Baustein 4 - Institut für Schulentwicklungsforschung
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Baustein 4 - Institut für Schulentwicklungsforschung
“Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs” Abschlussbericht: „Handlungsbedarf und –möglichkeiten zur Gestaltung der Dortmunder Berufskolleg-Landschaft“ Dortmund im Mai 2002 Ansprechpartner für das Projekt im Schulverwaltungsamt der Stadt Dortmund: Herr Ralf Dallmann Tel.: 0231/502-2403 Fax: 0231/502-6743 [email protected] Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Universität Dortmund: Herr Uwe Lehmpfuhl Tel.: 0231/755-5504 bzw. -5503 Fax: 0231/755-5517 [email protected] Inhalt Seite 1. Vorbemerkungen ........................................................................ 1 2. Ziele und Zwischenergebnisse als Grundlage gemeinsamer Planung ........................................ 1 3. Handlungsbedarf und Gestaltungsmöglichkeiten .......... 4 3.1. Leitlinien der Maßnahmeplanung........................................... 5 3.2. Raumbestand und Raumbedarf ............................................. 6 3.2.1 Die Berufskolleg-Landschaft in Dortmund....................... 6 3.2.2 Die IFS-Variante zur Ermittlung des Raumbedarfs ........................................................... 8 3.2.3 Der Raumbedarf nach Maßgabe des Raumkonzepts der Dortmunder Schulleitungen ..................................... 12 3.2.4 Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf den Raumbedarf ...................................................... 15 3.3. Handlungsbedarf im Hinblick auf die Angebotsstruktur..... 17 3.4. Externe Anforderungen Stichwort ‚Branchenorientierung’......................................... 20 4. Gemeinsam geprüfte Handlungsvarianten ....................... 23 4.1. Basisvariante I ........................................................................ 23 4.2. Basisvariante II ....................................................................... 27 4.3. Basisvariante III ...................................................................... 29 5. Referenzvariante des IFS ........................................................ 30 6. Empfehlungen und Ausblick ................................................. 34 Anhang .............................................................................................. 37 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ 1. Vorbemerkungen Der vorliegende Abschlussbericht (gleichzeitig Baustein 4 des „Entwicklungskonzepts Dortmunder Berufskollegs“) dokumentiert den aktuellen Stand der Überlegungen zum „Handlungsbedarf und den Möglichkeiten zur Gestaltung der Dortmunder Berufskolleg-Landschaft“. Er basiert zum einen auf den Vorarbeiten des Instituts für Schulentwicklungsforschung, die den Beteiligten am Experten-Dialog „Berufliche Bildung in Dortmund“ in der Sitzung am 19. März 2002 vorgestellt worden sind 1 und bezieht zum anderen die Ergebnisse der anschließenden Diskussionen zu diesem Thema ein. So wurde im Anschluss an die Präsentation und Diskussion der Vorlage verabredet, den beteiligten Expertinnen und Experten Gelegenheit zu geben, hierzu bis nach der Osterpause Stellung zu beziehen. Die zwischenzeitlich eingegangenen Stellungnahmen wurden vom IFS aufbereitet 2 , in der Folgeveranstaltung des Gremiums am 2. Mai vorgestellt und erneut diskutiert. Insofern können die hier vorgelegten Überlegungen für sich in Anspruch nehmen, tatsächlich Ergebnisse eines „dialogischen“ Planungsverfahrens zu sein, bei dem alle Beteiligten (Schulen, Schulverwaltung, Schulaufsicht, Kammern, Arbeitsamt, ‚dortmund-project’ sowie andere städtische Ämter) Gelegenheit hatten, ihre Sicht der Dinge sowie ihre Vorstellungen zur künftigen Gestaltung der Dortmunder Berufskolleg-Landschaft einzubringen. Dem IFS oblag in diesem Zusammenhang primär die Bereitstellung der hierzu erforderlichen Datenbasis (vgl. Bausteine 1 bis 3 des Entwicklungskonzepts) sowie die Moderation des Beteiligungsprozesses. Zu Letztgenanntem gehörte neben der Durchführung von insgesamt vier Veranstaltungen des „Experten-Dialogs“ auch eine Reihe bilateraler Fachgespräche mit allen Schulleitungen, dem Arbeitsamt, der IHK und dem ‚dortmund-project’ sowie regelmäßige Konsultationen der Schulleitungskonferenz der Dortmunder Berufskollegs und die zweimalige Berichterstattung im Schulausschuss der Stadt Dortmund. Darüber hinaus war bei der Formulierung und Prüfung von Gestaltungsvorschlägen auch die fachliche Expertise des Instituts gefragt, die sich aus der Erfahrung mit einer Reihe von vergleichbaren Planungsverfahren in den letzten zehn Jahren speist. 2. Ziele und Zwischenergebnisse als Grundlage gemeinsamer Planung Das zentrale Anliegen des Schulträgers bei der Durchführung dieses Projekts war und ist eine an den aktuellen und zukünftigen Anforderungen orientierte, zielgerichtete und systematische Weiterentwicklung der Dortmunder Berufskolleg-Landschaft. Hierunter wird im Einzelnen verstanden: 1 2 Vgl. Anlage 1: Dokumentation der Präsentation vom 19.03.02 Vgl. Anlage 2: Dokumentation der Präsentation vom 02.05.02 1 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Die Bereitstellung eines bedarfsgerechten Berufsbildungsangebotes d.h. eines Angebotes, das sich sowohl an den Bedürfnissen und Interessen der nachfragenden jungen Menschen in Dortmund als auch am Qualifikationsbedarf im regionalen Beschäftigungssystem (unter Berücksichtigung der Zielsetzungen des ‚dortmund-projects’) orientiert. Die Optimierung der Bildungsgangstruktur zum einen im Hinblick auf die Angebotsschneidung an den vorhandenen Schulen, um die bereits vorhandene fachliche Profilierung weiter zu entwickeln und dabei Doppelangebote ebenso zu vermeiden wie einen ruinösen Wettbewerb zwischen den Schulen im Vollzeitbereich; zum anderen zur Gewährleistung eines vollständigen und durchlässigen Bildungsangebotes an allen Schulen, das gleichzeitig auch schulorganisatorischen Anforderungen (z.B. Betriebsgröße, Mindestzügigkeit) genügt Eine bedarfsgerechte, d.h. an berufspädagogischen Ansprüchen orientierte räumlich-sächliche Ausstattung der Schulen an allen Standorten 3 Die Beteiligung der Akteure am Prozess zur Herstellung von Transparenz zur Ermöglichung eines gemeinsamen Diskurses zur Bereitstellung von Mitwirkungsmöglichkeiten zur Optimierung der Planungsergebnisse durch Einbeziehung des verfügbaren Sachverstandes zur Erhöhung von Akzeptanz und Umsetzungsbereitschaft Als Datenbasis für die Überlegungen zu Handlungsbedarf und Gestaltungsmöglichkeiten dienten die drei bis November 2001 entstandenen Produkte, die als Bausteine 1 bis 3 ebenfalls wesentlicher Bestandteil des Entwicklungskonzepts sind. In ihnen wurden Daten und Informationen aufbereitet und auch die Ergebnisse der vorgängigen Diskussionen im Experten-DialogSystem dokumentiert. Damit stellen sie gleichfalls eine wichtige Grundlage für die anstehenden Entscheidungen zur künftigen Struktur dar. Aus diesem Grunde sollen die zentralen Aussagen dieser drei Bausteine an dieser Stelle noch einmal kurz in Erinnerung gerufen werden. Baustein 1 (vom Juni 2001), in dem die Beschäftigungsstruktur, der Qualifikationsbedarf und die Ausbildungsangebote in Dortmund über die letzten 10 Jahre analysiert wurden, enthält im Kern folgende Ergebnisse: 1. Das Beschäftigungssystem in Dortmund: war in den 90er Jahren durch Rückgänge gekennzeichnet, die im Durchschnitt der Entwicklung im Ruhrgebiet und damit leicht über dem Landesdurchschnitt lagen. Der von den beteiligten Experten als strukturbedingt 3 Bereits im Vorfeld des gemeinsamen Planungsprozesses wurde von den Schulleitungen ein Raumprogramm für die Dortmunder Berufskollegs entwickelt, das nach den Vorstellungen der Schulverwaltung als Orientierung im weiteren Prozess dienen soll 2 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ begründete Beschäftigungsabbau in Dortmund wird von ihnen als mittlerweile als abgeschlossen betrachtet. Der Trend zur „Tertiärisierung“ hielt weiter an; d.h. die Rückgänge im Fertigungsbereich korrespondierten mit einem Anstieg im Dienstleistungssektor. Die Anteile der Berufsbereiche entsprechen dem Durchschnitt der kreisfreien Städte in NRW, das Pendlersaldo liegt bei etwa plus sechs Prozentpunkten. 2. Der duale Ausbildungsstellenmarkt in Dortmund Das Ausbildungsplatzangebot war bis zur Mitte der 90er Jahre stark rückläufig und stieg seitdem nur langsam wieder an. Trotz eines Rückgangs der Nachfrage liegen die Bewerberzahlen seit 1994 wieder über denen des Angebots; die Angebots-Nachfrage-Relation liegt mit 0,7 unterhalb des Landesdurchschnitts. 