DEFA-Filme: Bayern in Babelsberg

Transcrição

DEFA-Filme: Bayern in Babelsberg
Bayern in Babelsberg
DAS VERURTEILTE DORF
DEFA-Filme: Bayern in Babelsberg
62
Mehr als vierzig Jahre lang war Bayern verdammt weit
weg von Babelsberg. Wer aus dem Brandenburgischen
ins Bayerische oder auch Fränkische wechseln wollte,
hatte in den 1950er-Jahren die grüne Grenze, dann
sogar eine noch viel schärfer bewachte Mauer zu überqueren. Was den Ostdeutschen blieb, die sich auch in
tiefsten DDR-Zeiten stets mehr für den Westen, also
auch für Bayern interessierten als umkehrt, war das
westdeutsche Fernsehen. ARD und ZDF. Bayern präsentierte sich in den Wohnzimmern der Ostdeutschen
mit Löwe Leo, dem Komödienstadel und Inspektor
Wanninger. Dann auch mit Kir Royal. Wenig später fiel
die Mauer, und Bayern war wieder mit eigenen Füßen
zu betreten, mit eigenen Augen zu besichtigen.
Manchmal, ziemlich selten, wagte sich auch die in Babelsberg ansässige Filmgesellschaft DEFA an Filmstoffe, die sie in Bayern verortete. DAS VERURTEILTE
DORF (1951) beispielsweise. Oder DER PROZESS
WIRD VERTAGT (1958), FREISPRUCH MANGELS BEWEISES (1962), FOR EYES ONLY – STRENG GEHEIM
(1963) und CHRONIK EINES MORDES (1965). Hinter
den reißerischen Titeln, die oft etwas Kriminalistisches,
auch Tragisches assoziierten, verbargen sich fast
immer ernst gemeinte Annäherungen an politische Entwicklungen und Tatbestände in der Bundesrepublik.
Geschichten, wie es sie im westdeutschen Film nie
oder fast nie zu sehen gab. Die solidarische Gegenwehr gegen US-amerikanische Besatzungsoffiziere beispielsweise, die ein fränkisches Dorf entvölkern wollen
und an dessen Stelle einen Militärflugplatz bauen (DAS
VERURTEILTE DORF). Das war eine andere Art Heimatfilm als der in der Bundesrepublik erfundene: kein fröhlicher Singsang à la GRÜN IST DIE HEIDE, nichts von
Edelweiß und Almenrausch, sondern ein harter, existentieller Zusammenprall von Macht, Militär und Volk.
Dass die DEFA dabei wider besseres Wissen eine revolutionäre Volksfrontstimmung in der Bundesrepublik behauptete, gegen die Amerikaner, aber auch gegen die
eigene amerikahörige Obrigkeit, war der Zeit geschuldet: DAS VERURTEILTE DORF entstand, als der Kalte
Krieg am heftigsten tobte und, angesichts des KoreaKrieges, weltweit in einen heißen umzukippen drohte.
Was der DEFA in ihren Westdeutschland-Filmen vor
allem am Herzen lag, war der überdeutliche Nachweis,
Zivilcourage, politische Willkür, eine bloß behauptete
Pressefreiheit, die politische Funktionalisierung von Polizei und Justiz, die Verlorenheit und zunehmende Einsamkeit desjenigen, der gegen den Strom schwimmt –
all das, was hier für den Westen diagnostiziert wurde,
existierte schließlich, oft in viel stärkerem Maße, auch
im Osten. Doch es ist müßig, diese Filme gegen den
Strich zu lesen. Groschopp, Hasler, Hellberg und andere beteiligte Regisseure meinten tatsächlich nur die
Bundesrepublik, glaubten fest daran, was sie erzählten
und hatten manchmal ja sogar Grund dafür. Denn dass
diese Filme nicht nur Zerrspiegel waren, sondern
durchaus auch Spiegel der westdeutschen Realität,
hing mit dieser Realität selbst zusammen.
