/ Öffnen - Der Österreichische Präventionskongress
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Schuldenprävention: was wirkt? Ergebnisse zur Wirksamkeit von Schuldenprävention bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Österreichischer Präventionskongress Graz, 23. und 24. Oktober 2014 Praxisforum Dr. Claudia Meier Magistretti, Kompetenzzentrum Prävention und Gesundheit Hochschule Luzern [email protected] Wirkt Schuldenprävention? Fachpool in drei Teilen 1. Wirkt Schuldenprävention? 2. Evaluationsergebnisse zum Jugendlohn 3. Präventionsangebote in der Deutschschweiz Wirkt Schuldenprävention? 2001 2013 Schuldenprävention wächst aber…. wirkt sie auch? Schuldenprävention: was wirkt? Teil 1 1. Wirkt Schuldenprävention? 2. Lässt sich Wirksamkeit messen? 3. Die Ergebnisse im Überblick 4. Demografische Faktoren 5. Kritische Ereignisse 6. Psychologische Schutzfaktoren 7. Financial Literacy 8. Beispiele guter Praxis 8. Literatur Studiendesign: Überblick Empirische Grundlagen für die schuldenpräventive Praxis Literaturstudie: Wirkfaktoren und Best Practice Empfehlungen von Expertinnen und Experten Projektanalysen Ciao Cash/ Schuldenprävention AG-SO Evaluation: Jugendlohn als Best Practice-Projekt? Retrospektive Befragung Eltern Elterninterviews: qualitative Analysen Auftrag gebende und finanzierende Organisationen • Schuldenberatung AG-SO und Swisslos Aargau • Eidg. Kommission für Kinder- und Jugendfragen • Plusminus BS, Christoph Merian Stiftung • Müller Möhl Foundation 1. Schuldenprävention: „State of the Art“ - Bericht Projektleitung: Claudia Meier Magistretti Mitarbeitende • Claudia Arnold, Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung Zürich • Maya Zinniker, Psychologin APS, FHNW • Peter Brauneis, MAS Prävention und Gesundheitsförderung • Sarah Rabhi-Sidler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin HSLUSA • Studierende der HSLU Luzern und Studierende und der Hochschule für Angewandte Psychologie, FHNW Olten Studiendesign: Überblick Empirische Grundlagen für die schuldenpräventive Praxis Literaturstudie: Wirkfaktoren und Best Practice Empfehlungen von Expertinnen und Experten Projektanalysen Ciao Cash/ Schuldenprävention AG-SO Evaluation: Jugendlohn als Best Practice-Projekt? Retrospektive Befragung der Eltern Elterninterviews: qualitative Analysen 2. (Wie) lässt sich Wirksamkeit in der Prävention messen? Das Präventions - Dilemma Komplexe, schwer standardisierbare Interventionen in unterschiedlichen Kontexten ? Druck zum Nachweis, dass Interventionen wirksam sind Und die scheinbar einfache Frage: Ist ein Projekt wirksam? 2. (Wie) lässt sich Wirksamkeit in der Prävention messen? Lösungen im Präventions - Dilemma WirksamkeitsModelle ! wirksame Programme Und die doch recht einfache Antwort: Wir können die Wirksamkeit präzise einschätzen 2. (Wie) lässt sich Wirksamkeit in der Schuldenprävention messen? Erweitertes Wirksamkeitsmodell Intervention Präventionsangebot zum Umgang mit Geld Intermediäres Ziel Finales Ziel Verbesserung der Financial Literacy Weniger verschuldete Jugendliche Projektevaluation Begründung des Wirkungszusammenhangs empirisch theoretisch praktisch theoretisch Claudia Meier Magistretti: Wirkungsqualität in der Suchtprävention, Bern, 2004 3. Die Resultate im Überblick Grundlegendes Modell zur Schuldenprävention (Lange 2006) 3. Die Resultate im Überblick Grundlegendes Modell zur Schuldenprävention (Lange 2006) 3. Die Resultate im Überblick Grundlegendes Modell zur Schuldenprävention (Lange 2002) 4. Demografische Faktoren Art der Schulden (BfS, 2012) 4. Demografische Faktoren Art der Schulden (BfS, 2012) 4. Demografische Faktoren Mit zunehmendem Alter: § steigt die Schuldenhöhe bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen