HS Namenkunde WS 2009_neu

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HS Namenkunde WS 2009_neu
Universität Bayreuth
WS 2009/2010
Lehrstuhl für Germanistische Linguistik
Dozent: Prof. Dr. Hubert Klausmann
Hauptseminar Namenkunde
Regionaltypische Familiennamen
in Ansbach
Stadt und Land
Verfasser:
Julian Steffen Kalt
Studienfach: Berufliches Lehramt Deutsch / Metalltechnik, 9. Sem.
Inhalt
1.
Einleitung ......................................................................................................................................... 4
2.
Theorie der Familiennamenforschung ............................................................................................. 4
2.1.
Entstehung der Familiennamen .......................................................................................... 4
2.2.
Einteilung der Familiennamen............................................................................................. 6
3.
Untersuchungsgebiet: Motivation und Herangehensweise ............................................................ 8
4.
Typische Familiennamen in Ansbach Stadt und Land .................................................................... 10
4.1.
Bogendörfer.......................................................................................................................10
4.2.
Bogenreuther.....................................................................................................................11
4.3.
Dallheimer .........................................................................................................................12
4.4.
Dürner................................................................................................................................13
4.5.
Edelhäuser .........................................................................................................................14
4.6.
Egersdörfer ........................................................................................................................15
4.7.
Einfalt .................................................................................................................................16
4.8.
Engerer ..............................................................................................................................17
4.9.
Eschenbacher.....................................................................................................................18
4.10.
Eschenbeck ........................................................................................................................19
4.11.
Finsterer.............................................................................................................................20
4.12.
Frauenschläger ..................................................................................................................21
4.13.
Geiselsöder (-ß) .................................................................................................................22
4.14.
Geret ..................................................................................................................................24
4.15.
Gmöhling ...........................................................................................................................24
4.16.
Goth ...................................................................................................................................25
4.17.
Heidingsfelder....................................................................................................................26
4.18.
Herrscher ...........................................................................................................................27
4.19.
Heubeck .............................................................................................................................28
4.20.
Hochreuter (-h) ..................................................................................................................29
4.21.
Hofmockel..........................................................................................................................31
4.22.
Horndasch..........................................................................................................................32
4.23.
Horneber............................................................................................................................33
4.24.
Kernstock ...........................................................................................................................34
4.25.
Kleinschrodt .......................................................................................................................35
4.26.
Korbacher ..........................................................................................................................35
4.27.
Leidenberger......................................................................................................................36
2
4.28.
Lörler..................................................................................................................................37
4.29.
Mändlein............................................................................................................................38
4.30.
Oberseider .........................................................................................................................39
4.31.
Porzner ..............................................................................................................................40
4.32.
Schabesberger ...................................................................................................................41
4.33.
Scheuerlein ........................................................................................................................42
4.34.
Schlötterer .........................................................................................................................43
4.35.
Wölzlein .............................................................................................................................44
5.
Vorherrschende Namentypen........................................................................................................ 45
6.
Unterschiede zwischen Stadt und Land ......................................................................................... 46
4.
Schlussbemerkungen ..................................................................................................................... 48
5.
Literaturverzeichnis........................................................................................................................ 49
5.1.
Literatur .............................................................................................................................49
5.2.
Internetquellen und Software ...........................................................................................49
6.
Erklärung der Selbstständigkeit ..................................................................................................... 50
7.
Anhang ........................................................................................................................................... 51
3
1. Einleitung
Familiennamenforschung – Ein Themengebiet, das zunächst nicht sonderlich spektakulär
und spannend klingt. Wenn man dann aber Telefonbücher durchsieht und sich Namen
herausschreibt, die öfters in einem Ort vorkommen, so ist es doch erstaunlich wenn man
beim Kartographieren dieser Einträge bemerkt, dass diese häufig nur in einer bestimmten
Region finden sind. Diese typischen Namen behält man zunächst im Gedächtnis, bis sie bei
einem sonntagnachmittäglichen Pflichtspaziergang mit Verwandten auf dem Friedhof durch
Grabsteininschriften wieder in Erinnerung gerufen werden. Bekannte Namen aus derselben
Region, die man zuvor untersucht hat.
Bei meiner Untersuchung der regionaltypischen Namen Ansbachs bin ich unter Anderem
auch auf den Herkunftsnamen Egersdörfer gestoßen. So hegt man gleich den Verdacht,
dass Bayerns bekannter Kabarettist Matthias Egersdörfer auch aus Ansbach stammen
könnte. Dieser seltene Name findet doch immerhin 17% aller seiner Namensträger in
Ansbach beheimatet.
Matthias Egersdörfer ist jedoch im Nürnberger Land gebürtig, was doch mit seinen Grenzen
sehr nahe an Ansbach liegt. Es ist faszinierend, wie wenig sich viele Familien in unserer
Gesellschaft seit ihrer Familiennamenentstehung bewegt haben und in andere Ländereien
und Regionen gezogen sind. Matthias Egersdörfers Vorfahren, um bei diesem Beispiel zu
bleiben, haben es in den letzten 600 Jahren gerade einmal von Egersdorf (bei Cadolzburg
gelegen) in das 30 Kilometer entfernte Lauf a.d. Pegnitz geschafft. Während diese einstigen
Bewohner von Egersdorf 30 Kilometer nach Nordosten liefen, wählten andere Egersdörfer
die entgegengesetzte Himmelsrichtung: Sie zogen 30 Kilometer südwestlich nach Ansbach.
Die Grundlage, dass viele Familiennamen auch in der modernen, schnelllebigen Welt noch
immer relativ ortsfest sind, lassen also interessante Möglichkeiten für die Forschung zu und
erlauben historische Rückschlüsse.
In dieser Arbeit werden die regionaltypischsten 35 Familiennamen aus dem Raum Ansbach
untersucht und ein Deutungsversuch unternommen. Desweiteren wird Rücksicht auf die
Verteilung Stadt-Land genommen.
2. Theorie der Familiennamenforschung
2.1.
Entstehung der Familiennamen
Familiennamen existierten nicht schon immer und stellen im Gegensatz zu den Vornamen
eine relativ neue Art der Personenbezeichnung da. Vor dem 12. Jahrhundert lag in
Deutschland ein Einnamensystem zur Kennzeichnung von Personen vor. So wurden
Personen nur mittels Vornamen bezeichnet, was zu dieser Zeit auch noch kein Problem
darstellte, da es einen wesentlich größeren Vornamenbestand als heute gab, die Menschen
noch nicht in komprimierten Ballungsgebieten lebten und es noch keine ausgeprägte
4
Verwaltung gab. Während es damals der Regelfall war, lediglich einen Personennamen zu
führen, ist es heute in fast allen Ländern Vorschrift einen Vor- und Zunamen zu tragen.
Es gab zwar früher schon Beinamen, wie z.B. Friedrich der Große, jedoch war dieser
Beiname noch nicht so festgeschrieben und unveränderlich wie die Nachnamen es heute
sind. Sie wurden auch noch nicht auf nachfolgende Generationen übertragen. Auch
bezogen sich die Beinamen noch direkt auf die namentragende Person, so kann man davon
ausgehen, dass Friedrich für die damalige Zeit von großer Gestalt war.
Seit dem 12. Jahrhundert lässt sich ein Übergang von der Einnamigkeit zur Zweinamigkeit
erkennen. Diese ist zunächst durch die verstärkte Benennung mit Beinamen zu erkennen.
Wann aus dem Beinamen letztendlich ein Familienname wird, ist durch verschiedene
Faktoren festgelegt:
Der Beiname ist zum Familienname geworden, wenn er über mehrere Generationen
vererbt wird. Auch lässt sich ein entstandener Familienname nachweisen, wenn die
Geschwister bereits den gleichen Beinamen tragen. Ein weiteres Merkmal wäre, wenn der
Beiname nicht mehr zum Namensträger passt, was folgendes Beispiel verdeutlicht:
„Thewes Einarm hat zwei Arme, Fritsche genant Hamburger war nie in Hamburg“1
In diesem Beispiel wurde der Beiname bereits auf eine andere Person übertragen. Heute ist
man es gewohnt, dass Herr Müller nicht unbedingt in einer Mühle arbeitet. Bei den ersten
übertragenen Bezeichnungen war es sicherlich noch ungewohnt und verwirrend. In dem
Beispiel sieht man gut die Entstehung solcher Benennungen, die bei darauffolgenden
Generationen nicht mehr passend sein müssen.
