P R E S S E K O N F E R E N Z
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PRESSEKONFERENZ 11. Dezember 2014, 10:30 Uhr, Kaufmanns-Casino , Odeonsplatz 6 , 80539 München „Neues Odeon“ an der Galeriestraße Inhaltsverzeichnis 1. Statement Konzertsaal München e. V. (Vorsitzender Manfred Wutzlhofer) 2. Statement Dipl.-Ing. Gert F. Goergens DBW (Architekt und Stadtplaner, Stadtheimatpfleger) 3. Präsentation (Kurzfassung) Architekt Markus Krempels 4. Bilder des Ist-Zustandes 5. Studie zum Finanzgarten (Kurzfassung) Landschaftsarchitekt Heiner Luz Ansprechpartner • Manfred Wutzlhofer Vorsitzender des Konzertsaal München e. V. [email protected] • Karin Renner Geschäftsstelle Konzertsaal München e. V. [email protected] • Architekt Dipl.-Ing. Gert F. Goergens DBW Architekt und Stadtplaner, Stadtheimatpfleger [email protected] • Markus Krempels Bermüller + Hauner Architekturwerkstatt, Nürnberg [email protected] • Dipl.-Ing. Heiner Luz LUZ Landschaftsarchitekten München [email protected] 1. Manfred Wutzlhofer Konzertsaal München e. V. , Vorsitzender Der neue Konzertsaal soll als „Neues Odeon“ an der Galeriestraße entstehen. Dadurch wird auch eine wesentliche Verbesserung der Gesamtsituation dieses Teils der nördlichen Altstadt ermöglicht. 1. Eine ausreichend neue Konzertsaalkapazität für mindestens 1.800 Plätze ist im Areal des Gasteigs bzw. der Residenz in akzeptabler Weise nicht zu schaffen. Für einen neuen Konzertsaal sind diese Standorte daher abzulehnen. 2. Der Konzertsaal München Verein schlägt deshalb vor, einen neuen Konzertsaal in dem Areal zwischen der Galeriestraße, der Von-der -TannStraße und dem jetzigen Parkplatz des Landwirtschaftsministeriums am westlichen Rand des Finanzgartens zu errichten. 3. Der Verein bittet dazu a) die Bayer. Staatsregierung, die erforderlichen Schritte zur Standortfestlegung vorzunehmen sowie b) die Landeshauptstadt München als Trägerin der Planungshoheit, das Vorhaben durch die erforderlichen Bauleitplanverfahren zu unterstützen. 4. Bei der Gestaltungsplanung im vorgeschlagenen Areal müssen die besonders anspruchsvollen Belange des Standorts sensibel berücksichtigt werden: a) In städtebaulicher Hinsicht die Strukturen des Residenzareals sowie der anliegenden Straßen und Plätze, b) Im Hinblick auf den Denkmalschutz die Berücksichtigung der vorgegebenen Maßstäbe des baulichen Umfelds sowie der vorhandenen Bodendenkmäler, c) In ökologischer Hinsicht die Belange des Finanzgartens und seines Umfelds mit Verbesserungs-, Kompensations- und Ausgleichsmaßnahmen. 5. Der vorgeschlagene Standort ist durch den U-Bahnhof Odeonsplatz mit vier U-Bahn-Linien hervorragend erschlossen; für PKW-Fahrer kann eine öffentliche Tiefgarage gebaut werden. Sie ist bereits in einem für das Areal seit 1967 geltenden Bebauungsplan vorgesehen. 6. Der neue Konzertsaal soll „Neues Odeon“ heißen in Anknüpfung an den in der Nähe befindlichen ehemaligen Standort des berühmten und im Krieg zerstörten Odeons. 7. Durch den vorgeschlagenen Standort eröffnet sich die stadtplanerisch einmalige Möglichkeit, a) einen neuen Konzertsaal zu errichten, der vor allem akustisch weltweite Bedeutung erlangt, b) architektonisch ein Gebäude zu errichten, das zu einer zusätzlichen Attraktion Münchens wird und c) mit einer landschafts- und stadtplanerischen Gestaltung des Umfelds, die die Erlebbarkeit des Finanzgartens verbessert, zusätzliche öffentlich begehbare Räume schafft und eine ökologisch wertvolle und sehr attraktive fußläufige Verbindung