jährlich, im deutschsprachigen Raum ab dem 18. Lebensjahr sprunghaft an. § zeigt sich eine Tendenz zu häufigerem Leasing und zu höheren Raten. (Chen und Volpe, 1998 ; Lange & Fries 2006; Norvilitis et al, 2006; Nelissen et al. 2011; Streuli 2007) 4. Demografische Faktoren Sozioökonomischer Status: Junge Erwachsene mit einem geringen Bildungsstand aus Familien mit tiefem Einkommen haben (im Vergleich zu gut ausgebildeten jungen Erwachsenen und solchen aus wohlhabenden Familien) - Höhere Schulden - Häufiger Darlehen- und Kreditkartenschulden - Ein höheres Überschuldungsrisiko (BFS, 2012; Lyons, 2004; Wang & Xiao, 2009; Reifner & Zimmermann 2005). 4. Demografische Faktoren Gender Junge Männer sind etwas häufiger und etwas höher ver- oder überschuldet als junge Frauen. Dies, obwohl junge Männer ein besseres Finanzwissen aufweisen als junge Frauen. Migrationsstatus Junge Erwachsene ausländischer Nationalität nehmen häufiger und höhere Kredite auf als junge Erwachsene ohne Migrationshintergrund. (BFS, 2012; Nelissen et al. 2011; Reifner & Zimmermann, 2005) - Junge Erwachsene mit geringer Bildung und geringem Einkommen sollen im Übergang zur finanziellen Selbständigkeit unterstützt werden. - Jugendliche sollen auf die finanzielle Selbständigkeit vorbereitet werden 5. Kritische Ereignisse Modell zur Schuldenprävention (Lange 2006) 5. Kritische Ereignisse Kritische Ereignisse stehen oft am Anfang eines Überschuldungsprozesses. Riskante Lebensereignisse bei jungen Erwachsenen sind: - Der Auszug aus dem Elternhaus, insbesondere wenn er frühzeitig erfolgt - Der Tod eines Elternteils oder die Scheidung der Eltern in der Adoleszenz oder Pubertät - Lehr- und Ausbildungsabbrüche (oder nicht bestandene Abschlüsse) - Arbeitslosigkeit - Frühe Familiengründung - Suchtmittel- oder Beziehungsabhängigkeit (Korczak 2005, Gabanyi, Hemedinger & Lehner 2007, Rau 2011). 5. Kritische Ereignisse Junge Frauen “Ich habe für meinen Freund einen Computer zum Geburtstag bestellt. Dann war ich so doof und habe einen Telefonanschluss mit Internetanschluss gemacht. Mein Lebensgefährte war viel im Internet wegen Arbeitssuche. Das kostet Geld ohne Ende. Irgendwann kam dann eine Telefonrechnung und die konnte ich nicht bezahlen.“ (Korczak 2005) 5. Kritische Ereignisse - Kritische Ereignisse lassen sich mit Prävention nicht verhindern. - Aus der psychologischen und aus der Präventionsforschung wissen wir aber, dass kritische Ereignisse besser bewältigt werden, wenn Individuen Resilienz entwickeln konnten. - Die Entwicklung von Resilienz kann gefördert werden. Die wichtigen Faktoren sind bekannt: 5. Kritische Ereignisse Faktoren, die Resilienz fördern Ressourcen Förderliche Faktoren Personale Ressourcen gute Problemlösungsfähigkeiten hohe Leistungsorientierung gute intellektuelle Fähigkeiten positives Selbstkonzept soziale Kompetenz aktives Bewältigungsverhalten optimistische Lebenseinstellung realistischer Attributionsstil gute Ressourcennutzung Familiale Ressourcen positive Beziehung zu mind. einer Bezugsperson sichere Bindungsmuster autoritativer Erziehungsstil gute Beziehungen zu Erwachsenen/ Kindern Ressourcen im sozialen Umfeld Meier Magistretti & Varga I , 2012 - Junge Arbeitslose, Lehr-AbbrecherInnen, Lehrlinge ohne bestandene Abschlussprüfung brauchen Unterstützung in der Förderung ihrer Finanz- und Lebenskompetenzen. - Die Fähigkeit, nahe Beziehungen autonom gestalten zu können, ist ein wichtiger Schutzfaktor bei jungen Frauen. 