In der nachfolgenden Abbildung ist dargestellt, wie dieser Drift zwischen Beruf und
Berufsname im Laufe der Entstehungszeit immer mehr zunimmt. Das Beispiel zeigt die
Anzahl der Fälle (aufgetragen auf der Ordinate), bei denen der Beruf nicht mehr zu dem
Berufsnamen passt.
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1361-1370
1371-1380
1381-1390
1391-1400
Abbildung 1: Anzahl der Fälle nach Breslauer Bürgerbüchern der Jahre 1361-1400. 2
1
Kunze, Konrad: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet.
München 1998. S. 59.
5
Auch sprachliche Variationen sind ein Indiz für einen nun entstandenen „echten“
Familiennamen: Wenn in dem anfänglichen Beispiel nun das Verbindungsglied wegfällt und
„Fritsche genant Hamburger“ nun nur noch als „Fritsche Hamburger“ bezeichnet wird,
dann ist der Beiname zu einem Familiennamen geworden.
Für die Notwendigkeit der Entstehung von Familiennamen gibt es viele Gründe. Der
Hauptgrund war sicherlich das Bedürfnis, Personen mit einer größeren Eindeutigkeit zu
benennen. Das war nicht mehr gegeben, nachdem sich die Gesellschaft auf große Städte
konzentrierte und gleichzeitig die Rufnamen immer weniger wurden, da Bestandteile der
alten deutschen Rufnamen durch den sprachlichen Fortschritt unverständlich wurden.3
„Diese Entwicklung tritt z.B. in einer Verkaufsurkunde (ca. 1170) zutage: Vier von den
elf Zeugen heißen Haeinricus. Aufgrund ihrer BN [Beinamen] konnten Haeinricus de
Fovea und Haeinricus de Pentlinge jederzeit leicht identifiziert werden, nicht jedoch die
zwei einnamigen Zeugen, die gerade den damals in Regensburg häufigsten RN
[Rufnamen] trugen.“4
Auch das Erbrecht und der weitere Ausbau der Verwaltung führten zur Notwendigkeit der
eindeutigen Benennung. Bis ins 14. Jahrhundert trugen jedoch Diener und Mägde keinen
Familiennamen: Aufgrund ihrer niedrigen sozialen Stellung und ihres geringen Vermögens
bestand noch kein Bedarf zur eindeutigen Identifizierung dieser niedrigen sozialen Schicht.5
Zu dieser Zeit war jedoch der Familienname nicht so festgeschrieben wie heute. Wenn
Familiennamen für eine Generation nicht mehr verständlich waren, so wurden sie oftmals
variiert, um sie wieder verständlich zu machen. Erst 1677 greifen in Bayern die Behörden
gegen einen willkürlichen Wechsel des Familiennamens ein6 und 1874 wird mit der
Einführung des Standesamtes auch eine verbindliche Schreibung festgelegt.
Ein prominenter Vertreter eines Namenswechsels war z.B. der Erfinder des Buchdrucks,
Gutenberg: „Der Erfinder des Buchdrucks, Henne Gensfleisch, hat sich nach dem Haus
seiner Mutter zu Gutenberg umbenannt.“7
2.2.
Einteilung der Familiennamen
Die Familiennamen lassen sich in fünf Gruppen unterteilen:
1. Familiennamen aus Rufnamen
2. Familiennamen nach der Herkunft
2
Ebd. S. 58.
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S.15.
4
Kohlheim, Rosa: Entstehung und geschichtliche Entwicklung der Familiennamen in Deutschland. In:
Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. 2. Teilband Namenforschung. Berlin,
New York 1996. S. 1281.
5
Vgl. Ebd. S. 1282.
6
Vgl. Ebd. S. 1283.
7
Kunze, Konrad: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet.
München 1998. S. 63.
3
6
3. Familiennamen nach der Wohnstätte
4. Familiennamen aus Berufs-, Amts-, Standesbezeichnungen
5. Familiennamen aus Übernamen8.
Familiennamen aus Rufnamen sind aus dem Rufnamenschatz der Entstehungszeit der
Familiennamen geprägt und sind deshalb nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Bei
den Familiennamen aus Rufnamen kommen in dieser Arbeit die Namen Geret und Wölzlein
vor.
Die Familiennamen nach der Herkunft wurden Personen gegeben, die in ein Gebiet oder
eine Stadt einwanderten, in der sie anfangs noch fremd waren und durch ihre besondere
Herkunft charakterisiert und benannt wurden. Die Entfernung der ursprünglichen Heimat
ist proportional zur Größe und Bedeutung der ausgewählten neuen Heimat. Bei Orten
niedriger Bedeutung wird man hauptsächlich Einwanderer aus Herkunftsorten mit einer
Entfernung von weniger als 100 Kilometer finden, während mächtige Städte wie z.B. die
Rheinmetropole Köln einen wesentlich größeren Zuzugsbereich hatte.9 Die Herkunftsnamen
können nicht nur Ortsnamen beinhalten, sondern auch Regionsbezeichnungen, Flurnamen,
Stammesnamen und Ländernamen. Folgende Herkunftsnamen werden in dieser Arbeit
behandelt: Bogendörfer, Bogenreuther, Dallheimer, Dürner, Egersdörfer, Engerer,
Eschenbacher, Eschenbeck, Heidingsfelder, Heubeck, Hochreuter, Korbacher, Leidenberger,
Schabesberger.
Familiennamen nach der Wohnstätte bezeichnen die Herkunft im lokalen Sinne. Es wird
dabei auf landschaftliche Besonderheiten der Wohnstätte eingegangen. Auch andere
Merkmale können den Eingang in den Familiennamen finden: Z. B. Einzäunung des
Geländes oder Besonderheiten in der Architektur. Bei den untersuchten Namen kamen die
Wohnstättennamen Finsterer, Geiselsöder und Scheuerlein vor.
Eine weitere interessante Gruppe der Familiennamen stellen die Berufsbezeichnungen dar.
Diese Gruppe bietet einen Einblick in das aufblühende Handwerk des Mittelalters. Auch die
zunehmende Spezialisierung ist an dieser Gruppe zu erkennen. Während es auf dem Land
noch einen Schmied gibt, der alle Arbeiten erledigt, gibt es in der Stadt bereits einen
Waffenschmied, Hufschmied und viele andere. Im Kapitel zu den auftretenden Namen in
Ansbach wurden folgende Berufsnamen gefunden: Frauenschläger, Kernstock und
Oberseider.
Die Familiennamen aus Übernamen stellen eine starke Gruppe dar, die sehr unterschiedlich
motivierte Namen hervorbringt. Das können z.B. auffällige Körperlichkeiten sein. Auch
können als Motiv geistige Eigenschaften oder Gemütsausprägungen dienen. Übernamen
können aus fast allen Bereichen hergenommen worden sein, um den Namensträger zu
charakterisieren.
8
Vgl. Kohlheim, Rosa: Typologie und Benennungssysteme bei Familiennamen: prinzipiell und
kulturvergleichend. In: Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. 2. Teilband
Namenforschung. Berlin, New York 1996. S. 1249.
9
Vgl. Ebd. S. 1251.
7
„Die Anlässe, die zur Vergabe eines ÜN [Übernamens] führen können, sind so
vielfältig, daß man in den meisten Fällen zwar die Namensetymologie, aber keine
fundierte Namensdeutung vorlegen kann.“10
Aufgetretene Übernamen in Ansbach sind: Einfalt, Gmöhling, Herrscher, Hofmockel,
Horndasch, Kleinschrodt, Mändlein, Porzner und Schlötterer.
3. Untersuchungsgebiet: Motivation und Herangehensweise
Als mittelgroße Bezirkshauptstadt (in Ansbach befindet sich der Regierungssitz von
Mittelfranken) ist Ansbach sicherlich allemal eine Untersuchung wert.
