Kunstheld` im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden
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Kunstheld` im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden
DOI 10.6094/helden.heroes.heros./2014/02/03 17 Christina Posselt-Kuhli Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden Ein herrscherliches Tugendexempel im Deutschland des 17. Jahrhunderts Kunst und Heldentum – eine semantische und ikonographische Bestimmung „Herrschertum und Kunstpflege, politische und künstlerische Aussage, gehören in der Barockzeit eng zusammen. Sie bedingen sich in einer bis dahin unbekannten Intensität.“ (Klessmann 147) Diese oft und zu Recht wiederholte Bemerkung soll in diesem Beitrag anhand eines spezifischen Heldenmodells überprüft und in ihrer Bedeutung, Konstruktion und Inszenierung analysiert werden. Das semantisch wie bildlich im 17. Jahrhundert ausgestaltete Modell des ‚Kunsthelden‘ soll dabei in seiner Geltung für die Herrschaftsauffassung nach dem Dreißig jährigen Krieg betrachtet werden.1 Zudem soll den rezeptionsästhetischen Qualitäten und da mit der Rückwirkung künstlerischer Formulierungen des herrscherlichen Habitus auf den Herrscher und dessen Rolle Aufmerksamkeit geschenkt werden.2 Dass Kunst und Heldentum in eine Beziehung zueinander treten konnten, bedurfte einer grundlegenden Wandlung des Status der Kunst. Durch die Aufwertung der Künste im 15. und 16. Jahrhundert – vom niederen Stand des Handwerks zu einem Teil der ‚artes liberales‘ – erlangten die bildenden Künste allmählich den Rang, den die Geschichtsschreibung bereits einnahm. So wurde die Kunst legitimierter Teil des Herrscherlobes. Sie hatte dadurch Anteil an der Formung von „Historie als ein[em] Bild der Helden, die Geschichte machten“ (Mai u. a. 12). Ikonographisch treffen die Sphären von Kunst, Geschichtsschreibung und Herrschaft in der Ableitung eines historiographischen Motivs aufeinander. Chronos, der mit Sichel und Stundenglas bewehrte Gott der Zeit, erscheint im 17. Jahrhundert nicht mehr [nur] in seiner zerstörerischen Dimension. Er wird im Gegenteil zum Helfer der Historia, ‚gezähmt‘ durch Tugend und Weisheit (Kintzinger 26).3 In Verbindung mit Historia führt er die helden. heroes. héros. Wahrheit herbei, wozu er häufig Münzen und Statuen präsentiert als historische Artefakte, an denen Geschichte und ihre Lehren abzulesen sind.4 Der [auch bildlich] inszenierte Topos, nach dem die Wahrheit oder die Zeit durch Chronos ans Licht kommt [bildlich geschieht dies, indem Chronos die Personifikation der Veritas emporhebt],5 wird im Barock zuweilen durch die Herrscherfigur adaptiert.6 Dabei ist es nicht mehr die Wahrheit, die – nun durch den Potentaten – erhoben wird, sondern es sind die Künste. Augustus gleich lässt der Herrscher dadurch ein neues Zeitalter anbrechen.7 Bildlich wurde diese Vorstellung etwa in Nicolas Loirs Gemälde Der Fortschritt der Künste unter der Regentschaft Louis XIV umgesetzt, in dem Chronos den Schleier lüftet, der die Künste (Bildhauerei und Malerei) verdeckt, in Anlehnung an die Sentenz ‚veritas filia temporis‘. Sie neigen sich hin zum König, dessen Bildnis von Minerva und Fama empor gehalten wird.8 Der Blick der Künste, die ihren Förderer erkennen, dank dessen sie nun in neuem Licht erstrahlen, wird von Louis XIV auf den Betrachter gelenkt, der somit in das Geschehen einbezogen ist und wie die Künste „aufgeklärt“ wird. Dass dieses neue Zeitalter vor allem durch Frieden gekennzeichnet ist, der die Künste erblühen lässt, wird weithin in Text und Bild propagiert. Welche Rolle der Herrscher dabei einnimmt – nämlich als siegreicher Militärführer, als Friedensbringer und Kulturförderer – wird in einer bedeutenden Schrift des 17. Jahrhunderts ausführlich thematisiert. Es handelt sich um die enzyklopädisch angelegte Kunsttheorie Joachim von Sandrarts. Die in drei Folio-Bänden 1675, 1679 und 1680 erschienene Schrift des Malers, Kupferstechers und Gelehrten Sandrart, die reich mit zum Teil ganzseitigen Kupferstichen geschmückt ist, macht den Zusammenhang zwischen Kunstförderung und heldenhafter Stilisierung von Herrschern in besonderer Weise deutlich. Die semantische Bestimmung des Kunsthelden wird bereits in der Widmung des zweiten Hauptteils Christina Posselt-Kuhli 18 von 1679 auf Friedrich Wilhelm von Brandenburg übertragen, den Sandrart als ‚Kunsthelden‘ tituliert (Sandrart 1679, Widmung [I] 647). Diese Bezeichnung wird jedoch erst durch ein Spannungsverhältnis zum Ausdruck gebracht. In einer metaphernreichen Anrede von Fama wird der Große Kurfürst nämlich zunächst als ‚Teutscher Martis‘ bezeichnet (ebd. [II] 646). Zur Unterstützung dieses Vergleichs wird die Genealogie bemüht, denn gleichwie Fama „unter Dero Glorwürdigsten Vorfahren einen Achillem fande / Dessen Durchleuchtigster Waffen Glantz den Ruhm aller Helden seiner Zeit“ verdecke, habe Friedrich Wilhelm eben dies in seiner Zeit vermocht.9 Doch durch die Besichtigung seiner Kunstkammer und aufgrund des großen Kunstverstands des Kurfürsten, der seiner Waffenkunde nicht nachstehe, habe sich Fama für einen anderen Helden-Namen entschieden: „Kame sie sofort auf den Schluß / daß Deroselben der Ehren Name eines Teutschen Föbus oder Apollo bäßer anstehen würde“ (ebd. [II] 647). Göttervergleiche wie hier mit Apoll sind durchaus keine Seltenheit im 17. Jahrhundert. Das Wortfeld des Kunsthelden in den panegyrischen und erzieherischen Schriften des 17. Jahrhunderts umspannt die antike Mythologie – insbesondere Vorbilder wie Herkules [in seiner Rolle als ‚musagetes‘] haben dabei Konjunktur – sowie antike Herrscher wie Augustus oder Alexan der den Großen. Mit diesen Vergleichen wird auch in Fürstenspiegeln und in staatstheore tischen Schriften auf die Leistungen des Herrschers für das Gemeinwohl und als Friedensstifter verwiesen. Eine Gruppe, die dieses Ideal besonders propagierte, war die Fruchtbringende Gesellschaft, die größte deutsche Sprachgesellschaft des 17. Jahrhunderts, der auch Joachim von Sandrart und der Große Kurfürst angehörten.10 Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges dem Niedergang der deutschen Kultur durch die Pflege und Kodifizierung der deutschen Sprache entgegenzuwirken. Es galt, die Sprache in ihrer Bedeutung als ‚teutsche Heldensprache‘ [so der Begriff bei Johann Rist, Georg Philipp Harsdörffer, Kaspar Stiler oder Johann Heinrich Schill]11 wieder rein von Einflüssen fremder Sprachen zu neuer Blüte zu verhelfen. Sprachförderung, so glaubte man, ginge zudem mit einer Verbesserung der Sitten einher. Demzufolge konnte auch der Kunst liebende Mäzen seine Tugendhaftigkeit als Herrscher unter Beweis stellen, indem er durch seine Kulturförderung das sittliche Niveau hob und die Friedensliebe stärkte. Innerhalb der Teutschen Academie lässt sich ein enges Zusammenspiel von semantischer und bildlicher Ausgestaltung des Kunsthelden-Themas ausmachen. Die Bezeichnung einzelner Fürsten als Kunstheld, die Sandrart auch im Kontext der Beschreibungen diverser fürstlicher Kunstsammlungen [darunter der Brüsseler Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms, der kurpfälzischen Herrscher Karl I., Karl Ludwig und Karl II. sowie der Grafen Otto Gall, Georg Augustin und Rudolph Wilhelm aus dem Geschlecht der von Stubenberg12] verwendet, wird visuell durch die Kupferstiche der Teutschen Academie unterstrichen. Hier ist auf den Zweiten Titelkupfer der Iconologia deorum zu verweisen.13 [Abb. 1] Sandrarts Beschreibung folgend handelt es sich um den Zug der Helden [gemeint sind damit die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft] zum Thron. Er wird rechts angeführt von den drei Oberhäuptern [Ludwig von Anhalt-Köthen, Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar und August von Sachsen-Weißenfels] sowie den drei kurfürstlichen Mitgliedern [Georg Wilhelm, Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Johann Georg II. von Sachsen]. Es folgen die ‚Gesellschafter‘ in streng hierarchischer Rangfolge von Herzögen, Markgrafen, Landgrafen, Pfalzgrafen, Fürsten, Grafen und Freiherren, dann Adelige und Gelehrte.14 Dabei erscheint diese von Merkur angeführte Gesellschaft „mit alt-Römischer Helden-Rüstung gewaffnet / und hielte jeder einen Palmen-Zweig“ (Sandrart 1680, Iconologia deorum [IX] 1321). Der Anteil der Fruchtbringer und ihr Selbstverständnis als ‚Heldenmacher‘ geht in diesem Heldenzug bildlich und durch die namentliche Nennung mit den herrscherlichen Helden, die ihnen voranschreiten, sinnfällig zusammen. Ergänzend zum Kupferstich verhandelt die Textpassage des ‚Ehren-Preis‘ in einer Prosa-Ekloge die Verherrlichung der Fruchtbringenden Gesellschaft als ‚teutscher Parnass‘ unter dem Schutz Minervas, Apolls und der Musen und stellt dabei die einzelnen Mitglieder der Sprachgesellschaft mit ihren Werken und ihrem Wirken vor.15 Von der Muse Thalia wird Herzog August von Sachsen-Weißenfels in Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Widmungen der Teutschen Academie als ‚Kunst-Held‘ tituliert, der von Apollo mit seinen ‚Gunst-stralen‘ beleuchtet werde (ebd. [X] 1322). Der Große Kurfürst als Beschützer der Künste – das Ideal von ‚arma et litterae‘ In einer vergleichbaren Ikonographie erscheint der Große Kurfürst als Beschützer der Künste in dem 1682 von Michael Willmann geschaffenen Gemälde.16 [Abb. 2] Die Rolle Friedrich Wilhelms, seine Platzierung im Zentrum der Komposition sowie die Rahmung durch mythologische Figuren hat Willmann im Entstehungsprozess helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden des Bildes deutlich verstärkt, was sich an zwei überlieferten Zeichnungen nachvollziehen lässt, die dem Gemälde vorausgingen. Im ersten Entwurf ist der thronende Kurfürst noch ganz an den linken Bildrand gerückt, mit dem Marschallstab in der Rechten und den zumeist als neun Musen gedeuteten Figuren noch ‚in cumulo‘ repräsentiert.17 Die Figur der Pax, erkennbar am Palmzweig und personifiziert durch Dorothea von Holstein-Glücksburg, der zweiten Gemahlin des Kurfürsten, fällt in der Gemäldefassung weg. Ebenso die weibliche Figur neben Friedrich Wilhelm, die aufgrund einer gewissen Porträt ähnlichkeit mit der ersten Gemahlin des Kurfürsten, Luise Henriette von Oranien, identifiziert wird. Die Einbindung in einen politisch-familiären Kontext wird somit zurückgenommen, der Kurfürst als zentrale Gestalt repräsentiert allein die weltliche Sphäre, gleichsam als Summe und Ausgangspunkt seiner Herrschaft. Die Attribute Buch und Feder treten deutlicher hervor, wobei Letztere schließlich wie ein Zepter eingesetzt wird.18 Das Gemälde greift damit das Motiv von ‚arma et litterae‘ auf, ein für die Herrscherrepräsentation grundlegendes und in vielfältigen Formen überliefertes Thema, das sich auch im Ausspruch des ‚ex utroque Caesar‘ emblematisch verdichtete und zur vorbildlichen Devise neuzeitlicher Fürsten wurde (Buck 62).19 Cesare Ripa benutzt das Bild für seine Erläuterung der ‚Auttorità o Potesta‘ [Autorität, Macht] [Abb. 3]: der Personifikation sind zur Seite ihres Thrones Bücher und Waffen beigegeben, die Erklärung endet mit Verweis auf Ciceros Sentenz „cedant armatogae“ [„die Waffen sollen der Toga weichen“, Ripa 34-36]. Auch ‚Merito‘ [Verdienst] hat die Doppelbedeutung von Krieg und Studium bzw. Literatur (Ripa 313-315), was einerseits der gerüstete rechte Arm und andererseits das Buch in der Linken der Emblemfigur symbolisieren.20 [Abb. 4] Die Symbolfigur, ein mit Lorbeer bekrönter Mann, steht auf einem Felsen, um den steinigen Weg der Tugend anzuzeigen, den schon Herkules gewählt hat und „dessen allseits bekannte Mühen es verdienen, unter die würdigsten Taten des Helden gezählt zu werden“ (Ripa 315).21 Beide Personifikationen sind reich gewandet, um die besondere Disposition der Fürsten für Ruhm und Tugend anzuzeigen. Durch den bereits erwähnten Aufstieg der Künste und die Etablierung der Kunstpatronage als fürstliche Tugend bekommt der Begriff der ‚artes‘ neben den ‚litterae‘ besondere Bedeutung. In das Beziehungsgeflecht von Krieg, Frieden und Kulturförderung [bisher emblematisch meist vertreten durch die ‚litterae‘] treten die bildenden Künste. Entsprechend stellt Gabriel Rollenhagen in seinem Emblem zu ‚Arte et Marte‘ Minerva helden. heroes. héros. gleichberechtigt neben Mars (Rollenhagen Nr. 68). Blickt man in dieser Entwicklung zurück, galt Minerva bis zu Cesare Ripa in der Allegorie und Emblematik als Sinnbild für Weisheit und war Herrschern wie Feldherren zugeordnet. Um 1600 tritt sie dann deutlich diversifizierter auf: mit dem Frieden wird ihr eine ganz bestimmte ‚virtus‘ zugeordnet und in der Schutzherrschaft für die Kunst erscheint sie als Ergänzung bzw. Gegenbild zu Mars wie bei Rollenhagen (Pfeiff 60-72). Bei Ripa wird Minerva explizit als Friedensgöttin genannt [als Erfinderin des Lorbeers]. Als Personifikation von Herrschertugenden tritt Minerva zudem häufig in Darstellungen als Erzieherin junger Fürsten auf,22 was ebenfalls in einem Sinnbild Ripas emblematisch gefasst ist: Die Personifikation der Nobiltà wird als Frau mit Lanze und einer Minerva-Statuette dargestellt, um anzuzeigen, dass man Adel gleichermaßen durch Ruhm, Wissenschaften oder Waffen erlangen könne (Ripa 359-360), deren aller Schutzgöttin Minerva ist.23 Auch der durch ‚arma et litterae‘ erlangte Ruhm des Großen Kurfürsten weist diese Konnotationen von Minerva auf. In dem panegyrischen, von Charles De Hayes ins Deutsche übersetzten Werk von Jacques Abbadie Hochverdienter Helden Lorber […] aus dem Jahre 1685 wird neben dem auf Größe, Ruhm, Kriegsmut und Tapferkeit gegründeten Heldendiskurs Minerva in ihrer doppelten Konnotation als Göttin der Kriegsführung und Beschützerin der Künste zum Sinnbild des ‚neuen Achill‘ Friedrich Wilhelm.24 Nachdem die Siege errungen und damit die notwendigen Bedingungen für den Frieden und die Entfaltung der Künste geschaffen sind, fördert der Kurfürst die Kunst und damit die Sitten: Wie / siehet man nicht täglich die edlen Künste und Wissenschafften unter Seiner so rühmlichen Schutz= und Schirmleistung immer höher empor sich schwingen / und die vormals unnanehmliche und rohe Art der Gemühter dieser Lande zahm und geschmeidig werden! (De Hayes 22) Dem Topos von ‚arma et litterae‘ folgend wird er dafür gerühmt, „die Waffen / Wissenschaften und Freyen künste so genau mit einander zu verbinden“ (De Hayes 24). Dem dichterischen Lob kann auch Sandrart nochmals zur Seite gestellt werden: in den Passagen der Teutschen Academie, in denen der Autor diverse europäische Kunstsammlungen beschreibt, wird die Kunsthelden-Titulierung des Großen Kurfürsten weiter kontextualisiert. Zur Berliner Kunstkammer heißt es, Charles Patin folgend:25 19 Christina Posselt-Kuhli 20 Es ist auch sonst alles / was in Tugend oder Kunst bestehet/ daselbst im höchsten Grad wol eingerichtet: Dann / unangesehen Ihr Churfürstl. Durchl. die Regirung und Conservation Ihrer Lande und Leute / und darum viele hohe Sorgfalten obligen/ haben Sie doch nicht unterlassen / Ihr heroisches Gemüte iezuweilen mit dieser tugendhafften Ergetzlichkeit zu erfreuen. (Sandrart 1679, Skulptur II 965) Die Aussage ist klar: Das Gemeinwohl, zu dem auch die Kunstförderung zählt, braucht einen starken Herrscher. Nach dem Dreißigjährigen Krieg implizieren solche komplementären Auffassungen von Herrschaft in Deutschland auch den Kampf gegen ‚Invidia‘ und ‚Ignorantia‘ sowie gegen erneute Kriegshandlungen.26 Der