4 Bei den Ausbildungsangeboten ist ebenfalls eine Anteilsverschiebung zugunsten des Dienstleistungssektors zu erkennen: „Organisations-, Verwaltungs- und Dienstleistungsberufe“ stellen mittlerweile, zusammen mit den „Waren- und Dienstleistungskaufleuten“, 50% aller Angebote in Dortmund, etwa 5% entfallen auf die neuen IT-Berufe (Stand 2000). Im Baustein 2, der im Herbst letzten Jahres fertig gestellt worden ist, ging es um eine Analyse der Schüler- und Klassenzahlentwicklung an den Dortmunder Berufskollegs nach Schulformen und Berufsfeldern sowie um die Entwicklung der Raumsituation (Raumbedarf und Raumbestand) seit den 90er Jahren. Ihre zentralen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Schülerzahlentwicklung an den Dortmunder Berufskollegs vollzieht sich weitgehend analog zur Bevölkerungsentwicklung in der o.g. Altersgruppe. Hinweise auf grundlegende Veränderungen im Schul-, Berufsund Studienwahlverhalten lassen sich empirisch nicht belegen (bezogen auf die Sekundarstufe II). Dieser Befund wird auch durch eine weitgehend unveränderte Schulabschlussstruktur (Abgänge aus dem allgemeinbildenden Schulwesen) bestätigt. Etwa 37% aller Schüler/-innen kommen nicht aus Dortmund. Der Anteil der Einpendler/-innen liegt im Schuljahr 2000/01 somit auf etwa demselben Niveau wie bei den Beschäftigten (34%). Die Anteilsverschiebungen zwischen den Berufsbereichen im Beschäftigungssystem und auf dem Ausbildungsstellenmarkt finden ihre Niederschlag in einer nach Berufsfeldern teilweise höchst unterschiedlich verlaufenden Entwicklung. Entsprechend unterschiedlich stellt sich die Entwicklung an den acht Dortmunder Berufskollegs dar. 4 vgl. hierzu auch Artikel in der WR vom 12.05.02: Nur 71 offene Stellen für 100 Bewerber 3 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Vermutlich auch infolge der Versorgungsprobleme auf dem dualen Ausbildungsstellenmarkt ging der Anteil der Berufsschule von knapp 90% auf gut 80% zurück. Hiervon profitierte v.a. die Berufsfachschule, die ihren Anteil fast verdoppelte. Auch innerhalb der Berufsschule zeigen sich Verschiebungen zulasten der Fachklassen im dualen System. So befinden sich im Schuljahr 2000/01 fast acht Prozent aller Berufsschüler/-innen in den Bildungsgängen BGJ, Vorklassen sowie Schüler/-innen ohne Arbeit bzw. Ausbildung (vgl. 1990: 2,2%). Im Gefolge dieser Entwicklung steigt der Anteil der Vollzeitschüler/-innen so stark an, dass der Raumbedarf – trotz insgesamt gesunkener Schülerzahlen – weitgehend konstant geblieben ist. Die aktuellen Raumbilanzen weisen dementsprechende Defizite auf, die wiederum unterschiedlich auf die Schulen verteilt sind (vgl. Kap. 2.3). Baustein 3 mit den Modellrechnungen zur Vorausschätzung der künftigen Entwicklung von Angebot und Nachfrage nach beruflicher Bildung in Dortmund wurde im Rahmen des Experten-Dialogs am 13. November 2001 vorgestellt. Das Ergebnis der seinerzeitigen Diskussion kann wie folgt zusammengefasst werden: Im Hinblick auf die Beschäftigung und das Ausbildungsangebot wird für die Stadt Dortmund von einer positiven Entwicklung ausgegangen, die sich zwischen den Zielvorgaben des ‚dortmund-projects’ und den aktuellen Projektionen zum Fachkräftebedarfs durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bewegen dürfte. Für die demographische Entwicklung in Dortmund wird in der Altersgruppe der 16- unter 21-jährigen ein Anstieg um bis zu 10% bis zum Zieljahr 2010 erwartet. Unter ansonsten konstanten Bedingungen (Bildungswahlverhalten, Pendlersaldo) wäre für die Dortmunder Berufskollegs demnach davon auszugehen, dass auch die Schülerzahlen bis 2010 um etwa 10% ansteigen. 3. Handlungsbedarf und Gestaltungsmöglichkeiten Die folgenden Ausführungen zu Handlungsbedarf und Gestaltungsmöglichkeiten sind in drei Teile untergliedert, von denen sich der erste mit der Raumsituation und der zweite Teil mit den Angebotsstrukturen der Dortmunder Berufskollegs beschäftigt. Im dritten Teil geht es schließlich um die Anforderungen von Seiten externer Partner im Berufsbildungsprozess, die sich aus den im Beschäftigungssystem zu beobachtenden bzw. künftig zu erwartenden Entwicklungstrends herleiten lassen. Bei der Entwicklung von Maßnahmevorschlägen zur künftigen Gestaltung (vgl. Kap. 4 und 5) müssen diese hier analytisch getrennten Aspekte wieder zusammengeführt und gleichermaßen berücksichtigt werden. Den Ausführungen vorangestellt ist im nächsten Unterabschnitt ein Exkurs über die Leitlinien bzw. Prinzipien, die – 4 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ nach Einschätzung der am Planungsprozess Beteiligten – der Formulierung und Überprüfung von Maßnahmevorschlägen zugrunde zu legen sind. 3.1 Leitlinien der Maßnahmeplanung Zu berücksichtigen ist demnach zum einen das weiter oben bereits genannte, zentrale Ziel der Planung, nämlich die Bereitstellung eines – aus Sicht der verschiedenen ‚Kunden’ – bedarfsgerechten Berufsbildungsangebotes, das sowohl berufspädagogischen Ansprüchen als auch schulorganisatorischen Anforderungen genügt. Angesichts der ausgesprochen dynamischen Entwicklungen im Beschäftigungssystem ist davon auszugehen, das zur Erreichung dieses Zieles Veränderungen in der vorhandenen Struktur vermutlich unumgänglich sind, um die Dortmunder Berufskollegs auf die aktuellen und künftig zu erwartenden Anforderungen auszurichten. Solche Veränderungen sind erfahrungsgemäß mit Konsequenzen für einzelne Schulen verbunden, die sich aus der Sicht der jeweils betroffenen Schule mitunter als nachteilig darstellen. Bei allem Verständnis für die berechtigten Partikularinteressen dieser Schulen muss Planung jedoch die gesamte Schullandschaft im Blick behalten und Lösungen finden, die auch auf dieser Ebene weiterführend sind. Den Interessen der betroffenen Schulen kann in diesem Zusammenhang möglicherweise durch geeignete Maßnahmen zur Kompensation entsprochen werden, die insgesamt so auszugestalten sind, dass dadurch jeder schulorganisatorischen Einheit eine tragfähige Entwicklungsperspektive erhalten bzw. neu eröffnet wird. Dabei gilt für Schulentwicklungsplanung insgesamt das Prinzip der „Eingriffsminimierung“: Es ist der Erkenntnis geschuldet ist, dass die Umsetzung schulorganisatorischer Maßnahmen i.d.R. als potentiell unerwünschter Eingriff in gewachsene und bewährte Strukturen empfunden wird, einen deshalb mitunter erheblichen Aufwand zur Umsetzung erfordert und darüber hinaus häufig mit unerwünschten Nebenwirkungen auf die beteiligten Organisationseinheiten verbunden ist. Um das Ausmaß der hierdurch erzeugten Störungen und auch den erforderlichen Aufwand handhaben zu können, gilt es prinzipiell als hilfreich, Zahl und Umfang der beabsichtigten Maßnahmen auf das erforderliche Mindestmaß zu begrenzen. Im Ergebnis wird demnach nicht eine radikale Umstrukturierung, sondern vielmehr eine behutsame Weiterentwicklung der vorhandenen Schullandschaft stehen. Ein weiteres, wichtiges Prinzip der Maßnahmeplanung lässt sich mit den Begriffen „Entwicklungsoffenheit und Flexibilität“ charakterisieren. Demnach sind schulorganisatorisch immer solche Lösungen zu bevorzugen, die eine möglichst große Vielfalt an Entwicklungsmöglichkeiten zulassen. Diese Orientierung leitet sich aus der Erkenntnis ab, dass aufgrund der gegenstandsspezifischen Unwägbarkeiten flexible und anpassungsfähige Systeme in diesem Bereich am ehesten zukunftsfähig sind. 5 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ 3.2 Raumbestand und Raumbedarf Als zentraler Bezugspunkt im Hinblick auf die Planung schulorganisatorischer Maßnahmen wurde weiter oben bereits die Raumsituation der Schulen identifiziert. Sie lässt sich quantitativ beschreiben als Verhältnis von vorhandenem Raumbestand und dem Raumbedarf, der sich aus der Zahl der gebildeten Klassen in den einzelnen Bildungsgängen herleiten lässt. Die hieraus resultierende Raumbilanz gibt Auskunft über die Versorgungssituation der jeweiligen Schule und erlaubt eine überschlägige Einschätzung von Raumdefiziten und Raumüberhängen. Dabei sind neben den Raumkapazitäten selbst auch die Standorte der Schulen und ihrer Dependancen von Bedeutung. 3.2.1 Die Berufskolleg-Landschaft in Dortmund Die Dortmunder Berufskolleg-Landschaft lässt sich in diesem Kontext wie folgt beschreiben (vgl. Abb. 1 auf der nächsten Seite): Sie besteht aus einem sehr großen, zentral gelegenen Schulzentrum (im Brügmann-Block), einem deutlich kleineren, weiteren Zentrum (Hacheney) südlich der Innenstadt und einem – abseits der anderen Schulen gelegenen – Berufskolleg südöstlich der Innenstadt (Hörde). Der Brügmann-Block ist mit etwa 14.000 Schüler/-innen das größte Berufskolleg-Zentrum in Nordrhein-Westfalen. Es besteht aus fünf schulorganisatorischen Einheiten, davon drei mit gewerblich-technischer 5 und zwei mit kaufmännischer Ausrichtung 6 . Das Fritz-Henßler-Berufskolleg unterhält (als einziges Dortmunder Berufskolleg überhaupt) weitere Dependancen und zwar im benachbarten Fritz-Henßler-Haus, in der südlichen Innenstadt sowie auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hansemann. Der Brügmann-Block selbst lässt sich als ‚Campus’ mit einem vielfältigen Bildungsangebot beschreiben, der aufgrund der räumlichen Nähe mehrerer Schulen zueinander potentiell eine Vielzahl von Kooperations- und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung dieser Möglichkeiten ist der bauliche Zustand und die technische Ausstattung dieses Schulzentrums, auf die im Folgenden noch näher eingegangen wird. Um die Verbindung räumlicher und inhaltlicher Aspekte deutlich zu machen, sind in der folgenden Grafik (vgl. Abb. 1) eine Reihe bedeutsamer Kooperationsbezüge als Pfeilverbindung dargestellt, die zwischen den einzelnen Kollegs bereits heute existieren. Diese schon vorhandenen Bezüge müssen bei der Maßnahmeplanung ebenso berücksichtigt werden wie neu entstehende oder für die Zukunft beabsichtigte Kooperationen. 