Ansbach hat 40 000 Einwohner und wurde als Stadt bereits im Jahre 1221 erwähnt. Auch
zuvor wurde Ansbach geschichtlich erwähnt durch ein Benediktinerkloster, das im Jahre
748 gegründet wurde. Als Hohenzollernstadt hatte Ansbach zur
Zeit der
Familiennamenentstehung bereits eine weitreichende Bedeutung, 1363 wurde auch eine
Wasserburg, der Vorläufer der späteren Residenz in Ansbach gebaut.11
Mit 38153 in Ansbach und im Umkreis von 15 Kilometern verzeichneten
Telefonbucheinträgen12 ist es auch eine geeignete Größe, um typische Namen
herauszufinden und zu verzeichnen. Um auch zwischen Ansbach Stadt und Land zu
unterscheiden, wurde folgende Definition getroffen: Ansbach Stadt bedeutet die
Telefonbucheinträge von Privatpersonen mit dem Suchbegriff „Ansbach“ zu sichten (dem
entsprechen 15512 Einträge). Um für Ansbach-Land Namen zu suchen wurde die in der
Telefonbuchsoftware implementierte Umkreissuche verwendet (Ansbach + 15 Kilometer)
und Ansbach-Stadt subtrahiert. Der Umkreis von 15 Kilometern wurde gewählt, weil sich in
dieser Zone zwar viele kleine Orte befinden, jedoch noch keine größere Stadt. Zu AnsbachLand gehört nach dieser Definition: Aurach, Bruckberg, Burgoberbach, Colmberg,
Dietenhofen, Flachslanden, Herrieden, Lehrberg, Leutershausen, Lichtenau, Merkendorf,
Petersaurach, Rügland und Sachsen bei Ansbach. Diese Orte sind in der Abbildung 2 in der
Anordnung um Ansbach zu sehen.
Als Untersuchungsgebiet wurde bewusst nicht der Landkreis Ansbach gewählt, da er
flächenmäßig der größte Landkreis in Bayern ist und deshalb zu viele große Städte wie
Dinkelsbühl, Rothenburg o.d. Tauber und Feuchtwangen mit einschließt, die sich nicht
repräsentativ zum ländlichen Gebiet Ansbachs zählen lassen können.
10
Ebd. S. 1253.
http://www.ansbach.eu, abgerufen am 06.01.2010.
12
Verwendete Telefonbuchsoftware: D-Info Sommer 2007. Die Telefonauskunft für Deutschland.
Stand: 03.05.2007.
11
8
Abbildung 2: Untersuchungsgebiet Ansbach sowie Orte im Umkreis von 15 km 13
Nachdem der Umkreis einwohnerstärker ist als nur die Stadt Ansbach wurde ein
Korrekturfaktor verwendet, um die Telefonanschlusszahlen vergleichen zu können. In der
Umkreissuche gab es (abzüglich Ansbach selbst) 22641 Einträge, in Ansbach 15512 Einträge.
Für den Umkreis wurden in der Auswertung absolute Zahlen gesetzt, die Einträge Ansbachs
wurden mittels Korrekturfaktor (rd. 1,45957) relativiert. So ergibt sich eine Vergleichbarkeit
der Zahlen.
Durch die Ermittlung des Gesamtvorkommens eines Namens in der BRD konnten relative
Werte erzeugt werden, die das prozentuale Vorkommen eines Familiennamens zum
Ausdruck bringen.
Ausgewählt wurden die Namen nach folgenden Ausschlusskriterien, um einen
regionaltypischen Anspruch für den Raum Ansbach zu haben:
1. Der Name gehört nicht zu den häufigsten 200 Familiennamen in Deutschland14
2. Es gibt wenigstens 10 Namensträger im Raum Ansbach.
3. Der Name ist für den Raum Ansbach typisch, d.h. er ist im Raum Ansbach prozentual
zum restlichen Deutschland mindestens zu zehn Prozent vertreten.
13
Quelle des nachbearbeiteten Kartenmaterials: http://maps.google.de.
Nach der Liste „Die 200 häufigsten Familiennamen in Deutschland und deren Herkunft nach
Telefonanschlüssen 1996“. In: Duden Familiennamen. S. 51.
14
9
Im nachfolgenden Kapitel werden die 35 regionaltypischsten Familiennamen im Ansbacher
Raum aufgezeigt und eine Deutung der jeweiligen Familiennamen versucht.
Zur besseren Darstellung der Verteilung der Namen in der Bundesrepublik wird die relative
Namensverteilung von Geogen15 verwendet. Diese von Geogen erstellten Karten haben
zudem den Vorteil, dass Ansbach Stadt und der Landkreis Ansbach getrennt dargestellt
sind. Aufgrund der Unterschiede zwischen den bei Geogen und den hier verwendeten
Daten kann es jedoch auch zu minimalen Abweichungen kommen.
4. Typische Familiennamen in Ansbach Stadt und Land
4.1.
Bogendörfer
Der Familienname Bogendörfer ist 138-mal in der BRD vertreten und tritt davon zu 21% im
Umkreis Ansbach auf. In Ansbach selbst findet man ihn mehr als doppelt so häufig (25-mal)
als im ländlichen Umkreis (12-mal).
Bogendörfer ist ein Herkunftsname, den die Bewohner erhielten, als sie nach Ansbach
zogen. Als Bogendorf sind drei Ortschaften bekannt: Bogendorf in Niederschlesien, Bayern
und Oberösterreich. Das Bogendorf in Bayern und Österreich heißt heute Pondorf.16
Am wahrscheinlichsten ist es, dass die heutigen Namensträger aus einem relativ
naheliegenden Ort kamen, so kommt als Herkunftsort am ehesten Pondorf in Bayern in
Frage, welches in dem heutigen Naturpark Altmühltal gelegen ist und 80 Kilometer von
Ansbach entfernt ist.
Die Bogendörfer tauschten ihr Landleben gegen ein Stadtleben ein, so dass sie nicht etwa
den ländlichen Raum als neue Heimat auswählten, sondern direkt in die Hohenzollernstadt
Ansbach zogen. Das Gefälle Stadt-Land ist gut in der Geogen-Karte ersichtlich (Abbildung 3).
15
Verwendete Kartierungssoftware der geologischen Genealogie:
http://christoph.stoepel.net/geogen/v3/
16
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 172.
10
Abbildung3: Namenverteilung der Familie Bogendörfer in der BRD
4.2.
Bogenreuther
Bogenreuther ist als Familienname in Deutschland sehr selten. Auffallend ist jedoch, dass er
sehr stark auf den Raum Ansbach
A
eingeschränkt ist. Es leben 59 % allerr Namensträger im
Raum Ansbach, wobei lediglich zehn Namensträger in der Stadt wohnen und 30 auf dem
Land. Dieser Sachverhalt lässt sich sehr gut auf der Geogen-Karte
Geogen Karte der Abbildung 4
nachvollziehen.
Einen Ort namens Bogenreuth sucht man in Deutschland jedoch vergebens. Dieser Name
muss sich auf einen verhältnismäßig „neuen“ Ort beziehen. Die Endung „„-reuth“ deutet auf
einen Ort hin, der erst durch Waldrodung entstanden ist. Bei diesen Endungen kommen
auch noch „-roith“ und „-ried“
ried“ in Frage. So lassen sich folgende Orte als mögliche Herkunft
deklarieren:
Bogenried in bayr. Schwaben17 oder Bogenroith bei Wiesenfelden. Da die Entfernung der
beiden Orte zu Ansbach ähnlich ist (ca. 160 Kilometer), ist eine eindeutige Zuweisung der
Herkunftsnamenträger zu einem Ort ohne weitere Untersuchung nicht möglich.
17
Vgl. Ebd. S. 172.
11
Abbildung 4:: Namenverteilung der Familie Bogenreuther in der BRD
4.3.
Dallheimer
Ein weiterer Herkunftsname ist der Nachname Dallheimer. Die Herkunftsorte der
d heutigen
18
Namensträger können Talheim, Thalham oder Dahlheim sein. Der näheste in Frage
kommende Ort ist Thalham bei Freising.
Der Name Dallheimerr kommt in der BRD lediglich 38-mal
38 mal vor, wobei 37 % der Vorkommen
in Ansbach auftreten. Die Namenträger bevorzugten
bevo
als Zielort die Stadt, da in Ansbach der
Name fast dreimal so häufig auftritt als im Umkreis von Ansbach (13
(13 Einträge in der Stadt,
Stadt
hingegen lediglich fünf Einträge auf dem Land).
Land
Mit diesen Verhältnismäßigkeiten stimmt auch die Geogen-Karte
Geogen Karte der Abbildung 5 überein.
18
Vgl. Ebd. S. 265.
12
Abbildung5:: Namenverteilung der Familie Dallheimer in der BRD
4.4.
Dürner
Bei dem Familiennamen Dürner, der 127-mal in Deutschland auftritt und von dem 19% der
Namensträger auf Ansbach Stadt und Land entfallen, gibt es zwei Unterschiedliche
Namensdeutungsansätze19: Zum Einen kann der Ursprung eine Berufsbezeichnung sein, die
auf mhd. turner, türnerr zurückgeht (Turmwächter), zum Anderen kann es ein HerkunftsHerkunfts
name sein, der von dem Ortsnamen Dürnau bei Göppingen ausgeht20. Dass letztere
Deutungsmöglichkeit wahrscheinlich ist, zeigt die Entfernung von Dürnau in BadenBaden
Württemberg nach Ansbach,
Ansbach die mit 120 Kilometern gut zu überwinden ist.
