Zündstoff - Explosion-Zone

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Zündstoff - Explosion-Zone
zuendstoff.ch | Nr. 11 Juli-August 06
D & TOTSCHLAG
» MAlOR
ltag eines Detektives
ECK
» JUWieNGDunESseIGreNJuERryIMbeCH
wertet
EXKLUSIV: PARTYVIDEOS STATT PICS
Heisse Par ty-Nächte werdem
lich
künftig auf Video gebannt. Mög
len
stel
Wir
.ch.
macht’s videooo
den Kopf dahinter vor. Seite 28
Ein PC so viel Wert wie ein Auto
GOTT IST PC
Reportage über die verrücktesten PC-Bastler
MISTER SCHWEIZ im Promitalk:
«Seit Wochen keinen Sex mehr»
Geniales
Magazin
sucht
genialen
Verkäufer.
Das unabhängige Zündstoff Magazin erscheint monatlich
in einer Auflage von 35.000 Exemplaren in der Deutschschweiz.
Zielgruppe sind die 18-35-Jährigen. Wir suchen einen
Verkäufer/in, der unser junges Team verstärkt.
Voraussetzungen: Erfahrungen und Leistungsausweis im Verkauf
(optimal im Anzeigenverkauf), Kontaktfreudigkeit und Aufgeschlossenheit bei der Kundenbetreuung und Akquisition von
Neukunden, hoher Ehrgeiz und Motivation. Entschädigung auf
Provisionsbasis.
Bei Interesse: Bitte Lebenslauf und Arbeitsproben senden an:
Zündstoff Magazin, Christian Keller, Austrasse 12, 4051 Basel.
Einsendeschluss: 31. Juli 2006
Bei Rückfragen steht Geschäftsführer Philipp Nüesch
gerne zur Verfügung: [email protected]
EIGENKRAM
»
«Mein Job ist totlangweilig.» Das
sagt Toni Casagrande, seines Zeichens
Privatdetektiv. Das können wir kaum
glauben. Wie kann ein Job langweilig
sein, bei dem man fremden Leuten die
Luft aus dem Autoreifen lassen kann.
Mehr über das freudlose Leben als Privatdetektivs lest Ihr ab Seite 7.
Nicht nur Autos kann man tunen,
auch Computer können ganz schön aufgemotzt werden. Das beweisen die sogenannten Modder. Sie investieren Tausende von Franken ins Aussehen ihrer
Lieblinge, entwerfen und konstruieren
komplexe und imposante Gehäuse für
ihre Kisten. Kurz: Ihre Rechnen brauchen die Konkurrenz zu futuristische
Bauten des Architekten-Duos «Herzog
& de Meuron» nicht zu fürchten. Wer
sind diese jungen Menschen, die Tausende von Stunden damit verbringen,
ihre PCs zu liften und dabei in Kauf
nehmen, dass Freundin oder Frau das
Weite suchen?
Seite 10
Markus Prazeller
«Seit meiner Wahl zum schönsten
Chef-Zünder
Schweizer hatte ich noch keinen Sex.»
[email protected]
Dieses Geständnis macht der neue
Mister Schweiz Miguel San Juan unserer
Promi-Redaktorin Esther Keller. Und
der 27-Jährige stellt zudem klar: «Als
Mister Schweiz möchte Spass haben.»
Zuviel arbeiten liegt definitiv nicht drin.
Seite 22
Statische Party-Fotos sind out.
Diesen Beweis tritt der Winterthurer
Betriebsökonom Bernhard Seiffert an.
Ab sofort sind seine Leute in der heissesten Schweizer Clubs unterwegs - und
zwar nicht mit Fotoapparat, sondern mit
Videokamera. Die dynamischen Endergebnisse sind unter www.videooo.ch zu
bestaunen. Wie Tilllate auf diese Konkurrenz reagiert ab Seite 28
VORGESTELLT
Name: Malena Ruder
Alter: 26
Funktion beim Zündstoff: Mode-Reporterin
Am liebsten…:
… mag ich R.T.
… mag ich meine Kollegen
… mag ich Zigaretten, Kaffee, Musik
… habe ich den Weltfrieden
Ich hasse:
… Arroganz
… alle, die glauben, mit Gewalt könnte man
irgendwelche Probleme lösen
Das wollte ich schon immer einmal
loswerden:
… meine Angst vor Hunden
Das will ich einmal werden, wenn ich
gross und reif bin:
Glücklich
EIGENKRAM/VORGESTELLT 03
ÜBERSICHT
MAILBOX
06
JOB & KARRIERE
07
Religion: Computer S. 10
Meinungen
Das habt ihr uns geschrieben
Da ist keine Schraube locker
Wenn der Computer zur Religion wird
SOUND
MP3s hören soll teurer werden
SUISA verlangt Steuer auf iPods & Co.
16
ANGEHÖRT
18
BRANDHÄRD
19
PROMITALK
22
MODE
24
SUPERPAPA
27
DATENWELT
28
TITELSTORY
DA IST KEINE
SCHRAUBE LOCKER
Toni Casagrande
Das Leben als Privatdetektiv
TITELSTORY
10
TITELSTORY
MODDER / Ihr Geld fliesst in den Computer, sie investieren Hunderte von
Arbeitsstunden und nähren einen eigenen Marktsektor. Ihr Gott ist der
perfekt designte Computer.
TEXT: BENJAMIN BLASER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG; ZVG
»
«Wir sind schon ein bisschen Spinner», gibt Marc (28) unverhohlen zu.
Der Berner ist einer der fleissigsten und
erfolgreichsten Modder der Schweiz.
Seine Passion beschreibt er so: «Computer Modding, das ist die Kunst, aus
einem gewöhnlichen Computer etwas
ganz Neuartiges zu machen.» Dabei
geht es primär aber nicht darum, die
Leistung des Computers zu verbessern,
sondern ihm ein ungewöhnliches, ja
sogar ein spektakuläres Äusseres zu
geben. Dabei verändern die Modder nicht
nur die bestehenden Bauteile, viele entwerfen ganze Gehäuse und Schaltkreise
nach eigenen Plänen. «Ein ziemlich verrücktes Hobby für die einen, die Erfüllung
ihrer Träume für die anderen», bringt
Marc seine Leidenschaft auf den Punkt.
Er ist einer der Top Schweizer Case Konstrukteure. Dank Zugriff auf spezielle
Maschinen, viel eigenem Know-How und
einem guten Beziehungsnetz zu anderen Handwerkern, gelingen ihm immer
wieder besonders ausgefallene Kreationen: Sein «X-Zone Server» besteht
aus einem rotierenden Ring, der sich
um das Mainboard dreht und dabei blau
leuchtet. Ein eigentliches Gehäuse fehlt,
der Computer wird gewissermassen
von Licht umhüllt. Auch der 22-jährige
Martin aus Weiningen im Kanton Zürich
gehört zur Spezies der Modder. Für ihn
ist das Aufmotzen von Computern mehr
als ein Hobby, es ist eine Passion, ein
Lebensgefühl. Die Freunde, welche
seine Leidenschaft teilen, spricht Marc
konsequent mit ihrem Nickname an.
«Wie auch in der Gamer-Szene gehört
ein solcher Übername einfach dazu»,
sagt Martin, der in der Szene unter dem
Pseudonym «P@nzi» bekannt ist.
«Computer gleich nach der Frau»
Auch für Marc, der sich «Besi» nennt,
ist das Computer Modden mehr als ein
Hobby - es ist sein ganzer Stolz. «Der
Computer hat eine sehr zentrale Rolle in
meinem Leben. Direkt nach meiner Frau,
würde ich sagen», meint der gelernte
Werkzeugmechaniker knapp. Modden
sei für ihn eine Form der Selbstverwirklichung. Sich immer neue Ziele und Fristen für das nächste Projekt zu setzen,
erfülle ihn. «Ich modde vor allem für
mich.» Dafür ist er auch gerne bereit,
Geld und Freizeit zu investieren. Dennoch meint er schmunzelnd: «Wenn ich
im Vornherein gewusst hätte, wie viel
Zeit und Rückschläge ich für jedes Projekt in Kauf nehmen würde, hätte ich
wahrscheinlich gar nie angefangen.»
TITELSTORY 11
10 TITELSTORY
Mode-Report S. 24
CD-Kritiken
Welche Scheiben sich drehen
MODE
> Verstanden sich gut: Visagistin Angela,
Designerin Catherine und Fotograf Phil
2. Newcomer-Shooting; Thema: Fata Morgana
MC Fetch
Rap und Fussball - ein Vergleich
EINE GÖTTLICHE ERSCHEINUNG
MODE / Die Atmosphäre ist angespannt, das Produkt soll überzeugen.
Im zweiten Zündstoff-Shooting versucht sich das Jungartisten-Team
am Thema «Fata Morgana».
»
Die Stimmung im Fotostudio von Phil
Jeker (28) ist gelöst, es wird gelacht und
gescherzt, das Team ist hoch motiviert
und auch gut vorbereitet. «Das Team
ist super. Als wir uns das erste Mal
getroffen haben, war sofort alles klar.
Es hat einfach gefunkt», schwärmt Friseurin Nadine Schmid (29), die in letzter Minute zum Team gestossen ist. Sie
ist gerade dabei, das Haar von Model
«Der Einstieg in das Model-Business verlief ganz
klischeehaft: Ich wurde im Fitness-Center angeModel Jimenas Ramos
fragt, ob ich Lust hätte.»
Mister Schweiz Miguel San Juan
Der schönste Schweizer im Interview
2. Shooting
Ein Model wie eine Fata Morgana
Dösender Hausmann
Was das Kind dem Papi abverlangt
Jimenas Ramos (20) aufzutoupieren und
mit Kunsthaar zu ergänzen, um «das
Wilde der Wüste zum Ausdruck zu bringen». Auf ihrer Stirn schimmern goldene
Reflexe: «Gold symbolisiert für mich den
Sand, das Heisse und das Ausgetrocknete der Wüste», erklärt die Friseurin.
Ergänzt wird diese Kreation durch zwei
ins Haar gesteckte Schmetterlinge. Sie
sollen das Mystische und Unwirkliche
einer Fata Morgana darstellen, passen jedoch eher in ein Blumengesteck
als in die Wüste. Weiter bemalt Nadine
Jimenas Arm geschickt mit Henna Tattoos. Visagistin Angela Frei (20) kombiniert passend dazu ein Make-Up mit
Smokey-Eyes und falschen Wimpern,
die Jimenas Katzenaugen noch grösser
wirken lassen. Auch Arme und Beine
erhalten einen Goldschimmer. «Ich
MODE 25
Videooo.ch S. 28
DATENWELT
AUSGEGRABEN
Famicom, NES,
«FAXANADU», 1988
Videooo.ch
Die heisse Party-Nacht als Video-Clip
> Von einer Prinzessin keine Spur…
MONSTER UND MAGIE, ABER KEINE
PRINZESSINEN - FAXANADU
JETZT WIRD GEFILMT
TEXT: MARKUS PRAZELLER | FOTOS: VIDEOOO.CH
30
habe zwei Make-Up-Vorschläge zu diesem Thema erarbeitet. Das eine war
sehr farbig, das andere sehr dunkel. Wir
haben uns für das dunkle entschieden,
weil es besser zur mystischen Stimmung passt», erklärt Angela.
Passend zum Make-Up bereitet Fotograf Phil einen goldenen Hintergrund
aus Reflektordecken vor. «Ich möchte
Jimena als mystische, göttliche Erscheinung in Szene setzen», erklärt Phil und
sagt: «Gleichzeitig möchte ich mit den
Begriffen der Sinnestäuschung und der
Spiegelung arbeiten.»
Designerin Catherine Forcart (28) hat
ein Kleid aus ihrer Abschlusskollektion ausgewählt, zu der sie sich von der
Kreisformel «U=2πr» inspirieren liess.
Das Kleid besteht aus zur Hälfte aufgeschnittenen Kreisen, die ineinander
genäht sind. So entsteht eine spannende
asymmetrische Kreation, die zum einen
etwas Mystisch-Orientalisches hat, zum
anderen aber durchaus an eine weitläufige Wüstenlandschaft erinnert.
Das Kleid ist Model Jimena wie auf den
Leib geschneidert. Sie steht das erste
Mal als Model vor der Linse. Ihr Einstieg
in das Modelbusiness verlief ganz klischeehaft: «Ich wurde im Fitnesscenter
angefragt, ob ich Lust hätte, es einmal
zu probieren.» Von Nervosität ist ihr
nichts anzumerken, ruhig und professionell nimmt sie die Posen ein, die ihr
Phil vorschlägt.
Thema: Fata Morgana, Fotograf: Phil Jeker,
Make Up: Angela Frei, Kleid: Catherine Forcart, Model: Jimenas Ramos
AUSGANG / Partygänger der Schweiz aufgepasst: Ab sofort werdet ihr während heissen Tanz-Nächten im Ausgang nicht mehr bloss fotografiert. Jetzt
wird gefilmt. Möglich macht’s das Internet-Portal videooo.ch.