5 6 RB-BK: Robert-Bosch-Bk, LH-BK: Leo-Hoesch-Bk, FH-BK: Fritz-Henßler-Bk KK-BK: Konrad-Klepping-Bk, KS-BK: Karl-Schiller-Bk 6 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Abb. 1: Die Berufskolleg-Landschaft in Dortmund LH RB KK FH KS RS Brügmannblock PE GvR Hacheney 7 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Das kleinere Schulzentrum in Hacheney setzt sich aus zwei Berufskollegs mit allgemein-gewerblicher bzw. sozialpädagogischer Ausrichtung 7 zusammen. Abgerundet wird das Bild der Dortmunder Landschaft vom RobertSchuman-Berufskolleg, einer Schule mit kaufmännischer Ausrichtung. Zur Einschätzung der räumlichen Versorgung werden in der Abbildung 2 auf der folgenden Seite Raumbestand (jeweils oben) und Raumbedarf (jeweils unten, kursiv) gegenübergestellt und anschließend bilanziert. Der Raumbedarf (hier: bezogen auf die Zahl der unterrichtlich genutzten Räume) wird auf rechnerischem Weg ermittelt, wobei zwei unterschiedliche Varianten gerechnet worden sind: 3.2.2 Die IFS-Variante zur Ermittlung des Raumbedarfs In der IFS-Variante stützt sich die Berechnung auf eine Formel, die sich am Raumprogramm für die gymnasiale Oberstufe in NRW orientiert. Sie basiert überdies auf den geltenden gesetzlichen Bestimmungen zu Dauer und Umfang des Unterrichts in den Berufskollegs. Demnach ist davon auszugehen, dass eine Berufsschulklasse zwölf Stunden pro Woche zu unterrichten ist, von denen zwei als Differenzierungsstunden ausgewiesen sind. Dadurch erhöht sich der Stundenumfang im Hinblick auf den Raumbedarf auf 14 Wochenstunden pro Berufsschulklasse. Diese Zahl ist den weiteren Berechnungen zugrundegelegt, wohl wissend, dass sie nicht zwangsläufig dem Umfang des tatsächlich erteilten Unterrichts entspricht. Die Verfasser halten es aber für erforderlich, diese bildungspolitisch gesetzte Vorgabe planerisch umzusetzen, auch um die räumlich-sächlichen Voraussetzungen für veränderte pädagogische Anforderungen an die Berufsschule und den hieraus resultierenden erhöhten Raumbedarf zu schaffen. Darüber hinaus ist an dieser Stelle auch auf die vorgesehenen Differenzierungsmöglichkeiten im Berufsschulunterricht hinzuweisen, durch die ein Mehrbedarf an Räumen entstehen könnte. Für die vollzeitschulischen Bildungsgänge wird zur Ermittlung des Raumbedarfs in Anlehnung an die Stundentafeln eine durchschnittliche Unterrichtszeit von 35 Wochenstunden veranschlagt. Im Hinblick auf Verfügbarkeit und Auslastungsgrad wird bei der überschlägigen Ermittlung des Raumbedarfes nicht nach Unterrichtsräumen und Fachräumen differenziert. Der aus einer solchen Differenzierung resultierende zusätzliche Raumbedarf wird in den Berechnungen indirekt über einen durchgängig reduzierten Auslastungsgrad aller Räume berücksichtigt. Grundsätzlich gehen die Verfasser davon aus, dass alle Unterrichtsräume im Bereich der Berufskollegs 40 Stunden pro Woche verfügbar sind. Eine darüber hinaus mögliche Auslastung in den Abendstunden und am Wochenende ist nicht vorgesehen, da in dieser Zeit bereits berufsbegleitende Bildungsangebote (FOS bzw. FS) stattfinden, die ihrerseits bei der Ermittlung des Raumbedarfs nicht berücksichtigt worden sind. 7 PE-BK: Paul-Ehrlich-Bk, GvR-BK: Gisbert-von-Romberg-Bk 8 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ 61 80,5 73 97,4 Abb. 2: Raumbestand: & Raumbedarf: (lt. IFS-Berechnung) LH RB FH 68 103,8 KK 320 415 506 630 53 60 KS RS 72 83,3 61 80,5 125 134 PE GvR 59 57,8 66 76,4 9 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Beim Auslastungsgrad der Räume wird aufgrund des unterschiedlichen Fachraumbedarfs nach gewerblich-technischen Schulen und kaufmännischen Schulen differenziert. Erstere haben i.d.R. einen höheren Bedarf an spezifischen Fachräumen. Der durchschnittliche Auslastungsgrad wird hier deshalb mit 60% veranschlagt, für die kaufmännischen Schulen mit 70%. Bezieht man diesen Auslastungsgrad auf die 40 Wochenstunden, die als prinzipielle Verfügbarkeit zugrunde gelegt worden sind, ergibt sich für die gewerblich-technischen Schulen eine rechnerische Verfügbarkeit aller Räume im Umfang von jeweils 24 Wochenstunden. Für die kaufmännischen Schulen beträgt dieser Wert 28 Wochenstunden. Als Formel zusammengefasst, lässt sich die Berechnung des Raumbedarfs demnach wie folgt darstellen: Raumbedarf = Klassenzahl x 14 (TZ-BS) bzw. 35 (VZ) Wstd. 40 Wstd x 0,6 = 24 bzw. x 0,7 = 28 Die Ergebnisse der Raumbedarfsberechnungen auf dieser Grundlage sind im Baustein 2 ausführlich dokumentiert und an dieser Stelle deshalb nur in grafischer Form dargestellt. Wie schon ein erster Blick auf die Abb. 2 zeigt, liegt der aktuelle Raumbedarf auf der Basis der IFS-Variante mit einer Ausnahme (Paul-Ehrlich-Berufskolleg) z.T. erheblich über dem vorhandenen Bestand. Um das Ausmaß der Raumdefizite an den einzelnen Standorten genau erfassen und miteinander vergleichen zu können, wurden für das laufende Schuljahr Bilanz und Auslastung für jede Schule, für die beiden Schulzentren sowie gesamtstädtisch ermittelt und in der Abbildung 3 auf der folgenden Seite zusammengefasst. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Bilanz (Bestand – Bedarf, jeweils oben) und Auslastung (Bedarf in Relation zum Bestand, jeweils unten) wiederum als rechnerische Größen zu verstehen sind, die nur näherungsweise über die tatsächliche Auslastung informieren. Gesamtstädtisch liegt die Auslastung im laufenden Schuljahr demnach bei 124,5%, was einer rechnerischen Überlast von einem Viertel entspricht. Insgesamt fehlen 124 unterrichtlich zu nutzende Räume, der Großteil davon (etwa 95) im Brügmann-Block. Das festgestellte Defizit verteilt sich höchst unterschiedlich auf die acht Dortmunder Schulen. ‚Einsame Spitze’ hinsichtlich des Raumdefizits ist das Fritz-Henßler-Berufskolleg mit einer rechnerischen Auslastung von mehr als 150% und einem Fehlbestand von 35 Unterrichts- und Fachräumen gefolgt vom Robert-Bosch-Berufskolleg mit einer Überlast von einem Drittel und einem Raumdefizit von 24 Räumen. Ebenso stark angespannt ist die Situation im Robert-Schuman-Berufskolleg, wo insgesamt etwa 20 Räume fehlen. Dort wird die Situation noch verschärft durch die stark eingeschränkte Qualität der verfügbaren Räume. Sollten diese weiterhin zu unterrichtlichen Zwecken genutzt werden, ist eine grundlegende Sanierung der Bausubstanz dringend erforderlich. 10 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ -16,9 131,3% -24,4 133,4% LH RB -95,4 KK 129,8% FH -35,8 152,6% -7 113,2% KS -11,3 115,7% -124,1 124,5% Abb. 3: Raumbilanz: & Auslastung: (lt. IFS-Berechnung) RS -19,5 132% -9,2 107,4% PE GvR +1,2 98% -10,4 115,8% 11 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Vom Auslastungsgrad vergleichbar ist die Situation am Leopold-HoeschBerufskolleg (131,3%), wo demnach etwa 17 Räume fehlen. An den anderen Schulen stellt sich die Situation nach Maßgabe der IFS-Variante als weitaus weniger dramatisch dar. Mit Ausnahme des Paul-Ehrlich-Berufskollegs verzeichnen aber auch sie rechnerische Defizite, die allerdings um etwa zehn Prozentpunkte unterhalb des städtischen Durchschnitts liegen. 3.2.3 Der Raumbedarf nach Maßgabe des Raumkonzepts der Dortmunder Schulleitungen Unabhängig von dem bis hierhin referierten Modell zur überschlägigen Ermittlung des Raumbedarfs haben die Schulleitungen der Dortmunder Berufskollegs bereits im Vorfeld zum derzeitigen Planungsprozess ein Raumprogramm entwickelt, mit dem der Raumbedarf der Schulen bildungsgangspezifisch ermittelt werden kann und das überdies den veränderten berufspädagogischen Anforderungen an die Berufskollegs Rechnung trägt. Hierzu gehört u.a. die Berücksichtigung einer Mindestgröße für Unterrichtsräume in den Berufskollegs sowie die Notwendigkeit der Bereitstellung zusätzlicher Räumlichkeiten (z.B. Selbstlernzentren). Dieses in der Anlage dokumentierte Programm, orientiert sich am Ausstattungsprogramm für die Berufsbildenden Schulen in den neuen Bundesländern und soll nach den Vorstellungen der Beteiligten als Orientierungsrahmen für die künftige Ausstattung der Schulen dienen. Nach Maßgabe dieses Raumkonzepts stellt sich die Situation an den Dortmunder Berufskollegs noch dramatischer dar (vgl. Abb. 4 auf der nächsten Seite) als in den Ergebnissen der IFS-Variante: Demnach summierte sich der Fehlbestand im Schuljahr 2000/01 auf 185 unterrichtlich zu nutzende Räume, 137 davon allein im Brügmann-Block. Die Auslastung liegt im gesamtstädtischen Durchschnitt bei 136,6% und damit um zwölf Prozentpunkte höher als in der IFS-Berechnung. Überdurchschnittlich betroffen sind mit einer durchschnittlichen Auslastung von knapp 143% wiederum die fünf Schulen im Zentrum der Stadt. ‚Spitzenreiter’ was die Defizite betrifft, sind hier jedoch das Robert-Bosch-Berufskolleg (158,9%) mit einem Fehlbestand von 43 Räumen, das Leopold-Hoesch-Berufskolleg (157,4%) mit 31 Räumen, das Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg (154,5%) mit 36 Räumen und das FritzHenßler-Berufskolleg (152,9%) mit ebenfalls 36 Räumen. Ein deutlich größeres Defizit als in der IFS-Variante weist auf dieser Berechnungsgrundlage neben dem Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg (154,5% statt 115,8%) auch das Konrad-Klepping-Berufskolleg (141,5% statt 113,2%) auf. Interessanterweise gibt es aber auch zwei Schulen, deren Raumbedarf auf dieser Grundlage niedriger veranschlagt wird als nach Maßgabe der IFSBerechnung: Es sind dies das Robert-Schuman-Berufskolleg (116,4% statt 132%) und das Karl-Schiller-Berufskolleg (106,9% statt 115,7%). 