VII V orbemerkung Von Dezember 1940 bis Januar 1941 sind die
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VII V orbemerkung Von Dezember 1940 bis Januar 1941 sind die
VII Vorbemerkung Von Dezember 1940 bis Januar 1941 sind die beim Amtsgericht Lyck hinterlegten und dort archivierten Kirchenbuchduplikate des evangelischen Kirchspiels Pissanitzen (Ebenfelde) Kreis Lyck verfilmt worden. Diese Filme sind in der Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie Leipzig im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig vorhanden und auch von den Mormonen kopiert worden. Film-Nr. AS2191 / 1196239 Kirchenbuchduplikat Taufen, Heiraten, Tote (1832-1850) Film-Nr. AS2199 / 1196245 Kirchenbuchduplikat Taufen, Heiraten, Tote (1851-1865) Film-Nr. AS2192 / 1196240 Kirchenbuchduplikat Taufen, Heiraten, Tote (1866-1874) Anmerkung: AS219n = Film-Nr. der Deutschen Zentralstelle für Genealogie Leipzig 11962n = Film-Nr. der Mormonen Diese Kirchenbuchduplikate enthalten auch Eintragungen zu katholischen Einwohnern. In den Deckblättern wird die Schrift als teilweise verblasst und der Zustand des Originals mit teils sehr zerrissen dokumentiert. Ich habe Kopien dieser Filme in Leipzig erworben und mit einem von mir umgebauten Lesegerät DL 5.2 von Carl Zeiss Jena ausgewertet. Die vielfachen Schreibvarianten der Ortsnamen sind in der Schreibweise von 1905 von mir vereinheitlicht worden. Familiennamen und Vornamen sind in der Originalschreibweise abgeschrieben. Eine Vereinheitlichung der Familiennamen ist erst nach einer weiteren Analyse lediglich im Einzelfall möglich. Aus diesem Grund kann ich interessierten Forschern EXEL-Arbeitsblätter und Scan dieser Register als Grundlage für eine Weiterarbeit als DVD bereitstellen. Ein besonderer Dank gilt meinem Cousin dritten Grades Willi Nikulski, Hildrizhausen. Er hat das mühevolle Einscannen der Filme unternommen. Dadurch ist dem Familienforscher im Zweifelsfall ein direkter Rückgriff auf die Quelle möglich. Um sich eine Vorstellung von den damaligen Verhältnissen und Sichtweisen machen zu können, sind überwiegend zeitgenössische Quellen aus dem Zeitraum zwischen 1832 und 1874 zitiert worden. Wenn von diesen Daten Ortsfamilienbücher o. ä. erzeugt werden, ist ein Belegexemplar an die Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie Leipzig im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig Schongauerstr. 1, 04329 Leipzig zu übergeben. Mit zuweilen längeren Unterbrechungen habe ich eine längere Zeit benötigt, um die teilweise sehr schlecht lesbaren Kirchenbuchduplikate abzuschreiben. Der Aufwand ist eine Referenz an meine Vorfahren, die in den Kirchspielen Ostrokollen und Pissanitzen des Kreises Lyck mehrere Jahrhunderte gelebt haben. Ernst Nikulski 01109 Dresden, im August 2011 Gertrud-Caspari-Str. 4 [email protected] VIII 1. Das Kirchspiel Pissanitzen (Ebenfelde, Pisanica) IX 1.1. Allgemeines IX 1.2. Die Orte des Kirchspiels Pissanitzen 1.3. Karte des Kirchspiels Pissanitzen XIII 1.4. Ortsansichten XIV 1.5. Sitten und Gebräuche, soziales Umfeld 2. Die Kirchenbuchkopien 1832 – 1874 des Kirchspiels Pissanitzen XXII 2.1. Zuverlässigkeit der Eintragungen XXII 2.2 Vollständigkeit und Fehlerhaftigkeit der Eintragungen XXIII 2.3. Lesbarkeit der Eintragungen XXV 2.4. Orte anderer Kirchspiele, die in den Kirchenbüchern vorkommen 2.5. Namen 2.6. Besondere Begriffe und Abkürzungen 2.7. Stand und Berufe 2.8. Statistik zu den Registern XXXVI 2.9. Krankheitsbezeichnungen nach zeitgenössischen Quellen XXXVI X XV XXVIII XXXI XXXIV XXXV IX 1. Das Kirchspiel Pissanitzen (Ebenfelde, Pisanica) 1.1. Allgemeines Die erste Kirche in Pissanitzen gehört zu den letzten von Herzog Albrecht befohlenen Kirchenbauten [2] S. 109. An Hand ältester Kirchenrechnungen ist die Fertigstellung dieser ersten Holzkirche im Jahr 1565 datierbar [3] S. 110. Das Kirchspiel stand unter Königlichem Patronat. Im Jahr 1912 zählte es 3000 Seelen, davon 2000 Masuren. Der Amtsbezirk Pissanitzen wurde am 5.3.1930 in Ebenfelde umbenannt und heißt heute PL 19-312 Pisanica. Der Ort Pissanitzen wird erstmals im Jahre 1496 erwähnt. Die Handfeste erhielt der erste Dorfschulze Jan Kanneffk im Jahre 1504 als Zinsdorf. Hyronimus Maletius, ein Sohn des Lycker Buchdruckers und Erzpriesters Johann Maletius aus Krakau, war hier von 1552 – 1567 Pfarrer bevor er als Nachfolger seines Vaters das Amt eines Erzpriesters in Lyck übernahm. Beim Einfall im Jahr 1656 drangen dieTataren in den Gottesdienst in Pissanitzen ein, während Pfarrer Trentovius auf der Kanzel predigte. Sie metzelten 56 Gottesdienstbesucher nieder und verschleppten 329 Menschen, nachdem Kirche und Dorf angezündet waren [2] S. 154. Nur der Pfarrer konnte sich ins nahe Polen retten. Die Tataren zerstörten die Kirche. Eine neue Kirche aus Stein und Ziegeln mit Holzdach wurde 1667 errichtet [2] S. 110. In einer im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin vorhandenen Akte des Evangelischen Oberkirchenrats über die „Kirchen-, Pfarr- und Schulangelegenheiten in Ebenfelde (Pissanitzen)“ (Signatur: 7/19208) steht im Zusammenhang mit einem Antrag auf finanzielle Unterstützung für den Bau einer neuen Kirche vom Sept. 1908 folgendes: „…Im Jahre 1868 brannte die Kirche in Pissanitzen ab. Das gleichfalls ausgebrannte Pfarrhaus wurde zu einer Notkirche ausgebaut, bei deren Unzulänglichkeit, baulichen Mangelhaftigkeit und Unwürdigkeit die Wünsche der Gemeinde wegen Herstellung eines neuen Gotteshauses durchaus berechtigt erscheinen müssen.“ Im Film AS2192 ist auf Seite 159 notiert: „Der Wirth Michael Loiewski aus Makoscheien sucht nach dem Taufschein der Eltern des Vaters Michal Loiewski, welcher vor circa 9 Jahren vor der Mutter Marie Loiewski nach vor 6 Jahren verstorben ist. Da das Sterberegister umfassend die Jahre 1833 bis 1866 verbrannt ist, kann er die gen. Atteste nicht erhalten. Pissanitzen, den 18. Januar 1870, Das Pfarramt, Maletius“. Die eigentlichen Kirchenbücher waren folglich bereits 1866 vernichtet worden. Über den Verbleib der weiteren Jahrgänge ist nichts bekannt. Sie sind vermutlich in den beiden Weltkriegen vernichtet worden. Somit sind die im Dezember 1940 und Januar 1941 angefertigten Fotokopien der im Amtsgericht Lyck archivierten Kirchenbuchduplikate die einzigen Belege aus diesem Kirchspiel. Seit dem Jahre 1870 findet man auf den Deckblättern für die einzelnen Jahrgänge der kopierten Register das abgebildete Siegel. Ob darauf die Pissanitzer Kirche vor dem Brand abgebildet ist oder ob es sich um eine Wunschvorstellung handelt, bleibt offen. X 1.2. Die Orte des Kirchspiels Pissanitzen Nachfolgend werden die verschiedenen Schreibvarianten der Ortsnamen aufgelistet, wie sie in den Kirchenbuchduplikaten zu finden sind. Fett geschrieben ist die Schreibweise im Gemeindelexikon für das Königreichs Preußen [1], soweit die Orte zu diesem Zeitpnkt noch nicht anderweitig eingemeindet waren. Anderenfalls ist ein älteres Verzeichnis [5] zugrunde gelegt