GENDER
Auch Martin hat schon etliche Stunden
in seine Mods gesteckt. «Ich habe in
mein letztes Projekt sicher 15‘000 Franken investiert, wahrscheinlich mehr»,
meint er verlegen. Nicht zu vergessen
seien aber auch die «sozialen Kosten»,
sagt Marc: «Ich kann mich glücklich
schätzen, dass meine Frau so tolerant
ist.» Es kann nämlich durchaus mal vorkommen, dass er eine Nacht oder zwei
durchmodded, wenn ein Projekt vor
einem Wettbewerb noch fertig werden
muss. Diese Erfahrung hat auch Stefan
(26) schon gemacht. Vor zwei Jahren
als er mit seinem «Mod» kurz vor den
Schweizermeisterschaften stand. «Ich
kam von der Arbeit, habe eine Nacht
lang gebastelt und bin dann gleich wieder arbeiten gegangen, bevor es an
die Meisterschaften ging», meint der
Mechaniker stolz.
Wer nämlich so viel Geld und Zeit in
sein Hobby steckt, der will es am Ende
auch jemandem zeigen. Dazu gibt es
Wettbewerbe wie die SCMM (Schweizer Case Modding Meisterschaft) oder
auch die DCMM in Deutschland, an der
auch Schweizer Modder teilnehmen
dürfen. Wer hier in den oberen Rängen abschliesst, kann stolz auf sich
sein - und fette Preise gewinnen. An
Autofahren
Wer kann’s besser?
»
Bernhard Seiffert (47) ist überzeugt
von seiner Idee. Überzeugt davon, dass
Videobilder die Zukunft der Ausgeh-Portale im Internet sind. Deshalb schuff der
diplomierte Betriebsökonom das Ausgeh-Portal «videooo.ch». Bereits jetzt
sind während den Wochenenden zwölf
Kameras regelmässig in den heissesten
Clubs von Zürich, Basel und Winterthur
unterwegs. Schon bald aber startet
«videooo.ch» schweizweit voll durch.
«Zurzeit werden weitere VJ-Teams von
uns geschult und in wenigen Wochen
werden wir jedes Wochenende von der
Partyszene aus den Regionen Luzern
und Bern, später auch aus der Westschweiz und dem Tessin berichten»,
kündigt er an.
Damit schaffen Seiffert und sein 20-köp-
figes Team ein Bedürfnis: Denn PartyVideoportale gibt es in der Schweiz
noch nicht. Seiffert ist überzeugt, dass
er mit seinem Angebot eine Marklücke schliesst: «Videooo.ch deckt den
Bereich zwischen Partyfotos und RegioTV ab. Fotos sind gefrorene Momente
und TV-Beiträge werden meist nur regional und nur einzeln ausgestrahlt. Hier
bringen wir dem Party-Besucher einen
Mehrwehrt.»
Dennoch legt «videooo.ch» aber Wert
darauf, nicht als Konkurrenz der PartyPortale wie Tilllate und Co. gesehen zu
werden, die das Party-Geschehen bloss
fotografisch festhalten. «Wir sehen uns
definitiv als Ergänzung zu Tilllate, keinesfalls als Konkurrenz», hält Seiffert
fest.
Gleicher Meinung ist auch Markus Popp,
Mitgründer von Tilllate. «Da wir uns
in der Vermarktung nicht in die Quere
kommen, erachten wir videooo.ch auch
nicht als Konkurrenten im betriebswirtschaftlichen Sinn», hält Popp fest. Die
Idee der bewegten Party-Bilder ist für
ich nicht ganz neu. «Wir hatten diese
Idee auch, als wir Tilllate starteten»,
sagt Popp. Schlussendlich seien sie
aber davon abgekommen: «Erstens sind
bewegte Bilder schwieriger zu produzieren, zweitens bin ich der Meinung, dass
der Mehrwehrt gegenüber den Fotos
nicht massiv ist und drittens lässt sich
der Inhalt auch nicht besser vermarkten», sagt Popp.
Zumindest hier scheiden sich die Geister der Party-Portale. Vom Erfolg ist
Bernhard Seiffert nämlich überzeugt:
«Anschauen ist einfach – anklicken
und gucken. Den Videos gehört die
Zukunft.»
INFOBOX
Willst für «videooo.ch» als VJ duch die
Clubs ziehen? Interessierte können sich
unter [email protected] melden.
Bernhard Seiffert sucht nämlich noch
Kameramenschen.
www.videooo.ch
www.ruhestoerung.ch
www.tilllate.ch
Ein wackerer Held – so erzählte uns der Hersteller Falcom
im Jahre 1988 – kehrt eines Tages von mutigen Abenteuern zurück und findet seine Heimatstadt Eolis, die Stadt
der Elfen, verwaist vor. Praktischerweise findet der Held
verstreut doch noch ein paar Einwohner, die ihn nicht
nur mit Waffen und nützlichen Gegenständen ausrüsten,
sondern ihm auch eine Geschichte biblischen Ausmasses
erzählen: Eolis, das sich einst an Frieden und Wohlstand
erfreute, steht am Rande der Vernichtung. Meteorite prasseln auf den Weltbaum nieder, Ungeheuer treiben ihr
Unwesen, Brunnen vertrocknen und die Menschen werden
von namenlosem Grauen beschlichen. Es gibt nur einen
Weg, den Frieden wieder herzustellen.
Unser Held muss sich in den gigantischen Weltbaum
wagen und das Böse, das sich dort eingenistet hat, vernichten. Die fantastische Reise durch Faxanadu beginnt!
Auf seinem Abenteuer findet der wackere Streiter allerlei
hilfreiche Waffen und Zaubersprüche, bekämpft brüllende
Drachen, fliegende Teufel und springende Zyklopen und
das alles wird präsentiert mit beeindruckender Grafik und
atmosphärischem Soundtrack. Sie unterstützen das klassische Fantasy-Adventure-Game ideal und sorgen für ein
fesselndes Spielerlebnis allererster Güte. Interessantes
Detail sind vor allem die Besuche bei den unzähligen
Gurus, die im ganzen Spiel versteckt zu einer Gebetsstunde einladen. Ob Ironie oder eine Botschaft dahinter steckt
wissen wohl nur die Gurus selbst.
André Witzig
28 DATENWELT
IMPRESSUM
JUNI 06
Nachdruck und Reproduktion, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher
Genehmigung des Herausgebers und nur mit Quellenangabe gestattet. Für
unverlangt eingesandtes
Bild- und Textmaterial
kann die Redaktion keine
Verantwortung übernehmen.
Zündstoff Magazin:
Eine Publikation des Christian Keller
Verlags, Austrasse 12
4051 Basel
[email protected]
www.zuendstoff.ch
Aufl age: 35.000 Stück
Zielgruppe: 18-30
Publikation: monatlich
Druck: AVD Goldach
04 ÜBERSICHT
Redaktionsleitung: Markus Prazeller
Jöel Gernet (MC Fetch), Fabienne Heyne
Redaktion: Dieter Boller, Malena Ruder,
Benjamin Blaser, Stefanie Christ, Remy
Guillaume, Michel Herzog, Michael Nittnaus, Evi Nittnaus, Pascal Münger, Philip
Blum, Esther Keller, Devi Geigenfeind,
Martin Chramosta, Jonas Bischoff
Herausgeber / Anzeigenverkauf:
Christian Keller (061 228 77 41)
Geschäftsführer: Philipp Nüesch
Design: Raphael Dürig
Autoren: André Ruch, André Witzig,
AUSGEGRABEN 29
Abo-Bestellung: www.zuendstoff.ch
Leserbriefe: [email protected]
Zündstoff ist ein unabhängiges Medium.
Mitarbeit jederzeit möglich.
Neun sind drin.
Neun sind drin. Nicht jeder schafft es.
Aber neun haben es zum Beispiel in Basel:
eine Lehrstelle bei Media Markt.
rf der MC Fetch bei
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«Etwas verste
publizieren? Was der
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Enzo Tschudin
szenierung.»
macht, ist pure Selbstin
Kritik zum Foto-Shooting war absolut
übertrieben
«Newcomer-Shooting: Verführung»,
Zündstoff Nr. 10, Juni 06
Ich habe den Artikel zum Foto-Shooting gelesen und finde, dass ZündstoffRedaktorin Malena ein wenig übertrieben hat. Natürlich muss sie austeilen
und extra ein bisschen provozieren.
Aber einfach so herunterputzen geht
gar nicht. In meinem Bekanntenkreis
habe ich Leute, die sich selbst für die
Rubrik interessieren, jetzt aber Angst
davor haben, sich anzumelden. Trotzdem: Gegen konstruktive Kritik hat niemand etwas.
Andy Steiger
TITELSTORY
TITELSTORY
ZUERST DIE CHOREO,
DANN DER KRAWALL?
sich die führenden
Schande von Basel hüllen
Ist das ein SchuldbeFUSSBALL / Nach der
und Zürich in Schweigen.
Hardcore-Fans von Basel
r Marcel Bürchler.
Ex-Ultra und Szenenkenne
kenntnis? Ja, sagt der
sich über
sprechen konnte, beklagen
Ultras, die sich vor einigen
falschen Ruf in
Wir geben tigten Basler
ihren schlechten und
«Hallo, hier ist Robin*.
aufgelöst haben. BürchMan werde pauschal
ist defini- Jahren wieder
der gewaltbe- der Öffentlichkeit.
kein Interview. Der Entscheid
Vandalen, Hooligans
ler, dem der Ausstieg aus
was abgestempelt als
tiv. Es tut mir leid.»
Nach der
gelungen ist, weiss von
das Ende reiten Szene
oder gar als Rechtsradikale.
Diese Antwort markierte
«Die Gruppierungen fürchten
vom 13. Mai 2006 mit über
Versuchs, mit er spricht.
gegen Krawallnacht
eines dreiwöchigen
die «Schande von
davor, ihre Aussagen könnten
100 Verletzten, die als
ein Interview zu sich
Anhängern von Inferno
werden. Die Medien sind
die Geschichte eingegangen
dieser Grup- sie verwendet
die Worte Basel» in
führen. Die Hardcore-Fans
bekannt, dass sie einem
diese Wahrnehmung
dafür
genau
Kurve,
sich
hat
ist,
Marpierung sind in der Muttenzer
herumdrehen. Andererseits
verhärtet. Zurecht, wie
des FC Basel, im Mund
sich nicht zweifellos
der legendären Fankurve
Gewaltbereitauch ein Ehrenkodex,
cel Bürchler findet: «Die
selbst würde ja ist es
Das
die treibende Kraft. «Ich
über seine Fanzugehörigkeit
sagt Robin öffentlich
schaft hat massiv zugenommen.
Die
gerne, aber die anderen…»,
gesellschaftliches Problem.
Die Inter- zu äussern.»
wir versucht, ist ein
am Telefon entschuldigend.
Schon länger hatten
für Gewalt hat auch bei
Hemmschwelle
nichts mit uns
habe
viewverweigerung
Titelstory über die Hardcore-Fan- den Hardcore-Fans abgenommen.»
Medien sei man eine
und Zürich zu publizu tun, aber gegen
Quellen ist
negativ clubs von Basel
Gemäss verschiedenen
Insibei Inferno eben grundsätzlich
100 PerWiderstand ist enorm,
Inferno-Gemeinde rund
seitens der zieren. Der
sind schwierig zu die
eingestellt. Auch Anfragen
die Boys und
Fernse- der-Informationen
sonen stark, während
„Rundschau“ des Schweizer
AnhänNachfolgend die Auswertung
schätzungsweise je 150
sogar meh- erhalten.
Anthrax
der
«Blicks»,
des
hens oder
Recherchen.
Schläger? «VielFranken für unserer
ger zählen. Sind sie alle
rere hundert Schweizer
sagt Marcel
leicht ein Viertel davon»,
angeboten habe,
eine Berichterstattung
allerdings,
ist
Leben für den Fussball
Ein
Verrückte
«Das
worden.
bewegen sich Bürchler.
seien negativ beantwortet
Druck und Angst
In Hardcore-Fanszene
immerhin die
Leben dass diese Minderheit
Während bei Inferno
ausübt. Wenn
Menschen, die ihr ganzes
ein allfälliges junge
auf die anderen Mitglieder
bei
Möglichkeit besteht, über
widmen. Sie vergöttern
hart kommt, zählt wie
reagieren die dem Fussball
verachten es hart auf
Interview zu diskutieren,
Heimatclub, und sie
der Gruppenzwang: Prügelst
Zürichs auf sol- ihren
gesinnt sind den Ultras
Hardcore-Fans des FC
die ihm missgünstig
du weg vom Fenster.»
mit arrogantem alle,
Ver- du nicht mit, bist
cherlei Anfragen nur
das T-Shirt eines anderen
führenden Grup- oder
unter sich
Schweigen. Die dort
überziehen. «Man will
Tagelanger Aufwand für
Schweizer Mei- eins
pierungen des aktuellen
Je weniger Aussenstehende
sechzig Sekunden Show
und «Anthrax». bleiben.
sters heissen «Boys»
besser», sagt Bürchler.
fallen im Normalfall im
sehr wissen, desto
denen Zündstoff Hardcore-Fans
«Ich kann mir diese Zurückhaltung
Tätigkeiten auf: mit
Hardcore-Fans, mit
zwei
(37).
durch
Bürchler
Stadion
gut erklären», sagt Marcel
im informellen Rahmen
der berüch- wenigstens
Er war jahrelang Mitglied
TITELSTORY 11
10 TITELSTORY
DATENWELT
AUSGEGRABEN
NES,
Delphine Software, Super
«FLASHBACK», 1993
> Furchteinflössende
Dschungellandschaft
en
ABER DAFÜR EINE
KEINE ERINNERUNG,
KANONE … - FLASHBACK
RETTUNG FÜR FEIGLINGE
den
Liebsten face-to-face
nicht übers Herz, deiner
LIEBE / Du bringst es
als böse Antworten zu
machst lieber auf feige,
Laufpass zu geben? Du
von www.schlussmachen.com
dich die Geschäftsidee
DÜRIG
riskieren? Dann wird
| ILLUSTRATION: RAPHAEL
.