vom Odeonsplatz über Finanz- und Hofgarten zum Englischen Garten und zum Haus der Kunst herstellt. Dadurch kann eine bedeutende Verbesserung der Situation im Bereich der nord-östlichen Altstadt erreicht werden. Während der jahrelangen Suche nach einem akzeptablen Standort für den dringend notwendigen Konzertsaal in München wurde, vor allem von Architektenseite, immer wieder der Standort an der Galeriestraße vorgeschlagen. Nachdem alle Versuche, andere Standorte für das Projekt vorzusehen, gescheitert sind, gibt es eine stadtplanerisch einmalige Chance, das nord-östliche Areal der Altstadt im Bereich der Galeriestraße mit dem Bau eines neuen Konzertsaals erheblich aufzuwerten. Gegenwärtig ist dieses Areal eingezwängt - im Norden vom Altstadtring entlang der Von-der-Tann-Straße, - im Süden von der als Parkplatz genutzten und derzeit unansehnlichen Galeriestraße, - im Osten von einem versiegelten Parkplatz des Landwirtschaftsministeriums, dem sich nach Osten der weitgehend abgeschottete Finanzgarten anschließt und der sich gegenwärtig als eine verborgene und eher abweisende Grünfläche, aber nicht als bemerkbarer, attraktiv erlebbarer Stadtpark darstellt. Durch das historische bedeutsame Umfeld von Residenz, Hofgarten, Odeonsplatz und Ludwigstrasse und dem ökologischen Stellenwert des Finanzgartens können dort neue Planungsvorhaben nur akzeptabel sein, wenn sie auf die dortigen besonderen Anforderungen sehr sensibel Rücksicht nehmen. Am Beispiel des Planungsentwurfs von Markus Krempels, der anschließend vorgestellt wird, kann aufgezeigt werden, dass dies durch eine durchdachte attraktive Architektur und gleichzeitig durch eine neue und sehr kreative landschaftsplanerische Gestaltung des Umfelds nicht nur möglich ist, sondern dadurch das gesamte nord-östliche Altstadtareal wesentlich aufgewertet werden kann. Der Entwurfsverfasser, Herr Krempels wurde dazu nicht von uns beauftragt, sondern hat seinen Entwurf als Studienarbeit im Rahmen seines Architekturstudiums an der TH Nürnberg angefertigt. Es ist klar, dass die endgültige, zur Ausführung kommende Planung über die dafür notwendigen Verfahren, insbesondere auch über einen Architektenwettbewerb gefunden werden muss. Um von vorneherein die Belange des Finanzgartens zu berücksichtigen, wurde vom Konzertsaalverein dazu ergänzend eine Untersuchung veranlasst. Wir haben dafür den Landschaftsarchitekten Heiner Luz beauftragt, der seine Überprüfungen in einer Studie zusammengefasst hat. Im Ergebnis wird dort dargestellt, dass für die Eingriffe in den Grünbestand ökologische Kompensations- und Ausgleichsmaßnahmen sowohl im näheren als auch im weiteren Umfeld erforderlich sind. Andererseits kann ein solches Vorhaben dann gerechtfertigt sein, wenn es zusätzlich in stadt- und landschaftsgestalterischer Hinsicht erhebliche Verbesserungen gegenüber dem Istzustand bringt. Dass dies grundsätzlich möglich ist, zeigt der Entwurf von Herrn Krempels beispielhaft auf. 2. Dipl.-Ing. Gert F. Goergens DBW Architekt und Stadtplaner, Stadtheimatpfleger Beginnend mit dem Jahr 2004 hat sich die Architekturfakultät der TUM in München vom Lehrstuhl Prof. Hannelore Deubzer mit dem Standort am Rande des Finanzgartens befasst und das Thema als Diplomarbeit gestellt. Im SS 2013 wurden auf der Vorlage des Raumprogramms des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks ganze 45 Diplomarbeiten verfasst, von denen die besten Arbeiten dokumentiert sind. Sie zeigen eine enorme Vielfalt an Entwurfsideen, aber