Große Kurfürst ist keineswegs der einzige Herrscher, dessen Kunstsinnigkeit Sandrart heroisiert. In der Erklärung zu dem bereits erwähnten Zweiten Titelkupfer der Iconologia deorum (TA 1680) – der erstmals ins Deutsche übersetzten Götterlehre des Vincenzo Cartari – wird Friedrich I., zu der Zeit noch Kurprinz, ebenfalls in das Beziehungsgeflecht von ‚Arte‘ und ‚Marte‘ gewoben: Wie haben Sie / durch Heldenmäßige tugendhafte Führung der Waffen / den Ruhm Dero Glorwürdigsten Vorfahren / nicht nur erreichet / sondern auch übertroffen: also daß die Namen Achilles, Hector, Alcibiades viel zu wenig / Dieselbe zu beehren / und Sie billig der selbste Teutsche Mars genennet werden. Gleichwol ließen Sie hierbey / nach Anzeig Dero ersteren würdigsten Namens / erscheinen / daß Sie um den Frieden gekrieget / und also zugleich ein rechter Friderich seyen: indem Sie / was Sie durch Waffen erobert / dem Frieden wieder zur Beute hingegeben. (Sandrart 1680, Iconologia deorum [II] 1306). Damit ist der für den Frieden kämpfende Kriegsheld angesprochen. Doch Sandrarts eigentliche Widmung gilt dem im Folgenden als Kunstför derer charakterisierten Kurprinzen: E. ChurPrinzl. Durchl. sind ein Erbe / nicht nur der HochVätterlichen Dapferkeit / sondern auch Dero Liebe zu den Künsten. Sie sind der aufgehende Föbus von Teutschland. darum erkühne ich / dieses Buch / das von KunstSachen / wiewol nicht künstlich / handelt / in den Schein Dero aufsteigenden Strahlen zu legen: ob es / also Gnad-beleuchtet / etwas schöner erscheinen möchte. (Ebd. [II] 1306)27 Aus diesen und noch vielen weiteren Textstellen der Teutschen Academie wird ersichtlich, dass sich nach Sandrarts Überzeugung in der Kunstförderung gleichsam die Krönung und Vollkommenheit herrscherlicher Qualitäten manifestiert. Umgekehrt schafft das somit begründete Abhängigkeitsverhältnis von Herrschaft und Künsten die Voraussetzung für die Heroisierung des Herrschers als Kunstheld. Sandrarts Beschreibungen der Kunstkammern und der mäzenatischen Förderung, die die Herrscher den Künstlern angedeihen lassen, zeugen vom Bewusstsein, dass Kunst[förderung] ihre Helden braucht. Auch Willmanns Komposition setzt sich mit dieser Thematik auseinander, was nicht zuletzt durch die Zentrierung des Kurfürsten und die allegorische Aufladung ersichtlich wird, die Willmann in der zweiten Zeichnung [Abb. 5] vollzieht und die im Gemälde bis auf wenige kleine Änderungen beibehalten werden.28 Besonders auffällig ist dies in der Figurengruppe links mit Apoll, Herkules und Minerva. Ihre Kämpfe gegen die Barbarei, die Kriegshydra und den Neid ergänzen die Huldigungsszene durch die Personifikationen der Künste, der Malerei, Architektur und Bildhauerei, die durch ihre Attribute [Pinsel, Palette, Zirkel und eine Herkules-Statue] gekennzeichnet sind. Die historische Figur des Kurfürsten, in zeitgenössisch herrscherlichem Ornat mit Harnisch und Hermelinmantel und mit porträthaften Zügen, wird durch die Götter sowie den himmlischen Ruhm Famas heroisiert, sie begleiten als segensreiche Kräfte seine Herrschaft.29 Der Glanz tugendhaften Handelns des Großen Kurfürsten wird in der Verherrlichung seiner Kunst fördernden Taten durch die Künste zurückgeworfen. Seine Kunstförderung wird als Tugend inszeniert [wofür ihm Fama den Ruhm verkündet] und von den Künsten, die in ihrem Tun innehalten, zugleich reflektiert und festgehalten. Das Gemälde setzt sich somit bildimmanent mit der Beziehung von Kunstförderung und Heroisierung durch Kunst mit künstlerischen Mitteln auseinander. Frieden, Wohlstand und Kulturpflege werden mit der Herrscherrepräsentation verbunden und als Ziel und Ausgangspunkt bekundet. Historisch kann das Gemälde auf die Zeit nach dem Frieden von St. Germain 1678 und einer Phase friedlicher Herrschaft in Brandenburg-Preußen bezogen werden (Lossow 58-59). Militärische Stärke kommt nur noch sublimiert in den neben dem Kurfürsten auf einem Tisch abgelegten Attributen der ‚summa potestas‘, Zepter und Krone, zum Ausdruck. Der Akzent des Bildes liegt jedoch vielmehr auf dem Frieden und seinen Auswirkungen: die Künste und ‚Abundantia‘ mit dem Füllhorn können sich unter der Regierung des weisen und friedliebenden Herrschers entfalten. helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden Diese Inszenierung lässt sich mit der realen Kulturpolitik des Großen Kurfürsten durchaus in Einklang bringen. Bereits in der frühen Forschung erscheint Friedrich Wilhelm als der Erste, der in der Mark Brandenburg die Kunstförderung systematisch betrieb und eigentlich begründete, den Künstlern Weiterbildung im Ausland angedeihen ließ und auch bei der Erziehung seiner Kinder auf künstlerische Akzente Wert legte (Galland 71-72). Eine Einschätzung, die sich gut mit den zeitgenössischen Panegyriken verträgt, und auch weiterhin in der Forschung [mit unterschiedlicher Akzentuierung] akzeptiert ist. Allerdings gelang es „dem Kurfürsten nur, relativ bescheidene Talente nach Berlin zu verpflichten“ (Börsch-Supan 34). Neben dem kriegerischen Image wurde zunehmend auch der durch den Sieg erlangte Frieden ein wichtiges ergänzendes Thema der Repräsentation. Insofern dient auch die Darstellung als Friedensfürst durch die Verbindung mit den Künsten wie wir sie bei Willmann umgesetzt sehen, der Legitimation. Auch im kurfürstlichen Appartement im Berliner Schloss wird der Große Kurfürst, der als Mäzen von Kunst und Wissenschaften seine herrscherliche Tugend unter Beweis stellt, veranschaulicht:30 Nicht der kriegerische Fürst, sondern der siegreiche Friedensfürst wird allegorisch wie politisch inszeniert.31 Im Alabastersaal wird der Akzent auf eine Ausbalancierung von ‚arte et marte‘ mit antiken Allegorien der Herrschertugenden gesetzt, und der Herrscher zum einen als Kriegsheld, zum anderen als Friedensfürst dargestellt: Friedrich Wilhelm bringt mit Pax und Minerva die Waffen in den Tempel des Mars und die Kriegsbeute in den Tempel der Musen, er tritt als Förderer von Ackerbau, Viehzucht, Handel und Verkehr auf, und ihm wird als fürstlichem Bauherrn gehuldigt (Wiesinger 119-120). Sammeln als agonale Tat – Erz herzog Leopold Wilhelm und das Theatrum pictorium Das Bild des ‚Kunsthelden‘ wird jedoch nicht nur durch die Tugend irenischer Herrschaft konstituiert, auch die Sammlung wird als wichtiger Faktor bildwürdig. Leopold Wilhelm, der mit geist lichen Würden betraute jüngere Bruder Kaiser Ferdinands III., bis 1646 Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, wusste seine Kunstsammlung, die er während seiner Zeit als Statthalter der Niederlande in Brüssel (1647-1656) aufgebaut hatte, in diesem Sinne zu inszenieren. Eine Verknüpfung von Sammlung, Kennerschaft und Herrscherrepräsentation, mit der Intention der Verbreitung, bietet der graphisch illustrierte helden. heroes. héros. Sammlungskatalog, das sogenannte Galeriewerk. Ein sehr prominentes Beispiel dieser Gattung ist das Theatrum pictorium, 1660 in Brüssel auf Latein und Flämisch, später in weiteren Ausgaben erschienen.32 Es gilt als „der erste gedruckte und bebilderte Katalog einer Gemälde sammlung in Europa“ (Thomas 57) und zeigt in 243 Kupferstichen [bzw. Radierungen] die italienischen Gemälde der erzherzoglichen Sammlung. Mit dreizehn Giorgione, siebenundvierzig Tizian, vierzehn Veronese, dreizehn Tintoretto und vierundzwanzig Palma Vecchio zugeschriebenen Werken sind hauptsächlich venezianische Künstler vertreten. Da ein guter Teil von Leopold Wilhelms Sammlung aus den Versteigerungen des Bildbesitzes englischer Adeliger stammt, die unter Oliver Cromwell vertrieben bzw. hingerichtet wurden [besonders prominent die Sammlung des Herzogs von Hamilton], musste sich der Erzherzog auf dem sich bereits etablierten