TEXT: BENSCH BLASER
brennend interessieren
»
unangenehm.
Schlussmachen ist
für eine Seite. DesJedenfalls zumindest
seit
halb versuchen Beziehungsmüde
möglichst schnell
geraumer Zeit, sich
aus der – wortund unkompliziert
zu ziehen. Mutige
wörtlichen – Affäre
nach wie vor im
beenden die Beziehung
Das ist zwar
persönlichen Gespräch.
wie das Wasser,
in etwa so angenehm,
zurückspritzt,
das aus der Kloschüssel
mehr auf der
wenn man lange nicht
ist besser als ein
Toilette war, aber es
E-Mail, schnell,
machen: per SMS oder
wahnsinnig
einfach und mit diesem
Anonymität.
angenehmen Hauch von
uns täg«Trennungsanfragen erreichen
in Betrieb
lich. Die Site kann jederzeit
genommen werden.»
lassen ist natürlich
eine Internetsite Schlussmachen
zwar
Vor einigen Monaten ist
lange Realität. Per Internet
man Schlussma- schon
Bezieaufgetaucht, auf der
erst in den USA, aber
geben kann. bisher
bereiten schon heute
chen bequem in Auftrag
man bequem hungsagenten
Schon ab 15 Euro kann
hundert Franken schwielassen. für ein paar
Und wer
und telefonisch schlussmachen
Beziehungen ein Ende.
es sich bei der rigen
einen
Glücklicherweise handelt
hat, der fragt auch mal
nur um einen kein Geld
«Könntest
Site Schlussmachen.com
oder eine Freundin.
Da die Domain Freund
denn
Gag.
gemachten
gut
Welche Rolle spielt es
für 7000 Euro Du nicht...?»
macht, das
nun aber samt Inhalt
wer letztlich Schluss
Schweizer Firma) schon,
Darmverschluss.
den Besitzer (eine
ist doch eh dasselbe.
Resultat
die
dass
hat, ist denkbar,
bedienen sich gewechselt
die WirkEtwas weniger Mutige
Käufer die Idee bald in
Umfrage in Deutschland
erledigen die findigen
die- Gemäss einer
gerne eines Briefs oder
umsetzen. Der Erfinder
bereits 12% der
können sich immerhin
kurzen Anruf. lichkeit
leidige Sache mit einem
bemerkenswerten Geschäftsidee, befragten Frauen vorstellen, per SMS
können nun aber ser
Seit einigen Jahren
Aichhorn bestätigt jedenfalls:
mühelos Schluss Florian
sogar die Feiglinge
Kopf, durch
umschwirren deinen
Du wachst auf, Moskitos
die
Luft erkennst du allmählich
die tropisch feuchte
Lianen
Bäume und verschlungener
Umrisse gewaltiger
unter dir.
weichen Dschungelboden
und registrierst den
Pistole. Du
du das Gewicht einer
In deiner Jacke spürst
du an diedu dich befindest, wie
hast keine Ahnung wo
wer du übergekommen bist und
sen ungastlichen Ort
Hologramm,
ganz in der Nähe ein
haupt bist. Du findest
aufgeVerlust deiner Erinnerungen
das du kurz vor dem
ausserirdischen
einer
von
Rede
die
nommen hast. Es ist
dich die
Langsam beschleicht
Bedrohung, Gefahr, Tod…
Auseiner Intrige gigantischen
Erkenntnis, dass du Opfer
Planeten
und auf einen fremden
masses geworden bist
zur Erde
Du musst einen Weg finden,
verschleppt wurdest.
Und das,
Bedrohung aufzuhalten.
zurückzukehren, um die
macht so richtig Laune!
meine Damen und Herren,
und
«Prince of Persia» springt
Ähnlich wie beim Klassiker
die ungein Seitenansicht durch
klettert der Protagonist
Welten, um seine Erinnerungen
heuer atmosphärischen
Rettung der
die den Schlüssel zur
zurück zu gewinnen,
stört
aufdringlicher Soundtrack
Menschheit bergen. Kein
Effekte
Suche, nur gut getimte
die nervenaufreibende
Höhepunkt
geniale Agentenspiel.
unterstreichen dieses
durch die
perverse Fernsehshow,
bildet ohne Zweifel die
zur Erde zu
muss, um die Reise
sich der Held schlagen
wird ein
kennt,
Man»
«Running
gewinnen. Wer den Film
André Witzig
amüsantes Déjà-vu erleben.
oder haben
eine Beziehung zu beenden
bei den Mändies bereits getan. Auch
4% einmal soweit
nern sind schon über
für immer Adieu
gewesen, in 160 Zeichen
ist kürzer und
zu sagen. Diese Variante
– und sogar noch
schneller als ein Brief
vertreten 70-80%
billiger! Andererseits
auch die Ansicht,
beider Geschlechter
Gespräch sei der
nur ein persönliches
wenn es darum
Situation angemessen,
zu beenden.
geht, eine Beziehung
LINKS
PROFESSIONELL
.com
www.schlussmachen
com/lovers-dir.html
www.speakersnotes.
www.wetellyou.ch
SELBSTHILFE
~robin/schluss.htm
http://www4.w-4.de/
gebert.de/schluss.
http://www.andreashtm
ZWSCHENDURCH
www.myproblems.de
AUSGEGRABEN 29
28 DATENWELT
Zündstoff bietet Tiefgang
Zündstoff allgemein
Ich habe das Zündstoff in mehreren
Zürcher Oberländer Partytempeln entdeckt. Es ist kein Zufall, dass meine
Schwester euer Magazin mit nach Hause
genommen hat. Zündstoff sticht klar aus
der Masse hervor. Es beinhaltet nicht
nur den üblichen Partykommerz oder
plakative Bikini-Unterhaltung, sondern
bietet auch Tiefgang im Stile einer Weltwoche.
Tom Schneider
MODE
1. Newcomer-Shooting;
Thema: VERFÜHRUNG
AUFS FALSCHE PFERD
GESETZT
Zugemutet
wir ein Bild, das uns verführt.zuwirft, weil
MODE / Sehen wollten
Frau, die uns kalte Blicke
bekommen wir eine junge
beobachten.
wir sie durchs Schlüsselloch
ich mache alles mit.» Auf
Fischli (25) sehr spontan,
Designerin Johanna
wird die Kollektion ausgevon FACES einem Tisch
betritt die Räumlichkeiten
einem Tisch wird die KollekVerspätung. breitet. Auf
Die Materialien sind
mit höchstens zehn Minuten
die tion ausgebreitet.
Eine unwesentliche Nachlässigkeit,
Kombination aus Seiden-,
Catherine eine seltsame
aber bei Make-up-Artistin
und Fasnachtsstoffen.
Zwahlen (21) SynthetikJunod (26) und Model Julia
Hin und Her («Ich weiss
Nicht so bei Nach langem
entscheidet
bereits Ungeduld auslöst.
halt nicht, ob das passt»)
knappe schwarze
sich das Team für eine
Blindtext Blindtext
kombiniert
Blindtext Blindtext Blindtext
Hot-Pant im Lingerie-Stil,
Blindtext Blindtext
bauchfreien
mit einem tief dekolltierten,
Blindtext Blindtext Blindtext
glänzendem
Kapuzenjäckchen aus
Blindtext Blindtext
dieser Outfit will
armygrünen Stoff. Mit
Sie
«Verführung» darstellen.
(36), der Lam- Johanna
«sexy,
Fotograf Pablo Wünsch
unter diesem Begriff
die Einrichtung versteht
Leider wird
pen und Reflektoren für
edel und geheimnisvoll.»
trägt.
der erste der
des Studios durch die Zimmer
mit diesem Styling nur
Zum Glück interdrei Punkte eingelöst.
professionelles
Es ist Johannas erstes
Make-up-Artistin Catherine
sie deshalb pretiert
Shooting. Vielleicht schleppt
eine subtilere Weise:
, die das Thema auf
sie
ihre gesamte Abschlusskollektion
professionell erarbeitet
mit Chri- ruhig und
vor einem Jahr gemeinsam
Make-up. «Für mich ist
in einer gros- ein natürliches
stine Noli entstanden ist,
etwas Feines. Ich möchte
ich wenig Verführung
hatte
«Leider
mit.
sen Tasche
keine Maske aufsetzen.
Aber ich bin dem Gesicht
Zeit, mich vorzubereiten.
»
MODE 21
Thema Verführung, Fotograf:
06 MAILBOX
Pablo Wünsch, Make Up/Frisur:
Catherine Junod (Faces),
Jäckchen: Johanna Fischli,
Model: Julia Zwahlen
MC Fetch inszeniert bloss sich selbst
Kolumne «MC Fetch», Zündstoff Nr. 9,
Mai 06
Etwas versteh ich nicht: Wieso darf der
MC Fetch bei euch noch immer seine
Floskeln publizieren? Was der macht, ist
doch pure Selbstinszenierung. Besonders die letzte Kolumne mit seiner Einkaufstour fand ich schrecklich.
Enzo Tschudin
Zündstoff Nr. 10 | Jun
i 2006
Sieht so ein Model-Scout aus?
«Job & Karriere: Edi Hirt», Zündstoff Nr.
10, Juni 06
Meine lieben Leuten von Zündstoff, ich
habe mit Interesse das Interview mit
dem Model-Scout Edi Hirt gelesen und
bin nach eingehender Studie des Textes
zum Schluss gekommen: Ein ModelScout sieht anders aus als dieser Edi
Hirt. Ich frage euch, lieber Leute: Wo
sind denn die goldenen Ketten an Hals
und Handgelenken? Dass der mit diesem
Auftreten Erfolg hat, wage ich schwer zu
bezweifeln.
Patrick Huber
Richtigstellung
In unserer April-Ausgabe haben wir über
Tilllate berichtet. In der Illustration des
Artikels ist uns ein Fehler unterlaufen.
Auf Seite 12 wurde das Bild einer PartyFotografin veröffentlicht. Wir stellen
hiermit klar, dass die dort abgebildete
Fotografin in keinem Bezug zu Tilllate
steht. Für das Versehen bitten wir um
Entschuldigung.
Die Redaktion
INFOBOX
» Du fandest einen Zündstoff-Beitrag
derart genial, das Du ihn an der Wand im
Zimmer eingerahmt hast?
» Das Heft so schlecht, das Du es
zerknüllt und das WC runtergespült
oder gegessen hast?
» Du hast Beitragsvorschläge oder Infos,
über die Zündstoff berichten sollte?
» Du hast Interesse an einer Mitarbeit in
unserem Team?
» Du möchtest einen MitarbeiterIn
heiraten?
» Dann schreib uns:
[email protected]
» Du hast Infos, die niemand will?
[email protected]
JOB&KARRIERE
«DER EINZIGE, DER STIRBT,
IST DER BERUF»
DETEKTIV / Sherlock Holmes gibt es auch in der Schweiz, nur raucht
der hier nicht Pfeife und heisst Toni Casagrande. Der Basler arbeitet als
Privatdetektiv. Mit dem allgegenwärtigen Bild des privaten Geheimpolizisten habe der Beruf aber rein gar nichts zu tun. Zündstoff traf den
Inhaber einer Privatdetektei zum Gespräch über Klischees.
TEXT: MARKUS PRAZELLER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG
»
Herr Casagrande, wie viele Stunden haben Sie schon wartend im Auto
verbracht?
(Lacht). Genau kann man das nicht
beziffern. Aber einige waren das schon.
Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Die
Hauptbeschäftigung eines Privatdetektivs ist das Warten.
Rauchen Sie Pfeife wie Sherlock
Holmes?
Nein, ich persönlich nicht. Aber es gibt
durchaus Detektive, die Pfeife rauchen.
Weil – wie erwähnt - ein grosser Teil des
Jobs aus Warten besteht, muss man
sich irgendwie die Zeit vertreiben. Da
kann es schon sein, dass der eine oder
andere zur Pfeife greift.
Welches sind – neben der Pfeife - weitere Erkennungsmerkmale eines Privatdetektivs?
Viele Detektive haben einen Hund. Es
wirkt nämlich viel unauffälliger, mit
einem Hund Gassi zu gehen, als stundenlang wenig beschäftigt im Auto zu
sitzen. Probieren Sie es aus, warten Sie
mal eine Stunde lang im Auto am Strassenrand. Sie können darauf gehen, dass
nach kurzer Zeit die Polizei auftaucht
und sie fragt, was sie da genau machen.