Auffällig ist bei diesem Familiennamen wieder das Stadt-Land-Gefälle:
Stadt
Gefälle: Der Familienname
tritt 29-mal
mal in der Stadt auf, wohingegen er im Umkreis mit lediglich vier Namensträgern
sehr rar ist.
19
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S.206.
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 365.
20
13
Abbildung 6:: Namenverteilung
Namenverteil
der Familie Dürner in der BRD
4.5.
Edelhäuser
Eine Erklärung zum Namen Edelhäuser findet sich weder im Brechenmacher noch im Duden
Familiennamen21. Jedoch lässt er sich deuten, indem man sich auf die Bedeutung der
Wörter „edel“ und „Haus“ zurückbesinnt: Wie
Wie es auch heute noch die Redewendung gibt,
„aus gutem Hause stammend“, so meinte dieser Nachname ähnliches. „edel“ bezog sich
entweder auf die Adligkeit des Namensträgers, oder aber auf die edle Gesinnung des
Namensträgers22. Das „haus“ konnte entweder das Haus im Sinne von der Wohnstätte
bezeichnen, wahrscheinlicher ist jedoch der übertragene Sinn, der die Familie bzw. das
Geschlecht bezeichnet.23
So kann der Familienname Edelhäuser entweder ein Wohnstättenname sein,
wahrscheinlicher ist jedoch, dass er aus der Standesbezeichnung abgeleitet wurde und der
Namensträger von edlem Geschlecht abstammte.
21
Siehe Literaturverzeichnis.
38
Vgl. Lexer,
exer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Stuttgart
Stut
1992. S. 35.
23
Vgl. Ebd. S. 96.
22
14
Der Nachname Edelhäuser kommt in Deutschland 116-mal
116 mal vor, wovon sich 14% aller
Namenträger im Raum Ansbach finden. Im Vergleich Stadt-Land
Stadt Land gibt es keine prägnanten
prägnante
Häufigkeitsunterschiede.
Abbildung 7:: Namenverteilung der Familie Edelhäuser in der BRD
4.6.
Egersdörfer
Über den Familiennamen Egersdörfer ist in der einschlägigen Literatur nichts zu finden. Es
ist jedoch anzunehmen, dass es sich hierbei um einen Herkunftsnamen handelt. Als
Herkunftsort kommt in Deutschland dafür lediglich Egersdorf bei Cadolzburg infrage. Auch
mit einer Entfernung von ca. 30 km nach Ansbach erscheint
erscheint es als sehr plausibel. Die
Egersdörfer bevorzugten das Stadtleben: Während 15 Egersdörfer
Egersdörfer heute in Ansbach leben,
so sind es lediglich drei Namensträger im ländlichen Umkreis.
Der Name Egersdörfer
gersdörfer tritt in der BRD insgesamt 77-mal
77 mal auf und ist mit 17% im Ansbacher
Raum sehr stark vertreten.
15
Abbildung 8:: Namenverteilung der Familie Egersdörfer in der BRD
4.7.
Einfalt
Der Familienname Einfalt findet sich in der BRD bei 125 Namensträgern. 14% der
Namensträger wohnen in Ansbach, wobei hiervon 18 Namenträger direkt in der Stadt
wohnen und lediglich 6 Namensträger im Ansbacher Land.
Der Name ist nicht in der einschlägigen Literatur verzeichnet, jedoch hilft die
di ursprüngliche
Wortbedeutung im Mittelhochdeutschen weiter: „Einevaltekeit“ bedeutet hier Einfachheit
und Einfalt, jedoch ohne den tadelnden Nebensinn, der heute bei „Einfalt“ mitschwingt.
mitschwin 24
Es handelt sich hierbei also um einen Beinamen für einen einfachen Menschen.
24
Vgl. Ebd. S. 36.
16
Abbildung 9:: Namenverteilung der Familie Einfalt in der BRD
4.8.
Engerer
Der Familienname Engerer ist der Herkunftsname zu einem Ort namens Engen, der im
Baden-Württembergischen
ürttembergischen beheimatet ist25 und 250 Kilometer südwestlich von Ansbach
entfernt zu finden ist. Er tritt in Deutschland 168-mal
168 mal auf, davon zu 33% im Raum Ansbach.
Eine Aussage über ein Stadt-Land-Gefälle
Stadt
Gefälle lässt sich bei diesem Namen nicht treffen, da hier
hie
das Vorkommen zu ähnlich ist (Verhältnis
(Verhältnis Stadt zu Land entspricht 31 zu 35). Dies
entspricht auch sehr gut der Geogen-Karte in der Abbildung 10.
25
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 407.
407
17
Abbildung 10:: Namenverteilung der Familie Engerer in der BRD
4.9.
Eschenbacher
Der Familienname Eschenbacher ist
ist zweifelsfrei ein Herkunftsname. Ihn gibt es 379-mal
379
in
der Bundesrepublik. Davon ist er zu 13% im Raum Ansbach zu finden. Eschenbach ist ein
häufiger Ortsname26. Gleichlautende Orte gibt es in Bayern, Baden-Württemberg,
Baden Württemberg, Sachsen
und in der Schweiz. Abwandlungen
Abwandlungen von diesem Ortsnamen sind Wolframs-Eschenbach
Wolframs
in
Mittelfranken und Eschenbach
schenbach in der Oberpfalz.27 In Ansbach ist die Herkunft der
Namensträger am ehesten Wolframs-Eschenbach,
Wolframs Eschenbach, das knapp 15 Kilometer von Ansbach
entfernt liegt. Als weiterer Herkunftsort käme auch Eschenbach bei Markt Erlbach in Frage,
das auch nur 26 Kilometer von Ansbach entfernt liegt.
Wenn man die Geogen--Karte
Karte dieses Namens betrachtet, so fällt sofort eine weitere
Häufung dieses Namens im Landkreis Kulmbach in Oberfranken auf: Hier handelt es sich
zweifelsohne aufgrund der geographischen Nähe um ehemalige Einwohner von Eschenbach
in der Oberpfalz.
Unterschiede bei diesem Familiennamen zwischen Stadt und Land sind marginal und zu
vernachlässigen (Verhältnis
Verhältnis 26 Einträge in der Stadt zu 31 Einträgen im Ansbacher Land).
Land
26
27
Vgl. Ebd. S. 418.
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 229.
18
Abbildung 11:: Namenverteilung der Familie Eschenbacher in der BRD
4.10.
Eschenbeck
Der Familienname Eschenbeck ist ein Herkunftsname und bezieht sich wie beim vorherigen
Familiennamen Eschenbacher auf den Ortsnamen Eschenbach. Am Wahrscheinlichsten ist
die Herkunft der Namensträger aus dem Ort Wolframs-Eschenbach
Wolframs Eschenbach in Mittelfranken unweit
von Ansbach. Die Träger des Familiennamens Eschenbeck zogen es vor, nach Ansbach-Stadt
Ansbach
zu ziehen, wo heute 15 Namensträger
Namensträger wohnen, wohingegen im Umkreis nur ein
Namensträger zu finden ist. Eschenbeck ist ein sehr typischer Name für die Region, von
insgesamt 39 Namensträgern in der BRD finden sich 28% in Ansbach wieder. Graphisch
entspricht diese Verteilung der Geogen-Karte in Abbildung 12. Im Gegensatz zum
Familiennamen Eschenbacher ist Eschenbeck jedoch typisch mittelfränkisch, die
Oberpfälzer wurden nicht als Eschenbeck bezeichnet, sonst würde auch dieser Nachname
im Landkreis Kulmbach häufiger auftreten.
19
Abbildung 12:: Namenverteilung der Familie Eschenbeck in der BRD
4.11.
Finsterer
Der Familienname Finsterer kommt in der BRD 170-mal
170
vor, wobei 10% der Namensträger
im Raum Ansbach zu finden sind. Dieser Familienname ist ein Wohnstättenname, dessen
Namensträger einstt an einem dunklen Ort wohnte.28 Die Bezeichnung Finster ist häufig als
Flurname vertreten,, der meist einen Tannenwald bezeichnete29. Während der
Familienname in Ansbach selbst 22-mal
22 mal auftritt, so ist er im ländlichen Umkreis lediglich
zweimal vertreten.
28
Ebd. S. 245.
Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 469.
29
20
Abbildung 13:: Namenverteilung der Familie Finsterer in der BRD
4.12.
Frauenschläger
Der Name Frauenschläger ist selten anzutreffen,, ihn gibt es in Deutschland lediglich 68-mal.
