Eine Erfolgsgeschichte - DRK-Krankenhäuser in Mecklenburg

Transcrição

Eine Erfolgsgeschichte - DRK-Krankenhäuser in Mecklenburg
20 Jahre
DRK-Krankenhäuser
in Mecklenburg-Vorpommern
Eine Erfolgsgeschichte
Grußwort
Eine ganz
besondere Leistung
Manuela Schwesig,
Ministerin für Arbeit,
Gleichstellung
und Soziales des
Landes MecklenburgVorpommern
Liebe Leserinnen und Leser,
Mecklenburg-Vorpommern ist auf dem besten Weg,
Gesundheitsland Nummer eins in Deutschland zu
werden. Unseren Krankenhäusern kommt dabei eine
elementare Rolle zu. Sie behandeln jedes Jahr mehr
als 370 000 Patienten stationär, jede Woche Hunderte
Patienten ambulant. Mit ihren Angeboten decken sie
einen Großteil der medizinischen Versorgung unserer Bevölkerung ab – von der kleinen Blessur bis zur
anspruchsvollen High-Tech-Operation.
Die vier Krankenhäuser des Deutschen Roten Kreuzes sind in unsere Gesundheitslandschaft bestens integriert. Die DRK-Krankenhäuser in Grevesmühlen,
Grimmen und Neustrelitz wurden seit den neunziger
Jahren entweder völlig neu gebaut oder umfassend
saniert. Heute präsentieren sie sich mit ihrer Ausstattung und ihrer Leistungsfähigkeit auf dem neuesten Stand. Am Standort Teterow beginnen weitere
umfangreiche Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen 2013. Das Deutsche Rote Kreuz leistete gemeinsam mit dem Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales, welches die Baumaßnahmen
mit Mitteln der Krankenhausfinanzierung förderte,
einen wichtigen Beitrag zum Aufbau unseres modernen Gesundheitssystems.
Die vier DRK-Krankenhäuser gewährleisten nicht
nur zuverlässig die Grund- und Regelversorgung
für unsere Bevölkerung und unsere Gäste. Als Lehrkrankenhäuser unserer Universitäten unterstützen
sie darüber hinaus die fundierte, praxisorientierte
Ausbildung unserer Mediziner. Zudem kommt die
intensive Kooperation mit anderen Kliniken und
Gesundheitseinrichtungen dem Wohl aller Patienten
zugute und schafft gleichzeitig betriebswirtschaftlich wichtige Synergieeffekte.
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Es ist ebenso erfreulich, dass die DRK-Krankenhäuser unter Beweis stellen, wie von einem gemeinnützigen Träger betriebene Häuser auch angesichts
schwieriger werdender Rahmenbedingungen erfolgreich am Markt bestehen können. Dass das DRK für
den Krankenhausneubau in Neustrelitz selbst fast
ein Viertel der Investitionskosten aufbrachte, stellt
eine ganz besondere Leistung dar.
Doch selbstverständlich ist das kostbare Gut Gesundheit mehr als nur ein Wirtschaftsfaktor. Wer sich in
den Dienst des Wohlergehens anderer stellt, erbringt
eine ganz besondere Leistung für unsere Gesellschaft.
Mehr noch: Er stellt sein Verhalten unter einen hohen
moralischen Anspruch. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der DRK-Krankenhäuser haben sich der
Einhaltung von Leitlinien verpflichtet, die diesen
Anspruch formulieren. Der Mensch steht im Mittelpunkt ihres Denkens und ihres Handelns. Das stellen
sie tagtäglich unter Beweis, was übrigens auch der
zweite Platz beim bundesweiten Wettbewerb 2012 des
„Great Place to Work lnstitute“ in der Kategorie
„Kliniken“ für das DRK-Krankenhaus Teterow belegt.
Ich wünsche den DRK-Krankenhäusern und ihren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch in Zukunft
alles Gute!
Es grüßt Sie herzlich Ihre
Manuela Schwesig
Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales
des Landes Mecklenburg-Vorpommern
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Grußwort
Das DRK übernimmt
Verantwortung
Dr. Rudolf Seiters,
Präsident des
Deutschen Roten Kreuzes
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Rotkreuzmitglieder,
lässt man die Ereignisse Revue passieren, die die
Entwicklung des Deutschen Roten Kreuzes insgesamt kennzeichnen, erscheint als einer der wichtigsten Meilensteine der 1. Januar 1991. Es ist der Tag,
an dem sich die DRK-Landesverbände der neuen
Bundesländer mit denen der alten Länder auf einer
gemeinsamen Bundesversammlung zu einem einzigen Verband vereinigten.
Dieser Zusammenschluss motivierte Hunderte und
Tausende DRK-Mitglieder auch in MecklenburgVorpommern, mit Mut, Entschlossenheit und Zuversicht eine Vielzahl neuer Herausforderungen und
Aufgaben anzugehen. Zu den herausragendsten Ergebnissen dieser Pionierleistungen zählt die Übernahme der Trägerschaft der Krankenhäuser in Grevesmühlen, Grimmen und Neustrelitz im Jahr 1992
und zwei Jahre später in Teterow. Denn mit diesem
Engagement setzten die Handelnden im DRK-Landesverband ein deutliches Zeichen: Das DRK übernimmt Verantwortung, wenn es darum geht, den
Bedarf an kompetenter medizinischer Versorgung
der Bevölkerung in wichtigen Regionen des Landes
Mecklenburg-Vorpommern zu garantieren.
Es ist beeindruckend, welche Entwicklung diese vier
Häuser unter der DRK-Führung genommen haben.
Drei Neubauten mit hochmoderner Ausstattung
ersetzten die veralteten Gebäude in Grevesmühlen,
Grimmen und Neustrelitz. Umfangreiche Renovierungsmaßnahmen brachten und bringen auch
das Haus in Teterow auf den neuesten Stand.
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In Zeiten einschneidender gesundheitspolitischer
Veränderungen gelingt es den Häusern nicht nur,
den Patientinnen und Patienten über das engere
Einzugsgebiet hinaus eine optimale Betreuung zu
bieten. Sie haben sich auch als Arbeitgeber mit einer
vorbildlichen Unternehmenskultur profiliert und
bieten besonders jungen Menschen durch eine fundierte Ausbildung eine ausgezeichnete berufliche
Perspektive. Patientenumfragen belegen ein außerordentlich hohes Maß an Zufriedenheit.
Die vier Krankenhäuser sind hervorragende Visitenkarten des fachlichen Könnens und des persönlichen Einsatzes der DRK-Mitglieder insgesamt. Sie
repräsentieren zugleich eindrucksvoll die Fähigkeit
unserer Organisation, in relevanten sozialen und
humanitären Bereichen bestens funktionierende
Versorgungseinheiten zu installieren und sie zum
Wohl der Menschen zu betreiben.
Unser Bestreben und unser Anspruch ist es, dort zu
sein, wo die Menschen uns brauchen. Mit der Übernahme der vier Krankenhäuser ist das gelungen.
Darauf darf der DRK-Landesverband MecklenburgVorpommern stolz sein.
Herzlichst Ihr
Dr. Rudolf Seiters
Präsident des Deutschen Roten Kreuzes
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Inhalt
Seite 10
Hans-Peter Schultz
Der Geschäftsführer des DRK-Landesverbands über 20 Jahre DRK-Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern
Seite 54
Werner Kuhn
Wie der DRK-Präsident selbst zum
Patienten wurde – und was die DRKKrankenhäuser stark macht
Seite 58
Karin Brümmer
Die Krankenhausbeirats-Vorsitzende
über Kooperation und Kommunikation
Seite 60
Friedrich Wilhelm Bluschke
Der langjährige AOK-Vorstand
war ein wichtiger Partner für die
DRK-Krankenhäuser
Grevesmühlen
Grimmen
Mecklenburg-Strelitz
Teterow
Seite 16
Olaf Björk und
Jan Weyer
Die Geschäftsführer über die
Zusammenarbeit aller vier
DRK-Krankenhäuser
Seite 34
Harry Glawe
Der Wirtschaftsminister und studierte
Fachpfleger über das Krankenhaus und
die Zukunft des Gesundheitswesens
Seite 64
Dr. med. Ernst F. Dörffel
Was der Ex-Chefarzt an Erich Honecker
schrieb – und wie mühevoll der Weg zum
Klinik-Neubau war
Seite 88
Jan Weyer
Ohne Teamgeist kein Erfolg,
sagt der Geschäftsführer
Seite 20
Torsten Kurschat
Der Leiter der DRK-Lehrrettungswache
beschreibt einen verantwortungsvollen
Beruf
Seite 22
Dr. med. Dirk Steffen
Der Ärztliche Direktor berichtet von
Touristen und der Kooperation mit einer
Uni-Klinik
Seite 26
Leistungsschwerpunkte
Seite 28
Timo Lange,
Jens Voigt,
Dr. med. Jens Peters
Was sie mit dem Krankenhaus verbindet
Seite 30
Dr. med. Dirk Killermann
Wie der Kardiologe HerzschrittmacherPatienten Sicherheit im Schlaf vermittelt
Seite 40
Kathrin Kube
Die DRK-Schwester sagt, wie die
ambulante Pflege des Kreisverbands
das Leben ein bisschen lebenswerter
macht
Seite 68
Lutz Morgenstern
Der Luftretter des DRK-Kreisverbands
Mecklenburgische Seenplatte über
die Liebe zu Hubschraubern und
emotionale Einsätze
Seite 42
Astrid Nehls
„Warum ich DRKlerin bin“
Seite 72
Florian Oldenburg
„Warum ich DRKler bin“
Seite 44
Astrid Schwalme
Die Pflegedienstleiterin erklärt,
warum Hilfe zur Selbsthilfe wichtig ist
Seite 74
Dr. med. Burghardt Honke
Der Ärztliche Direktor erklärt das Prinzip
„Grundversorgung plus Spezialisierung“
Seite 48
Leistungsschwerpunkte
Seite 78
Leistungsschwerpunkte
Seite 50
Heike Götz,
Dipl.-Med. Andreas Kümmel
Was sie mit dem Krankenhaus verbindet
Seite 80
Sigrid Keler,
Dr. Bert Schröter
Was sie mit dem Krankenhaus verbindet
Seite 52
Kirsten Hell
Naturheilpraxis und Naturerlebnis
Seite 82
Dr. med. Fred Ruhnau
Für den Chefarzt Innere Medizin ist Kunst
im Krankenhaus viel mehr als ein Hobby
Seite 92
Cornelia Bäumer
Ein Blick ist ein Dankeschön,
weiß die Leiterin der Sozialstationen
beim DRK-Kreisverband Güstrow
Seite 93
Anke Brandt
Die Krankenschwester und
DRK-Ortsvereinsvorsitzende erteilt
Erste-Hilfe-Kurse an Grundschulen
Seite 94
Michael Groth
„Warum ich DRKler bin“
Seite 96
Jana Wedow
Zeitgemäße Versorgung im
Krankenhaus bedeutet Spezialisierung,
weiß die Pflegedienstleiterin
Seite 100
Leistungsschwerpunkte
Seite 106
Wat bi ’t Rode Krüz gellen sall
Die DRK-Grundsätze auf Plattdeutsch
Seite 108
Dr. Brita Ristau-Grzebelko
Gesundheits- und Krankenpfleger(in):
Ein Beruf mit Perspektive
Seite 110
Veronika Nelißen
Schwerstpflegebedürftige Menschen
darf man nicht isolieren, weiß die
Leiterin der DRK-Fachpflegeeinrichtung
Mecklenburg-Strelitz
Seite 114
Alexandra Weyer
Wie Patienten und Mitarbeiter vom
Qualitätsmanagement profitieren,
beschreibt die QualitätsmanagementBeauftragte
Seite 116
Jana Wedow
Hygiene ist mehr als nur Sauberkeit,
sagt die Hygienebeauftragte
Seite 118
Impressum
Seite 102
Marcel Gleffe,
Dr. med. Stephan Kieckhöfel
Was sie mit dem Krankenhaus verbindet
Seite 104
Petra Daubner
Strukturierte Diabetesbehandlung
mit Schulung kann die
Lebensqualität verbessern, erklärt die
Diabetesassistentin
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20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Interview
Traditionsbewusst und
erfolgsorientiert
Freude und Stolz, Risiken und Nebenwirkungen – und ein umstrittener Mann mit Kohle:
Landesgeschäftsführer Hans-Peter Schultz über 20 Jahre DRK-Krankenhäuser
in Mecklenburg-Vorpommern
Herr Schultz, 20 Jahre DRK-Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern – das ist eigentlich das aktuelle
Kapitel einer langen Tradition. Wie gestalteten sich
die Anfänge?
Hans-Peter Schultz: Wer die Geschichte des Roten
Kreuzes betrachtet, stellt fest, dass das Betreiben
von Krankenhäusern von Anfang an eine maßgebliche Aufgabenstellung war. Der Rotkreuzgedanke
wurde bereits 1864 im damaligen MecklenburgSchwerin mit der Gründung des „Zentralvereins für
die Pflege im Felde verwundeter und erkrankter
Krieger“ umgesetzt. Es war weltweit eine der ersten
derartigen Gründungen überhaupt. Der „MarienFrauen-Verein“ vom Roten Kreuz, der vier Jahre
später entstand, richtete erste Krankenhäuser ein.
Etliche weitere Häuser kamen im Lauf der Jahrzehnte dazu, bis der Besitz 1945 von den Sowjets
enteignet wurde. Während im Westen Deutschlands in der Nachkriegszeit wieder Krankenhäuser
unter der Flagge des Roten Kreuzes betrieben wurden, mussten wir in Mecklenburg-Vorpommern
bis 1992 darauf warten.
Dieses Buch trägt den Untertitel „eine Erfolgsgeschichte“. Eigenlob gilt in Mecklenburg nicht als größte
Tugend – ist der Titel dennoch berechtigt?
Hans-Peter Schultz: Wir dürfen bei aller Bescheidenheit mit großer Freude und auch mit ein wenig
Stolz auf die vergangenen 20 Jahre zurückblicken.
Es ist uns gelungen, hier eine Basis aufzubauen, wie
sie in der Mehrzahl der deutschen Landesverbände
Hans-Peter Schultz
Hans-Peter Schultz wurde 1954
in Parchim geboren. Der studierte
Volkswirt ist seit 1990 Geschäftsführer des DRK-Landesverbands
Mecklenburg-Vorpommern.
Er ist verheiratet und hat zwei
Kinder sowie fünf Enkelkinder.
Seine Hobbys: Schwimmen,
Fotografieren, Lesen
nicht unbedingt üblich ist. Die Synergien, die sich
aus der Existenz unserer Krankenhäuser zwischen
den Häusern selbst, den Kreisverbänden und dem
Landesverband ergeben, sind von allergrößtem Wert.
Anfang der neunziger Jahre herrschte in den Krankenhäusern nach teilweise nur notdürftigen Reparaturund Renovierungsmaßnahmen Improvisationszustand. Waren Sie sich bewusst, welche Investitionen
für eine angemessene medizinische und pflegerische
Versorgung nötig werden würden?
Hans-Peter Schultz: Das konnte zu diesem Zeitpunkt wohl noch niemand richtig abschätzen, auch
wenn der Zustand einiger Häuser ja unübersehbar
nicht der beste war. Das damalige sogenannte
Krankenhaus in Grimmen-Bartmannshagen etwa
war notdürftig in einem Gutsgebäude untergebracht,
Miteinander unterschiedlicher Generationen: ein wichtiger Bestandteil des DRK-Engagements in den Krankenhäusern
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20 Jahre DRK-Krankenhäuser
„
Die Synergien, die sich aus der Existenz unserer
Krankenhäuser zwischen den Häusern selbst,
den Kreisverbänden und dem Landesverband
ergeben, sind von allergrößtem Wert.
Herzliche Begrüßung
Versorgung auf höchstem Niveau
Schnelle und kompetente Hilfe
was einen normalen medizinischen und pflegerischen Betrieb eigentlich gar nicht zuließ. Grevesmühlen: ein Zweckbau, errichtet um die vorherige
Jahrhundertwende. Andererseits bot das Bettenhaus
in Neustrelitz, einer der letzten Plattenneubauten
der DDR, für die damalige Zeit sogar ideale Verhältnisse. Teterow kam 1994 dazu, bis dahin waren dort
bereits einige Maßnahmen erfolgt.
Trotz solcher Missverständnisse: Hat die Unterstützung
durch westliche Landesverbände geholfen?
Hans-Peter Schultz: Unbedingt. Vor allem der
Landesverband Schleswig-Holstein stand uns mit
Rat und Tat zur Seite. Der war übrigens zuerst von
Grevesmühlen wegen einer Trägerschaft für das
Krankenhaus angefragt worden, weil er bereits ein
Haus in Ratzeburg betrieb. Es wurde aber schnell
klar, dass sich das besser über den eigenen DRKLandesverband, also Mecklenburg-Vorpommern,
machen ließ. Dann kam die Initiative für Neustrelitz
hinzu, es begann auch die Debatte auf politischer
Ebene, und so entwickelte sich eine schrittweise
Annäherung an die Entscheidung, die Trägerschaft
der Krankenhäuser dem Roten Kreuz zu übertragen.
Wir arbeiten zwar gewinnorientiert – und das mit
großem Erfolg, – müssen unser Tun und Handeln
aber nicht Dividenden oder Gewinnausschüttungen
für Anteilseigner unterordnen. Ein Beispiel: Eine
private Klinikkette hätte vielleicht das Küchen- oder
Reinigungspersonal ausgegliedert, um bei Lohnkosten und Sozialabgaben zu sparen. Wir glauben,
dass solche Maßnahmen auf Kosten der Arbeitsqualität und damit letztlich zu Lasten unserer Mitarbeiter insgesamt und vor allem der Patienten gehen.
Der Patient ist aber für uns kein Ertragsbringer oder
Strichcode, sondern ein Mensch, der Hilfe benötigt.
Und das soll auch so bleiben.
In der Praxis ergaben sich nach der Übernahme
der Trägerschaft bisweilen skurrile Situationen:
Nach dem Zusammenschluss zum gesamtdeutschen Roten Kreuz war in einem Stellenplan noch
ein Heizer verzeichnet – der im Übrigen einen unglaublich schweren Job hatte, weil er für die zahlreichen Öfen riesige Kohlemengen bis in die vierte
Etage schleppen und auch noch die Asche entsorgen musste. Prompt erreichte uns im Rahmen der
segensreichen Beratung durch unsere westlichen
Partnerverbände, die das Beste meinten, sich manchmal aber überhaupt nicht in unsere Situation hineinversetzen konnten, die Frage, ob diese überflüssige
Planstelle etwa noch durch das Politbüro angeordnet
worden sei. Da war nicht allen klar, dass sich die
Zentralheizung noch nicht flächendeckend durchgesetzt hatte.
Spielte dabei auch eine Rolle, dass das Rote Kreuz in
der DDR einen recht guten Ruf besaß?
Hans-Peter Schultz: Ich bin davon überzeugt. Das
Rote Kreuz galt stets als eine Art Nischenorganisation, in der Staat und Partei nicht diesen großen
Einfluss hatten wie andernorts. Aber vielleicht waren
noch weitere Faktoren nicht ganz unwichtig: Mit
unserer Philosophie, unseren Leitlinien und unserer
ganzen Unternehmenskultur unterscheiden wir uns
ja sowohl von den in öffentlicher Trägerschaft als
auch von den durch Privatunternehmen betriebenen
Kliniken.
„
Wir arbeiten zwar gewinnorientiert – und das
mit großem Erfolg, – müssen unser Tun und
Handeln aber nicht Dividenden oder Gewinnausschüttungen für Anteilseigner unterordnen.
Historisches Dokument: Vertrag zur Übernahme der Trägerschaft des Krankenhauseses Grevesmühlen
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DRK-Krankenhaus
Grevesmühlen
54 000 Mark betrugen die Baukosten für das im
Oktober 1889 in Betrieb gegangene städtische
Krankenhaus an der Klützer Chaussee. Knapp
28,5 Millionen Euro wurden in den Neubau investiert,
der im Dezember 2000 die ersten Patienten aufnahm.
Zur Krankenhaus gGmbH gehören außerdem fünf
Wohnanlagen in der näheren und weiteren Umgebung.
Trägerschaft des DRK: mit Vertrag vom 6. Juli 1992,
rückwirkend zum 1. Januar 1992
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Interview
„Die Mitarbeiter sind
unser wichtigstes Kapital“
Die Geschäftsführer Olaf Björk und Jan Weyer über die Entwicklung des
DRK-Krankenhauses Grevesmühlen – und die Vorteile einer intensiven
Zusammenarbeit aller vier DRK-Häuser
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Olaf Björk
Jan Weyer
Olaf Björk wurde 1957 in Boltenhagen
geboren. Nach Abitur und Grundwehrdienst absolvierte er ein Hochschulfernstudium an der Universität Rostock und
an der Verkehrshochschule Dresden.
Der Diplomingenieur wurde 1990
Verwaltungsdirektor des damaligen
Kreiskrankenhauses Grevesmühlen und
nach der Übernahme der Trägerschaft
durch das DRK Geschäftsführer.
2008 wurde er zusätzlich Geschäftsführer
des DRK-Krankenhauses GrimmenBartmannshagen. Gemeinsam mit
Jan Weyer übernahm er 2012 die
Geschäftsführung aller vier DRK-Krankenhäuser. Olaf Björk ist verheiratet und hat
zwei Kinder.
Jan Weyer wurde 1971 in der Hansestadt
Wismar geboren, besuchte dort die
Schule und studierte Betriebswirtschaft.
Seine berufliche Laufbahn startete er im
Städtischen Krankenhaus Wismar, wechselte
zur AOK Mecklenburg-Vorpommern
und wurde 2003 Geschäftsführer des
DRK-Krankenhauses in Teterow. 2005
übernahm er zusätzlich die gleiche Funktion
im damals wirtschaftlich angeschlagenen
DRK-Krankenhaus Neustrelitz. Seit der
Gründung im Jahr 2009 ist Weyer auch
Geschäftsführer der DRK-Notärztlicher
Dienst MV GmbH, die heute größter
Leistungserbringer im Notarzt-Rettungsdienst in Mecklenburg-Vorpommern ist.
Jan Weyer ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Setzt modernste Narkose- und Überwachunsgstechnik ein: Dr. med. Ursula George, Chefärztin Anästhesie und Intensivmedizin
Herr Björk, Herr Weyer, kann man das Krankenhaus
Grevesmühlen als Vorreiter auf dem Weg zur Trägerschaft durch das DRK sehen? Es gehörte ja schon zur
Wendezeit zumindest indirekt zur Rotkreuzfamilie
– durch einen Kooperationsvertrag mit dem DRKKrankenhaus Ratzeburg.
Olaf Björk: Es war eine schwierige Zeit. Als das
Krankenhaus Teil des staatlichen Gesundheitswesens
der DDR war, arbeiteten mehr als 1000 festangestellte
Mitarbeiter an den drei Standorten Grevesmühlen,
Schönberg und Boltenhagen. Dazu kamen einige
Dutzend ambulant praktizierende Ärzte und Zahnärzte sowie etwa 40 Gemeindeschwestern. Es standen
242 Patientenbetten zur Verfügung.
Diese Strukturen ließen sich aus wirtschaftlichen
Gründen nicht halten. Andererseits bestand großer
Bedarf an moderner technischer Ausstattung, zum
Beispiel an Betten mit Rollen. Das DRK-Krankenhaus in Ratzeburg hat uns insbesondere in Person
seines damaligen Verwaltungsdirektors Alfred
Schomburg vorbildlich unterstützt – finanziell, technisch und auch personell. Der Kooperationsvertrag
mit dem DRK-Krankenhaus Ratzeburg, der erste
seiner Art zwischen einer Ost- und einer WestKlinik, gilt übrigens noch heute.
das Prinzip der flächendeckenden Grund- und Regelversorgung partiell aus?
Jan Weyer: Die demografische Entwicklung in unserem Land ließ und lässt sich ja nicht ignorieren.
Anfang der neunziger Jahre war in Grevesmühlen
die Zahl der Geburten von 700 auf 200 pro Jahr
gesunken. In Mecklenburg-Vorpommern insgesamt
kamen 1990 noch 23 500 Kinder zur Welt, 1994 waren es weniger als 9000. Heute sieht es zwar wieder
positiver aus: Im Jahr 2011 wurden 12 700 Geburten
landesweit verzeichnet. Doch eine Rückkehr zu den
Zahlen von damals ist nicht in Sicht. Wir müssen
uns mit diesem niedrigen Niveau arrangieren. Die
Versorgung der Bevölkerung ist dadurch ja keineswegs gefährdet.
„
Das DRK-Krankenhaus in Ratzeburg hat uns
insbesondere in Person seines damaligen
Verwaltungsdirektors Alfred Schomburg damals
vorbildlich unterstützt – finanziell, technisch
und auch personell.
Nach der Übernahme der Trägerschaft durch den
DRK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern mussten drei Stationen schließen: Gynäkologie, Geburtshilfe, Pädiatrie. Anderen Krankenhäusern im Land
ging es ähnlich. Hebeln solche Sparmaßnahmen nicht
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DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
„
Alles zusammen hat dazu geführt, dass unser
Haus einen ausgezeichneten Ruf in der
Bevölkerung und bei den niedergelassenen
Fachärzten genießt.
DRK-Krankenhaus Grevesmühlen: der Neubau nahm Ende 2000 den
Betrieb auf
pflegerischen Versorgung über Hygiene- und Qualitätsmanagement bis hin zu Materialbeschaffung und
Technik. Ein gravierender Nutzen dieses Geschäftsführungsmodells ist die effiziente Vereinheitlichung
von Organisation und Arbeitsabläufen sowie die
Erschließung größerer Synergiepotenziale.
Den Rücken stärken: Physiotherapeutin Juliane Holz vermittelt die richtigen Übungen
Olaf Björk: Umstrukturierungsmaßnahmen sind
oft mit unangenehmen Begleitumständen verbunden.
