Erfahrungsbericht - Hochschule München

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Erfahrungsbericht - Hochschule München
Erfahrungsbericht
Auslandssemester auf Gran Canaria im SS 2013
Universidad de Las Palmas de Gran Canaria
c/ Juan de Quesada, 30
35001 Las Palmas de Gran Canaria
E mail: [email protected]
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1. Tipps zur Vorbereitung
Meine schwierigste Entscheidung war zunächst, wo ich überhaupt mein Auslandssemester verbringen möchte. Auf der einen Seite wollte ich meine Spanischkenntnisse verbessern. Auf der
anderen Seite hatte ich aber auch sehr große Zweifel ob ein spanischsprachiges Land das Richtige ist und ob ich überhaupt Chancen habe eine Prüfung zu bestehen, da meine Spanischkenntnisse anfangs nicht sehr groß waren. Doch ich nahm all meinen Mut zusammen und dachte mir schließlich, was ich schon groß zu verlieren habe und bewarb mich daraufhin für Gran
Canaria. Neben der Sprache war mir ein angenehmes Klima wichtig, welches es auch im Winter
erlaubt Strand und Meer zu genießen. Ich persönlich bin ohne große Erwartungen angereist,
denn nach eigener Erfahrung erlebt man so die aufregendsten Dinge. Im Übrigen wird man im
Freundes- und Bekanntenkreis nicht wirklich Ernst genommen, wenn man vom Studienaufenthalt auf einer subtropischen Insel erzählt. Das tut der Freude über Sonne, Strand und Palmen
jedoch keinen Abbruch.
Anreise
Nachdem Bewerbungsprozess über das International Office und der Platzvergabe informierte ich
mich zunächst über die Anreise. Von München nach Gran Canaria gibt es Direktflüge und der
Flug dauert ca. 4,5 Stunden. Man sollte sich frühzeitig um den Flug kümmern, da die Angebote
von Woche zu Woche teurer werden. Ich buchte meinen Hinflug über Air Berlin und zahlte 110
Euro. Meinen Rückflug buchte ich erst einige Wochen vor Abreise, hatte aber Glück denn über
Tuifly gab es einige Angebote, sodass ich mit Zusatzgepäck ca. 180 Euro bezahlte.
Der Flughafen von Gran Canaria befindet sich ca. 30 Minuten von Las Palmas entfernt. Eine
Busfahrt vom Flughafen in die Stadt kostet 2,90 Euro (Linie 60) und fährt 2-mal in der Stunde.
Eine Taxifahrt kostet meines Wissens nach ca. 30 Euro. Von der Bushaltestelle (Santa Catalina
oder San Telmo) fährt man am besten mit dem Taxi zum Hostel oder Wohnung, da die gelben
Stadtbusse („Guaguas“) anfangs sehr verwirrend sind. Ich hatte Glück, denn meine zukünftige
Mitbewohnerin holte mich direkt vom Flughafen ab.
Mit Air Berlin hat man 23 Kilo Freigepäck und zusätzlich ein Handgepäckstück und eine Laptoptasche. Außerdem kann man bei Air Berlin einen zweiten Koffer mit 23 Kilo für damals noch
50 Euro hinzubuchen (seit 1.6.2013 70 Euro soweit ich gehört habe). Doch ich entschied mich
nur mit einem Koffer, sowie einem Handgepäckkoffer und einer großen vollbepackten Laptoptasche anzureisen. Im Nachhinein betrachtet war das auch sehr gut, denn als ich meinen
Rückflug im Juni buchte, war Air Berlin viel zu teuer und über Tuifly wäre ein zweiter Koffer
auch teurer gekommen. Es empfiehlt sich auch nicht allzu viel einzupacken, denn in Las Palmas
gibt es sehr gute Einkaufsmöglichkeiten. Ich hatte Glück und einige Freunde besuchten mich
am Ende des Semester, sodass ich noch einiges an Gepäck auf sie verteilen konnte.