Existentielle Bedrohung und politischer Opportunismus
aus Angst vor dem gesellschaftlichen Absturz auf der
einen, Mut und Zivilcourage auf der anderen Seite –
dieses Gegensatzpaar wurde in DEFA-Filmen über den
Westen gepflegt. So auch in einer Arbeit, die den Holocaust thematisierte: CHRONIK EINES MORDES (1965)
von Joachim Hasler, frei nach Motiven des Romans
»Die Jünger Jesu« von Leonhard Frank. Haslers Film
beginnt mit der Amtseinführung eines neuen Bürgermeisters in einer westdeutschen Stadt: Schnittbilder
assoziieren Würzburg. Ein Gesangsverein stimmt den
»Wach auf!«-Chor aus Wagners »Meistersingern« an;
währenddessen ziehen Sturm und Gewitter auf. Dann
fällt ein Schuss: Eine junge Frau, Ruth (Angelica Domröse), tötet den soeben ins Amt eingeführten Bürgermeister im Foyer des Rathauses. Über ihre Gründe
geben die folgenden Rückblenden Aufschluss: Einst
war der jetzige Bürgermeister ein eingefleischter Nazi,
der maßgeblich dazu beitrug, die Stadt »judenfrei« zu
machen. So gab er auch den Befehl, Ruths Familie zu
liquidieren.
Bevor sich der Bogen schließt und der Film zu seiner
Auftaktszene zurückkehrt, entwirft er das politische
und moralische Psychogramm der städtischen Honoratioren. Auch hier hat sich das Vertuschen und Verdrängen wie Mehltau über die Gesellschaft gelegt. Doch
unter dem Mantel des Schweigens erhebt der alte Anti-
Bayern in Babelsberg
dass die Bundesrepublik unter Kanzler Adenauer alles
andere als ernsthaft mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit befasst war. Dabei blendeten die Babelsberger Filmemacher alle Mühen um
die bürgerliche Demokratie aus und konzentrierten sich
vielmehr darauf, das verhängnisvolle Wirken von AltNazis in der westdeutschen Politik, Wirtschaft, Kultur
und Justiz an den Pranger zu stellen. Vor allem im Militär. Früheren Nazis, die jetzt im Westen erneut das
Sagen hatten, wurden im DEFA-Film keine Wandlungen in demokratische Richtung zugestanden.
Das im DEFA-Film gepflegte Feindbild wies feste Konturen auf: Der Feind, das war der alte, unbelehrbare
Wehrmachtsoffizier, nicht aber der kleine Soldat; der
Konzernchef, nicht der Arbeiter; der Bischof, nicht der
Dorfpfarrer; der korrupte Verlagsdirektor, nicht der um
Aufklärung bemühte einzelne, durchaus aufrechte
Journalist. Feinde waren immer diejenigen, die an der
Macht saßen. Die entsprechenden Filme waren nie frei
von Klischees, Verdrehungen, Verkürzungen, Kolportage-Effekten – im Gegenteil. Und sie hatten eine eindeutige politische Funktion, nämlich beim DDR-Publikum, für das sie vor allem inszeniert worden waren,
Zweifel an der Läuterung der westdeutschen Eliten zu
wecken und zu bestärken.
Höchste Besorgnis galt Vertretern von Presse, Polizei
und Justiz – also der viel beschworenen Garanten der
Demokratie. In Richard Groschopps FREISPRUCH MANGELS BEWEISES ist es ein liberaler Münchner Chefredakteur, der Parteispendenaffären der CSU aufdeckt
und danach durch eine Rufmordkampagne mundtot gemacht werden soll. Dieser Alexander Steinhorst – der
Name deutet auf eine geistige Verwandtschaft zu
»Spiegel«-Herausgeber Rudolf Augstein hin – war nach
dem Willen der Filmautoren zwischen 1933 und 1945
im Exil. Aus der Emigration zurückgekehrt, sah er es
als seine Pflicht an, »als politischer Publizist über unsere junge Demokratie zu wachen«. Von diesem Credo
blendet der Film direkt in die CSU-Zentrale über, in der
man gerade eifrig bestrebt ist, die Gesetze dieser Demokratie zu unterhöhlen und illegale Geldtransaktionen
eines katholischen Bischofs an die Partei zu vertuschen. Franz Josef Strauß, der als Figur auftritt, wenn
auch nur von hinten fotografiert, will das mit aller
Macht geheim halten: Jeder Mann habe seinen Preis,
regt er eine Bestechung Steinhorsts an, und, falls dieser nicht darauf eingehen sollte: »Unsere Toleranz hat
ihre Grenzen.«
Gerade ein DEFA-Film wie FREISPRUCH MANGELS BEWEISES könnte heute auch als Gleichnis auf die eigene,
die DDR-Gesellschaft, gesehen werden. Mangelnde
63
Bayern in Babelsberg
semitismus seine Fratze: Dem Gerichtspräsidenten,
über die Frage der Rehabilitierung nachsinnend, fällt
nichts anderes ein als ein schrecklicher Witz: »Wissen
Sie, was Rehabilitierung ist? Aus einem Stück Seife
einen Juden machen.« Aber in CHRONIK EINES MORDES, neben DER PROZESS WIRD VERTAGT (1958) der
zweite DEFA-Film, der sich der spannenden Frage der
Selbstjustiz jüdischer Opfer zuwendet, gibt es auch den
anderen, den »besseren« Vertreter der westdeutschen
Justiz: Ein Staatsanwalt legt – wie ein desillusionierter
Sheriff im Western – am Schluss sein Amt nieder und
bietet sich Ruth als Verteidiger an.
