11 (November) 2015 - Delegation der Deutschen Wirtschaft in der

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11 (November) 2015 - Delegation der Deutschen Wirtschaft in der
NEWS
Eine Gemeinschaftspublikation der
Delegation der Deutschen Wirtschaft
und Germany Trade and Invest
Nr. 11 (November) | 2015
Ukraine
„Wir werfen unseren Blick auf die
Schwarzmeerhäfen“
Die C. Spaarmann Logistics GmbH ist seit fünfzehn Jahren in der Ukraine mit einer Tochtergesellschaft
vertreten. Über die Herausforderungen, Erfolge und Schwerpunkte einer Speditionsfirma in der Ukraine
haben wir uns mit dem Geschäftsführer, Herrn Hans-Peter Otto, unterhalten.
Hans-Peter Otto, C. Spaarmann Logistics GmbH
Sehr geehrter Herr Otto, das Motto
Ihres Unternehmens lautet „Ihr Spezialist für Logistik und Zollabfertigung Richtung Osten“. In welchen
Ländern ist die C. Spaarmann Logistics GmbH vertreten? Warum und seit
wann gilt für Sie Richtung Osten als
Priorität? C. Spaarmann ist aktuell neben Deutschland, dem Sitz der Muttergesellschaft, in
der Ukraine, in Kasachstan, Usbekistan,
Aserbaidschan, Polen, Tschechien, Russland und seit kurzem auch in China mit
eigenen Gesellschaften vertreten. Unsere
Firma hat ihre Wurzeln im Verzollungsgeschäft. Mehr als 160 Jahre waren wir
zunächst an der Grenze zu Niederlande,
nach der deutschen Wiedervereinigung
an den Grenzen zu Polen und Tschechien fast ausschließlich in diesem speziellen Segment der Spedition tätig. Weltpolitisch bedeutsame Ereignisse, wie die
EU-Gründung deutsche Wiedervereinigung und die EU-Osterweiterung 2004
mit den entsprechenden Abkommen zu
den Grenzkontrollen hatten weichenstellenden Einfluss auf unsere Entwicklung. Konnten wir die mit der Schaffung
der Europäischen Gemeinschaft, später Europäischen Union wegfallenden
Zollabfertigungen Anfang der 90-iger
Jahre an den Grenzen zu Niederlande noch durch neue Abfertigungen an
der deutsch-polnischen bzw. tschechischen Grenze mehr als kompensieren,
stellte die EU- Osterweiterung im Mai
2004 einen endgültigen Wendepunkt
dar. Von heute auf morgen verloren wir
ca. 200.000 Zollabfertigungen, was für
ein mittelständisches Unternehmen unserer Größe eine existenzielle Bedrohung
hätte werden können. Dank der visionären Weitsicht des damaligen Geschäftsführers kam es aber nicht dazu. Bereits
Mitte der 90-iger Jahre, als wir uns gerade an den neuen deutschen Außengrenzen im Osten etabliert hatten, wurde mit
Blick auf die zu erwartenden EU-Osterweiterung die Entscheidung gefällt, die
speditionelle Tätigkeit mit der Organisation von internationalen Transporten zu erweitern. Die ausgezeichneten
Kenntnisse der Güterströme in diese
Richtung, als auch sehr gute personelle
(sprachliche) Voraussetzungen machten
die Entscheidung für eine Konzentration
auf Verkehre Richtung Osten leicht. In
den vergangenen 20 Jahren konnten wir
uns zu einem von der Export-Wirtschaft
anerkannten Spezialisten für Transporte
Richtung Osten entwickeln. Der Osten
und insbesondere die GUS-Staaten werden trotz der aktuellen Schwierigkeiten
und unseren bereits eingeleiteten 2
INHALT
Interview mit Herrn H.-P. Otto, C. Spaarmann Logistics GmbH................1
Grösstes Ukraine-Wirtschaftsforum in Berlin in Fotos................................3
Ukraine erhält Hilfskredite für den Finanzsektor...........................................5
Vorankündigungen..................................................................................................7
1
1 Expansionsmaßnahmen immer der
Schwerpunkt unserer Ausrichtung zur
Erweiterung unseres Leistungsspektrums
bleiben.
