2.1 Merkur 2.2 Venus - Astronomische Jugendgruppe Bern

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2.1 Merkur 2.2 Venus - Astronomische Jugendgruppe Bern
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Grundkurs Astronomische Jugendgruppe Bern
2 DAS SONNENSYSTEM
2.1 Merkur
Merkur ist der sonnennächste Planet. Er ist ein Gesteinsplanet und
erinnert dank seiner vielen Krater etwas an den Mond. Merkur besitzt
keinen Mond.
Wenn wir den Merkur von der Erde aus beobachten, erkennen wir, dass er
wie der Mond Phasen beschreibt.
Ein Merkurjahr dauert 88 Erdentage, ein Merkurtag 59 Erdentage. Ein Tag
ist also (verglichen mit der Erde) sehr lang. Daraus kann man schliessen,
dass der Merkur sich sehr langsam um sich selbst dreht (einer der Gründe,
weshalb die Temperaturunterschiede so enorm sind.
Da Merkur kaum eine Atmosphäre2 besitzt, herrschen grosse
Abbildung 6 Merkur
Temperaturunterschiede zwischen der Seite, die der Sonne zugewandt ist
und der der Sonne abgewandten Seite (von 430°C bis – 170°C). Merkur besitzt nur ein sehr
schwaches Magnetfeld, es reicht gerade, um den Sonnenwind daran zu hindern, auf die
Oberfläche zu kommen.
Das Innere des Merkurs besteht aus einem dichten Eisenkern, der wahrscheinlich noch flüssig ist
(die Astronomen sind sich aber darüber nicht einig).
Zusammenfassend kann man über Merkur sagen: Er ist von aussen wie der Mond und von innen
wie die Erde.
Leider ist die Oberfläche des Merkurs sehr schlecht kartographiert, da bis jetzt sehr wenige
Missionen den Merkur besucht haben. Die Mission MESSENGER soll ausserdem darüber
Aufschluss geben, ob der Merkur Eispole besitzt.
2.2 Venus
Venus ist der zweite Planet im Sonnensystem, sie ist wie Merkur ein
Gesteinsplanet und besitzt ebenfalls keinen Mond.
Auch Venus beschreibt von der Erde aus gesehen Phasen, wie Merkur
und der Mond.
Die Bewegungen der Venus sind etwas speziell. Sie dreht sich so
langsam um sich selbst, dass der Venustag (243 Erdentage) etwas
länger ist als das Venusjahr (225 Erdentage). Ausserdem dreht sie sich
in der entgegengesetzten Richtung um sich selbst, als alle anderen
Planeten unseres Sonnensystems.
Abbildung 7 Venus
Venus ist rundum mit einer 15 km dicken Wolkenschicht aus
konzentrierter Schwefelsäure bedeckt. Diese Wolkenschicht ist der
Grund, weshalb wir auf der Erde die Venus so hell sehen, und sie ist auch der Grund, weshalb es
auf der Venus so heiss und dicht (Durchschnittsdruck ca. 93 mal höher als auf der Erde) ist.
Wegen der dichten Atmosphäre entsteht auf Venus ein Treibhauseffekt, das bedeutet, dass die
Wärme, die sie von der Sonne erhält, in die Wolkenschicht hinein, aber nicht mehr hinaus kann;
so wird Venus zum heissesten Planeten in unserem Sonnensystem.
Weil die Wolkenschicht so dick ist, können wir natürlich nicht direkt auf die Oberfläche der Venus
schauen, wir können aber sagen, dass es auf ihrer Oberfläche nur grosse Krater geben kann, da
alle kleineren Meteore längst verglüht sind, bevor sie auf ihr ankommen. Dafür besitzt die Venus
die längsten im Sonnensystem bekannten Rillen. Venus besitzt kein Magnetfeld.
2 Gashülle eines Planeten
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2.3 Erde
Unsere Erde ist wie Merkur, Venus, Mars und Pluto ein Gesteinsplanet.
Sie besitzt ein Magnetfeld wie andere Planeten. Ihre Achse ist um 23,5°
gekippt. Deshalb gibt es auf der Erde auch die Jahreszeiten (ähnlich wie
auf dem Mars).