Der publikumswirksamste Spielfilm, den die DEFA je
über die Bundesrepublik – und über Schauplätze in
Bayern – drehte, hieß FOR EYES ONLY – STRENG
GEHEIM (1963) von Janos Veiczi. Seine Aufgabe war,
die Notwendigkeit des zwei Jahre zuvor in Angriff genommenen Mauerbaus zu begründen. Dafür nutzte er
die gefährlichen Abenteuer eines Stasi-Agenten (im
Osten »Kundschafter« genannt) im Feindesland, genauer gesagt: im Quartier des US-amerikanischen Geheimdienstes in Würzburg. FOR EYES ONLY ließ keinen
Zweifel, dass die DDR auch im Westen alles unter Kontrolle hat: Wenn US-amerikanische Militärmaschinen
über die »Zone« nach West-Berlin fliegen, stehen am
Boden selbstverständlich ostdeutsche Grenzpolizisten
mit Ferngläsern Wache. Und wenn westliche Geheimdienste über einen Überraschungsangriff der NATO auf
die DDR und das gesamte sozialistische Lager beratschlagen und dabei auf höchste Geheimhaltung pochen, weiß – Schnitt! – die Ost-Berliner Staatssicherheit längst Bescheid. Die Frage, ob Krieg oder Frieden
in Mitteleuropa herrscht, entschied sich laut FOR EYES
ONLY mit der Qualität der Arbeit der DDR-Stasi. Am
Ende durchbricht Kundschafter Hansen mit den gehei-
FOR EyES ONLy (STRENG GEHEIM)
64
men NATO-Aufmarschplänen die Grenzzäune zum
Osten. Wie er hätten gern auch Tausende seiner Zuschauer die Grenze überwunden – allerdings in umgekehrter Richtung …
Während in den 1960er-Jahren noch etwa ein Dutzend
DEFA-Filme im Westen und ein paar davon auch in
Bayern spielten, wurden es in den 1970er- und
1980er-Jahren immer weniger. Das hatte mehrere
Gründe: Wichtig war zum Beispiel die Arbeitsteilung
zwischen DEFA-Kinofilm und DDR-Fernsehen, das sich
mit seiner Ausbreitung ab 1960 verstärkt kritischen
Stoffen über die Bundesrepublik annahm und daraus
mitunter aufwändige mehrteilige Prestigeprojekte machte: KRUPP UND KRAUSE etwa oder das Verleger-Porträt ICH – AxEL CÄSAR SPRINGER. Viele DEFA-Regisseure, vor allem die der jüngeren Generation, sahen die
Entwicklungen des Westens nicht mehr als ihr Thema
an; antiwestliche Propagandafilme waren vielen von
ihnen suspekt: So etwas wollten sie nicht machen.
Dazu kam das Wissen, die realen Verhältnisse »drüben« erstens nicht genau zu kennen, zweitens nicht
realistisch widerspiegeln zu dürfen – und drittens im
Studio drehen zu müssen, denn Devisen für Dreharbeiten waren knapp und Drehteams wurden aus Furcht
vor Abgängen nur ungern in den Westen geschickt.
Viertens schließlich wusste man sehr genau, wie das
DDR-Publikum in der Regel auf Filme reagiert, die im
Westen meist nur das moralisch Unerledigte, politisch
Belastende, gesellschaftlich Verwerfliche, überhaupt
das abgrundtief Schlechte sahen: genervt, bevormundet, abweisend.