Kunstmarkt gegen konkurrierende Kunstliebhaber und -sammler durchsetzen. Auch Kriegsbeute gelangte nicht selten in fürstliche Sammlungen. Betrachtet man das Sammeln unter diesem Aspekt, so bedarf es dabei auch der Tatkraft und Entschlossenheit, zuweilen auch des Kriegsgeschicks, mithin agonalen Eigenschaften, die nicht nur herrscherlichem Handeln angemessen sind, sondern auch in den Qualitätskatalog eines Helden passen. Ein möglicher Anlass für die Erstellung des Katalogs mag der 1656 erfolgte Abtransport der Bilder aus Brüssel über Passau nach Wien gewesen sein, als Leopold Wilhelm von seiner Statthalterschaft zurücktrat.33 David Teniers d. J. fertigte deshalb parallel zu einem in dieser Zeit abgefassten Inventar [1647/1659] kleine Reproduktionen der Gemälde in Öl an [sog. ‚modelli‘ oder ‚pasticci‘], – in Abweichung vom üblichen Verfahren, bei dem eine Zeichnung zur Vorbereitung eines Stiches verwendet wird.34 Das Frontispiz des Theatrum pictorium zeigt die mäzenatischen Taten Leopold Wilhelms in allegorischer Form und kennzeichnet damit den Helden als Kunsthelden. [Abb. 6] Im Zentrum steht das durch diverse Gemälde und Drucke bekannte Porträt des Erzherzogs als Bildnismedaillon. Es wird von einem Blumen sprießenden Ährenkranz gerahmt, in dem links ein Gewehr und der Kommandostab stecken und rechts eine Palette mit Malerstab hängt – die harmonische Verbindung von ‚arte et marte‘. Leopold Wilhelms Motto ‚Fortiter et Suaviter‘ [‚tapfer und milde‘] zieht sich als Band durch den Kranz. Das Medaillon steht auf einem zweigeschossigen Sockel, einem Symbol der Festigkeit und Unerschütterlichkeit – ein vielsagendes Motiv im Kontext eines gegen Konkurrenz beharrlichen Kunstsammlers. Der untere Teil des Sockels ist zu einem Podest 21 Christina Posselt-Kuhli 22 erweitert, auf dem Minerva mit dem Gorgoneion gerüstet zur Rechten des Erzherzogs steht. Der Sockel trägt eine Inschrift mit der Widmung des Amphitheatrum picturarum35 an den Erzherzog sowie die Datierung 1658. Minervas Blick richtet sich auf einen geflügelten Putto, vor dem ein Gemälde steht: die Violante von Tizian [früher Palma Vecchio zugeschrieben].36 Ihr Zeigefinger weist auf einen anderen Putto, der von rechts heranschwebt und ein weiteres Gemälde trägt, das er in die Galerie von Porträts im Hintergrund einzureihen trachtet. Somit entspinnt sich zwischen Minerva und den beiden Putten ein innerbildlicher Dialog darüber, welche Bilder es wert sind, in eine erzherzogliche Galerie integriert zu werden. Die gezeigten – und somit als herausragend gekennzeichneten – Gemälde fungieren als Pars pro Toto der gesamten Sammlung, die mit der Weisheit Minervas und der Kennerschaft Leopold Wilhelms zusammengetragen wurde. Ein dritter geflügelter Putto präsentiert das Bild des sogenannten Bravo von Tizian [ehemals Giorgione zugeschrieben].37 Aufgeschlagene Bücher unterschiedlichen Formats, darunter ein Notenbuch und ein Skizzenbuch, ein Blatt aus einer Münzsammlung sowie zwei Nägel zum Aufhängen der Bilder, runden die Hinweise auf die Sammlung ab. Die Szenerie wird hinterfangen von einer Nischenarchitektur mit fünf Pilastern, die von Porträtbüsten gekrönt werden. Damit erfolgt die Glorifizierung des Erzherzogs nicht nur auf allegorischer Ebene, sondern sie reiht ihn auch in die Tradition antiker Gelehrsamkeit ein. So war es noch im 17. Jahrhundert üblich, Bibliotheken nach antikem Vorbild mit Büsten berühmter Philosophen und Autoren zu schmücken, eine seit der frühen Neuzeit etablierte eigene Reihe großer Männer, die den Kanon von Herrschern und Kriegern erweiterte. Eine spezifische Reihe berühmter Männer entwickelte sich auch im Deutschland des 17. Jahrhunderts im Kontext der bereits erwähnten Sprachgesellschaften. Die etymologische Ableitung der deutschen Sprache von den Hebräern an Ascenas – Noahs Urenkel – und über die Griechen ins Lateinische wird häufig begleitet von einer genealogischen Abfolge, bei der die jeweiligen in den panegyrischen Schriften geehrten Fürsten passenderweise von Ascenas, Alexander dem Großen, Augustus, Karl dem Großen oder Karl V. abstammen.38 Entsprechende Darstellungen [vornehmlich auf Frontispizen] zeigen diese Filiation in einer Art Heldensaal oder Heldengalerie.39 Nicht selten wird das Motiv des Parnass als heroisches Symbol ausgestaltet, der ebenso wie der Heldensaal zudem in der [Buch-]Graphik eine Entsprechung hat. Die Form der Ruhmeshalle mit genealogischer Rahmung konnte auch im Kontext der Sprachgesellschaften eingesetzt werden. Als Adaption herrscherlichen Mäzenatentums präsentiert sich die Fruchtbringende Gesellschaft in Karl Gustav von Hilles Text Der Teutsche Palmenbaum von 1647 als Statuen in den Nischen eines Pan theons. [Abb. 7] In genealogischer Ableitung reihen sich Ascenas – von Sigmund von Birken in seinem Chur und Fürstlichen Sächsischen Helden-Saal […], [Nürnberg 1687] als ‚Urvater der Deutschen‘ beschrieben –, Karl der Große, Rudolph I. und drei Mitglieder der Sprachgesellschaft, nämlich Friedrich Wilhelm von Brandenburg, ‚der Befreiende‘ [= Herzog August von Braunschweig-Lüneburg] und ‚der Nehrende‘ [= Fürst Ludwig zu Anhalt] aneinander, wie die Beschriftung angibt. Sie alle sind als Herrscher, teils in Phantasierüstung, mit Herrscherinsignien und in verlebendigter Pose dargestellt. Im Zentrum steht eine weibliche Figur mit einem Ährenkranz auf dem Haupt. In der rechten Hand präsentiert sie ein geöffnetes Buch und einen mit Federn geschmückten Helm, in der linken das Wappen mit dem Palmenbaum. Am oberen Ende dieses Wappens sprießt ein geöffneter Granatapfel. Zwei angeschnittene Palmen schließen die Darstellung auf beiden Seiten ab. Bei der Erklärung der Impresen der Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft heißt es bei Hille: Der Vielgekornte [= Dietrich von dem Werder, CP-K]. Ein aufgeborstener Granat apfel. Abkülend stärket. – Der vielgekornet heißt / führt die Granatenkron; / Ihr Pupurkörner Saft abkülend stärkt die Glieder: / Jens deut die dapfre Faust / den Krieg= und Siegeslohn / Und dieses seine Kunst der Teutschen HeldenLieder. (Hille 183) Das Frontispiz des Theatrum pictorium vermittelt ebenfalls eine Heldenrolle mit dem Bild eines Kunst liebenden Herrschers, dessen Kunstverstand seine Sammlung zu qualitätvoller Auserlesenheit erhebt. Sein tugendhafter Eifer, den er mit heroischer Stärke gegen Widerstände und Konkurrenz einsetzt, gilt ebenso der Kunst wie seiner eigenen Repräsentation. Das Medium seiner Sammelleidenschaft entspricht dem seiner Memoria.40 Nimmt man Sandrarts Aussagen und die anderer Zeitgenossen ernst und bedenkt man das System von kultureller Repräsentation und Zeremoniell, so erblicken wir in der Inszenierung Leopold Wilhelms mehr als eine politische und militärische Kompensation, die er zweifellos auf kulturellem Gebiet fand.41 Sammeln wird als agonale Kulturtat konstruiert, die auch als solche wahrgenommen und in Bild und Text vermittelt wurde. Zwar sammeln im 17. Jahrhundert längst auch vermehrt Adelige und Bürger [auch hiervon zeugt Sandrarts Teutsche Academie ausführlich], doch das Monopol der helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden heroischen Darstellung liegt bei den Fürsten. Diese unterschiedlichen Modi [oder ‚Stilhöhen‘] der Repräsentation herausragender Sammlungen soll an einem abschließenden Beispiel deutlich gemacht werden. Als ein besonders bekannter Vertreter repräsentiert etwa Thomas Howard, der 21. Earl of Arundel, die Gruppe von [Hoch]adeligen, die sich auf dem Feld des kulturellen Mäzenatentums verdient machte und zur Ausstattung ihrer Palais wie zur Erinnerung an ihre Taten Kunst kaufte bzw. in Auftrag gab und sich ausländische Kunstmärkte durch Mittelsmänner erschloss.42 Arundel nutzte ganz gezielt das Sammeln für seine Selbstdarstellung.43 Auf Geheiß seiner Gattin Alathea Talbot wurde Franciscus Junius’ De pictura veterum 1638 ins Englische übersetzt, dessen Widmung den englischen König Charles I. adressiert: Let me pass over in silence [such as I may be silent about what here matters most] Your great zeal in propagating the liberal arts. Under this resplendent banner, as under a benign star, Your Illustrious Majesty, having established the blessings of peace throughout the realm, now happily also has dispersed the darkness of an earlier age. (Junius 318)44 […] Wherever we look, You are restoring, preserving, advancing, and bringing together the arts, and are the sole bestower of happiness, the measure of justice, and the very model of the best of princes. (Junius 319) Auch den Triumphgedanken und das Motiv von ‚arma et litterae‘ spricht Junius an: „Under so great a Maecenas painting triumphs and will be triumphant in the future. For who will dare despise what he sees Your Majesty hold dear?