Gott auf der Spur

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Gott auf der Spur
VCP | Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
Gott auf der Spur
Aus der Reihe: Kinderstufe im VCP
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorwort.........................................................................................................................................................................4
1. Einleitung................................................................................................................................................................5
2. Kinder spirituell begleiten..........................................................................................................................7
3. Rituale – Gott im Alltag erfahren..........................................................................................................9
Kinder brauchen Rituale................................................................................................................... 9
Christliche Rituale für die Kindergruppe................................................................................. 10
4. Andachten mit Kindern feiern................................................................................................................ 17
Aufbau einer Andacht......................................................................................................................17
Methoden für eine gute Andacht...............................................................................................19
Eine lebendige Geschichte erzählen......................................................................................... 20
Eine gute Vertiefung schaffen..................................................................................................... 22
Liturgische Elemente mit allen Sinnen..................................................................................... 23
5. Anregungen für die Gruppenstunde..................................................................................................25
Immer bunter – malen und gestalten....................................................................................... 25
Der ist ja wie ich – Rollenspiele................................................................................................... 26
Gott im Alltäglichen entdecken – Gegenstandsmeditation............................................ 27
Mein Geist trägt mich – Fantasiereisen.................................................................................... 28
Der Sache auf den Grund gehen – Bodenbilder................................................................... 30
6. Literatur.................................................................................................................................................................33
Kontakt........................................................................................................................................................................35
Impressum.................................................................................................................................................................35
Bildnachweise.........................................................................................................................................................35
Gott auf der Spur
3
Vorwort
Vorwort
ten. Darüber hinaus können wir mit Gott reden und zu
ihm beten.
Liebe Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter, liebe
Meutenleiterinnen und Meutenleiter,
liebe Pfadfinderinnen und Pfadfinder,
liebe Freundinnen und Freunde,
Wichtig ist uns nur, dass im Gruppenleben die Auseinandersetzung mit Spiritualität und Glauben seinen Raum
und seinen Platz findet.
wir freuen uns mit »Gott auf der Spur« eine neue Handreichung für die Kinderstufe herausgeben zu können.
Schwerpunkt dieser Handreichung ist Spiritualität. Sie
ist damit ein Teil der Reihe zu diesem Thema. Den Auftakt machte die Handreichung »Spiritualität lernen?!
Den Weg finden – eine Orientierungshilfe«, deren Lektüre für den Einstieg in das Thema zu empfehlen ist.
Die vorliegende Handreichung widmet sich daher der
Frage, wie die in der Stufenkonzeption verankerten
Ziele der Kinderstufe zur spirituellen Entwicklung umgesetzt werden können.
So können Gruppen- und Meutenleitungen im VCP
gezielt dazu beitragen, Kindern einen Zugang zur Spiritualität zu ermöglichen und sie bei ihrer spirituellen
Entwicklung zu begleiten.
Spirituelle Momente erfahren wir in unserem Gruppenalltag an ganz vielen Stellen: im Erleben guter und
intensiver Gemeinschaft, in der bewussten Wahrnehmung der Schöpfung, in persönlichen Gesprächen und
im Spiel. Ja, auch im Spiel wird Spiritualität spürbar. Im
Spiel können wir uns in phantastische Welten fallen
lassen und unser Alltag wird verzaubert. Gottes Reich
wird so erfahrbar. In Kooperations- oder Wahrnehmungsspielen können christliche Werte vermittelt und
Gemeinschaft fühlbar gemacht werden. Deshalb ist es
gut, dass ihr spielt.
An einigen Stellen lässt sich auch beides verbinden.
Auch im Zusammenleben der Dschungeltiere lassen sich
christliche Werte und Verhaltensweisen erkennen, auf
die ihr eingehen könnt. So wird Mowgli von der Wolfsmutter in ihrer Familie aufgenommen und wie ein eigenes Kind erzogen. Dies ist ein Paradebeispiel für Nächstenliebe im christlichen Verständnis.
Wir haben beim Schreiben viel Wert auf Praxisnähe gelegt. Ihr werdet viele konkrete Methoden, Ideen und
Tipps finden, die ihr in eurer Gruppenstunde umsetzen
könnt.
Dabei sind die Vorschläge dennoch so allgemein gehalten, dass sie vielen Themen und Inhalten angepasst
werden können.
Macht euch mit eurer Gruppe auf die Spur nach Gott.
Wir wünschen euch gute Erlebnisse und Erfahrungen!
Gottes Segen und Gut Pfad,
Susanne Heinrich
Aber es gibt auch andere Zugänge zur Spiritualität. Anregungen dazu findet ihr in dieser Handreichung.
Das Dschungelbuch, das der VCP als bevorzugte Rahmengeschichte zur Umsetzung einer Spielidee in der
Kinderstufe gewählt hat, bietet für die Unterstützung
in der spirituellen Entwicklung nur wenig Anknüpfungspunkte. Da uns das Leben unseres evangelischen
Glaubens im Verband sehr wichtig ist, haben wir diese
Handreichung geschrieben, die sich ausdrücklich mit
spirituellen Angeboten in der Kinderstufe beschäftigt.
Dabei sind »Dschungelbuch« und »Spiritualität« kein
Widerspruch. Wir möchten euch ermutigen, mit euren
Gruppen nicht nur die Welt des Dschungels zu erleben,
sondern euch gemeinsam ebenso auf die Spur Gottes zu
begeben und Erfahrungen zu machen.
So wie wir die Episoden des Dschungelbuches erzählen,
hören, dazu singen oder die Geschichten nachspielen
können, können wir dies auch mit biblischen Geschich-
4
Gott auf der Spur
Einleitung
1
Einleitung
»Pfadfinderinnen und Pfadfinder im VCP sind Mitglied eines Verbandes, der sich seiner evangelischen Wurzeln bewusst ist und
diese nach innen und außen lebt – bei gleichzeitiger Offenheit
und Toleranz gegenüber anderen Konfessionen und Religionen.
Christliche Grundwerte prägen das Pfadfinden im VCP, was durch
das »C« im Verbandsnamen unterstrichen wird. Zur spirituellen
Entwicklung des Menschen beizutragen, ist daher für den Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder als evangelischer
Verband ein besonderes Ziel. Die Suche nach Werten, die dem
eigenen Leben einen Halt geben, wird als elementarer Bestandteil
des pfadfinderischen Erziehungsauftrages verstanden. Pfadfinden schafft einen Zugang zur Beschäftigung mit existentiellen
Grundfragen und hilft dabei, ein spirituelles und moralisches
Wertesystem zu entwickeln, das bei der persönlichen Lebensgestaltung hilft.«
So formuliert es der VCP in seiner Stufenkonzeption.
Das besonders wichtige Ziel, zur spirituellen Entwicklung beizutragen, wird für die Kinderstufe wie folgt
konkretisiert:
»Das Kind …
• hat Kenntnisse über den religiösen Hintergrund der eigenen
Familie und das christliche Selbstverständnis der Gruppe,
• weiß, dass es verschiedenen Religionen und Glaubensauffassungen gibt und dass diese jeweils andere spirituelle Ausdrucksformen haben;
• entdeckt und achtet Natur und Umwelt als Wunder Gottes;
• lernt die Vielfalt der Schöpfung kennen und erfährt sich als Teil
davon;
• kennt und erfährt christliche Normen und Werte in der Gemeinschaft der Gruppe;
Gott auf der Spur
1
• nimmt am spirituellen Leben der Gruppe teil und erfährt dort
Geborgenheit und Gottesnähe.«1
Ausgehend von dieser Zielsetzung wurde die vorliegende Handreichung geschrieben. Die konzeptionelle
Beschreibung dort, soll in der praktischen Konkretisierung hier mit Leben gefüllt werden.
Auf den folgenden Seiten stellen wir für eure Arbeit
in den Gruppen und Meuten2 verschiedene Methoden
vor, mit denen ihr die oben genannten Zielen anstreben
könnt.
Das Heft soll für euch »Handwerkszeug« sein. Uns war
es deshalb wichtig, die Methoden praxisnah zu beschreiben. Dennoch gibt es keine gute Praxis ohne ein
gutes konzeptionelles und theoretisches Fundament.
Ein Teil des Fundamentes ist die eben erwähnte Stufenkonzeption. Im Kapitel »Kinder spirituell begleiten«
wird eine kurze Einführung in das Grundverständnis
der spirituellen Arbeit mit Kindern gegeben. Außerdem
1 Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2011). Pfadfinden
macht Spaß! Pfadfinderisches Leben in verschiedenen Altersstufen. Die
Stufenkonzeption des VCP. Kassel. 2. Auflage. S. 13.
2 Im VCP werden für die Gruppen der Kinderstufe regional unterschiedlich entweder der Begriff »Gruppe« oder »Meute« und entsprechend
»Gruppenleitung« oder »Meutenleitung« verwendet. Aus Gründen der
Lesbarkeit verwenden wir in dieser Handreichung den pädagogischen
Oberbegriff »Gruppe«, da dieser Begriff allen Leserinnen und Lesern bekannt ist.
5
1
Einleitung
werden alle vorgestellten Methoden kurz theoretisch
eingeführt. Denn bei der Anwendung von Methoden
sollte immer klar sein, wie die jeweilige Methode richtig
durchgeführt wird und was mit ihr erreicht werden soll.
Die vorgestellten Methoden und Anregungen verstehen sich als Vorschläge für eure Arbeit. Probiert aus,
variiert, entwickelt weiter oder entscheidet euch für
andere Methoden. Da man als Gruppenleiterin oder
Gruppenleiter auch immer selbst Teil des Lernprozesses
ist, empfiehlt sich eine eigene Auseinandersetzung mit
6
dem Thema. Als Einstieg empfehlen wir euch die Handreichung »Spiritualität lernen?!«3
Viel Freude beim Lesen und Ausprobieren wünschen
euch
Esther Koch und Christian Coenen
3 Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2012). Spiritualität
lernen?! Kassel.
Gott auf der Spur
Kinder spirituell begleiten
2
Kinder spirituell
begleiten
Kinder beschäftigen sich mit den großen Fragen: »Warum müssen andere Kinder hungern?«, Warum machen
Menschen Krieg?«, »Was passiert mit Oma, wenn sie
stirbt?«, »Wo ist Gott nachts?«, »Warum kann Willi nicht
laufen?«
rituelle Dimension aus dem Leben heraus halten. Sie ist
Teil eines jeden von uns und wir sollten ihr ausreichend
Raum geben. Spirituelle Angebote in der Gruppenstunde sind eine Einladung, Erfahrungen mit Gott zu
machen.
Die Fragen sind uns nicht unbekannt. Wir kennen sie
von uns selbst. Die Fragen nach dem Sinn des Lebens,
nach der Existenz eines Gottes und einem möglichen
Leben nach dem Tod beschäftigen jeden Menschen.
Damit sich der Glaube im Leben der Kinder verwurzeln
kann, braucht es euch als Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter, die bereit sind, die Kinder auch geistlich zu
begleiten und ihnen Impulse zu geben. Im Idealfall werden die Kinder von mehreren Personen in ihrem Leben
begleitet: von ihren Eltern, Großeltern, Paten – aber
ein stückweit auch von euch. Manchmal ist die VCPGruppenstunde aber auch eine der wenigen Räume,
in denen Kinder sich mit ihrer spirituellen Dimension
auseinander setzen können. Für diese Begleitung findet
ihr in dieser Handreichung Methoden und Anregungen.
Sie werden euch helfen, Impulse zu setzen, Vertrauen
zu schaffen, Gedankenanstöße zu geben, Gespräche in
Gang zu bringen und diese zu moderieren.
Wir im VCP haben eine Antwort auf viele dieser Fragen: unseren christlichen Glauben. Und auch wenn wir
nicht auf alle Fragen unseres Lebens eine Antwort bekommen, so dürfen wir uns doch in Gott aufgehoben
wissen.
Wir haben diese Handreichung aus zwei Gründen geschrieben:
1. Kinder suchen auf ihre eigene Weise genauso wie
wir nach Antworten auf alle wichtigen Fragen des
Lebens. In unserer Gruppenarbeit begleiten wir die
Kinder dabei ein Stück. Wir wollen Kindern die Möglichkeit geben, sich mit ihren Fragen auseinander zu
setzen und nach Antworten zu suchen.
2. Kinder leben meist noch im Urvertrauen des Lebens. Während wir Erwachsene schon kleinere und
größeren Krisen sowie Enttäuschungen erlebt haben, haben Kinder noch das Bewusstsein: Ich werde
umsorgt. Es wird schon gut gehen. Wir wollen sie in
unserer Gruppenarbeit in diesem Urvertrauen bestätigen; sie in ihrem Glauben stärken, dass Gott sie annimmt, wie sie sind und immer für sie da ist.
Dabei geht es nicht darum, Kindern unseren Glauben
aufzuzwingen. Aber ebenso wenig dürfen wir die spi-
Gott auf der Spur
2
Noch zwei wichtige Hinweise:
1. Umgang mit »richtig« und »falsch«: »Richtig« und
»falsch« sind Worte, die in der religionspädagogischen
Arbeit sparsam verwendet werden sollten. Oft haben
wir schon ein festes Bild davon im Kopf, wie sich das
mit Gott und mit uns verhält. Dementsprechend schnell
ordnen wir manchmal Bilder, Fantasien und Aussagen
anderer in die Kategorien »richtig« und »falsch« ein.