Wohnungssuche
Mein ursprünglicher Plan war mir von Deutschland aus verschiedene Wohnungen zu suchen und
nur Besichtigungstermine auszumachen und dann vor Ort eine Wohnung zu suchen. Doch dann
entdeckte ich auf „pisocompartido.com“ ein sehr gutes Angebot über ein zentral gelegenes WGZimmer mit 2 Spanierinnen. Für mich stand von Anfang an fest mit Spaniern in einer WG zu
wohnen, da ich meine Sprachkenntnisse verbessern wollte. Da die Vermieterin noch andere
Interessenten hatte, konnte ich keinen Besichtigungstermin ausmachen, sondern musste die
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Wohnung mit Überweisen einer Kaution von einer Monatsmiete gleich mieten. Ich ließ mir alle
wichtigen Daten von ihr per E Mail zuschicken und entschied mich dann die Kaution zu überweisen. Was zwar eigentlich ziemlich naiv ist, aber bei mir ging alles gut. Im Nachhinein betrachtet
würde ich mir aber doch eher eine Wohnung vor Ort suchen, da es ein sehr großes Wohnungsangebot für Erasmusstudenten gibt. In den „Erasmus Las Palmas“ – Gruppen in Facebook gibt
es unzählige Zimmerangebote und die meisten haben innerhalb von 2 Tagen etwas Passendes
gefunden.
Sonstige Vorbereitungen
Vor Abreise stellte ich außerdem noch einen Antrag auf Auslandsbafög. Dazu rate ich jedem,
auch wenn man im Inland kein BaFög erhält. Des Weiteren schloss ich eine Auslandskrankenversichung ab. Einen Sprachkurs belegte ich erst nach Semesterbeginn. Es heißt zwar die
Universität bietet vor Semesterbeginn einen zweiwöchigen Intensivkurs an, aber wie ich vor Ort
von anderen Studenten erfahren habe, fand dieser Kurs nicht statt, sodass einige viel zu früh
angereist sind und auch nicht darüber informiert wurden. Über die Universität oder Kurse informierte ich mich erst vor Ort. Dann trat ich am 19.01.2013 meinen Hinflug an und mein Abenteuer begann.
2. Information zur Stadt/Land
Las Palmas ist ein regelrechtes Paradies für Freizeitangebote. Das merkt man auch an dem Verhalten der kanarischen Bürger. Sie sind generell sehr aufgeschlossen, liebenswürdig, und alles
läuft auf den Kanaren eben ein wenig langsamer. Hier macht keiner Hektik und keiner hat Eile.
Das heißt aber auch, dass man nicht „ mal eben schnell“ einkaufen gehen kann, sondern man
sollte für einen kleinen Einkauf auch gut eine halbe Stunde einplanen, da die Kassiererinnen
einen gerne ins Gespräch verwickeln. Die Kanarier sind außerordentlich nette und freundliche
Menschen, bei jeder Gelegenheit versuchen sie einem zu helfen. Doch gerade am Anfang ist es
sehr schwer sie auch zu verstehen, weil die Bevölkerung einen ziemlich starken Akzent spricht
und zudem sehr schnell redet.
Das Essen auf den Kanaren ist typisch spanisch, überall gibt es Bocadillos und Tapas. Dennoch
findet man auch zahlreiche chinesische oder italienische Restaurants. Der günstigste Supermarkt ist die Kette Mercadona. SuperDino ist etwas teurer, gibt es dafür allerdings fast überall.
In Las Palmas gibt es, wie bereits oben erwähnt, sehr gute Einkaufsmöglichkeiten. Die Calle
Triana in der Altstadt oder Mesa y Lopez sind große Einkaufsstraßen, El Muelle oder Las Arenas
hingegen Shoppincenter, um nur einige zu nennen.
Las Palmas bietet 2 Naturstrände. Zum einen den „Playa de las Canteras“, dieser gilt zu Recht
als einer der schönsten Stadtstrände der Welt. Ein in etwa 150 Meter Entfernung von der Küste
parallel aus verlaufender Lavastreifen verhindert eine starke Brandung am Strand, sodass nie
starker Wellengang herrscht. Dort kann man wunderbar schnorcheln, schwimmen oder einfach
die Sonne genießen. Am Ende des ca. 4 km langen Strandes befindet sich der Sportstrand, welcher zum Surfen oder Wellenreiten einlädt. Wer surfen will sollte sich schnell ein Surfbrett kaufen, da bei den zahlreichen Auslandsstudenten schnell alle Anfängerbretter vergriffen sind. Wer
sich kein Brett kaufen will, kann sich schon für 10 Euro am Tag ein Brett mit Neoprenanzug
leihen, was in meinem Fall günstiger war. Günstige Surfschulen sind beispielsweise Mojo Surf,
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Quicksilver oder California Surf. Der „Playa de las Alcaravaneras“ hat eine Länge von 500 Metern und ist lediglich zum Sonnenbaden und Vollyballspielen gedacht. Die Wasserqualität an
diesem Strand ist schlecht, weil der Strand direkt am Kontainerhafen liegt.