68
Dafür gibt es ihn in Ansbach neunmal und im Umkreis 14-mal,
14 mal, was immerhin einen Anteil
von 29% bezogen auf Deutschland ausmacht. Nun darf man jedoch bei diesem
Familiennamen keine voreiligen Schlüsse nach unserem
unserem heutigen Sprachverständnis ziehen
und die Ahnen der Namensträger in ein falsches Licht rücken:: Frauenschläger ist nicht etwa
ein Übername für jemanden, der häufig seine Frau schlug, sondern eine Berufsbezeichnung
für Denjenigen,, der Holz in einem Wald schlug, der einem Frauenkloster gehörte.30
Dieses Frauenkloster zu finden gestaltet sich nicht als eindeutig. Das Kloster St. Gumbertus
in Ansbach war laut der Auskunft des Pfarrers der heutigen Kirchengemeinde (Herr Pfr.
Käpplinger) zu keinem Zeitpunkt ein Frauenkloster, auch war es bereits ab dem 11.
Jahrhundert bereits in ein Chorherrenstift umgewandelt.
Es muss sich also um ein damaliges Frauenkloster im Umkreis Ansbachs gehandelt haben,
dessen Ländereien für die Forstarbeit ausreichend Holz liefern konnten.
konn
30
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 255.
21
Abbildung 14:: Namenverteilung der Familie Frauenschläger in der BRD
4.13.
Geiselsöder (-ß)
(
Der Familienname Geiselsöder, ob nun mit einfachem „s“ oder mit „sz“ geschrieben, findet
sich 93-mal
mal in Deutschland, wobei 37% der Telefonbucheinträge auf den Raum Ansbach
entfallen. Der Name ist unter Berücksichtigung beider Schreibweisen
Schreibweisen im Verhältnis von
vo 1 zu
1 auf Stadt und Land gleichmäßig verteilt.
Der
er Name ist in der einschlägigen Literatur nicht verzeichnet, man kann ihn jedoch in seine
Bestandteile auflösen, um eine Namensdeutung zu finden. So findet man, dass Geisel eine
Kurzform eines mit „gîsal“
„gîsal gebildeten Rufnamens ist.31 Ein Beispiel für einen solchen
Rufnamen wäre Giselher. Bei „-öder“
öder“ ist unter „Eder“ nachzuschlagen. Hier findet sich die
Erklärung, dass es sich hierbei um einen Wohnstättennamen handelt, der von dem mhd.
Wort „œde“ abgeleitet ist, das eigentlich „unbebauter und unbewohnter Grund“ bedeutete
und sich mit dem bair. Begriff „Einöde“ überschneidet.
So handelte es sich also bei den Namensträgern um „gîsals“, die in abgelegenen
Wohnstätten hausten.
31
Vgl. Ebd. S 270.
22
Abbildung 15:: Namenverteilung der Familie Geiselsöder in der BRD
Abbildung 16:: Namenverteilung der Familie Geißelsöder in der BRD
23
4.14.
Geret
Der Name Geret ist der seltenste hier betrachtete Familienname. Ihn gibt es in Deutschland
lediglich 22-mal,
mal, wobei 73% der Namensträger in Ansbach und Umkreis zu finden sind.
Dieser Familienname wurde aus dem Vornamen Gerhard gebildet32. Zu diesem Vornamen
gibt es sehr zahlreiche Variationen, die auch auf KurzKurz und Kosenamen des Vornamens
33
zurückgehen können. Der Name Geret findet sich in der Stadt 16-mal,
16 mal, wohingegen er im
ländlichen Umkreis lediglich fünfmal zu finden ist, wie es auch in
n der nachfolgenden
Abbildung 17 zu finden ist.
Abbildung 17:: Namenverteilung der Familie Geret in der BRD
4.15.
Gmöhling
Der Familienname
amilienname Gmöhling ist 54-mal
54 mal in Deutschland aufzufinden. Hierbei entfallen 26%
der Vorkommen auf Ansbach. Es gibt ein sehr starkes Stadt-Land
Stadt Land Gefälle, während der
Name in Ansbach 19-mal
mal auftritt, so gibt es im gesamten Umkreis von 15 Kilometern den
Namen
n lediglich ein einziges Mal.
32
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 549.
33
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S.273.
24
Gmöhling ist eine Variation von „Gemächlich“34. Es ist auf das mhd. Wort „gemechlich“
zurückzuführen, das eine Bedeutung von bequem, bedächtig hat.35 Hiermit wurde wohl der
Namensträger charakterisiert.
Abbildung 18:: Namenverteilung
Namenver
der Familie Gmöhling in der BRD
4.16.
Goth
Der Familienname Goth ist 704-mal
704 mal in der BRD vertreten. Immerhin 11% der Namensträger
sind in Ansbach zu finden. 66 Personen wohnen in Ansbach-Land,
Ansbach Land, wohingegen lediglich 11
Personen dieses Namens direkt in der Stadt wohnen.
Zurr Entstehung des Namens gibt es mehrere mögliche Varianten: Goth kann ein Übername
zu mhd. „göt(t)e“, „got(t)e“ sein, wonach es die Bedeutung von Patenkind, Pate haben
kann. Ebenso möglich kann es sein, dass der Name Goth aus einem Rufnamen
hervorgegangen, der mit dem Namenwort got gebildet wurde. 36
34
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch
Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 571.
35
Vgl. Ebd. S. 544.
36
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 284.
25
Außerdem könnte es auch ein Hinweis auf die Herkunft der Ansbacher Bewohner sein, die
aus dem thüringischen Gotha rund 230 Kilometer in ihre neue mittelfränkische Heimat
wanderten. Mittelniederdeutsche Erklärungen können in dem mittelfränkischen Raum
vernachlässigt werden.
Abbildung 19:: Namenverteilung der Familie Goth in der BRD
4.17.
Heidingsfelder
Die Namensträger des Familiennamens Heidingsfelder tragen diesen Herkunftsnamen nach
dem unterfränkischen Ort Heidingsfeld.37 Er tritt in der BRD 268-mal
mal auf. Davon entfallen
18% auf den Raum Ansbach. In der Stadt gibt es 22 Einträge dieses Namens, auf dem Land
32. Heidingsfeld liegt 74 Kliometer nordwestlich von Ansbach entfernt.
37
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 682.
682
26
Abbildung 20:: Namenverteilung der Familie Heidingsfelder in der BRD
4.18.
Herrscher
Der Familienname Herrscher, dem in Deutschland 108 Telefonanschlüsse zugeordnet sind
findet sich zu 17% in Ansbach wieder, wobei es keine aufschlussreichen
Verteilungsauffälligkeiten
gkeiten zwischen Stadt und Land gibt.
Um die Bedeutung des Familiennamens zu erschließen ist es Notwendig, die Umlautung
von Harscher zu berücksichtigen38. So findet man, dass Herrscher ein Übername ist zu mhd.
harsch, was soviel wie „Haufen, Schar, Kriegshaufen“
Kriegsh
bedeutet.39
Mit diesem Übernamen konnte jemand bezeichnet werden, der entweder den
„Kriegshaufen“ befehligte oder ihm lediglich als einfacher Kämpfer angehörte.
38
39
Vgl. Ebd. S. 707.
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 309.
27
Abbildung 21:: Namenverteilung der Familie Herrscher in der BRD
4.19.
Heubeck
Der Familienname Heubeck ist relativ häufig in der BRD vertreten, immerhin 399-mal.
399
Davon sind 13% der Namensträger im Ansbacher Raum zu finden. Heubeck ist ein bairischer
Herkunftsname, der von der Ortschaft Heubach40 bei Schwäbisch Gmünd,, 85 Kilometer von
Ansbach entfernt, abstammt. Bei einem Verhältnis von 36 Einträgen in der Stadt zu 28
Einträgen im Umkreis Ansbachs ergibt sich
sich keine prägnante Vorkommenshäufung.
40
Vgl. Ebd. S. 127.
28
Abbildung 22:: Namenverteilung der Familie Heidingsfelder in der BRD
4.20.
Hochreuter (-h)
(
Hochreuther ist ein Familienname, der in Deutschland 172-mal
172 mal verzeichnet ist. Davon
entfallen 21% der Namensträger auf Ansbach, 16 Namensträger wohnen in der Stadt, 25
auf dem Land.
Der Name findet seinen Ursprung als Herkunftsname aus den Ortsnamen Hochreut(h)
Hochr
und
41
Hochreit. Diesen Ortsnamen gibt es mehrfach in Bayern, das näheste Hochreuth befindet
sich ca. 50 Kilometer von Ansbach entfernt bei Bubenreuth (Erlangen).
