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ZDF
Samvel Ovasapian Torfstr. 23, 13353 Berlin
An ZDF Intendant
Herrn Markus Schächter
Berlin, den 27.02.2011
ZDF, 55111 Mainz
Sehr geehrter Herr Schächter,
in letzter Zeit wurden im ZDF zwei Dokumentarfilme gezeigt, die inhaltlich nicht nur
falsch waren, sondern sie ließen bei den Zuschauern gewisse Tendenzen, die dahinter stecken,
vermuten.
Erlauben Sie mir zwei Fragen:
-Haben Sie die Filme gesehen?
-Wie konnte es passieren, dass im ZDF solch schlecht und fehlerhaft inszenierten und
gedrehten Dokumentarfilme ausgestrahlt wurden?
Anbei erhalten Sie zur Information zwei Briefe an Herrn Dietmar Schumann und an Herrn
Dirk Steffens.
Mit freundlichen Grüßen
Samvel Ovasapian
Offener Brief an den ZDF Korrespondenten
Herrn Dietmar Schumann
Samvel Ovasapian Torfstr. 23, 13353 Berlin
Herr Dietmar Schumann
ZDF Hauptstadtbüro
10887 Berlin
Berlin, den 15.02.2011
Kopie an den ZDF Intendanten Herrn Markus Schächter
Sehr geehrter Herr Schumann,
mit Bestürzung, ja mit Verärgerung, habe ich Ihren Filmbeitrag «Der Kaukasische
Knoten» im Internet gesehen.
Vorerst möchte ich Ihnen folgendes sagen:
Sie haben überhaupt nicht verstanden, worum es bei dem Konflikt, der seit Jahrhunderten
zwischen den Armeniern und den Turkvölkern in Kaukasien und im ehemaligen osmanischen
Kaiserreich besteht, geht. Sie kennen die geschichtlichen Hintergründe nicht, Sie haben sich nicht
die Mühe gemacht, sich vorher darüber zu informieren und wollen mit Ihren Gleichmachereien die
Leute belehren, wie sie als Nachbarn zu leben haben und liefern Ihren ahnungslosen Zuschauern
falsche Informationen.
Ich rate Ihnen, lesen Sie die Bücher von Johannes Lepsius, Armin T. Wegner und
anderen Augenzeugen und Historikern. Obwohl ihre Publikationen über die Leiden des
armenischen Volkes im osmanischen Kaiserreich sind, aber der Kernpunkt des Konfliktes war, ist
und bleibt der gleiche und das zehn Jahrhunderte lang, als im 10. Jahrhundert zuerst die
Seldschuken, dann die Mongolen, dann die türkischen Horden über Kaukasien und über Armenien
nach Anatolien, den Balkanländern und nach Griechenland einzumarschieren begannen. Die
Horden aus Fernost wollten neue Gebiete erobern, sie begannen die Einheimischen zu berauben,
sie zu massakrieren und sie aus ihrer Heimat zu vertreiben.
Natürlich mussten die Einheimischen sich, ihre Familien, ihr Hab und Gut und ihre Heimat
verteidigen und leisteten Widerstand. Das war und ist der Kernpunkt des Konfliktes bis zum
heutigen Tag. Dies zu ignorieren, dies außer Acht zu lassen, grenzt, milde gesagt, an
Geschichtsfälschung. Ich möchte Ihnen nicht unterstellen, dass dies Ihre Absicht ist, vielleicht
haben Sie es auch gut gemeint, wenn es so ist, dann müssen Sie mit einem erneuten Beitrag Ihre
«Fehler» und Ihre falschen Interpretationen korrigieren.
Dies sind:
1-«Das fanden die Armenier sei unrecht und begannen einen Krieg».
Es ist unglaublich, wollen Sie somit die Armenier als Aggressoren diffamieren und mit
Ihrem Film bei gewissen Kreisen in der Öffentlichkeit und gewissen Leuten in der Redaktion
Gefallen finden? Wer hatte den Krieg begonnen? Sie müssten doch wissen: Krieg beginnt die
Seite, die ins Nachbarland einmarschiert. Sie lassen bewusst außer Acht und erwähnen nicht, dass
es die Aserbaidschaner waren, die die gerechten und verfassungsmäßigen Forderungen der
Karabach-Armenier mit einem Krieg beantworteten und 1992 mit schwerem Kriegsgerät in
Karabach einmarschierten.