Glaube ist aber etwas sehr Persönliches. Da gibt es kein
»richtig« und kein »falsch«. Gott ist für jeden von uns
ein anderer.4 Gerade in der Arbeit mit Kindern ist es
sehr wichtig, behutsam mit ihren Äußerungen umzugehen. Werden sie zu schnell »berichtigt«, beraubt man
4 Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2012). Spiritualität
lernen?! Kassel.
7
2
Kinder spirituell begleiten
Abbildung 1: Kinder leben im Vertrauen: Alles wird gut.
Abbildung 2: Spirituelle Angebote sind eine Einladung an Kinder.
sie möglicherweise ihres persönlichen Glaubens und
überschätzt vielleicht auch sein eigenes Wissen. Das bedeutet nicht, dass man keine eigene Meinung haben
darf. Es bedeutet aber, dass es in spirituellen Fragen
wichtig ist, die eigene Meinung nicht als absolut zu setzen. Genauso dürfen wir erwarten, dass unsere Meinungen und Ansichten akzeptiert werden.
fragt: »Was glaubt ihr, warum will Jesus ausgerechnet
zu Zachäus nach Hause gehen?« Ein Mädchen traut sich
zu antworten: »Jesus möchte sehen, wie Zachäus so
wohnt, was für Geschirr er hat und welche Gardinen an
seinen Fenstern hängen, wie seine Zimmer eingerichtet
sind …«
An dieser Stelle könnte man das Kind stoppen und sagen: »Nein, das stimmt nicht. Jesus wollte zu ihm gehen
um zu zeigen, dass er mit den Ausgestoßenen Gemeinschaft haben will. Und Gardinen gab es damals schon
gar nicht.« Mit drei Sätzen hätte man seine Sicht der
Dinge für richtig erklärt und die Fantasie der Kinder erstickt.
Man kann aber auch abwarten und nachfragen. »Wie
meinst du das?« »Wie kommst du darauf?« Das Mädchen wird dann vielleicht erzählen, dass Jesus sich für
Zachäus interessiert und nicht nur aus Höflichkeit vorbeischaut. Er möchte eben alles genau über ihn wissen.
Dieses Verhalten sei ein großes Zeichen der Freundschaft. Schließlich, so könnte es erklären, möchte Jesus
der Freund von Zachäus sein, weil er ihn liebt.
Es werden sich wohl wenig schönere und lebendigere
Bilder finden, für das, was wir manchmal mit Worten
wie »Gemeinschaft haben« meinen. Und so »gewinnen« auch wir bei dem Austausch mit den Kindern, weil
wir manchmal noch ganz andere und tiefere Einsichten
in biblische Geschichten und den Glauben bekommen.
Und mal ganz ehrlich: Wer von uns weiß denn auch genau, warum Jesus bei Zachäus einkehrt. Vielleicht wollte
er ja wirklich seine Gardinen sehen. Die Geschichte
schweigt sich zumindest darüber aus.
2. Im Vordergrund steht der Austausch: Da es eben bei
spirituellen Fragen selten um die Kategorien »richtig«
und »falsch« geht, steht der Austausch im Vordergrund.
»Zeig mal, wie Gott für dich ist.« Ein solcher Austausch
sollte nach jeder Einheit eingeplant werden. Malt ein
Kind etwa ein Bild zu einer biblischen Geschichte, so
sollte das Kind danach die Möglichkeit haben, den anderen sein Bild zu zeigen und zu erklären. Dabei werden wir dann vielleicht merken, dass Kinder intensiv
über die »großen Fragen des Lebens« nachdenken und
Antworten finden, die tiefer gehen, als wir es manchmal erahnen.
Ein Beispiel5
Die Kinder haben einen Teil der bekannten Zachäusgeschichte (Lukas 19,1–10) gehört. Die Gruppenleitung
5 Frei erzählt nach: Merz, Vreni (2007). Seine Vorhänge wollte er sehen«
Wie Kinder biblische Texte deuten. In: Diakonia – Internationale Zeitschrift für die Praxis der Kirche 5. S. 326–331.
8
Gott auf der Spur
Rituale – Gott im Alltag erfahren
3
Rituale – Gott im Alltag
erfahren
Kinder brauchen Rituale
Was ist ein Ritual?
Jeder Mensch braucht und hat Rituale. Die regelmäßig
wiederkehrenden und nach festem Muster ablaufenden
Handlungen helfen uns, unserem Alltag und unserem
Leben eine Struktur zu geben. Sie geben uns ein Gefühl
der Sicherheit und Kraft.
Rituale begleiten unseren Alltag und unser Leben. Das
Gebet am Morgen, in dem ich den Tag in Gottes Hand
lege, ist genauso ein Ritual wie die Abschlussfeier, die
mir hilft, mit einem wichtigen Lebensabschnitt abzuschließen, mich zu verabschieden und mich innerlich auf
einen neuen Abschnitt vorzubereiten.
Aber nicht alles, was sich in unserem Leben oder Alltag
wiederholt, sind Rituale. Der erste Kaffee am Morgen,
den ich gern in aller Ruhe genieße, der kurze Schlaf
nach dem Mittagessen oder der Gang um den Block am
Abend, sind – wenn auch lieb gewonnene – Gewohnheiten.
Ein Ritual unterscheidet sich deutlich von einer Gewohnheit in seiner formellen und oft auch feierlichen
Form und vor allem in seinem Symbolgehalt. Bei einem Ritual geht es um mehr als um das, was ich bei
der Durchführung des Rituals sehen kann. So kann das
Kaffeetrinken zu einem Ritual werden, wenn ich es zelebriere. Das heißt, wenn ich eine feste Zeit und einen
festen Ort habe, an dem ich meinen Kaffee trinke und
ich die Zeit nutze, um in Ruhe meine Gedanken zu sortieren. Es geht dabei dann nicht mehr nur um das Kaffee trinken alleine, sondern um die innere Einkehr und
das Kraft holen für bevorstehende Herausforderungen.
Wegen ihres Symbolgehalts finden wir Rituale vor allem
in religiösen Kontexten. Denn in der Auseinandersetzung mit Gott, dem Sinn unseres Lebens und der ei-
Gott auf der Spur
3
genen Standortbestimmung fehlen uns oft die Worte.
Rituale helfen uns trotzdem auszudrücken und uns die
Welt hinter dem, was wir sehen und beschreiben können, zu eröffnen.
Bedeutung der Rituale für Kinder
Gerade für Kinder sind Rituale sehr wichtig.6 Feste und
wiederholende Abläufe vermitteln dem Kind Sicherheit
und Geborgenheit und bilden in einer Gruppe (z. B.
Familie oder Kindergruppe) den Rahmen für Gemeinschaft und Zusammenhalt. In dieser Atmosphäre erfährt
das Kind, geliebt zu werden.
Im VCP sind wir uns der Wirkung von Ritualen bewusst,
so initiieren und pflegen wir sie auch in der Kinderstufe,
um den Kindern Orientierung und Sicherheit zu bieten,
besondere Situationen (z. B. Geburtstage, Verabschiedungen) zu kennzeichnen und den Kindern die Beteiligung am Gruppengeschehen zu erleichtern.
Bedeutung christlicher Rituale für Kinder
Im VCP orientieren wir unser Leben und unser Handeln
am Evangelium. Manchmal neigen wir aber dazu, sogenannte »C-Themen« nur in eigenen Räumen zu behandeln, losgelöst von anderen Themen und dem »normalen« Gruppenalltag. Vielfach steckt dahinter die Angst,
für die Vermittlung religionspädagogischer Inhalte
6 (siehe hierzu auch: Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
2011). Pfadfinden macht Spaß! – Pfadfinderisches Leben in verschiedenen Altersstufen. Die Stufenkonzeption des VCP. Kassel. 2. Auflage.
S. 11 sowie Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2011).
Einführung in die Reihe Kinderstufe im VCP. Kassel. S. 7 ff.
9
3
Rituale – Gott im Alltag erfahren
Abbildung 3: Rituale schaffen Zusammenhalt …
oder Angebote nicht kompetent genug zu sein oder
man fühlt sich zu befangen, seinen Glauben an Gott
mit größerer Selbstverständlichkeit zu thematisieren.
Rituale sind hier die Chance, Gott bewusst in unseren
Gruppenalltag hinein zu nehmen. Durch Rituale fällt es
uns leichter, unseren Glauben an Gott »zur Sprache« zu
bringen, auch wenn uns die Worte manchmal fehlen.
Die Kinder können so erfahren, dass Glaube nicht nur
eine Sache des Gottesdienstes am Sonntag oder eines
bestimmten Angebotes im Monat ist. Das regelmäßige
Gebet, das gemeinsame gesungene Lied oder der Segen
machen uns und den Kindern immer wieder deutlich,
dass wir nicht allein sind, Gott immer bei uns ist und uns
begleitet. Wir können Kindern so Gottes Liebe zu ihnen
erfahrbar machen. Damit schenken wir ihnen etwas, das
über die Erfahrung von Gemeinschaft und Erlebnisse in
der Gruppe hinausgeht.
Für die Ausführung der Rituale – für die im christlichen
Kontext und auch alle anderen Rituale – ist es wichtig,
dass ihr sie ernst nehmt. Außerdem solltet ihr euch für
die Rituale Zeit nehmen und sie mit Ruhe und Würde
durchführen. Dazu gehört auch – und dies gilt in besonderer Weise für christliche Rituale – dass ihr selbst
dahinter steht und daran glaubt, was ihr sagt und tut.
Gerade Kinder durchschauen es sehr schnell, wenn ihr
es nicht ehrlich meint. Rituale verlieren so ihre Kraft.
Im Folgenden wollen wir euch einige Rituale vorstellen,
die ihr ganz einfach in euren Gruppenalltag einbauen
könnt. Versteht es als Vorschläge, unter denen ihr auswählen könnt und die ihr gerne euren eigenen Bedürfnissen anpassen könnt. Wir haben sie in verschiedene
Kategorien eingeordnet: »Gebete«, »Segen« und »Rituale im Kirchenjahr«.
10
Abbildung 4: … und bieten Sicherheit.
Christliche Rituale für die
Kindergruppe
Gebete
Das Gebet, das Gespräch mit Gott, zählt zu den wichtigsten Ausdrucksformen des christlichen Glaubens. Als
Christinnen und Christen glauben wir, dass wir uns im
Gebet jederzeit Gott zuwenden können und ihm sagen
können, was uns freut, beschäftigt oder bedrückt. Und
wir glauben, dass Gott uns hört. Beten braucht keine
bestimmten Zeiten, Orte oder Personen. Beten kann
jede und jeder. Und so können wir mit einem kurzen
Gebet uns Gott zuwenden und uns seiner Gegenwart
vergewissern.
Für ein Gebet ist nicht viel nötig und doch macht es
deutlich: Wir sind bei Gott aufgehoben.
Dabei sind die Worte, die im Gebet gesprochen werden
nicht so wichtig. Ihr müsst euch über die Formulierung
des Gebetes nicht den Kopf zerbrechen. Es reichen einfache Sätze, indem ihr ausdrückt, was euch bewegt.
Mehr als um die Sprache geht es beim Gebet um die innere Haltung. Wenn wir als Gruppenleitung mit Kindern
beten, sind wir dabei glaubwürdig und authentisch?
Nimmt man uns ab, dass wir mit Gott sprechen wollen und an das Gebet glauben? Oder sprechen wir nur
hohle Worte? Nur wenn wir authentisch beten, fühlen
sich auch die Kinder im Gebet aufgehoben. Nur dann
erfahren sie, dass es eine Wirklichkeit gibt, die größer
ist, als sie selbst, dass es Gott gibt, dem sie sich anvertrauen können.
Gott auf der Spur
Rituale – Gott im Alltag erfahren
Gleichzeitig lernen sie Gebete, Worte mit denen sie sich
in den verschiedensten Lebenslagen an Gott wenden
können. Und dies kann ein Geschenk sein, welches Kinder ein Leben lang begleitet.
Gebete zum Gruppenstundenanfang
Zu Beginn der Stunde könnt ihr ein Gebet sprechen, indem ihr um eine schöne Zeit und gute Gemeinschaft
bittet. Dies kann entweder ein vorformuliertes oder ein
freies Gebet sein. Wichtig ist, dass ihr jeweils ankündigt,
dass ihr nun beten wollt. Bittet darum, ruhig zu werden
und nehmt eine »Gebetshaltung« an. Dazu kann zum
Beispiel jeder Teilnehmende seine Hände falten oder
man kann sich in einen Kreis stellen und einander die
Hände reichen. Ihr könnt euch in der Gruppe auch eine
eigene Gebetshaltung überlegen. Probiert aus, was in
eurer Gruppe funktioniert.
Vorformuliertes Gebet
Guter Gott,
wir sind zu einer Gruppenstunde zusammen gekommen.
Wir danken dir, dass du bei uns bist.
Wir bitten dich, schenke uns eine gute Zeit mit Spaß und schönen
Erlebnissen.
Gib, dass wir Rücksicht aufeinander nehmen können und auf die
Natur und die Dinge, die wir hier haben.
Schenke uns eine gute Gemeinschaft miteinander.