Der beste Observator ist nämlich der
JOB&KARRIERE 07
«Dieser Job ist totlangweilig. Ausser Warten
passiert nämlich wirklich nicht viel.»
TONI CASAGRANDE
Bürger, der in der Nacht nicht schlafen
kann und aus dem Fenster schaut.
Was erzählen Sie der Polizei, wenn Sie
kontrolliert werden?
Jeder Privatdetektiv benötigt von jedem
Kanton, in dem er observiert, eine
Bewilligung. Diese erhält er nur, wenn
er bisher weder straf- noch zivilrechtlich belangt wurde und einen reinen
Betreibungsregisterausweis vorweisen kann. Diese Bewilligung habe ich
selbstverständlich und die weise ich
den Polizisten dann vor.
Trotz der ewigen Warterei ist der Job
des Privatdetektivs aber der spannendste der Welt, oder?
Überhaupt nicht, nein. Dieser Job ist
totlangweilig. Ausser Warten passiert
nämlich wirklich nicht viel. Grundsätzlich geht es nur darum, herauszufinden, wann jemand wo ist und dies zu
dokumentieren. Das ist alles. Nicht sehr
spannend, oder finden Sie schon?
Da muss ich widersprechen. Was Sie
erzählen, klingt nach Nervenkitzel.
Immerhin dürfen Sie sich ja nicht erwischen lassen. Ist Ihnen das schon einmal passiert?
Nein, noch nie. Das wäre das Schlimmste, das einem Privatdetektiv passieren
kann. Das kann man sich nun wirklich
nicht leisten.
Wer beansprucht eigentlich die Dienste eines Privatdetektivs?
Früher, als das alte Scheidungsrecht
noch in Kraft war und Fremdgehen ein
Scheidungsgrund war, sind vor allem
betrogene Ehepartner zu mir gekommen. Heute wird ein Privatdetektiv fast
ausschliesslich von Versicherungen
beauftragt, die den Versicherungsbetrug auffälliger Kunden nachgewiesen
haben wollen. Ab und zu kommt auch
mal eine Unternehmung, die einen ihrer
Arbeiter beim «blaumachen» erwischen
will.
Tragen Sie während eines Einsatzes
eine Waffe auf sich?
Nein, das ist strengstens verboten. Waffen gehören nicht zum Werkzeug eines
Detektivs.
«Ich werde oft von Leuten aus dem Drogenund Sex-Milieu gefragt, ob ich ihre Konkurrenten ausspionieren könnte.» TONI CASAGRANDE
Was gehört denn zu Ihrem Werkzeug?
Ein Kugelschreiber, ein Block, allenfalls
ein Diktiergerät und kleinere Hilfsmittel.
den Verfolgungsjagden, wie uns das die
Detektiv-Filme vermitteln, hat das rein
gar nichts zu tun. Der einzige, der stirbt,
ist der Beruf selbst.
Das interessiert uns, von welchen
Hilfsmitteln sprechen Sie?
Hilfsmittel, mit denen man beispielsweise ein Reifenventil öffnen kann, um
dem Fahrzeug des Beobachteten einen
Bleifuss zu bescheren. Dann muss der
nämlich einen von der Garage kommen
lassen, der wiederum als Zeuge beweisen kann, dass sich der Beobachtete
tatsächlich am besagten Ort befand.
Lohnt es sich denn wenigstens finanziell?
Verdienen tut man gewiss nicht schlecht.
Eine Arbeitsstunde kostet rund 90 Franken plus Spesen. Wenn man bedenkt,
dass eine Observation in der Regel einige Stunden dauert, kommt da schon
einiges zusammen. Dumm nur, dass die
Auftragslage so schlecht ist und kaum
mehr Aufträge ins Haus fl attern.
Versicherungsbetrüger,
Arbeitsschwänzer, gibt es irgendeinen Auftrag, den Sie nicht annehmen würden?
Ich werde oft von Leuten aus dem Drogen- und Sex-Milieu gefragt, ob ich ihre
Konkurrenten ausspionieren könnte.
Das mache ich nicht. Von Mafia, Milieu
und Drogen lasse ich die Finger.
Welche Eigenschaften benötigt ein
guter Detektiv?
Er muss geduldig sein, diskret und darf
kein «Plauderi» sein. Diskretion ist das
wichtigste in diesem Beruf. Beginnt ein
Detektiv zu reden, entstehen Gerüchte
und Auffälligkeiten, die den Ruf sehr
schnell zerstören.
Sie klingen nicht gerade begeistert von
Ihrer Tätigkeit. Haben Sie den falschen
Beruf gewählt?
Die Auftragslage in dieser Branche ist
in der Tat sehr schlecht. Ich bin überzeugt, dass es in zehn Jahren so gut wie
keine Privatdetektive mehr gibt. Dieser
Beruf ist vom Aussterben bedroht. Und
wie ich bereits sagte, Privatdetektiv zu
sein ist langweilig. Mit Blut und wil-
TONI CASAGRANDE
Antonio Casagrande (61) ist gelernter
Informatiker. Vor bald 20 Jahren machte
sich der Basler selbstständig und gründete die Agentur «Certus», die mehrere
Privatdetektive beschäftigt – wie viele
es genau sind, möchte Casagrande aus
Gründen der Diskretion für sich behalten. Für die SVP nimmt Casagrande im
Grossen Rat der Stadt Basel Einsitz.
Ausserdem präsidiert er den Verband der
Waffenhändler beider Basel.
AGENTUR CERTUS
Die Agentur Certus Sicherheitsdienste
wurde 1987 von Antonio Casagrande
gegründet. Laut Handelsregistereintrag
bietet die Agentur Leistungen einer Privatdetektei (Beschaffung von Informationen; Abklärungen) an. Zusätzlich wird
die Agentur aber auch im Bereich der
Video-Überwachung und des Personenschutzes tätig.
www.toca.ch
[email protected]
TITELSTORY
10 TITELSTORY
TITELSTORY
DA IST KEINE
SCHRAUBE LOCKER
MODDER / Ihr Geld fliesst in den Computer, sie investieren Hunderte von
Arbeitsstunden und nähren einen eigenen Marktsektor. Ihr Gott ist der
perfekt designte Computer.
TEXT: BENJAMIN BLASER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG; ZVG
»
«Wir sind schon ein bisschen Spinner», gibt Marc (28) unverhohlen zu.
Der Berner ist einer der fleissigsten und
erfolgreichsten Modder der Schweiz.
Seine Passion beschreibt er so: «Computer Modding, das ist die Kunst, aus
einem gewöhnlichen Computer etwas
ganz Neuartiges zu machen.» Dabei
geht es primär aber nicht darum, die
Leistung des Computers zu verbessern,
sondern ihm ein ungewöhnliches, ja
sogar ein spektakuläres Äusseres zu
geben. Dabei verändern die Modder nicht
nur die bestehenden Bauteile, viele entwerfen ganze Gehäuse und Schaltkreise
nach eigenen Plänen. «Ein ziemlich verrücktes Hobby für die einen, die Erfüllung
ihrer Träume für die anderen», bringt
Marc seine Leidenschaft auf den Punkt.
Er ist einer der Top Schweizer Case Konstrukteure. Dank Zugriff auf spezielle
Maschinen, viel eigenem Know-How und
einem guten Beziehungsnetz zu anderen Handwerkern, gelingen ihm immer
wieder besonders ausgefallene Kreationen: Sein «X-Zone Server» besteht
aus einem rotierenden Ring, der sich
um das Mainboard dreht und dabei blau
leuchtet. Ein eigentliches Gehäuse fehlt,
der Computer wird gewissermassen
von Licht umhüllt. Auch der 22-jährige
Martin aus Weiningen im Kanton Zürich
gehört zur Spezies der Modder. Für ihn
ist das Aufmotzen von Computern mehr
als ein Hobby, es ist eine Passion, ein
Lebensgefühl. Die Freunde, welche
seine Leidenschaft teilen, spricht Marc
konsequent mit ihrem Nickname an.
«Wie auch in der Gamer-Szene gehört
ein solcher Übername einfach dazu»,
sagt Martin, der in der Szene unter dem
Pseudonym «P@nzi» bekannt ist.
«Computer gleich nach der Frau»
Auch für Marc, der sich «Besi» nennt,
ist das Computer Modden mehr als ein
Hobby - es ist sein ganzer Stolz. «Der
Computer hat eine sehr zentrale Rolle in
meinem Leben. Direkt nach meiner Frau,
würde ich sagen», meint der gelernte
Werkzeugmechaniker knapp. Modden
sei für ihn eine Form der Selbstverwirklichung. Sich immer neue Ziele und Fristen für das nächste Projekt zu setzen,
erfülle ihn. «Ich modde vor allem für
mich.» Dafür ist er auch gerne bereit,
Geld und Freizeit zu investieren. Dennoch meint er schmunzelnd: «Wenn ich
im Vornherein gewusst hätte, wie viel
Zeit und Rückschläge ich für jedes Projekt in Kauf nehmen würde, hätte ich
wahrscheinlich gar nie angefangen.»
Auch Martin hat schon etliche Stunden
in seine Mods gesteckt. «Ich habe in
mein letztes Projekt sicher 15‘000 Franken investiert, wahrscheinlich mehr»,
meint er verlegen. Nicht zu vergessen
seien aber auch die «sozialen Kosten»,
sagt Marc: «Ich kann mich glücklich
schätzen, dass meine Frau so tolerant
ist.» Es kann nämlich durchaus mal vorkommen, dass er eine Nacht oder zwei
durchmodded, wenn ein Projekt vor
einem Wettbewerb noch fertig werden
muss. Diese Erfahrung hat auch Stefan
(26) schon gemacht. Vor zwei Jahren
als er mit seinem «Mod» kurz vor den
Schweizermeisterschaften stand. «Ich
kam von der Arbeit, habe eine Nacht
lang gebastelt und bin dann gleich wieder arbeiten gegangen, bevor es an
die Meisterschaften ging», meint der
Mechaniker stolz.
Wer nämlich so viel Geld und Zeit in
sein Hobby steckt, der will es am Ende
auch jemandem zeigen. Dazu gibt es
Wettbewerbe wie die SCMM (Schweizer Case Modding Meisterschaft) oder
auch die DCMM in Deutschland, an der
auch Schweizer Modder teilnehmen
dürfen. Wer hier in den oberen Rängen abschliesst, kann stolz auf sich
sein - und fette Preise gewinnen. An
TITELSTORY 11
TITELSTORY
COBRA2 (2 PCs, 3 Netzteile)
PC1: AMD FX 57 CPU, 2GB RAM, 2x XFX7800 Tripple X Edition 512MB, 250GB HDD, 2x DVD-RW
PC2: intelP4 3Ghz, 1,75GB RAM, GK onboard, 5TB HDD, 2x DVD-RW
Gewicht: nicht tragbar (6 Rollen) 70-80 kg
Wert: 20 000.–
Arbeitsaufwand: 1 Jahr - jede freie Minute | Spezielles: Alles Wassergekühlt wobei Wassertemperatur automatisch nach Aussentemperatur und Jahreszeit reguliert wird.
12 TITELSTORY
TITELSTORY
> Männer unter sich: Marc, Stefan und Martin
der besagten Schweizermeisterschaft
erreichte Stefan den vierten Platz.
Gewonnen hatte Marc.
Grosse Community
Ein Computer-Bastler, der etwas auf
sich hält, ist ständig auf dem Laufenden.
Es gilt sich über die neusten Trends und
Hardwareentwicklungen zu informieren,
die neusten Testberichte auswendig zu
lernen oder eigenhändig eine Lösung für
ein Problem auszudenken. Dafür bieten
eine schier unüberschaubare Vielfalt
von Internetseiten und Diskussionsforen eine reiche Informationsbasis. «Viel
Know-How kann man sich aber nicht
einfach aneignen, das muss man gelernt
haben», stellt Marc fest. Da erstaunt es
auch nicht, dass viele Modder, die mit
ihren Werken nationalen und internationalen Erfolg feiern konnten, als Techniker und gar Designer arbeiten.
Marc schätzt den Kern der Schweizer
«Community» auf rund 400 Personen.
Insgesamt sind auf der Website www.
teaker.ch etwas über 2000 Personen
registriert. Erstaunlich: Die Zahl der
Frauen ist verschwindend gering. «Vielleicht schrecken die Computer die sonst
so kreativen Frauen völlig ab», versucht
Marc die niedrige Frauenquote zu erklären. Immerhin belegte eine Frau letztes
Jahr bei den Casemod-Meisterschaften
den dritten Rang. «Sie hat etwas eigenes gemacht, gestanzt wars, glaube
ich», erinnert sich Stefan.
Mit Ehrgeiz zur Perfektion
Marc arbeitet zurzeit an seinem neuen
Riesencomputer mit dem klingenden
Namen «Cobra2». Bei Zusammenbau
folgt er immer dem gleichen Muster:
Zuerst sammelt er Informationen zu
den benötigten Teilen und erstellt ein
Konzept. Sind diese bekannt, werden
sie ausgemessen. Erst dann beginnt die
Planung des Gehäuses. Marc plant seine
Kreationen akribisch in CAD (Computer Aided Design). Diese Technik wird
auch im Schiffbau und in der Architektur verwendet und ermöglicht es, am
Computer zwei- und dreidimensionale
seinem glänzenden Casemod staubte
Stefan beim nächsten Wettbewerb den
ersten Preis ab - eine Grafikkarte im
Wert von über 1000 Franken.