Auch für die Abendgestaltung hat Las Palmas so einiges parat. Es gibt unzählige Diskotheken
wie zum Beispiel „Cube“, „Infinity“ oder „Fortuni“. Im „3x1“, im „Heiniken Club“ oder auch im
„Platinum“ trifft man die meisten Erasmusstudenten. Hier finden auch viele Erasmuspartys statt.
Auch unzählige Bars, wie das „Camaleon“ mit den berühmt berüchtigten Cuba Litros, lassen die
Nacht zum Tag werden. Die Preise in Spanien sind im Vergleich mit denen in Deutschland unschlagbar. So hat man sich dort mit nur fünfzehn Euro einen sehr spaßigen Abend machen können. Gegen drei Uhr sind wir dann meist in die größeren Clubs gezogen.
Die Insel lädt an den langen Wochenenden zu Entdeckungen ein. Ob in den touristischen Süden
zu den bekannten Dünen von Maspalomas, in die Rumfabrik nach Arucas mit kostenloser Verkostung oder in ein kleines verschlafenes Dorf in das gebirgige Zentrum. Auch ein Ausflug auf
den Roque Nublo, dem zweithöchsten Berg der Insel oder zum Playa de GuiGui lohnen sich.
Man kann wandern, klettern oder einfach die Seele baumeln lassen. Wem auf der Insel langweilig wird, ist selbst schuld. Ein Auto kann man schon für 20 Euro am Tag mieten und es erst am
nächsten Tag zurück bringen (zum Beispiel: Calle Leon y Castillo – einfach sagen man ist Erasmusstudent). Zudem gibt es zu vielen Orten der Insel sehr gute Busverbindungen.
Weiterhin ist der Karneval insbesondere in Las Palmas, aber auch in Maspalomas oder Santa
Cruz de Tenerife zu erwähnen. Dieser dauert 4 Wochen. Während der Karnevalzeit ist Las Palmas im Ausnahmezustand und im Parque Santa Catalina trifft man jeden Abend auf Leute in
aufwändigen Kostümen.
Als weitere Ausflugsziele empfehle ich die anderen kanarischen Inseln, welche man sehr günstig
mit der Fähre (Naviara Armas oder Fred Olsen) oder mit dem Flugzeug (Binters Canarias) besuchen kann. Ich verbrachte 3 Tage auf Lanzarote, 3 Tage auf Fuerteventura und 4 Tage auf Teneriffa. Jede der Inseln war einfach nur einzigartig und atemberaubend schön. Fuerteventura
bietet traumhafte Strände. Lanzarote dagegen eine große Vulkanlandschaft. Hier lohnt sich
auch ein Besuch auf der Insel La Graciosa, eine kleine Insel nördlich von Lanzarote. Hier fahren
regelmäßig kleine Boote hin. Auf der Insel gibt es keinen Straßenverkehr und es gibt wunderschöne, weiße Strände. Meiner Meinung nach noch schöner als auf Fuerteventura. Auf Teneriffa
empfehle ich einen Ausflug auf den „Teide“, den höchsten Berg der Insel.
3. Vor Ort
Wohnen
Die Mietpreise in Las Palmas betragen zwischen 180 Euro und 300 Euro. Ich zahlte 250 Euro
monatlich inkl. Nebenkosten und Internet. Viele Erasmusstudenten suchten sich auch zusammen eine ganze Wohnung. Sie fanden dann meist viel schönere und größere Wohnungen für
das gleiche Geld. Doch der Nachteil ist, man muss sich beispielsweise auch selbst um Internet
kümmern, was sich für 5 -6 Monate für schwieriger erweist. Außerdem muss man viele Sachen,
wie beispielsweise Geschirr selbst kaufen. Insgesamt sollte man seine Ansprüche an eine Wohnung sehr gering halten. Denn die meisten Zimmer entsprechen nicht unbedingt deutschem
Standard.
