Teil 2 - Martins Groovestation

Transcrição

Teil 2 - Martins Groovestation
WORKSHOP
WORKSHOP
Teil 2
Blues-Workshop
Im ersten Teil habe ich die 12-taktige Standard-Blues-Form vorgestellt. Neben Akkordvariationen innerhalb dieser zwölf Takte gibt
es einige mehr oder weniger bekannte Bluesformen, die auch bezüglich der Taktanzahl variieren. Gängige Formen sind der 8-Takte-,
16-Takte- oder 24-Takte-Blues. Dazu gesellen sich Blues Songs, die
ungerade Formen mit 11 oder 13 Takten verwenden, was oft daran
liegt, dass zuerst ein Text und/oder eine Melodie da war und die
Komponisten sich keine Gedanken über Standard-Formen gemacht
Bild von Thomas Soddemann
haben. In einigen Songs werden auch mehrere Blues-Formen gemixt
oder Mittelteile eingefügt. Nun, da werden die im ersten Teil erwähnten „schnellen Absprachen“ zwischen den Musikern doch manchmal ein wenig komplizierter,
was euch nicht abhalten sollte, diese Form- und Akkordvariationen zu studieren,
anzuhören und zu spielen. Anschließend geht es weiter mit dem Moll Blues, Blue
Notes und Tonmaterial.
IV
IV
I
I
V
IV
I
I
Völlig anders gewürfelt die Akkordfolge von Eric Claptons
„Key To The Highway“
112
die ersten vier Takte Tonika verzichtet. Lediglich zu Beginn des Songs werden sie als Intro einmal vor die Form
gestellt.
Hierzu wiederum ähnlich: Der „How Long Blues“ von
Eric Clapton
I
V
IV
IV
I
I
IV
I
V
I
V
I
V
I
Die 16-taktige Form hat zusätzlich vier Takte Tonika vor
der 12-Takte-Standard-Blues-Form wie bei „Blue Suede
Shoes“ von Elvis oder auch bei „Diggin’ On James Brown“
I
I
I
I
I
I
I
IV
IV
I
I
V
V
I
I
Die 24-taktige Form wie beim Bluesklassiker „Mustang
Sally“ funktioniert ähnlich wie die 12-taktige Standard-
Präsentiert von Martin Szalay
Die 8-taktige Form von „Mary Had A Little Lamp“ sowie
bei „City Girls“ von J.J. Cale ist identisch mit den letzten
8 Takten eines Standard 12-Takte-Blues. Es wird also auf
I
IV
V
V
von Tower of Power. Bei beiden Songs wird die 16-TakteForm mehrmals im Wechsel mit der 12-Takte-Form gespielt, bei TOP geht es zudem noch in eine Bridge, die
sich davon nur in den letzten drei Takten gemäß Standard-Blues-Variation durch /IV/ I / I-V/.
Blues-Form, es werden lediglich alle Akkorde vor den
Wechseln zur nächsten Stufe verdoppelt.
I
I
I
I
I
I
I
I
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IV
IV
IV
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I
I
I
V
V
IV
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I
I
I
Der Moll-Blues funktioniert genauso wie der Dur-Blues.
Es wird einfach die Standard-Blues-Form mit Mollakkorden genommen. Diese Form hört ihr bei „All Your Love“
von John Mayall und beim Klassiker „The Sky Is Crying“
in der Version von Albert King auf seinem Album „I‘m In
Im
Im
Im
Im
IVm
IVm
Im
Im
Vm
IVm
Im
I / Vm
Der Moll-Blues mit Dur-Dominante aus Harmonisch-Moll
Die Dur-Dominante hat einfach mehr Spannung.
Sehr häufig wird zusätzlich vor oder auch nach der Dur-
Bm7
The Thrill Is Gone Bm7
1
The
ThrillIs Gone Bm7
E
1
:
1E
EEEE :::: 55 55 === 5 55 55 ===
5 5 55 5 5
::: 2 2
22 hh
:: 22 22 00 22 22
2h
0 2 2
The Thrill Is Gone
Em 77
6
1
6E Em
1
Em
5 57
1E
EEEE 55 55 ===
6
22 hh
2h
2
2
2
2
2
2
55
5
6
6
6
A Phone Booth, Baby“ aus dem Jahr 1984. Letzterer Blues
ist im 12/8 Takt. Die letzten drei Achtel in der Bassline
werden schon entsprechend dem darauf folgenden Akkord
transponiert. Weiter unten findet ihr das Riff.
Dominante noch eine Zwischen-Dominante auf die bVI.
Stufe gespielt. (Sub V der Doppel-Dominante). Hier B.B.