Modden will gelernt sein
Aber nicht alles was glänzt, ist Gold.
Wer sich seinen Computer nur aus fer-
«Der Computer hat eine sehr zentrale Rolle in meinem
Leben. Direkt nach meiner Frau, würde ich sagen.»
Computer-Modder Marc
Zeichnungen anzufertigen. Genauigkeit
ist hier das oberste Gebot. «Am Ende
muss jede Schraube sitzen, wird bei
der Verarbeitung geschlampt, schlägt
sich das immer auf die Punkte nieder»,
weiss Marc. Das riesige Gehäuse seines
«Cobra2» beherbergt zurzeit zwei Computer und 26 Harddisks.
Suche nach dem perfekten Teil
Dass wie an diesem Beispiel alles perfekt aussieht, wird nichts dem Zufall
überlassen. Auf der Suche nach einem
speziellen Gehäuse hat Stefan schon
viele Ärgernisse in Kauf genommen.
«Einmal bin ich mit dem Taxi von Bern
nach Liebefeld gefahren, wo ich ein
Gehäuse aufgespürt hatte. Auf dem Weg
zurück in die Stadt habe ich mich aber
spontan anders entschieden», erzählt
Stefan. Er hatte sich in ein 800 Franken teures «Coolermaster Case» verguckt. «Also bin ich nochmals ins Taxi
gestiegen, zurückgefahren, habe das
Gehäuse umgetauscht und bin mit dem
Taxi wieder heimgefahren. Das hat mich
eine schöne Stange Geld gekostet, ich
sollte wohl doch mal den Führerschein
machen», meint der 26-Jährige schmunzelnd. Gelohnt hat sich‘s allemal. Mit
tig erhältlichen Teilen zusammenbastelt
oder noch schlimmer, einen fertig verschönerten (in Fachkreisen «premodded» genannten) Computer anschafft,
der wird von den Moddern nur belächelt.
«Überladene oder blinkende Mods finde
ich hässlich.» meint Stefan und fügt
an: «Ein Mod sollte keine falsche Aufmerksamkeit auf sich ziehen.» Sein
Urteil wiegt schwer, ist er doch Teil der
Schweizer Jury, die jedes Jahr wieder
die schönsten und innovativsten Schöpfungen prämiert. Fazit: Auch beim Protzen ist eben weniger oftmals mehr.
Gern gesehen hingegen sind schöne
Airbrush-Paintings oder Gestaltungsideen, die bisher noch keiner hatte. «Es
geht mir vor allem darum, dass etwas
Individuelles gestaltet wird», sagt Stefan. Gerade im künstlerischen Bereich
sei in den letzten Jahren das Niveau
sehr stark gestiegen. Nachmacherei
hingegen erweckt keine Aufmerksamkeit. Wer sich die Anerkennung der
Szene erarbeiten will, muss sich kräftig
ins Zeug legen. «Nur Anfänger steigen
mit Imitationen ein. Wer meint, eine
Leuchtkathode und ein Speziallüfter
gelten heute noch als Mod, der irrt sich
gewaltig. So eine Meisterschaft ist eine
TITELSTORY 13
X-ZONE SERVER
Name: X-Zone Server
Gewicht: 14.5 kg
Arbeitsaufwand: 300 Stunden
Wert: nach Arbeitsstunden: unbezahlbar,
Material ca. 1500 Franken
Special Features: Spezielle Technik für
die Rotation des Lichtrings,
Konstruktion mit CAD
Sonstiges: 2. Rang European Case
Modding Contest
SNIPAS COOLERMASTER
Name: Snipas Coolermaster
Gewicht: 24kg
Wert: ca. 4000.Arbeitsaufwand: ca. 200 Stunden
Abmessungen: H 520 x B 195 x T 530 mm
Rechenleistung: AMD XP2100+, GeForce
FX 5900 Ultra, 512 DDR RAM, 420GB HDD
Besonderes: Speziell angefertigtes
Alugehäuse zum Schutz der auf Bodenhöhe montierten Pumpe.
ernste Sache», sagt Stefan bestimmt.
Besonders ausgefallene Ideen verlangen zuweilen auch besonders intensive
Sucharbeit. Nicht immer sind Händler
einfach zu finden, die das benötigte Teil
anbieten. Zwar gibt es mittlerweile eine
ganze Industrie, die sich den Bedürfnissen der Modder widmet und ständig neue
Gerätschaften auf den Markt bringt,
die man einbauen könnte, dennoch ist
nicht alles so leicht aufzutreiben. «So
musste ich beispielsweise auf die harte
Tour erfahren, was der Unterschied
zwischen gezogenem und gegossenem
Plexiglas ist», witzelt Martin. Fräsversuche in eine gezogene Plexiglasscheibe endeten bei ihm in einer hoffnungslos geschmolzenen Sauerei. Hilfe finden
die Modder vor allem im Internet. Dort
informieren sie sich gegenseitig über
neue Entwicklungen und Projekte oder
verabreden sich auch mal zum gemeinsamen Grillen - fernab von Computern
und Drehbänken, wie Marc erzählt. Dennoch mag man ihm das nicht so recht
glauben. Während unseres Treffens mit
den drei führenden Modder, welches wir
14 TITELSTORY
initiiert hatte, war es kaum möglich über
irgendetwas anderes zu reden, als über
Computer. Kaum die Wortführung abgegeben, fachsimpeln die drei Jungs wieder darüber, wie teuer ein Laser Schnitt
ist, wieviel das letzte «Wasserstrahlen»
gekostet hat oder was ihr nächstes Projekt unbedingt beinhalten muss.
Ideen gehen nie aus
«Ich will einen Mod bauen, der fahren
kann - auf jeden Fall!» Martins Augen
strahlen. Stefans derzeitiges Projekt
nennt er schlicht das «ewige Projekt».
Immer wieder entwickelt er neue Ideen
und kommt gar nicht mehr dazu, diese
alle umzusetzen. «Ich müsste zuerst
einmal lernen, wie man mit CAD umgeht.
Bei einem so komplexen Projekt ist es
nicht mehr möglich, nur mit Notizen
und Geodreieck zurecht zu kommen»,
ist er überzeugt. «Deshalb steht mein
Projekt im Moment still, ich bin sozusagen inaktiv», lacht er. Damit ist er aber
die Ausnahme. Ein Blick ins InternetForum genügt, um zu sehen, dass schon
wieder etliche Projekte in Planung sind.
«Es wird wohl auch dieses Jahr wieder
eine SCMM geben, ich weiss aber noch
nicht, wo und wann genau. Vielleicht an
der Air-Plane in Kloten», sagt Stefan.
Mittlerweile ist es spät geworden. «Ich
sollte langsam nach Hause …», lächelt
Marc, «… noch etwas Zeit mit meiner
Frau verbringen.»
WEITERE BILDER UND INFOS
Weitere Informationen und Bilder findet
ihr unter:
www.tweaker.ch
www.explosion-zone.ch
www.dcmm.de
www.pctweaks.ch
www.pc-cooling.ch
www.air-plane.ch
UMFRAGE
Bist auch du ein Modder?
Hast du deine Kiste ebenfalls aufgemotzt?
Sende uns jetzt ein Bild deines Computers an: [email protected]
»
N
N
A
M
S
U
A
H
R
E
D
DÖSEN
Jetzt wird’s lustig. Superpapa ist mittlerweile gross
genug, um ganz alleine zur Kleinen zu schauen, 50 Prozent,
sehr modern, ist er dreieinhalb Tage die Woche Hausmann.
Da kann Superpapa morgens nicht mehr liegen bleiben. Können schon. Aber tut er das, wacht er im Chaos auf. Im und ums
Bett liegen Kleider und Bücher, die WC-Rollen sind ausgerollt
und irgendwelche Playmobil-Opas stecken im Drucker. Das
Kind findet sich dann nackt in Gummistiefeln, mit einem Hut
auf und einigen von Supermamas Unterhosen um den Hals.
Die Kleine hat meinen Sinn für Mode geerbt.
Eines ihrer Hobbys ist, lautstark «Kassette!» von Pingu oder
Globi zu fordern. Wir hatten nur deren zwei, anfangs, bis
Supermama am Morgen des 143. Umlaufs von «De Pingu
baut en Iglu» bestimmt sagte: «Die kriegt eine neue Kassette. Sonst dreh ich durch!» Doch war es schwierig, die Kleine
an die neue Kassette mit Pingu und Robby – zugegeben ein
komisches Viech - zu gewöhnen. Sie protestierte und forderte
weinend DIE Pingukassette. Mittlerweile hat sie den Fakt
akzeptiert, dass es eine ganze Serie davon zu geben scheint,
und auch «Sternenkinder» und «Die kleine Raupe Nimmersatt».
Mit ihren Gewohnheiten ist sie ziemlich unflexibel. Aufstehen,
wickeln, anziehen, Brote essen, und dann los spielen – täglich in dieser Reihenfolge. Daneben lässt es sich gemütlich
abwaschen, Staub saugen, Kleider falten, nach dem Rechten
sehn, den neuen Liegestuhl einliegen, Zigaretten drehn oder
Zeitung lesen - hey, ich bin gerne Hausmann. Beim Spielen erlebt Superpapa zurzeit ein kleines Back-to-the-roots:
Kinderüberraschungen zusammenbauen, Holztierchenzoos
errichten, Büchlein gücken. Wow, die mageren Playmobilpferde gibt es immer noch. Endlich hätte man Zeit, ausgiebig
zu spielen. Allerdings ist Superpapa wenig ausdauernd, wenn
es ums Klötzchenspielen oder Tierchen zeichnen geht. Nach
spätestens einer Viertelstunde muss er jeweils aufpassen,
dass ihm nicht das Gesicht einschläft. Schliesslich hat er das
schon in seiner Kindheit bis zum Abwinken gespielt. Eins seiner Lieblingsspiele scheint Papa-geht-ins-Bett-und-die-Kleine-bettet-seine-Tierchen-zu-ihm zu sein. Irgendwie findet sie
es toll, muss auch Papa ab und zu für ein Mittagsschläfchen
abtauchen. Schliesslich verpennt auch sie viel: Erstaunlich,
wie diese Kinder 16 Stunden des Tages verschlafen und acht
Stunden Vollgas geben. Wenn die erst 16 Stunden wach bleibt
- das kann ja heiter werden.
André Ruch, 27, ist Papa und schreibt
an dieser Stelle regelmässig über
seinen Alltag mit Tochter. Für weitere Fragen: [email protected]
KOLUMNE 15
SOUND
MP3-STREIT: SUISA WILL MEHR
GELD VON MUSIK-HÖRERN
MP3-TARIF / Um den durch MP3-Downloads entstandenen Verlust für die Musikindustrie zu kompensieren, will die SUISA jetzt eine Gebühr auf MP3-Player und HarddiskRecorder erheben. Ein Skandal, finden die Konsumentenorganisationen.
TEXT: PASCAL MÜNGER | FOTOS: RAPHAEL DÜRIG
»
Es braucht viel Liebe
zur Musik, dass heute jemand
in ein Plattengeschäft geht,
um sich die neuste CD seiner
Lieblingsband zu kaufen. Im Zeitalter von Limewire, MP3-Playern
und CD-Brennern braucht es kaum
mehr als ein paar leere Datenträger
und zwei Mausklicks, um sich den persönlichen Lieblingsound zu besorgen.
In Zeiten von «Geiz ist geil» und «Ich bin
doch nicht blöd» erstaunt es kaum, dass
die Verluste der Plattenfirmen in die
Millionen gehen.
Zu den Leidtragenden gehören die
Künstler, die von ihren eigenen Fans
um den verdienten Lohn gebracht werden. Dagegen will sich die SUISA, die
für den Schutz der Künstler zuständig
ist, jetzt wehren. Und zwar mit einem
sogenannten MP3-Tarif. Künftig sollen
MP3-Player und CD-Rohlinge mit einer
zusätzlichen Gebühr belegt werden, die
an die geschädigten Urheber fliessen
soll. Die Idee der SUISA wird auch von
16 SOUND
bekannten Schweizer Künstlern getragen. In einem von Mia Aegerter, Polo
Hofer und Baschi unterschrieben Brief
schreibt die SUISA: «Wir begreifen die
Befürchtung, die neuen Vergütungen
könnten ganz oder teilweise auf die Endpreise und damit auf die Konsumenten
abgewälzt werden, wie es in unserer
Marktwirtschaft nun einmal üblich ist.»
Dennoch gebe es kein Vorbeikommen an
dem Tarif, sind sie überzeugt: «Es wäre
ebenso ungerecht, diese Vergütungen
den Künstlern vorzuenthalten - wie die
Weigerung eines Unternehmers, seine
Angestellten zu bezahlen.»
