Untitled - Hessen:Queensland Exchange Program

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Untitled - Hessen:Queensland Exchange Program
Auslandserfahrungsbericht
Bond University, Queensland. Australien 05.05.2014 – 15.08.2014 Planung
Ich wollte bereits seit Beginn meines Studiums im Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Darmstadt einmal im englischsprachigen Ausland studieren. Dadurch erhoffte ich mir, nicht nur meine Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern auch das angelsächsische Studiensystem und Campusleben kennenzulernen. Das Hessen‐Queensland‐Programm bot genau diese Möglichkeit, sodass ich mich über meine Hochschule dort bewarb und nach einem Auswahlgespräch eine Zusage für die Bond University an der Gold Coast erhielt. Dies war zwar nicht meine Erstwahl gewesen, aber die University of Queensland kooperiert leider grundsätzlich nicht mit Darmstadt, wofür ich keinen triftigen Grund sehen kann. Die Bond University hat als einzige private Universität Australiens jedoch ebenfalls einen hervorragenden Ruf und der dort angebotene „Master in Real Estate“ würde es mir voraussichtlich ermöglichen, die dort besuchten Veranstaltungen in mein Studium zu integrieren. Zur Finanzierung meines Auslandsaufenthalts bewarb ich mich erfolgreich um eine Auslandsförderung der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, die neben einer Auslandspauschale auch Flug‐ und Versicherungskosten übernahm. Ohne diese großzügige Unterstützung hätte ich mein Auslandssemester nur schwerlich in Australien absolvieren können. Vorbereitung
Bestandteil des Hessen‐Queensland‐Programms war ein Vorbereitungstreffen in Frankfurt, durch das ich viele wertvolle Informationen über die australische Kultur und relevanten Einreiseformalitäten erhielt. Der erste Schritt bestand in der offiziellen Bewerbung als Austauschstudent an der Universität und der Wahl geeigneter Kurse. Da ich nicht die auf der Website angekündigten Kurse fand, zog sich dieser Prozess einige Zeit hin, bis ich schließlich meine Immatrikulationsbescheinigung erhielt. Es empfiehlt sich daher, bereits vor der Uniwahl bereits telefonisch mit der Universität Kontakt aufzunehmen und das tatsächliche Kursangebot zu erfragen. In meinem Fall fand ich jedoch andere Kurse im Projektmanagement, die sich schließlich ebenfalls als Vertiefung in mein Studium integrieren lassen würden. Mit der „Confirmation of Enrollment“ konnte ich schließlich ein Studentenvisum beantragen, welches jedoch mit einem kostspieligen Gesundheitscheck verbunden war und somit insgesamt 600 Euro kostete. Alternativ wäre ein Work‐and‐Travel‐Visum ebenfalls von der Universität akzeptiert worden und deutlich günstiger gewesen. Als Krankenversicherung war eine „Overseas Student Health Cover“ verpflichtend für alle Austauschstudenten. Deren Kosten wurden von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft getragen und die Leistungen entsprechen einer deutschen Krankenversicherung, sodass keine private Auslandszusatzversicherung nötig war. Eine Wohnung fand ich über die Facebook‐Seite der Universität, wo ich problemlos ein Zimmer bei einem australischen Studenten mieten konnte. Es wäre allerdings auch durchaus möglich gewesen, direkt vor Ort eine Unterkunft zu suchen, da das Angebot an privaten Zimmern und professionellen Wohnheimen wie „Varsity Lakes“ oder „The Cape“ sehr vielfältig ist. SituationamOrt
Studium
Eine Orientierungswoche zu Beginn des Trimesters an der Bond University unterstützte alle neuen Studierenden dabei, sich an der Universität und für Veranstaltungen einzuschreiben, sich auf dem relativ kleinen Campus zurechtzufinden und neue Freunde kennenzulernen. Ich wählte zunächst vier Kurse, von denen ich nach einer Woche allerdings wegen der hohen Arbeitsbelastung eine Veranstaltung abmeldete. Die verbliebenen Kurse Project Planning, Portfolio and Program Management und Risk Management waren alle im intensive Format, wurden also in zwei Blöcken im Abstand von sechs Wochen unterrichtet. Weiterhin wurden die Studienleistungen statt in Abschlussklausuren durch sogenannte assignments erbracht, also längeren Ausarbeitungen von 4.000‐6.000 Wörtern verteilt über das gesamte Semester. Dies ermöglichte es mir, noch vor Ende der abschließenden Klausurenphase abzureisen und doch alle Prüfungsleistungen zu erbringen. Alle drei Veranstaltungen wurden am Institute of Sustainable Development and Architecture angeboten und richteten sich an ca. 20 Masterstudierende verschiedener Fachrichtungen. Der Anteil internationaler Studierenden war mit über 50% relativ hoch, allerdings sehr vielfältig und bereichernd. Wie erwartet waren die Lehrmethoden deutlich interaktiver, angewandter und persönlicher als in Deutschland. Insbesondere in Project Planning und Portfolio Management ging es vor allem um die weichen Faktoren in