Eilbracht, Löhne
© 2013 Auguste-Viktoria-Klinik Bad Oeynhausen GmbH

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