Schlbr35.

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Schlbr35.
MITEINANDER
SCHULBRIEF
FREIE
NR. 35 · Dezember 2010
WERKSCHULE
MEISSEN
—
Editorial
Was am Ende zählt ...– die
etwas andere Abiturrede
von Michael Klarfeld
Zu Beginn erklingt aus dem Lautsprecher eine fremde Stimme:
„Der Mensch. Die wohl geheimnisvollste Spezies unseres Planeten. Ein
Mysterium offener Fragen. Wer sind
wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Woher wissen wir, was wir zu
wissen glauben? Wieso glauben wir
überhaupt etwas? Unzählige Fragen,
die nach einer Antwort suchen. Einer
Antwort, die wieder eine neue Frage
aufwerfen wird und die nächste Antwort wieder die nächste Frage und so
weiter und so weiter. Doch ist es am
Ende nicht immer wieder die gleiche
Frage? Und immer wieder die gleiche
Antwort?“
Um ehrlich zu sein – ich weiß es nicht.
Ich weiß ja manchmal noch nicht einmal, welche Socken ich früh anziehen
soll oder wie man eine ordentliche Einleitung zu einer Abschlussrede macht.
Aber schon sind wir mittendrin.
Liebe Ex-Schüler der Klasse 13,
vor drei Jahren habt Ihr mit dem Real­
schulzeugnis in der Hand bei einer
ähnlichen Veranstaltung (ungefähr
500 Meter Luftlinie von hier) gesessen.
Irgendjemand stand auf der Bühne
und sang: „Jetzt bin ich froh. Hohohoho.“ (Kleine Anmerkung: Es war nicht
der Weihnachtsmann).
Und wir alle dachten damals, dass nur
noch zwei Jahre Schule vor Euch liegen
würden. Am Ende der damaligen Sommerferien musstet Ihr aber überrascht
zur Kenntnis nehmen, dass Ihr erst
2010 Euer Abitur in den Händen halten
würdet, und dass die Freie Werkschule
quasi über Nacht zum Wirtschaftsgymnasium mutiert war. Niemandem war
mehr danach zumute, „Hohohoho“ zu
singen.
Am ersten Schultag der Oberstufe saßen wir das letzte Mal in der Baracke
am Neumarkt zusammen, dann zogen
wir auf den Crassoberg in ein Klassenzimmer, das „sehr eng um die Hüfte
lag“, welches wir aber auch in einer
Nacht- und Nebelaktion gegen ein etwas größeres Zimmer eintauschten, in
dem ihr mittlerweile viele Stunden Eures Lebens verbracht habt (am Anfang
allerdings recht wenige Deutsch-Stunden).
Eure damalige Klassenlehrerin Doreen
war krank und der Ersatz fehlte, die
Schulleitersituation war etwas „diffizil“ (das ist ein anderes Wort für
„ätzend“), die Organisation der Oberstufe glich dem U-Bahn-Fahrplan von
Tokio/einer Bedienungsanleitung für
ein Ikea-Regal, und es gab sicherlich
noch Hunderte andere kleine und
große Dinge, die für einen hohen und
konstanten Frustpegel sorgten.
Kein guter Start in die Oberstufe. Einige Probleme sind mittlerweile geklärt
und aus dem Weg geräumt, zum Beispiel war ja bis letzten November noch
unklar, ob die Schule als Gymnasium
anerkannt wird. Das ist sie und somit konntet Ihr tatsächlich auch Eure
Abi­turprüfung bei uns (an der Schule)
ablegen.
Andere Sachen bleiben problematisch.
Was ich an Eurer Klasse einerseits geschätzt, andererseits verflucht habe,
ist, dass Ihr ein unglaublich scharfes
Auge für diese Schwachstellen und Probleme hattet. Und wenn man sich als
Lehrer traute, sich die Zeit zu nehmen
und Euch wirklich zuzuhören, konntet
Ihr in den meisten Fällen sehr sachlich
auf den Tisch bringen, was Euch stört.
Und darin liegt meiner Meinung nach
der große Unterschied dieser Schule
zu anderen Schulen: Ihr werdet gehört
und gesehen.
Wenn die Schule diese Eigenschaft
verliert, Euch als Person wahrzunehmen und nur noch Schüler sieht, dann
können wir am Crassoberg das Licht
ausschalten. (Dieses – ich nenne es
mal „pädagogische Prinzip“ - relativiert viele Probleme.)
Was höre und sehe ich, wenn ich an
Euch denke?
Ich sehe die künstlerisch Begabten,
die im Gemeinschaftskunde- oder Biologieunterricht Poster entwerfen, die
jedem Designer Freudentränen in die
Augen treiben.
Ich sehe Schüler, die bei Müslikunst
Performances von einer Qualität
durchführen, die man sonst nur bei
Kunststudenten im Hauptstudium
sieht (oder bei völlig bekifften Künstlern).
Ich sehe die Gedichte- und Prosa­
schreiber, die mit wenigen Worten
sofort ganz emotionale Bilder hervorrufen können. Oder die Musiker, die
mal eben schnell ein äußerst kompliziertes Schlagzeugduett im 6/5-Takt
improvisieren oder solche, die ihre Instrumente so gut beherrschen, dass
man meint, sie seien schon vor ihrer
Geburt in der Musikschule gewesen.
Ich sehe die Nachdenklichen, Stillen,
die sich den Kopf zerbrechen über
Fragen, wie wir sie am Anfang dieser
Rede gehört haben – woher wir kommen und wohin wir gehen – und die
sich nicht mit pauschalen Antworten
zufrieden geben.
Ich sehe unter Euch Leute, die noch
wirklich mit anderen mit-leiden können und nicht nur auf sich selber
schauen.
Ich sehe ehrgeizige und hart arbeitende Menschen, die bis in die frühen
Morgenstunden lernen, Sportler, die es
lieben, wenn sie an ihre Grenzen kommen (nach dem Motto: „Schmerz ist
Weichheit, die den Körper verlässt“).
Es gibt unter Euch sehr Korrekte und
sehr Entspannte und die etwas zu Entspannten.
Ich sehe außerdem Überlebenskünstler, die in der Schule immer am
Schwimmen waren – aber auch immer
oben.
Was sehe ich noch, wenn ich Eure Klasse ansehe?
Ich sehe das erste Werkschul-Baby und
die Freude und Sorge und Hoffnung
und Verzweiflung und Schönheit, die
ein Kind mit sich bringen wird.
Ich sehe kranke Menschen, die manchmal nicht wissen, wie es weitergehen
soll, die sich wünschen, dass alles einfach normal ist, aber das ist es nicht,
und es schreit zum Himmel.
Ich sehe Leute, denen ständig gesagt
wird, sie müssen mal „den Gürtel enger schnallen“, die aber gar keine
Hosen anhaben.
Ich sehe vier Leute, die das Abitur nicht
geschafft haben.
Unter Euch gibt es Leute, die weinen,
wenn‘s keiner sieht, die aber immer
fröhlich sind.