2-«Nach ungezügelter Mordlust auf beiden Seiten».
Wissen Sie es nicht, oder wollen sie es gerne verschweigen, dass es die Aserbaidschaner
waren, die zuerst im Jahre 1988 in Sumgait und dann 1990 in Baku mit Massakern an den
armenischen Mitbewohnern begannen?
Ihre Interpretation des Konfliktes ist folgende:
3-«Die Kaukasier, angestachelt von verantwortungslosen Politikern, schlachteten sich
gegenseitig ab».
Ja, ich bin sprachlos. Wer waren und sind diese Politiker? Ich bringe Ihnen einige
Beispiele an. Im Jahre 1920 wohnten in Karabach ca. 80.000 Armenier, 70 Jahre später, das heißt
im Jahre 1990, waren es wieder 80.000. Im Zweiten Weltkrieg schickten die Machthaber in Baku
fast alle Erwachsenen aus Karabach in den Krieg, die kleine Enklave, die mit dem Krieg nichts zu
tun hatte, beklagte zahlenmäßig die meisten Opfer an Soldaten in der UdSSR. Im Jahre 1990, als
ein Verwalter aus Moskau die Verhältnisse vor Ort kennenlernte, staunte er und sagte: «So eine
rückständige Region in der UdSSR habe ich noch nie gesehen».
Ihre Behauptungen sind:
1-«Schuschi, eine aserbaidschanische Stadt, die von den Armeniern erobert wurde».
Seit wann war Schuschi eine aserbaidschanische Stadt? Das müssen sie uns noch erklären.
2-«Schuschi, eine Wiege aserbaidschanischer Kultur».
Seit wann hat Schuschi diese Rolle für die aserbaidschanische Kultur gespielt? Haben Sie
während Ihrer Reise wenigstens ein kleines aserbaidschanisches Kulturdenkmal in Schuschi oder
im gesamten Gebiet von Nagorny-Karabach für Ihre Behauptung gefunden? Wenn ja, warum
haben Sie es nicht gefilmt und uns, den dummen Zuschauern, gezeigt?
Ja, Herr Schumann, alle diese offenen Fragen harren einer Beantwortung.
Außerdem müssen Sie uns noch erklären, warum die Aussagen der Armenier so falsch übersetzt
wurden. Ist der Übersetzer gezwungen worden, nach einer bestimmten Vorgabe zu übersetzen?
Bei einer Übersetzung aus dem Englischen oder Französischen hätten Sie sich das
natürlich nicht erlauben können. Aber wer spricht schon armenisch!
Mit freundlichen Grüßen
Samvel Ovasapian
Samvel Ovasapian Torfstr. 23, 13353 Berlin
Herrn Dirk Steffens
ZDF
55111 Mainz
Berlin, den 27.02.2011
Kopie an den ZDF Intendanten
Herrn Markus Schächter
Sehr geehrter Herr Steffens,
in Ihrem Dokumentarfilm „Faszination Erde, die Türkei“, der am 06.02.2011 im ZDF
ausgestrahlt wurde, sprechen Sie über Christen, die in Anatolien und in Kleinasien gelebt haben,
aber Sie verlieren, bewusst oder unbewusst, kein Wort darüber, welchem Volk diese Christen
angehörten. Sie vermeiden es hartnäckig, das Wort Armenier in den Mund zu nehmen.
Es tauchen Fragen auf:
-Ist dies schlichte Unwissenheit?
-Oder haben Sie Angst gehabt, die Wahrheit auszusprechen?
Und am Ende sprechen Sie folgenden Satz:
«So verhelfen die Einwanderer aus der Türkei den frühen Europäern zu Kultur und
Wohlstand.»
-Waren diese Einwanderer etwa Türken?
Es ist einfach unglaublich! Ich hoffe, Sie werden auf Ihre Fehler aufmerksam und werden
in Zukunft solche Fehler vermeiden.
Anbei erhalten Sie zur Information zwei kopierte Seiten aus dem Buch «Armenier in
Berlin- Berlin und Armenien» von Tessa Hoffmann.
Mit freundlichen Grüßen
Samvel Ovasapian