ROYAL CLIPPER°Karibik
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ROYAL CLIPPER°Karibik
PrachtSchiff: Die Royal Clipper ist ein Nachbau des Rahseglers Preußen (1902–1910). Royal Clipper° Karibik Die Royal Clipper, das größte Vollmastsegelschiff der Welt, verbindet die WindjammerRomantik vergangener Zeiten mit modernem Komfort. AZUR kreuzte mit ihr zu den Windward-Inseln in der Karibik. 50 °azur.de Foto: Star Clippers Freiheit unter Segeln azur.de 51 ° Royal Clipper° Karibik Imposante Takelage: 5050 Quadratmeter Segelfläche verteilen sich auf 42 Segel. Nachts fährt der Fünfmaster unter Motor, als Stabilisatoren dienen zwei Anti-Roll-Tanks. Fotos: Susanne Schaeffer Alltag an Bord: Wer auf der Royal Clipper mitreist, erlebt Segeln hautnah – direkt hinterm Steuermann (oben) oder beim Zuschauen, wenn die Nähmaschine herausgeholt wird, um kaputtes Tuch zu reparieren. Links: das zweite Steuerrad am Heck. 52 °azur.de azur.de 53 ° b Royal Clipper° Karibik Beach-Barbecue unter sanft rauschenden Palmen, dösen im Puderzuckersand, schnorcheln mit Schildkröten im kristallklaren Karibikwasser, Kajak und Wasserski fahren oder einfach nur abhängen. Rundherum ein paar Yachten und die Royal Clipper vor Anker in Sichtweite. Ein Traum von Tag! So die einhellige Meinung der rund 170 Gäste des Windjammers. Ein Tag im Paradies! Denn so oder so ähnlich stellen sich hier viele dieses winzige Fleckchen unberührter Natur namens Romeo Island vor. Eine von fünf unbewohnten Inselchen der Tobago Cays und unter Seglern und Motoryachties das absolute High-End-Ziel eines Karibiktörns. Ganz sicher auch das Highlight auf dieser Kreuzfahrt durch die Windward-Inseln. Die Bezeichnung „Windward“ entspricht eigentlich nicht ihrer geografischen Lage, denn die Eilande vor der Küste Südamerikas liegen unterhalb der Passatwinde. Folgerichtig nannten die Spanier, Franzosen und Holländer sie ja auch Leeward-Inseln, „Inseln unter dem Winde“, und die über den Passat- Das Deck am Bug ist ein reines Arbeitsdeck. Hier wird der Anker ein- und ausgefahren, werden die Taue verstaut. Unter dem blauen Dach trifft sich die Crew in ihrer Pause. auf Barbados lebt das britische Königreich noch winden liegenden die Windward-Inseln. Doch dann drehten die Engländer den Spieß irgendwann während ihrer kolonialen Eroberungen einfach um. Warum, weiß keiner so recht. Fakt ist, bis heute heißen alle Inseln nördlich von Grenada und südlich von Dominica inklusive derselbigen Windward-Inseln. Leinen los heißt es aber zunächst auf Barbados, dem „Little England” der Karibik. Seit den Kolonialzeiten herrscht hier die konstitutionelle Monarchie mit der britischen Königin an der Spitze. Und die „Bajans“, wie die Bewohner genannt werden, denken und fühlen immer noch ▼ Fotos: Susanne Schaeffer 54 °azur.de Eingespieltes team: Per Knopfdruck werden die Segel eingeholt (unten), dann die Taue. Ein Prozedere wie ein Uhrwerk, das locker jedes Mal 20 Minuten dauert, immer beobachtet von den Gästen an Bord. azur.de 55 ° D ie Royal Clipper, der 134 Meter lange Fünfmaster und Nachbau der Preußen, weckt Sehnsucht nach Seefahrer-Romantik. Wer hier eine Kreuzfahrt bucht, will das nostalgische Flair der großen Entdecker nachempfinden, aber auf zeitgemäßen Luxus nicht verzichten. Muss er auch nicht: Nur maximal 227 Gäste genießen auf den 1760 Quadratmetern Deckfläche mit drei Swimmingpools die großzügige Atmosphäre des Großseglers, der mit seinem königsblau-weißen Rumpf-Anstrich und den goldenen Namenslettern am 56 °azur.de Heck schon optisch weithin sichtbar eine majestätische Ausstrahlung hat. Nautische Tradition findet sich auch in den auf Hochglanz polierten Messing-Applikationen und dem edlen Mahagoni