Wie entwickelt sich Ihr Geschäft in der
Ukraine und welche Dienstleistungen
werden durch die ukrainische Niederlassung in Kiew erbracht? In der Ukraine sind wir seit 2000 mit
eigener Tochtergesellschaft vertreten.
Hatten wir anfänglich noch erhebliche
Probleme, eine stabile Mannschaft zu
formieren, sind wir seit mehr als 10 Jahren mit fast der gleichen Crew am Start.
Unsere Kollegen wickeln in Zusammenarbeit mit den Kollegen der anderen Niederlassungen internationale Transporte
in die (vorrangig) und aus der Ukraine
ab. Dabei greifen wir auf alle Verkehrs‑
träger, also den LKW, die Bahn, das
Schiff und das Flugzeug zurück. Schwerpunkt ist auf Grund der Preisgestaltung
der LKW-Verkehr. In den vergangenen
Jahren haben wir uns zunehmend auf
die Abwicklung von Projekttransporten
spezialisiert, d.h. wenn komplette Fertigungslinien, neue Fabriken oder andere
Investitionen getätigt werden, sind wir
ein kompetenter Ansprechpartner für die
damit verbundene Transportabwicklung
und Verzollung. In den zurückliegenden
Jahren hatten wir stets eine sehr gute
Ertragslage in unserer ukrainischen Niederlassung, ohne allerdings großartig zu
expandieren.
Wie stark ist Spaarmann von der heutigen Krise in der Ukraine betroffen?
Die im letzten Satz der Antwort auf die
vorhergehende Frage erwähnte fehlende
Expansion auf Grund unserer generell
vorsichtigen Vorgehensweise erwies sich
für uns angesichts der heute außerordentlich komplizierten Situation in der
Ukraine im Nachhinein als richtig. Ich
bin mir sicher, dass unsere Probleme mit
einem umfangreichen Niederlassungsnetz in der Ukraine erheblich größer
wären. Denn selbstverständlich geht die
Krise in der Ukraine auch nicht an uns
spurlos vorüber. Als Dienstleister sind
wir abhängig von unseren Auftraggebern in der Im- und Exportwirtschaft.
Geschäftsaufgaben, drastischer Rückgang des Importvolumens, Zahlungsund Währungsprobleme gehen einher
mit verschärften Wettbewerb um die
verbliebenen Transporte. Unter diesen
Nr. 11 (November) | 2015
Hans-Peter Otto, C. Spaarmann Logistics GmbH und Vitaliy Agapov, TOV Spaarmann
Umständen sind wir stolz darauf, dass
es unseren tüchtigen ukrainischen Kolleginnen und Kollegen bisher gelungen
ist, auch in diesen schwierigen Zeiten
wirtschaftlich gute Ergebnisse zu erzielen. Es gehört zu unserer Geschäftsphilosophie, unseren Mitarbeitern an allen
Standorten sichere Arbeitsplätze zu
gewährleisten. Bei der schwachen Auftragslage hätten wir das bei einem größeren Personalbestand sicher nicht garantieren können. Generell ist für mich
klar, dass wir, unabhängig davon, wie
lange der Konflikt in der Ukraine dauert,
an unserem Engagement in diesem Land
festhalten.
Haben Sie Pläne zur Gründung von
weiteren Niederlassungen in der
Ukraine?
Pläne haben wir sicherlich. Seit einiger Zeit werfen wir den Blick auf die
Schwarzmeerhäfen, die für einen internationalen Spediteur von besonderer
Bedeutung sind. Bisher haben wir hier
mit Partnern zusammengearbeitet. Um
unser Service-Niveau zu garantieren,
möchten wir jedoch lieber mit eigenen
Mitarbeitern präsent sein. Wir sehen Potenzial in der Region Odessa und gehen
hier von einem wachsenden Volumen
der nächsten Zeit aus. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch, dass sich die Situation in der Ukraine im Allgemeinen
wieder normalisiert und es tatsächlich
auch zu den oft versprochenen Reformen kommt. Für die Region Odessa ist
diesbezüglich natürlich auch eine entsprechende Erwartungshaltung an die
Tätigkeit des neuen Gouverneurs und
seiner Mannschaft verbunden. Für andere Regionen haben wir aktuell keine
Planungen. Wie gesagt, muss die allgemeine Entwicklung abgewartet werden.