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Die meisten Erasmusstudenten wohnten in der Gegend „Mesa y Lopez“ und „Santa Catalina“,
was meiner Meinung nach auch am besten ist. Man ist sehr nahe am Strand „Playa de las Canteras“ und die meisten Clubs, Bars und Diskotheken sind in unmittelbarer Nähe. Der einzige
Nachteil ist, dass man ziemlich lange zur Universität braucht. Diese befindet sich außerhalb der
Stadt, in Tafira. Mit der Buslinie 25 braucht man zwischen 30 – 40 Minuten. Seit März 2013 gibt
es auch die Buslinie 26, welche schneller ist. Von einer Wohnung in Tafira würde ich allerdings
abraten, denn dort befindet sich auch wirklich nur die Universität und sonst ist dort nichts geboten. Wer gerne in großen WGs mit vielen Mitbewohnern wohnt dem empfehle ich zum Beispiel
das sog. Erasmushaus in der Calle Gravina oder Calle Montevideo 3.
Telefonieren und Bankkonto
Gleich zu Beginn besorgte ich mir eine spanische Simkarte. Dazu ging ich in den Vodafone Shop
im Corte Ingles (Mesa y Lopez). Vodafone bietet verschiedene Prepaid – Pakete. Ich entschied
mich für eines für 12 Euro im Monat, welches 100 Freiminuten, 60 SMS und 1 GB Internet. Da
ich bereits in Deutschland ein Konto bei der „Deutschen Bank“ habe, benötigte ich auch kein
zusätzliches Konto, da es in der Nähe des Parks „Santa Catalina“ eine Filiale gibt, wo man kostenlos Geld abheben kann.
Verkehrsanbindung
Die Busanbindung in Las Palmas ist weitgehend gut nur anfangs sehr verwirrend. In Las Palmas
direkt verkehren nur die gelben Busse (Guaguas). Eine Busfahrt kostet 1,30 Euro, egal wie weit
man fährt. Empfehlenswert ist aber sich einen Bono zu kaufen. Es handelt sich hierbei um eine
10er Karte zum Preis von 6,80€. Wer ins Landesinnere oder in den Süden (Linie 30) fahren
möchte, nimmt am besten die blauen Busse (Global). Hier bezahlt man je nach Entfernung. Das
verwirrende ist, dass nie die Bushaltestellen angesagt werden, an der gehalten wird. Besser
gesagt haben sie gar keinen Namen. Am besten sagt man dem Busfahrer vorher wo man aussteigen will. Aber auch Taxifahren ist in Las Palmas sehr günstig.
Semana de Bienvenida
Am ersten Tag versammelten sich alle Austauschstudenten im Verwaltungsgebäude der ULPGC.
Hier mussten wir uns anmelden und sofern wir an der Welcome Week teilnehmen wollten, diese
bezahlen. Ich empfehle aber allen daran teilzunehmen. Denn neben zahlreichen Ausflügen hat
man auch die Möglichkeit gleich am Anfang viele neue Kontakte zu knüpfen. So lernte ich bereits am ersten Tag zahlreiche Austauschstudenten kennen. Während der Welcome Week verbrachten wir einen Tag im Aquapark und einen im Landesinneren. Außerdem beinhaltete unser
Programm noch einen Surfkurs und ein Abendessen in einem typischen kanarischen Restaurant
und eine Informationsveranstaltung am ersten Tag. Am zweiten Tag fand eine Informationsveranstaltung in unserer Fakultät am Campus in Tafira statt. Hier hatten wir auch die Möglichkeit
das Certificate of Arrival unterschreiben zu lassen.
In der Einführungswoche wurden Listen mit den angebotenen Kursen an der Uni ausgehängt,
damit wir unseren Stundenplan zusammenstellen konnten. Dies erwies sich als etwas kompliziert, da ein Kurs 3-mal pro Woche stattfand. Dadurch war es schwierig alle Kurse, die man
belegen wollte, im Stundenplan unterzubringen.