des Interieurs. Und die geschmackvoll ausgestatteten Kabinen vermitteln mit ihren dunklen Kassettenwänden, dem Marmorduschbad, den edlen Textilien in Blaugelbtönen einen ebenfalls elegant-maritimen Charakter. Blickfang ist das großzügig gestaltete, mittschiffs gelegene, dreistöckige Atrium mit seinen Wandmalereien im Zwischengeschoss und schmiedeeisernen Geländern mit goldenen Griffen sowie dem Lichteinfall vom darübergelegenen Pool. In seinem obersten Stock befindet sich die „Piano Bar“, die mit ihren gemütlichen Sitzecken ein beliebter Aufenthaltsraum bei schlechtem Wetter oder für kühle Stunden an heißen Tagen ist. Auf einem schneeweißen Auslauf-Romantik mit der Columbus-Hymne Flügel spielt hier der Bordpianist begleitende Melodien, die bis in den ganz unten im Atrium liegenden „Clipper Dining Room“ abendlich das Dinner untermalen. So fein das Interieur, so locker entspannt ist die Atmosphäre an Bord: Man ist ja unter Seglern, offen, freundlich und gleich per Du. Neben den überwiegend aus den USA und England stammenden Gästen kommen viele aus Deutschland, der Schweiz und diesmal auch 30 Gäste aus Russland. Einige sind Freunde des Kapitäns Sergey Tunikov. Ein Welcome-Cocktail nebst frischen Früchten wartet in der „Tropical Bar“ auf die Neuankömmlinge. Die nur mit Segeltuch über die gesamte Schiffsbreite abgedeckte „Tropical Bar“ ist der zentrale Punkt an Bord, hier kommt man hin zum Early Bird-Kaffee bei Sonnenaufgang, zur Morgengymnastik, zum Nachmittagssnack, auf den Aperitif vorm Dinner, zu den Abendveranstaltungen danach, zum Tanzen – und nimmt hier auch den letzten Absacker. Sie ist sogar die Sammelstation im Notfall, wie sich am ersten Morgen an Bord zeigt – beim Pflichtprogramm, dem Emergency Drill. Der wird dreisprachig durchgeführt, auf Englisch, Deutsch und Französisch. So wie alle Durchsagen, das Tagesprogramm und die Ausflugsinformationen. Die Reederei pflegt ein internationales Image auf allen drei Clipper-Schiffen. Neben der Royal Clipper befahren noch die Viermaster Star Clipper und Star Flyer die Weltmeere. Zweiter hoch frequentierter Bereich an Bord ist der Bereich an Deck direkt hinter der Brücke. Heiß begehrt hier: die Holzbänke für den Rundum-Ausguck! Es lassen sich Ein- und Ausläufe am besten miterleben, man ist dicht am Kapitän, der in Hörweite mit dem Ersten Offizier dem Steuermann die Kommandos gibt. Und wenn die Royal Clipper die Segel hisst und dabei die Columbus-Hymne „1492“ von Vangelis erklingt. Ja, spätestens dann läuft allen Gästen, egal, wie oft schon miterlebt, immer wieder ein angenehm romantischer Schauer über den Rücken. Erster Stopp unserer Segel-Cruise ist Union Island, eine Mini-Insel der insgesamt 30 Grenadinen. Ein unvergesslicher Strand-Nachmittag verspricht das Bordprogramm hier. Doch das Wetter spielt nicht mit, die Ausläufer der Regenzeit erwischen uns noch Ende November. Die heftigen Tropengüsse lassen viele Kreuzfahrer nur kurz an Land gehen. Erst am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Mastbesteigung steht auf dem Plan: Ins 15 Meter hohe Krähennest wollen viele, die Schlange ist lang. Gut gesichert schaffen alle den Aufstieg. Die Aussicht auf die Takelage, das Deck, das weite Meer bis zum Horizont ist berauschend! U m 12 Uhr wirft die Royal Clipper vor der Gewürzinsel Grenada Anker. Grenada hat bis heute unter den Folgen des Hurrikans Ivan zu leiden, der 2005 über die Insel fegte, nicht nur 90 Prozent aller Häuser, ja die gesamte Infrastruktur inklusive der Elektrizitätsversorgung zerstörte. Die Schäden sind für die Kreuzfahrtgäste unübersehbar. „Die Natur hat sich aber erholt“, berichtet Führer David, der einen Ausflug mit mehreren Minibussen ins Landesinnere leitet. „Alle Bäume oben auf den Bergkämmen waren nur noch Gerippe ohne Laub. Inzwischen tragen sie immerhin schon wieder Blätter und Früchte.