Doch im Nachhinein haben sie dem DRK-Krankenhaus Grevesmühlen und damit auch den Menschen
in der Region im Vergleich zu früher eine ganz neue
Qualität der Versorgung gebracht. Wenn man so will,
hat die Konzentration auf weniger Abteilungen erst
möglich gemacht, dass wir eine ausgesprochen hochwertige medizinische Kernkompetenz etwa in wichtigen Fachbereichen der Chirurgie und der Inneren
Medizin aufbauen konnten. Dies war die erste Voraussetzung für eine bessere Versorgung.
Die Leistungen aller Mitarbeiter in Medizin, der
Pflege und in den anderen Abteilungen war die
zweite Voraussetzung. Die dritte war der Neubau,
der von 1997 bis 2000 entstand und alle baulichen
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und technischen Bedingungen erfüllt, die ein bestens funktionierender Krankenhausbetrieb braucht.
Alles zusammen hat dazu geführt, dass unser Haus
einen ausgezeichneten Ruf in der Bevölkerung und
bei den niedergelassenen Fachärzten genießt.
Seit Kurzem sind Sie beide gemeinsam für alle vier
DRK-Krankenhäuser als Geschäftsführer verantwortlich. Bedeutet das eine noch engere Zusammenarbeit
der Kliniken unter dem Zeichen des Roten Kreuzes?
Jan Weyer: Damit ist gewährleistet, dass Kompetenz
und Stärken der beiden Verantwortlichen allen vier
Häusern zugute kommen und zu einer intensiveren
Kooperation mit dem Ziel gemeinsam erarbeiteter
Vorteile führen. Das Modell umfasst alle relevanten
Bereiche und Abteilungen von der ärztlichen und
Olaf Björk: Es ist ja nicht so, dass jedes Haus bisher
nur vor sich hin gearbeitet hat, ohne über den Tellerrand zu schauen. So haben Teterow und Neustrelitz
denselben ärztlichen Direktor, nämlich Herrn Dr.
Honke. Herr Dr. Fülkell, Chefarzt der Allgemeinund Visceralchirurgie in Grevesmühlen, ist wiederum Ärztlicher Direktor in Grimmen.
Eine Reihe von Arbeitsgruppen und Teams aller vier
Häuser trifft sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und zum Erarbeiten gemeinsamer Konzepte
und Strategien, etwa in den Bereichen Hygiene oder
Qualitätsmanagement.
Die neue strategische Kooperation der Häuser in
Grevesmühlen, Grimmen, Neustrelitz und Teterow
stärkt insgesamt ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und steigert vor dem Hintergrund der
stetig wachsenden Spezialisierung im Gesundheitssektor auch die Qualität des medizinischen
Leistungsangebots.
Jan Weyer: Um im Wettbewerb auf dem Gesundheitsmarkt langfristig noch erfolgreicher bestehen
zu können, müssen unsere Häuser stets auf dem
neuesten Stand bleiben. Das hat bisher hervorragend
funktioniert: In den vier DRK-Krankenhäusern mit
insgesamt fast 500 Betten versorgen rund 1000 Mitarbeiter jährlich mehr als 20 000 Patienten stationär
und mehr als 30 000 ambulant. Diese Zahlen können sich doch sehen lassen! Die neue Organisationsstruktur wird uns ermöglichen, die Mittel für alle
dazu erforderlichen Investitionen auch weiterhin
selbst zu erwirtschaften.
Olaf Björk: Zu den notwendigen Ausgaben zählen
wir übrigens noch etwas anderes als Geld für Gebäude oder Geräte: Die DRK-Krankenhäuser investieren auch in Zukunft konsequent in die Qualität
der Arbeitsplätze und in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Denn die Menschen, die bei
uns arbeiten, sind unser wichtigstes Kapital.
Angesichts der Konkurrenz durch Klinikketten und
Häuser anderer Träger dürften auch in Zukunft weitere Investitionen erforderlich sein. Wo erfolgen sie
und woher kommt das Geld?
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DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
Kreisverband
Aus voller Überzeugung
Immer verantwortungsvoll, manchmal anstrengend: Torsten Kurschat, Leiter der
DRK-Lehrrettungswache Grevesmühlen, über den Beruf des Rettungsassistenten
Dienst in einer Rettungswache des Deutschen Roten
Kreuzes – das sind nicht nur rasante Fahrten mit
Blaulicht und Martinshorn zu spektakulären Verkehrsunfällen. Im Gegenteil: Solche Einsätze fahren wir heute viel seltener als vor 20 Jahren. Damals
wollten viele Leute neue, schnelle Autos haben und
waren entsprechend riskant unterwegs.
Heute ist das anders, denn die Zahl der Verkehrsunfälle hat zum Glück deutlich abgenommen. Über
einen Mangel an Einsätzen können wir uns dennoch
nicht beklagen: Wir versorgen viele Menschen, die
an plötzlicher Atemnot leiden, Herzprobleme haben,
einen Schlaganfall erlitten haben oder wegen Kreislaufschwäche kollabiert sind. Auch den Anteil immer älter werdender Menschen in unserer Gesellschaft spüren wir jetzt schon deutlich.
„
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Wir versorgen viele Menschen, die an
plötzlicher Atemnot leiden, Herzprobleme haben,
einen Schlaganfall erlitten haben oder wegen
Kreislaufschwäche kollabiert sind.
Wir fühlen uns wohl in unserem modernen „Zuhause“ in Grevesmühlen. Erst musste kräftig improvisiert werden: Kurz nach der Wende, als der Rettungsdienst die Schnelle Medizinische Hilfe (SMH)
und den Dringlichen Hausbesuchsdienst (DHD) der
DDR abgelöst hatte, nahm die Rettungswache den
Betrieb in Grevesmühlen auf. Zuerst war sie noch in
einer Baracke auf dem Hof untergebracht, dann, als
der Krankenhausneubau entstand, in Containern.
2001 zogen wir in das umgebaute Gebäude der früheren Frauenklinik um. Ich hatte meinen Zivildienst
in der Wache abgeleistet und mich zum Rettungssanitäter ausbilden lassen, danach zum Rettungsassistenten. Seit 2008 bin ich Leiter der Wache. Ich glaube,
wir sind ein gutes und eingespieltes Team. 2009 haben
wir die Zertifizierung für unser Qualitätsmanagement-System bekommen.
Wir, das sind meine elf Kollegen und ich von der
DRK-Rettungswache Grevesmühlen. Zum Team gehören auch vier Auszubildende, denn wir sind eine
Lehrrettungswache. Das heißt, dass die vier in Intervallen zwischen der theoretischen Ausbildung in den
Rettungsdienstschulen und der praktischen Mitarbeit bei uns wechseln. In seinem Bildungszentrum in
Teterow bietet das DRK ebenfalls die Ausbildung zum
Rettungssanitäter und -assistenten an. Es melden sich
dazu auch etliche Quereinsteiger aus anderen Berufen
an, viele sind über ihr Engagement bei der freiwilligen
Feuerwehr in ihren Heimatgemeinden dazu gekommen. Auch viele junge Frauen sind unter ihnen.
Seit 2008 Leiter der Wache: Torsten Kurschat
Einsatzzentrale: Lehrrettungswache am DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
Es ist ein anspruchsvoller Beruf, und es kann ein
anstrengender Beruf sein. Wir haben eine große
Verantwortung. Wir müssen in kürzester Zeit das
Richtige tun. Wir müssen Menschen in Not nicht
nur retten, sondern auch transportieren – auch mal
aus dem vierten Stock ohne Fahrstuhl, dazu das
EKG-Gerät – von denen nicht alle ihr Idealgewicht
gehalten haben. Wir arbeiten zwölf Stunden am Tag,
immer von sieben bis sieben Uhr, auch an den Wochenenden und Feiertagen. Doch nicht nur Einsätze
bestimmen das tägliche Wachenleben, wir müssen
viele Routinearbeiten machen: Material und Fahrzeuge nach den Einsätzen reinigen und desinfizieren,
Schriftkram und vieles andere Organisatorische
erledigen.
„
Wir arbeiten zwölf Stunden am Tag, immer von
sieben bis sieben Uhr, auch an den Wochenenden
und Feiertagen.
Aber wir sind DRK-Rettungsassistenten aus voller
Überzeugung. Auch dann, wenn wir nicht mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs sind.
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DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
Interview
„Patienten sind Partner“
Dr. Dirk Steffen, Ärztlicher Direktor in Grevesmühlen, über fürsorgliche Betreuung,
zufriedene Touristen und die Kooperation mit einer Uni-Klinik
Herr Dr. Steffen, in medizinischen Bewertungsportalen im Internet loben Patienten die besondere Zuwendung durch Ärzte, Schwestern und Pfleger im
DRK-Krankenhaus Grevesmühlen. Es herrsche kein
Massenbetrieb, heißt es, man fühle sich wohl. Haben
Sie Ihren Mitarbeitern den freundlichen Umgang
eigens verordnet – oder ist die individuelle Betreuung sozusagen Teil der Grundversorgung?
Dr. Steffen: Erfreulicherweise ist sich jeder hier im
Haus auch ohne „Nachhilfe“ von oben bewusst,
dass ein fürsorglicher, von gegenseitigem Vertrauen
und Respekt geprägter Umgang mit den Menschen,
die zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit zu uns
kommen, selbstverständlich ist. Wir möchten, dass
unsere Patienten unser Haus nicht nur in körperlich gutem Zustand, sondern auch zufrieden verlassen. Die Menschen, die sich uns anvertrauen,
sehen wir als Partner. Und als solche sollen auch sie
wiederum uns verstehen.
Besonders in den Sommermonaten behandeln Sie
etliche Urlauber aus anderen Bundesländern oder aus
dem Ausland, die die touristisch attraktive Region besuchen. Treffen Sie bei diesen Patienten manchmal auf
Vorbehalte, weil das DRK-Krankenhaus nicht gerade
zu den größten Kliniken im Lande zählt?
Dr. Steffen: In der Tat kommen viele Touristen auch
aus Großstädten mit ihren kleineren und größeren
Blessuren zu uns; darunter etliche, die wir stationär aufnehmen. Für sie alle zählt in ihrer Situation
zunächst vor allem die schnelle und fachgerechte
Dr. med. Dirk Steffen
wurde 1965 in Barth/Kreis RibnitzDamgarten geboren. 1992 legte er an der
Medizinischen Fakultät der Ernst-MoritzArndt-Universität Greifswald das medizinische Staatsexamen ab. Nach beruflichen
Stationen als Arzt in Praktikum in Bad
Segeberg sowie als Assistenzarzt in Burg
auf Fehmarn und in Schwerin wechselte er
im Jahr 2000 an das DRK-Krankenhaus
Grevesmühlen, wo er seine Weiterbildung
zum Facharzt für Chirurgie abschloss.
2002 wurde er Oberarzt in Grevesmühlen,
2003 legte er die Schwerpunktprüfung
Unfallchirurgie ab, 2008 schloss er die
Zusatzweiterbildung spezielle Unfallchirurgie ab. Seit 2006 ist er Chefarzt und
Ärztlicher Direktor in Grevesmühlen.
Dr. Steffen ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Liebevolle Behandlung: Anke Krause, Leiterin der Physiotherapie, mit junger Patientin
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DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
„
Viele bedanken sich besonders für die engagierte,
kompetente und sympathische Betreuung
durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Pflegedienst, in den Funktionsbereichen, in den
Ambulanzen und in den Sprechstunden.
Untersuchung im Computertomografen: Röntgenassistentin Dörte Richter
steuert das Gerät
medizinische Versorgung. Danach registrieren sie
dankbar, dass es bei uns auch in der weiteren Betreuung keine anonyme Massenabfertigung gibt,
sondern persönliche Ansprache und die Erfüllung
individueller Bedürfnisse. Dabei bemerken sie auch,
dass die Qualität der medizinischen Versorgung
nicht unbedingt von der Größe des Krankenhauses
abhängt.
Freizeit- und Sportverletzungen zählen im DRKKrankenhaus Grevesmühlen offenbar zu den besonders häufig behandelten Fällen.
Dr. Steffen: Ja, Unfall- und orthopädische Chirurgie
spielen bei uns auch aus den oben erwähnten Gründen schon eine wichtige Rolle. Menschen mit Knochenbrüchen, Gelenk-, Band- oder Sehnenverletzungen versorgen wir eigentlich fast täglich in
unserer chirurgischen Ambulanz und oft auch operativ. Wir können die gesamte Traumatologie der
Extremitäten anbieten. Darüber hinaus haben wir
uns chirurgisch auf die Endoprothetik, also die Versorgung mit künstlichen Gelenken, und die Arthroskopie spezialisiert. Hüft-, Knie- und Schultergelenke stehen besonders häufig auf unserem OP-Plan.
Das Knie mit Kreuzband- und Meniskusschäden,
außerdem die Schulter, den Ellenbogen, aber auch
das Sprunggelenk behandeln wir ebenfalls oft arthroskopisch.
Gleichzeitig bieten wir selbstverständlich umfassende
Leistungen in der Allgemein- und Visceralchirurgie
24
an, wobei hier besonders die Bauchchirurgie und die
Behandlungen von gut- und bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse und der Nebenschilddrüse zu
nennen sind. Auch in der operativen Behandlung von
Dickdarmtumoren besitzen wir große Erfahrung.
Die meisten Patientenbetten stehen in der Inneren
Medizin. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier?
Dr. Steffen: Kardiologie, Gastroenterologie und die
Allgemeine Innere Medizin sind wichtige Standbeine unseres Hauses und genießen einen ausgezeichneten Ruf in der Bevölkerung und bei den niedergelassenen Kollegen. Wir diagnostizieren und
behandeln alle häufigen Krankheitsbilder aus dem
gesamten Bereich der Inneren Medizin. Damit erfüllen wir die Ansprüche, die für ein Krankenhaus
der Grund- und Regelversorgung bestehen.
Doch unsere Fachärzte sind in der Lage, noch weitaus mehr zu leisten: In der Kardiologie etwa ist dies
unsere Kompetenz in der Behandlung auch von
komplexen Herzrhythmusstörungen inklusive der
Implantation von Herzschrittmachern und Defibrillatoren. Seit einiger Zeit praktizieren wir zum
Beispiel das sogenannte Home-Monitoring für Patienten mit Herzrhythmusstörungen, denen wir
einen Defibrillator eingesetzt haben. Dabei lässt
sich das korrekte Funktionieren mittels telemetrischer Fernüberwachung kontrollieren, und bei
Problemen sind wir sofort informiert und können
eingreifen.
Erstversorgung: Schwester Silke Pinneke, ITS/Anästhesie-Chefärztin Dr. Ursula George, Schwester Birgit Köster (v. l.)
Dass wir auch über den Tellerrand schauen und
sinnvolle Kooperationen eingehen, zeigt die Zusammenarbeit unseres Krankenhauses in der invasiven
kardiologischen Diagnostik und Therapie mit der
Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums
Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. So können wir
zum Beispiel Patienten bei der Akutbehandlung des
Myokardinfarktes, bei der Herzkatheteruntersuchung oder bei Stentimplantationen der Herzkranzgefäße eine kompetente Versorgung auf dem Stand
neuester medizinischer Erkenntnisse bieten.
Auf einige Ihrer Kollegen wartet auf dem Krankenhausgelände noch ein zweiter Arbeitsplatz: der Notarztwagen.
Dr. Steffen: Richtig. Unsere diensthabenden Notärzte besetzen personell die Rettungswache, die der
Rettungsdienst des Landkreises Nordwestmecklenburg hier betreibt. Gleichzeitig tun sie auch etwas
für den Nachwuchs: Weil es sich um eine Lehrrettungswache handelt, können sie den Auszubildenden, die Rettungsassistenten oder -sanitäter werden
möchten, nicht nur theoretisch, sondern auch in der
Praxis wichtige und wertvolle Tipps geben.
25
DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
Visite auf der Chirurgie: Stationsärztin Jana Koolwaay, Oberarzt Sven Eggers,
Chefarzt Dr. Uwe Fülkell, Schwester Christine Möller (v. l.)
OP-Team: Schwester Katharina Nix, Dipl.-Med Heike Rath, Chefarzt Dr. Dirk Steffen,
OP-Schwester Martina Kappel, Dipl.-Med. Julia Niederquell, Schwester Doris Burde,
Schwester Anja Strüber (v. l.)
In der Endoskopie: Dr. Rolf-Dieter Klingenberg-Noftz, Chefarzt Gastroenterologie und
Allgemeine Innere Medizin
„
Leistungsschwerpunkte
Patientengespräch: Dr. Dirk Killermann, Chefarzt Kardiologie und
Allgemeine Innere Medizin
In der Trägerschaft des DRK seit: 1. Januar 1992
(rückwirkend mit Vertrag vom 06. Juli 1992)
Patientenbetten: 118 Planbetten
Chirurgie
Unfallchirurgie und orthopädische Chirurgie:
operative Behandlung von Knochenbrüchen,
Endoprothetik, Arthroskopie großer Gelenke,
offene Gelenkchirurgie, Band- und Sehnenplastiken,
Knorpelersatz großer Gelenke, operative Behandlung
aller akuten Sehnenverletzungen, Handchirurgie,
Fußchirurgie, Durchgangsarzt
Allgemein- und Visceralchirurgie: operative
Behandlung der Bauchorgane, der Schilddrüse
und der Nebenschilddrüse
47 Patientenbetten
Innere Medizin
Kardiologie: umfassende Diagnostik und Behandlung
von Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen,
Implantation von Herzschrittmachern und Defibrillatoren.
Invasive kardiologische Diagnostik und Therapie
(in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein, Campus Lübeck)
Gastroenterologie: Gastroskopie, Bronchoskopie,
Koloskopie, Proktoskopie/starre Rektoskopie, ERCP
Ultraschall: Sonografie der Bauchorgane,
des Retroperitoneums und der Thoraxorgane,
Sonografie der Schilddrüse
Onkologie: umfangreiche Diagnostik, Chemotherapie
bei ausgewählten Krankheitsbildern
Diagnostische Punktionen: Knochenmark,
Knochenmarksbiopsie, Pleura-, Pericaderguss, Aszites,
Liquor, Leber, Schilddrüse, solide Tumoren, Harnblase
Diabetologie: Ernährungsmedizin, konventionelle
und intensivierte Insulintherapie, strukturierte Patientenschulung
Anästhesie und Intensivmedizin
allgemeine und regionale Anästhesie,
rückenmarknahe und periphere Leitungsanästhesien,
Notfall- und Rettungsmedizin. Überwachung aller
lebenswichtigen Funktionen, zwei Beatmungsplätze
Im Jahr 2011
behandelte Patienten, ambulant: 6701
behandelte Patienten, stationär: 5340
Mitarbeiter: 230
6 Intensivbetten
Fachrichtungen: Innere Medizin,
Chirurgie, Intensivmedizin
Besonderheiten: Schwerpunkte sind
Gastroenterologie und Kardiologie, Allgemein- und
Visceralchirurgie, Unfall- und orthopädische Chirurgie
68 Patientenbetten
26
27
DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
Menschen & Meinungen
Im Krankenhaus
Grevesmühlen …
…arbeitete Dr. Jens Peters als Stationsarzt in
beiden chirurgischen Abteilungen, bevor er sich als
Facharzt für Allgemeine Chirurgie in Grevesmühlen
niederließ. „Die Zusammenarbeit mit den Ärzten
und dem Pflegepersonal klappt hervorragend“,
sagt er. Er nutzt die Einrichtungen des Krankenhauses für größere ambulante Eingriffe, die er selbst
vornimmt, und führt dort auch endoskopische
Untersuchungen seiner Patienten durch.
… das damals als Kreiskrankenhaus firmierte, wurden zwei
populäre Sportler geboren: 1968 Timo Lange, 1971 Jens Voigt.
…„ist Anonymität ein Fremdwort“, ist auf klinikbewertungen.de zu lesen.
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft seien ein Teil der Therapie, heißt es auf diesem
Internetportal in einer von mehreren positiven Bewertungen. Der Patient schreibt
weiter: „Akut und mit einer niederschmetternden Diagnose wurde ich über mehrere
Wochen Patient dieses Hauses. Es gelang den behandelnden Ärzten, mich nicht nur
physisch, sondern besonders psychisch wieder auf die Beine zu stellen. Besonderen
Dank an die Chirurgische Abteilung! Sowohl den Ärzten als auch dem mehr als
freundlichen Personal gilt mein Dankeschön! Das Krankenhaus macht einen sehr
modernen Eindruck und vermittelt nicht die Hektik mir bekannter Einrichtungen.“
28
Timo Lange schoss bei der BSG Einheit Grevesmühlen seine ersten Tore. Später wurde
er mit 165 Einsätzen für den FC Hansa Rostock in der 1. Bundesliga Rekordspieler
der Hanseaten. Derzeit ist er sportlicher Leiter beim FC Anker Wismar. Der populärste
aktive deutsche Radprofi Jens Voigt lebt heute in Berlin. Als Erwachsener kehrte er
noch einmal unfreiwillig ins Krankenhaus Grevesmühlen zurück: Als er sich vor einigen Jahren bei einem
Cross-Radrennen in seiner Heimat die Schulter
verletzt hatte, leisteten die Ärzte des Krankenhauses
die Erstversorgung in der Notfallambulanz – zur vollen
Zufriedenheit ihres Patienten. Auch Timo Lange machte
Bekanntschaft mit der Ambulanz in Grevesmühlen:
Als Schüler war er in eine Glastür gelaufen und
musste an der Augenbraue genäht werden. Das Auge
blieb unversehrt – eine kleine Narbe ist geblieben.
29
DRK-Krankenhaus Grevesmühlen
„
Seit 2010 nutzen wir eine neuartige Technologie,
die uns automatisch und täglich über das
Befinden von Schrittmacher- und Defi-Patienten
auf dem Laufenden hält.
Hochmoderne Technik: ein Defibrillator am Herzmodell
Welchen Anteil die rasante Entwicklung der medizintechnischen Versorgung am weiter steigenden
Durchschnittsalter der Bevölkerung konkret hat,
lässt sich nicht generell ermitteln. Fest steht aber,
dass immer mehr Patienten einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator eingesetzt bekommen.
Diese Geräte können Menschen mit Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz eine höhere Lebenserwartung verschaffen – auch wenn die Ursache der
Erkrankung nicht zu beseitigen ist.
Erfahrener Herzspezialist: Dr. med. Dirk Killermann
Neue Medizin-Technologie
Die Sicherheit kommt
im Schlaf
Wie die automatische Fernüberwachung von Herzpatienten des DRK-Krankenhauses
Grevesmühlen funktioniert, beschreibt Dr. Dirk Killermann*
30
Die Implantation von Herzschrittmachern und
Defibrillatoren ist Standard im kardiologischen
Leistungsangebot des DRK-Krankenhauses Grevesmühlen. Etwa 30 bis 40 Patienten versorgen wir
jedes Jahr mit einem solchen Implantat. Die Geräte
funktionieren in der Regel einwandfrei und zuverlässig. Informationen über den Zustand des Patienten und das Funktionieren des Geräts erhielten
wir bis vor drei Jahren allerdings nur in mehr oder
weniger großen Abständen, und dann vor allem aus
zwei Anlässen: entweder wenn Beschwerden auftraten, sich das Befinden eventuell verschlechterte und
der Patient deswegen zu uns kam – oder durch die
zwei- bis viermal pro Jahr angesetzten Routineuntersuchungen, bei denen wir auch die im Implantat
gespeicherten kardialen Daten überprüfen.
Seit 2010 nutzen wir eine neuartige Technologie,
die uns automatisch und täglich über das Befinden
von Schrittmacher- und Defi-Patienten auf dem
Laufenden hält. Sie verwendet – wie ein Handy
– zur Datenübertragung das Mobilfunknetz. Die
Implantate der neuesten Generation übertragen
dabei sämtliche medizinischen und gerätetechnischen Daten einmal täglich auf ein mobiles Gerät,
das wie ein Modem aussieht und sich im unmittelbaren Umfeld des Patienten befindet – vorzugsweise
auf dem Nachttisch. Denn der kleine Kasten schickt
die gesammelten Daten nachts auf einen zentralen
Computer, auf den wir von unserem Krankenhaus
aus zugreifen können. Der Patient schläft und registriert davon nichts. So können wir aber schon
morgens diese Informationen sichten und prüfen.
Bei Auffälligkeiten reagiert das System selbsttätig
und macht uns sofort per E-Mail oder SMS darauf
aufmerksam. 18 Patienten sind mit diesem System
versorgt. Sie kommen damit bestens zurecht.
Die automatische Fernüberwachung kann und soll
die klassische Nachsorge in unserer Ambulanz oder
bei niedergelassenen Kollegen nicht ersetzen. Aber
sie kann Komplikationen erkennen und sie frühzeitig melden, sie kann die Zahl der Arztbesuche
und damit die Kosten reduzieren – und sie hilft den
betroffenen Patienten. Denn sie profitieren gleich
zweifach: durch mehr Sicherheit und durch ein
höheres Maß an Lebensqualität.
*Dr. med. Dirk Killermann ist Chefarzt der Fachabteilung Kardiologie und Allgemeine Innere Medizin am DRK-Krankenhaus
Grevesmühlen
31
DRK-Krankenhaus
Grimmen
„Keimzelle“ des heutigen DRK-Krankenhauses
Grimmen war ein Rittergut im Ortsteil Bartmannshagen.
2006 wurde der Neubau abgeschlossen.
Die hochmodern ausgestattete Klinik ist ein Haus
der Grund- und Regelversorgung mit zahlreichen
Spezialisierungen
Seit dem 1. Juli 1992 ist der DRK-Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern Träger des DRKKrankenhauses Grimmen
32
33
DRK-Krankenhaus Grimmen
Interview
„Eine starke Einheit“
Wirtschaftsminister Harry Glawe gibt dem Krankenhaus Grimmen gute Noten,
sieht die Zukunft der vier DRK-Kliniken im Verbund und macht sich für flexible
Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen stark
Harry Glawe
Harry Glawe wurde 1953 in Greifswald geboren.
Nach der Ausbildung zum Diplomkrankenpfleger
und beruflicher Tätigkeit an der Uniklinik Greifswald
wählte ihn der Kreistag Grimmen 1990 zu seinem
Präsidenten. Im Oktober 2011 wurde der CDUPolitiker Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus.