Ich sehe besondere Menschen – mit allen Höhen und Tiefen.
Und ich sehe Menschen, die, genau wie
ich und jeder andere hier auch, immer
wieder einer enormen Lüge auf den
Leim gehen. Diese Lüge behauptet,
dass sich unser Wert als Mensch darin
beweist, wie leistungsfähig wir sind.
Ihr bekommt heute eine Bescheinigung
über eine wirklich hart erarbeitete Leistung – Euer Abiturzeugnis. Das hier ist
aber keine Veranstaltung, die irgendetwas mit Eurem Wert zu tun hat.
Was ist das Abitur? Es ist eine Bescheinigung dafür, dass Ihr in der Lage seid,
von der Gesellschaft vorgegebene
Informationen aufzunehmen, zu ver-
—
arbeiten und im richtigen Moment
(sprich: Prüfung) wiederzugeben. Es
erlaubt Euch zu studieren, also mehr
Information aufzunehmen, zu verarbeiten und im richtigen Moment
(sprich: Examen) wiederzugeben.
Darin hat das Abitur seinen Sinn und
seine Berechtigung. Es selektiert, und
das muss es auch. Niemand von uns
möchte schließlich von einem Arzt
behandelt werden, der nicht Medizin
studiert hat – oder von einem Lehrer
unterrichtet werden, der keine Ahnung von seinem Fachgebiet hat.
Aber besonders als Deutsche definieren wir uns oft so sehr über unsere
Leistung. Bitte begeht nicht diesen
Fehler. Und verurteilt nicht andere,
die schlechter abschneiden, als ihr. Ich
möchte dazu gerne einen (Bibel)text
zitieren, der oft zu Hochzeiten ausgegraben wird, und bin so frei, ihn etwas
umzuformulieren.
„Wenn ich mit Menschen- und mit
Engelzungen redete, und hätte die
Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes
Erz oder eine klingende Schelle. Und
wenn ich all meinen Besitz den Armen
gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre
mir‘s nichts nütze. Und wenn ich einen Abiturdurchschnitt von 1,0 hätte
und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis, z.B. wie man englische
Relativsätze mit einem Present Participle verkürzt, ein expressionistisches
Gedicht interpretiert, aus einer mathematischen Formel die zweite Ableitung
bildet und mit dem Bruttosozialprodukt aller Länder Afrikas multipliziert
(und das auf Spanisch im Subjunctivo)
- und ich wäre so sportlich, dass ich
mit meinen bloßen Händen Berge versetzte, und hätte die Liebe nicht, so
wäre ich nichts.“
Das ist kein Plädoyer dafür, alles hin
zu schmeißen und nichts mehr zu machen, sondern ein Aufruf, das, was
man leistet wieder in die richtige Perspektive zu rücken.
Meine Kollegen und ich möchten Euch
heute ermutigen, dass Ihr weiter Euer
Bestes gebt, egal, wo es Euch hin verschlägt. Hört nie auf, zu kämpfen und
auch mal mehr zu machen, als das, was
von Euch verlangt wird. Aber bitte vergesst dabei nie, dass Ihr unabhängig
von dem, was Ihr tut oder nicht tun
könnt, sehr wertvolle Menschen seid.
Noch ein Gedanke: Ihr seid nicht alleine. Dieser ganze Raum ist voller
Menschen, die in irgendeiner Form an
Eurem Leben Anteil nehmen. Besonders Eure Eltern haben wahrscheinlich
genauso unter dem Abiturstress gelitten wie Ihr, weil sie Euch lieben. Und
wir Lehrer können ein Lied davon singen, wie Eltern kämpfen, wenn ihre
Kinder ungerecht behandelt werden.
Seid dankbar für Eure Eltern, auch
wenn Sie vielleicht in Euren Augen
etwas putzig sind – sie haben Euch
dieses Leben geschenkt und – ob Ihr
es glaubt oder nicht – sie lieben Euch,
egal ob ihr etwas leistet oder nicht.
Ich danke Euch. Wir werden Euch sehr
vermissen. Ich werde heute Abend etwas wein(en) trinken.
Und jetzt raus mit Euch ins Leben!
Michael Klarfeld
Frederike Becker
Anna Binner
Michael Binner
Josephine Clauß
Evgenija Cotta
Jan Dehmelt
Clemens Ehlers
Hanna Gellner
Felix Haase
Hans-Ulrich Hahn
Johannes Hartmann
Susann Lehmann
Franziskus Nacke
Judith Nickel
Deborah Oehler
Sarah Schaltke
Moritz Stephan
Lisa Weinhold
Unser erster Abiturjahrgang
Mit dieser sehr persönlichen und nicht alltäglichen Abirede von Michael Klarfeld wurde im Sommer 2010 unser
erster Abiturjahrgang entlassen. Von den 18 Schülern, die
angetreten sind, haben 15 das Abitur geschafft. Die Noten
im Abiturzeugnis lagen zwischen 1,5 und 2,9. Das macht
einen Gesamtdurchschnitt von 2,21. Die Abiturbesten waren Jospehine Clauß, Judith Nickel und Jan Dehmelt mit
einem Durchschnitt von 1,5. Susann Lehmann wurde für
die beste schriftliche Prüfung in den Fächern Volkswirtschaftslehre/Betriebswirtschaftslehre und Mathematik
ausgezeichnet. Wir sind gespannt, wie sich die Schüler
unseres ersten Abiturjahrgangs mit ihren Werkschulerfahrungen in Studium, Ausbildung und in ihrem ganz
persönlichen Werdegang bewähren.
—
Pädagogik
Das Ende der
Geschichte...
prophezeite bereits 1992 der japanische Politologe Francis Fukuyama.
Die historischen Ereignisse der folgenden Jahre führten Fukuyamas
kühne These ad absurdum. Selbst
die jüngste Vergangenheit, wie etwa 9/11, ist längst zur Geschichte
geworden und hat uns alle selbst zu
Zeitzeugen eines historischen Ereignisses gemacht.
Geschichte in Schule und Unterricht widmet sich daher nicht nur
den bloßen historischen Abläufen
und Jahreszahlen, sondern auch der
Methodik, mit der sich die Schüler
eigenständig neue historische Themenfelder erschließen können. Beim
Geschichtsunterricht an der Freien
Werkschule Meißen steht daher nicht
Lernpate sein
Matheunterricht in Klasse 6:
Seit einigen Wochen beschäftigen
sich die 6er mit der Bruchrechnung.
Lernen, warum Brüche manchmal
gemein sind, wie diese addiert, subtrahiert, multipliziert werden und
erfahren, was es mit dem „doppelten
Beschiss“ auf sich hat. Das Lernziel
für jeden Schüler ist, die Rechenoperationen im Bereich der gebrochenen
Zahlen sicher zu beherrschen. Na ja,
jedenfalls so sicher, dass man den
Selbsttest, dann den Test und irgendwann die Klassenarbeit erfolgreich
meistern kann.
