Ausgabe 3-2012/2013 - Altkalksburger Vereinigung
Transcrição
Ausgabe 3-2012/2013 - Altkalksburger Vereinigung
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien • P.b.b. • 03Z034951M Altkalksburger Rundschreiben und Mitteilungsblatt der Alt-Jesuitenschüler 3 DEZEMBER 2012/13 Die Jesuiten rreich in ÖÖsstete rreichische Provinz 450 Jahre SERIE-TEIL-3 19 Ein ehrenvoller Abend im Club 6/7 Wie sieht der Islam das Christentum? die Freimaurer in Österreich 10 8 Serie: Bekannte Jesuiten 13 SPOT ON Dr. Karl-Johann Hartig im Gespräch 14 2 Altkalksburger Termine Termine • Mittwoch, 9. Jänner 2013, 19.00 Uhr Clubabend mit General Edmund Entacher „Bundesheer versus Berufsheer“ Anmeldung erforderlich! • Donnerstag, 31. Jänner 2013, 19.00 Uhr Finissage der Ausstellung Hans Staudacher im Club Anmeldung erforderlich! • Samstag, 9. bis Sonntag, 17. Februar 2013 Israelreise der AKV-Salzburg • Freitag, 25. Jänner 2013 69. Altkalksburger Ball im Palais Auersperg; Eröffnung 21.30 Uhr • Dienstag, 12. Februar 2013, 19.00 Uhr Vortrag im Club: Dr. Georg Klein (MJ78) Weingut Dürnberg/Falkenstein „Österreichs Grüner Veltliner auf dem Weg zur Weltrebsorte“ mit anschließender Verkostung Anmeldung erforderlich! • Dienstag, 29. Jänner 2013, 18.30 Uhr Maturantenberatung im Club • Donnerstag, 21. Februar 2013, 18.00 Uhr Spezialführung durch die Ausstellung „BUNTE GÖTTER“ im Kunsthistorischen Museum durch die Archäologin Dr. Claudia Lang Anmeldung erforderlich! JÄN 2013 9 vortrag im club mittwoch, 9. jänner 2013, 19 UHR Bundesheer versus Berufsheer Ein Clubabend mit General Edmund Entacher Anmeldung erforderlich! • Donnerstag, 28. Februar bis Sonntag, 3. März 2013 Exerzitien für Manager und Führungskräfte mit P. Richard Plaickner SJ im Stift Lilienfeld Anmeldung erforderlich! • Dienstag, 19. März 2013, 19.00 Uhr Vortrag im Club: Alexander Richter (MJ 81) (RichterRasen): „Richter Stadion Rasen…eine 100 jährige Entwicklungsgeschichte“ Anmeldung erforderlich! • Dienstag, 9. April 2013, 19.00 Uhr Vortrag im Club: Prof. Markus Hengstschläger und Prof. Matthias Beck, „Medizinisch assistierte Fortpflanzung - gesellschaftliche Bedeutung“ Beide Professoren sind renommierte Mitglieder der Bio-Ethik-Kommission des Bundeskanzlers. Anmeldung erforderlich! • Mittwoch, 1. bis Sonntag, 5. Mai 2013 Sizilienreise (Palermo) der AKV. Informationsblatt im Clubsekretariat erhältlich! • Freitag, 24. Mai 2013 Lange Nacht der Kirchen im Club • Samstag, 8. und Sonntag, 9. Juni 2013 Besuch von P. General Adolfo Nicolás SJ in Wien • Mittwoch, 19. Juni 2013, 19.00 Uhr Clubabend mit Dr. Michael Berger (MJ 77), Österreichischer Handelsdelegierter in Mailand Anmeldung erforderlich! Anmeldungen bei Monika Hölzl (Clubsekretärin) Tel. 0664/527 42 44 oder per Email: [email protected] Altkalksburger Jeden Dienstag: Clubabend ab 18 Uhr außer an Feiertagen & in den Ferien burger Rundschreibens Die Redaktion des Altkalks chten wünscht gesegnete Weihna ins Neue Jahr 2013. und einen guten Rutsch MitarbeiterIn gesucht! Die Altkalksburger-Vereinigung sucht (infolge der vermehrten Vereinstätigkeit) eine Verstärkung für ihr Clubsekretariat. Die Tätigkeit umfasst u.a. die Mitgliederverwaltung, Veranstaltungsorganisation und laufende Bürotätigkeiten. Geschätzter Zeitaufwand: 5-10 Stunden/Woche. Gute EDV-Kenntnisse sind Voraussetzung. Bewerbungen bitte an das AKV-Präsidium [email protected] Impressum Altkalksburger Vereinigung, Ballhausplatz 1/7, A-1010 Wien, (Eingang Innerer Burghof/Amalientrakt, Tor unter der Mondphasen/Sonnenuhr) , T. 01/533 09 26 • [email protected] • www.altkalksburger.org mobil 0664/5274244 Frau Monika Hölzl (Clubsekretärin) , Bank: Ktn. 7014400, BLZ: 32000, Raiffeisenbank Wien, IBAN (AT243200000007014400), BIC (RLNWATWW), Medieninhaber und Herausgeber: Altkalksburger Vereinigung, Redakteur: P. Michael Zacherl SJ, Grafische Gestaltung: Mag.art. Georg Lohmer Fotos sofern nicht anders angegeben: wikipedia Beiträge, Fotos, Vorschläge für das Rundschreiben bitte an das Vereinssekretariat. Werbeeinschaltungen sind herzlich willkommen. 3 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! Wir hatten einen großartigen Start! Über 500 Altkalksburgerinnen, Altkalksburger und Gäste besuchten unsere Veranstaltungen in den ersten beiden Monaten. 110 waren es beim Saisonauftakt in St. Stephan und knapp 100 bei der „Freimaurer-Ver anstaltung“ mit Alt- und Ehrengroßmeister Michael Kraus. Besonders beeindruckend empfand ich den Mittagstisch mit Helmut Schüller. Bei der erwartungsgemäß etwas hitzigen Diskussion wurde sehr deutlich vor Augen geführt, wie vielschichtig das Kirchenvolk und wie breit das Spektrum seiner Ansichten ist; all diese Gruppierungen machen sich aber Sorgen und Gedanken um die Zukunft ihrer Kirche; und der Zustand dieser Kirche – das wurde im Laufe dieses Mittagstischs unmissverständlich klar- ist heute teilweise besorgniserregend. Trotz der emotionell geführten Debatte (nicht nur innerhalb der AKV) sollte die Vielfalt dieser Gruppierungen innerhalb des Kirchenvolks respektiert werden und keine Gruppe sich das Recht herausnehmen, auf die anderen „hinunterzuschauen“. Dass diese Diskussion nun auch in unserer Gemeinschaft entfacht ist, zeigt die Fülle von Leserbriefen in diesem Rundschreiben. Einen sehr interessanten Abend hatten wir auch mit P. Iwan Sokolowsky SJ (Präfekt im Kollegium Kalksburg von 1963–1966). Er beeindruckte an diesem Abend nicht nur durch sein umfangreiches Wissen zu Geschichte und Schrifttum des Islam. Er lieferte sicherlich auch einen Beitrag zum besseren Verständnis dieser Religion und ihrer Angehörigen. Zu guter Letzt möchte ich mich nicht nur für den zahlreichen Besuch unserer Veranstaltungen herzlich bedanken, sondern auch für die vielen Anregungen, die wir für unsere Gemeinschaft sowie für den organisatorischen Ablauf erhalten. Ich hoffe auch weiterhin auf ein dynamisches AKV-Leben und wünsche Euch allen schon jetzt ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2013. Hans Hammerschmied präsident [email protected] 4 Altkalksburger intern 32. Verleihung des Kalksburger Ehrenrings Viel Applaus für Vanessa im großen Festsaal des Kollegiums. V.l.n.r.: Präsident Hans Hammerschmied, P. Hans Brandl SJ, Vanessa Katharina Rambousek, Vizepräsident Tibor Fabian, Ehrenpräsident Wolfgang Wildner Vanessa Katharina Rambousek, Maturantin des MJ10, wurde am Tag der Offenen Tür, am 20. Oktober 2012, im Großen Festsaal des Kollegs durch das Präsidium der Altkalksburger-Vereinigung der Kalksburger Ehrenring verliehen. Den engeren Rahmen dieser Verleihung bildete eine Projektpräsentation namens „Out of Africa“. Als Abschlussevent wurden auf der Bühne afrikanische Gesänge und Tänze dargeboten. Professor Mag. Robert Feichtinger stellte einleitend dazu fest: „Schwarz haben wir nicht geschafft, aber alles andere ist uns gut gelungen.“ Wir wurden optisch und akustisch rundum in eine afrikanische Stammesfete versetzt. Der Große Festsaal war ohne Gestühl randvoll, viele Hunderte von Personen konnten miterleben, wie Vizepräsident Dr. Tibor Fabian (MJ74 und selber Ehrenringträger) die Laudatio auf Vanessa hielt. Präsident Mag. Hans Hammerschmied (MJ71) überreichte den Ehrenring persönlich, der Applaus für Vanessa wollte kein Ende nehmen. Unsere Gratulation gilt auch dem Kollegium und Vanessas Eltern, die ja großen Anteil daran haben, wenn jemand derartig schulisch und charakterlich über alles Mittelmaß herausragt. Altkalksburger 5 Österreichs Jesuiten jubilieren Altkalksburger Es findet statt – das große Jubiläumsereignis! Im Juni 2013 feiert die Österreichische Provinz der Jesuiten mit allen, die ihr verbunden sind, mit P. General Adolfo Nicolás SJ die Errichtung der Österreichischen Provinz vor 450 Jahren! P. General besucht Kalksburg, Lainz und Wien 1. JUN-2013 7-9 Urgestein im Club 450 Jahre Österreichische Provinz der Jesuiten Höhepunkt ist am Sonntag, 9. Juni 2013, die Festmesse im Stephansdom. Anschließendgroße Agape im Arkadenhof des erzbischöflichen Palais. Was wird es darüber hinaus noch geben? - eine eigene Webseite zum Jubiläum - eine Jubiläums-Broschüre als Vorstellung der Provinz - eine Ausstellung im JesuitenFoyer (1010 Wien, Bäckerstraße 18) - einen Film (ca. 20 min) - ein Buch (im Echter-Verlag) zum Thema P. General Adolfo Nicolás SJ „Gott suchen und finden in allen Dingen“ Dkfm. Helmut Weihs (MJ40) kam am Dienstag, 6. November, von Bruck a.d. Mur angereist und hat es in unseren Clubräumen genossen. Er besuchte im Kolleg die Vorbereitungs- und die erste Klasse Gymnasium, hatte aus dieser Zeit sogar ein Klassenfoto mitgebracht. Er konnte noch alle Kameraden identifizieren. Alt-Jesuitenschüler-Teffen in Millstatt Personalia Gut traf sich die Einladung der Altschüler der drei traditionellen Jesuitenschulen Österreichs (Stella Matutina in Feldkirch, Aloisianum in Linz/Freinberg und Kollegium Kalksburg) am 2.