“ Auf der Fahrt zu dem Seven Sisters Waterfall führt eine schmale Straße auf über 500 Meter Höhe vorbei an dem See Grand Etang. In dem gleichnamigen Nationalpark führt der Weg zunächst durch ein Plantagen-Tal. David zeigt den Wanderern die wichtigsten Gewürze der Insel, hält Kostproben bereit von der Kakaobohne, der Ingwerwurzel, der Muskatnuss, von Zimtstangen, Papayas und Maracujas. Dann beginnt der Abstieg zum Wasserfall. Nur mit Stöcken zum Abstützen und rutschfesten Schuhen gelingt es allen, die steilen und durch den Regen der letzten Tage matschig-glitschigen Stufen hinunter zu bewältigen. Unten wartet neben einem tosenden Schauspiel als Belohnung ein erfrischendes Bad im kleinen See davor. Ein Einheimischer mit dem Künstlernamen Butterfly stürzt sich aus zehn Meter Höhe rückwärts ins sieben Meter tiefe Nass. Köstlich und 100 Prozent „organic and natural“ schmeckt nach der Rückkehr zum Bus der frisch gepresste Fruchtpunsch von Christine. Die Französin, die vor elf Jahren hier aus Liebe hängenblieb, erntete zwanzig Maracujas im eigenen Garten, presste diese, fügte fünf Orangen und zwei Limonen hinzu und verdünnte den Mix mit Wasser. Abends beim Welcome-Cocktail entpuppt sich Gastgeber Sergey Tunikov, der russische erste Mann an Bord, als nicht nur gut gelaunt und gesellig, sondern auch als launige Plaudertasche mit Marketing- und PR-Qualitäten, indem er episch alle Schiffe und Routen erklärt. Neben seinen Kapitänsaufgaben hat er sogar, freiwillig, einen weiteren Nebenjob: Morgens um 6.45 Uhr bittet der Karate- und Kung-Fu-Meister zum Tai Chi-Training mit den Passagieren. Und wenig später stoppt der Russe den Windjammer auch schon in den Tobago Cays. Und der Tag im Paradies beginnt. Mit Tenderboo- ein paar Meter weiter sitzt später neben den Royal Clipper-Gästen in der „Romeo Bar“ eine Gruppe Franzosen, die hier von ihren Booten an Land kommen. Der Restaurant-Chef erklärt: „Ich koche für die Yachties. Wir haben heute Morgen frischen Hummer und Snapper gefangen.“ Was für ein Leben! Viel zu schnell ist diese Robinsonade vorbei, fährt um 16.30 Uhr der letzte Tender zurück. Doch schon wartet gleich ein Gelungene ROBINSONADE AUF DEN TOBAGO CAYS ten fahren alle die wenigen Meter bis an den Strand. Während sich die Gäste verlustieren, hat die Crew, mit Hotelmanagerin Anita an der Spitze, mittags professionell einen köstlichen Lunch vorbereitet. Mit Salatbar, Gegrilltem, Obst und Desserts sowie einer Cocktailbar. Doch bis es so weit ist, kann jeder auf dem Traum-Eiland tun und lassen, was er will. Die Schnorchelausrüstungen, die es an Bord kostenlos zum Verleih gibt, kommen nun zum Einsatz: Das Wasser mit bunten Fischschwärmen und ein paar Meeresschildkröten wartet auf Besuch. Stundenlang ließe sich in dem 27 Grad warmen Wasser baden. Eine Inselerkundung ist indes schnell erledigt: In weniger als zwei Minuten läuft man auf einem kleinen Pfad zur anderen Seite zu einem weiteren Traumstrand. Gute Schwimmer können sogar übers Wassser hierherkommen. Nur GalIonsfigur: Modelliert nach dem Gesicht der Reederstochter Marie Krafft. weiteres Spezial der Star ClippersSegler: die Fotoshooting-Tour in Beibooten, wenn die Royal Clipper unter vollen Segeln in den Sonnenuntergang fährt. St. Vincent am oberen Ende der Grenadinen präsentiert sich mit hohen Bergspitzen, bekleidet mit üppig grünem Regenwald. Durch die quirlige Hauptstadt Kingstown, in der sich einige teils schon zerfallene Kolonialbauten um ein kleines Stadtzentrum mit Parlamentsgebäude und Gericht gruppieren, schlendern die Kreuzfahrer. Die Insulaner sind freundlich und zeigen sich ▼ britisch. Maria, die im Pendelverkehr jeweils eine Hand voll Gäste der Royal Clipper im Taxi zum Hafen von Bridgetown bringt, bestätigt dies: „Wir fahren auf der linken Straßenseite, haben unsere Teatime, das englische Schulsystem, unser Nationalsport ist Cricket, aber auch Polo.