„Friedhof“ in zentraler Lage

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„Friedhof“ in zentraler Lage
FRIEDHOFSGARTENBAU
Landesgartenschau Heidenheim
„Friedhof“ in
zentraler Lage
Insgesamt 16 württembergische Friedhofsgärtner sind an dem
Ausstellungsbeitrag „Grabgestaltung und Denkmal“ beteiligt.
Ein besonderes Schwergewicht bilden auf der Laga Heidenheim
aber die Steinmetze.
D
irekt an der Hauptdurchgangsachse in vollsonniger Lage wurde den
Friedhofsgärtnern auf einem
umfunktionierten Parkplatz eine Fläche von 100 m2 inklusive
ausreichend großem Pavillon
zugewiesen. Der Beitrag besteht aus 13 Einzel-, 6 Doppelund 10 Urnengräbern. Die
Fläche ist durch Hecken umrandet und bietet verschiedene
Sitzmöglichkeiten.
Die Grabmale bieten durch
Form, Größe und Material die
gestalterischen Vorgaben. Die
Friedhofsgärtner passten sich
dem durch die Pflanzenauswahl
und die Form der Beete an. Auf
Einzelheiten einzugehen, würde hier zu weit führen. Viele
Dauerbepflanzungen, gerade
auch bei den Urnengräbern,
wirkten wegen der Artenvielfalt überladen.
Bei dem diesjährigen Witterungsverlauf ist Ende August
für die Wechselbepflanzung eine kritische Zeit. Auf vielen
Gräbern wäre eine Neupflanzung noch vor dem klassischen
Herbstschmuck angebracht gewesen. Der Friedhofsgärtner
Appich, Möglingen, pflanzte so
auch neu mit einem „Herbstzauber-Sortiment“. Man bedenke, es geht hier nicht um den
Alltag, sondern um eine Ausstellung.
Das Informationsangebot ist
gut. Zu jedem Grab gibt es ein
DIN-A4-Blatt mit einer Abbildung und detailierten Informationen zum Grabmal und zur
Bepflanzung, außerdem ist der
Infopavillon regelmäßig besetzt.
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Eine Gruppe von vier
Urnengräbern
Sonderprojekt
„Signum"
Alle Fachleute sprechen von
Urnengemeinschaftsanlagen. In
Heidenheim wird eine gezeigt,
und zwar nach einer ganz neuen Gestaltungsidee. Die Gemeinschaftsgrabstätte der „Gestalter 21“ ist in Hügelform angelegt und begehbar. Senkrecht
stehende Stahlplatten bilden im
Inneren des Hügels zwei Kreissegmente, wobei für jeden Verstorbenen eine Platte steht. Diese bilden einen umfriedeten
Raum für das Totengedenken.
Auf der Innenseite können die
Hinterbliebenen Symbole in
verschiedener Form anbringen.
In den Hügeln werden die Urnen eingegraben. Die Württembergischen Friedhofsgärtner haben in Heidenheim eine Musterpflanzung erstellt, aber bei
diesem System können auch die
Angehörigen in geringem Um-
Einzelgrab von Vogt,
Geislingen, mit Muehlenbeckia
als Bodendecker
fang mit bestimmten Pflanzen
ihre Trauer ausdrücken.
Viel Steinmetz-Kunst
Der allgemeinen Tendenz nach
Aschestreufeldern und Friedwäldern wollen und müssen
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Jede senkrechte Stahlplatte
kann ein Symbol für den
Verstorbenen aufnehmen
Laga Heidenheim zu sehen. Die
württembergischen Friedhofsgärtner haben sich mit adäquaten Pflanzungen an diesem
ideenreichen Ausstellungsteil
beteiligt und sind den dadurch
erwachsenen Herausforderungen gerecht geworden.
Hügel des Urnengemeinschaftsgrabs „Signum“
Der Bildhauer Herbert Görder aus Paderborn bekam für
seine Idee einen 1. Preis und
sei hier exemplarisch genannt.
Görder stellte eine Säule aus
türkischem Basalt im Grabfeld
auf und verwandelte diese
durch vier Trennschnitte zu
neun Einzelstelen. Nach jedem
Begräbnis kann eine dieser Stelen entnommen und individuell
gestaltet werden. Die einzelne
Stele bildet dann mit einer Be-
Grabmal aus Sandstein und Eisenblech
mit Sitzbank
auch die Steinmetze etwas entgegensetzen. Daher hat der
Bundesinnungsverband
des
Deutschen Steinmetz-, Stein-
und Holzbildhauerhandwerks
einen Innovationspreis ausgeschrieben. Erste Ergebnisse dieser Ausschreibung sind auf der
■ MITTE SEPTEMBER
Tag des Friedhofs in Köln
In Köln findet der Tag des Friedhofs am 17. September unter
dem Motto „Friedhof, ein Ort voller Lebensgeschichten“ statt.