Wir sind flexibel genug, um im Bedarfsfall kurzfristig zu reagieren, wenn neue
Projekte unserer Kunden unsere weitergehende Präsenz in der Ukraine erfordern.
Wo hat die TOV Spaarmann Kiev als logistisches Unternehmen die größten
Probleme im Geschäft?
In erster Linie im allgemeinen Rückgang
des Frachtvolumens. Natürlich sind auch
Zahlungsfähigkeit und Zahlungsverhalten durch den Währungsverfall sowie
Beschränkungen auf dem Devisenmarkt
nicht besser geworden. Andererseits vertreten wir die Auffassung, dass sich alle,
also auch unsere Wettbewerber, mit diesen Rahmenbedingungen auseinandersetzen müssen. Deshalb konzentrieren
wir uns auf eine ständige Marktanalyse,
um für uns auch unter diesen schwierigen Verhältnissen neue Chancen auf
dem Transportmarkt zu erkennen und
zu nutzen.
Können Sie bestimmte Verbesserungen im Laufe des letzten Jahres in
der Ukraine hervorheben? Was müsste
noch geändert werden, wo drückt der
Schuh?
Kleine Verbesserungen sind erkennbar.
Das Wichtigste, um die politische und
wirtschaftliche Situation in der 3
2
2 Ukraine zu verbessern, ist aber,
dass der Krieg bzw. die kriegerischen
Auseinandersetzungen beendet werden
und es zur Normalisierung des täglichen Lebens kommt. Es muss politische
Lösungen für die umstrittenen Gebiete
geben und die Ukraine muss wirkliche
Reformen durchführen. Erst dann werden eigene und ausländische Investoren
vertrauen gewinnen und die Investitionen in die Wirtschaft, für die es unserer
Meinung nach einen riesigen Bedarf und
eine große Notwendigkeit gibt, möglich.
Investitionen müssen weitestgehend sicher sein. Finanzielle Unterstützung aus
der EU ist notwendig. Es muss jedoch
auch garantiert werden, dass diese Hilfe
auch zu 100% an den dafür vorgesehenen Stellen ankommt.
Was erwarten Sie vom Inkrafttreten
des Freihandelsabkommens mit der EU
Anfang nächsten Jahres?
Für mich stellt sich die Frage, wie das
Ganze funktionieren soll? Eine Freihandelszone fördert auf alle Fälle den Warenverkehr zwischen den Ländern. Wenn
Zölle und andere Einschränkungen wegfallen, erwartet man eine Intensivierung
des Handels, und das wäre natürlich absolut im Sinne beider Seiten. Wir würden
uns auch darüber freuen, weil für uns
es auch mehr Potenzial auf dem Markt
bedeuten würde. Für mich entsteht aber
die Frage, ob die Rahmenbedingungen
dafür schon gegeben sind? Wie sieht es
an den Grenzen aus? Die russische Seite
hat natürlich Befindlichkeiten und be-
fürchtet, dass dann Tür und Tor offen
sind für Schmuggel Richtung Russland
und dass die Güterströme ungewollt
hinlaufen. Meines Erachtens muss diese
Frage erstmal komplett geklärt werden,
bevor man auch diesen Schritt wagt.
Sehr geehrter Herr Otto,
vielen Dank für das Gespräch!
Grösstes Ukraine-Wirtschaftsforum in Berlin
seit der Unabhängigkeit
Am 23.10.2015 fand in Berlin im Haus
der Deutschen Wirtschaft die Konferenz
„Wirtschaftspartner Ukraine. Potenziale, Reformen, Zusammenarbeit“ statt.