“ Von der ehemaligen Herrschaft der Zuckerplantagen zeugen noch ein paar feudale, versteckt liegende Herrenhäuser. Schon lange ist die heutige Haupteinnahmequelle aber der Tourismus. Die Südküste, durch dessen Orte Maria das Taxi lenkt, sei jünger, aktiver und für den kleineren Geldbeutel. „Die Westküste ist feiner“, so Maria, „dort befinden sich abgeschlossene Hotelanlagen für Gäste mit ,money‘.“ Wie das Sandy Lane, das ultimative LuxusEldorado hier, in dem auch Barack Obama seinen Honeymoon feierte. Ankunft im Hafen: Durch eine labyrinthartige Schleuse von Dutzenden von Souvenirläden muss der Kreuzfahrtgast seinen Koffer durchs Cruise Terminal schieben, um an die Pier zu kommen. Ein lästige Prozedur, die sich leider in vielen KaribikTerminals finden lässt. Doch dann geht alles ganz schnell: Reise-Voucher vorzeigen, Fotoshooting zur Registrierung, Kreditkarte durchziehen, Boarding Pass in Empfang nehmen – willkommen auf dem größten Windjammer der Welt! Captain’s Tai Chi: Der erste Mann an Bord gibt morgens Tai ChiKurse für die Gäste. Fotos: Susanne Schaeffer Royal Clipper° Karibik azur.de 57 ° Atl an tis cher Ausschnitt M ittelpunkt des Hafenstädtchens ist der tägliche Markt entlang der Uferstraße. Hier findet man neben Obst, Gemüse, Kurzwaren auch viel Krimskrams, Souvenirs und durchaus Nützliches: für die Piratennacht an Bord am selben Ernstfall? Piraten alias Crew-Mitglieder „überfallen“ die Gäste beim Dinner. 58 °azur.de St. Lucia Marigot Bay Soufrière Meer Bay macht die Royal Clipper nachmittags Halt. Gepflegt, sauber wirkt das Örtchen, das im Grunde nur aus der Hafenmole, ein paar Shops, Restaurants und einer Hand voll pastellfarbener Holzhäuser im Gingerbread-Stil besteht. Aber bildhübsch! Bequia hat eine lange Seefahrtsgeschichte. Angeln und Schiffbau florieren noch immer. Am Nordende des Hafens bauen Handwerker auf traditionelle Weise bis heute kleine und große Boote aus Holz. Und es gibt eine (teilweise) aktive Walfangstation: Gemäß einer Sondervereinbarung mit der Internationalen Walfangkommission darf hier ab und an noch Walfang betrieben werden. Erlaubt ist dann, pro Saison bis zu vier Wale mit offenen Segelbooten zu fangen. Wer nicht auf den lohnenswerten Ausflug „Kulturerbe“ geht, der an Zuckerrohrfeldern zu einer Schildkrötenfarm führt, macht Wassersport am nahen Sandstrand. um das originellste Paar an Bord – die fast kuschelige Nähe zwischen „Tropical Bar“ und dem Deckbereich davor, der „Bühne“, lässt beim Publikum die Hemmschwelle gen null laufen. Man ist ja „unter sich“, eine große Familie auf Zeit. Vielleicht tut aber auch die Seeluft ihren Teil dazu bei, weckt Meeres- und andere Geister. Und so werden in der wöchentlichen „Talent-Show“ bisher kaum in Erscheinung getretene Crew-Mitglieder zu umjubelten Stars, wenn sie singen, tanzen oder zaubern – wie Barchef Manolito, mit elf BordJahren das Faktotum der Royal Clipper. Und immer, und auf jeder Reise andere, sind auch bisher unbekannte Talente unter den Gästen, die sich an diesem Abend offenbaren: K Das beste Entertainment machen die Gäste selbst Auf dieser Kreuzfahrt jongliert ein kalifornischer Student mit Bällen, gibt die russische Gäste-Gruppe unter Applaus einen ihrer traditionellen Hochzeitstänze zum Besten, singt eine bis dato meist nur schüchtern lächelnde Russin aus voller Inbrunst mit glasklarer Stimme