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Bester Film des Jahres 1999
AMERICAN BEAUTY
(AMERICAN BEAUTY)
Produktion: Dreamworks Pictures; Produzent: Bruce Cohen & Dan Jinks; Regie: Sam Mendes; Drehbuch: Alan Ball; Kamera: Conrad L. Hall; Schnitt: Tariq Anwar & Christopher
Greenbury; Musik: Thomas Newman; Kostüme: Julie Weiss; Ausstattung: Naomi Shohan;
Make-Up: Tania McComas
Darsteller: Kevin Spacey (Lester Burnham), Annette Bening (Carolyn Burnham), Thora
Birch (Jane Burnham), Wes Bentley (Ricky Fitts), Peter Gallagher (Buddy Kane), Mena Suvari (Angela Hayes), Allison Janney (Barbara Fitts), Scott Bakula (Jim Olmeyer), Chris Cooper
(Colonel Fitts), Sam Robards (Jim Berkley), Barry Del Sherman (Brad)
Länge: 117 Min.
Annette Bening, Thora Birch und Kevin Spacey (v.l.n.r.): Eine glückliche Familie?
Filme mit einem zeitgenössischen Inhalt besaßen nie die Gunst der Mitglieder der
Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Schaut man in die Liste der Besten
Filme der vergangenen Jahrzehnte, so sind es nicht einmal zwanzig Filme, denen
man zugestehen kann, dass sie sich mit einem zeitgenössischen Thema befassen.
Historiendramen, Musicals, Kriegsfilme und Biografien dominieren in der Liste
der mit dem Oscar für den Besten Film des Jahres ausgezeichneneten Filme.
Für die amerikanische Filmwelt war es schon fast eine Sensation, als das National
Board of Review am 7. Dezember 1999 den ersten von Sam Mendes inszenierten Kinofilm AMERICAN BEAUTY zum Besten Film des Jahres wählte. Diese Auszeichnung war
zwar noch kein Hinweis auf mögliche Oscar-Nominierungen geschweige denn Oscar-Gewinne, als aber die Directors Guild of America Sam Mendes für diese satirische
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Bester Film des Jahres 1999
Brilliante Bildsprache: Kevin Spacey untergeordnet im Büro seines Chefs als auch
auf einer Party im Beisein seiner Ehefrau und deren Liebhaber (Peter Gallagher)
Geschichte über den Alltag einer amerikanischen Mittelstandsfamilie am 24. Januar
2000 als Besten Regisseur auszeichnete und AMERICAN BEAUTY eine Woche später den
Golden Globe für das Beste Filmdrama erhielt, verdichteten sich die Spekulationen
hinsichtlich möglicher Oscar-Gewinne, obwohl keine der drei anderen führenden
Kritikerorganisationen diesen Film als Besten Film des Jahres ausgezeichnet hatten.
Deren Favoriten hießen TOPSY-TURVY (TOPSY-TURVY – AUF DEN KOPF GESTELLT), BEING
JOHN MALKOVICH (BEING JOHN MALKOVICH) beziehungsweise THE INSIDER (THE INSIDER).
Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences veröffentlichte am 15. Februar
2000 ihre Nominierungen für die 72. Oscar-Verleihung. Zu den Besonderheiten gehörten dabei weniger die acht Nominierungen für AMERICAN BEAUTY, als vielmehr
die Tatsache, dass aus dem Kreis der bisherigen Mit-Favoriten nur THE INSIDER als
Bester Film des Jahres nominiert wurde. Die anderen Mitbewerber in dieser Kategorie THE CIDER HOUSE RULES (GOTTES WERK UND TEUFELS BEITRAG), THE GREEN MILE (THE
GREEN MILE) und THE SIXTH SENSE (THE SIXTH SENSE – DER SECHSTE SINN) waren bei den
bereits erfolgten Preisverleihungen – von wenigen Nominierungen abgesehen –
nahezu leer ausgegangen.
Am 26. März 2000 war die Überraschung – trotz einiger Voraussagen – dann
perfekt: AMERICAN BEAUTY gewann nicht nur den Oscar als Bester Film des Jahres
1999, sondern wurde in vier weiteren Kategorien ausgezeichnet. Zum Gewinn der
«Big Five» fehlte lediglich Annnette Bening, die zwar als Beste Hauptdarstellerin
nominiert war, aber gegen Hilary Swank in BOYS DON’T CRY (BOYS DON’T CRY) verlor.
Um zu verstehen, warum es gerade für die Academy of Motion Picture Arts and
Sciences nicht selbstverständlich war, gerade AMERICAN BEAUTY zum Besten Film des
Jahres zu wählen, muß man wissen, dass die Mitglieder der Academy inzwischen einen relativ hohen Lebensaltersdurchschnitt haben und in ihren Meinungen über das,
was in einem Film dargestellt werden sollte, eher konservativ eingestellt sind. AMERICAN BEAUTY ist aber kein konservativer Film. Er erzählt die Geschichte des frustrierten
amerikanischen Mittelständlers Lester Burnham, der gleich zu Beginn des Films aus
dem Off verkündet: «In weniger als einem Jahr werde ich tot sein. Natürlich weiß ich
das noch nicht, aber in gewisser Weise bin ich jetzt schon tot.»
