Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte zur Umsetzung
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Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte zur Umsetzung
Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte zur Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle Auf den folgenden Seiten finden Sie Umsetzungsbeispiele flexibler Arbeitszeiten in der Praxis. Es liegen momentan Praxisbeispiele in den folgenden Kategorien vor: Erfahrungsberichte zur Umsetzung verschiedener Arbeitszeitmodelle Beispiel für einen Entwicklungs- und Einführungsprozess von flexiblen Arbeitszeiten im Bankgewerbe Wenn Sie Interesse an weiteren Erfahrungsberichten haben, können Sie in den Datenbanken für Arbeitszeitmodelle des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung (BMA) oder des „Instituts Arbeit und Technik“ (IAT) recherchieren. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln Erfahrungsberichte zur Umsetzung verschiedener Arbeitszeitmodelle Auf dieser Seite finden Sie Erfahrungsberichte zur Einführung flexibler Arbeitszeiten in verschiedenen Unternehmen. Um Ihnen die Suche nach relevanten Informationen zu erleichtern, sind die Erfahrungsberichte nach unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen sortiert worden. Klicken Sie einfach auf das von Ihnen gesuchte Modell, um weitere Einzelheiten über die Firmen und die Einführung des Modells zu erhalten. Weitere Informationen über die verschiedenen Arbeitszeitmodelle finden Sie in der Rubrik „AZF Kompakt“ und im Glossar. Arbeitszeitmodell Sabbatical Firma Branche Accenture GmbH Unternehmensberatung Berliner Wasserbetriebe Versorgungsdienstleister BMW Automobil Condat DVBeratung ... GmbH IT Corus Aluminium Voerde Metallindustrie Credit Suisse Finanzen Deutsche Post AG Dienstleistung Dresdner Bank AG Finanzen Du Pont Forschung / Wissenschaft Fink und Fuchs Public Relations AG PR-Agentur für IT-Bereich Hamburger Gasund Elektrizitätswerk Energieversorger Hewlett-Packard IT IBM Schweiz IT Ketchum GmbH PR Kraft Foods Deutschland Nahrungsmittel McKinsey Unternehmensberatung Metron AG Planung und Architektur Migros Handel Öffentlicher Dienst Öffentlicher Dienst Otto Versand Handel Roland Berger Strategy Consultant Unternehmensberatung Societät Hengeler Anwaltskanzlei Müller Arbeitszeitkonten Siemens Elektronik Unilever Nahrungsmittel Voith Maschinenbau Volkswagen Automobilbau Zweites Deutsches Fernsehen Medien Aeroquip GmbH Autozulieferer Armstrong Insulation Products GmbH Hersteller von Insulation Material AUDI Automobil Auto 5000 Automobilbau VolksRaiffeisenbank Bayreuth eG Finanzen ETO Nahrungsmittel AG Nahrungsmittelindustrie Gerling Versicherung GKN Löbro GmbH Autozulieferer Heidel Autozulieferer Karolinska Institut Krankenhaus Rasselstein Hoesch GmbH Metall/Blechhersteller VolksbankRaiffeisenbank Bayreuth eG Finanzen Lebensarbeitszeitkonten (Zeitwertpapiere) Ampelkonto Flexible Schichtsysteme Teilzeit/ Arbeitszeitverkürzung Vertrauensarbeitszeit Hoogovens Aluminium Hüttenwerk Gmbh Aluminiumhersteller Volkswagen AG Automobil Weidmüller Elektronik ERCO Leuchtenindustrie Karl Mayer Obertshausen (KMO) Maschinenbau Webasto Autozulieferer Xcellsis Autozulieferer Unternehmensbeispiel anonymisiert ÖPNV CENTA Metall Karstadt AG Einzelhandel Klinikum Lippe-Detmold Krankenhaus SAALBAU GmbH Reinigungsbetrieb E. ON / VEBA Energiedienstleister TRUNK Pressegroßhändler Siemens AG Energierzeugung und Elektrogeräte Stadtverwaltung Wolfsburg Öffentlicher Dienst Erfahrungsberichte und Tipps zur Einführung flexibler Arbeitszeiten finden Sie auch in den folgenden Publikationen bzw. auf den folgenden Webseiten: Das „Institut Arbeit und Technik“ (IAT) in Gelsenkirchen stellt eine Datenbank mit Praxisbeispielen im Rahmen der nordrhein-westfälischen „Landesinitiative Moderne Arbeitszeiten“ bereit. Die dort verzeichneten Firmen haben ihren Sitz in NRW. Eine zweite Datenbank ist vom Bundeministerium für Arbeit und Sozialordnung (BMA) eingerichtet worden. Die inhaltliche Erstellung nahm die Berliner Arbeitszeitberatungsfirma Dr. Hoff Weidinger Herrmann vor. In der Datenbank finden Sie Modelle aus ganz Deutschland. Arbeitszeitflexibilisierung in der Stahlbranche: Arbeitszeitflexibilisierung - Beschreibung und Beurteilung von Flexibilisierungsinstrumenten mit Empfehlungen und Praxisbeispielen. Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ausschuss „Personalwirtschaft“, AG „Arbeitszeitflexibilisierung“ Arbeitszeitflexibilisierung im Handwerk: Flexible Arbeitszeiten im Handwerk LGH - Landesgewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e. V. © 2004 BEST-ZEIT - IW Köln Best-Zeit - Sabbatical in der Praxis Es existieren relativ wenige Unternehmen in Deutschland (circa drei Prozent [Quelle: Arbeitszeitberatung Dr. Hoff, Weidinger und Partner]), welche ihren Arbeitnehmern die Möglichkeit für ein Sabbatical im Rahmen des Arbeitszeitsystems ausdrücklich ermöglichen. Auf dieser Seite hat BEST-ZEIT für Sie die folgenden Beispiele für Unternehmen, welche die Möglichkeiten, die Sabbaticals dem Unternehmen und den Arbeitnehmern bringen, erfolgreich nutzen, zusammengestellt. Diese Übersicht wird laufend ergänzt, erweitert und aktualisiert: ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Accenture GmbH Berliner Wasserbetriebe BMW Condat DV-Beratung Organisation & Software GmbH Corus Aluminium Voerde Credit Suisse Deutsche Post AG Dresdner Bank AG Du Pont Fink und Fuchs Public Relations AG Hamburger Gas- und Elektrizitätswerke Hewlett-Packard IBM Schweiz Ketchum GmbH ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Kraft Foods Deutschland McKinsey Metron AG Migros Öffentlicher Dienst Otto Versand Roland Berger Strategy Consultant Societät Hengeler Müller Siemens Unilever Voith Volkswagen Zweites Deutsches Fernsehen Firma Branche Unternehmensgröße Accenture GmbH Unternehmensberatung Großunternehmen (weltweit ca. 75.000 Mitarbeiter) Ausgangslage, Motivation und Ziel : ● ● ● Das Sabbaticalprogramm „Flex-Leave“ ermöglicht es den Mitarbeitern, in schwierigen Marktsituationen für das Unternehmen eine längere Auszeit mit partieller Vergütung zu nehmen. Dem Unternehmen entstehen dadurch deutlich geringere Personalkosten, die Arbeitnehmer bleiben dem Unternehmen aber erhalten und können nach Ablauf des Sabbaticals und bei verbesserter konjunktureller Lage problemlos wieder eingestellt werden. Seit dem Herbst 2001 haben ca. 300 Mitarbeiter in Deutschland, Österreich und der Schweiz an dem freiwilligen Programm teilgenommen. Beschreibung: ● ● ● ● ● ● Das Programm kann zu festgelegten Terminen begonnen werden und dauert, je nach individuellen Wünschen, zwischen vier und zwölf Monaten. Der Gehaltsverlust kann durch Einberechnung von Urlaub und vorgeleisteten Überstunden reduziert werden. Die Bezahlung beträgt in Abhängigkeit von der Karrierestufe zwischen 20 und 30 Prozent, plus ca. 200,- Krankenversicherungsbeiträge. Wiedereinstieg zu gleichem Gehalt an gleicher Stelle wird garantiert. Der „Flex-Leaver“ hält während des Sabbaticals permanent Kontakt zum Unternehmen. Der Arbeitnehmer kann unter gewissen Bedingungen sogar den Verdienstausfall nach Absprache durch eine andere Tätigkeit kompensieren. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Berliner Wasserbetriebe Versorgungsdienstleister Großunternehmen (ca. 63.000 Mitarbeiter) Ausgangslage, Motivation und Ziel : ● Die Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen, besteht seit 1995. Beschreibung: ● ● ● zurück Wer Drei Jahre lang mit voller Stundenzahl zu drei Vierteln des Gehaltes arbeitet, darf im Vierten Jahr bei Lohnfortzahlung (weiterhin drei Viertel des vollen Lohns) zu Hause bleiben. Es existiert auch die Möglichkeit, die Länge der Vorbereitungsphase flexibel anzupassen. Wer die Reduktion seines Lohnes inkaufnehmen möchte, hat die Möglichkeit dementsprechend sechs Jahre lang auf ein sechstel seines Lohns zu verzichten, um im siebten Jahr bei Fortzahlung von sechs Siebteln des vollen Lohns ein einjähriges Sabbatical zu absolvieren. Relativ geringe Resonanz - 1998 nehmen nur sieben Mitarbeiter (darunter eine Frau) die Möglichkeit in Anspruch eine einjährige Auszeit einzulegen. Firma Branche Unternehmensgröße BMW Automobil Großunternehmen Ausgangslage, Motivation und Ziel : ● Die Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen, besteht seit 1994. Beschreibung: ● ● ● ● ● BMW bietet seinen Mitarbeitern eine Sabbatical-Zeit von bis zu sechs Monaten. Das Jahresgehalt wird pro Sabbatical-Monat für ein Jahr um jeweils ein Zwölftel gekürzt. Es gibt kein Vor- oder Nacharbeiten, Guthaben auf den Zeitkonten werden nicht verrechnet. Vor dem Ausstieg müssen Mitarbeiter und Vorgesetzte die Vertretung und Arbeitsteilung organisieren. Relativ große Resonanz: 1400 Mitarbeiter machten seit 1994 vom Sabbatical Gebrauch, meist für zwei bis drei Monate. Die Mitarbeiter stammten größtenteils aus der Produktion oder dort angrenzenden Bereichen. In der Regel kehrten die meisten von ihnen an ihren alten Arbeitsplatz zurück. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Condat DV-Beratung Organisation und Software GmbH Unternehmensberatung KMU (331 Mitarbeiter) Beschreibung: ● ● ● zurück Die Mitarbeiter können über die Lage und Dauer ihrer Arbeitszeit selbst entscheiden, müssen aber ihre Anwesenheitsstunden auf einem Arbeitszeitbogen aufschreiben. Alle Mitarbeiter eines Teams müssen sich bezüglich ihrer Arbeitszeiten abstimmen und an den Arbeitstagen in einer Kernarbeitszeit zwischen 9 und 16 Uhr erreichbar sein. Nach einer Ankündigungsfrist von sechs Monaten können Mitarbeiter maximal ein halbes Jahr Urlaub nehmen. Hierzu besteht die Möglichkeit, auf einen Teil des Gehaltes zu verzichten und sich einen Langzeiturlaub anzusparen. Jeder Mitarbeiter hat das Recht, die normale Arbeitszeit von 40 Wochenstunden für einen maximalen Zeitraum von 18 Monaten auf bis zu 30 Stunden zu reduzieren. Firma Branche Unternehmensgröße Corus Aluminium Voerde Metallindustrie 550 Mitarbeiter Ausgangslage Motive und Ziel: ● ● ● ● ● ● Der Betrieb ist seit dem 01.10.1995 an den Metalltarifvertrag NRW gebunden, der u. a. im Jahresdurchschnitt die 5-Tage- und 35-Stunden-Woche vorsieht. Die bisherige Arbeitszeitregelung sah eine 39,6 Stundenwoche vor. Zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat bestand Einigkeit über die Notwendigkeit einer kostenneutralen Realisierung der Arbeitsverkürzung. Ziel war es, Mehrkosten durch zusätzliche Schichten oder Personal zu vermeiden. Hinzu kam der Wusch der Mitarbeiter nach weniger belastenden Arbeitsformen im höheren Arbeitsalter sowie der Möglichkeit des Gleitens in den vorzeitigen Ruhestand und betrieblichen Vorruhestandslösungen. Voraussetzung für die Beantragung eines Sabbaticals ist die Einführung von Arbeitszeitkonten und vor allem Langzeit-/Lebensarbeitszeitkonten per Betriebsvereinbarung Mitte der 90er Jahre in der vollkontinuierlichen Produktion gewesen. Das Lebensarbeitszeitmodell gilt für rund 300 Mitarbeiter: ca. 220 in der vollkontinuierlichen Produktion und ca. 110 in den dazugehörigen Servicebereichen. Eine ausführliche Beschreibung des Lebensarbeitszeitmodells kann im Erfahrungsbericht Corus nachgelesen werden. Beschreibung: ● ● ● Auch nach der tarifbedingten Verkürzung der Arbeitszeit beträgt die wöchentliche Arbeitszeit im Schichtdienst nach wie vor 39,6 Stunden, von denen 35 im Monatslohn ausgezahlt und 4,6 Stunden zum Teil als Freischichten entnommen und zum Teil auf ein Langzeitkonto gutgeschrieben werden. Mit einem Vorlauf von einem halben Jahr kann unter Absprache mit der Personalabteilung von dem guthaben auf dem Langzeitkonto ein Sabbatical von mindestens drei Monaten genommen werden. Die Inanspruchnahme des Zeitguthabens des Lebensarbeitzeitkontos erfolgt in Form einer bezahlten Freistellung auf der Grundlage des jeweils aktuellen monatlichen ( Brutto-)Entgelts des Mitarbeiters (inklusive aller SV-Abgaben und Steuern). Etwaige tarifliche Lohnsteigerungen werden beim Wert des Arbeitszeitguthabens berücksichtigt zurück Firma Branche Unternehmensgröße Credit Suisse Bank Großunternehmen Beschreibung: ● ● Direktoren, die zwischen 50 und 55 Jahre alt sind und zehn Jahre ihre Pflicht erfüllt haben, haben das Recht, drei Monate bezahlte Auszeit zu nehmen. Von 500 bezugsberechtigten Personen haben bisher (bis zum Jahr 2000) 20 von diesem Privileg Gebrauch gemacht. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Deutsche Post AG Dienstleistung Großunternehmen Beschreibung: ● ● Von den 41 gearbeiteten Wochenstunden werden nur 38 ausbezahlt. Die übriggebliebenen drei Stunden werden auf Zeitkonten gespart, über die individuell verfügt werden kann. Wer lange genug spart, kann es so zu einem mehrmonatigen Sabbatical bringen. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Dresdner Bank AG Finanzen Ca. 35.000 Mitarbeiter Ausgangslage, Motive und Ziel: ● ● Es wurden bereits in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit Sabbaticals gemacht. Zusätzlich ermöglicht mittlerweile eine tarifliche Öffnungsklausel für betriebliche Vereinbarungen zu Langzeitkonten Sabbaticalregelungen. Die Einführung der Sabbaticalregelung resultierte bei der Dresdner Bank AG aus der hohen Nachfrage insbesondere von Mitarbeitern aus dem Investmentbereich, die eine hohe Arbeitsbelastung vorzuweisen haben Beschreibung: ● ● Bisher wurden Sabbaticals noch individuell und per Gehaltsverzicht vereinbart. An einer Betriebsvereinbarung zur Einführung von Langzeitkonten, mit deren Hilfe bezahlte Sabbaticals ermöglicht werden können, wird gearbeitet. Über solche Langzeitkonten könne n beispielsweise per Gehaltsverzicht Wertguthaben aufgebaut werden. Das auf diese Weise angesparte Guthaben kann dann für ein Sabbatical oder einen frühzeitigen Eintritt in den Ruhestand genutzt werden. Die Anlage der Wertguthaben in Kapital-Fonds wird durch den Tarifvertrag befürwortet. Eine Verzinsung der (Zeit-)Guthaben durch den Kapitalmarkt ist somit möglich. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Du Pont Forschung / Wissenschaft Großunternehmen Beschreibung: ● ● Außertariflich bezahlte Mitarbeiter können Urlaub ansparen und später eine bis zu sechs monatige unbezahlte Freistellung nehmen. Allerdings nur für familiäre Aufgaben. Alle anderen dürfen in der Produktionsnebensaison bis zu drei Monate frei nehmen und müssen später nacharbeiten. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Fink und Fuchs Public Relations AG PR für Unternehmen der Telekommunikation, IT und Unterhaltungselektronik 52 Festangestellte Ausgangslage, Motive und Ziel: ● ● Seit 10 Jahren haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen. Dahinter steht die Überzeugung, dass der Mitarbeiter das wichtigste Kapital des Unternehmens ist, der zu einer "gesunden" Entwicklung Zeit zur Reflektion und Neuorientierung benötigt. Beschreibung: ● ● ● ● ● Die Vorrausetzungen für ein Sabbatical werden für jeden Arbeitnehmer individuell im regulären Arbeitsvertrag festgeschrieben. Der Mitarbeiter erhält nach 5 Jahren Anspruch auf ein vierwöchiges Sabbatical, der nach weiteren 5 Jahren auf sechs Wochen anwächst. Unter zusätzlicher Anrechnung des Regelurlaubes kann so ein Sabbatical von 10 Wochen, ohne Einschränkung der Ansprüche auf Bezahlung von Bezügen, Wachstumsboni und Gewinnbeteiligung, genommen werden. Teilzeitkräfte haben ebenfalls Anspruch auf ein Sabbatical. Bei Inanspruchnahme eines Erziehungsurlaubes erlischt dieser Anspruch nicht. Lediglich die Anrechnung der Anstellungszeit setzt in diesem Zeitraum aus. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Hamburger Gas- und Elektrizitätswerke Energieversorger Großunternehmen Beschreibung: ● Es besteht nach "drei Jahre Arbeit" die Möglichkeit, bis zu fünf Jahre auszusteigen und danach zu gleichen Konditionen wieder anzufangen. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Hewlett-Packard IT Großunternehmen Beschreibung: ● ● ● ● ● Alle Angestellten (auch Teilzeitkräfte) haben ein Anrecht auf eine unbezahlte Pause. Die Länge des Sabbaticals hängt von der Länge der Beschäftigung ab. Zusammen mit den Vorgesetzten erarbeiten die Mitarbeiter ein Konzept für einen längeren Ausstieg. Eine entsprechende Vertretung soll vor dem Ausstieg gefunden und eingearbeitet werden. Nach der Rückkehr gibt es keine Garantie auf eine bestimmte Position, diese wird je nach Bedarf und laufender Strukturierung festgelegt. Auch der Lohn kann sich verändern, im positiven wie im negativen Sinne. zurück Firma Branche Unternehmensgröße IBM Schweiz IT Großunternehmen Beschreibung: ● ● ● Einmal während der Anstellungsdauer kann eine Auszeit bis zu maximal einem Jahr genommen werden. Ein einheitliches Regelwerk besteht nicht. Eine Garantie auf eine Position wird nicht in Aussicht gestellt – es ist aber ein Karrieresprung möglich, wenn die Auszeit für eine Weiterbildung genutzt worden ist. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Ketchum GmbH PR Weltweit 1.400, in München 50 Mitarbeiter Ausgangslage, Motive und Ziel: ● ● 1997 wurde das Sabbatical weltweit bei Ketchum eingeführt. Die dahinterstehende Intention war, wertvolle Mitarbeiter an die Agentur zu binden, indem man ihnen das Gefühl gibt, dass persönliche Freiräume auch ohne Kündigung möglich sind. Beschreibung: ● ● ● Vereinbarungen bezüglich Sabbaticals werden basierend auf den Leitlinien der Human Resources Abteilung individuell verabredet. Nach sieben Jahren bei der Agentur hat jeder Mitarbeiter, in der deutschen Niederlassung, die Möglichkeit seinen Jahresurlaub, zuzüglich 2 weiterer Wochen, zu einem siebenwöchigen Sabbatical zu verwenden. Gehalt und andere geltwerte Vorteile werden weitergezahlt und die Wiedereinstellung garantiert. Vorraussetzung ist sowohl die rechtzeitige Anmeldung bei der Human Resources Abteilung, die bis zum 15. September des Vorjahres erfolgt sein muss, als auch die Erstellung eines Aktionsplans durch den Mitarbeiter, in dem die Vertretung während des Sabbaticals geregelt sein muss. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Kraft Foods Deutschland GmbH Nahrungsmittelindustrie Ca. 4.000 Mitarbeiter in Deutschland Ausgangslage, Motive und Ziel ● ● ● Die Möglichkeit zum Sabbatical besteht seit 1999 . Das Ergebnis einer Mitarbeiterbefragung überzeugte den Arbeitgeber von der Verschiedenheit der Prioritätensetzung der einzelnen Arbeitnehmer. Durch die Chance eine Auszeit im eigenen Unternehmen zu realisieren, soll der Mitarbeiter stärker gebunden werden. Beschreibung: ● ● ● ● Frühestens nach vier bis fünf und dann wieder alle fünf Jahre kann ein Mitarbeiter eine unbezahlte Auszeit von max. 12 Monaten nehmen. Während dieser Zeit erlischt jeglicher Anspruch auf entgangene Gehaltserhöhungen. Sowohl Vermögenswirksame Leistungen, als auch die Krankenversicherung müssen vom Arbeitnehmer getragen werden. Sämtliche weiteren geldwerten Prämien werden proportional zur Arbeitszeit berechnet, so würde sich z. B. in einem Jahr mit einem dreimonatigen Sabbatical ein Anspruch auf 75% des Weihnachtsgeldes ergeben. Nach der Auszeit wird ein zumindest gleichwertiger Arbeitsplatz garantiert. zurück Firma Branche Unternehmensgröße McKinsey Unternehmensberatung Großunternehmen Beschreibung: ● ● ● Berater können nach frühestens einem Jahr in Verbindung mit ihrem Jahresurlaub vier bis fünf Monate bezahlte Pause machen. Dieses kann alle drei Jahre in Anspruch genommen werden. Laufende Projekte sollen vorher abgeschlossen werden. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Metron AG Planung und Architektur KMU (100 Mitarbeiter) Beschreibung: ● ● Jedem Arbeitnehmer werden drei Prozent der Arbeitzeit zurückgestellt. Dieses Arbeitszeitguthaben kann, wenn genug Zeit angespart worden ist, als Langzeiturlaub entnommen werden. Die Großpausen dauern in der Regel drei bis vier Monate. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Migros Handel Großunternehmen Beschreibung: ● ● zurück Für geleistete Überstunden können die Mitarbeiter einen sogenannten "individuellen bezahlten Urlaub" - genannt: "ibu" - nehmen. Führende Mitarbeiter nehmen höchstens ein- oder mehrtägige, ganz selten jedoch monatelange Unterbrechungen der Arbeitszeit in Anspruch. Firma Branche Unternehmensgröße Öffentlicher Dienst Öffentlicher Dienst Öffentlicher Dienst Beschreibung: ● ● ● ● Lehrer und Beamte können in fast allen Bundesländern zwischen verschiedenen Modellen des Sabbaticals wählen und sogar mehrfach in Anspruch nehmen. Wartezeiten auf Beförderungen verlängern sich dadurch nicht. Das Angebot gilt auch für teilzeitbeschäftigte Arbeitnehmer. Die Resonanz ist eher gering. Bei den Berliner Wasserbetrieben (s. o.) z. B. setzen derzeit sieben Mitarbeiter aus. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Otto Versand Handel Großunternehmen Beschreibung: ● ● ● ● Es gibt kein einheitliches Arbeitszeitmodell. Ein Sabbatical hat noch kein Mitarbeiter in Anspruch genommen. Bei Interesse muss sich der Mitarbeiter eigeninitiativ darum bemühen. Das Sabbatical muss mit den Unternehmensinteressen vereinbar sein. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Roland Berger Strategy Consultant Unternehmensberatung Weltweit 1.600 Mitarbeiter Ausgangslage, Motive und Ziel: ● ● ● Seit dem 1. Mai 2001 haben die Mitarbeiter laut "policy" (Unternehmenspolitik) offiziell die Möglichkeit ein Sabbatical zu nehmen. Vor diesem Zeitpunkt war dieses nur aufgrund von persönlichen Anfragen und Einzelfallentscheidungen möglich. Grund für die Einführung war die gesteigerte Nachfrage nach einem Langzeiturlaub seitens der Mitarbeiter. Motive für Unternehmen und Mitarbeiter: Mitarbeiterbindung und Rekrutierungsinstrument, Erhalt der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter, Motivationsschub für die Mitarbeiter, Realisierung einer ausgewogenen "Work-Live-Ballance". Bestandteile des Sabbaticals: ● ● ● ● ● Bisher können nur Mitarbeiter, die in Beratungsprojekten arbeiten, ein Sabbatical beantragen, da Vertretungen im Rahmen der Projektarbeit leichter zu verwirklichen sind als bei Angestellten im Verwaltungsbereich. Das Sabbatical kann in Absprache mit den Vorgesetzten oder den Mentoren sehr kurzfristig (innerhalb eines Monats) beantragt und bewilligt werden. Der Beginn der Auszeit muss jedoch mit dem Abschluss eines Projektes in Einklang gebracht werden. Interessierte Mitarbeiter müssen mindestens zwei Jahre im Unternehmen beschäftigt sein. Die Laufzeit eines Sabbaticals bei "Roland Berger Strategy Consultant" beträgt maximal sechs Monate. Möchte der Mitarbeiter für einen längeren Zeitraum "aussteigen", existiert die Möglichkeit der offiziellen Kündigung und des garantierten Wiedereinstiegs nach einem im Vorfeld vereinbarten Zeitraum. Der Langzeiturlaub besteht aus einer Kombination des normalen Jahresurlaubs (min. 75 Prozent) und "unbezahltem" Urlaub (max. 25 Prozent). Während des "unbezahlten" Sabbaticalabschnitts zahlt das Unternehmen seinem angestellten Langzeiturlauber einen bestimmter Prozentsatz des regulären Gehaltes, um die Weiterzahlungen in die Sozialversicherung zu gewährleisten. Im Vorfeld oder im Anschluss an den Langzeiturlaub verrechnen Arbeitnehmer und Arbeitgeber diese monatlichen Geldzulagen. Zur Regelung des Sabbaticals schließen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen Vertrag ab, in dem Zeitraum, gehaltliche Varianten und Wiedereinstiegszeitraum sowie –garantie festgehalten werden. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Siemens Elektronik Großunternehmen Ausgangslage, Motive und Ziel: ● Bei Siemens gibt es seit 1997 ein Sabbatical-Programm. Beschreibung: ● ● ● ● ● ● ● ● ● Bei Interesse wird für eine Laufzeit von bis zu drei Jahren ein neuer Arbeitsvertrag abgeschlossen, in welchem mit dem Mitarbeiter neue Arbeitskonditionen vereinbart werden. Der Mitarbeiter verfügt in diesem Zeitraum dann in jedem Fall über einen geringeren Bruttoverdienst. Alle "Aussteiger" behalten in der Regel ihren Job. Rund sechs Prozent der Mitarbeiter machen von der Variante der Teilzeitbeschäftigung Gebrauch. Ein volles Jahr auszusteigen, ohne auf Gehalt zu verzichten, ist bei Siemens allerdings nicht möglich. Darüber hinaus gibt es bei Siemens im Unternehmensbereich IC Mobile jüngst auch das Sabbaticalprogramm „Time-Out“, welches es den Mitarbeitern in schwierigen Marktsituationen für das Unternehmen ermöglicht, eine längere Auszeit mit partieller Vergütung zu nehmen. Bei einem dreimonatigen „Time-Out“ bekommt der Mitarbeiter 50 Prozent seines bisherigen Bruttogehaltes weiterbezahlt, bei sechs Monaten „Time-Out“ 40 Prozent, bei neun Monaten 30 Prozent und bei einem Jahr 20 Prozent. Nach Abschluss des „Time-Outs“ kehrt der Arbeitnehmer zumindest in seine frühere Abteilung, möglichst aber an seinen alten Arbeitsplatz zurück. In einem Pilotprojekt konnten sich zunächst 135 Kollegen an „Time-Out“ beteiligen. In der nächsten Phase sollen jedoch 250 Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten. Vor dem zeitlich begrenzten Ausstieg wird abteilungsintern geklärt, ob der betreffende Mitarbeiter entbehrlich ist und welche Dauer das Sabbatical einnehmen soll. Die Rahmenbedingungen der Sabbatzeit werden anschließend vertraglich geregelt. Darüber hinaus hat das Unternehmen bei plötzlichem Bedarf die Möglichkeit, den Mitarbeiter zurückzurufen. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Societät Hengeler Müller Anwaltskanzlei 180 Mitarbeiter, davon 68 Partner Ausgangslage, Motive und Ziel: ● Auf Wunsch der Partner besteht seit 2000 die Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen. Beschreibung: ● ● ● Nach 5-6 jähriger Societätszugehörigkeit besteht für einen Partner der Anspruch auf ein dreimonatiges Sabbatical, welches über eine so genannte Quotenkürzung finanziert wird. Im Rahmen dieser Quotenkürzung muss ein Partner zum Beispiel bei einer dreimonatigen Auszeit auf 3/12 seines Jahresgehaltes verzichten. Also z. B. innerhalb eines Jahres auf 3/12 oder innerhalb von 3 Jahren auf jeweils 1/12 des Jahres- bzw. Monatsgehalts verzichten. Während des Sabbaticals des Partners teilen sich die anderen Partner die Betreuung der Kunden sowie das freiwerdende Kapital. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Unilever Nahrungsmittelindustrie Großunternehmen Beschreibung: ● ● ● Offiziell gibt es keine Sabbatical-Modelle. Wer seinen Urlaub zusammenlegt, kann bis zu sechs Monate aussetzen. Es wird allerdings nur in Einzelfällen danach verlangt. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Voith Maschinenbau Großunternehmen Beschreibung: ● Überstunden werden auf einem Langzeitkonto gesammelt und können von den Angestellten an einem Stück genommen werden, ohne zeitliche Obergrenze. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Volkswagen Automobilhersteller Großunternehmen (weltweit ca. 320.000 Mitarbeiter) Ausgangslage, Motive und Ziel: ● Unbezahlte Sabbaticals bis zu fünf Jahren sind möglich. Beschreibung: ● ● ● ● Die Rückkehr in eine vergleichbare Position ist garantiert. Mitarbeiter können Überstunden auf einem Langzeitkonto ansammeln, die sie dann für eine Auszeit nehmen können. In dringenden Fällen wird bis zu vier Wochen unbezahlter Urlaub gewährt. VW-Mitarbeiter, die sich selbstständig machen wollen, können die Zusage auf Wiedereinstellung innerhalb eines gewissen Zeitraums erhalten. zurück Firma Branche Unternehmensgröße Zweites Deutsches Fernsehen Medien 3.542 Mitarbeiter Ausgangslage, Motive und Ziel: ● ● ● Seit der Einführung des Manteltarifvertrages 1970 besteht die Möglichkeit eines unbezahlten Sonderurlaubes. Im "disponierten Dienst" (Kameraleute, Tontechniker, Cutter) ist die Einführung von Arbeitszeitkonten durch den Teilzeittarifvertrag von 1996 und den "Tarifvertrag zur Neuregelung von Arbeitszeit" von 1999 geregelt. Für Mitarbeiter der Redaktionen lassen sich Sabbaticals schwieriger realisieren, da in diesen Bereichen längerfristige Planungen weniger leicht sind. Sabbaticals sollen Gelegenheit zur Weiterbildung oder familiären Konsolidierung schaffen, ohne eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses zu erzwingen und einen Know-How-Verlust zu riskieren. Beschreibung: ● ● zurück Voraussetzung für die Durchführung eines Sabbaticals ist die vorherige Absprache mit den Fachbereichen und die Berücksichtigung der dienstlichen Belange. Je länger die Auszeit werden soll, desto früher sollten der Fachbereich und der personalbetreuende Bereich informiert werden. Auch in die Jahresplanung sollten Sabbaticalpläne einfließen. Erfahrungsberichte zur Umsetzung Arbeitszeitkonten in Betrieben Auf dieser Seite finden Sie Informationen über verschiedene Unternehmen, die Arbeitszeitkonten eingeführt haben. Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Unternehmen Branche Aeroquip GmbH Autozulieferer Armstrong Insulation Products GmbH Hersteller von Isolierungmaterial AUDI Automobilhersteller Verbesserung der Dienstleistung (Erreichbarkeit für Kunden) Auto 5000 Automobilbau Einstellung neue Mitarbeiter und Verbesserung der Qualifizierung. Kostensendung, Verbesserung der Lieferzeiten, Anpassung an die Auftragslage Bessere Nutzung der Personalkapzität im Lagerbereich Bessere Nutzung der Personalkapzität im Lagerbereich (Logistik) ETO Nahrungsmittel KG Nahrungsmittelindustrie Gerling Versicherung Verbesserung der Dienstleistung und Mitarbeiterzufriedenheit GKN Löbro GmbH Autozulieferer Abbau von Überstunden, Bewältigung von Auftragsspitzen Heidel Autozulieferer Bewältigung von Auftragsschwankungen Krankenhaus Verbesserung der Personaleinsatzplanung (Flexibles Schichtsystem mit Arbeitszeitkonto) Karolinska Institut Rasselstein Hoesch GmbH VolksbankRaiffeisenbank Bayreuth eG Metall/Blechherstellung Bankgewerbe Größere Flexibilität in der Personaleinsatzplanung, Einführung von Vertrauensarbeitszeit Verbesserung der Dienstleistung (Erreichbarkeit für Kunden), Einführung von Vertrauensarbeitszeit Die folgenden Firmen haben auch Arbeitszeitkonten eingeführt, jedoch werden sie nur in Publikationen erwähnt bzw. sind nur sehr kurze Beschreibungen über die Modelle vorhanden. Unternehmen Amazon Logistik, Bad Hersfeld Bayer AG, Leverkusen Branche Einzelhandel, E-Commerce Chemische Industrie Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Quelle Abbau von Überstunden Creutzburg, D.; Amazon Logistik: Muskelarbeit für die New Economy. Handelsblatt, 06.10.2000, S. 8. Verbesserung der Personaleinsatzplanung http://www.bayer. de/geschaefts bericht2001/gb/de/ mitarbeiter /printview.php? page1=index. html&page2 =ma2. html&page3=ma3. html Bertelsmann Distribution GmbH, Gütersloh Bezirksamt Lichtenberg von Berlin Logistik Öffentliche Verwaltung Verbesserung der Personaleinsatzplanung Verbesserung der Dienstleistung und Wirtschaftlichkeit Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 96 http://tempus. wsap.bialystok.pl /tempus/ middendorf.htm (Seite nicht mehr verfügbar). Bundesverwaltungsamt, Köln Öffentliche Verwaltung Verbesserung der Dienstleistung http://www.hfvspeyer.de/lst/hill/ Tagungen/Tagung2000/Sch%C3% BCtz-Folien.pdf DEBIS AG Automobildienstleistung Verbesserung der Mitarbeiterqualifizierung Best-Zeit FAQs Deutsche Postbank AG Bank Förderung der Teamstrukturen Best-Zeit FAQs Deutsche Shell AG Mineralölwirtschaft Verbesserung der Mitarbeiterqualifizierung Best-Zeit FAQs Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 96 DRÄGERWERK AG, Lübeck Dienstleistung Messemontage FESTO KG, Esslingen GLÖCKLE, Stuttgart Ingenieur D. HASENKOPF GmbH & Co. KG, Mehring bei Burghausen Elektrobranche Dienstleistung Lottoannahme Handwerk Tischler Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 96 Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 96 Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 96 INTERFLEX GmbH, Durchhausen KAUFHOF AG, Köln KLÖCKNER-MOELLER GmbH, Bonn Lübecker Drägerwerk AG, Lübeck Elektrotechnik Einzelhandel Metall/Elektro MedizinTechnik Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 97 Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 97 Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 97 Verbesserte Personaleinsatzplanung Seyfried K-H.; Urlaub ansparen. Capital 16/2000 S. 19 MÖVENPICK, Neu-Ulm Otelo, Düsseldorf RAFI GmbH & Co., Ravensburg RENO GmbH, ThaleischweilerFröschen Hotel Dienstleistung Telekommunikation Elektrotechnik Einzelhandel Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 97 Verbesserung der Personaleinsatzplanung http://www2. tagesspiegel.de/ archiv/1998/06/15/ wi-ma-un-7760. html (Seite nicht mehr verfügbar). Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 98 Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 98 © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Aeroquip GmbH Unternehmensprofil Die Aeroquip GmbH ist eine deutsche Tochtergesellschaft des amerikanischen TRINOVA-Konzerns und produziert an ihren zwei Standorten in Baden-Baden und in Hannoversch Münden Hydraulik- und Spezialschläuche. Das Werk Hannoversch Münden im Weserbergland beschäftigt 220 Mitarbeiter und ist in vier überschaubare „Betriebe im Betrieb“, den sogenannten „Focussed Factories“, gegliedert, die weitgehend selbständig die Nachfrage interner und externer Kunden befriedigen. Die Kunden der Aeroquip GmbH sind u. a. Firmen der Automobilindustrie aber auch anderer Industriezweige aus Europa und Fernost. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Die Initiative zur Entwicklung eines neuen Arbeitszeitsystems ging von der Werksleitung aus, da sich die Aeroquip in einem harten internen und externen Wettbewerb befindet. Die Kunden steigern regelmäßig ihre Forderungen nach günstigen Preisen und kurzen Lieferzeiten bei gleichbleibender Qualität, da insbesondere die europäischen Mitbewerber mit bis zu 40 Prozent niedrigeren Lohnkosten und längeren Tages-, Wochen- und Jahresarbeitszeiten eine bedeutende Konkurrenz darstellen. Aber auch im internen Wettbewerb mit anderen ausländischen Werken des Konzerns in Wales, den USA und Brasilien waren die starren Arbeitszeiten in Verbindung mit den hohen Lohnkosten in der Bundesrepublik Deutschland für das Werk in Hannoversch Münden ein ernsthafter Wettbewerbsnachteil. Ein weiterer Grund für die Einführung eines neuen flexiblen Arbeitszeitmodells liegt in dem Ungleichgewicht des betrieblichen Arbeitskräftebedarfs im Jahresverlauf, da durch die Spitzen im Frühjahr und Herbst und der Flaute zum Jahresende starke saisonale Schwankungen zu verzeichnen sind. Hinzu kommen kurzfristige Schwankungen, die in der Vergangenheit zu einem Zyklus von Kurzarbeit, Entlassungen und Neueinstellungen geführt haben. Die Produktionsmenge und damit der Stundenaufwand sollten daher durch eine effizientere Personalplanung flexibel an die Auftragslage angepasst werden können. Wenn es dadurch gelänge, in den auftragsschwächeren Monaten kostengünstiger zu produzieren, könnten neue Aufträge akquiriert werden, was letztendlich der Arbeitsplatzsicherheit dienen würde. Zusätzlich setzte sich das Projektteam das Ziel, den Krankenbestand auf zwei bis drei Prozent zu senken und Urlaube nicht wie bisher durch kurzfristige Aushilfen überbrücken zu müssen. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Das Grundmodell des neuen Arbeitszeitmodells besteht aus einem traditionell praktizierten Zweischicht-Wechselbetrieb. Alle Mitarbeiter sind mit einer tariflich vereinbarten Arbeitszeit von 37,5 Stunden pro Woche beschäftigt. Dieses entspricht einer Betriebszeit von 75 Stunden in der Woche. Seit der Umsetzung der Flexibilisierung dieses Zweischichtsystems kann die Wochenarbeitszeit nunmehr ungleichmäßig innerhalb eines Jahres verteilt werden. Ausgehend von dem oben beschriebenen „Normalbetrieb“ kann mit einer Vorankündigungsfrist von anderthalb Wochen im gesamten Werk oder in Teilbereichen die Arbeitsleistung der Beschäftigten hoch- oder zurückgefahren werden. So kann die saisonal abhängige individuelle Arbeitszeit der Mitarbeiter in Extremfällen zwischen null und 48 Arbeitsstunden in der Woche schwanken. Es ist bei Aeroquip von daher z. B. möglich, in Zeiten hoher Auslastung, die Früh- und Spätschichten am Donnerstag und Freitag bei auftretenden Kapazitätsengpässen auf jeweils acht Stunden zu verlängern und die samstägliche Frühschicht mit acht Stunden in den Schichtplan einzubeziehen. Dieses vorgehen ermöglicht eine maximale wöchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden in der Früh- und 40 Stunden in der Spätschicht. Im Gegensatz dazu ist es für den Fall einer geringen Auslastung auch möglich, einzelne Schichten zu reduzieren oder sogar ganz abzusagen. Auf die Samstagsspätschicht wurde darüber hinaus ganz verzichtet. Die Betriebszeit kann mit Hilfe dieses flexiblen Schichtsystems bei entsprechender Auftragslage auf bis zu 88 Stunden in der Woche ausgeweitet werden. Sollte in Engpassbereichen eine Betriebszeit von 88 Stunden nicht ausreichen, kann sogar auf einen Drei-Schichtbetrieb übergegangen werden. Aufgrund der Einführung des oben beschriebenen Schichtmodells ist Aeroquip in der Lage flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren. Ein echter Zugewinn für die Planung der Produktion und das Management des Unternehmens ist es aber auch deshalb, weil sowohl das Hoch- als auch das Zurückfahren der Betriebszeit keine Auswirkungen auf die Summe der Monatslöhne hat und somit der Lohnkosten haben. Dieser wird kontinuierlich auf der Basis einer 37,5Stundenwoche gezahlt. Abweichungen fließen auf Jahresarbeitszeitkonten, die einen Zwölfmonatszeitraum – aber nicht notwendigerweise das Kalenderjahr – umfassen und innerhalb eines Jahres ausgeglichen werden müssen. Erst nach Ablauf dieses Jahres müssen die Arbeitszeitkonten zwingend durch Freizeit oder eine festgelegte Überstundenvergütung ausgeglichen werden, die innerhalb der Jahresfrist jedoch entfällt und die Einsparung von hohen Überstundenzuschlägen ermöglicht. Darüber hinaus ist für diese Arbeitszeitkonten eine sogenannte „Eingriffsgrenze“ von +/- 80 Stunden festgelegt worden. Bewegt sich das individuelle Konto innerhalb dieser „Eingriffsgrenze“, so entscheidet der einzelne Mitarbeiter in seiner Arbeitsgruppe weitgehend eigenverantwortlich über den Einsatz seiner Arbeitskapazität. In Fällen, in denen sich das individuelle Arbeitszeitkonto eines Mitarbeiters dem Grenzbereich der „Eingriffsgrenze“ nähert (+/- 50 Stunden), so sind die Geschäftsführung und der Betriebsrat verpflichtet, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um das Stundensaldo zu reduzieren. Explizite Maßnahmen, wie z. B. Kurzarbeit oder Freistellung von befristet eingestellten Mitarbeitern, werden jedoch erst bei +/- 80 Stunden ergriffen. Gelingt ein Ausgleich weder im Rahmen der eigenverantwortlichen Steuerung der Gruppenarbeit noch durch den Eingriff der Werksleitung, werden die Guthaben am Ende des Verteilzeitraums ausbezahlt. Umgekehrt gehen Zeitschulden zu Lasten des Arbeitgebers. In jedem Bereich gibt es ferner ein Gesamtkonto, auf dem die Salden aller Mitarbeiter auflaufen. Dadurch wird die Auslastung der vier „Focussed Factories“ ersichtlich. Neben der Möglichkeit einer Kapazitätenausweitung durch Arbeitskontenregelungen, existiert im Produktionsbereich bei Aeroquip die Möglichkeit, durch einen Bereitschaftspool von kurzfristig abrufbereiten Mitarbeitern, in welchem drei bis sechs Mitarbeiter der Freischicht „bereitstehen“, die Besetzungsstärke zu variieren und drohende Maschinenausfallzeiten zu reduzieren. Alle fünf bis sechs Wochen wechseln die Mitarbeiter eines Fertigungsbereiches in diesen Bereitschaftspool. Entscheidend für das Funktionieren des Pools ist die entsprechende Qualifizierung der beteiligten Mitarbeiter, da diese in der Lage sein müssen, alle Tätigkeiten eines Bereiches abzudecken. Sollte bei nicht vorhersehbaren und planbaren Ereignissen ein erhöhter Arbeitskräftebedarf anfallen, der nicht durch die oben aufgeführten Flexibilisierungsmaßnahmen abgedeckt werden kann, muss beim Betriebsrat ein Mehrarbeitsantrag gestellt werden. Genehmigte Überstunden werden nicht auf dem Zeitkonto verbucht, sondern innerhalb von drei Wochen durch Freizeit ausgeglichen oder vergütet. Der Mehrarbeitszuschlag wird generell ausbezahlt. Um den Personaleinsatz durch Selbststeuerung der Gruppen zu ermöglichen, sollen die individuellen Arbeitszeitkonten unter Berücksichtigung des Datenschutzes offen liegen. Entwicklungs- und Einführungsprozesses & Zeitplan Die Einführung der Gruppenarbeit und des flexiblen Arbeitszeitmodells bei Aeroquip ist ein Prozess, der bereits 1994 begonnen wurde. In einem ersten gemeinsamen Workshop erarbeiteten Werksleitung, Führungskräfte, Meister, Vorarbeiter, Gruppensprecher, Betriebsmitglieder und Gewerkschaftsvertreter die ersten Ansätze zur Erreichung der vorgegebenen Ziele. Zur Umsetzung der in diesem „Starterworkshop“ beschlossenen „Flexi-Arbeitszeit“ wurde ein gemischtes Projektteam ins Leben gerufen, welches aus 12 Teilnehmern bestand und Mitglieder der Werksleitung, des Betriebsrates sowie Führungskräfte und Mitarbeiter der Produktion vereinigte. Einige Sitzungen wurden von einem externen Moderator begleitet. Erst nach langwierigen Verhandlungen und Grundsatzdiskussionen ging das Projektteam an die Festlegung von gemeinsamen Eckpunkten. Parallel hierzu wurden mehrere Mitarbeiterbefragungen durchgeführt, mit deren Hilfe die Bereitschaft der Mitarbeiter erhoben werden sollte, ein flexibles Arbeitszeitsystem mitzutragen. Nachdem das Grundgerüst des neuen Arbeitszeitsystems beschlossen werden konnte, traten Geschäftsführung und Betriebsrat in konkrete Verhandlungen. Zuletzt wurde das neue Arbeitszeitmodell mit dem Betriebsrat und anschließend mit allen Mitarbeitern in kleinen Gruppen besprochen. Nach insgesamt fünf Monaten Verhandlungs- und Vorbereitungszeit trat die Betriebsvereinbarung zur flexiblen Arbeitszeit bei Aeroquip in Kraft. Die Tatsache jedoch, dass bereits im Dezember 1999 die flexible Jahresarbeitszeitregelung der Aeroquip durch die Unternehmensleitung gekündigt und zusammen mit den beteiligten Gruppen neu überarbeitet worden ist, zeigt, dass sich flexible Arbeitszeitsysteme in einem permanenten Wandel befinden und aufgrund der sich ändernden Anforderungen des Marktes ständig an selbigen angepasst werden müssen. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Die Vereinbarung gilt mit Ausnahme der leitenden Angestellten für alle Beschäftigten der vier „focussed factories“ Rigid, Flexfertigung, Formschlauch und Mischerei. Externe Unterstützung Es wurde ein externer Moderator zu der Projektgruppe „Flexi-Arbeitszeit“ hinzugezogen. Rolle des Betriebsrates Da dem Betriebsrat laut §87 Abs. 1 Ziff.2 und 3 BetrVG bei der Gestaltung der Arbeitszeiten im Betrieb ein Mitbestimmungsrecht obliegt, wurde er selbstverständlich bei den Verhandlungen und Vorbereitungen zum neuen Arbeitszeitmodell miteinbezogen. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Es war anfangs schwer, das Vertrauen der Mitarbeiter dahingehend zu gewinnen, dass Zeitguthaben in Zeiten hoher Auslastung nicht nur aufgebaut, sondern später in ruhigeren Phasen tatsächlich auch wieder abgebaut werden können und müssen. Darüber hinaus kristallisierte sich im Verlauf der „Probezeit“ des neuen Arbeitszeitmodells heraus, dass hinsichtlich der Verlängerungsmöglichkeit der Schichtlänge auf neun Stunden und bezüglich der Länge des Ausgleichszeitraumes von 12 Monaten und der Handhabung des Arbeitszeitkontenausgleiches Modifikationen vorgenommen werden mussten. Fazit Mitarbeiter, Betriebsrat, Führungskräfte und Werksleitung erkannten innerhalb kürzester Zeit die Vorteile des Systems. Das flexible Arbeitszeitmodell hat schon in den ersten sechs Monaten seiner Probephase die Lieferfähigkeit deutlich erhöht und durch die Vermeidung von Mehrarbeitszuschlägen, die Verbesserung von Abläufen und die Minimierung von Stillstandszeiten die betrieblichen Kosten erheblich gesenkt. Zusätzlich zu der dadurch verbesserten Wettbewerbsposition konnten Neueinstellungen vorgenommen werden. In Verbindung mit der Gruppenarbeit wurde darüber hinaus auch der Krankenbestand in zwölf Monaten auf drei Prozent gesenkt. Darüber hinaus konnten durch die Einführung des flexiblen Arbeitszeitmodells weitere wichtige Erkenntnisse gewonnen werden: ● ● ● ● Wichtigste Voraussetzung für die Einführung des neuen Arbeitszeitmodells war die Einbeziehung aller Mitarbeiter in den Veränderungsprozess, die Einführung einer auf Vertrauen basierenden Gruppenarbeit und eine auf flachen Hierarchien aufbauende Unternehmenskultur. Ohne vorherige gründliche Analyse der Prozesse und ihre laufende Beobachtung wäre das flexibles Arbeitszeitmodell mit großer Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt gewesen. Für die Unternehmensleitung liefern die Zeitkonten ein genaues Röntgenbild des betrieblichen Geschehens, seiner Engpässe und seiner Planungssicherheit. Über- und Unterauslastung werden angezeigt und Qualifikationsbedarf deutlich gemacht. Im internationalen Vergleich hilft das flexible Arbeitszeitmodell, die Lohnstückkosten an die der konkurrierenden Werke heran zu führen. Die Aeroquip GmbH erhielt 1997 die zusammen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem Institut für Produktivität und Qualität verliehene Auszeichnung „Best Practice 1997: Beweglichkeit in turbulenten Märkten“. Quellen ● ● ● http://www.symposion.de/arbeitszeit/az_20.htm http://www.flexible-unternehmen.de/m05057_1.htm http://www.bma.bund.de/de/asp/arbeitszeitmodelle/dokument1.asp?id=7 © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Armstrong Insulation Products Unternehmensprofil Armstrong Insulation Products GmbH gehört zum Konzern Armstrong World Industries, der an der New Yorker Börse notiert ist und weltweit 20.000 Mitarbeiter beschäftigt. Sie gilt als weltweit größter Hersteller für flexibles Isoliermaterial. In Münster befindet sich das Zentrallager für Gesamteuropa und der Betrieb, in dem die Rohstoffe für fünf europäische Fabriken gemischt werden. Es sind dort 179 Angestellte und 249 gewerbliche Mitarbeiter beschäftigt. Von dem Warenverteilungszentrum in Münster aus werden Unternehmen in mehr als 1.000 Ländern beliefert. Das Lager umfasst etwa 3.500 verschiedene Artikel auf einer Fläche von 17.000 m2. Neben 15 Büromitarbeitern betreuen etwa 40 Mitarbeiter die Versandaktivitäten des Lagers. Die Distribution wird von Gebietsspezialisten übernommen. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Das Zentrallager der Armstrong Insulation Products GmbH in Münster geriet Ende 1997 in eine wirtschaftlich schwierige Situation. Die hohen Schwankungen des zu versendenden Gütervolumens, die täglich bis zu 50 Prozent betrugen, konnten mit den bestehenden Arbeitsstrukturen nicht effizient ausgeglichen werden. Dies führte zu einem untragbar hohen Kostenniveau. Außerdem erwarteten die Kunden einen 24-Stunden-Lieferservice. Dies bedeutete für das Unternehmen, dass die Güter bis spätestens 17.30 Uhr verladen sein mussten. Da der Betriebsrat der Auszahlung von Mehrarbeitsstunden nicht mehr zustimmte, waren die Mitarbeiter nur noch selten bereit, freiwillig Überstunden zu leisten. Eine Zustimmung zu verpflichtender Mehrarbeit war durch den Betriebsrat nicht gegeben worden. Als zusätzlich problematisch erwies sich, dass ein Ausgleich der täglichen Versandspitzen durch Leiharbeitnehmer oder Aushilfen nicht zu realisieren war, da im Bedarfsfall nicht kurzfristig auf geschultes externes Personal zurückgegriffen werden konnte. Das Veto des Betriebsrates verhinderte überdies das Bestreben der Geschäftsleitung, den kurzfristig erhöhten Arbeitskräftebedarf über einen Mitarbeiter-Pool mit 630-DM-Kräften anzupassen. Zusätzlich zeigte eine Mitarbeiterbefragung, dass das Lagerpersonal wenig motiviert war. Der ständige Austausch von Geschäftsleitung und Personalabteilung mit dem Betriebsrat führte zu dessen Bereitschaft, die Konkurrenzfähigkeit des Zentrallagers wieder herzustellen, um ein Outsourcing zu vermeiden, das mit Arbeitsplatzverlusten einher gegangen wäre. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems In Zusammenarbeit mit einem externen Berater wurde ein Arbeitszeitmodell entwickelt, das in Bezug auf die Jahresplanung folgende Komponenten enthielt: ● ● ● ● Festlegung des voraussichtlichen zu versendenden Gütervolumens für das Folgejahr bis spätestens Ende September. Anhand dieser Vorgabe und unter Berücksichtigung einer durchschnittlich zu erwartenden Arbeitsleistung wird der Gesamt-Personalbedarf für das kommende Jahr ermittelt. Festlegung eines Arbeitszeitkorridors für jeweils ein Kalenderjahr, der entsprechend der saisonalen Schwankungen prognostiziert wird. Realisierung eines Flexibilisierungspotenzials für das persönliche Zeitkonto des Mitarbeiters innerhalb eines Korridors von +/- 30 Stunden. Ermittlung der durchschnittlichen Arbeitsstundenzahl je Mitarbeiter und Monat als Orientierungswert für den Mitarbeiter. Hinsichtlich der Monatsplanung wurde bestimmt, dass Richtwerte für die persönlichen Zeitkonten durch Verteilung des voraussichtlichen Kapazitätsbedarfs auf die einzelnen Monate vorgegeben werden. Hierbei müssen pauschal Abwesenheitszeiten (Urlaub und Krankheit) berücksichtigt werden. Die Ist- und Sollwerte sollen in den monatlichen Planungsbesprechungen der Projektgruppe "Lager" mit den Gruppensprechern abgeglichen werden. Bei erheblichen Abweichungen werden Maßnahmen (zum Beispiel im Rahmen von Personalanpassungen) vereinbart, um die Sollwerte wieder zu erreichen. Die Weitergabe der Ergebnisse an die Betroffenen erfolgt umgehend. Die Wochenplanung sieht eine Dienstbesprechung freitags um 9.00 Uhr zwischen den Abteilungen Lager, Produktionsplanung und Verkauf vor, in der das Versandvolumen der Folgewoche abgestimmt wird und bis spätestens 12.00 Uhr den Mitarbeitern als Orientierungswert zur Verfügung gestellt wird. Durch die Tagesplanung wird den relevanten Mitarbeitern das voraussichtlich zu versendende Gütervolumen für den Folgetag bis 13.00 Uhr mitgeteilt. Gleichzeitig werden die Mitarbeiter regelmäßig über den Zielerreichungsgrad informiert. Bedarfsschwankungen an den jeweiligen Arbeitstagen werden grundsätzlich nach Absprache im Team bewältigt. Dies erfordert u. U. die Bereitschaft der Mitarbeiter, die Tagesarbeitszeit bis auf zehn Stunden zu erweitern. Bei unterdurchschnittlichem Arbeitsaufwand kann die Gruppe eigenverantwortlich reagieren; eine Führungskraft wird lediglich bei Schwierigkeiten hinzugezogen. Entwicklungs- und Einführungsprozesse & Zeitplan Die Projektgruppe "Lager" wurde gegründet, die sich aus Lagermitarbeitern und Mitgliedern des Betriebsrates sowie Vertretern des Bereichsmanagements und der Personalabteilung zusammensetzte. In den Gesprächen stellte sich heraus, dass die Arbeitsorganisation radikal verändert werden musste. Ein Ansatzpunkt dafür war ein neues Arbeitszeitmodell, für das zwei Grundsätze formuliert wurden: 1. Die Arbeitszeit der Mitarbeiter bestimmt sich nach Arbeitsanfall und nicht umgekehrt. 2. Individuelle Flexibilitätswünsche, die mit Punkt 1. vereinbar sind, müssen möglichst realisiert werden. Aus diesen Grundsätzen wurden für das Arbeitszeitmodell folgende Einzelpunkte abgeleitet: ● ● ● ● ● ● Flexibles Arbeitszeitkonzept mit optimalen Reaktionszeiten (bezogen auf den jeweiligen Arbeitstag), Verteilung der Jahresarbeitszeit in Abhängigkeit von saisonalen Schwankungen, Gleichmäßige Verteilung der Arbeitsbelastung auf alle Mitarbeiter, Vereinbarung von Leistungskennzahlen als Basis für die Personalplanung, Vereinbarung von Leistungskennzahlen als Leistungsvorgabe für die Mitarbeiter, Höhere Verantwortlichkeit der Mitarbeiter hinsichtlich des Arbeitsverhaltens sowie der Arbeitseinsatz- und Urlaubsplanung. Um Missverständnisse und Konfliktsituationen zu vermeiden, wurde aus der Projektgruppe im Einverständnis aller Parteien ein Mitarbeiter ausgewählt, der vier Monate von seiner Arbeit freigestellt wurde, um vor Ort als Pate in schwierigen Situationen vermittelnd auf die Kontrahenten einwirken zu können. Diese Maßnahme hat wesentlich zum guten Start des Projektes beigetragen. Beteiligte Mitarbeiter Alle Mitarbeiter des Lagerbereiches. Organisatorische Veränderungen Der erweiterten Eigenverantwortung der Mitarbeiter kam mit der Einführung des neuen Konzeptes eine große Bedeutung zu. Das Ziel, die Kompetenz der Mitarbeiter zu stärken, wurde in zwei Schritten eingeleitet: 1. Ersatz der vom Unternehmen eingesetzten Gruppenführer durch von Mitarbeitern gewählte Gruppensprecher, 2. Durchführung eines zweitägigen Workshops zum Thema "Gruppenarbeit im Lager Lösung von Problemen und Konflikten", an dem die Gruppensprecher, Abteilungsvorgesetzten und der "Projektpate" (ein Betriebsratsmitglied) teilgenommen haben. Externe Unterstützung Da der von der Personalabteilung erstellte Entwurf für ein neues Arbeitszeitmodell zunächst nicht die Zustimmung des Betriebsrates fand, wurde vom Beraterteam Dr. Hoff, Weidinger und Partner, in einem zweitägigen Workshop ein Arbeitszeitmodell entwickelt, das die abgestimmten Vorgaben berücksichtigt. Zusätzlich wurde ein zweitägiger Workshop zum Thema "Gruppenarbeit im Lager Lösung von Problemen und Konflikten" von einem externen Dienstleister ("Praxis für teamorientierte Arbeitsgestaltung") moderiert. Fazit Mit dem neuen Arbeitszeitmodell und der neuen Arbeitsorganisation konnte die Wettbewerbsfähigkeit des Zentrallagers wieder hergestellt werden. Eine Leistungssteigerung von 20 Prozent wurde realisiert, was sich auch in den Bonuszahlungen an die Mitarbeiter widerspiegelt. Das bereits vor Einführung der flexiblen Arbeitszeit praktizierte Bonussystem bewertet zum einen den Grad der Zielerreichung und zum anderen die Leistung jeder Arbeitsgruppe. Beide Faktoren konnten verbessert werden, so dass sich die Bonusansprüche der Mitarbeiter in den vier Quartalen bis Juni 1999 wie folgt entwickelt haben (in Prozent): ● ● ● ● 3. Quartal 1998: plus 6,32 Prozent, 4. Quartal 1998: plus 6,48 Prozent, 1. Quartal 1999: plus 8,92 Prozent, 2. Quartal 1999: plus 10,07 Prozent. Dies bedeutet für die Mitarbeiter eine Steigerung der Bonusprämien innerhalb eines Jahres von 59 Prozent. Mit dem Bündel von Maßnahmen wurden folgende Ergebnisse erzielt: ● ● ● ● ● ● Das Kostenniveau der Armstrong Insulation Products GmbH ist jetzt mit anderen Logistikdienstleistern vergleichbar aufgrund der hausinternen Leistungssteigerung von zirka 20 Prozent. Die Zielerreichung, Verladeschluss des Materials bis 17.30 Uhr, wurde um 50 Prozent gesteigert. Das Unternehmen konnte aufgrund der neuen Kostensituation und des verbesserten Dienstleistungsangebotes Logistikaktivitäten von Schwesterfirmen übernehmen. Die im Logistikbereich vorhandenen Arbeitsplätze wurden gesichert und darüber hinaus konnten zehn Prozent neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter wurde durch die Eigenverantwortung und Selbstverwaltung gestärkt. Trotz des Markteinbruchs konnte die Wettbewerbsfähigkeit durch das ● ● verbesserte Logistikangebot erhalten und gesteigert werden. Das Unternehmen hat durch faire Bonusberechnungen seine Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg monetär beteiligt. Das neue Konzept wird von allen internen und externen Beteiligten gemeinsam getragen. Quellen ● ● ● ● http://www.virto.com/quip4/schwerp2.htm http://www.flexible-unternehmen.de/a99-05-12-1.htm http://www.eon.com/online/push/de/career/9679869735/ cont_career_job_report2 Roschock, P.: Neues Arbeitszeitmodell sichert Arbeitsplätze; Personalwirtschaft 1/2000, S. 51-53. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Auto 5000 Unternehmensprofil Auto 5000 GmbH wird 2002 mit der Autoproduktion in Wolfsburg anfangen. Sie ist eine Tochtergesellschaft der VW. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Auf Vorschlag von Dr. Peter Hartz, Personal-Vorstand und Arbeitsdirektor der Volkswagen AG, sollten 5000 neue Arbeitnehmer für ein Bruttogehalt von 5000 DM eingestellt werden. Die Einstellung dieser Mitarbeiter war mit einer Arbeitszeitverkürzung und einem Qualifizierungskonzept verbunden. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Vereinbart ist eine 35-Stunden-Woche, in der die vorgegebenen Arbeitsleistungen zu erfüllen sind. Ist dies nicht der Fall, muss der Arbeitnehmer die Leistungen unentgeltlich mit zusätzlichem Arbeitsaufwand erbringen. Für die Mitarbeiter wird ein Arbeitszeitkonto geführt. Falls ein Mitarbeiter die vorgegebene Stückzahl in der vereinbarten Zeit nicht erfüllt und nachweisen kann, dass die Ursache dafür nicht bei ihm lag, erhält er für die zusätzlich benötigte Arbeitszeit eine Gutschrift. Sie darf nicht mehr als 200 Stunden pro Jahr betragen und wird in auftragsschwachen Zeiten als Freizeit vergeben. Bei kontinuierlich hoher Auftragslage kann der Betroffene das Konto auch in Bargeld ausbezahlt bekommen. Grundsätzlich gilt jedoch: Freistellung vor Bezahlung. Zu den 35 Stunden pro Woche kommen für jeden Mitarbeiter drei weitere Stunden Qualifizierungszeit hinzu, die zur Hälfte vom Unternehmen getragen werden. Für die wöchentliche Zusatzbildung kann jeder nach einer Prüfung bei der IHK ein Zertifikat als „Fachkraft für Automobilbau“ erwerben. Weitere Informationen über den Projekttarifvertrag (http://www.auto5000.de/ media/download/unternehm/Projekttarifvertrag.pdf) und den Qualifizierungstarifvertrag (http://www.auto5000.de/media/download/unternehm/ Qualifizierungstarifvertrag.pdf) sind auf der Homepage von Auto 5000 (www. auto5000.de) zu finden. Entwicklung- und Einführungsprozess & Zeitplan Der Projekttarifvertrag wird am 1. Oktober 2002 in Kraft treten. Zur Zeit werden Mitarbeiter für das Unternehmen ausgewählt und entsprechend qualifiziert. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Alle zukünftigen Mitarbeiter des Unternehmens. Fazit Insgesamt haben sich 36 000 Personen auf die 5000 Arbeitsplätze beworben. Die Produktion hat noch nicht angefangen, so dass noch keine Informationen über die Umsetzung vorliegen. Quelle ● Fiedler-Winter, R.: 5000 x 5000 wird umgesetzt. Personalwirtschaft 5/2002, S. 58-59. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel ETO Nahrungsmittel KG Unternehmensprofil ETO Nahrungsmittel KG ist ein Hersteller von Nahrungsmitteln für Großverbraucher. Das Unternehmen gehört zur Oetker-Gruppe und liefert im Direktgeschäft von Ettlingen aus an ca. 30.000 Großverbraucher in ganz Deutschland. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Zwischen Auftragseinholung und Kundenbelieferung vergehen drei Tage, wobei die über die Außendienstmitarbeiter bestellte Ware zuerst von Ettlingen aus durch Fremdspediteure an 21 Umschlagspunkte verteilt wird, bevor sie von dort aus durch Feinspediteure an den Kunden geliefert wird. Der Arbeitsanfall ist sowohl täglich als auch saisonal bedingt stark schwankend und stellt starke Anforderungen an die Personaleinsatzplanung. Um die Auftragsspitzen abdecken zu können, ohne auf Überstunden der Mitarbeiter oder den Einsatz von Aushilfskräften zurückgreifen zu müssen, wurde die "vertriebsorientierte Arbeitszeit" eingeführt. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Das Arbeitszeitmodell der ETO weist folgende Ausprägungen auf: ● ● ● ● Der tägliche Arbeitsbeginn ist um 6.00 Uhr. Das Arbeitsende schwankt täglich zwischen 13 und 17 Uhr, so dass das Arbeitszeitvolumen sechs bis zehn Stunden pro Arbeitstag (Pausen nicht mitberechnet) betragen kann. Die Arbeitszeiten werden mittels EDV erfasst und kontinuierlich über ein Halbjahr hinweg aufaddiert. Jeweils am 31. März und 30. September eines jeden Jahres wird eine Zwischensumme ermittelt weil sich viertes und erstes sowie zweites und drittes Quartal "natürlicherweise" ausgleichen und das Verfahren so übersichtlich bleibt. Die Summe der Soll-Arbeitstage im vergangenen Halbjahr wird mit acht Stunden multipliziert und so ein Halbjahreswert ermittelt, dem die tatsächlich dokumentierte Ist-Arbeitszeit gegenüber gestellt wird (Saldierung). Ist der Saldo größer als Null, wird dieser Wert als Zeitguthaben in ein Freizeitkonto überwiesen. Im Laufe des nächsten Halbjahres gleicht der Mitarbeiter dieses Konto durch Freizeitentnahme aus, die er mit seinen ● ● Kollegen und Vorgesetzen abspricht. Ist der Saldo zum Halbjahresende kleiner als Null, erfolgt eine Berichtigung auf Null, es entsteht keine Zeitschuld. Diese sogenannten "Minusstunden" verfallen als Gegenleistung für die Bereitschaft der Mitarbeiter zur täglichen, vertriebsorientierten Arbeitszeitflexibilität. Voraussetzung für die täglich variable Arbeitszeit ist ein gleichbleibendes Einkommen, welches durch Einführung eines Monatslohnes sichergestellt wurde, so dass der Mitarbeiter unabhängig von seiner tatsächlich erbrachten Arbeitsleistung ein konstantes Entgelt erhält. Beteiligte Mitarbeiter Alle Mitarbeiter in der Logistikabteilung. Fazit Die Ergebnisse der Einführung der vertriebsorientierten Arbeitszeit sind: ● ● ● ● ● ● Es erfolgt eine "tagfertige" Kundenauftragsabwicklung, das heißt jeder Auftrag, der am Vortage von den Außendienstmitarbeitern eingebracht wurde, wird am nächsten Tag logistisch abgewickelt und verlässt das Haus. Die Lieferbereitschaft beträgt im Jahresdurchschnitt 98,4 Prozent. Die Auslieferung der Kundenaufträge innerhalb der Bundesrepublik Deutschland erfolgt innerhalb 48 Stunden nach der Auftragserteilung. Für die Arbeitszeiterfassung in Halbjahren wurde eine Betriebsvereinbarung mit dem pragmatisch eingestellten Betriebsrat abgeschlossen. Die Kostenreduzierung betrug nach Einführung und Anwendung der flexiblen Arbeitszeit in der Logistik 19,7 Prozent der Personalkosten. Mit der variablen Arbeitszeitregelung konnten auf Dauer 50 Stammarbeitsplätze im Logistikzentrum in Ettlingen gesichert werden. Quelle ● Spanrunft, H.: Hochflexible Personaleinsatzmodelle. Teil 2: Vertriebsorientierte, täglich flexible Arbeitszeit in der Logistik. In: "Das flexible Unternehmen". http://www.flexible-unternehmen.com/kv0506_2. htm © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Gerling Unternehmensprofil Gerling ist zweitgrößter Kreditversicherer und sechstgrößter Rückversicherer weltweit. In Deutschland ist Gerling neben der Allianz größter Industrieversicherer und einer der bedeutendsten Lebensversicherer mit einer besonders starken Marktposition in der betrieblichen Altersversorgung. Die rund 13.000 Mitarbeiter sind in 43 Ländern aktiv - davon 9.500 in Deutschland. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Den betrieblichen Notwendigkeiten und der Unternehmensphilosophie des Unternehmens konnte die seit 1973 bestehende Gleitzeitregelung nicht mehr Rechnung tragen. Wenngleich diese Regelung vorsah, die Arbeitszeit auf Vertrauensbasis zu erfassen, so war der Rahmen zu eng gesteckt: ● ● ● ● ● Arbeitszeitrahmen von 7:00 – 18:00 Uhr; Kernzeit von 9:00 – 15:15 Uhr; Übertragbarkeit des Zeitsaldos: am Ende eines jeden Quartals war das Zeitguthaben auf Plussaldos auf 1.200 Minuten begrenzt (Minuten darüber hinaus wurden gestrichen); Übertragung in den nächsten Abrechnungszeitraum nur durch Beantragung des Abteilungsleiters möglich; Gleittage nur nach Genehmigung durch den Abteilungsleiter; nicht zur Verlängerung des Urlaubs und i. d. R. maximal einen Urlaubstag pro Monat; Mittagspause von 40 Minuten. Das System entsprach nicht mehr den Vorstellungen des Unternehmens, weil die Personalabteilung aktiv für die Kontrolle und Verarbeitung der Zeitlisten verantwortlich war. Der Mitarbeiter schickte ein mit den Kommens- und Gehenszeiten ausgefülltes Formular zur maschinellen Weiterverarbeitung an den Personalbereich, der dann die Salden ausdruckte, dem Mitarbeiter zuschickte und Auswertungslisten erstellte. Eine neue Regelung sollte deutlich machen, dass die Verantwortung für den Arbeitszeiteinsatz in den Teams liegt und der Personalbereich hierbei keine Funktion – außer der Steuerung des Prozesses – wahrnimmt. Eine inputorientierte Betrachtung der Arbeitszeit sollte durch eine ergebnisorientierte Sichtweise ersetzt werden. Mit der Neugestaltung der Arbeitszeit wurde eine Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und der Kundenorientierung verfolgt. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Das neue Arbeitszeitsystem orientierte sich an drei Faktoren: ● ● ● Kundenorientierung: Der Service der einzelnen Teams soll von diesen so ausgestaltet werden, dass Arbeitsbereitschaft dann gegeben und die Arbeit dann geleistet wird, wenn es der Kunde fordert. Kostenkomponente: Die Führungskraft soll zusammen mit dem Team die Verantwortung dafür übernehmen, dass Arbeitszeit nur dann eingesetzt wird, wenn auch tatsächlich Bedarf besteht, damit Überstunden und angesparte Guthaben abgebaut werden können. Mitarbeiterzufriedenheit: Der Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll sich auch in der Arbeitszeitreglung wiederfinden. Die Teams sollen die Möglichkeit haben, neben der Verantwortlichkeit für den Service, auch persönliche Bedürfnisse der Teammitglieder in der Zeitplanung zu berücksichtigen. Die Mitarbeiter sind jetzt nicht mehr an eine Kernzeit gebunden. Im neuen Arbeitszeitrahmen von 6:30 – 19:00 Uhr sind Unterbrechungen der Arbeitszeit ohne Einschränkung möglich: Verlängerung der Mittagspause, nachmittags zwei Stunden frei zu nehmen, um Besorgungen zu machen oder erst um 12:00 Uhr zur Arbeit zu kommen. Dabei muss eine Bedingung immer erfüllt sein: die Servicebereitschaft muss gewährleistet sein und im Team müssen die Arbeitsund Freizeiten abgesprochen werden. Die Servicebereitschaft ist täglich von 8:15 bis 16:45 Uhr vom Team sicherzustellen, und es ist zu gewährleisten, dass die Anfrage eines internen oder externen Kunden ohne erneute Rückfrage bearbeitet werden kann. Eine Abweichung von diesen Servicezeiten ist in Absprache mit den Führungskräften und dem Betriebsrat möglich. Sie wurden in bestimmten Bereichen auch geändert. Das Arbeitszeitkonto wird von jedem Mitarbeiter eigenverantwortlich geführt. Um der Führungskraft die nötigen Informationen, z. B. für die Steuerung der Arbeitsmenge, zukommen zu lassen, teilt der Mitarbeiter am Ende des Monats den Saldo seiner Arbeitszeit mit. Bei Bedarf kann die Führungskraft steuernd eingreifen, z. B. durch eine andere Verteilung der Arbeit. Die Abrechnungsstichtage für die Arbeitszeitkonten sind am 31.03. und 30.09. eines Jahres. Zu diesen Stichtagen sollte der Saldo 80 Plusstunden nicht überschritten haben und nicht mehr als 40 Minusstunden aufweisen. Eine einmalige Übertragung in den nächsten Abrechnungszeitraum ist möglich, damit innerhalb eines Jahres ein Zeitausgleich erreicht werden kann. Führungskraft und Mitarbeiter treffen dann ggf. Vereinbarungen, wie der Saldo abgebaut werden kann. Die Personalabteilung hat zwar noch das Recht, über die Zeitsalden der Mitarbeiter informiert zu werden, sie übt aber keine Kontroll-, sondern nur noch eine Steuerungsfunktion aus. Entwicklung- und Einführungsprozess & Zeitplan Die Mitarbeiter wurden schriftlich über die anstehenden Veränderungen informiert und in Einführungsveranstaltungen wurden mit allen Führungskräften die Philosophie und die Regelungen diskutiert. Die Führungskräfte haben danach in sogenannten Planungsrunden die Arbeitszeitregelung (FlexA) in ihren jeweiligen Bereichen diskutiert und geplant. In Einzelfällen haben Mitarbeiter der Personalabteilung als Unterstützung an den Planungsrunden teilgenommen. Darüber hinaus fand ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit dem Betriebsrat statt, um über die Entwicklung und den Stand des Einführungsprozesses zu beraten und wenn nötig, Regelungen zu präzisieren und zu ergänzen. Die Arbeitzeitflexibilisierung wurde am 01.10.1998 in der Hauptverwaltung eingeführt, und anschließend wurde das Konzept auch in den anderen Standorten mit den dort ansässigen Betriebsräten verhandelt. Nahezu alle Standorte in Deutschland haben die Regelungen eingeführt. An den dezentralen Standorten sind die Belegschaften in Betriebsversammlungen über die Philosophie und die Regelungen direkt informiert worden, da die Erfahrung gemacht wurde, dass die direkte Information und Diskussion mit den Mitarbeitern wesentlich für das Gelingen und die Geschwindigkeit der Umsetzung waren. Beteiligte Mitarbeiter Nahezu alle Mitarbeiter in Deutschland sind jetzt an dem "FlexA"-System beteiligt. Organisatorische Veränderungen Die Teams treffen sich idealerweise in einer Planungsrunde, in der sich die Mitarbeiter mit der Führungskraft die Anforderungen der Kunden erörtern und danach den Einsatz der Arbeitzeit planen. Danach trifft das Team eine Vereinbarung, an die alle Beteiligten gebunden sind. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Während des Einführungsprozesses haben sich die folgenden Problemfelder herausgebildet: ● ● ● Behandlung von Zeitguthaben, verbunden mit der Erörterung der Frage: Welche Ursachen haben zu Zeitguthaben geführt? Verteilung von Zeitguthaben unter den Teammitgliedern; Einbeziehung von Fach- und Führungskräften in die flexible Arbeitszeit ● (Ergebnisorientierung statt Zeitorientierung); Abgrenzung zwischen flexibler Arbeitszeit und Mehrarbeit. Es wurde deutlich, wie wichtig die Verknüpfung der flexiblen Arbeitszeit mit anderen Managementinstrumenten ist. Zielorientiertes Management und auf die Vereinbarung von Zielen ausgerichtete Mitarbeitergespräche sind Voraussetzung für die Flexibilisierung. Klar wurde auch, dass die Änderung des Verhaltens und der Kultur ein langwieriger Prozess ist, der Zeit, Begleitung und Steuerung benötigt. Fazit Insgesamt kann die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten bei Gerling als Erfolg gewertet werden. Im Sinne des gesamten Veränderungsprozesses hinsichtlich Markt, Unternehmen und auch Kultur ist die Schaffung von Gestaltungsfreiräumen absolute Voraussetzung für den weiteren Unternehmenserfolg. Die Regelung der Arbeitszeit hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet. Quellen ● ● Schmitz, M.: Das Arbeitszeitmodell bei Gerling – Hintergründe, Regelungen und Erfahrungen. Personalwirtschaft 6/2000, http://www. mwonline.de Schmitz, M.: Arbeitszeitkonto in Eigenverantwortung. Personalwirtschaft 6/2000, S. 57-63. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel GKN Löbro GmbH Unternehmensprofil Die GKN Löbro GmbH in Offenbach stellt Gelenkwellen für die Autoindustrie sowie den Maschinen- und Schienenfahrzeugbau her. Die etwa 2.000 Beschäftigten in Offenbach setzen damit rund 405 Millionen Euro im Jahr um. Das Unternehmen gehört zur britischen GKN-Gruppe, die mit insgesamt 35.000 Beschäftigten rund 3,7 Milliarden Pfund (etwa 5,5 Milliarden Euro) Umsatz im Jahr erzielt. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Um Auftragsspitzen zu bewältigen, mussten die Mitarbeiter viele Überstunden leisten, die erhebliche Mehrkosten verursacht haben. Gleichzeitig hatten die Mitarbeiter in auftragsschwächeren Zeiten, oder auch bedingt durch Produktionsstörungen, teilweise nicht genug Arbeit. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Seit Mai 1999 wird nur noch ein Teil der Überstunden vergütet, für den Rest gibt es Freizeitausgleich. Die Mitarbeiter können ihren Tariflohn auch ohne Überstunden durch eine Prämie aufstocken. Die Prämie wird ausgezahlt, wenn die Belegschaft den Ausstoß steigert und so die Produktionskosten senkt. Die Prämie ist für alle drei Schichten einer Abteilung gleich hoch, und deshalb haben alle Mitarbeiter in einer Abteilung ein Interesse daran, die Produktivität zu erhöhen. Im Oktober 1999 lag der Bonus bei ca. 1,90 DM pro Arbeitsstunde. Für das Arbeitzeitmodell gelten die folgenden Rahmenbedingungen: ● ● ● ● Bis zu sechs Überstunden können sich die Mitarbeiter auszahlen lassen; für jede weitere Stunde gibt es einen Freizeitausgleich. Bei 125 Überstunden auf dem Zeitkonto wird der Vorgesetzte informiert, der bis 150 Beschäftigte für ein paar Tage in Urlaub schicken kann. Den Ausgleich durch freie Stunden oder Tage regeln die Mitarbeiter in den Gruppen unter sich; ein Anhängen an den Urlaub ist möglich. Die monatliche Prämie errechnet sich aus dem Produktivitätszuwachs gegenüber dem Vorjahresschnitt. Sie kann 5 bis 15 Prozent des Gesamtlohns ausmachen. Beispiele für die Flexibilisierung der Arbeitszeit und -organisation sind: ● ● Wenn der Materialnachschub für die Produktion stockt und die Mitarbeiter nicht weiter arbeiten können, bleiben sie einen Tag zu Hause und gleichen diese Zeit durch ihre Zeitkonten aus. Wenn eine der Maschinen in einer Gruppe ausfällt, verteilen sich die Mitarbeiter auf die restlichen Maschinen und versuchen so, den Produktionsausfall möglichst niedrig zu halten. Beim Schichtwechsel wird besprochen, was ansteht und was die nächste Schicht schaffen sollte. Fazit Der massive Abbau der Überstunden und die höhere Produktivität brachten eine positive Nebenwirkung mit sich. Das Werk in Offenbach konnte 40 neue Mitarbeiter einstellen, alle 25 Auszubildenden übernehmen sowie einem Dutzend befristet Beschäftigten eine unbefristete Stelle anbieten. Quelle ● Wolter, H-J.: Es klingelt in der Geldbörse der Mitarbeiter. Aktiv, 9. Oktober 1999, S. 3. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Heidel Unternehmensprofil Die Firma Heidel GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Viersen wurde 1969 gegründet und hat 2001 mit 503 Mitarbeitern einen Umsatz von 79 Mio. erzielt. Das Unternehmen ist ein Spezialist in der Konstruktion und Herstellung von einzelnen Werkzeugen und Maschinen zur Produktion von nicht-metallischen Teilen für die Automobilindustrie. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Motiv für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten war, Phasen geringerer Auslastung zu überwinden sowohl aus betriebswirtschaftlichen Gründen als auch deswegen, weil die Mitarbeiter sich in Phasen der Unterauslastung nicht immer wohl gefühlt haben. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Es gibt bei Heidel keine Gleitzeitregelungen, d. h. der tägliche Arbeitsbeginn und die tägliche Arbeitszeit sind festgelegt. Jedoch kann jede Organisationseinheit oder Gruppe im Rahmen der betrieblichen Vorgaben individuelle Regelungen treffen. Es wird jedoch gewünscht, dass möglichst täglich gleichbleibende, persönliche Arbeitszeiten gegeben sind. Ale wesentliche Maßnahme der Flexibilisierung wurden persönliche „+/- Konten“ für alle tariflichen Arbeitnehmer mit einer Schwankungsbreite von -35 Stunden und +40 Stunden mit einer zusätzlichen Reserve von 20% eingerichtet. Diese Arbeitszeitkonten werden von der Personalabteilung geführt. Die Bandbreiten gelten als Vorgabe. Wenn die Grenzen erreicht werden, kann jeder Mitarbeiter entscheiden, ob er bei entsprechendem betrieblichen Bedarf die Werte in dem persönlichem Arbeitszeitkonto erhöht und ob z. B. Mehrarbeit unmittelbar ausbezahlt werden soll oder er sie durch spätere Freizeit ausgeglichen haben möchte. Mehrarbeit, die mit dem persönlichen +/- Konto verrechnet wird, ergibt keine Ansprüche auf Mehrarbeitszuschläge, da sie später mit Minus-Stunden 1:1 verrechnet wird. Lediglich für Arbeit an Sonn- und Feiertagen - soweit unverzichtbar - werden die tariflichen Zuschläge direkt ausgezahlt. Auf dem Arbeitszeitkonto angesammeltes Zeitguthaben kann nur mit ausdrücklicher Zustimmung des unmittelbaren Vorgesetzten als Freizeit genutzt werden. Hierdurch soll vermieden werden, dass das Zeitguthaben als laufendes „Gleitzeit-Konto“ benutzt wird. Für die Ankündigung insbesondere von (ganzen) arbeitsfreien Tagen ist eine Frist von 4 Arbeitstagen vereinbart. Zum Jahreswechsel sollen die Arbeitszeitkonten - soweit sie im Guthabenbereich sind - bis auf den Vorgabewert durch Geld oder Freizeit ausgeglichen werden. Beim Ausscheiden aus dem Unternehmen wird das persönliche Arbeitszeitkonto mit Urlaubsansprüchen verrechnet. Die Regelung wurde mit dem Betriebsrat ausgearbeitet und in einer Betriebsvereinbarung festgelegt. Fazit Bei entsprechender Information sind viele Mitarbeiter bereit, die Grenzwerte der +/- Konten zu überschreiten, um größere Auslastungsschwankungen zu überwinden. Die Mitarbeiter akzeptieren, dass die flexiblen Arbeitszeitregelungen ihre Chancen auf Mehrarbeitszuschläge verringern, jedoch empfinden sie es gleichzeitig als vorteilhaft, nicht Arbeiten „strecken“ zu müssen, wenn ein Auslastungstal droht. Ferner führt die Flexibilisierung der Arbeitszeit dazu, dass sich die Mitarbeiter viel intensiver mit den Abläufen und der Effektivität im Betrieb auseinander setzen. Quelle ● Hoogen, N.: Auftragsorientierte Arbeitszeitgestaltung. In: Tagungsdokumentation: Arbeitszeiten gestalten, Betriebszeiten optimieren, Lebenszeit gewinnen. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), 1998, S. 77-94. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Karolinska Institut Unternehmensprofil Das Karolinska Institut in Stockholm ist ein medizinisches Institut und eine Universität mit 29 Abteilungen. Das Arbeitszeitsystem wurde von Professor Kreicbergs in der orthopädischen Fakultät entwickelt. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Um die Verfügbarkeit der Schwesternschaft zu verbessern, wurde ein flexibles, computergesteuertes Arbeitszeitmodell entwickelt - das Time-Care-System. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Das Grundprinzip lautet: es geht nicht um Schichten, sondern um einzelne Stunden. Das Time-Care-Modell ist ein Stundenbaukasten, den sich jeder Mitarbeiter im Rahmen der betrieblichen Anforderungen selbst zusammenstellen kann. Dafür gilt nicht das ganze Jahr als Berechnungszeitraum, sondern jeweils die vom Unternehmen für eine bestimmte Zeit bzw. Aufgabe oder Produktion in Anspruch genommene Periode (Schema Period). Sie kann eine, aber auch mehrere Wochen oder Monate umfassen. Dafür wurde ein Anforderungsmodell entwickelt, das seinerseits keine festgeschriebene Besetzung durch eine bestimmte Mitarbeiterzahl vorsieht, sondern mit der Vorgabe von Bandbreiten in sich selbst variabel bleibt (z. B. von 6.00-10.00 Uhr acht und von 10.00-16.00 Uhr sechs Mitarbeiter, die je nach Besetzung entsprechend schneller oder langsamer dem Produktionsziel näher kommen). Dadurch lassen sich sowohl kürzere als auch längerfristige Produktionen noch besser steuern. Die Mitarbeiter wiederum erhalten damit mehr Möglichkeiten für eigene Stundenwünsche. Ihre Eingabe, die jeweils vor Anlaufen einer Arbeitsperiode erfolgen muss und während deren Laufzeit nicht geändert werden kann, wird elektronisch auf das Anforderungsmodell abgestimmt. Dabei kann jeder Mitarbeiter neben Tagen und Stunden angeben, an denen er zur Verfügung steht, auch "Vetos" für Tage und Stunden nennen, die er während der gesamten Laufzeit ausklammern möchte. Nach abgeschlossener Modellabstimmung gibt der Computer entweder ein "okay" oder er fordert zu Neubenennungen auf, wenn das Auftragsmodell nicht abgedeckt werden konnte. Dabei gibt es für alle Mitarbeiter eine detaillierte Stundengewichtung: zuerst müssen sich diejenigen dem Modell anpassen, die bisher am wenigsten an sogenannten "unpopular hours" (d. h. Weihnachten, Ostern etc.) gearbeitet haben. Dadurch trifft der Computer in Sekundenschnelle unanfechtbare Entscheidungen, die zuvor manchem Personalverantwortlichen schlaflose Nächte bereitet haben, und die Erfüllung des Arbeitsauftrages ist sicher gestellt. Fazit In Schweden wird der Stundenbaukasten von den Gewerkschaften nicht nur akzeptiert, sondern auch unterstützt, und auch bei SAS, Telekom, den Universitätskliniken des Landes sowie auch bei Hennis & Mauritz eingesetzt. Quelle ● Fiedler-Winter, R.: Viele Wege zu flexibler Arbeitszeit; Personal, 2/2001, S. 78-79. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Rasselstein Hoesch GmbH Unternehmensprofil Das Unternehmen Rasselstein Hoesch GmbH ist 1995 durch den Zusammenschluss der Rasselstein AG, einer Tochter der Thyssen Stahl AG, mit dem ausgelagerten Geschäftsbereich Verpackungsblech der Krupp Hoesch Stahl AG entstanden. Das Unternehmen ist der einzige Hersteller von Weißblech in Deutschland. Circa 2.500 Mitarbeiter/innen, davon 1.800 Lohnempfänger und 700 Angestellte, arbeiten an zwei Standorten. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Im Vorfeld des o. g. Zusammenschlusses war im Jahre 1992 eine stark rückläufige Mengen- und Preisentwicklung feststellbar. In der Folge wurden umfangreiche Reorganisations-maßnahmen eingeleitet, u. a. wurde das Management verschlankt, Personal abgebaut und eine Teamorganisation eingeführt. Parallel dazu wurde im Angestelltenbereich eine Betriebsvereinbarung zur Gleitzeit abgeschlossen. Die festgelegten Kernzeiten und die begrenzten Übertragungsmöglichkeiten engten die Flexibilität jedoch stark ein und entsprachen zu wenig der Idee der Selbstorganisation im Team. Hinzu kam, dass sich die Belastung der Mitarbeiter aufgrund des Stellenabbaus teilweise erhöhte und sich hohe Salden auf dem Zeitkonto ansammelten. Eine Rückführung der Zeitsalden konnte wegen fehlender Anreize nicht erreicht werden. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Die Ziele der neuen Arbeitszeitgestaltung lauteten: ● ● ● ● ● ● Vereinbarung einer Rahmenarbeitszeit, die von den jeweiligen Teams zu konkretisieren ist; Abbau von Mehrarbeit; Verbesserung der Arbeitseffizienz; Stärkung der Eigenverantwortung und Selbstorganisation durch Förderung der Vertrauenskultur im Unternehmen und Abbau der Kontrollbürokratie. Das neue Arbeitszeitmodell besteht aus einer flexiblen Standardarbeitszeit- und einer Vertrauensgleitzeitkomponente. Die flexible Standardarbeitszeit entspricht grundsätzlich der 35-Stunden-Woche. Sie muss innerhalb des tariflichen Ausgleichszeitraums (12 Monate) durchschnittlich eingehalten werden. Abweichungen können tage-, wochen- oder monatsweise erfolgen und dürfen wöchentlich maximal fünf Stunden nach oben oder unten betragen. Die Ankündigungsfrist für angeordnete Stunden beträgt mindestens 10 Tage. Gleichzeitig soll vereinbart werden, wann innerhalb der 12Monats-Frist Zeitsalden auszugleichen sind. Im Schichtdienst kann die Arbeitszeit in der Regel durch ganze Schichten verlängert werden. Das Zeitkonto kann insgesamt zwischen einer Bandbreite von 100 Plus- und 60 Minusstunden schwanken. Durch die Einführung der Vertrauensgleitzeit kann jeder Mitarbeiter seine Arbeitszeit flexibel gestalten. Es gibt keine Kernarbeitszeit und keine elektronische Zeiterfassung. Im Schichtdienst wird lediglich die Arbeitsbeginnzeit zur Ermittlung der Schichtzulagen erfasst. Pausen, vorzeitiges Arbeitsende Gehen etc. sind nach Absprache im Team möglich und brauchen bis zu einer halben Stunde nicht erfasst zu werden. Abweichungen von über 30 Minuten werden auf persönlichen Zeitkonten erfasst. Die Grenzen dieses Zeitkontos betragen 15 Plus- bzw. Minusstunden. Eine Mehrarbeitsvergütung erfolgt oberhalb der 15-Stunden-Grenze, bei Abweichungen von 100 Stunden von der Standardarbeitszeit bzw. nach Absprache mit dem Teamleiter. Entwicklung- und Einführungsprozess & Zeitplan Zuerst entwarf eine Kleingruppe, die aus Vertretern der Abteilung Zeitwirtschaft und Führungskräften aller Abteilungen bestand, ein Konzept für eine Betriebsvereinbarung. Das Konzept konnte jedoch nicht umgesetzt werden und ein externer Berater wurde hinzugezogen. Im Sommer 1996 wurde dann ein umsetzbares Konzept entwickelt. Zunächst wurden die Mitarbeiter/innen in ausgesuchten Pilotteams aller Bereiche (Verwaltung und Produktion) über die neue Arbeitszeitregelung informiert und u. a. wurde die Personalbemessung der Teams mit ihnen abgestimmt. Geplant war die Erprobung der Vereinbarung im Rahmen einer sechsmonatigen Pilotphase, wobei bereits mitgeteilt wurde, dass eine Einführung der neuen Regelung für alle Mitarbeiter/innen angestrebt wird. Nach drei Monaten erfolgten ein erster Erfahrungsaustausch und eine schriftliche Befragung in den Pilotteams. Zentrales Ergebnis war eine hohe Akzeptanz auf Seiten der Mitarbeiter. Nach einigen Änderungen trat zum 1.7.1997 eine Betriebsvereinbarung für alle Mitarbeiter/innen in Kraft. Um die Umsetzung kurzfristig durchführen zu können, erfolgte die Information der Mitarbeiter in Form einer Kaskadenschulung: In der ersten Kaskade informierte die Abteilung Zeitwirtschaft die Teamleiter. In der zweiten Kaskade informierten die Teamleiter ihre Schichtführer und in der dritten die Schichtführer ihre Mitarbeiter. Nach einem Jahr erfolgte im Juli 1998 eine Überprüfung der Wirksamkeit. Die Befragung zeigte durchweg eine positive Resonanz und eine Verbesserung in allen angestrebten Zielen. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Zuerst wurde das Modell in einigen Pilotteams ausprobiert. Danach wurde es im gesamten Unternehmen eingeführt. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Einige Mitarbeiter/innen lehnten den Abbau von Mehrarbeit ab, der finanzielle Einbußen mit sich brachte. Insgesamt wird der Flexibilitätsgewinn jedoch höher eingeschätzt. Darüber hinaus diente der Abbau von Mehrarbeit der Beschäftigungssicherung. Bei der Umsetzung erwies es sich aufgrund der starken Auftragsschwankungen (z. B. mehr Aufträge im Sommer) als schwierig, die Ankündigungsfrist jeweils einzuhalten. Mit dem Bündnis für Arbeit und Ausbildung, das eine Absenkung der individuellen Arbeitszeit auf bis zu 32 Wochenstunden ermöglichte, wurde vereinbart, dass die Ankündigungsfrist "rechtzeitig und einvernehmlich" zu erfolgen hat. Fazit Die generelle Bewertung seitens der Betriebsleitung, der Beschäftigten und des Betriebsrats fällt positiv aus. Die eingesetzte Clearingstelle wurde noch nicht in Anspruch genommen. Feststellbar sind ein Rückgang der Mehrarbeit und eine hohe Effizienz der Arbeitszeit der Mitarbeiter. Die Eigenverantwortung der Beschäftigten wurde gefördert. Voraussetzung für das Gelingen war ein Wandel der Unternehmenskultur, welcher entscheidend beeinflusst wurde durch die Reorganisation der gelebten Teamarbeit, Gruppenarbeit, das geänderte Führungsverhalten und ein neues Lohnsystem. Eine weitere Voraussetzung ist die transparente Darstellung der Ziele, um die Ergebnisorientierung zu fördern. Nachdem festgestellt wurde, dass Unternehmensziele wie Ausbringung, Umsatzrendite und Tonnage zu weit entfernt waren von den individuellen Arbeitsplätzen, werden inzwischen Gruppenziele definiert. Derzeit gibt es Überlegungen, die Flexibilität durch die Einführung längerfristiger Arbeitzeitkonten zu erhöhen, um dem saisonalen Geschäft noch besser gerecht zu werden. Quelle ● Gördes, C., Höfer, K., Wiebrock, S.: Rasselstein Hoesch GmbH: Flexible Standardarbeitszeit und Vertrauensgleitzeit. In: Flexibel ist nicht genug – vom Arbeitszeitmodell zum effizienten Arbeits(zeit)management; FauthHerkner (Hrsg.): Datakontext, 2001; S. 195-202. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Volksbank-Raiffeisenbank Bayreuth eG Unternehmensprofil Die Volksbank-Raiffeisenbank Bayreuth eG entstand durch Fusionen sieben verschiedener Genossenschaftsbanken zwischen 1989 und 1998. 1999 war die Bank mit einer Bilanzsumme von 1,429 Mrd. DM die größte Genossenschaftsbank in Oberfranken. Über 68.000 Kunden werden in 26 Geschäftsstellen von 264 Mitarbeitern betreut. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Die Einführung flexibler Arbeitszeiten für alle Bereiche der VolksbankRaiffeisenbank Bayreuth eG im Juni 1995 basierte auf dem Entschluss, sich auch in diesem Bereich als modernes, zukunftsorientiertes Unternehmen darzustellen, in dem die Kundenorientierung oberste Priorität besitzt und den Mitarbeitern mehr Eigenverantwortlichkeit zugestanden wird. Zusätzlich hatte die durch die Fusionen bedingte Neuorganisation negative Auswirkungen auf die Beschäftigten, da es zu den neuen Aufgaben der Berater gehörte, Kundenbesuche außer Haus vorzunehmen und Termine in den Abendstunden einzuplanen. Dies war jedoch mit dem bisherigen Arbeitszeitmodell, das kaum Abweichungen zuließ, nicht vereinbar. Die Mitarbeiter mussten Überstunden leisten, um den neuen Ansprüchen gerecht zu werden. Doch auch bezüglich der Bezahlung dieser Überstunden oder des Überstundenausgleichs durch Sonderurlaub gab es keine befriedigende Lösung. Die Beantragung der Überstunden bei der Geschäftsleitung, verbunden mit der Genehmigung durch den Betriebsrat, erwies sich als zeit- und arbeitsintensiv, und die Bürokratisierung nahm zu, was mit der Neuorganisation vermieden werden sollte. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Das gewählte Modell wurde getragen von dem Vertrauen in die Mitarbeiter und deren Verantwortungsbewusstsein: keine elektronische Zeiterfassung, keine allgemein verbindliche Kernarbeitszeit – flexible Arbeitszeiten, in denen die Gestaltung dem jeweiligen Team überlassen wurde. Eine Grundvoraussetzung für die flexible Arbeitszeit war jedoch, dass durch eine dem Arbeitsanfall entsprechende Besetzung ein reibungsloser Betriebsablauf gewährleistet sein musste. Orientierungsmaßstab hierfür waren die Kunden, sowohl interne als auch externe. Darüber hinaus sollte der Kontrollaufwand sowohl für Vorgesetzte als auch für die Personalabteilung (Stichprobenkontrolle) so gering wie möglich gehalten werden. In der Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeitflexibilisierung, in der die Rahmenbedingungen des neuen Modells festgehalten wurden, wurde festgelegt, dass die Mitarbeiter Beginn und Ende ihrer täglichen Arbeitszeit zwischen 7.00 Uhr und 19.00 Uhr frei bestimmen können. Beratungsgespräche können auch nach 19.00 Uhr durchgeführt werden. Am Monatsende kann ein Zeitguthaben bzw. -defizit von 10 Stunden in den Folgemonat übertragen werden, welches binnen der folgenden zwei Monate durch Freizeit abgegolten bzw. durch Mehrarbeit abgebaut werden muss. Für Kundenberater ist ein zusätzlicher Zeitpuffer von 10 Stunden eingeräumt. Bei der Festlegung der täglichen Arbeitszeit und eventueller Freizeitabgeltungen ist jedoch immer eine Mindestbesetzung im Team zu gewährleisten, damit der Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Darüber hinaus sind örtliche Gegebenheiten (bei Geschäftsstellen vor allem die Öffnungszeiten von Konkurrenzinstituten) zu berücksichtigen. Die Zeiterfassung selbst erfolgt im Selbsteintrag, d. h. die Mitarbeiter erfassen die geleistete Arbeitszeit manuell und legen diesen Arbeitszeitnachweis am Monatsende dem direkten Vorgesetzten vor. Entwicklung- und Einführungsprozess & Zeitplan Bevor das neue Arbeitszeitmodell für das Gesamthaus Geltung erlangte, wurde eine Testphase vorgeschaltet. In dieser Zeit wurde das Modell von Abteilungen im Außenbereich (Vermögensberatung) sowie im Innenbereich (Kreditadministration, Innenrevision) angewendet, um die Praktikabilität zu überprüfen. Von Anfang an trugen diese Teams die Verantwortung für die Besetzung ihrer Abteilung und mussten selbstständig für einen reibungslosen Betriebsablauf Sorge tragen. Nach ca. fünf bis sechs Monaten konnte in einer Zwischenbilanz festgestellt werden, dass keine Probleme durch die eigenverantwortliche Arbeitszeitgestaltung entstanden waren und dass sich die eingebundenen Mitarbeiter durchweg positiv äußerten. Danach beschlossen Geschäftsleitung und Betriebsrat zum 1. Juni 1995 eine Betriebsvereinbarung über flexible Arbeitszeiten für das ganze Haus. Um jedoch die gewünschte Eigenverantwortlichkeit nicht mehr als unbedingt nötig zu reglementieren, beschränkte sich diese Vereinbarung auf die Festlegung der Rahmenbedingungen. Nach ca. einem Jahr wurden die Mitarbeiter nach ihren bisherigen Erfahrungswerten mit der flexiblen Arbeitszeit befragt, um Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Durch den Fragebogen sollten Erkenntnisse in folgenden Bereichen gewonnen werden: ● Mitarbeiterzufriedenheit (Zufriedenheit mit der Zeitautonomie, der Handhabung, der Variabilität der Arbeitszeit, der Gestaltung des ● ● Zeitausgleichs und mit der Übertragbarkeit des Zeitguthabens), Kundenzufriedenheit und Teamorientierung (Abstimmung mit Vorgesetzten und Kollegen, Abbau des Zeitguthabens / der Zeitschuld). Geklärt werden sollte in diesem Zusammenhang auch, ob Kostensenkungseffekte festgestellt werden konnten. Insgesamt ließ sich feststellen, dass die Mitarbeiterzufriedenheit in allen fünf Bereichen hoch war, dass die Kunden mit dem Service größtenteils zufrieden waren und dass sich die Teamorientierung verbessert hatte. Kostensenkungseffekte in Höhe von ca. 250.000 DM sind auch durch den Abbau einer zentralen Betriebsreserve (Mitarbeiter, die Urlaubszeiten und Krankheiten abgedeckt haben) entstanden. Durch den Fragebogen konnten auch kleinere Verbesserungen erzielt werden, z. B. ein Abbau der Aufzeichnungspflicht für die gesamte Belegschaft und eine zunehmende Flexibilisierung der Übertragung des Zeitguthabens. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Nach einer Einführungsphase in 3 Bereichen wurde das Modell in allen Abteilungen eingeführt. Fazit Obwohl es auch Nachteile bei der Arbeitszeitflexibilisierung gibt, wie ● ● ● ● das Risiko, dass Arbeitnehmer ihre Zeitsouveränität missbrauchen, dass evtl. bisher stillschweigend geleistete Mehrarbeit entfällt, ein stärkerer Zwang, die eigene Arbeit selbst zu organisieren sowie Konfliktpotenzial bei der Absprache der Arbeitszeit, überwiegen die Vorteile: ● ● ● ● ● ● ● ● bessere Ausnutzung der Kapazitäten, Ausdehnung der Betriebszeiten, höhere Arbeitsqualität und -zufriedenheit, Verbesserung des Arbeitsklimas, niedrige Fluktuations- und Krankheitsquote, fortschrittliches und attraktives Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit und nicht zuletzt auf dem Arbeitsmarkt, bessere Abstimmung zwischen Beruf und Privatleben sowie in begrenztem Umfang, Souveränität über die eigene (Arbeits-)Zeit. Das gegenwärtige Modell wird ständig aktualisiert und gibt immer wieder Anlass, darüber nachzudenken, was noch besser gemacht werden kann. Für die erfolgreiche Umsetzung eines Konzeptes zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung ist jedoch Voraussetzung, dass die vereinbarten Rahmenbedingungen eingehalten werden. Die Führungskräfte müssen dahinter stehen und es den Mitarbeitern auch "vorleben". Ein partizipativer Führungsstil, der auf Kooperation und gegenseitiger Akzeptanz basiert, verbunden mit einem offenen Betriebsklima, gehört ebenso dazu. Quelle ● Wulf, S.: Volksbank-Raiffeisenbank Bayreuth eG: Flexible Arbeitszeiten und zeitautonome Arbeitsgruppen. In Flexibel ist nicht genug – vom Arbeitszeitmodell zum effizienten Arbeits(zeit)management; FauthHerkner (Hrsg.): Datakontext, 2001; S. 129-142. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln Erfahrungsberichte zur Umsetzung Lebensarbeitszeitkonten (Zeitwertpapiere) in Betrieben Auf dieser Seite finden Sie Informationen über verschiedene Unternehmen, die Lebensarbeitszeitkonten (auch Zeitwertpapiere genannt) eingeführt haben. Unternehmen Branche Hoogovens Aluminium Hüttenwerk GmbH Aluminiumhersteller Volkswagen AG Autoindustrie Weidmüller Elektronik Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Arbeitszeitreduzierung (35Stunden-Woche bei VollkontiSchicht) Kostenreduzierung durch Personalabbau (Frühpensionierung) Verbesserung der Kundenorientierung, bessere Vereinbarkeit Familie/Beruf Die folgenden Firmen haben auch Lebensarbeitszeitkonten eingeführt, jedoch werden sie nur in Publikationen erwähnt bzw. sind nur sehr kurze Beschreibungen über die Arbeitszeitflexibilisierung vorhanden. Unternehmen Hochtief AG, Essen Branche Baubranche Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Verbesserung der Personaleinsatzplanung Quelle Schroth, J.; Die Verpfändung von Wertpapieren am Beispiel der HOCHTIEF AG. In: Die Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben. Institut für Arbeit und Technik (Hrsg.), 2000 © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Corus Aluminium Hüttenwerk GmbH (Hoogovens) Unternehmensprofil Die Corus Aluminium Hüttenwerk GmbH produziert in Voerde am Niederrhein Hüttenaluminium, Walzbarren und Pressbolzen sowie Kohleanoden. Die Elektrolysekapazität beträgt ca. 80.000 Jahrestonnen, die Gießereikapazität ca. 125.000 Jahrestonnen und die Anodenfabrik produziert 50.000 Jahrestonnen Kohleanoden. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Das Unternehmen ist an den Metalltarif gebunden und musste daher zum 01.10.1995 eine Lösung zur Umsetzung der 35-Stunden-Woche zu finden. Zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat bestand Einigkeit darüber, dass die Arbeitszeitverkürzung aus Wettbewerbsgründen möglichst kostenneutral realisiert werden musste. Eine besondere Herausforderung stellte dabei der Bereich mit vollkontinuierlicher Arbeitsweise dar. Aufgrund der Tatsache, dass nicht abgeschaltet werden kann, ohne die Zelle zu zerstören, arbeiten etwa 220 von 470 Arbeitnehmern rund um die Uhr. Immer mehr Mitarbeiter dieser Gruppe wünschen sich nach vielen Jahren Vollkonti-Schichtarbeit eine Möglichkeit des vorzeitigen Eintritts in den Ruhestand oder zumindest Arbeitsformen, die im Alter weniger belastend sind als diese Form der Arbeitszeitorganisation. Da sich zudem 1995 bereits abzeichnete, dass die bisher praktizierten Vorruhestandsmodelle zu Lasten der Sozialversicherungsträger durch gesetzliche Regelungen abgeschafft oder modifiziert würden, wollten Geschäftsführung und Betriebsrat diesen Wünschen der Arbeitnehmer mit einem neuen Arbeitszeitmodell Rechnung tragen. Die Betriebszeit im vollkontinuierlichen Betrieb betrug rund um das ganze Jahr 24 Stunden täglich. Dabei wurde mit vier Schichtmannschaften gearbeitet. Drei Schichten sind täglich im Betrieb, eine vierte Mannschaft hat frei. Jede Schichtmannschaft musste 273,75 Schichten pro Jahr leisten. Aufgrund der Rahmenbedingungen des bis zum 01.10.1995 geltenden Tarifvertrages (FünfTage-, 36-Stunden-Woche und 30 Tage Jahresurlaub) ergab sich pro Jahr und Mitarbeiter ein Zeitguthaben von 22 Freischichten. Diese 22 Freischichten konnten die Mitarbeiter wie Urlaub verplanen und in Anspruch nehmen. Zur Abdeckung von Urlaubszeiten, Freischichten, Krankheit und anderen Fehlzeiten wurde entsprechend mehr Personal in den Schichtmannschaften bereitgestellt. Es gab also mehr Mitarbeiter als zur Besetzung der Arbeitsplätze nötig waren und dadurch entsprechend höhere Personalkosten. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Zur Umsetzung der Arbeitszeitverkürzung zum 01.10.1995 sollten folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden: ● ● ● ● Kostenoptimierung für das Unternehmen; Beibehaltung der technisch notwendigen Betriebsnutzungszeit von 7 x 24 Stunden je Woche; Realisierung der Fünf-Tage-Woche je Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt; Schaffung von Möglichkeiten des Gleitens in den Ruhestand und/oder betrieblicher Vorruhestandslösungen. Dabei versuchte das Unternehmen, ein Arbeitszeitmodell zu entwickeln, das sich auf die Arbeitszeit des gesamten Berufslebens bezieht. Die Grundlage des Systems war das derzeit gut funktionierende Vier-SchichtModell (eine Schicht arbeitet früh, eine Schicht arbeitet spät, eine Schicht arbeitet in der Nacht und eine Schicht hat frei). Die wöchentliche Arbeitszeit je Schichtmannschaft beträgt 39,6 Stunden. Die Zeitdifferenz zur 35-StundenWoche wird für jeden Mitarbeiter auf einem persönlichen Arbeitszeitkonto auf Stundenbasis erfasst. Der Verwaltungsaufwand dafür hält sich in Grenzen, da dieses Konto mit dem bereits vorhandenen individuellen Lohnkonto verbunden werden konnte. Urlaubs- und Krankheitszeiten ergeben keine Zeitgutschriften. Mehrarbeitszuschläge werden für die Differenz zwischen 35 und 39,6 Wochenstunden nicht gezahlt, da es sich beim Lebensarbeitszeitmodell um ein Ansparen von Arbeitszeit gegen später gewährten Freizeitausgleich handelt. Von dem vorher praktizierten Freischichtenmodell unterscheidet sich das neue Modell wesentlich: Nur noch ein Teil des erarbeiteten Zeitguthabens wird im Laufe eines Jahres durch Freischichten abgegolten. Geschäftsführung und Betriebsrat haben vereinbart, dass maximal 165 Stunden, das entspricht 22 Freischichten, im Laufe eines Kalenderjahres frei genommen werden können. Das darüber hinaus gehende Zeitguthaben von bis zu 48 Stunden – das in etwa dem durch die Arbeitszeitverkürzung von 36 auf 35 Wochenstunden entstehenden Zeitguthaben entspricht – wird als Pflichtanteil auf das individuelle Lebensarbeitszeitkonto übertragen. Nutzt ein Mitarbeiter alle Möglichkeiten zur Ansparung von Zeitguthaben aus, kann auf diese Weise in acht Jahren ein Guthaben von einem Jahr angespart werden, das entweder am Ende des Arbeitslebens, oder auch vorzeitig nach rechtzeitiger Anmeldung, abgefeiert werden kann. Auch die Disposition über die Freischichten wurde verändert. Von den 22 im Verlaufe eines Jahres verfügbaren Freischichten kann der Mitarbeiter zwölf Freischichten selbst disponieren und rechtzeitig vor Beginn eines Kalenderjahres in Absprache mit dem betrieblichen Vorgesetzten wie seinen Urlaub verplanen. Dadurch kann auch im Jahresdurchschnitt die Fünftagewoche für jeden Mitarbeiter realisiert werden. Zwei Freischichten verbleiben dem Mitarbeiter zur kurzfristigen Disposition. Der Mitarbeiter kann sich darüber hinaus dafür entscheiden, einen Teil des in seiner Dispositionsbefugnis liegenden Zeitguthabens aus dem Jahresarbeitszeitkonto auf sein persönliches Lebensarbeitszeitkonto zu übertragen. Die verbleibenden acht Freischichten liegen in der Disposition des Betriebes. Dadurch erhalten die betrieblichen Vorgesetzten ein gesteigertes Maß an Flexibilität, um auf unterschiedlichen Arbeitsanfall oder veränderte Mitarbeiterkapazität zu reagieren. Ein Teil der früher entstandenen Überstunden wird vermieden. Das nicht vom Betrieb verfügte Zeitguthaben wird am Ende des Kalenderjahres auf das persönliche Lebensarbeitszeitkonto des Mitarbeiters übertragen. Der gesamte Zeitzufluss auf dieses Zeitkonto ergibt sich aus den nicht genommenen und den nicht gewährten Freischichten. Die Inanspruchnahme des Zeitguthabens erfolgt in Form von bezahlter Freistellung mit dem jeweils aktuellen monatlichen Entgelt des Mitarbeiters. Der Wert des Arbeitszeitguthabens wird jährlich um die stattgefundenen Entgeltveränderungen aktualisiert. Die Ansprüche des Mitarbeiters aus dem Arbeitsverhältnis (Sonderzahlungen, Urlaubsgeld, betriebliche Altersversorgung usw.) bleiben erhalten. Krankheit während der Inanspruchnahme von Zeitguthaben unterbricht den Freizeitausgleich. Es ist das Ziel, dass die Mitarbeiter dieses Zeitguthaben dazu verwenden, vorzeitig oder gleitend in den Ruhestand zu treten. Ein Gleiten in den Ruhestand bedeutet, dass beispielsweise, entsprechend den betrieblichen Erfordernissen, zwei Mitarbeiter durch Job-Sharing nur noch die halbe tarifliche Zeit arbeiten, wobei das Einkommen für die andere Hälfte dem Arbeitszeitkonto entnommen wird. Auch ein Strecken des Zeitguthabens durch Reduzierung des monatlichen Entgelts wurde angedacht. Das Entgelt wird in allen Fällen brutto ausgezahlt. Damit werden weiterhin Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuer entrichtet. Für den Mitarbeiter hat dies den Vorteil, dass auch während der Zeit der Freistellung seine Rentenansprüche weiter wachsen und er krankenversichert ist. Die zuständige Oberfinanzdirektion hat ihre Zustimmung zu dem praktizierten Verfahren erteilt. Die Sozialversicherungsträger dulden das Verfahren, eine grundsätzliche, untereinander abgestimmte Stellungnahme steht aber noch aus. Weitere Regeln in diesem Modell sind: ● ● ● Aus dem Lebensarbeitszeitkonto können keine einzelnen Tage entnommen werden. Eine vorzeitige Zeitentnahme ist frühestens nach vier Jahren und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Freizeittage werden mit sieben Stunden je Tag gerechnet und müssen rechtzeitig mit der Betriebsleitung abgestimmt werden. Bei Ausscheiden vor Erreichen eines Vorruhestandalters ist das Lebensarbeitszeitkonto soweit wie möglich durch Freizeitentnahme auszugleichen. In Ausnahmefällen erfolgt eine finanzielle Abgeltung mit dem aktuellen individuellen monatlichen Durchschnittsentgelt. ● ● Im Todesfall erfolgt die Abgeltung des Freizeitguthabens an die Hinterbliebenen. Die abgeschlossene Betriebsvereinbarung enthält eine Anpassungsklausel für den Fall, dass sich gesetzliche und tarifvertragliche Bedingungen grundlegend ändern. Ferner wurde vereinbart, das Modell bei Bewährung auch auf andere Zeitsysteme auszudehnen. Beteiligte Mitarbeiter Zunächst war die Anwendung des Lebensarbeitszeitmodells nur für die Mitarbeiter des Vollkonti-Betriebes beabsichtigt. Geschäftsführung und Betriebsrat waren jedoch nach kurzer Zeit vom Modell so überzeugt, dass sie die Ausdehnung auch auf diejenigen Bereiche beschlossen, die die Produktionsbetriebe unmittelbar unterstützten. Weitere 110 Mitarbeiter wurden so in das Lebensarbeitszeitmodell einbezogen. Externe Unterstützung Bei der Planung des neuen Arbeitszeitsystems wurde das Unternehmen sowohl vom der örtlichen IG Metall als auch vom Arbeitgeberverband unterstützt. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Die Absicht, den finanziellen Wert der Zeitguthaben bei einer Versicherungsgesellschaft gegen Insolvenz des Unternehmens zu versichern, konnte nicht realisiert werden, da sich auf dem europäischen Versicherungsmarkt keine Gesellschaft fand, die einen im Unternehmen zurückgestellten Wert gegen Insolvenz versichert. Die Konzernobergesellschaft übernahm daher die Bürgschaft für das Zeitguthaben der Mitarbeiter. Fazit Das Lebensarbeitszeitmodell wird inzwischen auch von den ehemaligen Skeptikern unter den Beschäftigten gut angenommen. Zahlreiche Mitarbeiter haben sich bereits zum Jahresende 1995 dafür entschieden, freiwillig einen Teil des in ihrer Dispositionsbefugnis stehenden Zeitguthabens auf ihr Langzeitarbeitskonto zu übertragen. Nicht wenige haben den Wunsch geäußert, das gesamte Zeitguthaben auf das Langzeitkonto zu übertragen. Unter anderem wird überlegt, zumindest einen Teil der klassischen Überstunden – die im Vollkonti-Betrieb des Hüttenwerks allerdings keine große Rolle spielen – und Resturlaubstage auf das Langzeitarbeitskonto zu übertragen. In der Öffentlichkeit erhielt das Modell eine ausgesprochen positive Resonanz. Quelle ● Philippi, A.: Flexible Arbeitszeitmodelle in der Praxis – Das CorusLebensarbeitszeitmodell. In: Kutscher, J. (Hrsg.): Praxishandbuch Flexible Arbeitszeit, Personaleinsatz, Produktivität, Kundenorientierung. Symposion Verlag 2000, http://www.symposion.de/arbeitszeit/az_14.htm © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Volkswagen AG Unternehmensprofil VW – Autohersteller in Wolfsburg mit ca. 105.000 Beschäftigten. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten VW war auf der Suche nach neuen Wegen, u. a., um die Belegschaft zu verjüngen und um Kosten zu reduzieren. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Mitarbeiter können Zeitguthaben aus Überstunden in Zeit-Wertpapiere umwandeln. Dabei können sie Teile ihres Bruttogehalts in Form eines Dauerauftrags oder eines einmaligen Jahresbetrags abzweigen und in diese Wertpapiere einfließen lassen. Das Unternehmen legt das Geld in einem eigens geschaffenen Investmentfonds an, bei einer angestrebten jährlichen Verzinsung von 6 bis 12 Prozent, Wenn der Mitarbeiter das 55. Lebensjahr erreicht hat, kann er sich ganz oder teilweise von der Arbeit freistellen lassen und das angesparte Geld damit wieder in Zeit umwandeln lassen. Er kann aber auch bis zum Rentenalter weiter arbeiten und das Ersparte dann zur Erhöhung seiner Rente verwenden. Auch eine Auszahlung des Guthabens ist möglich. Im Todesfall bekommen die Hinterbliebenen das Geld. Der Vorteil bei all dem: Das Geld muss erst bei der Auszahlung versteuert werden, und für das Unternehmen ist dies steuerlich gesehen aufwandsneutral. Fazit Trotz einiger Unsicherheiten, z. B. über die Auswirkungen auf die Sozialversicherungsbeiträge, haben sich 98% der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter an dem Modell mit im Durchschnitt 1.050,00 jährlich beteiligt. Ob sich das Modell auch für andere Unternehmen eignet, muss im Einzelfall geprüft werden. Nach Angaben der Geschäftsleitung erhöhte die Einführung der Zeit-Wertpapiere die Bereitschaft der Beschäftigten, sich für Zusatzschichten zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig lässt sich durch einen flexiblen Vorruhestand eine Reduzierung der personellen Kapazitäten leichter durchsetzen. Der entscheidende Vorteil für die Beschäftigten liegt in der steuerlichen Subventionierung des Modells. Quellen ● ● Grawert, A. und Knoll, L.: Flexibles Ende der Lebensarbeitszeit und Alterszeit; http://www.mwonline.de Schroth, J.: Die Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben – Eine Übersicht über verschiedene Sicherungsmodelle sowie ihre Vor- und Nachteile; Institut für Arbeit und Technik, Gelsenkirchen, 1999, S. 18-19. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Weidmüller Unternehmensprofil Weidmüller stellt Komponenten für die elektrische Verbindungstechnik her. Unter dem Dach des Unternehmens, das 1999 in eine KGaA umgewandelt wurde, befinden sich eigene Fertigungsstätten, Vertriebsgesellschaften und Vertretungen in 60 Ländern. Weltweit werden 2.800 Mitarbeiter beschäftigt, die einen Umsatz von über 400 Mio. erarbeiten. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Internationale Kundenorientierung, der Einsatz neuer und teurer Technologien, Dienstleistungen für andere Bereiche, der Wertewandel beim Mitarbeiter (Vereinbarkeit Beruf/Familie/Freizeit) sowie gesellschaftspolitische Forderungen und tarifvertragliche Arbeitszeitverkürzungen machten es notwendig, die bestehenden Arbeitszeitsysteme zu überdenken und zu erweitern. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Verschiedene Arbeitszeitflexibilisierungsmodelle wurden eingeführt (Teilzeit, Gleitzeit, flexible Pausenzeiten usw.), u. a. wurde ein „Gleitzeitsparbuch“ initiiert. Die Rahmenbedingungen für das Gleitzeitsparbuch sind: ● ● ● ● ● ● ● ● ● Gleitzeitguthaben von über 16 Stunden monatlich werden automatisch am Monatsende zusammen mit 25% Zeitzuschlag auf das persönliche Sparbuch übertragen. Angeordnete, zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat vereinbarte Mehrarbeit kann nicht übertragen werden. Guthaben vom Gleitzeitsparbuch abzurufen („Gleitzeitfreizeit“) ist z. B. möglich für: Zusätzliche Erholungstage, Langzeitferien, Förderung von Familie und Kinderbetreuung, persönliche Bildungsmaßnahmen, vorzeitigen Ruhestand, verkürzte Lebensarbeitszeit. Frühestmöglich, aber spätestens sechs Wochen vor Antritt ist die Gleitzeitfreizeit beim Vorgesetzten anzumelden, um ihm Gelegenheit zu geben, organisatorische Maßnahmen zu treffen. ● ● ● ● ● ● ● ● Mitarbeiter, die länger als vier Wochen abwesend sind, werden bei betrieblich notwendigem Bedarf durch zusätzliche oder befristet eingestellte Mitarbeiter ersetzt. Die Mitarbeiter, die die Gleitzeitfreizeit wahrnehmen, erhalten eine Arbeitsplatzgarantie, d. h. sie behalten ihren Stammarbeitsplatz bzw. bei längerer Abwesenheit einen gleichwertigen Arbeitsplatz. Die Weiterqualifizierung wird durch das Unternehmen gesichert. Zur Vermeidung von betrieblichen Sondermaßnahmen bei Auftragsschwankungen kann das Unternehmen in Abstimmung mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern einen Abbau des Gleitzeitguthabens empfehlen. Für die Zeiten der Gleitzeitfreizeit erfolgt die Bezahlung nach dem zu diesem Zeitpunkt jeweils gültigen Brutto-Monatsgehalt. Der tarifvertragliche Jahresurlaub bleibt für die Zeit der Gleitzeitfreizeit bestehen. Erkrankt der Mitarbeiter während der Gleitzeitfreizeit, werden die durch ärztliche Bescheinigung nachgewiesenen Tage der Arbeitsunfähigkeit nicht auf das Gleitzeitsparguthaben angerechnet. Das Sparguthaben aus dem Gleitzeitsparbuch wird beim Ausscheiden eines Mitarbeiters mit der letzten Gehaltsabrechnung ausgezahlt. Berechnungsgrundlage ist das zum Auszahlungszeitpunkt jeweils gültige Brutto-Monatsgehalt. Die Verwaltung des Gleitzeitsparbuchs erfolgt mittels eines speziellen EDV-Systems. Der Mitarbeiter erhält monatlich einen Gleitzeitsparbuchauszug als Kontoauszug. Fazit Wie auch für andere Maßnahmen gilt für die Arbeitszeitgestaltung, dass ihre Vorteile nur dann zum Tragen kommen, wenn die betrieblichen Zusammenhänge und Wechselwirkungen sowie unterschiedliche individuelle Interessen sorgfältig beachtet werden. Allgemeingültige Patentrezepte gibt es nicht. Ansätze und Vorschläge zur Verbesserung und ständigen Weiterentwicklung des Weidmüller Arbeitszeitmodells werden zwischen Mitarbeitern, Führungskräften, Personalleitung, Betriebsrat und Geschäftsleitung im Sinne der laufenden Organisationsentwicklung und lernenden Organisation regelmäßig weiter diskutiert. Quelle ● Hartwig, G.: Flexible und individuelle Arbeitszeitgestaltung im administrativen Bereich - Gleitzeit und Gleitzeitsparbuch am Beispiel Weidmüller. In: Wagner, D. (Hrsg.): Arbeitszeitmodelle: Verlag für Angewandte Psychologie, 1995, S. 127-136. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln Erfahrungsberichte zur Umsetzung von Ampelkonten in Betrieben Auf dieser Seite finden Sie Informationen über verschiedene Unternehmen, die Ampelkonten eingeführt haben. Unternehmen Branche Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Leuchtenindustrie Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch Otimierung der Ablauforganisation und Senkung der Personalkosten KMO Maschinenbau Verbesserte Personaleinsatzplanung (Anpassung an Beschäftigungsschwankungen). Webasto Autozulieferer Verbesserung der Personaleinsatzplanung Autozulieferer Verbesserung der Arbeitszeitregulierung (Reduzierung des Organisationsaufwandes) ERCO Xcellsis © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel KMO Unternehmensprofil Beim Familienunternehmen KARL MAYER Obertshausen (KMO) zählt neben der Herstellung und dem Verkauf von Textilmaschinen auch der Vertrieb von Serviceleistungen zur Geschäftstätigkeit. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 3000 Mitarbeiter. Produziert wird in Europa, Asien, Nord- und Südamerika, verkauft wird rund um den Globus. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten KMO ist auf stark schwankenden Märkten im Textil- und Modebereich tätig und war in den letzten Jahren immer wieder gezwungen, mit Hilfe von Kurzarbeit und Überstunden teure Anpassungen an Beschäftigungsschwankungen durchzuführen. Mit Hilfe flexibler Arbeitszeiten in der Produktion sollte es zukünftig gelingen, Lage und Verteilung der Arbeitszeit kurzfristigen Schwankungen von Arbeitsanfall und Personalverfügbarkeit bestmöglich anzupassen. Zu diesen marktseitigen Anforderungen als wesentlicher Grund für die Einführung flexibler Arbeitszeiten kam eine veränderte Arbeitsorganisation hinzu, die aus zwei Gründen notwendig wurde: ● ● Obwohl die Firma eine Führungsposition in der Wirkerei innehat, war sie jedoch einem starken Verdrängungswettbewerb mit Alternativtechnologien ausgesetzt. Zusätzlich war das Unternehmen durch eine sehr hohe Altersstruktur der Mitarbeiter und entsprechend lange Betriebszugehörigkeiten geprägt. Diese Tatsache beinhaltet auch, dass wesentliche Know-how-Träger im Unternehmen durch Pensionierungen und Ruhestand wegfallen würden. Vor diesem Hintergrund sollte sowohl in der Fertigung als auch in der Montage in selbstorganisierten Teams gearbeitet werden, die auch in der Arbeitszeitgestaltung Freiräume hatten. Im Zusammenhang mit der Arbeitszeitflexibilisierung wurde auch die Frage nach einer adäquaten Entgeltfindung gestellt. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Das vereinbarte Modell basiert auf einer Regelarbeitszeit von 37,5 Stunden bei einer regelmäßigen, täglichen Arbeitszeit von 7,5 Stunden. Generell hat man sich auf ein „Ampelmodell“ mit drei Phasen verständigt. Solange das Arbeitszeitkonto +/- 37,5 Stunden nicht überschreitet, wird es eigenverantwortlich durch den jeweiligen Mitarbeiter gesteuert („Grünphase“). Liegt das Arbeitszeitkonto zwischen 37,5 Stunden und 100 Stunden erfolgt die Steuerung durch den Mitarbeiter und den entsprechenden Vorgesetzten. In dieser „Gelbphase“ einigt man sich gemeinsam auf geeignete Maßnahmen, um den Kontostand wieder zurückzuführen. Für den Fall, dass das Arbeitszeitkonto 100 Stunden überschreitet, geht die Steuerung komplett auf den Vorgesetzten über („Rotphase“). Spätestens innerhalb von 12 Monaten nach Verlassen einer Grünphase muss der jeweilige Mitarbeiter diese wieder erreichen. Sollte dies bis zum Ende des genannten Zeitraumes nicht erfolgt sein, so wird das Guthaben, welches 37,5 Stunden übersteigt, als Mehrarbeit abgegolten. Dabei kann der Mitarbeiter in Abstimmung mit seinem Vorgesetzten zwischen einem finanziellen Ausgleich oder einer Abgeltung in Freizeit wählen. In Abhängigkeit von der betrieblichen Auslastung kann die wöchentliche Arbeitszeit mit einer Ankündigungsfrist von 2 Wochen auf bis zu 48 Stunden erhöht bzw. auf bis zu 27 Wochenstunden vermindert werden. Ebenfalls in Abhängigkeit von betrieblichen Notwendigkeiten kann an einzelnen Tagen das Arbeitszeitende um bis zu 2,5 Stunden vor- bzw. nachverlegt werden. Die so entstehenden Mehr- oder Minderzeiten werden dem Mitarbeiter auf seinem persönlichen Arbeitszeitkonto verrechnet. Schichtansagen bzw. -absagen sind innerhalb des vereinbarten Betriebszeitrahmens von 120 Stunden pro Arbeitswoche möglich, ohne dass es hierdurch zu Mehrarbeit kommt. Sie bedürfen jedoch der Einhaltung definierter Fristen (Schichtabsagen zwei Arbeitstage und Zusatzschichten vier Arbeitstage im voraus). Entwicklung- und Einführungsprozess & Zeitplan In einer ersten Phase wurde der Ist-Zustand analysiert. Die gewerblichen Arbeitnehmer hatten am Anfang des Projektes auf Basis einer 37,5-StundenWoche feste Arbeitszeiten von 7.00-16.00 Uhr bzw. an Freitagen von 7.00-12.45 Uhr. Im Rahmen von Workshops und Einzelinterviews mit Betroffenen und Beteiligten wurden sowohl das Ausmaß der Kapazitätsbedarfsschwankungen in den einzelnen Bereichen, als auch das Überstundenvolumen für das Jahr 1998 sowie mögliche Erfordernisse im Hinblick auf Kernarbeitszeiten untersucht. Auf Basis dieser Gespräche entstand ein Rahmen-Arbeitszeitmodell für die Produktion. In der anschließenden Konzept-Phase wurden weitere Rahmenbedingungen definiert, wie z. B. Flexibilitätsgrenzen, Zeitkontenvolumina usw. In einer abschließenden Phase wurde der Grundstein für die Realisierung gelegt. Von „agiplan“ wurde der Entwurf einer Betriebsvereinbarung vorgenommen, der anschließend von Führungskräften konkretisiert wurde. Als Ergebnis der Projektarbeit entstand ein Arbeitszeitmodell für die gesamte Produktion, das die Grundlage für die Verhandlungen mit dem Betriebsrat bildete. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Alle Mitarbeiter im Produktionsbereich. Externe Unterstützung „agiplan“ hat das Vorhaben der Geschäftsführung in allen Phasen begleitet. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Eine Grundvoraussetzung für die Einführung flexibler Arbeitszeiten ist eine regelmäßige, monatliche Entgeltzahlung. Die gewerblichen Arbeitnehmer der Firma Mayer werden jedoch mehrheitlich noch auf Stundenlohnbasis vergütet. Insofern bedeutet die Umstellung von Stundenlohn auf Monatslohn zusätzlichen Aufwand im Bereich der Lohn- und Gehaltsabrechnung. Dieser Aufwand wiederum führte bei den betroffenen Mitarbeitern zunächst zu erhöhter Skepsis. In der Realisierung muss sich zeigen, dass der Nutzen den Aufwand übersteigt. Die Forderung nach einer regelmäßigen Verteilung der täglichen Arbeitszeit auf die Tage Montag bis Freitag stellt einen weiteren kritischen Aspekt dar. Der „kurze Freitag“ verkörpert vor allem in den Augen des Betriebsrates einen Eckpfeiler der KMO-Unternehmenskultur, an dem nicht zu rütteln ist. Darüber hinaus wird in der Firma strategisches Planen und Handeln häufig durch die Erfordernisse des operativen Tagesgeschäfts überlagert. Für das Thema Arbeitszeitflexibilisierung bedeutet dies, dass die Verabschiedung und Umsetzung der geplanten Maßnahmen nur verzögert möglich ist. Fazit Wegen den o. g. Schwierigkeiten wurde die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten bei der KMO verzögert. Die Firma hat zwar die Notwendigkeit erkannt, schnell und flexibel am Markt agieren zu können, u. a. durch die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten, jedoch konnten noch nicht alle Maßnahmen umgesetzt werden. Quelle ● Leyser, M.: Flexible Arbeitszeit bei einem Textilmaschinenhersteller. In: Moderne Arbeitszeiten - Flexibilisierung ohne Ende? Strina, G. / Henning, Kl. / Nußbaum, C. (Hrsg): Unternehmenskybernetik in der Praxis, Band 1. Institut für Unternehmenskybernetik e. V., 1999, S. 63-71. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Webasto Unternehmensprofil Webasto ist ein Autozuliefererbetrieb und führender Hersteller von Dach- und Temperaturmanagementsystemen mit vier Standorten in Deutschland und einem Jahresumsatz (2001) von 1,159 Milliarden . Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Eine größere Flexibilität beim Personaleinsatz wurde notwendig, um zeitliche Über- bzw. Unterbelastungen zu vermeiden. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Bei Webasto AG wurde 1976 mit Gleitzeit begonnen. 1996 wurde dann die sog. Kernzeit aus dem Modell genommen und ein "Ampelkonto" eingerichtet. Damit werden zeitliche Über- oder Unterbelastungen vermieden. Das heißt, wenn 60 bzw. 120 Stunden über- oder unterschritten werden, gibt es Warnzeichen. 200 Plus- und 200 Minus-Stunden bilden das Maximum und Minimum der Überschreitungsmöglichkeit. Der gelbe Bereich liegt bei 60 Plus- oder MinusStunden, der rote bei 120. Einmal im Jahr muss der Kontostand mit weniger als 100 Stunden belastet sein. Eine Ausbezahlung von Überstunden ist ausgeschlossen. Seit Anfang 2000 wurde zusätzlich die "Vertrauensarbeitszeit" eingeführt. D. h., Arbeitszeitregelungen werden durch ein Arbeitszeitmanagement ersetzt. Es zählt nunmehr das Ergebnis und nicht die Zeit. Es wird darauf hingearbeitet, dass Arbeitsverträge durch eine Art "Funktionsverträge" ersetzt werden, die zeitlich nur insofern binden, als sie die Erfüllung einer Aufgabe bis zu einem bestimmten Termin festlegen. Fazit Von den Mitarbeitern reagierten 83 % zufrieden auf die Arbeitszeitregelung (genannt "Vario-Regelung"). Quelle ● Fiedler-Winter, R.: Viele Wege zu flexibler Arbeitszeit; Personal, 2/2001, S. 78-79. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Xcellsis Unternehmensprofil Xcellsis GmbH entwickelt Brennstoffzellsysteme für Autos. Die Firma wurde von der damaligen Daimler-Benz AG gegründet, war jedoch rechtlich selbstständig. Das Unternehmen war im internationalen Firmenverbund, an dem sich auch der kanadische Brennstoffzellenhersteller Ballard Power Systems und die Ford Motor Company beteiligten, für die Entwicklung der Brennstoffzellsysteme zuständig. Im Herbst 2001 wurden die gesamten Brennstoffzellenaktivitäten unter dem Dach der Ballard Power Systems AG, einer Tochter der Ballard Power Systems Inc., Vancouver, vereint. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Da Xcellsis im Gegensatz zu DaimlerChrysler nicht tarifgebunden war, fanden die tarifvertraglichen Regelungen zur Arbeitszeit keine Anwendung auf das Unternehmen. Einzelvertraglich wurde eine 40-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit vereinbart, wobei zirka zehn Prozent der Mitarbeiter Teilzeitverträge hatten. Seit Gründung der Firma konnten die Mitarbeiter die Arbeitszeit eigenverantwortlich gestalten. Die Zeiterfassung erfolgte durch den Eintrag in einer Excel-Tabelle. Diese Form der Vertrauensarbeitszeit sollte den Mitarbeitern mehr Flexibilität ermöglichen. Um der vorgeschriebenen Überwachungsfunktion gemäß § 16 Abs. 2 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) gerecht zu werden, mussten die Arbeitszeiteinträge vierteljährlich der Personalabteilung vorgelegt werden. Nach der Auswertung wurden sie dem Betriebsrat zugeleitet. Sowohl von den Mitarbeitern als auch von den Führungskräften und dem Betriebsrat wurde diese Vorgehensweise aufgrund der stark wachsenden Mitarbeiterzahl als wenig effizient angesehen. Vor diesem Hintergrund und dem Wunsch aller Beteiligten nach einer schriftlich fixierten Regelung in diesem wichtigen Gestaltungsfeld, begannen im Jahr 2000 die Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat über ein flexibles Arbeitszeitsystem. Im April 2001 wurde die Betriebsvereinbarung Arbeitszeit unterzeichnet, die kurze Zeit später um eine Betriebsvereinbarung Zeiterfassung ergänzt wurde. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Als unternehmensspezifische Arbeitszeitregelung wurde ein Ampelkonto für jeden Mitarbeiter errichtet, das einen grünen, gelben und roten Bereich vorsieht. Mitarbeiter befinden sich im grünen Bereich, solange ihr Arbeitszeitkonto einen Stand zwischen –30 und +150 Stunden aufweist. Innerhalb dieses Bereichs können sie in Abstimmung mit Kollegen und Vorgesetzten eigenverantwortlich über ihre tägliche Arbeitszeit entscheiden. Diese kann zwischen 0 und 10 Stunden liegen. Der gelbe Bereich beginnt bei +150 Stunden und endet bei +200 Stunden. Liegt das Arbeitszeitkonto eines Mitarbeiters innerhalb dieser Grenzen, so ist gemeinsam mit dem Vorgesetzten ein Abbauplan zu erstellen, um die Überzeiten innerhalb der kommenden drei Monate auf 50 Stunden zu reduzieren. Der Abbauplan muss erstellt und mit seiner Ausführung muss begonnen werden, bevor der rote Bereich erreicht wird. Ab +200 Stunden beginnt der rote Bereich, für den in der Betriebvereinbarung bewusst keine Regelung vorgesehen ist. Sowohl auf Seiten des Betriebsrates als auch auf Seiten der Personalabteilung vertrat man die Ansicht, dass sonst die Regelungen des gelben Bereichs unglaubwürdig erscheinen. Beim Abschluss der Betriebsvereinbarung Arbeitszeit wurde beachtet, dass die durch das Arbeitszeitgesetz vorgegebenen Normen eingehalten werden. Dazu gehören u. a. die tägliche Höchstarbeitszeit, die Einhaltung der Mindestpausen sowie die Mindestruhezeit zwischen Arbeitsende und erneuter Arbeitsaufnahme. Entwicklungs- und Einführungsprozesse & Zeitplan Zunächst wurde im Rahmen eines zweimonatigen Probebetriebs die Tauglichkeit des Systems durch Mitarbeiter der Personalabteilung und des Betriebsrates in der Praxis erprobt. Weitere wertvolle Anregungen gab es durch die Erweiterung des Probebetriebs auf vierzig Mitarbeiter, bevor das System im Juni 2001 für alle Mitarbeiter freigeschaltet wurde. Technische Veränderungen Insbesondere, um die Regelung des §16 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) (Aufschreibungspflicht der über die werktägliche Arbeitzeit gemäß § 3 Satz 1 ArbZG hinausgehenden Arbeitszeit) einzuhalten, wurde ein Zeiterfassungssystem ergänzend eingerichtet, das wie das Arbeitzeitsystem auf der Komponente Vertrauen beruht. Vertrauen heißt zunächst, dass die Geschäftsleitung die von den Mitarbeitern selbst registrierten Stunden als geleistete Arbeitszeit anerkennt. Als Basis bot sich hierbei die Xcellsis-Mitarbeiterdatenbank an. Diese Datenbank (MS-Access/MS SQL-Servers) wurde ursprünglich dazu konzipiert, um die Bewerbungssteuerung im Hause zu optimieren, musste aber bald schon erweitert werden. So existiert für jeden Mitarbeiter ein Stammdatensatz. Mit Hilfe dieser Daten können Serienbriefe der Personalabteilung (zum Beispiel zur Gehaltsüberprüfung) erstellt werden. Mit Einführung der Betriebsvereinbarung Zeiterfassung erhielt jeder Mitarbeiter ein Zugriffsrecht auf sein persönliches Zeiterfassungssystem, das sich auf dem Startmenü des Rechners befindet. Dieses enthält ein Datenblatt, auf dem die Arbeitsbeginn- und ihre Endzeit sowie der Status der Tage (zum Beispiel Sonderurlaub, Krankheit) eingetragen werden können. Feiertage und Wochenenden sind vorbelegt. Die wöchentliche Arbeitszeit sowie die Standardpause können in der Grundeinstellung eingegeben werden. Die tatsächliche Pausenzeit kann gegebenenfalls noch geändert werden. Aus der Differenz zwischen Soll- und Ist-Arbeitszeit errechnet sich der jeweilige Zu- oder Abgang des Zeitguthabens sowie die Summe des Guthabens an Stunden oder Tagen. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Bei den vierteljährlichen Umfragen hatte sich gezeigt, dass Stundenguthaben einzelner Mitarbeiter auf annähend 1000 Stunden aufgelaufen waren. Mit diesen ernormen Stundenguthaben erschien die Umsetzung der Betriebsvereinbarung von Beginn an mehr als unrealistisch. Um einen Neubeginn ohne Altlasten zu ermöglichen, entschieden sich die Vertragspartner für eine Übergangsregelung, die den Stundenabbau regeln sollte. Diese sah ein einmaliges Wahlrecht derjenigen Mitarbeiter vor, die ein Stundenguthaben mit mehr als +150 Stunden hatten. Das Wahlrecht ermöglichte eine einmalige Auszahlung oder den Stundenabbau bis Ende Oktober 2001 auf ein Stundenguthaben von maximal +150 Stunden. Diese Grenze wurde bewusst gewählt, um keinen Anreiz zu schaffen, wieder massiv Arbeitszeitguthaben aufzubauen. Für die Übergangszeit ruhte die Regelung für den gelben Bereich. Ende Oktober jedoch mussten sich alle Mitarbeiter wieder im grünen Bereich befinden. Fazit Das neue System findet bei allen Beteiligten eine hohe Akzeptanz und hat die Arbeitszeitsensibilität aller wachsen lassen. Momentan liegt der Fokus auf der Unterstützung derjenigen Mitarbeiter, denen es beispielsweise aufgrund der Unternehmensverschmelzung und der Projekte noch nicht möglich war, das Arbeitszeitkonto in den grünen Bereich herunterzufahren. Das System wurde sehr flexibel aufgebaut, um betriebliche Veränderungen einfach umsetzen zu können. Nur so war es beispielsweise möglich, neue Kollegen innerhalb kurzer Zeit zu integrieren und die Datenbank für Reisezeiten zu erweitern. Anregungen von Mitarbeitern wurden und werden auf ihre Realisierbarkeit überprüft und wenn möglich umgesetzt. Auf diese Weise wurde zum Beispiel eine Kommentarspalte eingefügt, in der Mitarbeiter ihre Eintragungen ergänzen können. Quellen ● Röder, B.; Grüne Welle; Personalwirtschaft 8/2002, S. 28-31 © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln Erfahrungsberichte zur Umsetzung flexibler Schichtsysteme in Betrieben Auf dieser Seite finden Sie Informationen über verschiedene Unternehmen, die flexiblere Schichtsysteme eingeführt haben. Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Unternehmen Branche ÖPNV-Fahrdienst (Unternehmensbeispiel anonymisiert) ÖPNV Verbesserung der Arbeitsverhältnisse. Metall Verbesserung der Dienstleistung (Erreichbarkeit für Kunden), bessere Maschinenauslastung. CENTA Karstadt AG Einzelhandel Verbesserung der Personaleinsatzplanung (neues Ladenschlussgesetz). Klinikum Lippe-Detmold Krankenhaus Verbesserung der Personaleinsatzplanung SAALBAU GmbH Reinigungsbetrieb Vermeidung von Stellenabbau Die folgenden Firmen haben auch flexible Schichtsysteme eingeführt, jedoch werden sie nur in Publikationen erwähnt bzw. sind nur sehr kurze Beschreibungen über die Arbeitszeitflexibilisierung vorhanden. Unternehmen Branche Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Quelle Motorola, Flensburg SCHOCK GmbH, Urbach Elektroindustrie Metall Bessere Ausnutzung der Anlagen Weidlich, F.; Handys rund um die Uhr. VDI Nachrichten 26.10.99 S. 3. Anpassung an verkürzte Arbeitzeiten Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 98 © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel ÖPNV Unternehmensprofil Das folgende Konzept wurde in einer Pilotgruppe von 24 Fahrern eines Betriebshofes mit insgesamt 100 Mitarbeitern im Fahrdienst getestet. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Ergonomisch ungünstige Arbeitsplätze, geringe soziale Kontaktmöglichkeiten mit Kollegen und der Schichtdienst verursachen im ÖPNV hohe Krankenstände und viele Fälle von Fahrdienstuntauglichkeit. Bei konventioneller Arbeitszeitgestaltung konnte die Personalplanung mehreren arbeitsmedizinischen und sozialen Empfehlungen nicht gerecht werden. Der Vorwärtswechsel der Dienste beispielsweise kann schon allein aufgrund der im Tarifvertrag festgeschriebenen Rückwärtsrotation nicht eingehalten werden. Der Wunsch nach möglichst langen Freizeitblöcken verlangt den Fahrern eine Vernachlässigung der empfohlenen Mindestruhezeiten von 11 Stunden sowie der zweitägigen Pause nach der letzen Nachtschicht ab. Hinsichtlich der Dauer und Lage der Arbeitszeit kann aufgrund der Abhängigkeit vom Beförderungsbedarf nicht immer die angemessene Rücksicht auf die Fahrer genommen werden. Durch die hohe Anzahl verschiedener Dienstarten lassen sich Dienstpläne mit langer Laufzeit nicht vermeiden. Eine umfangreiche Anpassung der Dienstpläne an die Bedürfnisse des Fahrers ist weitestgehend unmöglich, denn ökonomische, betriebliche und gesetzliche Rahmenbedingungen schränken den Gestaltungsspielraum stark ein. Veränderungen müssten daher ● kostenneutral sein, ● den betrieblichen Bedingungen (z. B. Beförderungsaufkommen) angepasst sein und ● im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten liegen. Die bisherigen Möglichkeiten der Mitgestaltung beschränkten sich auf indirekte Einflussnahmen des Betriebsrats, der den Turnusplan genehmigen muss und die inoffizielle Mitgestaltung über den selbstorganisierten Schichttausch (unter Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen) überwacht. Daraus ergeben sich folgende Anforderungen an das neue Arbeitszeitmodell des ÖPNV-Betriebs: ● ● ● ● ● ● Minimaler Eingriff in die bestehenden betrieblichen Abläufe durch die Dienstplanung Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen Kostenneutrale Umsetzung Maximale Einhaltung der arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen Maximale Beteiligung der Mitarbeiter am Dienstplan Anpassung der Dienstpläne an die individuellen Anforderungen der Mitarbeiter Lösungsansatz - Beschreibung und Umsetzung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Der neue Dienstplan orientiert sich an 3 Faktoren: der Dienstmenge, den Mitarbeiterpräferenzen und den Mitarbeiterprofilen. Die bei der Erstellung des Dienstplans zu berücksichtigenden Mitarbeiterpräferenzen können folgendermaßen klassifiziert werden: Typ 1 : Wünsche bezüglich konkreter Tage -- macht zyklische Erfassung notwendig, Typ 2 : Vorlieben bezüglich bestimmter Dienste -- birgt neue Probleme bezüglich der Gleichbehandlung. Ein neuer Maßstab - der „Wunscherfüllungsgrad“ - wird notwendig. Dieser kann durch ein Punktesystem realisiert werden. Ziel ist ein möglichst hoher Wunscherfüllungsgrad bei möglichst geringer Abweichung zwischen den einzelnen Mitarbeitern. Umsetzung Die Umsetzung erfolgt in 4 Phasen: 1. Vorphase: Es erfolgt eine Bestandsaufnahme unter Zuhilfenahme von Informationen anderer Betriebe, die mindestens Phase 1 bis 3 durchlaufen haben. 2. Planungsphase: Die Pilotphase wird vorbereitet. Ein festes Datum für den innerbetrieblichen Test wird vereinbart und betroffene Mitarbeiter der Planungsabteilung werden fortgebildet. 3. Pilotphase: Im innerbetrieblichen Test können Schwierigkeiten erkannt und beseitigt werden. Am Ende der Pilotphase wird von den Fahrern entschieden, ob das Modell fest in das Unternehmen integriert werden soll. 4. Erweiterungsphase: Jetzt können eventuelle Ausweitungen im bereits getesteten Unternehmensbereich oder in neue Unternehmensbereiche vorgenommen werden. Mit Hilfe einer speziell für dieses Modell entwickelten EDV-Unterstützung wird der Mehraufwand minimiert. Die Software dient als Ergänzung für die in den Betrieben häufig verwendeten Personaldispositionssysteme und kann auf deren Datenbestrand zugreifen. Fazit Vorteile: In dem Pilotprojekt mit 24 Fahrern ließ sich eine Steigerung der Arbeitszufriedenheit von 85 auf 92 Prozent feststellen. Erwähnenswert ist darüber hinaus die Reduzierung der resignativ zufriedenen Mitarbeiter auf gut ein Drittel sowie die Steigerung der progressiv Zufriedenen um 400 Prozent. 79,1 Prozent fanden insgesamt die Möglichkeit, ihren eigenen Dienstplan zu gestalten, sehr gut. 2 von 3 Mitarbeitern stellten darüber hinaus eine Verbesserung der Wochenendfreizeit fest. 58,5 Prozent sehen in den individualisierten Dienstplänen eine Möglichkeit, die Betreuung ihrer Kinder zu verbessern. Unmittelbar ökonomisch relevant war der Rückgang der Kundenbeschwerden um 52 Prozent sowie die Abnahme von Verkehrunfällen um 20,3 Prozent. Nachteile: Schwierigkeiten treten bei Mitarbeitern auf, die seit mehreren Jahren nach festen Vorgaben arbeiten. Sie haben anfangs oft Schwierigkeiten, ihre Wünsche zu formulieren, da sie in der Vergangenheit gelernt haben, ihr Privatleben nach ihrem Dienstplan auszurichten Die Ergebnisse einer erweiterten Wirtschaftlichkeitsanalye zeigten einmalige Investitionskosten von unter 16 000 Euro für eine Gruppe von 24 Fahrern. Wesentlichster Bestandteil sind in diesem Fall Freistellungen von Mitarbeitern zu Befragungen oder zur aktiven Mitarbeit am Projekt. Quelle Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 5/2000 © 2003 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel CENTA Unternehmensprofil CENTA Antriebe Kirschey GmbH ist ein mittelständischer Familienbetrieb mit 135 Mitarbeitern und beschäftigt sich mit der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb von elastischen Kupplungen (Antriebstechnik) für Antriebe mit Drehschwingungsproblematik. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Der Betrieb hat seit 1993 eine Gleitzeitregelung im Angestelltenbereich, wobei der Freitagnachmittag frei war (37-Stunden-Woche). Die gewerblichen Arbeitnehmer hatten zu der Zeit eine feste Arbeitszeit von 7.30-16.00 Uhr täglich bzw. bis 12.30 Uhr am Freitag. Darüber hinaus war der Betrieb an mehreren „Brückentagen“ geschlossen als Teilkompensation der bereits erfolgten Arbeitzeitverkürzungen. Im Zuge der Arbeitszeitverkürzung auf die 35-Stunden-Woche Ende 1995 wurde klar, dass weitere Einschränkungen der betrieblichen Laufzeiten in Fertigung und Büro nicht ohne Nachteile für die Firma hingenommen werden konnten. Im Sinne der Kunden musste eine Erreichbarkeit gewährleistet werden und dadurch wurde eine weitere Flexibilisierung der Arbeitzeiten notwendig. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Die bereits vorhandene Gleitzeitregelung wurde überarbeitet und der Freitagnachmittag wieder zur Regelarbeitszeit. Zusätzlich zu der persönlichen Wahlfreiheit in der Arbeitszeit zwischen 7.00 und 18.00 täglich (mit Kernzeit von 9.00 bis 15.00 Uhr) wurde eine übergeordnete Regel „Abteilungsarbeitszeit“ vereinbart. Hierbei musste von montags bis freitags pro Abteilung mindestens ein (e) Ansprechpartner(in) bis 16.00 Uhr anwesend sein. Die Einteilung regeln die Mitarbeiter(innen) unter sich. Zusätzlich wurden alle Brückentage wieder zu Regelarbeitstagen. Da im gewerblichen Bereich eine Gleitzeitregelung weniger praktikabel war und die Maschinenlaufzeiten trotzdem ausgebaut werden sollten, wurde eine rollierende 4-Tage-Woche eingeführt. Dabei beträgt die Arbeitszeit pro Tag 8,75 Stunden. Der schichtfreie Tag „wandert“, so dass nach vier Wochen ein langes Wochenenden entsteht, da nach dem schichtfreien Freitag in der Folgewoche der Montag frei ist. Auch für die Produktion wurden die Brückentage mit Einführung der 35-Stunden-Woche abgeschafft. Fazit Generell hat sich die flexible Arbeitszeit bewährt. Nachfolgend sind die wesentlichen Vor- und Nachteile aufgeführt. Vorteile: ● ● ● ● Verlängerte Bürozeit - bessere Erreichbarkeit für Kunden und Lieferanten; Verlängerte Produktionszeit - bessere Maschinenauslastung; Verfügbarkeit für Kunden an ehemals freien Brückentagen; Vorteile für Arbeitnehmer durch Freizeitgewinn. Nachteile: ● ● ● ● ● Anlaufschwierigkeiten in der Einführungsphase bei manchen Mitarbeitern; Wesentlich erhöhter Aufwand für die Lohn- und Gehaltsabrechnung; Koordinationsschwierigkeiten in der Fertigung durch schichtfreie Tage (für Meister und z. T. auch Vorarbeiter wurde deshalb wieder die 5-TageWoche vereinbart); Fallweise Probleme, wenn an schichtfreien Tagen doch gearbeitet werden musste; Schwierige Koordination des 4-Tage-Modells mit Wechselschicht für die Maschinenbelegung. Quelle ● Kirschey, B.: „Flexible Arbeitszeiten für flexible Kupplungen“. Fallbeispiele für die betriebliche Umsetzung von flexiblen Arbeitszeitmodellen. In: Moderne Arbeitszeiten - Flexibilisierung ohne Ende? Strina, G. / Henning, Kl. / Nußbaum, C. (Hrsg.): Unternehmenskybernetik in der Praxis, Band 1. Institut für Unternehmenskybernetik e. V., 1999, S. 73-79. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel KARSTADT Unternehmensprofil Karstadt führt in Deutschland 187 Warenhäuser unter den Namen Karstadt, Hertie, KaDeWe, Wertheim und Alsterhaus sowie 27 Sporthäuser. Das Unternehmen beschäftigt ca. 60.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2001 einen Umsatz von 7 Mrd. Euro. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Durch das veränderte Ladenschlussgesetz musste Karstadt die Ladenöffnungszeiten ändern, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ziel der Arbeitszeitflexibilisierung war es, in attraktiven Arbeitszeitmodellen einen Ausgleich für das ungeliebte späte Arbeitsende zu schaffen. Die Herausforderung lag darin, attraktive Arbeitszeitregelungen und einen guten Kundenservice in Einklang zu bringen. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Bei der Suche nach Lösungsansätzen wurde schnell deutlich, dass es kein Modell gab, das allen Anforderungen gerecht werden konnte, da sowohl die betrieblichen Anforderungen als auch die individuellen Vorstellungen der einzelnen Mitarbeiter zu unterschiedlich waren. Deshalb wurde mit dem Gesamtbetriebsrat ein Paket von 18 Grundmodellen erarbeitet, das inzwischen durch Anpassungen an die örtlichen Gegebenheiten in den jeweiligen Betriebsvereinbarungen zu einer nicht mehr gezählten Anzahl an Varianten angewachsen ist. Unten werden drei Grundmodelle beschrieben. 3-Schicht-Modell Die Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten mit wöchentlich wechselndem Arbeitsende um 16.00 Uhr, 18.30 Uhr bzw. 20.00 Uhr und entsprechend versetztem Arbeitsbeginn. Im Weihnachtsgeschäft entfällt die Frühschicht. Es wird ein Freizeittag pro Woche gewährt. 4-Tage-Woche Die Mitarbeiter arbeiten regelmäßig ganztags bis 20.00 Uhr. Mit Ausnahme des Weihnachtsgeschäfts werden wöchentlich zwei zusammenhängende Freizeittage gewährt. Blockfreizeitsystem Die Mitarbeiter arbeiten regelmäßig ganztags bis 20.00 Uhr. Es wird regelmäßig ein freier Tag pro Woche sowie alle sieben Wochen eine zusammenhängende Blockfreizeit von ca. einer Woche gewährt. Die Blockfreizeit entfällt im Weihnachtsgeschäft. In der Mehrzahl der größeren Filialen sind Regelungen mit den Betriebsräten getroffen, die Abweichungen von den Arbeitszeiten ermöglichen, sofern Einvernehmen innerhalb des Teams und mit dem Vorgesetzten besteht. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Alle Mitarbeiter im Verkauf. Technische Veränderungen Um den Planungs- und Erfassungsaufwand in einem vertretbaren Rahmen zu halten, wurde der Einsatz von EDV-Systemen unerlässlich. In der elektronischen Zeiterfassung werden die Spätöffnungszuschläge anhand der konkreten Anwesenheitszeiten berechnet und ein Zeitkonto auf Jahresarbeitszeitbasis geführt. In dem EDV-gestützten Personaleinsatzplanungssystem werden auf den jeweiligen Mitarbeiter zutreffend regelmäßige Arbeitszeiten gespeichert und auch der arbeitsmengenabhängige Besetzungsbedarf je Abteilung berechnet. So kann „per Knopfdruck“ eine Planungsgrundlage erstellt und der Anpassungsbedarf verdeutlicht werden. Dies ist auch Voraussetzung für die Arbeitszeitabsprachen im Team. Fazit Ob sich die neuen Systeme bewähren und die längeren Öffnungszeiten den Umsatz erhöhen, konnte bis zum Erscheinen des Buchs nicht festgestellt werden. Quelle ● Braunsdorf, L.: In: Aktive Arbeitszeitpolitik – Modelle gestalten – Tagungsdokumentation. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), 1997, S. 57-61. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Klinikum Lippe-Detmold Unternehmensprofil Das Klinikum Lippe-Detmold ist ein Krankenhaus mit einer Anzahl von 832 Planbetten während des Projektes (1992). Es beschäftigte zum damaligen Zeitpunkt ungefähr 1.600 Mitarbeiter. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Ausgangspunkt des Kernarbeitszeitmodells war die schwierige Situation in der Pflege (Pflegenotstand) während der frühen 90er Jahre. Wegen eines eher schlechten Bildes der Pflegeberufe in der Öffentlichkeit und auch wegen der Verkürzung der tariflichen Wochenarbeitszeit mussten viele Stellen immer wieder neu besetzt werden. Es kam auch zu einem Rückgang der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Zeitweilig entstanden gravierende personelle Lücken. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Für die Aufgabenstellung wurden im Klinikum interdisziplinäre Qualitätszirkel gebildet, die sich aus Pflegekräften und Ärzten der Modellstationen, Mitarbeitern der Pflegedienstleitung, Vertretern des Betriebsrats, Mitarbeitern der Krankenpflegeschule und Praxisanleitern zusammensetzten. In diesen berufsübergreifenden Qualitätszirkeln wurde das Kernarbeitszeitmodell entwickelt. Die folgenden konkreten Anforderungen wurden an das neue Modell gestellt: ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 5-Tage-Woche; wöchentliche Höchstarbeitszeit von 60 Stunden; maximale tägliche Arbeitszeit von 8-10 Stunden; 24-Stunden-Abdeckung der Dienste; möglichst auf das ganze Krankenhaus übertragbar; Spätdienst bis maximal 20.30 Uhr (Stichwort: Vereinbarkeit mit dem Privatleben); Nachtdienste an 3 und 4 Tagen zu je 10 Stunden; Beginn des Regeldienstes um 7.30 Uhr; so viele Regeldienste wie möglich; so wenig Früh-, Spät- und Nachtdienste wie nötig. Es wurde vereinbart, die zukünftigen Arbeitszeiten frühzeitig festzulegen. Im Zentrum aller Überlegungen und Maßnahmen stand die Einführung eines Regeldienstes in der 5-TageWoche mit Arbeitsbeginn um 7.30 Uhr, bei personeller Ausdünnung im Früh- und Spätdienst. Die Bereichspflege erfolgt schwerpunktmäßig im Regeldienst. Der Unterschied zwischen dem alten und neuen System sieht folgendermaßen aus: Altes 3-Schichten-System: 5,5 Tage-Woche mit 3 Schichten Neues Arbeitszeitmodell: 5Tage-Woche mit Regeldienst Frühdienst 06.00 – 13.30 Uhr 06.00 – 14.12 Uhr Regeldienst -- 07.30 – 15.42 Uhr Spätdienst 13.00 - 20.30 Uhr 12.18 – 20.30 Uhr Nachtdienst 20.15 – 06.15 Uhr 20.15 – 06.15 Uhr Abhängig von Stationsgröße und Mitarbeiterzahl variiert die Zahl der Dienst habenden Pflegekräfte insgesamt. Innerhalb der einzelnen Pflegebereiche wird die Arbeit autonom und in Absprache mit den Patienten, der jeweiligen Bereichsschwester und den weiteren Mitarbeitern organisiert. Unterstützt und entlastet werden die Mitarbeiter in den Pflegebereichen von einer "Koordinationsschwester", die im Wesentlichen die Aufgaben einer Pflegesekretärin übernimmt, aber dieser Einrichtung gegenüber folgende Vorteile aufweist: ● ● keine Anrechnung einer "Nicht-Pflegekraft" auf dem Stellenplan der Station; "administratives Wissen" geht dem Pflegepersonal nicht verloren. In einem Rotationsverfahren übernehmen alle Pflegekräfte in regelmäßigen Abständen die Aufgabe der Koordinationsschwester. Diese Aufgabe gibt ihnen die Möglichkeit, sich einmal ganz legitim aus der direkten Pflege der Patienten, die z. B. bei onkologischen Krankheitsbildern zum Teil sehr belastend ist, "herauszuziehen". Die Grundpflege der bettlägerigen, pflegeintensiven Patienten findet überwiegend erst nach deren Frühstück und unter weniger Zeitdruck statt. Die Visitenzeiträume wurden zwischen Pflegekräften und Ärzten gemeinsam ausgehandelt, wobei die einzelnen Regelungen abteilungsspezifisch variieren und z. T. sehr flexibel gehandhabt werden. Entwicklung- und Einführungsprozess & Zeitplan Im Rahmen der Projektphase beschäftigten sich bis zu drei Qualitätszirkel parallel stations- bzw. abteilungsbezogen mit der Thematik "Reorganisation der Arbeitszeiten und -abläufe". Mit einer Vorlaufzeit von i. d. R. 4 bis 8 Wochen wurden in den Qualitätszirkeln alle Arbeitsabläufe neu strukturiert. Ein Informationsblatt über die zu erwartenden Neuregelungen wurde für die Patienten erstellt. Darüber hinaus wurden Mitarbeiter tangierender Funktionsbereiche in die Qualitätszirkel eingeladen, um Detailaspekte der Zusammenarbeit zu besprechen. Die Qualitätszirkel arbeiteten in folgenden Phasen: ● ● ● Problemsammlung: Welche Probleme gibt es? Problemgewichtung: Welche von diesen Problemen sind die wichtigsten? Problemanalyse: Welche Ursachen und Folgen hat das ausgewählte Hauptproblem? ● Lösungsentwicklung: Wie soll das zukünftige Arbeitszeitmodell aussehen? In den Qualitätszirkeln wurden alle pflegerischen Arbeitsabläufe und -inhalte berufsgruppenübergreifend kritisch überprüft, überarbeitet und in einen Arbeitsablaufplan übertragen. ● ● ● ● ● Definition und zeitliche Festlegung einzelner Tätigkeiten: Was und wann? Ver- und Zuteilung von Tätigkeiten mit bestimmten Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten nach dem Bereichspflegesystem: Wer? Planung, Durchführung, Dokumentation von Tätigkeiten: Wie und womit? Terminierung und Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen: z. B. Visiten, DiagnostikAnforderungen, therapiefreie Zeiten usw. Einbindung von Krankenpflegeschüler/innen: z. B. Bezugspersonen, Praxisanleitung. Nachdem das Konzept des neuen Arbeitszeitmodells erarbeitet worden war, stellte der Qualitätszirkel die Ergebnisse seiner Arbeit der Geschäftsführung vor. Danach begann die Umsetzung, probeweise auf einer internistischen Station mit 28 Betten und einer urologischen Station mit 32 Betten. Da die Ergebnisse dieser Arbeitszeitumstellung auf den beiden Modellstationen positiv bewertet wurden, richtete das Klinikum eine Stabstelle (Laufzeit von zwei Jahren) ein, um das begonnene Projekt weiter zu begleiten. Ziel war es, innerhalb von zwei Jahren alle 30 Stationen des Klinikums umzustellen. Da sich das neue Arbeitszeitmodell nicht problemlos auf jeder Station einführen ließ, wurden zunächst diejenigen Stationen ausgewählt, bei denen die größten Aussichten auf eine Akzeptanz der Regelung seitens der Mitarbeiter bestand. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Fast alle Stationen arbeiten im Regeldienstsystem. Zwei Intensivstationen (Innere, Kinder- und Jugendmedizin) entschieden sich gegen die Einführung des Regeldienstes, da eine Ausdünnung des Frühund Spätdienstes den disziplinbedingten Besonderheiten zuwiderlief. Eine dritte Station, die anästhesiologische Intensivstation, reorganisierte einen bereits vorhandenen schichtübergreifenden Dienstplan für eine bessere Betreuung postoperativer Patienten innerhalb der Kernarbeitszeit. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Geprägt vom Modellcharakter der 1. Projektphase auf zwei Stationen, begannen einige Stationen vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Arbeitserfordernisse und Mitarbeiterwünsche individuelle Arbeitszeiten zu konzipieren (so z. B. ein 5-Schicht-System). Dies hätte bedeutet, dass jeder Qualitätszirkel pro Station bei "Null", d. h. bei einer Problembeschreibung, angefangen hätte. Bei 30 Stationen und entsprechender konzeptioneller Vorarbeit hätte die Qualitätszirkelarbeit insgesamt verhältnismäßig lange gedauert. Die Handhabung wäre auch mit Schwierigkeiten verbunden gewesen. Es wurde beschlossen, "Rahmenrichtlinien" für die Einführung der neuen Kernzeiten zu entwickeln. In diesen Rahmenrichtlinien wurden Eckdaten eines Arbeitszeitmodells festgelegt, die aber genügend Spielräume für die individuelle und freie Arbeitszeitgestaltung zuließen. Fazit Die vollständige Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes ist im Klinikum noch nicht abgeschlossen. Mit der Entwicklung der Rahmenrichtlinien konnten jedoch schon im Vorfeld des Inkrafttretens wesentliche Erfordernisse berücksichtigt werden. So wurden z. B. im Rahmen der Qualitätszirkelarbeit Arbeitsablaufpläne erstellt, die für jede Station die Ruhepausen der Pflegekräfte, insbesondere im Tagesdienst, verbindlich festlegten. Die personelle Besetzung der Nachtschicht wurde umorganisiert, damit die Pflegekräfte, die bis dahin zum größten Teil nur nachts gearbeitet hatten, auch Tagesdienst hatten. Dadurch wurde dem Verlust ihrer Qualifikationen entgegengewirkt. Auf der Grundlage der gesammelten Erfahrungen lassen sich folgende Thesen ableiten: ● ● ● ● Nicht das herkömmliche 3-Schicht-System ist das Hauptproblem der Pflegekräfte im Krankenhaus. Die am drängendsten empfundenen Probleme betreffen die Arbeitsorganisation und die Zusammenarbeit der Berufsgruppen. Zur Umsetzung eines neuen Arbeitszeitmodells ist eine berufsgruppen- und bereichsübergreifende Vorgehensweise notwendig. Nach der Umsetzung eines neuen Arbeitszeit- und Organisationsmodells ist es zwingend notwendig, die Nachhaltigkeit und Breitenwirksamkeit der Implementationen zu überprüfen. Die Qualitätszirkelarbeit hat die Betreuung der Patienten verbessert und die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte erhöht. Quelle ● Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes NordrheinWestfalen (Hrsg.): Arbeitszeitmodelle – Moderne Arbeitsorganisation im Gesundheitswesen, 2000. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln Erfahrungsberichte zur Umsetzung von Teilzeit und Arbeitszeitverkürzung in Betrieben Auf dieser Seite finden Sie Informationen über verschiedene Unternehmen, die neue Teilzeitmodelle bzw. Arbeitszeitverkürzung eingeführt haben Unternehmen Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Branche E. ON / VEBA Energiedienstleister Sicherung von Arbeitsplätzen, bedarfsgerechter Einsatz von Arbeitskapazitäten, Erhöhung der Eigenverantwortung der Mitarbeiter. TRUNK Pressegroßhändler Umstellung im Rahmen des 650-MarkGesetzes. Die folgenden Firmen haben auch Teilzeit/Arbeitszeitverkürzung eingeführt, jedoch werden sie nur in Publikationen erwähnt bzw. sind nur sehr kurze Beschreibungen über die Arbeitszeitflexibilisierung vorhanden. Unternehmen BAHLSENS Keksfabrik KG, Hannover Branche Lebensmittel Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Verbesserung der Personaleinsatzplanung Quelle Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 95 Ludwig BECK am RathauseckFeldmeier AG, München QUELLE Schickedanz AG & Co, Leipzig Textilkaufhaus Logistik Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 95 Verbesserung der Personaleinsatzplanung Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Hrsg.): Modelle zur Arbeitszeit Beispiele, Erfahrungen und Handlungshilfen, 1997, S. 98 © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel E.ON AG / VEBA „Jeder Arbeitsplatz ist Ergebnis einer Arbeitsteilung und damit grundsätzlich auch selbst wieder teilbar.“ „Verantwortung ist zwar nicht teilbar aber mit Sicherheit delegierbar.“ (Dr. Manfred Krüper, Personalvorstand der VEBA, Arbeitsdirektor E.ON) Unternehmensprofil VEBA ist ein Industriekonzern mit Firmensitz in Düsseldorf, der seit Mitte letzten Jahres ein Teil der E.ON AG ist und dessen Marktkompetenzen im Kerngeschäftsfeld Energie liegen. E.ON ist das drittgrößte Industrieunternehmen Deutschlands mit einem Umsatz von mehr als 93 Mrd. Euro und weltweit rund 190.000 Mitarbeitern (davon circa 35.000 in Düsseldorf). Ein Kernpunkt der Unternehmensstrategie ist u. a. die Durchführung von kontinuierlichen, konzernweiten Kostensenkungs- und Restrukturierungsmaßnahmen. Hierzu zählen auch Umstrukturierungen der Arbeitszeitkultur, in deren Rahmen u. a. durch Arbeitszeitverkürzung und Arbeitsplatzteilung eine Erhöhung der Teilzeitquote erreicht werden soll. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Mit Hilfe von freiwilligen, individuellen Arbeitszeitverkürzungen sowie Teilungen von Arbeitsplätzen und einer damit verbundenen Erhöhung der Teilzeitquote möchte der Industriekonzern die Beschäftigung sichern und für einen bedarfsgerechten Einsatz von Arbeitskapazitäten sorgen. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen das Ziel gesetzt, durch eine Evaluation und Neuordnung bestehender Arbeitsstrukturen den Mitarbeitern mehr Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Arbeitslebens zu geben. Dieses wird nach Auffassung des Vorstandes nicht nur Motivation, Leistungsfähigkeit und bereitschaft einzelner Mitarbeiter erhöhen, sondern auch dazu führen, dass die vorhandene Arbeit auf mehr Köpfe verteilt wird und somit Stelleneinsparungen vermieden oder sogar Neueinstellungen ermöglicht werden. Entscheidend sind hierbei die Initiative und die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme von Seiten der Mitarbeiter, welche eigene Ideen und Vorstellungen bezüglich ihrer Arbeitszeitgestaltung einbringen sollen, gleichzeitig aber die Erfordernisse der eigenen Arbeitsaufgaben selbstständig berücksichtigen müssen. Im individuellen Arbeitsumfeld sollen auf diesem Wege Schwachstellen und Verbesserungspotenziale aufgedeckt werden. Das Bewusstsein der Mitarbeiter, gleichzeitig Mitunternehmer zu sein, soll durch das Teilzeit-Programm gestärkt werden. Die Flexibilisierung der betrieblichen Arbeitszeit wird daher als wichtiger Beitrag zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und damit langfristig zur Schaffung neuer Arbeitsplätze gesehen. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Bei dem Energiedienstleister E.ON / VEBA sind seit Mitte 1999 zwei unterschiedliche Teilzeit- bzw. Arbeitszeitverkürzungsoptionen möglich: Bei „Vollzeit Light“ kann die Arbeitszeit innerhalb einer Bandbreite von 85 bis 100 Prozent der betrieblichen Vollarbeitszeit mit gekürzten Bezügen gewählt werden. Wann verkürzt wird, entscheidet der Mitarbeiter nach Absprache mit seinem Vorgesetzten. Das Entgelt wird an die jeweils vereinbarte Arbeitszeit angepasst. Dies gilt auch für die „Teilzeit Pur“, bei der die Arbeitszeit im Einvernehmen mit dem Vorgesetzten unter 85 Prozent abgesenkt werden kann. Bei beiden Angeboten besteht eine unbedingte und unbefristete Rückkehrgarantie zur Vollzeit. Die Führungskräfte werden ausdrücklich dazu angehalten, dem Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung der Mitarbeiter nachzukommen. Die Vereinbarung über die Lage der Arbeitszeit und die Aufgabenverteilung, liegt in der Verantwortung des Mitarbeiters und des Vorgesetzten. Arbeitsanfall, Kundenbedürfnisse und Mitarbeiterinteresse gilt es dabei aufeinander abzustimmen. So wird nicht nur die tatsächliche Arbeitszeit effizienter genutzt, sondern es kann auch ein Motivationsanstieg der Mitarbeiter beobachtet werden. Das Teilzeitprogramm bietet zahlreiche Freiheiten für innovative Arbeitszeitmodelle: Von der täglichen und wöchentlichen Verkürzung der Arbeitszeit bis hin zum langfristigen Ansparen von Zeitguthaben auf Arbeitszeitkonten, welche nach Absprache auch für Sabbaticals verwendet werden können, sind viele Modelle denkbar. So haben Mitarbeiter, welche ihre wöchentliche Arbeitszahl reduziert haben, mehr Zeit für Familie bzw. Nebentätigkeiten oder können die freigewordene Zeit für eine parallel laufende Weiterbildung investieren, welche nicht nur dem Beschäftigten, sondern natürlich auch der Firma zugute kommt. Aber auch die langzyklische Form der Teilzeitarbeit, bei welcher trotz einer individuellen Arbeitszeitverkürzung in bestimmten Phasen voll gearbeitet wird und die angesparten Überstunden später „abgefeiert“ werden, besitzt großen Reiz für Fach- und Führungskräfte. Zwischen zwei Projekten oder bei einem Positionswechsel können Sabbaticals sehr gut platziert und Freiräume, z. B. für ein Aufbaustudium an einer Business School oder für Auslandsaufenthalte, geschaffen werden. Es bietet sich so natürlich auch die Möglichkeit für längere Reisen oder Familienphasen, ohne dass „der Langzeiturlauber“ dadurch beruflich auf ein Abstellgleis gerät. Darüber hinaus wird den E.ON / VEBA - Mitarbeitern auch die Möglichkeit gewährt, durch einen Gehaltsverzicht bei unverminderter Anwesenheit, Arbeitszeit anzusparen und beispielsweise frühzeitig in den Ruhestand zu gehen (so ermöglichen z. B. zwei Jahre um 15 Prozent reduzierte Bezüge einen um ein Jahr verfrühten Abschied in den Ruhestand). Die von einzelnen Mitarbeitern durch verringerte Anwesendheit freiwerdende Arbeitskapazität wird entweder innerhalb des Konzerns durch andere Arbeitnehmer ausgeglichen, welche ihre individuelle Arbeitszeit erhöhen möchten, oder durch Neueinstellungen kompensiert. Beteiligte Mitarbeiter Das Teilzeitprogramm kommt für alle Mitarbeiter, auch für Führungskräfte, in Betracht. Aufgetretene Probleme und Widerstände sowie Lösungsansätze zur Behebung derselben Viele Beschäftigte, gerade Fach- und Führungskräfte, empfinden die Teilzeitarbeit nicht als vollwertige Tätigkeit und sperren sich daher häufig auch aus Angst vor einem möglichen „Karriere-Knick“ gegen eine Verkürzung der individuellen Arbeitszeit. Aus diesem Grund genießt die Teilzeitarbeit im Rahmen der Unternehmensphilosophie des Veba-Konzerns ausdrücklich den gleichen Stellenwert wie Vollzeitarbeit. Allen Mitarbeitern sollen dadurch die Bedenken gegen Teilzeitarbeit genommen und somit die Möglichkeit gegeben werden, zu erfahren, welchen Mehrwert die optimale Abstimmung von Beruf und Freizeit erbringen kann. Fazit Der Erfolg der Arbeitszeitverkürzung hängt von der Teilnahmebereitschaft der Mitarbeiter ab. Bei den Arbeitnehmervertretern findet das System volle Unterstützung. Die Produktivität im Unternehmen ist durch die effizientere Ausnutzung der Arbeitszeit gestiegen. Außerdem wirken passgenaue Arbeitszeiten stark motivierend auf die Mitarbeiter. Sie sind zufriedener, fehlen weniger und wechseln nicht so häufig die Stelle. Der Kunde profitiert von der verbesserten Qualität des Services. Quellen ● ● ● ● http://www.virto.com/quip4/schwerp2.htm http://www.flexible-unternehmen.de/a99-05-12-1.htm http://www.eon.com/online/push/de/career/9679869735/ cont_career_job_report2 Der Tagesspiegel vom 16. Juni 1998 © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel TRUNK Unternehmensprofil Die Unternehmensgruppe TRUNK gehört zu den 100 Pressegroßhändlern in Deutschland. Sie beliefert werktäglich über 2.900 Presseeinzelhändler. Das Sortiment umfasst rund 3.700 in- und ausländische Zeitungen und Zeitschriften. Vom Unternehmen werden wöchentlich 3,5 Millionen Presseexemplare verpackt, bereitgestellt und ausgeliefert. Weiterhin werden 42.000 Exemplare über einen Nachbestell-Service auf Abruf nachgeordert. 250 Mitarbeiter werden beschäftigt. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Die geringe Planbarkeit des Arbeitsanfalls, der gewachsene Qualitätsanspruch des Verbrauchers, der gestiegene Produktivitätsanspruch des Marktes und eine überraschende Gesetzesveränderung in bezug auf geringfügige Beschäftigungsverhältnisse veranlasste die Firma, über neue Modelle der flexiblen Arbeitszeitgestaltung nachzudenken. Die ungleichmäßige Verteilung des Arbeitsanfalls und die hohe Personalintensität wurden in der Vergangenheit durch sehr flexible und hoch motivierte Mitarbeiter, die sogenannten geringfügig Beschäftigten, bewältigt. Ein Pool von eingearbeiteten Fachkräften, die kurzfristig Arbeitsspitzen abfangen konnten, bildete das Rückgrat der Belegschaft. Durch sie konnten lange Arbeitszeiten für den Einzelnen abgefangen und damit zu hohe Arbeitsbelastungen der festangestellten Mitarbeiter vermieden werden. Durch die gesetzliche Neuregelung der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse zum 01. April 1999 verließen kurzfristig eine Vielzahl langjähriger Mitarbeiter das Unternehmen. In kürzester Zeit musste eine Lösung gefunden werden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Aus diesem Grund beteiligte sich das Unternehmen Anfang 1998 am MobilZeitProjekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zielsetzung für das Unternehmen war die Entwicklung und Umsetzung von flexiblen Arbeitszeitformen, um Arbeitsanforderungen und Auslastungsspitzen zu bewältigen, die bisher durch den Einsatz von geringfügig Beschäftigten erfüllt wurden. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Das neue Arbeitszeitsystem musste hochgradig flexibel sein und kurzfristig auf Änderungen reagieren können. Aus ex-post-Datenmaterial und dem Anforderungsprofil des Projektteams wurde gemeinsam ein Arbeitszeitsystem mit folgendem Regelungsrahmen entwickelt: ● ● ● ● ● Erarbeitung eines Teilzeitmodells mit einer Jahresarbeitszeit von 1251,8 Jahresstunden = 24 Wochenstunden, mit durchschnittlich 3 Arbeitstagen pro Woche (bei Einsatzzeiten von häufig 2-4 Tagen, selten 1-5 Tagen pro Woche), dem Einsatzprinzip der flexiblen Absage (durch Mitarbeiter oder Unternehmen), vertraglich festgelegten Einsatzmöglichkeiten (von Montag bis Freitag mit Tagespräferenz) sowie einem flexiblen Tagesarbeitsende. Die Personaleinsatzplanung erfolgt in mehreren zeitlichen Schritten: ● ● ● ● Die Jahresgrobplanung: Der durchschnittliche jährliche Arbeitsanfall dient als Grundlage für den monatlichen Arbeitsanfall und damit verbunden für die Höhe der zu leistenden Produktivitätsstunden. Die Monatsplanung: Aus der Jahresplanung wird automatisch eine monatliche Arbeitszeitplanung erarbeitet. Dieser wird Grundlage für einen mittelfristigen Orientierungsplan. Der mittelfristige Orientierungsplan wird spätestens 14 Tage vor Monatsbeginn den Mitarbeitern durch Aushang zugänglich gemacht. In diesen Plan kann der Mitarbeiter seine persönlich erwünschten Arbeitsund Freizeittage eintragen. Unter Abwägung der Machbarkeit dieser Wünsche erarbeitet der Abteilungsleiter mit Unterstützung eines neu entwickelten Software-Programms den letztendlich verbindlichen Tagesplan. Der Tagesplan hat ein täglich fest vereinbarten Arbeitszeitbeginn und ein zwar geplantes aber letztendlich offenes Arbeitszeitende. Die geplante Tages-Arbeitszeit kann von der tatsächlich getätigten Arbeitszeit abweichen. Plus- oder Minusstunden laufen auf ein separates Arbeitszeitkonto, auf das der Mitarbeiter für seine spätere Arbeitsplanung zurückgreifen kann. Die getätigte Arbeitszeit wird durch ein modernes Zeiterfassungssystem festgehalten, das den Mitarbeiter über seine effektiv erarbeitete Jahresarbeitszeit informiert. Entwicklung- und Einführungsprozess & Zeitplan Die Modellentwicklung und -umsetzung erfolgte durch eine betriebsinterne Projektgruppe aus Mitarbeitern im operativen Bereich, der Bereichsleitung, der Gruppenleitung sowie der Abteilungsleitung. Die Abteilungsleiter der übrigen Fachabteilungen wurden frühzeitig in die Entwicklungen eingebunden, da das neue Modell auch in ihren Abteilungen eingeführt werden sollte. Von Anfang an war der Betriebsrat in die gesamte Projektarbeit mit einbezogen. Das Projekt begann mit einer Analyse aller für die Arbeitszeitgestaltung relevanten Betriebsdaten. Zunächst wurde im Abteilungsbereich Versand Datenmaterial der vergangenen Jahre untersucht: Exemplarstunden, Titelanzahl, Produktivität usw. Berechnungen der notwendigen Kommissionierstunden in der Versandabteilung wurden durch die große Schwankungsbreite der Arbeitsmenge in der Woche und im Monat erheblich erschwert. Zusätzlich schwankte die Tagesarbeitszeit zwischen sechs und neun Stunden. Die Einführungsphase in der Versandabteilung wurde von den Mitarbeitern und der Personalabteilung begleitet. Informationsbroschüren über MobilZeit wurden frühzeitig zum Einlesen und Einfühlen an die Mitarbeiter ausgeteilt. In Qualitätszirkeln und durch gezielte Coaching-Maßnahmen wurden Mitarbeiter und Abteilungsleiter auf das neue Arbeitszeitsystem vorbereitet. Begleitende Maßnahmen wie Feedback-Runden mit den Führungskräften, gezielte Fragestunden für die Mitarbeiter und die frühzeitige Veröffentlichung des erarbeiteten Datenmaterials in der Analysephase führten früh zu einer erhöhten Akzeptanz des neuen Arbeitszeitsystems sowie zu einem integrativen Prozess aller beteiligten Teilnehmer der Projektteams. Beteiligte Mitarbeiter/Abteilungen Alle Mitarbeiter des Logistikbereichs. Externe Unterstützung Die Entwicklung des Modells fand in Zusammenarbeit mit der Arbeitszeitberatungsgesellschaft Fauth-Herkner & Partner statt. Aufgetretene Probleme/Widerstände und Lösungsansätze Die erwarteten Widerstände waren nach einer gründlichen Informationsphase durch Geschäftsleitung und Betriebsrat moderat geblieben und umfassten meist Probleme einzelner Mitarbeiter, die Angst vor der geringeren Planbarkeit ihrer Arbeit zeigten. Für diese Einzelprobleme wurden auch individuelle Lösungen gefunden. Fazit Mit der Einführung des flexiblen Arbeitzeitsystems wurde eine Vielzahl von Anforderungen erfüllt: ● ● ● ● Kurzfristige Einsatzschwankungen werden ausgeglichen; Auslastungsspitzen werden abgefangen; Personaleinsätze werden auch über die Regelarbeitszeit hinaus möglich; Ein 24 Std. - Service wird planbar; ● ● Die persönliche Arbeitszeit für den Mitarbeiter wird „mitbestimmbar“ und überschaubarer; Der Einsatz von Teilzeitkräften wird auch im Schichtsystem möglich. Schon zu Beginn der Projektarbeit hatten die Mitarbeiter nach einem Zeitprämiensystem gefragt, das unter Berücksichtigung von Produktivitätskriterien und der geplanten Arbeitszeit zu einer Prämie für den Mitarbeiter führen sollte. Zusatzurlaub aus Zeitprämien sollte möglich gemacht werden - ein Ziel für zukünftige Arbeitszeitflexibilisierungsprojekte. Quelle ● Krüger, D.: Trunk GmbH: MobilZeit - ein Mitbestimmungsmodell der flexiblen Arbeitszeit. In: Flexibel ist nicht genug – vom Arbeitszeitmodell zum effizienten Arbeits(zeit)management. Fauth-Herkner (Hrsg.): Datakontext, 2001, S. 261-270. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln Erfahrungsberichte zur Umsetzung von Vertrauensarbeitszeit in Betrieben Auf dieser Seite finden Sie Informationen über verschiedene Unternehmen, die Vertrauensarbeitszeit eingeführt haben. Unternehmen Siemens AG Stadtverwaltung Wolfsburg Branche Gründe für die Einführung flexibler Arbeitszeiten Energieerzeugung und Elektrogeräte Effizientere Arbeitszeitnutzung, Entlastung der Zeiterfassung Öffentlicher Dienst Erhöhte Flexiblilität, Ausweitung der Servicezeiten © 2004 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Siemens AG Unternehmensprofil Die Siemens AG ist einer der führenden deutschen Technologiekonzerne mit weltweit 484.000 Mitarbeitern, ca. 50.000 von diesen arbeiten momentan unter Vertrauensgleitzeit. Die Produktpalette umfasst vom Akku über den Generator bis zum Zentralrechner alle Geräte zu Stromerzeugung und Verbrauch. Im Geschäftsjahr 2000/2001 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 87 Mrd. Euro von denen über 6 Prozent wieder in Forschung und Entwicklung investiert wurden. Ausgangslage: Auslöser der Diskussion um das neue Arbeitszeitsystem war die Annäherung der früher bei Siemens eingesetzten Zeiterfassung an seine Kapazitätsgrenzen. In der darauf hin geführten grundlegenden Diskussion über „Arbeitszeit“ wurde schnell klar, dass in Zukunft nicht mehr die Verwaltung der Arbeitszeit, sondern die optimale Aufgabenerledigung im Mittelpunkt stehen muss. Der Forderung nachgehend, die Gleitzeit weiterzuentwickeln, wurde die Vertrauensgleitzeit geschaffen. Es lag nahe, die Einführung eines neuen Arbeitszeitsystems mit einem Wandel in der Unternehmenskultur zu verbinden. Betriebliche Prozesse sollten mehr durch die Mitarbeiter gesteuert werden, flache Hierarchien und transparente Entwicklungsmöglichkeiten sollen Motivation und Eigeninitiative erhöhen. Die notwendige Grundlage sollte durch ein positives Arbeitsklima, Teamwork, Feedback und leistungsgerechte Entlohnung geschaffen werden. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Beschreibung: Kernelement der Vertrauensgleitzeit, einer Variation der Vertrauensarbeitszeit, ist der arbeitgeberseitige Verzicht auf Zeiterfassung unter der Annahme, dass zum einen die Aufgabenerledigung vom Arbeitnehmer auch ohne Zeiterfassung erfolgt und zum anderen die zur Zielereichung benötigte Arbeitszeit ungefähr der Vertragsarbeitszeit entspricht. Um die notwendige Vertrauensbasis zu erhalten, wurde darauf geachtet, dass Vertrauensbrüche schnelle und eindeutige Konsequenzen haben, obwohl sich in der Praxis zeigte, dass die Hemmschwelle gegenüber Teamkollegen und Führungskräften hoher ist als die, ein anonymes System zu überlisten. Auch wenn die Mitarbeiter über Lage und Dauer der Arbeitszeit selbst entscheiden können, sind sie dazu angehalten sich an den Bedürfnissen ihrer externen bzw. internen Kunden zu orientieren. Im Bedarfsfall hat der Vorgesetzte die Aufgabe, regulierend einzugreifen. Die „Rahmenarbeitszeiten“ wurden in den meisten Fällen auf 6:00 – 20:00 festgelegt. Größere Schwierigkeiten, beispielsweise bei der Bereitstellung der EDV, blieben dabei aus. Zwei Varianten: Die Vertrauensarbeitszeit wird konkret in zwei Varianten angewandt: 1. In der reinen Vertrauensgleitzeit, die insbesondere in wissenschaftlichen und kreativen Arbeitsbereichen umgesetzt wird, werden keine Zeitkonten mehr geführt. Der Aufbau von Überstunden und zusätzlichen Urlaubstagen durch „Vorarbeiten“ ist nicht mehr möglich. Erholungsurlaub kann jedoch weiterhin in Anspruch genommen werden, wenn dies in Abstimmung mit dem Team und mit der Aufgabe vereinbar ist. 2. In der zweiten Variante der Vertrauensgleitzeit wird die Zeiterfassung beibehalten. Die Auswertung der gewonnen Informationen wird zur Dokumentation von Mehrarbeit oder der rechtzeitigen Identifikation von „Ausreißern“ verwendet. In den meisten Fällen wird diese Variante an Standorten benutzt, an denen bereits ein Zeiterfassungssystem besteht. Hier habe sich, so die Erfahrung eines Verantwortlichen, ein Gleitzeitkorridor von plus/minus ca. 70/80 Stunden herausgebildet. Eine Hamstermentalität sei jedoch nicht zu erkennen. Der Unternehmensvertreter resümiert weiterhin, dass nicht die Abschaffung der Zeiterfassung, sondern die Verwendung der auf diese Art gewonnenen Daten entscheidend sei. Der Weg zur ergebnisorientierten Führungs- und Arbeitskultur stehe im Mittelpunkt, so dass die Abschaffung der Zeiterfassung oftmals eher als Abfallprodukt der Vertrauensgleitzeit zu betrachten sei und weniger als Bedingung. Einführungsprozess Siemens setzte das neue Modell erstmals nach einer eineinhalbjährigen Entwicklungsphase im Bereich „Forschung und Entwicklung“ um. Auf drei Punkte wurde bei der Entwicklung und Einführung besonderen Wert gelegt: 1. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat ist bei der Entwicklung unerlässlich. So konnten eventuelle „Haken“ direkt in der Entwicklung von der Mitarbeitervertretung angesprochen und beseitigt bzw. legitimiert werden. Zum einen wird so eine zeitaufwändige nachträgliche Kontrolle vermieden, zum anderen kann gewährleistet werden, dass der Betriebsrat das neue Modell mitträgt. 2. Um die Akzeptanz seitens der Mitarbeiter zu steigern, sollte das neue Modell angeboten, nicht aufgezwängt, werden. Die Möglichkeit, das Modell zu variieren oder zu verwerfen, muss gegeben bleiben. 3. Eine Probezeit von mindestens einem Jahr berücksichtigt saisonale Schwankungen und gibt den Mitarbeitern genügend Zeit sich von den alten Regelungen zu lösen. Nach Ablauf der Probezeit sollte eine Evaluierung im -- Idealfall unter der Regie der Mitarbeitervertretung -stattfinden. Schwierigkeiten: Vor allem der Betriebsrat äußerte Bedenken, dass Überlastungssituationen ohne den Indikator der Überstunden nicht mehr erkannt werden könnten. In einer späteren Befragung stellte sich diese Befürchtung allerdings als unbegründet heraus. Führungskräften mit langjähriger Erfahrung fällt es zwar anfangs oft schwer mit dem neuen System zurechtzukommen, jedoch traten bei Siemens keine Schwierigkeiten auf, die sich nicht durch Dialog und eine kurze Eingewöhnungsphase beseitigen ließen. Fazit: Die Akzeptanz für das neue Modell schwankte laut einer späteren Evaluation in den verschiedenen Arbeitsbereichen zwischen 90 und 98 Prozent. Vorteile: Wesentlicher Erfolg des neuen Arbeitszeitmodells ist, so die Verantwortlichen, die veränderte Einstellung der Mitarbeiter zur Arbeitszeit, die durch die „Culture Change“- Bestrebungen des Unternehmens zusätzlich gestützt werden. Weitere Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber liegen in ● ● ● ● der Orientierung an Aufgaben statt an Zeiterfassung, einer Harmonisierung von betrieblichen und persönlichen Belangen, einer gesteigerten Zeitautonomie für die Arbeitnehmer und einer effizienteren Nutzung der Arbeitszeit Quelle: http://www.bmgs.bund.de/de/asp/arbeitszeitmodelle/dokument1.asp? id=38 © 2003 BEST-ZEIT - IW Köln AZF - Praxisbeispiel Stadtverwaltung Wolfsburg Unternehmensprofil Die Stadtverwaltung Wolfsburg beschäftigt 4200 Mitarbeiter (davon über 50% im Stadtkrankenhaus) und ist zuständig für ca. 120.000 Einwohner. Ausgangslage & Ziele - Gründe für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten Die Stadtverwaltung Wolfburg arbeitete bis zur Umstellung auf Vertrauensarbeitszeit in dem für Verwaltungen üblichen Gleitzeitsystem mit Kernzeit. Dieses Arbeitszeitsystem war jedoch zu unflexibel und wurde den wachsenden Anforderungen der Bürger hinsichtlich Servicezeiten und Erreichbarkeit nicht gerecht. Zudem belohnten strenge Hierarchien und Handlungsvorschriften arbeitszeitverbrauchendes Verhalten. Im Mittelpunkt der Arbeit stand nicht das Ergebnis, sondern der Ablauf, nicht der Kunde, sondern der Vorgesetzte. Die Entwicklung der Stadtverwaltung zu einem Dienstleitungsunternehmen machte eine Anpassung der Öffnungszeiten und somit auch der Arbeitszeitregelungen an den Bedarf der Bürger notwendig. Das Ziel des neuen Arbeitszeitmodells bestand darin, die bisher praktizierte zeitorientierte Arbeitszeitkultur in eine ergebnisorientierte Arbeitszeitkultur umzuwandeln. Durch eine ergebnisorientierte Arbeitszeitkultur sollte erreicht werden, dass gearbeitet wird, wann es die Aufgabe erfordert, aber vor allem nicht gearbeitet wird, wenn nichts zu tun ist. Beides, Wirtschaftlichkeit und Kundenorientierung, soll somit optimal gewährleistet werden. Um zusätzlich auch die Mitarbeiterorientierung zu stärken, sollten den Mitarbeitern eine größere Eigenverantwortung und weiterreichende Gestaltungsfreiheiten zugewiesen werden. Lösungsansatz - Beschreibung des neuen flexiblen Arbeitszeitsystems Beschreibung des Modells Bei der Vertrauensarbeitszeit verzichtet der Arbeitgeber vollständig auf eine Zeiterfassung im Vertrauen darauf, dass die Beschäftigten ihren vertraglichen Verpflichtungen auch ohne betriebliche Überprüfung nachkommen. Die Grundlage der Entlohnung ist der vor der Einführung gezahlte Tariflohn in der Annahme, dass die tatsächlich im Durchschnitt geleistete Arbeitszeit auch ohne Zeitkontrolle der vertraglichen entspricht. Der Entscheidung für das Arbeitszeitmodell der Vertrauensarbeitszeit liegt die Annahme zugrunde, dass jeder einzelne Mitarbeiter in seinem Aufgabenbereich den besten Überblick darüber hat, wie und wann er den Anforderungen der externen aber auch internen Kunden gerecht wird. Der Mitarbeiter entscheidet daher eigenständig über seine Anwesenheit am Arbeitsplatz. Die indirekte Kontrolle erfolgt über vereinbarte Arbeitsstandards, die von der Führungskraft in Zusammenarbeit mit dem Team bzw. der Abteilung erarbeitet werden. Von der Idee zur Einführung: Bis 1997 dominierte die Stempeluhr in der Stadtverwaltung Wolfsburg. Im Rahmen der Verwaltungsreform (1995) erarbeitete die Personalvertretung unter Beteiligung der Mitarbeiter den Zusatz zur Dienstvereinbarung: „flexible Arbeitszeiten“. Die Kernpunkte dieser Zusatzvereinbarung bestanden in deutlich gestreckten Kappungsgrenzen für Plus- und Minusstunden und im Verzicht auf die Zeiterfassung. Um die Risiken einer derart weitreichenden Entscheidung besser einschätzen zu können, wurde eine professionelle Arbeitszeitberatung hinzugezogen. Mit zunehmendem Wissensstand der verantwortlichen Mitarbeiter und Führungskräfte stieg die Bereitschaft aller, die Vertrauensarbeitszeit einzuführen. Zwei Geschäftsbereiche, der Bereich „Jugend“ mit Bürgerkontakten und der Bereich „Interne Dienste“ mit überwiegenden Binnenkontakten, wurden als Pilotgruppen bestimmt. Mitarbeiter aus den Pilotbereichen, einige Führungskräfte und der Betriebsrat entwickelten unter Leitung des externen Arbeitszeitberaters die „Dienstvereinbarung zur Vertauensarbeitszeit“. Nach Ablauf einer halbjährigen Pilotphase sprach sich in einer abschließenden Befragung eine große Mehrheit für die Einführung der Vertrauensarbeitszeit aus. Gut ein Jahr später wurden die Geschäftbereiche „Bürgerdienste“ sowie „Soziales und Gesundheit“ ebenfalls auf Vertrauensarbeitszeit umgestellt. Umsetzung Im ersten Schritt wurden Stück für Stück hierarchische Strukturen abgebaut, indem die Verantwortung für die Feinsteuerung der Aufgabenerledigung, die Erstellung des Dienstplanes und das Terminmanagement an das Team übertragen wurde. Erst danach wurden die „Anwesenheitskontrollen“ durch die „Überprüfung der Einhaltung eines vereinbarten Ergebnisstandards“ ersetzt. Von diesem Zeitpunkt an war es nicht mehr relevant, wann und wie lange die Mitarbeiter anwesend waren, sondern ob die Aufgabe des Teams - z. B. die Gewährleistung eines Kundeservices zu vereinbarten Zeiten - erfüllt wurde. Diese Umstellung auf eine stärker kundenorientierte Arbeitsweise auf der einen Seite verlangte den Mitarbeitern auf der anderen Seite mehr Flexibilität ab. Um für diese Mehrbelastung einen Ausgleich zu schaffen, wurden den Mitarbeitern verbesserte Chancen zur Harmonisierung von Privatleben und Beruf geboten. Beispielsweise werden längere und im Team abgestimmte Freiphasen, nicht wie bisher durch Überstundenabbau realisiert, sondern werden im Vorfeld durch das Team festgelegt, um so freie Arbeitskapazität für vorhersehbare Arbeitsspitzen zu schaffen. Somit wurde nicht die Menge der Arbeit verändert, sondern deren Verteilung an die tatsächlich zu bewältigenden Aufgaben angepasst. Neue Anforderungen an die Führungskräfte: vom „Administrator“ zum „Coach“ Vertrauensarbeitszeitregelungen haben für Führungskräfte sowohl Entlastungen als auch neue Anforderungen zur Folge. Während Führungskräfte im alten Arbeitszeitsystem alle Arbeitschritte en Detail planen, anordnen und überwachen mussten, müssen bei Vertrauensarbeitszeit Arbeitsstandards mit dem Team vereinbart und Arbeitsergebnisse überprüft werden. Reicht das Gesamtarbeitszeitvolumen des Teams auf absehbare Zeit nicht aus, so ist dies ein Indikator für eine Überlastung. In solchen Fällen müssen Führungskräfte, vorhandene Arbeitskapazitäten effizienter einsetzen, Leistungsstandards senken, das Aufgabenfeld anpassen oder durch Neueinstellungen die Arbeitskapazität erweitern. In Fällen, in welchen ein wesentlicher Teil der Steuerung in die Hände der Mitarbeiter gegeben wird, die in Eigenverantwortung die Kundenansprüche erfüllen, müssen Führungskräfte das „Loslassen“ lernen, ohne jedoch dabei die nach wie vor dringend notwendige Kommunikation zu vernachlässigen. Ab diesem Punkt haben Führungskräfte vornehmlich beratende, konstruktiv kritisierende und moderierende Funktion. Mut zum Vertrauen wird dabei ebenso zur Bedingung wie die Bereitschaft bei Verdacht des „Vertrauensmissbrauchs“ frühzeitig das Gespräch zu suchen und bei nachgewiesenem Missbrauch konsequente Maßnahmen zu ergreifen. Teambildung – ein Beispiel Die Kundenbetreuung beim Wolfsburger Sozialamt wurde von der Zuständigkeit nach Buchstaben einzelner Sachbearbeiter auf ein sogenanntes „Fünferteam“ umgestellt. Anstatt jedem Sachbearbeiter einen Buchstaben zuzuteilen, werden z. B. einem Team von fünf Sachbearbeitern fünf Buchstaben zugeteilt. Dadurch können sich die Sachbearbeiter gegenseitig vertreten. Jedes Teammitglied hat so die Möglichkeit, seine Freizeit und Arbeitszeit in Absprache mit Kollegen zu gestalten bzw. ungestört im Hintergrund Aufgaben bearbeiten, während der Rest des Teams seine Abwesenheit ausgleicht. Kommt es zu einer Situation, in der ein Teilbereich in kurzer Zeit intensiv bearbeitet werden muss, können mehrere Mitarbeiter gleichzeitig daran arbeiten. Im Rahmen der vorherigen Arbeitszeitorganisation wären nur bestimmte, voher festgelegte Mitarbeiter in der Lage gewesen, die spezifischen Probleme zu bearbeiten. Nach der Umstellung ist das gesamte Team in der Lage, sich des Problems zu widmen und jeder einzelne Mitarbeiter und das Team wird dadurch flexibler. Voraussetzungen für die Einführung der Vertrauensarbeitszeit ● ● ● ● ● ● Verwirklichung als gemeinsames Projekt von Verwaltungsvorstand und Personalrat Festlegung klar ausgewiesener Ziele Beteiligung aller Ebenen an der Schaffung der Arbeitszeitregelung Sicherstellung einer intensiven Kommunikation und Diskussion des Arbeitszeitmodells zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern Definition von einfachen und nachvollziehbaren Leistungsstandards Umsetzung vertrauensbildender Maßnahmen ● ● Fairer Umgang mit Überlastsituationen Hinzuziehern einer objektiven, externen Arbeitszeitberatung Ein Überblick über die organisatorischen Auswirkungen und Vorraussetzungen: ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Aufbau einer Teamstruktur Festlegung des Servicevolumens der Teams eventuelle Neuordnung von Arbeitsabläufen Formulierung von Leistungsstandards und festen Aufgabenbeschreibungen eventuelle Anpassung von EDV, Schließdiensten usw. Anpassung der Raumzuordnug an die Teamorganisation Modernisierung der Telefonanlage (Anrufumleitung und -übernahme erforderlich) Vorbereitung des Wegweisersystems auf wechselnde Anlaufstellen innrehalb der Teams Strategien für den Fall der Überlastung entwickeln Mitarbeiter hinsichtlich der neuen Arbeitsorganisation und für neue Aufgabengebiete schulen Festlegung von publikumsfreien Zeiten, Besprechungen, Fortbildungen usw. Fazit: Vorteile für den Bürger bzw. internen Kunden: ● ● ● ● erweiterte Servicezeiten Behördengänge können nach der Arbeit erledigt werden genaue Terminabsprache zur Vermeidung von Wartezeiten möglich verringerte Wartezeiten durch Erweiterung der Servicezeiten und durch Anpassung der Personalstärke an das Arbeitsaufkommen Vorteile für den Arbeitnehmer: ● ● ● Selbstbestimmung der Arbeitszeit in Absprache mit dem Team keine Erfassung oder Kontrolle der Arbeitszeiten durch den Arbeitgeber verbesserte Unternehmenskultur Vorteile für den Arbeitgeber: ● ● ● ● „Automatische“ Anpassung der Arbeitskapazität an das Arbeitsvolumen Reduktion der Kosten für Überstunden Auseinandersetzen des Vorgesetzten mit Ergebnissen statt mit Zeitkarten führt zu Produktivitätssteigerungen gegenseitige Beiträge zur Vertrauenskultur zwischen Vorgesetzten und ● Mitarbeitern Schulung der Mitarbeiter, in Prozessen und Abläufen zu denken Quelle http://www.symposion.de/arbeitszeit/az_13.htm © 2004 BEST-ZEIT - IW Köln Beispiel für einen Entwicklungs- und Einführungsprozess von flexiblen Arbeitszeiten Einführung flexibler Arbeitszeiten bei der Dresdner Bank 1996 beschloss die Dresdner Bank, ihre Aktivitäten im Bereich Arbeitsflexibilisierung in einem zentralen Projekt zu bündeln, welches die verschiedenen Modelle der Arbeitszeitflexibilisierung, die im Unternehmen existierten, zu einem Instrument zusammenfassen sollte. Zwei Jahre später stellte die Dresdner Bank ihr auf die Belange des Hauses abgestimmtes Arbeitszeitmodell VAZIT - Variable Arbeitszeiten im Team vor. Die Vorgehensweise innerhalb des Einführungsprozesses wird im folgenden Abschnitt skizziert und liegt auch als Foliensatz zum Download bereit (den Acrobat Reader gibt es hier). Ausgangssituation & Probleme ● ● ● ● ● Gleitende Arbeitszeiten seit den siebziger Jahren unabhängig vom Bedarf existiert in Kernzeiten Maximalbesetzung erschwerte Personaleinsatzsteuerung in Gleitzeitphasen Minutenmentalität Unzufriedenheit der Belegschaft wegen mangelnder Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und unkommentierten Streichungen von Zeitguthaben Ziele ● ● ● ● ● Arbeitszeiten am externen und internen Kunden orientieren Personalbesetzung am Arbeitsanfall ausrichten Mitarbeiterinteressen stärker berücksichtigen Eigenverantwortung & Flexibilität fördern Teamprozesse fördern Meilensteine der Einführung 1. 2. 3. 4. 5. Information von Führungskräften, Mitarbeitern & Betriebsrat Einrichtung eines Arbeitszeitworkshops Befristete Betriebsvereinbarung Erprobungsphase mit Erfahrungsaustausch Abschlussworkshop und Einführung des neuen Modells VAZIT Stolpersteine ● ● ● ● ● Persönliche & abteilungsbezogene Gewohnheiten keine konsequente Information und Abstimmung innerhalb der Teams keine zeitnahe Steuerung & Kontrolle der Zeitguthaben, wodurch unerwünscht hohe Salden entstanden sind wenig Freiräume durch Vorgesetzte wenig Mut von Vorgesetzten und Mitarbeitern Ablauf des Arbeitszeitworkshops 1. Zieldefinition von VAZIT bzw. der Einführungsphase 2. Festlegung der Rahmenbedingungen für eine kundenorientierte und flexible Arbeitszeitgestaltung ❍ Wer sind die Kunden? ❍ Wer sind die Teams? ❍ Wie sieht der Arbeitsanfall ungefähr aus? ❍ Wie lauten die Kundenanforderungen? 3. Bausteine von VAZIT vorstellen und ausgestalten 4. Weitere Aktivitäten und nächste Schritte Erprobungsphase - Bausteine von VAZIT Allgemeine Bausteine ● ● ● ● Aktives Zeitmanagement (jeder Mitarbeiter persönlich) Verantwortliches Handeln (Berücksichtigung von persönlichen Wünschen, wenn es betrieblicher Ablauf erlaubt) Steuern und Führen im Team (Abstimmung von Regeln im Team) Rechtliche Rahmenbedingungen (Wochen- bzw. Höchstarbeitszeit, Ruhepausen) Auszugestaltende Bausteine ● ● ● ● Tagesbezogener Arbeitszeitrahmen (Rahmenarbeitszeit) Mindestbesetzungen in den Servicezeiten des Teams (Servicezeit & Servicequalität) Abstimmungsregeln für das Team und die Führungskräfte (Wer arbeitet wann? Wer vertritt wen? Wer vermittelt Unstimmigkeiten? Wer entscheidet was?) Persönliches Zeitkonto (Kurzzeitkonten mit lfd. Saldierung; Langzeitkonten mit Übertragsregelungen) Evaluationsphase Abschluss der Erprobungsphase ● ● ● nach zwei Jahren in 12 Organisationseinheiten mit intensiver Betreuung durch Projektteam Evaluation zu Auswirkungen in den Punkten ● ● ● ● Kundenorientierung Bewältigung des Arbeitsanfalls Mitarbeiterzufriedenheit Teamprozesse & Führungsaufgaben Evaluationsinstrumente ● ● ● schriftliche Befragung der Mitarbeiter Workshops Führungskräfteinterviews Literaturhinweis: Linke, M.; Basse, H. (2001): Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle in der Praxis. In: www.flexible-unternehmen.de. © 2002 BEST-ZEIT - IW Köln Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Ausgangssituation & Probleme • Gleitende Arbeitszeiten seit den siebziger Jahren • unabhängig vom Bedarf existiert in Kernzeiten Maximalbesetzung • erschwerte Personaleinsatzsteuerung in Gleitzeitphasen • Minutenmentalität • Unzufriedenheit der Belegschaft wegen mangelnder Berücksichtigung individueller Bedürfnissen und unkommentierten Streichungen von Zeitguthaben 1 Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Ziele • • • • • AZ am externen und internen Kunden orientieren Personalbesetzung am Arbeitsanfall ausrichten Mitarbeiterinteressen stärker berücksichtigen Eigenverantwortung & Flexibilität fördern Teamprozesse fördern 2 Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Meilensteine der Einführung 1. 2. 3. 4. 5. Information von Führungskräften, Mitarbeitern & Betriebsrat Einrichtung eines Arbeitszeitworkshops Befristete Betriebsvereinbarung Erprobungsphase mit Erfahrungsaustausch Abschlussworkshop und Einführung des neuen Modells VAZIT - Variable Arbeitszeiten im Team 3 Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Stolpersteine • Persönliche & abteilungsbezogene Gewohnheiten • keine konsequente Information und Abstimmung innerhalb der Teams • keine zeitnahe Steuerung & Kontrolle der Zeitguthaben è Entstehung unerwünscht hoher Salden • wenig Freiräume durch Vorgesetzte • wenig Mut von Vorgesetzten und Mitarbeitern 4 Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Ablauf des Arbeitszeitworkshops 1. Zieldefinition von VAZIT bzw. der Einführungsphase 2. Festlegung der Rahmenbedingungen für eine kundenorientierte und flexible Arbeitszeitgestaltung * Wer sind die Kunden? * Wer sind die Teams? * Wie sieht der Arbeitsanfall ungefähr aus? * Wie lauten die Kundenanforderungen? 3. Bausteine von VAZIT vorstellen und ausgestalten 4. Weitere Aktivitäten und nächste Schritte 5 Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Erprobungsphase - Bausteine von VAZIT (1) Allgemeine Bausteine • Aktives Zeitmanagement (jeder Mitarbeiter persönlich) • Verantwortliches Handeln (persönliche Wünsche, wenn es betrieblicher Ablauf erlaubt) • Steuern und Führen im Team (Abstimmung von Regeln im Team) • Rechtliche Rahmenbedingungen (Wochen-/HöchstAZ, Ruhepausen) 6 Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Erprobungsphase - Bausteine von VAZIT (2) Auszugestaltende Bausteine • Tagesbezogener Arbeitszeitrahmen (RahmenAZ) • Mindestbesetzungen in den Servicezeiten des Teams (Servicezeit & Servicequalität) • Abstimmungsregeln für das Team und die Führungskräfte (Wer arbeitet wann? Wer vertritt wen? Wer vermittelt Unstimmigkeiten? Wer entscheidet was?) • Persönliches Zeitkonto (Kurzzeitkonten mit lfd. Saldierung; Langzeitkonten mit Übertragsregelungen) 7 Einführung von AZF bei der Dresdner Bank Evaluationsphase • Abschluss der Erprobungsphase * nach zwei Jahren * in 12 Organisationseinheiten * mit intensiver Betreuung durch Projektteam • Evaluation zu Auswirkungen in den Punkten * Kundenorientierung * Bewältigung des Arbeitsanfalls * Mitarbeiterzufriedenheit * Teamprozesse & Führungsaufgaben • Evaluationsinstrumente * schriftliche Befragung der Mitarbeiter * Workshos * Führungskräfteinterviews 8 Datenbanken Datenbanken Im Internet finden Sie zwei Datenbanken mit Unternehmen, die dort ihre Arbeitszeitmodelle dokumentieren. Das „Institut Arbeit und Technik“ (IAT) in Gelsenkirchen stellt eine solche Datenbank im Rahmen der nordrheinwestfälischen „Landesinitiative Moderne Arbeitszeiten“ bereit. Die dort verzeichneten Firmen haben ihren Sitz dem entsprechend in NRW. Eine zweite Datenbank ist vom Bundeministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) eingerichtet worden. Die inhaltliche Erstellung nahm die Berliner Arbeitszeitberatungsfirma Dr. Hoff Weidinger Herrmann vor. Hier finden Sie Modelle aus ganz Deutschland. Beide Datenbanken sind im Aufbau begriffen. Heute (03.11.2003) enthält die NRW-Datenbank die Modelle von 46 Firmen, die der BMWA 50 Firmen. Der Anteil von KMU ist in der NRW-Datenbank prozentual höher, doch finden sich auch in der BMWA-Datenbank genügend Fälle flexibler Arbeitszeiten in KMU, so dass es sich lohnt, auch dort nach konkreten Umsetzungen zu recherchieren. Beide Suchmaschinen ermöglichen die Recherche nach Branche und Arbeitszeitmodell, zusätzlich bieten die Datenbanken Routinen nach Region, Betriebsgröße und Einsatzbereich des Modells innerhalb des Unternehmens (NRW) bzw. nach Freitext (BMWA) an. Die bundesweite Datenbank liefert die ausführlicheren Fallstudien. Die beiden Datenbanken sind nicht miteinander verlinkt. Zur Datenbank des IAT: „Moderne Arbeitszeitmodelle in NRW“ Zur Datenbank „Arbeitszeitmodelle“ des BMWA © 2003 BEST-ZEIT - IW Köln Nach Auslaufen des BEST-ZEIT-Projektes wurden die Inhalte der Projekt-Website zu einem großen Teil in das Informationsangebot der Landesinitiative integriert und weiterentwickelt. Die übrigen Inhalte stehen in Form von PDF-Dokumenten zur Verfügung: AZF kompakt: Relevanz, Recht, Geschichte, Studien (197KB) Motive und Modelle (69KB) Praxisbeispiele (474KB) Leitfäden und Checklisten (183KB) BEST-ZEIT-Veranstaltungen (9.882KB) BEST-ZEIT-Newsletter-Archiv (234KB) Über BEST-ZEIT (60KB)