Volksweisen, und sogar der Kapitän tanzt erstmals inmitten der Gäste ein Solo. Alles mehr oder weniger improvisiert, aber authentisch spontan und unverkrampft, und damit umso unterhaltsamer. Einsame Badestrände, verträumte Lagunen und Korallenriffe. Auf Bequia, der mit nur wenigen Quadratkilometern trotzdem schon größten der Grenadinen-Inseln, und hier in Port Elizabeth an der Admiralty leiner Kulturschock am nächsten Morgen in Fort de France auf Martinique: Nicht nur, dass es zur Begrüßung bis nach dem Frühstück wie aus Eimern schüttet, die Zivilisation holt einen ein – charmeloser Kreuzfahrtterminal mit überteuertem Duty-free-Laden, Begrüßung durch ein Tourismusbüro-Empfangskomitee, Autolärm, moderne, mehrstöckige Häuser und überdachte Einkaufsmalls für die 100.000 Einwohner. Zahlungsmittel ist der Euro, das Handy kündigt per SMS den T-Mobile Weltweit-Tarif in der EU an. Grund: Die Insel ist wie Guadeloupe ein „Département“ Frankreichs, vergleichbar mit einem Bundesland. Seine Bewohner sind französische Staatsbürger. Ihr berühmtester ist längst verstorben, aber überall noch lebendig: Napoleons Gattin, Kaiserin Joséphine, ist hier geboren. Die Stadt lässt sich in einer knappen Stunde Rundgang Union Island 0 G r enadinen Abend nämlich. Viele Gäste haben sich hier offenbar eingedeckt, wie sich später herausstellt. Stammgäste der Star Clippers-Schiffe, im Fachjargon „Repeater“ genannt, haben das indes nicht nötig. Sie haben ihre Maskerade von zu Hause mitgebracht. Die karnevalsähnliche Gaudi ist nämlich Tradition auf jeder Reise, und jeder macht dabei auch mehr oder weniger mit. Da kommen die einen mit Totenkopf-Tüchern, Pumphosen, breiten Gürteln und Schals oder Bändern, Hüten, Spielzeugwaffen, schwarz geschminkt und mit Zahnlücken aus Alufolie (aus der Bordküche!). Die ganz wenigen Unverkleideten, die sind bestimmt beim nächsten Mal kostümiert dabei! Nach dem Dinner, das bereits von einem Piratenüberfall der Crew unterbrochen wird, geht die Party in der „Tropical Bar“ weiter: Mit kleinen Spielchen, die manchen an frühere Kindergeburtstage erinnern, wird der „Pirate of the Caribbean“ gekürt. Die Kandidaten müssen eine Goldmünze zwischen ihren Knien zu einem Sektcooler transportieren und zielstrebig hineinfallen lassen, ohne ihre Hände zu benutzen, dann ihre Knoten-Kenntnisse unter Beweis stellen. Oder ein Lied nach Wahl zum Besten geben. Danach wird gefeiert und getanzt, natürlich auch der obligatorische Star Clippers-Schiffstanz. Die Tanzrichtung geben dabei die Wellen vor: mal nach backbord, mal nach steuerbord. Bis nach Mitternacht klingen die Reggae-Rhythmen weit aufs Karibische Meer hinaus. Dieser Motto-Abend ist beispielhaft für den ganz eigenen Charakter der Star Clippers-Abendunterhaltung. Außer einem Pianisten und einer Sängerin sowie einer in diesem Fall exzellenten lokalen Steel Band oder auch mal einer FolkloreGruppe wird auf Shows mit Profikünstlern verzichtet. Die Dynamik im Entertainment entsteht aus den Gästen heraus und mit ihnen: Ob Karaoke, Musik-Quiz, Wettbewerb O zean St. Vincent Bequia Bridgetown Barbados Tobago Cays 50 km St. George’s Grenada Die Inseln ÜBER dem Winde Wer die schönsten Segelreviere der Karibik kennen lernen möchte, sollte die „Windward-Inseln“ bereisen – am besten unter Segeln. Landesinfos Der Duft von Muskatnuss, Zimt und Vanille in der gleißenden Sommerluft – das sind die tropischen Aromen Grenadas. Vom hufeisenförmigen Carenage auf St. George’s, wo Segelschiffe einst kielgeholt wurden oder zum Säubern auf der Seite lagen, geht es durch den Sendall-Tunnel (1895 von Hand gebaut) zum Esplanade und dem alten Fort George, von dem Sie einen spektakulären Blick auf Grenada haben. St. Vincent, am