Fluktuation der Belegschaft, Poaching und betriebliche
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Fluktuation der Belegschaft, Poaching und betriebliche
Fluktuation der Belegschaft, Poaching und betriebliche Weiterbildungsinvestitionen Referent: Dr. Normann Müller Stand: 19.09.2011 Überblick Fragestellung/Hintergrund Methodik Erste Auswertungen (Daten unter Vorbehalt*) Weiterbildungskennzahlen Fluktuationsraten (Nicht-)Weiterbildungsmotive WB-Investitionen und Fluktuation: Sicht der Betriebe WB-Investitionen und Fluktuation: Regressionsanalyse Zusammenfassung * Die präsentierten Daten basieren nicht auf der Gesamtzahl der durchgeführten Interviews. 38 Feldpflegeinterviews sind in den Auswertungen noch nicht enthalten. Zudem sind Änderungen am Gewichtungsverfahren bereits absehbar. Die Schlussfolgerungen beziehen sich daher auf Tendenzen, die relativ gut abgesichert erscheinen. 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 2 Fragestellung/Hintergrund Höheres Abwanderungsrisiko → weniger betriebliche Weiterbildung? Kollektivgutproblematik/Poaching-Externalitäten Weiterbildungsfonds als Lösung Kausalität! Informationen über die Sicht der Betriebe als Interpretationshilfe Negativer Zusammenhang = Unterinvestition? HK-Theorie: spezifisches vs. generelles HK (Becker 1964) (Eingeschränkt) marktgängige Weiterbildung „De facto“-Spezifität durch Marktunvollkommenheiten (Acemoglu/ Pischke 1999, Stevens 1994) Fehlende Informationen über Investitionen der Beschäftigten Existierende Studien Brunello/De Paola 2004; Krueger/Rouse 1998; Sieben 2005; Lynch/Black 1998; Gerlach/Jirjahn 2001 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 3 Methodik Erhebungsinstrument Betriebsbefragung (CATI, 30,5 min.) Weiterbildungsengagement (nach Beschäftigtengruppen) Abwanderung (nach Beschäftigtengruppen) Einstellungsfragen zum Weiterbildungsverhalten Entfernung Ballungsräume (als IV) Stichprobe (Feldarbeit: aproxima GmbH) Geschichtete Zufallsstichprobe: BA-Betriebsdatei Nettofallzahl N=1.200 Rücklaufquote: 11,6% Gewichtung: Betriebsgröße, Region, Branche (WZ08) 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 4 Weiterbildungskennzahlen Qualifikationsbedarf: 72,8 % Weiterbildungsinzidenz: 71,9 % Direkte Weiterbildungsausgaben je Beschäftigter/m: 265 Euro über alle Betriebe hinweg 378 Euro in weiterbildenden Betrieben 1153 Euro je Teilnehmer/in in WB-Betrieben Freistellung von der Arbeitszeit je Beschäftigter/m: 0,8 Tage über alle Betriebe hinweg 1 Tag in weiterbildenden Betrieben 3,5 Tage je Teilnehmer/in in WB-Betrieben Teilnahmequote: 32% der Beschäftigten über alle Betriebe hinweg 44% der Beschäftigten in Weiterbildungsbetrieben WB-Inhalte eher genereller Natur: 82,7 % 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 5 Fluktuationsrate Alle Betriebe: 9,9% bei Weiterbildungsbetrieben bei Nicht-Weiterbildungsbetrieben 7,6% 15,9% Fluktuationsrate und Stadtgröße in der Nähe von Städten ≤ 200.000 Einw > 200.000 Einw 7,7% 10,7% Fluktuationsrate und Stadtentfernung ≤ 30 min > 30 min 12,7% 8,1% ≤ 10 km 11-50 km 51-100 km über 100 km 14,3% 10,1% 8,6% 7,9% Entfernung von Ballungszentrum Industriecluster in der Nähe Ja / Nein 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 