Die Erde ist also ein Planet wie andere auch, und doch sind einige Dinge
bei ihr speziell:
• Sie besitzt flüssiges Wasser
Die Erdoberfläche besteht fast zu ¾ aus flüssigem Wasser
Abbildung 8 Erde
• Sie besitzt Plattentektonik (und damit auch Vulkanismus)
Die Erdkruste besteht aus 6 grossen und einigen kleineren
beweglichen Platten. Diese Platten schwimmen auf dem flüssigen Inneren der Erde, deshalb
bewegen sie sich. Diese Bewegung der Platten nennt man Plattentektonik. Dank dieser
Bewegung entstehen Gebirge (wenn zwei Platten zusammenstossen) und auch die meisten
Vulkane (wenn die Platten auseinander getrieben werden und ein Riss entsteht).
Plattentektonik kennen wir bis jetzt nur auf unserem Planeten.
• Ihre Lage
Die Erde ist weder zu nahe an der Sonne, so dass es zu heiss für Leben wäre, noch ist sie zu
weit weg, so dass es zu kalt wäre. Man sagt, die Erde befinde sich im Lebensgürtel.
• Sie hat eine ausgeprägte Atmosphäre
Die Atmosphäre besteht zu 21% aus Sauerstoff und zu 78% aus Stickstoff. Dank der
Atmosphäre können wir aber nicht nur atmen, sondern wir werden auch von gefährlicher
Weltraumstrahlung geschützt, und auch das Wetter verdanken wir ihr.
Vor allem diesen Eigenschaften haben wir es zu verdanken, dass auf unserem Planeten Leben
möglich ist. Bis jetzt ist die Erde der einzige Planet, von dem wir wissen, dass es Leben gibt.
2.3.1 Der Mond
Unser Mond ist knapp grösser als ein Viertel des Erddurchmessers. Er
besitzt kaum eine Atmosphäre und auch kein eigentliches Magnetfeld.
Allbekannt sind die vielen Krater und die Maria (Einzahl Mare) auf dem
Mond. Die Maria entstanden in der Kindheit des Mondes. Meteore
schlugen in den noch nicht ganz abgekühlten Mond ein. Die schon
erkaltete Kruste wurde durchschlagen und heisse Lava aus dem Inneren
des Mondes lief aus und erkalteten. Sie sind heute als die Maria zu sehen.
Maria heissen sie deshalb, weil man früher dachte, dass sie Meere sind.
Dem Mond verdanken wir hier auf der Erde auch Ebbe und Flut.
Abbildung 9 Mond
Wie auch Venus und Merkur besitzt der Mond Phasen.
Über die Entstehung des Mondes gibt es mehrere Theorien3. Die meisten Astronomen halten
jedoch an der „Einschlagstheorie“ fest. Diese Theorie sagt, dass ungefähr vor 4,5 Milliarden
Jahren (also 100 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems) ein Objekt (mit ca.
Mars- Masse) der Erde einen Seitenhieb verpasst haben muss. Dabei wurde Gestein von der
äusseren Schicht der Erde abgeschlagen. Wegen des grossen Aufschlags (und weil die Erde
damals noch heisser war) war das abgesprengte Gestein sehr heiss. Mit der Zeit haben sich all
die abgeschlagenen Trümmer zum Mond zusammengeschlossen, und unser Mond war geboren.
Einen endgültigen Beweis für diese Theorie gibt es allerdings (noch) nicht.
Andere Theorien sind z.B. die Abspaltungstheorie, in der sich von der damals noch heissen Erde
ein Tropf abspaltete, weil die Erde so schnell rotierte, oder die Schwesterplanet Theorie, die
besagt, dass der Mond ganz einfach neben der Erde entstand. Die Untersuchungen des
Mondgesteins machen diese Theorien allerdings unwahrscheinlich.
Der Mond ist bis jetzt das einzige Objekt in unserem Sonnensystem, abgesehen von der Erde,
auf dem Menschen jemals gelandet sind.
Siehe Kapitel Geschichte der Raumfahrt
3 Wissenschaftliche, rein gedankliche Betrachtungsweise
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2.4 Mars
Mars ist ebenfalls ein Gesteinsplanet und besitzt zwei kleine Monde:
Phobos und Deimos; ihre Form erinnert stark an Kartoffeln.
Ein Marstag dauert fast gleich lang wie ein Erden-Tag, und da die Achse
des Mars geneigt ist, herrschen auf Mars ebenfalls Jahreszeiten.
Da Mars ausserhalb der Erdumlaufbahn liegt, läuft Mars manchmal
rückläufig (siehe Kapitel Himmelsmechanik).
Die Atmosphäre des Mars besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid.