oberen Ende der Grenadinen, ist dicht bewachsen von üppigem, tropischem Regenwald, in dem Sie noch zahlreiche Orchideen und seltene Farne finden. Bequia liegt etwa 14 Kilometer von St. Vincent entfernt. Der Naturhafen Port Elizabeth ist ein Treffpunkt für Segler aus aller Welt. Erkunden Sie die Marina mit einem Rundgang und genießen Sie die Atmo- sphäre bei einem tropischen Cocktail. Unter den Inseln der Karibik ist Martinique die klassisch französische. Zugleich wild und mysteriös, urban und fortschrittlich, spiegelt sie ein tropisches Frankreich wider. Sie werden dem Charme der kreolischen Küche und den Boutiquen in Fort de France kaum widerstehen können. Zwei gigantische Felsnasen ragen aus dem Meer – die Pitons: Sie wachen über das bezaubernde St. Lucia, eine tropische Vision des Paradieses, die man nie vergessen wird. Marigot Bay, einer der schönsten Häfen der Karibik, ist umgeben von Kokospalmen und dicht bewachsenen Hügeln. Rodney Bay beheimatet einige der schönsten Yachten der Welt. Besuchen Sie die kleine Hafenstadt Soufrière mit dem einzigartigen befahrbaren Vulkan. Souvenirs Gewürze wie Zimt, Vanille, Muskatnuss, Rum. Batiken. Währung Martinique: Euro, sonst Eastern Caribbean Dollar (ECD). Dollar werden akzeptiert, Rückgeld in Landeswährung. (1 US$ = 2,60 ECD) Beste Reisezeit Von Dezember bis März, die übrigen Monate kann es zu täglichen tropischen Regenschauern kommen. Lesetipp Karibik, Marco Polo (9,95 Euro) INFOS Wahrzeichen: Ankern mit Blick auf die Pitons von St. Lucia. www.barbados.org www.grenada.org www.Stlucia.org www.martiniquetourisme.com www.svgtourism.com ▼ offen für einen Schwatz mit den Touristen. Dabei ergeben sich ganz überraschende Verbindungen: Bei der anglikanischen St. George’sKathedrale von 1820, die übrigens bekannt für ihre bunten Glasmosaikfenster ist, trifft der deutsche Besucher auf begeisterte Kenner der Heimat: Felicia, eine farbige Einheimische, erzählt, nach dem Weg zum Botanischen Garten gefragt, geschlagene zehn Minuten kommalos von Karlsruhe und ihren Jahren dort als Lehrerin in der Militärschule, endet erst mit einem erschöpften „Germany was the best years of my life! Say hello to my lovely Germany. But now I have to go!“ Großartig, aber wo geht’s nun zum Botanischen... und weg ist sie. Martinique Fort de France Ka r i b i s ch e s Fotos: Susanne Schaeffer, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR Royal Clipper° Karibik Südamerika Kletterpartie: Gut gesichert können Schwindelfreie ins 15 Meter hohe Krähennest aufsteigen. azur.de 59 ° Netz-Time: Das Bugsprietnetz lockt zum Sonnen und Sinnieren. Die Pitons von St. Lucia erstrahlen im Morgenrot einfache, individuelle Strand-Bars, aus denen Karibik-Klänge hallen, einfache Restaurants, Köche, die den frischen Tunfisch vor den Augen der Gäste ausnehmen, bevor er später gegrillt und serviert wird, Beach-Apartments zum Mieten mit direktem Meerzugang. Am Strand ein paar streunende Hunde und Rastermänner. Anfangs ist das Meer noch schlammdurchsetzt vom Tropenschauer, doch schon eine Stunde später wieder glasklar für einen Schnorchelgang. Nur zu gerne hätten die Kreuzfahrer hier einen Sundowner-Cocktail mit Blick auf die auf Reede liegende Royal Clipper genossen. Doch es heißt Segel setzen nach St. Lucia! Wer den karibischen Sternenhimmel unter Segeln liebt, und das tut mancher nach dem dritten Rumpunch, erlebt selten einen der 60 °azur.de einzigartigen Sonnenaufgänge: In der Karibik ändert sich die Szenerie sekündlich, wenn sich das Licht langsam durch dunkle und helle Wolkentürme am Horizont seinen Weg in den Tag hinein kämpft. Und wenn sich dann wie an diesem Morgen die Doppelkegel der Pitonberge im Morgenrot