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Campus
Die Universität befindet sich an mehreren Standorten in Las Palmas. In der Stadt liegt der ältere
Teil, ganz in der Nähe des Obelisco am Plaza de Constitucuión. Hier findet auch der Sprachkurs
der Universität statt. Alle anderen Wissenschaften, wie Architektur, Sport, Jura, Wirtschaft und
Geographie, befinden sich in Tafira. Was die universitäre Organisation anbetrifft: Sie existiert
nicht. Man sollte man sich auf längere Wartezeiten, komplizierte Bürokratie und manchmal unlogische Verfahrensvorgänge einstellen. Trotz mancher Verständigungsschwierigkeiten sind die
Angestellten, Professoren und Studenten sehr freundlich. Auf dem gesamten Campus gibt es
außerdem kostenloses WLan und in der Bibliothek stehen auch ca. 30 Computer zur Verfügung.
Learning Agreement
Nach der Willkommenswoche begannen die Vorlesungen. Wir Austauschstudenten hatten zunächst 2 Wochen Zeit uns verschiedene Kurse anzusehen und somit das Learning Agreement
zusammenzustellen. Daraus ergibt sich aber auch ein großer Nachteil. Denn die Professoren
fingen bereits in den ersten Tagen mit Unterricht an und es wurden auch Gruppen für gemeinsame Arbeiten eingeteilt. Dadurch verpasste man zu Beginn einiges.
Zwischen den einzelnen Kursen gibt es keine Pausen. Das ist aber kein Problem, es gibt genug
Zeit Räume zu wechseln oder etwas zu essen, denn in Spanien fängt fast nie etwas pünktlich
an. Wenn man doch mal zu spät kommt, sagen die Professoren auch nichts, da sie wissen, dass
man zuvor in anderen Klassen unterrichtet wurde. Im Allgemeinen waren die Professoren immer sehr nett und haben auch gern geholfen und Dinge wiederholt wenn man gefragt hat.
Für mich persönlich war es aufgrund meiner schlechten Spanischkenntnisse sehr schwer spanischen Vorlesungen zu folgen aber mit der Zeit hört man sich rein und versteht immer mehr. Die
Skripte helfen einem dabei oft den Unterricht besser nachzuvollziehen. Man muss wie alle anderen Studenten Präsentationen auf Spanisch halten und auch die Hausarbeiten dürfen nicht auf
Englisch geschrieben werden und müssen vom gleichen Umfang sein. Hier gibt es keinen Erasmusbonus und die meisten Professoren nahmen auch nicht besonders viel Rücksicht. Ein weiterer Punkt ist die Anwesenheit. Auf Gran Canaria gibt es in vielen Fächern Punkte für die Anwesenheit, die mit in die Endbewertung fließen. Für Erasmusstudenten ist dies eine gute Möglichkeit Punkte zu sammeln um den Schnitt aufzuwerten. Generell müssen mehr Leistungsnachweise pro Fach erbracht werden. Oft wurde die Anwesenheit bewertet, eine Präsentation, eine
Hausarbeit und eine Klausur. Generell würde ich sagen der Arbeitsaufwand ist deutlich höher
als in Deutschland. Die Vorlesungen sind eher wie Schulunterricht aufgebaut. Die Gruppen sind
kleiner und dadurch sollte man immer vorbereitet sein plötzlich aufgerufen zu werden. Meines
Wissens nach gibt es keine englischsprachigen Kurse.
Nach langem Hin und Her entschied ich mich dann für folgende Kurse:
Ocio y Turismo:
Hier ging es um die Entwicklung von Freizeit und Tourismus vom alten Griechenland bis heute.
Anfangs klang dieser Kurs am spannendsten und vielversprechendsten. Doch im Nachhinein
stellte er sich als am zeitaufwendigsten heraus. Denn die beiden Professoren weigerten sich das
Skript online zu stellen. Es gab lediglich ein ca. 350 seitiges Buch in Din-A 4, welches sogar den
Einheimischen Probleme bereitet und für uns Ausländern fast unmöglich war zu lesen. In diesem Kurs waren wir glücklicherweise 10 Erasmusstudenten und so teilten wir uns die Zusam-
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menfassung auf, was es deutlich einfacher machte. Hier mussten wir im Praxisteil verschiedene
Aktivitäten wie Wandern, Hotelanimation oder ein Wochenende in den Bergen organisieren.
Was sich zunächst nach viel Spaß anhört, gestaltete sich aber auf Dauer sehr stressig. Außerdem verpasste man durch die vielen Aktivitäten einige andere Kurse. Jede Gruppe musste seine
Aktivität präsentieren und anschließend eine kurze Arbeit darüber schreiben. Außerdem gab es
nur sehr wenig Hilfeleistung von den beiden Professoren. Nichts desto trotz fiel dieser Kurs am
Ende sehr gut aus und wir haben ihn alle auch sehr gut bestanden.