Amen
tun, was ganz schön schwer für uns ist. Habt ihr in der
letzten Woche so etwas erlebt? Ich zum Beispiel habe
gestern Matheklausur geschrieben. (Hier etwas Eigenes
einsetzen.) Die fand ich ganz schön schwer. Ich gebe
den Stein herum. Wenn ihr letzte Woche auch etwas
Hartes oder Schweres erlebt habt, könnt ihr es erzählen,
sobald ihr den Stein in den Händen haltet. Wenn ihr
nicht erzählen möchtet, müsst ihr es nicht. Dann gebt
ihr den Stein einfach weiter.«
Der Stein wird im Kreis herum gegeben.
Gruppenleitung: Wir haben alles gesagt, was uns letzte
Woche belastet hat. Was uns geärgert oder uns schwer
gefallen ist. Wir wollen alle unsere Klagen und Sorgen
vor Gott bringen. Das tun wir, indem wir singen: Du verwandelst meine Trauer7 ….«
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Das ist ein schönes Gebetsritual, indem die Kinder und
die Gruppenleitungen ihre Klagen und ihren Dank vor
Gott bringen können. Die meisten Kinder lieben es. Es
braucht allerdings ein bisschen Zeit, bis alle damit vertraut und mutig genug sind, sich mit persönlichen Dingen einzubringen.
Material:
• Einen faustgroßen Stein
• Eine Kerze (am besten ein Teelicht in einem Glas – so
lässt es sich gut weiter geben, ohne dass sich jemand
die Finger verbrennt oder mit flüssigem Wachs bekleckert.)
• Liedzettel mit »Du verwandelst meine Trauer« und
»Auf Gott, auf Gott« (Zumindest solange bis es alle
Kinder auswendig kennen.)
Durchführung:
Die Gruppenleitung hält einen Stein in den Händen
und führt das Ritual beispielsweise folgendermaßen
ein: »Ich halte einen Stein in den Händen. Er ist kalt,
hart und sehr schwer. So wie manche Dinge, die uns
im Leben passieren. Manchmal geschieht etwas und wir
denken: ’Das ist ganz schön hart.’ Oder wir sollen etwas
Gott auf der Spur
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Stein und Kerze
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Gruppenleitung: »Ich habe nun eine Kerze in meinen
Händen. Die Kerze bringt uns Licht und Wärme. Sie
steht für alles Schöne, was wir erleben. Habt ihr euch
letzte Woche über etwas gefreut? Ist euch was Schönes
passiert? Ich habe mich am Montag mit meiner Freundin getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen
habe. (Auch hier etwas Eigenes einsetzen.) Das hat mich
gefreut. Ich gebe die Kerze herum. Wenn ihr letzte Woche auch etwas Schönes erlebt habt, könnt ihr es erzählen, sobald ihr die Kerze in den Händen haltet. Wenn
ihr nichts erzählen möchtet, müsst ihr es auch hier nicht
tun. Dann gebt die Kerze einfach weiter.«
Die Kerze wird im Kreis herum gegeben.
Gruppenleitung: Wir haben alles gesagt, worüber wir
uns gefreut haben. Wir wollen Gott für all das Schöne
7 Mit freundlicher Genehmigung des Autors: Bernd Schlaudt
11
3
Rituale – Gott im Alltag erfahren
auch ein Gebet gesprochen werden. Zum Beispiel: »Guter Gott, wir dürfen dir alles sagen. Alles, was uns ärgert. Aber auch alles, was uns freut. Du hörst uns zu.
Dafür danken wir dir. Es ist schön, dass du bei uns bist.
Bitte schenke uns jetzt eine gute Gruppenstunde zusammen. Amen.«
Gebete zum Ende der Gruppenstunde
Zum Ende der Stunde könnt ihr in einem kurzen Gebet
Gott für die gemeinsame Zeit danken und ihn um einen behüteten Nachhauseweg bitten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu beten. Man kann auch hier ein
vorformuliertes Gebet benutzen. Alternativ kann man
aber auch mit einem frei gesprochenen Fürbittengebet
beten:
Abbildung 5: Gott für das Schöne danken.
danken. Das tun wir, indem wir singen: Auf Gott, auf
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Sobald das Ritual vertraut ist, können die entsprechenden Einführungen kürzer ausfallen, weil dann ja bekannt ist, wofür die Handlungen stehen. Allerdings
sollte man nicht vergessen, die Erklärungen wieder
hinzu zu fügen, wenn neue Kinder in die Gruppe kommen. Es muss auch nicht immer die Gruppenleitung anfangen. Ihr könnt auch die Kinder fragen, ob eines von
ihnen den Anfang machen möchte.
Das Ritual könnt ihr natürlich euren Bedürfnissen entsprechend abändern. Statt der Lieder kann am Ende
12
Vorformuliertes Gebet
Guter Gott,
wir danken dir für die gemeinsam erlebte Gruppenstunde.
Wir danken dir für das Spielen und Singen, für die Gemeinschaft und
den Spaß den wir miteinander hatten.
Wir bitten dich, begleite du uns auf dem Weg nach Hause und behüte uns, bis wir uns nächste Woche wieder sehen.
Schenke uns deinen Segen.
Amen.
Freies Fürbittengebet
Viele trauen sich nicht, frei zu beten, weil sich fürchten,
»falsch« zu beten. Aber es gibt kein falsches Gebet! Ein
freies, holperiges Gebet kann sogar viel aufrichtiger
und ehrlicher wirken.
Fragt die Kinder, bevor ihr auseinander geht, was ihnen
auf dem Herzen liegt. Ob es etwas gibt, wofür sie Gott
bitten möchten. Sammelt die Beiträge und formuliert
aus diesen Anliegen heraus ein Fürbittengebet. Daran
kann sich dann das Vater Unser anschließen.
Das Wichtigste ist, dass ihr die Kinder und ihre Anliegen
ernst nehmt. Dabei ist es egal, ob es der größte Wunsch
ist am nächsten Tag »Hitzefrei« zu haben oder dass die
schwer erkrankte Oma wieder gesund wird. Mit allen
Bitten sollte man gleichermaßen respektvoll und ernsthaft umgehen.
Tischgebete
Gemeinsame Mahlzeiten sind auch immer ein Gebet
wert. Vielleicht kommen sie in den Gruppenstunden
nicht so häufig vor, dafür aber auf gemeinsamen Freizeiten. Mit einem Tischgebet rückt der Dank für das Essen, das uns so selbstverständlich geworden ist, wieder
in unser Bewusstsein. In vielen Tischgebeten kommt
auch der Dank für die Gemeinschaft zum Ausdruck.
Nachfolgend findet ihr einige Vorschläge für ein Tischgebet. Vielleicht habt ihr Lust, für die nächste Freizeit
Gott auf der Spur
Rituale – Gott im Alltag erfahren
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Abbildung 6: Immer ein passendes Gebet – mit dem Gebetswürfel.
ein Gebetswürfel zu basteln? Er ist aus festem Papier
recht einfach hergestellt. Auf die sechs Seiten kommt
jeweils ein Tischgebet. Zu jeder Mahlzeit darf ein Kind
würfeln. Das »erwürfelte« Gebet wird gebetet.
Lieber Gott, wir danken dir,
für das schöne Essen hier.
Wir danken all denen, die den Tisch gedeckt,
wir danken Gott, der hinter all dem steckt.
Du bist ein Gott, dem man danken kann.
Nun fangen wir zu essen an.
Amen.
Guter Gott,
wir sitzen alle um den gedeckten Tisch.
Wir gehören zusammen.
Wir sind miteinander und mit dir verbunden.
Du lässt alles wachsen.
Wir danken dir.
Amen.
Gütiger Gott,
du lädst uns ein.
Du bringst Segen herein.
Wir dürfen bei Dir sein.
Für Deine Gegenwart an diesem Abend,
für alle Nahrung, so labend,
für Speis und Trank
hab Dank.
Amen.
Guter Gott, durch deine Güte leben wir,
und was wir haben, kommt von dir.
Gott auf der Spur
Drum lass uns auch an andre denken,
von deinen Gaben weiterschenken.
Amen.
Guter Gott,
wir sitzen am gedeckten Tisch.
Verschiedene Marmeladen,
Wurst, Käse, Butter
reichlich Brot für alle.
Du sorgst dich um uns,
begleitest unsere Tischgemeinschaft.
Nicht nur an diesem Morgen,
sondern an jedem Tag.
Dafür möchten wir dir danken.
Amen.
Tischlieder
In Liedern singen wir Christinnen und Christen unsere
Gebete. Unserer Gesangbücher sind voll mit Liedern, in
denen wir, ähnlich wie im gesprochenen Gebet, unser
Lob und unseren Dank sowie unsere Bitten und unsere Klage vor Gott bringen. Singen öffnet »Herz und
Mund«, belebt »Geist und Körper«. Gesang vermag
oft viel mehr auszudrücken als das bloße Singen. »Wer
singt, betet doppelt!«, wusste bereits Augustinus von
Hippo im 4. Jahrhundert.
Ein Lied passt immer. Gut könnt ihr auch das Singen eines Liedes zum Ritual bei euch in der Gruppenstunde
machen.
Auch als gemeinsamer Anfang bei Tisch ist ein Lied eine
gute Alternative zum Gebet. Alle Kinder sind beim Singen beteiligt und gerade auf Freizeiten kann ein Lied
13
3
Rituale – Gott im Alltag erfahren
Ihr könnt den Segen auf zwei Arten sprechen: Entweder
ihr sprecht den Segen zu und formuliert den Segen mit
du/dich bzw. ihr/euch oder ihr bittet, um den Segen für
euch alle und formuliert mit uns. Sprecht ihr den Segen
in der »uns«-Form, könnt ihr ihn auch gemeinsam sprechen. Beides hat seine Vor- und Nachteile: Es kann gut
tun, einen Segen zugesprochen zu bekommen. Andererseits stärkt es des Gemeinschaftsgefühl, wenn man
gemeinsam um den Segen bittet.
Segensworte
Es gibt unzählige Segensworte, die wir uns und den Kindern zusprechen können. Hier einige Beispiele:
Wir stehen im Kreis und fassen uns an den Händen:
Wir geben uns die Hände, weil Jesus Christus bei uns ist (in unserer
Mitte ist).
Wir geben uns die Hände und wünschen uns Frieden.
Wir geben uns die Hände und wünschen uns Freude.
Wir geben uns die Hände, weil Jesus Christus mit uns geht.
Amen8
Abbildung 7: Segen ist die Zusage Gottes, dass er uns hält.
am Frühstückstisch für einen gut gelaunten Start in den
Tag sorgen.
Als Tischlieder für den Morgen schlagen wir euch folgende vor:
• Danket, danket dem Herrn
• Lasst uns miteinander singen, loben, danken dem
Herrn
• Kommt zu Tisch, froh und frisch
• Vom Aufgang der Sonne
• Lobet und preiset ihr Völker den Herrn
• Die Herrlichkeit des Herrn
• Segne Vater diese Gaben
• Alle guten Gaben
• Der Himmel geht über allen auf
• Die Herrlichkeit des Herrn währet ewiglich
• Segne Herr, was deine Hand
Die genannten Lieder und viele andere findet ihr in den
meisten evangelischen Gesangbüchern.
Herr, wir bitten dich:
Lass deine Liebe und deinen Segen
bei uns sein und bei uns bleiben an diesem Tag
und an allen Tagen, die kommen.
Amen9
Gott, segne uns und halte deine Hände über uns
(Kinder halten die Hände wie ein Dach über ihre Köpfe)
Gott, halte deine Hände vor uns und gehe mit uns
(Kinder halten die Hände vor sich)
Gott, halte deine Hände um uns herum und schütze uns
(Kinder halten die Hände wie einen Kreis und drehen sich
einmal herum)
bis wir uns wiedersehen.
Amen.10
Ihr könnt auch ganz »klassische« Segensworte sprechen:
Der Herr segne und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Gesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der
Vater, der Sohn und der Heiliger Geist.
Segen
Der Segen ist die Zusage, dass Gott uns begleitet in allem, was wir tun und was uns geschieht. Ein schönes Ritual am Ende der Gruppenstunde kann es deshalb sein,
den Kindern diesen Segen zuzusprechen.
Das Segnen von Menschen ist nicht an ein Amt gebunden, sondern jede und jeder kann segnen. Der Segen
hat seinen Platz auch nicht nur im Gottesdienst. Denn
ebenso, wie Gott uns in allem und jederzeit begleitet,
dürfen wir uns auch immer dessen vergewissern.
14
8 Mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Arbeitsstelle für Kindergottesdienst in der evangelichen Kirche Kurhessen-Waldeck (2010). Gottesdienste mit Kindern – Arbeitshilfe für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
im Kindergottesdienst. Hofgeismar. 3. Auflage, S. 315.
9 Ebenda, S. 317.
10 Mit freundlicher Genehmigung des Verlages. Arbeitsbereich Kindergottesdienst im Michaeliskloster Hildesheim. Ev. Zentrum für Gottesdienst
und Kirchenmusik der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Das Liederheft
Kirche mit Kindern. Hildesheim. 7. Auflage. www.michaeliskloster.de
Gott auf der Spur
Rituale – Gott im Alltag erfahren
Abbildung 8: Das Kirchenjahr …
Abbildung 9: … als Bereicherung der Gruppenstunde.
Weitere Anregungen für Segenshandlungen
derauferstehung. Daneben sieht das Kirchenjahr auch
Tage vor, an denen wir uns mit wichtigen Themen unseres Lebens auseinander setzen, wie zum Beispiel die
Themen Schuld und Vergebung am Buß- und Bettag
oder das Thema Tod am Ewigkeitssonntag.