-4. November 2012 in Millstatt, dem Ort, den bis letzten Sommer Pfarrer KR Rudolf Ortner, ein Altstellaner, seelsorglich betreut hat. Die „Herrschaft Millstatt“ war seit Ende des 16. Jahrhunderts eine Fundation für die Jesuitenuniversität Graz anlässlich der zweiten Gründung der Universität durch Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich (Steiermark, Kärnten und Krain), dem späteren Kaiser Ferdinand II. Im Zuge der Reformationsbewegung waren im 16. Jahrhundert große Teile der Bevölkerung in den zum Kloster gehörenden Gebieten wie auch im übrigen Kärnten protestantisch geworden. Um dies rückgängig zu machen, übergab Ferdinand im Jahr 1598 das Kloster den Jesuiten. Infolge der Aufhebung des Ordens am 21. Juli 1773 durch Papst Klemens XIV. wurde die Millstätter Jesuitenherrschaft beendet. Pfarrer Ortner, Maturant der Stella des Jahres 1955, und P. Reinhold Ettel SJ, Rek- tor im Kollegium Kalksburg 1987-94, dann Superior in Feldkirch und bis zuletzt Superior in St. Andrä/Lavanttal, Kärnten, hatten gemeinsam versucht, die Altjesuitenschüler von Kärnten und Umgebung zu einem ersten Treffen zusammen zu rufen. Im Wesentlichen folgte diesem Aufruf eine Gruppe von mit Pfarrer Ortner befreundeten Altstellanern, erweitert durch ein paar Altkalksburger. Das von P. Ettel und Pfarrer Ortner gut zusammengestellte Programm sah fünf gemeinsame Mahlzeiten vor, am Samstag (3. November) einen Besuch von Spittal an der Drau mit Besichtigung von Schloss Porcia samt Heimatmuseum und dem Stadtkern von Spittal und eine abendliche hl. Messe in der Stiftskirche von Millstatt, der wunderschönen ehemaligen Jesuitenkirche. Das Treffen war ein gelungener Anfang. Jesuitenschüler fanden leicht einen gemeinsamen „Draht“, wir verstanden uns – ob der Gemeinsamkeit jesuitischer Erziehung – vom ersten Augenblick an. Folgetreffen stehen in Aussicht. Den beiden Organisatoren sei herzlich gedankt. P. Michael Zacherl SJ Daniel Kehlmann (MJ93) erhielt unlängst im Rahmen der Vergabe der Nestroypreise 2012 den Autorenpreis. Wir Altkalksburger gratulieren! Memento Ing. Hans Georg Bischof (MJ55) ist nach längerer Krankheit letztlich doch überraschend schnell am 14. November 2012 in Wien gestorben. Altkalksburger auf facebook Die AKV ist nun vollständig auf Facebook vertreten. Attraktiv gestaltet findet man hier alle Informationen und regelmäßige Updates rund um Veranstaltungen, Versammlungen und Neuigkeiten. Wir hoffen, bald alle auf Facebook vertretenen Altkalksburger in unserer Gruppe zu haben! Wir freuen uns auf eure Likes. Max Pohanka (MJ10) 6 Altkalksburger clubveranstaltung Mit dem „Vater der Straßenkinder“ „Wer nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ P ater Georg Sporschill S.J., der „Vater der Straßenkinder von Bukarest“, war am Dienstag, 20. November 2012 Gast in unserem Club, der wieder einmal zum Bersten voll war. Dank an alle, die gekommen sind; sie haben einen Vortrag eines charismatischen Menschen gehört, der in unserer Zeit unendlich viel geleistet hat. Eines seiner Lieblingszitate stammt aus dem Talmud: „Wer nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“. P. Sporschill begann aus seiner Jugend zu erzählen, wie er lernte, für andere verantwortlich zu sein und schließlich 1991 nach Rümänien kam (ursprünglich nur für 6 Monate) und seitdem unermüdlich Hilfe für die Straßenkinder organisiert. Inzwischen ist er auch in Bulgarien und Moldawien tätig. Seinen für alle diese Tätigkeiten gegründeten Verein CONCORDIA hat er inzwischen an Herrn Haselsteiner (STRABAG ) übergeben, der ihn schon seit Jahren finanziell unterstützte und den Verein als Unternehmer im Sinne von P. Sporschill professionell weiterführt. P. Sporschill arbeitet inzwischen an neuen Zielen: In von den Sachsen verlassenen Dörfern rund um Hermannstadt (Sibiu) wohnen Roma unter entsetzlichen Bedingungen (keine Schulbildung, keine Arbeit, ein endloser Kreislauf nach unten, aus dem es ohne fremde Hilfe kaum ein Entkommen gibt). Sporschill berichtete über seine Pläne mit den Roma (Musikschule, Schulbildung, Arbeitseinschulung etc.) und ist für jede Hilfe dankbar. Er nimmt Voluntäre auf (für mindestens 3 Monate) und erzählte, wie diese - zum Großteil jungen Leute - durch ihre verantwortsvolle Tätigkeit für ihr eigenes Leben profitieren, charakterlich wachsen und dazu eine neue Fremdsprache (Rumänisch) lernen. Jeder ist willkommen. Vielleicht gelingt es unserem Club, eines von P. Sporschills Projekten zu unterstützen (z.B. die Roma in Sibiu), sodaß auch wir von uns sagen können: „Wir (als Club) haben einige Leben gerettet, also die ganze Welt“. Wäre das nicht im Sinne eines christlichen Clubs? Vielen Dank im Voraus! Karl Braunsteiner (MJ70) P. Georg Sporschill SJ Geboren am 26. Juli 1946 in Feldkirch 1964 Matura in Feldkirch Studium der Philosophie und Theologie in Innsbruck, Dr. phil.1972, Mag. theol. 1974 1974-76 Referent für Erwachsenenbildung in der ED-München-Freising Eintritt in die Gesellschaft Jesu am 8. März 1976 für die österreichische Provinz in Nürnberg 25. November 1978 Priesterweihe in Wien-Lainz 1978-91 Jugendseelsorge und Redaktion des „Entschluss“ ab 1981 Leitung des Jugendhauses der Caritas in der Blindengasse 1989-90 Terziat in Austin, Texas, USA Ab Herbst 1991 im Dienst der Caritas Straßen kinderprojekt in Bukarest 1994-95 Moderator in Cyrill & Method, 1210 Wien 1995-97 Pfarrer in Pulkau Ab 1997 in 1020 Wien, Hochstettergasse 2005-12 Schwerpunkt Kinder und Senioren in Moldawien Seit 2012 Schwerpunkt Arbeit mit Romakindern in Siebenbürgen EHRUNG Altkalksburger 7 Ehrenkreuz für Franz Zacherl 23 Jahre Rechnungsprüfer bzw. Kassier der AKV. Präsident Hans Hammerschmied mit Franz Zacherl bei der Überreichung des Ehrenkreuzes I m Anschluß an den Vortrag von Pater Sporschill kam es zur Ehrenkreuzverleihung an Franz Zacherl (MJ58). In seiner Laudatio hob unser Präsident Hans Hammerschmied hervor, daß Ehrungen im Amalientrakt der Hofburg (hier sind die Kalksburger Clubräume) viel schwieriger zu erreichen sind als im Leopoldinischen Trakt, wo doch meistens Ehrungen auf Grund langen Wartens „ersessen“ oder durch Intervention „durchgedrückt“ werden. (Mehr als zwölf lebende Ehrenkreuzträger darf es laut Statut nicht geben; zur Zeit sind es acht.) Franz Zacherl hat sich das Altkalks burger Ehrenkreuz auf jeden Fall mehr als redlich verdient. Er war 23 Jahre Rechnungsprüfer bzw. Kassier der AKV, hat damit 6 Präsidenten „überlebt“ und seine Aufgabe mit höchster Gewissenhaftigkeit getan. Franz Zacherl zählt einfach zur „Elite“ der Altkalksburger und verwirklicht die Eigenschaften eines Jesuitenschülers: kritisches Denken, Einsatz für soziale Gerechtigkeit etc. Das Allgemeinwohl liegt ihm sehr am Herzen, dafür setzt er sich ein. Um an Pater Sporschills Leitspruch anzuschließen: „Wer nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“, lieber Franz, auch Du hast schon mehrfach die Welt gerettet. Vielen Dank dafür! Karl Braunsteiner (MJ70) Dkfm. Franz Josef Zacherl Geboren am 3. Februar 1940 in Wien 1958 Matura im Kollegium Kalksburg Abiturientenkurs Welthandel-Studium mit Abschluss als Diplomkaufmann Heirat Marie-Theres, geb. Thiel, am 29. Juni 1968 5 Kinder und inzwischen 12 Enkelkinder Wirtschaftstreuhänder, 1973 Qualifikation als Steuerberater Prokurist bei Auditor-Treuhand-Ges.mbH Seit 2003 in Pension 1978-2011 Rechnungsprüfer und zeitweise Kassier der AKV 8 Altkalksburger clubveranstaltung Wie sieht der Islam das Christentum? Ein Abend mit P. Iwan Sokolowsky SJ A m Abend des 18. Oktober 2012 fand im Club der Altkalksburger erneut eine Veranstaltung statt, die viele wie ein Magnet anzog: P. Iwan Sokolowsky SJ (Präfekt in Kalksburg 1963-66; auch unser Präsident Hans Hammerschmied zählte zu seinen Zöglingen) hielt die etwa 60-70 Personen über die Dauer einer Stunde hinaus mit seinen Darlegungen in Bann. Es ging um das Thema „Wie sieht der Islam das Christentum?“ In übersichtlichen Schritten legte der Pater dar: 1. Wie sieht der Koran das Christentum? 2. Wie sieht die Scharia das Christentum? 3. Wie wurde das geschichtlich umgesetzt? 4. Wie steht es heute? In leicht verständlicher Weise und in aller Kürze wurden die Begriffe und ihre Inhalte erklärt: Koran (eine Sammlung von Predigttexten des Propheten Mohammed), Sunna (Aussprüche des Propheten aus mündlicher Überlieferung), Scharia (rechtliche Zusammenfassung dessen, was für Muslime wichtig ist), Mansuch (Abrogation von widersprüchlichen Texten), Islam und andere. Die Inhalte wurden in ihrer historischen Entwicklung aufgezeigt. Da sie, laut P. Sokolowsky, manches in sich Widersprüchliche beinhalten, bedarf es der Klärung, die durch die verschiedenen Schulen bald strenger, bald konzilianter ausfällt und in ihrer Ambivalenz auch von jedem einzelnen mal so, mal so gehandhabt wird. Hierin liegt eine große Problematik und Unsicherheit für jeden, der sich mit Muslimen auseinandersetzt oder gar Verträge mit ihnen schließt. Es ist dadurch kaum mög- Hans Hammerschmied, Aleksandar Andjelkovic, Georg Sas und Christian-Michael Lammel (alle MJ71), mit ihrem ehemaligen Präfekten P. Iwan Sokolowsky lich, Muslime wirklich zur Rede zu stellen, sie sozusagen beim Wort zu nehmen. Was der Islam vom Christentum denkt? In Zeiten, in denen die Moslems auf die Christen (ob ihres wissenschaftlichen Vorsprungs etwa) angewiesen waren, so P. Sokolowsky, verhielten sie sich ganz anders zu ihnen als sonst. Mohammed selbst sah sich als Erneuerer des Christentums. Vor allem Mohammed, ein Erneuerer des Christentums? die Dogmen der Christen bezeichnete er als Quellen von Streit und lehnte sie deshalb ab. Daran entzündete sich die entschiedene Absage von Seiten der Christen. Vor allem das Gottes- und Menschenverständnis ist zwischen den beiden Religionen grundverschieden. Nach Ansicht des Islam ist der Ewige die absolute Gerechtigkeit. Liebe hingegen ist nur ein Sentiment, das es in Gott nicht geben kann. Die Ansichten über ‚Gerechtigkeit‘ sind in den beiden Religionen, so hörten wir, sehr verschieden. Von Allah ist zwar auch zu lesen, dass er barmherzig sei, Gerechtigkeit verlange aber meist entschiedene, ja erbitterte Härte. Nach Jesus fordert Gerechtigkeit, so zu leben, dass sich niemand fürchten muss. Bezüglich des Dschihad (heiliger Krieg gegen die Un- gläubigen) ist die Frage grundlegend, wie man mit Andersdenkenden umgeht. Die Antwort kann sehr verschieden ausfallen. Am liebsten sahen Moslems die Christen als ihre Diener