zartrosa abzeichnen, ist das Kitschbild perfekt. Doch nur zwei Gäste wohnen um sechs Uhr früh schon diesem Schauspiel bei. Dafür sind die Deckhands bereits umso eifriger, sprühen die Teakhölzer mit Süßwasser ab, wischen, säubern die Reling und Geländer. Erst als die Royal Clipper vor die Marigot Bay läuft und in Sichtweite des Wahrzeichens der Antillen ankert, hat sich das Vorderdeck mit Passagieren gefüllt. Marigot Bay, einer der schönsten Häfen der Karibik, ist umgeben von Kokospalmen und dicht bewachsenen Hügeln. Rechts neben einer Hügelkuppe erstrecken sich zwei lange, einsame, palmengesäumte Traumstrände, am liebsten würde man hinüberschwimmen. Doch der Kapitän entscheidet sich heute nicht für „Wassersport am Strand“. Dafür wird die Marina aufgemacht. Schwimmmatten dümpeln im Meer um das Heck. Wer mag, kann sich von einer Badeleiter aus von der Hitze abkühlen. Nachmittags wird in der Bucht von Soufrière ein weiterer Stopp eingelegt. Auf der Fahrt dorthin gibt es eine fast letzte Gelegenheit, bei strahlender Sonne einen nur auf den Star Clippers-Segelschiffen möglichen und erlaubten Ausflug ins Bugsprietnetz zu machen. Für viele der Lieblingsort an Bord: Das Meer unter sich, die Segel über sich, lässt man sich ins grobmaschige Netz fallen, genießt die ungewohnte Perspektive, den Fahrtwind, den Himmel. Nirgendwo sonst ist man auf See der Freiheit so nah! Soufrière, was „Schwefel in der Luft“ bedeutet, hat seinen Namen von den nahen Schwefelquellen. Und tatsächlich: Ziemlich bald nach Verlassen der Stadt fängt es an, unangenehm nach faulen Eiern zu riechen. Etwas vermessen behaupten die „Lucies“, wie die Inselbewohner sich nennen, sie hätten hier ihren einzigen Drive-in-Vulkan der Welt. Mit viel Fantasie stimmt das: Man fährt tatsächlich auf einer Straße in die Überreste eines 300.000 Jahre alten Vulkankraters hinein, eine Art Mondlandschaft tut sich auf, mit Teichen voller Schlamm, der Blubberblasen schlägt. Kurz vorher muss man dann aber doch aussteigen, ein paar Stufen hinunter-, über eine Brücke und wieder etwas hinauflaufen, um bis auf 25 Meter ans Naturkuriosum heranzukommen. Hier lebt Die Romantik der alten Seefahrer auf Wer auf dem Fünfmaster Royal Clipper kreuzt, schätzt den persönlichen Kontakt zur Crew, zum Kapitän und die Nähe zu Wind und Wellen – neben dem Luxus. schiff Das Flaggschiff der Star Clippers-Flotte mit fünf Masten, 5050 Quadratmetern Segelfläche und 42 Segeln will die Tradition der Großsegler fortsetzen. Maritim-sportliches Ambiente verbunden mit modernem Komfort und sehr guter Küche machen die Royal Clipper einzigartig. Kabinen E in letztes Mal heißt es heute Abend Segel setzen und mit der traditionellen Auslaufmelodie der Reederei, „1492“ von Vangelis, Kurs zu nehmen nach Barbados, dem Start und Ziel dieser Kreuzfahrt. Und wie auf jeder Star Clippers-Reise findet am vorletzten Abend das Captain’s Dinner mit Jakobsmuscheln und Hummer statt, während der letzte ebenso standardmäßig mit einem Dankeschön der Crew bei den Gästen endet. Fähnchen ihrer Nationalitäten schwingend laufen alle nacheinander ein und singen Michael Jacksons Hit „We are the world“. Spätestens jetzt planen auch die letzten Gäste ihre nächste Segelkreuzfahrt mit der Royal Clipper. Den Rekord an Bord hält sicher Heidi, eine lebenslustige Witwe aus Deutschland, die am Ende dieser Reise sieben Wochen an Bord und in den letzten 12 Jahren insgesamt 163 Wochen mitgesegelt war. Text: Susanne Schaeffer ★★★★ i Luxus-Außenkabinen mit Marmorduschbad, TV (Video/News), DVD, Safe, Fön. Sechs Innenkabinen (10 m2), 14 De-Luxe- auch an Deck). Dinner mit mehrgängigen Menüs. „Tropical Bar“, Poolbar. Café- und Teebar plus Obst kostenfrei rund