auch eine große Freiheit im Umgang mit dem Ort. Anfang 2013 gelang es über Prof. Florian Fischer an der Technischen Hochschule, den jungen Architekturstudenten Markus Krempels für eine Abschlussarbeit seines Studiums der Architektur für den Konzertsaal zu gewinnen. Diese Arbeit zeichnet sich durch eine ungewöhnliche, intensive Auseinandersetzung mit dem Ort, der Topographie, der Stadtsilhouette und einer stupenden Durchdringung der komplexen Aufgabenstellung aus. Darüber hinaus bietet der Entwurf sowohl konstruktive als auch gestalterisch einen sehr faszinierenden, heiteren, poetischen Ansatz. Unter allen Studentenarbeiten hat (mich) dieser Entwurf am stärksten beeindruckt. Er wird deshalb heute als einer aus der Fülle der Arbeiten herausragender Beitrag von ihm vorgestellt. Die Arbeit zeigt auf, dass ein Konzertsaal an diesem Standort eine Bereicherung des Stadtraums und insbesondere durch die Einbeziehung der bisher dem Autoverkehr vorbehaltenen Verkehrsflächen, ein Gewinn für die Urbanität darstellt sowie zur Aufwertung und Belebung dieses Ortes beitragen kann. Eine endgültige Klärung der bestmöglichen Lösung wird einem Architektenwettbewerb vorbehalten bleiben. Der von Markus Krempels vorgestellte Lösungsansatz zeigt ein hohes Potenzial. 3. Markus Krempels Architekt Ort und Topographie Als Standort für den neuen Konzertsaal wird ein Teil des Finanzgartens nördlich der Galeriestraße und unmittelbar östlich des Landwirtschaftsministeriums vorgeschlagen. Die zur Überbauung vorgesehene Fläche liegt zu einem Teil auf der großen Parkplatzfläche östlich des LW-Ministeriums, zum anderen Teil auf der teilweise baumbestandenen Wiesenfläche am westlichen Rand des Finanzgartens, der überwiegend in den 1980er Jahren neu angepflanzt wurde. Der östlich anschließende, denkmalgeschützte Gartenteil über den Resten der historischen Befestigungsanlagen ist überwiegend bewaldet. Das, auch Dichtergarten genannte, Areal mit seiner bewegten Topographie ist Dichtern und Literaten gewidmet, die mit der Stadt München verbunden sind. Idee / Konzept Trotz der innerstädtischen Lage des Grundstücks zeigt sich, dass der Finanzgarten von der Bevölkerung und Passanten nur spärlich wahrgenommen und genutzt wird. Der Entwurf soll dazu beitragen, die momentane Situation zu verbessern und aufzuwerten. Das Potential als Aufenthaltsort soll wiederhergestellt und ausgeschöpft werden. Der Ort als Verknüpfung zwischen Englischem Garten und des südlichen Stadtzentrums soll aufgewertet werden. Der Entwurf funktioniert hierbei als Bindeglied zwischen Grünraum und urbanem Umfeld; er wirkt als Attraktor und Anziehungspunkt. GELÄNDE: Um diese Verbindung zu schaffen, wird die signifikante Topographie des Finanzgartens erhalten und aufgenommen und in das Innere des Gebäudes übertragen. Die Ebenen „umspülen“ das Herzstück – den Konzertsaal – und ergeben in den Schnittpunkten die Ränge und Tribünen der Zuschauerbereiche. Es entstehen offene, großzügige Räume, die fließend ineinander übergehen und an die Wegeführung der Fußpfade des Finanzgartens erinnern. HÜLLE: Städtebaulich schließt der Entwurf an die strengen und klaren Formen der Umgebungsbebauung an. Eine Dynamik erreicht die Gebäudeform in den Fassaden, die sich in Richtung Finanzgarten schwunghaft und auflockernd präsentieren. Durch ihre transparente und offene Gestaltung fließen Außen- und Innenräume ineinander über. Die Dynamik findet sich auch im Dach wieder, das westlich an der Traufhöhe des Ministeriums