Matheunterricht in Klasse 11:
Seit einigen Wochen beschäftigen
sich die 11er mit Termumformungen,
Doppelbrüchen, Betragsgleichungen
und dem Gauß- Algorithmus. Lernen,
Forscher- und Lesezeit
Ein Projekt der 3. und 1. Jahrgangsstufe
Jeden Donnerstag 8:00 Uhr das gleiche Bild: munteres Treiben in den
Klassenräumen der ersten Jahrgangsstufe: „Ist mein Lesepate schon da!“,
„Ich gehe schon mal in die Dritte. Aaron wird schon auf mich warten.“
Mit Sachbüchern, Schreibzeug und
dem „Roten Buch“ machen sich die
Partner auf den Weg, suchen sich
nur die reine Erfüllung des Lehrplans
im Vordergrund, sondern auch eine
fundierte methodische Ausbildung
der Schülerschaft. Bisweilen ist dies
schwierig, da der Geschichtslehrplan
für Mittelschulen in Sachsen auf ein
vollständiges Geschichtsbild abzielt,
das – aller Stofffülle zum Trotz – mit
dem Ende der Klasse 9 erreicht werden
soll. Darüber hinaus ist Geschichte ab
Klasse 10 zu einem fakultativen Schulfach geworden, wodurch komplexere
Lerninhalte wesentlich frühzeitiger
als bisher behandelt werden. Umso
wichtiger ist es daher, den Schülern
ein weitläufiges Methodenwissen im
Umgang mit historischen Quellen zu
vermitteln. Hierzu zählen Kenntnisse
über die verschiedenen Arten von
Quellen in Text, Bild, Ton und Film, als
auch die entsprechende Methodik,
um die Quelle „sprechen zu lassen“.
Aller Anfang ist bekanntlich schwer
und so benötigen Schüler viel Zeit
und Übung, um eine Karikatur auszuwerten oder eine Textquelle zu
erschließen. Dass dies aber nach ein
paar Schuljahren schon ausgezeichnet klappt, beweist unser jährlicher
Geschichtswettbewerb Codex Historicum, ebenso wie die Teilnahme an
Wettbewerben auf Bundes- und Landesebene.
Das Ende der Geschichte ist noch
lange nicht in Sicht und so ist es unerlässlich, dass sich unsere Schüler
auch über die Zeit der Schule hinaus
mit historischen Inhalten auseinandersetzen. Denn die Probleme der
Gegenwart können wir ohne Kenntnis
der Vergangenheit nicht bewältigen.
warum auch hier Brüche manchmal
gemein sind. Man merkt, dass es notwendig ist, die Bruchrechnung zu
wiederholen und erinnert sich, was
es mit dem „doppelten Beschiss“ auf
sich hatte. Um die Lernziele in der
Oberstufe erreichen zu können, muss
man offensichtlich trotz Taschenrechner die Rechenoperationen im
Bereich der gebrochenen Zahlen sicher beherrschen.
Na ja, zum Glück gibt es die Übungsblätter aus Klasse 6 mit Zahlenrätseln,
Ausmalrechnungen und mathematischen Puzzle-Spielen passend zum
Thema. Das waren noch Zeiten!
Warum also nicht das Notwendige
mit dem Nützlichen verbinden und
das nicht nur in Mathe?
Seit Oktober gibt es an unserer
Schule rund 50 Lernpatenschaften.
Schüler unserer Klassen 11 und 13
und vom St. Afra – Gymnasium üben
regelmäßig mit Kindern der unteren
Mittelstufe und wiederholen dabei
selbst wesentliche Grundlagen in
Mathematik und Englisch. Auch zwei
Eltern konnten als Lernpaten gewonnen werden.
Das Fazit nach einigen Wochen von
den Kleinen: Es macht Spaß, mit den
Großen zu lernen.
Das Fazit nach einigen Wochen von
den Großen: Beim Erklären fällt mir
vieles wieder ein, schön, dass wir den
Jüngeren helfen konnten.
Also – warum nicht weiter Notwendiges mit Nützlichem verbinden?
Übrigens auch für die Eltern unserer
Gymnasiasten nützlich. Sie können
geleistete Lernpaten-Stunden als Elternstunden abrechnen.
einen ruhigen Platz in den Räumen
der ersten oder dritten Jahrgangsstufe. Nach einiger Zeit kann man in
die Arbeit vertiefte Teams beobachten. Erstklässler lauschen den Texten,
die ihnen die Paten vorlesen, andere diskutieren über Forscherthemen:
„Wollen wir heute über den Elektroroller oder den Traktor forschen?“,
wieder andere gestalten bereits Aufzeichnungen über das am letzten
Donnerstag bearbeitete Thema.
Die Patenschaft zwischen erster und
dritter Jahrgangsstufe besteht nahezu seit Schuljahresbeginn. Sie begann
damit, dass die Paten aus der Dritten
den „Neuen“ den Start in die Schule leichter machten. Damals zogen
die kleinen Teams aus Pate und Patenkind durch die ganze Schule und
ergründeten gemeinsam, wie unsere
Schule funktioniert, wo das Sekretariat ist, wie die Regeln des Sportplatzes
eingehalten werden und wen man
fragen kann, wenn es ein Problem
gibt. Seit dieser Zeit treffen sich die
Felix Kollender
für die Fachschaft Geschichte
Sylke Herzog
—
Kinder regelmäßig donnerstags, um
gemeinsam zu arbeiten. Die Themen
für die gemeinsame Arbeit suchen
sich die Teams selbst. Nur selten benötigen sie die Hilfe der Erwachsenen,
um an die Arbeit zu gehen. Selbstverständlich mischen sich Kompetenzen
beider Altersgruppen. Die Älteren
sind stolz, den Jüngeren etwas zeigen
oder beibringen zu können, staunen
allerdings auch, wie viel der eine oder
andere Erstklässler bereits einzubringen vermag. Auf einmal wird es
wichtig, lesen zu können, vorzulesen,
zu helfen.
Nach ein paar Wochen steht die erste Präsentation der Ergebnisse auf
dem Programm. Noch etwas unsicher stehen manche Erstklässler mit
ihren Paten vor den anderen Teams
und berichten, woran sie gearbeitet
haben. Plakate werden gezeigt und
Geschichten vorgelesen. Erste Erfahrungen mischen sich hier mit ganz
natürlichem Tun.
Als Pädagogen erleben wir die Kinder in ganz neuen Situationen.
Die Jahrgangsmischung entfaltet
neue Potentiale, bringt Ideen in die
Gruppen. Selbst am Nachmittag begegnen sich Paten und Patenkinder
in der Hortzeit auf neue Weise. So
mancher Erstklässler schaut stolz auf
seinen „Mentor“, den er heute schon
am Foto seiner Augen erkennt. „Machen wir solche tollen Sachen auch
in der Dritten?“, fragte mich neulich eines meiner Kinder. Und als mir
Hannes heute seine Aufzeichnungen
über die Zugwege der Kraniche zeigt,
an denen er über mehrere Stunden
auch noch nach der gemeinsamen
Forscherzeit gearbeitet hat, denke
ich: „Wie würde es ihm wohl gehen,
wenn er wie manch andere Kinder
nach 12 Wochen Schulzeit „Oma im
Haus“ schreiben müsste....