um die Uhr in der „Piano Bar“. Wasserstation (kostenfrei) an der „Tropical Bar“. service Sehr freundlich, vornehmlich Filipinos (englischsprachig), deutschsprachiger Kreuzfahrtdirektor und Hotelmanager. Trinkgeld nicht obligatorisch, Empfehlung: 8 Euro/Tag. Sport & Wellness Kleines Fitness-Studio, Spa mit Massagen und Beauty-Behandlungen (Thalgo, z. B. Massage: 60 Min./75 Euro). Gymnastik. Wassersport in der eigenen Marina oder am Strand Wasserski, Kajak, Segeln. Gegen Gebühr: Tauchen. Bordprogramm Bibliothek mit Büchern, Brettspielen, Bridge. Internet (Kosten: Fotos: Susanne Schaeffer, Star Clippers Royal Clipper° Karibik erlaufen: das Fort Saint-Louis, ein Militärgebäude aus dem 17. Jahrhundert, gleich darunter die frühere Place de la Savane mit ihren Königspalmen und Tamarinden, die Statue von Joséphine und, am sehenswertesten, die Bibliothek Schoelcher. Sie wurde in Paris angefertigt, in ihre Einzelteile zerlegt und 1893 hier aufgebaut. Mittags ist keiner traurig, der Hektik dieser Stadt wieder zu entfliegen. Es geht zur Anse d’Arlet. Wieder regnet es kurz und heftig, das geplante Mastklettern fällt dem Tropenschauer zum Opfer. Der Tender zum Beach zwei Stunden später lohnt sich dennoch: Der Regen hat aufgehört, das Land dampft, die sehr idyllisch gelegene Bucht überrascht die Kreuzfahrer mit dem ganz eigenen, ein wenig schäbigen Charme eines Strandes, der mehr von Rucksacktouristen und Individualreisenden als von Pauschalurlaubern frequentiert zu werden scheint: Waschtag: Beim Stopp auf Martinique säubert die Crew die Bordwand. Außensuiten (20 m2) außerdem mit Marmorbad mit Whirlpool, zwei Doppelbetten, separatem Wohnbereich, Minibar und Privatbalkon. 24-Stunden-Roomservice. Zwei Eignerkabinen (je 40 m2), nutzbar als eine Kabine für bis zu acht Personen. Toilettenartikel. Klimaanlage regulierbar. GASTRONOMIE 30 Minuten/6 Euro, 3 Stunden/ 20 Euro). Abendunterhaltung, z. B. Karaoke, Talentshow, Quiz, Piratenabend. Captain’s Dinner, Pianomusik. Abschieds-Dinner. AUSFLUGSANGEBOT Besichtigungen per Bus und zu Fuß, Aktivangebote wie Reiten. Shopping Kleiner Bordshop mit maritimer Kleidungs-Kollektion mit Reederei-Logo sowie Souvenirs, Toilettenartikel. Bordwährung: Euro. Dresscode Maritim-leger. Abends sportlichelegant. Lassen Sie die Krawatte und das kleine Schwarze zu Hause! Highlights Segelromantik pur! Viel Stammpersonal, das die ebenso vielen Stammgäste immer herzlich willkommen heißt. Royal Clipper Schiff15,0 Kabinen12,0 Gastronomie16,0 Service18,0 Sport & Wellness 8,0 Bordprogramm7,0 Ausflugsangebot7,0 GESAMT Punkte 83,0 Bordsprache: Englisch/Deutsch Passagiere/Crew: 227/106 Baujahr: 2000 Flagge: Luxemburg BRZ: 5000 Länge/Breite: 134 m/16 m Fazit Wie eine große Segel-Familie fühlen sich die Kreuzfahrer an Bord dieses Windjammers, der Tradition mit Moderne kombiniert. Für Gäste, die mit internationalem Publikum in überschaubarem Rahmen einen sportlich-ent-spannten Törn abseits des Massentourismus mit sehr guter Küche und persönlichem Service erleben wollen. Info www.starclippers.com Top-Angebot: Grenadinen er Schiff: Royal Clipp ., Termin: z. B. 1., 15 7 Tage) ils we (je 12 .20 29.12 ados, Tobago Route: ab/bis Barb ncent, Vi . St a, ad en Cays, Gr e, St. Lucia Bequia, Martiniqu Preise: DK innen ab ßen ab 1810 Euro/P. DK au Flug) e hn (o /P. 1905 Euro „Clipper Dining Room“ mit freier Platzwahl. Early Bird-Frühstück in der „Piano Bar“, Frühstücksbuffet, Lunch-Themen-Buffet (oft Maximale Punkte: Schiff: 20, Kabinen: 10, Gastronomie: 20, Service: 20, Sport & Wellness: 10, Bordprogramm: 10, Ausflugsangebot: 10, Gesamt: 100 Punkte: ★★★★★ 100-90 ★★★★★ 89-85 ★★★★ 84-75 ★★★★ 74-70 ★★★ 69-60 ★★★ 59-55 ★★ 54-45 azur.de 61 °