Er ist Mitglied im Krankenhausbeirat des DRKKrankenhauses Grimmen und Vorsitzender des
Vorstands des DRK-Kreisverbands Nordvorpommern. Harry Glawe ist mit einer Ärztin verheiratet,
die in Grimmen praktiziert. Das Paar hat drei Kinder.
Herr Minister, als studierter Krankenpfleger beurteilen Sie das DRK-Krankenhaus Grimmen vielleicht aus einer besonderen Perspektive. Wie lautet
die fachliche Einschätzung heute im Vergleich zu
1992, bevor das DRK die Trägerschaft übernahm?
Harry Glawe: Vor 20 Jahren hatte das Krankenhaus
einen eher schlechten Ruf. Das war wohl vor allem
auf schlechte technische Ausstattung und auf Lücken im medizinischen Leistungsangebot zurückzuführen, die auch durch fehlende Ärzte entstanden
waren. Heute steht in Bartmanns-hagen ein hochmodernes Haus, und die medizinische Kompetenz
ist hervorragend – nicht nur in der Grund- und Regelversorgung, sondern auch durch Spezialisierungen
von Chirurgen und Internisten. Die Patientenzahlen
34
sind deutlich gestiegen, das
Engagement der Schwestern
und Pfleger wird sehr gelobt.
Alles hat sich ausgesprochen
positiv entwickelt. Die Bevölkerung hat dies sehr genau
registriert.
Dabei stand die Zukunft der
Klinik nicht nur auf der Kippe
– es gab Anfang der neunziger
Jahre eigentlich keine Aussicht
auf einen Fortbestand.
Harry Glawe: Weil das Haus
nicht mehr im Landeskrankenhausplan stand. Ein Gutachten hatte sogar empfohlen, es zu schließen. Ohne
Erwähnung im Krankenhausplan keine Förderung
durch Landesmittel, ohne Landesmittel kein Neubau, ohne Neubau kein Überleben.
Dann war es ein kleines Wunder, dass GrimmenBartmannshagen doch noch in die Förderung aufgenommen wurde?
Harry Glawe: Mecklenburg-Vorpommern war damals mit 52 Krankenhäusern klar überversorgt, die
Bausubstanz vieler Häuser war verbraucht, und ihr
medizinisch-technisches Niveau entsprach dem Standard der späten siebziger Jahre in den alten Bundesländern. Es ging also darum zu modernisieren bzw.
neu zu bauen und gleichzeitig die richtigen Standorte
Umfassende Patienteninformation: Dr. med. Alexander Pietsch, Chefarzt für Allgemein- und Visceralchirurgie, und Pfleger Daniel Ahrens
für die bestmögliche flächendeckende Versorgung
der Bevölkerung zu bestimmen. Grimmen ist mit seinen 33 000 Menschen im gesamten Einzugsgebiet ein
sehr guter Standort. Die Aufnahme in den Krankenhausplan war allerdings weniger ein Wunder, sondern eher das Ergebnis unzähliger Diskussionsrunden mit Politikerkollegen, der Ministerialbürokratie,
Verbänden und anderen Institutionen, die ich als
damaliges Mitglied des Sozialausschusses im Landtag führte, unterstützt von engagierten Mitstreitern.
Wenn man so will, habe ich Grimmen wieder in den
Krankenhausplan reingeredet.
gern gespielt. Erst als Stürmer, dann, mit zunehmendem Alter, als Libero. Für die jüngeren Leser:
Das war die Zeit vor der Erfindung der Viererkette.
„
Heute steht in Bartmannshagen ein
hochmodernes Haus, und die medizinische
Kompetenz ist hervorragend – nicht nur in
der Grund- und Regelversorgung, sondern
auch durch Spezialisierungen von Chirurgen
und Internisten.
Sie führen seit 2006 auch den DRK-Kreisverband
Nordvorpommern. Waren Sie schon früher mit dem
DRK in Kontakt gekommen?
Harry Glawe: Zu DDR-Zeiten noch nicht als Mitglied. Ich habe mich damals in meiner Freizeit vor
allem für Fußball interessiert und leidenschaftlich
35
DRK-Krankenhaus Grimmen
Freundliches und modernes Ambiente: Eingangsbereich des Krankenhauses
„
Ich habe zugesagt, weil ich die Arbeit des DRK
im Zeichen der Menschlichkeit schon immer sehr
hoch geschätzt habe.
Der Beckenbauer aus Nordvorpommern?
Harry Glawe: Eher der Schwarzenbeck. Ich habe
immer gründlich auf- und abgeräumt.
Als medizinische Fachkraft konnten Sie den Betroffenen bestimmt gleich erste Hilfe leisten. Aber wie ließ
sich Ihr damaliger Beruf als Diplom-Krankenpfleger
an der Uniklinik Greifswald mit Ihrem politischen
Engagement vereinbaren?
Harry Glawe: Zu meiner großen Überraschung wurde ich 1990 als Polit-Novize nicht nur gleich zum
Kreistagspräsidenten gewählt, sondern hatte auch
unglaublich viele Entscheidungen zu fällen – es waren turbulente Zeiten. Eigentlich hätte ich ja jeden
Morgen um sechs auf der Station sein sollen. Im Endeffekt machten dann meine Kollegen meinen Job mit,
während ich mit schlechtem Gewissen als Politiker
irgendwo unterwegs war.
Trotzdem war später noch Platz für das DRKEhrenamt?
Harry Glawe: Der Landesvorsitzende Werner Kuhn
suchte 2006 einen Nachfolger für seinen Kreisverband Nordvorpommern, den er ja zusätzlich leitete.
Ich habe zugesagt, weil ich die Arbeit des DRK im
Zeichen der Menschlichkeit schon immer sehr hoch
geschätzt habe. Und weil ich das Engagement aller
DRK-Mitarbeiter genau so hoch schätze wie ihre
Bereitschaft, soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. In Nordvorpommern sind
mehr als 2000 Mitglieder ehrenamtlich tätig! Sie helfen so vielen Menschen: denjenigen, die auf ambulante oder stationäre Pflege angewiesen sind, denjenigen, die einen Unfall hatten, denjenigen, die Beratung
und Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen
brauchen, und vielen anderen mehr.
Was da aufgebaut wurde und gut funktioniert, ist
einfach beeindruckend. Ein konkretes Beispiel: Das
DRK-Pflegeheim „Haus Sonnenhof“ in Velgast versorgt und fördert viele junge Menschen mit schwersten geistigen oder körperlichen Behinderungen. Die
Wohnbedingungen sind hervorragend, die Betreuung ist es ebenfalls. Zu DDR-Zeiten hatte man die
jungen Menschen dort abgeschoben nach dem Motto
„Hauptsache satt und sauber – mehr nicht“.
Fürsorgliche Betreuung: Stationsschwester Miriam Sauer am Patientenbett
36
37
DRK-Krankenhaus Grimmen
„
Die Häuser haben in der Gesundheitslandschaft
unseres Landes, die sich durch eine große Vielfalt
auszeichnet, einen festen Platz.
Frage an das Mitglied des Krankenhausbeirats in
Grimmen: Wie kann sich der Verbund der vier DRKKrankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern langfristig nicht nur gegen die Konkurrenz aus privaten
und kommunalen Kliniken behaupten, sondern noch
weiter profilieren?
Harry Glawe: Dieser Verbund stellt eine starke Einheit dar, die nicht zu sprengen ist. Die Häuser haben
in der Gesundheitslandschaft unseres Landes, die sich
durch eine große Vielfalt auszeichnet, einen festen
Platz. Diese Vielfalt muss erhalten bleiben, vor allem
im Interesse unserer Menschen, die selbst auswählen
und bestimmen sollen. Ich bin sicher, auch den Krankenkassen ist nicht daran gelegen, dass große private
Klinikketten alles bestimmen. Die DRK-Krankenhäuser sind aus meiner Sicht gut beraten, weiterhin
die bestmögliche Grund- und Regelversorgung anzubieten. Ohne effizientes wirtschaftliches Arbeiten wie
etwa gemeinsame Materialbeschaffung oder andere
Synergieeffekte geht das aber nicht. Kluges Management durch nur zwei Geschäftsführer für alle vier
Häuser ist daher ein gutes Modell.
38
Ambulante Sprechstunde: Dr. med. Henry Scheerat, Chefarzt für
Traumatologie und chirurgische Orthopädie
Frisch gekocht, schnell serviert: Küchenleiter Gerd Schewelies und Team
Die Patienten werden allerdings immer älter. Sollten
sich die DRK-Krankenhäuser deshalb auf geriatrische
Versorgung konzentrieren?
Harry Glawe: Geschäftsführung und Mitarbeiter
wissen, dass bereits jetzt zu wenige Geriatrie-Betten
in unserem Land zur Verfügung stehen. Wir brauchen auch mehr Ärzte, Schwestern und Pfleger, die
besondere Erfahrung und Kompetenz in der Versorgung älterer Patienten besitzen.
Die Patientenzahl insgesamt wird allerdings nicht
abnehmen, das liegt an der gestiegenen Lebenserwartung. In Mecklenburg-Vorpommern leben die
Menschen im Schnitt fünf Jahre länger als noch vor
20 Jahren.
Harry Glawe: Russland ist tatsächlich ein sehr interessanter Marktplatz für Produkte und Dienstleistungen
unserer Gesundheitswirtschaft. Insbesondere unsere
Kompetenzen im Bereich der Diabetesbehandlung
sind dort sehr gefragt. Das gilt übrigens auch für
die Golfregion: Dort ist mindestens jeder Vierte bereits an Diabetes erkrankt. Leider steigt aber auch in
Deutschland die Zahl der Menschen mit Diabetes.
Unsere niedergelassenen Ärzte und die Krankenhäuser reagieren darauf schon mit speziellen Angeboten zu Diagnostik, Behandlung und Schulung der
Patienten.
Frage an den Wirtschaftsminister: Sie fördern massiv
den Medizin- oder Medical-Wellness-Tourismus, indem Sie etwa in Russland die kompetente Versorgung
von Menschen mit Diabetes durch die medizinischen
Einrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern anbieten. Ist das ein Zukunftsmodell, von dem auch die
DRK-Krankenhäuser profitieren können?
und geistig sehr belastende Tätigkeiten machen oft
das Gegenteil aus.
Harry Glawe: Die Rahmenbedingungen müssen
einfach besser werden. Dazu gehören Vermittlung
und Kostenübernahme von Kita-Plätzen und flexiblere Arbeitszeiten. Warum soll eine Krankenschwester und Mutter nicht für eine oder zwei Stunden ihre
Arbeit unterbrechen können, wenn sie sich um ihr
Kind kümmern muss? Da sollten wir alle mal umdenken.
Aber in welcher Ausprägung auch immer – das Gesundheitswesen ist insgesamt eine ständig stärker
werdende Säule unseres Arbeitsmarktes. In Mecklenburg-Vorpommern registrieren wir derzeit etwa
100 000 Arbeitsplätze in diesem Sektor.
Beschäftigte im Gesundheitssektor wollen aber nicht
nur einen krisensicheren, sondern auch einen attraktiven Arbeitsplatz. Schichtdienst, auch körperlich
39
DRK-Krankenhaus Grimmen
„
Wir bieten kein Standardprogramm, sondern
richten uns nach allen individuellen Wünschen
und Bedürfnissen.
Junge und alte Menschen brauchen Hilfe
Schuhe zubinden, duschen, einkaufen: Viele vermeintlich simple Dinge des täglichen Lebens lassen
sich nur mit Mühe oder gar nicht selbstständig bewältigen, wenn man nicht mehr im Vollbesitz seiner
körperlichen Fähigkeiten ist. Vor allem ältere Menschen leiden sehr unter diesen Einschränkungen,
die den Alltag beschwerlich machen.
Helfer, Gesprächspartner und manchmal auch mehr als das: Fürsorgliche Zuwendung steht beim ambulanten Sozialdienst an oberster Stelle
Kreisverband
„Das Leben ein bisschen
lebenswerter machen“
Wie wichtig der ambulante DRK-Pflegedienst für viele Menschen ist, erklärt Kathrin Kube*
40
Oft sind weder Lebenspartner noch andere Angehörige in der Lage, wirksame Hilfestellung zu leisten,
weil sie es entweder körperlich selbst nicht schaffen
oder weil sie Beruf und Betreuung nicht vereinbaren
können. Der Umzug in ein Pflegeheim ist oft keine
Alternative. Manche Patienten, die gerade aus dem
Krankenhaus entlassen wurden, benötigen ebenfalls
zu Hause Unterstützung. Auch jüngere Menschen
sind davon betroffen.
Meine 13 Mitarbeiter und ich betreuen im Einzugsgebiet des DRK-Pflegedienstes Grimmen/Obermützkow im DRK-Kreisverband Nordvorpommern flächendeckend etwa 65 Menschen pro Tag (die meisten
von ihnen sogar zwei- bis dreimal täglich) bei ihnen
zu Hause oder in den DRK-Einrichtungen des betreuten Wohnens. Wir kümmern uns nicht nur um
ihre Alltagsorganisation, sondern übernehmen als
geschulte Fachkräfte auch die medizinische Versorgung, wie sie von den behandelnden Ärzten festgelegt
wurde. Wir achten darauf, dass Medikamente richtig
dosiert eingenommen werden, wechseln Verbände
und setzen Spritzen. Bettlägerige Patienten waschen
und pflegen wir, Schwerkranken ermöglichen wir die
richtige Lagerung nach Pflegestandards.
Und wir sind als Gesprächspartner da, hören uns
kleine und große Sorgen an und versuchen, zu deren
Überwindung beizutragen. Wir freuen uns mit den
Menschen, wenn sie Fortschritte machen bei ihrer
Gesundung oder in ihrer Mobilität. Wir bieten kein
Standardprogramm, sondern richten uns nach allen
individuellen Wünschen und Bedürfnissen.
Mit dem Sozialdienst des DRK-Krankenhauses
Grimmen arbeiten wir eng und vertrauensvoll zusammen, um Krankenhauspatienten einen reibungslosen und angenehmen Übergang vom Aufenthalt
auf der Station zurück in die eigenen vier Wände
zu ermöglichen.
Wir bieten Beratungen nach §37 Abs.3 SGB XI für
Menschen an, die Leistungen der Pflegeversicherung
erhalten. Außerdem organisieren wir bei Bedarf die
Installation einer Hausnotrufanlage und beraten zu
diesem Thema.
Wir betreuen chronisch und kurzzeitig Kranke,
Behinderte und Pflegedürftige, junge und alte Menschen. Ihnen allen helfen wir mit Engagement und
Kompetenz. Wir begegnen ihnen mit Achtung und
Respekt. Und wir hoffen, dass wir ihr Leben ein
bisschen lebenswerter gestalten können.
*Kathrin Kube leitet den ambulanten Pflegedienst Grimmen/
Obermützkow des DRK-Kreisverbands Nordvorpommern
41
Warum ich DRKlerin bin
„Ich arbeite in einem
Superteam“
Seit 37 Jahren ein Leben für das Krankenhaus: Astrid Nehls beschreibt,
warum sie gern Krankenschwester ist
Grimmen; so wie die Pflegeheime, Arztpraxen und
Polikliniken.
37 Jahre arbeite ich jetzt schon in diesem Haus. Und
nicht nur das, ich wurde hier am 12. Januar 1959
auch geboren. Hier lernte ich auch meinen Mann
kennen. Er hatte im Sommer 1979 einen schweren
Unfall und musste länger als ein halbes Jahr stationär behandelt werden. ln dieser Zeit kamen wir uns
näher. lch war damals junge Schwester auf der Chirurgie. Später arbeitete ich viele Jahre als Stationsschwester auf der lnneren.
„Es ist mein Leben, anderen zu helfen“: Astrid Nehls hat die Schwerpunkte Kardiologie und Dialyse
Gewissenhafte Kontrolle: Astrid Nehls arbeitet seit 37 Jahren im DRK-Krankenhaus Grimmen
24. Oktober 2012, 9.45 Uhr: Die Patienten sind an
die Dialyse angeschlossen. Alles läuft normal. Sie
schlafen. Tiefe Atemzüge, leises Schnarchen, die
Maschinengeräusche, das Plätschern der Osmose
erfüllen den Raum. lch sehe aus dem Fenster und
erfreue mich an den bunt gefärbten Blättern. Es ist
wieder Herbst. Meine Gedanken wandern zurück …
Am 1. September 1975 begann ich hier meine Ausbildung zur Krankenschwester. Damals gehörte das
Krankenhaus noch zum Medizinischen Zentrum
42
Nach der Wende ging unser Krankenhaus in die
Trägerschaft des DRK-Landesverbands. Umfangreiche Bauarbeiten folgten. Seit der Eröffnung des
neuen Krankenhauses arbeite ich im Bereich interdisziplinäre Notaufnahme/Funktionsdiagnostik.
2007 kam die Dialyse dazu.
Trotz hoher Belastung durch Schichtarbeit und stets
neuer fachlicher Herausforderungen lässt mich die
Erfahrung den Alltag heute ruhiger und ausgeglichener erleben. Mein Beruf ist abwechslungsreich
und interessant. Es ist mein Leben, anderen zu
helfen und für sie da zu sein. lch arbeite in einem
Superteam. Wir kennen uns seit vielen Jahren.
Gemeinsam sind wir durch berufliche und private
Höhen und Tiefen gegangen. Wir lachen viel miteinander und sind in schweren Stunden immer
füreinander da.
Erholung und Entspannung finde ich bei schöner
Musik und im Kreise meiner Familie. Dabei ist mein
Enkel Finn mein größter Sonnenschein.
lch, Astrid Nehls, bin immer noch gern Krankenschwester.
„
Trotz hoher Belastung durch Schichtarbeit und
stets neuer fachlicher Herausforderungen lässt
mich die Erfahrung den Alltag heute ruhiger und
ausgeglichener erleben.
Das Telefon klingelt. Der Oberarzt: „Wir müssen
noch einen Katheter legen und eine Notfalldialyse
machen.“ Also geht es nicht pünktlich nach Hause.
Der Alltag hat mich wieder.
Dann werde ich schon mal alles Notwendige vorbereiten …
43
DRK-Krankenhaus Grimmen
Interview
Hilfe zur Selbsthilfe
Warum im DRK-Krankenhaus Grimmen aktive Patienten ihren Heilungsprozess selbst
unterstützen, erklärt Pflegedienstleiterin Astrid Schwalme
Frau Schwalme, in Anlehnung an eine TV-Serie
könnte man vom „Krankenhaus am Rande der Stadt“
reden, wenn es um das DRK-Krankenhaus in Bartmannshagen geht, einem Ortsteil von Grimmen.
Empfinden Sie die Lage als Nachteil?
Astrid Schwalme: Überhaupt nicht! Unser Haus
ist in der Region verwurzelt und bestens in ihre Infrastruktur integriert. Das gilt nicht nur für unsere
qualitativ hochwertigen medizinischen und pflegerischen Angebote, sondern auch für das Zusammenleben hier in Stadt und Land. Fast alle unserer Mitarbeiter wohnen hier in der Region, sie engagieren
sich im DRK, in Vereinen und in anderen Organisationen und Institutionen und gestalten somit das
soziale Leben aktiv mit. Das wird in regelmäßigen
Abständen besonders deutlich, wenn wechselnde
heimische Künstler in unseren Räumlichkeiten ihre
Werke präsentieren. Oder wenn Laienspielgruppen
bei uns ihre Theaterstücke aufführen.
2006 wurden die langjährigen Neubau- und Renovierungsmaßnahmen abgeschlossen, seitdem kann sich
das Haus zu den modernsten Kliniken des Landes
zählen. Welche besonderen Akzente setzen Sie in
Diagnostik und Therapie?
Astrid Schwalme: Unser Haus bietet die Versorgung in unterschiedlichen Bereichen an. Die Chirurgie kann Patienten sowohl traumatologisch und
orthopädisch als auch visceralchirurgisch behandeln. Neurochirurgische Therapien gehören ebenfalls zu unserem Spektrum. Bei der „Volkskrankheit
Astrid Schwalme
Astrid Schwalme stammt
aus dem Landkreis Prignitz in
Brandenburg. Seit Januar 1999
ist sie Pflegedienstleiterin
im DRK-Krankenhaus
Grimmen, seit 2005 auch
Qualitätsmanagement-Beauftragte.
Sie ist verheiratet.
Rückenschmerzen“ etwa können wir mit Schmerztherapie in Kombination mit einer gezielten physiotherapeutischen Therapie helfen. Zur ganzheitlichen Behandlung bieten wir auf Wunsch auch die
Leistungen einer eigenen Heilpraktikerin an. Das
Gerätetraining in der Physiotherapie hat sich als zuverlässige Maßnahme mit vielerlei Variations- und
Anwendungsmöglichkeiten etabliert. Viele Patienten nutzen auch unser Angebot, nach Beendigung
der medizinischen Therapie weiter bei uns unter
fachlicher Anleitung zu trainieren.
Welche Rolle spielen bei Ihnen minimalinvasive,
also schonende, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden?
Astrid Schwalme: Darauf legen wir großen Wert. So
operieren unsere Fachärzte beispielsweise Patienten
mit Gallensteinen in der Regel nach dieser Methode.
Gesund und fit werden: eine Aufgabe für Kerstin Schmidt, Leiterin der Physiotherapie
44
45
DRK-Krankenhaus Grimmen
„
Für die vier Mahlzeiten, die jeder Patient
im Normalfall bei uns bekommt, verwendet
unser Küchenchef so viele frische Zutaten
wie möglich.
Unsere internistische Abteilung bietet eine große
Bandbreite kardiologischer und gastroenterologischer
Behandlungsmöglichkeiten an. Hier werden Patienten auf zwei Stationen betreut.
Es werden mit neuesten medizinischen Geräten
auch eine Vielzahl endoskopischer Untersuchungen
wie etwa Magen- und Darmspiegelungen durchgeführt. Alle Maßnahmen in Diagnostik und Behandlung erfolgen stets nach den wissenschaftlichen
Standards und Leitlinien der Fachgesellschaften.
Als eher kleines Haus haben Sie die Möglichkeit, die
Versorgung und Betreuung der Patienten individueller
und weniger standardisiert zu gestalten. Wie zeigt sich
das in der täglichen Praxis?
Astrid Schwalme: Wir tun alles, um Behandlung
und Pflege nach den persönlichen Bedürfnissen unserer Patienten auszurichten. Das beginnt bereits
mit der Begrüßung auf den Stationen und der Unterstützung auch bei Kleinigkeiten, wenn sich unsere
Patienten sozusagen häuslich einrichten. Ein wichtiges Prinzip ist dabei, die Selbstständigkeit der Patienten zu respektieren, zu erhalten und nach Möglichkeit zu fördern. Unser Motto lautet: „Alles, was
46
Hochwertige Verpflegung: von den Patienten geschätzt
Herzschrittmacher-Sprechstunde: Oberarzt Dr. Ulf Pfeifer versorgt einen Patienten
der Patient kann, darf er selbst ausführen.“ Das stärkt
das Selbstbewusstsein und die Motivation, mobil
und aktiv zu bleiben. So pflegen wir nach dem Pflegemodell von Dorothea Orem. Das bedeutet, dass
wir den Patienten dort unterstützen, wo er wirklich
Hilfe benötigt. Dadurch erhalten wir seine vorhandenen Ressourcen. Diese Menschen brauchen auch
weniger Hilfe, wenn sie nach Hause zurückkehren.
Weitere psychologische Unterstützung geben wir
unseren Patienten durch Zuspruch. Wir hören zu,
haben Verständnis für Nöte, Sorgen und Ängste und
versuchen, die Patienten mit ihren Problemen aufzufangen.
Arbeit der Begleitgruppe mit Schwerstkranken und
deren Angehörigen bilden wir im Moment gerade
eine Kollegin aus dem Pflegebereich zur Psychologin aus.
Grundsätzlich werden Begriffe wie Transparenz
und Vertrauen bei uns großgeschrieben. Dazu gehört auch die Dienstübergabe vom Früh- zum Spätdienst am Patientenbett. Menschen, die sich uns anvertrauen, haben das Recht, stets über den Stand der
Behandlung und der Pflege direkt und verständlich
informiert zu werden.
für unsere hauseigene Küche darstellen. Bei unseren
Patientinnen ist übrigens auch ein anderes Angebot sehr gefragt: eine Kosmetikbehandlung auf dem
Zimmer. Ein weiterer wichtiger Aspekt in meinem
Pflegebereich ist die gute Zusammenarbeit mit anderen Kooperationspartnern. So führen wir einmal
jährlich unseren „Pflegestammtisch“ durch. Hier
laden wir Kolleginnen und Kollegen aus Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten der Region zu
einem kollegialen Gespräch ein.
Für viele Patienten gilt neben der Kompetenz in der
medizinischen Versorgung auch so etwas wie ein
Wohlfühlfaktor als Indikator für die Qualität eines
Krankenhauses. Wie tragen Sie dieser Entwicklung
Rechnung?
Astrid Schwalme: Zum Beispiel durch schmackhaftes und gesundes Essen! Für die vier Mahlzeiten, die
jeder Patient im Normalfall bei uns bekommt, verwendet unser Küchenchef so viele frische Zutaten wie
möglich. Wir erfüllen selbstverständlich auch individuelle Wünsche. Dazu gehört auch, dass religiöse
Besonderheiten bei der Ernährung kein Problem
„
Haben sich Mitarbeiter auf solche Anforderungen gezielt vorbereitet?
Astrid Schwalme: Ja. Examinierte Pflegekräfte mit
spezieller Ausbildung arbeiten ehrenamtlich in einer
besonderen Begleitgruppe zusammen. Patienten bekommen dadurch Unterstützung etwa bei der Verarbeitung ungünstiger Diagnosen oder bei der Bewältigung schwerer Krankheiten. Schwerstkranke können
Tag und Nacht von ihren Angehörigen begleitet werden. Zur weiteren professionellen Unterstützung der
Wir tun alles, um Behandlung und Pflege nach
den persönlichen Bedürfnissen unserer Patienten
auszurichten.