oder als Mitstreiter in ihren kriegerischen Handlungen. Die militärische Schlagkraft war dem Islam stets von großer Wichtigkeit. Heute wird das Christentum oft mit dem Westen gleichgesetzt, so der Vortragende. Von daher kommt alle Verderbnis. So ist insbesondere Demokratie als etwas Westliches zu bekämpfen. Selbst Terrorismus wird als eine Form gesehen, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen. Wohlwollende Moslems wollen Frieden, sind aber „schweigende Mehrheit“. Auch der Umgang mit Fehlern ist in den beiden Religionen unterschiedlich: Christen können bereuen, für Moslems gibt es nichts zu bereuen, da all ihr Tun der Ergebenheit in GottesWillen entspringt. Was unser Verhalten gegenüber dem Islam angeht, führte P. Sokolowsky aus, dass es darauf ankommt, vom eigenen Glauben und den christlichen Werthaltungen mit Stolz überzeugt zu sein. Das würden Moslems am ehesten respektieren. Die anschließende Stellung und Beantwortung von Fragen aus dem Auditorium zeigte, dass so mancher durchaus kundige Zuhörer mit dabei war, aber auch mit welcher Kompetenz P. Iwan zu antworten wusste. - Ein für alle lohnender Abend! P. Michael Zacherl SJ (MJ55) clubveranstaltung Altkalksburger 9 Hans Staudacher avant 90 rüstig, witzig und einfach genial Altmeister im Club Hans Staudacher und Peter Baum beantworten Fragen aus dem Publikum Foto: Walter Schrann D er Club platzte wieder einmal fast aus seinen Nähten, als an die siebzig Schaulustige Altkalksburger und Freunde des Clubs dem Doyen der zeitgenössischen Malerei in Österreich, Hans Staudacher, bei der Vernissage seiner Ausstellung ihre Aufwartung machten. Wie mittlerweile schon Tradition bei Kunstveranstaltungen im Club sprach unser Altkalksburger Freund Prof. Peter Baum (MJ58) in seiner unnachahmlichen Art und Weise über das Werk und den Werdegang des Künstlers. Hans Staudacher - avant 90 - begann sein Jubeljahr mit einer Ausstellung in unseren Clubräumen, eine große Ehre für uns alle. Er selbst war anwesend, wirkte sehr rüstig und war immer für einen guten Witz zu haben. Wer sich eine Arbeit von Ihm nicht leisten konnte oder wollte, dem signierte er halt eines der Plakate die extra für diese Veranstaltung vom Club aufgelegt wurden. Wie üblich rundeten ein von Peter Halama angerichtetes Buffet sowie Sekt und Wein den Abend ab. Unser Club entwickelt sich zunehmend auch zu einer Galerie mit höchstem Kunstanspruch. Mit Ausstellungen von Christian Ludwig Attersee (Mai 2010), Jürgen Mes- V.l.n.r.: Georg Lohmer, Peter Baum, Hans Staudacher, Hans Hammerschmied sensee (April 2011), Adolf Frohner (bisher ungezeigte Werke aus seinem Nachlass) (November 2011) und eben Hans Staudacher (Oktober 2012) wurden bereits einige „Kaliber“ der österreichischen Kunstszene in den Club eingeladen. Für alle, die die Werke von Hans Staudacher noch sehen wollen: Die Ausstellung ist noch bis 31. Jänner 2013 in unseren Clubräumen zu besichtigen. Nicht nur schöne Plakate gab es zur Ausstellungseröffnung Jürgen Messensee (er stellte im April 2011 im Club aus) machte seinem Kollegen die Aufwartung Eine Finnissage am 31. Jänner 2013 gibt Gelegenheit auch dem Künstler nochmals zu begegnen. Georg Lohmer (MJ82) 10 Altkalksburger clubveranstaltung In unseren „... heiligen Mauern ...“ Ein Vortrag über die Freimaurer in Österreich D er Abend des 23. Oktober schien einer zu sein, den sich viele Altkalksburgerinnen und Altkalksburger im Terminkalender vermerkt hatten. Denn just an diesem waren die Räumlichkeiten der Vereinigung besonders gut gefüllt. Aber es war alles andere als verwunderlich, schließlich war mit Dr. Michael Kraus (MJ 65) ein besonderer Gast der Einladung des Clubs gefolgt. Der Anlass seines Besuchs war ein Vortrag über ein ebenso faszinierendes wie geheimnisvolles Thema: Die Freimaurer und insbesondere deren Situation in Österreich. Wer wäre wohl dafür besser geeignet gewesen als Dr. Kraus, welcher seit mehr als 30 Jahren aktives Mitglied der Organisation ist und davon 6 Jahre lang das höchste Amt, das eines Großmeisters, bekleidete. Auf die allgemeine Frage, ob es sich bei den Freimaurern - ein Begriff, der auf das Spätmittelalter und Frühe Neuzeit zurückgeht und ursprünglich Steinbildhauer bezeichnete (eng. „freemasons“) - um einen Geheimbund handelt, meinte der Vortragende, sie seien es insofern, als kein Mitglied, dem „Grundsatz der Verschwiegenheit“ folgend, ein anderes zu dessen Lebzeiten der Öffentlichkeit als solches deklarieren darf. Als Anschauungsbeispiel bemerkte er, im Kreise der Anwesenden einige „Kollegen“ erkennen zu können, ohne verständlicherweise deren Identität offenzulegen. Die Organisation ist juristisch gesehen ein Verein, und als solcher sind seine Statuten sowie führende Mitglieder, darunter der Großmeister und die direkt unter ihm Stehenden, der Öffentlichkeit bekannt. Somit kann die überwiegende Mehrheit der Freimaurer ihre Anonymität wahren. Eine Bedingung dafür stellt die Tatsache dar, dass der Bund heutzutage nicht als geschlossene Einheit nach außen auftritt, sondern sich jeder auf seine Weise unabhängig in der Gesellschaft zu engagieren hat. In ihrer wechselvollen Geschichte beteiligte sich die Freimaurerei wiederholt als gesellschaftspolitischer Akteur an der Entwicklung der Weltpolitik, beispielsweise bei der Entstehung der US-amerikanischen Verfassung, im Verlauf der Französischen Revolution von 1789, im Rahmen des Unabhängigkeitskriegs in Lateinamerika unter Simón Bolívar (1783-1830), welcher selbst ein Freimaurer war, oder beim „Zug der Tausend“ von Giuseppe Garibaldi (18071882), einem weiteren Mitglied des Bundes. Die Teilnahme am öffentlichen Geschehen konnte aber auch zu Konflikten mit weltlicher oder geistlicher Obrigkeit führen und infolgedessen Verfolgungen und Verbote, wie jene in Österreich in den Jahren 1742 (unter Maria Theresia) und 1795 (unter Franz II.) nach sich ziehen. Vor allem diese realpolitischen Konsequenzen sind für den heutigen Standpunkt der Freimaurer ursächlich, einen weniger direkten Einfluss auf die Gesellschaft zu erwägen. Der Frage nach Struktur und Organisation der Freimaurer ging Dr. Kraus zunächst mit einigen statistischen Angaben Geheimbund und gesellschafts politischer Akteur auf den Grund: Auf der ganzen Welt gibt es an die 4-6 Millionen Mitglieder, davon in Österreich ungefähr 4.000 Personen. Diese verteilen sich auf über 70 österreichische Logen, welche sich in der einzigen von den „Stammvätern“ aus England offiziell anerkannten Großloge, der „Großloge der alten freien und angenommenen Maurer von Österreich“, einer Art „nationalem Dachverband“ für die Repräsentation nach außen, vereinen. Neben dem Großmeister als deren Vorsitzendem gibt es zahlreiche Stufen clubveranstaltung Altkalksburger in der Freimaurerhierarchie, sogenannte „Grade“, darunter solche eines Lehrlings, eines Gesellen oder eines Meisters. Damit unter den Mitgliedern ein fortdauernder Kontakt gewahrt werden kann, veranstaltet jede Loge regelmäßige Versammlungen. Bei diesen Gelegenheiten steht der Zweck der Freimaurerei, nämlich Analyse und Diskussion breiter gesellschaftlicher Entwicklungen und Probleme an der Tagesordnung. Wie jede Organisation ist auch die Freimaurerei auf periodischen Zulauf angewiesen. Dabei geht die „Nachwuchsarbeit“ regional unterschiedlich vonstatten: Während in den USA das Hineinwachsen in eine traditionelle Familie eine Aufnahme begün stigt, funktioniert es in Österreich auf dem Weg der persönlichen Werbung. Die Initiative ist überwiegend seitens der Freimaurer zu suchen; dabei geht es um die Aufnahme in eine der vorhandenen Logen. Nach Aussage des Gastvortragenden bestehen in einigen Ländern Tendenzen, mithilfe moderner Kommunikationsmedien nach Interessierten zu suchen, um diese für die Freimaurerei zu gewinnen (so z.B. in Deutschland, wo die Suche per Ausschreibung erfolgt). Diesen Weg gehen österreichische Vertreter jedoch nicht. Sie sind ja um ihre Integrität bemüht und haben demzufolge keine Internetpräsenz. Das Aufnahmeverfahren selbst stellt mit der Dauer von mitunter 1-2 Jahren einen gedulderprobenden Prozess dar. Sofern ihm ein positiver Abschluss beschieden ist, eröffnet dieser dem Neueintretenden den Weg zu einer für gewöhnlich lebenslangen Mitgliedschaft. Eine wichtige Stellung nimmt bei der Entscheidungsfindung der Großmeister ein, welchem ein Vetorecht gegen die Aufnahme eines neuen Mitglieds zusteht. Aber auch jeder der potentiellen künftigen „Logenkollegen“ hat in der Angelegenheit ein Mitspracherecht. Dieses äußert sich in Form der sogenannten „Kugelung“, einer geheimen Abstimmung unter Verwendung weißer und schwarzer Kugeln, wobei schon drei schwarze genügen, um eine Ablehnung zu erwirken. Dem Abgewiesenen steht dann noch die Möglichkeit offen, um die Aufnahme in eine andere Loge anzusuchen. Es ist an die Erklärung von Dr. Kraus zu erinnern, dass keinesfalls alle Logen den Status, anerkannt zu sein, genießen. Dieses Privileg steht nur denjenigen zu, welche sich an die sogenannten „Alten Pflichten“ (engl. „Old Charges“) halten, einer Zusammenfassung von Regeln für die Gemeinschaft. Diese wurden im Jahr 1723 von der „Vereinigten Großloge von England“, der erst 1717 in London entstandenen ersten Freimau- rerloge der Welt, offiziell angenommen und bilden seitdem das Grundgerüst der Freimaurerei. Damit sich die eigenen Ansichten eines jeden Mitglieds bei den Versammlungen nicht als hinderlich erweisen, wird von diesem erwartet, sie draußen zu lassen. Dadurch soll die Voraussetzung geschaffen werden, sich besser als „Brüder“ auf Augenhöhe zu begegnen. Denn Brüderlichkeit gehört neben Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Humanität zu den 5 Grundidealen der Freimaurerei. Die Annahme, die Verwendung des Wortes „Brüder“ impliziert eine ausschließende Wirkung des weiblichen Geschlechts, räumte der Vortragende aus dem Weg, indem er darauf hinwies, dass es auch Frauen- und sogar gemischte Logen gibt. Dabei handelt es sich nicht erst um eine Erfindung der neueren Zeit. Was das Verhältnis des Bundes zur Religion bzw. Religiosität anbelangt, so meinte Dr. Kraus, dass diese nicht abgelehnt, sondern im Gegenteil von den Freimaurern insofern bejaht wird, als ihnen der Glaube an ein „übergeordnetes Wesen“ gemein ist. Das erklärt sich aus dem genannten Grundsatz, Toleranz gegenüber anderen Menschen und deren persönlichen Vorstellungen entgegenzubringen. Dadurch war es möglich, beispielsweise auch in islamischen Ländern Freimaurerlogen zu gründen, wie es im Osmanischen Reich der Fall war, wo es diese seit dem 18. Jhdt. gab und ihnen zunächst Außenstehende, schließlich aber auch Einheimische angehörten. Die Vorstellung von einem eigenen freimaurerischen Kult lehnte der ehemalige Großmeister ab, obgleich er einigen Praktiken, unter anderem bei der Aufnahme, eine gewisse rituelle Symbolik und einen Hauch von Mystik zugestand. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass in umgekehrter Weise sowohl die Islamische Weltliga in einer Aufforderung von 1974 als auch die Katholische Kirche in einer Deklaration aus dem Jahr 1983 die Zugehörigkeit zur Freimaurerei zuletzt als mit ihren religiösen Grundsätzen unvereinbar betrachten. Damit war der eigentliche, meiner Meinung nach sehr gut vorbereitete und strukturierte, informative Vortrag auch ans Ende gelangt. Eine Fragerunde folgte anschließend, welcher sich Dr. Kraus gern stellte und einige Details näher beleuchten sowie Unklarheiten bereinigen konnte. Als gleichsam eine „Werbung für die eigene Sache“ wurde ein von ihm herausgegebenes Buch, „Die Freimaurer“ (Ecowin Verlag, Salzburg 2011), zum Kauf bereitgestellt, ein Angebot, 11 das viele der Zuhörenden gern in Anspruch nahmen, ebenso wie jenes, sich ein Exemplar vom Herausgeber persönlich signieren zu lassen. Damit fand der Abend auch seinen offiziellen Ausklang. Eine letzte Anmerkung zum Thema: Dass die Freimaurerei in Österreich nicht nur ein gedankliches, ideelles Modell verkörpert, sondern auch substanziell in der österreichischen geographischen Landschaft vorhanden ist, beweisen mehrere freimaurerische Institutionen bzw. Bauten, darunter das Österreichische Freimaurer-Museum auf Schloss Rosenau bei Zwettl (NÖ) und, nicht zu vergessen, das „Kiosk“ genannte Bauwerk auf dem Gelände des Kollegium Kalksburg (Monumentum 19). Dmitriy Bosenko (MJ07) Das Buch „Monumentum 19“ kann für Altkalksburger zum Vorzugspreis von 10 Euro (+Lieferung) bei Georg Lohmer (MJ82) ([email protected]) oder direkt im Club bestellt werden. 12 Altkalksburger clubveranstaltung Wie versprochen ein weiterer Bericht zum Mittagstisch mit MsGr. Helmut Schüller Ein Hilfeschrei, teilweise Realitätsverweigerung V ielfältig sind die Aktionen und Reaktionen auf den Auftritt von Mag. Schüller, Initiator der Pfarrerinitiative, im Club der Altkalksburger. Fast zynisch anmutend die Anrede mit hochwürdigster Monsignore, spricht man doch einen Revolutionär oder zumindest vermeintlichen Revolutionär an. Dass Schüller nicht ganz ein solcher ist, kommt indirekt in der Feststellung hervor, dass er nunmehr 60-jährig auf seine Karriere als Priester und Pfarrer zurückblickt und Sorge hat, wie es mit der Kirche weitergehen soll. Die Probleme sind allen bekannt, Priestermangel und geringerer Kirchenbesuch, das ändert man auch nicht mit der Feststellung, dass wir heute im Verhältnis zu den Gläubigen, wer immer diese sind, nicht weniger Priester haben als früher – wir reduzieren eben auf beiden Seiten. Tatsache ist, dass die demographische Entwicklung bei den Priestern dramatisch ist, und in Zukunft viele Pfarren nicht mehr in bisheriger Weise besetzt werden können. Der Ausdruck „Ungehorsam“ wurde laut Schüller natürlich auch aus Gründen der Provokation, zur Erreichung von Aufmerksamkeit gewählt und bezieht sich auf Aktivitäten, bei denen man schon derzeit ein „bisschen“ ungehorsam ist, aber so- lange niemand darüber redet, regt es auch niemanden auf und dann ist das eben nicht sooo ungehorsam, nur wenn man es aufzeigt, dann schon. (Meine persönliche Anmerkung: Die Kirche verliert an Wahrhaftigkeit und tendiert zur Scheinheiligkeit, dafür war sie aber immer besonders anfällig – nicht umsonst hat uns Jesus den Satz mitgegeben: „Wenn aber das Salz seine Kraft verliert.….“). Drei wesentliche Punkte aus den Forderungen der Priesterinitiative bilden die Eckpunkte: Der Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten, der Zugang zum Priesteramt (Pflichtzölibat oder nicht) und die Rolle der Frau in der Kirche. Alles Fragen, die bekannt sind. Veränderungen sind in der derzeitigen Situation nicht mehr zu verhindern. Als Beobachter hat man aber den Eindruck, dass jede Art von Veränderung allen Beteiligten mehr oder weniger Unbehagen bereitet, dem Klerus ebenso wie dem Kirchenvolk, das gegen jede Absicht des Konzils noch immer regiert wird, was von nicht wenigen als angenehm empfunden wird, weil man dann in aller Ruhe kritisieren kann und ansonsten nicht viel an Verantwortung mitzutragen hat. Die Erzdiözese Wien bereitet eine Organisationsreform vor, bei der mit weniger Priestern in Zukunft das Auslangen gefunden werden soll. Die Zielrichtung eines weiterhin aufrechten Kirchenbetriebes ist ähnlich, die Mittel aber sind wesentlich anders. Mag. Hammerschmied fragte dazu Mag. Schüller: „Sie sind dagegen, sind Sie gegen alles?“ Die Antwort: Die Priester werden noch mehr ge- oder überfordert, die Nähe zu den Gläubigen schwindet. Übrigens - das Konzept der Erzdiözese, unter anderem mit dem Namen „Apostelgeschichte 2010“, enthält einige interessante Formulierungen. Da wäre zB. der Hinweis, dass wir uns von einigen Jahrhunderte alten Traditionen verabschieden müssen. Warum dazu nicht der Pflichtzölibat gehört, der ebenso wie die Gründung von Pfarreien einen organisatorisch/wirtschaftlichen Ursprung hatte, erscheint mir nicht ganz klar. Dass die Apostel verheiratet waren (nicht Paulus, diesen „Missionseifer“ hätte auch damals keine Frau ausgehalten), schreibt Paulus in seinem Brief an die Korinther (9,4): „Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas?“ Warum das Priesteramt immer „hauptberuflich“ ausgeübt werden muss (siehe Paulus in 1 Thess 2,9 „Ihr erinnert euch doch, liebe Brüder an unsere Arbeit und unsere Mühe, Tag und Nacht arbeiteten wir, um niemandem unter euch zur Last zu fallen, und predigten unter euch das Evangelium Gottes“) oder ob es - wie bereits derzeit bei den Diakonen - auch „ehrenamtliche Priester“ geben könnte, ist ebenso zu hinterfragen, wie die Einbeziehung von Frauen, die derzeit die Mehrheit der Studierenden an der theologischen Fakultät darstellen, aber prinzipiell vom Amt ausgeschlossen bleiben, obwohl es theologisch dafür keine Begründung gibt. Wenn wir wirklich Apostelgeschichte weiterschreiben wollen, werden uns all diese Fragen aus der Zeit der Apostelgeschichte begleiten. Sie haben aber alle bei weitem nicht jene Sprengkraft und erfordern absolut nicht jene weitreichende Entscheidung wie die damalige Frage, ob Nichtjuden, die den christlichen Glauben annehmen, zuerst Könnte nicht alles so bleiben, wie es sein sollte? beschnitten werden müssen. Der Apostelkonvent oder das Apostelkonzil, das in der Diskussion mit Mag. Schüller fast zufällig erwähnt wird, entschied sich für die absolute, „barrierefreie“ Öffnung des Christentums. Ausschlaggebend dafür war Jakobus, der Vorsteher der christlichen Gemeinde in Jerusalem, der „Bruder des Herrn“, und keinesfalls ein sogenannter „Liberaler“. Diesen Mut zu Entscheidungen wird man beim Fortschreiben der Apostelgeschichte auch brauchen. SERIE Altkalksburger Apostelgeschichte fortschreiben wird ein spannender – sicher nicht konfliktfreier – Prozess. Für eine positive Entwicklung wird es notwendig sein, über alles miteinander zu reden, auch wenn verschiedene Fragen nicht in Wien entschieden werden können. Ohne Dialog wird man beiderseits scheitern, die Pfarrerinitiative ebenso wie das Strukturmodell der Erzdiözese. Die Erzdiözese kann auf die „Ungehorsamen“ genau so wenig verzichten, wie die „Ungehorsamen“ auf den Bischof. Was notwendig ist, ist ein Konsens zwischen beiden Gruppierungen – kein (fauler) Kompromiss – sondern ein von beiden erarbeitetes, neues, tragfähiges Modell. Beiden Gruppierungen ebenso wie allen Gläubigen gemeinsam ist die Sorge um die Zukunft der Kirche – und Kirche sind eben wir alle. Veränderungen stehen an, schade wäre, wenn nichts passiert oder Machtfragen bei der Lösung den Ausschlag geben. Diakon Mag. Heinrich Treer (MJ68) Serie: Bekannte Jesuiten Mag. Heinrich Treer (MJ68) Mag. Heinrich Treer war Sektionschef im BM für Finanzen (Sektion Materielles Steuerrecht). Nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Frühjahr 2011 pilgerte er gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth rund dreineinhalb Monate zu Fuss von Gramatneusiedel nach Santiago de Compostella. Am 30. September d.J. wurde er im Wiener Stephansdom zum Diakon geweiht. (Siehe Alt kalksburger Rundschreiben vom Oktober 2012 (Seite 19). P. Michael Zacherl SJ P. Jacques Berthieu SJ (1838-96) – Märtyrer auf Madagaskar Apropos „bekannt“! Als bekannt dürfen freilich nicht nur die gelten, die wir kennen; uns sollten auch jene bekannt werden, die es gesamtkirchlich, sprich global zur Bekanntheit gebracht haben, was wir von Heiligen behaupten. P. Jacques Berthieu SJ wurde während des 2. Vaticanums, am Missionssonntag 1965 von Paul VI. selig- und am Missionssonntag 2012, während der bedeutsamen Bischofssynode über die Neuevangelisierung, am 21. Oktober von Benedikt XVI. in Rom heiliggesprochen. Wer war dieser Jesuit? Jacques Berthieu stammte aus der Auvergne (Zentral-Frankreich) und wurde am 27. November 1838 in eine bäuerliche Familie geboren. Am 21. Mai 1864 wurde er zunächst Diözesanpriester und wirkte als solcher neun Jahre in der Seelsorge. Ignatianische Exerzitien weckten in ihm den Ruf, das Evangelium in fernen Ländern zu verkünden. Mit dieser Sehnsucht trat er 1873 in die Gesellschaft Jesu ein. Nach dem Noviziat durfte er sich 1875 per Schiff von Marseille aus Richtung Réunion, einer Insel unter französischer Kolonialherrschaft nahe Madagaskar, aufmachen. Er lernte dort die Sprache und bereitete sich auf die Missionsarbeit vor. Auf der benachbarten Insel Sainte Marie widmete er sich sodann der Kinderkatechese, kümmerte sich um die Kranken und spendete die Sakramente. 