Abschlussbericht - im Landkreis Altenburger Land
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Abschlussbericht - im Landkreis Altenburger Land
Geographisches Institut Bayreuth „Entwicklungspotenziale für das Altenburger Land“ Abschlussbericht Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie M. Demuth, A. Matuschewski Auftraggeber: Wissenschafts- und Transfercenter des Altenburger Landes und der Hochschulen e.V. (WTC) Bayreuth, den 31.03.2015 1 Zentrale Ergebnisse 1.1 Herausforderungen für das Altenburger Land Seit der Wende hat im Altenburger Land ein gravierender Wandel stattgefunden. Neben vielfältigen positiven Entwicklungen, v.a. in den Bereichen Infrastruktur, Städtebau sowie soziale und kulturelle Einrichtungen, stellt das Altenburger Land dennoch einen Raum mit erheblichen Entwicklungsdefiziten dar, der vor einer ganzen Reihe an ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen steht. Diese werden sich kurz- und mittelfristig eher verstärken, wenn nicht entsprechend entgegen gewirkt wird. Der Demographische Wandel stellt angesichts der schwierigen finanziellen Situation vieler Gemeinden und des Landkreises eine der größten Herausforderungen dar. Insbesondere die daraus resultierenden notwendigen Infrastrukturanpassungen sowie die Verbesserung der (verkehrs-)technischen Anbindung der Region werden dadurch erschwert. Die Abwanderung und Überalterung, eine vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit sowie eine eher pessimistische Einschätzung der Zukunftsaussichten in der Region durch Schulabsolventen1 stellen zentrale Herausforderungen im sozialen Bereich dar. Aufgrund der wirtschaftlichen Defizite (v.a. geringes Lohnniveau, geringe Beschäftigungsmöglichkeiten für Hochqualifizierte) und der demographischen Veränderungen werden sich diese negativen Tendenzen eher verstärken und können weitere Probleme hervorrufen, etwa eine steigende Altersarmut. Das verbesserungswürdige Image, sowohl innerhalb der Bevölkerung (Binnenimage) als auch unter Wirtschaftsakteuren (Außenimage), erweist sich als ein weiteres Hemmnis. Die lokale Wirtschaft hat neben den Herausforderungen des Demografischen Wandels, wie dem Fachkräftemangel, weiterhin mit Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen: Eine zu geringe Exportquote, unterdurchschnittliche Investitionsquoten, geringe Forschungsaktivitäten sowie eine – mit wenigen Ausnahmen – geringe Innovativität der Unternehmen gefährden deren Wettbewerbsposition. Die qualitativen und quantitativen Defizite in der Industriestruktur („verlängerte Werkbänke“, wenige Mittel- und Großbetriebe, kaum Hochtechnologie, geringer Anteil an Hochqualifizierten) sowie deren geringe Dynamik (rückläufige Unternehmensgründungen) sind zum einen Ausdruck der Probleme, zugleich erlauben sie nur begrenzt positive Impulse zur Verbesserung der Situation. Insbesondere das niedrige Lohnniveau, aber auch die geringen Kooperationsaktivitäten stellen zentrale Herausforderungen dar, von deren Verbesserung positive Impulse zu erwarten sind. Zusätzlich erschweren ein wenig konstruktives politisches Klima, intraregionale Konflikte und eine teilweise fehlende Zusammenarbeit zwischen den Kommunen sowie zwischen Landkreis und Kommunen ein aktives Gegensteuern und Handeln auf kommunaler Ebene. Neben den engen finanziellen Handlungsspielräumen schränkt die „Verschwendung“ wertvoller 1 Zur Vereinfachung der Lesbarkeit wird im folgenden Text die männliche Form als Sammelbegriff für alle Geschlechter verwendet, sofern nicht explizit genderspezifische Aspekte behandelt werden. 1 Ressourcen (Personal, Zeit) und Problemlösungskompetenzen für wenig gewinnbringende Auseinandersetzungen somit zusätzlich die Problemlösungskompetenzen ein.2 1.2 Zentrale Handlungsansätze Aus der zusammenfassenden Analyse lassen sich folgende Ansatzpunkte identifizieren, um die Entwicklung im Altenburger Land zu stabilisieren und „demographiefester“ zu machen: 1. Erarbeitung eines Kreisentwicklungskonzeptes mit integriertem Marketingkonzept; 2. Einheitliche Vermarktung der Region nach innen und außen; 3. Interkommunale Kooperation, v.a. in den Bereichen technische und soziale Infrastruktur, Flächenmanagement, Tourismus und Naherholung; 4. Einleitung eines offenen, breiten Diskussionsprozesses im Landkreis zu verschiedenen Themen, u.a. zur Verbesserung der regionalen Identität und des Images, zu den Potenzialen und ungelösten Konflikten der Region; 5. Wiederbelebung des In.B.A.L. oder Neugründung einer Institution, in der die Akteure des Bildungsbereiches, der Wirtschaft und des Landkreises alle Arbeitsmarkt- und Ausbildungsmaßnahmen koordinieren; 6. Intensive Zusammenarbeit von Schulen, Unternehmen, WTC und öffentlichen Akteuren im Bereich Fachkräftesicherung, Bildung, Ausbildung, Unternehmertum; 7. Entwicklung einer Plattform zur Unterstützung der Kooperationstätigkeiten von Unternehmen (Unternehmensnetzwerke, Kooperationen mit FuE-Einrichtungen etc.); 8. Förderung des Unternehmertums auf verschiedenen Ebenen; 9. Neuausrichtung des WTC mit neuen Aufgaben und damit einhergehend eine personelle Aufstockung sowie strukturelle Verstärkung; 10. Zielgruppenspezifischer Erhalt und Ausbau der technischen und sozialen Infrastruktur für Familien und die Generation 55+; 11. Nutzung der Kompetenzen älterer Menschen sowohl in Unternehmen als auch durch ehrenamtliches Engagement; 12. Stärkere Bindung junger Menschen an das Altenburger Land, um den Verbleib in der Region oder eine spätere Rückkehr zu fördern; 13. Förderung der Zuwanderung aus dem Ausland; 14. Freiräume für Ideen, Aktive, Kreative und kleine Projekte schaffen; 15. Wirtschaftliche Orientierung in Richtung Halle-Leipzig-Chemnitz ausbauen. Diese Handlungsansätze werden im folgenden Kapitel anhand von Thesen für die Potenzialfelder entwickelt und begründet. In Kapitel 3 werden die konkreten Ansatzpunkte und Maßnahmen den wichtigsten Akteursgruppen zugeordnet, um Verantwortliche für zukünftige Aufgaben zu benennen. 2 Detailinformationen zu den Entwicklungsprozessen des Landkreises, den zentralen Faktoren und Hemmnissen finden sich im Zwischenbericht zur Bestands- und Potenzialanalyse. 