Anabole Steroide - Sportmedizin Hellersen

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Anabole Steroide - Sportmedizin Hellersen
Anabole Steroide
Anabole Wirkstoffe stehen auf der Dopingliste unter der Rubrik S1 und sind in Training und Wettkampf
verboten. Die Dopingliste unterscheidet die anabolen Steroide folgendermaßen:
1. Anabol-Androgene Steroide (AAS)
• exogen: Gestrinon, Metenolon, Methandienon, Nandrolon, Stanozolol, 1-Testosteron,
Trenbolone, etc.
• endogen: Androstendiol, Testosteron, etc.
2. Andere anabole Wirkstoffe: Clenbuterol, Zeranol, Zilpaterol.
Durch den Zusatz „... und ihre Analoga oder andere Wirkstoffe mit ähnlicher chemischer Struktur oder
ähnlichen Pharmakologischen Wirkungen“ sind alle anabolen Wirkstoffe, auch die, die nicht explizit
namentlich genannt sind, verboten.
Als Beispiel sei das Dopingmittel THG (Tetrahydrogestrinon) genannt.
Das von Dopingfahndern in den USA erstmals aufgedeckte Designer-Steroid THG ähnelt in seiner
chemischen Struktur den Anabolika Gestrinon und Trenbolon. Lediglich Gestrinon stand 2003 auf der Liste
der weltweit verbotenen Dopingmittel. THG zählt demnach zu den artverwandten Substanzen. Seit 2004
steht auch Trenbolon explizit auf der Dopingliste.
Die anabolen Steroide sind wohl die „beliebtesten“
Dopingmittel weltweit!
Der Beginn der Einnahme von Anabolika zur Erhöhung
von Kraft und Gewicht reicht zurück bis an den Anfang
der 50er Jahre, aber erst seit den Olympischen Spielen
in Montreal 1976 können sie im Rahmen von
Dopingkontrollen im Urin ausreichend sicher identifiziert
werden.
Die Modellsubstanz für diese Gruppe ist das
Testosteron, das männliche Keimdrüsenhormon mit der
stärksten androgenen und anabolen Wirkung.
Es ist u.a. verantwortlich für das Wachstum der
Fortpflanzungsorgane, für den Bartwuchs, für die typisch männliche Behaarung, die Stimmlagenänderung.
Seine anabole (aufbauende) Wirkung führt u.a. zu einer Zunahme der Muskelmasse und zu einer
Verringerung des Fettanteils am Gesamtkörpergewicht.
Bei Frauen bewirken die anabolen Steroide eine sog. Virilisierung:
Vertiefung der Stimme durch Kehlkopfverknöcherung, Klitorisvergrößerung, männliche Behaarung,
Veränderung der Fettverteilung, Störung des Menstruationszyklus.
Allein die Gabe des Medikamentes bringt wenig, es muss während der Einnahme zudem intensiv
weitertrainiert werden. Meist wird es in sog. Kuren eingenommen. Die „Wirkung“ der Kur vergeht nach
einiger Zeit wieder, so dass zu befürchten ist, dass nochmals zu einer Kur gegriffen wird.
Anabole Steroide haben ein hohes psychisches Abhängigkeitspotential!!!
Es entwickelt sich meist eine depressiven Phase, wenn der “Erfolg“ der Kur sich wieder zurückbildet.
Falscher Einwurf! Gegen Doping & Medikamentenmissbrauch
– Handlungsfeld SPORTVEREIN
c/o Krankenhaus für Sportverletzte Hellersen - Abt. Sportmedizin Paulmannshöher Str. 17 58515 Lüdenscheid
02351 / 945-2285
02351 / 945-2283 [email protected]
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Anabole Steroide
Es resultiert ein erhöhtes Verlangen nach dem Medikament und dessen gewünschten Folgen - dann aber
unter Umständen in höheren Dosierungen und evtl. in Kombination mit anderen Medikamenten („sog.
Stacking“).
Die Kuren werden länger, die Abstände zwischen den Kuren kürzer, und da Wassereinlagerungen die
Folge des Medikamentes sind, werden weitere Medikamente genommen (Diuretika), um das eingelagerte
Wasser wieder auszuschleusen. Die Einnahme von Diuretika dient auch zur Verschleierung des AnabolikaMissbrauchs. Auch Stimulanzien oder Erythropoetin (EPO) wurden schon in ein und derselben Urinprobe
gleichzeitig identifiziert.
In Deutschland dürfen Ärzte Anabolika, die rezeptpflichtig sind, nur bei ganz wenigen Erkrankungen
verschreiben (z.B. männlicher Hypogonadismus). Der Arzt macht sich strafbar, wenn er z.B. einem
gesunden Freizeitsportler anabole Steroide zum Muskelaufbau verschreibt.
In den USA stieg die Verordnung von Testosteron in den letzten 10 Jahren um 500 Prozent. Ursachen
dafür werden in Marketing-Strategien der Hersteller und Anti-Aging-Programmen gesehen, nicht in der
Zunahme der Erkrankung des „männlichen Hypogonadismus“ oder weiterer Indikationen zur AnabolikaTherapie.
Ein Freizeitsportler darf zwar anabole Steroide in Besitz haben, handelt er aber damit („dealen“), so macht
auch er sich strafbar nach dem Arzneimittelgesetz.
Die Einnahme von Anabolika stellt bei gesunden Menschen einen Medikamentenmissbrauch dar. Es gibt
kein Safer-Use dieser Substanz!!!