1881 verbot die französische Verwaltung – als hätte sich in den Jahren seit 1773 in den Beziehungen nichts geändert – den Jesuiten den Aufenthalt in den frasnzösi- 13 schen Überseegebieten. Dadurch war auch Jacques Berthieu gezwungen, auf die große Insel Madagaskar überzusiedeln, die damals noch ein unabhängiges Königreich war. Sein seelsorglicher Eifer war ungebrochen, wenngleich er alle paar Jahre den Ort und damit auch die ethnische Zielgruppe wechseln musste. Besonders die Militärinterventionen Frankreichs (1885 und 1894-96) beeinträchtigten sein Wirken zu wiederholten Malen. Der Aufstand der Menalamba-Bewegung gegen die Kolonisatoren hatte auch die Christen im Visier. Da sich P. Berthieu zum Schutz einheimischer Frauen auch einem französischen Offizier entgegenstellte, hatte er auch von dieser Seite keine Protektion mehr zu erwarten. Mit einem Konvoi von Christen wurde er auf der Flucht Richtung Hauptstadt Antananarivo in einem Dorf aufgegriffen, misshandelt, verspottet und blutig geschlagen. Auf einem kilometerlangen Marsch wurde er immer wieder mit Schlamm und Steinen beworfen und aufgefordert, seiner „unausstehlichen Religion“ abzuschwören. Er antwortete: „Ich kann dem nicht zustimmen, lieber sterbe ich.“ Beim Anbruch der Nacht jenes 8. Juni 1896 wurde beschlossen, ihn zu töten. Angesichts der auf ihn gerichteten Gewehre kniete Jacques nieder, bekreuzigte sich und betete. So wurde er vorerst viermal nicht getroffen, dann nur schwer verletzt. Ein letzter Schuss aus nächster Nähe beendete sein Leben. Sein Leichnam wurde in einen Fluss geworfen und nicht mehr gefunden; vielleicht wurde er von einem Krokodil gefressen. P. General Adolfo Nicolás SJ hob anlässlich der geplanten Heiligsprechung am 15. Oktober 2012 in seinem Brief an die Mitbrüder hervor, dass P. Jacques Berthieu „ein unermüdlicher Katechet und Missionar war. Davon zeugen die vielfältigen Anstrengungen, die Schulbildung zu fördern, das Errichten von Gebäuden, Bewässerungsanlagen, Gärten, die Vermittlung landwirtschaftlicher Bildung.“ - Er war ein Mann des Gebetes. Ein Augenzeuge bestätigte: „Ich habe keinen Pater länger vor dem Allerheiligsten gesehen. Wenn man ihn suchte, konnte man sicher sein, ihn dort zu finden.“ Man sah ihn immer mit dem Rosenkranz oder dem Brevier in der Hand. Die Messe war der zentrale Punkt in seinem geistlichen Leben. Besonders verehrte er das Herz Jesu, die Jungfrau Maria und den hl. Josef. - Er war den Menschen respekt- und liebevoller Hirte, immer für sie da. Nicht nur, aber besonders die Sterbenden suchte er in ihrem Leiden zu begleiten: „Ob ich esse oder schlafe, habt keine Angst, mich zu holen. Es ist für mich die stärkste Verpflichtung, die Sterbenden zu besuchen.“ - Die Nachfolge Christi bis zur entschiedenen Hingabe seines Lebens war der Schlüssel seines Engagements. Inmitten der Prüfungen behielt er seinen Humor, freundlich, einfach und dienstbereit. Die Gesellschaft Jesu freut sich, dass die Kirche in P. Jacques Berthieu einen Jesuiten als Heiligen (den ersten Heiligen Madagaskars) kanonisiert hat, ihn allen Gläubigen als Modell vorstellt und dazu einlädt, seine Fürsprache anzurufen. Als Altkalksburger nehmen wir an dieser Freude teil. 14 Altkalksburger spot on SPOT ON In unserer Rubrik „Spot on” sprechen wir mit Mitgliedern unserer Vereinigung. Dabei interessieren uns private wie berufliche Aspekte sowie das „Geheimnis ihres Erfolges”. Der Wortlaut ist so originalgetreu wie möglich gehalten. Verantwortungsvoll an Megaprojekt mitwirken Mag. Walter Friedl (MJ81) (Kurier Redaktionsgesellschaft mbH & Co KG) im Gespräch mit Dr. Karl-Johann Hartig (MJ67) Wir sitzen hier an einer der größten Baustellen Österreichs, am Wiener Hauptbahnhof, der im Dezember 2012 teilweise seinen Betrieb aufnimmt. Du bist der Gesamtprojektleiter, ist alles im Zeitplan? Ja, Gott sei Dank. Ende 2015 sollte endgültig alles fertig sein. Die Entwicklung des neues Stadtgebietes - immerhin handelt es sich um 59 Hektar, das entspricht der Hälfte des achten Wiener Gemeindebezirkes - soll dann 2018 abgeschlossen sein. zur Person Dr. Karl-Johann Hartig (MJ67) Geboren am 8. Juni 1949 Ausbildung 8 Jahre Humanistisches Gymnasium in Kalksburg, 1967 Matura 1967 - 1968 Präsenzdienst und Ausbildung zum Strahlenschutztechniker 1968 - 1978 Studium der Chemie und Physik an der Universität Wien 1979 Promotion zum Dr. phil. Beruflicher Werdegang 1979 - 1981 Vertragsassistent am Institut für theoretische Chemie und Strahlenchemie der Universität Wien und Sondervertragslehrer an der Krankenpflegeschule der Stadt Wien 1981 - 1986 Universitätsassistent am Institut für theoretische Chemie und Strahlenchemie der Universität Wien 1986 - 1987 im Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz 1987 - 1994 im Bundesministerium für öffentliche Wirtschaft und Verkehr; seit 1988 Abteilungsleiter für Mobilitäts-, Energie- und Umwelttechnologien 1994 - 1997 Parlamentsdirektion Wien, Fachbetreuer des Umwelt-, Verkehrs- und Energieausschusses Seit September 1997 Leiter der Obersten Behörde für Schienenbahnen, Seilbahnen und Kraftfahrlinien sowie der Eisenbahnverwaltung Ab September 2007 berufen die Gesamtprojektleitung für das Jahrhundertprojekt Hauptbahnhof Wien zu übernehmen. Zu seinen konkreten Aufgaben zählen die Verantwortung für die Gesamtprojektsteuerung und das Gesamtprojektcontrolling inkl. der Koordination und Überprüfung der Einhaltung des terminlichen Gesamt-Ablaufplanes, die Ermittlung und Fortschreibung des Finanzmittelbedarfs für das Gesamtprojekt und die Koordination der Kommunikationsaufgaben mit allen Stakeholdern. Das Bahn-Infrastrukturprojekt Hauptbahnhof Wien wird im Dezember 2015 abgeschlossen sein. Was waren und was sind die größten Herausforderungen? Das Spannendste und Schwierigste ist sicher die Logistik. Es sind alleine 15 Magistratsabteilungen beteiligt, dazu rund 25 große private Unternehmen und zahlreiche Investoren. Diese unterschiedlichen Teile zu koordinieren, dass alles ineinander greift, ist schon ziemlich kompliziert. Am meisten geschwitzt habe ich aber bei der Verlegung des Bahnstützpunktes vom Südbahnhof nach Matzleinsdorf. Dort mussten wir den gesamten „Backstage“-Bereich für die Bahn, also Werkstätten, Wartungshallen, eigene Feuerwehranlagen etc., in nur 23 Monaten aus dem Nichts hochziehen. Das haben viele für unmöglich gehalten, aber es hat funktioniert. Was war/ist für Dich persönlich das Tollste an dem Job? Dass ich in verantwortungsvoller Position mitwirken darf. So ein Projekt wird es in den kommenden 30, 40 Jahren wohl nicht mehr geben. Kannst Du ein paar Eckdaten des MegaProjektes nennen? Wir haben etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Erde aufgeschüttet. Das war notwendig, weil die Südbahn parallel zum ehemaligen Linienwall gebaut wurde – der diente damals im Wesentlichen als Zollbarriere. Die Südbahn musste daher angehoben werden, sodass darunter Fahrzeuge passieren konnten. Die Trasse ist 4,5 Meter höher als die der Ostbahn, und diesen Unterschied mussten wir spot on Altkalksburger 15 ausgleichen. Die gesamte Baustelle ist 6,7 Kilometer lang. Wir werden in Summe 100 Kilometer neue Gleise gebaut haben; 30.000 Quadratmeter neue Brückentragwerke sind vorgesehen. Das gesamte Betonvolumen umfasst eine Million Kubikmeter. Am Höhepunkt, 2014, werden wir 2000 Leute auf der Baustelle beschäftig haben. Auch beachtlich: Das Dach des Bahnhofsgebäudes wiegt 5700 Tonnen. Und die Kosten? Für die gesamte Projektphase, also von 2008 bis 2018, werden vier Milliarden Euro veranschlagt. Eine Milliarde entfällt auf die Bahn, 500 Millionen steuert die Stadt Wien bei. Und 2,5 Milliarden Euro tragen PrivatInvestoren, die etwa Wohnungen oder Einkaufszentren errichten. Was haben die Wiener und Besucher aus dem Ausland von dem neuen Bahnhof? Von hier aus kann man in alle vier Himmelsrichtungen starten. Außerdem verkürzt sich die Fahrzeit von München nach Budapest etwa um eine halbe Stunde. Aber nicht nur im Fernverkehr profitieren die Fahrgäste, auch im Nah- und Regionalverkehr: Man hat eine neue Nord-Süd-Achse durch Wien, auf der man 20 Minuten schneller ist. Und künftig sind Bahnfahrer von St. Pölten um 45 Minuten schneller am Flughafen als bisher. Dr. Karl-Johann Hartig und Mag. Walter Friedl vor der Baustelle des neuen Hauptbahnhofes Was hältst Du von der Politik heutzutage? Erspar’ mir bitte einen Kommentar. Das ist unschön, anzuschauen. Es wird immer mediokrer. Einen großen Anteil am Niedergang der Politik hat sicher die FPÖ. 2015 endet Dein Vertrag. Was wirst Du dann machen? In der ÖBB-Altersstatistik bin ich jetzt schon ein Wimmerl ganz hinten. Nach der Beendigung meiner Tätigkeit hier gehe ich in Pension. Wie würdest Du den Zustand der SPÖ beschreiben? Ihr Vorsitzender Faymann hat zuletzt ja ein katastrophales Ergebnis auf dem Parteitag eingefahren. Das ist mir eher wurscht, ich habe mich von dem Thema relativ verabschiedet. Du hast Deine berufliche Karriere fast ausschließlich im SPÖ-Umfeld absolviert. Das ist insofern erstaunlich, als Du ja aus einer sehr konservativen Familie mit adeligen Wurzeln stammst. Wie kam das? Eher zufällig. 