2 2 Potenziale 2.1 Bevölkerung These 1: Der mittlerweile moderate Bevölkerungsrückgang ermöglicht eine sorgfältige Anpassung der Infrastruktur. Der Bevölkerungsrückgang setzt sich im Altenburger Land fort, jedoch in abgeschwächter Form. Ein verlangsamter Rückgang bietet den lokalen Akteuren Zeit für eine sorgfältige und zielgruppenadäquate Überplanung der technischen und sozialen Infrastruktur. Der negative Wanderungssaldo wird kleiner, für die Altersgruppen ab 55 und älter ist er sogar leicht positiv. Auch bei den Familienwanderungen zeichnet sich in jüngster Zeit eine Trendumkehr an. Infrastrukturelle Veränderungen in Form von Abbau, Anpassung oder Mehrfachnutzungen sollten daher sorgfältig überdacht werden. Auch wenn aus Kostengründen der Rückbau als nahe liegende Lösung erscheint, sind Konzepte für Mehrfachnutzungen ebenfalls in Erwägung zu ziehen, um wichtige Einrichtungen zu erhalten. Dies gilt z.B. für Schulen und andere soziale Einrichtungen, die sowohl für Familien als auch für Seniorenhaushalte wichtige Ankerpunkte im Alltag und zentrale Aspekte der Lebensqualität darstellen. These 2: Wünsche und Potenziale von Familien und älteren Menschen müssen stärker berücksichtigt werden. Aufgrund der jüngsten Wanderungsgewinne bei den älteren Personen und Familien sollten die Angebote für diese Gruppen in der Region gepflegt, gefördert und, sofern möglich, ausgebaut werden. Dies betrifft z.B. eine bedarfsgerechte Entwicklung im Wohnungsbestand und -bau, in der sozialen Infrastruktur sowie bei den Freizeitangeboten. Neben den Potenzialen, die sich für den Dienstleistungsbereich (Gesundheit, Pflege, altengerechte Angebote der Nahversorgung, wie z.B. Bringdienste oder Rufbusse) ergeben, bieten die Kompetenzen, die Bereitschaft und die Zeitressourcen der Altersgruppe 55+ Potenziale im Freizeit- und Naherholungsbereich sowie im Ehrenamt (z.B. „Seniorenexperten-Pool“ für Hausaufgabenhilfe, Nachbarschaftshilfe, Beratung von Jungunternehmern, soziale Aufgaben u.a.). Neben den positiven Effekten der ehrenamtlichen Tätigkeit für die Allgemeinheit wirkt sie der Gefahr der sozialen Vereinsamung im Alter entgegen, da die Arbeit in Vereinen und anderen ehrenamtlichen Einrichtungen älteren Menschen eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Weitere Potenziale ergeben sich für den Arbeitsmarkt im Altenburger Land. Diesbezüglich ist zwar ein positiver Trend erkennbar, von 2006 bis 2013 hat sich die Beschäftigungsquote der 55-64-Jährigen von 27,6 % auf 44,3 % erhöht3. Allerdings liegt dieser Wert unter dem Landesdurchschnitt, was auf unausgeschöpfte Potenziale in dieser Altersgruppe schließen lässt. Durch eine bessere Einbindung älterer Menschen in den Arbeitsmarkt könnte zumindest ein Teil des Fachkräftebedarfs regionaler Unternehmen abgedeckt werden. Dies bedarf aller3 Vgl. www.wegweiser-kommune.de 3 dings der stärkeren Berücksichtigung älterer Menschen in den Firmen, z.B. durch die Schaffung altersgerechter Arbeitsplätze und Konzepte für altersgemischte Belegschaften und Teams. Zudem ist gerade bei älteren Arbeitnehmern auf ein individuell angepasste Weiterbildung und Förderung zu achten. Dazu gehören auch gesundheitsfördernde Maßnahmen. Für Familien sind die Kinderbetreuungssituation und die Schulausstattung einer Region wichtig. Angesichts aktuell wieder leicht steigender Schülerzahlen, des gedrosselten Bevölkerungsrückgangs und der leicht positiven Tendenzen bei den Familienwanderungen und Geburtenzahlen sollte die Schulausstattung möglichst konstant gehalten werden. Die Verfügbarkeit wohnortnaher Schulen beeinflusst sowohl Wanderungsentscheidungen von Familien als auch deren Zufriedenheit mit der lokalen Lebenssituation. Trotz eines verstärkten Fokus auf die Gruppe der Familien und Senioren darf eine weitere Altersgruppe nicht vernachlässigt werden. Die Imageanalyse verdeutlicht, dass Jugendliche die Region eher als „langweilig“ und „uncool“ empfinden und das Freizeit- und Unterhaltungsangebot als unzureichend wahrnehmen4. Wie in der Bestandsanalyse erfasst, bemühen sich bereits viele Kommunen um eine familienfreundliche oder altersgerechte Infrastruktur mit einem entsprechenden Angebot öffentlicher Leistungen. Die Gruppe der Schüler scheint weniger im Fokus zu stehen, stellt aber eine der wichtigsten Gruppen für die Zukunft dar. Sicherlich sind Wünsche wie ein „besseres Nachtleben“ wenig realistisch, liegt doch Leipzig weniger als 50 km entfernt und ist mit der neu eingerichteten S-Bahn-Linie in knapp 50 min erreichbar. Allerdings wäre ein landkreisumfassender Schülerideenwettbewerb zur Verbesserung der Freizeitmöglichkeiten ein Ansatz, um Ideen für Projekte, Veranstaltungen und Einrichtungen zu sammeln. Generell wird eine Befragung der Bevölkerung im Landkreis zu der Zukunft der Region angeregt (vgl. „1000 ruhrideen für die Zukunft“, Regionalverband Ruhr). Eine solche Maßnahme trägt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der eigenen Regionen und somit zur Stärkung des Regionalbewusstseins bei. Sie lässt sich zudem mit den Vorschlägen in These 2 zu den historisch-kulturellen Potenzialen kombinieren. These 3: Das positive Image des Altenburger Landes als Wohnstandort ist ein wichtiger Ansatzpunkt für zukünftige Entwicklungsstrategien. Die weichen Standortfaktoren wie die Wohn- und Lebensqualität sind für die Bevölkerung, für Unternehmen aus der Region und den angrenzenden Landkreisen ein sowohl wichtiger als auch für das Altenburger Land positiv bewerteter Standortfaktor, den der Landkreis und die Gemeinden selbst mit gestalten können. Diesen Vorteil gilt es aktiver, offensiver und zielgruppenspezifischer zu vermarkten, zu sichern und bei Entwicklungsprojekten, wie z.B. im Wohnungsbau, bei der sozialen Infrastruktur oder im Bereich ÖPNV5, zu berücksichtigen. 4 5 Detailinformationen zum Image des Landkreises finden sich im Zwischenbericht zur Imageanalyse. Insbesondere für die Sicherstellung der Mobilität im ländlichen Raum gilt es im Kontext des Demographischen Wandels Alternativprojekte wie Rufbusse, Car-Sharing-Projekte oder Fahrgemeinschafen zu initiieren. Ge- 4 Positiv bewertet werden insbesondere die Natur, das kulturelle Umfeld, das Angebot auf dem Wohnungsmarkt, niedrige Baulandpreise und die gute Erreichbarkeit von Leipzig. Zugleich sollten die von den Jugendlichen im Rahmen der Imageanalyse genannten Aspekte (s. These 2 und Imageanalyse) ernst und als Ansatzpunkt für Maßnahmen genommen werden, mit denen die Zufriedenheit und die Bleibe- oder Rückkehrabsicht junger Menschen im Altenburger Land gesteigert werden kann. These 4: Die Bildungs- und Berufsabwanderung ist nicht gänzlich umkehrbar, aber es bestehen Halte- und Rückkehrpotenziale. Als Region ohne eigene Hochschule oder größere tertiäre Bildungseinrichtungen wird das Altenburger Land mit einer stetigen Abwanderung eines Teils der Schulabsolventen leben müssen. Die Rückwanderungsforschung zeigt jedoch, dass die Mehrheit der Menschen, die abwandern, den Wunsch oder sogar die Absicht hat später zurückzukehren6. Dieses latente Rückwanderungspotenzial kann im Altenburger Land stärker aktiviert werden. Die Imageanalyse zeigt, dass die Jugendlichen ein ausgeprägtes Heimatgefühl, jedoch überraschend große Wissensdefizite über die regionale Wirtschafts- und Unternehmensstruktur haben, welche die Einschätzung der Zukunftschancen in der Region stark beeinträchtigen. Eine frühzeitige Auseinandersetzung der Schüler mit Angeboten zur beruflichen Zukunft in der Region hilft, die regionale Wirtschaftsstruktur besser kennenzulernen, Alternativen zur Abwanderung sorgfältiger zu prüfen und Möglichkeiten für eine spätere Rückkehr zu identifizieren. Dies trägt auch dazu bei, im Falle einer Abwanderung den Kontakt zur Region aufrechtzuerhalten. Mit diesen „Ausheimischen“ muss aktiv der Kontakt gehalten werden. Dazu würde sich beispielsweise eine jährliche Veranstaltung eignen, vorzugsweise im Sommer, die als gemeinsamer Event für Ein- und „Ausheimische“ etabliert würde7. Aufhänger könnten verschiedene, von lokalen Vereinen und Aktiven organisierte Kultur- und Sportveranstaltungen sein, die unter ein gemeinsames Motto (z.B. „Altenburger (Mitt-)Sommer“, „Altenburg vereint“ o.