artikel als pdf zum downloaden
Transcrição
artikel als pdf zum downloaden
8 KOPF DER WOCHE NEWS Streik abgewendet Der Fluglotsenstreik in Spanien, der für diesen Monat geplant war, konnte abgewendet werden. Die Gewerkschaft USCA begründete ihren Entscheid damit, dass man dem Tourismus in der Hochsaison nicht mit einer Arbeitsniederlegung schaden wolle. Neue Verhandlungen mit der Flughafenbetreiberin Aena sollen wieder aufgenommen werden. Gewinnwarnung Unkonventionell und speziell Von Emil Hager Der Geschäftssitz von Travel Worldwide ist so speziell wie deren Geschäftsführer. In den Räumlichkeiten zwischen Riegelbauten und Grossmünster in der Zürcher Altstadt spricht Simon Schnellmann, der unkonventionelle Chef, mit der ST über Strategien und Zukunftspläne. Die beiden Reiseveranstalter TUI Travel und Thomas Cook haben unabhängig voneinander eine Gewinnwarnung herausgegeben. Beide Unternehmen rechnen mit starken Einbussen aufgrund der noch immer schwierigen Buchungssituation. Vierter Airbus A380 Die französische Fluggesellschaft Air France hat ihren vierten A380 erhalten. Der neue Superjumbo wird ab September dreimal wöchentlich auf der Strecke Paris–Tokio eingesetzt. Flüge eingestellt Die mexikanische Fluggesellschaft Mexicana de Aviación hat ihre internationalen Flüge eingestellt. Davon betroffen sind vor allem auch die Flüge nach Europa. Grund dafür seien finanzielle Schwierigkeiten, hiess es von offizieller Seite. Piloten dagegen kritisierten, dass die Geschäftsführung die Airline durch ihre Billig-Töchter Click und Link ersetzen wollte. ST 15·16/10 13. August 2010 Auszeichnung für beste Marketingkampagne Der Travel Industry Club in Deutschland vergibt am 15. September eine Auszeichnung für die beste Marketingkampagne. Noch im Rennen sind unter anderen die Kampagnen von DB AutoZug, Lufthansa, Sixt und TUI Deutschland. Im letzten Jahr ging der Preis an die Tourismusbehörde von Queensland für die Kampagne «The Best Job in the World». Simon Schnellmann pflegt mit Travel Worldwide AG eine etwas unkonventionelle Firmenphilosophie. Im Bikini oder in Shorts und mit Flip-Flops an den Füssen arbeiten ist für die Angestellten von Travel Worldwide AG normal. Und sogar Ausdrücke wie: «Dieses Hotel ist geil!», dürfen sie gebrauchen. «Wenn sie es so empfinden, sollen sie es auch so sagen dürfen», ist die Ansicht von Simon Schnellmann, dem Geschäftsführer. Er selber tritt unkonventionell auf mit Shorts, Piercings und Tätowierungen. Bewusst will er, dass sich die heute dreizehn Angestellten am Geschäftssitz unmittelbar neben dem Zürcher Grossmünster wohl fühlen und ihre Emotionen an die Kunden herüberbringen können. Die Idee, selbständig zu werden und sich so aufzustellen, wie Travel Worldwide heute geschäftet, kam Schnellmann vor etwa vier Jahren. «Ich fühlte, dass eine Marktlücke für qualitative Reisen besteht, die via Internet angefragt werden können», erklärt er die Grundidee. Er habe aber auch genug gehabt vom «snoben Getue in der Branche», wo Kleider-, Schuh- und Telefonvorschriften oftmals wichtiger seien als Reise- und Destinationswissen. Mit drei Klicks zur Anfrage Schnellmann begann mit der Internetsite www.travelasia.ch. Naheliegend für ihn, da er ein begeisterter Asien-Anhänger sei. «Nachdem diese Website im Juli 2008 aufgeschaltet worden war, dauerte es nur gerade zehn Minuten und die erste Anfrage kam herein», stellt er heute noch mit Freude fest. Sein Geschäftsmodell, das er mit Co-Geschäftsführer Silvio Rimoldi alsdann verfeinerte, ist klar definiert: Schnellmann arbeitet nur mit 9 ausgesuchten Schweizer Veranstaltern zusammen (Hotelplan, TTSGruppe, Manta Reisen, Flex Travel). Europareisen und reine Badeferienpäckli werden aus «margentechnischen Gründen» nicht