worden. Auf diesen Standard sind in der Abschrift der Register alle Ortsnamen im Interesse einer besseren Auswertbarkeit von mir vereinheitlicht worden. In { } steht das Gründungsjahr des jeweiligen Ortes. Eine abweichende Schreibweise der Ortsnamen in der Schroetter-Karte ist kursiv gedruckt. Der Name nach Umbenennungen und der heutige Ortsname sind hinzugefügt. Mit Hilfe der vorhandenen Angaben zu den Orten 47 Jahre [4] bzw. 14 Jahre [5] vor und 31 Jahre nach [1] der Zeitspanne, für welche die verfilmten Kirchenbuchkopien vorliegen, kann man sich etwa eine Vorstellung von den Orten machen. Die größte Entfernung vom Kirchdorf Pissanitzen hatte mit etwa 15 Kilometern Sawadden. Die auszugsweise Kopie der Schroetterkarte von 1800 veranschaulicht die Struktur des Kirchspiels. Sämtliche Orte liegen im Kreis Lyck. Einige Orte wurden nach 1874 anderen Kirchspielen zugeordnet. Brodowen {1513} seit 17.06.1938 Broden (s. Klein Lasken), [4] Cölmisch Dorf mit 6 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 7 Feuerstellen, 38 Seelen Buczylowen {1510} Buczilowen, Buczyłowen, Bucilowen, Bućzilowen, Budzilowen 1896 zu Makoscheyen eingemeindet; [4] Cölmisch Gut mit 2 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 3 Feuerstellen, 11 Seelen Karolinenthal {nach 1818} Carolinenthal , Carolienenthal, Gut Karolienenthal siehe Gollubien Czießen, {1435} Cziessen, Ciessen, Ziesen, Cziesen, seit 22.01.1908 Seeheim PL 19-312 Cisy [4] Cölmisch Dorf, 4 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 4 Feuerstellen, 34 Seelen; [1] 4 Wohnhäuser, 30 Einwohner (29 ev. davon 29 Masuren); seit 1904 Ksp. Wischniewen Czybulken, Cybulken, Zybulken, (im 19. Jh. zu Kulessen vereinigt, auch Klein Skomanten Klein Skomentnen genannt) [4] Cölmisch Dorf, 5 Feuerstellen; [5] Bauerndorf, 5 Feuerstellen, 29 Seelen; [1] 4 Wohnhäuser, 42 Einwohner (39 ev. davon 30 Masuren) Czynczen {1496}, Zintschen, Czyntschen, Czyntzen, Czyncen, Czynssen, seit 16.07.1938 Zinschen, PL 19-312 Czyncze [4] Cölmisch Dorf, 7 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 8 Feuerstellen, 51 Seelen; [1] 6 Wohnhäuser, 37 Einwohner (30 evang., davon 26 Masuren) Dluggen {1491}, seit 16.07.1938 Langenhöh PL 19-314 Dlugie [4] Erbfreydorf. 12 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 12 Feuerstellen, 65 Seelen; [1] 35 Wohnhäuser, 235 Einwohner (231 evang., davon 181 Masuren) Anmerkung: Dluggen gehörte eigentlich zum Kirchspiel Kalinowen, aber viele Eintragungen befinden sich in den Pissanitzer Kirchenbüchern. XI Dlugoniedzielen, {1539 erwähnt}, Długoniedzielen, Dlugoniedziellen (1893 mit Dluggen/Langenhöh vereinigt), [4] melirt Dorf, 8 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 8 Feuerstellen, 39 Seelen Gollubien {1502}, Golubien mit Carolinenthal, ab 16.07.1938 Gollen, [4] (Ksp. Marggrabowa) königl. Bauerndorf, 20 Feuerstellen; [5] (Ksp. Lyck) köllm. Dorf, 15 Feuerstellen, 75 Seelen; [5] mel. Dorf, 18 Feuerstellen, 90 Seelen; [1] Gollubien A (zum Kirchspiel Lyck) 17 Wohnhäuser, 188 Einwohner (184 ev. davon 161 Masuren); Gollubien B (zum Kirchspiel Pissanitzen) 16 Wohnhäuser, 184 Einwohner (184 ev. davon 151 Masuren) Gollupken {1505}, Golubken, Gollubken, Golupkien, Golupken seit 16.07.1938 Lübeckfelde PL 19-311 Golubka [4] melirt Dorf, 31 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 37 Feuerstellen, 189 Seelen; [1] 50 Wohnhäuser, 358 Einwohner (356 ev. davon 296 Masuren) Groß Lasken {1485} PL 19-312 Laske Wielkie [4] königl. Bauerndorf, 24 Feuerstellen; [5] meliert Dorf, 23 Feuerstellen, 171 Seelen; [1] 42 Wohnhäuser, 280 Einwohner (271 ev. davon 240 Masuren) Jebramken {1495} (s. Klein Lasken) Jebrahmen, Abramken [4] Cölmisch Dorf, 4 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 4 Feuerstellen, 21 Seelen Klein Lasken {1534} (1875 mit Brodowen und Jebramken /Abramken vereinigt) PL 19-316 Laske Male [4] Cölmisch Dorf, 18 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 22 Feuerstellen, 98 Seelen; [1] 37 Wohnhäuser, 235 Einwohner (230 ev. davon 215 Masuren); seit 1904 Ksp. Wischniewen Krzywen {1439} seit 17.07.1907 Rundfließ PL 19-316 Krzywe [4] Cölmisch Dorf, 29 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 32 Feuerstellen, 215 Seelen; [1] 46 Wohnhäuser, 419 Einwohner (409 ev. davon 353 Masuren); seit 1904 Ksp. Wischniewen Kulessen {1539} Kulissen PL 19-312 Kulesze [4] Königl. Bauerdorf, 5 Feuerstellen; [5] Bauerdorf, 5 Feuerstellen, 20 Seelen; [1] 7 Wohnhäuser, 59 Einwohner (59 ev. davon 59 Masuren) Kutzen {1509} PL 19-312 Kucze; [4] melirt Dorf, 12 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 13 Feuerstellen, 85 Seelen; [1] 22 Wohnhäuser, 188 Einwohner (179 ev. davon 133 Masuren) Loyen {1504}, Loien, Lojen, Loyen PL 19-312 Loje [4] Cölmisch Dorf, 11 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 10 Feuerstellen, 66 Seelen; [1] 10 Wohnhäuser, 83 Einwohner (82 ev. davon 68 Masuren) Makoscheyen {1483}, Makoscheien, Makośeien, Mackoscheyen, Makoschein, Makoscheyen seit 17.06.1938 Ehrenwalde, seit 1875 mit Buczilowen vereinigt PL 19-312 Makosieje [4] Cölmisch Dorf, 17 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 18 Feuerstellen, 79 Seelen; [1] 30 Wohnhäuser, 238 Einwohner (236 ev. davon 235 Masuren) XII Pissanitzen {1504}, Pyssanitzen, seit 14.5.1926 Ebenfelde PL 19-312 Pisanica [4] melirt Dorf mit einer Kirche, 39 Feuerstellen; [5] Kirchdorf, 48 Feuerstellen, 348 Seelen; 58 Wohnhäuser, 516 Einwohner (489 ev. davon 400 Masuren) Ropehlen {1485}, Ropelen, Rhopehlen, Roppelen , Ropellen (Klein Sentgen zu Sentgen) Ropillen Ropele [4] (zu Kirchspiel Lyck) melirt Dorf, 5 Feuerstellen; [5] mel. Dorf, 10 Feuerstellen, 61 Seelen; [1] 17 Wohnhäuser, 131 Einwohner (131 ev. davon 117 Masuren) Sawadden {1518}, Zawadden, Sawaden, Zawaden seit 1896 Grenzwacht PL 19-316 Zawady-Tworki [4] adel. Gut, Grenzort mit Polen, 12 Feuerstellen; seit 1904 Ksp. Wischniewen; [5] adl. Hauptgut und Wassermühle, 12 Feuerstellen, 87 Seelen; [1] zu Krzywen Sieden {1485}, Zyden PL 19-312 Zidy [4] Cölmisch Dorf, 18 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 20 Feuerstellen, 165 Seelen; 26 Wohnhäuser, 227 Einwohner (210 ev. davon 183 Masuren) Skomentnen {1473}, Skomantno, Skomentno (1893 aus Groß und Klein Skomentnen) seit 16.07.1938 Skomanten PL 19-314 Skomentno Wielkie [4] Cölmisch Dorf, 26 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 26 Feuerstellen, 190 Seelen; [1] 43 Wohnhäuser, 326 Einwohner (318 ev. davon 301 Masuren) Statzen {1482} Stacen, Staczen PL 19-312 Stacze [4] Cölmisch Dorf, 24 Feuerst.; [5] köllm. Dorf, 33 Feuerst., 105 Seelen; [1] 42 Wohnhäuser, 372 Einw. (368 ev. davon 338 Masuren) Sypittken {1483}, Sypytkien, Sypytken, Siepittken, Sypitken, seit 16.07.1938 Vierbrücken, PL 19-312 Sypitki [4] Cölmisch Dorf, Mahl- und Schneidemühle, 27 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf und Wassermühle, 28 Feuerstellen, 158 Seelen; [1] 27 Wohnhäuser, 227 Einwohner (210 ev. davon 175 