ä.) gestellt werden. Eine Neuauflage der Prinzenraubfestspiele könnte als kultureller Anker dafür genutzt werden (s. historisch-kulturelles Potenzial). Ansatzmöglichkeiten zur Verbesserung des Image und des Kenntnisstandes über die Berufsund Karrieremöglichkeiten in der Region bieten zudem Ausbildungsinitiativen, Unternehmenstage an Schulen, gemeinsame Gründerwettbewerbe mit lokalen Unternehmen oder themenspezifische Foto-, Kunst- und journalistische Wettbewerbe über die Region an Schulen. Zudem müssen die Schulabsolventen in ein regionales Informationsnetzwerk integriert sein, damit sie frühzeitig über Möglichkeit und Chancen im Landkreis sowie über allgemeine genwärtig sind nur wenige Projekte dieser Art im Landkreis bekannt, u.a. ein E-Car-Sharing Projekt durch die ENGO. 6 Vgl. Matuschewski 2010, Nadler & Matuschewski 2013, Nadler & Wesling 2013; Dienel et al. 2006 7 Ein etwas anderes Konzept, aber mit ähnlichem Focus verfolgt der Landinger Sommer in Österreich (www.landinger-sommer.at). 5 Entwicklungsprozesse in der Region informiert werden können (z.B. Alumninetz über die Schulen). Zur Förderung der Rückwanderung tragen neben einer größeren Transparenz durch Information und Werbung zum Arbeitsplatzangebot außerdem v.a. angemessene Löhne (s.u.) und gute Bedingungen für Unternehmer bei. Aktuelle Untersuchungen zur Unternehmensrückwanderung zeigen, dass sowohl Firmenverlagerungen als auch Gründungen durch Rückkehrer in Ostdeutschland erfolgreich sind (BMWi 2014; s. hierzu auch die Thesen zum Humankapital und Akteuren/Netzwerken). Neben den lokalen Kenntnissen und Kontakten der Rückwanderer sind v.a. die relativ kostengünstigen Angebote auf den Immobilienmärkten, aber auch gut ausgebildete Fachkräfte förderlich für eine solche Rückkehr. These 5: Die Zuwanderung aus dem Ausland sollte unterstützt und begleitet werden. Zwar hat der Landkreis seit Jahren einen weit unterdurchschnittlichen Anteil ausländischer Bevölkerung, dennoch zeigt sich ein positiver Trend. Die aktuellen Daten weisen darauf hin, dass deren Arbeitsmarktintegration gelingt. Da insbesondere die Anzahl der über 18Jährigen steigt, kann eine stärkere Förderung der Zuwanderung erwerbsfähiger ausländischer Personen dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel entgegenwirken. Die Kommunen haben dabei die Aufgabe, Unternehmen bei der Integration ausländischer Fachkräfte zu unterstützen, z.B. durch Vermittlung von Sprachkursen, Hilfe bei der Wohnungssuche, Vermittlung von Kinderbetreuungsplätzen und der Bereitstellung von alltagsrelevanten Informationen. Individuelles Coaching oder Patenschaften wären eine ergänzende Maßnahme, die auch über ehrenamtliche Tätigkeiten abgedeckt werden könnte (s.o.). 2.2 Humankapital These 1: Das hohe Qualifikationsniveau der Schulabgänger im Altenburger Land ist ein unterschätztes Potenzial. Die rezente Erholung auf dem Arbeitsmarkt und Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen deuten auf selektive Engpässe auf dem Arbeitsmarkt hin. Neben den kleiner werdenden Altersjahrgängen tragen dazu auch die Abwanderung und die Abwerbung junger Menschen durch Unternehmen aus den Nachbarlandkreisen bei. Ergebnisse der Potenzialund Imageanalyse unterstreichen die hohe Qualität des regionalen Humankapitals, von dem auch Unternehmen aus den Nachbarregionen profitieren. D.h., nicht nur mit den Universitätsstandorten (als Zielregion für Schulabsolventen) oder den Boom-Regionen in den alten Bundesländern (z.B. Raum München) muss der Landkreis um seine Fachkräfte konkurrieren, sondern auch mit den direkten Nachbarregionen. Durch das gegenwärtig sehr geringe Lohnniveau und eingeschränkte Beschäftigungsmöglichkeiten für Hochschulabsolventen läuft die Region Gefahr, ihr zukünftiges Humankapital langfristig an andere Regionen zu verlieren. 6 Um potenzielle Auszubildende und Beschäftigte im Landkreis zu halten, sollten die Firmen intensive Kontakte über Schulen, Vereine und Veranstaltungen pflegen und die Angebote für Ausbildung und Berufskarrieren vor Ort besser vermitteln, z.B. über gezielte Informationspakete, Praktika, Projekte, Messen, Gründungs- und Geschäftsideenwettbewerbe oder Patenschaften. Dabei kommt der Zusammenarbeit der regionalen Akteure eine große Bedeutung zu. Neben den Unternehmen ist es auch Aufgabe des Landkreises, der Spitzenverbände sowie der Schulen und Weiterbildungseinrichtungen, stärker in diesem Bereich aktiv zu sein und gemeinsame, aufeinander abgestimmte Strategien zu entwickeln. Der „Interessenverbund Berufsorientierung im Altenburger Land“ (In.B.A.L.) stellte einen ersten Ansatz dar, allerdings sind gegenwärtig keine Aktivitäten mit Ausstrahlungskraft erkennbar. Die hohe Qualität der Schulabgänger gilt es auch in Zukunft sicherzustellen, indem in die Qualität der schulischen Infrastruktur investiert wird. Angesichts jüngst sinkender Schulzahlen und steigender Klassengrößen könnte sich dieses Potenzial allerdings verringern. Daher sollten durch eine langfristige und sorgfältige Planung, die auch neue, institutionsübergreifende Nutzungsformen (s. Mehrfachnutzung öffentlicher Infrastruktur) berücksichtigt, die vorhandenen Strukturen erhalten und frühzeitig in die „richtigen“ Standorte investiert werden. In Anbetracht der seit Jahren rückläufigen Investitionen der öffentlichen Hand bedarf dies besonderer Prioritätensetzungen im eigenen Finanzhaushalt sowie der Akquise zusätzlicher Investitionsmittel (z.B. EFRE, ESF, Bundes- und Landesmittel). These 2: Das Fehlen einer Hochschule im Landkreis stellt für den Arbeitsmarkt zwar einen Nachteil dar, der jedoch durch geeignete Maßnahmen abgeschwächt werden kann. Akademiker stellen nicht das Gros der Arbeitsmarktnachfrage der Unternehmen im Landkreis dar. Der größte Bedarf besteht bei ausgebildeten Fachkräften – einem Segment, in dem die Betriebe selbst sowie Berufsschulen, die IHK und die Handwerkskammer gefordert sind. Vielmehr dürfte der von den Unternehmern oft geäußerte Wunsch nach einer Hochschule vor Ort auf deren Funktionen als FuE-Partner und Quelle für Unternehmensgründungen zurückzuführen sein (vgl. IHK Ostthüringen 2014; ThürIng 2013). Die Innovations- und Gründungspotenziale von Hochschulen und Forschungseinrichtungen lassen sich jedoch auch nutzen, wenn sie nicht direkt vor Ort sind. Dies bedarf allerdings besonderer Anstrengungen (vgl. These 3 Akteure/Netzwerke). Die Stipendien des WTC Altenburger Land e.V. sind eine Möglichkeit, die Bindung junger, gut ausgebildeter Menschen an die Herkunftsregion zu stärken. Dieser Ansatz könnte um weitere Maßnahmen ergänzt werden, wie z.B.: Organisierte Kontaktanbahnung und Informationsaustausch für Unternehmen des Altenburger Landes mit den umliegenden Hochschulen und Forschungseinrichtungen, z.B. durch organisierte Campustouren; 7 Innovationsgutscheine für KMU, z.B. für Konstruktionsleistungen, Designs, Messreihen, Marketingmaßnahmen, Prototypenentwicklung (Finanzierung z.B. aus Mitteln des Regionalbudgets, der GRW, EFRE oder Sponsoring)8; aktive Unterstützung von Unternehmen bei der Suche nach Entwicklungspartnern an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen (s. These 5 Akteure/Netzwerke, zentrale Vernetzungsplattform). These 3: Das Potenzial an Wissen, Ideen und Kreativität kann durch frühe Sensibilisierung für Entrepreneurship besser aktiviert werden. Schulprojekte und Wettbewerbe wie „Jugend forscht“, „Der Deutsche Gründerpreis für Schüler“ oder das „Planspiel Börse“ zeigen das Ideenpotenzial und die Fähigkeiten junger Menschen auf. Nicht alle Ideen und Talente lassen sich in den vorhandenen Unternehmen umsetzen. Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen stellen daher eine Alternative dar, um eigene Ideen zu verwirklichen. Jedoch gehört der Landkreis Altenburger Land zu den Regionen mit sehr niedrigen Gründungs- und Innovationsaktivitäten. Auch wenn die Abwanderung als eine Ursache berücksichtigt wird, bleibt das innovative Potenzial derjenigen, die dableiben. Oft scheitert die Umsetzung von Geschäftsideen und kreativen Potenzialen nicht nur an den Finanzen, sondern schon viel früher an fehlendem unternehmerischem Denken und mangelndem Wissen über Selbstständigkeit. Ziel sollte also sein, Unternehmertum in der Region früh zu fördern. In enger Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen bieten sich folgende Maßnahmen an: Spezielle Unterrichtseinheiten und Projekte, Schulbesuche von Unternehmensgründern und Gründerwettbewerbe gemeinsam mit Unternehmen, die als Coach Schüler dabei unterstützen, die besten Ideen zu marktfähigen Produkten und Dienstleistungen zu entwickeln9. Neben der Aktivierung von Ideen können solche Maßnahmen zur Imageverbesserung beitragen, indem sie Möglichkeiten aufzeigen, wie eigene Ideen auch vor Ort umgesetzt werden können. These 4: Vordergründige Kostenvorteile des Altenburger Landes können ein langfristiges Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises werden. Kostenfaktoren sind für Unternehmen sehr wichtig. Hier hat das Altenburger Land vordergründig spezifische Vorteile, u.a. bei den Lohnkosten, die jedoch zugleich ein Hemmnis für den lokalen Arbeitsmarkt darstellen. Niedrige Löhne sind zum einen ein Abwanderungsgrund für Landkreisbewohner, zum anderen ein Hemmnis für die Anwerbung von auswärtigen Fachkräften oder die Rückkehr abgewanderter, junger Hochqualifizierter. Eine Steigerung 8 vgl. Initiative in Bayern, die aus Landesmitteln finanziert wird (http://www.innovationsgutscheinbayern.de/startseite.html). 9 In der peripher gelegenen schwedischen Gemeinde Vansbro (Dalarna, knapp 7000 Einwohner) wird dieses Konzept sehr erfolgreich umgesetzt und trägt zu einer hohen Identifizierung der Schulabgänger mit ihrer Heimatgemeinde bei. Dabei geht es weniger um das Aufstellen von Business- und Finanzierungsplänen als um die möglichst einfache Umsetzung von kreativen Ideen, um konkrete, sichtbare Erfolgserlebnisse zu vermitteln. 8 der Löhne ist daher mittel- bis langfristig unumgänglich, um attraktive Arbeitsplätze und eine dauerhafte Existenzgrundlage für ausgebildete Fachkräfte zu bieten sowie gegenüber anderen Unternehmen und Standorten in Deutschland konkurrenzfähiger zu werden. Die Kommunen können den Unternehmen dabei helfen, Kostensteigerungen in diesem Bereich durch günstige Energie- und Flächenpreise zu kompensieren. Neben unternehmerischen Maßnahmen zur eigenen Energieversorgung sollte der Landkreis Altenburger Land konsequent Strategien und Maßnahmen zur eigenständigen Energieversorgung verfolgen, um nicht von Großversorgern und deren Preispolitik sowie dem deutschlandweiten Preisanstieg bei der Energieversorgung abhängig zu werden. Die Naturressourcen und die gut aufgestellte Landwirtschaft bieten sehr gute Voraussetzungen für den Ausbau regenerativer Energien in kommunaler oder kooperativer Form. 2.3 Akteure/Netzwerke These 1: Das mittelständische verarbeitende Gewerbe ist das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Das mittelständische Gewerbe zeigt in einigen Bereichen – z.B. Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung – positive Entwicklungstendenzen. Demgegenüber deuten sich jedoch Schwächen bei den Investitions-, Export- und Innovationsaktivitäten an. Gerade kleine und mittlere Unternehmen bedürfen dafür stärkerer Unterstützung durch Dritte, etwa bei der Kontaktanbahnung und Vernetzung mit FuE-Einrichtungen, Unternehmen oder Geldgebern. Eine Einschätzung der Eigenkapital- und Kreditsituation ist mangels Informationen leider nicht möglich10. Trotz des niedrigen Zinsniveaus sind die Investitionstätigkeiten der Unternehmen sehr verhalten und zuletzt rückläufig gewesen. Dies mag in Einzelfällen der Tatsache geschuldet sein, dass Firmen als Teil eines größeren Konzerns keine eigenständigen Investitionsentscheidungen mehr treffen können, es könnte aber auch ein generelles Problem des Mittelstandes im Altenburger Land sein. Hier sind nicht nur regionale Banken und Kreditinstitute gefordert, die Firmen bei Investitions- und Erweiterungsvorhaben zu unterstützen, sondern auch der WTC und die Wirtschaftsförderung, indem ergänzende bzw. alternative Finanzierungswege, z.B. Business Angel, Venture Capital oder Crowdfunding, aufgezeigt und vermittelt werden (vgl. Anhang). These 2: Die regionalen Potenziale für Unternehmensgründungen sind zu wenig ausgeschöpft. Das Altenburger Land wies in den letzten Jahren relativ geringe und rückläufige Unternehmensgründungsraten auf, sowohl allgemein als auch im Technologiebereich (vgl. ThEx 2014). 10 Trotz mehrfacher Nachfragen konnten Daten zur Eigenkapitalausstattung und Firmenzugehörigkeiten nicht zur Verfügung gestellt werden, so dass keine belastbaren Aussagen zu den Abhängigkeitsbeziehungen, Steuerungsmöglichkeiten und der Finanzbasis der Unternehmen im Altenburger Land möglich sind. 9 Neben den bereits erwähnten Partnerschaften mit den Schulen im Landkreis können Unternehmensgründungen durch weitere Netzwerkaktivitäten gefördert werden, etwa Kooperationen mit Hochschulen und FuE-Einrichtungen oder zwischen Unternehmen (s. These 2 Humankapital). Zudem sind die Unternehmen noch stärker über die gründerspezifischen Fördermöglichkeiten (z.B. TAB, GAFW, KfW) und Beratungsangebote, z.B. der IHK, zu informieren und bei Förderanträgen oder der Suche nach Räumlichkeiten zu unterstützen (s. These 4 Ergänzende Potenziale). These 3: Die Kooperationsaktivitäten der Unternehmen sind ausbaufähig und bedürfen der Unterstützung. Die Netzwerkanalyse gibt Hinweise darauf, dass unternehmerische Netzwerke in der Region und darüber hinaus nur selektiv und rudimentär vorhanden sind11. Einige wenige Unternehmen pflegen intensive und vielfältige Kooperationsbeziehungen, wohingegen viele nur über kleine, gering differenzierte Kontaktnetzwerke verfügen. Oft scheitern insbesondere Kleinstund Kleinunternehmen ressourcenbedingt daran, aus eigener Kraft mit anderen Akteuren zusammenzuarbeiten. Gleichwohl sind gerade KMU auf Austausch und Kooperationen angewiesen, um Geschäftsfelder auszubauen und Innovationen zu realisieren. Neue Geschäftsideen und Innovationen entstehen häufig im Überschneidungsbereich von Branchen und Produkten oder zwischen Produkten und Dienstleistungen. Die Ideen dafür entwickeln sich im Austausch, durch unternehmens- und branchenübergreifende Kontakte. Um Firmen Anstöße zu geben, können Kontaktanbahnungen, themenspezifische Unternehmenstage und die in These 2 zum