41
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 726.
29
Abbildung 23:: Namenverteilung der Familie Hochreuter in der BRD
Abbildung 24: Namenverteilung
verteilung der Familie Hochreuther in der BRD
30
4.21.
Hofmockel
Der Familienname Hofmockel ist weder bei Brechenmacher, noch im Duden Familiennamen
verzeichnet. Jedoch findet man unter dem Namen Mockel schnell eine Erklärung: Es
handelt sich hierbei um einen Übernamen
Übe
zum mhd. Wort „mocke“,, das die Bedeutung von
42
Klumpen, Brocken hat. Bei jemandem mit dem Namen Hofmockel handelte es sich also
um einen plumpen, ungebildeten Menschen am Hofe.
Heute gibt es diesen Familiennamen 197-mal
197 mal in Deutschland, mit einem Vorkommen
Vork
in
Ansbach von 28%. Die Verteilung auf Stadt und Land ist wenig aufschlussreich (28 Einträge
in der Stadt gegenüber 36 Einträgen auf dem Land).
Land)
Abbildung 25:: Namenverteilung der Familie Hofmockel in der BRD
42
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 464.
31
4.22.
Horndasch
Der Familienname Horndasch existiert 237-mal
237 mal in der BRD. 13 % aller Vorkommen ist in
Ansbach Stadt-Land
Land zu finden, wobei er relativ gleichmäßig zwischen Stadt und Land
verteilt ist (20 Einträge in der Stadt gegenüber 17 Einträgen auf dem Land).
).
Die Deutung des Namens ist nicht ganz eindeutig: Als zusammengesetzter
Wohnstättenname kommt er nicht infrage: Die Wohnstättennamen Horn (Berg(Berg
/Ufervorsprung) und Tasch (Winkel/Einbuchtung) widersprechen sich sinngemäß.43
Wahrscheinlicher ist, dass derjenige mit Horndasch
Horndasch bezeichnet wurde, der für ein Trinkhorn
Ledertaschen anfertigte (Berufsname) oder ein Träger von solch auffälligen Taschen für ein
Horn war (Übername).
Abbildung 26:: Namenverteilung der Familie Horndasch in der BRD
43
Vgl. Ebd. S. 339 u. S. 660.
32
4.23.
Horneber
Horneber ist ein Familienname
lienname, der 156-mal
mal in Deutschland aufzufinden ist und mit 29% am
häufigsten im Raum Ansbach auftritt. Er tritt 13-mal
13 mal in der Stadt auf, aber 36-mal
36
im
Ansbacher Land.
Die Namensdeutung ist nicht ganz eindeutig. Bei dem Familiennamen Horneber ist es als
sehr wahrscheinlich anzusehen, dass „horn“ die Bezeichnung eines Flurnamens ist44, da
unweit von Ansbach ein Flurname existiert, der einen Teil eines Höhenzugs
Höhenzug zwischen
Colmberg und Lehrberg bezeichnet. So könnte der erste Teil des Familiennamens eine
Herkunft
kunft bezeichnen, während das „–eber“
„ eber“ entweder von einem Rufnamen kommt (z.B.
Eberhard), oder aber der Übername eines Menschen ist, der als starkes Tier bezeichnet
wird.45
Abbildung 27:: Namenverteilung der Familie Horneber in der BRD
44
45
Vgl. Ebd. S. 339.
Vgl. Ebd. S. 209.
33
4.24.
Kernstock
Der Familienname Kernstock ist in Deutschland 148-mal
148 mal verzeichnet, davon kommt er zu
39% im Ansbacher Raum vor. Ein auffälliges Stadt-Land-Gefälle
Stadt
Gefälle ist nicht vorhanden, die
Vorkommen betragen 28 in der Stadt gegenüber 39 auf dem Land.
Man kann davon ausgehen, dass
dass sich die Namensträger bis Ende des 15. Jahrhunderts als
Kienstock bezeichneten. Kien steht dabei für die veraltete Bezeichnung der Kiefernföhre.46
Als Kienstock wurde jemand mit dem Berufsübernamen bezeichnet, der Kienholz spänte
und verkaufte.47
Eine weitere
itere Möglichkeit, geht aus der alten Methode, Räumlichkeiten zu erhellen, hervor.
hervor
Um Räume zu erhellen wurden die sehr harzhaltigen Späne in Lampen als Leuchtmittel
verwendet. Sie wurden angezündet und brannten durch den hohen Harzgehalt relativ
lange.48
Ess könnte also auch ein Berufsübername oder Übername für jemanden gewesen sein, der
solche Lampen herstellte oder besaß.
Abbildung 28:: Namenverteilung der Familie Kernstock in der BRD
46
Vgl. Brechenmacher,
rechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 32.
47
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 374.
48
Solche sogenannten Kienspanlampen werden heute noch vorgeführt im Fränkischen
Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim.
34
4.25.
Kleinschrodt
Kleinschrodt ist ein seltener Familienname in Deutschland mit lediglich 73 Vorkommen. Er
findet sich in Ansbach mit 22% aller Vorkommen, davon
davon mit einem Verhältnis von 13 zu 7
häufiger in Ansbach Stadt als auf dem Land.
Bei dem Namen Kleinschrodt handelt es sich um einen Übernamen, der mit dem mhd. Wort
„schrōt“ zu erklären ist. Dieses Wort bezeichnet einen Holzprügel oder Klotz und steht im
übertragenen Sinn für einen grobschlächtigen, plumpen Menschen.49 Dazu ist noch „Klein-“
„Klein
präfigiert worden.
Abbildung 29:: Namenverteilung der Familie Kleinschrodt in der BRD
4.26.
Korbacher
Zu diesem Familiennamen findet sich leider nichts in der einschlägigen Literatur. Es ist
jedoch sehr wahrscheinlich, dass es sich hierbei um einen Herkunftsnamen handelt. Die
49
Vgl. Ebd. S. 604.
35
ehemaligen Einwohner von Korbach bei Kassel müssten knapp 300 Kilometer
Kilometer Wegstrecke
auf sich genommen haben, um Ansbach zu erreichen.
Von den 89 Namensträgern finden sich 33% in Ansbach, bei der Verteilung auf Stadt und
Land finden sich keine
eine markanten Unterschiede (20 Einträge in der Stadt gegenüber 15
Einträgen auf dem Land).
Abbildung 30:: Namenverteilung der Familie Korbacher in der BRD
4.27.
Leidenberger
Der Familienname Leidenberger findet in Deutschland 200 Namenträger. Davon entfallen
22% auf Ansbach, wobei mit 34 Namensträgern mehr als doppelt so viele auf dem Land
Lan
wohnen als in der Stadt (15 Namensträger).
Dieser Herkunftsname bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf den ca. 30 Kilometer
von Ansbach entfernten Ort Leidenberg bei Insingen.
36
Abbildung 31:: Namenverteilung der Familie Leidenberger in der BRD
4.28.
Lörler
Der Familienname Lörler ist recht selten und findet in der BRD lediglich 52 Namensträger.
Dabei ist er sehr stark im Ansbacher Raum vertreten, hier finden sich 38% aller
Namensträger. Während 23 Personen dieses Namens in Ansbach-Stadt
Ansbach Stadt leben, so finden
fi
sich
im ländlichen Umkreis lediglich vier Namensträger.
Einen Hinweis auf die Bedeutung des Namens findet sich im Grimm’schen Wörterbuch. Hier
findet sich das mhd. Wort „lör“, das wahrscheinlich aus dem lateinischen „lorum“ entlehnt
wurde und für Riemen
en steht. Es sind in der Literatur diverse Rüstungsriemen belegt.50
So ist der Familienname Lörler wahrscheinlich aus einer Berufsbezeichnung für jemanden,
der Lederriemen anfertigte, entstanden. Heute könnte man den Beruf wohl als
Riemenschneider oder Riemenschuster
Riem
bezeichnen.
50
Vgl. Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. Leipzig 1854-1960
1960.
Band 12, Spalten 1145 – 1149.
1149
37
Abbildung 32:: Namenverteilung der Familie Lörler in der BRD
4.29.
Mändlein
Von diesem sehr seltenen Familiennamen gibt es
in Deutschland lediglich 29
Namensträger. Davon entfallen 45% aus den Raum Ansbach. 13 Personen dieses Namens
wohnen in der Stadt, lediglich vier wohnen im ländlichen Gebiet um Ansbach.
