Schwerpunkt Automatisch Melken für Profis

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Schwerpunkt Automatisch Melken für Profis
Automatisch
Melken für Profis
STUDIE KÜHE 50+
REPORTAGE KAINZ
KOSTENVERGLEICH
Steigt die
Lebensqualität?
SEITE 44
Begeistert vom
Robotermelken
SEITE 46
Melkstand versus
Melkroboter
SEITE 48
Officia poreium
quiatus aut fuga.
Nimagnam voluptaSEITE XX
tem sum.
ARBEITSROUTINE
Flexibel aber
ständig rufbereit
SEITE 45
AUTOMATISCHE MELKSYSTEME – AMS
Was ist beim Umstieg zu beachten?
Herdengrößen und Arbeitsbelastung steigen – deshalb sind viele Familienbetriebe auf der Suche nach Lösungen, um die täglichen Routinearbeiten im Milchviehstall zu automatisieren und die Arbeitsbelastung zu
verringern. Bevor das AMS in den Milchviehstall einzieht, gilt es einige Dinge zu beachten.
Soll ein Automatisches Melksystem (AMS) auch unsere
Kühe melken? Investitionen in
die Melktechnik sollte man gut
überlegen und sorgfältig planen,
denn sie beeinflussen Arbeitsabläufe und Wirtschaftlichkeit des
Betriebs für viele Jahre. Herdengröße, Platz, Arbeitszeit, persönliche Neigungen, Wirtschaftlichkeit und Erweiterungsmöglichkeiten muss man berücksichtigen. Meist sprechen eingesparte
Arbeitszeit, mehr Flexibilität und
eine verbesserte Arbeitsqualität
für das AMS.
Man muss aber auch noch weitere Dinge vor der Entscheidung
für oder gegen ein AMS bedenken.
Ein hohes Maß an technischem Verständnis und Freude an der Arbeit mit dem PC
sind notwendig.
Zwei Personen sollten mit der
AMS in Zahlen
Der erste niederösterreichische Melkroboter ging 2000
in Betrieb. Im Dezember 2015
haben Roboter auf 81 niederösterreichischen Milchviehbetrieben knapp 4.100 Kühe
gemolken. Österreichweit
erledigen Automatische Melksysteme bereits in knapp 500
Betrieben die Melkarbeit.
FREUDE AN DER ARBEIT MIT DEM PC und ein hohes Maß an technischem Verständnis sind zwei Voraussetzungen, die man für den Umstieg auf ein AutomatiFoto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel
sches Melksystem mitbringen sollte.
ROBOTERAUSLASTUNG
EINSTELLUNGEN OPTIMIEREN
Worauf beim Füttern achten?S EITE 50
So hilft das LKV-Tool
GESUNDE EUTER
ÜBERBLICK BEHALTEN
AMS sind besser als ihr Ruf SEITE 52
Checkliste für den Umstieg
SEITE 54
SEITE 56
Technik vertraut sein, eine
muss immer erreichbar sein,
um Störungen zu beheben.
Ein verlässlicher Servicetechniker der Firma ist notwendig.
Die Platzierung im Stall und
die Gestaltung des Tierumtriebs entscheiden über die
Akzeptanz der Melkbox.
Ein AMS beeinflusst auch die
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Die Landwirtschaft
zukünftigen Betriebserweiterungsmöglichkeiten.

Die Arbeitszeit verschiebt
sich vom Melken in Richtung
Datenkontrolle, Tierbeobachtung und Pflege.
Ration und Futtervorlage sind
anzupassen.
Automatische Melksysteme
Welches AMS für
meinen Betrieb?
Derzeit melken in niederösterreichischen Milchviehbetrieben
Roboter von sechs verschiedenen Firmen. Tabelle 1 gibt einen
Überblick über die aktuellen Modelle. Die Angaben stammen von
Mai 2016
den Firmen selbst. Man sollte immer Angebote mehrerer Firmen
einholen und auf die Vergleichbarkeit der Angebote achten. So
können zum Beispiel die Zwischendesinfektion des Melkzeugs
oder ein Servicevertrag in einem
Angebot bereits inkludiert sein,
während dies bei einem anderen
nicht der Fall ist und dafür noch
zusätzlich Kosten anfallen.
Wesentlich für die Kaufentscheidung sollte auch der regionale
Service des Herstellers sein. Da
auf einem AMS Betrieb die Kühe
fast rund um die Uhr gemolken
Übersicht über aktuelle AMS-Modelle (Firmenangaben)
Hersteller
Modell
Boumatic Robotics
MR S1
DeLaval
VMS
Abmessungen
(LxBxH) und Gewicht
560x220x240 cm,
2.600 kg
335x255x228 cm,
950 kg
Max. Melkungen/
Tag
ca. 190
ca. 200
Empfehlung freier
Kuhverkehr
Frei oder gelenkt, Feed
First ab 55-60 melkenden Kühen zu empfehlen
Freier Kuhverkehr
Je nach Bedarf
Freier oder gelenkter
Tierverkehr
Freier Kuhverkehr,
Option auf gelenkt
Hydraulisch
Hydraulisch
Elektrisch und Pneumatisch
Elektrisch und Pneumatisch
Elektrisch
Elektrisch
Bewegl. Futtertrog,
schwenkende Kotplatte
Keine Positionierung
der Kuh
Keine Positionierung
der Kuh
Bewegl. Futtertrog
Keine Positionierung
der Kuh
2 Laser & Digitalkamera
3D-Laser
3D-Laser und Computer-Koordinaten
3D-Kamera
Laser & IP Kamera
30 cm
27 cm
Steuerung
Kuhverkehrs
des
Steuerung des Ansetzarmes
Positionierungshil- Bewegl. Futtertrog,
fe für die Kuh
schwenkende Kotrinne
3D-Kamera mit Laser
Erkennung der Zitund Positionen aus der
zenposition
Datenbank
Min. Bodenfreiheit 27 cm (optional 22 cm)
Lely
Lemmer Fullwood
GEA
Happel
Astronaut 4
Merlin M2
MIone
Aktiv Puls
Robotereinheit
Einzelbox:
334x227x237 cm,
460x350x207 cm,
650 kg
369x228x244 cm,
335x155x215 cm,
2.090 kg,
Zentraleinheit
1.200 kg
1.300 kg
Zentraleinheit:
123x102x206 cm,
1.450 kg,
320 kg
Melkbox: 585 kg
Abhängig von Milch- Abhängig von Milch210, kann je nach Mil- Abhängig von Milchchleisutng und Melk- leistung und Minuten- leistung und Minuten- leistung und Minutengemelk
gemelk
gemelk
barkeit auch höher sein
24 cm
27 cm
24 cm
Milchfluss, unvollstän- Milchfarbe, LeitfähigDaten die auf Vierdige Melkung, Euterkeit, Milchmenge,
Milchfluss, Melkdauer,
Milchfluss, Melkdauer
telsebene erfasst
gesundheitsindex.
Anmelkzeit, Ausmelk- Milchmenge, Leitfähigund Leitfähigkeit
werden
Milchmenge, Milchfar- zeit, Fett- und Protein- keit und Temperatur
be, Leitfähigkeit
gehalt
Mit Hand möglich,
Einmelken KalbinManuelles Ansetzen
nach einlernen auch
automatisch
automatisch
nen
oder automatisch
automatisch möglich
Fütterung
4 KF Sorten
3 KF Sorten
4 KF Sorten
4 KF Sorten
Flüssigfütterung
ja
ja
ja
ja
möglich
Euterreinigung
Vorbereitungsbecher Vorbereitungsbecher Gegenläufige Bürsten Gegenläufige Bürsten
Zwischenspülung inZwischenspülung
Mit Wasser und DruckReinigung mit Wasser
nen und außen, Zwi- außen und innen; Zwiluft, ZwischendesReinigung des
innen und außen, opschendesinfektion mit schendesinfektion mit
infektion mit PeresMelkzeuges
tional ZwischendesinPeressigsäure oder
Peressigsäure oder
sigsäure oder Dampf
fektion mit Dampf
Dampf
Dampf optional
optional
Energie (kWh) und
Mit Dampfzwischen0,24 kWh/4,64 l (je
Wasser (l) pro
0,147 kWh/2,6 l
desinfektion
0,29 kWh/2,6 l
nach Auslastungsgrad)
Melkung
0,34 kWh/2,9 l
Ansetzen von hinten,
sicheres Ansetzen von
Automatisierte TierAnsetzen von Hand
Ansetzen von Hand
Hand möglich, Ein- u.
beobachtung, Inlinemöglich, MDi Mastitis
möglich, AktivitätsAustritt von 2 Seiten Milch-Analyse (Fett-,
Besonderheiten
Erkennungsindex, vier- messung (Bewegung
einfache Kuhselektion
Eiweiß- und Laktosetelindividuelle Milchund Wiederkauen),
in bis zu 4 Richtungen,
gehalt), Handansetzen
mengenmessung
Waage
optional Waage
möglich
Milchfluss, MilchmenMilchfluss, Melkdauer
ge, Leitwert temperaund Leitfähigkeit,
turkorrigiert, Farbe,
Bluterkennung
Milchtemperatur
automatisch, bei Bedarf manuelles Eingreifen möglich
3 KF Sorten
Anlernprogramm,
schrittweises Anlernen
u. mit Hand möglich
3 KF Sorten
ja
ja
Im Melkbecher
Vormelkbecher
Außenreinigung der
Zwischenspülung mit
Melkbecher mit WasWasser, Zwischendesser, Zwischendesinfekinfektion mit Dampf
tion mit Peressigsäure,
Keine Angabe
Keine Angabe
Ansetzen von Hand
Die gesamte Melkroumöglich, Realtimetine (Reinigen – StiAktivitätsmessung,
mulieren – Vormelken
selbstlernendes
– Melken – Dippen)
System, kein einlergeschieht in einem
nen der Kühe notArbeitsgang in den einwendig, industrieller
zelnen Melkbechern
Roboterarm
Mai 2016 Automatische Melksysteme
werden, sind die Erreichbarkeit des Kundenservices und die
schnelle Behebung von Störungen besonders wichtig.