• Bildet für den Segen einen Kreis, in dem sich alle an
die Hände fassen. So wird noch mal die Gemeinschaft
untereinander deutlich. Sprecht dann den Segen.
• Eine Variante: Sprecht den Segen laut zu und dann
geben alle den Segen durch Handdrücken weiter,
das heißt, dass das Kind neben euch den Segen
durch Drücken der Hand der Nachbarin, des Nachbarn weitersendet. So entsteht eine wortlose Segenskette.11
• In kleinen Gruppen könnt ihr den Kindern den Segen
einzeln zusprechen. Legt dazu den Kindern die Hand
auf den Kopf oder die Schulter. Sprecht dann jedem
Kind den Segen persönlich zu. Gerade in besonderen
Situationen ist das persönliche Zusprechen des Segens wertvoll, zum Beispiel beim Ende einer Freizeit
oder am Übergang von der Kinderstufe zu der Pfadfinderinnen- und Pfadfinderstufe.
Wer das Kirchenjahr mitfeiert, lernt das Wesentliche des
christlichen Glaubens kennen und erfährt eine Strukturierung seines Alltags. Denn das Kirchenjahr gibt uns
Zeiten vor. Zeiten zum Freuen und Feiern, Zeiten für
Trauer, Zeiten für Bitte und Dank, Zeiten zur Besinnung.
Und es tut gut, für diese Dinge Zeit zu bekommen und
Zeit zu haben.
Gerade in unserer sehr schnelllebigen Gegenwart, sind
die gesetzten Zeiten des Kirchenjahres als Haltestellen
im Alltag sehr wertvoll. Deshalb ermuntern wir euch,
die Tage und Themen des Kirchenjahres bewusst wahrzunehmen und mit in eure Gruppenstunde hinein zunehmen. Feiert mit den Kindern in der Gruppenstunde
das Kirchenjahr.
Das Kirchenjahr ist eine jährlich wiederholende Folge
von Sonntagen und Wochen, von Festen und ganzen
Festzeiten im Jahr. Sie beschreiben das Leben und Wirken Jesu von seiner Geburt bis zu seinem Tod und Wie-
In der christlichen Tradition kennen wir viele Bräuche
und Rituale, mit denen wir das Kirchenjahr gestalten
und die inhaltliche Dimension der Tage und Feste begreifbar machen können. Sei es der Adventskranz zur
Adventszeit, das Plätzchen backen für Weihnachten,
das Bemalen der Eier für Ostern oder das Basteln der
Laterne für St. Martin.
11 Aus: Maschwitz, Rüdiger (2011). Gemeinsam Gott begegnen. Kinder
geistlich begleiten – das Praxisbuch für Schule, Gemeinde und Familie.
München.
Überlegt euch, wie ihr das Kirchenjahr in eurer Gruppe
feiern und gestalten wollt. Initiiert zu den verschiedenen Festtagen Rituale in eurer Gruppe. Zum Beispiel
kann in der Passionszeit zu Gruppenbeginn ein anderes
Rituale zum Kirchenjahr
Gott auf der Spur
3
15
3
Rituale – Gott im Alltag erfahren
Lied gesungen werden als sonst und das Plätzchen backen in der Vorweihnachtszeit geschieht jährlich in einer gemeinsamen Aktion mit den Bewohnerinnen und
Bewohnern des Seniorenheimes vor Ort.
Es lohnt sich, sich zur Gestaltung des Kirchenjahres einige Gedanken zu machen. Mit »sinnenreichen« Ritua-
16
len schafft ihr es, die Festtage zu Höhepunkte in eurem
Gruppenalltag werden zu lassen.
Ideen für das Leben mit dem Kirchenjahr gibt es in Hülle
und Fülle. Allen, die noch Inspiration suchen, sei auch
hier wieder ein Blick in die religionspädagogische Literatur oder eine der Internetsuchmaschinen empfohlen.
Gott auf der Spur
Andachten mit Kindern feiern
4
Andachten mit Kindern
feiern
Wir können uns der Gegenwart Gottes jederzeit sicher
sein. Mit der Feier einer Andacht nehmen wir uns Zeit
für diese Gegenwart. Wir treffen uns, um in Bibeltexten
und Geschichten von Gott zu hören, im Gebet mit ihm
zu sprechen und im Singen ihn zu feiern.
Eine Andacht ist eine Pause im Alltag. Sie gibt uns die
Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, nachzudenken über
das, was uns wichtig ist, neue Impulse zu bekommen
und Kraft zu tanken.
Deshalb steht eine Andacht oft zu Beginn oder am Ende
des Tages. Wir feiern Andachten aber auch zu Anlässen
des Kirchenjahres oder zu uns wichtigen Gegebenheiten. Kurz: Einen Grund für eine Andacht gibt es immer.
Kernstück einer Andacht ist meist ein Bibeltext oder
eine (biblische) Geschichte. In ihr kommt uns Gott nahe
und wir können spüren, welche Botschaft er für uns
hat: dass er diese Erde und jeden einzelnen Menschen
geschaffen hat und nur das Beste für uns will. Diese
frohe Botschaft dürfen wir den Kindern weitergeben.
Deshalb: Feiert mit den Kindern in der Gruppenstunde
Andachten!
Aufbau einer Andacht
Nun stellen wir euch den möglichen Ablauf einer Andacht vor. Dies ist keine verbindliche Vorlage, an die ihr
euch halten müsst. Er soll euch nur zur Unterstützung
dienen. Manchmal ist es gut, ein Gerüst zu haben, an
dem man sich orientieren kann. Natürlich könnt ihr den
Ablauf nach eigenen Vorstellungen und Rahmenbedingungen variieren. Ihr könnt auch vorgeschlagene Elemente einfach weglassen.
Übrigens: Der vorgeschlagene Ablauf eignet sich von der
Reihenfolge der einzelnen Elemente natürlich nicht nur
Gott auf der Spur
4
für Andachten mit Kindern, sondern auch für jede andere Andacht mit Jugendlichen, Erwachsenen oder Senioren. Bei der Gestaltung der einzelnen Elemente solltet
ihr jedoch eure jeweilige Zielgruppe im Blick haben.
Begrüßung
Begrüßt die Kinder und heißt sie zu der Andacht willkommen! Jeder Mensch freut sich, wenn er eingeladen
wird.
Eröffnung
»Wir feiern die Andacht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
Mit diesem bekannten Eröffnungswort – auch Votum
genannt – könnt ihr die Andacht beginnen. Eure Kinder
kennen diesen Satz vielleicht schon aus anderen Gottesdiensten. Möglicherweise lernen sie es auch erst bei
euch kennen. Trotzdem werden sie bald wissen: Sobald
diese Worte gesprochen werden, geht es los. Es ist Zeit
ruhig zu werden und die Aufmerksamkeit auf die Andacht zu lenken. Vielleicht lasst ihr ein Kind während
der Eröffnungsworte eine Kerze anzünden. Auch dies
signalisiert den Beginn der Andacht und hilft die Konzentration auf das Andachtsgeschehen zu richten.
Lied
Zu Anfang der Andacht eignet sich meist ein Lied. Die
meisten Kinder singen gerne. Außerdem können sie
mit einem Lied selbst aktiv zur Andacht beitragen. Das
erste Lied kann ein Lied zum Thema der Andacht oder
zur Tageszeit sein. Vielleicht habt ihr bei euch in der
17
4
Andachten mit Kindern feiern
überzeugt seid, dass sie eine gute Botschaft für die Kinder beinhaltet. Biblische Geschichten liest man dabei
am besten aus einer der zahlreichen Kinderbibel vor. Sie
sind in einer passenden Sprache verfasst und unterstützen die Erzählung oft mit kindgerechten Illustrationen.
Eine andere Methode ist es, die Geschichte frei zu erzählen. In Kapitel »Eine Geschichte erzählen« geben wir
euch Tipps, wie man so eine Erzählung gestalten kann.
Vertiefung
Damit die Geschichte sich noch mehr bei den Kindern
einprägt, ist es gut, eine Methode zur Vertiefung zu
überlegen. Dies kann ein passendes Spiel, ein Bild oder
eine Gesprächsrunde sein. Diese Vertiefung braucht
natürlich Zeit und passt deshalb nicht in jede Andacht.
Lied
Abbildung 10: Ein Lied berührt Herz und Seele und alle machen mit.
Gruppe einen Schlager, den ihr singen wollt? Einen reichen Schatz an Liedern findet ihr auch in Gesangbüchern und christlichen Liederheften, die es speziell für
Kinder gibt.12
Gebet
Bevor ihr in die Geschichte einsteigt, sprecht ein Gebet.
Ein Gebet hilft, innerlich zur Ruhe zu kommen und sich
auf die Geschichte zu konzentrieren. Ihr könnt in einem
kurzen frei gesprochenem Gebet um den Segen Gottes
für die Andacht bitten oder einen Psalm beten. Es gibt
inzwischen viele Psalmen, die in kindgerechter Sprache
umgeschrieben wurden. Ihr findet sie entweder im Internet, in einem der vielen Materialheften für den Kindergottesdienst oder in Büchern, in denen solche Psalmen gesammelt herausgegeben wurden.13
Geschichte
Den Hauptbestandteil eurer Andacht bildet eine Geschichte. Dies kann entweder eine biblische Geschichte
sein, aber auch eine andere Geschichte, von der ihr
12 Zum Beispiel: Arbeitsbereich Kindergottesdienst im Michaeliskloster Hildesheim. Ev. Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik der Ev.-luth.
Landeskirche Hannovers. Das Liederheft Kirche mit Kindern. Hildesheim.
7. Auflage. www.michaeliskloster.de
13 Zum Beispiel: Gottfried Mohr, Andreas Weidle (Hrsg.) (2005). Sagt Gott,
wie wunderbar er ist – Neue Psalmen für Gottesdienst und Andacht.
Leinfelden-Echterdingen.
18
Die Kinder haben euch zugehört. Bindet sie wieder mit
ein und singt gemeinsam ein Lied.
Gebet
Mit eurer Geschichte wolltet ihr etwas ausdrücken und
mitteilen. Ihr wolltet, dass die Kinder von Gott erfahren
oder ihnen einen Impuls geben, wie ihr Leben gelingen kann. Bringt eure Ziele doch in einem Gebet unter.
Überlegt einfach: Um was bitten wir Gott? Und wofür
möchten wir danken?
Wenn ihr euch unsicher im Formulieren eines Gebetes
seid, findet ihr in der Handreichung des VCP »Glauben
leben!«14 eine kurze Anleitung dazu. Gerne könnt ihr
auch ein vorformuliertes Gebet, passend zu eurer Andacht, auswählen. Vorformulierte Gebete findet ihr in
der eben erwähnten Handreichung oder in viele Arbeitshilfen für den Kindergottesdienst oder der religionspädagogischen Arbeit für Kinder.
Ihr könnt zum Abschluss der Andacht auch gemeinsam
mit den Kindern Fürbitte halten. Einen Vorschlag zur
Gestaltung eines solchen Fürbittengebets findet ihr im
Kapitel »Gebete«.
Vater Unser
Anschließend solltet ihr alle gemeinsam das Vater Unser
beten. Zu einem kennen alle dieses Gebet (wenn nicht,
lernen die Kinder durch euch die wertvollen Worte kennen) und können es mitsprechen. Zum anderen werden
im Text des Vaters Unser Universalbitten für alle Lebenslagen formuliert, so dass ihr damit nur richtig liegen könnt.
14 Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2012). Glauben
leben!. Kassel.
Gott auf der Spur
Andachten mit Kindern feiern
Segen
Am Ende eurer Andacht ist es schön, den Kindern den
Segen zuzusprechen, also den Wunsch, dass Gott immer
bei ihnen sein möge und sie vor allem Übel beschütze.
Segensworte findet ihr im Kapitel »Rituale«.
Hinweise:
• Eine gute Andacht ist kurz und prägnant. Um Kinder
nicht zu überfordern, ist es besonders wichtig, sich
in der Andacht auf eine Idee und eine Aussage zu
konzentrieren.
• Orientiert euch an der Sprache der Kinder. Verwendet in der Andacht kurze und einfache Sätze. Vermeidet fromme Floskeln ebenso wie unnötige Wiederholungen am Schluss.
• Ein zentraler Inhalt jeder Andacht ist der (Bibel-) Text
beziehungsweise die Geschichte. Deshalb sollte diese
besonders gut vorbereitet werden. Generell gilt: Werden beim Erzählen alle Sinne angesprochen, bleibt
beim Zuhörer mehr in Erinnerung. Kindern fällt es
noch schwerer als Erwachsenen, Inhalte nur über das
Hören zu erfassen. Lange Erzählungen erschöpfen sie
schneller. Deshalb erzählt anschaulich und lebendig!
Nehmt die Kinder mit in die Geschichte hinein! Mehr
zur Vorbereitung einer Geschichte und Methoden des
Erzählens im Kapitel »Eine Geschichte erzählen«.
• Eine gute Andacht lebt von Authentizität. Kinder
durchschauen sehr schnell, wenn man nicht ehrlich
mit ihnen ist. Erzählt den Kindern nur, wovon ihr
auch selbst überzeugt seid.
• Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass die Andacht von allen Mitarbeitenden ernst genommen wird, nicht nur
von der Person, die die Andacht hält. Räumen die
anderen Mitarbeitenden während der Andacht die
Küche auf oder bereiten das nächste Angebot vor,
signalisieren sie damit, dass die Andacht nicht wichtig
ist. Warum sollten die Kinder die Andacht ernst nehmen, wenn wir es nicht tun?
• Eine Andacht darf nicht langweilen. Dabei ist vor allem der Einstieg wichtig. Hier kann sich schon entscheiden, ob die Kinder die ganze Andacht dabei sind
oder sich langweilen und abschweifen. Nach der Geschichte sollten die Kinder die Möglichkeit haben, das
eben Gehörte zu vertiefen. Vorschläge dazu gibt es in
den in den folgenden Kapiteln.
• Feiert mit allen Sinnen! Nicht nur bei der Erzählung
solltet ihr möglichst viele Sinne der Kinder ansprechen. Auch alle anderen liturgischen Elemente könnt
ihr »sinnenreich« gestalten. Vorschläge hierzu gibt es
im Kapitel »Liturgische Elemente mit allen Sinnen«.
Gott auf der Spur
4
Methoden für eine gute Andacht
Einen spannenden Einstieg in die Geschichte
schaffen
Die Geschichte braucht eine gute Vorbereitung. Besonders wichtig ist dabei der Einstieg in die Erzählung. In
diesem Kapitel erfahrt ihr, wie ihr einen spannenden
Einstieg gestalten könnt. Mit einem guten Anfang
weckt ihr die Neugier der Kinder und sie werden euch
mit größerem Interesse zuhören.
Impulsfragen
Mit einer Impulsfrage bezieht ihr die Kinder von Anfang
an in die Geschichte mit ein. Sie sind nicht nur passive
Zuhörerinnen und Zuhörer, sondern werden dazu angeregt, nachzudenken und sich aktiv daran zu beteiligen.
Und ihr erzeugt Spannung, denn: Welche Antwort wird
wohl die Geschichte geben?
Wichtig ist hier, dass die Frage vorher gut überlegt
wurde und die Kinder herausfordert. Ungeeignet hingegen sind Suggestivfragen. Bei einer Suggestivfrage
wird die Antwort in der Frage schon vorgegeben. Zum
Beispiel: »Denkt ihr auch, dass Paul seine Mutter nicht
hätte belügen dürfen?«
Bei einer Impulsfrage sollen die Kinder wirklich nachdenken und ihre Meinung äußern dürfen. Zum Beispiel:
Wenn ihr einen Euro verliert, sucht ihr danach? Oder
ist er es nicht wert, dass ihr lange danach sucht? (Als
Einstieg in das biblische Gleichnis »Der verlorenen Silbergroschen«).
Anspiel
Eine Geschichte antwortet oft auf Alltägliches. Überlegt euch zu eurer ausgewählten biblischen Geschichte
ein Geschehen oder ein Problem, das auch eure Kinder
erleben könnten und dessen Lösungsansatz in der Geschichte liegt. Spielt die erdachte Situation mit offenem
Ende in Rollen vor.
Anschließend erzählt ihr die Geschichte. Nach der Geschichte ist es wichtig, dass ihr euch mit den Kindern
darüber unterhaltet, wie das Anspiel nun weiter gehen
könnte oder ihr ein mögliches Ende vorspielt. Mit etwas
Phantasie könnt ihr so zu jeder Geschichte ein Anspiel
entwickeln.
Rätsel
Verschiedene Begriffe aus der Geschichte werden für
ein Wortsuchrätsel in ein Raster eingetragen (senkrecht,
19
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Andachten mit Kindern feiern
waagrecht, diagonal). Die freien Plätze im Raster werden mit beliebigen Buchstaben aufgefüllt. Die Kinder
dürfen im Buchstabendurcheinander Begriffe suchen.
Tipp: Nehmt nicht nur Begriffe, die ganz eindeutig
der Geschichte zuzuordnen sind, sondern schmückt
die Geschichte an der einen oder anderen Stelle aus.
Bringt Begriffe unter, die man zunächst nicht mit der
Geschichte in Verbindung bringen würde. So macht ihr
auch die Kinder neugierig, die schon viele biblische Geschichten kennen.
In ähnlicher Weise könnt ihr auch andere bekannte Rätsel, wie das Galgenmännchen oder das Bilderrätsel für
einen Einstieg verwenden.
Gegenstandbetrachtung
Bringt einen zur Geschichte passenden Gegenstand mit
und gebt ihn herum. Fragt die Kinder, um was es sich
bei dem Gegenstand handelt, wozu man ihn braucht,
wer so etwas hat und welche Assoziationen sie damit
verbinden. Auch mit dieser recht einfachen Methode
habt ihr Kinder durch ein Gespräch mit in die Geschichte
eingebunden.
Eine lebendige Geschichte
erzählen
Bevor ihr den Kindern eine biblische Geschichte erzählt,
ist es notwendig, dass ihr euch selbst mit der Geschichte
auseinander setzt und sie euch erarbeitet. Um die biblische Geschichte für sich selbst aufzuschlüsseln, hilft der
POZEKI-Schlüssel:15
PWelche Personen kommen in der Geschichte vor?
O An welchem Ort/an welchen Orten spielt die Geschichte?
Z Zu welcher Zeit am Tag/im Jahr spielt die Geschichte?
E Um welche Ereignisse geht es in der Geschichte?
(Was passiert dann?)
K Was ist die Kernaussage der Geschichte?
1. Für mich selbst
2. für die Kinder, denen ich sie erzählen möchte
I Habe ich ein inneres Bild/eine Vorstellung/einen Film
im Kopf von der Geschichte?
Um die Geschichte in eine eigene Erzählung umzusetzen, legt man die POZEKI-Schlüssel nun an seine eigene
Geschichte an:
P Welche der Personen aus der biblischen Geschichte
braucht ihr für eure Erzählung? Welche könnt ihr
15 Nach: Zimmermann-Fröb, Christiane (2011). Erzählen pur … in:
Maschwitz, Rüdiger. Gemeinsam Gott begegnen. München.
20
O
Z
E
K
I
weglassen? Wer wird eventuell die Erzählfigur? Wie
könnt ihr sie lebendig werden lassen?
Überlegt euch möglichst detaillierte Beschreibungen
der Personen: Wie alt sind sie? Wie sehen sie aus?
Was machen sie? Welche Eigenschaften haben sie?
Was fühlt die Person? Was strahlt sie aus?
An welchen Orten spielt eure Erzählung? Könnt ihr
sie vor den Augen der Kinder entstehen lassen? Wie
sieht es dort aus? Was gibt es dort? Was riecht man?
Werden die Tageszeiten/Jahreszeiten in eurer Erzählung deutlich, falls sie für die Geschichte wesentlich
sind?
Sind euch die Ereignisse klar? Habt ihr einen Handlungsablauf vor Augen?
Was ist die Ausgangssituation der Geschichte? Welches Ereignis tritt dann (plötzlich) ein? Wie ist die
Reaktion auf dieses Ereignis? Welche Probleme ergeben sich daraus? Welche Lösungsversuche gibt es?
Was ist der Höhepunkt? (Happy End oder Scheitern?)
Wie klingt die Geschichte aus? Gibt es eine Pointe?
Wird die Kernaussage der biblischen Geschichte in
eurer Geschichte deutlich?
Habt ihr von eurer Geschichte einen Film im Kopf,
den ihr Bild für Bild erzählen könnt? Könnt ihr das
Geschehen anschaulich und übersichtlich darstellen?
Ist eure Erzählung klar umrissen, von einer Anfangssituation und einem klaren Schluss? Beinhaltet eure
Geschichte einen Spannungsbogen? Können die Kinder die Stimmungen und die Gefühle der erzählenden Person nachvollziehen?
5 weitere Schritte zur eigenen Erzählung:
1. Wählt eine Erzählperspektive:
• Die Ich-Perspektive
Ihr schlüpft in eine Person/ein Tier/einen Gegenstand aus der Geschichte und erzählt aus dieser
Perspektive. Ihr sagt »Ich«. Wichtig: Die Erzählerin
oder der Erzähler kann nur erzählen, was sie oder
er selbst erlebt habt. Dinge, bei denen sie oder er
nicht dabei war, die aber für die Geschichte wichtig sind, muss sie/er von anderen erzählen lassen.
• Die Perspektive der dritten Person
Ihr erzählt aus der Sicht einer Person/eines Tieres/
eines Gegenstandes der Geschichte. Ihr gebt der
Erzählfigur einen Namen. (Zum Beispiel: Petrus
warf die Netze aus und rief: …) Wichtig: Auch
hier könnt ihr nur erzählen, was diese Person/das
Tier/der Gegenstand selbst erlebt hat. Dinge, bei
denen die Figur nicht dabei war, die aber für die
Geschichte wichtig sind, muss sich die Figur von
anderen erzählen lassen.
• Der allwissende Erzähler
Ihr wisst alles, wart überall dabei und könnt über
das Innenleben aller Figuren berichten.
2. Wählt eine Erzählzeit: Gegenwartsform oder Vergangenheitsform?
Gott auf der Spur
Andachten mit Kindern feiern
4
3. Dabei ist das Auswahlkriterium euer Sprachgefühl:
Was liegt euch mehr, wo fühlt ihr euch sicherer?
• Gegenwart: Wirkt oft spannender, weil die Geschichte gewissermaßen hier und heute passiert.
• Vergangenheit: Lässt sich oft leichter erzählen,
weil man auf die Geschichte zurückblickt.
4. Verwendet viel wörtliche Rede, keine indirekte Rede!
Sprecht in überschaubaren Sätzen! Haltet Blickkontakt mit den Kindern!
5. Stimme, Gestik und Mimik einsetzen!
6. Zu Hause laut üben, üben, üben! Am besten vor einem hilfsbereiten Publikum, die euch eine Rückmeldung geben können: Ist die Geschichte anschaulich
genug? Gibt es zu langatmige Passagen? Kommt die
Kernaussage rüber?
Wenn ihr die Geschichte frei und möglichst lebendig
erzählt, habt ihr schon viel gewonnen. Die Kinder werden aber noch mehr behalten, wenn ihr das Gehörte
mit Bildern oder Aktionen unterstützt. Einige mögliche
Aktionen möchten wir euch im Folgenden vorstellen:
Bilder
Die einfachste Methode eine Geschichte anschaulicher zu
gestalten sind Bilder. Die meisten biblischen Geschichten
sind inzwischen auch als Bilderbuch verlegt worden.16
Fragt einfach in eurer Gemeinde (Jugendarbeiterin/
Jugendarbeiter beziehungsweise Pfarrer/Pfarrerin), ob
sie Bücher mit Bildern zu der gewünschten Geschichte
haben. Oder habt ihr vielleicht eine Gemeindebücherei,
in der ihr euch diese Bücher ausleihen könnt? Eine gute
Adresse sind auch Jugendpfarrämter oder Arbeitsstellen
für evangelische Jugendarbeit, die es in vielen Kirchenkreisen beziehungsweise Dekanaten gibt.
Achtung: Die Arbeit mit Bilderbüchern eignet sich nur
bei kleineren Gruppen. Bei größeren Gruppen können
nicht alle Kinder das Bild sehen und es dauert zu lange,
das Buch durch die Reihen zu geben. Solche Pausen stören den Erzählfluss erheblich. Bei größeren Gruppen
müsstet ihr die Bilder groß kopieren, was bei farbigen
Bildern recht teuer ist, oder abfotografieren und per
Beamer zeigen. (Ein Beamer in einer Andacht ist aber
auch nicht jedermanns Sache.)
Eine andere Möglichkeit bietet die CD Rom »Mal dir
die Bibel«17, sie enthält eine Vielzahl von Bildern zu
16 Zum Beispiel: De Kort, Kess (1989). Was uns die Bibel erzählt/Bibelbilderbuch 1–5, Stuttgart oder Butterworth, Nick und Inkpen, Mick (2007), Von
Schafen, Perlen und Häusern. Witten.
17 Adams, Pauline (2003). Mal dir die Bibel – 1000 biblische Motive zum
Ausmalen und Basteln. Wuppertal.
Gott auf der Spur
Abbildung 11: Geschichten lassen sich vielfältig erzählen.
Personen, Tieren, Orten und Requisiten zu biblischen
Geschichten. Hiermit lässt sich jede Geschichte der Bibel
relativ schnell bebildern. Die Bilder sind schwarz-weiß.
Damit sie für die Erzählung ansprechender sind, müsstet
ihr sie vorher selbst colorieren. Der Vorteil ist, ihr könnt
die Bilder in beliebiger Größe kopieren und sie auch als
Ausmalbilder oder Vorlagen für ein Stabpuppentheater
verwenden. Kreative Menschen unter euch malen die
Bilder einfach selbst.
Bodenbilder
Eine Geschichte lässt sich auch mit einem Bodenbild erzählen. Eine Anleitung dazu findet ihr im Kapitel »Der
Sache auf den Grund gehen – Bodenbilder«.
Mitmachtheater
Bittet die Kinder im Vorfeld um ihre Hilfe bei der Erzählung der Geschichte. Nennt die Rollen, die in der Geschichte vorkommen und verteilt diese auf die Kinder.