Tobias Schumann
aus dem Schulleben
Theater Meißen: Das erste selbst geschriebene Stück
Die Bilder auf der Titelseite entstanden bei der Theateraufführung des selbst geschriebenen Stücks „Amy & die
verzauberten Märchen“. Mit diesem Stück begeisterten
die Klangzeitkinder der Freien Werkschule Meißen unter
der Regie von Karsten Voigt die Besucher des Meißner
Theaters. Rund 1 1/2 Stunden entführten sie die Zuschauer
in die Phantasiewelt des Mädchens Amy und in scheinbar altbekannte Märchen der Gebrüder Grimm. Doch als
Fee und Magier sich in das Geschehen einmischten, blieb
nichts mehr wie es war. Da gelangten sogar die guten alten Märchen in ein heilloses Durcheinander.
Werkschüler zum Berufsaustausch in Meißens Partnerstadt Vitry-sur-Seine
Schülerinnen und Schüler der Freien Werkschule Meißen waren in den
Sommerferien zum zweiten Mal im
Rahmen eines berufsorientierenden
Austauschs in Meißens französischer
Partnerstadt Vitry-sur-Seine. Sie arbeiteten für 2 Wochen lang bei Planète
Lilas, einer gemeinnützigen Kooperative, die aufgelassene Flächen in Vitry
urbar macht und so den Einwohnern
eine Möglichkeit bietet, Obst und
Gemüse anzubauen. Die Werkschüler halfen beim Unkraut jäten, beim
Ernten und anderen gärtnerischen
Arbeiten. Die Freie Werkschule
Meißen hat zur Umsetzung des berufsorientierenden Austauschs eine
Vereinbarung mit dem Verein Planète
Lilas geschlossen. Die Schülerinnen
und Schüler wurden während ihres
Aufenthalts in Gastfamilien aufgenommen. Der Austausch wurde erst
durch die Dr. Karl Eisele und Elisabeth
Eisele Stiftung aus Fellbach möglich.
Die Stiftung – ebenfalls aus einer
Meißener Partnerstadt – unterstützte
den Austausch ideell und finanziell.
—
Arbeiten in Frankreich
mit Familienanschluss
Nach unserer Ankunft in Vitry-sur-Seine und am vereinbarten Treffpunkt
wurden wir von unseren Gastfamilien
herzlich begrüßt. Wir standen zwar
anfangs nur ratlos da, während wir
uns von dem schnell gesprochenen
Französisch der Familien “berieseln“
ließen, verstanden aber dank Gestikulation und bereits bekannten
Wörtern bald, wer in welche Familie
eingeteilt werden sollte und wer diese waren.
Die Familien waren tatsächlich sehr
nett und brachten viel Geduld für
unsere noch nicht komplett ausgeprägten Französischkenntnisse mit.
Glücklicherweise wird Englisch auch
in Frankreich als erste Fremdsprache
gelehrt und manche waren sogar
ein-/ zweimal mit in Deutschland, sodass man sich im Notfall doch schon
mal in Englisch und manchmal auch in
Deutsch verständigen konnte, wenn
man bestimmte Wörter nicht wusste
und auch nicht im Wörterbuch fand.
Wir lernten auch bald, dass die Franzosen sehr viel Wert auf eine üppige
Mahlzeit legten. So waren sie gar
traurig, als wir am ersten Abend
nicht so viel Appetit an den Tag
legten, obwohl es so schöne Dinge
gab. Tatsächlich waren Frühstück und
Abendbrot (Mittag aßen wir bei der
Arbeit) sehr reichlich und sehr lecker.
Es gab frisches Obst und Gemüse,
Baguette und Käse, manchmal sogar
guten Wein. Die Franzosen aßen auch
ihr Brot ohne Butter und nahmen
den Belag (frischen Käse oder Pasteten und Scheibenwurst) einfach in
die andere Hand und bissen abwechselnd von Baguette und Belag ab.
Etwas auch nicht Alltägliches für uns
waren die französischen Betten. Die
zwei Matratzen hatten nicht wie bei
uns eine (zumindest hier weitverbreitete) Fläche von 90x200 cm, sondern
eine eher quadratische Form. Über
die Hälfte des Bettes gespannt und
zwischen den zwei Matratzen fixiert
war eine Art Decke, die so dünn wie
ein Laken war.
Am ersten Abend wurden uns unsere
Zimmer und Betten gezeigt, doch wir
standen ratlos da und fragten, ob wir
schon im Bett schlafen könnten, da
es für uns noch nicht einmal bezogen
aussah. Wir wurden dann aufgeklärt,
dass man sich unter die dünne „Decke“ legte und dann die Seiten des
Lakens zwischen die zwei Matratzen
klemmte, auf denen man lag. Wenn
einem trotz den sehr heißen Temperaturen, die zum Zeitpunkt herrschten
dennoch kalt wurde, lagen genug
Decken am Fußende. Es war sehr bequem und man konnte gut schlafen.
Auch war es traumhaft, früh mit dem
Geruch von frischgebackenen Croissants und Brioches aufzuwachen.
Manchmal gab es auch leckeres Müsli oder einfach Marmeladenbrote.
In Frankreich trank man Kakao und
Kaffee nicht selten aus henkellosen
Tassen, was auch bei manchen für
Verwunderung sorgte, wenn man
auf dem Frühstückstisch keine Tasse
sondern nur eine Art Becher fand, die
man für eine hohe Müslischüssel gehalten hatte.
Toll war auch, wenn es in manchen
Gastfamilien Töchter und Söhne in
ungefähr unserem Alter gab. Mit de-
nen konnte man sich noch besser
verständigen, da sie genauso lange
und gut Englisch sprachen.
Man entdeckte viele Gemeinsamkeiten und da in diesem Jahr sogar
die Fußball-WM war, schaute man an
den Spieltagen einfach mit den Familien mit, die dann auch meistens für
Deutschland zitterten, da ihr Land
ja schon recht zeitig ausschied. Für
Sportarten braucht man keine gemeinsame Sprache und so störte es
fast nicht, dass man die WM mit französischen Kommentatoren schaute.
Es war sogar ganz lustig, wie diese
unsere Nationalspieler aussprachen.
Englisch wurde für uns eine sehr wichtige Sprache, denn jeder verstand sie.
Wir konnten uns ja leider noch nicht
perfekt in Französisch trotz Wörterbuch unterhalten, obwohl manche
Familien drauf bestanden, dass man
soviel wie möglich Französisch mit ihnen sprach, damit man auch etwas
lernte.
Das war leider gar nicht so leicht,
denn manchmal verlor man selbst die
Geduld, wenn man aller paar Minuten ins Wörterbuch schauen musste,
da man einfach bestimmte Begriffe
nicht wusste. Dadurch kamen Unterhaltungen ins Stocken, was ziemlich
schade war. Aber man lernte dennoch was und wenn es nur Englisch
war, wenn die Familien doch lieber
Englisch sprachen, weil man sich besser unterhalten konnte.