Ralf Schenk
Freispruch mangels Beweises | DDR 1962 | Richard
Groschopp | B: Carl Andrießen, Lothar Creutz, Richard
Groschopp | K: Günter Haubold | M: Wolfgang Lesser |
▶ Freitag, 6. Juni 2014, 18.30 Uhr | Einführung: Ralf
Schenk
Der Prozess wird vertagt | DDR 1958 | R+B: Herbert
Ballmann, nach der Novelle »Michaels Rückkehr« von
Leonhard Frank | K: Ernst W. Fiedler, Otto Hanisch | M:
Jean Kurt Forest | D: Gisela Uhlen, Raimund Schelcher,
Gerhard Bienert, Gerry Wolf, Friedrich Richter | 97
min – Hauptfigur ist ein emigrierter deutscher Jude,
der aus dem Ausland in die Bundesrepublik zurückkehrt, um die Verurteilung eines Mannes zu erwirken,
der im NS-Reich seine Schwester an die Gestapo ausgeliefert hat. Während einer Auseinandersetzung tötet
er den Denunzianten. Der Verfassungsschutz nimmt
sich des Falles an und versucht, die Tat als politischen
Racheakt in kommunistischem Auftrag darzustellen.
Geschrieben aus einem Gefühl der Ernüchterung gegenüber den Entwicklungen in der jungen Bundesrepublik, thematisiert Leonhard Franks Novelle die spannende Frage der Selbstjustiz jüdischer Opfer. In einer
der Hauptrollen spielt Gisela Uhlen, die 1956 in der
DDR Unterschlupf gesucht hatte und sie 1959 gemeinsam mit Regisseur Herbert Ballmann wieder verließ.
▶ Samstag, 7. Juni 2014, 18.30 Uhr
For eyes only (Streng geheim) | DDR 1963 | R+B:
Janos Veiczi | K: Karl Plintzner | M: Günter Hauk | D:
Alfred Müller, Helmut Schreiber, Ivan Palec, Hans
Lucke, Eva-Maria Hagen | 103 min – James Bond made
in Babelsberg: Hansen, Kundschafter der Ost-Berliner
Staatssicherheit, wird in den Geheimdienst der USArmy eingeschleust, um ein finsteres Komplott gegen
die DDR aufzudecken. Aus einer Dienststelle des MID
in Würzburg entwendet er einen Safe, in dem jene Dokumente lagern, die Aufmarschpläne der NATO gegen
den ostdeutschen Staat enthalten. »Westliches Schurkentum gegen östlichen Edelmut«, urteilte der Kritiker
Ulrich Gregor und konstatierte »hanebüchene Span-
nungsmomente«. Dennoch wurde FOR EYES ONLY zum
erfolgreichsten Agentenfilm in der Geschichte der DEFA.
▶ Sonntag, 8. Juni 2014, 18.30 Uhr
Tilman Riemenschneider | DDR 1958 | R: Helmut
Spieß | B: Joachim Barckhausen, Alexander Graf Stenbock-Fermor | K: Eugen Klagemann | M: Joachim Werzlau | D: Emil Stöhr, Gerd Michael Henneberg, Annekathrin Bürger, Kurt Oligmüller, Johannes Curth | 98
min – Biografischer Film über den Holzbildhauer Tilman Riemenschneider. Angesehen als Künstler und
auch gesellschaftlich etabliert, fühlt er sich sowohl in
seinem Werk als auch in seiner Funktion als Ratsherr in
Würzburg dem einfachen Volk verbunden. Doch als er
sich 1525 für die Rechte der Bauern einsetzt, provoziert er die Gegnerschaft seines bisherigen Gönners,
des Erzbischofs Konrad von Thüngen. Angereichert mit
einer melodramatischen Liebesgeschichte, beschreibt
der Film die dramaturgisch aufgeladene Konfrontation
zwischen Kunst und Macht. Die Titelrolle wurde mit
dem österreichischen Akteur Emil Stöhr besetzt, der
1956/57 mit rund zwei Dutzend Wiener Schauspielerkollegen nach Ost-Berlin übergesiedelt war.