Auch das Gespräch mit Betrieben, die bereits mit einem AMS
melken, kann wertvolle Infos für
die Entscheidung liefern. Von
Vorteil ist, wenn mehrere benachbarte Betriebe auf das gleiche Fabrikat setzen. Dadurch sind mehrere Personen in der Umgebung
mit der Technik vertraut. Sie können sich bei Störungen des Roboters gegenseitig helfen oder sich
im Krankheitsfall oder im Urlaub
vertreten.
Positionierung des
AMS im Stall
Die Position des Automatischen
Melksystems im Stall beeinflusst
den Kuhverkehr und die Arbeitsabläufe. Im Vergleich zu einem
Melkstand braucht die Melkbox wenig Platz. Deshalb ist man
beim Positionieren des AMS flexibel und es ist für den Umbau
bestehender Stallungen und für
Neubaulösungen geeignet. Gerade bei Umbaulösungen muss
der ehemalige Melkstand nicht
zwangsläufig der beste Platz für
den Roboter sein. Bei der Planung im Stall sollte man unabhängig von Um- oder Neubau folgende Punkte beachten.
Die Kühe sollten die Melkbox
Man sollte das Automatische
möglichst leicht und geradlinig betreten und verlassen
können. Deshalb darf man
keine Ecken, Engstellen oder
Sackgassen einplanen. Abweisbügel helfen den Kühen,
die Melkbox stressfrei zu betreten und zu verlassen. Sie
sollten in Richtung Futtertisch
aus der Melkbox gehen.
Rund um die Melkbox sollte
genügend Platz sein. Ein Vorwarteplatz minimiert den Zeitaufwand, wenn Nachtreiben
notwendig ist. Der Vorwartebereich sollte zehn Prozent
der melkenden Kühe Platz bieten und auf Spalten ausgeführt
sein, da hier Schieber nicht
arbeiten können. Ideal wären
drei Quadratmeter pro wartender Kuh, zum Beispiel sollte
der Vorwarteplatz für 60 melkende Kühe 18 Quadratmeter
(6x3) groß sein. Nach der Melkbox kann man Tiere zum Besamen, Klauenpflegen, Untersuchen oder Behandeln in eine
Selektionsbucht sortieren.
Tränke, Bürste oder Kraftfutterstation sollten sich nicht in
unmittelbarer Nähe des Roboters befinden, um den Tierverkehr nicht zu stören und Staus
rund um die Melkbox zu vermeiden.
Melksystem trockenen Fußes
erreichen, das erleichtert Wartungs- und Kontrolltätigkeiten.
Da für Roboterbetriebe die
Tierbeobachtung besonders
wichtig ist, sollten das AMS
und der Vorwartebereich gut
einsehbar sein, zum Beispiel
aus dem Stallbüro, ohne dabei
den Melkablauf zu stören.
Die Melkbox muss man für
einen störungsfreien Winterbetrieb frostfrei halten. Im
Sommer suchen die Tiere die
Melkbox aufgrund von Hitze
und Fliegen weniger oft auf.
Hier kann ein Ventilator Abhilfe schaffen.
Freier Kuhverkehr
Abbildungen:Quelle ÖKL 2013
Umtriebsformen bei AMS
Bei den Umtriebsformen unterscheidet man zwischen freiem,
gelenktem und selektiv gelenktem Kuhverkehr.
Der freie Kuhverkehr lässt sich
in allen Stallbauformen verwirklichen und ist die einfachste und
kostengünstigste Lösung. Die
Tiere haben jederzeit freien Zugang zu Futtergang, Roboter und
Liegebereich.
Bei freiem Kuhverkehr kann es
notwendig sein, niederlaktierende oder nicht fitte Kühe nachzutreiben.
Die Landwirtschaft
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Beim gelenkten Kuhverkehr und
selektiv gelenkten Kuhverkehr
müssen Fress- und Liegebereich
klar voneinander getrennt sein.
Daher lassen sich diese Umtriebsformen nur bei einer geraden Anzahl von Liegeboxenreihen sinnvoll umsetzen.
Beim gelenkten Kuhverkehr gelangen die Kühe nur über die
Melkbox auf den Futtergang. Die
Tiere nehmen deshalb oft weniger Futter auf als bei freiem Kuhverkehr.
Beim selektiv gelenkten Kuhverkehr, zum Beispiel „Feed First“,
können die Tiere über ein Einwegtor jederzeit zum Futtergang.
Auf dem Rückweg sortiert sie
ein Selektionstor je nach Melkanrecht in den Vorwartebereich
des AMS oder in den Liegebereich. Sowohl bei gelenktem als
auch bei selektiv gelenktem Kuhverkehr ist der Aufwand für das
Nachtreiben geringer. Allerdings
sind auch die Investitionskosten
höher.
DR. MARCO HORN, BEd
Ref. Milchwirtschaft
Tel. 05 0259 23304
[email protected]
Selektiv gelenkter Umtrieb mit Selektion
nach dem Fressen
Liegebereich
Liegebereich
Futtergang
Futtergang
Futtertisch
Futtertisch
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Die Landwirtschaft
Automatische Melksysteme
Mai 2016
MILCHVIEHBETRIEBE MIT 50 KÜHEN UND MEHR
Steigt die Lebensqualität?
Ob der Melkroboter Zeit spart, hat die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik untersucht.
Leopold Kirner, Matthias Hedegger und Stefan Ludhammer fassen hier die Ergebnisse der Studie
„Milchviehbetriebe 50+“ zusammen.
Bereits ein Viertel der 815 Milchviehbetriebe mit 50 und mehr
Kühen in Österreich hatte 2014
ein Automatisches Melksystem
(AMS). Eine verringerte Arbeitszeit wird am häufigsten als Argument für die Anschaffung eines
solchen Systems genannt.
Reine Stallarbeitszeit
verringerte sich
Laut der Befragungsstudie bei
252 Betrieben verringerte sich
die reine tägliche Stallarbeitszeit in Betrieben mit AMS zwischen 2004 und 2014 um 13 Prozent. Dies geschah trotz Aufstocken von rund 39 auf 74 Kühe je
Betrieb. Dadurch sank die Stallarbeitszeit je Kuh und Jahr laut
den Angaben der Betriebsleiter
in diesem Zeitraum von 70 auf
32 Stunden. Das ist ein Minus
von 54 Prozent.
Das gilt nicht für alle Betriebe
und vor allem nicht in der Umstellungsphase, die ein professionelles Management im Umgang
mit dieser Technik benötigt.
In Betrieben ohne AMS erhöhte sich laut Angaben der Befragten im Untersuchungszeitraum
die tägliche Stallarbeitszeit von
8,4 auf 9,2 Stunden, ein Plus von
zehn Prozent.
Die durchschnittliche Stallarbeitszeit je Kuh und Jahr verringerte sich um knapp ein Drittel bei Betrieben ohne AMS.
Zu berücksichtigen gilt, dass
gesonderte Wartungsarbeiten
oder zusätzliche Arbeitszeiten
aufgrund der Rufbereitschaft
für AMS in den hier aufgelisteten Arbeitszeiten nicht enthalten sind.
Kurz gefasst
Einschätzung Befragter zu den Auswirkungen des
Wachstums
Wir haben mehr Freizeit
als zuvor
15
19
5 19
Die Arbeit ist interessanter
und abwechslungsreicher
geworden
15
18
28
32
28
30
15
33
Die Ausweitung in der
Milchwirtschaft war der
richtige Schritt
13
16
24
24
15
24
48
9
18
3
37
39
27
2
11
25
22
8
Zustimmung in Prozent
Stimme voll zu (1)
2
3
4
5
lehne ich voll ab (6)
Der jeweils obere Balken kennzeichnet die Betriebe mit AMS, der untere jene
Grafik: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
ohne AMS.
Mehr Freizeit mit AMS?
Die Milchviehbetriebe mit 50
und mehr Milchkühen sind
stark gewachsen. Daher wurden
auch die Folgen des Wachstums
in der Befragung thematisiert.
Besonders ausgeprägt war der
Unterschied zur Einschätzung
der Freizeit.
det, dass die Ausweitung in der
Milchproduktion der richtige
Schritt war, insbesondere bei
den AMS-Betrieben.
Der Beitrag ist eine Zusammenfassung aus „Milchviehbetriebe 50+: weniger Arbeit
und mehr Lebensqualität mit
AMS?“ der oben genannten
Autoren.
Einschätzung Arbeitszeit für Stallarbeit ohne und mit AMS
Betrieb ohne AMS
Betriebsleiter mit Automatischem Melksystem äußerten
häufiger, dass sie nach dem
Wachstum mehr Freizeit hätten
als zuvor; Zustimmung von 49
Prozent gegenüber 29 Prozent
in Betrieben ohne Melkroboter.
Betrieb mit AMS
70
69
-30 %
-54 %
49
32
+10 %
Zudem sei die Arbeit laut Auskunft der Befragten in Betrieben mit Automatischem Melksystem bei einem höheren Anteil der Betriebe interessanter
und abwechslungsreicher geworden. Generell wird bekun-
Der Einsatz von AMS beschleunigt das betriebliche Wachstum in den Milchviehbetrieben.
Darüber hinaus bestätigt
diese Studie ein Potenzial für
Arbeitseinsparungen und mehr
Lebensqualität durch AMS in
größeren Milchviehbetrieben.
Betriebsleiter mit AMS konnten
die tägliche Stallarbeitszeit
trotz beträchtlichem Wachstum in den vergangenen zehn
Jahren etwas senken.
Damit diese Potenziale in der
Praxis ausgeschöpft werden
können, muss das gesamte
Management auf dieses System bestens abgestimmt sein.