12 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ -31 157,4% -43 158,9% LH Abb. 4: Raumbilanz: & Auslastung: (lt. Raumkonzept SL) -185 136,6% RB -137 KK 142,8% FH -36 152,9% -22 141,5% KS -5 106,9% RS -10 116,4% -38 130,4% PE -2 103,4% GvR -36 154,5% 13 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Noch nicht berücksichtigt sind bei diesen Berechnungen die im Raumkonzept der Dortmunder Schulleitungen ebenfalls vorgesehenen Räume, die nicht unmittelbar unterrichtlich genutzt werden (Konferenz- und Besprechungsräume, Selbstlernzentren, Gruppenarbeitsräume u.ä.). Würden diese ebenfalls einbezogen, stellte sich die Raumbilanz nochmals um einiges schlechter dar. Dasselbe gilt für den Vergleich von Raumbestand und Raumbedarf auf Quadratmeterbasis. Da ein Großteil der vorhandenen Räume nicht die im Raumkonzept vorgesehene Größe aufweist, liegt der auf dieser Basis ermittelte durchschnittliche Auslastungsgrad sogar bei 169% (vgl. Baustein 2). Obwohl die hier genannten Auslastungsgrade dem unbefangenen Leser geradezu beängstigend erscheinen mögen, darf nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um rechnerische Größen handelt, die überdies auch in vergleichbaren Großstädten wie etwa Köln oder Frankfurt am Main vorzufinden sind. Obwohl also noch kein unmittelbarer ‚Grund zur Panik’ besteht, weisen diese Werte jedoch auf den vorhandenen Handlungsbedarf in diesem Bereich hin. Um den betroffenen Schulen die Möglichkeit zu geben, die Qualität ihrer Bildungsangebote zu sichern und weiterzuentwickeln ist eine Verbesserung der räumlichen Ausstattung als notwendige Voraussetzung unabdingbar. Dies gilt umso mehr, wenn man davon ausgeht, dass die Schülerzahlen an den Dortmunder Schulen bis zum Jahr 2010 möglicherweise um noch einmal 10% ansteigen werden. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Raumbedarf einer Schule nicht proportional mit der Schülerzahl ansteigt. Entscheidend ist vielmehr die Zahl der gebildeten Klassen nach Teilzeit- oder Vollzeitform. So kann ein Teil des Schülerzahlanstiegs auch durch eine Erhöhung der durchschnittlichen Klassenfrequenzen aufgefangen werden. Sollte es jedoch zu weiteren Anteilsverschiebungen in Richtung auf vollzeitschulische Angebote kommen, könnte der Anstieg des Raumbedarfs auch höher als der Schülerzahlanstieg ausfallen. Um den hier angedeuteten Unwägbarkeiten zu entsprechen, darf einerseits der Bedarf nicht zu knapp kalkuliert werden. Andererseits sollte die Planung aber auch flexibel auf Entwicklungsverläufe reagieren können, die unterhalb dieses Erwartungsrahmens liegen. Der im Hinblick auf die Raumsituation an den Dortmunder Berufskollegs festgestellte, aktuelle Handlungsbedarf wurde von den Verfassern zu folgenden Schwerpunkten zusammengefasst, die auch das Einvernehmen der beteiligten Schulleitungen fanden: Ersatzgebäude für das Robert-Schuman-Berufskolleg Räumliche Entlastung des Brügmann-Blocks durch - Neubau oder/und - Aufstockung und Ergänzung - Nutzung anderer Gebäude Sanierungs- und Modernisierungsbedarf v.a. im Brügmann-Block, wo dringende Maßnahmen zur Verbesserung von Bausubstanz und Infra14 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ struktur erforderlich sind, um die räumlich-sächlichen Voraussetzungen für eine anspruchsvolle berufspädagogische Arbeit zu schaffen. Spezifischer Fachraumbedarf besteht darüber hinaus v.a. am FritzHenßler-Berufskolleg aber auch am Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg Als weniger bedeutsam eingeschätzt wurde hingegen der Handlungsbedarf im Hinblick auf die vom Fritz-Henßler-Berufskolleg unterhaltenen Dependancen. Stellen sie ohnehin eine Ausnahme in der Dortmunder Schullandschaft dar, werden sie, anders als ansonsten häufig üblich, von den Beteiligten weniger als schulorganisatorisches Problem wahrgenommen. 3.2.4 Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf den Raumbedarf Um dem Ersatzbedarf für das Robert-Schuman-Berufskolleg zu entsprechen müsste ein Neubau im Umfang von 70 bis 80 unterrichtlich zu nutzenden Räumen errichtet werden. Sinnvoll wäre es aus Sicht des IFS hierbei, diesen Neubau in der Nähe bereits vorhandener Kollegs zu errichten (CampusIdee). Da die Innenstadt hierfür kaum infrage kommen dürfte, sollte geprüft werden, ob in der Nähe des Schulzentrums Hacheney Platz für entsprechende bauliche Maßnahmen vorhanden ist. Neben dem Ersatzbedarf für das Robert-Schumann-Berufskolleg gibt es erheblichen Ergänzungsbedarf für die Entlastung des Brügmann-Blocks. Im Grunde müsste hier eine der fünf Schulen ausziehen, um eine wünschenswerte Versorgungssituation für die vier verbleibenden Schulen zu erreichen. Die Entscheidung welche dieser Schulen vom Standort Brügmann-Block verlegt wird, sollte mit Blick auf Angebotsstrukturen und Kooperationsverflechtungen sowie unter Berücksichtigung der damit verbundenen Kosten getroffen werden. Deshalb wird an dieser Stelle noch darauf verzichtet, bereits eine Schule zu benennen. Je nachdem welche der fünf Schulen in diesem Neubau untergebracht würde, müsste das Gebäude eine Kapazität zwischen 70 und 100 unterrichtlich zu nutzenden Räumen umfassen und je nach spezifischem Bedarf in z.T. aufwendiger Form mit den erforderlichen Fachräumen ausgestattet werden. Unabhängig davon wäre es im Sinne der CampusIdee zweckmäßig, die beiden neuen Gebäude nach Möglichkeit in räumlicher Nähe zueinander zu errichten (vgl. Abb. 5). Mit Blick auf die Angebotsstrukturen müsste allerdings auch überprüft werden, ob nicht das Robert-Schumann-Berufskolleg oder zumindest ein Teil seiner Bildungsgänge im Brügmann-Block untergebracht werden sollte. Um dies zu ermöglichen, müsste im Gegenzug allerdings eine weitere Schule den Brügmann-Block in Richtung Neubau verlassen. 15 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Abb. 5: Handlungsmöglichkeiten zum Raumbedarf LH Neubau II RB KK FH Neubau KS RS PE GvR 16 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ 3.3 Handlungsbedarf im Hinblick auf die Angebotsstruktur Auf die Bedeutung der Angebotsstruktur wurde an anderer Stelle bereits verschiedentlich hingewiesen. Als ideal gilt im Prinzip demnach ein vollständiges und durchlässiges Bildungsangebot an jeder Schule. In großstädtischen Systemen mit ihrem hohen Maß an Differenzierung sind jedoch auch Abstimmungen zur Aufteilung verschiedener Aufgaben erforderlich, v.a. um einen ruinösen Wettbewerb der Schulen im Vollzeit-Bereich zu vermeiden. Diese Aufgabenteilung sollte verbunden sein mit einer plausiblen fachlichen Strukturierung, die nach Möglichkeit auf Doppelangebote verzichtet und dabei jeder Schule ein zukunftsfähiges Profil sichert. Für die Dortmunder Berufskolleg-Landschaft gilt insgesamt, dass die Schneidung der Angebotsstrukturen diesen Ansprüchen bereits in hohem Maße genügt. Einen bedeutenden Anteil hieran haben sicherlich die in den letzten Jahren zwischen den Schulen abgestimmten „Flurbereinigungen“ sowie die Absprachen zur Profilierung und Arbeitsteilung im Hinblick auf vollzeitschulische Bildungsgänge gehabt. So steht der Betrachter vor einem relativ stimmigen Bild, in dem es nur noch einige ‚exotische’ Ausreißer gibt, die den gewachsenen Traditionen geschuldet sind und an denen sich niemand ernsthaft zu stören scheint. Dies gilt v.a. für die drei auf der nächsten Seite inhaltlich benannten Ausbildungsbereiche (vgl. Abb. 6): So passen etwa die am Karl-SchillerBerufskolleg (Profilelemente im Teilzeitbereich: Einzelhandel, kfm. IT- und Medienberufe, Werbekaufleute) unterrichteten Schauwerbegestalter streng genommen besser zum Angebotsprofil des Fritz-Henßler-Berufskollegs, das neben der Bau- und der Holztechnik, der Druck- und Medientechnik auch die Farbtechnik und Raumgestaltung umfasst. Die ebenfalls dort angesiedelte Brauereitechnik hingegen würde der außenstehende Betrachter inhaltlich eher dem Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg zuordnen, dessen Profil neben dem sozialpädagogisch und hauswirtschaftlich ausgerichteten Vollzeitbereich durch das Hotel- und Gaststättengewerbe und das Nahrungsmittelgewerbe gekennzeichnet ist. Über die Zuordnung der Versorgungstechnik zum Robert-Bosch-Berufskolleg (zentrale Profilelemente: Elektrotechnik, technisch ausgerichtete IT- und Medienberufe, Augenoptiker) kann man unterschiedlicher Meinung sein, da sie vom Berufsfeld her eigentlich dem metalltechnisch ausgerichteten Leopold-Hoesch-Berufskolleg zuzuordnen wären. Ungeachtet dieser Zuordnung gibt es aber auch Argumente, die dafür sprechen, diesen Bereich am Robert-Bosch-Berufskolleg zu belassen (Trend zu einer umfassenden ‚Haus- bzw. Gebäudetechnik’). Etwas dringlicher ist der Handlungsbedarf hingegen im Hinblick auf die Handelsschule am Konrad-Klepping-Berufskolleg einzuschätzen, dessen Teilzeitprofil von Bank-, Industrie- und Kaufleuten für Bürokommunikation sowie von Fachangestellten aus verschiedenen Bereichen geprägt wird. 17 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Abb. 6: Handlungsbedarf im Hinblick auf die Angebotsstruktur Versorgungstechnik LH RB ? JoA >700 FH KK KS räumliche Nähe BFS >6zg. RS PE Schauwerbegestalter GvR FOS/BFS S&G? Ernährungsberufe 18 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ So ist mit dem derzeitigen Ausbaustand der Berufsfachschule nach Einschätzung der Schulleitung nicht nur die Grenze des pädagogisch Sinnvollen erreicht. Durch einen weiteren Ausbau dieser Angebotsform würden der Schule überdies wichtige Entwicklungsperspektiven im Bereich der Höheren Berufsfachschule verbaut. Die bestehende Berufsfachschule soll aus diesem Grunde in höchstens sechszügiger