“ (Junius 321) Junius, Arundels Bibliothekar, gibt wohl auch mit einem weiteren Ausspruch die Meinung Arundels wieder: „The arts inclined men to peace, consecrated the memory of the great, and showed virtue as the pattern of the glorious life.“ (Vickers 7) Dieses Lob der Kunstförderung kann Arundel auch auf sich beziehen. In der Antike sah er ein [moralisches] Vorbild für seine eigene Zeit und die zeitgenössische Kunstproduktion als „relevant to the needs of Jacobean England“ (Howarth 24). Arundel war darüber hinaus bestrebt, seine eigene aristokratische Position und die des alten Adels insgesamt gegen den aufsteigenden neuen Adel am Hof der Stuart zu verteidigen. So setzte er auch das Kunstsammeln in seinen politischen Bestrebungen ein, das sich mit aristokratischen Werten ebenso vertrug wie mit seiner auch an der Antike geschulten Erziehung – und damit dem Ideal des Cortegiano bzw. helden. heroes. héros. Henry Peachams The Compleat Gentleman [1622/1634] entsprach. Letzterer konzentrierte sich vor allem auf die Vorbildlichkeit von [auch antiken] Kunstwerken, die ein gebildeter Adeliger kennen sollte (Fatticcioni 24-25).45 Eine bildliche Inszenierung dieser Strategie zeigt das Porträt Arundels von Daniel Mytens. [Abb. 8] Der Earl ist vor seiner Skulpturengalerie so inszeniert, dass das Trompe-l’œil einen Verlebendigungseffekt der Venus pudica-Statue durch Arundels Zeigestock hervorruft und – allgemeiner gefasst – für die Wiedererweckung der Antike durch Arundel steht.46 Dabei befanden sich jedoch [noch] nicht alle im Gemälde gezeigten Statuen in Arundels Besitz, so dass die bildliche Aussage auch einen Anspruch vermittelt und auf die Bereitschaft zum potentiell konkurrierenden Kunsterwerb verweist.47 Das Profil des Kunsthelden Der semantischen Fülle des Heldenbegriffs im 17. Jahrhundert kann durch die Gestalt des Kunsthelden in Panegyrik und bildlichen Darstellungen ein spezielles Profil gegeben werden. Der ‚Kunst-Held‘ kann sich dank des anerkannten ‚symbolischen Kapitals‘ der Kulturpflege im Deutschland des 17. Jahrhunderts in den Reigen der heroischen Modelle einreihen. Die Einbindung in die bzw. Verbindung mit der göttlichen und mythologischen Sphäre heben den Herrscher als Machtfigur heraus. Dominante Formen der Repräsentation wie die Apotheose des Herrschers durch die Künste, das Rollenporträt als Herkules musagetes, Apoll oder Augustus, und weitere Bildformeln, die eine Bildpolitik bzw. das Bekenntnis – ob nun wahr oder idealisiert – zur Kunst vermitteln, werden dabei variantenreich eingesetzt. Nur einzelne bildliche und sprachliche Mittel konnten in diesem Beitrag skizziert werden. Mit der dominanten Gestalt der Minerva werden die Eigenschaften eines Friedensfürsten und Kriegshelden, aber auch die eines Beschützers der Künste als notwendige, sich ergänzende Komponenten fürstlicher Politik vorgeführt. Die bildlichen Formeln zeitgenössischer Herrscherrepräsentation – göttergleiche Inszenierung, Platzierung auf dem Parnass, Symbolik des Glanzes durch Aureolen [auch dies eine in diesem Rahmen nicht darzustellende Fülle] – erhalten durch den Bezug zu den Künsten eine spezifische Ausprägung, die ihre Analogien in den literarischen Zeugnissen der Zeit hat. 1 Der Aufsatz behandelt einen Teil eines größeren Forschungsprojektes unter dem Titel „Kunst-Held versus Kriegs-Held. Heroisierung durch Kunst im Kontext von Krieg und Frieden in der Frühen Neuzeit“ innerhalb des 23 Christina Posselt-Kuhli 24 DFG-geförderten SFB 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen. Konjunkturen und Transformationen von der Antike bis zur Moderne“ an der Universität Freiburg. 2 Zu diesem Ansatz grundsätzlich Oevermann, Ulrich. „Für ein neues Modell von Kunst- und Kulturpatronage.“ Die Kunst der Mächtigen und die Macht der Kunst. Untersuchungen zu Mäzenatentum und Kulturpatronage (Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, 20). Hg. Ulrich Oevermann u. a. Berlin: Akademie Verlag, 2007: 13-23. 3 Da Chronos häufig gefesselt, am Boden liegend oder schlafend gezeigt wird, lässt dieses Motiv zuweilen die gefahrvolle Kraft Chronos’ noch durchscheinen bzw. seine Zähmung so bedeutsam werden. 4 Im 18. Jahrhundert lässt sich dies auch an einigen genealogischen Werken ablesen, vgl. etwa die Titelblätter zu Banduri, Anselmo. Imperium orientale sive antiquitates Constantinopolitanae. Bd. I. Paris: Jean Baptiste Coignard, 1711; Herrgott, Marquard. Genealogia diplomatica Augustae gentis Habsburgicae, Bd. I. Wien: Kaliwoda, 1737 oder Leibniz, Gottfried Wilhelm und Christian Ludwig Scheidt. Origines Guelficae, Bd. I. Göttingen: Orphanotropheum Moringense, 1750. 5 Der Sentenz „veritas filia temporis“, die in Aulus Gellius’ Noctes Atticae (12.11.7) belegt ist, liegt die Vorstellung zugrunde, dass es eine Wahrheit gibt, die [ergänzend zu anderen frühneuzeitlichen Auffassungen] verborgen liegt und sich nicht selbst enthüllt, sondern ans Licht gebracht werden muss. 6 Vgl. hierzu Hoberg, die in ihrer Dissertation das in der französischen Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts zutage tretende historische Bewusstsein im Kontext von Kunst theorie und -historiographie gewinnbringend analysiert (Hoberg 20-32). 7 Für das Zeitalter Louis’ XIV erzeugt das Bild des Goldenen Zeitalters in der Wiedererweckung der Künste damit einen „spezifischen Epochenbegriff“ (Hoberg 7). 8 Öl auf Leinwand, 141 x 185,5 cm, 1666, Versailles, Musée National du Château. 9 Möglicherweise ist hiermit nicht eine allgemeine genealogische Ableitung vom griechischen Heros gemeint, sondern ein Verweis auf einen Vorfahren des Großen Kurfürsten, Albrecht Achilles (1470-1486). Dieser erhielt seinen Beinamen von Enea Silvio Piccolomini, vgl. Neugebauer, Wolfgang. Die Hohenzollern, Bd. 1: Anfänge, Landesstaat und monarchische Autokratie bis 1740. Stuttgart u. a.: Kohlhammer, 1996: 58. 10 Zur Fruchtbringenden Gesellschaft vgl. neben der kri tischen Ausgabe der Briefe, Beilagen und Akademiearbeiten (Reihe I), Dokumente und Darstellungen (Reihe II) im Auftrag der Herzog-August-Bibliothek, Hg. Martin Bircher und Klaus Conermann seit 1991 und dem von Martin Bircher besorgten Ausstellungskatalog Im Garten der Palme: Kleinodien aus dem unbekannten Barock. Die Fruchtbringende Gesellschaft und ihre Zeit. Berlin: Akademie-Verlag, 1992 die Einzel untersuchungen von Herz, Andreas. „Aufrichtigkeit, Vertrauen, Frieden: eine historische Spurensuche im Umkreis der ‚Fruchtbringenden Gesellschaft‘“. Euphorion 105 (2011): 317-359; Herz, Andreas und Ball, Gabriele. „Friedenssehnsucht und Spracharbeit. Die Fruchtbringende Gesellschaft 1637-1638.“ Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde 17 (2008): 47-84 sowie Herz, Andreas. „Der edle Palmenbaum und die kritische Mühle. Die Fruchtbringende Gesellschaft als Netzwerk höfisch-adeliger Wissenskultur der frühen Neuzeit.“ Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften 2 (2009). 27. April 2014 <http://denkstroeme.de/heft-2/s_152-191_herz>. 11 Sigmund von Birken auf Georg Neumark in Der Neu=Sprossende Teutsche Palmbaum […]. Nürnberg: Hoffman, 1668: VIII, b 6[r]; Hille, Karl Gustav von. Der Teutsche Palmbaum. […]. Nürnberg: Endter, 1647: 14; Zesen, Philipp von. Das Hochdeutsche Helikonische Rosenthal […]. Amsterdam: Konrad, 1669: 47; Gutachten des Ezzenden (= Rudolph von Dietrichstein) 1647, abgedruckt in Krause, Gottlieb. Der Fruchtbringenden Gesellschaft ältester Ertzschrein. Briefe, Devisen und anderweitige Schriftstücke. Urkundlicher Beitrag zur Geschichte der deutschen Sprachgesellschaften im 17. Jahrhundert. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1855. Hildesheim: Olms, 1973: 94-97; Harsdörffer, Georg Philipp. Poetischer Trichter. […]. Durch ein Mitglied der hochlöb lichen Fruchtbringenden Gesellschaft. Zum zweiten Mal aufgelegt und an vielen Orten vermehret. Nürnberg: Wolfgang Endter, 1648-1653, Erster Theil, 1650 (Erstausgabe 1647): 123-137ff. [Anhang: Unvergreifliches Bedencken von der Rechtschreibung und Schriftscheidung unserer Teutschen Heldensprache]; vgl. dazu Stoll, Christoph. Sprachgesellschaften im Deutschland des 17. Jahrhunderts. Fruchtbringende Gesellschaft, Aufrichtige Gesellschaft von der Tannen, Deutschgesinnte Genossenschaft, Hirten- und Blumenorden an der Pegnitz, Elbschwanenorden. München: List, 1973 sowie grundlegend Engels, Heinz. Die Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts (= Beiträge zur deutschen Philologie, 54). Gießen: Schmitz, 1983. Zur semantischen Bestimmung des „Kunsthelden“ vgl. auch den Aufsatz: Posselt-Kuhli, Christina. „Der „Kunstheld“: eine semantische Spurensuche in Panegyriken des 17. Jahrhunderts.“ Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen 35.1(2014): 41-67. 12 Dass nicht ausschließlich herrscherliche Sammlungen berücksichtigt wurden, zeigt, dass die Bedeutung der Kunstförderung als heroische Tat ebenfalls in das soziale Selbstverständnis adeliger Gruppen einfließt, die im Ruhmerwerb durch Kunst eine konsensträchtige Herrschaftsstrategie zur Verfügung haben, mithilfe derer man auch die eigene Moral und Tugend hervorheben kann. 13 Vgl. dazu Schreurs, Anna. „Apoll und der Zodiacus: Die Fruchtbringende Gesellschaft zieht auf den Parnass. Anmerkungen zum Frontispiz von Sandrarts Iconologia Deorum.“ Zentren und Wirkungsräume der Antikerezeption. Zur Bedeutung von Raum und Kommunikation für die neuzeitliche Transformation der griechisch-römischen Antike, Akten der Tagung zu Ehren von Henning Wrede an der Humboldt-Universität Berlin, Februar 2005. Hg. Kathrin Schade u. a. Münster: Scriptorium, 2007: 151-158. 14 Vgl. Sandrart 1680, Iconologia Deorum, Eigene Benamung der Mitglieder des Palmenordens [I]. 21. Juni 2014 <http://ta.sandrart.net/-text-1307> und Sandrart 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XI], 21. Juni 2014 <http:// ta.sandrart.net/-text-1323>. 15 Diese Passage der Teutschen Academie dürfte von Martin Limburger verfasst worden sein. Der unter dem Dichternamen Myrtillus schreibende Lyriker war Nachfolger Sigmund von Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Vgl. Laufhütte, Hartmut. „Sigmund von Birken und Joachim von Sandrarts Teutsche Academie.“ Aus aller Herren Länder. Die Künstler der ‚Teutschen Academie‘ von Joachim von Sandrart (Frankfurt am Main, 09.12.-11.12.2010), erscheint 2014, zitiert nach der Manuskriptfassung: 1-30, 18; Stauffer, Hermann. Sigmund von Birken (1626-1681). Morphologie seines Werks. Tübingen: Niemeyer, 2007, Bd. II: 1073-1075. 16 Öl auf Leinwand, 162 x 200 cm, 1682, Schloss Charlottenburg, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. 17 Pinselzeichnung auf schwarzer Kreide, 635 x 689 mm, aus drei Blättern zusammengeklebt, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, vgl. Lossow, Hubert. Michael Willmann (1630-1706), Meister der Barockmalerei. Würzburg: Bergstadtverlag, Korn, 1994: B 22. 18 Vgl. Sandrarts panegyrische Charakterisierung des Herrschaftsstils Kurfürst Karls II. von der Pfalz: „Dieses Hoch-Fürstliche Chur-Haus war iederzeit / wie gesagt / aller Studien und Tugenden Nähr-Mutter / und gewohnt / nach helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden Hinlegung der schweren Regiments- Verrichtung sich mit dergleichen kunstreichen Ubungen zu ergetzen / und zu einer Zeit den Scepter in der einen / die Feder in der andern Hand zu führen. Und solcher lobreichen Fusstapfen folgen mercklich nach Se. Durchl. der Chur-Prinz CAROLUS, von Dero hoher Tugend und Verstand viel zu sagen wäre“ (Sandrart 1679, II (Skulptur): 76. 21. Juni 2014 <http://ta.sandrart. net/-text-967>). 19 Vgl. auch Kantorowiscz, Ernst H. „The Sovereignity of the Artist. A Note on Legal Maxims and Renaissance Theories of Art.“ De artibus opuscula XL. Essays in honor of Erwin Panofsky. Hg. Millard Meiss. New York: University Press, 1961, Bd. I: 267-279 und Clements, Robert J. Picta Poesis. Literary and Humanistic Theory in Renaissance Emblem Books (= Temi et testi, 6). Rom: Storia e Letteratura, 1960: 135-149. 20 „L’vno dell’attione di guerra, & l’altro dello studio, & opere delle lettere“. 21 „Così celebri sue fatiche meritò d’esser numerato fra più degni Heroi“. 22 Vergleiche das Titelblatt zu Diego de Saavedra Fajardos Idea de un Príncipe político cristiano representada en cien empresas [München 1640], die beiden Darstellungen Allegorie auf die Geburt Prinz Frederik Hendrik von Oranien [1650] sowie die Erziehung des Prinzen [1649] im Oranjezaal des Huis ten Bosch in Den Haag oder die retrospektive Allegorie auf die Erziehung des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in einem Gemälde von Giovanni Antonio Pellegrini [1713-15, München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen]; siehe dazu Pfeiff 110-115. Als komplementäre weise Ratgeberin neben Mars tritt Minerva auch in der Verherrlichung des jungen Kurprinzen Josef Ferdinand von Bayern, einem Kupferstich von Melchior Küsel, auf. Mit Kriegsgeräten, Waffen und Karten ‚dienen‘ die beiden Götter dem Prinzen, der in einem mit Lorbeer umrahmten Medaillonporträt unterhalb einer triumphbogenähnlichen Architektur glorifiziert ist; vgl. Österreichische Nationalbibliothek, Inv.-Nr. PORT_00050782_01. 23 „Dimostrano, che per la fama, ò delle scienze, ò dell’armi, la nobiltà si acquista“. 24 „Minervæ mit den Degen in der Faust den Feind auß Seinen Landen jagende / mit der andern aber die schüchternen und Vertriebenen Musen biß in Seinen Hochfürstl. Pallast begleitende / in Marmel gebildet / künstlich geschildert / zu sehen ist“ [Hochverdienter Helden Lorber: Siegsund Ehrenpalmen, welche von der Fama dem Churfürsten Friedrich Wilhelm zu bereitet. Berlin: Rupert Völker, 1685: 24]. Benutzt wurde das digitalisierte Exemplar der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden mit der Signatur Hist. Boruss. 409. 21. Juni 2014 <urn:nbn:de:bsz:14-db-id3628959298>. 25 Die Beschreibung der Kunstsammlungen, die Sandrart nicht selbst besucht hat, entnimmt er wie er selbst angibt den Relations Historiques et curieuses de voyages en Allemagne, Angleterre, Hollande, Bohême, Suisse [...]. Lyon: Claude Muguet, 1676 des Kunst- und Antiquitätenhändlers Charles Patin. 26 Hoberg leitet die Herrscher-Chronos-Ikonographie auch vom kunsttheoretischen Thema der Verleumdung des Apelles ab, das dadurch auch eine politische Dimension annimmt. 27 Sandrart 1680, Iconologia Deorum [II]. 