8 11,5% / 9,3% Fluktuation reduzieren durch… 0,8 Gutes Klima zw. Führungskräften u. Beschäftigten 77,6 Teambildende Maßnahmen 40,7 41,8 Weiterqualifizierung der Mitarbeiter 39,9 44,5 Großzügige und flexible Arbeitszeitregelungen 28,7 13,4 41,8 20,1 14,5 Innerbetriebliche Aufstiegsmöglichkeiten 14,4 37,8 28,9 Innerbetriebliche Veränderungsmöglichkeiten 14,2 36,7 32,8 sehr wichtig ziemlich wichtig 43,3 10% 20% 30% weniger wichtig 40% 8,7 32,9 50% 60% gar nicht wichtig 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 9 3,6 11,7 3,6 Überdurchschnittliche Löhne und Gehälter 0% 1,2 20,3 70% 7,8 17,4 15,0 80% keine Angabe 90% 100% weiß nicht Weiterbildungsmotive Verbesserung Mitarbeiterzufriedenheit/Betriebsklima 63,8 Erhöhung der Produktivität der Beschäftigten 61,3 Bindung der Mitarbeiter an den Betrieb 59,0 Stärkung sozialer Kompetenzen im Betrieb 51,2 Erhöhung der Innovationskraft der Mitarbeiter 50,1 Stärkung von Führungskompetenzen im Betrieb 48,8 27,2 13,8 11,1 16,1 20,4 16,4 17,2 23,9 30,8 26,4 22,5 34,7 20,2 10,9 19,4 17,1 16,1 35,0 Erhöhung d. Attraktivität d. Betriebes auf d. Arbeitsmarkt Erreichen größerer Unabhängigkeit vom ext. Arbeitsmarkt 5,2 14,6 79,7 Verbessserung des Kundenservice Qualifizierung von Mitarbeitern für einen Stellenwechsel 5,5 2,9 90,9 Verbesserung der Qualität 43,9 60,6 74,1 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr wichtig weniger wichtig spielte keine Rolle 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 10 keine Angabe/weiß nicht (Nicht-)Weiterbildungsmotive Vorhandene Fähigkeiten entsprachen dem Bedarf 75,6 Qualifikationen wurden im Arbeitsprozess gebildet 73,7 31,9 WB für Mitarbeiter war bisher keine Überlegung 36,0 Beschäftigte waren am Arbeitsplätzen unentbehrlich Weiterbildungsinvestitionen in Vorjahren Keine geeigneten Lehrveranstaltungen Qualifikationen durch Neueinstellungen gewonnen Risiko des Arbeitnehmerwechsels 13,8 10,8 12,4 8,3 30,8 32,5 12,1 50,6 9,7 11,1 12,2 12,3 6,6 4,6 2,5 17,2 75,1 67,7 79,9 90,7 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr wichtig weniger wichtig spielte keine Rolle 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 11 keine Angabe/weiß nicht Poaching aus Sicht der Betriebe Reaktion auf höhere (niedrigere) Kündigungsrate bei Beschäftigten 60.0% 40.0% 20.0% 42.1% Reaktion auf höhere (niedrigere) WB-Investitionen anderer Betriebe 60.0% 40.0% 27.1% 26.6% 34.4% 39.6% 21.2% 4.2% 0.0% 20.0% 4.8% 0.0% Investitionen steigen (sinken) Investitionen sinken (steigen) weder noch weiß nicht/keine Angabe 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 12 gleiches Verhalten gegensätzliches Verhalten weder noch weiß nicht/keine Angabe Poaching aus Sicht der Betriebe "Bei der Planung des Weiterbildungsbudgets (Entscheidung über einzelne Weiterbildungsmaßnahmen): spielt es da eine Rolle, dass eventuell andere Betriebe von dieser Weiterbildungsmaßnahme profitieren können?" "Und spielt das grundsätzliche Risiko eine Rolle, dass weitergebildete Mitarbeiter (der weitergebildete Mitarbeiter) den Betrieb später auf eigenen Wunsch verlassen könnten (könnte)?" 