6. Psychologische Schutzfaktoren Modell zur Schuldenprävention (Lange 2006) 6. Psychologische Schutzfaktoren Individualpsychologische Faktoren Selbstwirksamkeitserwartung Reflektierte finanzielle Entscheidungen Belohnungsaufschub, Impulskontrolle Weniger dysfunktionales Kaufverhalten Selbstwertgefühl Weniger materielle Kompensation Chaplin & John 2010; Gathergood 2012 Weniger Überschuldung 6. Psychologische Schutzfaktoren Normen und Werthaltungen Materialismus - Eine materialistische Werthaltung fördert dysfunktionalen Konsum, der das Überschuldungsrisiko erhöht. Sowohl der Materialismus der Eltern und der Peers fördern eine materialistische Werthaltung der Jugendlichen. - Die zentrale Rolle spielen aber die Normen der Eltern, deren Werte eine positiven Einstellung zu einem angemessenen Umgang mit Geld fördern oder hemmen können. Chaplin & John 2010, Müller et al 2011, Xiao et al 2011 6. Psychologische Schutzfaktoren Sozialpsychologische Zusammenhänge Individuelle Beeinflussbarkeit subjektive soziale Norm Status (- wieder) Herstellung Gruppennormen Soziale Kohäsion Chaplin & John 2010; Gathergood 2012 Konsum, Überschuldung - Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Selbstkontrolle sowie die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben sind wichtige Schutzfaktoren. - Die Diskussion um Geld, Konsum, Normen und Werte ist für Jugendliche zentral. Eltern sind hier die wichtigsten Akteure. - Gleichaltrigen-Gruppen und ihre Normen sowie die subjektiven Normen von Jugendlichen müssen thematisiert werden. 7. Financial Literacy - Financial Literacy wird sehr unterschiedlich verstanden. Wie aber auch gemessen wird – es gibt Gesetzmässigkeiten. Eine durchschnittlich schlechter ausgebildete Finanzielle Bildung haben: - Personen mit niedriger Bildung - Frauen und Mädchen - Minderheiten und Personen mit Migrationshintergrund 7. Financial Literacy Finanzielle Entscheidungen Einstellung zum Geld Kaufverhalten Chen & Volpe,1998; Gathergood 2012;Hastings et al.2012; Joergensen & Savla,2010 6. Financial Literacy Finanzielle Entscheidungen Einstellung zum Geld Eltern Kaufverhalten Peers Chen & Volpe,1998; Gathergood 2012;Hastings et al.2012; Joergensen & Savla,2010 7. Financial Literacy Die wichtige Rolle der Eltern Norden & Mostetschnig 2012 7. Financial Literacy Für Risikogruppen sind die Zusammenhänge bisher nur als Korrelationen bekannt. In qualitativen Studien zeigt sich aber, dass die Vermittlung von Financial Literacy in diesen Gruppen eventuell direktere Effekte haben könnte. Schuldenpräventiv wirksame Vermittlung von Financial Literacy an Kinder, Jugendliche und Junge Erwachsene ist für den Arbeitsplatz und für das Elternhaus, nicht aber für das Setting Schule nachgewiesen. (Broquet et al. 2013, Drexler 2012 , Gale et al 2012, Jorgensen & Savla 2010,). - Financial Literacy ist eine notwendige, aber keine ausreichende präventive Massnahme. Die Vermittlung von Finanzkompetenz leistet dann einen Beitrag zur Schuldenprävention, wenn es gelingt, die Einstellungen zu Geld und Konsum positiv zu beeinflussen. - Aber: Bei Risikogruppen ist die Vermittlung von Financial Literacy zentral. 8. Beispiele guter Praxis Wirksame Programme in den USA Programm Inhalte Evaluations- Ergebnis zeitraum High School Financial Planning Programm 10 Lektionen Finanz-, Spra-, Budget-, und Karriereplanung Kredit-, Risikomanagement 3 Monate Credit Wiss Cats College, 2 Lektionen 1 Semester Budget, Sparen, SemesterKonsumkredite, ende Ausgabenkontrolle Finanzierungsoptionen 50 % Wissenszuwachs 40 % verbesserte Selbstwirksamkeit Wissenszuwachs Einstellungsveränderung (Verantwortung) Risikoarme Intention 8. Beispiele guter Praxis: Wirksame Programme im deutschsprachigen Raum Programm Inhalte Evaluations- Ergebnis zeitraum Fit for Money 12-17 Jährige 18-25 Jährige Einnahmen- und Ausgabenplanung, Handy & Internet Konsum & Werbung Finanzwirtschaftl. Allgemeinbildung Finanzielle Selbständigkeit Nicht präzisiert Cashless Berufs- und