Masuren) Wyssocken {1473} , Wysocken, , Wysoken, Wysokien, Wissoken, Wiszoken, Wisoken, Wisocken, Wissokien, seit 16.07.1938 Waltershöhe, PL 19-311 Wysokie [4] Cölmisch Dorf, 18 Feuerstellen; [5] köllm. Dorf, 30 Feuerstellen, 98 Seelen; [1] 34 Wohnhäuser, 355 Einwohner (343 ev. davon 307 Masuren) XIII 1.3. Karte des Kirchspiels Pissanitzen XIV 1.4. Ortsansichten Das Deutsche Kulturforum östliches Europa e.V. vertreibt eine CD-ROM „Ostpreußen – Dokumentation einer historischen Provinz - Die photographische Sammlung des ProvinzialDenkmalamtes in Königsberg“ in der viele Aufnahmen aus den Orten Czyncen, Krzywen, Pissanitzen und Statzen enthalten sind. Da das Provinzialdenkmalsamt nur historische Gebäude aufnahm, erhält man dadurch einen Eindruck von Wohngebäuden, wie sie zwischen 1832 und 1874 ausgesehen haben. Die folgenden Fotos von Dietrich Pfleiderer und Herbert Zink aus dem Jahr 1937 sind der oben genannten CD-ROM entnommen. Haus in Krzywen Häuser in Statzen XV Haus in Czyncen Hauseingang in Pissanitzen 1.5. Sitten und Gebräuche, soziales Umfeld Zum historischen und kulturellem Umfeld ist das auf seine Dissertationsschrift aufbauende Buch von Kossert [6] besonders zu empfehlen. Dass diese Region im Zeitraum 1832 bis 1874 noch wirtschaftlich schwach war, zeigt der folgende allerdings recht herablassend geschriebene Bericht im "Intelligenzblatt für den Landkreis Mainz" vom 27. Dezember 1845: " Ein Theil von Preußen sogar ist noch sehr unbekannt, Masuren nämlich, das der König dieses Jahr besuchte. Die Aermeren wohnen dort zum Theil als Troglodyten in Lehmhütten, welche an und in Berge gebaut sind. Sie haben stets nur eine Stube, die zugleich zum Aufenthalte für Hühner und im Winter auch für Gänse, sowie für die Schweine, jungen XVI Kälber, Schaafe und Hunde, für die gesammte Hausgenossenschaft dient; sie ist daher ein höchst unliebenswürdiger Vereinigungspunkt für Rauch, Schmutz und die abscheulichsten Gerüche und für ein sinnverwirrendes Geschrei, Gackern, Schnattern, Bellen, Grunzen und Schnarchen. Das Mobiliar einer solchen Wohnung, die durch ein Paar erblindeter, kleiner Fenster spärlich erhellt wird, ist höchst einfach: ein Tisch, einige Wandbänke, eine Bank am ungeheuern Lehmofen, eine große Bettstelle, worin Mann, Frau und Kinder schlafen. Betten kennt die Mehrzahl der Bewohner gar nicht; man schläft auf Strohkissen oder ganz auf Streu. Ein Spiegel ist ein unerhörter Luxus, eine Uhr wird nirgends angetroffen und Niemand versteht sich auch nach solcher zu richten. In den Winterabenden wird die Stube durch ein Kaminfeuer erleuchtet, welches man durch Reisig unterhält; auch steckt man wohl brennende Kienspähne in eine Ritze der Wand und läßt sie statt eines Lichtes abbrennen. Von Oel weiß man nichts; ein dünnes Talglicht kommt nur bei hohen Festen, zuweilen auch auf Dorfbällen vor. Geheizt wird im Winter über alle Maaßen stark, so daß der große Ofen stets glüht und die Kinder nackend in der Stube herumlaufen. Die Erbauung solch eines Wohnhauses kostet oft nicht mehr als 5 Thlr., weil man sich gegenseitig dabei hilft und ein solches Gebäude gar kein Eisen enthält. Die ärmeren Leute essen ihre Kartoffeln ohne Fleisch und ohne Fett, nicht selten auch ohne Salz. Kaffe kommt in keiner Wirthschaft vor, und es gibt ganze Dörfer, wo seit Menschengedenken keine Kaffeebohne und kein Stückchen Zucker hinkam. Thee, Chokolade, Senf und Gewürze sind Vielen nicht einmal dem Namen nach bekannt. " Der Königlich Preußische Geheime Regierungsrat August Freiherr von Haxthausen schreibt 1839 in seinem Buch: Die ländliche Verfassung in den Provinzen Ost- und Westpreußen: Der dreijährige Militärdienst vollendet bei den Männern die Annahme der deutschen Sprache und Nationalität. Der zurückkehrende Soldat hat mit der litthauischen Tracht auch gewöhnlich schon die Sitte und die Sprache abgelegt. Ganz anders der Masure, dieser hängt hartnackig an seiner Sprache, und selbst wenn er das Deutsche versteht, so spricht er es nur, wenn er muß. Er ist daher unfreundlich gegen den Fremden, der ihn deutsch anredet, thut als verstände er es nicht, und giebt ihm keine Auskunft. [20] S. 83/84 Die Masuren sind polnischen Stammes und sprechen einen polnischen Dialekt. Sie bewohnen einen Landstrich von circa 300 Meilen. Auch sie wohnen überall gemischt mit Deutschen. Doch sind sie in der Ueberzahl, denn auf jenem Terrain wohnen 124,000 Deutsche und 250,000 Masuren. In einzelnen Kreisen z. B. Johannesburg, Lyk, Sensburg, findet man fast gar keine Deutsche, kaum 5 Procent der Bevölkerung. Auch haben sie sich keineswegs aus den Städten verdrängen lassen wie die Litthauer; vielmehr haben sie in 12 von 21 Städten ihres Gebiets das Uebergewicht; ja einige von denselben, wie Nicolaiken, Wartenburg, Soldau, Willenberg, Passenheim, Hohenstein sind fast polnische Städte zu nennen. Es ist schon oben gesagt, daß dieser polnische Stamm keineswegs bis jetzt im Absterben begriffen ist, sich keineswegs germanisiren oder verdrängen läßt, vielmehr behauptet er sich hartnäckig in seinem Bestande. Dies liegt zum Theil in seinen Nationalcharakter, zum Theil in der Landesbeschaffenheit, daß er im Allgemeinen in einem wenig fruchtbaren Landstriche wohnt, weshalb Fremde, besonders Deutsche, keine große Neigung noch Drang haben, dorthin zu ziehen und sich niederzulassen, theils auch wohl in einer sich dort findenden Art einer kirchlichen Familien-Hierarchie. Der Masure ist größtentheils, mit Ausnahme der im ehemaligen Ermeland wohnenden, seit Jahrhunderten durch Landesherrschaft, Verfassung und Religion von den eigentlichen Polen geschieden, es herrscht daher auch nicht die geringste Sympathie für diese, vielmehr hat er XVII eine entschiedene Abneigung gegen sie. Aber dennoch hat er noch unverkennbar den Typus des polnischen Charakters, nur modificirt durch die ihm von der Reformation und die beständige Berührung mit den deutschen Nachbarn und der deutschen Landesherrschaft zugeführten Bildung und Denkweise. Der Masure ist wohl gebaut, nicht groß, aber gewandt, beweglich, leichtsinnig, gescheit, selbst listig, ein ungemein dauerhafter vortrefflicher Soldat. Wenn er gut behandelt wird, ist er außerordentlich anhängig, läßt sich allenfalls für seinen Herrn todt schlagen, ohne eben einen großen Unterschied zwischen des Herrn, eines Fremden und eigenem Vermögen zu machen, ist bei allen landwirthschaftlichen Arbeiten sehr anstellig und willig, besonders wenn er kleine Geschenke oder einen Schnapps erhält, aber ohne Aufsicht ist er unzuverlässig. [20] S. 86/87 In den besseren Strichen Masurens verhält es sich, wie im übrigen Ostpreußen: allein ein großer Theil dieses Landes ist so unfruchtbar, so menschenleer und abgelegen von jedem Verkehr, daß die Landwirthschaft, wenigstens bei den Bauern, noch auf einer sehr niedrigen Stufe steht, und auch wohl noch lange bleiben wird. Wo der Acker nicht das 3te Korn gewährt, ernährt die Ackerwirthschaft für sich den Landmann nicht, noch vermag sie die