Der Mars besitzt kein Magnetfeld mehr, und da der Mars-Kern erstarrt ist,
ist die „natürliche“ Bildung eines neuen Magnetfeldes ausgeschlossen.
Abbildung 10 Mars
Auf Mars befindet sich der höchste Berg (Vulkan) unseres
Sonnensystems: Der Olympus Mons.
Die typische rote Farbe des Mars ist im Prizip nichts anderes als Rost.
Sehr bekannt sind die Polkappen des Mars. Sie bestehen an der Oberfläche aus Trockeneis
(gefrorenes Kohlendioxid CO2), schon nach 40 cm Tiefe kommt allerdings „richtiges“ Eis zum
Vorschein. An den Polen des Mars ist so viel Eis, dass man, würde man es schmelzen, den
Planeten auf mindestens 25 Meter überfluten könnte!
Es gibt mehrere Hinweise, dass es früher einmal Wasser auf Mars gegeben hat (so z.B. dass der
Grossteil der Nordhalbkugel deutlich tiefer liegt).
Momentan liegen keine Beweise für organisches Leben auf dem Mars vor. (Eventuell wird der
Planet aber wieder zum Leben auferstehen, wenn die Sonne sich aufbläht und die Polarkappen
schmelzen.)
Der Mars erinnert also in vielem an eine „verstorbene“ Erde.
Da Mars der Erde im Vergleich zu den anderen Planeten nahe steht, und bestimmt auch wegen
seiner roten Farbe, hat er die Menschen schon immer fasziniert. Auf der Suche des Menschen
nach ausserirdischem Leben rückte immer wieder Mars in den Brennpunkt des Interesses. Dies
ist unter anderem der Grund, weshalb unzählige Missionen zum Mars geschickt wurden, wie zum
Beispiel die Viking Missionen oder der Pathfinder Rover.
Dank dieser Missionen ist der Mars, neben der Erde natürlich, der Planet, von dem wir die
genauesten Karten besitzen.
2.5 Asteroidengürtel
Der Asteroidengürtel befindet sich zum grössten Teil zwischen Mars und
Jupiter. Er ist höchstwahrscheinlich ein Überbleibsel aus der Entstehungszeit
des Sonnensystems. Er besteht aus Tausenden von kleinen
Gesteinsbrocken (Asteroiden, Planetoiden).
Die Grösse dieser Gesteinsbrocken reicht von einigen Kilometern
Durchmesser (Ceres: 933 km) bis hin zu kleinsten Staubkörnern.
Die Form der Asteroiden ist meist kartoffelförmig, da ihre Schwerkraft nicht
Abbildung 11
ausreicht eine runde Form zu bilden. Die grösseren Exemplare können aber
Asteroid Gaspra
auch beinahe rund sein (Planetoiden).
Einige Asteroiden haben sogar eigene Monde, wie z.B. Ida mit ihrem kleinen Mond Dactyl
beweist.
2.6 Jupiter
Jupiter ist der grösste Planet in unserem Sonnensystem (ca. 318 mal
grösser als die Erde). Ausserdem ist er ein Gasplanet, und somit ist er
bedeutend grösser als alle Gesteinsplaneten. Er besteht hauptsächlich
aus Wasserstoff (H) und Helium (He) (also Gas). Jupiter besitzt wie
Saturn einen Ring (auch wenn der Ring bedeutend weniger gross ist als
der des Jupiters). Der Ring des Jupiters ist auch nur mit sehr starken
Teleskopen sichtbar. Wie alle Gasplaneten hat Jupiter ziemlich viele
Monde.
Jupiter besitzt ein sehr starkes Magnetfeld dank seines speziellen Kerns:
Abbildung 12 Jupiter
Im Gegensatz zur Oberfläche des Jupiters ist der Kern sehr heiss und
dicht. Man kann sich nicht genau vorstellen, wie es der Kern des Jupiters aussieht, man vermutet
aber, dass sich der Wasserstoff wie flüssiges Metall verhält, und so zähflüssig bis hart ersteint.
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Sehr auffällig sind auf der Oberfläche des Jupiters die hellen und dunklen Wolkenbänder zu
sehen. Die dunklen Bereiche nennen wir „Bänder“, die hellen „Zonen“.
Mit einem Teleskop können wir die vielen Wirbelstürme auf der Oberfläche sehen. Der grösste
und bekannteste Wirbelsturm auf Jupiter ist der Grosse Rote Fleck (GRF). Er wird schon seit
mindestens 120 Jahren beobachtet und hat einen Durchmesser von ca. 3 Erddurchmessern.