Gestión de Agencias de viajes:
Hier ging es hauptsächlich um die Organisation und die Gründung von Reisebüros. Im Theorieteil behandelten wir 6 Kapitel, die am Ende in einer Multiple Choise Prüfung mit 30 Fragen abgefragt wurden. Die Prüfung war sehr einfach, doch man musste auch viel dafür lernen. Im
Praxisteil wurden wir am Anfang des Semesters in Gruppen eingeteilt und wir mussten insgesamt eine Präsentation und 3 kürzere Arbeiten schreiben. Dieser Kurs fiel ganz gut aus und die
Professorin war wirklich sehr nett und hilfsbereit. Diesen Kurs kann ich empfehlen und würde
ich auch wieder belegen.
Marketing turistico:
Auch hier wurden wir am Anfang des Semesters in Gruppen eingeteilt und zunächst eine große
Präsentation über Social Media im Tourismus halten. Außerdem mussten wir eine Hausarbeit
über 20 Seiten und anschließend im Kurs präsentieren. Dieser Teil floss zu 40 % in die Gesamtnote ein. Die Prüfung am Ende des Semesters zählte noch 60 %. Sie bestand aus einem Multiple Choise Teil, 3 offenen Fragen und einer Anwendungsaufgabe. Der Kurs und die Prüfung waren inhaltlich sehr einfach, wenn man Marketinggrundkenntnisse hat. Doch die Prüfung fiel
nicht ganz so gut aus und durch den Praxisteil war das Fach auch sehr zeitaufwendig.
Marketing operativo:
Hier ging es primär um operatives Marketing. Unser Professor war sehr hilfsbereit und hatte
immer ein offenes Ohr für uns Austauschstudenten, egal ob es um die Hausarbeit oder die Prüfung am Ende ging, wir konnten immer zu ihm kommen. Der Kurs selbst besteht aus 3 Theoriestunden und einer Praxisstunde, in der wir Übungsfragen beantworteten oder Rechenaufgaben
übten. In der Hälfte des Semesters schrieben wir einen Kurztest. Außerdem mussten wir eine
20-seitige Hausarbeit schreiben und anschließend eine Präsentation darüber halten. Dieser Kurs
war inhaltlich am schwersten und der Lernaufwand sehr hoch. Trotzdem würde ich ihn wieder
belegen.
Spanischkurs:
Als 5. Kurs belegte ich den Spanischkurs der Universität. Am Anfang des Semesters mussten wir
hier einen Einstufungstest schreiben. Ich wurde in B1 eingestuft, inhaltlich knüpfte der Sprachkurs zwar an den Stoff des 3. Semesters an der Hochschule an, doch insgesamt habe ich mir
vom Sprachkurs etwas mehr erwartet. Mir persönlich brachte er nicht so viel. Die Prüfung am
Ende war machbar, doch fiel allgemein schlechter aus als erwartet.
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Residencia
Nachdem mein Learning Agreement feststand und ich dadurch immatrikuliert war, kümmerte
ich mich um die Residencia. Ein Dokument, welches beglaubigt, dass man Einwohner der Kanaren ist. Dieses Dokument berechtigt zu einem fast 50 %-igen Rabatt auf allen Fährverbindungen und Flügen zwischen den Inseln sowie von den Inseln zum spanischen Festland. Außerdem
erhält man zahlreiche Ermäßigungen in Freizeit- oder Naturparks. Man sollte aber sehr viel Zeit
und Geduld bei der Beantragung mitbringen, denn auch hier trifft man auf die spanische Gelassenheit. Für den Antrag benötigt man die Imatrikulationsbestätigung, einen Mietvertrag, eine
Kopie vom Personalausweis sowie von der Krankenversicherungskarte. Am besten alle Unterlagen in zweifacher Ausführung. Denn das Reisedokument, welches man benötigt günstiger zu
reisen, erhält man erst in einem zweiten Gebäude. Außerdem kostet der Antrag 10 Euro und ist
danach 6 Monate gültig. Trotz des großen Aufwands lohnt es sich auf jeden Fall.