anknüpft. Die Bewegung nimmt in Richtung des Finanzgartens zu und deutet den Übergang zum Blätterdach des Baumbestands an. LICHT UND SCHATTEN: Die Adaption des Blätterdachs findet sich in den Fassaden wieder. So gliedern sie sich in ein Voronoi-Muster. Die Größe der Zellen nimmt zu den Traufkanten hin ab und die Dichte im Gesamten zu. Sie definieren sich als geschlossene bzw. offene Zellen, die im Innenraum tagsüber Licht- und Schattenspiele erzeugen. Sie lassen den Besucher in eine malerische Atmosphäre eintauchen. Abends hingegen präsentiert sich das Gebäude selbstbewusst nach außen hin und taucht das Umfeld in ein strahlendes und anziehendes Licht. TRAGWERK: Das Thema des Grünraums wird konsequent weitergeführt und findet im Tragwerk seinen Abschluss. Um im Inneren den angestrebten freien und fließenden Raumeindruck zu erhalten, ist es wichtig, diesen möglichst stützenfrei zu halten. Das Tragwerkskonzept sieht hierfür vier überdimensionale Stützen vor, die sich in den Eckpunkten des Gebäudes befinden. Wie aus einem Baumstamm das Geäst, entwickelt sich die Tragstruktur von hier. SAAL: Im Zentrum des Inneren steht vor allem anderen der Konzertsaal – das Herzstück. So ist auch dessen Form organisch geformt und erlaubt, in Verbindung mit der roten Signalfarbe, Assoziationen an das wichtigste menschliche Organ, die sich auch durch die offenen Fassaden hindurch sichtlich abzeichnen. Über acht Hauptzugänge gelangen die Konzertbesucher zu ihren Plätzen und in den ca. 1.800 Sitzplätze fassenden Saal. Seine Proportionen sowie die Anordnung und Lage seiner Ränge basiert dabei einerseits auf dem klassischen "Schuhschachtelprinzip", andererseits rückt das Orchester durch umliegende und rückwärtige Ränge mehr ins Zentrum – ähnlich wie in der Philharmonie Berlin. 4. Bilder des Ist-Zustands Galeriestraße nach Osten (Foto: © Martin Wöhr) Parkplatz Landwirtschaftsministerium (Foto: © Gert F. Goergens) Galeriestraße nach Westen (Foto: © Martin Wöhr) Von-der-Tann-Straße (Foto: © Martin Wöhr) Blick von der Von-der-Tann-Straße (Foto: © Martin Wöhr) 5. Heiner Luz, Landschaftsarchitekt Studie zum Konzerthaus Neues Odeon Grün- und Freiflächen Wird ein neues Haus gebaut, betrifft das erst einmal die Umgebung. Es ändert, wenn man so will, die Landschaft. Aber früher oder später verändert das Haus dann wieder die Landschaft. So gesehen ist beim Bauen immer ein perspektivischer Blick in die Zukunft notwendig. Der Blick alleine auf das im Heute Vorhandene genügt nicht. Die Beurteilung wird umso schwieriger je stärker die Vegetation davon betroffen ist, weil: In langer Zeit Gewachsenes, und damit Vertrautes und Wertvolles, verschwindet. Bis dies alles wieder nachgewachsen ist, das dauert dann ebenfalls lange Zeit. Die Landschaftsarchitektur bearbeitet bei der Planung von Grün- und Freiflächen immer drei Aspekte, die grundsätzlich erst einmal gleichrangig betrachtet werden: - Ökologie / Vegetation - Gestaltung / Erscheinungsbild - Funktion mit Nutzung / Aneignung Bezogen auf den jeweiligen Ort und das Umfeld des Projekts kommt es innerhalb dieser Gleichrangigkeit zwangsläufig zu Verschiebungen und zum Setzen von Schwerpunkten; Ökologie/ Vegetation Gestaltung Erscheinungsbild Funktion Nutzung Aneignung Der Finanzgarten ist als Ganzes - damit einschließlich des Parkplatzes am Ministerium - als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Münchner Stadtbiotopkartierung erfasst hier zwei Biotope: unter der Nummer M - 0153 - 001 die als Finanzgarten bezeichnete