heiter bis wolkig. Eine Wissenschaftsgeschichte der Wolken seit 1800

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heiter bis wolkig. Eine Wissenschaftsgeschichte der Wolken seit 1800
Das Institut für Europäische Kulturgeschichte
lädt in der Reihe Colloquium Augustanum ein
zu einem Vortrag von
PD Dr. Cornelia Lüdecke
zum Thema
Aussichten: heiter bis wolkig. Eine
Wissenschaftsgeschichte der Wolken seit 1800
Montag, 15. Juni 2015, 18 Uhr c. t.
Ort: HS III, Hörsaalzentrum, Universität Augsburg
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Die erste Anleitung zur systematischen Beobachtung von Wolken stammte aus dem Jahr
1780, als die Societas Meteorologica Palatina ein schon heutigen Ansprüchen genügendes
modernes meteorologisches Messnetz mit Sitz in Mannheim einrichtete. Mit der Erfindung
der Montgolfiere im Jahr 1783 begann durch die Einführung der wissenschaftlichen Ballonfahrt die Untersuchung der Wolken in situ. Der Franzose Joseph Gay-Lussac stellte 1804
nicht nur einen Höhenrekord von 7000 m auf, sondern notierte bei seinen Flug auch Temperatur- und Luftdruckmessungen. Zur selben Zeit entwickelte der Brite Luke Howard sein lateinisches System zur Beschreibung der Wolken mit cumulus, stratus und cirrus, das bis heute Gültigkeit hat. Ein weiterer Pionier war der Brite James Glaisher, der in den 1860er Jahren
systematisch Ballonaufstiege durchführte und dabei auch mehrmals Wolken untersuchte.
Nach Einrichtung der international koordinierten Wetterdienste Ende des 19. Jahrhunderts
wurden Wolkenbeobachtungen zum festen Bestandteil der Wettervorhersage. Zunächst
dienten Wolkenatlanten mit gezeichneten und teilweise emotional aufgeladenen Wolkenbildern als Beobachtungsvorlage, die später durch nüchterne Schwarzweißfotografien ersetzt
wurden. Unklar war jedoch, ob die aus Europa bekannten Wolkenformationen auch in anderen Regionen der Erde wie in den Tropen vorkamen. Aus diesem Anlass wurde von Mai 1896
bis Mai 1897 ein Internationales Wolkenjahr veranstaltet und an 18 ausgesuchten Wetterstationen Wolken mit automatischen Wolkenkameras fotografiert.
Neben Augenbeobachtungen wurden ab 1902 mit Ballonen und Drachen regelmäßig meteorologische Messungen in höheren Luftschichten durchgeführt und dadurch physikalische Informationen über die Struktur der Wolken gesammelt. Heute liefern Radiosonden und Satelliten meteorologische Daten, die für die Wettervorhersage benötigt werden.
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PD Dr. Cornelia Lüdecke, München/Hamburg, wurde 1994 nach dem
Studium der Meteorologie in München mit einer historischen Arbeit
zur Polarforschung in der Geschichte der Naturwissenschaften promoviert und habilitierte sich 2002 im gleichen Fach an der Universität
Hamburg. Sie gab verschiedene Lehrveranstaltungen an der LMU und
ist Mitglied des Rachel Carson Centers. Cornelia Lüdecke veröffentlichte mittlerweile über 140 Publikationen zur Geschichte der Polarforschung, Meteorologie und Geographie. 2004 wurde von ihr die History
Expert Group des Scientific Commitee on Antarctic Research ins Leben
gerufen. Eine ihrer letzten Auszeichnungen war die Reinhard-Süring
Plakette der Deutschen Meterologischen Gesellschaft im Jahr 2010.
Zudem übernahm sie die wissenschaftliche Beratung diverser Filmproduktionen und führte zahlreiche Feldexperimente und Polarexpeditionen durch.
Zu den vielbeachteten Publikationen von Cornelia Lüdecke gehören unter anderem: James Clark
Ross, Eine Entdeckungsreise in die Südpolarregion, Wiesbaden 2014; zus. mit Colin Summerhayes:
The Third Reich in Antarctica – The Story of the German Antarctic Expedition of 1938/39, Bluntisham
2012; zus. mit Kurt Brunner (Hg.): Von A(ltenburg) bis Z(eppelin). Deutsche Forschung auf Spitzbergen bis 1914. 100 Jahre Expedition des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Altenburg, Schriftenreihe des
Instituts für Geodäsie 88, Neubiberg 2012; Wissenschaftshistorische Sicht auf Wolken – Ein Gang
durch zwei Jahrhunderte, in: Klettke, Cornelia und Maag, Georg (Hg.): Reflexe eines Umwelt- und
Klimabewusstseins in fiktionalen Texten der Romania, Berlin 2010, S. 99–111; Die deutsche Polarforschung seit der Jahrhundertwende und der Einfluß Erich von Drygalskis, Berichte zur Polarforschung,
Nr. 158, XIV, Bremerhaven 1995.
Eine vollständige Literaturliste, teils mit einer Möglichkeit zum Download finden Sie unter:
http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/Ins/Per/Wolfschmidt/luedecke/c-publikat.htm.
Kontakt:
Dr. Markus Stadtrecher
Wissenschaftliche Koordination
Institut für Europäische Kulturgeschichte
Universität Augsburg
Eichleitnerstraße 30
86159 Augsburg
Tel.: 0821 / 598-5851
[email protected]
http://www.uni-augsburg.de/institute/iek/