8,4
9,2
2004
2014
tägliche
Stallarbeit (AKh)
-13 %
2004
2014
(AKh) je Kuh
und Jahr
7,4
6,4
04
14
tägliche
Stallarbeit (AKh)
04
14
(AKh) je Kuh
und Jahr
Grafik: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Mai 2016 Automatische Melksysteme
Die Landwirtschaft
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ARBEITSROUTINE IM AMS-BETRIEB
Flexibel aber ständig rufbereit
DIE TECHNIK DES AMS muss man regelmäßig kontrollieren und warten.
Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel
Mit der Umstellung auf Automatisches Melken ändern sich das Management und die Arbeitsroutine.
Worauf dabei besonders zu achten ist, weiß LK-Experte Marco Horn.
Anstatt zwei Mal täglich, wird
jetzt rund um die Uhr gemolken.
Das bedeutet mehr Flexibilität,
weil man nicht mehr zu zwei fixen Tageszeiten im Melkstand
stehen muss. Andererseits muss
man aber bei Störungen rund um
die Uhr erreichbar sein und diese
rasch beheben. Deshalb ist es ein
enormer Vorteil, wenn nicht nur
eine Person am Betrieb mit der
Technik vertraut ist.
Tierbeobachtung darf
nicht zu kurz kommen
Beim Melken in Anbindehaltung
oder im Melkstand gibt die Kuh
nicht nur Milch; man kann sie zugleich beobachten. Man hat jede
Kuh zweimal täglich vor Augen,
und es fällt sofort auf, wenn ein
Tier humpelnd in den Melkstand
kommt oder das Euter leicht gerötet ist. Im Roboter-Betrieb ist
es daher enorm wichtig, dass die
Tierbeobachtung ein fixer Bestandteil der täglichen Arbeitsroutine ist.
Das AMS liefert viele Einzeltierdaten, wie zum Beispiel Milchleistung, Leitfähigkeit, Milchtemperatur,
Farbveränderung,
Boxenbesuche,
misslungene
Melkungen und Aktivität. Diese
Daten sind für das Herdenma-
nagement und das frühe Erkennen von gesundheitlichen Störungen entscheidend. Deshalb
muss die Kontrolle der AMS-Daten und Listen ein fixer Bestandteil der täglichen Arbeitsroutine
sein und nicht nur dazu dienen,
überfällige Tiere zum Melken zu
holen. AMS Betriebe müssen lernen, die Informationen aus den
AMS Daten und Alarmlisten richtig zu deuten.
So können zum Beispiel ein
Rückgang der Milchleistung,
eine Zunahme der misslungenen Melkungen und ein gestiegener Leitwert auf ein Problem
bei der Eutergesundheit hinweisen. Dieses Tier muss man rasch
mittels Schalmtest kontrollieren.
Auch technische Störungen lassen sich aus den AMS-Daten ablesen. Steigende Melkzeiten auf
immer demselben Viertel können zum Beispiel darauf hinweisen, dass Luft durch einen defekten Schlauch eintritt.
Die Daten und Listen können direkt am AMS, im Stallbüro oder
auch bequem über Smartphone
oder Tablet kontrolliert werden.
Wichtig ist, daraus die richtigen
Schlüsse zu ziehen und die Informationen zum Herdenmanagement zu nutzen.
Technik kann Kontrolle
vor Ort nicht ersetzen
Alle Technik kann die Tierkontrolle vor Ort nicht ersetzen. Auch
auf AMS-Betrieben sind regelmäßige Kontrollgänge außerhalb
der Hauptstallzeiten notwendig
und sinnvoll. Ein gut ausgestattetes Stallbüro mit Blick auf die
Herde hilft hier, den Überblick
zu behalten. So hat man die Herde zum Beispiel beim Kontrollieren der AMS-Listen, beim Melden
einer Geburt oder beim Erledigen
der betriebswirtschaftlichen Aufzeichnungen stets im Blick.
Auch die tägliche Pflege der Liegeboxen und das Reinigen der
Laufgänge sind für AMS-Betriebe wichtig. Die Kühe sind sauber,
und man kann dabei die Herde
hervorragend beobachten.
Regelmäßige Wartung sichert
Funktion und Tiergesundheit
Die Technik des AMS muss man
regelmäßig kontrollieren und
warten. Jeder Hersteller hat eigene Vorgaben, welche Wartungsarbeiten man täglich, wöchentlich oder monatlich durchführen
muss. Unabhängig vom Fabrikat
muss man täglich
die Melkbox, den Laser oder
die Kamera und den Ansetzarm reinigen
den Milchfilter tauschen
die Zitzengummis und Euterbürsten, das Dippen und
die Zuteilung des Kraftfutters
überprüfen und
das Reinigungs-, Desinfektions- und Dippmittel kontrollieren.
Es hat sich auch bewährt, die korrekte Funktion der Reinigung und
Zwischendesinfektion in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und nicht erst, wenn die Zelloder Keimzahlen steigen.
Checklisten helfen,
den Überblick zu behalten
Gerade zu Beginn macht es Sinn,
sich eine Checkliste mit den Routinearbeiten anzufertigen und
diese gewissenhaft abzuarbeiten.
Doch auch für Arbeiten, die man
wöchentlich oder monatlich erledigen soll, ist eine solche Checkliste sehr hilfreich, damit man
nichts übersieht.
DR. MARCO HORN, BEd
Ref. Milchwirtschaft
Tel. 05 0259 23304
[email protected]
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Die Landwirtschaft
Automatische Melksysteme
Mai 2016
JOHANN UND KARIN KAINZ, BIOBAUERN IN GROSS-RADISCHEN
„Nie mehr vier Stunden im
Melkstand stehen“
Sie haben von der Rohrmelkanlage über den Melkstand bis zum Roboter viel Erfahrung beim Melken von Kühen
gesammelt. Warum Karin und Johann gerade vom automatischen Melksystem so begeistert sind, was sie für
einen reibungslosen Ablauf leisten müssen und wie die Umstellungszeit verlaufen ist, darüber haben uns die Tiefbautechnikerin und der Landwirtschaftsmeister kürzlich informiert.
Als mit den Flächen die Kühe mehr
wurden, steigerte sich die Melkzeit auf je zwei Stunden morgens
und abends. „Das sollte so nicht
mehr weitergehen, denn die Kinder brauchen in der Früh Betreuung und unsere Oma sollte auch
nicht ständig im Einsatz sein“, betont Karin. Zuerst wollten sie und
ihr Mann den Melkstand, einen
Sechser-Side-by-Side, vergrößern.
Doch dafür fehlte der Platz im Stall.
Da bot sich der Umstieg auf einen
Melkroboter an. „Er braucht wenig
Platz, wir mussten nur eine Wand
wegreißen“, erklärt Johann. „Der
frei gewordene Raum reichte auch
für die Werkstatt unseres Sohnes
und die Kühe bekamen drei weitere Fressplätze.“ Besonderen Wert
legten sie auf einen großen Vorwarteplatz vor der Melkbox.
Melkroboter neu gekauft
Sie haben sich für einen Astronaut
der Firma Lely entschieden, weil er
der meist verkaufte in Österreich
ist und zwei Kollegen in der Umgebung ebenfalls ihre Kühe damit
melken. So können sich die Milchviehhalter gegenseitig vertreten.Rund 154.000 Euro haben sie für
den neuen Melkroboter mit Puffertank und Kompressor ausgelegt.
Der Milchtank mit Robotersteuerung kostete 6.000 Euro und in
Umbauten haben sie rund 20.000
Euro investiert. „Das war für uns
auch ohne Investitionsförderung
zu schaffen“, betonen die beiden,
die seit 2009 Mitglied im Arbeitskreis Milch sind. „Wir wollten wissen, was pro Kuh übrig bleibt. Die
Auswertungen zeigen uns, dass wir
bei der Milchproduktion gut drauf
sind. Das hat unser Selbstvertrauen für den Umstieg auf den Melkroboter gestärkt.“
Melkstand sofort außer
Betrieb genommen
Die Kühe besuchten Morgens
noch den Melkstand und Nachmittags stellten sie sich bereits vor der
Melkbox an. „Wir haben den Tieren
schon vierzehn Tage davor Kraftfutter in der Melkbox angeboten,
während der Roboter eingeschaltet
war und die typischen Geräusche
von sich gegeben hat“, erklären Johann und Karin das Trockentraining. „Die Kühe holten sich am ersten Melktag ihr Kraftfutter wie gewohnt im Roboter, nur wurden sie
diesmal dabei gemolken. Für sie ist
das Kraftfutter wichtig, das Melken
ist nur eine positive Nebenerscheinung.“ Die beiden haben deshalb
das Kraftfutternivau am Trog von
26 auf 22 Kilogramm Milchleistung verringert. Das Kraftfutter für
die fehlenden vier Kilogramm bekommen die Kühe in der Melkbox.
Sinkt die Milchleistung, passt der
Roboter automatisch die Kraftfuttermenge an.
Gute Einschulung
Mit dem Mitarbeiter der Firma haben sie um 16 Uhr mit dem Einmelken begonnen und um halb
zwei morgens hat das automatische Melksystem die letzte Kuh gemolken. Um sechs Uhr ging es wieder von vorne los. „Der Firmenmitarbeiter war so lange bei uns, bis
jede Kuh zweimal gemolken war“,
erzählen die beiden. „Das hat 24
Stunden gedauert.“ Dabei ist die
Milchleistung nicht gesunken. Bis
auf zwei Tiere haben alle Kühe ihre
Milch problemlos hergegeben. In
der Anfangszeit wollten sie sicher
gehen, dass wirklich jedes Tier in
die Melkbox geht. Deshalb haben
sie sich ein Leitsystem zurechtgelegt und die Kühe in drei Gruppen
geteilt. „Damals war uns das ganz
wichtig“, erinnern sich die beiden.
„Heute werden wir bei einer altmelkenden Kuh nicht mal nervös,
wenn sie 15 Stunden lang nicht in
die Box geht.“ Insgesamt hat das
Umstellen vierzehn Tage gedauert und einigen Schlaf gekostet.
„Aber damit muss man in dieser
Zeit rechnen“, betonen Johann und
Karin.
