Partystimmung auf Pekings PS
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Partystimmung auf Pekings PS
SPIEGEL ONLINE - Druckversion - Auto China: Partystimmung... http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,druck-548626,00.html 21. April 2008, 13:02 Uhr AUTO CHINA Partystimmung auf Pekings PS-Schau Aus Peking berichtet Tom Grünweg Visa-Schikanen, Tibet-Proteste, Olympia-Diskussion: Immer wieder ist China in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten. Bei der größten Automesse des Landes ist davon nichts zu spüren. Auf der "Auto China" herrscht Partylaune, die deutschen Hersteller sind ganz vorne dabei. Noch vor ein paar Tagen sah es so aus, als müsste die Auto China weitgehend ohne ausländische Gäste über die Bühne gehen. Wo immer man nachfragte, gab es Probleme mit den Visa und der Einreise. Und je öfter der olympische Fackellauf ins Stocken geriet, desto länger zog sich die Bearbeitungszeit in den Konsulaten hin. Doch seit die Messe öffnete, ist aller Ärger offenbar vergessen. Auf der Motorshow wimmelt es von Besuchern aus Europa und den USA. Getrübt wird die Stimmung allenfalls von stundenlangen Staus bei der Anfahrt, dem Chaos bei der Akkreditierung und löchrigen Dächern, durch die es auf die neuen Autos tropft. Politische Diskussionen zwischen den glitzernden Neuwagen will hier keiner führen. Es geht ums Geschäft. Und das läuft für die Branche derzeit nirgends besser als in China. Insbesondere gilt das für die deutschen Hersteller: VW dominiert als meistverkaufte Marke den Massenmarkt, Audi, BMW und Mercedes trumpfen bei den Oberklassemodellen auf. Die Repräsentanten dieser Firmen wählen deshalb ihre Worte mit Vorsicht oder schweigen, wenn kritischer nachgefragt wird. Keine politischen Statements, dafür viel PR-Tamtam Das heißt allerdings nicht, dass die deutschen Hersteller in Peking leise auftreten. Im Gegenteil: Für ihre Neuheiten trommeln sie lauter denn je. Schließlich feiern mit dem Audi Q5 und dem Mercedes GLK erstmals zwei völlig neue Baureihen aus Deutschland in China Weltpremiere. Den PR-Zirkus inszenierten die beiden Konkurrenten schon am Vorabend der Messe: Mercedes enthüllte den GLK ungewöhnlich unspektakulär in einem Gartenzelt vor einem Finanzzentrum weit außerhalb der Innenstadt. Audi hingegen ließ richtig auffahren: Mehrere hundert Gäste erlebten im Foyer eines gewaltigen Bürokomplexes im Pekinger Zentrum eine gut halbstündige Show nach dem James-Bond-Motto "Die Welt ist nicht genug". Das PR-Brimborium war derartig inszeniert, so dass der neue Q5 im Moment der Enthüllung beinahe übersehen wurde. Das hat auch einen politischen Hintergrund. Die VW-Marken müssen schon aus Höflichkeit reichlich Vorstände chinesischer Partnerunternehmen auf die Bühne bitten. Außerdem sind die Ingolstädter die erfolgreichste Luxusmarke in China – und der Q5 soll das Geschäft weiter befeuern. Schließlich soll der Geländewagen sogar in China gefertigt werden. Jeder siebte VW geht nach China China ist der wichtigste Markt für die Autobauer aus Wolfsburg. Jedes siebte Fahrzeug des Konzerns werde im Reich der Mitte verkauft, sagt Statthalter Ulrich Vahland. Vorstand Martin Winterkorn verspricht nach einem Plus von 32 Prozent im vergangenen Jahr weiteres Wachstum. Statt 917.000 Autos will er in diesem Jahr mindestens eine Million Fahrzeuge absetzen. Das Angebot wird daher noch besser auf den chinesischen Kundengeschmack zugeschnitten. Winterkorn zog das Tuch deshalb von gleich zwei neuen VW-Modellen, die in diesem Geist entstanden sind. Die eine Premiere ist die Limousine Lavida aus dem