Lasten und Abgaben zu tragen. Hier werden die etwaigen Nebengewerbe: Kohlenbrennen, Theerschwelen etc. zum Haupternährungszweige, und der Ackerbau sinkt zum Nebengewerbe herab. [20] S. 101 Otto Glagau schreibt 1869 [9] S. 11-13 in seinen gesammelten Skizzen: Etwas südlicher beginnt dann die Masurische Hochebene, die Wasserscheide zwischen den Flußgebieten des Pregel und der Weichsel. Sie ist überall mit Granitblöcken bedeckt und führt über allmälige Senkungen in see- und sumpfreiche Tiefthäler hinab. Von diesen streichen in lieblicher Abwechselung unterbrochene Hügelketten nach Süden hin und erfüllen mit zahlreichen Seen und kleinen Inseln eine hochromantische Landschaft, die Masurische Schweiz, als deren Mittelpunkt das reizend gelegene Städtchen Lyck gilt. Die meisten Hügelgruppen sind mit einem Gemisch von Laub- und Nadelholz geschmückt und von schattigen Schluchten durchbrochen; lichte Laub und düstre Tannenwälder umzirken die Ufer der tiefblauen malerisch schönen Seen, aus denen grüne Eilande und buschreiche Werder auftauchen, über welche netzstellende Fischerkähne und kleine Dampfer hinfliegen. Den Beschluß macht die Johannisburger Haide, eine 13 Meilen lange sandige und sumpfige Kiefernwaldung, welche sich längs der polnischen Grenze hinzieht. Ein so hoch romantisches Land kann nicht besonders fruchtbar sein. In der That sind Masuren, wie ein einheimisches Sprichwort sagt, nur reich an Sand und Steinen. Der Landmann ist hier noch theilweise zu denselben Arbeiten genöthigt, wie sie dem amerikanischen Hinterwäldler obliegen, wenn er an die Urbarmachung des jungfraulichen Bodens geht. Er hat Schritt für Schritt mit Steinen, Baumwurzeln und Sümpfen zu kämpfen. Die Beseitigung der Steine und Findlingsblöcke, welche in vielen Gegenden, namentlich im Neidenburger Kreise, in außerordentlicher Menge zu Tage treten, war früher zu kostspielig, weshalb Pflug und Egge sie einfach umgingen. Man könnte mit diesen Steinen alle Straßen der Provinz chaussiren, aber da bisher Chausseen in Masuren nicht viel gebaut wurden, pflegt man die gesammelten Steine zu hohen Wellen aufzuschichten oder auch in Gruben zu versenken. Man baut hier, außer Kartoffeln und Hafer, Roggen und Haidekorn; und das in geringer Menge und Güte. Nur oasenartig finden sich in dem durchgängig leichten Sandboden einige höher kultivirte Stellen. Wie in Ostpreußen überhaupt, liegen besonders in Masuren noch weite Strecken völlig unbenutzt; es ist hier ein erstaunlicher Ueberfluß von XVIII Land vorhanden, die Bauern besitzen weit mehr an Land als sie zu bearbeiten und zu bestellen vermögen. Die gemeine Bevölkerung ist ebenso arm wie bedürfnißlos. Sie heißen Masuren und sind ein Zweig der Polen, die Nachkommen der alten Masovier. Ihre Sprache steht zur hochpolnischen in einem viel näheren Verhältnisse, als die plattdeutsche zur hochdeutschen; denn sie unterscheidet sich von jener weniger durch abweichende Wortbildung als vielmehr durch fehlerhafte Aussprache, während die Schriftsprache ganz dieselbe ist. In einigen Gegenden wird ein Jargon gesprochen, der aus einem widerlichen Gemisch polnischer und deutscher in polnische Endungen ausgehender Wörter besteht. Die Kleidung hat wenig Eigenthümliches mehr, doch herrscht bei den Männern die Liebe zur blauen Farbe vor; und ein blauer Rock, mit einer aus weißem und blauem Zwirn gewebten Schärpe umgürtet, ist ihr höchster Putz. Die Wohnungen sind meistens von Holz gebaut und mit Stroh gedeckt, zuweilen unter demselben Dache mit den Stallungen für das Vieh; besonders bei den Aermeren, deren Haushaltung von Unreinlichkeit strotzt. Die Masuren sind ein elastischer munterer Menschenschlag; wie die Polen gesellig und gutmüthig, bescheiden, ja unterwürfig, aber auch verschmitzt und hinterlistig, träge und liederlich. Mit den Littauern theilen sie die Neigung zu Trunk und kleinen Diebstählen, namentlich Holzfreveln; und ihre eigentliche Nahrung besteht in Kartoffeln und — Kartoffelfusel. Masuren verhält sich zu dem übrigen Ostpreußen, wie sich dieses zu den westlichen Provinzen verhält. Es ist in dem entlegenen Ostpreußen der entlegenste Theil, von dem immer sehr stiefmütterlich behandelten Ostpreußen die am ärgsten vernachlässigte Landschaft. Es fehlt hier an allen Verkehrswegen. Wenn schon Ostpreußen sechsmal weniger Chausseen hat als die westlichen Provinzen, so hat eben Masuren, namentlich im südlichen Theile, fast gar keine Chausseen. Die masurischen wie die littauischen Wege sind gleich sehr berüchtigt. Man hat hier die schönste Gelegenheit zu ertrinken oder den Hals zu brechen, je nach der Jahreszeit. Im Herbste sind die Wege buchstäblich bodenlos, und der Landmann vermag dann oft seine Produkte nicht nach der nächsten Stadt zu bringen. Der Direktor des Gymnasiums von Hohenstein in Ostpr. schildert 1867 in der Einleitung seines Buches „Aberglauben in Masuren“ das kirchliche Leben in Masuren [7] S. 4-8. Die kirchlichen Zustände Masurens und überhaupt der polnischen Gegenden in Preußen haben manches Eigentümliche. Die Bewohner derselben gehören fast ohne Ausnahme der evangelischen Consession an, während ihre Stammverwandten in Polen und im Ermlande eifrige Katholiken sind. Man rühmt ihnen sehr kirchlichen Sinn nach. Es wird allgemein anerkannt, daß sie fleißige Kirchengänger sind, daß sie eifrig allen kirchlichen Handlungen beiwohnen, daß sie die kirchlichen Ceremonien sorgfältig beobachten. Jn der That, der Gottesdienst der Masuren hat seine sehr anziehenden, ja erhebenden Seiten. In einem sehr lehrreichen Aufsatze: „Die evangelischen Polen im Preußischen Staate," (in dem vom Militär-Oberprediger Borck zu Posen herausgegebenen Evangelischen Jahrbuche, Jahrgang 4), wird hervorgehoben, daß in Masuren sich eine Unmittelbarkeit und Innigkeit der religiösen Empfindung kund gebe, welche den kälteren zur Reflexion geneigten Deutschen ganz abgehe. „Wurzelt doch das Geistesleben des Masuren bei der Abgeschiedenheit des Volkes von den Heerstraßen der Welt, wesentlich in dem Gebiete der religiösen Anschauung, und hat dasselbe seine Nahrung bisher fast ausschließlich aus der Bibel, dem Gesangbuche XIX und dem Katechismus, aus dem gehörten Predigtworte und aus der vielverbreiteten Dombrowskischen Predigtsammlung empfangen." „Ueberall volle Kirchen und in denselben eine Inbrunst, eine Devotion, eine Empfänglichkeit für das Wort, wie sie in deutschen Gemeinden nicht gefunden wird. Dabei eine Liebe zum Gesange, die gleich beim Eintritt zum Singen treibt, so daß der Gottesdienst gar nicht abgewartet wird. Sodann singt die ganze Gemeinde die Responsa, die Liturgie, spricht das Glaubensbekenntniß laut mit, wirft sich beim Vaterunser auf die Kniee und nimmt die Einsetzungsworte und den Schlußsegen dem Geistlichen gleichsam singend aus dem Munde. Alles ist dabei Leben, Recevtivität und Aktivität." Aus derselben Schrift lernt der Uneingeweihte die polnischen Nationallieder als solche kennen, in welchen sich „die Grundzüge des Nationalcharakters