Kings „The Thrill Is Gone“
=
555 555 ==
6
6
6
0
0
0
2
2
2
2
2
2
Em
Em 77
Em 7
E55 55 55 == 5 5 5 == EE55
5
E
5
55
555 555 555 5E5 5 5 = 55 5 5 = E5
0
0
0
2
2
2
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1
1
1
2
2
2
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0
0
0
2
2
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2
2
2
1
1
1
5 5 5 5 5Bm7
Bm7
55 5 5 55 55 5 55 === 5 5 5 ===
5 5 5 55 55
555
5
G7
55
5 5 = G7
55 5 5 == 5 5 5 55 55 55 55 === 555 55 55 ===
5 5 5 55 55 55 5 5 5 5 55
5
0
0
0
0
0
0
5
5
5
2
2
2
2
2
2
0
0
0
4
4
4
Bm7
2
2
2
2
2
2
0
0
0
2
2
2
2
2
2
G7
2
2
2
2
2
2
0
0
0
2
2
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0
3
3
3
3
3
3
5
5
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5
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5
5
5
F#
Bm7
Bm7
10
F# 77
Bm7
Bm7
1
10
E
5
1
F#
75
Bm7
=
=
=
E
5
5
1EEE 5 5 = 55 5 5 55 EE55 55 55 = 5 5 = 55 55Bm755 5 5 55 55 EE55 55 ::::
= 5 5 5 5 E5 5 5 = 55 5 5 = 5 5 5 5 5 5 5 E5 5 :
E
5 5
5 5
5 5 5
::
4
4
4
4
4
0
1
2
2
0
2
2
0
0
1
1
::
22 hh 4 4
4
0
1
2
2
0
2
2
0
0
1
1
2
2
0
2
2
2
2
2
2
0
2
2
2
2
4
0
1
2
2
0
2
2
0
0
1
1
:
2h
2
2
0
2
2
2
2
10
WORKSHOP
dann wieder in die 12-Takte-Form führt. Die 16 Takte bei
„Hochie Coochie Man“ von Muddy Waters unterscheiden
113
1.
Im
Im
Im
Im
IVm
IVm
Im
bVI
V
Im
Standard Moll-Blues mit Variation in Takt 11 bei „ Enjoy
And Get It On“ von ZZ Top
Im
Im
Im
Im
Im
IVm
IVm
Im
Im
Im /V
Vm
Vm
Im
Im
2.
Moll-Blues 12 Takte mit Dur-Subdominante und Dur-Dominante bei „Oh Pretty Woman“
3.
Im
Im
Im
Im
IV
IV
Im
Im
V
V
Im
Im
Im
Im
Im
Im
IVm
Im
Im
Im
Im
Im
Im
Im
Im
IVm
IVm
IVm
IVm
Im
Im
Im
Im
Vm
Vm
Im
IVm
Im
Im
Im
Im
Blue Notes
„Moment mal“, werden jetzt vielleicht einige Kenner
der Szene sagen, „‚The Sky Is Crying‘ ist doch ein ganz
normaler Dur-Blues!“ Das stimmt auch, beides ist richtig! Elmore James hat diesen Titel Ende der 50er-Jahre
als Dur-Blues geschrieben und veröffentlicht. Auch Albert
King hat zehn Jahre später diesen Song auf seinem dritten Album „Years Gone By“ veröffentlicht. Ein und dieselbe Melodie mal als Dur,- mal als Moll-Blues funktioniert
eben, weil sich im Blues Dur und Moll grenzenlos vermischen können. Von der Melodie oder dem Soloinstrument
ausgehend wird der Ton zwischen kleiner und großer Terz
gesungen bzw. durch Ziehen der Saite gespielt. Diese Note
ist eine von drei „Blue Notes“. Auch bei Bass-/Gitarrenriffs
1
1
Oh Pretty Woman
Pretty Woman
Gm7
Pretty Woman
Gm7
:: 5 5 5
5
5
:: 5 5 5
5
: 5
2 h :: 3 6 6 3 5
27 h : 3 6 6 3 5
1 Gm7
555
7
5
5
Gm7
5 55
1 5
5
5 5 5 5
3 5
2h 3 6 6 3 5
3 5
2h 3 6 6 3 5
114
55
55
3
3
5
6
6
V Im
„Oh Pretty Woman“ von Albert King ist auch so ein Klassiker, der bzgl. Dur und Moll unterschiedlich aufgefasst und
gespielt wird. Von der Basslinie ausgehend wäre es Moll
auf allen drei Stufen, Albert King spielt nur die Tonika in
Moll, Subdominante und Dominante in Dur. John Mayall
interpretiert und spielt überall Moll. Während der Strophen ist es ein 16-Takte-Blues mit verlängerter Tonika,
unter dem Solo ein 12-Takte-Blues.