Die vielen Wirbelstürme bilden sich wegen der aus dem Kern aufsteigenden Wärme.
Die bekanntesten der Monde sind die vier Galileischen Monde, die nach ihrem Entdecker, dem
italienischen Physiker und Astronomen Galileo Galilei benannt wurden. Diese Monde sind schon
mit einem Feldstecher oder einem kleineren Amateur- Teleskop als Lichtpünktchen sichtbar.
2.6.1 Galileische Monde
Jeder der vier Galileischen Monde hat eine Besonderheit. Vor allem deshalb sind sie beliebte
Beobachtungs- und Forschungsziele.
2008 wird voraussichtlich eine Sonde zu den Galileischen Monden geschickt, die neue
Erkenntnisse über die Galileischen Monde sammeln soll (und sich vor allem auf Europa
konzentrieren wird). Die Sonde, „Europa Orbiter“ wird die sehr erfolgreiche Galileosonde
ablösen .
Ganymed
Ganymed ist mit einem Durchmesser von 5268 km der grösste Mond in
unserem Sonnensystem, weit grösser als Merkur.
Abbildung 13
Ganymed
Io
Obwohl es so weit draussen im Sonnensystem ziemlich kalt ist, besitzt Io
aktiven Vulkanismus. Das ist deshalb möglich, weil sie eine nahegelegene
Umlaufbahn um Jupiter hat. Der „knetet“ sie mit seiner gewaltigen Masse kräftig
durch (Gezeitenwirkung), so dass Wärme entsteht.
Abbildung 14 Io
Abbildung 15
Europa
Europa
Europas Oberfläche besteht aus einem grossen Eispanzer. Darunter befindet
sich höchstwahrscheinlich Wasser in flüssiger Form. Man könnte denken, dass
das Wasser so weit weg von der Sonne eiskalt sein müsste, doch die
Astronomen nehmen an, dass das Wasser, zumindest in der Nähe des Kerns,
angenehm warm sein könnte, weil wie bei Io der Kern von Europa von der
grossen Schwerkraft des Jupiters durchgeknetet wird, und so das Wasser
erwärmt werde. (Da Europa weiter weg von Jupiter ist als Io, ist dieser Effekt
nicht so stark).
Damit gibt es Chancen, dass es auf Europa Leben, wenn auch nur in Form von
Bakterien, gibt.
Ob diese Theorie tatsächlich stimmt, soll der „Europa Orbiter“ klären.
Callisto
Callisto ist eigentlich ein grosser schmutziger Schneeball. Dort, wo Meteoriten
eingeschlagen haben, ist der Schmutz „weggesprengt“ worden und die saubere,
weisse Oberfläche wurde sichtbar.
Wissenschaftler vermuten seit kurzem, dass Callisto, genau wie Europa, unter
ihrem dichten Eispanzer Wasser in flüssigem Zustand besitzt.
Abbildung 16
Callisto
2.7 Saturn
Saturn ist, wie auch Jupiter, ein Gasplanet. Er hat also auch sehr viele Monde, ist viel grösser als
die Gesteinsplaneten und besteht hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium.
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Saturn ist vor allem berühmt für seinen riesigen Ring. Der Ring besteht
aus vielen kleinen Gesteinsbrocken und Eis, er ist also wie ein kleiner
Asteroidengürtel rund um Saturn. Der Ring hat nur eine Breite vom einem
Kilometer und ist somit sehr dünn für astronomische Verhältnisse. Das
bedeutet aber auch, dass man, wenn man seitlich auf ihn schaut, ihn nicht
sehen kann (dem so genannten „face- on“). Das face-on passiert ungefähr
Abbildung 17 Saturn
alle 15 Jahre, das nächste Mal im Jahre 2009. Betrachten wir die Ringe
aus der Nähe, so sehen wir viele dünnere Ringe wie die "Rillen" einer
Schallplatte. Die grösste dieser „Rillen“, (schon im Amateurteleskop sichtbar), nennt man
Cassinische Teilung. In den grösseren Rillen kreisen die Hirtenmonde.
Die Ringe entstanden durch einen Kometen, einen Asteroiden oder sogar einem ehemaligen
Saturnmond, der dem Planeten zu nahe gekommen ist und von seinen Gezeitenkräften
auseinandergerissen wurde.