40,0% 26,2% 20,0% 15,5% 28,4% 23,7% 16,8% 15,4% 25,1% 26,6% 12,5% 11,9% 0,0% 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 13 25,9% 26,3% 20,1% 13,4% Logit-Modell 2010 dir. WB-Kosten übernommen, ja[1]/nein[0] Abgangsrate (1) 0.978*** (2) 0.977*** (3) 0.979*** (4) 0.979*** (5) 0.980*** (6) gew. 0.983*** (eig. Kündigung, betr. (0.00443) (0.00464) (0.00492) (0.00500) (0.00491) (0.00578) (Versetzung, Ruhestand, (0.0168) (0.0155) (0.0166) (0.0163) (0.0166) (0.0267) (0.000527) (0.000543) (0.000546) 1.272 1.244 (0.252) (0.295) (0.816) (1.445) (2.064) (3.157) Abgangsrate 1.006 Beschäftigtenzahl 0.998 1.003*** 0.997 1.002*** 0.994 1.002*** 10-49 Besch. 0.993 3.122*** 50-249 Besch. 6.560*** 250+ Besch. Region Ost Region NRW 4.174*** 7.345*** 0.740* 0.730* (0.128) (0.128) (0.136) (0.171) (0.254) (0.252) (0.259) (0.171) JA 1,067 0.131 JA 1,067 0.118 0.879 Branchencluster 0.857 0.881 0.772 0.996 0.883 0.767 0.493** (0.177) 1.001 Entfern. BZ (km) (0.00280) 0.999 Entfern. BZ (min) (0.00459) Branchendummies N 1,067 Pseudo-R² 0.0263 1,067 0.0678 JA 1,067 0.111 JA 1,046 0.114 Odds Ratios, *** p<0.01, ** p<0.05, * p<0.1, Konst. nicht berichtet 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 14 Marginale Effekte Restliche Variablen wurden jeweils auf ihren Mittelwert gesetzt Fluktuation Veränderung um 10 %-punkte im Bereich des Mittelwertes: p (Weiterbildungsbetrieb) 2,1 %-Punkte ↓ (von 86,6% auf 84,5%) Betriebsgröße Mittelgroße Betriebe (50-249) i. Vgl. mit Kleinstbetrieben (5-9) p (Weiterbildungsbetrieb) 13,5 %-Punkte ↑ Große Betriebe (250+) i. Vgl. mit Kleinstbetrieben (5-9) p (Weiterbildungsbetrieb) 17,7 %-Punkte ↑ Region Ost i. Vgl. zu West p (Weiterbildungsbetrieb) 3,4 %-Punkte ↓ (nur sehr schwach signifikant!) NRW i. Vgl. zum restlichen Westen p (Weiterbildungsbetrieb) 10,6 %-Punkte ↓ 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 15 Zusammenfassung Ergebnisse mit CVTS vereinbar Sicht der Betriebe Abwanderungsrisiko wird von einigen bedacht Der Nutzen für Fremdbetriebe spielt nur selten eine Rolle Weiterbildungsverhalten unbeeinflusst durch Fluktuation Weiterbildung als Instrument der Mitarbeiterbindung Eher Weiterbildungswettbewerb als Trittbrettfahren Regressionsanalyse Negativer Zusammenhang zwischen betrieblicher Weiterbildungsinzidenz und Fluktuationsrate Mglw. umgekehrte Kausalität? → IV-Schätzung 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 16 Ausblick ToDo Zu erklären: Kosten je Beschäftigtem(r) / Teilnehmer(in) Schätzmodell Tobit, Truncated Regression Model Logarithmierung? Kausalität: IV-Schätzung mit geografischen Informationen Spezifität vs. Generalität: Interaktionseffekte Differenzierte Analysen Aufstiegsfortbildungen / Bestimmte Personengruppen Verbreitung von Instrumenten zur Lösung eines potenziellen Poaching-Problemes Fonds und tarifliche Regelungen, Subventionen, Rückzahlungsvereinbarungen 6. BIBB-Berufsbildungskongress 2011, Dr. Normann Müller Folie Nr. 17 Vielen Dank! Informationen zum Projekt: „Berufliche Weiterbildung: Ursachen möglicher Unterinvestitionen und Anreize bei Beschäftigten und Betrieben“ (BIBB-Forschungsdatenbank: 2.3.301, www.bibb.de) Kontakt Dr. Normann Müller Arbeitsbereich „Kosten, Nutzen Finanzierung“ Bundesinstitut für Berufsbildung Robert-Schuman-Platz 3 53175 Bonn Tel: 0228-107-1022 [email protected]