Asahi Shimbun - WAN-IFRA

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Asahi Shimbun - WAN-IFRA
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Oktober 2005
zeitungstechnik
Extreme Study Tour
Mari Pascual
Mobile Dienste: Wenn in der Zeitungsbranche von erfolgreichen Mobildienststrategien die
Rede ist, gehen die Blicke für gewöhnlich in Richtung nordische oder asiatische Länder.
Die japanische Zeitung Asahi Shimbun weiß, wie man sich Mobilgeräte zunutze macht.
Asahi Shimbun
Mit einer täglichen Auflage von über 12
Millionen Exemplaren stellt die (morgens
und abends publizierte) japanische Zeitung
Asahi Shimbun das Flaggschiff eines Medienkonglomerats dar, dem neben Wochenzeitungen und Zeitschriften auch über
zwanzig örtliche Fernsehsender angehören.
Insgesamt arbeiten 6500 Personen beim
Unternehmen Asahi Shimbun, das nicht
nur hinsichtlich seiner Verkaufsauflage beneidenswerte Zahlen verzeichnet, sondern
auch im Hinblick auf die Einnahmen:
400 000 Millionen Yen (rund 3 Milliarden
Euro). Doch diese Zahl ist nur ein Teil der
Erfolgsgeschichte Asahi Shimbuns.
Atsushi Sato, Leiter der Abteilung Elektronische Medien der Zeitung. Wo liegen die
Gründe für diesen spektakulären Erfolg,
mit dem die Zeitung die Blicke von Zeitungsverlegern in aller Welt auf sich zieht?
„Ich glaube, dass die wachsende Zahl und
Beliebtheit von Mobilgeräten in Japan entscheidend zum Erfolg unseres Mobilgeschäfts beigetragen hat – stärker noch
über 900 000 Abonnenten, die den Zugang
zu dieser Site für etwas weniger als einen
Euro pro Monat abonniert haben. Neben
diesem 1999 lancierten Dienst verfügt
Asahi über neun weitere Dienste, die einer
Vielzahl von zusätzlichen Abonnenten
Texte, Fotos, Klingeltöne fürs Handy,
Video-Content etc. zur Verfügung stellen.
„Obwohl die Einnahmen, die wir mit den
Asahi Nikkan Sports ist mit über
900 000 Abonnenten der älteste
und beliebteste Mobildienst von
Asahi. Er bietet u. a. Inlands- und
Auslandsnachrichten, Sport und
Wirtschaftsmeldungen in Echtzeit.
Darüber hinaus informiert er über
verspätete Flüge und Gefahrensituationen sowie über die Ergebnisse im Fußball und Pferderennen,
bietet Klingeltöne und Zugang zur
Artikeldatenbank sowie zu Wörterbüchern – allesamt Dienste, die
sehr gut angenommen werden.
Sehr beliebt: Sportnachrichten
Zu einer Zeit, in der die meisten Zeitungen darum bemüht sind, die von ihnen
angeboten Online-Dienste kostenpflichtig
zu machen ohne damit Leser zu verlieren,
verzeichnet Asahi auf seiner „mobilen”
Nachrichten-Website Asahi/Nikkan Sports
als unsere Strategie. Doch auch unsere niedrigen Monatstarife (100 Yen) trugen zum
Erfolg bei. Wir lagen mit unserem Preis am
niedrigsten, daher gewannen wir von allen
Zeitungen die meisten Abonnenten”, bekräftigt A. Sato. Auf der anderen Seite
boten die einfachen Bezahlsysteme (per
PIN-Nummer-Eingabe) der mobilen Dienste
sowie die niedrigen Gebühren der Mobilfunkbetreiber den Lesern Anreize, verschiedene Dienste zu abonnieren; und die Zeitung motivierten sie, in die Erstellung von
Inhalten für diese Dienste sowie in Partnerschaften mit anderen Anbietern zu investieren. Doch trotz der noch immer wachsenden Abonnentenrate ruht sich Asahi
Shimbun nicht auf seinen Lorbeeren aus.
„Content für mobile Dienste zu erstellen, ist
mit höheren Kosten verbunden. Daher betrachten wir es als ganz entscheidend, diese
Kosten zu senken. Außerdem zeigt sich auf
dem Mobilmarkt eine Sättigung, weshalb
wir neue Tools, wie beispielsweise RSS
(Really Simple Syndication) in Betracht
ziehen, durch die wir mehr Kunden für unsere Dienste gewinnen sowie Allianzen mit
Partnern schließen können, die wertvollen
Content anbieten“, sagt Sato. <
mobilen Diensten erzielen, noch einen
geringen Teil der Gesamteinnahmen der
Gruppe ausmachen, sind sie nach unserer
Ansicht sehr wichtig als erfolgreiches Beispiel für unsere Vision von einem medienübergreifenden Service-Angebot”, erklärt
Die Schlüsselfigur
Atsushi Sato ist seit
September 2004 Leiter
der Abteilung Elektronische Medien bei Asahi Shimbun und in dieser Funktion zuständig
für die Planung, Entwicklung und Verwaltung der zehn Websites
für die mobilen Dienste der Zeitung. Zuvor war er seit März 1999 als technischer Leiter der genannten Abteilung
für die Entwicklung des „Backend“-Systems von www.asahi.com, der größten
Website Japans, verantwortlich.
Sato, der an der Universität von
Waseda 1990 einen Abschluss in Mathe-
matikwissenschaft erlangte, belegte im
akademischen Jahr 2003/2004 am asiatisch-pazifischen Forschungszentrum der
Universität Stanford in den Vereinigten
Staaten Studienkurse zum Thema Anwendungen von Web-Diensten im Bereich der elektronischen Medien. Seine
Kenntnisse und sein Interesse für die
neuen Medien machten ihn zur Schlüsselfigur einer der wichtigsten Abteilungen des Unternehmens Asahi Shimbun,
das sich nicht allein als Produzent von
Zeitungen, sondern als medienübergreifender Service-Anbieter im digitalen Zeitalter versteht.
Ein Interview mit Atsushi Sato lesen Sie online unter:
www.ifra-nt.com_extreme_tour.
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