Die Familien waren so freundlich und
geduldig, dass der Aufenthalt trotz
extremer Hitze eine wunderschöne
Erinnerung wurde. Man schickte uns
sogar für die Eltern typisch französische Leckereien mit, wie Käse und
Wein, den man dann gut verpackt im
Koffer nach Hause transportierte und
zum Glück blieb alles ganz.
Manche von uns haben auch jetzt
noch Kontakt zu ihren Gastfamilien
und schreiben sich oft E-Mails, in
denen man natürlich versucht soviel
wie möglich Französisch zu schreiben
und die Gastfamilien versuchen sogar
in Deutsch zu antworten. Diejenigen
von uns, die schon vorher ganz gut
Französisch konnten versuchen sich
sogar am Telefon auf gutem Französisch.
Wir werden die Zeit nie vergessen
und freuen uns darüber, dass wir nun
auch Freunde in Frankreich haben.
Meika Lehmann
—
The Germans
Dass ein zweiwöchiges Praktikum in
der 9. Klasse anstehen würde war uns
klar, also warum nicht dieses Praktikum in England absolvieren, dachten
wir (Eva, Johanna, Miriam und Judith) uns. Leider war es dann doch
ein wenig komplizierter, als anfangs
gedacht. Der Platz an der Ninestiles
School war schnell gefunden. Nun
ging es an das Bewerbung schreiben auf Englisch. Nachdem wir dies
geschafft und unseren Platz an der
Ninestiles School sicher hatten, war
unsere nächste Aufgabe, eine Gastfa-
milie und günstige Flüge zu finden,
was sich als sehr mühselig erwies.
Wir kamen am Ende alle bei Lehrern
unter. Bald ging es dann auch schon
los. Sylvia Berndt begleitete uns die
erste Woche. Zum Glück kannten
wir uns in der Schule schon ein wenig aus, da wir vor zwei Jahren schon
einmal für einen Schüleraustausch in
Ninestiles zu Gast waren. Der Lieblingssatz der englischen Schüler war:
“ Ohh the Germans!“, den man ständig und überall, egal ob im Unterricht
oder auf dem Flur zu hören bekam.
In der Schule teilten wir uns in zwei
Gruppen von je zwei Leuten. Die ei-
nen gingen die erste Woche in die
Förderschule und die anderen beiden
in die languages classes, also Sprachklassen. Besonders die Lehrer waren
ganz entgegen unseren Erwartungen
sehr nett und hilfsbereit. Auch mit
der Verständigung klappte es wirklich
super. Da wir am Wochenende noch
nichts geplant hatten, nahmen uns
unsere Gastfamilien mit zum Campen
in den Forest of Dean, in Wales. Leider waren die zwei Wochen am Ende
viel zu kurz und wir wären gerne länger geblieben. Wirklich eine sehr tolle
Erfahrung!
Es hat gereicht. Der eingereichte
Kurzfilm war witzig, frech und machte Lust auf die Tour durch Europa. Die
noch fiktive Reise startete in Brüssel
mit allerlei Wissenswertem über die
Europäische Union, denn „etwas
Politik kann nicht schaden...!“. Beim
Baden in Le Havre kam dann das notwendige Strandfeeling auf. Und mit
Lebensfreude und der Vorstellung
von Musette und Baguette landete
die Reisegruppe schließlich in der Liebesstadt Paris. Aus der Fiktion wurde
mittlerweile Wirklichkeit. Die Klasse
10 startete Anfang November, um
genau diese Route zurückzulegen –
begleitete von einem MDR-Filmteam
und finanziert durch die Europäische
Union.
Mit dem JUMP-Bus durch
Europa
Der Anruf kam unvermittelt am Freitagnachmittag. Am anderen Ende
eine Redakteurin von MDR-JUMP: „Sie
wolle die Zehntklässler der Werkschule kurzfristig zum Sido-Konzert nach
Leipzig einladen. Bei dem Konzert
sollten die Gewinner der JUMP-Europatour bekannt ge­geben werden.
Gleich am kommenden Montag, etwas kurz zwar, aber es wäre schon
schön, wenn es klappen würde.“
Über Facebook ist es heutzutage
zum Glück kein Problem, die Schüler schnell zu aktivieren und so war
die Klasse am Montagabend nahezu
komplett, als der JUMP-Bus die Schüler von der Werkschule abholte und
nach Leipzig brachte.
Die Werkschüler der Klasse 10 hatten
sich zuvor mit einem selbst gedrehten
Film um die JUMP-Europatour beworben und waren in die engere Auswahl
gekommen. Doch würde es auf Platz
1 reichen? Immerhin hatten sich 75
Schulen um den attraktiven Preis beworben.
Claire from Texas
Seit September dieses Jahres ist Claire
Weaver aus Texas, USA als Fremdsprachenassistentin bei uns an der Schule.
Sie begleitet den Englisch- und Spanischunterricht in verschiedenen
Klassenstufen, unter anderem Klasse
1 und Klasse 13! Durch ihre persönlichen Erfahrungen und die Tatsache,
dass Englisch ihre Muttersprache ist,
trägt sie sehr viel dazu bei, dass die
englische Sprache und Landeskunde
nicht nur abstrakte Themen bleiben.
Eines ihrer Anliegen ist es, dass man
Texas nicht nur mit republikanischen
Präsidenten, Waffen und der Todesstrafe in Verbindung bringt, sondern
auch die kulturelle Vielfalt ihrer Heimat kennen lernt. Claire wird bis zum
Ende des Schuljah­res bei uns bleiben.
Sie spricht neben Englisch fließend
Spanisch und Deutsch (obwohl der
sächsische Dialekt manchmal für sie
noch etwas schwer zu verstehen ist).
Clare Weaver (im Bild unten)
—
Schulträgerverein feiert
10-jähriges Bestehen
Am 20. November 2000 wurde der
Schulträgerverein „Miteinander – Freie
Werkschule Meißen e.V.“ gegründet.
Die Mitglieder des Schulträgervereins
und des Initiativkreises, der wesentliche Impulse bei der Gründung und
Entwicklung der Schule setzte, arbeiteten ein Jahr lang am pädagogischen
Konzept und der Genehmigung der
Freien Werkschule Meißen. Im August
2001 konnten die Grund- und Mittelschule mit einer 1. und einer 5. Klasse
an den Start gehen. Die Gründungsvorstände des Schulträgervereins mit
Stephan Nierade, Jochen Neidhardt,
Ralf Huber, Beate Voigt, Ute Spindler,
Holger Hrasky und Kay Gregori und
die Vertreter des Initiativkreises mit
Roswitha Schäfer, Jörg Hampel, Helge
Landmann, Bernd Oehler und Gothart
Israel wurden bei der Mitgliederversammlung am 13. November 2010
für ihr Engagement geehrt.