47
DRK-Krankenhaus Grimmen
Kompetent und erfahren: Schwestern Heidrun Saß, Katrin Dufke,
Andrea Keil und Sabine Bock (v. l.) von der interdisziplinären Intensivstation
Bestmögliche Versorgung: Schwester Andrea Keil mit Intensivpatient
OP-Team im Einsatz: Dr. med. Dirk Weisner (2. v. l.) und Mitarbeiter
„
Leistungsschwerpunkte
Innere Medizin
Kardiologie: umfassende Funktionsdiagnostik und
Behandlung von Herzschwäche, Herzklappenfehlern
und Rhythmusstörungen. Implantation und Nachversorgung von Vorhoftherapie-System. Herzschrittmacherimplantation einschließlich Nachsorge
Gastroenterologie: Endoskopie des oberen
Verdauungstrakts einschließlich therapeutischer
Maßnahmen, endoskopisch retrograde
Cholangiopankreatikographie (ERCP) einschließlich
therapeutischer Maßnahmen, Koloskopien
Nephrologie
Pneumologie
Geriatrie
70 Patientenbetten auf zwei Stationen
48
Chirurgie
Traumatologie/orthopädische Chirurgie: Frakturversorgung, Endoprothetik, Arthroskopie, Wirbelsäule,
Hand- und Fußchirurgie, Kindertraumatologie
Allgemein- und Visceralchirurgie: endokrine
Chirurgie, Hernien, Gastrointestinaltrakt, Magen und
Zwölffingerdarm, Dünndarm, Leber, Gallenblase und
Gallenwege, Pankreas, Dickdarm, Rektum, Anus und
Beckenboden, Gefäßchirurgie
40 Patientenbetten
Schnelle und zuverlässige Hilfe: Chefarzt Dr. med Henry Scheerat in der
chirurgischen Ambulanz
In der Trägerschaft des DRK seit: 1. Juli 1992
Patientenbetten: 106
Anästhesie und Intensivmedizin
allgemeine und Regionalanästhesie, Behandlung
und Überwachung auf der interdisziplinären
Intensivstation, Langzeitbeatmung, Schmerztherapie,
Anästhesiesprechstunden, Teilnahme am
Rettungsdienst
5 Intensivbetten
Naturheilpraxis
u. a. Schröpfen, Blutegelbehandlung, Neuraltherapie,
Ohrakupunktur, Migränebehandlung, progressive
Muskelentspannung, Fußreflexzonentherapie,
Wirbelsäulenbehandlung
Im Jahr 2011
behandelte Patienten, ambulant: 3733
behandelte Patienten, stationär: 5358
Mitarbeiter: 180
Fachrichtungen: Innere Medizin, Chirurgie,
Anästhesie/Intensivmedizin
Besonderheiten:
Endoprothetik (Hüfte, Knie), ambulante
Operationen, Bandscheiben-Operationen
Enge Kooperation, besonders bei
Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen,
mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald, dem Klinikum Karlsburg und
dem Klinikum der Hansestadt Stralsund
49
DRK-Krankenhaus Grimmen
Menschen & Meinungen
Im Krankenhaus
Grimmen …
…wurde Dorothea Braun aus Stralsund
nicht nur von hartnäckigen und schmerzhaften
Bauchkrämpfen befreit. Ihr gefiel besonders
die „Fürsorge, umwerfende Freundlichkeit
und Hilfsbereitschaft des Pflegepersonals“.
Frau Braun schrieb dem Krankenhaus:
„Jeder kleinste Wunsch wird sofort erfüllt.
Großes Kompliment fürs Essen und auch für
die außerordentlich gepflegten Außenanlagen.
Alles in allem ist Ihre Einrichtung ein richtiges
Rundumwohlfühlpaket.“
…war Dipl.-Med. Andreas Kümmel früher Chefarzt der Abteilung
Innere Medizin. Heute betreibt er als Facharzt für Innere Medizin mit seiner Frau,
der Allgemeinmedizinerin Petra Kümmel, eine Gemeinschaftspraxis in Grimmen.
Seine Frau war zuvor Assistenzärztin am DRK-Krankenhaus. Beiden gefällt besonders
„die sehr gute Zusammenarbeit mit den Krankenhausärzten und Chefärzten in allen
Fachbereichen, die unkomplizierte, schnelle Kommunikation mit den Ärzten und ihre
sehr gute Erreichbarkeit“.
50
Die Vorteile für Patienten sind nach Meinung des Arzt-Ehepaars „die netten und
freundlichen, zuvorkommenden Schwestern, Pfleger und Hilfskräfte, die freundliche
und fachgerechte Betreuung der Physiotherapeuten, die komplikationslose und schnelle
Anmeldung im Krankenhaus – und das gute und leckere Essen.
… kam 1964 TV-Moderatorin Heike Götz zur Welt.
Sie erinnert sich an die Erzählungen ihrer Mutter: „Weil es schnell gehen musste
und wir kein Telefon hatten, lief mein Vater nachts um vier in klirrender Kälte zur
Polizeiwache und besorgte von dort aus einen Krankenwagen. Eine Viertelstunde
nachdem der mit meiner Mutter das Krankenhaus erreicht hatte, war ich schon da.“
Als Schülerin kehrte Heike Götz ins Krankenhaus
zurück: Ein Jahr lang verdiente sie sich an den
Wochenenden mit Putzen und Bügeln ein zusätzliches
Taschengeld. Den Berufswunsch Apothekerin ließ sie
später fallen und wurde erst Lehrerin, dann Radiound TV-Journalistin. Heute ist die Grimmenerin dem
Fernsehpublikum als „Frau mit dem Fahrrad“ in der
NDR-Reihe „Landpartie“ wohl bekannt.
51
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Naturheilkunde
Rückbesinnung auf
die Natur
Keine Konkurrenz zur Schulmedizin, aber mitunter eine sinnvolle Ergänzung:
Warum das Krankenhaus eine Naturheilpraxis hat, erklärt Kirsten Hell*
ergänzen, wenn man Symptome einfach einmal aus
einer anderen Perspektive betrachtet.
Die Blutegeltherapie etwa ist keineswegs ein sinnfreier Aderlass, wie er von Kurpfuschern in früheren
Jahrhunderten als Allheilmittel angepriesen wurde.
Sie kann, fachgerecht angewandt, bei Entzündungen, Arthrosen, rheumatischen Erkrankungen oder
bei Tinnitus- und Kopfschmerzpatienten schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Das
Schröpfen oder die Schröpfmassage hat sich bei
Schulter-, Nacken- oder Rückenschmerzen – auch bei
hartnäckiger Migräne – vielfach bewährt.
Wie ein Wahrzeichen: Storchennest auf dem Krankenhausgelände
Die Stellung halten: Meister Adebar an seinem Stammplatz
Attraktion
Gefiederte Gäste
Altbewährtes Verfahren: Kirsten Hell bietet auch das Schröpfen an
Blutegel gehören nicht wirklich zu den Lebewesen,
die große Sympathie hervorrufen. Auch beim Begriff
Schröpfen reagieren viele Menschen mit Abneigung
und Distanz. Dabei handelt es sich in um natürliche
Heilverfahren, die zivilisierte Völker seit vielen Jahrhunderten anwenden.
Beide Therapieverfahren werden auch im DRKKrankenhaus angeboten. Sie gehören zu einer Palette
unterschiedlicher alternativer Heilverfahren, die der
Schulmedizin, die im Krankenhaus erfolgreich praktiziert wird, selbstverständlich keine Konkurrenz
macht. Die Leistungen der Naturheilpraxis können
das Spektrum klassischer medizinischer und physiotherapeutischer Maßnahmen dann aber durchaus
52
Die Patienten des Krankenhauses, aber auch Interessenten von außerhalb fragen öfter auch nach den
weiteren Behandlungsschwerpunkten wie etwa Neuraltherapie, Kinesio-Taping, Ohr-Akupunktur, progressive Muskelentspannung oder Fußreflexzonentherapie.
Wenn körperliche, seelische und geistige Gesundheit
im Einklang stehen, können wir die Herausforderungen des Alltags leichter bewältigen. Warum sollen wir
uns dabei nicht auf die Dinge rückbesinnen, die uns
die Natur seit vielen tausend Jahren bietet?
*Kirsten Hell arbeitet seit Langem als ausgebildete Physiotherapeutin am DRK-Krankenhaus Grimmen. Berufsbegleitend absolvierte
sie die Ausbildung zur Heilpraktikerin. Seit 2009 betreibt sie die
Naturheilpraxis im Krankenhaus.
Ein Storchenpärchen direkt auf dem Krankenhausgelände fasziniert in den
Sommermonaten Patienten und Mitarbeiter
Mit schöner Regelmäßigkeit bietet sich Mitarbeitern
und Patienten jedes Jahr ein interessantes Naturschauspiel: Direkt vor dem Bettenhaus bezieht ein
Storchenpärchen das imposante Nest, beginnt nach
einiger Zeit mit dem Brüten und zieht dann seine
Jungen auf. Während die Elternvögel mit kraftvollen
Flügelschlägen den Horst umkreisen, veranstalten
die Jungen mit aufgeregtem Schnabelgeklapper ein
wahres Spektakel. Futter finden die Tiere reichlich
in der grünen Umgebung des Grimmener Ortsteils
Bartmannshagen. Dienstlich hat der Storch hier übrigens nichts mehr zu tun: Die Entbindungsstation
schloss bereits 1970.
„
Direkt vor dem Bettenhaus bezieht ein
Storchenpärchen das imposante Nest, beginnt
nach einiger Zeit mit dem Brüten und zieht dann
seine Jungen auf.
53
20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Interview
„Der Präsi ist bei uns
Patient!“
Wie DRK-Präsident Werner Kuhn unfreiwillig die Qualität der medizinischen Versorgung
testete – und was die DRK-Krankenhäuser im Wettbewerb stark macht
Herr Kuhn, als Präsident des DRK-Landesverbands
Mecklenburg-Vorpommern stehen Sie in engem Kontakt zu den vier Krankenhäusern und ihren Mitarbeitern. Die Kompetenz der Ärzte und des Pflegepersonals konnten Sie aber auch als Patient testen
– nachdem Sie im wahrsten Sinne des Worts aus allen
Wolken gefallen waren.
Werner Kuhn: Das war im Mai 2009 während einer
Werbeaktion für den Blutspendedienst. Ich riskierte
einen Tandemfallschirmsprung über der damaligen
Krankenhausbaustelle in Neustrelitz. Dummerweise
lädierte ich mir dabei den Meniskus, was ich aber
erst einmal mit Hilfe von Schmerzmitteln verdrängte.
Schließlich stand am Abend noch der Rotkreuzball
in Teterow an. Als ich aber danach nicht mehr bei
meinem geliebten Beachvolleyball antreten konnte,
legte ich mich in Neustrelitz unters Messer. Der
Chirurg hieß übrigens Dr. Schnaid, er machte seinem Namen alle Ehre. Minimalinvasiver Eingriff,
Arthroskopie, alles bestens, und nach zwei Tagen
war ich wieder draußen.
Wie gefiel Ihnen die Patientenrolle?
Werner Kuhn: Die genoss ich. Jeder kannte mich,
Aufregung im gesamten Haus: „Der Präsi ist bei
uns Patient!“
Die Arbeitsbedingungen im alten Krankenhaus waren ja nicht gerade ideal.
Werner Kuhn: Immerhin gab es einen Computertomografen, und die Behandlung und die Versorgung
54
Werner Kuhn
Seit 2002 ist Werner Kuhn Präsident des
DRK-Landesverbands MecklenburgVorpommern. Zuvor hatte er den Kreisverband Nordpommern geführt. Der Diplomingenieur für Schiffstechnik wurde 1955
in Zingst geboren. Er gehört seit 2009 als
CDU-Abgeordneter dem Europäischen
Parlament an. Werner Kuhn ist verwitwet
und hat drei Kinder.
waren ausgezeichnet. Sehr aufschlussreich verliefen
natürlich die Gespräche mit den anderen Patienten.
Da bekommt man ganz andere Informationen, als
wenn man mit einem Minister oder einem anderen
Prominenten im Haus zu Besuch ist. Das Erfreuliche
war: Alle gaben durchweg positive Urteile ab.
Kurze Wege: Patiententransport vom Rettungswagen in die Notfallambulanz des DRK-Krankenhauses Neustrelitz
Was wurde denn konkret gesagt?
Werner Kuhn: Die Patienten haben gar nicht so sehr
die medizinischen Leistungen beurteilt; sie wissen,
dass unsere Mitarbeiter top-ausgebildet und erfahren
sind. Wichtig war für sie – und das gilt wohl stellvertretend für die meisten Krankenhauspatienten: Sind
Schwestern und Pfleger freundlich und hilfsbereit?
Wie schnell kommen sie, wenn ich etwas brauche? Ist
jemand da, der mit mir redet, wenn ich mir Sorgen mache? Und wenn die Verwandtschaft zu Besuch kommt,
will sie zuerst wissen: „Givt dat denn hie ooch vanünftich wat tu eeten?“ Was seinen Grund in der Erfahrung
der Menschen hat: War jemand in der Familie krank,
wurde er mit stärkender Kost aufgepäppelt.
„
Ich riskierte einen Tandemfallschirmsprung
über der damaligen Krankenhausbaustelle in
Neustrelitz. Dummerweise lädierte ich mir
dabei den Meniskus …
55
20 Jahre DRK-Krankenhäuser
„
Die Kliniken, die Ärzte und das Pflegepersonal
genießen in der Bevölkerung einen sehr
guten Ruf.
Im Einsatz für die gute Sache: Werner Kuhn als Blutspender
Mecklenburg-Vorpommern will das Gesundheitsland
Nummer eins sein. Welche Rolle können und sollen dabei die DRK-Krankenhäuser spielen?
Werner Kuhn: Ich glaube, da sind wir hervorragend aufgestellt. So ist das DRK ja der größte Leistungserbringer im Rettungsdienst. Wir helfen auch
in Regionen, die für andere wohl aus wirtschaftlichen Gründen nicht so interessant sind. Oder unsere
Wasserwacht: an vielen Küstenabschnitten und im
Binnenland im Einsatz. Mit unserer Infrastruktur
sichern wir im Land die gesamte Rettungskette ab
– vom Notarzteinsatz am Strand über den Transport bis zur Versorgung im Krankenhaus. Das ist ein
wichtiger Hilfsdienst für Millionen von Urlaubern.
Wir werden aber immer mehr der demografischen
Entwicklung Rechnung tragen müssen. Unsere Sozialstationen bekommen noch mehr Bedeutung. Wir
sind bereits einer der größten Anbieter ambulanter
Pflege im Land. Und stationär: Gemeinsam mit unseren Kreisverbänden bieten wir etwa 2250 Pflegebetten
an, Tendenz steigend. Auch die geriatrische Rehabilitation ist ein wichtiger Bereich. Krankheitsbilder wie
Demenz nehmen zu. Und die Angebote in der Palliativmedizin wachsen. Die Arbeit der Mitarbeiter in
diesen Einrichtungen kann übrigens gar nicht genug
gewürdigt und anerkannt werden. Wer selbst einmal
in der Situation war, einen Angehörigen nicht mehr
lebend zurückzubekommen, weiß besonders, was
Ärzte, Schwestern und Pfleger leisten, und empfindet größte Hochachtung vor ihrem Einsatz. Und ihm
wird dann auch bewusst, dass in den entscheidenden
Momenten des Lebens eines jeden von uns Dinge wie
die Immobilie, das Sparbuch oder die Auszahlung der
Lebensversicherung plötzlich nichts mehr wert sind.
Wie können sich die DRK-Krankenhäuser gegen die
privaten Klinikketten behaupten?
Werner Kuhn: Unsere vier Häuser sind fest in ihrer
Heimatregion verwurzelt, garantieren eine kompetente
und wohnortnahe Versorgung. Die Kliniken, die Ärzte
und das Pflegepersonal genießen in der Bevölkerung
einen sehr guten Ruf. Die guten Erfahrungen der Menschen sprechen sich rum. In der Grund- und Regelversorgung und bei bestimmten Spezialisierungen können
wir uns übrigens durchaus mit den Leistungsangeboten einer Schwerpunktklinik wie Stralsund oder
einer Uniklinik wie Greifswald messen. Wichtig ist:
Die Menschen kommen zu uns, weil sie uns vertrauen.
Der zweite entscheidende Faktor ist die Qualität unserer Mitarbeiter. Sie legen sich nicht nur ins Zeug,
weil sie ihren Beruf lieben. Sie wissen auch, dass unser
erwirtschaftetes Geld in die Weiterentwicklung der
Häuser fließt und damit der Wettbewerbsfähigkeit
dient. Zu unserer Unternehmenskultur gehört, dass
wir auch die Arbeit in der Küche, in der Technik oder
das Putzen eben nicht ausgliedern und durch Fremdfirmen erledigen lassen. Diese Philosophie macht uns
stark und unverwechselbar. Und deswegen darf man
unsere Krankenhaus-GmbH gern auch mal anders interpretieren: Wie wär’s mit „Gesellschaft mit begründeten Heilungschancen“?
Information, Vertrauen, Kompetenz: Ärztinnen Elena Rimalis (r.) und Franziska Maschkowitz im Patientengespräch im DRK-Krankenhaus Teterow
56
57
20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Die Mitglieder
Krankenhausbeiräte
„Ein konstruktiver Dialog“
Karin Brümmer, Präsidiumsmitglied des DRK-Landesverbands
Mecklenburg-Vorpommern, ist als Vorsitzende des Krankenhausbeirats in Teterow
auch Mittlerin zwischen Krankenhaus und Gesellschaft
Unsere vier DRK-Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern
erfüllen als integraler Bestandteil
der örtlichen Infrastruktur neben ihren eigentlichen Aufgaben
– der Versorgung und der Betreuung von Menschen, die medizinische Hilfe brauchen – weitere bedeutende Funktionen: So
bringen sie Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, von unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters
Im Einsatz für das DRK: Karin Brümmer
und aus unterschiedlichen Berufen zusammen. Diese integrative
Rolle ist wichtig und wertvoll. Denn das Krankenhaus einer Stadt darf nie eine abgekapselt vom Rest
der Welt agierende autonome Institution sein, sondern muss auf der Basis gesellschaftlicher Verbundenheit funktionieren. Das Zusammenkommen von
Mitarbeitern und Patienten macht es zu einem sozialen Mikrokosmos seiner Stadt und seiner Region.
Die Krankenhäuser gehören aber ebenso zu den
größten Arbeitgebern in ihren jeweiligen Einzugsgebieten. Sie bieten jungen Menschen fundierte Ausbildungsmöglichkeiten vom Freiwilligen Sozialen Jahr
über die klassischen Pflegeberufe bis zum Start einer
Facharzt-Karriere. Sie bieten allen Mitarbeitern
Möglichkeiten, sich beruflich weiter zu bilden. Und:
Ein gut funktionierender Krankenhausbetrieb mit
58
zufriedenen Patienten, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in einem nicht einfachen Umfeld
und die fachliche Reputation sind weitere wichtige
Faktoren, die auch das Image und das Wohlergehen
der jeweiligen Stadt mitbestimmen.
Es macht also Sinn, die Abstimmung und auch die
Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und den
relevanten Institutionen in Stadt und Land zu pflegen und zu fördern. Darum gibt es Krankenhausbeiräte. In den Beiräten bündelt sich der Austausch
zwischen den Klinikleitungen auf der einen und den
Unternehmen und den Vereinen, den Verwaltungseinheiten und den sozialen und gesundheitlichen
Institutionen auf der anderen Seite. Er soll von gegenseitigem Vertrauen und Respekt, offenem und
ehrlichem Umgang geprägt sein.
Als Vorsitzende des Krankenhausbeirats in Teterow
kann ich sagen: Dieses Prinzip funktioniert bestens.
Ob Baumaßnahmen und Projekte, wirtschaftliche
Situation oder neue Wege in der Unternehmenskultur: Die Krankenhausleitung informiert die Mitglieder unseres Gremiums vorbildlich umfassend, verständlich und transparent.
Wir fühlen uns nicht als Kontrolleure, sondern als
Partner auf Augenhöhe in einem konstruktiven
Dialog. Denn wir alle haben ein gemeinsames Ziel:
die weitere erfolgreiche Entwicklung unserer DRKKrankenhäuser.
Teterow
Neustrelitz
Vorsitzender
Dieter Heidenreich
DRK Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern, Vorstand Volksund Raiffeisenbank
Andreas Butzki
Landkreis Mecklenburgische Seenplatte,
Schulleiter der
Integrierten Gesamtschule „W. Karbe“
Ingrid Sievers
Landkreis Mecklenburgische Seenplatte,
Büro des Landrates,
Dezernat III
Andreas Grund
Stadtverwaltung Neustrelitz, Bürgermeister
Uwe Jahn
DRK-Kreisverband
Mecklenburgische Seenplatte, Geschäftsführer
Lothar Großklaus
1. Stellvertreter des
Landrates, Landkreis
Vorpommern-Rügen
Harry Glawe
Wirtschaftsminister
MecklenburgVorpommern und
Mitglied des Landtags
Dr. med. Heidemarie
Jaroczewski
Niedergelassene Ärztin
Hannelore Monegel
Landtagsabgeordnete
MecklenburgVorpommern a. D.
Dr. Reinhard Dettmann
Bürgermeister Stadt
Teterow
Reinhard Frankenstein
Vorsitzender DRKKreisverband Güstrow
Ralf-Torsten Scheel
DRK-Kreisverband
Güstrow
Dr. Rainer Boldt
Beigeordneter Landkreis
Rostock
Grevesmühlen
Grimmen
Vorsitzender
Dr. med. Klaus Götz
Ehrenmitglied des
DRK-Landesverbands
MecklenburgVorpommern
Vorsitzende
Karin Brümmer
Mitglied des Präsidiums,
DRK-Landesverband
Schwerin
Dr. Gabriele Kriese
Vizepräsidentin des
DRK-Landesverbands
MecklenburgVorpommern
Vorsitzender
Hans-Dieter Oechslein
Vorsitzender des
Vorstandes der Sparkasse
Schwerin i. R.
Erhard Kulosa
Mitarbeiter des Landkreises VorpommernRügen, Fachdienst 14
Udo Paff
2. Beigeordneter des
Landrates und Dezernent i. R.
Gert Petersohn
Geschäftsführer des
DRK-Kreisverbands
Nordvorpommern
Dr. Ulrich Born
Justizminister des
Landes MecklenburgVorpommern a. D.
Volker Steinkamp
Vorsitzender des DRKKreisverbands Nordwestmecklenburg
Alfred Schomburg
Geschäftsführer des
DRK-Krankenhauses
Mölln-Ratzeburg i. R. Dr. med. Heiko Walter
Facharzt für Urologie
59
20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Krankenkassen
„Ein wertvoller
Vertragspartner“
Friedrich Wilhelm Bluschke* über das DRK, seine Krankenhäuser und deren Rolle
in der Krankenhauslandschaft des Landes
In den vergangenen zwei Jahrzehnten veränderte
sich die Krankenhauslandschaft Mecklenburg-Vorpommerns von Grund auf. Anfang der neunziger
Jahre existierten noch 55 Krankenhäuser mit knapp
19 000 Betten. Viele dieser Häuser hatten keine realistische wirtschaftliche Perspektive: Einerseits reduzierte sich die Geburtenrate drastisch mit erheblichen
Auswirkungen auf die Geburtshilfe und die Pädiatrie. Andererseits waren erhebliche Investitionen in
eine zeitgemäße bauliche und technische Ausstattung erforderlich. Folglich gab es gar keine andere
Möglichkeit, als die Bettenzahl erheblich zu verringern. Zudem waren etliche Häuser für den Übergang von der Staatlichkeit in die Wettbewerbssituation finanziell nur mangelhaft ausgestattet oder gar
nicht liquide. Die zahlreichen betriebswirtschaftlichen Berater, die sich schnell anboten, erwiesen sich
auch nicht immer als hilfreich.
Die Turbulenzen trafen besonders Häuser in Mittelzentren wie Grevesmühlen, Grimmen, Neustrelitz
und Teterow, zumal zusätzlich größere Kliniken wie
etwa in Stralsund, Greifswald, Rostock oder auch
Lübeck in ihre Einzugsgebiete einstrahlten. Weitere
Irrungen und Wirrungen entstanden durch politische Planspiele: Das Krankenhaus in Güstrow etwa
sollte die flächendeckende Versorgung auf dem
Land absichern und dabei die Regionen Teterow/
Bützow/Malchin miteinbeziehen. Es ergaben sich
natürlich große Irritationen, als Teterow zügig mit
Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen begann,
60
während Güstrow aber nicht kleiner gebaut wurde!
Dieser Plan funktionierte also nicht, denn bekanntlich stehen die Krankenhäuser in Teterow, Bützow
und Malchin heute noch – ebenso wie die in Grevesmühlen, Grimmen und Neustrelitz.
Die DRK-Krankenhäuser haben sich also gut behauptet, auch wenn sie im politischen und wirtschaftlichen Gerangel vielleicht die eine oder andere kleine
Delle abbekamen. Sie werden gebraucht, weil sie im
dünn besiedelten Flächenland Mecklenburg-Vorpommern die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung
absichern – nicht nur durch ihre stationären, sondern
auch durch ihre ambulanten Leistungen. Ihre gemeinnützige Trägerschaft leistet einen positiven Beitrag
zum Gesamtbild der Krankenhauslandschaft des
Landes. Diese wäre ohne sie nach dem weitgehenden
Rückzug kommunaler Träger zu sehr durch private
Klinikbetreiber geprägt, die oft zu stark auf ein bestimmtes, aus ihrer zentralen Organisation her attraktives Segment ausgerichtet sind.
Das DRK dagegen war und ist für die AOK aufgrund
seines breit gefächerten, regional verwurzelten Engagements in Mecklenburg-Vorpommern, das weit über
die Krankenhausversorgung hinaus reicht – ich nenne in diesem Zusammenhang beispielhaft die Pflege
und das Rettungswesen – ein wertvoller Vertragspartner. Die DRK-Krankenhäuser sind nicht nur
fester Bestandteil der Krankenhauslandschaft; sie
stehen an markant wichtiger Stelle.