Teilfläche 1 und unter der Nummer M - 0153 - 002 die als Östlicher Hofgarten bezeichnete Teilfläche 2. Im Finanzgarten ist der alte und auch wertvolle Baumbestand Teil des Biotops. Das Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) weist die vorbeschriebenen Teilflächen mit der Nummer 425 als "Strukturreiche Grünanlage" aus, die einen lokal bedeutsamen Lebensraum darstellt. Diese Bewertung steht in der 4-stufigen Hierarchie des ABSP an unterster Stelle. In der faunistischen Artenschutzkartierung sind im Finanzgarten keine Fundorte verzeichnet. Der Finanzgarten einschließlich des Parkplatzes am Staatsministerium ist im Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan der Landeshauptstadt München als "Allgemeine Grünfläche" dargestellt. Im Bebauungsplan 280 wird diese Ausweisung festgesetzt. Im westlichen Teilbereich ist die Anlage einer öffentlichen Tiefgarage zulässig. All dies sagt zunächst viel über Ökologie, aber leider wenig über die Wertigkeit von Gestaltung / Erscheinungsbild und Nutzung / Aneignung aus. Anfangs reichte der Englische Garten mit dem so genannten Elevengarten und dem Garten um das heutige Prinz-Carl-Palais bis an die Galeriegebäude des Hofgartens heran. Am Tor zum Englischen Garten stand die "Harmlos-Statue". Dabei wirkt der Garten des heutigen Prinz-Carl-Palais' so, als zwänge er sich zwischen zwei Bastionen der Stadtmauer. Insbesondere mit dem Ausbau der Von-der-Tann-Straße wurde diese direkte Verbindung zum Englischen Garten in den 1930-er Jahren gekappt. Heute erreicht man den Englischen Garten deswegen nur noch durch eine Unterführung. Diese Zäsur führt dazu, dass der Finanzgarten einen seltsam unentschlossenen Status ausstrahlt. Er ist weder Teil des Englischen Gartens noch des innerstädtischen Freiraumsystems. Vermutlich ist er im Bewusstsein der Münchner auch kaum präsent. Die Kriegsschäden konnten nur durch Baumspenden halbwegs repariert werden. An der Von-der-Tann-Straße steht im Übergang zur umgebenden Stadt ein Maschendrahtzaun. Die Verbindung zur Stadt ist nicht mehr als ein Schlupfloch in diesem Zaun. Ein gut 20 m breiter Grünstreifen ist durch Bepflanzung und weiterer Umzäunung von der öffentlichen Grünfläche "abgehängt". Soziologisch betrachtet ist dies ein Angstraum. An der Galeriestraße grenzt sich der Garten zur Stadt mit einer Mauer ab, die in absehbarer Zeit saniert werden muss. Die stadtseitigen Eingänge sind kaum zu finden. Der Eingang zum Hofgarten mit dem Bezug zur Residenz, zur Oper wird durch parkende Autos zugestellt. Die Straße ist gar keine Straße, sondern ein Parkplatz mit einer nicht einmal ausreichenden Dimensionierung der Erschließung der Stellplätze. Im Garten selbst soll der Bezug zu München als "Dichtergarten" mit dem Aufstellen von Statuen von Dichtern und Komponisten verbessert werden, die gar nicht alle einen besonderen Bezug zur Stadt München haben. Entlang des Rundwegs im denkmalgeschützten Abschnitt ist nicht mal ein Blick zum Friedensengel oder auf die Staatskanzlei möglich. All das wirkt seltsam unentschlossen und uninspiriert. Fast ist man geneigt, zu sagen, das Notwendigste wird verwaltet. Im übertragenen Sinne ist das eine Disharmonie. Jedenfalls kein harmonischer Dreiklang aus Ökologie, Gestaltung und Aneignung. Der Neue Konzertsaal bietet die Chance, dass dies sich ändert. Mit dem Neuen Odeon wird der so genannte Finanzgarten selbstverständlicher Teil der Innenstadt. Er wird dem Stadtraum zugeordnet, zu dem er zumindest seit den Veränderungen