«Kaum durchdachte Lösung»
Die MP3-Steuer wird allerdings von
verschiedenen Seiten hart kritisiert. So
hat der Dachverband der Urheber- und
Nachbarrechtsnutzer und der Importeurverband Swico beim Bundesgericht
gegen den MP3-Tarif Einsprache erhoben. «Für einen MP3-Player mit eingebauter Harddisk von 1 GB ist heute
eine Abgabe von rund 50 Rappen zu entrichten. Mit der MP3-Gebühr der Suisa
hätte der Konsument für ein Gerät mit
identischer Funktionalität einen 31 Mal
höheren Betrag zu bezahlen. Der Kunde
meint somit, er besitze einen Mehrwert,
tätsächlich hat er aber nur eine höhere
Steuer bezahlt», sagt Jürg Stutz, Präsident der Swico. Und er geht sogar noch
weiter: «Hier findet eine klare Technologie-Diskriminierung statt. Es kann nicht
sein, dass man zum Beispiel auf einem
MP3-Player mit einem Gigabyte FlashMemory eine Abgabe von 16 Franken
entrichten soll.»
Das Problem liegt nämlich vor allem
darin, dass niemand genau überwachen
kann, welche Songs illegal verbreitet
werden. Die SUISA hat daher keine Möglichkeit, den wirklichen Urhebern der
Rechte auszuzahlen, sondern müsste
rein spekualtiv vorgehen. Bestrafen
würde ein solcher Tarif all diejenigen,
welche keine Songs kopieren und beispielsweise ihre gekauften CD’s auf
iTunes laden und von dort direkt auf
den iPod. Die «ehrlichen Leute» würden somit den doppelten Preis für ein
Produkt bezahlen: Das erste Mal, wenn
sie die CD erwerben und das zweite
Mal, wenn sie die MP3-Gebühr beim
Kauf eines iPods an die SUISA entrichten müssten. Baschi & Co. meinen in
ihrem Brief dazu nur: «Man spricht
von «Mehrfachbelastung» zum Nachteil des Komsumenten. Als ob unsere
Rechte eine Art von staatlichen Steuern darstellten. Dabei gilt es daran zu
erinnern, dass hinter jeder Vergütung
ein kreatives Werk steht. Dank solchen
künstlerischen Schöpfungen und deren
Intepretationen werden Einnahmen der
Industrie ja erst möglich.»
Entscheid erst 2007
Am 1. Juni ist nun die Einsprachefrist
gegen den MP3-Tarif der SUISA abgelaufen. Nun muss das Bundesgericht
Michele Scarpellino (38),
Geschäftsführer aus Basel
«Eine solche Steuer finde ich überhaupt nicht gut. Wir müssen
schon genug für Musik zahlen. Nichtsdestotrotz würde ich aber
nicht auf den Kauf eines MP3-Players verzichten.»
Nadine Meyer (25) & Marion Unternährer (23)
Kleinkinderzieherinnen i.A. aus Basel
Wir finden es jetzt schon zu teuer, würde eine solche Steuer
erhoben, würden wir es uns wirklich gut überlegen, einen MP3Player zu kaufen. Eine solche Steuer ist einfach doof.
Tanja Rietmann (30),
Historikerin aus Bern
Ich finde es grundsätzlich gut, dass eine solche Steuer erhoben
werden soll, Die Künstler sollen schliesslich auch was für ihre
Musik bekommen. Ob das aber der richtige Weg ist, wage ich zu
bezweifeln.
über die eingereichten Einsprachen entscheiden. Mit einem Urteil ist jedoch erst
im nächsten Frühling zu rechnen. Bleibt
zu hoffen, dass die Richter in Lausanne
nicht die gesamte Schweizer Musikhörerschaft mit einer zusätzlichen Gebühr
bestrafen.
INFOBOX
www.suisa.ch
www.swico.ch
www.baschimusig.ch
www.miagaegerter.ch
www.polohofer.ch
SOUND 17
P.M.T. «Topping From Below»
»
HÖRGENUSS
ANGEHÖRT
5/5
D.A.D. «Scare Yourself»
4/5
Um es vorweg zu nehmen: P.M.T. rocken wie die Sau! Kaum zu glauben,
dass die junge Band aus Lausanne vor zwei Jahren noch vorzeitig aus einem
Newcomer-Wettbewerb ausschied. Aber vielleicht war das genau der richtige Weg. Danach ging es nämlich steil bergauf. Zuerst durfte man mit Korn
durch Europa touren und dieser Tage erscheint nun das neue Studioalbum
«Topping From Below». Auf der faulen Haut sind die Jungs also nicht gelegen.
Das wäre auch schlecht vorstellbar bei dieser Art von Musik: P.M.T. spielen
eine raffinierte Mischung aus Marilyn Manson und Nine Inch Nails und beweisen damit eindrücklich, dass Schweizer Rockmusik nicht immer nach dem
üblichen Schema funktionieren muss. pm
»
Nachdem für D.A.D.-Verhältnisse schon fast poppigen Album «Soft
Dog» aus dem Jahre 2002, besinnen sich die drei Dänen nun wieder auf ihre
wahren Stärken. Auf «Scare Yourself» zwängeln sich einem elf schwitzende
Nackenbrecher ins Innenohr. Die sanften Klänge und eingängigen Melodien
sind wieder einer Roheit und Power gewichen, die nur D.A.D. in dieser Form
erzeugt. Eigentlich gibt es zu diesem Album nur einen Satz zu sagen: Wer
intelligente Rockmusik mit Power mag, sollte von diesem Silberling nicht die
Finger lassen. pm
Dirty Pretty Things «Waterloo To Anywhere»
SCHMERZFREI
»
4/5
Was Peter kann, kann Karl schon lange. Nach Pete Dohertys erfolgreichem Projekt Babyshambles zieht sein ehemaliger Band-Kumpan Carl
Barat nach und schickt mit «Waterloo To Anywhere» ein sattes SommerAlbum in die Musikläden. Das Album ist frisch und ehrlich und bei weitem
keine billige Post-Libertines-Abzockerei. Da hat jemand noch einen ganzen
Sack voller Ideen im Gepäck und beweist uns souverän, dass nicht alle Genialitäten der Libertines-Songs dem Drogenhirn Dohertys entsprangen. Dem
einen oder anderen Song mag der Dreck unter den Fingernägeln fehlen, aber
so durchdachter, locker hingeklatschter Rock’n’Roll wurde seit langem nicht
mehr auf eine CD gepresst. db
Donavon Frankenreiter «Move By Yourself»
»
3/5
2004 war das grosse Jahr der Strandmusik. Künstler wie Jack Johnson
eroberten im Sturm unsere unterkühlte Vorstellung von Musik und liessen
ganz Europa gedanklich in Hawaii surfen. In diesem Fahrwasser erschien
vor zwei Jahren auch das Debüt von Donavon Frankenreiter. Im Gegensatz zu
Jack Johnson gelang es ihm, neben veträumten Strandmelodien, auch den
Blues auf ein ganz neues sommerliches Level zu hieven. Nun ist der zweite
Dreher erschienen, enttäuscht jedoch über weite Strecken. Mr. Frankenreiter
hat sich kaum weiterentwickelt, die Songs klingen schleimig und gleichzeit
gefühlslos. So wird aus Donavon Frankenreiter nie mehr als ein Trittbrettfahrer. pm
Mia Aegerter «Vo Maensche u Monschter»
STECKER RAUS
»
18 ANGEHÖRT
3/5
LaFee «Same»
2/5
Eines muss man Mia lassen: Es gelingt ihr immer wieder, interessante
Melodien und harmonische Arrangements in Songs zu verpacken. Dass diese
ganze Geschichte durch die schauspielerischen Aktivitäten aber erst richtig
ins Rollen kam, wird hier sicherlich nicht bestritten, ein gewisses Talent zur
Musik ist aber vorhanden. Stimmlich gibt es noch ein paar Möglichkeiten
sich zu verbessern. Auch ein bisschen mehr Abwechslung hätte den Songs
nicht geschadet, trotz allem ist «Vo Maensche u Monschter» aber ein nettes
Schweizer Pop-Album geworden. (pm)
»
Lafee ist ein niedliches 15-jähriges Girl aus Deutschland und wohl ein
Paradebespiel für Künstler, die man «Retortenprodukte» nennt. Sie passt
genau in die momentanen Trends von Tokio Hotel und Konsorten. Man stecke
sie in einen schwarzen Fummel, stelle ihr eine junge Band in den Rücken
und schon, dachten schlaue Produzenten, kreieren wir den nächsten TeenieHype. Selten zuvor gab es aber eine traurigere Marketingplanung. Allein
schon die Texte: Die Kleine singt von Vergewaltigungen und aufgetakelten
Schnepfen, was wohl erwachsen und roh klingen soll. Das Gegenteil ist der
Fall. Es gibt nichts schlimmeres, als einem 15-jährigen Mädchen zuzuhören,
dass über Themen singt, die es noch nicht einmal im Ansatz versteht. Pfui
töifel … pm
MC FETCH VON BRANDHÄRD:
RAP UND FUSSBALL
»
Was haben Fussball und Rap gemeinsam? Beides gehört
zu den letzten Männerbastionen – meinen wir Männer zumindest.
In einer Zeit, in der immer mehr Männer ihre glattrasierten
Oberkörper in rosarote T-Shirts zwängen und mehr Geld für
Kosmetikartikel ausgeben statt für Automagazine und Bier,
scheint es nur noch zwei Rückzugsräume für die aussterbende Gattung des Machos zu geben: Rap und Fussball.
Da wird noch gekämpft, geflucht, gegrölt und gerülpst, Blut
wird geschwitzt und Galle gespuckt. Was ist schöner, als ein
Rapkonzert oder ein Fussballmatch, an dessen Ende man
erschöpft und völlig verschwitzt - aber wunschlos glücklich
- das letzte Bier geniesst?
Rap und Fussball sind mehr als Hobbies, mehr als purer Zeitvertrieb, es sind Phänomene, welche die Massen begeistern
und mit voller Leidenschaft ausgelebt werden wollen.
Drei wichtige Elemente sind im Zusammenhang mit Rap
und Fussball nicht zu vergessen: das Vorspiel, der Akt und
das Nachspiel. Wenn sich das Kribbeln vor einem wichtigen
Fussballmatch oder einem langerwarteten Konzert langsam
mit Euphorie mischt und alle nur noch von dem Einen reden,
könnte man vor Energie platzen wie ein Hodensack nach
dem Koitus Interruptus. Und dann ist es endlich so weit. Das
Warten hat ein Ende und man kann rauslassen, was sich
aufgestaut hat: Die Fans schreien sich die Seele aus dem
Leib und schwenken ihre Arme, während die Rapper auf der
Bühne und die Fussballer auf dem Platz alles geben, um sich
und das Publikum zu befriedigen. Danach – das ist fast so
wichtig wie der Akt selber – wird natürlich eifrig diskutiert,
wie man(n) war. Die Frauen sitzen, stehen oder liegen währenddessen stillschweigend daneben und schmunzeln über
das Macho-Gehabe des anderen Geschlechts. Fussballspiele
leben von ihren Emotionen und Erlebnissen, von Adrenalin
und Testosteron. Und leider geht es da nicht immer friedlich
zu. Wenn ich beispielsweise an die Ausschreitungen nach
dem Spiel FCB-FCZ denke, lässt sich das sicher nicht ohne
weiteres leugnen. Auch Rap wird immer wieder mit Gewalt
in Verbindung gebracht. Heute beschränkt sich diese glücklicherweise meist auf lyrische Ergüsse. Doch auch hier gibt es
verschiedene Lager, die sich so wenig leiden können wie FCB
und FCZ-Fans.
Was für mich jedoch am wichtigsten ist: es gibt auf beiden
Seiten Anhänger, die sich von ganzem Herzen für ihre Leidenschaft einsetzen und dabei einen Enthusiasmus an den Tag
legen, der von Aussen schwer nachzuvollziehen ist. Dies trifft
im Fussball und im Rap zu.
Wie schon Dendemann von Eins Zwo sagte: «HipHop ist
wie Pizza. Auch schlecht noch recht beliebt.» Dies trifft
ohne Zweifel auch auf Fussball und den hiesigen Rap zu.
Doch Vorsicht: Schweizer Rap ist wie Schweizer Fussball: oft
unterschätzt und teilweise zu bescheiden. Dabei brauchen
beide den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Hopp
Schwyz!
PS: Erinnern wir uns nochmals an den Anfang der Kolumne:
Vorspiel, Akt und Nachspiel. Könnte es sein, dass Rap und
Fussball, die schönsten beiden Nebensachen der Welt, für
manche Ersatz-Befriedigungen für die schönste Hauptsache
sind?
Fetch ist Rapper der Basler Rapgruppe «Brandhärd». Er ist, zusammen mit SimonAyEm und DJ
Johny Holiday, für die Rap-Sendung BOUNCE auf
Virus zuständig, die jeden Sonntag von 21-23h
ausgestrahlt wird. www.bounce.virus.ch
[email protected]
KOLUMNE 19
FESTIVAL
Wo wird gefestet und gewürstelt? Am Greenfield-Festival in Interlaken. Auch Zündstoff-Fotograf Dürig konnte nicht widerstehen. Hier seine Foto-Beweise.
