Zulassungsantrag der EURO.I Radio- und Fernseh

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Zulassungsantrag der EURO.I Radio- und Fernseh
Zulassungsantrag der EURO.I Radio- und Fernseh-GmbH
für das Fernsehprogramm EURO.I
Aktenzeichen: KEK 127
Beschluss
In der Rundfunkangelegenheit
der EURO.I Radio- und Fernseh-GmbH, Lange Straße 106, 27580 Bremerhaven,
- Antragstellerin -
wegen
Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung des Spartenprogramms EURO.I
hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage
der Bremischen Landesmedienanstalt vom 06.09.2001 aufgrund der Sitzung vom 19.09.2001
am 02.10.2001 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dr. h. c. Mestmäcker (Vorsitzender),
Prof. Dr. Dörr, Prof. Dr. Kübler, Prof. Dr. Lerche, Dr. Lübbert und Prof. Dr. K. Peter Mailänder
entschieden:
Der von der EURO.I Radio- und Fernseh-GmbH mit Schreiben an die Bremische
Landesmedienanstalt vom 23.05.2001 beantragten Zulassung zur Veranstaltung
eines bundesweit verbreiteten Spartenprogramms EURO.I stehen Gründe der
Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. Unberührt bleibt
die
Überprüfung
unter
Berücksichtigung
des
Plattform-
und
Vermarktungsvertrages, dessen Vorlage die Bremische Landesmedienanstalt
der Antragstellerin zur Auflage machen wird.
2
Begründung
I
Sachverhalt
1
Zulassungsantrag
Die EURO.I Radio- und Fernseh-GmbH hat mit Schreiben vom 23.05.2001 an die
Bremische Landesmedienanstalt den Antrag auf Zulassung zur Veranstaltung eines
bundesweiten digitalen Spartenprogramms EURO.I für 10 Jahre gestellt.
2
Programmstruktur und -verbreitung
Das Programm soll als digitales Fernsehspartenprogramm per ASTRA-Satellit in
deutscher und türkischer Sprache gesendet werden, und zwar als Pay-TV-Programm.
Programmschwerpunkt ist die Live-Übertragung von Spielen der deutschen Zweiten
Eishockey Bundesliga und der türkischen Ersten Fußballliga für die in Deutschland
lebenden
Türken.
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3
Antragstellerin
Gesellschafter zu gleichen Teilen sind Güner und Ismail Demir, die ihren Wohnsitz in
Deutschland haben (§ 3 des Gesellschaftsvertrags vom 03.09.1999). Entsprechend
ihren Angaben sind sie nicht an weiteren Fernseh- oder Hörfunkveranstaltern beteiligt.
Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 50.000 DM.
3
II
Verfahren
Die gemäß § 21 Abs. 2 Nr. 5 RStV erforderliche Vollständigkeitserklärung liegt vor. Vor
ihrer
Entscheidung
hat
die
Kommission
einem
Vertreter
der
Bremischen
Landesmedienanstalt Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.
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III
Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung
1
Bestätigungsvorbehalt der KEK
Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Veranstalter einer Zulassung nach
Landesrecht. Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt werden von der KEK
nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1
RStV beurteilt.
2
Zurechnung von Programmen und Zuschaueranteile
Die Antragstellerin veranstaltet gegenwärtig kein weiteres Programm. Auch für eine
Zurechnung sonstiger Programme (vgl. § 28 RStV) bestehen derzeit keine
Anhaltspunkte.
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Das Spartenprogramm, dessen Zulassung beantragt wird, hat mangels Ausstrahlung
derzeit noch keinen Zuschaueranteil (vgl. § 26 Abs. 2, § 27 RStV). Unabhängig davon,
entsteht für die Ermittlung der Zuschaueranteile gemäß § 27 RStV die Schwierigkeit,
dass Zielgruppe von EURO.I die in Deutschland lebenden türkischstämmigen
Menschen sind. Das derzeitige Messsystem der kommerziellen GfK-Fernsehforschung
erhebt seit dem 01.01.2001 über die deutschen Fernsehhaushalte hinaus nur die
4
Fernsehnutzung der EU-Ausländer. Die von den Daten über Zuschaueranteile
repräsentierte Grundgesamtheit stieg dadurch von ca. 33,56 Mio. deutschen
Fernsehhaushalten (z. B. Juni 2001) auf ca. 34,56 Mio. Fernsehhaushalte einschließlich
EU-Haushalte
(z. B.
August
2001).
Bei
diesen
Grundgesamtheiten
ist
die
Fernsehnutzung der beiden größten Ausländergruppen in Deutschland – die türkische
Bevölkerungsgruppe und die Gruppe der Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien –
nicht berücksichtigt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten zum
Jahresende 2000 ungefähr 2 Millionen türkische Staatsbürger in Deutschland. Dies sind
ca. 2,5 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland.
Eine im Auftrag des Bundespresseamtes erstellte Studie ergab, dass im Oktober und
November 2000 unter den Befragten RTL und ProSieben die von Türken in Deutschland
am häufigsten gesehenen Fernsehprogramme waren. Erst an dritter Stelle wird das
türkischsprachige Fernsehprogramm TRT International angeschaut. Veranstalter von
TRT International ist Türkiye Radyo Televizyon Kurumu, Ankara. Gesellschafter ist das
5. Türkische Fernsehen, eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Danach folgen hinter
SAT.1 die türkischsprachigen Programme ATV International, Show TV und Kanal D.
Soweit das Programm in türkischer Sprache gesendet werden soll, entzieht es sich
gemäß § 27 Abs.1 Satz 1 RStV der Messung durch Zuschaueranteile (arg. „deutschsprachigen“).
3
Vorherrschende Meinungsmacht
Gemäß § 26 Abs. 1 RStV darf ein Unternehmen selbst oder durch ihm zurechenbare
Unternehmen
bundesweit
veranstalten,
solange
eine
es
unbegrenzte
keine
Zahl
vorherrschende
von
Fernsehprogrammen
Meinungsmacht
erlangt.
Vorherrschende Meinungsmacht wird gemäß § 26 Abs. 2 RStV vermutet, wenn im
Durchschnitt eines Jahres ein Zuschaueranteil von 30 % erreicht wird. Es sind keine
Anhaltspunkte ersichtlich, die Anlass zur Befürchtung des Eintritts vorherrschender
Meinungsmacht geben. Der Zulassung des Programms stehen daher derzeit Gründe
der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegen.
(gez.)
Mestmäcker
Lerche
Dörr
Lübbert
Kübler
Mailänder