▶ Montag, 9. Juni 2014, 18.30 Uhr
Abschied | DDR 1968 | R: Egon Günther | B: Egon
Günther, Günter Kunert, nach dem Roman von Johannes R. Becher | K: Günter Marczinkowsky | M: Paul
Dessau | D: Rolf Ludwig, Katharina Lind, Jan Spitzer,
Doris Thalmer, Annekathrin Bürger, Manfred Krug, Rolf
Römer | 106 min – Im August 1914 trifft der Münchner
Bürgersohn Hans Gastl eine folgenschwere Entscheidung: Er wird den Krieg nicht mitmachen. Schon als
Kind rebellierte er gegen die Saturiertheit und Scheinmoral im Elternhaus. Nach dem autobiografischen
Roman des expressionistischen Dichters und späteren
DDR-Kulturministers Johannes R. Becher. Ein formal
ambitioniertes Projekt: »Sinnsuche in gärenden Verhältnissen, Verstrickungen in Liebe, Wahn und Mord«
(Klaus Wischnewski). Mit expressiven Traumsequenzen, freien erotischen Szenen, frechen metaphorischen
Anspielungen auf rebellierende Jugendliche des Jahres
1968. Bei der Premiere rannte Walter Ulbricht verstört
aus dem Kinosaal.
▶ Freitag, 13. Juni 2014, 18.30 Uhr | Einführung: Ralf
Schenk
Pankoff | DDR 1966 | R: Harry Hornig | B: Harry Hornig,
Lothar Kusche | K: Hans Eberhard Leupold, Peter Hellmich | M: Wolfram Heicking | 21 min – In München
werden Passanten befragt, was sie sich unter dem von
Bayern in Babelsberg
D: Erich Gerberding, Herwart Grosse, Lissy Tempelhof,
Ivan Malré, Horst Schulze | 94 min – Ein angesehener
Münchner Publizist und Chefredakteur wagt es, in seinem Blatt die dubiosen Quellen des CSU-Wahlfonds zu
enthüllen. Daraufhin setzt die CSU einen Fotografen auf
ihn an, um ihn mit Beweisen zu seinem anrüchigen Privatleben zu Fall zu bringen. Der politische Kriminalfilm
basiert laut DEFA-Pressestelle auf dem realen Fall eines
Chefredakteurs der Süddeutschen Zeitung, der 1959
eine Parteispenden-Affäre aufdeckte und einer Rufmordkampagne zum Opfer fiel. Erik S. Klein spielt, mit typisch hochgezogenen Schultern nur von hinten aufgenommen, den CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß.
65
Kanzler Adenauer für die DDR benutzten, abwertenden
Begriff »Pankoff« vorstellen. – Absolution? | DDR
1969 | R: Heinz Müller, Werner Heydn, Christel Heydn |
B: Werner Heydn, Heinz Müller | M: Kurt Zander |
23 min – Die dunkle Vergangenheit des Münchner
Weihbischofs Matthias Defregger als Wehrmachtsangehöriger. – Meiers Nachlaß | DDR 1975 | R+B: Gerhard Scheumann, Walter Heynowski | K: Peter Hellmich, Horst Donth | 21 min – Auf einer Auktion in München werden Besitztümer von Hermann Göring verkauft
– zugunsten des bayerischen Landesvermögens. –
F. J. Strauß | DDR 1976 | R+B: Dieter Raue | K: Werner Heydn, Siegfried Kaletka | M: Günther Fischer |
4 min – Ein »bayrisches Heimatlied« von Dieter Süverkrüp. – Kundschafter in München | DDR 1977 | R+B:
Dieter Raue | K: Wolfgang Randel | 11 min – Das Radio
Freies Europa in München und seine »entspannungsfeindliche Tätigkeit«.
Bayern in Babelsberg
▶ Samstag, 14. Juni 2014, 18.30 Uhr. Einführung: Ralf
Schenk
66
Der Ochse von Kulm | DDR 1955 | R: Martin Hellberg
| B: W. K. Schweikert, nach seinem Roman | K: Eugen
Klagemann | M: Günter Klück | D: Ferdinand Anton,
Lore Frisch, Franz Loskarn, Thea Aichbichler, Theo Prosel | 88 min – Auf einer Weide im Bayerischen versetzt
ein Ochse die US-amerikanische Besatzungsmacht in
Angst und Schrecken. Für dieses politische Vergehen
soll der Bauer Alois in Haft. Doch keiner der anderen
Bauern will seinen Ochsen in Verwahrung nehmen.
Was tun? Ein bayerischer Sturschädel foppt die GIs und
ihre bundesdeutschen Verbündeten. Heimatfilm-Posse
über die unüberwindliche Kraft des »gesunden Menschenverstands«, für die Regisseur Hellberg gleich eine
ganze Garde bayerischer Schauspieler engagierte.