Interview
mit Marion McKay
Liebe Marion,
es ist zur guten Tradition geworden,
in unserem Schulbrief die Pädagogen
unserer Schule nä­her zu vorstellen
und vielleicht das eine oder andere zu
erfahren, was man so nicht vermutet
hätte. Du bist nun schon das 4. Jahr
an der Werkschule, Zeit also, um auch
über Dich mehr zu erfahren.
Wie bist Du an unsere Schule gekommen?
Eine frühere Kollegin hat mir von einer freien Stelle an der Werkschule
erzählt. Es würde eine Lehr­kraft für
Englisch gesucht. Da ich zu der Zeit
als Honorarlehrerin an verschiedenen
Schulen tätig war, dachte ich, es wäre
an der Zeit wieder fest an einer Schule
zu arbeiten. Ich hatte ein Gespräch mit
Doro und zwei Wochen später habe ich
hospitiert und anschließend eine Probestunden gehalten. Und dann ging
alles ganz schnell...Mittlerweile bin
ich das 4. Schuljahr hier und seit über
einem Jahr sogar Klassenlehrerin.
Was unterrichtest Du zur Zeit?
Ich unterrichte zur Zeit Englisch in
Klasse 6 und 7.
Wie würdest Du die Art Deines Unterrichtens beschreiben?
Streng, aber herzlich. Ich versuche im-
mer ein Ohr zu haben für die Probleme
der Schüler und komme den Kindern
und Jugendlichen oft entgegen. Andererseits erwarte ich aber auch eine
gewisse Leis­tungsbereitschaft.
Ist die Art Deines Unterrichts auch
durch Erfahrungen in Deiner eigenen Schulzeit geprägt?
Ja, ich denke in manchen Situationen
schon. Gerade wenn nicht viel Zeit
vorhanden ist, um lange über Handlungsweisen nachzudenken, sondern
schnelle Reaktionen gefordert sind,
greift man eher auf gelernte Verhaltensmuster zurück, die durchaus durch
Erfahrungen geprägt sind, die schon
recht lange zurückliegen. Aber ich
hatte das Glück, viele positive Erfahrungen zu machen, gerade was meine
eigenen Englischlehrer anbetrifft. So
legten diese z.B. sehr viel Wert auf lautes Lesen, was heute in vielen Schulen
gar nicht mehr so praktiziert wird. In
meinem Unterricht nimmt das Lesen
aber einen zentralen Stellenwert ein.
Was liegt Dir neben dem Vermitteln
des Unterrichtsstoffes noch am
Herzen?
Ich wünsche mir, dass sich die Schüler in meinen Klassen ein Stück weit
zuhause fühlen und sie angstfrei lernen können. Sie sollen wissen, dass
sie mit ihren Problemen zu mir kommen können. Ich möchte aber auch
dazu beitragen, dass die Kinder und
Jugendlichen erkennen: Es lohnt sich,
sein Wissen und seine Kenntnisse zu
erweitern. Es kann Spaß machen, für
sich und nicht in erster Linie für Zensuren zu lernen. Ich möchte, dass sich
die Schüler an Fragestellungen festbeißen und selb­ständig denken. Auch
wenn der Weg manchmal steinig ist.
In einer englischen Schule las ich auf
ei­nem Plakat: “The roots of learning
are bitter, but the fruits are sweet“ Ich
denke nicht, dass der Weg immer bitter sein muss, aber manchmal lässt es
sich nicht umgehen.
—
Du warst letztes Schuljahr mit der
Klasse 7 zum Schüleraustausch in
Birmingham. Im Juni 2011 begleitest Du wieder eine 7. Klasse nach
England. Was reizt Dich an diesem
Comenius-Projekt?
Seit ich denken kann, war ich fasziniert von der Idee „Europa“ und ich
liebe es, in fremde Kulturen einzutauchen. Internationale Kontakte,
Freunde in verschiedenen Ländern
und nicht zuletzt die Ehe mit einem
Schotten ermöglichen es mir praktisch
täglich, interkulturelle Erfahrungen zu
machen. Und Sprache, in diesem Fall
Englisch, öffnet Türen in neue, andere Kulturen. Die Möglichkeit unserer
Schüler, diese Tür einen Spalt weit aufzumachen und die Sprache nicht nur
als Schulfach, sondern als Brücke in
eine neue Welt zu begreifen, stellt eine ungeheuer wertvolle Chance dar.
Gerade Bir­mingham als Schmelztiegel
unterschiedlichster Kulturen und ethnischer Gruppen bietet enorm viele
Ansatzpunkte, den eigenen Horizont
zu erweitern und die eigene Lebensweise zu reflektieren. Ich hoffe, dass
dieses Projekt noch viele Jahre Teil unseres Sprachunterrichts sein wird.
Was wünschst Du Dir anders in unserer Schullandschaft?
Es wäre gut, wenn wir noch mehr
freie Schulen mit unterschiedlichen
Konzepten hätten und sich die staatli-
chen Schulen gegenüber alternativen
Lehrmethoden stärker öffneten. Ich
denke auch, die Schließung vieler
Schulen war ein Fehler. Raumnot in
den verbliebenen Schulen und lange
Anfahrts­wege für die Schüler sind nur
zwei negative Folgen dieser Entwicklung. In anderen Bundesländern geht
man bereits wieder einen anderen
Weg. Aus internationaler Sicht würde
ich auch eine Verände­rung in Richtung längeres, gemeinsames Lernen
begrüßen. Kaum ein anderes Land in
Europa lässt es zu, dass sich Schüler
(und ihre Eltern) so früh entscheiden
müssen, welche Schullaufbahn sie
ein­schlagen möchten. Somit haben
die Schüler an unserer Schule wirklich
Glück und können 10 bzw. 13 Jahre
lang zusammen lernen.
Was bedeutet für Dich
„Miteinander“?
Offenheit und Ehrlichkeit zwischen
Schülern, Lehrern und Eltern sowie
ein vertrauensvoller und re­spektvoller
Umgang aller an der Schule Mitwirkenden.
Dürfen wir noch etwas Persönliches fragen … Was ist zum
Beispiel Deine Lieblingsfarbe?
Blau und Rot
Lieblingsessen?
Curries aller Art, am liebsten Chicken
Tikka Masala
Welche Hobbies hast Du?
Schwimmen, Lesen, Kochen, Reisen
Aber leider bleibt nicht viel Zeit, sie
wirklich auszuüben.
Wohin würdest Du gern einmal
fahren?
Durch ganz Afrika.
Wie viele Kinder hast Du?
Einen Sohn und zwei Töchter.
Was würdest Du mit unverhofft
viel Geld tun? 1 Million Euro zum
Beispiel?
Unser Haus fertig renovieren und auf
Weltreise gehen. Außerdem würde ich
verschiedene Hilfspro­jekte unterstützen.
Hast Du eine Lebensmaxime?
Das Leben ist viel zu kompliziert, um
es auf eine Maxime zu reduzieren.
Aber von zentraler Bedeu­tung für
mich ist Toleranz und ich denke, dass
mich diese Eigenschaft gut beschreibt.
Vielleicht bin ich manchmal sogar zu
tolerant.