Nr. 11 (November) | 2015
Diese Veranstaltung war auf
Initiative von Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsident Jatsenjuk ausgerichtet
worden, die sich dazu bei
ihrem Treffen im
April diesen Jahres
abgestimmt hatten.
Beide Regierungschefs
eröffneten
dann auch persönlich
am vorletzten Freitag
im Oktober im Haus
der Deutschen Wirtschaft - gemeinsam
mit DIHK Präsidenten
Dr. Eric Schweitzer und dem
Vorsitzenden des Ost-Ausschusses Eckhard Cordes.
Die Bundeskanzlerin hob in ihrer Rede
hervor, dass sich die Ukraine auf Deutschland als zuverlässigen Partner verlassen
könne. Assoziierungs- und Freihandelsabkommen zwischen der EU und 4
3
menarbeit mit der Ukraine
als diese mit 680 Teilnehmern aus Wirtschaft und
Politik konnte sich in
Berlin niemand erinnern.
Die Kapazitäten im Haus
der Deutschen Wirtschaft
waren damit auch vollends ausgereizt. 3
der Ukraine wären dabei nicht
gegen Russland gerichtet. Gleichzeitig
mahnte sie aber auch weitere Reformen
in der Ukraine an.
Den meisten Applaus erhielt allerdings
der ukrainische Ministerpräsident. Seine
Reden über den nicht leichten Weg der
Reformen in der Ukraine beendete er in
deutscher Sprache mit einem heute oft
zitierten Satz: „Frau Bundeskanzlerin,
wir schaffen das!“
Höhepunkt der Forumseröffnung war
die Unterzeichnung des deutschukrainischen Regierungsabkommens zur
Gründung einer Auslandshandelskammer in Kiew in Anwesenheit der beiden
Regierungschefs.
Danach wurde noch ein zweites Abkommen zwischen der Ukraine und der EBRD
über einen Kredit in Höhe von 300
Millionen Euro zur Finanzierung von
Gaseinkäufen unterzeichnet.
An eine grössere Veranstaltung zur wirtschaftlichen Zusam-
Nr. 11 (November) | 2015
Nach dem hochrangig
besetzten Eröffnungspanel ging es in Branchenpanels zu den Themen Industrie & Energie,
Landwirtschaft &
Ernährungsindustrie, Transport &
Logistik sowie IT &
Innovation weiter.
Besonders beeindruckend war die
moderne Art der
Präsentationen:
in allen Panels
stellten
ukrainische Minister
oder deren Stellvertreter ihr Land
in
fliessendem
Englisch und mit
moderner medialer Unterstützung dar. Vizepremier Zubko
begrüsste die Teilnehmer sogar kurz auf
deutsch. Der ukrainische Wirtschaftsminister Abromavicius beendete seine Rede
mit den werbenden Worten: „Ukraine is an open country. Let‘s change it
together!“
Der Tag hatte mit einem
Arbeitsfrühstück begonnen, an dem
Ministerpräsident Jatsenjuk
mit deutschen
Investoren in
der Ukraine
im kleineren
Kreis
über
konkrete
Barrieren
für weiteres
Engagement
diskutierte.
An
erster
Stelle wur-
den dabei die geltenden Devisenbeschränkungen genannt. Finanzministerin Jaresko warb hier um Verständnis
dafür, dass diese temporären Maßnahmen notwendig seien, um den Kurs der
nationalen Währung weiter stabil zu
halten.
Der Ministerpräsident selbst sprach Korruption und mangelnde Rechtssicherheit in seinem Land an. Aus seiner Sicht
sollte man am besten alle 9.000 ukrainische Richter entlassen. Gleichzeitig wies
er aber daraufhin, dass auch seine Vollmachten durch die ukrainische Verfassung begrenzt
seien und er genau dieses
nicht einfach mit einem Federstrich entscheiden könne.