„Fester Bestandteil der Krankenhauslandschaft“: Friedrich Wilhelm Bluschke zur Rolle der DRK-Krankenhäuser
In den kommenden Jahren wird das weiter steigende
Durchschnittsalter der Bevölkerung auch die DRKKrankenhäuser mit zusätzlichen Herausforderungen
und Verantwortungen konfrontieren. Es gilt, die
medizinische Versorgung älterer Menschen in der
Region in Kooperation mit den niedergelassenen
Ärzten und allen beteiligten Diensten und Institutionen übergreifend zu organisieren und sicherzustellen sowie gleichzeitig das nachbarschaftliche
Engagement der Menschen nachhaltig zu fördern.
Das erfordert neue Sichtweisen und neue Konzepte
– auch von den Krankenhäusern.
„
In den kommenden Jahren wird das weiter
steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung
auch die DRK-Krankenhäuser mit zusätzlichen
Herausforderungen und Verantwortungen
konfrontieren.
*Friedrich Wilhelm Bluschke war bis Ende Juli 2012 Vorstandsmitglied der AOK Nordost.
61
DRK-Krankenhaus
MecklenburgStrelitz
Der 2010 eröffnete Krankenhausneubau bildet mit den
angegliederten Facharztpraxen, Therapieeinrichtungen,
Diensten und Fachgeschäften ein Gesundheitszentrum
mit großer Angebotsvielfalt.
Seit dem 1. Juli 1992 ist der DRK-Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern Träger des Krankenhauses
Mecklenburg-Strelitz
62
63
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Interview
Der mühevolle Weg
zum Neubau
Dr. Ernst F. Dörffel, ehemaliger Ärztlicher Direktor des DRK-Krankenhauses Neustrelitz,
schildert Problemfälle und Erfolgserlebnisse im Kampf um eine moderne Klinik
Dr. med. Ernst Ferdinand Dörffel
Dr. med. Ernst Ferdinand Dörffel wurde
1934 in Leipzig geboren. Nach Studium
und Promotion an der Charité in Berlin,
der Facharztausbildung am Krankenhaus
Templin und unterschiedlichen beruflichen
Stationen übernahm er 1973 als Chefarzt
die Innere Medizin am damaligen Kreiskrankenhaus Neustrelitz. Von 1990 bis
1994 war er zudem Ärztlicher Direktor;
1998 trat er in den Ruhestand. Dr. Dörffel
ist seit 1999 Stadtvertreter für die SPD
in Neustrelitz. Der Vater dreier Töchter,
Großvater und Urgroßvater ist Initiator
etlicher humanitärer Projekte vor allem
zur Neustrelitzer Stadtgeschichte während
des Nationalsozialismus.
64
Herr Dr. Dörffel, wenn man den langen Weg bis zur
Einweihung des neuen DRK-Krankenhauses in Neustrelitz im Jahr 2010 zurückverfolgt, stößt man auf einen Brief, den Sie vor 30 Jahren als Chefarzt der Inneren Abteilung des damaligen Kreiskrankenhauses
Neustrelitz an Erich Honecker persönlich schrieben.
Mit mutigen und drastischen Worten wiesen Sie auf
untragbare Zustände in Ihrem Haus hin. Was hatte
den Ausschlag für den Brief gegeben?
Dr. Dörffel: Aufgestauter Unmut und Zorn. Jahrzehntelang waren keine Verbesserungen der wirklich schlimmen Zustände erfolgt, die die Gesundheit der Patienten hochgradig gefährdeten. Es
geschah zu wenig. Auf der anderen Seite wurde die
Partei- und Staatsführung nicht müde zu behaupten, es werde das Beste für die Bevölkerung getan.
Dabei hätte man durchaus wirklich etwas machen
können: Das Krankenhaus in Neubrandenburg etwa
hatte eine für damalige Verhältnisse moderne Ausstattung bekommen, vom Regierungskrankenhaus
der DDR ganz zu schweigen. In Neustrelitz dagegen
bestand das Krankenhaus aus zehn unterschiedlichen Gebäuden, darunter Villen in der Stadt, aber
auch Nachkriegsbaracken.
Hatten Sie keine Befürchtungen, wegen des Briefs mit
Sanktionen rechnen zu müssen?
Dr. Dörffel: Als Nicht-Genosse, aber als Arzt mit einer gewissen Reputation (1978 Verdienter Arzt des
Volkes) konnte ich mir das leisten. Ein Parteimitglied hätte das niemals riskieren dürfen.
Imposante Anlage: Das DRK-Krankenhaus und die weiteren Gebäudes des Gesundheitszentrums
Hat Erich Honecker Ihnen jemals geantwortet?
Dr. Dörffel: Es kam nach etwa sechs Wochen ein
Brief seines Büros: „Werter Genosse …“ Obwohl ich
ja keiner war. Aber egal. Man habe die Angelegenheit
geprüft und werde sie an die zuständigen Stellen weitergeben. Kurz darauf wurde ich zu einer Aussprache
mit dem Kreissekretär der SED, dem Ratsvorsitzenden des Kreises und weiteren Funktionären gebeten.
Dort erläuterte ich meine Beschwerde. In einer Pause
nahm mich der Ratsvorsitzende beiseite und sagte:
„Herr Dr. Dörffel, ich bin Ihnen ja so dankbar für
Ihre offenen Worte. Jetzt habe ich eine gute Begründung, um unsere Maurer, unsere Dachdecker und
unsere Zimmerleute aus Berlin wieder zurückzuholen.“ Die Handwerker aus Neustrelitz und Umgebung
hatte nämlich das Politbüro in die Hauptstadt abkommandiert. Die Provinz war nicht wichtig.
Heizhaus gebaut, das den größten Teil der 350 verschiedenen Heizstellen ersetzen sollte. Anschließend wurden verschiedene Gebäude umgebaut, die
Intensivstation erweitert und modernisiert, es kam
das Bettenhaus. Ich hatte das Vergnügen, die Zustimmung zu diesem Plattenbau – zu errichten in
der meist üblichen Wohnungsbauserie 70 – geben zu
dürfen, weil ich gerade den im Urlaub befindlichen
und nicht erreichbaren Ärztlichen Direktor vertrat.
Ich musste mich innerhalb von einem Tag entscheiden und sagte natürlich: „ja!“.
„
Jahrzehntelang waren keine Verbesserungen
der wirklich schlimmen Zustände erfolgt, die die
Gesundheit der Patienten hochgradig gefährdeten.
Tat sich denn tatsächlich etwas? Wurden Bau- und
Renovierungsmaßnahmen beschlossen und auch begonnen?
Dr. Dörffel: Ja, es tat sich tatsächlich etwas. Langsam allerdings, denn in einer Planwirtschaft geht
das nicht von heute auf morgen. Zunächst wurde ein
65
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
„
Voller Tatendrang; Mitarbeiterinnen als aktive Umzugshelferinnen.
Der Wechsel vom Alt- in den Neubau war eine logistische Meisterleistung
Schlüsselübergabe im Neubau: Architekten Thomas Wilke und Bert Schlüter,
Geschäftsführer Jan Weyer, Pflegedienstleiterin Gabriele Ehlers, Ärztlicher
Direktor Dr. Burghardt Honke, Technischer Leiter Thomas Engel (v. l.)
Inzwischen ist das Bettenhaus wieder abgerissen worden und der Neubau seit 2010 in Betrieb. Erinnern Sie
sich noch gut an die Zeit, als die Entscheidung für den
neuen Krankenhaus-Träger fallen sollte?
Dr. Dörffel: Es gab ja drei Bewerber – die Diakonie,
eine private Klinikkette und eben das DRK. Im
Krankenhaus diskutierten die Mitarbeiter diese Situation, und die allermeisten favorisierten das DRK.
Denn als Haus der Diakonie wäre die Perspektive
ungewiss gewesen, weil Neustrelitz dann gegenüber
dem Krankenhaus in Neubrandenburg – bereits von
der Diakonie betrieben – ins Hintertreffen geraten
wäre. Bei der Übernahme durch einen privaten Bewerber fürchtete man einschneidende profitgesteuerte Rationalisierungsmaßnahmen.
Der aber ganz und gar nicht schnell und reibungslos
kam …
Dr. Dörffel: … weil die drohenden Konsequenzen
ohne Neubau – nämlich Bedeutungslosigkeit und
möglicherweise Schließung – nicht allen Beteiligten
bewusst waren bzw. ihnen dieses nicht deutlich gemacht worden war. Helmut Kokert, Vater des heutigen CDU-Landtagsfraktionsvorsitzenden Vincent
Kokert, hatte als stellvertretender Landrat bereits
Anfang der neunziger Jahre den Antrag für einen
Krankenhausneubau in Neustrelitz gestellt und sich
sehr für das Projekt eingesetzt. Er wurde aber von
der Landesregierung immer wieder vertröstet und
bekam auch von anderen Institutionen nicht die
nötige Rückendeckung. Das Land wollte die Neubaukosten, die sich später auf 30 Millionen Euro
belaufen sollten, nicht allein tragen.
Die Entscheidung des Kreistags mit 36 zu 17 Stimmen
für das DRK und gegen die Diakonie war ja recht deutlich. Die Zukunft schien allerdings nicht gerade rosig
zu sein: Das Haus war mit fast zwei Millionen Mark
verschuldet, und es bestand noch immer erheblicher
Modernisierungsbedarf. Wie kam es zum Beschluss,
einen kompletten Neubau zu errichten?
Dr. Dörffel: Nach der unblutigen Revolution war ich
Kreistagsmitglied für die SPD. Als ich begründete,
warum trotz des gerade fertig gewordenen Bettenhauses ein Neubau eigentlich unumgänglich war – es
gab einfach immer noch ein Sammelsurium unterschiedlicher Standorte – trat ich damit erst einmal
eine lebhafte Diskussion los. Am Ende aber stimmte
eine Mehrheit für den Neubau.
Die Hängepartie führte dazu, dass das Krankenhaus
Neustrelitz in den Investitionsplänen des Landes gar
nicht mehr erwähnt wurde, was früher oder später
die Aufgabe bedeutet hätte. Da schrillten die Alarmglocken! Inzwischen war Vincent Kokert Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Krankenhausfördervereins geworden. Er „bearbeitete“ gemeinsam
mit dem damaligen Krankenhaus-Geschäftsführer
Hans Dieter Jürgensen, Sozialdezernentin Ingrid
Sievers, der späteren Landrätin Kathrin Knuth und
mit mir die Landesregierung. Im Oktober 2004
erhielten wir von der damaligen Finanzministerin
Sigrid Keler die Finanzierungszusage.
Die heutigen Möglichkeiten der Erkennung
und Behandlung von Krankheiten sind enorm
gewachsen und das ist ein Segen für alle
Menschen
Sie genießen seit 1998 Ihren Ruhestand. Wenn Sie die
Entwicklungen zwischen dem Zeitpunkt Ihres Briefs
an Erich Honecker im Jahr 1980 und dem Jahr 2012
Revue passieren lassen – was ist das positive, was das
weniger positive Fazit?
Dr. Dörffel: Enttäuschung empfand ich beim langen
Streit um den Neubau des Krankenhauses, Freude
natürlich beim Entstehen und Funktionieren eines
demokratisch legitimierten Miteinanders in den OstLändern. Ich bedauere sehr die zunehmende Bürokratisierung der Medizin sowie die Bezeichnung von
Patienten als Kunden. Grob überblicke ich mehr als
50 Jahre der Entwicklung in der Medizin. Die heutigen Möglichkeiten der Erkennung und Behandlung
von Krankheiten sind enorm gewachsen, und das ist
ein Segen für alle Menschen, auch für mich. Obwohl
ich mich manchmal frage, ob tatsächlich die Anwendung jeder ultramodernen superteuren Apparatur
auch immer notwendig ist. Als junger Arzt habe ich
gelernt, dass eine richtige Diagnose zu 70 Prozent
einer guten Anamnese und den fünf Sinnen des Arztes zu verdanken ist. Solche Erkenntnisse sind heute
offenbar nicht mehr so gefragt.
Brandbrief: Das Schreiben von Dr. Dörffel an Erich Honecker
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DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Kreisverband
In zwei Minuten in der Luft
„
Alle Rettungsassistenten sind speziell für den
Einsatz in der Luftrettung ausgebildet und tragen
die offizielle Zusatzbezeichnung „HCM“.
Im Einsatz: Christoph 48 am Unfallort
Lutz Morgenstern ist leitender Rettungsassistent für den DRK-Kreisverband
Mecklenburgische Seenplatte auf der Neustrelitzer Luftrettungswache Christoph 48
Oft denke ich an unseren Hubschrauber Anneliese.
Er war nicht mehr der Jüngste, aber man konnte sich
auf ihn verlassen. Wenn er gebraucht wurde, war er
bereit. Dieser Hubschrauber war eine Schönheit auf
ganz besondere Art. Sein typisches „Flapp-Flapp“
war schon von weitem zu hören.
Der Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D war bereits
seit Jahrzehnten international im Einsatz. Der Bundeswehr diente er unter anderem als Rettungshubschrauber; von 1996 bis 2006 war er als SAR 93 in
Neustrelitz stationiert. Im August 1998 bezogen wir
die neue Luftrettungswache an der Penzliner Straße.
Unsere gute Beziehung zu den Piloten und Bordtechnikern der Bundeswehr beruhte auf Vertrauen, Kompetenz und Zuverlässigkeit. Die Angehörigen der
Bundeswehr brachten ihre Erfahrungen von anderen
Rettungszentren mit und bauten gemeinsam mit dem
Landkreis Mecklenburg Strelitz, dem DRK-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte und dem DRKKrankenhaus die Luftrettung im Südosten Mecklenburgs auf. Diese hervorragende Zusammenarbeit
dauerte zehn Jahre, dann schwirrte „Anneliese“ auf
Nimmerwiedersehen ab: Im Juli 2006 verschwand
sie nach mehr als 8000 Notfalleinsätzen aus Neustrelitz, und die Bundeswehr verabschiedete sich damit aus der zivilen Luftrettung.
Der neue Hubschrauber ist leiser als die BELL UH-1D,
sieht schicker aus und ist genau so zuverlässig – vor
allem aber moderner ausgestattet. Sein Typenname
ist EC 135 P2, der Rufname heißt nach der ADACTradition: Christoph. Christoph 48, um korrekt zu
sein. Die Maschine gehört zur ADAC-Flotte, und
die drei Piloten sind beim ADAC angestellt. Die acht
Rettungsassistenten kommen vom DRK-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte, die zehn Notärzte überwiegend vom DRK-Krankenhaus Neustrelitz, dessen 2010 in Betrieb gegangener Neubau
unmittelbar an die 1998 eingeweihte Luftrettungswache grenzt.
Ich bin als leitender Rettungsassistent der Luftrettungswache auch Wachleiter und fliege wie meine
Kollegen bei den Einsätzen mit. Dipl.-Med. Claudia
Schafranka steht mir als leitende Hubschrauberärztin in allen fachlichen notfallmedizinischen Entscheidungen und Planungen zur Seite. Alle Rettungsassistenten sind speziell für den Einsatz in der Luftrettung
ausgebildet und tragen die offizielle Zusatzbezeichnung „HCM“. Dies steht für „Helicopter Emergency
Medical Service Crew Member“ und bedeutet, dass
wir neben der notfallmedizinischen Versorgung am
Einsatzort auch für den sicheren Flugbetrieb Aufgaben für den Piloten zu leisten haben.
Zum Dienst sind wir immer ein Trio: Pilot, Notarzt, Rettungsassistent. Unsere Einsatzbereitschaft
beginnt morgens um sieben Uhr und endet bei
Sonnenuntergang. Wenn ich Dienst habe, checke
ich um halb sieben die Notfallausrüstung der Maschine. Dann trifft sich das Team zur Besprechung
Seit vielen Jahren Luftretter in Neustrelitz: leitender DRK-Rettungsassistent Lutz Morgenstern
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DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
„
Jährlich versorgen wir mehr als 1100 Patienten,
meist in Mecklenburg und im nördlichen
Brandenburg.
Letzter Flug des Tages: Christoph 48 in Neubrandenburg
beim gemeinsamen Frühstück: Der Rettungsassistent bringt die Brötchen mit, der Notarzt hat ein
paar Stückchen Kuchen für den Nachmittagskaffee
besorgt. Das klingt schön gemütlich, aber oft können wir morgens den Kaffee nicht austrinken und
nachmittags an den leckeren Kuchen nicht einmal
denken: Ein Einsatz folgt dem anderen.
Innerhalb von zwei Minuten sind wir in der Luft. Anders als bei den in der Großstadt stationierten Kollegen sind viele unserer Flüge keine Kurzstrecken:
Mecklenburg-Vorpommern ist ein Flächenland.
Zweieinhalb Stunden können wir ohne Aufzutanken
in der Luft bleiben. Unsere Reisegeschwindigkeit beträgt etwa 250 Stundenkilometer. Jährlich versorgen
wir mehr als 1100 Patienten, meist in Mecklenburg
und im nördlichen Brandenburg.
Viele glauben, dass es stets um Leben und Tod geht,
wenn wir starten. Das ist oft richtig, aber nicht immer. Wenn Rettungswagen und Notarzt am Boden
länger brauchen, um einen abgelegenen Notfallort zu
erreichen, versorgen wir als erste Helfer die Menschen, auch wenn sie nicht in einer lebensbedrohlichen Situation sein sollten. Wir sind einfach schneller
da. Wir werden auch angefordert, wenn ein Schwerkranker in eine Spezialklinik verlegt werden muss.
Oder, und zwar häufig, zu Menschen mit akuten
schweren Herz-Kreislauf- und Atemwegsproblemen.
Der Hubschrauber ist ein schnelles und sicheres
Transportmittel.
70
Wir werden allerdings ebenso zu schweren Verkehrsund Arbeitsunfällen gerufen. Die Opfer sind vielfach
junge Menschen, Familienväter und zunehmend auch
ältere Verkehrsteilnehmer. Jeder von uns muss solche tragischen Ereignisse auf seine Art verarbeiten.
Wir versuchen uns gegenseitig dabei zu helfen: Im
Debriefing sprechen wir über den Notfalleinsatz, was
man noch verbessern könnte im notfallmedizinischen
Ablauf, aber auch welche Emotionen in uns bleiben.
Nicht immer reicht das aus. Ich bin seit 1979 im DRK
aktiv, aber manche Bilder und Eindrücke kann ich
nicht einfach ausblenden. Ich rede dann auch später
mit meinen Kollegen, denen es ähnlich geht, noch einmal darüber, um es besser zu verarbeiten. Mein Sohn
ist Pflegedienstleiter im Neustrelitzer DRK-Pflegezentrum Luisendomizil. Ehrenamtlich arbeitet er als
Rettungsassistent und Zugführer des Sanitätszuges in
unserem DRK-Kreisverband. Dadurch kann es auch
sein, dass die Arbeit beim DRK nach Feierabend am
Abendbrottisch zum Thema wird.
Zu den Ereignissen, die sich nicht so schnell aus
dem Gedächtnis verdrängen lassen, gehören allerdings auch glückliche Momente. Und ganz selten
passiert sogar so etwas wie ein Wunder. Wie bei
dem zweieinhalbjährigen Jungen, der Ostersamstag
2010 unbemerkt in einen See gefallen war und leblos
im Wasser trieb. Sein Vater, selbst Sanitäter bei der
Bundeswehr, versuchte verzweifelt, den regungslosen Sohn zu reanimieren. Unser Team machte am
Einsatzort weiter, auch während des Fluges zu einer
Eingespieltes Team: Lutz Morgenstern, Dipl.-Med. Claudia Schafranka und Pilot Michael Michalk (v. l.) mit Patientin
Berliner Klinik. Die permanente Reanimation an
Bord ist schwierig, bei dem kleinen Patienten ging
das aber. Er brauchte ja nicht viel Platz. In Berlin
übernahm das Klinikteam die Wiederbelebung
noch am Landeplatz auf dem Krankenhausdach.
Es gäbe noch viel mehr aus allen Einsatzjahren zu berichten. Etliches dazu findet sich auf der Website
www.christoph-48.de, die mein Kollege Bernd Krüger
betreut. Schauen Sie mal rein – auch über Anneliese
kann man dort lesen.
Nach 36 Stunden schlug der Junge die Augen auf. Er
hatte keinerlei Folgeschäden davongetragen. Inzwischen hat er uns zweimal auf der Luftrettungswache
besucht. Das war jedes Mal ein Hallo!
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DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Warum ich DRKler bin
Florian Oldenburg
Der zukünftige Krankenpfleger engagiert sich in seiner Freizeit in der Wasserwacht,
im Jugendrotkreuz und im Sanitätsdienst
„
Vorschulalter wurde ich
Mein Name ist Florian
Mitglied bei den „Jungen
Oldenburg. Ich kam am
Sanitätern“ Jugendrot18. Juni 1996 zur Welt,
kreuz). Meine Ausbilder
und zwar im DRKRonny und Jens Möller
Krankenhaus in Neubrachten mir die ersten
strelitz. Das war sozusaGrundkenntnisse in ersgen mein erster Kontakt
ter Hilfe bei; auf diese
mit dem Deutschen RoStunde einmal in der
ten Kreuz, auch wenn
Woche freute ich mich
ich davon ja nicht wirkimmer sehr.
lich viel mitbekommen
Zukünftige Rettungsschwimmer? Florian Oldenburg mit dem Nachwuchs
konnte. Ich wurde in
eine echte DRK-Familie
Am meisten machten mir später die vielen Wettbehineingeboren: Meine Mutter arbeitet als examiwerbe und die anderen Ereignisse Spaß, wenn wir
nierte Krankenschwester auf der chirurgischen Staalle unser Können unter Beweis stellen konnten. Das
tion des DRK-Krankenhauses Neustrelitz, und mein
waren unvergessliche Tage; ich konnte dabei nicht
Vater ist Rettungsassistent beim Rettungsdienst.
nur viel lernen, sondern auch viele Freunde gewinnen, zu denen ich weiter einen guten Kontakt habe.
Als ich mit drei Jahren in den Kindergarten kam,
war ich immer der „Sanitäter vom Dienst“.
Kein Wunder, dass ich mich schon so lange ich denken kann ebenfalls für alles rund um das DRK interessiere. Als ich mit drei Jahren in den Kindergarten kam, war ich immer der „Sanitäter vom Dienst“.
Auf jedem Ausflug trug ich stolz die „Sani-Tasche“
und war enttäuscht, wenn es nichts zu tun gab. Im
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Bis heute bin ich dem DRK treu geblieben. Das gilt
nicht nur für die Freizeit, sondern auch für meine
berufliche Laufbahn. Seit dem 1. September 2011
werde ich an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des DRK-Bildungszentrums in Teterow
und in der praktischen Arbeit im Krankenhaus
zum Gesundheits- und Krankenpfleger ausgebildet. Zuvor, mit 17, absolvierte ich das Freiwillige
Soziale Jahr, um einen ersten Eindruck von beruflichen Perspektiven im Gesundheitswesen zu bekommen.
DRK-Engagement in Beruf und Freizeit: Florian Oldenburg
Vielleicht werde ich später genau wie mein Vater im
Rettungsdienst arbeiten, auch die Arbeit als Pfleger
auf einer Intensivstation würde mich interessieren.
In meiner Freizeit engagiere ich mich auch im Ehrenamt des DRK Landesverbandes Mecklenburgische Seenplatte, wo ich in der Wasserwacht, im
Sanitätsdienst und im Jugendrotkreuz tätig bin.
Ich bin auch als Rettungsschwimmer aktiv und
gebe nun selbst mein Wissen und meine Erfahrung an den Nachwuchs weiter.
„
Ich bin auch als Rettungsschwimmer aktiv
und gebe nun selbst mein Wissen und meine
Erfahrung an den Nachwuchs weiter.
Ich bewege mich also, wenn man so will, in zwei
DRK-Familien: in meiner tatsächlichen Familie mit
meinen Eltern und in der vielfältigen DRK-Gemeinschaft mit vielen Kollegen und Freunden. Für beide
gilt: Ich fühle mich in ihnen richtig wohl.
73
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Interview
Quantensprung
zur Zukunftssicherung
Grundversorgung plus Spezialisierung – das ist die Erfolgsformel im
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz. Prinzip und Hintergründe erläutert der
Ärztliche Direktor Dr. Burghardt Honke
Herr Dr. Honke, das DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz gilt als eins der modernsten im gesamten Bundesland. Sie könnten sicher eine Vielzahl von
Vorzügen rühmen – welche sind die wichtigsten?
Dr. Honke: Beim Rühmen fühle ich mich eigentlich
etwas unwohl, denn zu den Grundtugenden hier
im Haus zählt auch die Bescheidenheit. Andererseits
freuen wir uns, dass wir den Menschen in unserem
Einzugsgebiet ein besonders großes Spektrum unterschiedlicher Versorgungs- und Betreuungsmöglichkeiten anbieten können. Ein gewisses „Gütesiegel“ ist
sicher die Kooperation mit der Ernst-Moritz-ArndtUniversität in Greifswald, deren akademisches Lehrkrankenhaus wir sind. Unser Leistungsangebot
reicht deutlich über die übliche Grund- und Regelversorgung hinaus.
Das bedeutet konkret für Ihren eigenen Aufgabenbereich, die Chirurgie, …
Dr. Honke: … dass bei uns eine recht große Zahl von
Spezialisten tätig ist. Jeder Oberarzt in der Chirurgie
ist nicht nur Facharzt für Allgemeinchirurgie, sondern besitzt mindestens eine Sub-Spezialisierung,
manche Kollegen sogar zwei. Bei uns arbeiten zum
Beispiel zwei Unfallchirurgen, ein Handchirurg oder
ein Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurg in einem gut
eingespielten kollegialen Miteinander. Das heißt, dass
auch an den Wochenenden in entsprechenden Fällen
nicht nur die notfallmäßige Erstversorgung erfolgen
kann, sondern auch der Spezialist entweder gerade
Dienst hat oder kurzfristig eingesetzt werden kann.
Dr. med. Burghardt Honke
wurde 1954 in Feldberg geboren.