Wir danken Dir für das Interview.
Informationen
Neue Website der Freien
Werkschule am Netz
Nach langer Planungs- und Umbauzeit ist die Internetpräsenz der Freien
Werkschule mit einem neuen Layout
am Netz. Neben dem neuen und zeitgemäßen Outfit hat sich hinter den
Kulissen der Internetpräsenz eine
Menge verändert.
Die zum Teil statischen Websites
sind einem modernen ContentManagementSystem
(CMS)
mit
Redaktionssystem gewichen, das
es den Nutzern ermöglicht, Inhalte
selbständig und ohne Programmierkenntnisse zu publizieren.
Für die einzelnen Bereiche der Werkschule wurden Redaktionsgruppen eingerichtet, die für
die Pflege der Inhalte ihres Verantwortungsbereiches
zuständig sind. So können Informationen an den Orten
bereitgestellt werden, wo sie entstehen.
Die Website folgt einer komplett neuen Menüstruktur, die
die bereitgestellten Inhalte einfacher und schneller verfügbar macht.
Komplett neu wurde das Newssystem erarbeitet. Innerhalb der einzelnen Artikel können Bilder, Verweise und
Dokumente aber auch Fotogalerien eingebunden werden.
Hinter dem öffentlichen Teil der Website verbirgt sich ein
umfangreiches Intranetangebot, das sich allerdings nur
authentifizierten Benutzen, also den Mitarbeitern und
— 10
Schülern der Freien Werkschule, öffnet. Hier werden verschiedene Routinen angeboten, die die Verwaltung des
Schulalltages unterstützen. Beispiele sind: das Zeugnismodul, das Dokumentenarchiv, die Essenverwaltung,
die Postverwaltung, das Ausleihverbuchungssystem der
Bibliothek, das Inventarsystem, das Ausleihverbuchungssystem für die Technik und die Verwaltung der Website.
Eine Internetpräsens lebt von ihren aktuellen Inhalten. Daher möchten wir Eltern, Schüler und Pädagogen aufrufen,
unsere gemeinsame Website mit interessanten Beiträ-
Was kostet gute Schule?
Der Streit über die Finanzierung der
Schulen in freier Trägerschaft währt
schon viele Jahre. Mehrere Gutachten,
unter anderen auch eines im Auftrag
des Kultusministeriums selbst, belegen eine zu geringe Finanzierung
durch den Freistaat Sachsen. Dennoch wird bei jeder Haushaltsrunde
versucht, die Finanzierung weiter zu
drosseln. Auf diese „Rituale“ sind wir
mittlerweile gefasst. Die Kürzungspläne, die das Kultusministerium im
Sommer 2010 ohne Abstimmung mit
den Betroffenen oder den politisch
Verantwortlichen über die Presse ver­
breitet hat, übertrafen jedoch alle
bisherigen Versuche. So sollten freie
Schulen, egal ob sie bereits seit vielen Jahren gute Arbeit leisten oder
erst in Gründung sind, 11 % weniger
Zu­schüsse erhalten. Die Erstattung
des Schulgeldes an sozial Schwächere sollte entfallen. Die Hürden für
Neugründungen sollten so hoch gelegt werden, dass Neugründungen
praktisch unmöglich würden. Dass
die Gesetzesvorlage so nicht verfassungskonform sein konnte, lag selbst
für die Politiker der CDU/FDP-Koalition auf der Hand. Verstöße gegen die
Verfassung bescheinigten den Kultusvertretern sowohl der Juristische
Dienst des Landtages als auch ein
von der CDU selbst in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten. Da fragt man
sich doch, wie solche Vorschläge des
Ministeriums in Umlauf gelangen können. Rechtlich versierte Mitar­beiter
gibt es im Ministerium zur Genüge,
das ist wohl nicht das Problem. Vielmehr ist die politische Denkweise,
wonach man zunächst verfassungswidrige Testballons steigen lässt und
abwartet, was passiert, unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten fraglich.
Die Reaktion der betroffenen Schulen auf die Pläne der Staatsregierung
gen zu bereichern und Vorschläge für weitere Rubriken
einzubringen. Arbeitsgruppen und Initiativen der Schule können eigene Redaktionskreise bilden und auf diese
Weise eigenverantwortlich interessante Inhalte bereitstellen.
Hinweise und Kritiken zur Internetpräsenz sind jederzeit
ebenso gerne willkommen, wie Interesse an der Mitarbeit
in einem themenbezogenen Redaktionskreis.
www.freie-werkschule.de
ließ nicht lange auf sich warten, waren die angekündigten Kürzungen
für viele Schulen erstmals existenzgefährdend. So auch für die Freie
Werkschule Meißen. Die Kürzungen
hätten für uns einen Einnahmeverlust von rund 190 TEURO pro Jahr
bedeutet und hätten nur durch einen
Umbau des pädagogi­schen Konzepts
sowie durch extreme Ausgabenkürzungen aufgefangen werden können.
Eine weitere Schulgelderhöhung wäre unausweichlich gewesen. Die
Proteste der freien Schulen wurden
im Rahmen der Aktion „Ja, zu freien Schulen!“ gebündelt. Die Initiative
dafür ging von der Evangelischen
Landeskirche, dem katholischen Bistum und der Arbeitsgemein­schaft der
freien Schulen in Sachsen aus. Die gut
gestaltete interaktive Homepage „Ja,
zu freien Schulen!“, die Mailing- und
Postkartenaktion, Transparente, Aufkleber, Luftballons und Anstecker, die
Flashmobs, zwei großen Demos mit
Kundgebungen vor dem Landtag und
nicht zuletzt zahlreiche Gespräche
mit Politikern führten zu einem
Teil-Erfolg für die Schulen in freier Trägerschaft. Für die bestehende
Schulen werden die Zuschüsse nicht
gekürzt. Al­lerdings fällt die Schulgelderstattung für sozial Schwächere
weg. Eltern, die bisher das Schulgeld
über den Freistaat Sachsen erstattet
bekommen haben, müssen nun nicht
fürch­ten, dass ihre Kinder nicht mehr
die Freie Werkschule Meißen besuchen können. Die Schul­gelderstattung
hat ab dem kommenden Schuljahr
vielmehr die Schule zu tragen. Wie,
das bleibt noch zu klären. Es ist absehbar, dass die Schulträger und die
Oppositionsparteien dieses Gesetz so
nicht hinnehmen und dagegen klagen werden. Eine Entscheidung der
Ge­richte wird aber frühestens in 2
bis 3 Jahren erwartet. Die Diskussion
um die Finanzierung der freien Schu-
len hat erneut gezeigt, dass es kein
wirklich faires Miteinander gibt. Die
Be­findlichkeiten gegen die Schulen in
freier Trägerschaft sind bei vielen Kultusverantwortlichen und politischen
Vertretern unübersehbar. Redet man
mit den Verantwortlichen, so hört
man oft die Aussage, dass „bisher
noch keine freie Schule aus finanzielle Gründen aufgeben musste“.