Projektarbeit, wie Führung, Verhandlung und Konfliktlösung. Dies wurde nur in geringem Maße an theoretischen Konzepten, sondern vor allem anhand der langjährigen Praxiserfahrungen der Dozenten erläutert, diskutiert und nachgespielt. Dementsprechend waren auch die assignments weniger wissenschaftlich und quellenorientiert, sondern vielmehr persönlich‐reflektierend, kritisch und projektbezogen. Lediglich die große Ausarbeitung in Risk Management, die ich während über das gesamte Semester hinweg verfasste, verfolgte einen hohen wissenschaftlichen Anspruch, um sie im Anschluss als Seminararbeit in Deutschland anerkennen lassen zu können. Alle drei Veranstaltungen erweiterten meinen Horizont und entsprachen meinen Erwartungen an angelsächsische Lehre, jedoch vermisste ich zunehmend den theoretischen und wissenschaftlichen Ansatz deutscher Universitäten. Die Anerkennung meiner Studienleistungen in Australien ist noch nicht abgeschlossen, aber ich bin zuversichtlich, dass ich trotz des unterschiedlichen Ansatzes alle drei Veranstaltungen mit insgesamt 9 CP anerkannt bekomme. Wohnen
Für mein Auslandssemester mietete ich ein kleines Zimmer bei zwei Australiern, von denen einer ebenfalls an der Bond University studierte. In den 150 AUD Miete pro Woche (Miete wird dort zweiwöchentlich bezahlt) waren alle Nebenkosten sowie Grundnahrungsmittel in der Küche inbegriffen. Mein Mitbewohner nahm mich zudem gelegentlich mit auf Kurztrips oder in die Uni, die nämlich leider ca. 7km von unserer Wohnung entfernt lag. Ich konnte mir dafür zwar ein Fahrrad ausleihen, aber das tägliche Pendeln stellte den Hauptnachteil meiner Wohnung dar. Andere Zimmer für einen vergleichbaren Preis wären direkt in der Nachbarschaft der Uni gewesen, was ich jedem nur empfehlen kann. Dafür verstand ich mich mit meinen Mitbewohnern sehr gut, wir kochten und redeten oft miteinander und ich konnte das gesamte Haus samt Pool nutzen. Die Lebenshaltungskosten in Australien sind allgemein sehr hoch und das Essen auf dem Campus insbesondere sehr teuer. Jedoch lassen sich die Kosten über Einkäufe bei Aldi, Studentenvergünstigungen im öffentlichen Nahverkehr und die reichhaltigen Freizeitangebote der Universität deutlich reduzieren. Freizeit
Das Freizeitangebot an der Bond University ist riesig. Es gibt über sechzig student associations mit kulturellen und sportlichen Angeboten, für die man sich am Anfang des Semesters einschreiben kann. Ich nahm aktiv teil am Kiteboarding Club, Bond 4WD, Camping and Fishing Club sowie dem Scuba Diving, die viele Veranstaltungen während des Semesters organisierten. Im Scuba Diving Club konnte ich für 240 AUD auf drei Tauchgängen meinen Tauchschein erwerben und mit dem B4CF Club fuhr ich am Ende des Semesters auf ein Abenteuerwochenende. Außerdem engagierte ich mich intensiv als „Student Ambassador“, führte Gäste über den Campus und half am Open Day mit. Allgemein gibt es an der Bond University ein kostenloses Fitnesscenter mit hervorragender Ausstattung und Swimming Pool, das ich häufig mit Freunden besuchte. Weiterhin liegt die Universität in unmittelbarer Nähe des Strandes, der allerdings mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen ist. Dank meines geliehenen Fahrrads und Surfboards konnte ich dort jedoch jeden Morgen mit einem Freund surfen gehen. Durch die Orientierungswoche hatte ich auch viele weitere Freunde kennengelernt, mit denen ich häufig etwas unternahm, von Strandbesuchen und Kochen hin zu Parties und Kurzurlauben ins australische Outback. Erst gegen Ende des Semesters mit nahender Klausurenphase nahmen die Freizeitaktivitäten ab und ich verbrachte den Großteil meiner Zeit in der hervorragend ausgestatteten Bibliothek, um meine zahlreichen Assignments zu schreiben. SituationnachRückkehr/Bewertung
Insgesamt war mein kurzer Auslandsaufenthalt in Australien eine sehr bereichernde Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte. Wie erhofft konnte ich das angelsächsische Studiensystem und Campusleben kennenlernen, aber auch wunderbare Freundschaften schließen und diesen spannenden Kontinent auf Kurzurlauben zwischen meinen Vorlesungen bereisen. Mein Auslandsaufenthalt wird sich voraussichtlich in mein Studium in Deutschland integrieren lassen, nachdem ich alle Noten erhalten und anerkannt bekommen habe. Der Auslandsaufenthalt hat mir auch den hohen Wert der Ausbildung in Deutschland gezeigt und gleichzeitig mein Verständnis für eine andere (Studien‐) Kultur erhöht. Persönlich profitiere ich sehr von den sehr anwendungsorientierten und diskussionsreichen Kursen, die mir wesentliche soft skills im Projektmanagement gelehrt haben. Insgesamt würde ich alles noch einmal genauso machen und blicke voller Dankbarkeit auf diese einmalige Erfahrung zurück, die mir durch das Hessen‐
Queensland‐Programm sowie die Stiftung der Deutschen Wirtschaft ermöglicht wurde.