Auch auf Saturn gibt es viele Wirbelstürme, und auch Saturn besitzt einen Wirbelsturm, der sehr
gross ist: der Grosse Weisse Sturm (GWF). Er ist allerdings nur alle 30 Jahre sichtbar, das
nächste Mal 2020.
2.7.1 Monde des Saturn
Abbildung 18
Titan
Titan heisst der grösste Mond Saturns, auch er ist mit einem Amateurfernrohr
als kleines Pünktchen neben Saturn sichtbar. Titan ist grösser als Merkur und
damit der zweitgrösste Mond im Sonnensystem. Als einziger Mond im
Sonnensystem besitzt Titan eine Atmosphäre, das bedeutet aber auch, dass
man, wie bei Venus, nicht direkt auf die Oberfläche des Titan schauen kann, da
die Atmosphäre recht dicht ist.
Ausser Titan besitzt Saturn noch eine Menge anderer Monde. Im Normalfall drehen alle Monde
im Gegenuhrzeigersinn um den Planeten. Und auch die Planeten selbst drehen im
Gegenuhrzeigersinn um die Sonne. Es gibt aber einige Monde, die sich nicht an diese Regel
halten wollen, sie drehen im Uhrzeigersinn um ihren Planeten. Diese Monde nennt man
rückläufige Monde, die „normal“ laufenden Monde nennt man reguläre Monde.
Ein rückläufiger Mond ist meistens ein Hinweis darauf, dass der Mond vom Planeten eingefangen
wurde und nicht schon seit der Entstehung des Sonnensystems um den Planeten kreiste. Die
Hirtenmonde des Saturn sind oft rückläufige Monde.
Die Hirtenmonde kreisen im Ring selbst und halten den Ring mit ihrer Gravitation so ein wenig
zusammen. Für die Astronomen ist es deshalb sehr schwierig, genau zu beurteilen, welcher
Gesteinsbrocken zum Ring gehört und welcher ein Mond ist. Das ist einer der Gründe, weshalb
die Anzahl der Monde oft geändert werden muss.
Trotzdem werden die Saturnringe sich im laufe der Jahrhunderte wider abschwächen und nur
mehr mit sehr leistungsstarken Teleskopen zu sehen sein.
2.8 Uranus/ Neptun
Uranus und Neptun sind ebenfalls Gasplaneten. Sie besitzen also
ebenfalls viele Monde, einen Ring und viele Wirbelstürme. Sie bestehen
wie Jupiter und Saturn aus Gas, sind aber kleiner und dichter. Uranus
und Neptun haben nämlich im Gegensatz zu Jupiter und Saturn eine
relativ dünne Schicht von Gas. Darunter bestehen sie Hauptsächlich aus
Gestein, sie ähneln deshalb eher dem Kern von Jupiter und Saturn.
Uranus ist etwas grösser als Neptun, beide ungefähr viermal so gross wie
die Erde.
Weil sie so weit von der Erde entfernt sind, wurden Uranus und Neptun
Abbildung 19 Uranus
erst spät entdeckt. Uranus 1781 und Neptun 1846.
Im Teleskop sehen beide wie bläuliche Scheiben aus, Uranus ist
allerdings etwas grünlicher.
Wir sind jetzt schon sehr weit von der Sonne entfernt. So braucht Uranus schon 84 Jahre, um
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einmal um die Sonne zu kreisen.
Uranus fällt vor allem wegen seiner um 90° gekippten Umlaufbahn auf. Er rollt also auf seiner
Umlaufbahn. Vermutlich hatte er früher einmal einen heftigen Zusammenstoss, so dass die
Achse gekippt ist.
Neptun besitzt wie Jupiter und Saturn einen grossen Wirbelsturm, den
Grossen Dunklen Fleck (GDF). Wir sehen ihn allerdings nur in sehr
hoch auflösenden Teleskopen, weil Neptun zu weit weg ist.
Weil sich die Umlaufbahnen von Neptun und Pluto schneiden, ist Neptun
manchmal sogar der äusserste Planet. Die zwei Planeten werden aber
nicht zusammenstossen.
Triton ist der grösste Mond des Neptuns. Er läuft rückläufig, es ist also
gut möglich, dass er einmal von Neptun eingefangen wurde.
Vermutlich wird Neptun in mehreren hundert Jahren der "Nachfolger" von
Abbildung 20 Neptun
Saturn. Dann nämlich wird ein Mond des Neptuns seinem Planeten so
nahe kommen, dass es ihn zerreissen könnte und daraus ein grosses
Ringsystem bilden müsste.