Die Erklärung für diesen Namen findet sich im mhd. „mändel“. In der Bedeutung von Zwerg
lässt es sich gut als Übername für einen kleinen Menschen erklären.51 Die
Verkleinerungsform „-lein“
lein“ verstärkt noch den Ausdruck der Kleinwüchsigkeit des einstigen
Namensträgers.
51
Vgl. Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 443.
38
Abbildung 33:: Namenverteilung der Familie Mändlein in der BRD
4.30.
Oberseider
Der Familienname Oberseider tritt zwar in der BRD lediglich 35-mal
35 mal auf, er ist jedoch
äußerstt typisch für Ansbach, da dort 63% aller Namensträger wohnen. Die Stadt-LandVerteilung steht im Verhältnis 1 zu 1 (jeweils 13 Namensträger).
Der Namensbestandteil –seider
–seider lässt sich auf das mhd. Wort „sīde“ zurückführen. Der
Seider ist eine Berufsbezeichnung
Berufsbezeichnung für jemanden, der Seide herstellt, verarbeitet oder damit
52
handelt. Der Präfix „Ober-“
„Ober “ lässt Rückschlüsse entweder auf die geographische Lage des
Seiders oder auf seinen Rang unter den Seidern zu.
52
Vgl. Ebd. S. 615.
39
Abbildung 34:: Namenverteilung der Familie Oberseider
Oberseid in der BRD
4.31.
Porzner
Den Familiennamen Porzner gibt es 60-mal
60 mal in Deutschland, davon wohnen immerhin 15%
in Ansbach. Auffallend ist, dass alle Namensträger dieses Namens (13 Namensträger in
Ansbach) direkt in Ansbach wohnen und keiner im ländlichen Umkreis.
Umkre
Laut Brechenmacher handelt es sich bei „Borz“ um einen Übernamen für einen kleinen
Kerl.53 Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich auch bei Porzner um einen Übernamen eines
einst kleinwüchsigen Namensträgers handelt.
Ein bekannter Vertreter dieses Namens
Name ist der Politiker Konrad Porzner (SPD). Er stammt
aus Ansbach und war als Mitglied des Kabinetts von Willi Brandt und Helmut Schmidt im
Fachbereich Finanzen tätig. Zudem war er von 1990 bis 1996 Präsident des
Bundesnachrichtendienstes.
53
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 189.
40
Abbildung 35: Namenverteilung der Familie Porzner in der BRD
4.32.
Schabesberger
Zur Erklärung des Familiennamens Schabesberger ist leider in der gesichteten Literatur
nichts verzeichnet. Das mhd. Wort „schabe“ macht in dem vorhandenen Kontext wenig
Sinn. Geographisch existiert weder der Flurname noch der Ortsname Schabesberg.
Wahrscheinlich
einlich ist jedoch, dass der Familienname Schabesberg nicht der Zweiten
Lautverschiebung unterlegen hat. Berücksichtigt man dies, so kann man mit „Schafberg“
weiter recherchieren. So lässt sich der Name als Herkunftsname zuordnen. Wahrscheinlich
ist die Herkunft
rkunft der Namensträger aus dem ca. 130 Kilometer entfernten Ort Schafberg bei
Sonnefeld in Oberfranken.
Der Name Schabesberger ist sehr selten und existiert nur 31-mal
31 mal in Deutschland. Davon
finden sich 19 Namensträger in Ansbach-Stadt
Ansbach
und vier im ländlichen
en Umkreis Ansbachs.
41
Abbildung 36:: Namenverteilung der Familie Schabesberger in der BRD
4.33.
Scheuerlein
Der Familienname Scheuerlein existiert 392-mal
392 mal in der BRD. Zu 12% ist er in Ansbach
vertreten, hiervon findet er sich 25-mal
25
in der Stadt und 17-mal auf
uf dem Land, was keinen
prägnanten Unterschied ausmacht.
Scheuerlein ist ein Wohnstättenname und bezeichnet denjenigen, der eine Scheune besitzt
oder neben oder in derselben wohnt.54
54
Vgl. Ebd. S. 504.
42
Abbildung 37:: Namenverteilung der Familie Scheuerlein in der BRD
4.34.
Schlötterer
tterer
Der Familienname Schlötterer kommt 110-mal
110 mal in Deutschland vor. 46 % aller Namensträger
wohnen im Raum Ansbach. Mit dem Verhältnis von 35 Einträgen in der Stadt zu 27 im
ländlichen Umkreis ist der Name relativ gleichmäßig verteilt.
Schlötterer ist ein Übername der von dem mhd. Wort „sloterœre“ abstammt und soviel wie
Schwätzer oder Klatscher bedeutet.55
55
Vgl. Duden Familiennamen.
miliennamen. Herkunft und Bedeutung. Mannheim 2005. S. 588.
43
Abbildung 38:: Namenverteilung der Familie Schlötterer in der BRD
4.35.
Wölzlein
Der Familienname Wölzlein ist fast ausschließlich im Raum Ansbach zu finden. Von 32
Namensträgern in der BRD finden sich 88% aller Namensträger wieder. Im Verhältnis StadtStadt
Land ist er gleichmäßig verteilt (18:16).
Laut Brechenmacher handelt es sich bei dem Familiennamen um die Koseform eines im
Mittelalter beliebten Vornamens
Vornam
wie z.B. Wolz.56
56
Vgl. Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.
Limburg a.d. Lahn 1961. S. 833.
44
Abbildung 39:: Namenverteilung der Familie Wölzlein in der BRD
5. Vorherrschende
orherrschende Namentypen
Im Raum Ansbach sind die Herkunftsnamen mit 53% am häufigsten vertreten. Dann folgen
die Übernamen mit 22%, die Berufsnamen mit 13%, Wohnstättennamen
Wohnstättennamen mit 8%. Das
Schlusslicht bilden die Rufnamen mit lediglich 4%.
Der Anteil der Herkunftsnamen in einer Region spiegelt ihre Beliebtheit im Mittelalter
wider. „Niedrige Zahlen zeigen wohl an, welche Städte damals für Zuzügler unattraktiv
waren.“57 Nachdem im Raum Ansbach eine hohe Zahl an Herkunftsnamen vorhanden ist,
war es wohl eine beliebte Zuzugsstadt. Das ist nachvollziehbar, da Ansbach bereits zur
Entstehung der Familiennamen wohl eine blühende Stadt war, die neben Nürnberg ein
Zentrum der gesamten
samten Region darstellte.
Für den Raum Ansbach sind die Herkunftsnamen repräsentativ, was nicht dem deutschen
Durchschnitt entspricht: „Die häufigsten dt. Familiennamen stammen aus der Gruppe der
Berufsnamen (…). Als zweitstärkste Gruppe folgen Übernamen (…).“58
57
Kunze, Konrad: dtv-Atlas
Atlas Namenkunde. VorVor und Familiennamen im deutschen
schen Sprachgebiet.
München 1998. S. 65.
58
Ebd. S. 67.
45
Die meisten regionaltypischen Familiennamen stellen also die Herkunftsnamen dar. In der
folgenden Abbildung ist die Verteilung noch einmal dargestellt.
Verteilung typischer Familiennamen im
Raum Ansbach
Rufname
Berufs-/Amts-/Standesbez.
Übername
Herkunftsname
Wohnstättenname
Abbildung 40: Verteilung der Familiennamen im Raum Ansbach
6. Unterschiede zwischen Stadt und Land
„Häufigere Herkunfts- und Berufsnamen in der Stadt spiegeln den Zuzug vom Land und
die zunehmende Spezialisierung städt. Handwerkszweige gegenüber dem ländlichen
Gewerbe. Auf dem Land begegnen mehr Patronymika und Übernamen.“59
Leider lässt sich dieses Zitat aufgrund der gegebenen und recherchierten Daten nicht
unterstützen. Bei der Untersuchung der regionaltypischen Namen gibt es lediglich
marginale Unterschiede bei der Verteilung unterschiedlicher Namentypen zwischen Stadt
und Land, wie in der folgenden Grafik ersichtlich ist. Als Ordinate sind die Zahlenwerte des
Vorkommens in Prozent aufgetragen.
59
Ebd. S. 65.
46
70
60
50
40
30
20
Stadt
Land
10
0
Abbildung 41: Verteilung der Familiennamen auf Ansbach Stadt und Land
Um verlässliche Stadt-Land-Unterschiede zu generieren, wären weitere Untersuchungen
nötig, die den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden. So müssten entsprechend den
Erkenntnissen nach dieser Arbeit mögliche Fehlerquellen vermieden werden:
-
Die 200 häufigsten Namen dürfen nicht bei der Betrachtung ausgeschlossen
werden, da sie auch mit in eine Vergleichsstatistik gehören.