Werk von Shanghai Volkswagen, das erste komplett in China entwickelte VW-Modell. Der Wagen hat etwa das Format 1 von 3 21.04.2008 19:03 Uhr SPIEGEL ONLINE - Druckversion - Auto China: Partystimmung... http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,druck-548626,00.html des Passat. Die andere Premiere ist der etwas kompaktere New Bora, der von FAW montiert wird und etwa soviel Charme hat wie hierzulande der Jetta. In China gilt das Stufenheckmodell als Traum jeder Kleinfamilie. Winterkorn zumindest macht ein paar vorsichtige politische Bemerkungen. Der Konzern ist Sponsor der Olympischen Spiele und so nimmt der VW-Chef höflich, diplomatisch und unverbindlich als einziger auf der ganzen Messe vor Publikum zur aktuellen Diskussion Stellung, lobt den olympischen Geist und wünscht sich, dass die "chinesischen Partner die Chancen ergreifen", die sich daraus für die Völkerverständigung ergebe. Den Chinesen ist die Klimadiskussion egal Das war es dann aber auch mit der Zivilcourage. Zwei Hallen weiter zeigt Porsche als Krönung der Cayenne-Baureihe den neuen Turbo S, dessen aufgeladenen V8-Motor die Ingenieure auf monströse 550 PS getunt haben. Die Markteinführung des "stärksten Cayenne aller Zeiten" ist in Deutschland für August geplant, die Preise beginnen bei 132.774 Euro. Dass der Wagen ausgerechnet in Peking präsentiert wird, hat drei Gründe. Erstens würden gerade auf den neuen Märkten die besonders starken Modellvarianten verlangt, sagt Porsche. Zweitens sind 80 Prozent der immerhin 4200 chinesischen Porsche-Kunden des letzten Jahres Cayenne-Fahrer. Und drittens hätte der rasende Klimasünder in Europa wohl zu viel Gegenwind bekommen. Der Turbo S schluckt im Schnitt 14,9 Liter. Natürlich kennt und schätzt man die deutschen Hersteller in China vor allem für ihre Luxuslimousinen und für die großen Geländewagen. "Doch registrieren wir auch bei den Besserverdienern ein wachsendes Interesse an kleinen Fahrzeugen", sagt Mercedes-Chef Dieter Zetsche. Als Konsequenz soll ab 2009 der Smart in China verkauft werden. Weil der Winzling in den USA gut ankommt, soll der Zweisitzer nun auch den Fernen Osten aufrollen. Die Chancen dafür stehen nach Einschätzung von Vertriebschef Klaus Meier nicht schlecht: "Schließlich entsteht in China derzeit alle zehn Monate eine Stadt von der Größe New Yorks." Das Bild ist imposant, aber unnötig. Wer einmal quer durch Peking zur Messe musste, der begreift während der stundenlangen Stop-and-Go-Fahrerei auf jeden Fall, dass hier Kleinwagen eine große Zukunft haben werden. Dass es den Smart als schlechtes Plagiat in China längst zu kaufen gibt, ficht Daimler nicht an. Meier: "Nachdem die Chinesen mit ihrer Kopie nach Europa drängen, bringen wir ihnen jetzt das Original." URL: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,548626,00.html FORUM: Wie umgehen mit der aktuellen Situation in China? http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=3641&goto=newpost ZUM THEMA AUF SPIEGEL ONLINE: Olympia: Zypries zeigt Verständnis für Chinas Visaverschärfungen (21.04.2008) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,548600,00.html Messe-Fotostrecke: Volkswagen für die Volksrepublik http://www.spiegel.de/fotostrecke/0,5538,30821,00.html Mercedes GLK: Die Peking-Ecke (21.04.2008) http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,548317,00.html Olympia-Proteste: Sarkozy entschuldigt sich bei Rollstuhlfahrerin aus China (21.04.2008) http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,548619,00.html Audi Q5: Eine Nummer kleiner (19.04.2008) 2 von 3 21.04.2008 19:03 Uhr