Hauptschul en Budget, Sparen, SemesterKonsumkredite, ende AusgabenkontrolleFi nanzierungsoptionen 50 % Wissenszuwachs 40 % verbesserte Selbstwirksamkeit Problembewussts ein erhöht Bereitschaft Schuldenberatung + 40 % - Aktuell kann noch nicht auf übertragbare Projekte zurückgegriffen werden: Programme, die schuldenpräventive Effekte längerfristig (mehr als 3 Monate nach Programmende) nachweisen konnten, sind uns nicht bekannt. Schlusswort „Nein, ich finde nicht, dass Schulden zum Jungsein gehören. Klar bist du noch unerfahren und das heisst, dass du solche Fehler machen musst. Ich bin allerdings der Meinung, dass man dies nicht zulassen darf.“ Aus einem Interview mit einem ehemals verschuldeten jungen Erwachsenen (Broquet et al 2013) 10. Literatur (Auswahl) - Bundesamt für Statistik, BFS (2012): Ergänzende Analysen der Verschuldung bei jungen Erwachsenen. BFS, Neuchàtel - Broquet P., Heer M & Perez Felix J (2013): Der Weg in die Jugendverschuldung. Eine qualitative Forschung, die Handlungsfelder für die Jugendarbeit im Bereich der Jugendverschuldung aufzeigt. Bachelorarbeit, HSLU Luzern - Chaplin, L. N. & John, D. R. (2010). Interpersonal influences on adolescent materialism: A new look at the role of parents and peers. Journal of Consumer Psychology, 20(2), 176-184. - Chen, H. & Volpe, R. P. (1998). An Analysis of Personal Financial Literacy Among College Students. Financial Services Review, 7(2), 107-128 - Gabanyi, A., Hemedinger, F. & Lehner, M. (2007). Jugendverschuldung. Analyse und Präventionsansätze. Retrieved from http:// www.ooe.schuldnerberatung.at/_downloads/ Jugendverschuldung_Studie_2007.pdf 10. Literatur (Auswahl) - Gathergood, J. (2012). Self-control, financial literacy and consumer overindebtedness. Journal of Economic Psychology, 33, 590-602. - Hastings, J. S., Madrian, B. C. & Skimmyhorn, W. L. (2012). Financial literacy, financial education and economic outcomes. NBER Working Paper Series. Retrieved from http://www.nber.org/papers/w18412.pdf - Jorgensen, B. L. & Savla, J. (2010). Financial Literacy of Young Adults: The Importance of Parental Socialization. Family Relations, 59, 465 – 478. - Korczak, D. (2007). Schuldenprävention in Kindergärten und Berufsschulen. Evaluation der Jahre 2005 – 2006. Retrieved from http://www.gp-f.com/de/ pdf/sch_ikb.pdf - Lange, E. & Fries, K. R. (2006). Jugend und Geld 2005. Eine empirische Untersuchung über den Umgang von 10-17-jährigen Kindern und Jugendlichen mit Geld. Retrieved from http://www.schuldnerberatungsh.de/fileadmin/user_upload/Praevention_Lit._u.a/Lange_SchufaStudie_Jugend_und_Geld_2005.pdf - Lyons, A. C. (2004). A Profile of Financially At-Risk College Students. Journal of Consumer Affairs, 38(1), 56-80. 10. Literatur (Auswahl) - Meier Magistretti C (2004): Wirkungsqualität in der Suchtprävention. Eine Synthese praktischer und empirischer Erkenntnisse. Inauguraldissertation. Universität Bern - Meier Magistretti c, Varga I (2012): Evaluation des Pilotprojekts „Resilienzförderung und Gewaltprävention bei Kindern von Müttern im Frauenhaus“ HSLU, Luzern, retrieved: http://www.hslu.ch/sschlussbericht_resilienzfoerderung.pdf - Müller, K., Straatmann, T., Kötter, U. A. & Kraus, J. (2011). Transformative Konsumentenforschung: Die Untersuchung eines Modells psychologischer Faktoren der Jugendüberschuldung. Wirtschaftspsychologie(4), 56-72. - Nelissen, R. M. A., van de Ven, N. & Stapel, D. (2011). Status concerns and financial debts in adolescents. Social Influence, 6, 39-56. - Norvilitis, J. M., Merwin, M. M., Osberg, T. M., Roehling, P. V., Young, P. & Kamas, M. M. (2006). Personality Factors, Money Attitudes, Financial Knowledge, and Credit-Card Debt in College Students1. Journal of Applied Social Psychology, 36(6), 1395-1413. - Rau, M. (2011). Die Verschuldung junger Menschen: Theoretische und empirische Betrachtungen zu einer anhaltenden Diskussion. Gesellschaft · Wirtschaft • Politik (GWP), 3, 337-348. 