Humankapital genannten Maßnahmen genutzt werden. Neben einer verstärkten Kooperationstätigkeit mit Unternehmen bzw. anderen Akteuren im Landkreis bedarf es aber auch einer stärkeren Zusammenarbeit mit regionsexternen Akteuren. Zum einen bezieht sich dies auf die angrenzenden Regionen, zu denen zwar im Raum Chemnitz-Dresden bereits gute Verflechtungen bestehen, Verknüpfungen zu Unternehmen und weiteren Akteuren aus anderen Nachbarregionen, insbesondere dem Raum HalleLeipzig, sind aber nur gering ausgeprägt. Dafür sollte man verstärkt die Plattform der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschlands nutzen, die seit dem Beitritt des Landkreises im Januar 2015 eine Möglichkeit darstellt, um Kooperationspartner im mitteldeutschen Raum zu finden. Zum anderen fehlen den Unternehmen fast vollständig internationale Kooperationspartner, was letztendlich Ursache und Folge der geringen Exportaktivitäten darstellt. These 4: Die Innovationstätigkeiten der Unternehmen sind zu verstärken. Insbesondere FuE-Kooperationen stellen für die KMU eine gute Möglichkeit dar, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und somit ihre Innovativität und Wettbewerbsfä11 Detailinformationen zu den Kooperationsaktivitäten der Unternehmen, der Struktur des regionalen Unternehmensnetzwerk sowie den bestehenden Defiziten finden sich im Zwischenbericht zur Netzwerkanalyse. 10 higkeit zu verbessern. Bedingt durch die Struktur der Unternehmenslandschaft – z.B. Größe und Art der Unternehmen (reine Produktionsstandorte ohne FuE-Abteilungen) sowie Branchenschwerpunkte – und die gegenwärtigen Kooperationsaktivitäten zeigen die Unternehmen im Altenburger Land eine nur geringe FuE-Intensität. Häufig stellt gerade für die Kleinstund Kleinunternehmen die Ressourcenproblematik eine der größten Hürden für eigene Forschungsarbeit, aber auch für FuE-Kooperationen dar. Somit bedarf es zum einen einer stärkeren Unterstützung dieser Unternehmen bei Forschungsvorhaben durch Programme von Bund und Freistaat. Dies beinhaltet vor allem eine stärkere Informationsarbeit über die Möglichkeiten, aber auch die Notwendigkeit solcher Aktivitäten. Zum anderen muss auch eine stärkere Förderung innovativer junger Unternehmen vorgenommen werden. Wie bereits angesprochen, sind dafür der Unternehmergeist zukünftiger Unternehmer (Schüler und Studenten) stärker zu fördern und Freiräume zur Verwirklichung eigener Ideen zu schaffen (s. Coworking-Spaces in These 4 Ergänzende Potenziale). These 5: Es fehlt eine zentrale „Vernetzungsplattform“ zur Unterstützung der KMU. Ein zentrales Ergebnis der Unternehmensbefragung ist das Fehlen von und somit die Forderung nach einer zentralen Plattform für Kooperationen im Landkreis. Dabei muss man nicht bei null anfangen, sondern kann auf die bestehenden Strukturen und Kompetenzen zurückgreifen, auch um Doppelstrukturen zu vermeiden. Eine zentrale Aufgabe dieser Organisation ist es, eine neue Art von Veranstaltung zu organisieren, die sich durch ein anderes Format (nicht: Sektempfang und Häppchen) auszeichnet und sich den wesentlichen unternehmerischen Bedürfnissen widmet (s. Abbildung 1). Es sind aber nicht nur Strukturen zu schaffen, sondern es muss v.a. aktiv über die Bedeutung von Kooperationen und Netzwerken für Unternehmen generell sowie über die Möglichkeiten einer solchen Plattform im Speziellen informiert werden. Dafür ist es zunächst notwendig, Kenntnisse über Kooperationsbedarfe der Unternehmen im Altenburger Land zu erlangen. Dass ein grundlegender Bedarf besteht, verdeutlichen die Befragungsergebnisse der Netzwerkanalyse. Ein aktiver Ausbau von Netzwerken im Landkreis und eine Unterstützung bei der Einbindung von Unternehmen in überregionale Netzwerke, u.a. zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen, ist eine zeitaufwändige Aufgabe, die einer Verbesserung der personellen Basis bedarf. Zusätzliches qualifiziertes Personal mit entsprechenden Kompetenzen (finanziell und fachlich) für eine professionelle Organisation wäre dafür notwendig. Fachliches Know-How (z.B. durch eigenen unternehmerischen Hintergrund), vielfältige Wirtschafts- und Forschungskontakte sowie Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten stellen wichtige Qualifikationsmerkmale für eine solche Aufgabe dar. Diese Aufgabe kann das WTC übernehmen, wofür aber die angesprochenen strukturellen Verbesserungen nötig sind. 11 Abbildung 1: Zentrale Plattform für Unternehmenskontakte und -kooperationen (Quelle: Eigene Darstellung) These 6: Eine Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene ist unerlässlich, um als verlässlicher Partner für Unternehmen die Wirtschaftsentwicklung zu sichern. Die Unterstützung von Unternehmen durch Kommunen, die Wirtschaftsförderung und andere Einrichtungen ist aus Sicht der Unternehmen noch ausbaufähig. Neben einer effektiveren – d.h., schnellen, direkten und unbürokratischen – Begleitung und Betreuung der Unternehmen vor Ort ist eine bessere interkommunale Zusammenarbeit ein Schlüsselthema für die sozio-ökonomische Entwicklung des Altenburger Landes. Im Kontext demographischer Schrumpfung, Ressourcenknappheit, kommunenübergreifender Aufgaben und eines regionalen Standortwettbewerbs sind kommunale Standortkonkurrenzen und Streitigkeiten um Firmenansiedlungen, die Zuteilung von Fördermitteln oder zentralen Einrichtungen kontraproduktiv. Daher sollten die Kommunen noch stärker als bisher ihre Kräfte bündeln, kommunale Egoismen hinter sich lassen, zusammenarbeiten und gemeinsame Strategien entwickeln. Was einem Standort zugutekommt, nützt dem ganzen Landkreis! Um Überkapazitäten, Auslastungsprobleme und gescheiterte Ansiedlungen zukünftig zu vermeiden, sind eine gegenseitige Abstimmung in konkreten Projekten und eine gemeinsame Vermarktung unerlässlich. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei die Bürgermeister und deren persönliche Beziehungen untereinander ein. Sofern diese nicht bereits auf Vertrauen basieren und funktionieren, sollten zunächst durch informelle, nicht-institutionalisierte Formen, wie z.B. Informations- und Erfahrungsaustausch, Arbeitskreise und Bürgermeisterrun- 12 den, die Grundlagen für eine intensivere, konkrete, projektbezogene Kooperation gelegt werden (vgl. Schulitz & Knoblauch 2011, Hollbach-Grömig et al. 2005). Angesichts des Aufwandes von Kooperationen sollte auch die Frage gestellt werden, wie hoch die Kosten der Nicht-Kooperation sind. Kooperationsvorhaben erzeugen erfahrungsgemäß zu Beginn einen deutlichen Mehraufwand, u.a. durch Bindung von Ressourcen. Daher bedarf es einer langfristigen Perspektive, um die Vorteile einer Kooperation zu erkennen. These 7: Die IHK kann als Vermittler stärker benutzt und in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. Die Netzwerkanalyse verdeutlicht, dass die Industrie- und Handelskammer im Grunde den zentralen Knotenpunkt der Unternehmen darstellt. Weil viele Unternehmen ihre Mitgliedschaft als Zwang oder Pflicht empfinden, bleiben die Möglichkeiten dieser zentralen Funktion jedoch unausgeschöpft. Dies zu verbessern, ist ein beidseitiger Prozess. Auf der einen Seite kritisieren viele Unternehmen und regionale Akteure eine geringe Präsenz der IHK im Altenburger Land, weil eine Vielzahl der angebotenen Unterstützungsleistungen, wie Seminare oder Informationsveranstaltungen, nicht im Landkreis stattfindet. Auf der anderen Seite müssen auch die Unternehmen ein stärkeres Interesse an einer Zusammenarbeit mit der IHK bekunden, aktiv Angebote einfordern und diese dann konsequent nutzen. Das WTC und die Wirtschaftsförderung des Landkreises sind hier ebenfalls als Vermittler gefordert. 