Erfahrungsbericht / Erasmus / Vitoria
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Erfahrungsbericht / Erasmus / Vitoria
Erfahrungsbericht / Erasmus / Vitoria-Gasteiz (Universidad del País Vasco) Hochschuljahr 2009/10, Hispanistik Vitoria, auf Baskisch Gasteiz, ist eine mittelgroße Stadt und Hauptstadt des Baskenlandes. Eigentlich erreicht man alles zu Fuß (zwischen 5 und 20min.), was aber nicht heißen soll, dass die Stadt klein ist und nichts zu bieten hat. Es konzentriert sich halt alles auf das Stadtzentrum. Rings herum gibt es neuere Wohnviertel, die zum Wohnen wegen der Entfernung zu allem uninteressant sind. Das alte Stadtviertel hat einen sehr sympathischen mittelalterlichen Scharm. Es gibt viele Bars, zwei Diskotheken mit Eintritt gratis und ein paar die Eintritt verlangen, daher bin ich dort selber nie ausgegangen. Außerdem gibt es fast jedes Wochenende ein kulturelles Programm (also tagsüber), von einem Mittelaltermarkt im September bis hin zu einem Jazzfestival im Juli, verschiedene Fotoausstellungen die sich durch die Stadt ziehen im Dezember, usw. und dann natürlich die traditionellen Feste der Heiligen der Stadt und die Stadtviertelfeste mit Konzerten. Also ist eigentlich immer etwas in der Stadt los, obwohl sie doch sehr klein erscheint - verlaufen kann man sich jedenfalls nicht so leicht. Jeden Donnerstagabend kann man außerdem zwischen 20 und 1 Uhr in die Straße Gorbea zum „Pintxopote“ gehen: Das heißt, man zieht durch eine Straße mit vielen Bars und bestellt für einen Euro einen Pintxo (Tapa auf Baskisch) und einen Pote (Wein, Bier, etc.). Zwei andere Straßen zum Ausgehen sind die Zapatería und die „Kutxi“ (Cuchillería). Hier trennt sich auch der politische Geist ein wenig, während die Zapatería eher Leute bevorzugen, die sich als Spanier verstehen, gehen Leute die sich als Basken und Linke verstehen in die Kutxi. Vitoria ist auch eine etwas mehr spanisch geprägte Stadt. Das soll heißen, dass man nicht den ganzen Tag nur die baskisch Sprache hört, sondern vorwiegend das Spanische, wobei die baskische Kultur natürlich im Vordergrund steht. Man kann jedoch mit der Mehrheit der Menschen versuchen ein paar baskische Worte zu üben. Die Sprache selber ist jedoch wegen der nicht vorhandenen Wortverwandschaft sehr schwer zu erlernen. Vorbereitung Es ist wichtig frühzeitig ein Flugticket zu kaufen, da nach Bilbao keine Billigflieger starten. Ich bin daher mit Lufthansa nach Bilbao geflogen und von dort aus mit dem Bus weiter nach Vitoria. Es ist jedoch auch möglich nach Santander oder Zaragoza mit dem Billigflieger Ryanair und von dort aus ebenfalls mit dem Bus weiterzureisen. Die Bustickets vom Flughafen kauft man beim Busfahrer, für die weitere Fahrt kauft man sich das Ticket am Schalter. Für die Universität kann man in Ruhe die Unterlagen ausfüllen, da das Erasmusbüro in Vitoria sowieso davon ausgeht, dass man Kurse noch ändern wird. So ist dies auch bei mir der Fall gewesen, da ich vorher nur wenig Informationen zu den Kursen hatte. Man kann sich jedoch unter „Programa de Asignaturas“ etwas in die Inhalte der Kurse hineinlesen: http://www.letrak.ehu.es/p245content/es/contenidos/informacion/indice_fgh/es_indice/docencia_indice.html Fast alle Kurse werden auf Spanisch und Baskisch angeboten, es kommt also nicht vor, dass man nach der Ankunft eine Vorlesung auf Baskisch besuchen muss. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule Die Universidad del País Vasco hat mehrere Standorte in verschiedenen Städten des Landes. Die Facultad de Letras ist auf dem Campus in Vitoria. Man kommt auch hier ohne Probleme zu Fuß an, auch wenn es Busse und eine Bahnstrecke gibt. Am ganzen Campus gibt es WiFi (Wireless Internet Zugang). Die Mensa hat leider nicht die kreativste Küche und ist zudem noch überteuert, aber man wird satt! In der Bibliothek kommt man nur mit Karte der Immatrikulation weiter, wenn man sich ein Buch ausleihen will. Die gewohnte Stille ist hier eher nur außerhalb der Klausurzeiten vorhanden, gerade während diesen scheint es nämlich eher ein Treffpunkt für Studenten zu sein, als ein Ort des Lernens, es wird aber ganz nach dem Klischee der Bibliothekarin zur Ruhe ermahnt. Akademisches Leben Nach der Ankunft, meldete ich mich beim Erasmusbüro der Fakultät. Mit vielen Informationen wurde ich nun in Papierform überhäuft. Weitere Informationsveranstaltungen zum Ablauf der Immatrikulation für Erasmusstudenten gab es leider nicht. Mit jedoch ein oder zwei Gängen zum Erasmusbüro der Fakultät und den dort erlangten Unterlagen kann man sich dann im Sekretariat immatrikulieren. Man kann vorher eine Woche lang in die Kurse hinein schnuppern und danach wählen. Der Campus hat verschiedene Gebäude, daher trifft man vorwiegend auf andere Sprach- oder Geschichtsstudenten. Unterkunft Meine Wohnungssuche habe ich erst direkt vor Ort begonnen. Mit der Hilfe des Personals der Jugendherberge Akelarre und anderer Erasmusstudenten in Bilbao habe ich über Internetanzeigen und schon nach einer Fahrt mit dem Bus nach Vitoria mein Domizil gefunden. Am nächsten Tag zog ich ein. An der Universität gibt es zudem ein Büro, in dem es eine Zimmer- und Wohnungsliste gibt. Die Wohnungspreise sind im Vergleich teurer. Ich habe ein Einzelzimmer für 350€ im Herzen der Altstadt gefunden (es gibt auch billigere), bin jedoch später noch in ein billigeres Zimmer für 240€ in der Nähe der Universität gezogen. Im Durchschnitt zahlt man 270-280€. Das in Deutschland typisch billige Studentenwohnheim ist in Vitoria völlig überteuert (400€ + Nebenkosten)! Öffentliche Verkehrsmittel In Vitoria kann man so ziemlich alles umsonst machen, nämlich zu Fuß oder mit einem Fahrrad, das einem die Stadt gratis für vier Stunden am Tag ausleiht. Wenn man doch einmal in ein etwas weiter entferntes Stadtviertel will, gibt es ein gutes Busnetz. Ungefähr alle 20min. fährt ein Bus auf den verschiedenen Linien. Kosten: Egal wie viele Stationen ungefähr ein Euro. Ebensoviel kostet die Straßenbahn, die mit zwei Linien recht bescheiden ist. Um zu sparen, kann man sich eine Chipkarte kaufen, die man mit Guthaben aufladen kann. Eine Fahrt kostet danach ungefähr 70Cents. Formalitäten Passfotos und Persokopien braucht man reichlich. Auch eine Kopie der Auslandskrankenversicherung für die Universität. In Vitoria begann dann eine Schnitzeljagd durch die verschiedenen Büros der Stadt, um ein Bankkonto einzurichten. Viele Papiere, die nach zwei Tagen zum Ziel führten. Zu allererst braucht man einen Mietvertrag, mit dem man zum Ayuntamiento (Bürgerbüro) geht, um dort das Padronamiento (Anmeldung eines Wohnsitzes) zu erhalten. Mit diesem und einer Matrikulationsbescheinigung, oder in meinem Falle einer Auslandsstudiumbescheinugung vom Erasmusbüro in Vitoria, ist es dann möglich bei der Bank ein Konto zu eröffnen. Es gibt verschiedene Banken. Eigentlich hat jede größere Stadt ihre eigene. In Vitoria ist dies die „Caja Vital Kutxa“. Man bekommt eine MasterCard und kann sich so problemlos für geringe Gebühren Geld aus Deutschland überweisen und jederzeit abheben. Ein anderer Behördengang, um den ich herumkam, wurde mir bei einer Autokontrolle von der Guardia Civil so erklärt, dass man sich ab einem ständigen Aufenthalt über 3 Monate in einem anderen Europäischen Land bei der Polizei melden muss. Da ich aber kurz vor meiner Heimreise stand, war dies für mich nicht mehr nötig. Studentenjobs An und für sich gab es kaum Studentenjobs, gerade die typischen Gastronomiejobs waren vergeben oder mit vielen Bedingungen verbunden, die das Studentenleben nicht hergibt. Andere haben jedoch mit dem Deutschen als Fremdsprachenlehrer in Sprachschulen arbeiten können, was auch sehr gut bezahlt wurden.