Form fortgeführt werden, was allerdings nur unter der Voraussetzung möglich ist, dass zumindest eine der beiden anderen kaufmännisch ausgerichteten Schulen in Dortmund ein entsprechendes Bildungsangebot einrichtet, was auch im Hinblick auf die fachstrukturelle Schneidung (Einzelhandel am KS-BK) durchaus Sinn machen würde. Ein ähnliches Problem gibt es auch im Hinblick auf die männlichen Jugendlichen ohne Ausbildung, die in Dortmund zum überwiegenden Teil am FritzHenßler-Berufskolleg beschult werden. Mit der derzeitigen Größenordnung dieser Zielgruppe erscheint die Grenze des Vertretbaren sowohl in schulorganisatorischer, als auch in berufspädagogischer und bildungspolitischer Hinsicht erreicht. Um diese Grenze nicht zu überschreiten, wäre es nach Einschätzung der Schulleitung erforderlich, den Umfang dieser Zielgruppe auf etwa 700 zu begrenzen. Diese Zahl ist aber auch nur dann zu vertreten, wenn die räumlichen Voraussetzungen für eine pädagogisch sinnvolle Arbeit mit diesen Jugendlichen in Gestalt weiterer Werkstätten und anderer Fachräume bereitgestellt würden. Aus Sicht der Verfasser erscheint es überdies geboten, sich in Dortmund künftig verstärkt und in systematischer Form mit der Frage nach geeigneten Organisationsformen und Inhalten für diese Zielgruppe auseinander zu setzen, um auf diesem Wege zu arbeitsteiligen Lösungen zu gelangen. Als beispielhaft kann hier ein einschlägiger Arbeitskreis in Frankfurt am Main gelten, der vor einigen Jahren auf Initiative des Staatlichen Schulamtes mit dem Auftrag eingerichtet worden ist, entsprechende Lösungen für den Schulstandort Frankfurt zu entwickeln. Das in der Abbildung angedeutete Abstimmungsproblem zwischen den beiden Berufskollegs am Standort Hacheney bei der Einführung eines neuen Vollzeit-Bildungsganges scheint sich nach Angaben der Schulleitung zwischenzeitlich erledigt zu haben. Die darüber hinaus von den Beteiligten gewünschte räumliche Nähe zwischen dem Robert-Schuman-Bk und dem Paul-Ehrlich-Bk bezieht sich auf den Bereich der Bildungsgänge im Gesundheitswesen. So sind an der erstgenannten Schule die Fachklassen für die Helferberufe im Gesundheitsbereich (sonstige Profilelemente: Groß- und Außenhandel, Versicherung, Reiseverkehr und Spedition sowie Vollzeitangebote im Fremdsprachenbereich) angesiedelt, während das Paul-Ehrlich-Berufskolleg sein Angebotsprofil im Vollzeitbereich auf den Gesundheitsbereich hin ausgerichtet hat (sonstiges Profil geprägt von Berufen mit allgemein-gewerblicher Ausrichtung sowie weiblichen Jugendlichen ohne Ausbildung). Von der räumlichen Nähe versprechen sich die Beteiligten verbesserte Kooperationsmöglichkeiten. 19 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ 3.4 Externe Anforderungen – Stichwort ‚Branchenorientierung’ Der dritte Gliederungspunkt dieses Kapitels bezieht sich auf weitere qualitative Anforderungen an die Dortmunder Berufskollegs. Er konzentriert sich auf den Bereich der von außen kommenden Anforderungen, die – etwa seitens dualer Partner und anderer Akteure – an die Berufskollegs herangetragen werden. Auslöser für die aktuelle Diskussion zu diesem Thema war das Positionspapier des ‚dortmund-projects’, in welchem u.a. eine stärkere ‚Branchenorientierung’ der Berufskollegs eingefordert worden ist. Hierzu ist zunächst einmal anzumerken, dass diese Branchenorientierung in Dortmund im überwiegenden Teil der Fälle bereits heute gegeben ist und von daher gar nicht erst eingefordert werden muss. Dies gilt etwa für die Bereiche Versicherungen, Banken und Einzelhandel in ähnlicher Form wie auch für den Baubereich, den Sozialbereich, das Nahrungsmittelhandwerk u.a.m. Handlungsbedarf besteht allerdings im Hinblick auf die sich neu konstituierenden Branchen, die – in Teilbereichen quer zu den traditionell gewachsenen Strukturen – sich in den nächsten Jahren als neue ‚Führungsbranchen’ in Dortmund etablieren sollen oder bereits etabliert haben. Hierzu werden im Positionspapier des ‚dortmund-projects’ folgende Bereiche gezählt: Informations- und Kommunikationstechnik (IT) Medien Mikrosystemtechnik Logistik Im Hinblick auf diese Bereiche gilt in der Tat, dass gewachsene Strukturen in der Schullandschaft bezüglich ihrer Funktionalität überprüft und ggf. modifiziert werden müssen. Dabei sind unterschiedliche Lösungsansätze vorstellbar, die mit je unterschiedlichen Vorzügen und Nachteilen verbunden sind. Bevor sich der Schulträger für die eine oder andere Variante entscheidet, sollten diese zunächst einmal gründlich abgeklopft werden, um sicher zu gehen, dass die Entscheidung zugunsten der besten Möglichkeit getroffen wird. Dem Experten-Dialog-System sollte dabei nach Einschätzung des IFS zentrale Bedeutung für die anstehende Entscheidungsfindung zukommen. Im ersten Schritt wurden dort am 19. März diesen Jahres zunächst unterschiedliche Modelle vorgestellt und diskutiert. Damit verbunden war die Hoffnung, dass sich die Beteiligten auf ein gemeinsames Modell verständigen würden, das anschließend weiter zu konkretisieren wäre. Offensichtlich bedarf es aber weiterer Zwischenschritte auf dem Wege zu einer Verständigung, deren wichtigste Ergebnisse bisher im Folgenden dokumentiert werden. Wichtig für eine Entscheidungsfindung in dieser Frage ist die Vergewisserung über räumliche und angebotsstrukturelle Verflechtungen (vgl. Abb. 7). 20 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Abb. 7: angebotsstrukturelle Verflechtungen in Bezug auf die „Führungsbranchen“ LH RB MST Log. IT KK Med. FH RS KS 21 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Im Hinblick auf den IT-Bereich gibt es eine solche Verflechtung gegenwärtig zwischen zwei Schulen im Brügmann-Block: Das Robert-Bosch-Berufskolleg mit den eher technisch ausgerichteten IT-Berufen und das Karl-SchillerBerufskolleg mit den stärker kaufmännisch akzentuierten Berufen. An den Medienberufen (Med.) sind neben den beiden eben bereits genannten auch noch das Fritz-Henßler-Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Digital- und Printmedien beteiligt. Genauso viele Schulen sind es potentiell im Bereich der Mikrosystemtechnik (MST), dessen künftige Entwicklung (quantitativ wie qualitativ) gegenwärtig allerdings noch nicht zu überschauen ist. An diesem Bereich wären neben dem Robert-Bosch-Berufskolleg (Mikrotechnologen) Bildungsgänge aus den Berufsfeldern Chemie/Physik/Biologie (Fritz-Henßler-Berufskollegs) sowie Metalltechnik (Leopold-Hoesch-Berufskolleg) beteiligt. Ähnliche Ungewissheit gibt es z.Zt. auch noch im Bereich der Logistik (Log.). Dort gibt es gegenwärtig v.a. die am Robert-Schuman-Berufskolleg beschulten Berufe im Bereich der Verkehrs- bzw. Speditionskaufleute. Zum anderen werden künftig vermutlich aber auch stärker gewerblich-technisch akzentuierte Bildungsgänge hinzukommen, an denen das Leopold-Hoesch-Berufskolleg in Kooperation mit der Universität Dortmund derzeit arbeitet. Die sich hier im Gefolge der Entwicklung möglicherweise anbahnende Verflechtung würde demnach auch eine Schule außerhalb des Brügmann-Blocks betreffen. Betrachtet man nun die Verflechtungen der Strukturen im Hinblick auf die neuen ‚Führungsbranchen’ insgesamt, stellt sich die Situation als höchst komplex dar. Von den fünf Schulen im Brügmann-Block sind vier in mehrfacher Form unmittelbar beteiligt. Diese Verflechtungen werden ergänzt um die bereits weiter oben dargestellten Kooperationsbezüge (vgl. Abb. 1) zwischen den fünf Schulen, die nicht aufgelöst werden können, ohne dass dies Konsequenzen für das Bildungsangebot an diesem Standort nach sich zieht. Aus Sicht der Beteiligten stellt sich die Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit diesen Verflechtungen zumindest in Teilbereichen höchst unterschiedlich dar. So plädieren v.a. die Vertreter der betroffenen Schulen eher dafür, die vorhandenen Strukturen beizubehalten und Veränderungsabsichten kritisch zu prüfen. Ihre zur Folgeveranstaltung des Experten-Dialogs am 2. Mai diesen Jahres schriftlich fixierten Positionen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bei der Einführung eines neuen ‚branchenorientierten’ Berufskollegs seien gewisse Mindestvoraussetzungen zu berücksichtigen (RB-BK). Hierzu gehöre u.a. eine Mindestgröße von 2.000 Schüler/-innen, eine tragfähige mittelfristige Beschäftigungsperspektive in dieser Branche verbunden mit entsprechenden Ausbildungszahlen, die Möglichkeit zur Zuordnung vollzeitschulischer Bildungsgänge sowie die Möglichkeit einer engen Verzahnung von Aus- u. Weiterbildung. 22 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Der „materiale Gehalt“ der genannten ‚Führungsbranchen’ muss im Hinblick auf Tragfähigkeit für Strukturentscheidungen überprüft werden, so etwa für den Bereich ‚Logistik’ (KK-BK). Positive und negative Effekte aus der Zusammenführung von IT- und Medienberufen sind vor einer Entscheidung sorgfältig abzuwägen (KS-BK). Die IHK fordert in ihrer Stellungnahme zu diesem Anlass hingegen nachdrücklich strukturelle Veränderungen zumindest im Hinblick auf die IT- und Medienberufe: Eine getrennte Beschulung widerspricht nach ihrer Auffassung dem Konzept der IT-Berufe und ist deshalb nur zeitlich begrenzt akzeptabel. IT- und Medienbereich sollten deshalb im Rahmen der anstehenden Umstrukturierung in einem neu zu gründenden Berufskolleg zusammengeführt werden. Für die anderen Leitbranchen kann man sich aus heutiger Sicht hingegen darauf beschränken, die jeweils affinen Berufe möglichst vollständig an einem, höchstens zwei benachbarten Berufskollegs unterzubringen Ansonsten wird „wenig grundsätzlicher Änderungsbedarf“ gesehen Da es bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gelungen ist, die Vorstellungen der am Experten-Dialog Beteiligten in dieser Frage in Übereinstimmung zu bringen, wird sich der Schulträger bei der anstehenden Grundsatzentscheidung nicht an einer gemeinsam getragenen Empfehlung orientieren können. 