Zum Abschluss des Frühstücks schlug
Prof. Rainer Lindner vom Ost-Ausschuss
der Runde vor, jedes Jahr deutschukrainische Business Round Table in
einem ähnlichen Format durchzuführen
- zum Beispiel im Vorfeld von Regierungskonsultationen zwischen den beiden Ländern. Veranstalter waren neben der Delegation
der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine,
der Deutsche Industrie- und Handelskammertag - DIHK, der Ost-Ausschuss
der Deutschen Wirtschaft und die Botschaft der Ukraine in Berlin.
Besonderer Dank gilt neben den Teilnehmern an den Panels auch den Gastmoderatoren der Fachpanels, Dr. Marcus
Felsner, Osteuropaverein, und Christian
Berner, Epam.
4
Text: Christian Overhoff, Germany Trade & Invest, Kiew/Bonn
Ukraine erhält Hilfskredite für den Finanzsektor
Weltbank und KfW stellen etwa 720 Mio. US$
bereit / Bankenpleite hält an
Kiew (gtai) - Die Ukraine leidet unter der Bankenkrise. Unterstützung kommt von der Weltbank und der
deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Weltbank greift dem Land mit einem Hilfskredit über
500 Mio. $ unter die Arme. Die Förderbank hilft mit einem Kredit in Höhe von 200 Mio. Euro die Ersparnisse
der Kleinsparer durch die Stärkung des Einlagensicherungsfonds abzusichern. Ferner stellte die Kfw weitere
300 Mio. Euro für den Wiederaufbau in der Ukraine in Aussicht.
Die Weltbank will maßgeblich dabei helfen, den ukrainischen Finanzsektor zu
stabilisieren. Das Direktorium der Förderbank gab nun grünes Licht für einen
neuen Hilfskredit. So stellt die International Bank for Reconstruction and Development (IBRD), Kern der Weltbankgruppe, einen Kredit in Höhe von 500
Mio. $ bereit, gab die Bank am 15.9.15
bekannt. Der Kredit ist Teil des zweiten
Multi-Sector Development Policy Operation Programms. Er soll die wichtigsten
Reformen im ukrainischen Bankwesen
vor dem Hintergrund der Finanzkrise im
Land finanzieren helfen.
Eine wirtschaftliche Stabilisierung und
Wachstum werde nur möglich, wenn
die Ukraine auf dem Reformpfad bleibe, betonte Qimiao Fan, verantwortlicher Direktor für Belarus, Moldau und
die Ukraine bei der Washingtoner Bank.
„Unsere neue Operation wird dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen, indem sie
eine Anzahl von Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsektors des Landes
und die Schaffung eines gesünderen
Banksektors unterstützt.„
Eine rechtzeitige Umsetzung der Reform
des Banksektors sei notwendig, um die
Kreditvergabe an die Realwirtschaft wieder zu beleben. Im Einzelnen werde der
Kredit die Kapazität des Einlagensicherungsfonds erhöhen. Außerdem sollen
die Gelder dabei helfen, die finanzielle
Nr. 11 (November) | 2015
Situation der größten Banken des Landes zu überprüfen und, je nach Bedarf,
deren Rekapitalisierung und Umstrukturierung umsetzen. Schließlich will die
Weltbank rechtliche und institutionelle
Reformen unterstützten, die das ukrainische Bankensystem effizienter und widerstandsfähiger gegen Krisen machen
soll.
des Bankensystems kommt auch von
der deutschen KfW. Die Förderbank des
Bundes stellt einen Kredit in Höhe von
200 Mio. Euro zur Stabilisierung des
ukrainischen Einlagensicherungsfonds
bereit. Der entsprechende Vertrag wurde
am 3.9.15 von der Kfw und der ukrainischen Finanzministerin Natalie Jaresko
unterzeichnet.
Von den im Februar 2015 insgesamt in
Aussicht gestellten 2 Mrd. $ an Hilfskrediten hat die Weltbank damit bisher rund
1,2 Mrd. $ der Ukraine ausgezahlt. Zuletzt hatte die Förderbank Ende August
500 Mio. $. Gelder, die für Reformen hin
zu Good Governance und Transparenz
im öffentlichen Sektor, Kostenreduzierung für Unternehmen und eine Beseitigung der ineffizienten Subventionen im
Energiesektor bestimmt sind.