2.4 Historisch-kulturelles Potenzial These 1: Der Landkreis benötigt ein einheitliches Marketingkonzept für die Außendarstellung. Ein deutliches Potenzial liegt in einer einheitlichen, von der gesamten Region getragenen Marketing- bzw. Tourismusstrategie, die bestenfalls in ein Gesamtentwicklungskonzept des Landkreises integriert ist. Bisherige Versuche blieben leider ohne Erfolg. Die vorliegenden Ansätze können aber als Ausgangsbasis für ein solches Gesamtkonzept dienen. Das Konzept zur Außendarstellung enthielt bisher folgende Zielrichtungen: Die Darstellung als Wirtschaftsregion einerseits sowie als idyllische und lebenswerte Region mit hohem touristischem Wert andererseits. Diese beiden Images müssen miteinander verknüpft und in einem einheitlichen Design vermarktet werden (s. Imageanalyse). Die stärkere Ausrichtung auf tourismus- und naherholungsorientierte Aspekte in den letzten Jahren ist ein guter Anfang, zumal damit sowohl die eigene Bevölkerung als auch Umlandregionen mit den großen Ballungsräumen Leipzig, Halle, Chemnitz und Zwickau 12 angesprochen werden. So wird ein wichtiger - wenn auch nicht konkret zu beziffernder - Beitrag zur 12 Erste positive Ansätze zeigen sich in dem jüngsten gemeinsamen Vorstoß der Altenburger Tourismus GmbH und dem Landkreis Zwickauer Land, die eine gemeinsame Freizeitkarte herausbringen (vgl. Gerlach 2015). 13 Identitätsbildung im Landkreis geleistet. Dennoch sind die Zielgruppen bislang weder klar definiert noch in der Außendarstellung erkennbar. Hier besteht Nachholbedarf. Als mögliche Zielgruppen sind, wie bereits erläutert, junge Familien, Menschen in der dritten Lebensphase und Senioren, aber auch Rückwanderer denkbar. These 2: Das Altenburger Land ist landschaftlich hoch attraktiv, nur wird dies zu wenig und unpräzise für die Entwicklung, vor allem des Tourismus, genutzt. Es steht außer Frage, dass das Altenburger Land landschaftlich attraktiv ist. Dieses Potenzial wird allerdings noch zu wenig genutzt, was auch mit der schwierigen Definition und kaum objektivierbaren Bewertung einer „schönen Landschaft“ zusammenhängt. Eine Möglichkeit, ungenutzte Potenziale freizusetzen, liegt in einer mit Hilfe der Landkreisbevölkerung geführten vertiefenden öffentlichen Diskussion darüber, was die Landschaft im Altenburger Land tatsächlich aus- und das Altenburger Land besonders lebenswert macht. Ein Austausch darüber, welche landschaftlichen Elemente als besonders typisch und prägend für die Region wahrgenommen werden, stärkt das Regionalbewusstsein und liefert Ansätze für verbesserte Vermarktungsaktivitäten. These 3: Der Entwicklungsverlauf im touristischen Bereich steht an einem Wendepunkt. Sowohl die Touristenankünfte als auch die Übernachtungszahlen sind seit Anfang der 2000er überdurchschnittlich gewachsen. Zwar ist die Zahl der Übernachtungen pro Einwohner relativ gering, weist jedoch eine leicht positive Tendenz auf. Vor dem Hintergrund, dass das Altenburger Land anders als z.B. der Thüringer Wald, der Rennsteig oder Weimar keine etablierte Tourismusdestination und –marke ist, weisen diese Indikatoren auf eine zufriedenstellende Entwicklung hin. Allerdings wurden die erfolgreichen "Prinzenraubfestspiele" mit zuletzt 14.000 Besuchern im Jahr 2011 eingestellt. Für die 2012 sprunghaft positive Entwicklung der Übernachtungszahlen dürfte ein anderes Großereignis verantwortlich sein – die einmalig in Altenburg durchgeführten Deutschen und Thüringischen Landestrachtentreffen. In dem Folgejahr waren die Zahlen demgegenüber rückläufig – das Fehlen solcher Großereignisse war deutlich spürbar. Es ist zu bezweifeln, dass das touristische Tagesgeschäft und der Bereich Naherholung diese Sonderentwicklungen kompensieren können. Angesichts der aktuell diskutierten Unterfinanzierung des Fremdenverkehrsverbandes Altenburger Land, der eine zentrale Rolle für die Entwicklung und Vermarktung des Tourismus einnimmt, sind die Potenziale in diesem Bereich, entgegen dem Bild, das die Daten zunächst vermitteln, weniger positiv einzuschätzen. Daher müssen eine klare Strategie entwickelt, eine Aufgabenverteilung definiert sowie eine ausreichende finanzielle Grundlage geschaffen werden. 14 These 4: Eine positive touristische Entwicklung bedarf einer stärkeren Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Ebenen (Stadt-Landkreis-Gemeinden bzw. Nachbarregionen). Die gemeinsame touristische Vermarktung des Landkreises und der Stadt Altenburg durch die Altenburger Tourismus GmbH seit 2000 ist positiv, allerdings verfolgt die Stadt Altenburg weiterhin eine eigene Vermarktungsstrategie. Inwieweit diese mit der landkreisbezogenen Strategie konform und abgesprochen ist, bleibt unklar. In der jüngeren Vergangenheit ist eher eine Divergenz zwischen landkreisbezogener und städtischer Marketingstrategie zu beobachten. Wurden früher neben den historischen Wurzeln und dem idyllischen Landschaftsbild v.a. die hochkulturellen Leuchttürme der Stadt Altenburg in der touristischen Vermarktung hervorgehoben, stehen heute Familien (aus dem Landkreis und den umliegenden Regionen) und deren aktiven Erholungsmöglichkeiten als Zielgruppe im Fokus. Des Weiteren muss die regionsübergreifenden Zusammenarbeit verbessert werden. Erste positive Ansätze sind durch Kooperationen der Tourismusverbände des Altenburger Landes und des Zwickauer Landes zu beobachten. These 5: Die Stellung Altenburgs als kulturelles und funktionales Zentrum muss erhalten bzw. gestärkt werden. Die Sonderstellung der Stadt mit ihrer überregionalen Bekanntheit und Ausstrahlung muss durch alle anderen Akteure im Landkreis anerkannt, unterstützt und genutzt werden. Nur wenn es der Kreisstadt gut geht, wird es auch dem Landkreis gut gehen. Dies gilt insbesondere für die Funktion Altenburgs als Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums. Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen mit umliegenden Gemeinden, aber auch anderen Städten in Landkreis sind dafür kontraproduktiv. Der Demographische Wandel wird in Zukunft den Kooperationsbedarf weiter erhöhen, so dass die kommunalen Vertreter Eigeninteressen überwinden, gemeinsame Bedarfe und Ziele identifizieren sowie arbeitsteilige Strukturen und Prozesse ausbauen sollten. Dies betrifft sowohl die technische Infrastruktur, soziale Einrichtungen und die Wirtschaftsentwicklung als auch die kulturelle und touristische Entwicklung im Landkreis. 2.5 Ergänzende Potenziale These 1: Die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur muss weiter vorangetrieben werden. Der starke Fokus in der Eigenwahrnehmung und Außendarstellung des Landkreises auf eine zentrale Lage in Mitteldeutschland stellt kein belastbares Konzept im Standortwettbewerb dar, weil die infrastrukturelle Anbindung suboptimal ist. Um den Vorteil einer geographisch zentralen Lage tatsächlich nutzen zu können, müssen die Verkehrs- und Kommunikationsverbindungen stimmen. Die laufenden und geplanten Maßnahmen tragend dazu bei, Nachteile der Verkehrslage abzubauen und die Erreichbarkeit der Unternehmen zu verbessern. 