27. April 2014 <http://ta.sandrart.net/-text-1306>. 28 Federzeichnung auf blauem Papier, 304 x 370 mm, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, vgl. Lossow B 23. 29 Zur Heroisierung unter dem Aspekt der imitatio heroica, d. h. der Angleichung an Helden oder Götter, vgl. auch den Beitrag der Autorin: „Ars et maiestas – Formen der imitatio heroica im barocken Herrscherbildnis“, in dem auch helden. heroes. héros. Willmanns Gemälde untersucht wird (erscheint im Tagungsband Heinzer, Felix u.a. Hg. Imitatio heroica: Heldenangleichung im Bildnis von der Antike bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Würzburg: Ergon, 2015). 30 Dazu Wiesinger, Lieselotte. Das Berliner Schloss. Von der kurfürstlichen Residenz zum Königsschloß. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1989: 107-111; Kühn, M. Preußische Schlösser in der Zeit vom Großen Kurfürsten bis zu Friedrich Wilhelm IV. Berlin: Verwaltung d. Staatl. Schlösser u. Gärten, 1936. 31 „Gegen Ende seiner langen Regierungszeit wünschte sich der Kurfürst in der Rolle eines siegreichen Fürsten zu sehen, der sich als Mäzen und Wohltäter seiner Territorien hervortat.“ Vgl. Hahn, Peter-Michael. „Dynastische Selbstdarstellung und Militärmacht. Kriegerische Symbolik als höfische Zeichensprache in Brandenburg-Preußen im 17. Jahrhundert.“ Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit. Die europäische Staatenordnung und die außereuropäische Welt. Hg. Ronald G. Asch. München: Fink, 2001: 115-138, hier 126, Anm. 34). 32 Die Editio princeps zudem auf Französisch und Spanisch. Zum Theatrum pictorium vgl. Klinge, Margret. „David Teniers d. J. – Theatrum pictorium.“ Krijg en kunst. Leopold Willem (1614-1662), Habsburger, landvoogd en kunstverzamelaar. Hg. Jozef Mertens u. a. Ausst.-Kat. Landcommanderij Alden Biesen. Bilzen: Alden Biesen Kasteel, 2003: 101-108. Insgesamt sind fünf Editionen bekannt: 1660, 1673, 1684, ca. 1700 und 1755 (Klinge 32). Zum Theatrum pictorium vgl. auch Bähr, Astrid. Repräsentieren, bewahren, belehren: Galeriewerke (1660 - 1800). Von der Darstellung herrschaftlicher Gemäldesammlungen zum populären Bildband (= Studien zur Kunstgeschichte, 178). Hildesheim u. a.: Olms, 2009: 23-42 und David Teniers and the theatre of painting, Ausst.-Kat. Courtauld Institute of Art Gallery, Somerset House, London, 19.10.2006-21.01.2007. Hg. Ernst Vegelin van Claerbergen. London: Courtauld Institute of Art Gallery, 2006. 33 Zum Schwerpunkt der Sammlung und ihrer Repräsentation sowie den Kriterien der Auswahl für die Publikation siehe Thomas 74-75. 34 Ein ähnliches Verfahren ist für Antonis van Dycks Iconographia überliefert, die modelli sind hier jedoch als Grisaillen ausgeführt, vgl. Klinge 26. 35 SERENISS. PRINCIPI / LEOPOLDO GVILLIEL: / Archi duci Austr. etc. / Dno. suo clement: / HOC AMPHITHEA TRVM / PICTVRARVM / ex suæ Serent: archetypis / delinea tum sua manu / dedicauit / Ao. MDXLVIII. 36 Sie galt lange als Geliebte Tizians, als ursprünglicher Besitzer des Bildes ist Alfonso d’Este [vermutlich Alfonso I., 1476-1534] belegt, der sowohl militärischen als auch mäzenatischen Ruhm genoss; vgl. Pokorny-Waitzer, Elisabeth. „Dokumente zu einer Violante von Tizian.“ Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien 12 (2010): 125-127. 37 In der Sammlung Hamilton erscheint das Bild im Inventar von 1638 als Gemälde Tizians, in den Inventaren von Leopold Wilhelm 1649 [„Un Brave qui va assasiner un homme“] und 1659 wird dann Giorgione zum Künstler erklärt, vgl. Lauber, Rosella. „‚Il vero oracolo di Vinegia tutta‘: il Bravo di Tiziano e Giovanni Antonio Venier, muovendo l’animo al ‚firmamentum‘.“ Studi tizianeschi 2 (2004): 11-30, 17. Die dargestellten Lusius und Trebonius stehen als ‚exemplum virtutis‘ für Gerechtigkeit, Ehre und Eloquenz. 38 Zwar wurde im 17. Jahrhundert vermehrt auf durch Quellen abgesicherte Genealogien Wert gelegt, aber die alten Abstammungsthesen wurden weiterhin verwendet und behielten zum Teil wohl auch ihre Glaubwürdigkeit in der zeitgenössischen Rezeption, vgl. Rohmer, Ernst. „Die Hirten in der Grotte. Zur Funktion genealogischen Wissens in den Schriften des Sigmund von Birken.“ der Franken Rom. 25 Christina Posselt-Kuhli 26 Nürnbergs Blütezeit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Hg. John Roger Paas. Wiesbaden: Harrassowitz, 1995: 276-288, 279. 39 Vgl. etwa das Thesenblatt mit der von Wolfgang Kilian gestochenen Allegorie, die einen österreichischen Fürsten als Apoll auf dem Pegasus vor dem Parnass mit Musen und einer Reihe ganzfiguriger Porträts österreichischer Universitätsgründer zeigt (Michels, Anette. Philosophie und Herrscherlob: Anfänge und Entwicklung des süddeutschen Thesenblattes im Werk des Augsburger Kupferstechers Wolfgang Kilian [1581 - 1663]. 2 Bde. Münster: Lit, 1987: 346-349); die von Johann Ludwig Schönleben verfasste Dissertatio Polemica De Prima Origine Augustissimae Domus Habspurgo-Austriacae […] 1680 zeigt die im Text dargelegte genealogische Ableitung der Habsburger auch bildlich im Kupfertitel mit Statuen der Regenten aus dem Hause Habsburg von Rudolf I. bis Leopold I., dem das Werk gewidmet ist. 40 Pierre LeMoyne verwendet für das Frontispiz seiner Gallerie des femmes fortes [Paris 1647], gestochen von Charles Audran, zwar eine ähnliche Komposition: die Infantin Anna von Österreich steht mit Ruhmespalme und Lorbeerkranz gekrönt auf einem Podest mit der auf den Titel des Werks verweisenden Inschrift, umgeben von herrscherlichen Tugenden wie Abundantia und Magnificentia. Das Postament wird hinterfangen von einer Nischenarchitektur mit allegorischen Statuen. Doch wird Anna, der das Werk gewidmet ist, nicht als Kunstheldin gefeiert, sondern als eine der in LeMoynes Schrift beschriebenen starken Frauen und damit als Tugendheldin. Diese Konstellation macht LeMoyne in seiner panegyrischen Epistel auf die Königin mit der Erklärung des Frontispizes deutlich. Dennoch nutzte auch die französische Regentin nach dem Tod Ludwigs XIII. [1643] Kunstwerke für die Manifestation ihres politischen Anspruchs. Vgl. dazu Baumgärtl, Bettina und Neysters, Silvia Hg. Die Galerie der starken Frauen – La Galerie des Femmes Fortes. Regentinnen, Amazonen, Salondamen. Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf. München u. a.: Klinkhardt & Biermann, 1995. 41 Bereits für François I lässt sich durch den Erwerb von vielen qualitativ hochwertigen Antiken, Gemälden und Skulpturen in Italien ab 1528 und der Einladung Michelangelos 1529 nach Frankreich von dem Versuch sprechen, „den im Damenfrieden ausgesprochenen Verzicht auf seine territorialen Ansprüche in Italien durch einen gezielten Kunstraub zu kompensieren“ (Tauber, Christine. „Der Künstler als Höfling: Rosso Fiorentinos Bild ‚Moses verteidigt die Töchter des Jethro‘ als Allegorie einer gelungenen Patronagebeziehung.“ Die Kunst der Mächtigen und die Macht der Kunst. Untersuchungen zu Mäzenatentum und Kulturpatronage (= Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, 20). Hg. Ulrich Oevermann u. a. Berlin: Akademie Verlag, 2007: 127-150, 128). 42 Zu Praxis und Status adeligen Sammelns vgl. auch die ausführliche Studie von Polleroß, Friedrich. Die Kunst der Diplomatie. Auf den Spuren des kaiserlichen Botschafters Leopold Joseph Graf von Lamberg (1653-1703). Petersberg: Imhof, 2010. 43 Zu Arundels Sammlung mit ihren Beständen an Gemälden [1655 Inventar: 248 sakrale Stücke, 185 Porträts, 57 mythologische Bilder, 48 Landschaften, 20 Allegorien, 7 Stillleben, 3 Historienbilder], Graphiken und Zeichnungen siehe Jaffé, David. The Earl and Countess of Arundel. Renaissance Collectors. Ausst.