Erklärt den Kindern, dass sie bei der Erzählung immer
dann, wenn ihre Rolle erwähnt wird, pantomimisch darstellen sollen, was die entsprechende Person in der Geschichte tut. Zum Beispiel: Jesus steigt auf einen Berg –
Kind steigt auf den Stuhl, die Jünger werfen die Netze
aus – Kinder werfen pantomimisch Netze aus.
Ihr könnt neben Personen auch andere Rollen wie Tiere
(Zum Beispiel: der Hund bellt) oder Bäume (Zum Beispiel: wiegt sich im Wind) verteilen. So könnt ihr alle
Kinder mit einbinden. Es macht auch nichts, wenn eine
Rolle von mehreren Kindern dargestellt wird.
21
4
Andachten mit Kindern feiern
Abbildung 12: Mit einem Spiel oder …
Eine Variante ist es, den Kindern auf Zetteln einen
Sprechtext mit auszugeben, den sie dann an entsprechender Stelle vorlesen. Zum Beispiel: Ihr als Erzählende
sagt: »Maria läuft zu dem Diener und spricht …« Das
Kind liest an dieser Stelle seinen Text vor: »Jesus wird
helfen. Tut, was er euch sagt.« Die Sprechtexte solltet
ihr nur an Kinder verteilen, die auch schon gut lesen
können.
Eine gute Vertiefung schaffen
Theater
Bild malen
Mit einer einfachen Theaterform könnt ihr die Geschichte lebendig werden lassen: Wählt für die Erzählung die Ich-Perspektive, schlüpft in ein einfaches »biblisches« Gewand und spielt die Person.
Der Klassiker unter den Vertiefungsmethoden: Wir
malen ein Bild zur Geschichte. Malen benötigt wenig
Vorbereitung und Material und ist einfach umzusetzen.
Tipps dafür findet ihr im Kapitel »Immer bunter – Malen und gestalten«. Für die Erzählenden kann es interessant sein zu sehen, wo die Kinder malerisch den
Schwerpunkt der Geschichte setzen und was ihnen am
Wichtigsten erscheint. Während des Malens ist das entstehende Bild zudem ein guter Anknüpfungspunkt, um
sich mit den Kindern über die Geschichte zu unterhalten.
Etwas aufwändiger ist es, wenn ihr als Team die Geschichte als Theaterstück umschreibt und mit mehreren
Personen aufführt. Dies erfordert etwas schauspielerisches Talent und auch Mut, vor der Gruppe aufzutreten.
Aber die Kinder werden sicherlich begeistert sein! Auch
hier ist es wichtig, sich im Vorfeld zu überlegen, welche
Hauptaussage man mit dem Theater vermitteln möchte
und es dementsprechend aufzubauen.
Fantasiereise
Wie ihr eine biblische Geschichte in eine Fantasiereise
umschreiben könnt, findet ihr im Abschnitt »Mein Geist
trägt mich – Fantasiereisen« ab Seite 28. Dabei handelt
es sich um eine schöne Methode gerade für Abendandachten.
22
Abbildung 13: einer Bastelidee prägt sich die Geschichte besser ein.
Wenn man nach dem Erzählen der Geschichte noch Zeit
hat, bietet es sich eine Vertiefung an. Dabei haben die
Kinder die Möglichkeit, sich mit dem Erzählten noch intensiver auseinander zu setzten, es einzuordnen und zu
bewerten. Folgende Methoden sind für dafür erprobt:
Quiz
Überlegt euch zu eurer Geschichte verschiedene Quizfragen. Je nach Zeit, die ihr zur Verfügung habt, und
nach Aufwand, den ihr betreiben möchtet, spielt ihr
ein »einfaches« Frage-Antwort-Spiel oder initiiert eine
Spielshow nach Vorbild einer Fernseh-Quizshow.
Tipp: Ein Quiz in Anlehnung an die Kindersendung »1,
2 oder 3« hat den Vorteil alle Kinder zeitgleich beteili-
Gott auf der Spur
Andachten mit Kindern feiern
gen zu können. Zudem haben nicht nur die »vorlauten«
Kinder die Chance eine Antwort zu geben, sondern alle
gleichermaßen.
lierte Psalme haben einen einfachen und schnell zu
merkenden Kehrvers, den alle zusammen beten können. Manchmal wird dieser Kehrvers mit Bewegungen
verbunden und/oder wird gesungen.
Spiel
Mit den Gebetsformen »Stein und Kerze« sowie »Freies
Fürbittengebet« (siehe Kapitel »Gebete«) haben Kinder
die Möglichkeit, eigene Gebetsanliegen zu formulieren.
Das Fühlen und Sehen des Steines und der Kerze sprechen nochmals andere Sinne an und machen das Gebet
sprichwörtlich »greifbarer«.
Ähnlich wie beim Quiz, können viele bekannte Kinderspiele auf biblische Geschichten umgemünzt werden.
Zum Beispiel »Topfschlagen« zu dem Gleichnis vom
Schatz im Acker (Matthäus 13, 44–46) oder »Wer bin
ich« mit Personen oder Gegenständen zu jeder Geschichte.
Tipp: Es gibt inzwischen ganze Bücher mit Spielen zur
Bibel.18 Auch im Internet wird man fündig.
5-Minuten Bastelei
Im Anschluss an die Geschichte lässt sich auch gut eine
Kleinigkeit basteln. Zum Beispiel ein Sonnenschutz aus
Papier zu Psalm 91 (Gottes Schirm und Schutz). Es sollte
allerdings wirklich nur eine Kleinigkeit sein, sonst gerät die eigentliche Andacht aus dem Blick. Auch hier ist
wieder eurer Kreativität gefragt, wenn es darum geht
eine passende Bastelidee zu finden. Ihr könnt aber auch
auf Ideen aus diversen Büchern und Arbeitshilfen sowie
im Internet zurückgreifen.
Geschenk
Wer lässt sich nicht gern beschenken? Vielleicht fällt
euch eine Kleinigkeit ein, die ihr den Kindern als Erinnerung an die Geschichte mitgebt? Dies könnte z. B. zum
Beispiel ein Türschild mit einem auswählten Segen oder
ein Blumentopf mit gesetzter Blumenzwiebel sein (z. B.
zu Joh. 12, 20–26).
Liturgische Elemente mit allen
Sinnen
Nicht nur die Geschichte kann man methodisch vielfältig
vorbereiten und darbieten. Auch alle anderen Elemente
lassen sich mit allen Sinnen erleben. Habt Mut und probiert es aus.
Gebete
Lieder
Singen berührt Herz und Seele. Mit einer guten Liedauswahl schafft ihr es, mehrere Sinne der Kinder anzusprechen. Ihr könnt das Repertoire aber noch erweitern,
indem ihr Bewegungslieder auswählt. Es gibt viele Lieder, in denen die Kinder neben dem Singen aktiv werden können, sei es klatschen, stampfen, springen oder
tanzen. Oder sie können den Liedtext mit Gebärden
untermalen.
Entsprechende Lieder findet ihr in Gesangsbüchern und
Liederheften für Kinder.19
Segen
Anregungen für Segensworte findet ihr im Kapitel »Rituale«.
Eine sehr intensive, weil körperlich erfahrbare, Form
des Segens ist die Salbung. Sie knüpft an alte jüdische
und christliche Traditionen an. Wie früher die Könige
gesalbt wurden, so wird jedes einzelne Kind gesalbt.
Damit sagen wir dem Kind sinngemäß: du bist vor Gott
(und für uns) so wertvoll wie ein König oder eine Königin. Somit bekommt jedes Kind seine ureigene Würde
zugesprochen. Ihr braucht für die Salbung etwas Olivenöl und einige Tropfen gut riechendes Aromaöl.
Vermengt beide Öle in einer Schale. Die Kinder stehen für die Salbung im Kreis. Nachdem ihr mit einigen
Worten den Sinn der Salbung erklärt habt, beginnt die
Salbung. Alle die gesalbt werden möchten, strecken
eine Hand mit der geöffneten Handfläche nach vorne.
Ihr geht den Kreis entlang und malt mit ein wenig Öl
ein Kreuzzeichen auf die Handfläche. Bei der Salbung
kann jeder und jedem ein Segenswort zugesprochen
werden. Zum Beispiel »Gott stärke dich auf deinem
Weg« oder »Du bist einzigartig und wertvoll, Friede
sei mit Dir«.
Betet nicht nur vor, sondern bindet die Kinder mit ein.
Lasst sie aktiv mitbeten! Nicht nur das Vater Unser kann
man gemeinsam sprechen. Viele für Kinder umformu-
Wenn ihr und die Kinder mögt, könnt ihr das Kreuzzeichen auch auf die Stirn malen.
18 Zum Beispiel: Hartebrodt-Schwier, Elke (Hrsg.) (2009). Das große Bibelspielebuch, Neukirchen-Vluyn. 2. Auflage.
19 Zum Beispiel: Horn, Reinhard (Hrsg.) (2008). Kinder-Kirchen-Hits.
Das Liederbuch für den Kinder- und Familiengottesdienst. Lippstadt.
Gott auf der Spur
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4
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Anregungen für die Gruppenstunde
Gott auf der Spur
Anregungen für die Gruppenstunde
5
Anregungen für die
Gruppenstunde
Immer bunter – malen und
gestalten
Nicht immer muss jeder ein eigenes Kunstwerk erstellen. Manchmal kann man auch zu zweit oder als ganze
Gruppe ein Bild oder eine Figur gestalten.
Seit den frühen Anfängen des Christentums drückt sich
Glaube nicht nur in Sprache aus. Oft wird er auch in
Bildern oder Skulpturen dargestellt. Denkt nur an die
vielen Heiligenbilder, die prunkvoll verzierten Seiten
der mittelalterlichen Bibelabschriften oder die bunten
Kirchenfenster. Dieser Gestaltungswillen hatte – wenn
auch nie ausschließlich – zunächst oft pragmatische
Gründe: Die Menschen konnten schlichtweg nicht lesen und so musste man ihnen biblische Geschichten
und Heiligenlegenden auf andere Art und Weise näher
bringen.
Malen und gestalten kann auch für unsere Gruppenstunden ein Weg sein, um Themen und Geschichten zu
vertiefen oder kreativ weiter zu denken.
Malen
Grundsätzliches
Grundvoraussetzung, um diese Methode anzuwenden,
ist, dass die Sache (biblische Geschichte/biblische Figur/
christliche Legenden), die gestaltet werden soll, bekannt ist. Dazu muss sie zunächst in geeigneter Weise
vorgelesen oder erzählt werden. Wie man aus einer
Geschichte eine wirklich gute Erzählung macht, könnt
ihr im Kapitel »Eine Geschichte erzählen« erfahren. Zur
Sicherheit kann man sich das, was man erzählt hat, von
den Kindern noch einmal nacherzählen lassen.
Nicht jede Methode passt zu jeder Gruppe. Bei der Wahl
der richtigen Methode können euch folgende Fragen
helfen: Welches Material ist vorhanden, beziehungsweise kann leicht besorgt werden? Wie viel Zeit habe
ich? Was können die Kinder?
Gott auf der Spur
5
Nicht jede Farbe passt zu jeder Geschichte, darum ist
es manchmal hilfreich die Farbpalette einzuschränken.
Die Geschichte vom brennenden Dornbuch (2. Mose 3)
darf dann zum Beispiel nur im rot-orangen Ton gestaltet werden, die Geschichte von Noah in blau-grün.
Eine gewisse Abwechslung der benutzten Techniken
und Materialien regt die Kreativität an. Wenn ihr immer dieselbe Maltechnik benutzt, werdet ihr schnell
merken, dass die Ergebnisse auch zu unterschiedlichen
Geschichten doch oft sehr ähnlich sind.
Normale Bilder können durch Buchstaben ergänzt werden. Dabei kann es sich je nach Alter der Kinder um
einzelne Worte oder ganze Sätze (etwa Sprechblasen
für die Figuren) handeln. Ihr könnt die Wörter oder
Sätze dabei vorgeben oder die Kinder können sie sich
frei ausdenken.
Collagen
Collagen sind eine schöne Alternative zum Malen. Hier
ist auf interessante Materialien zu achten. Die üblichen
Prospekte oder Magazine lenken oft eher ab. Besser
sind zum Beispiel bunte Papierschnipsel, getrocknete
Pflanzen, Silberfolie, Stoffreste und Bindfäden. Natürlich kann auch mit Farben und Stiften an Collagen gemalt werden, so dass eine Art dreidimensionales Bild
entsteht.
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5
Anregungen für die Gruppenstunde
Abbildung 14: Mit der richtigen Ausrüstung sind …
Weitere Gestaltungsideen
Eine Gestaltungstechnik, die kirchlichen Glasfenstern
nahe kommt, ist es Fensterbildern aus Tonkarton und
farbigen Pergamentpapier zu gestalten. Zudem könnt
ihr aus Schuhkartons ganze Räume entstehen lassen.
Die Kinder können etwa für das Gruppenstundenmotto
»Da geht es mir gut.« den eigenen Wohlfühlraum im
Schuhkarton gestalten. An Weihnachten kann auch eine
Krippe im Karton entstehen. Schließlich lässt sich natürlich auch mit Knete, Salzteig oder Ton arbeiten und
etwa kleine Figuren formen. Mit diesen Figuren könnt
ihr dann biblische Geschichten nachstellen oder sie bei
der Gestaltung von Bodenbildern einsetzen (siehe auch
Kapitel »Der Sache auf den Grund gehen – Bodenbilder«).