1981/82 war ich Assistent an der Uni und habe als Chemiker eine Abfallwirtschaftsstudie für die Arbeiterkammer erstellt. Später suchte der damalige Umweltminister Franz Kreuzer neue Mitarbeiter. Als er mich fragte, sagte ich ja. Später war ich bei Verkehrsminister Rudolf Streicher und dessen Nachfolger Viktor Klima. Für mich stand nie die Ideologie im Vordergrund, sondern Umweltfragen waren und sind mir wichtig. Aber geht das so einfach? Du warst doch dem SP-Machtzirkel lange Zeit sehr nahe. Das ist richtig. Aber jetzt habe ich ein Projekt. Das ist meine Aufgabe, und was sich rundum abspielt, ist mir nicht sehr wichtig. Punkt. Das hättest Du aber doch auch in der ÖVP umsetzen können, oder? Vielleicht, aber ich war immer schon fortschrittlich eingestellt und nicht konservativ. Kommen wir zu Deiner Schulzeit in Kalksburg. Was ist Dir in guter Erinnerung geblieben, was in weniger guter? Das ändert sich im Lauf der Jahre: Ich war in den ersten Jahren im Internat unglücklich, weil ich zu Hause doch relativ behütet war. In Kalksburg war zu Beginn das Regime schon verdammt streng – von Ausgangssperre bis Ecke-Stehen und Kollektivstrafen, wie das Auswendiglernen von Wörterbuch-Seiten. Aber man gewöhnt sich daran, später vergisst man oder verdrängt. In der siebenten und achten Klasse hatten wir mehr Freiheiten, da lernt man dann auch, Dinge zu schätzen. Etwa den intellektuellen Diskurs mit Leuten, die interessant sind. Und man erkennt auch die Möglichkeiten, viel lernen zu können – und das auf hohem Niveau. Außerdem erkannten wir, dass die Jesuiten ein sehr fortschrittlicher Orden waren. Und wie siehst Du den Schulbetrieb in Kalksburg heute? Es hat sich sehr viel geändert. Die Schule ist lange nicht mehr das, was sie einmal war. Allerdings kann ich es nicht beurteilen, ob die Schule, wie sie damals war, in der heutigen Zeit noch eine Relevanz hätte, beziehungsweise ob sie überlebensfähig wäre. Andererseits frage ich mich, ob die Schule, wie sie sich heute präsentiert, eine positive Entwicklung ist. Sie hat sich sicher angepasst – auch aus ökonomischen Gründen. Wo siehst Du den grundlegenden Unterschied zu früher? Vordergründig ist das sicher das Internatsleben, das es jetzt nicht mehr gibt, und die Rolle des Ordens ist völlig zurückgegangen. Als ich begann, wurde die Schule noch stark als Rekrutierung für den Ordensnachwuchs gesehen. Später stand die Ausbildung zum „christlichen Manager“ im Mittelpunkt. Damit wurde die Ausrichtung aber unklarer. Die Schule ist halt mehr eine Schule wie jede andere geworden. 16 Altkalksburger lESERBRIEFE Zukunft und Trends der Telekommunikation 6. Altfreinbergertreffen in Wien – mit Mag. Michael Jungwirth (Freinberg MJ98) Unternehmen dar. So gilt es, in neue Technologien zu investieren (LTE = Long Term Evolution, Mobilfunk der 4. Generation) sowie die Mobilfunktelefonie für alle erlebbar zu machen. Gemeint ist die Konfiguration von Steuerungsprozessen – beispielsweise Geräte und Heizung in einem Haus via Handy zu steuern oder das intelligente Zahlen mit Handy (Kreditkarte auf Handy). Da es im Vergleich zu den USA (rund 5-6 große Anbieter) in Europa rund 150 Anbieter in der Branche gibt, ist laut Mag. Jungwirth eine „Flurbereinigung“ zu erwarten. Die anschließende Diskussion wurde rege geführt; vom geänderten Nutzungsverhalten (früher telephonierte der Nutzer, heute scrollt er am Smart-Phone) der Kunden bis hin zur stets wiederkehrenden Diskussion über die mögliche Schädigung durch zu hohe Strahlung der Handy-Masten (hiezu sei bemerkt, dass die Diskutanten acht Jahre unter einem großen Sender zugebracht haben) war jeder Aspekt des Themas enthalten. Fast bis zur mitternächtlichen Stunde folgte das gemütliche Beisammensein; viele der Teilnehmer freuen sich auf die nächste gemeinsame Veranstaltung am 11. Dezember (20 Uhr). Mag. Wilhelm Remes R und 20 Teilnehmer folgten am 19. November 2012 der Einladung zum mittlerweile sechsten Treffen der Altfreinberger in den Clubräumlichkeiten der Altkalksburger in Wien. Mag. Michael Jungwirth (Telekom Austria Group) begann mit einer durchaus ernüchternden Perspektive für das Unternehmen: Kennzahlen und Rahmenbedingungen für die Telekom Austria Group in den letzten zehn Jahren: in Österreich härtester Wettbewerb weltweit (billigste Tarife Europas) – Innovationsrückstand Europas gegenüber Asien und Amerika – Kurseinbruch der TelekomAktie – steigende Personalkosten, um 5% jährlich (80% der Angestellten im Beamtenstatus). Die 2010 erfolgte Fusion von Telekom Austria (Festnetz) und mobilkom austria zu A1 Telekom Austria, heute nur mehr kurz A1 genannt, und der Eintritt eines neuen Miteigentümers (Carlos Slim, Mexiko) soll- Michael Jungwirth wird diesen Vortag für die Altkalksburger am 20. Februar 2013 wiederholen. ten dem Unternehmen, das in acht Ländern (vor allem Südosteuropa und Weißrußland) tätig ist - neue Chancen eröffnen. Der größte Vorteil besteht in der Möglichkeit, Bündelprodukte anzubieten; konkret Mobilfunk-Breitbandinternet-Festnetz aus einer Hand. Der Sinkflug des Festnetzes konnte dadurch gestoppt werden. Der Vorteil der ungeteilten Datenübertragung via Festnetz liegt auf der Hand. Mag. Jungwirth stellte die zukünftigen Entwicklungslinien für das lESERBRIEFE Altkalksburger LESERBRIEFE Wir veröffentlichen gerne die zahlreich eingegangenen Leserbriefe und bitten um Vergebung, wenn es dabei an die Grenzen von Toleranz und Respekt gegenüber der Meinung anderer ging. Die Redaktion Jan, ich gratuliere! Ich kann alles nur dreimal unterstreichen. Es ist so wohltuend, auch einmal einen Beitrag zu lesen, der den Ungehorsam auch als solchen darstellt. In den österreichischen Tageszeitungen wird so gut wie nicht mehr positiv über Papst und Kirche berichtet. Der „Altkalksburger“ ist Gott sei Dank keine österreichische Tageszeitung. Wenn Millionen Jugendliche beim Welt jugendtreffen mit dem Papst zusammen kommen, dann berichten die Zeitungen bewusst seitenweise über Msgr. Helmut Schüller und seinen mutigen Ungehorsam. Jeder Anlass wird von den diversen Medien benutzt, dem Papst und der Kirche „eins auszuwischen“. Das fällt doch jedem auf. Selbst im Radio kommt kaum noch ein „gehorsamer“ Katholik zu Wort. Vertreter aller Religionen dürfen über ihre spirituellen Erfahrungen berichten, aber bitte nur ja kein „papsttreuer“ Katholik. Wo kämen wir da hin. Warum ist das so? Ich denke, dass uns die einfachsten und wichtigsten Grundlagen unseres Glaubens verloren gegangen sind. Ich schließe mich da sicher nicht aus. Wer betet denn noch wirklich, wer fastet und verzichtet in der heutigen Zeit, wer liest noch regelmäßig in der Bibel, wer geht denn noch zur Beichte und gibt der hl. Eucharistie den Stellenwert, den sie verdient, oder betet vor dem Allerheilligsten? Wenige! Solange wir Katholiken nicht einmal versuchen, nach diesen Grundlagen zu leben, sind wir nicht berechtigt über ein Ende des Pflichtzölibates und dergleichen zu diskutieren, oder bei Bischofsernennungen mitzureden. Deshalb wird auch mit allen Mitteln versucht, die Kirche an den Zeitgeist anzupassen. Ich war lange Zeit ein ausgesprochener Fan von Msgr. Schüller. Er hat meine Tochter gefirmt und ich war damals richtig stolz auf diesen Firmspender. Ein frischer Wind (Hl. Geist) war in seiner Predigt spürbar. Ich hoffe und bete zu Gott, dass er wieder die richtigen Worte im Sinne unserer Kirche findet. Es ist ohnehin schwer genug, Katholik zu sein! Trotzdem versuche ich es weiterhin gerne, aber ohne Ungehorsam. Gobert Auersperg (MJ74) Liebe Altkalksburger Freunde! Der Artikel von Jan Ledóchowski hat mich beeindruckt und ich möchte Jan sehr für diese persönlichen Ausführungen danken. Gerade bei einem so spirituellen Thema ist ein persönlich gehaltener Artikel viel aussagekräftiger als eine nüchterne Aneinanderreihung von Argumenten, die wir ja ohnehin schon tausendmal von „Standard“ bis „profil“ gelesen haben. Und tatsächlich kommen die Botschaften Msgr. Schüllers wieder in einem sehr säkularen Gewand daher, etwa die Umbenennung von „Laien“ zu „Kirchenbürgern“. Alle diese Forderungen der rebellischen Pfarrer sind ja eigentlich nur vom Standpunkt des Glaubens her zu interpretieren. Bei den Protestanten sind alle seine Forderungen bereits erfüllt - warum nicht in der Katholischen Kirche? Eben weil wir einen anderen Glauben haben. Die Kirche ist eine komplexe Wirklichkeit, die aus sichtbaren und unsichtbaren Elementen verwirklicht ist (Lumen Gentium 8, Vat. II) und zwar in der Katholischen Kirche - was nur im Glauben zu begreifen ist. Bin ich aber nach Luther der Meinung, dass die unsichtbare und die sichtbare Kirche getrennt sind und nur die ecclesia invisibilis die wahre Kirche ist, dann kann ich auch an der sichtbaren Kirche nach Belieben herumdoktern. Katholiken wollen das eben nicht. Darum danke ich Jan für die vielen im Artikel gestellten Fragen, die offenbar von Msgr. Schüller nicht befriedigend beantwortet werden konnten. Peter Pitzinger (MJ82) Liebe Altkalksburger, lieber Jan! Wie sooft habe ich mir gerne Zeit genommen, die Altkalksburger Nachrichten/Rundschreiben zu lesen; im speziellen Fall das Rundschreiben 2 vom Oktober 2012. Der Bericht über „Kirchenreform durch Ungehorsam“ ist da leider etwas daneben gegangen! Bitte berichtet über Vorträge oder Interviews in einer objektiven Form! Unterlasst die – wie in diesem Fall – starke Verflechtung mit der Meinung des Berichterstatters. Für einen Leserbrief wäre die recht einseitige Stellungnahme von Dir gut geeignet gewesen. Es soll jeder seine eigene Meinung haben und einen Glauben der ihm „gut tut“, der ihm Lebensinhalt ist. Aber die Kritik an Mag. Helmut Schüller ist so völlig unangebracht! Das hat dieser mutige Priester sich so nicht verdient. Wenn du, Jan, am Schluss deiner Ausführungen über deine persönliche Einstellung zum Glauben mit den Worten schließt: „Glauben wir an Jesus? Glauben wir an seine Kirche? Alles andere folgt daraus“, dann unterliegst du einem gewaltigen Missverständnis. Es kann nur heißen „Glaubst du an Gott?