Das Überleben einer Schule ist aber
kein Zeichen für eine auskömmliche Finanzie­rung. Vielmehr gehen
weiter Kürzungen zu Lasten des pädagogischen Angebots, zu Lasten der
Eltern und zu Lasten der Lehrer. Denn
sie sind es schlussendlich, die die Reduzierungen durch höheres Schulgeld
und niedrigere Löhne ausgleichen. So
öffnet sich die Schere zwi­schen den
Kosten, die der Freistaat Sachsen für
einen Schüler im staatlichen Schulwesen aufwenden muss und den
Zuschüssen, die er für einen Schüler
an einer freien Schule zahlt, immer
weiter.
11 —
Elternstunden –
Lust oder Last?
Mit der Unterzeichnung des Schulvertrages für Ihr Kind haben Sie sich
verpflichtet, 2 Stunden pro Monat in
der Schule mitzutun.
Immer wieder tauchen Fragen zur
Anrechenbarkeit der Elternstunden
auf. Wir unterscheiden zwischen
anrechenbaren Arbeitsstunden mit
geldwerten Leistungen zu denen:
- Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten am Crassoberg
- Projektbegleitung / Unterrichtsgang
- Mithilfe bei Veranstaltungen
der FWS
- Erstellen von Freiarbeits­
materialien
- Reinigungsarbeiten
- Essenausgabe
- Betreuung der Bibliothek
- Begleitung der Klassenfahrten
- u.a. ähnlich gelagerte Arbeiten
zählen und ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Die Mitarbeit in den verschiedenen
Gremien der Freien Werkschule wie
Schulelternrat,
Elternvertreterversammlungen und Redaktionskreis ist
ehrenamtlich.
Sicherheit für unsere Kinder
Vor unserem Schuleingang kommt es immer wieder zu
gefährlichen Situationen, weil Autos relativ schnell die
Zscheilaer Straße hochfahren und Kinder, die die Straße
queren wollen, zu spät sehen.
Die Stadt hat vor einiger Zeit in der Zscheilaer Straße ab
der Einmündung Hafenstraße Tempo 30-Schilder aufgestellt. Schon gesehen?
Auch auf dem Schulgelände gibt es einige Regeln, die von
allen Autofahrern beachtet werden sollten:
Die Gesellschaft für Sportförderung
Europe hat eine Ballsponsorenaktion
ins Leben gerufen, an der sich auch
Meißener Unternehmen beteiligt haben.
Wir danken den Meißner
Unternehmen
Lediglich die Vorstände sind während
ihrer Amtszeit von den Stunden befreit.
Wir bitten Sie, Ihre Arbeitsstunden möglichst zeitnah in die Listen
einzutragen und diese von Ihrem
„Auftraggeber“ gegenzeichnen zu
lassen. Die Ordner mit den Arbeitsnachweisen stehen im Sekretariat in
der Mittelschule und im Hort. Bei den
Arbeitseinsätzen auf dem Crassoberg
gibt es Extralisten. Die geleisteten
Stunden werden von uns automatisch
in die Arbeitsnachweise übertragen.
• Es darf nur auf den ausgewiesenen Parkplätzen geparkt
werden. Alle übrigen Bereiche sind Feuerwehrzufahrten
und müssen immer freigehalten werden. Sollten alle
Parkplätze belegt sein, müssen Sie leider außerhalb des
Schulgeländes einen Parkplatz suchen.
• Autos sollen nur auf der Zufahrt zum Parkplatz und auf
dem Parkplatz selbst fahren. Alle übrigen gepflasterten
Bereiche sind den Schülern vorbehalten. Wir bitten Sie
deshalb, nicht im Bereich vor der Grundschule und dem
Hort zu oder auf der Hochfläche zu parken.
Ergotherapie Gabriele Reißig
Frauenarztpraxis SR Christa Buchta
Häberlein Transporte
KI Keramik-Institut GmbH
Maler Quaas, Inh. Bill Quaas
Regenbogen-Apotheke
Ristorante Pizzeria Amalfi
für ihre Teilnahme an dieser Aktion.
Durch ihre Spende erhalten wir 26
neue Bälle und andere Sportartikel,
die wir gut für unseren Sportunterricht gebrauchen können.
Termine
Weihnachtsmarkt
an der Werkschule
Mi. 22.12.2010
Die Mittelstufe veranstaltet den jährlichen Weihnachtsmarkt. Wer noch
Geschenke sucht findet viele schöne
und leckere Dinge oder kann selbst
kreativ werden. Besonderer Höhepunkt: Premiere des Filmprojektes.
Sprachenfest
Sa 12.02.2011
Werkschüler der Mittel- und Oberstufe beschäftigen sich einen Tag lang
mit fremden Sprachen und Kulturen.
Elternseminar
Sa. 15.01.2011 · 09:00 – 15:00 Uhr
Freie Werkschule Meißen, Crassoberg
Die kommenden Erstklässler und ihre
Eltern erleben einen Schultag an der
Freien Werkschule Meißen.
Fasching in der Grundschule
Di 08.03.2011
Kompetenztests
in Klassen 6 und 8
am 01. / 02. / 15.03.2011
in Mathematik, Deutsch, in Englisch
Kängurutag
Do 17.03.2011 – Werkschüler der
Kl. 3 bis 10 beteiligen sich am weltweiten Mathematikwettbewerb.
Osterspaziergang der Grundschule
Do 21.04.2011 – Rund um Meißen
Schüleraustausch mit Birmingham 02. – 13.05.2011
Schüler der englischen Partnerschule
Ninestiles School in Birmingham besuchen die Freie Werkschule Meißen.
Sie beschäftigen sich 2 Wochen lang
mit der in Meißen traditionellen Keramikherstellung. Das Projekt wird
über das Comenius-Programm der EU
gefördert.
Impressum V.i.S.d.P. D. Neidhardt ([email protected])
Redaktion Dorothee Neidhardt; Tobias Schumann
Bildnachweis alle Fotos Freie Werkschule Meißen
Satz/Druck Volker Nacke ([email protected])
Leserbeiträge erwünscht: Freie Werkschule Meißen · Zscheilaer Str. 19 · 01662 Meißen · [email protected]
— 12
Klasse 1
Hannes Baudis, Thomine Bissinger, Luise Bruckmoser,
Horst Birahim Bürger, Stan Dietrich, Ronja Faulhaber,
Jakob Fender, Lucy Ann Fischer, Janne Gäbler,
Laura Gerstewitz, Annabell Ginzer, Konrad Görth,
Cecilia Grendel, Shary Mila Günther, Liesbeth Hofmann,
Pius Hübel, Bryan Kahlert, Anna Klett, Jannis Kutscher,
Paul Lorenz, Emil Ferdinand Pfitzner, Josha Pommer-Semper, Moritz Rothhaar, Franka Schmitz-Floeder,
Paul Schneider, Hannah Schöne, Julian Louis Seidler,
Gabriel Toaspern, Nana Unger, Pauline Weigert,
Johanna Zeiske, Arthur Vincent Ziegs

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