10. Literatur (Auswahl) - Reifner, U. & Zimmermann, G. E. (2005). Sozialprofile ver- und überschuldeter junger Erwachsener. Retrieved from http://www.schufakredit-kompass.de/media/teamwebservices/downloads/ analysen_kreditkompass_2011/kk05_sozialprofile_junge_erwachsene.pdf - Sotiropoulos, V. & d'Astous, A. (2012). Social networks and credit card overspending among young adult consumers. Journal of Consumer Affairs, 46, 457-484. - Streuli, E. (2007). Verschuldung junger Erwachsener - Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse Retrieved from http://www.bj.admin.ch/content/dam/ data/pressemitteilung/2007/pm_2007_06_18/20070618_ber-verschuldungd.pdf - Wang, J. & Xiao, J. J. (2009). Buying behavior, social support and credit card indebtedness of college students. International Journal of Consumer Studies, 33, 2-10. - Xiao, J. J., Tang, C., Serido, J. & Shim, S. (2011). Antecedents and consequences of risky credit behavior among college students: Application and extension of the theory of planned behavior. Journal of Public Policy & Marketing, 30, 239-245. Schuldenprävention: was wirkt? Teil 2: Evaluation des Modells Jugendlohn 1. Modell Jugendlohn 2. Informationen zur Studie 3. Ergebnisse 4. Fazit 5. Weiterführende Hinweise 6. Literatur Schuldenprävention mit Jugendlichen: das Modell Jugendlohn Eine retrospektive Evaluation aus Elternsicht Luzern, Oktober 2014 1. Modell Jugendlohn Das Modell «Jugendlohn»: - Monatlicher Betrag, der ab dem 13. Lebensjahr ausbezahlt und in Eigenkompetenz der Kinder für definierte Bereiche (Handy, Kleider, Freizeit) verwaltet wird. - Ziel: Das Erlernen des Umgangs mit Geld, Erziehung zur finanziellen Selbständigkeit und Selbstverantwortung Instrumente: - Wegleitung zur Einführung des Jugendlohns - Arbeitsblätter zu Kompetenzen und Rahmenbedingungen (je eine Version für Eltern und für Jugendliche) www.jugendlohn.ch Schuldenprävention mit Jugendlichen: das Modell Jugendlohn Eine retrospektive Evaluation aus Elternsicht Luzern, Oktober 2014 1. Modell Jugendlohn Intendierte Wirkungen des «Jugendlohns»: § Die Jugendlichen… - lernen einen realitäts- und situationsgerechten Umgang mit Geld - lernen Bedürfnisse zu planen und Wünsche wenn nötig zurückzustellen - werden in ihrer Selbstverantwortung und Autonomie gefördert § In der Familie… - wird die klare Regelung von Kompetenzen unterstützt - wird die Kommunikation erleichtert und das Konfliktpotenzial reduziert - wird eine positive Beziehung zwischen Kindern und Eltern gefördert Schuldenprävention mit Jugendlichen: das Modell Jugendlohn Eine retrospektive Evaluation aus Elternsicht Luzern, Oktober 2014 2. Informationen zur Studie Evaluationsziele: Wirksamkeitseinschätzung, Optimierungsmöglichkeiten Methoden: quantitative Elternbefragung mittels Fragebogen, vertiefende qualitative Interviews mit einer Teilstichprobe Stichproben: - 120 auswertbare Unipark-Fragebogen, ausgefüllt zwischen November 2013 und Januar 2014, - 19 vertiefende Interviews, durchgeführt im November 2013 Schuldenprävention mit Jugendlichen: das Modell Jugendlohn Eine retrospektive Evaluation aus Elternsicht Luzern, Oktober 2014 3. Ergebnisse Teilnehmende Familien - Bildungsniveau: leicht höher als im Schweizer Durschnitt, v.a. bei den Männern/Vätern - Haushaltsgrösse: bei rund der Hälfte der Familien 4 Personen - Familieneinkommen: 3% 9% 9% weniger als 5‘000.5‘000-10‘000.10‘000-15‘000.