(4)
C 7 (Cm7)
(4)
C 7 (Cm7)
5 5 5 5 5 5 5
5 5 5 5 5 5 5
6
6
5
6
6
5 555
5
D7 (Dm7) 5 5
5 555555
D7 (Dm7)
5
5
3
3
3
3
5
5
5
5
3
5
3
5
6
6
5
5
2h
5
E5
5
4
#4
5
b3
5
5
8
6
3
6
6
3
3
6
6
3
Gm7
3
3
5
2h
10
8
10
8
8
I
I
I
I
I
I
3
V
bVI V I- VIm II V
3
0
1
2
3
3
3
3
0
1
2
3
7
5
3
4
E5
5
6
4
7
Für das Improvisieren und Entwickeln von Blueslinien
empfehle ich in erster Linie die Pentatonik-Skalen, die
Dur-/Moll-Blues-Skalen und Mixolydisch. Wichtig zu
wissen: Bei den Dur-Skalen muss immer den Stufen entsprechend transponiert werden, während z. B. bei MollPentatonik darauf verzichtet werden kann. Spielt ihr also
einen Dur-Blues in A, bräuchtet ihr A-Dur, D-Dur und
E-Dur Pentatonik/-Blues/-Mixolydisch. Beim Moll-Blues
in A reicht theoretisch die A-Moll-Pentatonik, da sie die
Grundtöne der Stufen I7, IV7 und V7 beinhaltet.
Ihr müsst natürlich im einzelnen immer hinhören, ob
eure Skalenauswahl wirklich gut zu dem klingt, was die
Mitmusiker gerade spielen bzw. in welchem Stil ihr euch
gerade bewegt. So passt Moll-Pentatonik zum Beispiel
nicht so schön unter ein Dur-Rock’n’Roll-Gitarrenriff à la
Chuck Berry, da ist Dur-Pentatonik viel besser.
8
1
3
E5
b3
The Sky is crying in Db Dur
58 5 :
5
5
5
1 5 5 : 5 5 5 : 5 :
5
E
5
5
8
IV
3
2
The Sky is crying in C Moll
IV
3
1
5
12/8 Blues Riffs in Moll und Dur
3
::
::
:
::
:
5
5
5
7
1
4
4
4
5Gm7 5
5 5 5 5E5
4
4
4
5 5
5 5 5 5E5
A-Dur Blues
A-Dur-Blues
b7
9
10
4
Slow-Dur-Blues mit erweitertem Turnarounds mit II.
und VI. Stufe
Beim Slow-Dur-Blues wie in „Everybody Wants To Go To
Heaven...“ von Albert King geht es in Takt 10 für einen
6
6
Dur-Blues, Mixolydisch, aber auch Moll-Pentatonik und
Moll-Blues eingesetzt.
5
Beim V7 im Moll-Blues kann auch HM5 gespielt werden.
Da gerade beim Dur-Blues so viele Dur- und Moll-Skalen
möglich sind, wird dieser Mix auch oft als universelle „Blues Tonleiter“ angesehen. Stufen: 1,2,b3,3,4,#4/
b5,5,6,b7. Diese aus neun Tönen bestehende Tonleiter
hat sehr viele Färbungen, weshalb ihr Einsatz nicht ganz
einfach ist. Mit chromatischen Linien lässt sich diese
Tonauswahl jedoch relativ leicht sinnvoll abdecken, wobei dann noch die b2, b6 und die 7 dabei sind. Hiermit
wäre dann die chromatische Tonleiter komplett. Siehe
mein Workshop Building Basslines Teil 6 aus Heft 2/11.
wird die Mollterz in Richtung Durterz gezogen, wie z.
B. bei „Tie Your Mother Down“ von Queen. Weitere Blue
Notes sind die #4/b5 und die b7. Weiter unten findet ihr
Albert Kings Dur Bassriff zu „The Sky Is Crying“.
6
6
A-Moll-Blues
Bei Im7, IVm7 und Vm7 Akkorden passt Moll-Pentatonik
und Moll-Blues und den Stufen entsprechend Aeolisch
(Im), Dorisch (IVm) und Phrygisch (Vm). In einigen Fällen passt aber auch Dorisch auf Im7, wie bei „Oh Pretty
Woman“.
V
24 Takte Moll-Blues „Money” von Pink Floyd, Gitarren-Soloteil
Im
1
Stufen 1
Acht Takte Moll-Blues bei „Mama Don‘t ...“ von J.J. Cale
4.
Tonmaterial
Im Blues werden folgende Skalen gespielt:
Bei I7, IV7 und V7 Akkorden wird die Dur-Pentatonik,
Diese im Turnaround typische 1-6-2-5-(1) Verbindung
gibt es in auch als reine Dominantkette I7,VI7,II7,V7 oder
mit Mollakkorden auf VI. und II. Stufe. Ihr findet die Titel alle im Internet auf Youtube. Die CD von Albert King
„Born Under A Bad Sign“ lohnt sich, doppelt zu kaufen, da
der Bass nur im linken Kanal aufgenommen wurde und
ihr dadurch eine „Playalong“ CD habt.
4
3
6
5 : 5 5 5
5:
5 :
Everybody wants to go to heaven...Ab
4
4
3
6
4
3
6
halben Takt auf den bVI7 Akkord, gefolgt von V7, und
dann gibt es einen erweiterten Turnaround in halbtaktiger Akkordfolge: I7, VIm7, II7,V7.
Viel Freude beim „Bluesen“!
Fragen und Feedback wie immer gerne an:
[email protected]
WORKSHOP
WORKSHOP
Moll-Blues Formen und Variationen
12 Takte Moll-Blues mit Dur-Dominante und bVI. Stufe
bei „The Thrill Is Gone“
115

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