Selektieren auf
Robotertauglichkeit
Kühe mit tief liegendem Euter haben sie vor der Umstellung selektiert. Vier Tiere verließen aufgrund
von Melkproblemen die Herde.
Kalbinnen laufen zwei bis drei Wochen und Trockensteher bis zu
zwei Wochen vor dem Geburtstermin in der laktierenden Herde
mit. Die Kalbinnen brauchen etwa
eine Woche lang die Unterstützung
einer Person, damit sie in die Melkbox gehen. „Alle kalben in der Herde ab, meist problemlos“, berichten Johann und Karin. „Nach einer
Stunde bei der Mutter kommen die
Kälber in ein Iglu.“ Den Roboter
haben sie so programmiert, dass
er die Biestmilch fünf Tage lang in
einen eigenen Behälter melkt. „Vier
Eimer stehen dafür parat. Sind alle
voll, werden wir über das Handy
alarmiert“, erklären die beiden. Sie
sind bei allen frisch gekalbten Kühen etwa fünf Tage lang beim Melken dabei. Die Kalbinnen lernen
sie anfangs zu zweit an. Das kann,
je nach Charakter des Tieres, zwei
Tage bis zu einer Woche dauern.
„Wir nehmen uns für sie besonders am Abend viel Zeit. Das lohnt
sich, weil sie das Melken mit dem
Roboter schneller akzeptieren und
rasch alleine ohne Aufsicht melken gehen können“, haben die beiden beobachtet. Der Roboter ist
so programmiert, dass diese Tiere nur unter ihrer Aufsicht melken
Betriebsspiegel
Betriebsführer
Tiefbauingenieurin Karin (39)
und LW-Meister Johann (43)
Kainz
Familienmitglieder am Betrieb
Kinder Helene (12), Paul (11),
Thomas (7) und Anna (3)
Eltern Johann (75) und Maria
(69) Kainz
Flächenbewirtschaftung
30 ha mehrmähdiges Grünland, 50 ha Acker, davon 15 ha
Wechselwiesen, 9 ha Triticale,
4 ha Silomais, 4 ha Peluschken,
18 ha mit jährlich wechselnden
Anteilen an Hafer und Roggen.
Tierhaltung
60 FV-Kühe mit 60 Stück Jungvieh; 6 Mastschweine für Direktvermarktung
Biobetrieb mit 7.900 Kilogramm
Stalldurchschnitt;
Milch wird an Bergland geliefert
Mai 2016 Automatische Melksysteme
Die Landwirtschaft
| 47 |
gehen können. „Das machen wir
während der Stallarbeit zwei mal
pro Tag, bei den Kalbinnen drei
mal täglich zum Angewöhnen“, so
die beiden. „Auf jeden Fall sollte
die Kuh in der Hauptlaktation bei
drei Melkungen je zehn Liter erreichen, denn mehr Melkungen kosten Geld und sind nicht gut für die
Eutergesundheit.“
Eine unbegründete Sorge
Größere Bedenken beim Umstieg
waren, dass die Zellzahl ansteigen
wird“, erinnern sich Johann und
Karin. Sie lag vor dem Umstieg bei
rund 100.000 und scherte nach
dem Wechsel auf den Roboter kurz
nach oben aus. Sie ist aber rasch
wieder gesunken. Heute schwankt
die Zellzahl zwischen 80.000 und
115.000. „Entscheidend sind Fütterung und Stallhygiene, damit die
Zellzahlen unten bleiben“, wissen
die beiden.
Spaltenroboter
Ein Roboter reinigt die Spalten,
um Klauenproblemen vorzubeugen und damit die Kühe so sauber
wie möglich in die Melkbox kommen. „Das automatische Melksystem kriegt die Kühe nicht zu hundert Prozent sauber“, beobachten
Johann und Karin. Das Melkzeug
reinigen sie mehrmals am Tag mit
Spülwasser und Schwamm, ebenfalls das Scannerglas. „Wenn 50
Kühe dreimal am Tag den selben
Platz aufsuchen, heißt das, dass sie
die Melkbox mindestens 150 mal
betreten“, geben die beiden zu bedenken. „Deshalb reinigen wir den
Standplatz auch entsprechend.“
Im Sommer schaltet sich die
Hauptreinigung des Melksystems
drei mal am Tag ein, im Winter
zwei mal täglich. Im Roboterstand
wird jedes Euter nach dem Melken
automatisch mit einem Jodmittel
besprüht. Nach jeder Melkung folgt
eine Zwischendesinfektion mit
Dampf. Diese Hygienemaßnahmen tragen auch dazu bei, dass seit
der Umstellung auf das automatische Melksystem keine der Kühe
an einer akuten Euterentzündung
gelitten hat. „Sobald der Roboter
anzeigt, dass die Leitfähigkeit an-
VON 17 KÜHEN IM ANBINDESTALL stockten sie im Jahr 2000 auf 30 Tiere im Laufstall auf, die sie in einem Sechser-Side-bySide-Melkstand gemolken haben. Mit dem Melkroboter, einem A4 von Lely, melken Johann und Karin seit 2014 rund 60 Kühe,
Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel
davon stehen in der Regel etwa zehn trocken.
steigt, werden die Tiere homoöpathisch behandelt“, berichtet Johann.
„Wir haben auf ein eigenes Büro für
den Roboter verzichtet, denn wer
putzt den Raum, den man schnell
mal mit den Stallstiefeln betritt?“,
schmunzelt Karin. Der Stall-PC
steht in einem Büroschrank neben
dem Melkraum. Er ist mit dem PC
in der Wohnung verbunden. Deshalb kann sie neben dem Kochen
und Beaufsichtigen der Kinder immer wieder einen Blick auf die Roboterdaten werfen.
In zehn Minuten ausgewertet
Die Daten wertet meist Johann aus.
Dafür benötigt er am Abend zehn
Minuten. „Anfangs überfordern
einen die vielen Zahlen und Listen“, so der Landwirt. „Aber man
merkt rasch, worauf es ankommt.“
Er kontrolliert die Aufzeichnungen
über die Leitfähigkeit der Milch,
die
Brunstwahrscheinlichkeit,
die Melkungen je Viertel und die
Zwischenmelkzeit. Die Aktivität
der Kühe misst der Roboter über
Schrittzähler und Wiederkautätigkeit. „Am Bildschirm zeigt mir der
Computer überfällige Kühe. Da der
Büroschrank am Gang zum Stall
steht, sehe ich sie oft im Vorbeigehen“, so Johann.
LKV kommt mit dem Shuttle
Einfach und zeitsparend läuft auch
die LKV-Kontrolle ab. Der Kontrollassistent hängt eine Entnahmevorrichtung, das Shuttle, in das Melkrobotersystem. Das Shuttle zweigt
nach programmierten Vorgaben
von jeder Kuh Milch in Proberöhrchen ab. Am nächsten Tag kommt
der Kontrollassistent, nimmt die
Probeflaschen mit und spielt die
Daten vom Roboter auf den LKVPC.
Nach einem Jahr
kommt die Routine
Ein Jahr braucht es, dass das Melken mit dem Roboter zur Routine
wird. Der Roboter ist 24 Stunden
bereit, Kühe zu melken, das heißt
für die beiden, dass auch sie im
Notfall 24 Stunden für ihn einsatzbereit sind. „Das muss einem auf
jedenfalls bewusst sein. Zwei Leute am Betrieb sollten sich mit der
Technik unbedingt auskennen“,
betont Karin, die als Tiefbauingenieurin schon viel technisches Wissen und Interesse mitbringt. Auf jeden Fall darf man keine Angst vor
dem PC und der Technik haben.
„Ein gutes Service ist das Um und
Auf, vor allem die Gewissheit, dass
man zu jeder Tages- und Nachtzeit jemanden erreichen kann“, ist
Johann überzeugt. „Wenn wir ein
Problem haben, kann in zwei Stunden ein Techniker vor Ort sein.“ Im
Servicevertrag mit der Firma ist
vereinbart, dass viermal im Jahr
ein Mitarbeiter kommt, die Anlage
überprüft und Servicearbeiten erledigt. Dafür zahlen sie 2.400 Euro
im Jahr.
Die Arbeitskreisergebnisse zeigen,
dass sie und ihre Milchviehherde
die Umstellung auf das automatische Melksystem gut gemeistert
haben. 2013 lag die durchschnittliche Milchleistung bei 7.450 Kilogramm, steigerte sich 2014 auf
7.750 Kilogramm und legte im Vorjahr auf 7.900 Kilogramm zu. Nur
die Inhaltsstoffe liegen mit 4,25
Prozent Fett und 3,33 Prozent Eiweiss etwas niedriger als zuvor im
Melkstand.
Mehr Zeit und
kein schlechtes Gewissen
Der ständige Melkstress ist für
Mensch und Tier auf einen Schlag
vorbei“, betonen Johann und Karin. „Die allgemeine Ruhe in der
Herde trägt dazu bei, dass sich
unsere Tiere sichtbar wohl fühlen.“
Der Gewinn an Lebensqualität ist
durch nichts zu ersetzen. Johann
genießt es, statt um fünf jetzt um
sechs Uhr morgens in den Stall zu
gehen. Haben sie zuvor zu zweit
allein vier Stunden mit dem Melken verbracht, benötigt jetzt einer
fürs Füttern, die Boxenpflege, das
Besamen, das Füttern der Kälber
und für Kontrollen im Milchviehstall insgesamt rund drei Stunden
täglich. „Da jetzt zwei Kollegen
mit dem baugleichen Fabrikat ihre
Kühe melken, können wir ohne
Bauchweh mit unseren Kindern
zwei mal im Jahr auf Urlaub fahren
und auch mal gemeinsam etwas
unternehmen“, freuen sie sich und
Karin hat kein schlechtes Gewissen mehr, wenn sie in der Früh bei
ihren Kindern ist und nicht in den
Stall geht.