- 29% 50% mehr als 15‘000.keine Angabe N=120 3. Ergebnisse Motivation für die Durchführung des Jugendlohns - Eigene Erfahrung - Erfahrungen anderer Eltern - Wunsch der Kinder selber (Peers) - Pädagogische Anliegen Schuldenprävention mit Jugendlichen: das Modell Jugendlohn Eine retrospektive Evaluation aus Elternsicht Luzern, Oktober 2014 3. Ergebnisse Motivation für die Durchführung des Jugendlohns - Eigene Erfahrung - Erfahrungen von Peers, Wunsch der Kinder - Pädagogische Anliegen „Den Kindern mehr Eigenverantwortung übergeben dass sie das wirklich schon früh können. Man traut es ihnen gar nicht zu, aber sie können es. Eltern müssen lernen, einfach das Vertrauen in das Kind zu haben.“ (Int.9) 3. Ergebnisse Alter der Jugendlichen bei Einführung des Jugendlohns Alter des jüngsten Kindes bei Einführung des Jugendlohns: 3% 14% 11% jünger als 12 12 Jahre 13% 13 Jahre 23% 14 Jahre 15 Jahre 16 und älter 36% N=102 3. Ergebnisse Durchführungsdauer des Jugendlohns Durchführungsdauer des Jugendlohns: 0% 5% 6% 16% 16% 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 24% 6 Jahre 7 Jahre 33% N=37 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Jugendlichen (I) Erfolge von Jugendlichen mit dem Jugendlohn (Mehrfachantworten, N=104) 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Jugendlichen (II) …oder in Worten ausgedrückt: «Die Einführung des Jugendlohnes hat für Klarheit gesorgt, die Kinder waren selbständiger. 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Jugendlichen (III) […] Die Kinder haben gelernt, dass in manchen Bereichen eine bessere Qualität langfristig günstiger ist, dass es nicht zwingend spezielle Marken braucht. 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Jugendlichen (IV) - Sie haben gelernt, ihr Geld selber einzuteilen... 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Jugendlichen (V) … und nach Bedarf halt mehr dazuzuverdienen. 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Jugendlichen (VI) Sie wissen einen gemeinsamen Ausflug mit Einladung viel besser zu schätzen. 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Jugendlichen (VII) - „Er hat sehr ein gutes Verhältnis zum Geld entwickelt…Der ganze Umgang mit dem Geld findet aus einem anderen Blickwinkel statt, wenn sie selber darüber entscheiden können.“ (Int.10) 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Familien (I) Erfolge von Familien mit dem Jugendlohn 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% keine Angabe 20% nicht genannt 10% genannt 0% (Mehrfachantworten N=104) 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Familien (II) Die Erfolge als Familie wurden z.B. so beschrieben: 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% «Es ist wichtig, dass man die Kinder begleitet, Gespräche führt, Fragen beantwortet, sie berät,…Wir haben Spass an der Auseinandersetzung.» keine Angabe nicht genannt genannt 3. Ergebnisse «Man ist wirklich mehr in einer Von Eltern beobachtete Erfolge derBeraterFamilien (II) als in einer Erzieherrolle. Die Beziehung zum Kind hat sich geändert: wir respektieren es ganz Die Erfolge als Familie wurden z.B. so beschrieben: anders, wir muten ihm zu dass es auch 100% gewisse Entscheidungen fällen 90% kann.“ (Int. 14) .» 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% keine Angabe nicht genannt genannt 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Erfolge der Familien (III) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Meine Tochter empfindet es - und so ist es unter anderem auch gemeint als Auszeichnung, dass ich ihr diese Selbstverantwortung übertrage.» (ltfdn A123) keine Angabe nicht genannt genannt 3. Ergebnisse Verminderung von Konflikten „Wir hatten wie so viele Eltern mit unserem Sohn auch immer ein wenig Spannungen gehabt wegen des Taschengelds, das natürlich nie reichte. Das hat zu Spannungen geführt ... Und die sind mit einem Schlag einfach weg gewesen. Es ist dann einfach alles klar gewesen. .. Es war einfach eine allgemeine Entspannung.