15 Dennoch stellt dieser Aspekt auch eine zentrale Zukunftsaufgabe der regionalen Akteure dar. Es muss weiterhin von allen Seiten Druck auf die Politik gemacht werden. Der in der Vergangenheit intensiv diskutierte Regionalflughafen Altenburg/Nobitz spielt für die Unternehmen allerdings nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der nahe Flughafen Leipzig/Halle und dessen jüngst verbesserter Anschluss durch die S-Bahn Mitteldeutschland scheinen den – offenbar begrenzten – Bedarf hinreichend abzudecken, so dass von einer Wiederbelebung des Regionalflughafens abzuraten ist und eine Umnutzung der dortigen Flächen in Betracht gezogen werden sollte. Vielmehr sollten Verbesserungsmaßnahmen bei der Straßenanbindung und der IuK-Infrastruktur oberste Priorität haben. These 2: Die wirtschaftliche Orientierung des Landkreises in Richtung Leipzig, Chemnitz und Zwickau ist auszubauen. Die wahrgenommene politische Randlage innerhalb Thüringens lässt sich durch die lokalen Akteure nicht kurzfristig ändern. Jedoch erscheint eine zu enge Orientierung an administrativen Zuordnungen nicht zielführend. So hat sich gezeigt, dass sowohl Unternehmen als auch Bewohner eher auf die angrenzenden sächsischen Landkreise als auf die thüringischen Nachbarkreise, Gera oder Erfurt ausgerichtet sind. Der Beitritt zur Metropolregion Mitteldeutschland ist somit ein folgerichtiger Schritt, um die alltagsweltliche und funktionale Ausrichtung des Landkreises zu unterstützen. Wirtschaftliche und kulturelle Impulse sind auch zukünftig eher aus diesem Raum als aus den thüringischen Nachbarkreisen oder der geographisch wie politisch entfernten Impulsregion Erfurt-Weimar-Jena zu erwarten. Durch die S-Bahn Mitteldeutschland wurde eine sehr gute Anbindung geschaffen, welche die Möglichkeiten für Tagestouristen, aber auch für Pendler im Altenburger Land verbessert. Die Ergebnisse der Imageanalyse zeigen, dass die Region von den Unternehmen in den nördlichen Nachbarregionen (Richtung Leipzig) stärker wahrgenommen wird. Die externen Unternehmen hatten ein deutlich größeres Interesse am Landkreis, das sich durch eine stärkere Wahrnehmung der Entwicklungen im Landkreis widerspiegelt. Im Gegensatz dazu nehmen die Unternehmen im Süden das Altenburger Land nur als Wirtschaftsraum und Anwerbequelle für ausgebildete Fachkräfte wahr. Die Netzwerkanalyse deckt allerdings auf, dass Unternehmen aus dem Altenburger Land bis dato nur im geringen Maße mit dem Raum Leipzig oder Halle über Kooperationen in Verbindung stehen. Insbesondere über die Mitgliedschaft in der Europäischen Metropolregion besteht eine gute Möglichkeit, neue Kontakte in diesen Ballungsraum zu erhalten. These 3: Die Umsetzung von Konzepten und Projektideen muss stärker forciert werden. Die Analysen haben gezeigt, dass nur ein Bruchteil der Inhalte und Ideen bisheriger Entwicklungskonzepte umgesetzt wurde. Aufgrund der begrenzten Förderzeiträume (2-3 Jahre) und einer oft zu starken Konzentration auf die Bildung von Organisationsstrukturen und Pro16 zessabläufen, die häufig zu komplex geraten, drohen gute Ideen und Konzepte zu „versanden“. Zähe Prozesse und lange Diskussionen erschweren es, die Unternehmen und andere Akteure zur Mitarbeit zu animieren und dauerhaft bei der Stange zu halten. Hier bewährt es sich, mit kleinen, überschaubaren Projekten anzufangen, um durch erste Erfolge weitere Aktivitäten zu unterstützen. Zudem liegt der Fokus häufig auf materiellen, sichtbaren Projekten (z.B. Gebäude, Anlagen, Wege), für die Fördermöglichkeiten und Abläufe auch in der Verwaltung klarer sind. Bei immateriellen Projekten, wie z.B. zur regionalen Identität, Image oder Entrepreneurship, sind andere Arten von Projekten und Maßnahmen notwendig, mit denen sich Akteure aus Verwaltung und Unternehmen zunächst oft schwerer tun. Hier gilt es, einzelne Aktive, wie z.B. Initiatoren oder Mediatoren, und Kommunikationsprozesse zu unterstützen, Räumlichkeiten dafür zur Verfügung zu stellen oder auch Raum für Experimente zu lassen (s.u.). Öffentliche Einrichtungen sind dann nicht als Prüf-, Genehmigungs- und Verwaltungsinstanz, sondern als „Ermöglicher“ und Unterstützer gefordert. These 4: Akteure mit Ideen benötigen Freiräume zum Ausprobieren und Experimentieren. Häufig passen Ideen und Vorhaben nicht 1:1 in Förderprogramme oder Projekte vom Bund, Land oder des Landkreises. Auch schrecken Strukturen von Organisationen, u.a. der Verwaltung, mögliche kreative Akteure ab. Verwaltung und Organisationen haben Vorgaben, müssen Förderrichtlinien einhalten und haben keine Fehlertoleranz, ein Scheitern ist nicht „erlaubt“. Insbesondere zivilgesellschaftliche Akteure und Unternehmensgründer benötigen jedoch Freiräume zum Ausprobieren und Experimentieren. Gerade demographische Schrumpfungsregionen verfügen mit Freiflächen und Leerständen in Gebäuden über Potenziale, Räumlichkeiten für solche Ideen unbürokratisch und flexibel zur Verfügung zu stellen. Dazu bedarf es zum einen einer generellen Offenheit gegenüber einer niederschwelligen, temporären Nutzung von Leerständen, zum anderen einer engen Zusammenarbeit mit den Eigentümern. Das Leipziger Wächterhaus und andere Zwischennutzungsmodelle zeigen Wege auf, wie mit geringem Mitteleinsatz Gebäude instandgehalten und gleichzeitig kreativen Menschen Räume für die Entwicklung von Ideen gegeben werden können. Ein Ansatz, der v.a. aus Städten bekannt ist, aber auch in ländlichen Regionen bereits praktiziert wird, ist die Einrichtung sog. Coworking-Spaces, Gemeinschaftsbüros, die zu geringen Kosten einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Zielgruppen stellen Selbständige, Unternehmensgründer oder temporär an einem Ort beschäftigte Personen dar, für die eine dauerhafte Einrichtung eines eigenen Büros (noch) nicht in Frage kommt. Dass auch Potenzial in der Kreativwirtschaft vorhanden ist, zeigt die Beteiligung an der THAK Tour in Altenburg (vgl. ThEx 2014). Gerade diese Berufsgruppen brauchen Freiräume und kreative Orte. 17 3. Akteursspezifische Handlungsbereiche und -ansätze 3.1 Öffentliche Akteure (Politik und Verwaltung) Kreisentwicklungskonzept mit integrierter Marketingstrategie Verbesserung des politischen Klimas und Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene Anpassungen und Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur und Daseinsvorsorge Druck auf die Landesregierung weiter hoch halten Kommunale und/oder private Energieversorgung auf Basis regenerativer Energiequellen Regionale Wettbewerbe, Aktionen, z.B. zu regionaler Identität, Zukunftsvorstellungen, Angeboten für Jugendliche Vernetzung und Kommunikation zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, Initiativen und Vereinen stärken, z.B. durch Koordinations- und Beratungsstelle Entwicklung und Etablierung einer regelmäßigen Veranstaltung für Ein- und „Ausheimische“ des Altenburger Landes im Landkreis Unterstützung und Akzeptanz