Mit der KfW-Finanzierung werde das
durch die Bankenkrise gefährdete Vermögen der ärmeren und mittleren Bevölkerungsschichten gesichert. „Der
Kredit für den ukrainischen Einlagensicherungsfonds soll das Vertrauen der
ukrainischen Sparer in das lokale Bankensystem wieder stärken. Er unterstützt damit maßgeblich die Stabilität
des ukrainischen Finanzsystems“, sagte
Norbert Kloppenburg, Mitglied des Vorstands der KfW Bankengruppe.
Die akute Schwäche des ukrainischen
Bankensystems geht mit zahlreichen
Bankinsolvenzen einher. Auslöser dieser
Entwicklung ist die starke wirtschaftliche Rezession, die damit verbundenen
Kreditausfälle und die hohen Einlagenabflüsse der Banken seit Beginn der politischen Krise.
Rahmenvertrag mit KfW für
Darlehen in Höhe von bis zu
500 Mio. Euro
Unterstützung für die Stabilisierung
Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank hatte bereits im April 2015 einen
Rahmenvertrag für Darlehen in Höhe
von bis zu 500 Mio. Euro unterzeichnet.
Mit dem Abschluss eines Vertrags über
die Auszahlung der verbliebenen 300
Mio. Euro (nach Abzug der geflossenen
200 Mio. Euro) rechnet die ukrainische
Regierung laut Nachrichtenagentur Interfax bis Ende 2015.
Diese Kreditsumme werde nach Vorgabe der KfW den Wiederaufbau der 6
5
5 Ostukraine unterstützen und die
Aufnahme der Binnenflüchtlinge aus
dem Osten des Landes erleichtern. Die
Mittel sind vor allem für die Modernisierung der Bereiche Verkehr, Energiewirtschaft, Wärmeversorgung, Energieeffizienz, Wasserversorgung und
Abwasserentsorgung, soziale Infrastruktur sowie für den Wiederaufbau und den
Neubau von Wohnungen bestimmt.
waho für zahlungsunfähig und stellte
sie unter Zwangsverwaltung. Wenige
Tage zuvor hat die NBU die Integral
Bank wegen Problemen in der Buchhaltung in die Insolvenz geschickt. Aus dem
gleichen Grund war Anfang September
die Bank National Investments als insolvent deklariert worden. Die Zentralbank
bemängelte eine unklare Eigentümerstruktur.
Die Projekte werden innerhalb eines
Jahres identifiziert und jeweils einzelne Kreditverträge abgeschlossen, sagte
Kloppenburg. Die ungebundenen Finanzkredite für Infrastrukturprojekte
sollen vor allem der Verbesserung und
Bereitstellung von Straßen, Gesundheitszentren sowie Modernisierung von
Stromübertragungsleitungen dienen.
Jetzt übernimmt der Einlagensicherungsfonds die Regie dieser Institute.
Gut ein Viertel von 180 Geldhäusern in
der ehemaligen Sowjetrepublik hat die
NBU seit 2014 für zahlungsunfähig erklärt, rund 40 Banken wurden bereits
ganz abgewickelt. Auch hier nahm die
Entwicklung im September wieder an
Fahrt auf: Nachdem im Mai die NBU die
Ukrkomunbank für insolvent erklärt hatte, liquidierte sie diese Mitte September.
Auch die Ukrgazprombank wurde aufgelöst. Das gleiche Schicksal ereilte die
Bank JSB Stolychny, die schon seit März
als „Problembank“ von der Notenbank
klassifiziert wurde. Mitte September
2015 waren noch 130 Banken im operativen Geschäft.