“ (Int. 2) 3. Ergebnisse Von Eltern beobachtete Schwierigkeiten der Familien (I) Schwierigkeiten von Familien mit dem Jugendlohn (Mehrfachantworten möglich; N=104): 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% keine Angabe nicht genannt genannt 3. Ergebnisse Multiplikationseffekte im schulischen Umfeld Reaktionen auf den Jungendlohn im schulischen Umfeld der Jugendlichen (Mehrfachantworten möglich; N=104): 100% 90% 80% 70% 60% keine Angabe 50% nicht genannt 40% genannt 30% 20% 10% 0% Schule hatte Schule hatte keine Multiplikationsfunktion Multiplikationsfunktion Weiss nicht 3. Ergebnisse Langfristige Effekte Umgang mit Geld von erwachsenen, ehemaligen Jugendlohnbeziehenden: 11% kommt gut zurecht 6% kommt gut zurecht, holt Ratschläge 55% 28% hat Schwierigkeiten, holt Ratschläge hat Schwierigkeiten, braucht Zustupf N=56 Zum Vergleich: In der Deutschschweiz zeigte sich in einer nach Geschlecht, Alter und Bildungsstufe repräsentativen Befragung von 500 Personen im Alter von 18-24 Jahren, dass rund 38% Schulden haben (Streuli, 2007). 4. Literatur (Auswahl) - Abt, U (2008): Abt, U. (2008). Eine Alternative zur «hohlen Hand». – Das «Modell Jugendlohn». Psychoscope, 11, S. 8-11. Schuldenprävention: was wirkt? Teil 3: Strategien, Konzepte und Beispiele aus der Praxis 1. Das Modell im Kanton Tessin 2. Beispiele aus der Praxis 3. Links 1. Das Modell im Kanton Tessin Pilotprojekt 2014-2017: 4 Bereiche, 10 Projekte, 21 Massnahmen Koordination Prävention Bildung Intervention 1. Das Modell im Kanton Tessin Interventionsbereiche, Zugänge und Massnahmen Bereich Projektmethodischer Zugang Anzahl Projekte Koordination Kommunikation 2 Koordination 1 Monitoring 2 Präventionsmaterial 2 Sensibilisierung 2 Schulische Prävention 3 Weiterbildung MediatorInnen 3 Finanzbildung Risikogruppen 1 Begleitung kritischer Situationen 2 ExpertInnensupport 1 Prävention Bildung Intervention 1. Das Modell im Kanton Tessin Bereich Prävention Prävention Fachpersonen Bevölkerung MediatorInnen, Risikogruppen Präventionsmaterialien Sensibilisierung Schulische Prävention Informations material Ciao Cash Videoprojekt Projekt Lernende Kommuni kation AustauschTage Netzwerke Jugendli che mit Risiken 1. Das Modell im Kanton Tessin Bereich Bildung Bildung Fachpersonen und Freiwillige Bevölkerung Risikogruppen Materialien Weiterbildung Schulung Webseite Kurse Kurse Familienbudget 1. Das Modell im Kanton Tessin Bereich Intervention Intervention Fachpersonen Weiterbildung Expertinnen- /Experten - Netzwerk Risikogruppen Begleiten kritischer Lebensphasen Schuldenberatung und Begleitung durch freiwillige und Fachpersonen Begleitung nach Privatkonkursen 1. Das Modell im Kanton Tessin Rahmen: Kommunikation und Evaluation Steuerung und Kommunikation Webseite Monitoring Evaluation 2. Beispiele aus Praxisprojekten «Hesch no cash?» (Hast Du noch Geld) http://www.schulden.ch/dynasite.cfm?dsmid=91003 2. Beispiele aus Praxisprojekten «Moneymix» MultiplikatorInnenprogramm mit peer-topeer-Ansatz Sensibilisierungskurse an Oberstufenschulen www.moneymix.ch/ 2. Beispiele aus Praxisprojekten «Hesch no cash?» (Hast Du noch Geld) http://www.heschnocash.ch 2. Beispiele aus Praxisprojekten Schulden- und Suchtprävention: Kooperation bei Neuentwicklungen Anfrage: Schuldenprävention mit Jungen Erwachsenen Erfahrung: Zielgruppen über den Arbeitsplatz erreichen Angebotsentwicklung Vernetzung: HR-Verantwortliche Verbreitung: HR-Tagungen 3. Links - Schuldenprävention in der Deutschschweiz: Übersicht zu Präventions- und Beratungsprojekten: www.schulden.ch - Jugendlohn. www.jugendlohn.ch (ab 3. November 2014)