Pleiten, Pech und Pannen

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Pleiten, Pech und Pannen
Pleiten, Pech und Pannen
- eine Rollertour mit Hindernissen im Bayerischen Wald –
Es gibt Pläne, die scheinen von Anfang an dazu bestimmt zu sein zu scheitern. Außerdem gibt es
solche, die zunächst sehr gut erscheinen, dann aber trotzdem fehlschlagen. Diese Tour, geplant von
Alex und mir, gehört in die zweite Kategorie. Unser ursprünglicher Plan sah vor, sich in Regensburg zu
treffen und dann in den Bayerischen Wald zu fahren, auf einem Campingplatz in Tschechien zu
übernachten und in einem weiten Bogen durch Westböhmen zurück nach Regensburg zu rollern.
Nichts davon sollte funktionieren.
Das Chaos begann damit, dass mich ein Notruf von Alex erreichte. Er stand mit seinem Roller ohne
Benzin auf der Bundesstraße bei Abensberg. Für mich begann die Tour also mit einem Umweg in die
falsche Richtung. Mit etwas Treibstoff in meiner Feldflasche war es immerhin möglich, Alex Sfera
wiederzubeleben und nach Abensberg zum volltanken zu fahren. Nach Erledigung dieser ärgerlichen
Pflichtübung gab es noch ein kurzes Aufwärmfrühstück bei einem örtlichen Bäcker, bevor wir uns auf
den Weg in Richtung Regensburg machten. Grundsätzlich wäre dies ja ein Grund zur Freude und für
gute Laune gewesen, allerdings befand sich unsere Stimmung auf einem Tiefpunkt. Alex Chef hatte
sich zwischenzeitlich per Handy gemeldet und dem Plan in Tschechien zu übernachten ein Enden
bereitet. Ungeachtet der Tatsache, dass er sich voll darüber bewusst war, dass sich Alex auf einer
Reise befand fragte er an, ob er die Nachtschicht von Sonntag auf Montag übernehmen könne. Es
blieb jedoch offen, ob dies tatsächlich so sein würde oder nicht. Eine Form von Ungewissheit, die an
den Nerven zehrt und dazu geeignet ist, jede Freude
im Keim zu ersticken. In Regensburg besorgte Alex
dann noch ein paar Ersatzglühbirnen für seinen Roller.
Immer noch im Unklaren über den genauen
Tagesablauf machten wir uns anschließend endgültig
auf den Weg in Richtung Bayerischer Wald.
Den ersten Fotostopp legten wir bei Donaustauf ein.
Die Walhalla ist im strahlenden Sonnenschein einfach
ein zu verlockendes Hintergrundmotiv für ein
Tourenfoto. Der Pannenteufel ließ sich jedoch von der
malerischen Kulisse nicht weiter beeindrucken und
schlug seine schmierigen Klauen hinterrücks in Alex
Kameraakku. Der erste der beiden mitgefühlten
Stromspender versagte spontan den Dienst, vorläufig
konnte der Fotoapparat jedoch mit dem zweiten Akku
wieder zur Mitarbeit überredet werden.
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© Text und Bilder: Markus Zinnecker 2015
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Von Donaustauf aus folgt die alte Bundesstraße wechselnd dem
Verlauf von Donau und Autobahn. Während der Fluss immer
wieder majestätisch die Landschaft dominiert übt sich die
Schnellstraße in lobender Zurückhaltung. Nur an wenigen Stellen
stört sie den Genuss an der malerischen Landschaft, durchsetzt
von freundlichen Ortschaften und den Weinbergen der
Baierwein-Anbauregion. Die Straße schlängelt sich vorbei an
Kruckenberg und Wörth an der Donau bis nach Straubing. Vor
der Gäubodenmetropole zweigt sie ab in Richtung Bogen. Dort
halten wir kurz zum Tanken und fahren dann weiter zum
Bogenberg. Den „heiligen Berg“ erreichen wir auf einem
Umweg, inklusive einem unfreiwilligen Besuch bei unseren
Landesverteidigern. So peinlich es für weitgereiste
Rollertouristen sein mag, aber in der kleinen Kreisstadt haben wir uns schlicht verfahren. Der
Bogenberg bringt dann neben einem kurzen Besuch in der berühmten Wallfahrtskirche und einem
herrlichen Ausblick auf die Gäubodenlandschaft auch Klarheit in Bezug auf den weiteren Verlauf des
Tages. Alex muss definitiv am Sonntag arbeiten und will daher auf keinen Fall in Tschechien
übernachten. Wir beschließend daher eine massive Verkürzung der Tour, wollen jedoch Tschechien
unbedingt erreichen. Es geht daher vom Bogenberg aus relativ zügig weiter, hinauf in den
Bayerischen Wald.