Nach dem Medizinstudium an der
Charité in Berlin Weiterbildung zum
Facharzt für Chirurgie und erhielt am
17. Dezember 1985 die Anerkennung
zum Facharzt. Ab 1. Januar 2000
Chefarzt der chirurgischen Abteilung
des DRK-Krankenhauses MecklenburgStrelitz, seit Juli 2004 zusätzlich Ärztlicher
Direktor. Seit 1. November 2008 auch
Ärztlicher Direktor im DRK-Krankenhaus
Teterow. Dr. Honke ist verheiratet, hat zwei
erwachsene Töchter und eine Enkeltochter.
Eine sehr wichtige Rolle spielen in diesem Kontext auch unsere Anästhesisten, die wir Chirurgen
nicht als „Zuarbeiter“ oder „Dienstleister“ für den
Operateur betrachten. Sie sind unsere Partner, die
Modern, großzügig, freundlich: Eingangsbereich des DRK-Krankenhauses Mecklenburg-Strelitz
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DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
„
Der Neubau ist, das mag jetzt etwas pathetisch
klingen, eins der schönsten Dinge, die ich in den
letzten 20 Jahren erleben durfte.
Versorgung im Schockraum: die leitende Fachärztin der
Notfallambulanz, Dr. Ingrid Rogoll, und der leitende Pfleger der
Notfallambulanz, Heiko Stäbener
uns mit ihrem Leistungsspektrum in der klassischen
Anästhesie, der Notfallversorgung, der Intensivmedizin und der Schmerzchirurgie bestens unterstützen.
Die zweite große Fachabteilung des Hauses ist die
Innere Medizin. Funktioniert das Prinzip Grundversorgung plus Spezialisierung hier ebenso?
Dr. Honke: Ja. Chefarzt Dr. Ruhnau, selbst ein
hochkompetenter Kardiologe, hat ein Team zusammengestellt, das etwa im gastroenterologischen
Bereich außerordentlich qualifiziert ist. Das gleiche
gilt für die Diabetologie und die Onkologie inklusive der außerordentlich wichtigen Nachbetreuung
der Patienten sowie für die Palliativmedizin.
Hätte sich die breite Aufstellung des medizinischen
Versorgungsangebots auch ohne den 2010 in Betrieb
gegangenen Neubau ergeben?
Dr. Honke: Ich bin sicher, das wäre so nicht möglich
gewesen. Der Neubau ist, das mag jetzt etwas pathetisch klingen, eins der schönsten Dinge, die ich in den
letzten 20 Jahren erleben durfte. Als ich Ärztlicher
Direktor wurde, hatte ich in einem kurzen Zeitungsinterview gesagt, dass ich mich mit meiner ganzen
Kraft für den Neubau einsetzen werde. Ohne Neubau
würden wir nicht wettbewerbsfähig bleiben. Dazu
stehe ich heute mehr denn je. Und ich bin tatsächlich
stolz darauf, dass wir das geschafft haben. Ein Kollege
hat mal gesagt: Unser Neubau ist ein Quantensprung.
Ausstattung, Arbeitsbedingungen – einfach alles.
76
Die Notfallambulanz zum Beispiel, zuvor ein echtes
Sorgenkind, bietet jetzt mit optimaler Ausstattung
und zusätzlichen Räumen – ein Schockraum, keine
Durchgangszimmer – einen wesentlich höheren
Komfort für die Patientenversorgung. Die Röntgenabteilung, die Funktionsdiagnostik, patientengerechte Räume für die Chemotherapie, die hochmoderne Intensivstation und etliches mehr. Im Altbau
befand sich die Sterilisation im Keller, der OP in der
vierten Etage. Hier liegen die sensiblen Bereiche alle
auf einer Ebene.
Konnten Sie Ihre Idealvorstellungen problemlos durchsetzen?
Dr. Honke: Zu Beginn der Planungsphase hieß es
aus dem zuständigen Ministerium, zwei OP-Säle
würden reichen. Dagegen haben sich Krankenhausleitung und -träger massiv gewehrt. Ohne dritten
OP-Saal wäre der Krankenhausbetrieb nicht wettbewerbsfähig gewesen. Unsere Beharrlichkeit zahlte
sich dann aus. Während der Bauphase entschied
sich, dass wir auch gefäßchirurgische und orthopädische Eingriffe durchführen würden. Also stellten
wir den Antrag für einen vierten OP. Der wurde
dann genehmigt, und es gelang uns – sogar sehr gut,
wie ich finde – in den eigentlich nur für drei OPSäle konzipierten Neubau einen vierten zu integrieren. Dass dieser Kampf richtig war, zeigt sich
darin, dass heute alle vier Säle im täglichen Betrieb
ausgenutzt sind.
Modernste Technik, eingespieltes Team: einer der vier Operationssäle
Stillstand bedeutet Rückschritt, vielleicht auch im
Krankenhaus-Management. Ist weiteres Wachstum
geplant?
Dr. Honke: Unser Haus verfügt derzeit über 144
Betten. Diese Zahl wurde in der doch schon länger
zurückliegenden Planungsphase genehmigt. Wir
haben bereits damals interveniert, weil wir wussten,
das wird nicht ausreichen, denn der Bettenbedarf in
der Inneren und in der Chirurgie liegt höher. Ohne
Erfolg. Bis wir auf einem Treffen mit Ministeriumsmitarbeitern und Krankenkassenvertretern etwa
zwei Monate nach der Eröffnung des Neubaus zu
unserer Überraschung erfuhren, dass der Krankenhausplan unser Haus mit 164 Betten führt. Also fehlen uns jetzt auch offiziell 20 Betten. Daher kämpfen
wir erneut, und zwar um einen Erweiterungsbau
– auch wenn sich das angesichts des brandneuen
Gebäudes seltsam anhören mag.
Wie schätzen Sie die Aussichten ein?
Dr. Honke: Landes-Fördermittel stehen bis 2019
nicht zur Verfügung. Aber das Krankenhaus hatte
bereits für den Neubau mehr als acht der insgesamt
30 Millionen Euro Kosten selbst aufgebracht. Nicht
unmöglich, dass wir das Projekt „Anbau“ selbst
stemmen.
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DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Pflege-Fachkräfte: Schwester Doreen Krauße, Schwester
Christel Draeger (Stationsleitung) und Dipl.-Med. Uta Hinz (Oberärztin)
mit digitalem Stationswagen
Geburtshelfer: Hebamme Nikola Balke, Oberarzt Dipl.-Med. Ingo Kühn,
Oberärztin Katrin Borkowski
OP-Vorbereitung: Schwester Dörte Landt
„
Leistungsschwerpunkte
Chirurgie
Visceralchirurgie mit gesamter onkologischer
Chirurgie der Schilddrüse und des Magen-Darm-Trakts
(außer Leber und Pankreas)
Thoraxchirurgie (u. a. Versorgung von Pneumothorax
und onkologische Chirurgie in Form von Lappenund Lungenresektion)
Gefäßchirurgie: gesamtes Spektrum bis hin zum
Aortenaneurysma.
Notfall- und Unfallchirurgie
Arthroskopie großer Gelenke; Behandlung von
Traumafolgen, z. B. künstliche Gelenke.
Handchirurgie: u. a. komplette Sehnenchirurgie
einschließlich motorischer Ersatzoperationen,
Versorgung von Weichteilerkrankungen der Hand,
Operationen bei Arthrose der Gelenke der Hand,
Versorgung aller akuten Handverletzungen,
Arthroskopie des Handgelenks
Urologie
54 Patientenbetten
Gynäkologie/Geburtshilfe
Gynäkologie: u. a. Krebsdiagnostik und Therapieberatung bei gynäkologischen Tumoren, operative
Therapie gutartiger und bösartiger Genitaltumoren,
komplette Tumornachsorge einschließlich Chemotherapie (Portimplantation), Hormontherapie und in
Zusammenarbeit mit dem Tumorzentrum Neubrandenburg auch Strahlentherapie, Mammasprechstunde,
Mammakarzinomchirurgie, Diagnostik und Threapie
der Harninkontinenz
Geburtshilfe: u. a. Akupunktur, Aromatherapie/
Homöopathie, Entspannungsbäder, Wannenentbindung, CTG-Überwachung, Musik zur Entspannung,
Ausschaltung des Schmerzempfindens durch
Periduralanästhesie
Innere Medizin
Kardiologie: umfassende Diagnostik, u. a.
Behandlung von Herzschwäche, Herzklappenfehlern und Rhythmusstörungen, Implantation
von Herzschrittmachern und Defibrillatoren.
Angiologie: komplette invasive und nichtinvasive
Diagnostik.
Hämatologie/Onkologie: ambulante und
stationäre Chemotherapie nach neuestem wissenschaftlichem Stand, Zusammenarbeit mit dem
Tumorboard des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums
Neubrandenburg.
Diabetologie: u. a. strukturierte Diabetesschulungen, Behandlung von Patienten mit Typ 1und Typ 2-Diabetes.
Palliativmedizin
20 Patientenbetten
82 Patientenbetten
Anästhesie und Intensivmedizin
Allgemeine und regionale Anästhesie, u. a. Periduralanästhesie, Intensivtherapie, Notfall- und Rettungsmedizin
(Notarzteinsatz auf dem Rettungshubschrauber),
Schmerztherapie (u. a. komplexe Schmerztherapie bei
akuten und chronischen Schmerzzuständen)
Rhythmus-Kontrolle in der Kardiologie: Chefarzt Dr. Fred Ruhnau (l.) und
Michael Seydl (Mitarbeiter Funktionsdiagnostik)
In der Trägerschaft des DRK seit: 1. Juli 1992
Patientenbetten: 164, zusätzlich 20 Betten
in der angegliederten Schwerstkranken-Pflegeeinrichtung
Im Jahr 2011
behandelte Patienten, ambulant: 16 969
behandelte Patienten, stationär: 6917
Entbindungen: 315
Mitarbeiter: 353
Fachrichtungen: Innere Medizin, Chirurgie,
Gynäkologie/Geburtshilfe, Anästhesiologie/
Intensivmedizin
Besonderheiten:
• integriertes Geriatriekonzept
• Aufbau eines Gefäßzentrums
• aktive Mitarbeit im Traumanetzwerk Mecklenburg-Vorpommern als lokales Traumazentrum
Akademisches Lehrkrankenhaus der
medizinischen Fakultät der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald
8 Intensivbetten
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79
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Menschen & Meinungen
Im Krankenhaus
Mecklenburg-Strelitz …
…unterzog sich Silko Schmidt einer komplizierten
Fußoperation und bedankte sich in einem Beitrag
des „Nordkurier/Strelitzer Zeitung“ bei Oberarzt
Michael Zickmann: „Er hat recherchiert und gesucht,
wo andere nicht weiterwussten. Was ich ihm verdanke,
ist keine Selbstverständlichkeit.“ Silko Schmidt litt an
einer Arthrose im Großzehengrundgelenk. Frühere
Operationen und Behandlungen in anderen Kliniken
waren erfolglos geblieben.
…herrschen ideale Arbeitsbedingungen, findet Dr. Bert Schröter.
Der Kardiologe aus Altentreptow hatte seine Ausbildung bis zum Facharzt im
Krankenhaus Neustrelitz absolviert, wo er heute als niedergelassener Arzt einmal
monatlich Patienten aus seiner Praxis einen Schrittmacher oder einen Defibrillator
einsetzt. Seine Beurteilung des Krankenhauses: „Der Austausch mit den Mitarbeitern funktioniert sehr gut. Die moderne technische Ausstattung bietet alles, was
ich brauche. Auch meine Patienten sind mit der Betreuung im Krankenhaus höchst
zufrieden.
80
… fühlte sich Sigrid Keler am 11. Oktober 2004 bestens versorgt:
Sie berichtet: „Als damalige Finanzministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern
hatte ich einen Termin mit der Krankenhausleitung, DRK-Vertretern und Politikern in
Neustrelitz. Zuvor war ich in Rostock gestürzt und hatte mir dabei eine schmerzhafte
Platzwunde am Ellenbogen zugezogen. Tapfer hielt ich die Zugfahrt nach Neustrelitz
durch – bis die Schmerzen doch zu groß wurden.
In der Notfallambulanz des Krankenhauses wurde
die Wunde fachgerecht genäht. Eine Spritze half gegen
den Schmerz, und ich konnte den Termin absolvieren.
Am nächsten Tag war die Wunde fast vergessen.
Nur eine kleine Narbe erinnert mich heute noch an das
Malheur. Für das Krankenhaus war dieser Tag übrigens ein Glückstag: Ich konnte der Geschäftsführung
die Finanzierungszusage des Landes für den Krankenhausneubau überbringen.“
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DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Kunst
Bunte Lichtblicke im
Klinik-Alltag
„
Jedes einzelne Objekt wählte Uwe Maroske
bewusst und akribisch aus vielen Dutzend
Kollektionen mit Tausenden von Werken aus.
„Wein und Quitte“: Gouache von Erhard Grossmann
Welche Funktion die große Kunstsammlung im Krankenhaus hat,
erklärt Dr. Fred Ruhnau*
Krankenhausflure können lang sein. Sehr lang bisweilen. Wer alle Flure des DRK-Krankenhauses
in Neustrelitz abgeschritten ist, hat 800 Meter zurückgelegt – und brauchte dafür vielleicht viel mehr
Zeit als gedacht. Denn an den Wänden und auch
in den Zimmern der Patienten hängen Objekte, die
den Flaneur immer wieder aufhalten, ihn neugierig
machen, ihn ansprechen und beschäftigen. Es sind
Zeichnungen und Radierungen, Holz- und Linolschnitte, Lithografien und Fotografien, Aquarelle
und Gouachen, fast 300 Originale und etwa 150 digital gedruckte Reproduktionen.
Kunst im Krankenhaus findet sich in vielen Häusern
und in vielen Facetten. Die Umsetzung in Neustrelitz aber weist etwas Besonderes auf: Dort ist nicht
nur die größte ständige Ausstellung zeitgenössischer
bildender Kunst in Mecklenburg-Vorpommern zu
sehen. Die Kunstwerke stammen darüber hinaus
ausschließlich von Künstlerinnen und Künstlern
aus dem weiteren Einzugsgebiet des Krankenhauses,
dem ehemaligen Landkreis Mecklenburg-Strelitz
und der Stadt Neubrandenburg.
Interesse geweckt: Die Kunstausstellung macht neugierig
82
Dass das erklärte Ziel, das Krankenhaus sozusagen
zu einer Art Heimstatt für zeitgenössische bildende
Kunst aus der Region zu machen, voll und ganz erreicht wurde, haben wir vor allem dem Lichtenberger
Bildhauer Uwe Maroske zu verdanken. Er übernahm
als Kurator die alles andere als einfache Aufgabe, geeignete Kunstwerke aus den Kollektionen von etwa
30 anerkannten Kolleginnen und Kollegen auszuwählen. Zuvor war er selbst Krankenhauspatient in
mehreren Kliniken gewesen und hatte sich über die
Gedankenlosigkeit geärgert, mit der dort Flure und
Patientenzimmer dekoriert wurden.
Jedes einzelne Objekt wählte Uwe Maroske bewusst
und akribisch aus vielen Dutzend Kollektionen mit
Tausenden von Werken aus. Das Konzept sollte eine
ständige Ausstellung sein, die die Menschen auf
eine Entdeckungsreise mitnimmt und dem Krankenhaus selbst eine neue, ungewöhnliche Art der
Identifikation mit der Region und ihren Künstlern
ermöglicht. Die Sammlung der von der Klinik angekauften Kunstwerke stellt somit nicht nur einen
materiellen, sondern auch und vor allem einen enormen ideellen Wert dar.
Eine wichtige Aufgabe der Ausstellung ist die positive Ausstrahlung auf Patienten, Besucher und
Mitarbeiter. Wie intensiv sich die Beschäftigung der
einzelnen Betrachter mit den Bildern entwickelt, ist
von nachrangiger Bedeutung. Es ist dann schon viel
erreicht, wenn sich so vielleicht ein Gesprächsthema
erschließt, wenn der eine oder andere freudige Gedanke aufkommt oder auch nur für einige Augenblicke Ablenkung vom manchmal bedrückenden
Krankenhausbetrieb eintritt.
83
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz
Skulptur „Mutter mit Kind“ von Dorothea Maroske
„
Eine besonders beeindruckende Wirkung entfalten
die Bilder oft, wenn sie von Krankenhauspatienten
im Palliativbereich bewusst betrachtet werden.
Eine besonders beeindruckende Wirkung entfalten
die Bilder oft, wenn sie von Krankenhauspatienten
im Palliativbereich bewusst betrachtet werden. Die
Kunsttherapeutin Petra Sievers setzt sie dort bei ihrer Arbeit ein. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass
die schwer kranken Menschen dankbar sind, wenn
die unterschiedlichen Motive bei ihnen die eine
oder andere Erinnerung hervorrufen. In vielen
Fällen sind die dann aufkommenden Gedanken der
Beginn eines guten Gesprächs.
Auch die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
möchten auf die Bilder nicht mehr verzichten, weil
sie – ob beim bewussten Betrachten oder beim zufälligen Hinschauen – oft den Gedankengang mit
willkommenen, immer wieder unterschiedlichen
Assoziationen beleben.
84
Die Möglichkeit, ihre Arbeiten auf Dauer einem
wechselnden Publikum mit unterschiedlichem Bildungs- und Interessenhintergrund zu präsentieren,
ist für die beteiligten Künstler von größtem Wert.
Immer wieder ergeben sich so Kontakte zu Menschen, die sonst kaum oder nie mit Kunst in Berührung kommen. Eine besondere Rolle spielen dabei
die dreimal jährlich wechselnden Ausstellungen in
der Foyergalerie des Krankenhauses mit aktuellen
Arbeiten der Künstler, die bereits in der Dauerausstellung vertreten sind. So können sie ihre weitere
Entwicklung zeigen und einen größeren Einblick in
die Bandbreite ihres Schaffens geben.
* Dr. Fred Ruhnau ist Chefarzt der Inneren Medizin
im DRK-Krankenhaus Neustrelitz
„Kaffeehausmusik“ von Matthias Jaeger, Öl auf Leinwand
85
DRK-Krankenhaus
Teterow
Aus dem Belegkrankenhaus mit 24 Betten, das im
Jahr 1888 seine Pforten öffnete, ist eine hochmoderne
Klinik geworden, die den Menschen in Teterow und in
der Region ein umfangreiches Leistungsangebot zur
Verfügung stellt. Im Frühjahr 2013 beginnen die Arbeiten
für eine erneute Erweiterung: Im dreigeschossigen
Neubau werden dann unter anderem Patientenzimmer
mit 33 Betten untergebracht sein
86
87
DRK-Krankenhaus Teterow
Interview
Mit Teamgeist zum Erfolg
DRK-Leitlinien, engagierte und motivierte Mitarbeiter, zufriedene Patienten:
Wie alles ineinandergreift, beschreibt Geschäftsführer Jan Weyer
eigenen Leistung, berufliche
Herr Weyer, Anfang 2012
Entwicklungsmöglichkeiten
machte das DRK-Krankenhaus
oder Motivation durch den
Teterow in den Medien Furore:
Arbeitgeber.
Es platzierte sich gleich zweimal weit vorn bei einem großen
Wie sah das Ergebnis in ZahWettbewerb um den besten Arlen aus?
beitgeber in ganz Deutschland.
Jan Weyer: 83 Prozent der
Was steckte dahinter?
Mitarbeiter des DRK-KranJan Weyer: Es handelte sich
kenhauses Teterow, die sich
um den jährlich stattfindenan der Befragung beteiligten,
den bundesweiten Wettbewerb
Geschäftsführer Jan Weyer: Die DRK-Leitlinien helfen uns
gaben ihrem Arbeitsplatz die
des international tätigen Forschungs- und BeratungsinstiNote „sehr gut“. 89 Prozent
sind stolz auf das, was sie in ihrer Arbeit leisten.
tuts „Great Place to Work“. Zunächst schafften wir
Das zeigt, dass im DRK-Krankenhaus Teterow
in der Auszeichnungskategorie „Gesundheitswesen“
Platz zwei bei den besten Kliniken. Unsere Konein guter Teamgeist und ein gutes Betriebsklima
herrschen. Daraus resultiert ein außerordentlich
kurrenten waren etwa 120 Einrichtungen aus dem
großes Engagement unser Mitarbeiterinnen und
Gesundheitswesen. Kurz darauf gelang uns in der
Mitarbeiter, und dieser Einsatz kommt wiederum
Kategorie 50 bis 500 Mitarbeiter sogar der Sprung
direkt den Patienten zugute, die sich bei Pflege und
unter die 50 besten Unternehmen in Deutschland.
medizinischer Behandlung bestens versorgt wisÜbrigens hatten auch so renommierte Unternehmen
sen. 95,6 Prozent der Patienten des DRK-Krankenwie Philips Deutschland, Ebay oder Würth an diesem
hauses Teterow empfehlen nach ihrer Behandlung
Wettbewerb teilgenommen.
die Klinik weiter.
Wer beurteilte denn die Arbeitgeber-Qualitäten des
Was macht eine gute Arbeitsplatzkultur in einem
Krankenhauses?
Krankenhaus aus?
Jan Weyer: Diejenigen, die das aus eigenem Erleben
Jan Weyer: Sie muss mehr erreichen als nur eine zukönnen – nämlich unsere Mitarbeiterinnen und
friedene Belegschaft. Sie sollte die Bedürfnisse der
Mitarbeiter. Sie füllten dazu anonym einen detaillierten Fragebogen aus und benoteten unter anderem
Mitarbeiter berücksichtigen, partnerschaftlich und
die Kriterien Teamgeist, Führung, Anerkennung der
zukunftsorientiert ausgerichtet sein.
Erfolgsbeweis: Urkunde für die tolle Platzierung unter den besten Arbeitgebern im Gesundheitswesen
88
89
DRK-Krankenhaus Teterow
„
Wir haben festgestellt, dass für jobinteressierte
Ärzte, aber auch für die Mitarbeiter in den
Pflegeberufen der Begriff „Work-Life-Balance“
als Kriterium bei der Arbeitsplatz-Auswahl immer
größere Bedeutung bekommt.
Ein Versprechen …
Inwieweit spielen dabei die Leitlinien und die Philosophie des Roten Kreuzes eine Rolle?
Jan Weyer: Eine ausgesprochen wichtige. Unser
medizinisches und pflegerisches Leistungsangebot
ist ja nicht nur durch ein breites Spektrum moderner Diagnose- und Behandlungsverfahren gekennzeichnet, sondern auch und vor allem durch die
interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Mitarbeiter.
Das bedeutet Teamwork und soziale Kompetenz,
auch Toleranz und Respekt nach innen und nach
außen. Diese Prinzipien helfen uns sehr dabei, die
Persönlichkeit des Patienten zu erkennen und seine
Würde und Einzigartigkeit zu achten und zu bewahren – und damit genau die Handlungsrichtlinien des
Roten Kreuzes in der täglichen Praxis umzusetzen.
Teamwork und humanitäres Engagement in allen Ehren, aber ein attraktiver Krankenhaus-Arbeitsplatz
muss auch konkret die Lebensqualität der Mitarbeiter berücksichtigen.
Jan Weyer: Selbstverständlich. Das Gehalt muss
stimmen, berufliche Aufstiegschancen und Weiterbildungsangebote müssen existieren, das technische Arbeitsumfeld muss modern ausgestattet
sein. Und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll gegeben sein. Wir haben festgestellt, dass
für jobinteressierte Ärzte, aber auch für die Mitarbeiter in den Pflegeberufen der Begriff „WorkLife-Balance“ als Kriterium bei der ArbeitsplatzAuswahl immer größere Bedeutung bekommt.
Deswegen werben wir bei Stellenausschreibungen
… ein Team
mit familienfreundlichen Arbeitszeiten, Stellen für
den Partner oder der Vermittlung von Ganztagsbetreuung für Kleinkinder.
Solche „Wohlfühl-Faktoren“ sind also Standard?
Jan Weyer: Ein engagierter Klinikmitarbeiter wird
immer einen verantwortungsvollen und anstrengenden Beruf haben. Da ist es doch nur fair, wenn
wir ihm ein wenig dabei helfen können, das Leben
außerhalb des Jobs entspannt und angenehm zu
gestalten. Gemeinsame Interessen und Aktivitäten
entwickeln sich auch darüber hinaus: Ich nenne hier
mal den DRK-Bergringlauf, den DRK-Ball, Radtouren, gemeinsame Musical-Besuche, Aktionen beim
Hechtfest und vieles mehr. Es mag für Außenstehende vielleicht ein wenig kitschig klingen, aber da
ist schon etwas dran: Wir fühlen uns in Teterow tatsächlich als eine große DRK-Familie.
Engagement, Teamgeist und Motivation: Krankenhaus-Mitarbeiter Birgit Ziese, Dr. Kathrin Widmer, Renate Lehr, Gerlind Bünting, Elke Möller, Heike Lengsfeld (v. l.)
90
91
Kreisverband
Ein Blick ist ein Dankeschön
Cornelia Bäumer leitet die vier DRK-Sozialstationen des DRK-Kreisverbands Güstrow
Nach der Entlassung aus
dem Krankenhaus weiterhin ein selbstbestimmtes
Leben in der gewohnten
Umgebung zu führen: Das
ist auch für Menschen
möglich, die nicht mehr
alle Anforderungen des
Alltags allein bewältigen
können. In solchen Fällen
helfen unsere vier DRKSozialstationen des DRKKreisverbands Güstrow.
Wir legen sehr großen Wert
auf eine fürsorgliche, fachgerechte Betreuung, die nach
Möglichkeit stets die Angehörigen mit einbezieht.