“ 17 Kirche und der Glaube an Jesus (Christus) kann daraus folgen – muss es aber nicht. Ich rate (dir) auch die modernen Forschungsergebnisse anzusehen oder auch die Schriften z.B. von Hans Küng zu lesen. Daher ist die Kritik an Mag. Schüller hinsichtlich seines Ungehorsams meiner Meinung nach ungebührlich. Gerade der sogenannte „Ungehorsam“ hat uns schon zu meinen Zeiten, als wir in Kalksburg 8 Jahre die Mittelschulzeit absolviert haben, in unserer damaligen, eingeschworenen MK weitergebracht und Neues in der Gesellschaft entwickelt. Brave und gehorsame Schüler/ Staatsbürger/Ordenspriester werden die Gesellschaft, auch die Gesellschaft Jesu nicht weiterbringen und finden etwa im herausragenden Pater General Arupe ein leuchtendes Beispiel, was sogenannter „Ungehorsam“ alles vermag. Ich selber war von 1958 bis 1966 in Kalksburg. In diese Zeit fällt übrigens auch das 2.Vatikanische Konzil – wo ist dieses, wo sind die modernen Beschlüsse geblieben? Eine konservative Amtskirche unter den beiden letzten Päpsten hat so manches wieder zugedeckt. Lest doch nur das Vermächtnis von Kardinal Martini SJ! Der brave Gehorsam gegenüber der verlautbarten Lehrmeinung bringt uns in einer heute so pluralistischen Gesellschaft nicht weiter, ja es führt – wie ihr alle erkennen könnt – zu einer (Kirchen-)Glaubensverdrossenheit, einem Mangel an tollen Priestern, die die Gesellschaft fesseln und Vorbilder und Wegweiser in unserer Zeit sein könnten. Der brave, nur gottesfürchtige Vasall handelt vordergründig ehrlich. Meiner Meinung nach ist aber jeder seinem Gewissen verpflichtet, seinen Glauben an Gott weiter zu entwickeln und nicht bei einem falsch verstandenen Konservativismus zu verharren. Also Jan, bitte verstehe mich nicht falsch, Du hast natürlich jedes Recht, Deine eigene Meinung und natürlich Deinen Glauben, wo und wie Du ihn für richtig hältst, zu vertreten – aber vermische nicht einen Bericht über einen tollen Vortrag eines mutigen und engagierten Priesters mit Deinen sehr subjektiven Meinungen, die viele (auch Altkalksburger) nicht mit Dir teilen. PS: vielleicht könntet ihr eine eigene Rubrik „Leserbriefe“ einrichten, damit auch die Leser der AK Rundschreiben die Möglichkeit haben, sich zu Artikeln kritisch oder zustimmend äußern zu können. Das könnte das AKV Leben noch lebendiger machen – oder? Liebe Grüße, Prof. Dipl. Ing. Dr. techn. Harald Meixner (MJ66) 18 Altkalksburger LESERBRIEFE Lieber Altkalksburger Freund, lieber Peter! Mit Freude habe ich Deinen Leserbrief mit Grüßen aus der Provinz gelesen. 1. Die Bewohner der Bundesländer wollen es normalerweise nicht, wenn man die Bundesländer als „Provinz“ bezeichnet. Degradiere St. Pölten nicht, Barockstadt und Landeshauptstadt. Und Amtssitz eines bedeutenden ÖVP-Politikers, in dessen Reich die ÖVPSonne noch nicht untergegangen ist. Wohl dem, der einem solchen Herren dienen darf! 2. Es ist nicht so, dass dem Renegaten Schüller frenetischer Beifall entgegen gebraust wäre. Da kannst Du unbesorgt sein. Wäre es besser, solche Menschen tot zu schweigen? Vielleicht! Als ehemaliger Unternehmer muss ich sagen, dass ein Mitarbeiter, der laut zum Ungehorsam aufgerufen hätte, von mir sofort entlassen worden wäre – trotz aller christlichen Nächstenliebe. Das sagt ja auch der Arbeitsrechtler Mazal. Ich lese aber etwa auch gerne linke Zeitungen, um mich danach in meinem konservativen Politikverständnis bestärkt zu fühlen. 3. Den Vortrag über die Freimaurer konnte ich leider nicht besuchen. Wie die Reaktion der Altkalksburger war, weiß ich daher nicht. 4. Meiner Meinung nach wäre es gut, nach solchen Vorträgen auch die Gegenpartei zu hören. Audiatur et altera pars. Der Herr Präsident und sein Team mögen also die Priesterbruderschaft St. Petrus einladen! Als Pendant zu den Freimaurern böte sich vielleicht der CV an. Fein, dass Du nicht dem Zeitgeist verfallen bist! Alles Gute! Ciao Wolfgang Schachinger (MJ59) Lieber Hans, rund um die Einladungen von Pfarrer Schüller und die Freimaurer hast Du anscheinend einige Schelte einstecken müssen. Ich wollte Dir sagen, dass ich persönlich beide Einladungen sehr begrüßt habe und solche Vorträge und Diskussionen - auch hinkünftig - als sehr wichtig erachte. Erschrocken haben mich eher die erz- bzw. stockkonservativen Wortmeldungen von zwei jungen Altkalksburgern, die sich in der Diskussion mit Pfarrer Schüller zu Wort gemeldet haben. Aber vielleicht liegt das daran, dass mir von meinem unvergeßlichen Deutschlehrer Karl Srednik die Prinzipien der Aufklärung eingeimpft wurden und ich ein liberaler Protestant bin. Herzliche Grüße. Nikolai Haring (MJ92) Liebe Redaktion! Danke für die Beiträge von Peter Pitzinger und Jan Ledóchowski! Ich gestehe, es hat mich auch gerissen, die beiden darin angesprochenen Referenten auf dem Programm zu lesen. Vermutlich war es aber früher Jesuiten auch gestattet, indizierte Bücher zu lesen (wobei es mir jetzt nicht um die „obrigkeitliche“ Erlaubnis geht, sondern um die gefestigte Position und das Urteilsvermögen, die damit attestiert werden), und ich nehme an, die Konfrontation mit abweichenden oder gegensätzlichen Positionen kann und sollte zum schärferen Durchdenken der eigenen führen. In diesem Sinn bin ich gespannt, wer die nächsten Gäste sein werden, die kompetent und spannend die kirchlichen Positionen aufschlüsseln werden (die ja auch nicht „auf der Nudelsuppe“ vorbeigeschwommen sein werden – und, nebenbei bemerkt, wer wäre schon so verrückt, derart unpopuläre Standpunkte aufrechtzuerhalten, wenn er nicht wirklich stichhaltige Gründe dafür hätte?). In der nicht enden wollenden (inner- und auch außer-) kirchlichen Auseinandersetzung fehlen mir zwei – beide durchaus ignatianische – Elemente: Zum einen vermisse ich handwerklich sauberes, konzises Denken in der Debatte. Wir arbeiten zu viel mit ungeklärten Voraussetzungen und beurteilen Standpunkte, ohne sie auf ihre Grundlagen geprüft zu haben. Hand aufs Herz, wer von uns hat die Dokumente des II. Vatikanums gelesen – von den Beschlüssen der nachfolgenden Bischofssynoden ganz zu schweigen. Oder z. B. das (sehr kurze) apostolische Schreiben Ordinatio Sacerdotalis von Johannes Paul II. (vgl. http://www.vatican.va/ holy_father/john_paul_ii/apost_letters/documents/hf_jp-ii_apl_22051994_ordinatio-sacerdotalis_ge.html)? Oder wer hat seine Theologie des Leibes (als Grundlage der – angeblich so veränderungswürdigen – Sexualmoral der Kirche) studiert und verstanden? Oder wenigstens die Bibel einmal ganz gelesen? (Ein Klassenkamerad hat mir erzählt, seine Frau tut das, seit sie 17 ist, jedes Jahr – die ist aber freikirchlich.) Dabei sind wir im wirtschaftlichen, technischen oder juristischen Leben und Arbeiten selbstverständlich gewöhnt, vor dem Verhandeln die Begriffe und Ausgangslagen abzuklären, und erwarten auch von unseren Gesprächspartnern zu recht, dass sie ihre Hausaufgaben studiert haben. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass unsere religiösen Debatten weniger hitzig und inhaltlich bereichernder würden, wenn wir davon etwas in sie mitnähmen. Als zweites fehlt mir – vgl. den Beitrag über den hl. Franz Xaver auf unserer AKVhomepage – eine vergleichbar lebhafte Beteiligung an der Erfüllung des (unseres eigentli- chen!) Auftrags, „verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16,15). Ich bin eigentlich recht zuversichtlich (um nicht zu sagen, völlig sicher), wenn wir unsere Energie hauptsächlich dazu verwendeten, wären wir fröhlicher und gelassener und könnten die Klärung mancher inneren Fragen geduldiger kommen lassen, ohne etwas um jeden Preis jetzt sofort übers Knie zu brechen. Zum Schluß doch noch ein Drittes: Wenn wir die Religion von allem Übernatürlichen frei halten und vermeiden wollten, uns Gott als Hörende zu nähern, dürften wir uns nicht wundern, wenn uns am Ende nur Ideologie übrigbliebe – je nach Temperament in harmloser oder fanatischer Ausprägung. Deshalb muss wohl, wer über die Kirche reden will, auch über Gott und seine Menschwerdung reden und, wie weise Leute immer wieder anmerken, noch viel mehr mit ihm. Sprich, vor der intellektuellen liegt die existenzielle Grundlage eines Lebens in Beziehung zu Gott, und dazu haben wir im hl. Ignatius einen der besten Lehrmeister überhaupt. – Wer kennt ihn (und seine geistlichen Übungen)? Mit Dank und lieben Grüßen. Rudi Schaffgotsch (MJ 87) Sehr geehrter Herr Präsident, ich bin eine protestantische Mutter einer Altkalksburgerin (MJ08) und lese Ihre Nachrichten immer mit großem Interesse. Ich beziehe mich auf den Brief des Herrn Peter Pitzinger im Rundschreiben Nr. 2, Oktober 2012. Kurz nur meine Meinung zu Herrn Schüller: Karrieregeil. Wäre es ihm mit seinen Wünschen ernst, müsste er schon längst evangelisch sein. Hier werden seine Forderungen gelebt. Aber, dass Herr Pitzinger Schüller zum Vorwand nimmt, Protestanten zu beleidigen, finde ich unerträglich. Martin Luther, schau herunter! Im Jahre 2012 gibt es immer noch welche, die meinen, Protestanten seien Ketzer, und sie deshalb der „Machenschaften gegen die Kirche bezichtigen“. Eine Reformation wäre längst überfällig. Wann hat wieder jemand den Mut, Thesen an eine Kirchtüre zu nageln. Ich dachte, wir würden in Achtung und Respekt miteinander leben. Zwölf Jahre besuchte meine Tochter — diese Schule. Dieses Gedankengut kam bei Mag. Ebners Religionsunterricht nicht vor. Hier schreibe ich, ich kann nicht anders (frei nach Martin Luther). Hochachtungsvoll, Elisabeth Toifl Altkalksburger 19 Die Jesuiten in Österreich 450 Jahre Österreichische Provinz P. Michael Zacherl SJ (MJ55) SERIE-Teil-3: 1773-1820 Als Exjesuiten der Sendung treu – Bindeglied in Russland Papst Clemens XIV. schrieb in seinem Breve „Dominus ac Redemptor“ 1773 „Durch die Gegenwart und Eingebung des göttlichen Geistes geleitet und von unserer Amtspflicht angefacht finden wir uns äußerst gedrungen, die gesamte Christenheit mit Ruhe und Eintracht zu verbinden … und alles, so weit es die Kräfte gestatten, ganz aus dem Weg zu schaffen, was dieselbe auch nur im geringsten benachteiligen kann.