getreu herausspiegeln, der heitere ungezwungene Ton, der weniger bei der Verlorenheit, als bei der Erlösung des Menschengeschlechts verweilt, das stolze Hervorheben und die Ausmalung des Königthums Christi, das kriegerische Wohlgefallen an dem Kampfe des Herrn mit dem Teufel und an dessen Ueberwinden, und der freudige Stolz, mit welchem die Mitherrschasft und die Mitregentschaft der Erlösten, neben Gott und Christo in der ewigen Herrlichkeit, als ein Erbtheil des armen Bauern und Bürgers nicht minder wie des Edelmanns, gepriesen wird" Es ist ganz richtig, der Nationalcharakter der polnischen Bevölkerung und ihre Isolirung von den großen Straßen des Verkehrs sind für die Auffassung des masurischen Gottesdienstes vorzugsweise in Anschlag zu bringen. Die geistige Bildung der Masuren steht auf einer niedrigen Stufe; man kann von ihnen nicht verlangen, daß sie reflectiren wie die Deutschen, ebenso wenig, als man verlangen kann, daß die Deutschen zu der niedern Stufe des Phantasielebens und der Gefühlsschwärmerei zurückkehren sollen. Aber die großen Schattenseiten einer solchen Religiosität dürfen nicht verkannt werden; sie bietet dem christlichen Glauben nur schwache Stützen und verleiht keine besondere sittliche Kraft; sie läßt dem Aberglauben den weitesten Spielraum. Neben den oben genannten kirchlichen Erbauungsbüchern werden auch Schriften wie der Himmelsschlüssel, welcher anfängt mit dem „Himmelsbrief, den Gott der Herr im Himmel mit seiner Hand geschrieben, mit goldenen Lettern; derselbe wurde gefunden auf dem Eichberge in Britannia vor dem Altare des heiligen Erzengel Michael; kein Mensch wußte vordem um den Brief, und von wo er hergekommen," mit Heißhunger gelesen. Wenn man sich in der Kirche erbaut hat, beschäftigt man sich mit demselben Ernste und derselben Herzenstheilnahme mit der Versöhnung der düsteren Mächte, unter deren Einwirkung das Leben steht, durch allerlei Hokuspokus und Zaubermittel, und dieselbe Ehrerbietung, mit der man sich seinem Pfarrer naht, wird auch dem Versegner oder Wahrsager oder dem Verzückten zu Theil. Dem Masuren ist, wie dem Polen, ein lebhafter äußerer Ausdruck seiner Empfindungen und so auch die äußere Bezeugung seiner Devotion ganz besonders eigen. Das Küssen des Gesangbuchs ist bei den Masuren eine allgemein verbreitete Sitte, wenn es zugemacht wird, wenn ein Lied zu Ende gesungen ist, überhaupt bei jedem Gebrauche und ganz besonders, wenn es durch Unvorsichtigkeit auf die Erde gefallen ist, beim Aufheben. Ebenso kann man bei jedem polnischen Gottesdienste ungewöhnlich häufiges Neigen des Hauptes, Beugen der Kniee, an die Brust schlagen und sich bekreuzen wahrnehmen. Dies sind zwar an sich Mitteldinge, welche weder ein günstiges noch ein ungünstiges Vorurtheil für die Religiosität des Menschen erwecken können. Aber sie haben doch bei den Masuren ihre sehr bedenkliche Seite, wenn sich an dieselben die Vorstellung besonderer Wirksamkeit knüpft. Schon Pisanski, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, bemerkt, „das große Vertrauen auf die bloße Beobachtung einiger äußerlichen Pflichten und gottesdienstlichen Handlungen, ohne daß ein geändertes Herz und der daraus fließende Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit damit verbunden wäre," mache bei dem größten Theil der Päbstler das Hauptstück ihrer Religion aus, und diesen gefährlichen Wahn habe die evangelische Kirche, aller angewandten Mühe XX ungeachtet, noch nicht bei allen ausrotten können. Er verwirft daher unbedingt die — noch in unserer Zeit fortbestehende — „Einbildung, als erhielte das Gebet, wenn es auch nur bei verschlossenen Kirchenthüren durch das Schlüsselloch hineingebetet wird, eine vorzügliche Kraft," ferner „die unnütze Ehrerbietung, so das gemeine Volk den Altären beweiset, indem es sich gegen dieselben neiget, oder wohl gar auf die Kniee niederfällt", endlich die abergläubische Anwendung des Kreuzeszeichens unbedingt. „Durch die von den Päbstlern vorgegebene Wunderkraft, sagt er, lässet sich die Einfalt auch unter unsern Glaubensbrüdern berücken, so oft ein Kreuz vor sich zu schlagen, als ein bevorstehendes Unglück abzuwenden, oder etwas zu unternehmen ist, was gefährlich sein könnte. Die Fuhrleute thun es mit ihren Geißelstöcken vor den Vorderpferden, wenn sie aufbrechen wollen, damit sie kein Rad zerbrechen; andere vor der Mahlzeit über den aufgetragenen Speisen, damit solche, wenn sie etwa bezaubert wären, ihnen unschädlich würden. Was Pisanski von der abergläubischen Anwendung des Kreuzeszeichens anführt, sieht man noch jetzt in Masuren täglich. Noch näher an den Katholicismus streifen die Gelübde und Opfer der Masuren. Ihre Gelübde sind mannigfacher Art. Sie geloben bei Krankheiten und in anderen Nothfällen für die Genesung oder Befreiung an gewissen Tagen z. B. an allen Freitagen der Fastenzeit zu fasten oder die Kirche zu besuchen oder Opfer in der Kirche darzubringen. Mädchen geloben auch, gewisser Farben z. B. des Rothen sich zu enthalten. Nicht selten ist das Gelübde, an bestimmten Sonntagen z. B. an den Beichttagen oder nach vollendeter Ernte, „uz iszlaikemą“ d. h. zur Erhaltung, regelmäßig alle Jahre ein Opfer zu wiederholen, — wie wenn man sich dadurch einen Sicherheit- oder Schutzbrief für alle Zeit erkaufen wollte. Auch ganze Dorfschaften, wenn sie von Gewitterschaden, Hagel oder anderen Unglücksfällen betroffen werden, thun solche Gelübde. So haben z. B. die Einwohner des Dorfes Bartoschken Jahre lang am Sonnabende nicht gearbeitet. In einem andern Dorfe, welches durch Hagelschlag viel gelitten hatte, machte der Schulze öffentlich bekannt, es möge Jedermann am Sonnabend Nachmittag sich gänzlich der Feldarbeit enthalten, damit Gott in Zukunft vor ähnlichem Schaden bewahre. Besonders geloben sie, an den Aposteltagen und solchen Tagen, welche die Katholiken feiern z. B. am Jacobitage, an Christi Verklärung, an den Marientagen u. s. w. nicht zu arbeiten. An den bezeichneten Tagen vermeiden sie übrigens nur die Feldarbeit, nicht andere Arbeit! oft auch nur die Feldarbeit auf eignem Felde, während sie sich nicht scheuen, bei Andern für Lohn Feldarbeit zu verrichten. Als vor einiger Zeit der Pfarrer D. in L. an einem solchem Tage auf dem Felde arbeiten ließ, und unerwartet Hagelwetter eintrat, sammelten die Bauern einige Metzen Hagelkörner, brachten sie schleunigst zum Landrath nach Neidenburg und. verklagten den Pfarrer, dessen Gottlosigkeit sie durch die Hagelkörner zu beweisen meinten. Aehnliches erzählt die Gemeinde zur Rechtfertigung ihrer Gelübde von dem Pfarrer in J. Dieser schickte trotz der Abmahnung des Schulzen an einem solchen Tage seinen Knecht auf das Feld; da stieg ein Gewitter auf, und der Blitz schlug gerade dem Pfarrer zum Schornstein ein — für diesmal, noch ohne weiteren Schaden anzurichten. Sehr üblich sind endlich auch noch die Gelübde, an drei Kirchen, wobei gewöhnlich zwei evangelische und eine katholische ausgewählt wird, zugleich Opfer darzubringen. Die