20 SOUND
Der prominenteste
Schweizer
www.bell.ch
PROMITALK
MIS
22 PROMITALK
STER LUFTI
BUS
PROMITALK / Vor kurzem ist er zum Nachfolger von Renzo Blumenthal gekürt worden: Der 27-jährige Wirtschaftsstudent Miguel
San Juan aus Fribourg. Dieser Titel ist aber die einzige Gemeinsamkeit mit dem Bündner Landwirt: Im Gegensatz zu Blumenthal
ist der neue Mister Schweiz weder ehrgeizig noch bodenständig.
Dafür ist er aber bekennender Uni-Bummler, anfällig auf schöne
Frauen und dementsprechend seit drei Jahren geniessender
Single.
TEXT: ESTHER KELLER | BILDER: ZVG
»
Im Blick stand, du werdest in deinem Amtsjahr mehr Sex haben als
sonst. Eine interessante Zielsetzung...
Da hat der Blick übertrieben. Im BlickPromi-Chat hat mir jemand die Frage
gestellt, ob ich als Mister Schweiz viel
mehr Sex haben werde als sonst. Ich
wollte ironisch antworten und habe
geschrieben: «Ja, viel mehr:)». Aber das
war nicht ernst gemeint.
Konkreter gefragt: Mit wie vielen fremden Frauen hast du denn seit deiner
Wahl geschlafen?
Mit gar keiner. In den sechs Wochen seit
ich Mister Schweiz bin, hatte ich so viel
Shootings und Interviews, dass ich gar
nicht in den Ausgang gehen konnte.
Bei einer solchen Auslastung sollte es
sich wenigsten finanziell lohnen. Renzo
hat nach eigenen Angaben in seinem
Amtsjahr 400 000 Franken verdient...
Ich bin Student, da ist man um jeden
Franken froh. Aber wie gesagt, mein
erstes Ziel in diesem Amtsjahr ist nicht
der Erfolg, sondern der Spass. Das
unterscheidet mich wohl von Renzo.
Ihr unterscheidet euch auch in Sachen
Medienpräsenz. Von dir hört man nicht
halb so viel wie von Renzo Blumenthal.
Renzo hat wirklich sehr gute Arbeit
geleistet. Aber wie gesagt, mein Ziel ist
es das Jahr möglichst schön zu gestalten und nicht möglichst viel zu arbeiten.
Mit diesen Ambitionen scheinst du auch
zu studieren: Dein Wirtschaftsstudium
dauert nun bereits sieben Jahren an...
Ich habe im Militär bis zum Unteroffizier weitergemacht und habe ein Auswärtsjahr in Berlin gemacht. Das hat
Zeit gekostet.
Aber ich gebe zu: Ich geniesse mein
Leben lieber als nur zu arbeiten.
Was gehört denn zu deinen Aufgaben?
Für was möchtest du denn dein Jahr
nutzen?
Ich möchte Spass haben und die Zeit
geniessen. Leute kennen lernen und
Kontakte knüpfen.
Du bist ein Jahr lang der schönste
Schweizer, dein Name allerdings klingt
nicht besonders schweizerisch…
Das ist wahr, mein Vater ist Spanier.
Aber meine Mutter ist Schweizerin und
von ihr habe ich viel geerbt.
Und was muss eine Frau machen, um
dich zu kriegen?
Ich mag keine geplanten Dates. Meine
Traumfrau muss mir zufällig über den
Weg laufen (Miguel San Juan ist seit drei
Jahren Single; Anm. d. Red.). Es muss
Schicksal sein - eine Begegnung in einer
Bar oder einem Club. Dann könnte es bei
mir funken.
Zum Beispiel?
Sauberkeit ist mir wichtig. (Lacht). Das
ist doch eine echte Schweizer Qualität.
Zu den Schweizer Qualitäten gehört
auch die Neutralität: Ist es wahr, dass
du dich als Mister Schweiz nicht politisch äussern darfst?
Nein, nein. Das stimmt nicht. Ich musste kein Papier unterschreiben, das mir
politische Äusserungen verbietet. Aber
ich will mich gar nicht politisch äussern.
Ich will keine Position beziehen.
Weil du keine hast?
Doch sicher. Aber man kann es nie allen
Recht machen und darum lass ich es
gleich bleiben. Das gehört nicht zu meinen Aufgaben als Mister Schweiz.
Zum Beispiel mit hübschen Frauen?
(lacht) Ja, warum nicht.
MIGUEL SAN JUAN
Geburtsdatum: 13.8.1978
Sternzeichen: Löwe
Grösse: 191 cm
Lieblingsmusik: House
Traumauto: Porsche
Lieblingsessen: Sushi
Lieblingsgetränk: Guter Rotwein
Lieblingsstadt: Barcelona
Liebstes Kleidungsstück: Sonnenbrillen
Hobby: Party machen
PROMITALK 23
Thema: Fata Morgana, Fotograf: Phil Jeker,
Make Up: Angela Frei, Kleid: Catherine Forcart, Model: Jimenas Ramos
MODE
> Verstanden sich gut: Visagistin Angela,
Designerin Catherine und Fotograf Phil
2. Newcomer-Shooting; Thema: Fata Morgana
EINE GÖTTLICHE ERSCHEINUNG
MODE / Die Atmosphäre ist angespannt, das Produkt soll überzeugen.
Im zweiten Zündstoff-Shooting versucht sich das Jungartisten-Team
am Thema «Fata Morgana».
»
Die Stimmung im Fotostudio von Phil
Jeker (28) ist gelöst, es wird gelacht und
gescherzt, das Team ist hoch motiviert
und auch gut vorbereitet. «Das Team
ist super. Als wir uns das erste Mal
getroffen haben, war sofort alles klar.
Es hat einfach gefunkt», schwärmt Friseurin Nadine Schmid (29), die in letzter Minute zum Team gestossen ist. Sie
ist gerade dabei, das Haar von Model
Jimenas Ramos (20) aufzutoupieren und
mit Kunsthaar zu ergänzen, um «das
Wilde der Wüste zum Ausdruck zu brin-
«Der Einstieg in das Model-Business verlief ganz
klischeehaft: Ich wurde im Fitness-Center angefragt, ob ich Lust hätte.»
Model Jimenas Ramos
gen». Auf ihrer Stirn schimmern goldene
Reflexe: «Gold symbolisiert für mich den
Sand, das Heisse und das Ausgetrocknete der Wüste», erklärt die Friseurin.
Ergänzt wird diese Kreation durch zwei
ins Haar gesteckte Schmetterlinge. Sie
sollen das Mystische und Unwirkliche
einer Fata Morgana darstellen, passen jedoch eher in ein Blumengesteck
als in die Wüste. Weiter bemalt Nadine
Jimenas Arm geschickt mit Henna Tattoos. Visagistin Angela Frei (20) kombiniert passend dazu ein Make-Up mit
Smokey-Eyes und falschen Wimpern,
die Jimenas Katzenaugen noch grösser
wirken lassen. Auch Arme und Beine
erhalten einen Goldschimmer. «Ich
habe zwei Make-Up-Vorschläge zu diesem Thema erarbeitet. Das eine war
sehr farbig, das andere sehr dunkel. Wir
haben uns für das dunkle entschieden,
weil es besser zur mystischen Stimmung passt», erklärt Angela.
Passend zum Make-Up bereitet Fotograf Phil einen goldenen Hintergrund
aus Reflektordecken vor. «Ich möchte
Jimena als mystische, göttliche Erscheinung in Szene setzen», erklärt Phil und
sagt: «Gleichzeitig möchte ich mit den
Begriffen der Sinnestäuschung und der
Spiegelung arbeiten.»
Designerin Catherine Forcart (28) hat
ein Kleid aus ihrer Abschlusskollektion ausgewählt, zu der sie sich von der
Kreisformel «U=2πr» inspirieren liess.
Das Kleid besteht aus zur Hälfte aufgeschnittenen Kreisen, die ineinander
genäht sind. So entsteht eine spannende
asymmetrische Kreation, die zum einen
etwas Mystisch-Orientalisches hat, zum
anderen aber durchaus an eine weitläufige Wüstenlandschaft erinnert.
Das Kleid ist Model Jimena wie auf den
Leib geschneidert. Sie steht das erste
Mal als Model vor der Linse. Ihr Einstieg
in das Modelbusiness verlief ganz klischeehaft: «Ich wurde im Fitnesscenter
angefragt, ob ich Lust hätte, es einmal
zu probieren.» Von Nervosität ist ihr
nichts anzumerken, ruhig und professionell nimmt sie die Posen ein, die ihr
Phil vorschlägt.
MODE 25
MODE
Der 28-Jährige hat sich verschiedene
Möglichkeiten der Inszenierung überlegt, die nun ausprobiert werden sollen.
Als Erstes lassen sie mit Hilfe eines
Ventilators einen transparenten roten
Schal über die im «Sand» kniende Jimena wehen. Diese Idee wird jedoch bald
wieder verworfen. «Das ist zu sehr ein
Zufallsprodukt», lehnt Phil die Idee
beim Betrachten der entstandenen
Fotos auf dem Laptop ab. Als nächstes
versuchen sie es nur mit dem Ventilator.
Doch auch diese Fotos stellen das Team
nicht zufrieden. Doch wer glaubt, die
Startschwierigkeiten würden das Team
entmutigen, der irrt. Nach einer kurzen
Pause machen sie sich ohne Nadine,
die das Team «wegen eines anderen
wichtigen Termins» verlässt, wieder an
die Arbeit. Phil nutzt die Gelegenheit,
die Schmetterlinge aus Jimenas Haar
zu entfernen und ihre Frisur umzugestalten. «Das war einfach zu brav. Wir
möchten jetzt etwas Wilderes, das an
eine Löwenmähne erinnert», schlägt er
Anzeige
vor. Eine Nebelmaschine soll nun die
mystische Stimmung unterstreichen.
Doch auch diese Idee funktioniert nicht:
Auf den Fotos wirkt der Nebel durch das
Blitzlicht zu präsent. Das Team wendet sich deshalb wieder der Ursprungsidee zu. Jimena soll auf einem Spiegel
fotografiert werden. «So wollen wir die
Luftspiegelung bildnerisch interpretieren», sagt Phil. Catherine stützt den
Spiegel mit ihrem Knie
ab, um das Spiegelbild
zu verzerren, Jimena
schaut mit geheimnisvollem Blick in die
Kamera. Angela berät
bei Posen und nutzt
Shooting-Pausen, um
das Make-Up aufzufrischen. Nun entstehen endlich die
Bilder, welche das
Team begeistern. Ob
sie auch unsere Jury
begeistern werden?
FATA MORGANA - DIE JURY
Nachfolgend die Bewertung der fünfköpfigen Jury. Die einzelnen Mitglieder werten ausschliessilch auf ihrem Spezialgebiet.
FOTOGRAFIE CHRISTOPH LÄSER (49)
Christoph Läser, seit 20 Jahren Fotograf für Mode und
Werbung, u.a. für MANOR
Fata Morganas narren die Sinne,sind flüchtige Luftspiegelungen, jedenfalls etwas geheimnisvolles und
mystisches. Die Wahl des Hintergrundes erfüllt diese
Anforderungen auch. Dann ist aber schon fertig: Bildausschnitt, Lichtführung und Modelführung erinnern
eher an ein Bild aus einem Versandkatalog: keine Spur
Note:3,5
mehr von Geheimnis. Schade!
DAS TEAM
www.phils-finest.ch, Fotografie
www.forcart.net, Modedesign
Linea Dolce, Hair und Make-Up
UM WAS GEHTS EIGENTLICH?
Diese Jungartisten-Plattform richtet sich
an aufstrebende Models, Designer, Coiffeure, Make-up-Artisten und Fotografen,
die nicht jünger als 18 und nicht älter als
30 Jahre alt sind. Ihnen wollen das Zündstoff Magazin und die Visagistenagentur
FACES die Chance bieten, im Team ein
Shooting durchzuführen und die Aufnahmen in einer Zündstoff-Ausgabe exklusiv
zu veröffentlichen. Jede Fotostrecke
steht unter einem bestimmten Thema:
Sep 06
Okt 06
Nov 06
Dez/Jan 06/07
Feb 07
März 07
April 07
Mai 07
Reich & Schön
Arm & Hässlich
Chefallüren
Macht
Verachtung
Fremdgehen
Eifersucht
Traumfrau/-mann
Interessierte Personen werden aufgefordert, uns jetzt ihre Bewerbungsunterlagen (Arbeitsmappe + Lebenslauf)
zukommen zu lassen. Wichtig: Auflistung
von drei bevorzugten Shooting-Themen
nicht vergessen.
Unsere Adresse:
FACES Visagistenschule
Plattform für Jungartisten
Nauenstrasse 67
4052 Basel
DIE NOTEN DER JURY
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Note 6
miserabel
misslungen
unpassend
Thema getroffen
gut
exzellent
MODEDESIGNERIN DANIELA SPILLMANN (50)
Daniela Spillmann, Modedesignerin in Basel
Ich bin begeistert. Das Design ist wirklich neu, das
ganze Outfit besteht aus Rechtecken. Man sieht dies
auch sehr gut, weil die Photographie perfekt ausgeleuchtet ist, obwohl das Kleid schwarz ist. Das Ganze
finde ich modisch, witzig, spannend, neu und perfekt
bis ins Detail. Siehe Hände, Hand- und Zehennägel.