Unsere Unterstützungs- und
Hilfsangebote richten sich
an chronisch oder akut Erkrankte, Menschen mit Behinderung oder PflegebeAutorin Cornelia Bäumer (ganz rechts) und ihre Mitarbeiterinnen
dürftige jeden Alters im
Claudia Bünting, Ilka Schmidt und Sandra Sudbrock (v. l.)
gesamten Landkreis Rostock. Ob Körperpflege oder
100 Mitarbeiter kümmern sich um versorgungsbeErnährung, hauswirtschaftliche Versorgung oder
dürftige Menschen in den Einzugsgebieten der vier
Unterstützung bei der Fortbewegung – das geschulte
Fachpersonal steht gern zur Verfügung. Auch die
Sozialstationen Güstrow, Laage, Teterow und Kragesamte Behandlungspflege entsprechend der ärztlikow am See. Die Stationen sind rund um die Uhr
chen Anweisung wird übernommen. Ergänzend
erreichbar.
bieten die Mitarbeiterinnen Schulungen für AngeWir sind seit 1991 im Einsatz. In dieser Zeit konnten
hörige für die Pflege zu Hause an.
wir jährlich mehr als 600 Menschen unterstützen, die
Eine besondere Herausforderung für meine Mitarunsere Hilfe mit Dankbarkeit und Freude angenombeiter und mich ist die Betreuung schwerstkranker
men haben.
Pflegebedürftiger gemäß den Anforderungen der
Palliativpflege sowie die Betreuung demenzkranker
Die Zusammenarbeit mit dem DRK-Krankenhaus
Menschen. Gerade weil die Kommunikation mit
Teterow zeigt sich nicht nur im Bereich des Verlediesen Patienten oft ausgesprochen schwierig ist, gilt
gungs- und Überleitungsmanagements, sondern vor
ihren Bedürfnissen ein besonderes Maß an Hingabe.
allem im Bereich der Qualitätssicherung und des
Wir freuen uns, wenn wir auch von diesen Menschen
gemeinsamen Vertretens der Grundgedanken des
eine positive Reaktion erhalten – auch wenn es nur
Deutschen Roten Kreuzes.
eine Berührung ist, ein Lächeln oder ein Blick.
92
Übung macht den Meister …
… wenn Anke Brandt es anschaulich demonstriert
Kreisverband
„Wir wollen immer
sehr gute Helfer sein“
Erste-Hilfe-Kurse für Grundschulkinder –
ein gutes Beispiel für ehrenamtliches DRK-Engagement
Zahlreiche Mitarbeiter des DRK-Krankenhauses
Teterow engagieren sich auch in ihrer Freizeit beim
DRK. Ein Beispiel ist Anke Brandt: Sie arbeitet auf
der chirurgischen Station des DRK-Krankenhauses
Teterow. Zusätzlich leitet sie den DRK-Ortsverein
Teterow im Kreisverband Güstrow und erteilt ehrenamtlich Erste-Hilfe-Kurse an Grundschulen.
Diese spezielle Unterrichtsform kommt bei den
Kindern gut an, wie der folgende Erfahrungsbericht
zeigt:
„Am 16. April 2012 machte unsere Klasse, die 4a der
Lindenschule Groß Wokern, einen Erste-Hilfe-Kurs.
Diesen Kurs leitete Frau Brandt vom DRK-Krankenhaus Teterow. Sie hat uns alles erzählt, was wir
über die Erstversorgung eines Unfallopfers wissen
müssen. Außerdem konnten wir auch selbst Hand
anlegen: Wir lernten zum Beispiel die stabile Seitenlage, wie man einen Verband anlegt und wie man ein
Pflaster auf die Fingerkuppe klebt. Von Frau Brandt
erfuhren wir auch, was wir am Telefon sagen müssen, wenn wir einen Notfall melden müssen. Es war
sehr interessant, und alle hörten aufmerksam zu. Wir
danken Frau Brandt für diesen Kurs und nehmen uns
vor, immer sehr gute Helfer zu sein.
Anna Rümker, Klasse 4a
Lindenschule Groß Wokern
93
DRK-Krankenhaus Teterow
Warum ich DRKler bin
„
Michael Groth
Für die Zukunft hoffe ich, dass ich die
Fachweiterbildung erfolgreich abschließen und
die mit dem Erweiterungsbau 2013 neu geplante
Intensivstation bestmöglich unterstützen kann.
Die Mutter ist DRK-Krankenschwester, der Vater arbeitet im DRK-Rettungsdienst.
Ihr Sohn setzt die Familientradition fort
Mein Name ist Michael Groth. Ich wurde am 10. September 1988 im Teterower Krankenhaus geboren.
Nach dem Ende meiner Schulzeit musste ich entscheiden, was ich beruflich machen wollte. Da ich
bereits als Kind jede Menge Eindrücke aus dem
Krankenhaus sammeln konnte – immer wenn ich
meine Mutter besuchte, die dort als Krankenschwester arbeitet –, war schnell klar, es wird ein sozialer
Beruf. Mein privates Umfeld hat mich dabei sicher
stark geprägt, denn auch mein Vater arbeitet beim
DRK. Er ist seit vielen Jahren im Rettungsdienst tätig.
Außerdem kannte ich die umfangreichen Aufgaben
der Pflege bereits durch die Betreuung meiner pflegebedürftigen Oma.
„
94
Da ich mich im Krankenhaus immer sehr wohl
gefühlt habe und stark mit der Region verbunden
bin, bewarb ich mich ein weiteres Mal und freute
mich sehr, dass ich übernommen wurden.
Um sicherzugehen, dass der Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers wirklich die richtige
Berufswahl ist, entschied ich mich dazu, vorher ein
Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Ich war
glücklich, dass ich die Möglichkeit bekam, dies 2005
im DRK-Krankenhaus Teterow beginnen zu können. Ich kannte bereits einige Kolleginnen meiner
Mutter, die Örtlichkeiten waren mir vertraut, und
ich hatte in der Zwischenzeit als Patient selbst gute
Erfahrungen mit dem Krankenhaus gemacht.
Mit Engagement …
Nach wenigen Monaten auf Station, jetzt offiziell
als FSJler, wusste ich, das ist der richtige Beruf für
mich. Also bewarb ich mich um einen der sechs
Ausbildungsplätze in der Pflege und durfte 2006
meine Ausbildung im Teterower DRK-Krankenhaus beginnen.
Meine Ausbildung zeichnete sich durch einen hohen
Standard aus, sowohl in der Berufsschule als auch
in der Praxis. Wir hatten das große Glück, sehr motivierte Praxisanleiter im Krankenhaus und gute
Lehrkräfte in der Schule zu haben. In diesen drei
Jahren erfuhren wir alles, was nötig ist, um Menschen optimal zu pflegen und ihre Genesung zu
fördern. So wurden wir nach bestandenen Prüfungen nach drei Jahren als examinierte Gesundheitsund Krankenpfleger aus der Lehrzeit entlassen und
konnten guten Gewissens sagen, dass wir das nötige
Rüstzeug für den täglichen Stationsbetrieb bekommen haben.
Nach dem Abschluss der Ausbildung 2009 stellte sich
für mich die Frage: Wo gehts hin? Da ich mich im
Krankenhaus immer sehr wohl gefühlt habe und
stark mit der Region verbunden bin, bewarb ich mich
ein weiteres Mal und freute mich sehr, dass ich übernommen wurde. Ich wurde anfangs auf einer Inneren
Station eingesetzt. Die Schwestern dort haben mich
– „den Neuen“ – sofort akzeptiert und in ihr Team
aufgenommen. Nach dem ersten Jahr erhielt ich meinen festen Arbeitsvertrag und die Möglichkeit zur
Weiterqualifizierung zum Diabetesassistenten. Nach
erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung bin ich
jetzt festes Mitglied unseres Diabetesteams am
Krankenhaus.
Da in unserem Krankenhaus die Qualifizierung der
Mitarbeiter einen hohen Stellenwert einnimmt, bot
sich mir die Möglichkeit, ab November 2011 an der
Fachweiterbildung zum Anästhesie- und Intensivpfleger teilzunehmen. Daher wechselte ich auf die
Intensivstation. Für die Zukunft hoffe ich, dass ich
die Fachweiterbildung erfolgreich abschließen und
die mit dem Erweiterungsbau 2013 neu geplante Intensivstation bestmöglich unterstützen kann.
… und Verantwortungsbewusstsein: Michael Groth
95
DRK-Krankenhaus Teterow
Interview
Hohes Engagement,
flache Hierarchien
Zeitgemäße Versorgung braucht Spezialisierung, Eigenverantwortung
und soziale Kompetenz, weiß Jana Wedow
Jana Wedow
geboren in MecklenburgVorpommern, ist seit 2006
Pflegedienstleiterin am DRKKrankenhaus Teterow und
Hygienebeauftragte.
Sie ist verheiratet und hat einen
Sohn. Sie engagiert sich im
DRK seit 1991.
Frau Wedow, das Krankenhaus Teterow ist im Unterschied zu den drei anderen Häusern des DRKLandesverbands in Mecklenburg-Vorpommern kein
Neubau, sondern wurde im Lauf der Jahre erweitert
und modernisiert. Ist das ein Handicap für einen optimalen Krankenhausbetrieb?
Jana Wedow: Ganz und gar nicht. Unser Haus besitzt alles, was für einen modernen Krankenhausbetrieb auf hohem medizinischem und pflegerischem
Niveau erforderlich ist. Die Erweiterungs- und
Modernisierungsmaßnahmen insbesondere in der
Zeit nach der Übernahme der Trägerschaft durch
den DRK-Landesverband trugen nicht nur den Bedürfnissen und Entwicklungen des Hauses selbst
bestens Rechnung. Wir konnten dadurch auch auf
die aktuellen Entwicklungen im Gesundheitsmarkt
flexibel reagieren und unseren Leistungskatalog
entsprechend aus- und umbauen. Dass dieser stetige
96
Entwicklungsprozess weiter andauert, zeigen die Investitionen in Höhe von zehn Millionen Euro, die in
den nächsten Jahren fließen werden.
Wo setzt das Krankenhaus heute seine besonderen
Schwerpunkte?
Jana Wedow: Unser Fachbereich mit dem höchsten
Patientenaufkommen ist die Innere Medizin. Die
insgesamt 63 Betten sind auf zwei Stationen aufgeteilt. Hier ist unser Leistungsspektrum besonders
umfassend: In den Disziplinen Kardiologie und
Pulmologie etwa verfügen wir für unsere Patienten
über vielfältige diagnostische Möglichkeiten mit
Hilfe modernster Geräte und Apparaturen. Dazu
kommen unsere Spezialisierung auf die strukturierte Diabetesbehandlung mit Schulung, die unser
eingespieltes Team in speziellen Räumlichkeiten anbietet, sowie die Palliativmedizin. In der Chirurgie
setzten wir besondere Akzente in der Visceralchirurgie, der Traumatologie und der Handchirurgie.
Darüber hinaus stehen urologische Belegbetten zur
Verfügung.
Als Pflegedienstleiterin sind Sie auch für die Aus- und
Weiterbildung der Schwestern und Pfleger verantwortlich. Wie tragen Sie in Teterow dem zunehmenden Trend zur Spezialisierung Rechnung?
Jana Wedow: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
unseres Pflegedienstes sind examinierte Fachkräfte.
Für die Anforderungen eines modernen Ansprüchen genügenden Krankenhausbetriebs sind aber
Persönliche Zuwendung – ebenso wichtig wie medizinische Kompetenz
oft weitere Qualifikationen unerlässlich: So wurden
acht Schwestern und Pfleger zu Diabetesassistenten
ausgebildet. Zusätzlich hat eine Diabetesassistentin
die Weiterbildung zum Diabetesberater absolviert.
Diese Fachkräfte arbeiten nicht ausschließlich auf
der Inneren, sondern auch auf der chirurgischen
Station. So können chirurgische Patienten mit
Diabetes direkt, kompetent und umfassend versorgt
werden.
„
Für die Anforderungen eines modernen Ansprüchen
genügenden Krankenhausbetriebs sind oft weitere
Qualifikationen der Mitarbeiter unerlässlich.
In der Palliativmedizin haben sieben Schwestern
die Zusatzqualifikation „Palliativ Care“ erworben.
Um unsere Fachkompetenz für das implementierte
Schmerzmanagement weiter auszubauen, wurde eine
97
DRK-Krankenhaus Teterow
„
Als besonders positiv wird die persönliche
Vorstellung der Schwestern/Pfleger am
Patientenbett empfunden.
Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg: Chefärztin Dipl.-Med. Karsta
Mehlan und Heike Lengsfeld (Stationsleitung) mit einem Patienten auf
der Station Innere Medizin
Schwester zur Pain Nurse ausgebildet. Sie unterstützt
die verschiedenen therapeutischen Verfahren mit
ihren grundlegenden Kenntnissen der Schmerzerfassung, Schmerzdokumentation und garantiert damit die Umsetzung des Expertenstandards Schmerzmanagement.
Ein zunehmend wichtiger werdendes Prinzip in der
zeitgemäßen Krankenversorgung ist die Bereichspflege – eine Pflegekraft ist nur für bestimmte Patienten bzw. Zimmer auf der Station zuständig. Welche
Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Jana Wedow: Dieses Modell haben wir bereits 2004
sozusagen als Versuch gestartet. Nach einem Vierteljahr waren Pflegepersonal, Ärzte, aber auch Patienten und ihre Angehörigen damit außerordentlich
zufrieden. Also war es nur logisch, die Bereichspflege im gesamten Krankenhaus einzuführen.
Unser Fazit ist: Die Pflegequalität hat davon stark
profitiert, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung unserer Mitarbeiter sind gewachsen, vor allem
durch die Selbstorganisation.
mit Unterstützung der Qualitätsmanagement-Beauftragten gestartet. Seit Dezember ist es bei uns
Standard. Wir sehen es als wichtiges Qualitätsinstrument, das nicht nur zu Patientensicherheit und
Patientenwohlbefinden beiträgt, sondern auch für
die Mitarbeiterzufriedenheit ein wichtiger Faktor
ist. Als besonders positiv wird die persönliche Vorstellung der Schwestern/Pfleger am Patientenbett
empfunden. Der Patient weiß, wer nachmittags für
ihn da ist, er fühlt sich also in den Gesamtprozess
eingebunden und darf mitreden und mitbestimmen.
Dieses Teamwork ohne hierarchische Hindernisse
wird übrigens von der Krankenhausleitung nicht
nur toleriert, sondern aktiv unterstützt und mitgestaltet. Denn der offene Dialog aller Beteiligten
– Pflege, Ärzte, Verwaltung, Krankenhausleitung –
führt zu Ergebnissen, die nicht nur die Versorgung
der Patienten auf einem nachhaltig hohen Niveau
garantieren. Er wirkt sich auch äußerst positiv auf
unser Betriebsklima aus: Eine Fluktuationsrate im
Pflegebereich kennen wir nicht.
Wie reagierten die Mitarbeiter auf die Veränderung
der gewohnten Arbeitsabläufe?
Jana Wedow: Ausgesprochen positiv. Der Wunsch
war ja aus den eigenen Reihen gekommen. Die
Entwicklung des Modells war also ein gemeinsamer Prozess. Vor diesem Hintergrund ist auch die
„Dienstübergabe am Patientenbett“ wichtig. Dieses Prinzip wurde im Januar 2011 als Pilotprojekt
Mobiler Einsatz: Schwester Sandra Froh, Innere Medizin
98
99
DRK-Krankenhaus Teterow
Bereit für die nächste OP: Chirurgie-Chefarzt Dipl.-Med. Harry Noak,
leitende OP-Schwester Anne-Kathrin Wehner, OP-Schwester Karin Milk (v. l.)
MTRA Christian Kopplow, leitende MTRA Anne-Kathrin Flotow
Sofortmaßnahmen: Durchgangsarzt Dr. Torsten Heine und Schwester Jana Brüsewitz
„
Leistungsschwerpunkte
Chirurgie
Notfall- und Unfallchirurgie, Leisten- und Narbenbrüche
(auch durch Knopflochchirurgie), Gallenblasenchirurgie,
Venenchirurgie (u. a. Krampfaderentfernung), Magenund Darmchirurgie, Bauchspiegelung, Einsetzen
von Herzschrittmachern oder Ports, Handchirurgie,
Beseitigung arterieller Durchblutungsstörungen
Gynäkologische Leistungen: Gebärmutterentfernung,
Behebung von Gebärmuttersenkung, Bauchspiegelung bei Eileiterschwangerschaften oder Eierstocktumoren, Ausschabung, Sterilisation, Polypabtragung,
Einlage bzw. Entfernung von Spiralen
29 Patientenbetten auf zwei Stationen
Anästhesie und Intensivmedizin
Allgemeine und regionale Anästhesie bei operativen
und diagnostischen Eingriffen, Intensivbehandlung,
Notfall- und Rettungsmedizin, postoperative
Überwachung und Schmerztherapie
Funktionsbereiche
• OP mit zwei aseptischen Operationseinheiten
und einem Aufwachraum
• Endoskopie
• Röntgen und Computertomografie
(digitales Röntgen, Teleradiologie, Spiral-CT)
• Physiotherapie mit umfangreichem
Behandlungs- und Anwendungsangebot
• Zentralsterilisation
60 Patientenbetten auf zwei Stationen
Ambulanzen
• visceralchirurgische, gynäkologische und
anästhesiologische Sprechstunde
• Herzschrittmacher-Ambulanz
• Notfallambulanz
• D-Arzt-Ambulanz
• Traumatologische Sprechstunde
• Handchirurgische Sprechstunde
6 Patientenbetten (Belegbetten)
In der Trägerschaft des DRK seit: 1. Januar 1994
Patientenbetten: 95
Innere Medizin
Erkrankungen und Störungen der Atmungs- und
der Verdauungsorgane, des Herzens und des Kreislaufs, des Gefäß- und des Immunsystems,
der Nieren und des Stoffwechsels, rheumatische
Erkrankungen, Krebserkrankungen, Infektionskrankheiten und Vergiftungen. Betreuung von Patienten
auf der Intensiv- und der Palliativstation. Strukturierte
Diabetesbehandlung mit Schulung
Urologie
Endoskopische und offene Operationen bei
gutartigen und bösartigen Erkrankungen von
Nieren, Harnleiter, Prostata und Hoden.
Operationen bei Vorhautverengung und Leistenhoden,
Sterilisation beim Mann, Portimplantationen.
Perineales Prostatazentrum
Anästhesie-Spezialisten: Chefrazt Dipl.-Med. Matthias Lutze, Schwester
Ilena Schwarz (links) und Mechthild Sudbrock (Stationsleitung)
im Jahr 2011
behandelte Patienten, ambulant: 5032
behandelte Patienten, stationär: 3810
Mitarbeiter: 202
Fachrichtungen: Innere Medizin, Chirurgie,
Anästhesie/Intensivmedizin, urologische
Belegabteilung
• Dialysepraxis
• Sozialdienst im Krankenhaus
5 Patientenbetten
100
101
DRK-Krankenhaus Teterow
Menschen & Meinungen
Im Krankenhaus
Teterow …
…fühlte sich Harald Pohl in der Obhut von
Belegarzt Dr. Harry Lütcke stets sicher.
Der Patient aus Malchin bedankte sich schriftlich für
die gute Behandlung und Betreuung: „Das Krankenhaus Teterow ist mit Abstand das beste Krankenhaus,
in dem ich mich bisher behandeln lassen musste. Die
beiden von ihm durchgeführten Operationen brachten
einen beschwerdefreien Gesundheitszustand.
Die Krankenschwestern handeln rasch und kompetent,
jedoch niemals hektisch. Sie kennen die Patienten mit
ihren Krankheiten und sind bei Anforderung durch
die Signaltaste stets innerhalb einer halben Minute
(geschätzt) am Patienten.
Ich wünschte, es gäbe überall so ein Krankenhaus.“
…werden, so sagt Dr. Stephan Kieckhöfel, die Patienten 365 Tage im Jahr und
24 Stunden täglich qualitativ sehr hochwertig versorgt.
„Die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus ist erfreulich unkompliziert, effektiv
und unbürokratisch“, so der Facharzt für Allgemeinmedizin: „Als Krankenhaus
der Grund- und Regelversorgung bietet die Einrichtung ein überdurchschnittliches
Leistungsspektrum. Ich habe Vertrauen zu den Kollegen, schätze das umfangreiche
Fortbildungsangebot für Ärzte und weiß meine Patienten gut versorgt. Nicht
zuletzt wünschen auch viele Patienten die Behandlung im Teterower Krankenhaus.“
102
… wurde 1979 Marcel Gleffe geboren.
Er rettete am 22. Juli 2011 beim Attentat von Utøya
in Norwegen mehr als 20 Menschen und erhielt für
seine mutige Tat höchste Auszeichnungen. Der gelernte
Dachdecker lebt und arbeitet in Norwegen. Seine Mutter
ist seit Langem Mitarbeiterin im DRK-Krankenhaus
Teterow. Familie Gleffe spendet seit Jahren regelmäßig
für die vielfältigen karitativen und sozialen Projekte
des DRK.
103
DRK-Krankenhaus Teterow
„
Im DRK-Krankenhaus Teterow wird bei
jedem zweiten Patienten als Nebendiagnose
eine Diabeteserkrankung festgestellt.
Das Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe
Ein Krankenhaus, das den Bedürfnissen der Menschen umfassend und nachhaltig gerecht werden
möchte, wird sein Leistungsangebot nicht auf Diagnostik, Therapie und Pflege beschränken. Im DRKKrankenhaus Teterow wird bei jedem zweiten Patienten als Nebendiagnose eine Diabeteserkrankung
festgestellt. Diese Männer und Frauen brauchen
Unterstützung, die langfristig wirkt.
Diabetesteam mit (v. l.) Petra Daubner, Ute Hirschberg, René Ehmke (Ernährungsberater), Sandra Froh (Diätassistentin),
Elke Möller (Physiotherapeutin), Kristin Schuldt (Diätberaterin)
Diabetesbehandlung
Ein Plus an Lebensqualität
Diabetes ist die Volkskrankheit Nummer eins. Wie sie sich mit einem besonderen
Konzept in den Griff bekommen lässt, beschreibt Petra Daubner*
104
Seit April 2008 kümmert sich am DRK-Krankenhaus Teterow ein interdisziplinäres Team aus Diabetologen, Chirurgen, Gefäßchirurgen, Urologen,
Wundtherapeuten, Diätassistenten, Diabetesassistenten, Physiotherapeuten, Bewegungsassistenten
und Funktionsschwestern um Diabetespatienten
aus Teterow, dem näheren Umland und der gesamten Region.
400 Patienten werden pro Jahr mit der Haupt- oder
Nebendiagnose Diabetes behandelt. Etwa 100 nehmen an der strukturierten Schulungswoche teil. Das
integrative Konzept besteht aus den Bausteinen individuelles Schulungsprogramm, Ernährungstherapie
und Bewegungstherapie. Wir möchten allen Betroffenen einen erfolgreichen eigenverantwortlichen
Umgang mit der Krankheit ermöglichen und damit
ein Plus an Lebensqualität schaffen.
an Diabetes Typ 2 erkrankt, der eigentlich als „Altersdiabetes“ bezeichnet wird. Besonders für diese
Patienten, die ja noch während eines langen Lebensabschnitts den Umgang mit der Krankheit bewältigen müssen, ist die aktive Auseinandersetzung mit
ihr und damit auch die Möglichkeit zur Einflussnahme von entscheidender Bedeutung.
Wichtig ist stets, dass auch die Angehörigen bei
Patienten gleich welchen Alters mit einbezogen werden. Zum ganzheitlichen Konzept gehört auch die
Verzahnung von hausärztlicher Versorgung mit
den ambulanten bzw. klinischen Maßnahmen und
Therapien.
100 Prozent unserer Diabetespatienten würden übrigens die Schulungswochen bei uns weiterempfehlen,
haben entsprechende Befragungen ergeben. Dieses
Ergebnis ist für uns Ansporn, die Versorgung der
Menschen in der Region noch weiter zu verbessern.
Denn Menschen mit Diabetes sollen den Diabetes beherrschen – und nicht die Krankheit den Menschen.
* Petra Daubner ist Diabetesassistentin und Stationsleiterin der
Inneren Medizin am DRK-Krankenhaus Teterow
Auch in Teterow stellen wir fest, dass Diabetes, die
Volkskrankheit Nummer eins, inzwischen alle Altersgruppen betrifft. Immer mehr junge Menschen sind
105
20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Wat bi ’t Rode Krüz gellen sall
Wi arbeiten för den Minschen
Wecker up ’t Schlachtfeld verwundt ward, för den
sall sorgt warden. Dorüm sett sick dat Rode Krüz in ’t
Uutland un in ’t eigen Land dorför in, dat dat ierst gor
nich sowiet kümmt, dat de Minsch lieden möt. Un wenn
’t doch so is, denn helpen wie em. Wi sünd dor för dat
Läben un de Gesundheit un dorför, dat de Minsch acht ’t
un iehrt ward. So bringen wi de Minschen vorän, dat se
sick bäter verstahn, in Fründschaft tausamenarbeiten un
up Duer Freden hollen.
Wi kennen kein' Parteien
För uns von ’t Rode Krüz is dat ganz egal, tau wat för ’n
Staat, Rass’, Religion, Stand oder Partei einer taugehürt.
Wi wullen blot dit: de Minschen soväl Hülp gäwen, as se
bruken, un de dat an ’n nödigsten hebben, de tauierst.
Wi sünd neutral
Jeder möt Vertrugen tau uns behollen. Dorüm mengt
sick dat Rode Krüz nie dortwischen, wenn sick weck
in de Wull hebben, wiel dat se politischen oder religiösen Striet hebben oder wiel dat se nah ehr Rass’ oder
Gedanken ünnerschiedlich sünd, oder wenn se gor
upenanner losgahn.
Wi sünd nich afhängig
Jede nationale Rode-Krüz-Gesellschaft richt ’t sick nah
de Gesetze in ehr Land un steiht de Behörden bi ehre
humanitäre Arbeit bi; liekers sall se eigenstännig blieben,
so dat se tau jede Tied so hanneln kann, as ehr dat för
richtig un anmäten schient. Un dat heit: unafhängig von
all un jeden.
Wi arbeiten friwillig
Wecker bit ’t Rode-Krüz-Gesellschaft mithelpt, de deiht
dat friwillig un nich för sin eigen Vördeil.
Dat Rode Krüz giwwt 't blot einmal
In ein Land kann dat blot eine Rode-Krüz-Gesellschaft
gäben. Se is för alle Lüd dor un deiht ehren Deenst
överall in ’t Land.