PAULA PÖCHLAUER-KOZEL
| 48 |
Die Landwirtschaft
Automatische Melksysteme
Mai 2016
MELKSTAND VERSUS MELKROBOTER
Kostenvergleich „Melken“
Neben neuen Automatischen Melksystemen sind mittlerweile auch gebrauchte Roboter am Markt. Ob der
neue oder der gebrauchte Automat für den eigenen Betrieb interessant ist oder ob es doch der Melkstand
bleiben soll – bei dieser Entscheidung hilft der Kostenvergleich von LK-Mitarbeiter Gerald Biedermann.
Um ein Kilogramm Milch mit
möglichst geringen Kosten zu
belasten, sollte man die Anschaffungskosten der Melktechnik so niedrig wie möglich halten. Allerdings ist in den meisten Betrieben Arbeitszeit knapp
und damit Arbeit teuer. Dadurch werden gerade bei herkömmlichen Melkständen bei
der Dimensionierung Kompromisse notwendig. Auch die Erweiterbarkeit des Systems ist ein
wesentlicher Faktor und verursacht zusätzliche Kosten.
Die Übersicht zeigt einen Vergleich verschiedener Melksysteme hinsichtlich der anfallenden
Kosten. Die Arbeitszeit ist nicht
berücksichtigt.
barkeit zu achten. Mittlerweile
gibt es Systeme, die man relativ
einfach um zusätzliche Melkboxen erweitern kann. Aufgrund
der Kosten ist mittelfristig eine
Auslastung von mindestens
500.000 Kilogramm verkaufter
Milch pro Melkbox anzustreben. Das neue AMS kostet bei
300.000 Kilogramm verkaufter
Milch zirka 6,5 Cent pro Kilogramm Milch, bei 400.000 Kilogramm Milch etwa 5,2 Cent und
bei 500.000 Kilogramm 4,4 Cent.
Gut ausgelastete Melkstände
kommen ohne Bewertung der
Arbeitszeit auf Kosten um drei
Cent pro Kilogramm Milch.
Kosten im Verhältnis
zur verkauften Milch
Es werden verschiedene Melkstände plakativ mit Automatischen Melksystemen verglichen. Wichtig ist, dass man die
Kosten im Verhältnis mit der
verkauften Milch sieht. Nur so
kann man eine Aussage zur
Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Systems treffen.
Beim Einbau von neuen automatischen Melksystemen ist genauso wie bei konventionellen
Melkständen auf die Erweiter-
Kostenvergleich verschiedener Melksysteme
1x6 SBS
2x4 FG
2x8 FG
2x12 FG
AMS
neu
AMS
gebr.
AMS
2 Boxen
Melktechnik
(ohne Kühltechnik)
€
34.000
50.000
100.000
135.000
140.000
55.000
210.000
Gebäudehülle
€
35.000
50.000
85.000
120.000
35.000
35.000
50.000
Investitionssumme
€
69.000
90.000
290.000
Nutzungsdauer Technik
Jahre
18
18
18
18
15
8
15
Nutzungsdauer
Gebäudehülle
Jahre
30
30
30
30
30
30
30
Abschreibung Technik
€/Jahr
1.889
2.778
5.556
7.500
9.333
6.875
14.000
Abschreibung Gebäudehülle
€/Jahr
1.167
1.667
2.833
4.000
1.167
1.167
1.667
Zinsansatz (3 %, halbes
Kapital)
€/Jahr
1.035
1.500
2.775
3.825
2.625
1.350
3.900
Servicekosten extra
€/Jahr
2.500
1.000
4.000
Fixkosten pro Jahr
€/Jahr
4.091
5.944
11.164
15.325
15.625
10.392
23.567
Stromkosten
Ct/kg Milch
0,5
0,5
0,5
0,5
0,7
0,8
0,7
Wasserkosten
Ct/kg Milch
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
100.000 185.000 255.000 175.000
Reparatur + Instandhaltung Ct/kg Milch
0,55
0,5
0,42
0,4
0,5
0,9
0,5
variable Kosten
1,15
1,1
1,02
1
1,3
1,8
1,3
Ct/kg Milch
Tabelle: unterstellte Annahmen beim Vergleich der Melktechnik, angelehnt an Kalkulation Franz Hunger, LK OÖ
AMS = Automatisches Melksystem; Melkstände: SBS = Side by Side; FG = Fischgrät
Vorsicht bei
gebrauchter Technik
Betriebe, die mit weniger als 60
Kühen auf das automatisierte
Melken umstellen wollen, ziehen auch gebrauchte Anlagen
in Erwägung. Genauso wie beim
Kauf eines gebrauchten Traktors kostet bewährte Technik
entsprechend mehr. Vom Kauf
sehr günstiger gebrauchter Systeme muss abgeraten werden.
Der günstige Preis beruht häufig auf einem höheren Ausfallrisiko, was gerade bei täglich
eingesetzter Technik problematisch ist.
Bei der Kostenkalkulation muss
man berücksichtigen, dass
neben der geringeren Leistung
mit weniger Melkungen pro Tag
mit höheren variablen Kosten
(Reparaturkosten) und mit vergleichsweise hohen fixen Kosten kalkuliert werden muss. Die
Systeme weisen aufgrund des
kürzeren Restnutzungszeitraumes beträchtliche Abschreibungen auf.
Wird ein neues System mit Anschaffungskosten von 140.000
Euro auf 15 Jahre abgeschrieben, beträgt die jährliche AfA
9.330 Euro. Schreibt man ein
gebrauchtes System um 60.000
Euro Anschaffungskosten in
acht Jahren ab, beträgt die jährliche AfA mit 7.500 Euro nur unwesentlich weniger. Diese Abschreibungsbeiträge spiegeln
aus heutiger Sicht den tatsächlichen Wertverlust wider.
Ein großer Vorteil eines gebrauchten Gerätes ist der geringere Kapitalbedarf und die geringeren Kapitalkosten. Gerade
für Betriebe mit ausgelasteter
Mai 2016 Automatische Melksysteme
| 49 |
Kurz gefasst
Kosten für das Melken ohne Lohnansatz
10,0
Ein gut ausgelastetes AMS
macht eine Milchproduktion mit
flexibleren Arbeitszeiten möglich. Der gewonnenen Flexibilität
stehen höhere Kosten gegenüber. Sind am Betrieb Arbeitsressourcen verfügbar, können
diese durch konventionelle
Melksysteme entsprechend entlohnt werden.
9,0
8,0
Cent pro kg Milch
Die Landwirtschaft
7,0
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
900.000
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0,0
gelieferte Milch (kg pro Jahr)
1x6 SBS
2x4 FG
2x8 FG
AMS neu
2x12 FG
AMS 2 Boxen
Kreditlinie kann dies ein Kriterium sein.
Wann ist gebrauchter
Roboter unwirtschaftlich?
In der Kalkulation bedeutet
dies, dass das gebrauchte System dem neuen in einem Leistungsbereich von 300.000 bis
450.000 Kilogramm Milch überlegen ist, die Kosten aber trotzdem um zirka zwei Cent über
einem konventionellen Melk-
system liegen. Ab ca. 450.000 Kilogramm Milch pro Box ist das
neue System auf Grund der ähnlichen Kosten und des geringeren Ausfallrisikos der gebrauchten Alternative vorzuziehen.
Unter 300.000 Kilogramm Milch
ist auch ein gebrauchter Melkroboter unwirtschaftlich.
Zieht man die Arbeitszeit mit
ein, hängt die Rechnung sehr
stark von den betrieblichen
Rahmenbedingen ab. Hier
AMS gebr.
stellen sich Fragen wie: Sind
Arbeitskräfte verfügbar? Wie
gerne wird gemolken?
Eine Arbeitskraftstunde pro
Tag bedeutet bei einem Lohnansatz von zehn Euro pro Akh
1,8 Cent Arbeitsbelastung pro
Kilogramm Milch bei 200.000
Kilogramm verkaufter Milch,
1,2 Cent bei 300.000, 0,9 Cent
bei 400.000 und 0,7 Cent bei
500.000 Kilogramm Milch. Setzt
man diesen Faktor in Relation
mit den Kosten der Milchgewinnung, so ist weniger die schwer
zu beziffernde Einsparung von
Arbeitszeit, sondern primär die
gewonnene Flexibilität ein betriebswirtschaftliches Kriterium
für die Entscheidung für ein
AMS.
Im Umkehrschluss bedeutet
dies, dass am Betrieb vorhandene Arbeitskräfte beim effizienten Einsatz von konventionellen Melkständen gute Stundenentlohnungen und in der Folge
Einkommensbeiträge
erwirtschaften können.
DI GERALD BIEDERMAN
Ref. Betriebswirtschaft
Tel. 05 0259 25104
[email protected]
| 50 |
Die Landwirtschaft
Automatische Melksysteme
Mai 2016
FUTTERVORLAGE REGULIERT DIE AUSLASTUNG DES ROBOTERS
Worauf beim Füttern achten?
Wie Roboterbetriebe mit ausgefeilter Ration und geschickter Futtervorlage die Auslastung des Automatischen Melksystems optimieren können, weiß LK-Experte Gerald Stögmüller.
Kurz gefasst
Bringen AMS-Betriebe die Kühe
durch häufiges Nachschieben
des Grundfutters und mit Lockfutter dazu, öfters an den Barn zu
kommen, werden die Tiere auch
die Melkbox häufiger besuchen
und sie so gleichmäßiger auslasten. Wird das Futter nur zu den
Hauptmahlzeiten angeschoben,
sind alle Kühe gleichzeitig in Bewegung, und es kommt zu einem
Gedränge vor dem Melkroboter.
Nach der Grundfuttervorlage
steigt die Auslastung des Melkroboters generell an.
Kraftfutter ist das ideale Lockmittel, das die Kühe in die
Melkbox holt. Es muss deshalb
nicht nur die richtigen Nährstoffe enthalten, sondern den
Tieren auch schmecken. Das
ist gerade bei aufgewerteten
Grundfutterrationen eine Herausforderung, genauso wie
die leistungsbezogene Nährstoff- und Energieversorgung.
Besonders der Energiebedarf
schwankt zwischen einer geringen und hohen Milchleistung
um bis zum fünffachen Bedarf.