Lester Burnham steckt in der Midlife-Crisis. Er hat Stress mit seiner Ehefrau Carolyn, wird von seiner Tochter Jane als Vater nicht ernst genommen und steht beruflich vor dem Rausschmiss. Der einzige Höhepunkt des Tages ist für ihn die all319
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Ankämpfen gegen das Älter- und Vergessenwerden: Lester beim Joggen und Gewichtestemmen
morgendliche Masturbation unter der Dusche. Erst als er anlässlich eines Basketballspiels, bei dem seine Tochter als Cheer-Leader auftritt, deren Freundin Angela
sieht, werden Erinnerungen an längst vergangene Zeiten geweckt. Zunächst kündigt Lester seinen ohnehin bedrohten Job und erpresst dabei ein Jahresgehalt als
Provision. Danach legt er richtig los: er kauft sich einen roten Sportwagen, treibt
Sport und beginnt wie zu seinen besten Studentenzeiten Haschisch zu konsumieren. Insbesondere dabei wird er von Ricky, dem Sohn seiner neuen Nachbarn unterstützt. Trotz seines brutalen und herrischen Vaters, der regelmäßige Drogentests
mit seinem Sohn durchführt, betätigt sich Ricky als Dealer. Sein Hobby, das Filmen
seiner Umwelt nahezu rund um die Uhr, finanziert er auf diese Art und Weise, gibt
aber seinem Vater gegenüber an, neben der Schule lukrative Jobs zu haben. Aus
anfänglicher Abneigung entwickelt sich zwischen Lesters Tochter Jane und Ricky
eine Freundschaft, für die insbesondere Janes Freundin Angela, die ständig mit ihren Männererfahrungen angibt, kein Verständnis hat. Als Angela merkt, dass Janes
Vater ein Auge auf sie geworfen hat, flirtet sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit
hemmungslos mit Lester, der, sobald er auch nur an Jane denkt, rote Blütenblätter
sieht und sich in sexuelle Phantasien flüchtet.
Während seine Ehefrau Carolyn ein Verhältnis mit ihrem Konkurrenten, dem
Makler Buddy Kane eingeht, nimmt Lester einen Job in einem Schnellrestaurant
an und kifft regelmäßig mit Ricky. Auf Grund der falschen Interpretation eines
Zusammentreffens zwischen Lester und Ricky outet sich dessen Vater Lester gegenüber als homosexuell – wird jedoch von diesem zurückgewiesen. Als Lester
danach allein in seiner Küche sitzt und ein altes Familienbild betrachtet, hält ihm
jemand von hinten eine Pistole an den Kopf – und drückt ab.
Dem Drehbuchautor Alan Ball und dem Theatermann Sam Mendes ist mit AMERICAN BEAUTY eine durchaus prägnante Beschreibung der amerikanischen Gesellschaft zum Ende des 20. Jahrhunderts gelungen. Dass diese riskante Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie nicht ins Lächerliche abgleitet, ist sicherlich vor allem das Verdienst von Kevin Spacey, der den Aussteiger Lester Burnham
derart überzeugend spielt, dass ihm das Mitleid der Zuschauer nach seiner Ermordung sicher ist. Aber auch Chris Cooper in der Rolle des brutalen Ex-Marines
Colonel Fitts und sein von Wes Bentley dargestellter Sohn Ricky liefern äußerst
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Annäherung mit der Videokamera: Wes Bentley und Thora Birch
bemerkenswerte Darstellungen, für die eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller mehr als gerecht gewesen wäre. Die amerikanische Schauspieler-Gilde (Screen Actors Guild) zeichnete das gesamte Ensemble von AMERICAN
BEAUTY als Beste schauspielerische Gesamtleistung aus und Wes Bentley gewann
den Preis des National Board of Review als Bester männlicher Newcomer.
Sowohl in den USA als auch in Deutschland war AMERICAN BEAUTY an den Kinokassen sehr erfolgreich: Mit knapp vier Millionen Besuchern belegte der Film in
Deutschland Platz vier der Liste der finanziell erfolgreichsten Filme von 2000 und
in den USA spielte der schonungslose Blick hinter die Fassade einer amerikanischen
Mittelstandsfamilie immerhin die stolze Summe von 130 Millionen Dollar ein.
Oscar-Nominierungen (8):Film
Regie
Hauptdarsteller (Kevin Spacey)
Hauptdarstellerin (Annette Bening)
Drehbuch [original]
Kamera
Schnitt
Musik
Oscar-Gewinne (5):
Film
Regie
Hauptdarsteller (Kevin Spacey)
Drehbuch [original]
Kamera
Weitere Nominierungen:
THE CIDER HOUSE RULES – Miramax Films / Film-Colony Prod.
THE GREEN MILE – Darkwoods/Paramount
THE INSIDER – Mann / Roth Prod.
THE 6TH SENSE – Spyglass Entertainmant / Hollywood Pictures
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