Weitere Banken
zahlungsunfähig oder müssen
endgültig schlieSSen
Stolychny stand vor der Insolvenz mit
Einlagen im Wert von 601,5 Mio. Griwna (UAH; etwa 24,9 Mio. Euro; 1 Euro =
Die Reinigung des Bankensystems, nach
Jahren mangelnder Beaufsichtigung, ist
ein schmerzlicher Prozess. Dies gilt umso
mehr für ein Land in der Wirtschaftskrise, das einen politischen Konflikt und
rund eine Mio. Binnenflüchtlinge zu
verkraften hat. Für die Restrukturierung
des Bankensystems hat die NBU bisher
allein für 2015 Griwna im Wert von
1,7 Mrd. $ reserviert, so der Nachrichtendienst Bloomberg. Die Säuberung
sei nötig „um das Vertrauen der Menschen in Banken“ wiederherzustellen,
sagte Anastasia Tuyukova, Analystin der
Investmentgesellschaft Dragon Capital
(Kiew) Mitte Juni gegenüber Bloomberg.
(C.O.)
FreeDigitalPhotos.net, David Castillo Dominici.
Wie wichtig die Finanzhilfen für das
ukrainische Bankensystem sind, müssen
Bankkunden in der Ukraine auch 2015
erfahren. Denn die Pleitewelle unter den
Geldhäusern hält an. Die ukrainische
Zentralbank NBU erklärte am 17.09.15
die Bank Finansy ta kredyt des fraktionslosen Abgeordneten Kostjantyn She-
24,11 UAH; Stand 22.9.15) an 93. Stelle
und damit im unteren Mittelfeld. Doch
unter den Banken mit Zahlungsschwierigkeiten befinden sich sowohl kleine
Marktteilnehmer als auch größere Banken. Bereits im März ging das viertgrößte Kreditinstitut der Ukraine in die Insolvenz. „Riskante Geschäfte“ hätten die
Delta Bank in die Bredouille gebracht,
danach habe sie die Trendwende nicht
geschafft, teilte die Zentralbank mit.
Die Bank habe Unternehmenskredite
vergeben ohne genügend Expertise zu
besitzen.
Nr. 11 (November) | 2015
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Vorankündigungen
Unsere aktuellen Termine finden Sie immer in unserem Veranstaltungskalender
auf unserer Homepage http://ukraine.ahk.de/
Thema/Veranstalter
Sitzung des Arbeitskreises Steuern
und Rechnungslegung
Delegation der Deutschen Wirtschaft
in der Ukraine
Sitzung des Arbeitskreises Recht
Delegation der Deutschen Wirtschaft
in der Ukraine
Sitzung des Arbeitskreises Banken
und Finanzdienstleistungen
Delegation der Deutschen Wirtschaft
in der Ukraine
Sitzung des Arbeitskreises Industrie
Delegation der Deutschen Wirtschaft
in der Ukraine
Sitzung der Vorsitzenden der Arbeitskreise
der Delegation der Deutschen Wirtschaft
in der Ukraine
Delegation der Deutschen Wirtschaft
in der Ukraine
Neujahrsempfang 2016
Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine,
Deutsche Botschaft Kiew
IMPRESSUM
Herausgeber:
Delegation
der Deutschen
Wirtschaft
in der Ukraine
Germany
Trade and Invest (gtai)
Nr. 11 (November) | 2015
Kontakt:
Yulianna Honcharova
Öffentlichkeitsarbeit &
Mitgliedermanagement
Delegation der Deutschen
Wirtschaft in der Ukraine
wul. Puschkinska 34
01004 Kiew, Ukraine
Tel.: +38 044 4813399
E-Mail: [email protected],
[email protected]
http://ukraine.ahk.de
Datum
Veranstaltungsort
10. Nov. 2015
10.00 Uhr
Pushkinska 34,
01004 Kiew
12. Nov. 2015
8.30 Uhr
Pushkinska 34,
01004 Kiew
26. Nov. 2015
16.00 Uhr
Pushkinska 34,
01004 Kiew
30. Nov. 2015
8.00 Uhr
Pushkinska 34,
01004 Kiew
14. Dez. 2015
8.00 Uhr
Pushkinska 34,
01004 Kiew
28. Jan. 2016
19.00 Uhr
Bohdana Chmelnytzkoho 25,
01901 Kiew
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