von Initiativen jenseits etablierter Fördergewohnheiten und –abläufe, unbürokratische Unterstützung für Kreative, aktive Persönlichkeiten Einrichtung eines Coworking-Space im Landkreis als niederschwelliges Angebot für Selbständige, Unternehmensgründer oder temporär vor Ort Beschäftigte 3.2 Unternehmen Aktive Teilnahme an Entwicklungsprozessen Unternehmerische Maßnahmen zur Sicherung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, wie z.B. Erhöhung der Exportaktivitäten, Steigerung des Lohnniveaus, Investitionen und Mitarbeiterschulungen, durch zielgerichtete Kooperationen unterstützen - sowohl FuE-Kooperationen (Steigerung der Innovativität) als auch additive Kooperationen (Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerung, Potenziale für weitere intensivere Kooperationen) Stärkere Berücksichtigung älterer Arbeitnehmer, u.a. durch altersgerechte Arbeitsplätze, neue Arbeitszeitmodelle, Gesundheitsleistungen usw. Intensive Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen (Ausbildung, Berufsperspektiven im Altenburger Land, Unternehmertum) Beteiligung an und Sponsoring von regionalen Aktivitäten, Wettbewerben und Initiativen im Bereich Bildung, Unternehmertum, regionale Identität, Rückwanderung, Coworking-Space 18 3.3 WTC Neuausrichtung und Aufgabenerweiterung - bei personeller Aufstockung - als „Kümmerer“ für unternehmerische Belange über die Aufgaben der WIFÖ hinaus (Ergänzung, Absprache!) Koordinationsplattform im Bereich Bildung, Ausbildung und Unternehmertum Initiierung, Organisation und Durchführung von Gründerinitiativen Vermittlung von Unternehmenskontakten und Unterstützung bei Kooperationen (u.a. Campustouren, Anlaufstelle für Innovationsgutscheine) Vermittler bei schulischen Kontakten und Initiativen Kontakt- und Schnittstelle für „Ausheimische“ zum Altenburger Land 3.4 Zivilgesellschaft Aufbau eines Seniorenexperten-Pools (z.B. für Hausaufgabenhilfe, Nachbarschaftshilfe, Beratung von Jungunternehmern, soziale Aufgaben) Beteiligung an Wettbewerben und Aktivitäten zur regionalen Identität, Zukunftsvorstellungen in der Region etc. Stärkere Einbindung und Partizipation in Entwicklungsprozessen Vernetzung und Kommunikation zwischen Aktiven, Initiativen und Vereinen Bedürfnisse und Kritik in konstruktives Handeln überleiten (mehr „Macher“, weniger „Nörgler“) 19 Literatur: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi, Hg.)(2014): Wieder da. Rückwanderung von Unternehmerinnen und Unternehmern nach Ostdeutschland. Berlin. Dienel, H.-L.; Jain, A.; Reim, D.; Schmithals, J. & Thies, S. (2006): Rückwanderung als dynamischer Faktor für ostdeutsche Städte. Abschlussbericht (nexus Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung). Berlin. Gerlach, M. (2015): Ein Stück vom touristischen Kuchen. In: Ostthüringer Zeitung (OTZ) vom 11.02.2015. Hollbach-Grömig, B. et al. (2005): Interkommunale Kooperationen in der Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik. DIFU. Berlin. IHK Ostthüringen (2014): IHK Standortanalyse Ostthüringen 2014. Gera. Matuschewski, A. (2010): Stabilisierung der Regionalentwicklung durch Rückwanderung? Theoretische Konzeptionalisierung und empirische Umsetzung am Beispiel von Ostdeutschland. In: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie 54(1): 81-95. Nadler, R. & Matuschewski, A. (2013): Ostdeutsche Rückwanderer und der Fachkräftemangel: Die Sicht ostdeutscher Unternehmen. In: Beiträge. Geographie und Landeskunde 87 (4): 419-440. Nadler, R. & Wesling, M. (2013): Zunehmende Rückwanderung von Arbeitskräften nach Ostdeutschland. IfL-aktuell Nr. 7. Leipzig. Schulitz, A. & Knoblauch, B. (2011): Interkommunale Kooperation schrumpfender Kleinstädte. Analyse der Chancen und Grenzen für schrumpfende Kleinstädte im ländlichen Raum. München. ThEx (Hg.) (2014): Gründer- und Unternehmensreport Thüringen 2013. Die Entwicklung Thüringer Existenzgründungen und Jungunternehmer: Zahlen, Hintergründe, Fakten. Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum (ThEx). Erfurt. ThürIng (2013): Innovative Gründungen in Thüringen – Entwicklung und Ausblick - 2013. Eine Analyse des Thüringer Netzwerk für Innovative Gründungen. Erfurt. Internetquellen: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie: Bayern innovativ – Innovationsgutscheine für kleine Unternehmen/Handwerksbetriebe in Bayern. [http://www.innovationsgutschein-bayern.de/startseite.html; 20.03.2015] Landinger Sommer [www.landinger-sommer.at; 20.03.2015] 20 Wegweiser Kommune: Informationssystem für Kommunen. [www.wegweiser-kommune.de; 18.03.2015] Regionalverband Ruhr: Ruhrideen ruhrideen.html; 31.03.2015] [http://ideenwettbewerb.metropoleruhr.de/1000- 21 Anhang: Liste Finanzierungsmöglichkeiten für KMU Banken (Altenbur- Commerzbank AG Altenburg ger Land) Deutsche Bank, Investment & FinanzCenter Deutsche Skatbank HypoVereinsbank UniCredit Bank AG Sparkasse Altenburger Land VR-Bank Altenburger Land eG Banken gen) (Thürin- Bürgschaftsbank Thüringen (BBT) Mittelständige Beteiligungsgesellschaft Thüringen (MBG) Business Angels Andere THÜBAN - Thüringer Business Angels Netzwerk Bm-t Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH Banken Sparkasse und VR-Bank haben eine ansprechende, benutzerfreundliche Internetseite für ihre Kunden im Altenburger Land. Bei den anderen Banken ist die Übersichtlichkeit verbesserungsbedürftig, da es schwierig ist, die Möglichkeiten und Angebote für Firmen- bzw. Geschäftskunden auf der jeweiligen Internetseite zu finden. Bürgschaftsbank Thüringen Förderung des gewerblichen Mittelstands und freiberuflich Selbstständiger durch Übernahme von bis zu 80%igen Ausfallbürgschaften gegenüber Banken und Sparkassen für: kurz-, mittel- und langfristige Kredite der jeweiligen Bank oder Sparkasse, Förderkredite, die banküblich zu besichern sind, Betriebsmittelkredite (auch Kontokorrentkreditrahmen), Avale (z. B. für Durchführungs- und Gewährleistungsbürgschaften). Mittelständige Beteiligungsgesellschaft Thüringen Unterstützung mittelständischer Unternehmen (Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen) durch Beteiligungen und Beratung. THÜBAN - Thüringer Business Angels Netzwerk Förderung innovativer Geschäftsideen durch Kontakte, Netzwerke, Know-How und Kapital durch Privatinvestoren, die den Gründern – im Gegensatz zu passiven Investoren – zusätzlich zu ihrer Kapitaleinlage mit Rat und Tat zur Seite stehen. 22 Bm|t Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH Die bm|t ist Universalbeteiligungsgesellschaft für Thüringen, betreut und unterstützt mit Investitionen Firmen von der Gründung bis zum Börsengang oder MBO, investiert grundsätzlich in wachstumsstarke Technologieunternehmen und verfügt über spezifische Expertise für Investments in den Bereichen Life Sciences, Mikro- und Optoelektronik, IT/Medien, Maschinenbau und Automatisierungstechnik. Als Tochter der Thüringer Aufbaubank verwaltet sie sechs Beteiligungsfonds: Thüringer Innovationsfonds (TI) Venture Capital Thüringen GmbH & Co. KG (VCT) Thüringer Industriebeteiligungs-GmbH & Co. KG (TIB) Private Equity Thüringen GmbH & Co. KG (PET) Private Equity Thüringen GmbH & Co. Zweite Beteiligungen KG (PET II) Thüringer Gründerfonds (ThGF) 23