“ Dann führte er aus, dass die Gesellschaft Jesu die Früchte, für die sie bestimmt war, nicht mehr hervorbringt und „dass die Wiederherstellung eines wahren dauerhaften Friedens in der Kirche, solange diese Gesellschaft bestehen bleibt, kaum oder gar nicht möglich ist. So werden wir aus diesen Gründen bewogen … und unwiderstehlich angetrieben … und erlassen so mit reifem Bedachte und klarem Bewusstsein und aus apostolischer Machtvollkommenheit den Ausspruch der Aufhebung der besagten Gesellschaft ...“ Papst Clemens XIV. (1769 bis 1774) Über die weltgeschichtliche Bedeutung dieses Breves sind sich die Historiker einig, über seine Wertung gehen die Meinungen auseinander. Der protestantische Historiker Leopold von Ranke meint dazu: „Die Jesuiten waren angefeindet, gestürzt worden, hauptsächlich weil sie den streng sten Begriff der Oberhoheit des römischen Stuhles verfochten; indem dieser sie fallen ließ, gab er zugleich die Strenge jenes Begriffs und seine Konsequenzen selber auf. Die Bestrebungen der Opposition erfochten einen unzweifelhaften Sieg.“ Manche halten die Aufhebung der Gesellschaft Jesu für einen der größten Skandale in der modernen Rechts- und Geistesgeschichte des Abendlandes, den Papst mit der Kirchenführung, die Regierungen der katholischen Staaten, Aufklärer und Freimaurer gleichermaßen kompromittierend. Für die Gesellschaft Jesu war die Aufhebung gleich einem Todesurteil. Alles, was sie Kaiserin Maria Theresia (regierte 1740–1780) Fürst Wenzel Anton von Kaunitz (1711-1794) in mehr als zwei Jahrhunderten aufgebaut hatte, war mit einem Federstrich zerstört. Alle Besitzungen wurden von den Staaten bzw. von der Kirche eingezogen. Die Schulen wurden noch eine Zeit lang von Exjesuiten weitergeführt, aber dann von anderen Orden oder vom Staat oder von Diözesen übernommen. In Österreich, wo die Kaiserin Maria Theresia durch ihre Ratgeber (Kaunitz, van Swieten und andere) veranlasst, Ende August 1773 der Aufhebung zugestimmt hat, verlor der Orden von heute auf morgen alle seine Besitztümer an den Religionsfonds. Die Jesuiten als Personen wurden jedoch nicht des Landes verwiesen wie in vielen anderen Ländern, sondern vielfach noch in Bereichen der Seelsorge, der Armenfürsorge, der Bildung und Wissenschaft verwendet. Ohne ihr Weiterwirken wären die Schulen und manche Zweige der Universitäten in arge Not gekommen, weil es einfach P. Gabriel Gruber (1740-1805) Katharina II („die Große”) (regierte 1762-1796) 20 Altkalksburger keine oder zu wenig geeignete Nachfolger gegeben hat. Allerdings fehlte die einheitliche Führung, die den Unternehmungen der Jesuiten ihre Schlagkraft gegeben hatten. Die Führungspositionen mussten sie zumeist aufgeben, vom Wirken in den theologischen und philosophischen Fächern wurden sie ausgeschlossen. Die Priester wurden in den Weltpriesterstand versetzt, die Nichtpriester ihrer Gelübde entbunden. Die Alten und Gebrechlichen durften in den Kollegien bleiben, mussten sich jedoch jeder Tätgikeit enthalten. Viele Exjesuiten sind über die Zeit der Aufhebung hinaus unter einander eng in Kontakt geblieben. Sie trafen sich in kulturellen und wissenschaftlichen Zirkeln. Viele bemühten sich angesichts der Aufklärung und der josephinischen Kirchenpolitik um die Erhaltung des rechten Glaubens. Manche wie Heinrich Johann von Kerens (1724-92) und Sigismund Anton von Hohenwarth (1730-1820) wurden einflussreiche Bischöfe und Würdenträger. Andere wurden bedeutende Bibliothekare, begründeten wissenschaftliche Sammlungen, waren in Naturwissenschaften führend oder als Philologen und Literaten. 1797 wurde das Theresianum wieder errichtet und mit einer Reihe von Exjesuiten bestückt. In der Armenfürsorge ist vor allem der Exjesuit Ignaz Parhamer zu nennen, der 1783 mit der Oberaufsicht über die Armengelder und die Waisenhäuser betraut wurde. Überall, wo das päpstliche Breve durch den Landesfürsten promulgiert wurde, hatte es Geltung. Das geschah in allen katholischen Staaten, nicht so im protestantischen Preussen Friedrichs II. und im orthodoxen Russland der Zarin Katharina II. Nicht wenig trug in ihrem Reich der in Wien geborene Jesuit P. Gabriel Gruber (1740-1805) zum Fortbestand der Gesellschaft Jesu bei. Mit 15 Jahren trat er 1755 in Wien in die Gesellschaft Jesu ein, wurde 1769 Professor für Mechanik und Hydraulik am Kolleg in Laibach und noch am 15. August 1773, zwei Wochen vor der Aufhebung der Jesuiten in der Monarchie, zur Profess zugelassen. Er blieb noch bis 1784 als Professor in Laibach, wo er sich um die Regulierung der Save und die Trockenlegung von Sümpfen verdient gemacht hat. 1784 hat er sich der Gesellschaft Jesu in Weißrussland angeschlossen. Dort wirkte er als Ingenieur, Baumeister, Maler, Mechaniker, Chemiker, Mediziner. Durch ihn wurde das Jesuitenkolleg in Polock zu einer berühmten Akademie der technischen Wissenschaften und einer Pflanzstätte für künftige Baumeister und Ingenieure. Unter Katharina II und Zar Paul I. hatte er großen Einfluss auf die Neuord- nung des höheren Schulwesens in Russland. Am 7. März 1801 bestätigte Papst Pius VII. auf Wunsch des Zaren die Gesellschaft Jesu in Russland. Am 10. Oktober 1802 wurde P. Gruber von der Generalkongregation von Polock zum General gewählt. Die Jesuiten hatten damals 7 blühende Kollegien in St. Petersburg, Polock und anderswo, Residenzen in Riga und Sewerinowka. Später wirkten sie in Sibirien, im Kaukasus und auf der Krim. Unter General Gruber schlossen sich 1803 Exjesuiten von Stonyhurst, später andere von Nordamerika der Gesellschaft Jesu in Russland an. Aus ganz Europa traten junge Männer in Russland in den Orden ein. Am 7. August 1814 wurde die Gesellschaft Jesu ganz offiziell vom Papst wiederhergestellt. Es dauerte nur bis 1820, dass sie aufgrund von Verleumdungen, sie hätten Leute aus anderen Bekenntnissen bewogen, katholisch zu werden, aus dem russischen Reich verbannt wurden. Wir danken wir für im Oktober eingegangene Spenden: Mag. Aleksandar Andjelovic (MJ 71) Dr. Wolfgang Fiala (MJ 62) Florian Fila (MJ 03) Dr. Peter Fitz (MJ 43) Wolfgang John (MJ 64) Günter Kreisel (MJ 70) DI Dr. Harald Lutz (MJ 58) Amtsdirektor i.R.Regierungsrat Othmar Matzek (MJ 58) Komm. Rat Dr. Manfred Prochazka (MJ 63) Nationalrat Dr. med. Erwin Rasinger (MJ 70) Dr. med. Georg Sas (MJ 71) Erich Schmid (MJ 67) Alexander Schützelhofer (MJ 12) Senator h.c. Prof.DI.Dr. Walter Tauscher (MJ57) Mag. Heinz Wentenschuh (MJ 68) Darüber hinaus danken wir für viele Spenden für das im Juli zugesandte Altkalksburger-Verzeichnis. Advent Zeigt uns der Winter sein wahres Gesicht, schneeumhüllt, aber auch voller Licht von den Laternen und Straßengirlanden, haben es bald alle Menschen verstanden, Die vom Dezember beanspruchte Zeit, Wie jedes Jahr, ist es nun auch so weit: Es ist Advent, ein Moment zum Besinnen, Um aufzuhören und neu zu beginnen, Schlechtes vergessen und Gutes zu tun, Vieles erreichen und doch auch zu ruh‘n, Sich zu versöhnen und sich zu vertrauen, Um das erkaltete Herz aufzutauen. Denn es darf keinesfalls Zeit sein für Leid, Hass oder Trauer, noch Gier oder Neid, Sondern um allen die Freude zu schenken, Und an den ehrwürd‘gen Anlass zu denken. Ein heller Stern, der die Hirten geführt, Ein kleines Kind, das die Menschen berührt, Eine Familie, voll Kummer und Sorgen, Von den Gefahren der Welt gut verborgen. Ochse und Esel und and‘res Getier, Bildeten gleichsam ringsum eine Zier. Alle dort wussten die Eng‘ zu ertragen, Ohne sich deswegen viel zu beklagen. Denn sie vergaßen bestimmt nicht dabei, Besser als einsam sein sind doch zwei, drei, Weil doch zusammen sein Freude bereitet, Welche uns durch diese Zeit wohl begleitet. Sei es mit Freunden, im Familienkreis, Auf unterschiedlichste Art und Weis‘: Geschenke besorgen und zu verstecken, Behausung zu verschönern an allen Ecken, Christbaum zu beschaffen (und denkt an den Schmuck!), Oder bei einem kräftigen Schluck An einer Holzhütte der unzähl‘gen Märkte, welcher uns auch in Vergangenheit stärkte. Punsch oder doch wohl der glühende Wein, Sich zu erwärmen, und dies nicht allein. Denn beim Genuss der wohltuenden Trunke, Da springt auch bald des Weihnachtens Funke Auf uns über, und setzt uns in Brand, Da nehmen wir uns mit Freud‘ bei der Hand, Hören die Klänge durchbrechen die Luft, Lassen uns tragen vom köstlichen Duft Lebkuchen und unzähliger and‘ren Lecker bissen, So ist Advent auch Zeit zum Genießen. Dmitriy Bosenko (MJ07)