Grundfutterleistung
Je nach Qualität des Grundfutters, der Zusammensetzung,
dem Kraftfutteranteil sowie der
Futteraufnahme kann eine Kuh
aus den Gras- und Maissilagen
zwischen fünf und 20 Kilogramm
Milch produzieren. Aufgrund
dieser enormen Spreizung der
möglichen Grundfutterleistung
erkennt man schon, wie wichtig
die Rationsberechnung auf Basis
von Grundfutteranalysen ist.
Mischrationen
Die sinnvollste Art der Mischration ist die aufgewertete Grundfutterration (AGR), wo ein Teil
des Kraftfutters ins Grundfutter eingemischt wird. Die totale
Mischration ist bei AMS-Betrieben nicht möglich, weil Kraftfutter als Lockmittel zum Besuch
der Melkstation dient. Deshalb
muss man Kraftfutter aus der
Mischration nehmen und in der
Melkbox anbieten.
Eine große Bedeutung bei der
Fütterung von Mischrationen
haben das Milchleistungsniveau
und die Persistenz. Leistungsschwache Kühe, die nicht dem
NACH DER VORLAGE des Grundfutters steigt die Auslastung des Melkroboters
generell an. Häufiges Futternachschieben sorgt für gleichmäßige Auslastung des
Foto: LK NÖ/Horn
Automatischen Melksystems.
Herdenniveau entsprechen, sollten mittelfristig aus der Herde
ausscheiden. Altmelkende Kühe
auf niedrigem Leistungsniveau
sollte man früher trockenstellen,
damit sie nicht verfetten.
Aufgewertete Mischration auf
sehr hohem Niveau
Eine große Herausforderung bei
der Fütterung mit dem Mischwagen oder einem Fütterungsroboter ist die Einstellung der aufgewerteten Grundfutterration
(AGR). Stellt man das Kraftfutterniveau sehr hoch ein, werden
die Kühe auf hohem Leistungsniveau besser versorgt und man
beugt damit Stoffwechselproblemen vor. Allerdings kann man
altmelkenden Kühen und Kühen
auf niedrigem Leistungsniveau
nur sehr wenig Kraftfutter am
Melkroboter verabreichen. Dadurch sinkt der Lockeffekt und
die Attraktivität, den Melkro-
boter zu besuchen, leidet. Ein
häufiges Nachtreiben ist die Folge. Daneben besteht das Risiko,
dass diese Kühe durch Überversorgung mit Energie verfetten.
Aufgewertete Mischration auf
sehr niedrigem Niveau
Setzt man das Kraftfutterniveau
in der aufgewerteten Mischration sehr niedrig an, muss man
hochleistenden Kühen sehr viel
Kraftfutter in der Melkbox geben.
Das Pansenmilieu leidet durch
die hohe Anflutung von Säuren
und Ammoniak. Die Kuh kann
womöglich auch nicht das ganze
Kraftfutter in der Melkzeit fressen und sie blockiert die Melkbox
unnötig. Ist es unbedingt notwendig, hohe Kraftfuttermengen
über den Melkroboter zu geben,
kann man durch pansenschonende Komponenten wie Körnermais und Trockenschnitzel
sowie durch pelletierte Futter-
Der Fokus in der Nährstoffversorgung liegt meist auf
der Hochleistungskuh. Eine
Unterversorgung zeigt sich
rasch durch Stoffwechselerkrankungen und eingeschränkte
Fruchtbarkeit. Die größeren und
verhängnisvolleren Fehler werden aber im letzten Laktationsdrittel durch Überversorgung
gemacht. Eine verfettete Kuh ist
die Problemkuh in der nächsten
Laktation.
mittel die Wirkung und Aufnahme des Futters verbessern.
Kraftfutter in der Melkbox
Die empfohlene Kraftfuttermenge pro Melkung liegt bei 1,5 Kilogramm. Größere Mengen kann
die Kuh kaum fressen und weniger hat zu wenig Lockeffekt. Die
empfohlene Menge von 1,5 Kilogramm darf man mit pansenschonenden Komponenten wie
Körnermais und Trockenschnitzel sowie bei hoher Eiweißergänzung auf bis zu zwei Kilogramm erhöhen. Dieses Futter
Mai 2016 Automatische Melksysteme
Gesamtenergiebedarf Kuh
200
180
160
140
120
100
80
Erhaltungsbedarf
60
15 kg Milch
40
25 kg Milch
20
35 kg Milch
Man kann hier die Kraftfutterergänzung nur in einem geringen
Umfang durchführen, weshalb
Kühe auf einem hohen Milchleistungsniveau nicht ausreichend versorgt werden können.
Ein Transponder ermöglicht
auch das Erstellen einer günstigeren Ration. Über den Melkroboter kann man die billigeren Basisfuttermittel für Energie, Eiweiß und Mineralfutter
geben und über den Transponder ergänzt man mit speziellem
Hochleistungsfutter.
| 51 |
Die Landwirtschaft
Die Fütterungsreferenten der
LK NÖ helfen gerne bei der Rationsgestaltung. Hierzu stehen
folgende Beratungsprodukte zur
Verfügung.
Grundberatung Rationsberechnung für Rinder
Einstellung des Futtermischwagens
DI GERALD STÖGMÜLLER
Futtermittellabor Rosenau
Tel. 05 0259 23601
gerald.stoegmueller@
lk-noe.at
45 Kg Milch
0
soll bei so hohen Mengen pelletiert sein, damit die Kuh es ausreichend schnell frisst.
Niveau der AGR
Zieht man vom Bedarf die Kraftfuttermenge über die Melkbox
ab, ergibt sich ein sinnvolles
Niveau der aufgewerteten Mischration von zirka sechs bis acht
Kilogramm unter dem durchschnittlichen Tagesgemelk. Hier
ist es günstig, zwei Leistungsgruppen zu bilden. Damit kann
man AGR und Kraftfutterergänzung besser abstimmen.
Diese Gruppentrennung fordert
aber Selektionstore oder einen
Melkroboter mit zwei Ausgängen.
Zusätzlicher Transponder
ja oder nein?
Falls ein Transponder installiert
wird, muss dieser unbedingt mit
dem Melkroboter in Verbindung
stehen. Andernfalls könnte es
vorkommen, dass eine Kuh nach
dem Verlassen des AMS gleich
zum Transponder geht und dort
noch eine Portion Kraftfutter
abholt und dabei eine sehr hohe
Menge in kurzer Zeit aufnimmt.
Ein Transponder ist dann sinnvoll, wenn keine Mischration
sondern eine getrennte Vorlage durchgeführt wird, wenn das
Milchleistungsniveau der Herde
stark schwankt oder wenn die
Melkbox an der Kapazitätsgrenze betrieben wird.
AUTOMATISCHE
MELKSYSTEME
VMS+
GEA Mon
obox
Mlone
MAI-AKTION vom 02.-27.Mai 2016
Info unter www.melktechnik-wagner.at
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Viel mehr als ein
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| 52 |
Die Landwirtschaft
Automatische Melksysteme
Mai 2016
GESUNDE EUTER MIT AUTOMATISCHEN MELKSYSTEMEN
Von der Zellzahl bis
zu den Melkanrechten
In der Praxis haben Automatische Melksysteme bezüglich Eutergesundheit
einen schlechten Ruf. Ist das begründet und worauf kommt es an, um automatisches Melken und Eutergesundheit zu vereinen?
Vergleicht man anhand des Jahresabschluss des LKV NÖ den
Durchschnitt aller niederösterreichischen LKV-Betriebe mit
dem Durchschnitt der AMS-Betriebe hatten letztere eine um
34.000 höhere Zellzahl. Im Vergleich mit Betrieben mit ähnlicher Herdengröße mit mehr als
40 Kühen war die Zellzahl der
AMS-Betriebe lediglich 23.000
Zellen höher.
54 Prozent der AMS Betriebe
schafften einen Jahresschnitt
von unter 200.000 Zellen und
23 Prozent der AMS Betriebe erreichten im Jahresmittel eine
Zellzahl von unter 150.000.
Zellzahl steigt nicht bei
allen
Alle niederösterreichischen Betriebe, die innerhalb der letzten fünf Jahre auf automatisches
Melken umstellten, wurden ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zellzahl im Jahr
nach der Umstellung im Schnitt
um 12.700 Zellen höher war, als
Vergleich der Zellzahlen im NÖ LKV Abschluss 2015
250
200
218
184
195
alle Betriebe
Betriebe > 40 Kühe
150
100
50
0
im Jahr vor der Umstellung. Die
Zellzahl stieg allerdings nicht
bei allen AMS-Umstellern an.
43 Prozent der Betriebe hatten
nach der Umstellung auf AMS
sogar eine niedrigere Zellzahl
als vor der Umstellung. Diese
Zahlen belegen, dass AMS Betriebe nicht zwangsläufig höhere Zellzahlen haben müssen,
der Eutergesundheit im AMS
Betrieb aber besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden
muss. Management sowie die
AMS Betriebe
korrekte Funktion der Technik
sind umso entscheidender.
Vorteile und Risiken
Erfolgreiche AMS-Betriebe beherrschen die Risiken durch
regelmäßige
Überwachung
der Eutergesundheit und konsequente
Vorbeugemaßnahmen. Dies beginnt bereits vor
dem Umstieg auf ein Automatisches Melksystem. In Herden,
die bereits vor der Umstellung
auf automatisches Melken hohe
Zellzahlen hatten, treten auch
nach der Umstellung vermehrt
Probleme auf. Die Herde muss
man daher vor dem Umstieg sanieren.
Eutergesundheit
konsequent überwachen
MIT SAUBEREN LIEGBOXEN und Laufgängen beginnt die gute Eutergesundheit.
Foto: LK NÖ/Horn
Anders als beim herkömmlichen Melken hat man die Tiere
und Euter nicht zweimal am Tag
vor sich. Umso wichtiger ist es,
die Eutergesundheit mittels der
Daten und Listen des AMS und
ZWISCHENDESINFEKTION beugt der
Übertragung von euterassoziierten
Mastitiserregern* vor.
Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel
des LKV täglich zu überwachen.
Wichtige Parameter sind Leitfähigkeit, Zellzahl, Milchtemperatur und -farbe, Anmelkzeit,
misslungene Melkungen und die
Veränderung der Milchleistung.
Bei Auffälligkeiten muss man
das Tier sofort mittels Schalmtest kontrollieren, bei Bedarf
eine bakteriologische Milchprobe einschicken und darauf aufbauend behandeln.
Melkanrechte richtig
einstellen
Mit mehr als 16 Stunden zu lange
und mit weniger als sieben Stunden zu kurze Zwischenmelkzeiten sind ein Risiko für die Eutergesundheit. Das Ziel sind zehn
Kilogramm Milch pro Melkung.
Unnötige Melkungen belasten
das Euter. Hier beugt man mit
der richtigen Einstellung der
Melkanrechte vor.
Zu häufiges Melken im Verhältnis zur Milchleistung schädigt
Zitzengewebe und Schließmuskel. Erreger können leichter in
das Euter eindringen. Kommt es
zu sehr langen Zwischenmelkzeiten von mehr als 16 Stunden,
können sich die Erreger durch
die mangelnde Ausschwemmung
im Euter stark vermehren. Hier
muss man klären, warum die Tiere nicht melken gehen. Um die
Einstellung der Melkanrechte
zu optimieren, hat sich das LKVTool für AMS Betriebe bewährt.
Das LKV-Tool verknüpft die tat-
Mai 2016 Automatische Melksysteme
| 53 |
Die Landwirtschaft
Vorteile und Risiken
Knackpunkte der Eutergesundheit am AMS-Betrieb
Die Umstellung von konventionellem auf automatisches Melken bringt
Vorteile für die Eutergesundheit, birgt aber auch Risiken
Vorteile
Durch höhere Melkfrequenz werden Keime öfter ausgeschwemmt.
Weniger Blindmelken durch milchflussgesteuerte Abnahme auf
Viertelebene.
Keine Kreuzkontamination zwischen Vierteln weil eine Milchableitung
pro Viertel.
MEHRMALS PRO TAG sollte man den Melkplatz kontrollieren und Laser, Kamera
Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel
und Melkzeug reinigen.
sächlichen Zwischenmelkzeiten
und Gemelksmengen und stellt
sie übersichtlich dar.
Ein Melkzeug für
die gesamte Herde
Beim automatischen Melken
wird die gesamte Herde mit
einem Melkzeug gemolken und
man kann keine Melkreihenfolge einhalten. Deshalb ist das
Übertragungsrisiko euterassoziierten Mastitiserregern* besonders hoch. Dazu zählen zum
Beispiel Staphylococcus aureus
und Streptococcus agalactiae.
Die einzige wirksame Maßnahme, um das Übertragungsrisiko
zu minimieren, ist eine funktionierende Zwischendesinfektion
des Melkzeugs und der Euterreinigungseinrichtung mit Bürsten
oder Bechern. Wer bei der Zwischendesinfektion am Automatischen Melksystem spart, spart
an der falschen Stelle. Die korrekte Funktion dieser Zwischendesinfektion sollte man regelmäßig überprüfen. Hier kann
man zum Beispiel die Konzentration der Peressigsäurelösung
mit Teststreifen oder die Keimbelastung der Melkbecher mit
Tupferproben überprüfen.
Kühe und AMS
müssen sauber sein
Je nach Fabrikat reinigen AMS
die Zitzen entweder mit gegenläufigen Bürsten, einem eigenen Vorbereitungsbecher oder
direkt im Melkbecher. All diese Systeme haben gemeinsam,
dass ihre Fähigkeit das Euter zu
reinigen, begrenzt ist. Daher ist
wichtig, dass erst gar keine stark
verschmutzten Tiere die Melkbox betreten. Deshalb müssen
AMS Betriebe alles tun, damit
die Tieren sauber bleiben.
Dabei ist die Liegeboxenpflege
entscheidend. Die Boxen müssen immer sauber und trocken
sein. Gleiches gilt für die Laufgänge. Auch das Scheren von
Euter und des Schwanz kann
helfen, die Tiere sauber zu halten. Hygiene ist aber nicht nur
aufgrund der begrenzten Euterreinigung wichtig. Da der Roboter die Tiere in der Regel häufiger melkt, ist auch der Strichkanal länger geöffnet. Dadurch
steigt das Risiko der Tiere, sich
in der Liegebox mit Umweltkeimen zu infizieren. Dazuzählen zum Beispiel Streptococcus uberis, Escherichia coli und
Klebsiella.
Deshalb sollte beim Sprühdippen nicht gespart werden. Das
Dippmittel muss gleichmäßig
auf den Zitzen haften bleiben
und an der Zitzenspitze einen
Tropfen bilden.
Auch die Hygiene der Melkbox
selbst trägt zu einer guten Eutergesundheit bei. Der Melkplatz sollte mehrmals täglich
mit Wasser gereinigt werden,
Nachteile
Kein zweimaliger direkter Kontakt zwischen Mensch und Tier pro Tag.
Höhere Belastung des Eutergewebes durch häufigeres Melken.
Unregelmäßige Zwischenmelkzeiten.
Euterassoziierte Mastitiserreger*: nur ein Melkzeug für die gesamte
Herde und keine Melkreihenfolge.
Umweltkeime: standardisierte Euterreinigung kann nicht auf Verschmutzungsgrad eingehen; Euter werden mit Wasser beziehungsweise Bürsten gereinigt und der Strichkanal ist durch die höhere
Melkfrequenz länger offen.
um zu starke Verschmutzung
der Melkbox mit Kot zu verhindern. Im Winter sollten mindestens zwei, im Sommer mindestens drei Hauptreinigungen pro
Tag durchgeführt werden.
Euterform für AMS Betriebe
besonders wichtig
zusammenstehenden
Zitzen
kann es Probleme mit dem Ansetzen des Melkzeuges, abgebrochenen Melkungen und dem
Ausmelkgrad geben. AMS Betriebe müssen daher in der Zucht
besonders auf funktionelle Euter
achten.
AMS stellen höhere Ansprüche an die Euterform und Zitzenstellung als konventionelles
Melken. Bei zu tiefen Eutern,
sehr ungleichmäßigen Eutern,
stark gewinkelten Zitzen oder
DR. MARCO HORN, BEd
Ref. Milchwirtschaft
Tel. 05 0259 23304
[email protected]
BouMatic
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* Euterassoziierte Mastitiserreger: das infizierte
Euterviertel ist die Infektionsquelle, von wo die
Erreger während des Melkens auf ein anderes
Viertel übertragen werden können.
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Die Landwirtschaft
Automatische Melksysteme
Mai 2016
DIE EINSTELLUNGEN DES AMS OPTIMIEREN
So hilft das LKV-Tool
Bei den vielen Einstellmöglichkeiten kommt es vor allem auf die Einstellung von Melkberechtigungen und
Kraftfutterzuteilung an. Wie man die Einstellungen regelmäßig überprüft und anpasst und dabei die Daten
aus AMS und der Leistungskontrolle sowie der Tierbeobachtung im Stall miteinbezieht, zeigen Marco Horn
von der LK NÖ und Martin Gehringer vom LKV NÖ.
Aus Gründen der Eutergesundheit und Milchhygiene sollte
jede Kuh mindestens zweimal
täglich gemolken werden.
Zehn Kilogramm Milch
pro Melkung ist das Ziel
Mit dem Automatischen Melksystem können Kühe auch deutlich öfter gemolken werden.
Dies macht nur bei entsprechender Milchleistung Sinn.
Jede Melkung kostet Arbeitszeit des AMS, verbraucht Wasser, Strom, Reinigungs- und
Dippmittel und belastet das Euter. Es sollten daher nur Kühe
mit einer gewissen erwarteten
Milchmenge gemolken werden.
Der Zielwert lautet zehn Kilogramm Milch pro Melkung.
In der Praxis hat eine Kuh dann
ein Melkanrecht, wenn sie die
eingestellte
Gemelksmenge
oder die Zwischenmelkzeit erreicht. Da die Kühe die Melkbox in der Regel freiwillig aufsuchen sollen, wird die Zwischenmelkzeit oft deutlich kürzer als
eigentlich sinnvoll eingestellt.
Dies führt dazu, dass einzelne
Kühe deutlich zu früh und bei
ABBILDUNG 2 Ansicht Modul Einzeltier
ABBILDUNG 1 Ansicht Modul Betrieb
Grafik: LKV NÖ
zu geringer Gemelksmenge gemolken werden.
Eine Kuh mit 30 Kilogramm
Milch kann problemlos dreimal
täglich gemolken werden. Be-
sitzt eine Kuh mit 15 Kilogramm
Tagesleistung aber das gleiche Melkanrecht, erreicht sie
nur noch fünf Kilogramm pro
Melkung. Kühe die zu früh und
Grafik: LKV NÖ
bei zu geringer Euterfüllung gemolken werden, haben keine
oder wenig Zisternenmilch. Die
Zisternenmilch ist aber wichtig,
um die Zeit vom Melkbeginn, bis
zum Einschießen der Milch zu
überbrücken. Gleichzeitig dauert es länger als normal bis die
Milch einschießt, im Extremfall
bis zu drei Minuten. In der Regel vergeht aber von Beginn des
Anrüstens bis zum Ansetzen des
ersten Melkbechers im AMS weniger als eine Minute. Bei Melkbeginn sind die Zitzen also leer,
das Melkzeug haftet schlecht.
Das Vakuum im Zitzengummikopf steigt und das Melkzeug
beginnt zu klettern. Das Blindmelken zu Beginn des Melkvorgangs belastet das Zitzengewebe stark und verschlechtert den
Ausmelkgrad. Das Zitzengewebe wird nachhaltig geschädigt
und der Strichkanal ist länger
geöffnet. Dadurch können Mastitiserreger wiederum leichter
ins Euter eindringen.