Außerdem ist ein besonderer Fokus auf Kinder und Jugendliche
gesetzt, die den Friedhof entdecken sollen. Der Tag beginnt um
10 Uhr auf dem Kölner Nordfriedhof, Eingang Pallenbergstraße.
Bis zum Ende gegen 18 Uhr gibt es unter anderem thematische
Führungen zu Symbolik, Geschichte und Kriegsgräbern.
Im Rahmen der Aktion „Tag des Friedhofs“ bietet die Stadt
Köln außerdem am 11. September den Vortrag „Der letzte
Zeuge“. Dieser beginnt um 17 Uhr im Institut für Rechtsmedizin, Melatengürtel 60–62, 50823 Köln. Eine Teilnahme ist nur
mit Anmeldung möglich.
Am 14. September gibt es außerdem zwei Filme im Kino
„Rex am Ring“ zu sehen. „Rosannas letzter Wille“ beginnt um
19 Uhr und „Grabgeflüster“ um 21 Uhr. Der Eintritt kostet 6 e
an der Abendkasse und 5 e im Vorverkauf beim Arbeitskreis
Friedhof.
Anmeldung und Information: Arbeitskreis Friefhof, Telefon
02 21/52 56 58, www.tag-des-friedhofs.de.
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pflanzung eine Einzelgrabstätte. Wird die Grabstätte später
eingeebnet, kann das Segment
wieder an der ursprünglichen
Abbruchstelle eingefügt werden, Name und Gestaltung bleiben sichtbar.
Wandelbare Grabstätten, Urneninseln, ein Grabmal aus
Sandstein und Eisenblech mit
Sitzbank, aber auch Grabmale
zur Aufnahme von Aschebehältern – all das ist in Heidenheim
zu sehen. Die Steinmetze haben
mit Unterstützung der Friedhofsgärtner im wahrsten Sinne
des Wortes Zeichen gesetzt.
Text und Bilder:
Gerd Heinrichs, Neidlingen
Landesgartenschau Heidenheim
Friedhofskultur als
Blumen-Hallenschau
Erstmals bei einer Landesgartenschau widmet sich eine Hallenausstellung ganz der Trauerfloristik. Dass dies ohne Peinlickeiten geht,
ist dem Gestalter Martin Stöckle aus Stuttgart zu verdanken.
S
töckle, selbst Friedhofsgärtner und Florist, hatte
vor zwei Jahren bei der
Laga Ostfildern schon einen
ersten Anlauf im Treffpunkt
Grün gemacht, mit dem auch
damals gelungenen Versuch,
sich dem Thema mit einer Indoor-Veranstaltung zu nähern.
„Blumen trösten – Gedanken
zur Friedhofskultur in Württemberg“, wie die Schau in Heidenhein nun heißt, hat erstmals im „Kanon der wechselnden Blumenschauen“ einen eigenen Platz bekommen (bis 3.
September). Man wolle die Tagesbesucher der Gartenschau,
die hier Blumen erwarten,
nicht schockieren, sagte Stöckle. Daher habe man auch auf
Särge und Ähnliches verzichtet.
Lediglich drei Urnen mit reichlich Blumenschmuck sind zu
sehen. Die Gärtner und Floristen – insgesamt waren 22 beteiligt – haben klassische Themen wie Trauerkränze und floristische Einzelstücke neu aufgegriffen und interpretiert.
Eines der Themen ist „Symbolpflanzen für Gräber“, wobei
die Symbole kraft der in von innen beleuchteten überdimensionalen Blumentöpfen stehenden Pflanzen weit über das
Trauergeschehen hinausgeht.
Trauerkränze gibt es in vielen
Arten und Größen bis zu einem
Durchmesser von 4,5 m. Verwendungsarten werden aufgenommen und demonstriert. Die
klassische Auseinandersetzung
mit Blumen zum Thema Tod
und Trauer findet hinter
schwarzen Vorhängen statt, wo
große Kreuze aus Floralien den
optischen Eindruck dominieren.
Eine Wasserfläche im Mittelfeld
nimmt mit Kerzenlichtern die
Kreuzform wieder auf, umrahmt
von 300 weißen Lilien.
Gedanken von Philosophen
zum Thema Tod sind auf
großen Stoffbahnen gedruckt,
trennende Elemente und Blickfang zugleich. Die Schau bringt
für die Besucher Begegnungen
mit Blumen und Pflanzen, regt
aber auch zur Nachdenklichkeit
an.
G.H.
W W W. D E G A . D E
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