Schweizer Bauer

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Schweizer Bauer
L A N D T E C H N I K • 33
Samstag, 10. August 2013
Zwei ungleiche PS-Giganten im Vergleich
Die Bern Grizzlies im Camaro. (Bild: Martina Paulova)
Die Zurich Renegades auf Fendt. (Bild: Martina Paulova)
Der Camaro am Limit im Slalomlauf. (Bild: Martina Paulova)
Hightech in der Fendt-Kabine. (Bild: Lubos Stehno)
Das Cockpit des Camaros. (Bild: Lubos Stehno)
Die technischen Raffinessen des Fendt gegen die Urgewalt des Camaros: Wer hat die besseren Karten im Vergleichstest? (Bild: Fabian von Unwerth)
Fendt gegen Camaro: Unentschieden lautet das Verdikt der Jury
Kurt Lotz (l.) interviewt Stephan Schmidlin. (Bilder: rh)
Ein Vergleichstest von einem Traktor gegen ein Auto ist nicht neu. Neu ist
aber, dass der Traktor die
Hightechmaschine und
das Auto der Kraftprotz
ist. Wer hat die besseren
Karten bei diesem Kräftemessen der Giganten.
STEPHAN SCHMIDLIN
TV-Moderator Kurt Lotz dankt GVS-Mann Werner Müller (l).
Beim American Football ist vor
allem die Taktik entscheidend,
und er wird darum oft auch als
Rasenschach bezeichnet. Dennoch lässt sich ein solches Spiel
ohne genügend «Speuz» in den
Armen der Spieler nicht gewinnen. So bringt ein durchschnittlicher Defense-Spieler locker
120 bis 150 kg Muskelmasse auf
die Waage.
Hightech in Vollendung
Das Verdikt der Jury: Unentschieden. (Bild: Martina Paulova)
Auch die Kandidaten von unserem Vergleichstest sind wahrlich keine Leichtgewichte. Im
Duell der Giganten standen sich
eine majestätisch anmutende
Black Beauty in Form eines
Fendts 939 Vario und die rohe
Urgewalt im Kleid eines weissen
Chevrolet Camaro gegenüber.
So gegensätzlich wie die Farben
der beiden Kontrahenten sind
auch deren technische Ausstattung. Der Fendt punktet da zum
Beispiel mit einem stufenlosen
Getriebe bis zu 60 km/h schnell
oder mit einer cleveren Vorderachsfederung mit elektronischem
Stabilisierungsprogramm für schnelle und sichere
Kurvenfarten oder auch ein ausgeklügeltes ABS-System für
sich und seinen Anhänger. Aber
auch beim Komfort hat der
schwarze Riese einige Raffinessen zu bieten. Hierzu gehört die
luftgefederte Kabine mit viel
Platz und guter Übersicht, der
frequenzgesteuerte Fahrersitz
und die ergonomische Bedienung mit Joystick und Touchscreen.
Leistung pur
Logisch hatte auch der Camaro ABS oder ein Stabilisierungsprogramm an Board, doch im
Vergleich mit der stufenlosen
Antriebstechnik des Fendts erinnert das manuelle 6-GangGetriebe stark an technische
Lösungen aus dem letzten Jahrtausend. Für eine Herzfrequenzerhöhung ist jedoch beim
Öffnen der Motorhaube gesorgt. 5,4 Sekunden von 0 auf
100 km/h und ein Topspeed
von 260 km/h sind die Versprechungen aus dem Prospekt.
Schon nur der Anblick des 6,2
Liter grossen V8 lässt erahnen,
dass die 432 wilden Pferde ihr
Versprechen auf jeden Fall ein-
halten werden. Doch wie beim
American Football stellt sich
auch hier die Frage: Wer hat die
Nase vorn beim Parcours mit
vier Aufgaben? Der Fendt mit
seinen technischen Raffinessen
hat einen taktischen Vorteil.
Doch darf die Urkraft des Camaros nicht unterschätzt werden. Gefahren wurden die Fahrzeuge übrigens von den beiden
Footballteams Zurich Renegates und Bern Grizzlies.
2 Teams, 4 Aufgaben
Bei der ersten Aufgabe ging es
um die Beschleunigung. Dafür
muss der Camaro eine Meile zurücklegen. Beim vier Mal
schwereren Fendt wurde die
Strecke auf auf eine viertel Mei-
le abgesteckt. Ausserdem bekam das schnellere Fahrzeug
auf den ersten 20 Meter einen
Punkt. Nach dem Startzeichen
der Cheerleaderin schoss der
Camaro wie von einer Wespe
gestochen davon und gewann
den ersten Punkt nach 20 Meter. Der Fendt nahm es gemütlicher, aber mit dem stufenlosen
Getriebe kontinuierlich. Das
brachte dem schwarzen Koloss
einen klaren Vorteil, sodass er
gut eine halbe Sekunde vor dem
Camaro durch das Ziel ging und
sich den anderen Punkt von diesem Rennen sicherte.