Gerade was die Melkanrechte betrifft, liefern die Standardauswertungen der Hersteller
keinen ausreichenden Überblick über das Zusammenspiel
ABBILDUNG 3 Ansicht Modul Tagesverlauf
Grafik: LKV NÖ
Mai 2016 Farbe
Automatische Melksysteme
Interpretation
ZMZ kurz (< 7 h) &
Gemelksmenge niedrig (< 8 kg)
ZMZ kurz (< 7 h) & Gemelksmenge noch nicht
zu niedrig (> 8 kg)
ZMZ in Ordnung
ZMZ zu lang (> 16 h) & Gemelkmenge noch
nicht zu hoch (< 14 kg)
ZMZ zu lang (> 16 h) & Gemelkmenge
zu hoch (> 14 kg)
DATEN werden in fünf Kategorien eingeteilt.
von Zwischenmelkzeit und Gemelksmenge. Hier hilft die das
neue LKV-Tool für AMS Betriebe.
LKV Tool für AMS Betriebe
Im Zuge der Milchleistungsprüfung liest der Kontrollassistent
am AMS standardisierte Daten
aus und stellt sie den AMS Betrieben grafisch aufbereitet im
RDV4M zur Verfügung.
Die Daten werden für den gesamten Betrieb und für das Einzeltier leicht verständlich in fünf
farblich unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Dunkelblau
sind Melkungen gekennzeichnet, die bei zu kurzer Zwischenmelkzeit und zu geringer Gemelksmenge stattgefunden haben. Bei hellblauen Melkungen
war zwar die Zwischenmelkzeit
zu kurz, aber die Gemelksmenge noch nicht zu niedrig. Grüne Melkungen fanden innerhalb
des anzustrebenden Fensters
von sieben bis 16 Stunden Zwischenmelkzeit statt.
Bei hellroten Melkungen war
zwar die Zwischenmelkzeit zu
lang, die Gemelksmenge aber
Grafik: LKV NÖ
noch nicht zu hoch, wobei bei
dunkelroten Melkungen sowohl
Zwischenmelkzeit als auch Gemelksmenge zu hoch waren.
Als Einteilung für die Kategorien
werden bei der Zwischenmelkzeit sieben bis 14 Stunden und
bei der Gemelkmenge acht bis
14 Kilogramm vom Programm
vorgegeben. Der Benutzer kann
die Einstellungen aber ändern.
Modul Betrieb
In diesem Modul erhält man
rasch einen Überblick über die
prozentuelle Aufteilung der
Kühe je Kategorie und Tag und
die Anzahl der Tagesgemelke
(schwarze Linie). Startdatum ist
immer die letzte Milchleistungskontrolle. Der Betrachtungszeitraum kann zwischen zehn und
100 Tagen gewählt werden. In
Abbildung 1 fällt auf, dass der
Beispielbetrieb so gut wie kein
Problem mit zu langen Zwischenmelkzeiten hat, gekennzeichnet durch hell und dunkelrote Kategorien. Es finden
aber annähernd 25 Prozent der
Melkungen nach weniger als sieben Stunden und bei unter acht
Kilogramm Milch statt.
ABBILDUNG 4 Ansicht Modul Zwischenmelkzeiten
Grafik:LKV NÖ
Die Landwirtschaft
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Bei einem AMS wie
im Beispiel mit rund
150 Melkungen am Tag
würde eine optimierte
Einstellung nicht nur Kapazität am AMS schaffen, sondern auch die Euter schonen.
Modul Einzeltier
Dieses Modul stellt alle Kühe im
ausgewählten Betrachtungszeitraum einzeln dar. Neben dem
Anteil der Melkungen je Kategorie werden auch Laktationstag, misslungene Melkungen,
Anzahl der Gemelke und Tagesmilchleistung angezeigt.
Nach diesen Kriterien kann man
die Tiere durch einen Klick in die
Kopfzeile der Tabelle auch ordnen. Dadurch lassen sich Tiere
rasch finden, die zum Beispiel regelmäßig zu früh und bei zu wenig Milch (dunkelblau) oder zu
spät und bei zu viel Milch (dunkelrot) melken gehen. Man kann
auch analysieren, ob die Probleme zum Beispiel vordergründig
bei Frischmelkern, Altmelkern
oder Kalbinnen auftreten.
Durch einen Klick auf die Lebensnummer gelangt man zu
einer chronologischen Auflistung aller Probemelkergebnisse.
Modul Tagesverlauf
Das Modul Tagesverlauf zeigt die
Anzahl der Gemelke im eingestellten Zeitraum über den Tag
verteilt. Diese sind wieder in die
fünf Kategorien unterteilt, sodass
man sieht, wann die unterschiedlichen Tiergruppen zum Melken
kommen.
Erreichen die Balken im Tagesverlauf fast immer die gleiche
Höhe, ist dies ein Indiz dafür,
dass die Melkbox fast ausgelastet ist. In Abbildung 3 sieht man,
dass die Melkungen im Tagesverlauf deutlich schwanken. Das
deutet darauf hin, dass die Melkbox noch freie Kapazitäten für
mehr Tiere hätte. Aus der Betrachtung des Tagesverlaufs kann
man auch die Zeit der Futtervorlage und des Futteranschiebens
oder des Nachtreibens überfälliger Kühe herauslesen.
Modul Zwischenmelkzeiten
Das Modul Zwischenmelkzeit
zeigt die Verteilung der Anzahl
der Gemelke im ausgewählten
Zeitraum über die Zwischenmelkzeiten. Bei unserem Beispielbetrieb finden die meisten
Melkungen bei einer Zwischenmelkzeit von unter sieben Stunden, nämlich nach nur fünf bis
sechs Stunden statt. Bei mehr
als der Hälfte dieser frühzeitigen Melkungen lag die Gemelksmenge auch noch unter acht Kilogramm (dunkelblau).
Im Verhältnis zur Milchleistung
erhalten die Tiere also zu früh
wieder ein Melkanrecht. Die
Einstellungen müssen daher dahingehend optimiert werden,
diese frühzeitigen milcharmen
Melkungen zu reduzieren, um
eine optimale Auslastung des
AMS zu erreichen und die Euter
der Tiere zu schonen.
ING. MARTIN GEHRINGER
LKV NIEDERÖSTERREICH
DR. MARCO HORN, BEd
Ref. Milchwirtschaft
Tel. 05 0259 23304
[email protected]
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Die Landwirtschaft
Automatische Melksysteme
Mai 2016
DEN ÜBERBLICK BEHALTEN
Checkliste für den Umstieg
Die Checkliste enthält einige wichtige Punkte, die man unabhängig von Fabrikat, Stallgrundriss oder Umtriebsform beim Umstieg von herkömmlichen Melken auf ein AMS berücksichtigen sollte.
•
•
•
•
•
Eutergesundheit siche
rstellen
Man darf nur mit einer
eutergesunden Herde
auf ein Automatisches
Melksystem umsteigen. Deshalb sollte ma
n ein Jahr vor der Umstellung die gesamte He
rde mittels bakteriologischer Milchprobe un
tersuchen lassen. Anschließend kann man in
der noch verbleibenden Zeit erkrankte Tie
re in Abstimmung mit
dem Tierarzt behandeln
. Den Behandlungserfolg muss man überp
rüfen, um therapieresistente Tiere zu merze
n.
•
Klauengesundheit op
timieren
AMS Kühe müssen ger
ne laufen, ansonsten
gehen sie nicht melken.
Daher sollte man die
Klauengesundheit rechtz
eitig vor der Umstellung überprüfen und ko
rrigieren.
Tiere frühzeitig an die
Melkbox gewöhnen
Ideal wäre es, wenn die
Tiere die Melkbox einige Wochen vor der
Umstellung aufsuchen
können und dort etwas
Lockfutter erhalten.
Dabei lernen sie, die Bo
x stressfrei zu betreten und zu verlassen. Ein
ige Hersteller bieten
„Lernprogramme“ an.
Dabei fährt der Ansetzarm unter die Kuh, ohne
die Zitzenbecher anzusetzen. So gewöhnt
sie sich an die Bewegungen und Geräusche.
Genügend Zeit für den
Umstieg einplanen
Die Umstellung auf au
tomatisches Melken
dauert meist einige Wo
chen. In dieser Zeit
muss die Herde inten
siv betreut und kontrolliert werden. Die Um
stellung sollte daher
nicht mit Arbeitsspitz
en wie der Ernte zusammenfallen. Gerade
das Einmelken ist sehr
arbeitsintensiv. In die
ser Zeit sollten genügend Helfer zur Verfügu
ng stehen.
Saubere Kühe erleichte
rn das Einmelken
Bei verschmutzten Euter
n findet der Roboter
die Zitzen nur schwer.
Ansetzversuche schlagen fehl und damit au
ch Melkungen. Gerade
•
am Anfang bedeutet da
s Stress für die Kühe.
Deshalb ist von Anfan
g an dafür zu sorgen,
dass Liegeflächen und
Laufgänge sauber sind,
damit nur saubere Tie
re das AMS betreten.
Das Scheren von Sch
wanz und Euter kann
hier von Vorteil sein. Au
ßerdem sind schmutzige Kühe ein Risiko für
die Eutergesundheit.
Fütterung frühzeitig pla
nen
Bei automatischem Me
lken muss man auch
die Fütterung umstelle
n. Das richtige Lockfutter und der Untersch
ied zwischen am Trog
angebotener Energie
und Gesamtenergiebedarf entscheiden mi
t, ob die Kühe die gewünschte Melkfrequenz
erreichen. Auch der
Zeitpunkt der Futtervo
rlage am Futtertisch
und des Nachschieben
s beeinflusst wesentlich die Auslastung der
Melkbox. Vor der Umstellung sollte man dahe
r eine Rationsberechnung durchführen.
Checkliste erleichtert
den Einstieg
Beim automatischen Me
lken ändern sich die
Arbeitsabläufe am Betrie
b grundlegend. Eine
Checkliste hilft am An
fang den Überblick zu
behalten und nichts zu
übersehen.

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