-Kat. J. Paul Getty Museum Malibu. London: Apollo Magazine, 1995; Cesareo, Antonello. „‚His House was resplendent with wonderful paintings and fine ancient statues.‘ Nuova luce sulla collezione Arundel da un inventario inedito.“ Da razionalismo al rinascimento: per i quaranta anni di studi di Silvia Danesi Squarzina. Hg. M. Giulia Aurigemma. Rom: Campisano, 2001: 378-384; Angelicoussis, Elizabeth. „The collection of classical sculptures of the Earl of Arundel, ‚Father of Vertu in England‘.“ Journal of the history of collections 16 (2004): 143-159 sowie die Studien von Howarth, David. Patronage and collecting in the seventeenth century. Thomas Howard Earl of Arundel. Oxford: Ashmolean Museum, Univ. of Oxford, 1985; Ders. „The Arundel collection. Collecting and patronage in England in the reigns of Philip III and Philip IV.“ The sale of the century. Artistic relations between Spain and Great Britain, 1604-1655. Ausst.-Kat. Museo Nacional del Prado, 13.03.02.06.2002. Hg. Jonathan Brown und John Elliott. New Haven: Yale Univ. Press u. a., 2002: 69-86; Ders. „A question of attribution. Art agents and the shaping of Arundel collection.“ Your humble servant. Agents in early modern Europe. Hg. Hans Cools u. a. Hilversum: Verloren, 2006: 17-28. 44 „Junius’ Dedication for the First Edition, De Pictura Veterum.“, enthalten in Junius, Franciscus. The Painting of the Ancients / De pictura veterum. According to the English translation [1638] (= California studies in the history of art, 22). Hg. Keith Aldrich. Berkeley u. a.: Univ. of California Press, 1991: 318. 45 Peacham widmete seinen Compleat Gentleman Lord Arundels Sohn und bezeichnet William Howard selbst in seinem Tagebuch 1622 als großen ‚virtuoso‘; vgl. The Diary of John Evelyn, Bd. 3: Kalendarium, 1650-1672. Hg. E. S. de Beer. Oxford: Clarendon Press, 1955: 326 [19. Juni 1662]. 46 Zu diesem Bild existiert noch ein Pendant, dass seine Frau Alatheia Talbot vor der Flucht einer Bildergalerie zeigt [Öl auf Leinwand, 1616, Arundel Castle]. 47 Vgl. Gilman, Ernest B. Recollecting the Arundel Circle. Discovering the Past, Recovering the Future (= Literature and the Visual Arts. New Foundation 16). Bern u. a.: Lang, 2002: 36; zur Sammlung siehe auch Jaffé, David. „The Earl and Countess of Arundel: Renaissance Collectors.“ Apollo 1996: 1-37. Literatur Börsch-Supan, Helmut. Die Kunst in Brandenburg-Preußen: Ihre Geschichte von der Renaissance bis zum Biedermeier, dargestellt am Kunstbesitz der Berliner Schlösser. Berlin: Mann, 1980. Buck, August. „‚Arma et litterae‘ – ‚Waffen und Bildung‘. Zur Geschichte eines Topos.“ (= Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-GoetheUniversität Frankfurt am Main, Bd. 28, Nr. 3). Stuttgart: Steiner, 1992. Galland, Georg. Der Große Kurfürst und Johann Moritz von Nassau. Studien zur Brandenburgischen und Hollän dischen Kunstgeschichte. Frankfurt am Main: Keller, 1893. Hille, Karl Gustav von. Der Teutsche Palmbaum. Nürnberg, 1647 (= Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente in vier Bänden, Bd. II. Hg. Martin Bircher). Reprographischer Nachdruck. München: A. Francke, 1970. Hoberg, Annegret. Zeit, Kunst und Geschichtsbewusstsein. Studien zur Ikonographie des Chronos in der französischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Diss. Phil. Universität Tübingen 2007, Online-Ressource. Klessmann, Rüdiger. „Anton Ulrich als Kunstsammler.“ Herzog Anton Ulrich von Braunschweig. Leben und Regieren mit der Kunst, Ausst.-Kat. Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig. Hg. Rüdiger Klessmann. Braunschweig: Herzog Anton Ulrich-Museum, 1983: 147-152. Lossow, Hubert. Michael Willmann (1630 - 1706), Meister der Barockmalerei. Würzburg: Bergstadtverlag, Korn, 1994. Mai, Ekkehard u. a., Hg. Triumph und Tod des Helden. Euro päische Historienmalerei von Rubens bis Manet, Ausst.Kat. Wallraf-Richartz-Museum Köln u. a., Mailand u. a.: Electa, 1988. helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden Pfeiff, Ruprecht. Minerva in der Sphäre des Herrscherbildes von der Antike bis zur Französischen Revolution (= Bonner Studien zur Kunstgeschichte, 1). Münster: Lit, 1990 (zugl. Diss. Phil. Univ. Bonn 1989). Ripa, Cesare. Iconologia overo descrittione di diverse imagini cavate dall’ antichità, e di propria inventione. Rom: Lepido Feay, 1603. Rollenhagen, Gabriel. Nucleus emblematum selectissimorum […]. Köln: Crispin de Passe, 1611. Sandrart, Joachim von. Teutsche Academie der Bau-, Bildund Mahlerey-Künste, 3 Bde. Nürnberg 1675-1680, zit. nach der wissenschaftlich kommentierten Online-Edition. Hg. Thomas Kirchner u. a., 2008-2012. 21. Juni 2014 <http://ta.sandrart.net/de/>. Thomas, Petra. „Der Katalog im Bild – das Bild im Katalog. Anmerkungen zur Präsentation einer Gemäldesammlung in Bildern von David Teniers d. J.“ Forschung 107 (2004): 57-84. helden. heroes. héros. 27 Christina Posselt-Kuhli 28 Abbildungen Abb. 1: Joachim von Sandrart, Teutsche Academie, 2. Titelkupfer Iconologia deorum helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden 29 Abb. 2: Michael Willmann, Allegorie auf den Großen Kurfürsten als Beschützer der Künste, Öl auf Leinwand, 162 x 200 cm, 1682, Schloss Charlottenburg, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten helden. heroes. héros. Christina Posselt-Kuhli 30 Abb. 3: Cesare Ripa, Iconologia deorum, 1603: Auttorità o Potesta helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden 31 Abb. 4: Cesare Ripa, Iconologia deorum, 1603: Merito helden. heroes. héros. Christina Posselt-Kuhli 32 Abb. 5: Michael Willmann, 2. Entwurf zur Allegorie auf den Großen Kurfürsten, Federzeichnung auf blauem Papier, 304 x 377 mm, Braunschweig, HAUM helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden 33 Abb. 6: David Teniers, Theatrum pictorium, Frontispiz, Kupferstich, 1658 helden. heroes. héros. Christina Posselt-Kuhli 34 Abb. 7: Karl Gustav von Hille, Der Teutsche Palmbaum, 1647 Abb. 8: Daniel Mytens, Thomas Howard, Second Earl of Arundel and Surrey, Öl auf Leinwand, 207 x 127 cm, 1618, London, National Portrait Gallery helden. heroes. héros. Der ‚Kunstheld‘ im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Joachim von Sandrart, Teutsche Academie, 2. Titelkupfer Iconologia deorum, Nachweis: Universitätsbibliothek Heidelberg, CC BY-SA 3.0 DE. Abb. 2: Michael Willmann, Allegorie auf den Großen Kurfürsten als Beschützer der Künste, Öl auf Leinwand, 162 x 200 cm, 1682, Schloss Charlottenburg, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Nachweis: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Fotograf: Jörg P. Anders. Abb. 3: Cesare Ripa, Iconologia deorum, 1603: Auttorità o Potesta, Nachweis: Universitätsbibliothek Heidelberg, CC BY-SA 3.0 DE. Abb. 4: Cesare Ripa, Iconologia deorum, 1603: Merito, Nachweis: Universitätsbibliothek Heidelberg, CC BY-SA 3.0 DE. Abb. 5: Michael Willmann, 2. Entwurf zur Allegorie auf den Großen Kurfürsten, Federzeichnung auf blauem Papier, 304 x 377 mm, 1682, Braunschweig, HAUM, Nachweis: Wagner, Franz, Hg. Michael Willmann: Studien zu seinem Werk. Salzburg: Verlag des Salzburger Barockmuseums, 1994, S. 12, Abb. 4. Abb. 6: David Teniers, Theatrum pictorium, Frontispiz, Kupferstich, 1658, Nachweis: van Claerbergen, Ernst Vegelin, Hg. David Teniers and the Theatre of Painting, London, 2006, Fig. 24. Abb. 7: Karl Gustav von Hille, Der Teutsche Palmbaum, 1647, Nachweis: © Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 166.13 Eth [http://diglib.hab.de/drucke/16613-eth/start.htm?image=00009]; CC BY-SA 3.0 DE (Abruf: 16.12.2014). Abb. 8: Daniel Mytens, Thomas Howard, Second Earl of Arundel and Surrey, Öl auf Leinwand, 207 x 127 cm, 1618, London, National Portrait Gallery, Nachweis: © National Portrait Gallery, London. helden. heroes. héros. 35