Opfer, welche die Masuren auf dem Altare niederlegen und die Gaben, welche sie den Hospitaliten zuwenden, werden sehr oft nicht aus reinem edelem Herzen, sondern mit berechnendem Sinn — als gute Werke, denen die Vergeltung auf der Spur folgt — und oft mit sehr abergläubischen Nebenvorstellungen dargebracht. Die Opfer an die Kirche kommen sehr oft vor, aber fast ausschließlich doch nur dann, wenn man besondere Fürbitten und Danksagungen in der Kirche wünscht, oder wenn man zur Communion geht. Jenen Fürbitten und Danksagungen aber geben sie eine fast schrankenlose Ausdehnung, indem sie alle Erlebnisse uud Erfahrungen, äußere und innere, leibliche und geistliche in den Kreis derselben hineinziehen, wie Wohnungswechsel, Störungen in der Wirthschaft, Krankheit etc. XXI Bei Communionen ist der Altar von ihnen wie belagert, bis jeder seine Gabe hinausgelegt hat. Was es bedeute, wenn die Masuren bei Augenkrankheiten Lichte opfern, ist leicht zu erkennen, und war daher ehemals als heidnisch strenge verpönt. Die Opfer an drei Kirchen, unter welchen, wie gesagt, eine katholische zu sein pflegt, sind sehr häufig. So brachte vor Kurzem eine gelbsüchtige Frau den beiden evangelischen und dem katholischen Geistlichen in O., um ihre Gesundheit wiederzuerlangen, Mehl, Wachs und Geld. In Kr. opferte eine Frau fünf Silbergroschen auf das Hospital für den Mann, dessen Seele keine Ruhe findet, und sprach dabei die Hoffnung aus, daß eine glückliche Seele diese fünf Silbergroschen finden und in einer glücklichen Stunde durch Gebet die arme Seele erlösen möchte. Sie theilte dem Pfarrer mit, daß sie auch noch auf drei Kirchen, zwei evangelische und eine katholische opfern wolle, um des Erfolges desto gewisser zu sein. Der Pfarrer fragt: „Glaubt ihr denn das?" Sie antwortete: „Nun ja, wir Leute gemeinen Standes glauben doch das!" Daß eine von den drei Kirchen eine katholische fei, halten sie nicht gerade für nothwendig, aber sie meinen doch, daß das Opfer so wirksamer sei. Die Hospitäler bedenken die Masuren oft, wie denn Mitleid bei ihnen leicht rege wird. Aber es knüpft sich an diesen Akt der Wohltätigkeit sogleich auch der Aberglauben. Sie geben z. B. dem Hospital das erste Kalb der Starke oder die erste Butter von der Kuh, welche zum ersten Male gemelkt wird, weil sie fest daran glauben, das gebe Glück. In der Art, wie sie die kirchlichen Feste feiern, weicht manches von den Gebräuchen der anderen evangelischen Christen in Preußen ab. Am ersten Weihnachtsfeiertage wird in den Kirchen Masurens und in den Dörfern, welche keine Kirchen haben, in den Schulen während des Frühgottesdienstes eine sehr eigenthümliche und sehr beliebte Feier veranstaltet. Die Schulkinder, welche darauf von dem Lehrer vorbereitet sind, spielen dabei, schon äußerlich durch einen weißen Anzug - meistens Vaters Hemde mit einem bunten Bande um die Taille - und durch hohe Kronen aus Papierblumen mit Goldschaum — bei den Mädchen statt dessen Kranze — als Engel kenntlich gemacht, die Hauptrolle. Sie erscheinen, Lichte (früher Wachslichte) oder Tannenbäumchen mit Lichten in den Händen tragend, in der Kirche, ziehen um den Altar, nehmen dann theils am Altar, theils auf den Chören ihre Plätze ein, und führen nun Wechselgesänge auf, tragen einzeln oder im Chor die Festevangelien vor, oder sagen einzeln die für diese Feier eigens seit alten Zeiten überlieferten Verschen (d. h. eine oracya,) her. Es ist Sache des Schullehrers, diese Verse einzuüben und alles recht dramatisch darzustellen. An dieser Feier, welche man jutrznia, (Morgenstern) nennt, nimmt die ganze polnische Bevölkerung, ja auch viele Deutsche, den lebhaftesten Antheil; schon von zwei oder drei an wird alles in den Häusern lebendig, die Feier beginnt etwa um vier, von den Polen fehlen dann in der Kirche nur die Kranken und Schwachen. Von vielen Seiten her wird versichert, daß die Feier sehr erhebend und erbauend wirke; gewiß ist, daß die im Ganzen weichen Gemüther der Polen durch dieselbe sehr gerührt werden, und daß namentlich die Waisenkinder durch ihre Verschen die regste Theilnahme erwecken. Die Feier ist uralt; Pisanski erwähnt in seinen handschriftlich erhaltenen Iohannisburger Collectaneen, daß sie in der Stadt Iohannisburg um 1735 abgeschafft sei; gegenwärtig dürfte sie überhaupt in Städten nur noch äußerst selten vorkommen. XXII 2. Die Kirchenbuchkopien 1832 – 1874 des Kirchspiels Pissanitzen 2.1. Zuverlässigkeit der Eintragungen Bis zur Einführung von Standesämtern im Jahre 1874 mussten Duplikate des Geburts-, des Copulations- (Heirats-) und des Sterberegisters, das sind gekürzte Abschriften der Kirchenbücher, nach jedem Jahresende angefertigt und beim Königlichen Amtsgericht Lyck hinterlegt werden. Auf dem Deckblatt eines jeden Jahrgangs wurde mit Siegel und Unterschrift des Pfarrers bestätigt, dass die Duplikate wörtlich mit dem Tauf-, Copulations(Heirats-) und Sterberegister übereinstimmen. Deckblatt des Jahrgangs 1850 unterschrieben von Pfarrer und Superintendent Friedrich Eduard Hieronymus Maletius, der von 1832 bis zu seinem Tod (02.01.1874) das Pfarramt in Pissanitzen innehatte. Deckblatt des Jahrgangs 1870 unterschrieben von Heinrich Ferdinand Adolph Prophet, der ab 1870 Adjunkt und von 1874 bis 1878 Pfarrer in Pissanitzen war. XXIII Zunächst muss bedacht werden, dass die Eintragungen nicht wie heute auf der Grundlage vorgelegter Ausweise u.ä., sondern anhand mündlicher Mitteilungen vorgenommen worden sind. Man schrieb das, was man meinte gehört zu haben. Das führte auch im Mitteldeutschen Raum zu einer Vielzahl der Schreibweisen von Namen. In Masuren kommen noch sprachliche Besonderheiten dazu. In den Orten des Kirchspiels gaben bei der Volkszählung vom 01.12.1905 zwischen 80% bis über 90% der dörflichen Bevölkerung Masurisch als Muttersprache an. Die Anzahl von Personen, bei denen Masurisch Muttersprache ist, kann für die einzelnen Orte unter [1] in Abschnitt 1.2. entnommen werden. Im Zeitraum 1832 – 1874 dürfte der Anteil weitaus größer gewesen sein. Die Schreiber hatten offenbar sehr unterschiedliche Polnisch/Masurisch-Kenntnisse. Bei den Kopisten Saschek (Jahrgänge 1833 – 1840) und Prophet (Jahrgänge 1870 – 1874) ist zu beobachten, dass sie anfangs die Namen eingedeutscht schreiben und dabei die Häufung von slawischen Zisch- und Reibelauten teilweise nicht erfassen können (Beispiel: „Ranowski“ anstatt „Chrzanowski“). Später verwenden sie auch die polnischen Buchstaben ą ę ł ŋ ś. Der Pfarrer bestätigt zwar für jeden Jahrgang die wörtliche Übereinstimmung der Duplikate mit dem Original, aber Abschreibfehler sind nicht auszuschließen. Einzelne vorhandene Urkunden aus dieser Zeit weisen Abweichungen gegenüber dem Kirchenbuchduplikat auf. Ein Vergleich mit den Originalen ist zwar nicht mehr möglich, aber die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers ist bei einer einzelnen Urkunde geringer als bei der Abschrift eines ganzen Jahrgangs. Da die Entfernung zum Kirchdorf bis zu 15 Kilometer betrug, konnte die Meldung oft nur verzögert an das Pfarramt übermittelt werden. Besonders in Zeiten von Epidemien gibt es mehrere aufeinanderfolgende Eintragungen zu einem Ort, wenn ein noch gesunder Einwohner oft nur ungenaue Daten von mehreren Personen überbrachte. Dadurch stehen die Einträge nicht in streng chronologischer Reihenfolge in den Registern. Besonders bei älteren Personen ist das Alter oft scheinbar nur geschätzt, denn es werden häufig nur glatte Jahrzehnte angegeben. Die Zuverlässigkeit der Duplikate – wie wohl auch der Originale – ist, wenn man das Vorstehende bedenkt, nur als mittelmäßig zu betrachten. 