4. Gemeinsam geprüfte Handlungsvarianten Als weitere Diskussionsgrundlage zur Sitzung des Experten-Dialogs am 19. März diesen Jahres wurden drei unterschiedliche Varianten zur Bewältigung des festgestellten Handlungsbedarfs (Basisvarianten I – III) entwickelt. Diese Handlungsvarianten zielten einerseits auf die Realisierung der gewünschten ‚Branchenorientierung’ und sollten dabei gleichzeitig einen Beitrag zur Beantwortung der weiter oben aufgeworfenen, räumlichen und angebotsstrukturellen Fragen leisten. Die Beteiligten hatten bis zum 2. Mai Gelegenheit, hierzu in schriftlicher und mündlicher Form Stellung nehmen. 4.1 Basisvariante I In Basisvariante I (vgl. Abb. 8) wird davon ausgegangen, die Bildungsgänge aus den neuen ‚Führungsbranchen’ im Brügmann-Block zu belassen. Um die derzeit dort vorhandenen, komplexen, wechselseitigen Bezüge mit ihren Potentialen für eine ertragreiche Zusammenarbeit am vorhandenen Standort zu sichern und weiter zu entwickeln, bedürfte es allerdings dringend der weiter oben bereits angesprochenen räumlichen Entlastung. 23 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Abb. 8: Basisvariante I LH RB MST Neubau II Log. IT Neubau KK Med. FH RS KS PE GvR 24 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Die räumliche Entlastung wird in dieser Variante durch den Auszug des FritzHenßler-Berufskollegs erreicht, das in den Räumen des zweiten zu errichtenden Neubaus mit seinen bislang in den verschiedenen Dependancen untergebrachten Abteilungen zusammengeführt werden könnte. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die derzeitige Unterbringung der Gerüstbauer auf dem Gelände der Zeche Hansemann von den Beteiligten als eine auf Dauer angelegte Lösung betrachtet wird. Darüber hinaus wäre auch die Verlegung der Brauereitechnik mit einem nicht zu unterschätzenden Aufwand verbunden. Falls aus diesem Grunde auf eine Verlegung verzichtet würde, müsste das neue Gebäude im Kern nur die Bereiche Bau- und Holztechnik, Farbtechnik und Raumgestaltung, einen Teil der vollzeitschulischen Bildungsangebote sowie die Jugendlichen ohne Ausbildung aufnehmen, da der Bereich der Medien- und Drucktechnik sowie die medienrelevanten Teile der Fachoberschule Gestaltung im Brügmann-Block zurückbleiben würden. Im Ergebnis dieser Basisvariante (vgl. Abb. 9) verbleiben demnach vier der ursprünglich vorhandenen schulorganisatorischen Einheiten im BrügmannBlock. Die IT- und Medienbildungsgänge könnten dann gemeinsam im freiwerdenden Gebäude des Fritz-Henßler-Berufskollegs untergebracht werden, wodurch gleichzeitig eine Zusammenführung mit den dort verbliebenen medienspezifischen Bildungsgängen dieser Schule realisiert würde. Die möglicherweise expandierende Mikrosystemtechnik könnte in der Schnittfläche zwischen Robert-Bosch-Berufskolleg und Leopold-Hoesch-Berufskolleg angesiedelt werden, die sich ohnehin einen gemeinsamen Gebäudekomplex teilen. Die Bildungsangebote dieser beiden Schulen würden ergänzt um die einschlägigen Bildungsgänge des Fritz-Henßler-Berufskollegs. Als weiterer Schwerpunkt würde am Leopold-Hoesch-Berufskolleg der gewerblichtechnische Bereich der Logistik weiterentwickelt. Ob in diesem Bereich künftig eine stärkere Kooperation mit den affinen kaufmännischen Berufen am Robert-Schuman-Berufskolleg erforderlich sein wird, lässt sich aus Sicht der beteiligten Experten zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend einschätzen. In Basisvariante I ist außerdem vorgesehen, dass dem Robert-SchumanBerufskolleg eines der beiden neu zu errichtenden Gebäude als Ersatz für das derzeitige Schulgebäude zur Verfügung gestellt wird. Wenn dieses in der Nähe des Schulzentrums Hacheney errichtet würde, wären dort gute räumliche Voraussetzungen für eine intensive Kooperation im Gesundheitsbereich (Ges.) gegeben. Falls die weitere Entwicklung im Bereich der Logistik überdies verstärkte Kooperation mit dem Leopold-Hoesch-Berufskolleg erfordern sollte, könnte ggf. zu einem späteren Zeitpunkt über die Verlegung der betroffenen Bildungsgänge in den Brügmann-Block entschieden werden. 25 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Abb. 9: Ergebnisse der Basisvariante I LH MST FH Log. RB KK RS IT Med. Ges. KS PE GvR 26 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Eine Reihe von Fragen sind auf dieser Entwicklungsstufe der Basisvariante I noch nicht zufriedenstellend beantwortet. So stellt sich die Angebotsstruktur des Fritz-Henßler-Berufskollegs in dieser Form noch als einigermaßen unbefriedigend dar, da es nicht nur wichtige Bildungsgänge im Teilzeitbereich, sondern aller Voraussicht nach auch die HBFS Gestaltung und möglicherweise Teile der FOS abgeben würde. Hier müsste überlegt werden, wie die Angebotsstruktur sinnvoll angereichert werden könnte, um der Schule eine tragfähige Entwicklungsperspektive zu erhalten. Ebenfalls noch nicht abschließend geklärt ist die weiter oben bereits erörterte, künftige schulorganisatorische Zuordnung der IT- und Medienbildungsgänge. Im Rahmen der Veranstaltung des Experten-Dialogs am 2. Mai diesen Jahres wurden von den Anwesenden weitere Vorzüge und Nachteile dieser Variante diskutiert, die vom Konrad-Klepping-Berufskolleg zusammengestellt worden waren und im Folgenden unkommentiert dargestellt sind: Vorzüge: zwei umfassende Neubauten Erheblicher Raumgewinn im Brügmann-Block Führungsbranchen zentral zusammengefasst Campusmöglichkeit für kaufmännische und gewerbl. Berufe Relativ geringe Verschiebung von Bildungsgängen Nachteile: Das Fritz-Henßler-Berufskolleg verliert an Modernität und wird zu einem unausgewogenen, nicht vollständig entwickelte Berufskolleg Das Raumproblem im Brügmann-Block wird durch Neubauten erst sehr langfristig gelöst 4.2 Basisvariante II Bei den Überlegungen zu Basisvariante II wurde davon ausgegangen, dass die Entwicklung in den neuen ‚Führungsbranchen’ auch eine verstärkte Kooperation im Bereich der Logistik erforderlich machen könnte. Für diesen Fall sollte das Robert-Schuman-Berufskolleg ebenfalls in den Brügmann-Block ziehen, so dass dann alle Bildungsgänge aus dem Bereich der ‚Führungsbranchen’ dort angesiedelt wären. Um hierfür die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen, hätten allerdings im Gegenzug zwei Schulen von dort wegziehen müssen. Ein solcher Aufwand hätte sich nur legitimieren lassen, wenn damit entsprechende Vorteile verbunden gewesen wären. Da bei der gemeinsamen Diskussion der Basisvariante II im Experten-Dialog entsprechende Vorteile ebenso wenig zu erkennen waren wie die ursprünglich angenommenen Kooperationserfordernisse, wird auf eine ausführlichere Darstellung und Diskussion an dieser Stelle verzichtet. 27 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Abb. 10: Ergebnisse der Basisvariante III LH MST Log. RB KK RS FH KS Ges. PE IT Med. GvR 28 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ 4.3 Basisvariante III Die Basisvariante III greift schließlich die in der öffentlichen Diskussion verschiedentlich geäußerte Forderung auf, einen der zu errichtenden Neubauten am Standort Phoenix-West zu realisieren und dort für ein IT- und Medienberufskolleg zu nutzen. Dorthin wären dann die gegenwärtig an den drei bereits genannten Schulen untergebrachten Bildungsgänge zu verlegen, einschließlich der dazu gehörigen Vollzeit-Angebote. Würde das Robert-SchumanBerufskolleg überdies einen Ergänzungsbau in räumlicher Nähe zum Schulzentrum Hacheney beziehen, stellte sich die Situation anschließend wie auf der vorangegangenen Seite abgebildet dar (vgl. Abb. 10). Die Auswirkungen dieser Variante werden von den am Diskussionsprozess Beteiligten unterschiedlich eingeschätzt. So heben die Vertreter/-innen von IHK und ‚dortmund-project’ v.a. die Vorzüge für das neu entstehende Berufskolleg hervor: Vorzüge aus Sicht der IHK: Die Gewährleistung einer adäquaten technischen Ausstattung, hinreichender und dem Charakter der Branche entsprechender Räume sowie ein adäquates Umfeld lassen sich am ehesten durch die Errichtung eines Neubaus erreichen Die räumliche Nähe zu den IT- und Medienstandorten ist für das neue Berufskolleg von Vorteil und aus Sicht des ‚dortmund-projects’: Am gewünschten Standort Phoenix-West gibt es einen starken Bezug zum Thema IT Das Berufskolleg profitiert von der räumlichen Nähe zu Ausbildungs- und Praktikumseinrichtungen vor Ort Das synergetische Potential am Standort befördert die Clusterbildung Die beteiligten Schulleitungen heben hingegen stärker auf die zu erwartenden Nachteile für den Standort Brügmann-Block ab: Obwohl als positive Folge dieser Variante zwar vermutet wird, dass durch den Auszug der IT- und Medienbildungsgänge relativ schnell Raumkapazitäten im Brügmann-Block frei würden, werden diese auf Dauer gesehen als nicht ausreichend betrachtet (KK-BK), so dass möglicherweise die Errichtung eines dritten Neubaus erforderlich werden könnte (RB-BK). Befürchtet wird überdies die „Entmodernisierung“ der betroffenen Berufskollegs im Brügmann-Block, da sie einen erheblichen Teil ihrer anspruchsvollen und zukunftsträchtigen Bildungsgänge verlieren würden. Aus externer Perspektive erscheinen die Argumente beider Seiten plausibel. So sind die Entwicklungsperspektiven einer neuen Schule in einem neuen, eigens zu diesem Zweck errichteten Gebäude noch dazu in räumlicher Nähe 29 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ zu einer Reihe von Ausbildungsbetrieben sicherlich als ausgesprochen positiv einzuschätzen. Entstehen würde hierdurch ein vermutlich prosperierendes Berufskolleg, das allerdings im Gegenzug über weniger günstige Voraussetzungen für die ebenfalls wünschenswerte Kooperation mit anderen Schulen verfügte als am Standort Brügmann-Block. Gleichzeitig hinterließe der Auszug der IT- und Medienbildungsgänge in der Tat eine inhaltlich stark ausgedünnte Landschaft an diesem Standort, dem mit dem Kernbereich der neuen ‚Führungsbranchen’ gleichzeitig ein wesentlicher Teil seiner innovativen ‚Zugpferde’ abhanden gekommen wäre. Im Hinblick auf die Anforderungen zur Gestaltung des Gesamtsystems, aber auch bezüglich der standortbedingt eingeschränkten ‚Entwicklungsoffenheit’ der neuen Schule erscheint diese Variante insgesamt weniger überzeugend. 