Es müssen alle vorkommenden Familiennamen in die Statistik mit einbezogen
werden, nicht nur etwa regionaltypische oder häufig vorkommende.
Man muss berücksichtigen, dass es sich bei der Stadt Ansbach im politischen Sinne
nicht nur um das Stadtgebiet handelt, sondern dass Telefonbucheinträge, die zur
Stadt Ansbach gehören, ebenso zu den umliegenden 53 eingemeindeten
Ortschaften gehören können. Diese Eingemeindungen müssten jedoch
strenggenommen zum Landgebiet gezählt werden. Das ist auch eine Schwachstelle
des Programms Geogen, das zwischen Stadt und Landkreis die politischen Grenzen
heranzieht. Interessanter wären nicht die politischen Grenzen Stadtgebiet –
Landkreis, sondern die wirklichen Grenzen Stadt – Land.
47
4. Schlussbemerkungen
In dieser Arbeit wurden die 35 typischsten Familiennamen Ansbachs aufgezeigt, gedeutet
und in die Namenssystematik eingeteilt. Es wurden statistische Erwägungen zur Verteilung
der Namen auf die Region vollzogen. Prägnante Unterschiede in der Verteilung Stadt-Land
konnten leider nur für Einzelfälle, jedoch nicht auf komplette Namentypen übertragen
werden. Um solch ein Gefälle besser nachweisen zu können, wäre sicherlich eine
aufwändigere Sortierung von Stadt-Land nötig, was sicher den Rahmen dieser Arbeit
sprengen würde. So verfälschen eingemeindete Dörfer, die zu Ansbach gehören sicherlich
das Ergebnis, genauso wie Kleinstädte, die im Umkreis von 15 km enthalten sind.
Im Anhang folgen die verwendeten Daten, die mithilfe der Tabellenkalkulation Microsoft
Excel berechnet wurden.
48
5. Literaturverzeichnis
5.1. Literatur
BRECHENMACHER, JOSEF KARLMANN: ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH
FAMILIENNAMEN. LIMBURG A.D. LAHN 1961.
DER
DEUTSCHEN
DUDEN FAMILIENNAMEN. HERKUNFT UND BEDEUTUNG. MANNHEIM 2005.
GRIMM, JACOB UND WILHELM: DEUTSCHES WÖRTERBUCH. 16 BDE. LEIPZIG 1854-1960.
LEXER, MATTHIAS: MITTELHOCHDEUTSCHES TASCHENWÖRTERBUCH. STUTTGART 381992.
KOHLHEIM, ROSA: ENTSTEHUNG UND GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DER FAMILIENNAMEN IN
DEUTSCHLAND. IN: HANDBÜCHER ZUR SPRACH- UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT.
2. TEILBAND NAMENFORSCHUNG. BERLIN, NEW YORK 1996.
KOHLHEIM, ROSA: TYPOLOGIE
BENENNUNGSSYSTEME BEI FAMILIENNAMEN: PRINZIPIELL
UND
KULTURVERGLEICHEND.
IN:
HANDBÜCHER
ZUR
SPRACH UND
KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT. 2. TEILBAND NAMENFORSCHUNG. BERLIN, NEW YORK
1996.
UND
KUNZE, KONRAD: DTV-ATLAS NAMENKUNDE. VORSPRACHGEBIET. MÜNCHEN 1998.
UND
FAMILIENNAMEN
IM DEUTSCHEN
5.2.Internetquellen und Software
http://www.ansbach.eu, abgerufen am 06.01.2010.
http://christoph.stoepel.net/geogen/v3/
http://maps.google.de
Verwendete Telefonbuchsoftware: D-Info Sommer 2007. Die Telefonauskunft für
Deutschland. Stand: 03.05.2007.
Quelle des Wappens auf der Titelseite:
http://www.ngw.nl/int/dld/a/ansbach.htm, abgerufen am 07.01.2010.
49
6. Erklärung der Selbstständigkeit
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorgelegte Seminararbeit eigenständig verfasst und
keine anderen als die im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen, Darstellungen
und Hilfsmittel benutzt habe. Auch Quellen aus dem Internet sind als solche
angegeben und mit dem Datum des letzten Zugriffs auf die jeweilige Seite versehen.
Alle Textstellen und Gedanken, die aus fremden Werken oder anderen Quellen
direkt oder indirekt übernommen worden sind, habe ich unter genauer Angabe der
jeweiligen Quelle als Entlehnung gekennzeichnet.
Weiterhin erkläre ich, dass die vorgelegte Arbeit weder von mir noch – soweit mir
bekannt ist – von einer anderen Person an dieser oder einer anderen Hochschule als
Seminararbeit eingereicht wurde.
Darüber hinaus ist mir bekannt, dass die Unrichtigkeit dieser Erklärung eine Benotung der
Arbeit mit der Note „ungenügend“ zur Folge hat und dass Verletzungen des Urheberrechts
strafrechtlich verfolgt werden können.
Bayreuth, den 09.01.2010
____________________________
Julian Kalt
Anzahl der Wörter: 7411
50
7. Anhang
Name
abs. Vork. in BRD
abs. Vork. in AN- rel. Vork. in AN- abs. Vork. in AN- typ. Name für AN + 15
Stadt
Stadt
Land
AN
km
Korrekturfaktor
insg. Einträge
Bogendörfer
Bogenreuther
Dallheimer
Dürner
Edelhäuser
Egersdörfer
Einfalt
Engerer
Eschenbacher
Eschenbeck
Finsterer
Frauenschläger
Geiselsöder (-ß)
Geret
Gmöhling
Goth
Heidingsfelder
Herrscher
Heubeck
Hochreuter (-h)
Hofmockel
Horndasch
Horneber
Kernstock
Kleinschrodt
Korbacher
Leidenberger
Lörler
Mändlein
Oberseider
Porzner
Schabesberger
Scheuerlein
Schlötterer
Wölzlein
138
63
38
127
116
77
125
168
379
39
170
68
93
22
54
704
268
108
399
172
197
237
156
148
73
89
200
52
29
35
60
31
292
110
32
Stadt u. Land
15512
1,45957968
22641
17
7
9
20
5
10
12
21
18
10
15
6
14
11
13
9
15
7
25
11
19
14
9
19
9
14
10
16
9
9
9
13
17
24
12
25
10
13
29
7
15
18
31
26
15
22
9
20
16
19
13
22
10
36
16
28
20
13
28
13
20
15
23
13
13
13
19
25
35
18
12
30
5
4
11
3
6
35
31
1
2
14
20
5
1
66
32
11
28
25
36
17
36
39
7
15
34
4
4
13
0
4
17
27
16
38153
21%
59%
37%
19%
14%
17%
14%
33%
13%
28%
10%
29%
37%
73%
26%
11%
18%
17%
13%
21%
28%
13%
29%
39%
22%
33%
22%
38%
45%
63%
15%
55%
12%
46%
88%
51
29
37
14
24
16
13
18
56
49
11
17
20
34
16
14
75
47
18
53
36
55
31
45
58
16
29
44
20
13
22
9
17
34
51
28
Rufname
Berufs-/Amts-/Standesbez.
Übername
Herkunftsname
Wohnstättenname
GESAMT
Stadt
abs
34
80
169
318
67
668
Land
abs
21
81
109
361
39
611
insg abs
55
161
278
679
106
1279
insg
4
13
22
53
8
100
Stadt
5
12
25
48
10
100
TOP 35 Namen in Ansbach Stadt und Land
Wölzlein
Geret
Oberseider
Bogenreuther
Schabesberger
Schlötterer
Mändlein
Kernstock
Lörler
Dallheimer
Geiselsöder (-ß)
Engerer
Korbacher
Frauenschläger
Horneber
Eschenbeck
Hofmockel
Gmöhling
Leidenberger
Kleinschrodt
Bogendörfer
Hochreuter (-h)
Dürner
Heidingsfelder
Egersdörfer
Herrscher
Porzner
Einfalt
Edelhäuser
Heubeck
Horndasch
Eschenbacher
Scheuerlein
Goth
Finsterer
88%
73%
63%
59%
55%
46%
45%
39%
38%
37%
37%
33%
33%
29%
29%
28%
28%
26%
22%
22%
21%
21%
19%
18%
17%
17%
15%
14%
14%
13%
13%
13%
12%
11%
10%
Prozentzahl gibt das Vorkommen in
Ansbach Stadt und Land relativ zur
gesamten BRD an.
52
Land
3
13
18
59
6
100

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