Kontakt zu Einheimischen und Austauschstudenten
Der Kontakt mit Einheimischen viel mir persönlich sehr, sehr schwer, da meine Spanischkenntnisse am Anfang wie gesagt sehr schlecht waren und ich mich auch nicht überwinden konnte
Spanisch zu sprechen. Doch mit meinen spanischen Mitbewohnerinnen wurde es von Tag zu
Tag besser und ich wurde mit der Zeit auch sicherer. Es bleibt einem auch nichts anderes übrig
als Spanisch zu sprechen, denn die Englischkenntnisse der Einheimischen sind sehr schlecht.
Ich verstand ihr Spanisch sogar besser als ihr Englisch.
Wir waren insgesamt ca. 600 Austauschstudierende aus aller Welt. Die meisten kamen aus Italien und Deutschland. Doch auch einige Franzosen und Osteuropäer. Viele Austauschstudenten
kamen auch aus Mexico oder von anderen Universitäten vom spanischen Festland. Entgegen
meiner Vorsätze hatte ich den meisten Kontakt zu Deutschen, da es gerade am Anfang eine
große Hilfe ist. Doch gerade abends waren wir eine bunt gemischte Gruppe mit Italienern und
vor allem Mexikanern.
4. Allgemeines Fazit und Empfehlungen
Nach der Rückkehr werdet ihr auf jeden Fall Probleme haben, euch wieder in Deutschland einzuleben, weil das Leben auf der Insel komplett anders ist. Für mich war es eine wunderbare
Erfahrung, man könnte schon fast sagen: Ein sechs Monate andauernder wunderbarer Traum
im Paradies. Die Entscheidung dafür, ein Auslandssemester auf Gran Canaria zu machen, ist
wohl die beste, die ich getroffen habe. Für mich persönlich war der Austausch mit einer Vielzahl
von Studenten aus der ganzen Welt von großer Bedeutung. Als Highlight meines ErasmusSemesters sind zweifellos die Landschaftseindrücke zu nennen, die ich von meinen Aufenthalten
auf den verschiedenen Inseln mitgenommen habe. Für mich war es eine unvergessliche Zeit
und ich würde es jederzeit wieder machen.
Die größte Kritik kann bei der Organisation an der Universität angebracht werden. Man ist oftmals, gerade in den ersten Wochen sehr auf sich allein gestellt. Ohne die Unterstützung von
anderen, älteren Austauschstudenten wäre ich wahrscheinlich verzweifelt. Außerdem machen
manche Professoren keinen Unterschied ob man Muttersprachler ist oder nicht. Den sogenannten Erasmusbonus gibt es meiner Meinung nach nicht. Es wird meist die gleiche Leistung verlangt, wie von Einheimischen. Außerdem sollte man die Universität nicht unterschätzen. Zwar ist
der Unterrichtsstoff nicht besonders schwer, doch der Arbeitsaufwand war in allen Fächern
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während des gesamten Semesters enorm hoch. Also mit einem Urlaubssemester unter Palmen
am Strand kann man es definitiv nicht vergleichen. Ich hätte anfangs niemals gedacht, dass ich
auch nur annähernd eine Prüfung bestehe. Doch wenn man sich wirklich reinhängt und die Uni
nicht auf die leichte Schulter nimmt ist es definitiv machbar. Lasst euch auf keinen Fall unterkriegen. Natürlich gibt es auch insbesondere während der Prüfungszeit Tage an denen ihr einfach nur verzweifelt, aber dann habt ihr genügend Freunde, die euch wieder aufbauen.
Außerdem empfehle ich euch, lernt zum einen neben den neuen Austauschstudenten auch alte
Erasmusstudenten kennen (gerade im Februar sind noch einige auf der Insel). Diese habe oft
viele nützliche Tipps. Zum anderen sind aber auch Einheimische Kontakte sehr wichtig.
Nichts desto trotz würde ich Las Palmas auf jeden Fall weiterempfehlen. Nirgendwo anders in
Europa hat man die Möglichkeit auch im Winter am Strand zu liegen, surfen zu gehen und man
kann auch noch 6 andere Inseln günstig besuchen. Ich würde sagen, es war das Beste halbe
Jahr in meinem Leben.
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Erfahrungsbericht
Nordküste
Dünen von Maspalomas
Playa de GuiGui
Dünen von Maspalomas
Playa de las Canteras
Blick vom El Muelle
Tejeda
Roque Nublo