▶ Sonntag, 15. Juni 2014, 18.30 Uhr | Einführung: Ralf
Schenk
Chronik eines Mordes | DDR 1965 | R+K: Joachim
Hasler | B: Angel Wagenstein, frei nach dem Roman
»Die Jünger Jesu« von Leonhard Frank | M: Gerd Natschinski | D: Angelica Domröse, Ulrich Thein, Jiří
Vrštála, Bohumil Šmída, Siegfried Weiß | 92 min –
Nach DER PROZESS WIRD VERTAGT dreht die DEFA
noch einen zweiten Film zum Thema jüdischer Selbstjustiz, wieder nach einer literarischen Vorlage von
Leonhard Frank. Angelica Domröse spielt Ruth Bodenheim, die von den Nazis in ein Bordell nach Polen
verschleppt worden war und nach dem Krieg in ihre
fränkische Heimatstadt zurückkehrt. Der Peiniger von
damals soll nun zum neuen Bürgermeister gekürt wer-
den. Am Tag seiner Amtseinführung zückt Ruth die Pistole. Exzellente Schauspieler, optische Strenge, eine
eindringliche Musik, die ein jüdisches Liedmotiv variiert: CHRONIK EINES MORDES ist trotz melodramatischer Elemente mehr als nur ein politisches Pamphlet.
▶ Freitag, 20. Juni 2014, 18.30 Uhr
Das verurteilte Dorf | DDR 1952 | R: Martin Hellberg |
B: Jeanne Stern, Kurt Stern | K: Karl Plintzner, Joachim
Hasler | M: Ernst Roters | D: Helga Göring, Günther
Simon, Eduard von Winterstein, Albert Garbe, Marga
Legal | 107 min – Ein etwas anderer deutscher »Heimatfilm«: Ein friedliches fränkisches Dorf soll einem
US-amerikanischen Militärflugplatz weichen. Die Bauern protestieren bei der Landesregierung, finden im
Dorfpfarrer einen Verbündeten, hoffen auf die Hilfe des
Bischofs. Als die Militärpolizei zur Räumung anrückt,
eilen die Bewohner der Nachbargemeinden zu Hilfe.
Frei nach einer Zeitungsmeldung von dem auch in
München arbeitenden Theaterregisseur Martin Hellberg mit Pathos und großen Gesten inszeniert. Dabei
behauptet der Film sogar das Entstehen einer revolutionären Situation in der Bundesrepublik. Dafür gab’s
1953 in Moskau den Weltfriedenspreis.
▶ Samstag, 21. Juni 2014, 18.30 Uhr
Wir tragen die Gewehre | DDR 1955 | R: Karl-Heinz
Bohm | B: Karl-Heinz Bohm, Harry Hornig | K: Erich
Nitzschmann | 13 min – Inszenierter Dokumentarfilm
über den Dienst bei der DDR-Grenzpolizei an der
Grenze zwischen Sachsen und Bayern. – Den Rennsteig entlang | DDR 1955 | R: Walter Marten | B: Helmut Räther, Walter Marten | K: Wolfgang Randel | M:
Walter Raatzke | 42 min – Der Film beschreibt den
170 km langen Wanderweg von Eisenach in Thüringen
bis in den Frankenwald und beschwört die Einheit
Deutschlands. – Ein Pfeiler im Strom | DDR 1983 |
R+B: Walter Heynowski, Gerhard Scheumann | K: Peter
Hellmich | M: Wolfgang Ziegler | 46 min – Der Kommunist Walter Zauner wird 1952 zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, weil er die Sprengkammer der
Marienorter Brücke in Regensburg zumauerte. – Zum
Beispiel: Regensburg | DDR 1983 | R+B: Walter
Heynowski, Gerhard Scheumann | K: Horst Donth, Winfried Goldner, Peter Hellmich | 7 min – Regensburg
wird zu Reagansburg und verglüht im Feuersturm eines
Dritten Weltkrieges. – Lang mi ned o – Faß mich
nicht an | DDR 1988 | R+B: Jörg Foth | K: Jürgen Hoffmann | 17 min – Konstantin Wecker beim Pressefest
des Neuen Deutschland in Berlin-Friedrichshain.
▶ Sonntag, 22. Juni 2014, 18.30 Uhr