durch den Straßenbau, gehört. Mit dem Neuen Odeon entsteht zusammen mit der zur Promenade umgebauten Galeriestraße ein 8.200 m2 großes "Foyer" als attraktive, urbane Freifläche. Dies zu Lasten von etwa 8.900 m2 der vorhandenen Grünfläche sowie dem dort stehenden alten Baumbestands, der bis auf wenige Ausnahmen nicht erhalten werden kann, sowie von etwa 3.100 m2 des Parkplatzes am Landwirtschaftsministerium. Aber: Der Rand der Innenstadt wird - interessanterweise in Fortführung der ehemaligen Bastionsanlagen der Stadt zur Landschaft - nach Norden würdig gestaltet. Markus Krempels hat dies bereits erläutert. In Kurzfassung nochmals zur Erinnerung: Die Von-der-Tann-Straße wird zugunsten von Baumpflanzungen um eine Fahrspur verschmälert. Der Übergang der Innenstadt zum nördlichen Quartier wird ansprechend gestaltet. Wünschenswert ist, dass auch die Grünfläche um das Prinz-Carl-Palais der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Dies schließt ein zeitlich begrenztes Absperren nicht aus, wenn im Palais ein Staatsempfang gegeben wird. Der Parkplatz Galeriestraße wird in eine öffentliche Tiefgarage verlegt. Hier entsteht eine mit Bäumen bepflanzte Promenade. Der Bezug zum Hofgarten, zum Herkulessaal, zur gesamten Residenz wird erlebbar. Um den Konzertsaal herum entsteht eine attraktive, urbane Freifläche mit weiteren Solitärbaumpflanzungen. Das heute schon Sichtbare und Markante des denkmalgeschützten Bereichs im Finanzgarten wird gar nicht angetastet. Eher besteht die Chance zur Aufwertung und Belebung. Der dortige Buchenwald mitten in der Innenstadt rückt ebenfalls in das Bewusstsein der Bevölkerung. Aus einem kriselnden Finanzgarten wird ein aufblühender Odeonsgarten. Der eindrucksvolle Blick von der Stadtzufahrt auf der Prinzregentenstraße bleibt nicht nur erhalten, auf den letzten Metern bis zur Ludwigstraße entsteht eine ansehnliche Fassade. Bei einer einseitigen Betrachtung des Standbeins Ökologie / Vegetation muss jeder Zugriff auf den Finanzgarten logischerweise als Angriff gewertet werden. Mit dem in der Dimension "Zeit" zu kurzen Blick können so auch nur Verluste konstatiert werden. Anders ist das bei einer ganzheitlichen Betrachtung unter der anfangs beschriebenen gleichrangigen Einbeziehung von Nutzung / Aneignung und Gestaltung / Erscheinungsbild zu Ökologie / Vegetation in den Abwägungsprozess: Hier ist der bereits genannte Verlust von 8.900 m2 Grünfläche - und auch der alten und wertvollen Bäume - zu ersetzen gemäß der Eingriffs-/ Ausgleichsregelung im Leitfaden der Bayerischen Staatsregierung durch eine auch 20 Jahre zu pflegende Ausgleichsfläche von gut 30.000 m2 Größe. Über das Ökokonto der Stadt München muss dann ein geeigneter Standort im vergleichbaren Landschaftsraum gefunden werden. Dazu kommt noch der "Neuwert" von 3.800 m2 urbaner Freifläche des bereits beschriebenen Foyers des Neuen Konzertsaals, sowie 4.400 m2 neu gestalteter und mit Bäumen bepflanzter Promenade in der Galeriestraße, die auch von einer breiten Öffentlichkeit genutzt werden wird. Der neue Konzertsaal im alten Finanzgarten würde damit nicht nur den großen Platzbedarf für konzertante Musik in München abdecken, er würde auch einen nennenswerten Beitrag zur ebenso notwendigen Stadtgestaltung am Rand der Innenstadt leisten. Der vernachlässigte "Niemandsland" zwischen Englischem Garten und Innenstadt gehört zukünftig eindeutig dahin, wohin es eigentlich schon seit dem Schleifen der Stadtbefestigung hingehört: zur belebten Innenstadt.