Anabole Steroide können als Tablette, Injektion, als Pflaster oder Gel verabreicht werden.
Anabole Steroide werden in vielen Sportarten missbräuchlich verwendet - auch im Freizeit- und
Breitensport. Die Bodybuildingszene ist durch sie in Verruf gekommen, das Internet macht Bestellung per
e-mail möglich – der Schwarzmarkt blüht!
Selbst in Jugendzentren findet man Spritzen, Ampullen und Tabletten, die diese Substanzklasse enthalten.
Körperkult verführt immer mehr Jugendliche zum Anabolika-Missbrauch!
Für ihren unermüdlichen Kampf gegen Doping erhielt das Ehepaar Brigitte Franke-Berendonk und
Professor Werner Franke aus Heidelberg Mitte Mai 2004 das Bundesverdienstkreuz. Bei der Verleihung in
Heidelberg wies Franke auf den hohen Prozentsatz des Anabolika-Konsums bei jungen Bodybuildern hin,
der Kardiomyopathien und gravierende Leberschäden nach sich zögen. Auch gehören bei den jungen
Männern Persönlichkeitsveränderungen mit regelgerechten Aggressionsausbrüchen zu den häufig
beobachteten Erscheinungen. Die ursprünglich für Kranke und nicht für gesunde Sportler auf den Markt
gebrachten Medikamente, haben vielfältige Nebenwirkungen und sind gesundheitsgefährdend.
Aktuelle Fälle zeigen die vielfältige Verwendung der Anabolika:
•
Sveinung Fjelstad hat für den ersten Dopingfall im norwegischen Fußball gesorgt. Dem 26-Jährigen
wurde bei einer Trainingskontrolle die Einnahme von anabolen Steroiden nachgewiesen. Die
Ausrede, er habe auf den Rat eines Freundes hin Tabletten genommen, diese seinem Arzt
allerdings nicht angezeigt, verhindert bekanntermaßen eine Bestrafung nicht.
•
Auch im Seniorensport sind in den vergangenen Jahren Dopingfälle bekannt geworden, wie eine
aktuelle Aufstellung des Deutschen Sportbundes (DSB) zeigt. Auch die über 50-Jährigen werden
bei Seniorenmeisterschaften positiv getestet und nach geltendem Recht für zwei Jahre gesperrt.
Beispiele aus der Leichtathletik der vergangenen 3-4 Jahre sind die 56-jährige Kathy Jager (USA,
100 Meter), der 63-jährige Eberhard Kliesch (D, Hammerwurf), Tanja Ciuciula (I, Sprint), Corrado
Minervini (I, Weitsprung) oder Frantisek Dráp (TCH, Speerwurf).
•
Lebenslange Sperre erhielt die Ukrainerin Wita Pawlisch, die bei der Leichtathletik-Hallen-WM 2004
in Budapest im Kugelstoßen Gold gewann und anschließend zum wiederholten Male nach 1999
positiv auf anabole Steroide getestet wurde. Dadurch rückte die deutsche Athletin Nadine Kleinert
im Nachhinein auf den Bronze-Rang - der gute Einstieg in die Vermarktung des Bronze-Erfolges ist
aber vergangen !
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Anabole Steroide
Von einem Gebrauch anaboler Steroide oder dem Fortsetzen einer sog. Anabolika-Kur bzw.
häufigerem / langfristigem / wiederholtem Gebrauch ist dringend abzuraten!!
Finger weg von anabolen Steroiden!!!!!!
Seit einigen Jahren ist bekannt, dass Nahrungsergänzungsmittel durch die Verunreinigung mit Prohormen
(Vorstufen von anabolen Steroiden) eine Dopingkontrolle positiv machen können.
Deswegen wird empfohlen, keine Nahrungsergäzungsmittel zu verwenden. Nur in seltenen Ausnahmefällen
sollte auf ausgewählte und als unbedenklich getestete Nahrungsergänzungsmittel zurückgegriffen werden.
Weitere Wirkungen der anabolen Steroide:
• Spritzenabszess
• Euphorie
• Steigerung der Aggressivität / unkontrollierte Zornausbrüche
• Schlafstörungen
• Gesteigerter Appetit
• Vergrößerung des Penis
• Beeinträchtigung der Libido (gesteigert oder vermindert)
• Hodenschrumpfung
• Prostatavergrößerung
• Niedrige Spermienproduktion; Fehlen von Spermien in der Samenflüssigkeit („Pille für den Mann“)
• Wassereinlagerung
• Brustentwicklung (Bitch tits)
• Akne
• Glatzenwachstum
• Nasenbluten
• Virusinfektionen nach Absetzen der Medikamente
• Bluthochdruck
• Hohes Arterioskleroserisiko, Herzinfarkt (auch nach Absetzen der Substanz)
• Herzrhythmusstörungen, plötzlicher Herztod, Kardiomyopathien
• Leberschäden bis zum Lebertumor
• Fettstoffwechselstörungen (das „gute“ HDL-Cholesterin wird deutlich reduziert!! Stärkster HDLSenker ist das Stanozolol; das schlechte LDL wird erhöht)
• Psychische Abhängigkeit
Zu Ihrer Info sei auf die Internet-Seite eines Ex-Bodybuilders hingewiesen, über die Sie weitere Infos
erhalten können! (Jörg Börjesson; www.doping-frei.de).
(Astrid M. Offer, 12.01.2005)
Informationen zu den Themen Doping,
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