5. Referenzvariante des IFS Unter Abwägung der bis hierhin referierten Argumente zu den bislang vorgestellten Varianten wird an dieser Stelle abschließend eine Referenzvariante skizziert, die nach Einschätzung der Verfasser geeignet erscheint, als Orientierungsrahmen für die künftige Gestaltung der Dortmunder BerufskollegLandschaft zu dienen. Sie ist in ihren zentralen Elementen weitgehend deckungsgleich mit der Basisvariante I (vgl. Kap. 4.1 bzw. Abb. 8), da hiermit am ehesten dem festgestellten Handlungsbedarf in den verschiedenen Dimensionen unter Berücksichtigung der zugrunde gelegten Leitlinien entsprochen werden kann. Möglicherweise eignet sie sich sogar als Kompromisslinie zwischen den derzeit in Teilbereichen noch divergenten Positionen der beteiligten Expertinnen und Experten, da zumindest einige der in ihr enthaltenen Vorschläge als konsensfähig gelten können. Die Referenzvariante umfasst im Einzelnen folgende Elemente: Für das Robert-Schuman-Berufskolleg, das seine derzeitige Angebotsstruktur beibehält, wird ein neues Schulgebäude nach Möglichkeit in räumlicher Nähe zum Berufsschulzentrum Hacheney errichtet. Wie bereits in den Ausführungen zum Raumbedarf dargelegt (vgl. Kap. 3.2.4) sollte dieses Gebäude eine Kapazität von 70 – 80 unterrichtlich zu nutzenden Räumen aufweisen, um dem Ersatzbedarf für die Aufgabe des Schulgebäudes in der Sckellstraße zu entsprechen. Die IT- und Medienbildungsgänge bleiben am Standort BrügmannBlock und werden dort zu einer neuen schulorganisatorischen Einheit zusammengefasst. Damit wird einerseits den spezifischen Anforderungen des Beschäftigungssystems in diesem Bereich entsprochen, wie sie stellvertretend von IHK, ‚dortmund-project’ und einer Reihe von Ausbildungsbetrieben formuliert worden sind. Andererseits gewährleistet der Verbleib am bisherigen Standort ein höheres Maß an Entwicklungsoffenheit und Flexibilität der neuen Schule, begünstigt die 30 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Kooperation mit den anderen Schulen an diesem Standort und vermeidet überdies die ansonsten befürchtete „Entmodernisierung“. Im Rahmen der vorgesehenen Neugründung würden folgende Bildungsgänge im neuen IT- und Medienberufskolleg zusammengeführt: vom Robert-Bosch-Berufskolleg: - IT-Berufe - Mediengestalter/-innen Bild und Ton - Fachkräfte für Veranstaltungstechnik mit insgesamt ca. 850 Schüler/-innen ergänzt um affine Vollzeitbildungsgänge ((H)BFS und FS) vom Karl-Schiller-Berufskolleg: - IT-Berufe - Kaufleute für audiovisuelle Medien - Fachangestellte für Medien und Informationsdienste - Veranstaltungskaufleute mit insgesamt ca. 350 Schüler/-innen sowie optional - Buchhandel - Werbekaufleute mit ca. 170 Schüler/-innen vom Fritz-Henßler-Berufskolleg: - Berufsfeld Drucktechnik einschl. - Mediengestalter Digital- und Printmedien sowie - der Bereich Fotografie mit etwa 400 Schüler/-innen ergänzt um affine Vollzeitbildungsgänge (HBFS und Teile der FOS) Mit der Zusammenführung der hier genannten Bildungsgänge wäre die von Seiten der Schulleitungen genannte Mindestgröße von 2.000 Schüler/-innen zur Einrichtung eines neuen Berufskollegs in etwa erreicht. Noch offen bleibt an dieser Stelle die Frage, wie die sich hier abzeichnende Angebotsstruktur sinnvoll vervollständigt werden könnte. So sind bislang weder Angebote zur Vorbereitung einer beruflichen Ausbildung noch Fortbildungsangebote in Gestalt einer Fachschule vorgesehen, die im Sinne eines vollständigen Bildungsangebotes an dieser Schule perspektivisch jedoch unverzichtbar sind. Der durch die Zusammenführung der IT- und Medienbildungsgänge gleichzeitig verursachte, beträchtliche Schülerzahlrückgang am Robert-Bosch-Berufskolleg könnte durch die Übernahme der Laborantenberufe vom Fritz-Henßler-Berufskolleg zumindest teilweise kompensiert werden. Dies wäre überdies auch im Hinblick auf den sich 31 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ neu entwickelnden Bereich der Mikrosystemtechnik eine zweckmäßige Ergänzung in der Angebotsstruktur dieser Schule. Obwohl der Schülerzahlrückgang am Karl-Schiller-Berufskolleg weniger umfangreich ausfällt, sollte auch hier nach sinnvollen Kompensationsmöglichkeiten gesucht werden. Eine Möglichkeit hierzu könnte die Verlegung der Bürokaufleute vom Robert-Schuman-Berufskolleg sein. Für das Fritz-Henßler-Berufskolleg stellt sich der durch die vorgesehene Abgabe der Berufsfelder Drucktechnik und Chemie, Physik, Biologie zu erwartende Schülerzahlrückgang am wenigsten dramatisch dar. Zu überprüfen ist jedoch, inwieweit die dadurch verursachte Reduktion des derzeitigen Angebots eine nachhaltige Beeinträchtigung der Entwicklungsperspektiven dieser Schule nach sich zieht und wie einer solchen Beeinträchtigung ggf. begegnet werden könnte. Darüber hinaus bleibt an dieser Stelle die Frage offen, wie mit der Gruppe der Jugendlichen ohne Ausbildung umgegangen werden soll, die gegenwärtig an diesem Berufskolleg beschult werden (s. auch Kap. 6). Damit das neue IT- und Medienberufskolleg kein virtuelles Konstrukt bleibt, ist es auf die Unterbringung in einem eigenen Schulgebäude angewiesen. Nach gründlicher Prüfung der verschiedenen Optionen kommt für eine solche Unterbringung aus Sicht der Verfasser am ehesten das Schulgebäude des Fritz-Henßler-Berufskollegs in Frage, da mit dem Druckbereich bereits ein wesentlicher Teil der einschlägigen Bildungsgänge dort untergebracht ist, der als Kernbestand der neuen Schule an diesem Standort bleiben könnte. Eine relativ aufwendige Verlegung der Drucktechnik wäre – im Unterschied zu allen anderen Optionen – in diesem Falle nicht erforderlich. Für diesen Fall wäre der zu einer spürbaren Entlastung des Brügmann-Blocks ohnehin erforderliche zweite Neubau demnach so zu gestalten, dass er den Anforderungen der am Fritz-HenßlerBerufskolleg verbleibenden Bildungsgänge entspricht. Den wesentlichen Kern bilden dabei die Berufsfelder Bautechnik, Holztechnik sowie Farbtechnik und Raumgestaltung (einschließlich der Schauwerbegestalter). Zu berücksichtigen wäre überdies der spezifische Raumbedarf für die Angebote, die sich an Jugendliche ohne Ausbildung richten. Entschieden werden müsste in diesem Zusammenhang der künftige Verbleib des Berufsfeldes Ernährung und Hauswirtschaft. Als Optionen bieten sich neben der Beibehaltung des Status Quo auch die Zuordnung zum Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg oder die Zusammenführung am neuen Standort an. Als Standort für diesen Neubau könnte im Hinblick auf die Angebotsstrukturen der Schule das Gelände der Zeche Hansemann infrage kommen, da dort gegenwärtig bereits die Gerüstbauer untergebracht sind. 32 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ Mit dem Auszug dieser Bildungsgänge aus dem Brügmann-Block und der Zusammenführung der genannten IT- und Medienbildungsgänge im neuen Berufskolleg würde sich die Raumsituation der betroffenen Schulen mittelfristig deutlich verbessern. Möglicherweise könnten die freigezogenen Kapazitäten am Robert-Bosch-Berufskolleg und am Karl-Schiller-Berufskolleg dann auch für eine Entlastung der unmittelbar benachbarten Schulen genutzt werden, die gegenwärtig ebenfalls unter spürbarem Raummangel leiden. Ggf. müsste ansonsten auch noch einmal der Vorschlag der Schulleitungen zu baulichen Ergänzungen am Standort geprüft werden. Für den Fall, dass sich die Raumsituation vor Umsetzung der hier vorgeschlagenen Maßnahmen noch weiter zuspitzt, müsste überdies ernsthaft über die Möglichkeit einer zeitlich befristeten Anmietung von Dependancen nachgedacht werden. Abschließend bleibt an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass es sich bei der hier vorgestellten Referenzvariante lediglich um einen Orientierungsrahmen handelt, der dem Schulträger wichtige Anhaltspunkte für die anstehenden schulorganisatorischen Entscheidungen an die Hand gibt. Zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen sind weitere inhaltliche Konkretisierungen zur Ausgestaltung dieser Handlungsmöglichkeiten ebenso erforderlich wie die Festlegung eines zeitlichen Rahmens, der auch eine genaue