Dat Rode Krüz giwwt 't up de ganze Welt
Dat is ein Telt, dat sick weltweit utspannt. Dorünner het
jede einzelne Gesellschaft dat glieke Recht as wie de
annern, un jede het de Pflicht, de annern tau helpen.
106
107
20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Berufschancen
Mit Kopf, Herz und
Hand dabei
Dr. Brita Ristau-Grzebelko, Leiterin der Höheren Berufsfachschule für Gesundheits- und
Krankenpflege am DRK-Bildungszentrum Teterow, erläutert die DRK-Ausbildungsprinzipien
Wenn die Lehrenden von den Lernenden lernen,
klingt das zwar ungewöhnlich, sollte aber das pädagogische Selbstverständnis nicht in seinen Grundfesten erschüttern. Wir Ausbilder an der Höheren
Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege am DRK-Bildungszentrum Teterow freuen
uns, dass wir in den ersten drei Jahren des Bestehens
unserer Einrichtung von unseren Schülern etliche
kritische und konstruktive Hinweise, Anregungen
und Vorschläge erhielten, die uns bei der Weiterentwicklung unserer noch jungen Einrichtung unterstützt haben.
Ende Juli 2012 saßen im Konferenzzentrum am
Bergring 15 junge Menschen, die sich gemeinsam
mit uns und ihren Angehörigen über ihre Zeugnisse
freuten. Sie hatten die Ausbildung zum/zur Gesundheits- und Krankenpfleger/in erfolgreich absolviert,
und zwar mit einem Notendurchschnitt von 2,5 in
der Theorie – ein Wert, der den Landesdurchschnitt
von 3,1 deutlich übertrifft.
„
108
Wer sich beruflich um kranke oder hilfsbedürftige
Menschen kümmert, trägt eine ganz besondere
Verantwortung.
Dieses äußerst positive Ergebnis des ersten Abschlussjahrgangs bestätigt, wie richtig es war, die
theoretische Ausbildung unserer künftigen Schwestern und Pfleger im DRK-Bildungszentrum Teterow
zu konzentrieren. Die berufliche und soziale Kompetenz, die unsere Absolventen hier erworben haben, fließt nun ein in die Arbeit auf den Stationen
und in den Funktionsbereichen der vier DRK-Krankenhäuser in Grevesmühlen, Grimmen, Neustrelitz
und Teterow, wo sie sich im praktischen Teil ihrer
Ausbildung bewährt haben.
Dass das Deutsche Rote Kreuz in MecklenburgVorpommern seine eigenen personellen Ressourcen
aufbaut und pflegt, ist mehr als nur eine effektive
Strategie vor dem Hintergrund des hohen Bedarfs
an Arbeitskräften im Gesundheitswesen. Auf der
Grundlage der DRK-Leitlinien sehen wir die auch
personell bestmögliche Versorgung der Bevölkerung in unserem Land als Verpflichtung und Verantwortung zugleich. Diese Aufgabe ist Teil unserer
Kernkompetenz.
Wer sich beruflich um kranke oder hilfsbedürftige Menschen kümmert, trägt eine ganz besondere
Verantwortung. Wir wollen dieser Verantwortung
gerecht werden, indem wir von unseren Auszubildenden vielleicht etwas mehr verlangen, als dies
andernorts geschieht: Sie sollen in ihrem Beruf mit
allem dabei sein: mit Kopf, Herz und Hand. Sie
lernen, auch in Konflikt- und Problemsituationen
Prüfung geschafft: die ersten Absolventen der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung im DRK-Bildungszentrum Teterow
nicht nur rational richtig, sondern auch einfühlsam
und respektvoll gegenüber den ihnen anvertrauten
Menschen zu handeln. Sie sollen starke Persönlichkeiten sein.
Nicht bloße Anwendung des in der Theorie Gelernten, sondern Eigenverantwortung ist gefragt, wenn
es um die tägliche individuelle Ansprache und Versorgung geht: Wie unterstütze ich die Beweglichkeit
eines Patienten nach der Schlaganfallbehandlung?
Wie gehe ich mit einer demenzkranken Person um?
Wie beteilige ich die Angehörigen an meinen Gesprächen? Um diesen Anspruch zu erreichen, praktizieren wir an unserer Berufsfachschule eine enge
Verzahnung von Theorie und Praxis. Der ständige
Austausch und die Kooperation mit den Pflegedienstleitungen der einzelnen Krankenhäuser wirkt
sich dabei äußerst positiv aus.
Einige unserer Auszubildenden nutzten die Möglichkeit, im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahrs
(FSJ), das sie in einem unserer DRK-Krankenhäuser absolvierten, sozusagen in den Beruf hineinzuschnuppern und dabei zu prüfen, ob die mögliche
Perspektive auch die richtige ist.
Im September hat ein neuer Ausbildungsjahrgang
den Weg ins Berufsleben angetreten. Wieder möchten 24 junge Männer und Frauen als Gesundheitsund Krankenpfleger/innen anderen Menschen helfen. Wir freuen uns, dass sie sich für das Deutsche
Rote Kreuz entschieden haben.
109
20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Fachpflege
„Ihr Gehirn arbeitet.
Wir sehen es nur nicht“
Die Betreuung pflegebedürftiger Menschen ist ein wichtiger Schwerpunkt des DRK.
Dazu gehören auch Menschen im Wachkoma. Veronika Nelißen* berichtet aus der
Arbeit mit diesen Patienten
Lassen sich die Dinge des täglichen Lebens in der
eigenen Wohnung oder im eigenen Haus nicht mehr
bewältigen, ist der Umzug in eine Pflegeeinrichtung
des Deutschen Roten Kreuzes oft die richtige Entscheidung. Zu den Pflegeeinrichtungen des DRKLandesverbandes in Mecklenburg-Vorpommern zählen die Häuser in Grevesmühlen, Klütz, Schönberg,
Prohn und Zingst. Qualifizierte Mitarbeiter und
ehrenamtliche Helfer stehen hier rund um die Uhr
zur Versorgung, Betreuung und zur Unterstützung
der individuellen Fähigkeiten der Bewohner zur
Verfügung.
Doch es gibt auch Menschen, die weit umfangreicherer und intensiverer Hilfe bedürfen:
In der Fachpflegeeinrichtung am DRK-Krankenhaus
Neustrelitz betreuen wir seit Februar 2003 Menschen
im Wachkoma und andere schwerstpflegebedürftige
Menschen mit massiven neurologischen Krankheitsbildern und -verläufen. Zwei Wohnbereiche bieten 20
Plätze, die meisten in 1-Bett-Zimmern. Die notärztliche Versorgung dieser Menschen ist durch die unmittelbare Nähe zum Krankenhaus gegeben.
Syndrom. Pallium ist die lateinische Bezeichnung
für den Hirnmantel bzw. die Großhirnrinde. Dieser
Mantel umhüllt als dünne Schicht unser Gehirn.
Unter apallischem Syndrom versteht man eine Vielzahl von Symptomen, die auf Menschen mit schweren
Schädigungen des Gehirns zutreffen. Hierzu zählen
Lähmungen an allen Gliedmaßen, Sprachverlust, der
Verlust des Schluckreflexes, manchmal auch der Verlust des Hustenreflexes. Diesen Menschen fehlt, was
uns Gesunden so selbstverständlich ist: Die Gestik
zum Kommunizieren, selbst die Mimik ist oft nicht
vorhanden. Jedenfalls erkennen wir sie nicht.
„
Wir betreuen in unserer Einrichtung ausschließlich
Menschen, die der Phase F der neurologischen
Rehabilitation zuzuordnen sind, das heißt eine
zustandserhaltende Langzeitpflege benötigen.
Der Begriff Wachkoma ist vielen bekannt. Doch beschreibt er tatsächlich korrekt den Zustand von
Menschen, die eine schwere Schädigung des Gehirns
erlitten haben und dadurch auf permanente und intensive Hilfe anderer Menschen angewiesen sind?
Gebräuchlich sind auch die Begriffe vegetativer Zustand, minimalbewusster Zustand oder apallisches
Gemeinsames Eisessen: Bewohner und Betreuer haben Spaß
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20 Jahre DRK-Krankenhäuser
„
In den vergangenen Jahren konnten wir
insgesamt 71 schwerstpflegebedürftige
Menschen in unserem Haus betreuen.
Engagement für schwerstpflegebedürftige Menschen: Veronika Nelißen
Ausflug mit Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern
Viele Menschen denken daher, und hiervon sind
auch Pflegekräfte, Therapeuten und Ärzte nicht
auszuschließen, dass diese Menschen doch sowieso
nichts mitbekommen und sozusagen nur Hüllen
gepflegt werden. Die Qualität dieses Lebens wird
infrage gestellt.
daher wohl die Bezeichnung Wachkoma. Die Menschen werden auch körperlich belastbarer. Aus einem
Sitzen auf der Bettkante von fünf Minuten werden
zehn Minuten, dem folgt die Mobilisation in den
Rollstuhl. Anfänglich eine halbe Stunde, später
können es auch fünf bis sechs Stunden sein.
Wir betreuen in unserer Einrichtung ausschließlich Menschen, die der Phase F der neurologischen
Rehabilitation zuzuordnen sind, das heißt eine zustandserhaltende Langzeitpflege benötigen. Wenn
diese Menschen zu uns in die Einrichtung kommen, sind sie oft noch in einem sehr instabilen Zustand und kaum belastbar. Doch alle reagieren in
irgendeiner minimalen Form; natürlich nicht immer und schon gar nicht sofort, aber sie reagieren.
Parallel dazu beginnen Therapeuten, diese schwerstbehinderten Menschen auf ihre eigenen Füße zu
stellen. Dafür gibt es Hilfsmittel, wie etwa das
Stehbrett und den Stehtisch. Natürlich müssen alle
Maßnahmen von Pflegekräften und Therapeuten
durchgeführt, begleitet und unterstützt werden.
Aber alle Bewohner unsere Einrichtung können
stehen. Aus unserer Sicht ist der Stand eine sehr
gute Möglichkeit, die Wahrnehmung zu schulen
und zu verbessern. Die Aufmerksamkeit des Betroffenen ist im Stand besonders groß. Mit der Zeit
verbessert sich auch die Ansprechbarkeit. Der Betroffene reagiert auf Ansprache, öffnet die Augen
und versucht, Blickkontakt herzustellen.
Mit der Zeit stabilisiert sich der Schlaf-Wach-Rhythmus unserer Bewohner. Das bedeutet, dass die Augen über eine längere Zeit, vielleicht eine Stunde,
geöffnet sind. Dem folgt eine längere Schlafphase,
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Weltweit setzen sich Wissenschaftler mit diesem
Krankheitsbild auseinander. Hierzu zählen insbesondere Neurologen und Psychologen. In den letzten
Jahren konnten in der Hirnforschung erstaunliche
Ergebnisse erzielt werden. So wurde durch das Team
des belgischen Neurologen Prof. Steven Laureys
festgestellt, dass trotz anscheinender Reaktionslosigkeit des Betroffenen ein Bewusstsein vorhanden
ist. Das Gehirn arbeitet so, wie es erwartet wird. Wir
sehen es nur nicht.
In den vergangenen Jahren konnten wir insgesamt
71 schwerstpflegebedürftige Menschen in unserem Haus betreuen. 17 Bewohner konnten wieder
entlassen werden. Manche, weil sie eine gute Entwicklung genommen haben und in herkömmlichen Einrichtungen betreut werden konnten; für
manche Bewohner konnte aber auch in der Nähe
ihres zuhauses eine Einrichtung gefunden werden.
Einrichtung sind insgesamt 34 Menschen gestorben,
25 in unserer Einrichtung und neun in Krankenhäusern.
Die von uns betreuten Menschen sind zurzeit im
Durchschnitt 46 Jahre alt und haben eine durchschnittliche Verweildauer in unserem Haus von fünf
Jahren und drei Monaten. Einige Bewohner betreuen
wir seit dem Bestehen der Einrichtung. Unsere eigenen Beobachtungen zeigen, dass Phase F keinesfalls
Stillstand und nur Zustandserhaltung bedeutet.
Und die bereits vorgelegten Ergebnisse in der Hirnforschung machen deutlich, wie wichtig und wie anspruchsvoll unsere Arbeit ist. Diese schwerstbetroffenen Menschen benötigen nur sehr viel Zeit, um
sich zu erholen. Sie brauchen ein stetes intensives
Training, um wieder neu lernen zu können. Und sie
brauchen sehr viel Zuwendung.
*Veronika Nelißen ist Leiterin der DRK-Fachpflegeeinrichtung
Wie bereits beschrieben, entwickeln sich fast alle
Bewohner weiter. Manchmal ist auch ein Stillstand zu verzeichnen. Unsere Pflege, die vielen
Behandlungen und Beschäftigungsangebote verhindern jedoch eine Rückwärtsentwicklung.
Mecklenburg-Strelitz
Natürlich müssen wir akzeptieren, dass bei manchen
Bewohnern die Kraft nachlässt und wahrscheinlich
auch der Wille, weiter für das Leben zu kämpfen. So
gehört auch die Sterbebegleitung bei jungen Menschen zu unserer Arbeit. Seit dem Bestehen unserer
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Qualitätsmanagement
Stetige Verbesserung
Alexandra Weyer beschreibt, wie Patienten und Mitarbeiter vom Qualitätsmanagement
im Krankenhaus profitieren
„
Erstzertifizierung nach den
Der Krankenhausbetrieb ist
Anforderungen der KTQ, der
ein komplexer, hoch sensibler
Kooperation für Transparenz
Organismus. Er funktioniert
und Qualität im Gesundheitsnicht ohne das persönliche
wesen. 2009 erhielten sie proEngagement und die hohe
blemlos die Re-Zertifizierung.
fachliche Kompetenz seiner
Mitarbeiter, aber auch nicht
Doch zu einem auch für die
ohne rational und wirtschaftPraxis wirklich effektiven Qualich arbeitende Strukturen.
litätsmanagement gehört nach
Diese Anforderungen lassen
Gradmesser für Zufriedenheit: die Patientenmeinung
unserer Überzeugung weitaus
sich nur zusammenführen,
mehr als nur der in regelmäwenn Krankenhausleitung und
Mitarbeiter bereit sind, selbstkritisch und systemaßigen Abständen präsentierte Nachweis sehr guter
Zahlen und Fakten.
tisch auch das eigene Handeln zu überprüfen, zu
bewerten und es anzupassen oder zu ändern. Das
Wohl der Patienten muss dabei über allem stehen.
Wir sehen Qualitätsmanagement als elementaren Bestandteil der Unternehmenskultur unserer Krankenhäuser. Es hilft uns dabei, die Versorgung unserer
Es ist selbstverständlich, dass jeder Mitarbeiter
Patienten zu optimieren. Es hilft aber auch, unseren
Mitarbeitern mehr Verantwortung zu übertragen
Vorschläge einbringen kann, die den Ablauf im
und ihr Fachwissen bewusst zur Weiterentwicklung
eigenen Arbeitsfeld oder sogar für das gesamte
jedes Hauses zu nutzen. Qualitätsmanagement beKrankenhaus verbessern. Wir registrieren eine
deutet stetige Verbesserung.
erfreuliche Umsetzungsquote unserer eingereichten
Mitarbeitervorschläge von über 70 Prozent.
Deswegen setzen die vier DRK-Krankenhäuser in
Mecklenburg-Vorpommern seit Langem das Instrument des Qualitätsmanagements ein. Alle vier
Häuser können dabei auf eine erfreuliche Entwicklung zurückblicken. So gelang ihnen 2006 die
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Wir wissen, dass der Qualitätsgedanke in den
Köpfen unserer Mitarbeiter seit vielen Jahren fest
verankert ist und quasi automatisch in die täglichen
Abläufe integriert wird. Es ist selbstverständlich, dass
jeder Mitarbeiter Vorschläge einbringen kann, die
den Ablauf im eigenen Arbeitsfeld oder sogar für das
gesamte Krankenhaus verbessern. Wir registrieren
Alexandra Weyer, Qualitätsmanagement-Beauftragte am DRK-Krankenhaus Teterow
eine erfreuliche Umsetzungsquote unserer eingereichten Mitarbeitervorschläge von über 70 Prozent.
Zusätzlich hat es sich bewährt, dass Mitarbeiter aller
Berufsgruppen unabhängig von ihrer Position im
Unternehmen gemeinsam in Projekten und Arbeitsgruppen arbeiten und so die Weiterentwicklung
unsere Krankenhäuser täglich ein Stück voranbringen.
Um unseren Patienten ein Höchstmaß an Sicherheit
zu bieten, haben wir das Risikomanagement weiter
intensiviert. Kritisch und offen werden nach sorgfältig zusammengestellten Checklisten mögliche
Gefahren- und Risikoquellen im Teamsitzungen angesprochen, überprüft und, falls erforderlich, ihre
Ursachen beseitigt. Unser Ziel ist die Schaffung eines
Bewusstseins, das offen und ehrlich mit Fehlern
umgeht und dabei von gegenseitiger Wertschätzung
geprägt ist.
Die Qualitätsmanagement-Beauftragten der Häuser
treffen sich regelmäßig, um von den Erfahrungen
der anderen zu profitieren und Aufgaben zu bündeln. Sie nutzen vielfältige Instrumente wie etwa
ein strukturiertes Handbuch für die Qualitätsarbeit,
einen Leitfaden für die Projektarbeit, ein Kennzahlensystem, Mitarbeitergesprächsbögen und zahlreiche andere Fragebögen.
Besonders wichtig ist uns das „Feedback“ von außen.
Zufriedenheitsbefragungen der niedergelassenen
Ärzte und vor allem der Patienten bescheren uns
manchmal Kritik und oft Zustimmung. Viele nützliche und wichtige Hinweise konnten wir in den
letzten Jahren umsetzen. Dazu gehören vermeintlich banale, aber im Patientenleben hilfreiche Dinge
wie – zum Beispiel in Teterow – die Absenkung des
Duscheinstiegs in den Patientenbädern, die Erweiterung des Parkplatzangebots, die kostenlose Nutzung von WLAN oder ein vegetarisches Gericht im
täglichen Speiseplan.
Die Patienten-Weiterempfehlungsraten in den DRKKrankenhäusern liegen bei 96,5 Prozent, die Zufriedenheit der Patienten mit dem Gesamtaufenthalt bei
92 Prozent. Eine schönere Motivation können wir
uns nicht vorstellen.
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20 Jahre DRK-Krankenhäuser
Hygiene
Oberstes Ziel:
Vermeidung von Infektionen
Die strikte Einhaltung von Hygienestandards hat für die Sicherheit von KrankenhausPatienten allergrößte Bedeutung. Jana Wedow* erklärt, welche Maßnahmen wichtig sind
Etwa 17 Millionen Menschen werden jährlich in den
deutschen Krankenhäusern stationär behandelt. Die
etwa 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der vier
DRK-Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern
versorgen jedes Jahr rund 20 000 Patienten stationär.
Diese Zahlen verdeutlichen die enorme Verantwortung, der sich Ärzte, Pflegepersonal, medizinischtechnische Mitarbeiter und alle anderen, die in einem
Krankenhausbetrieb arbeiten, jeden Tag aufs Neue zu
stellen haben. Ihre Arbeit bedeutet jedoch weit mehr
als nur die Gewährleistung ärztlicher und pflegerischer Leistungen nach bestem Wissen und Gewissen:
Die konsequente Einhaltung eines hohen Hygienestandards durch alle Beteiligten hat für die Sicherheit
der Patienten allergrößte Bedeutung. Oberstes Ziel ist
die Vermeidung von Infektionen.
„
Die konsequente Einhaltung eines hohen
Hygienestandards durch alle Beteiligten hat für die
Sicherheit der Patienten allergrößte Bedeutung.
In den vier DRK-Krankenhäusern in MecklenburgVorpommern kontrollieren eigens eingesetzte und
ausgebildete Hygienebeauftragte, und zwar Ärzte
und Pflegepersonal, die Umsetzung dieser Standards in der täglichen Arbeit. An den regelmäßigen
Treffen der Hygienekommissionen in den Häusern
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Standard: gründliches Händewaschen mit heißem Wasser
nehmen weitere verantwortliche Mitarbeiter wie der
Ärztliche Direktor, der technische Leiter und die
Pflegedienstleitung teil.
müssen in unseren Kliniken dafür genau definierte
Anforderungen erfüllt sein:
• die tägliche Reinigung und Desinfektion des
gesamten Krankenhauses, insbesondere der
patientennahen Flächen
• penible Küchenhygiene
• striktes Hygienemanagement im Umgang mit
infektiösen Erkrankungen wie etwa Noroviren
• Hygienemanagement bei multiresistenten Keimen
• standardisierte Aufbereitung aller Medizinprodukte durch validierte Verfahren in der ZSVA
(Zentralsterilisationsversorgungsabteilung) und
in der Endoskopieabteilung
• Überprüfung und bei Bedarf Anpassung der
hausinternen Hygieneregelungen analog zu den
Hygienerichtlinien des Robert Koch Instituts
• Aufdeckung von Krankenhausinfektionen
• Analyse von Funktionsabläufen
• nicht angekündigte Überprüfungen aller Bereiche
des Krankenhauses
• regelmäßige Kontrollen im OP, in der ZSVA und
in der Zentralküche
• Aufklärung von Patienten und deren Angehörigen
Externe Fachleute kontrollieren
Jedes Jahr überprüfen außerdem Fachleute des Dezernats Krankenhaushygiene/allgemeine Hygiene
im Landesamt für Gesundheit und Soziales durch
Begehungen unserer Häuser und Erfassung des
Hygienemanagements die Einhaltung der Hygienestandards. Wir freuen uns, dass unsere Kliniken dabei stets sehr gut abschneiden. Zusätzlich tauschen
sich die Hygienebeauftragten der Krankenhäuser
regelmäßig untereinander aus. Die Tätigkeiten der
Hygienekommission richten sich nach den neuesten und aktuellen Erkenntnissen auf dem Gebiet
der Krankenhaushygiene und der Prävention nosokomialer Infektionen (Krankenhausinfektionen).
Dabei unterstützt sie ein externer Fachmann/Krankenhaushygieniker, der alle vier Häuser berät.
Mehr als nur Desinfektion
Hygiene bedeutet nichts anderes als die Lehre von
der Verhütung von Krankheiten und der Erhaltung
und Förderung von Gesundheit und Lebensqualität.
Dazu gehört also weitaus mehr als die sorgfältige
Desinfektion der Hände von Ärzten und Pflegepersonal und der medizinischen Instrumente. Entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen, den Richtlinien des Robert Koch Instituts und zusätzlich nach
unserem eigenen genau definierten Hygienesystem
Unabdingbar: keimfreie Instrumente
Routine: tägliche Reinigung und Desinfizierung
Eine gut umgesetzte Hygiene ist Prävention und dient
der Patientensicherheit. Prävention ist die zentrale
Investition in die Zukunft.
* Jana Wedow ist Pflegedienstleiterin und Hygienebeauftragte am
DRK-Krankenhaus Teterow
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Impressum
Herausgeber:
DRK-Krankenhaus Grevesmühlen gGmbh
DRK-Krankenhaus Grimmen gGmbh
DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz gGmbh
DRK-Krankenhaus Teterow gGmbH
Unter der Schirmherrschaft des DRK-Landesverbands
Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Verantwortlich für den Inhalt:
Jan Weyer
Konzeption und Redaktion:
MartinMed, Schondorf
Design:
ad Borsche GmbH, München
Korrektur:
creactivteam, Schwindegg
Fotografie:
Marion Losse, Hamburg
Herstellung:
Steffen GmbH, Friedland
Bildnachweis:
Alle Bilder von Marion Losse, außer:
Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales
MV, S. 5; DRK-Bundesverband, S. 7; Foto-Atelier
Winkler, S. 8, S. 19; Anja Kollwitz, S. 8, S. 32-33,
S. 42-43, S. 46-49; Bernd Lasdin, S. 9, S. 62-63,
S. 91, S. 113, S. 115; Ulrike Borstel, S. 9, S. 86-87;
maxpress/DRK-Landesverband MV, S. 11;
Thorsten Kurschat, S. 21; Uwe Toelle/SUPER/illu,
S. 29; Hennes Roth, S. 29; Ministerium für
Wirtschaft, Bau und Tourismus MV, S. 34;
DRK-Service GmbH/André Zelck, S. 40;
DRK-Service GmbH/Michel Eram, S. 41;
Idun Dührkoop, S. 45, S. 53; Ingo Wandmacher,
S. 51; Evelyn Koepke, S. 54; Büro W. Kuhn, S. 56;
Christine Mevius, S. 58; AOK Nord-Ost S. 61;
Falcon Crest, S. 65; Anne Frank, S. 66;
Heidrun Pergande, S. 67; Bernd Krüger, S. 68-71;
Cordula Möller, S. 72-73, S. 83, S. 85;
Finanzministerium MV, S. 81; DRK-Krankenhaus
Neustrelitz S. 83, S. 85; Ines Engel, S. 84;
Archiv DRK-Krankenhaus Teterow, S. 92;
privat, S. 93; Alexandra Weyer, S. 95;
Nikola/SUPER/illu S. 103; Reinhard Bahlcke, S. 109;
Synke Schläwicke, S. 110, S. 112;
DRK-Landesverband MV, S. 120
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte
vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,
sowie die Verbreitung von Inhalten durch Film, Funk,
Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungs-systeme
jeglicher Art – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung.
Die DRK-Krankenhäuser bedanken sich bei den beteiligten Einrichtungen des DRK für ihre Unterstützung
sowie bei allen abgebildeten Personen für ihre Bereitschaft, in diesem Buch zu erscheinen.
Ein besonderer Dank gilt:
Gunnar Bauer, Andrea Beyer, Annette Broose, Stefan Bruhn, Idun Dührkoop, Ines Engel, Maike Frey,
Familie Gleffe, Georg Hardenberg, Karin Koslik, Markus Juhls, Alina Krzonkalla, Bernd Krüger, Kerstin Markhoff,
Dörte Mews, Cordula Möller, Anke Niedergesäß, Martina Oldenburg, Silke-Maria Preßentin, Hennes Roth,
Familie Voigt, Ingo Wandmacher, Alexandra Weyer
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Das Gebäude des DRK-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin
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