angeboten. Genauso beschränke er sich bei der Kundenansprache nur auf die Deutschschweiz. Hier wolle er seine Stärken ausspielen. Und das gelingt ihm mit einer ansprechend und einfach aufgemachten Website auch: «Unser Ziel war es, dass die Kunden nach maximal drei Klicks ihre Anfrage eingeben können.» Ebenso strikt erfolge der Arbeitsablauf in seiner Unternehmung: Nach spätestens 24 Stunden werde der Kunde für eventuell notwendige Abklärungen kontaktiert, und innerhalb weiterer 24 Stunden würden die Reisenden das schriftliche Angebot erhalten. Etabliert im Premium-Segment Schnellmann hat alle seine jetzigen Mitarbeiter angestellt, ohne von ihnen je einen Lebenslauf gesehen zu haben. Das persönliche Kennenlernen sei ihm wichtiger, betont er. Auch werde es in seinem Unternehmen nie eine Stempeluhr geben. Er will, dass seine Angestellten mit Freude zur Arbeit kommen. Travel Worldwide ist zu ca. 90 Prozent als Retailer aufgestellt. Touroperating findet nur zu einem kleinen Teil statt – dort, wo es Sinn mache und man auch ein gewisses Volumen generieren könne. Dieses Verhältnis solle auch in Zukunft ungefähr so bestehen bleiben, denn man halte sehr viel von der Partnerschaft mit den Schweizer Veranstaltern. «Sie sind die Profis an der Destination, wir dem Endkonsumenten gegenüber.» Schnellmann versteht sich als Generalist, der jeweils als Spezialist im Markt auftreten könne. Er nimmt dies für sich in Anspruch, weil einerseits mit Schweizer Spezialisten zusammengearbeitet werde und andererseits, weil seine verantwortlichen Leute selber Spezialisten der Destination seien. Schnellmann: «Während die herkömmlichen Spezialisten ausster- ben, wollen wir gerade unsere Stärke als Spezialisten ausspielen.» Wenn man via Internet geschäfte, sei die Herausforderung, sich dem Kunden gegenüber ein Gesicht geben zu können. Wichtig sei dabei, das Engagement, die Begeisterung sowie vor allem das Wissen über ein Ferienprodukt dem Kunden vermitteln zu können. Dies sei via Mails und Telefon schwieriger zu bewerkstelligen, als wenn man einem Kunden direkt gegenübersitze. «Hier kommen Fachwissen und Argumentationsstärke meiner Leute zu Zug», ergänzt er. Seit dem 27. Dezember operiert Travel Worldwide von der Kirchgasse 22 in Zürich aus. Heute stehen deren Angebote auf 17 Websites bereit. Fünf weitere sollen noch bis Ende Jahr folgen. Und wo steht sein Unternehmen in fünf Jahren? «Dann wollen wir im PremiumSegment etabliert sein und um die 30 Mitarbeiter zählen», erklärt der Geschäftsführer. PERSÖNLICH Simon Schnellmann Wohnort: Zürich Zivilstand: Ledig Hobbys: Reisen, Fotografieren Karriere: Matur, 5 Jahre Baugewerbe, Tourismusfachschule Luzern, 2 Jahre Passepartout, 5 Jahre travel.ch als Stv. Geschäftsführer, 2 Jahre BCD Travel als Head of Operations, jetzt selbständig Höhepunkte: Die gibt es auf jeder Reise. Bagan in Burma, die Luangsay Cruise in Laos, Island Hopping auf den Philippinen, Star Hut Bungalows auf Ko Phangan, Ngorongoro-Krater in Tansania, Virgin Cove auf Samoa, Monument Valley, Emerald Cave auf Ko Muk (Thailand) usw. ST 15·16/10 13. August 2010 Das Wichtigste – dies wird im Gespräch mit Schnellmann rasch klar – ist für den Geschäftsführer jedoch die Kundenberatung. «Dazu gehört auch ab und zu das Abraten von einer bestimmten Reise oder von bestimmten Hotels. Wir müssen in der Lage sein, unsere persönlichen Tipps weiterzugeben», fügt er an. Bemerkenswert ist in dieser Beziehung, dass Schnellmann nicht zuerst eine neue Destination anbietet und danach die Leute sucht, die bei Travel Worldwide ihr Zielgebiet bearbeiten sollen. Er will zuerst die passenden Mitarbeiter anstellen, die von der neuen Destination begeistert sind und erst dann wird die Ferienregion ins Angebot integriert.