Abfolge der einzelnen Schritte enthalten muss. Nach den bisherigen Erfahrungen der Verfasser aus anderen Planungsprojekten wäre es ausgesprochen zweckmäßig, die am Experten-Dialog Beteiligten an einer solchen Konkretisierung zu beteiligen. Erforderlich wäre als Basis hierfür jedoch eine Grundsatzentscheidung des Schulträgers, ob diese Referenzvariante künftig als Leitlinie zur Weiterentwicklung der Dortmunder Berufskolleg-Landschaft genutzt werden soll. Darüber hinaus sollte im weiteren Verfahren auch noch einmal geklärt werden, ob durch die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf zentrale Teilbereiche der Dortmunder Schullandschaft möglicherweise wesentliche Aspekte außer Acht gelassen worden sind. So ist etwa die räumliche Situation im Berufsschulzentrum Hacheney, wo sich die beiden Schulen ein gemeinsames Gebäude teilen müssen, bislang noch nicht hinreichend gewürdigt worden. Insofern könnte es angezeigt sein, gemeinsam mit den Betroffenen Überlegungen anzustellen, wie mit dieser potentiell problematischen Situation konstruktiv umgegangen werden kann. 33 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ 6. Empfehlungen und Ausblick Mit der Vorlage des Abschlussberichts zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ wird ein mehr als einjähriger gemeinsamer Planungsprozess abgeschlossen. Aus Sicht des IFS, der an diesem Prozess beteiligten Schulen und des Schulträgers kann das Ende der gemeinsamen Planungsarbeit jedoch lediglich als wichtige Zwischenstation eines sich kontinuierlich fortsetzenden Entwicklungsprozesses und somit gleichzeitig als Auftakt für die nun anstehende Phase verstanden werden, in deren Mittelpunkt die Bewertung und Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse stehen wird. Das vorliegende Konzept kann dazu als Grundlage dienen. Ausgehend von einer systematischen Bestandsaufnahme und Analyse der Ausgangssituation wurde versucht, mit Blick auf die zukünftig zu erwartenden Entwicklungen sowohl den hieraus erwachsenden Handlungsbedarf als auch Möglichkeiten zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben zu zeigen. Die von Schulen und Schulträger auf der Grundlage des Konzepts gemeinsam zu leistende Weiterentwicklung der Berufskolleg-Landschaft sollte sich jedoch nicht auf eine Umsetzung der dort vorgeschlagenen Maßnahmen beschränken. Darüber hinaus gibt es Entwicklungsaufgaben, die nicht mittels konkreter schulorganisatorischer Maßnahmen zu bewältigen sind und die auch nur begrenzt auf bürokratischem Wege verordnet werden können. Zu diesen bis hierhin noch nicht konkret genannten Aufgaben gehört die systematische Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität schulischer Arbeit in den einzelnen Berufskollegs, die Weiterentwicklung der Kooperation und Abstimmung zwischen den Schulen, die Zusammenarbeit der Schulen mit den anderen Akteuren im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung, die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Bildungsangebote sowie die Versorgung der möglicherweise weiter wachsenden Zahl von Jugendlichen ohne Ausbildung mit adäquaten Bildungsangeboten. Bei der Bewältigung dieser Entwicklungsaufgaben könnte der bereits eingerichtete ‚Experten-Dialog’ in Dortmund wertvolle Unterstützung leisten. Hier sind neben den Schulen, der Schulverwaltung und der Schulaufsicht auch die Arbeitsverwaltung, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, der Deutsche Gewerkschaftsbund und das ‚dortmund-project’ vertreten. So sehen die Verfasser in der Einrichtung dieses Gremiums einen möglichen ersten Schritt auf dem Wege zur Institutionalisierung eines ‚regionalen Berufsbildungsdialoges’, in dem die bereits geleistete gemeinsame Arbeit eine 34 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ sinnvolle und kontinuierliche Fortsetzung finden könnte. Dieses Gremium wäre demnach das zentrale Forum für den erforderlichen Informationsaustausch zwischen den an der beruflichen Bildung beteiligten Akteuren und für die gemeinsame Bearbeitung der anstehenden Probleme. Als ein wichtiges Problem soll in diesem Zusammenhang noch einmal die hohe Zahl von Jugendlichen hervorgehoben werden, die keinen Ausbildungsplatz finden. Angesichts der zunehmenden Bedeutung der beruflichen Erstausbildung als notwendiger Voraussetzung zum Eintritt in das Erwerbsleben und damit über die bloße Existenzsicherung hinaus auch zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, gewinnt dieses Problem zusätzlich an Brisanz. Wenn es nicht gelingt, die betroffenen Jugendlichen durch geeignete Angebote an eine Ausbildung heranzuführen und sie nach Möglichkeit auch zu einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss zu führen, sind ihre Chancen zur angestrebten Eingliederung in eine nach wie vor durch Erwerbsarbeit geprägte Gesellschaft deutlich und dauerhaft eingeschränkt. Um dies zu vermeiden, ist ein breit gefächertes Angebot von der Vermittlung der erforderlichen Sprachkompetenzen bei neu zuwandernden ausländischen Jugendlichen über Möglichkeiten zur nachgängigen Erreichung allgemeinbildender Abschlüsse bis hin zu speziellen berufsvorbereitenden und qualifizierenden Maßnahmen erforderlich, die im Bedarfsfalle um geeignete Formen der Betreuung und Förderung zu ergänzen sind. In diesem Kontext ist auch über die Verteilung dieser Schülergruppe auf die Dortmunder Berufskollegs nachzudenken. Falls der hier festgestellten Konzentration nicht entgegengewirkt wird, droht eine ‚Ghettoisierung’ dieser Jugendlichen, durch die die angestrebte Re-Integration in das Bildungssystem erschwert würde. Die Verfasser plädieren an dieser Stelle jedoch nicht für eine gleichmäßige Verteilung dieser Jugendlichen auf alle Schulen. Um ihnen an den jeweiligen Standorten ein möglichst vielfältiges Angebot machen zu können, das den z.T. durchaus unterschiedlichen Eingangsvoraussetzungen entspricht, scheint ein gewisses Maß an Bündelung vielmehr unvermeidlich. Auch die Einrichtung spezieller Fachabteilungen mit engagierten und erfahrenen Lehrer/-innen, die sich an den einzelnen Schulen um die spezifischen Belange dieser Klientel kümmern, hat sich nach Einschätzung der Verfasser bewährt und sollte nicht durch eine vollständige Dezentralisierung gefährdet werden. Eine feststehende quantitative Obergrenze für die vorgeschlagene Form der Zusammenfassung gibt es nicht. Die jeweils zu wählende Größenordnung hängt vielmehr von einer Reihe von Faktoren ab (Schulgröße, Angebotsstruktur und Schulformanteile, Zusammensetzung des Kollegiums und der Schülerschaft), die bei der Entscheidung insgesamt zu berücksichtigen sind. Angesichts der Entwicklung des Ausbildungsstellenangebots kann gegenwärtig überdies nicht ausgeschlossen werden, dass die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildung künftig noch weiter ansteigen wird. Hiervon werden 35 Abschlussbericht zum „Entwicklungskonzept Dortmunder Berufskollegs“ dann auch zunehmend Jugendliche betroffen sein, die eine Berufsausbildung prinzipiell zwar auch ohne zusätzliche Unterstützung beginnen und erfolgreich abschließen könnten, angesichts der Marktlage aber dennoch keine Chance auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz haben. Das bisherige Angebot für Jugendliche ohne Ausbildung muss in diesem Falle verstärkt um entsprechende Ersatzangebote berufsqualifizierender Art ergänzt werden. Dies wird angesichts kapazitärer Begrenzungen nur in geringem Maße von den Schulen selbst geleistet werden können und wäre auch im Hinblick auf die späteren Beschäftigungschancen der Absolventen/-innen nicht als durchgängige Strategie zu empfehlen. Falls es nicht gelingt, das auf dem Markt selbst vorhandene Angebot durch entsprechende Anstrengungen aller Beteiligten an den vorhandenen Bedarf anzupassen, müssten demnach zusätzliche Angebote in außerbetrieblicher Form eingerichtet werden. In diesem Zusammenhang könnte der ‚Experten-Dialog’ einen Beitrag zur Koordinierung solcher Aktivitäten übernehmen. Als weiterer Aufgabenbereich bietet sich außerdem die Koordinierung bei der Entwicklung und Umsetzung neuer sowie eine entsprechende Profilierung bestehender Bildungsgänge in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung an, mit denen dem sich permanent wandelnden Qualifikationsbedarf Rechnung getragen werden könnte. Als Modelle für eine solcherart zu organisierende Weiterentwicklung des Bildungsangebotes kann an dieser Stelle auf die Arbeitskreise „Kölner Modell I und II“ hingewiesen werden, die dies in den 90er Jahren für den Medienbereich am Standort Köln bereits in beispielhafter Form geleistet haben. Die in diesem Zusammenhang gewonnenen Erfahrungen mit der Arbeit im Rahmen von ‚Branchendialogen’ müssten sich nach Einschätzung der Verfasser auch auf andere Bereiche und Regionen übertragen lassen. Im Hinblick auf die hier aufgelisteten Aufgabenbereiche, für die kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird, erscheint es ausgesprochen empfehlenswert, die Arbeit des ‚Experten-Dialogs Berufliche Bildung in Dortmund’ über den eigentlichen Planungszeitraum hinaus fortzusetzen, sofern nicht schon ein anderes Gremium mit diesen Aufgaben befasst ist. Dabei würde sich eine partiell arbeitsteilige Herangehensweise anbieten, wobei dem Experten-Dialog die Aufgabe zur Koordination der unterschiedlichen Aktivitäten bei der Bearbeitung von einzelnen Entwicklungsaufgaben zukäme. 36