Hinter der Ortschaft Bogenberg steigt die Straße
langsam und immer steiler hinauf nach Sankt
Englmar. Der Wintersportort begrüßt uns eher
verschlafen, die Saison ist vorbei und die Region
scheint Luft zu holen, bevor der Ansturm der
Sommerurlauber beginnt. Leider zeigt der
Pannendämon hier erneut seine hässliche Fratze.
Mein Roter Baron verliert massiv an Leistung und
wird spürbar träge. Die lange Steigung der
Predigtstuhlstraße macht dem alten Roller
sichtlich zu schaffen, während er gleichzeitig
immer lauter wird. Auf dem Parkplatz am Hochpunkt der Strecke machen wir kurz Pause und ich
untersuche den Roller. Ein Riss im Auspuff lässt ihn seine Anwesenheit kräftig ankündigen, kostet
aber auch Kraft. Eine Reparatur an Ort und Stelle ist unmöglich, daher beschließen wir das Problem
zu ignorieren und einfach weiter zu fahren. Bei Viechtach wechseln wir kurz auf die B85, biegen dann
aber wieder auf Nebenstrecken ab und erreichen bald Bodenmais. Der Arber und die Grenze bei
Bayerisch Eisenstein sind greifbar nahe, zumindest glauben wir das. Dann zeigt sich jedoch, dass die
Straße über den Silberbergpass gesperrt ist. Das landschaftliche und fahrerische Highlight der Tour ist
also auch gestrichen. Verärgert rattern wir über langweilige Umgehungsstraßen den Umweg über
Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein ab. Die Straßensperre hat natürlich auch den Plan, am Arbersee
zum Mittagessen einzukehren vernichtet, wir kommen darum mit kräftigem Kohldampf in Bayerisch
Eisenstein an. Leider waren alle Lokale am Ort geschlossen, es geht also hungrig über die nahe
Grenze nach Zelezna Ruda. Unterwegs unterhalte ich mich kurz mit einem tschechischen
Motorradfahrer, er empfiehlt uns das Restaurant Bultas ( www.penzionbultas.cz). Wir befolgen den
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Rat und uns ihm dankbar, denn die Gaststätte hat nicht nur geöffnet sondern wir genießen Roastbeef
mit Pilzsauce von hervorragender Qualität zu einem sehr günstigen Preis. Rundum zufrieden rollern
wir zurück nach Deutschland, natürlich nicht ohne vorher die Gelegenheit zum günstigen Tanken und
Einkaufen zu nutzen.
Auf dem Rückweg entsteht dann noch ein
Grenzfoto, denn für Alex war es der erste (leider nur
sehr kurze) Besuch in unserem östlichen
Nachbarland. Außerdem beraten wir welchen
Rückweg nach Regensburg wir nehmen sollen. Am
sinnvollsten erscheint uns die Route über die
Grenzstraße auf deutscher Seite, von Bayerisch
Eisenstein über Lahm nach Bad Kötzting und dann
weiter über Cham und Roding nach Regensburg. Wir
nehmen diese Strecke unter die Räder und treiben
unsere Roller auf der Hochstraße bis auf über
1.000m Meereshöhe. Von fern grüßen die
Radarkuppeln auf dem Arbergipfel, sie sind ein
Relikt vergangener Tage und haben genauso
ausgedient
wie
die
Reste
der
alten
Grenzbefestigung die wir kurz vorher passierten.
Den Kalten Krieg hat ein warmer Frieden ersetzt und
die Kälte die uns umweht, entstammt den
Schneeflecken die sich in den Wäldern neben der
Straße gehalten haben. Daher entsteht nur ein kurzes Erinnerungsfoto mit dem höchsten Berg des
Bayerischen Waldes im Hintergrund bevor es weitergeht.
Es folgt eine wahre Hetzfahrt. Bad Kötzting
und Cham sind schnell erreicht, die
autobahnartig ausgebaute B85 bringt und
schnell und problemlos nach Roding wo wir
auf die neue B16 wechseln. Sie geht bei
Lappersdorf nahtlos in die Autobahn 93
über und diese bringt uns in wenigen
Minuten nach Regensburg. Gemeinsam mit
Alex steuere ich noch eine Tankstelle an, er
will gleich weiter nach, nach Hause, nach
Ulm. Auf dem letzten Stück schien es uns
gelungen zu sein, dem Pannenteufel zu
entkommen, möglicherweise sitzt er noch
bei Roastbeef und Budweiser in Zelezna Ruda, wo er meinetwegen bleiben kann. Ungeachtet der
Schwierigkeiten war es ein schöner Tag und ein würdiger Auftakt für die Tourensaison 2015! Alex
und ich haben beschlossen, dass und die Ceska republika bald wiedersehen wird.
Na viděnou!
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