Material
Es ist hilfreich dort, wo die Gruppenstunde stattfindet,
einen Materialkoffer einzurichten. Darin sollte eine gewisse Grundausstattung sein (Stifte, Kleber, Scheren,
Kreide, Klebstoff, Tonpapier, Stoffreste) und auch noch
Platz für weitere Kreativmaterialien (Watte, Naturmaterialien etc.).
Materialien müssen nicht unbedingt teuer sein: Schuhkartons könnt ihr oft kostenlos beim Schuhgeschäft vor
Ort bekommen. Stoffreste aus Zuschnitten kann man
günstig in vielen Stoffläden bekommen. Wenn ihr Bastelpapier sparen wollt, könnt ihr auch bunte Tapetenreste zurechtschneiden.
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Abbildung 15: … der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Der ist ja wie ich – Rollenspiele
Kinder kennen Rollenspiele. Sie spielen sie jeden Tag:
Auf dem Pausenhof, im Kinderzimmer, draußen, wenn
sie umherstreifen und Höhlen bauen. Mutter-VaterKind wird wohl das bekannteste kindliche Rollenspiel
sein. Was also liegt näher, als diese Methode, die Kreativität und Phantasie freisetzt, auch in der Gruppenstunde zu benutzten?
Rollenspiele helfen Geschichten oder Teilabschnitte einer Geschichte besser zu verstehen. Beschriebene Emotionen werden plötzlich lebendig und geben den Geschichten Farbe. Ziel eines Rollenspiels ist aber nie, die
Geschichte möglichst genau nachzuspielen. Vielmehr
helfen Rollenspiele den Gruppenmitgliedern dabei einen eigenen Zugang zu finden und die Geschichte für
sich zu interpretieren.
Vorbereitung
Grundlage des Rollenspiels können biblische Geschichten sein. Dafür könnt ihr vor allem erzählende Texte
benutzen. 20 Auch andere Geschichten (Dschungelbuch,
nachdenkliche Kurzgeschichten) oder soziale Lernsituationen (etwa eine Konfliktsituation) können Grundlage
eines Rollenspiels sein.
Natürlich könnt ihr für euer Rollenspiel Requisiten benutzen. Die Kinder können sich mit einfachen Kostü-
20 Vorschläge: Der barmherziger Samariter (Lukas 10,30–35); Das verlorene
Schaf (Lukas 15,4–7); Der verlorene Sohn (Lukas 15,11–32).
Gott auf der Spur
Anregungen für die Gruppenstunde
men verkleiden. Aber behaltet im Auge: Hauptziel ist
es nicht möglichst schöne Kostüme zu haben, sondern
die Geschichte lebendig werden zu lassen. Bei der Ausgestaltung kommt es natürlich auch auf die Zeit an, die
ihr zur Verfügung hat.
Wenn ihr in einem großen Raum oder im Freien spielt,
kann es für die Orientierung hilfreich sein, die Bühne zu
markieren. Das könnt ihr machen, indem ihr ein Seil im
Viereck legt oder den Bereich mit Krepppapier abklebt.
man die Spielerinnen und Spieler symbolisch ihre – unsichtbare – Verkleidung ausziehen lässt. Manchmal reicht
auch, dass jede Mitspielerin und jeder Mitspieler einmal
ihren richtigen Namen sagt: »Ich bin …« Ihr werdet leicht
merken, wenn Kinder noch nicht wieder im »Jetzt« angekommen sind und weiterhin in ihren Rollen reden.
Auflockern
Sind alle wieder im Hier und Jetzt angekommen, dann
solltet ihr noch einmal über das, was ihr erlebt habt,
sprechen: Wie geht es euch jetzt? Wie ging es euch in
eurer Rolle? Welche andere Rolle hättet ihr auch noch
gerne gespielt?
Normalerweise sind Kinder sehr unbefangen im Rollenspiel. Sollte es sich um eine sehr schüchterne Gruppe
handeln, so helfen euch kurze (alberne) Spiele um ein
lockeres Klima herzustellen. Wichtig ist außerdem: Wer
nicht mitspielen möchte, der muss auch nicht mitspielen.
Gott im Alltäglichen entdecken –
Gegenstandsmeditation
Die Geschichte
Wichtig ist, dass alle Kinder die zu Grunde gelegte Geschichte gehört und verstanden haben. Davor bietet es
sich an, für Ruhe und Konzentration zu sorgen. Außerdem könnt ihr vor dem eigentlichen Spiel die Geschichte
mit den Kindern noch einmal besprechen und unklare
Worte und Zusammenhänge klären.
Zwischenschritte
In unserem Alltag befragen wir Dinge oft nur auf ihren
Nutzen für uns. Sind sie brauchbar oder nicht? Wir sind
es, die mit ihnen etwas machen. Bei der Gegenstandmeditation nehmen wir eine umgekehrte Perspektive ein.
Wir beschäftigen uns auf verschiedene Arten mit einer
Sache und warten ab, was sie mit uns macht.
Bei einer solchen Meditation könnt ihr mit eurer
Gruppe manchmal Dinge entdecken, die im normalen
Alltag verborgen bleiben. Versteckte Miniaturwelten
öffnen sich, die auch unseren Alltag verändern und uns
für unsere Umwelt sensibel machen.
Wenn ihr merkt, dass es schwierig ist, die Geschichte
sofort zu spielen, dann könnt ihr den Kindern mit hinführende Zwischenschritte den Zugang erleichtern:
Zuerst den Text mit unterschiedlichen Rollen vorlesen
lassen, oder zunächst nur einzelne Szenen üben und
diese später dann zusammensetzen. Vielleicht schaut ihr
auch erstmal eine Rolle an und tragt zusammen, was
ihr über sie wisst und welche Phantasien ihr habt: Wie
sah die Person aus? Wie alt war sie wohl? Was war ihr
Lieblingsessen? Und so weiter …
Der Einstieg
Das Rollenspiel
Eine Meditation kann mit verschiedenen Gegenständen
gelingen. Es eignen sich sowohl Dinge aus der Natur
(Tannenzapfen, Körner, Nüsse, Blumen, Blätter) als auch
künstliche (Glasperlen, eine Wand, eine Fensterscheibe).
Jeder Gegenstand braucht seine eigene Meditation.
Wenn ihr eure eigene Meditation schreibt, könnt ihr
euch an dem beigefügten Beispiel (Blattmeditation)
orientieren.
Ihr könnt immer wieder Sätze in die eigene Meditation
einschieben, die die Fantasie der Kinder anregen und
ihnen helfen sich zu konzentrieren: »Vielleicht kommen
dir beim Fühlen/Anschauen jetzt Bilder oder Worte
in den Kopf.«, »Nimm dir Zeit alles ganz genau anzuschauen.«, »Jetzt halten wir kurz inne und fühlen, wie
es ist XY in unserer Hand zu halten.«
Nun folgt das eigentliche Rollenspiel. Ihr könnt die Rollen selbst einteilen oder es den Kindern freistellen, wer
welche Rolle besetzt. Alternativ kann auch das Los entscheiden. Ihr solltet euch überlegen, ob ihr als Gruppenleitung in das Rollenspiel eingreifen wollt oder ob ihr
das alles einfach so laufen lasst.
Ende
Ein Rollenspiel braucht ein deutliches Ende, an dem die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer von ihren Rollen befreit werden. Das lässt sich gut umsetzen, etwa indem
Gott auf der Spur
5
Bei den einzelnen Meditationen ist eine gewisse Ruhe
und Konzentration unverzichtbar. Deswegen kann der
eigentlichen Meditation auch eine kurze Körperübung
oder das Nachhören eines Klangschalentons vorausgehen. Auch ihr solltet eine gewisse Ruhe mitbringen und
das Ganze ernst nehmen.
Die Meditation
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5
Anregungen für die Gruppenstunde
Beispiel:
Eine Blattmeditation
Alle Kinder schließen die Augen und bekommen ein Blatt in die
Hand gelegt. Sie sollen sich zunächst nicht bewegen und einfach
nur spüren, wie sich das Blatt in ihrer Hand anfühlt. Dann dürfen
sie es mit geschlossenen Augen vorsichtig befühlen. »Wie fühlt
es sich an? Ist es rau oder glatt? Weich oder fest?« Zwischen den
einzelnen Fragen sollte immer einige Zeit der Ruhe sein. Dann
dürfen alle die Augen öffnen und werden dazu angeleitet, das
Blatt zu betrachten. »Schau es dir an. Wie sieht es aus? Welche Farbe hat es? Wie sehen die Blattadern aus? Wie sieht sein
Rand aus? Ist es glatt oder zackig? Hat das Blatt Verletzungen?«
Schließlich wird das Blatt gedreht und die andere Seite betrachtet. Nun vergleichen alle Kinder die Blattadern mit den Rillen auf
ihrer Hand. Dann sollen die Kinder leise eine andere Person suchen, die dasselbe Blatt hat. Schließlich kann man noch sagen,
was schon unausgesprochen im Raum steht: »So wie jedes Blatt,
so bist auch du einmalig.«
Abschluss
Abbildung 16: Ich bin einzigartig.
Die Meditation endet immer mit einer längeren Stille.
Den Abschluss bildet dann ein bewusstes gedankliches
Abschiednehmen vom eigenen Gegenstand. Zum Beispiel: »In Gedanken verabschieden wir uns von unserem
Gegenstand. Wir legen den Gegenstand nun vor uns
auf den Boden und reiben die Hände fest aneinander.«
Die Gegenstände müsst ihr nicht einfach weglegen. Ihr
könnt sie zurück in die Natur bringen und einen gemütlichen Platz für sie suchen, an den man sie legt. Oder
man kann mit ihnen weiterarbeiten. Im Fall der beschriebenen Blattmeditation, könntet ihr etwa das Blatt
auf einen Karton kleben und jedes Kind macht dann
einen Handabdruck mit Fingerfarbe darüber.
Mein Geist trägt mich –
Fantasiereisen
Unsere Welt nehmen wir oft über den Verstand wahr.
Mit Worten strukturieren und beschreiben wir sie. Aber
was im Leben wirklich wichtig ist, können wir mit Worten
oft nur ungenau erfassen. Es entzieht sich jeder Beschreibung. Unser Verstand stößt an seine Grenzen. Über diese
Grenzen helfen uns Bilder und Symbole hinweg. Jesus
hat zum Beispiel oft Bilder benutzt, um das Reich Gottes
zu beschreiben. Auch Fantasiereisen arbeiten mit solchen
Bildern und Symbolen. Durch Fantasiereisen könnt ihr
Geschichten tiefer und lebendiger werden lassen.
Vorüberlegungen
Zunächst müsst ihr eine Geschichte wählen, auf die sich
die Fantasiereise beziehen soll. Das kann eine biblische
28
Geschichte sein. Ihr könnt aber auch mit symbolischen
Grundbildern arbeiten. Dazu zählt zum Beispiel das Bild
auf einem hohen Berggipfel zu stehen. Es vermittelt irgendwie intuitiv ein Gefühl der Freiheit. Anstelle einer
Geschichte könntet ihr die Kinder also auch gedanklich
auf solch einen Berggipfel wandern lassen.
Ihr könnt eure Fantasiereise geschlossen oder offen
gestalten. Das ausgeschmückte Nacherzählen einer Geschichte (siehe Kapitel »Eine Geschichte erzählen«) ist
dabei eine relativ geschlossene Fantasiereise: Es bleibt
wenig Spielraum für die eigene Fantasie. Die Pausen
zwischen den einzelnen Sätzen bleiben dabei recht
kurz, so dass die Gedanken nicht abschweifen, sondern
sich eng an der Geschichte entlang hangeln. Offenere
Fantasiereisen hingegen arbeiten stärker mit Beschreibungen, die gedanklichen Spielraum lassen. Die Kinder
füllen die Lücken mit ihren eigenen Träumen, Gedanken
und Fantasien aus. Dazu müssen zwischen den einzelnen Sätzen lange Pausen sein.
In Fantasiereisen solltet ihr nur positive Bildwelten benutzen. Negative Bilder können verstören und bewirken, dass die Kinder sich dem Erlebnis der Fantasiereise
verschließen.
Geschlossen Fantasiereise:
Morgendliche Bergwanderung
Die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen erhellen die Welt.
Du spürst ihre Wärme auf deiner Haut.
Das Licht legt sich auf die Steine, Wiesen und Wege.
Die Tautropfen auf den Gräsern fangen an zu glitzern.
Nebelschwaden liegen noch im Tal.
Du spürst, dein Ziel ist ganz nahe.
Schritt für Schritt machst du dich auf den Weg.
Gott auf der Spur
Anregungen für die Gruppenstunde
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Offene Fantasiereise:
Morgendliche Bergwanderung
Die ersten morgendlichen Sonnestrahlen erhellen die Welt.
[Pause]
Du spürst ihre Wärme auf deiner Haut.
[Pause]
Alles wird immer heller.
[Pause]
Setz dich an einen Ort und schau der erwachenden Welt zu.
Eine Fantasiereise schreiben
Nun könnt ihr eure eigene Fantasiereise erstellen.