2.2 Vollständigkeit und Fehlerhaftigkeit der Eintragungen Einzelne aus diesem Zeitraum vorliegende Urkunden belegen, dass die Originaleinträge in den Kirchenbüchern detaillierter gewesen sind. Das Duplikat kennzeichnet: Kürzungen insbesondere bei Angaben zu Taufzeugen. Vornamen werden abgekürzt oder weggelassen bis zur Nichteindeutigkeit. Gekürzte Familiennamen machen eine Zuordnung zu Personen oft unmöglich. Personen aus masurischen Familien haben im Allgemeinen nur einen einzigen Vornamen. Daher gibt es oft an einem Ort mehrere verwandte Personen mit gleichen Vor- und Zunamen. Weglassen von Stand und Wohnort der Paten. Dadurch sind die Angaben zu Paten für die genealogische Forschung meist wenig nützlich. Erst ab 1870 gibt Adjunkt/Pfarrer Prophet auch den Wohnort der Paten an. Weglassen der Statistikspalten in einigen Jahrgängen. Weglassen der Erben in einigen Jahrgängen XXIV Insbesondere Beerdigungsdaten sind zuweilen unvollständig, da sie offenbar von Dritten, die es nicht genau wissen, mitgeteilt werden. In dieser Abschrift (EXCEL-Tabelle) wurde folgendes nicht übernommen Geistlicher, der die Amtshandlung ausführte Person, die die Meldung machte Beerdigung in den Mogilen In die gedruckten Register sind wegen des Datenumfangs nur die wichtigsten Daten übernommen worden. Außerdem ist der Umgang mit der Rechtschreibung sehr leger. Man hat den Eindruck, die Schreibweise sei der Willkür des Schreibers überlassen. Speziell bei den Pissanitzer Abschriften – im Gegensatz etwa zu denen des benachbarten Kirchspiels Ostrokollen – hat man den Eindruck, der Schreiber leidet aus heutiger Sicht an Legasthenie. Beispiele: in aufeinander folgenden Zeilen Gollupken und Golupken. In der gleichen Zeile Marie Lazarczyk Tochter des verstorb. Losmanns Lasarcyk Es gibt auch offensichtliche Fehler: Taufen 1835, Seite 65, Zeile 47, Taufzeugen Christ. Dad., Mar. uxor., Ewa uxor. Christian Daduna würde in Bigamie mit Maria und Ewa leben! Taufen 1840, Seite 165, Zeile 50, Taufzeugen Maria Stolz, Soph. uxor Sophie wäre die Ehefrau von Maria Stolz! Viele Eintragungen erfolgten offensichtlich anhand von Informationen Dritter. So ergeben sich nicht nur Ungenauigkeiten, sondern auch Fehler und Doppeleintragungen: Film AS2192, Tote 1869, Seite 00136 links / 00137 rechts: Zeile 10: Dlugoniedzellen, 18.01.1869, 20.01.1869, Bertha geb. v. Langheim Frau des Krugpächter Kruck, Alter: 19 Jahre, Erben: Ehemann, Todesursache: Krämpfe Zeile 13: Dlugoniedzellen, 15.01.1869, 17.01.1869, Bertha geb. Kruck Frau des Krugpächter Albert v. Langheim, Alter: 19 Jahre, Erben: Ehemann, 1 min Kind, Todesursache: nach der Entbindung (Im Geburtsregister ist die Geburt des Sohnes Rudolph Ferdinand Carl der Eltern Albert von Langheim und Bertha Kruk am 29.12.1868 eingetragen!) Besonders in den Jahren vor 1870, in denen Pfarrer Maletius offensichtlich krank und kein Kustor da war, sind die Duplikate von mehreren Personen mit den unterschiedlichsten Handschriften angefertigt worden. Manchmal findet man bei einem Kopisten aufeinanderfolgend immer die gleichen offensichtlichen Fehler. So wird über einen längeren Zeitraum u. a. „Uxer“ statt „uxor“ und „Ether“ statt „Esther“ geschrieben. Solche Fehler wurden von mir beim Abschreiben korrigiert. Falsche Zählungen oder falsche Zuordnung der Zählung wurden übernommen! Auch ein offenbar falsches Datum, wenn z.B. der Tag der Beerdigung vor dem Todestag liegt. XXV Hinsichtlich dieser Abschrift sind natürlich auch Lesefehler nicht auszuschließen. Laut Erlass des Königlichen Konsistoriums: war es unzulässig, bei unehelichen Geburten den Schwängerer/Kindsvater zu registrieren. Die Pfarrer haben sich teilweise darüber hinweggesetzt und entsprechende Vermerke vorgenommen. Interessant ist die Häufigkeit und Verteilung unehelicher Geburten. Ihr Anteil lag zwischen 10 und 20 Prozent der Geburten. Es gab Monate ohne uneheliche Geburten und solche mit ausgeprägten Häufungen. Rechnet man zurück, so lassen sich offenbar exzessive Feste datieren. Ab 1870 sind bei unehelichen Geburten hinter dem Namen der Mutter Hinweise zum Vater der Kindsmutter, nicht zum Kindsvater eingetragen! 2.3 Lesbarkeit der Eintragungen Die Lesbarkeit ist sehr unterschiedlich. Der Wechsel verschiedenster Handschriften macht immer wieder eine Analyse ihrer Eigenheiten notwendig. Schwierigkeiten ergeben sich durch eine zuweilen völlig andere eigenwillige Formung einzelner Buchstaben. Bei manchen Handschriften sind „a“ „o“ „u“ „e“ und „n“ quasi gleich geformt, bei anderen „k“ und „n“ oder „l“ „ł“ und „t“. Abgenutzte Federkiele erschweren das Lesen sehr. Ab dem Anspitzen ist die Schrift schlagartig besser lesbar. Einige Seiten haben sehr verblasste Schrift. Manchmal überlagern sich Schnörkel. Zuweilen werden sehr individuelle Kürzel verwendet. Teilweise sind nachträgliche Korrekturen vorgenommen worden. Durch direktes Überschreiben kann das bis zur Unlesbarkeit führen. XXVI Ausschnitt aus dem Geburtsregister mit einer gut lesbaren Passage (s. oben, Übertragung s. unten), die aber auch nicht eindeutig lesbare Eigenheiten enthält. Kulessen Wyssoken Statzen Christian Cieslick, Wirth Friedrich Kowalewski, Wirth Daniel Bialass, Wirth Carl Rudolph Burdach, Carolinenthal Gutsbesitzer Julius Emil Alexander Gayck, Rektor Pissanitzen Gr. Lasken Johann Sokolowski, Wirth Sieden Johann Ruczecki, Losm. Makoscheyen Adam Gołembek, Wirth Pissanitzen Friedrich Müller, Köllmer Dlugoniedziellen Woytek Kur, Wirth Krzywen Samuel Kleczewski, Losm. Krzywen Math. Schlachta, Wirth Sypyttken Ludwig Beyer, Losm. Dlugoniedziellen Gottlieb Buczko, Wirth Krzywen Adam Salewski, Losm. Wyssoken Johann Gollub, Lehrer Louise Cieslick Charlotte Dziubiel Marie Nowosadko Friderike Philippine v. Westerhagen Heloise Marie Virginie Bertin Marie Schruba Charlotte Gottuk Sophie Broziewski Julie Krause Esther Grabowski Regine Daduna Marie Adamczyk Marie Kleczewski Louise Becher Esther Strzała Louise Rogowski XXVII Bei dem unterstrichenen Namen ist der Familienname nicht eindeutig lesbar. Er wird in seiner zweiten Hälfte in einer Weise geschrieben, die nicht bei anderen Namen, aber stets bei diesem zu sehen ist. Ein anderer Eintrag sieht so aus: Im Zeitraum 1851 bis 1858, in dem der besagte Rektor auftaucht, wird ein "y" immer ohne Trema (doppelter Punkt, Doppelstrich) geschrieben. Der gesuchte Name des Rektors - aber eben nur dieser - hat stets die eigenartigen Krakel, die man sonst nirgends findet. Betrachtet man den Namen Buczko in der drittletzten Zeile des Geburtsregisterausschnitts, dann sieht das "cz" wie ein "y" aus, aber ein "y" hat immer eine Schleife nach unten. Eine Lösung fand sich durch den Eintrag im Pfarrerbuch(Manuskript): Gayck, Julius Emil Alexander * Willenberg 22.5.1815, † Drygallen 11.5.1884, 69 Jahre alt, Vater: Johann Christoph G., Pf. in Schöndamerau. Universität Königsber. Pr. WS 1837/38, Theologe, 12.5.1851 Rektor in Pissanitzen, vorher 10 Jahre Hauslehrer in Masuren (1844). Ordiniert 1861 als 2. Prediger in Lötzen, 3.11. eingeführt, 10.3.1872 als Pf. in Drygallen eingeführt" Ausserdem steht im Amtsblatt der Königl. Preußischen Regierung zu Gumbinnen. Personenkundliche Auszüge. 