2.9 Pluto
Pluto ist (meistens) der äusserste der bekannten Planeten in unserem
Sonnensystem. Er besteht aus Eis, Felsbrocken und Staub und ist mit
einem Durchmesser von nur 2300 km der kleinste Planet im
Sonnensystem (er ist sogar kleiner als die sechs grössten Monde im
Sonnensystem). Er wurde 1930 von Clyde Tombough entdeckt.
Pluto hat wie Uranus eine gekippte Achse und kreist im Gegensatz zu
allen anderen Planeten nicht in der selben Ebene um die Sonne,
sondern um ca. 17° gekippt. Diese Ebene heisst Ekliptik.
Eigentlich gehört Pluto zu einem Doppelplanetensystem, denn sein Mond
Charon kreist nicht um ihn, sondern beide kreisen um einen
gemeinsamen Schwerpunkt ausserhalb des Planeten. Eigentlich müsste
unser Sonnensystem also 10 Planeten zählen.
Aber ist Pluto überhaupt ein Planet? Er verstösst schliesslich gegen viele
Regeln des Sonnensystems: Er hat eine gekippte Achse und eine
gekippte Umlaufbahn, er ist nach einer Reihe von Gasplaneten der erste
Gesteinsplanet. Und zu allem kommt hinzu, dass genau bei Pluto ein
Asteroidengürtel, der Kuipergürtel, beginnt. Sind also Pluto und Charon
nur grössere Gesteinsbrocken des Kuipergürtels ?
Höchstwahrscheinlich ist dies tatsächlich der Fall. Mittlerweile sind im
Kuipergürtel sogar Objekte gefunden worden, die grösser sind als Pluto.
Doch die Internationale Astronomische Union (IAU) hat beschlossen,
Pluto als Planeten zu behalten.
Abbildung 21 Pluto
2.10 Kuipergürtel
Der Kuipergürtel ist ein Asteroidengürtel, der ungefähr in der Gegend des Plutos beginnt und bei
ca. 500 AE (Astronomische Einheit, das ist die Entfernung zwischen der Erde und dem
Mittelpunkt der Sonne) endet. (siehe auch Kapitel „Asteroidengürtel“ 2.5.).
2.11 Oortsche Wolke
Die Oortsche Wolke ist ein Kometenreservoir. Sie umgibt unser
Sonnensystem in einer Entfernung von über 20‘000 AE wie eine riesige
Kugel mit dem Durchmesser von einem Lichtjahr. Sie ist ein Überrest aus
der Entstehungszeit des Sonnensystems. Deshalb ist die Oortsche Wolke
auch ein beliebtes Forschungsziel.
Abbildung 22 Oortsche
Wolke
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(Bildquelle: http://www.bbs-winsen.de/GoBlack/Astronom/)
Kontrollfragen
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27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
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42.
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49.
50.
51.
52.
Warum entsteht der Schweif eines Kometen?
Woraus besteht ein Komet?
In welche Richtung wird ein Kometenschweif weggeweht?
Weshalb sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht auf dem Merkur so
gross (-170 bis 430°C)
Weshalb ist ein Merkurtag länger als ein Merkurjahr?
Warum würde ein Satellit auf der Venusoberfläche schnell zerstört werden?
Was ist an der Erde so einzigartig?
Wie entstehen Mondphasen?
Wie entsteht Ebbe und Flut?
Welches ist die gängigste Theorie zur Entstehung des Mondes?
Weshalb hat der Mond soviele Krater?
Was sind die grössten Unterschiede zwischen einem Mond des Mars und dem Erdenmond?
Wie entsteht die Rückläufigkeit?
Welche Planeten sind rückläufig?
Was ist ein Asteroid?
Woraus besteht der Jupiter?
Nenne bei jedem der Gallileischen Monden eine spezielle Eingenschaften
Woraus besteht der Ring des Saturns?
Was sind Hirtenmonde?
Wie heisst die Grösste Lücke im Ring des Saturn?
Weshalb ist die Achse des Uranus gekippt?
Warum ist der Pluto nicht immer der äussterste Planet?
Warum wäre Pluto eigentlich kein Planet?
Wie heisst die Wolke die unser Sonnensystem umgibt?
Was befindet sich in dieser Wolke?
Weshalb ist diese Wolke ein beliebstes Forschunsziel?
Was sind Unterschiede zwischen Gasplaneten und Gesteinsplaneten?Ordne unsere 9
Planeten ein!

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