Wer steht schneller?
Doch nicht nur das Beschleunigen, auch das Anhalten ist
wichtig. Aus diesem Grund war
die zweite Aufgabe ein Bremstest aus der maximalen Geschwindigkeit. In der Schweiz
bedeutet das für den Fendt 40
km/h und für den Camaro bekanntlich 120 km/h. Auch bei
dieser Aufgabe hat der Fendt
seine technische Nase vorn.
Nach dem Startzeichen der
Cheerleaderin fuhren die beiden Fahrzeuge los und beschleunigten auf die jeweilige
Geschwindigkeit. Zwar konzentriert, aber dennoch relativ
entspannt brachte der Fahrer
von den Renegates den Fendt
nach nur anderthalb Fahrzeuglängen zum Stehen. Anders im
Camaro, hier benötigte der Berner Grizzlie einiges mehr an
Beinkraft um das Pedal zu treten und die Reifen zum Quitschen und Pfeifen zu bringen.
Trotzdem schoss der Camaro
weit über die Markierung hinaus und kam erst nach zehn Wagenlängen zum Stillstand. Diesen Punkt hatte sich der Fendt
wahrhaftig verdient. Es stand
zwei zu eins für Black Beauty.
Agilität im Test
Mit einem Wenderadius von
11,6 m hat der Camaro gegenüber dem Fendt mit 13,1 m einen klaren Vorteil. Doch kann
er diesen auch in der Praxis umsetzen? Der dritte Aufgabe war
darum ein Slalomlauf. Da es wie
gesagt um die Agilität der Fahrzeuge ging, mussten beide Duel-
lanten den gleichen Streckenparcours absolvieren. Gewinnen würde der Schnellere der
beiden. Der Fendt absolvierte,
dieses Mal ebenfalls mit quietschenden Reifen, den Slalomlauf in einer Zeit von 64 Sekunden. Der Camaro war zwar wieder weniger elegant unterwegs,
und sein Heck brach beim Kreisen um die Pilonen öfters aus.
Dennoch schaffte es der weisse
Flizer in rund 42 Sekunden ins
Ziel und gewann diesen Punkt.
Ein Stechen musste her
Damit stand es nach den drei
Aufgaben mit jeweils zwei
Punkten pro Fahrzeug unentschieden. Ein Stechen musste
her. Die Jury entschied sich für
die Aufgabe Einparken. Fahrer
bei dieser Aufgabe waren die
Cheerleaderin der Bern Grizzlies und der Zurich Renegades.
Gewinnen würde das Fahrzeug,
das schneller in der Parklücke
steht. Beide Girls kamen mit ihren zugeteilten Boliden auf Anhieb zurecht und stellten die
PS-Giganten in Nullkommanichts in die vorgesehene Lücke. Somit stand es auch nach
dem Stechen wieder bei Unentschieden. Die Jury verzichtete
auf einen weiteren Durchgang
und erklärte die beiden zum
Sieger. Zu recht, denn damit
war der Beweis erbracht, dass
nicht nur die Kraft, sondern
auch die Taktik zählt, wie auf
dem Footballfeld so auch auf
der Strasse.
390 PS unter der Fendt-Haube. (Bild: Fabian von Unwerth)
VIDEO IM IN T ERNE T
Noch nicht genug von diesem PS-Spektakel? Mehr
Bilder und auch das komplette Video zur Fernsehsendung von V12 Media finden
Sie bei uns auf www.schweizerbauer.ch. schm
Vollbremsung aus 60 km/h. (Bild: Fabian von Unwerth)
TECHNISCHE DATEN
Die Cheerleaderin der Bern Grizzlies fuhr mit dem Camaro
exakt in die Parklücke. (Bilder: Fabian von Unwerth)
Die Cheerleaderin der Zurich Renegades hatte mit dem Fendt
dank Fahrschulung mit Werner Müller keine Probleme.
Leistung
Hubraum
Zylinder
Drehmoment
Gewicht
Preis
Quelle: Angaben der Hersteller
Camaro Coupé 6.2 V8
432 PS/ 318 kW
6162 cm3
8
569 Nm
1850 kg
Fr. 48 490.–
Fendt 939 Vario
390 PS/ 265 kW
7755 cm3
6
1547 Nm
10 830 kg
Fr. 361 300.–
Kurt Lotz (r.) und Stephan Schmidlin auf dem Set. (Bild: rh)

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