Wenn ihr eine vorgegebene Geschichte zur Grundlage
nehmt, so solltet ihr deren zentrale Motive und Szenen heraussuchen. An ihnen entlang kann dann die
Fantasiereise entstehen. Hat man ein eigenes Szenario
vor Augen, so muss man die wichtigsten Haltepunkte
der Reise selbst erdenken.21 Wenn es euch schwer fällt,
Szenarien bildreich zu beschreiben, könnt ihr euch von
Bildern aus dem Internet inspirieren lassen.
Die Reise kann gedanklich direkt im ausgedachten Szenario beginnen oder man kann einen sanfteren Übergang gestalten: »Die Tür des Gruppenraums öffnet
sich. Von draußen weht dir trockener Wind entgegen.
Wärme strömt in den Raum. Du gehst auf die Tür zu
und siehst die sonnengelben Sanddünen. Du trittst mit
dem ersten Schritt vor die Tür. Unter deinem Fuß spürst
du den Sand.« Und schon ist man in der Wüste auf dem
Weg nach Galiläa … Ähnlich sanft könnt ihr natürlich
auch den Rückweg gestalten.
Wenn ihr keine eigene Fantasiereise schreiben wollt,
könnt ihr natürlich auch eine vorgegebene aus der Literatur oder dem Internet benutzen.
Den Raum vorbereiten
Für die eigentliche Fantasiereise ist die Raumgestaltung
entscheidend. Es sollte nicht zu warm und nicht zu kalt
sein. Störungen müssen möglichst ausgeschlossen werden. Einige Sitzkissen und Decken sollten bereitgehalten werden.
Abbildung 17: In Gedanken die Weite spüren können.
der ihren ganzen Köper von unten nach oben durchspüren (»Du fühlst, wie dein Körper den Boden berührt. Du
fühlst deine Füße. [Pause] Du fühlst deine Unterschenkel.« Und so weiter.). Manchmal reicht es auch schon
dem Ton einer Klangschale bis zum Verklingen nachzuhören, um in die Welt der Fantasie zu gelangen.
Die Reise
Nun wird die eigentliche Fantasiereise mit ruhiger
Stimme und entsprechenden Pausen vorgelesen. Ihr
könnt die Reise mit leiser Entspannungsmusik untermalen. Außerdem können sanfte Geräusche an den
passenden Stellen die Erzählung unterstützen. Regentropfen werden zum Beispiel durch Reis, der auf einen
festen Untergrund fällt, simuliert. Hier gilt aber: Weniger ist mehr.
Nach der Reise
Nachdem die Kinder sich dann eine bequeme Position
gesucht (sitzend oder liegend) und die Augen geschlossen haben, kann die Reise beginnen. Zur Einleitung
empfiehlt sich etwa eine Körperübung, in der die Kin-
Am Ende braucht es schließlich eine Rückführung. Dazu
reichen ein paar kurze Sätze: »Es ist nun an der Zeit zurückzukommen. Atme einmal tief ein und aus. Bewege
langsam deine Finger. Spüre deine Arme und deine
Beine. Und jetzt strecke und räkle dich wie eine Katze.«
Nun können die Kinder wieder ankommen, die Augen
öffnen und sich strecken und gähnen. Das Zurückkommen braucht Zeit und sollte eingeplant werden.
21 Anregungen für (biblische) Fantasiereisen finden sich unter dem Stichwort »Fantasiereise« im Internet.
Am Ende sollte genügend Zeit dasein, um mit euren
Kindern ins Gespräch zu kommen. Was haben sie gesehen/erlebt/gefühlt?
Einleitung in die Fantasiereise
Gott auf der Spur
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5
Anregungen für die Gruppenstunde
Der Sache auf den Grund gehen –
Bodenbilder
Um was es sich bei einem Bodenbild handelt, ist schnell
erklärt. Ein Bodenbild ist ein Bild auf dem Boden. Es
besteht aus bunten Tüchern, Schnüren und anderen Legematerialien. Bodenbilder fördern das Verstehen von
Geschichten und sind zugleich offen für Meinungen
und Interpretationen. Ein Bodenbild ist fast wie ein richtiges Bild – nur viel flexibler, dreidimensional und oft
mit einem höheren Symbolgehalt versehen. Und wenn
es fertig ist, dann hängt man es nicht an eine Wand,
sondern reißt es wieder ab.
Vorüberlegungen
Bevor ihr mit dem eigentlichen Bodenbild beginnen
könnt, müsst ihr eine Geschichte oder ein Thema zum
Erarbeiten finden. Dabei kann man sowohl zu biblischen Geschichten als auch zu Geschichten aus anderen
Zusammenhängen Bodenbilder gestalten. Ihr könnt
auch ein Thema auswählen – etwa »Gemeinschaft«
oder »Licht« an dem ihr dann arbeitet.
Typische Legematerialien sind: Alltagsgegenstände
(Kerzen, Glassteinchen) Naturmaterialien (Muscheln,
Trockenblumen), verschiedenfarbige Tücher, Spielzeug
(Bauklötze, Figuren) und Papier (Streifen, ausgeschnittene Symbole). Ihr müsst selbst auswählen, welches
Material zu eurem Thema oder eurer Geschichte passen
könnte. Ihr könnt das Bodenbild stark vorstrukturieren.
Das heißt, ihr überlegt euch vorher, wie es am Ende
Bodenbild zum Einzug Jesu in Jerusalem – Zunächst haben die Kinder mit
Seilen den Weg markiert. Die vor dem Bodenbild gebastelten / gesammelten Blätter werden während der Erzählung dann von ihnen, wie damals
die Palmblätter, auf den Weg gelegt. Sie symbolisieren den herzlichen
Empfang. Abgelegte Steine stehen für die schon schwelende Wut auf
Jesus. Das Bodenbild kann auch um Figuren (Jesus – die Jünger – die
Menschenmenge – Jesu Gegner) erweitert werden.
aussehen soll. Oder ihr lasst viel Raum für eine freie
Gestaltung. Je nachdem werden sich später dann auch
eure Legeanweisungen unterscheiden: »Legt aus dem
braunen Tuch einen Berg.« oder »Legt ein Gebirge. Ihr
dürft alle Materialien benutzten, die in der Kiste sind.«
Ein Bodenbild kann von der ganzen Gruppe oder in
Kleingruppen gelegt werden. Legt man es in Kleingruppen, so muss es danach Zeit geben seine Bodenbilder
gegenseitig zu besichtigen. Wichtig ist, dass ihr das vorher entscheidet.
Vorbereitung
Ein Bodenbild stellt nur wenige Anforderungen an den
Raum. Er muss vor allem von der Größe her geeignet
sein. Ihr solltet auch darauf achten, dass der Untergrund
sauber ist. Wenn ihr ein Bodenbild in der Natur legt,
dann solltet ihr einen windgeschützten Ort wählen, an
dem die Legematerialien nicht so leicht wegfliegen.
Bevor das eigentliche Bodenbild gestaltet werden kann,
müssen die Legematerialen zusammengestellt werden.
Ihr können sie dabei schon zu Beginn offen im Raum
verteilen. Oder ihr versteckt sie in einer Truhe, aus der
dann die Kinder beziehungsweise ihr sie nach und nach
beim Legen herausnehmen.
Der Einstieg
Bevor das eigentliche Bodenbild gelegt wird, kann ein
kooperatives Spiel gespielt oder ein Lied gemeinsam
gesungen werden. Zudem müsst ihr den Kindern die
Regeln noch einmal in Erinnerung rufen. Neben den
Bodenbild zum Thema Gemeinschaft – jedes Kind schreibt seinen Namen
auf ein Blättchen. Mit Wollfäden werden die Blättchen untereinander und
mit der Kerze (Gott) verbunden.
Abbildung 18: Bodenbilder.
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Gott auf der Spur
Anregungen für die Gruppenstunde
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Abbildung 19: Ein Bodenbild – eine Idee für meine Gruppe.
allgemeinen Verhaltensregeln in Gruppen gibt es vor
allem eine wichtige Regel: Alle dürfen etwas legen –
niemand muss.
Los geht’s
Jetzt könnt ihr mit der eigentlichen Gestaltung anfangen. Ihr erzählt eine (biblische) Geschichte und unterbrecht sie an ausgesuchten Stellen, um neue Materialien zu legen oder das Bild zu verändern.
Habt ihr keine Geschichte, sondern ein Thema ausgewählt, so solltet ihr euch natürlich vorher überlegen,
in welcher Reihenfolge ihr das Bild entstehen lasst. Abbildung 18 zeigt ein solche thematischen Bodenbilder.
Zuerst wurde dabei die Kerze entzündet. Dann gab es
folgende Anweisung »Ich gebe jetzt eine Schale mit
bunten Blättchen herum. Sucht euch ein Blättchen in
eurer Lieblingsfarbe aus.« Dann haben die Kinder ihre
Namen darauf geschrieben und die Blättchen um die
Kerze herumgelegt. »Pfadfinden bedeutet Gemeinschaft mit anderen, darum darf nun jede und jeder von
euch das eigene Blättchen mit anderen verbinden.« Jedes Kind bekam dann für diese Aufgabe 3 Wollfäden.
»Pfadfinderinnen und Pfadfinder wissen auch, dass
Gott bei ihnen ist, darum darf jede und jeder von euch
nun auch einen Wollfäden zu der Kerze spannen. Sie
steht für Gott, das Licht der Welt.«
Für die jeweiligen Legeanweisungen gilt: Lieber wenige Worte. Nach ein wenig Übung reicht es manchmal
schon, wenn ihr den Gegenstand nur hochhebt und auffordernd in die Runde schaut, damit die Kinder aktiv
werden.
Gott auf der Spur
Abschließen
Das Bodenbild kann mit einem gemeinsamen Lied enden. Dazu könnte eine Geste des Greifens kommen, bei
der jede und jeder sich symbolisch etwas vom Bodenbild
mitnehmen kann.
Aufräumen
Die meisten Bodenbilder sind Momentaufnahmen. Das
wird durch das gemeinsame Aufräumen deutlich. Alle
reißen das ab, was sie gemeinsam aufgebaut haben.
Das ist nicht nur eine Aufräumerleichterung für euch,
sondern erleichtert den Kindern auch das Abschiednehmen von ihrem Kunstwerk.
Aber nicht alle Bodenbilder werden am Ende der
Stunde wieder abgerissen. Manche bleiben über längere Zeit stehen und werden immer wieder verändert
(ähnlich wie eine Weihnachtskrippe bei der immer mehr
Figuren hinzukommen).
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Anregungen für die Gruppenstunde
Gott auf der Spur
Literatur
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6
Literatur
Arbeitsstelle für Kindergottesdienst der Evangelischen Kirche
von Kurhessen Waldeck (2010). »Gottesdienste mit
Kindern«-Arbeitshilfe für Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter im Kindergottesdienst. Hofgeismar. 3.
Auflage.
Baumann, Christa (2010). Spuren des Glaubens legen. Rituale im Familienalltag. Neukirchen-Vluyn.
Haus
Dienste der Evangelich-lutherischen L andesHannover (2007). Das Liederheft für Kirche mit
Kindern. Hannover. 4. Auflage.
kirchlicher
kirche
Jahnke, Michael (1998). Kinderarbeit Kreativ. NeukirchenVluyn.
K almbach, Sybille (2009). Andachten mit Kindern. Neukirchen-Vluyn. 2. Auflage.
Maschwitz, Rüdiger (2011). Gemeinsam Gott begegnen.
Kinder geistlich begleiten – das Praxisbuch für
Schule, Gemeinde und Familie. München.
Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2011).
Einführung in die Reihe Kinderstufe im VCP. Kassel.
Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2011).
Pfadfinden macht Spaß! Pfadfinderisches Leben in
verschiedenen Altersstufen. Die Stufenkonzeption
des VCP. Kassel. 2. Auflage.
Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (2009).
Vom Kind zum Erwachsenen. Entwicklungspsychologische und gesellschaftliche Grundlagen für die
altersspezifische Arbeit im VCP. Kassel.
Gott auf der Spur
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6
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Raum für eigene Notizen
Gott auf der Spur
Kontakt/Bildnachweise/Impressum
Kontakt
Impressum
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Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP).
6
Verantwortliche Referentin der Bundesleitung:
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Autorin und Autor: Esther Koch, Christian Coenen
Bildnachweise
Bei den folgenden Personen liegen die Rechte für die in
dieser Publikation verwendeten Fotos. Ihnen sei für die
freundliche Überlassung herzlich gedankt. Leider ist es
uns nicht gelungen, alle Fotografinnen und Fotografen
zu erreichen. Wir bitten diese, sich bei uns zu melden.
Titelfoto
Abb. 1 Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
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Abb. 8
Abb. 9
Abb. 10
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 14
Abb. 15
Abb. 16
Abb. 17
Abb. 18
Abb. 19
Abb. 20
Abb. 21
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Andreas Kläger
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Jürgen Treiber/pixelio.de
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Redaktion: Fachgruppe Kinderstufe,
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Stand: Juni 2012
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Gott auf der Spur. Aus der Reihe: Kinderstufe im VCP. Kassel.
Der VCP ist Mitglied im Weltbund der Pfadfinderinnen
(WAGGGS) und in der Weltorganisation der Pfadfinderbewegung (WOSM), im Ring Deutscher Pfadfinderinnenverbände (RDP) und im Ring deutscher Pfadfinderverbände (RdP) sowie im Deutschen Bundesjugendring
(DBJR) und in der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej).
Die Herausgabe dieser Publikation wurde unterstützt
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend.
Gott auf der Spur
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VCP | Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
06 | 2012

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