Dieser Designer und der Photograph verstehen etwas
Note 5
von Ihrem Handwerk.
MAKE UP FACES
Dora Borostyan (31) & Regula Zürcher (30), Inhaberinnen Visagistenagentur FACES
Das Make-Up ist grundsätzlich gut. Die Augen sind
schön betont. Jedoch sollte bei dem unteren Wimpernkranz noch mehr falsche Wimpern geklebt werden. Das
Wangen-Rouge ist zu weit unten. So wird das Gesicht
unvorteilhaft betont. Die Brauen sind nicht schön nachgezeichnet und das goldige Etwas ist störend und passt
Note:4
nicht zum Rest.
MODEL LISA GIGER (49)
Lisa Giger (49), seit 18 Jahren Geschäftsführerin Modelagentur Time, Zürich
fatamorgana ist für mich eine erscheinung die nicht reel
ist aber dafür wunderschön. das model ist für dieses
bild absolut nicht in fatamorgana like . ihre mundwinkel
hängen so extrem runter dass ich mich fragen muss
was passiert ist. diese aufnahme mit dem model stimmt
mich nicht sehr heiter im gegenteil: es fürchtet mich!
Note 4
COIFFEUR PIERO ESTERIORE (27)
Piero Esteriore (27), Coiffeur und Entertainer.
Die Frau ist hübsch, die Frisur sexy. Dennoch könnten
die Haare ein wenig wilder sein. Die langen Haare
könnte man zudem mehr in den Vordergrund bringen.
Note 4
Gesamtnote Jury: Note 4.1
MODE 27
DATENWELT
JETZT WIRD GEFILMT
AUSGANG / Partygänger der Schweiz aufgepasst: Ab sofort werdet ihr während heissen Tanz-Nächten im Ausgang nicht mehr bloss fotografiert. Jetzt
wird gefilmt. Möglich macht’s das Internet-Portal videooo.ch.
TEXT: MARKUS PRAZELLER | FOTOS: VIDEOOO.CH
»
Bernhard Seiffert (47) ist überzeugt
von seiner Idee. Überzeugt davon, dass
Videobilder die Zukunft der Ausgeh-Portale im Internet sind. Deshalb schuff der
diplomierte Betriebsökonom das Ausgeh-Portal «videooo.ch». Bereits jetzt
sind während den Wochenenden zwölf
Kameras regelmässig in den heissesten
Clubs von Zürich, Basel und Winterthur
unterwegs.
Schon bald aber startet «videooo.ch»
schweizweit voll durch. «Zurzeit werden
weitere VJ-Teams von uns geschult und
in wenigen Wochen werden wir jedes
Wochenende von der Partyszene aus
den Regionen Luzern und Bern, später auch aus der Westschweiz und dem
Tessin berichten», kündigt er an. Damit
schaffen Seiffert und sein 20-köpfiges
28 DATENWELT
Team ein Bedürfnis: Denn Party-Videoportale gibt es in der Schweiz noch nicht.
Deshalb ist Berhard Seiffert überzeugt,
dass er mit seinem Angebot eine Marklücke schliesst: «Videooo.ch deckt den
Bereich zwischen Partyfotos und RegioTV ab. Fotos sind gefrorene Momente
und TV-Beiträge werden meist nur regional und nur einzeln ausgestrahlt. Hier
bringen wir dem Party-Besucher einen
Mehrwehrt.»
Dennoch legt Seiffert aber grossen
Wert darauf, dass «videooo.ch» nicht
als Konkurrenz der Party-Portale wie
Tilllate und Co. gesehen wird, die das
Party-Geschehen bloss fotografisch
festhalten. «Wir sehen uns definitiv als
Ergänzung zu Tilllate, keinesfalls als
Konkurrenz», hält der 47-Jährige fest.
Auch Markus Popp, Mitgründer von Tilllate, sieht die Macher von «videooo.ch»
nicht als Konkurrenten. «Da wir uns
in der Vermarktung nicht in die Quere
kommen, erachten wir videooo.ch auch
nicht als Konkurrenten im betriebswirtschaftlichen Sinn», meint Popp. Die
Idee der bewegten Party-Bilder ist für
ihn nicht ganz neu. «Wir hatten diese
Idee auch, als wir Tilllate starteten»,
sagt Popp. Schlussendlich seien sie
aber davon abgekommen: «Erstens sind
bewegte Bilder schwieriger zu produzieren, zweitens bin ich der Meinung, dass
der Mehrwehrt gegenüber den Fotos
nicht massiv ist und drittens lässt sich
der Inhalt auch nicht besser vermarkten», meint der Tilllate-Mann.
Zumindest hier scheiden sich die Gei-
AUSGEGRABEN
Famicom, NES,
«FAXANADU», 1988
> Von einer Prinzessin keine Spur…
MONSTER UND MAGIE, ABER KEINE
PRINZESSINEN - FAXANADU
ster der Party-Portale. Vom Erfolg ist
Bernhard Seiffert nämlich überzeugt:
«Anschauen ist einfach – anklicken
und gucken. Den Videos gehört die
Zukunft.»
INFOBOX
Willst für «videooo.ch» als VJ duch die
Clubs ziehen? Interessierte können sich
unter [email protected] melden.
Bernhard Seiffert sucht nämlich noch
Kameramenschen.
www.videooo.ch
www.ruhestoerung.ch
www.tilllate.ch
Ein wackerer Held – so erzählte uns der Hersteller Falcom
im Jahre 1988 – kehrt eines Tages von mutigen Abenteuern zurück und findet seine Heimatstadt Eolis, die Stadt
der Elfen, verwaist vor. Praktischerweise findet der Held
verstreut doch noch ein paar Einwohner, die ihn nicht
nur mit Waffen und nützlichen Gegenständen ausrüsten,
sondern ihm auch eine Geschichte biblischen Ausmasses
erzählen: Eolis, das sich einst an Frieden und Wohlstand
erfreute, steht am Rande der Vernichtung. Meteorite prasseln auf den Weltbaum nieder, Ungeheuer treiben ihr
Unwesen, Brunnen vertrocknen und die Menschen werden
von namenlosem Grauen beschlichen. Es gibt nur einen
Weg, den Frieden wieder herzustellen.
Unser Held muss sich in den gigantischen Weltbaum
wagen und das Böse, das sich dort eingenistet hat, vernichten. Die fantastische Reise durch Faxanadu beginnt!
Auf seinem Abenteuer findet der wackere Streiter allerlei
hilfreiche Waffen und Zaubersprüche, bekämpft brüllende
Drachen, fliegende Teufel und springende Zyklopen und
das alles wird präsentiert mit beeindruckender Grafik und
atmosphärischem Soundtrack. Sie unterstützen das klassische Fantasy-Adventure-Game ideal und sorgen für ein
fesselndes Spielerlebnis allererster Güte. Interessantes
Detail sind vor allem die Besuche bei den unzähligen
Gurus, die im ganzen Spiel versteckt zu einer Gebetsstunde einladen. Ob Ironie oder eine Botschaft dahinter steckt
André Witzig
wissen wohl nur die Gurus selbst.
AUSGEGRABEN 29
THEMA #
AUTOFA 8
HREN
MARKUS R
PR A ZELLllEer (22)
FABIENNE
HEYNE
(22)
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Mar kus Pra
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ei
Redak tionsl
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Fabienne H oder atorin
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bei V IVA .
Autofahren ist nicht ganz einfach,
soviel vorneweg. Deutlich dokumentiert wird dies von meiner Gelenkschiene, die ich seit Wochen trage
(siehe Bild). Nun, wie es dazu gekommen ist, darauf möchte ich gar nicht
detaillierter eingehen. Nur soviel:
Die ungeschickte Person, die meinen Unfall im Ursprung zu verantworten hatte, ist eine
Frau. Wieso musste dieses Weib auch diesem blöden Fussgänger den Vortritt gewähren. Nun ja, zugegebenermassen
war da ein Fussgängerstreifen, aber trotzdem!!! Doch war
dies lägst nicht meine einzige schlechte Erfahrung im Strassenverkehr, die auf weibliches Fehlverhalten zurückzuführen
ist. Vor zwei Jahren lieh mir mein Vater netterweise («Das
ist eine absolute Ausnahme, mein Sohn.») seinen Porsche
911 Turbo. Mit stolzer Brust fahre ich also - voller Vorfreude
auf die unzähligen Runden, die ich mit der Edelkarosse in der
Innerstadt drehen würde – dem Ausgang entgegen, als ich
plötzlich das Stauende vor mir erblicke und ruhig und gefasst
auf die Bremse trete, um während des Bremsmanövers mit
einem kurzen Griff reaktionsschnell den Warnblinker zu betätigen. Das hätte ich mir sparen können. Denn ein kurzer Kontrollblick in den Rückspiegel offenbart mir ein gar unschönes
Bild: Mit hoher Geschwindigkeit nähert sich ein Geländewagen der 180 000 Franken-Karre meines Vaters. Ich bekomme
es mit der Angst zu tun. Zu spät. Erst auf dem Pannenstreifen
kann ich mich wieder fassen. «Das ist doch halb so schlimm,
Hauptsache Sie sind unverletzt geblieben», versucht mich
die Dame zu beruhigen, die den ausgewiesenen Totalschaden
und die einjährige Funkstille zwischen meinem Vater und mir
zu verantworten hat. Das sei nun schon ihr sechster Unfall
dieser Sorte und es sei «am Ende noch immer gut gekommen», bleibt sie hartnäckig. Und überhaupt, schwenkt sie
argumentativ um, hätte ich ja nicht gleich so stark abbremsen
müssen. «Dann wäre das alles nicht passiert», wird sie laut.
«Warum», frage ich. «Weil ich dann nicht mehr in den Spiegel
geschaut hätte», antwortet sie gereizt. Und mir war noch, als
hätte sie einen auffallend frischen Teint.
Man kann schlecht
sagen, wer nun tatsächlich die bessere Autofahrerin /
der bessere Autofahrer sein soll, zumal es
noch immer kein Messgerät für fähiges Autofahren gibt!
Ich bin mir aber sicher, dass man bei diesem Thema nicht alle
in denselben Topf werfen kann. Die Zeiten, als die Frauen
noch vorsichtiger, langsamer und ängstlicher als die Männer Auto fuhren, sind vorbei, definitiv passé! Mann könnte
nun sagen: Genau das ist das Problem, die blöden Weiber
überschätzen sich! Das tun wir nicht, abgesehen vom Parken.
Und trotzdem nutzen wir ganz stur die Frauenparkplätze, die
ja nicht nur unserer Sicherheit dienen, sondern auch absichtlich grösser gebaut sind, NICHT! Viel lieber machen wir uns
eine Stunde lang selber Mut zum richtigen und unfallfreien
Parkieren.
Aber wie gesagt, was das Fahren selber anbelangt, da gibt es
zwischenzeitlich Frauen, die als Mantafahrerinnen viel Geld
verdienen könnten.
Nun aber mal ehrlich: Vielleicht finden wir es ja auch toll,
dass wir zu Fernando Alonso-Zeiten nicht selber fahren sondern einfach nur schaaaauuuen, einfach nur geniiiiessen und
konsumieren wollen. Wir wollen doch gar nicht in die Rolle
der Raserin schlüpfen, die sich auf der A1 ein Rennen gegen
einen Typen liefert und dabei peinlicherweise auch noch
gewinnt. Wo würde das denn hinführen?
Nein, nein, da nehmen wir auch gerne mal ein «Frau am
Steuer, Achtung Ungeheuer» in Kauf. Wir schmunzeln, nicken
verständnisvoll und freuen uns ganz einfach darüber, dass
wir, weil wir ja keine Ahnung vom Autofahren haben, demnach
das Auto auch nicht putzen, die Sommerreifen montieren und
die Vogelscheisse von der Windschutzscheibe abkratzen dürfen. Ach was für ein Jammer!
Über was sollen Markus und Fabienne schreiben? Sendet uns eure Themen!
[email protected]
030
30 GENDER
Über 400 Bewerberinnen und Bewerber wollten den
Job als Moderator/in der Sendung «Joya Rennt» (auf
SAT.1). Den Einzug ins Finale haben nur gerade zehn
geschafft - darunter auch die freche Zündstoff-Kolumnistin Fabienne Heyne (22).
Ob Fabienne das neue Gesicht von «Joya rennt» wird,
hängt auch von Euren Stimmen ab. Votet darum jetzt
für Fabienne und sendet ein SMS mit dem Inhalt FABIENNE an die Nummer 920 (1.-/SMS) oder wählt
die Telefonnummer 0901 908 162 (1.-/Anruf).
Ob sich Fabienne durchsetzen kann, erfahrt
ihr am 21. Juli auf SAT.1.
Zündstoff fordert: Fabienne Heyne
als neue Moderatorin von «Joya
rennt»!
www.fabienneheyne.ch
www.dascasting.ch
PROPAGANDA 31

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