1811-1870 [21] im Jahr 1851: „G a y k, PAC und Schulamtskandidat, Sorquitten, die interimistische Verwaltung des Rektorats in Pissanitzen übertragen“ Dementsprechend wurde diese Person mit Gayck in den Registern aufgeführt. Beim Lesen der Abschrift sind folgende Notationen zu beachten: (?) nicht eindeutig lesbar (Name2) Der Name kann im Kontext nur "Name2" heißen (Name2?) Der Name könnte auch, oder müsste vermutlich "Name2" heißen XXVIII 2.4. Orte anderer Kirchspiele, die in den Kirchenbüchern vorkommen Die nachfolgenden in den Registern genannten Ortsnamen beziehen sich auf Orte außerhalb des Kirchspiels Pissanitzen. Da es in Ostpreußen häufig mehrere Orte mit gleichem Namen gab, wurde, sofern das Kirchspiel nicht explizit angegeben war, auf den Pissanitzen am nächsten gelegenen Ort Bezug genommen. Ortsname Kirchspiel Kreis Babken Margrabowa Oletzko Ballienen Niebudszen Gumbinnen Baitkowen Baitkowen Lyck Borszymmen Borszymmen Lyck Buczken Lyck Lyck Burnien Borszymmen Lyck Chelchen Lyck Lyck Chrzanowen Lyck Lyck Czymochen Groß Czymochen Lyck Dirschau Dirschau Dirschau/Westpr. Dluggen Kallinowen Lyck Dlugochorellen Ostrokollen Lyck Dlugossen Ostrokollen Lyck Dombrowsken Ostrokollen Lyck Dorschen Groß Czymochen Lyck Dugrauozalen - nicht ermittelbar Duttken Borszymmen Lyck Dworatzken Schwentainen Oletzko Eckersberg Eckersberg Johannisburg Gerkischken (=Jäkischken?) (Schakuhnen) (Heydekrug) Giesen Ostrokollen, ab 1904 Wischniewen Lyck Gollen (zu Gollubien A) Lyck Lyck Gollubien A Lyck Lyck Golczken - nicht ermittelbar Gonsken Gonsken Oletzko Grabnick Grabnick Lyck Graudenz Graudenz Stadtkreis Graudenz Grodzisko (Ort in Polen, etwa 20 km südöstlich von Johannisburg) Gronsken Borszymmen Lyck Groß Gonschorowen Gonsken Oletzko Hellmahnen Ostrokollen Lyck Iwaschken Kallinowen Lyck Janschken (= Jänischken?) (Kussen) (Pillkallen) Janschken (= Jänischken?) (Didlacken) (Insterburg) Janschken (= Janischken?) (Land Memel) (Memel) Jedwabno Jedwabno Neidenburg Jelittken Wielitzken Oletzko XXIX Jendreyken Jesziorken Borszymmen Lyck Rhein Lötzen Ostrokollen, Kallenczynnen seit 1904 Wischniewen Lyck Kallinowen Kallinowen Lyck Kalnemois (ein Gut in Livland) Kurzontken Groß Rosinsko Johannisburg Ostrokollen, Katrinowen seit 1904 Wischniewen Lyck Kiehlen Kallinowen Lyck Kiöwen Gonsken Oletzko Klein Malinowken Stradaunen Lyck Klein Oletzko Wielitzken Oletzko Kleszewen (=Kleszöwen) Wielitzken Oletzko Kobylinnen Ostrokollen Lyck Kolleschnicken Borszymmen Lyck Kowahlen Schareyken Oletzko Kozycken Lyck Lyck Krupinnen Ostrokollen Lyck Krzysewen Kallinowen Lyck Kuliggen - nicht ermittelbar Leegen Lyck Lyck Lipinsken Ostrokollen Lyck Lyck Lyck Lyck Lyssewen Borszymmen Lyck Marczynowen Kallinowen Lyck Markowsken Wielitzken Oletzko Maschen (=Maszen) Werden Heydekrug Millewen Kallinowen Lyck Milucken Passenheim Ortelsburg Moosznen Margrabowa Oletzko Mrosen Lyck Lyck Mylussen Ostrokollen Lyck Nikolayken, hier offenbar der kleine Ort westlich von Gollubien (siehe Schroetterkarte) Oletzko - nicht eindeutig Oletzko Ortelsburg Ortelsburg Ortelsburg Ostrokollen Ostrokollen Lyck Pientken Kallinowen Lyck Plotzitznen Stradaunen Lyck Popowen Ostrokollen Lyck Prawdzisken Borszymmen Lyck Prostken Ostrokollen Lyck Przepiorken Borszymmen Lyck Przykopken Lyck Lyck Przytullen Stradaunen Lyck XXX Radzien Widminnen Lötzen Regeln Ostrokollen, ab 1904 Wischniewen Lyck Romanowen Borszymmen Lyck Romotten Borszymmen Lyck Rosinsko Klaussen Lyck Rumeyken Stradaunen Lyck Rydzewen Stradaunen Lyck Salnowen - nicht ermittelbar Sanien Groß Czymochen Lyck Sattycken Gonsken Oletzko Schikorren Ostrokollen Lyck Schnepien Ostrokollen später Baitkowen Lyck Sentken Lyck Lyck Skrzypken Borszymmen Lyck Soczien Groß Czymochen Lyck Soltmahnen Ostrokollen Lyck Sordachen Lyck Lyck Stosznen Borszymmen Lyck Sanien Groß Czymochen Lyck Satycken Gonsken Oletzko Schikorren Ostrokollen Lyck Sesken Wielitzken Oletzko Skrzypken Borszymmen Lyck Soffen Stradaunen Lyck Starosten Wielitzken Oletzko Stosznen Borszymmen Lyck Stradaunen Stradaunen Lyck Suczken Lyck Lyck Suleyken Schwentainen Oletzko Szczudlen Stradaunen Lyck Trentowsken Kallinowen Lyck Tworken ( = Tworky, ein Ort in Polen gegenüber Sawadden, Ksp. Pissanitzen) Wielitzken Wielitzken Oletzko Wierzbowen Groß Czymochen Lyck Wierzbowen Prawdzisken (katholisch) Lyck Wilkassen Wielitzken Oletzko Wingeruppen Mallwischken Pillkallen Wingeruppen Szillen Ragnit Wischniewen Ostrokollen, ab 1904 Wischniewen Lyck Woynassen Wielitzken Oletzko Zeysen Stradaunen Lyck Zielasen Lyck Lyck Zielasken Ostrokollen Lyck XXXI 2.5. Namen Nachfolgend sind alle Familiennamen in der Rangfolge ihrer Häufigkeit aufgelistet, die in den Registern der Kirchenbuchduplikate mindestens 50-mal vorkommen. Das Namensverzeichnis enthält sämtliche Familiennamen in alphabetischer Rangfolge. In den Registern werden Person in den unterschiedlichen Namensvarianten geschrieben. Die Identität kann dann nur unter Berücksichtigung des Ortes, des Partners oder der Eltern eindeutig festgelegt werden. Eine Zuordnung der Varianten eines Namens zu einem Standardnamen ist problematisch, da im deutschen Telefonbuch oft mehrere Varianten eines Namens nebeneinander erscheinen. Die hier vorgenommene Gruppierung ist hypothetisch und kritisch zu überprüfen. Die Schreibweise von Namen beschäftigte auch die Rechtsprechung, wie der folgende Eintrag zur Heiratsurkunde 13/1883 des Standesamtes Gollupken zeigt: Die Mutter des die Ehe Schließenden war eine geborene „Zdorra“ nicht „Sdorra“ , Der Familienname der die Ehe Schließenden und ihres Vaters ist „Kowalczyk“ nicht „Kowalcyk“; der Familienname der zu 3 und 4 aufgeführten Zeugen heißt „Przytuła“ und nicht „Przytulla“ und der Vorname des Zeugen zu 3 nicht „Mathias“ sondern „Matheus“ … Eingetragen auf Anordnung des Amtsgerichts Lyck vom 30. Juli 1910 B. u. C. pp. Czybulken, den 10. Oktober 1910. Der Standesbeamte In Vertretung, Unterrieser Rang Häufigkeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 442 383 361 273 237 229 226 217 215 214 211 209 209 204 189 189 189 159 159 157 157 Variante 1 Kowalewski(411) Loiewski(177) Lask(256) Kowalczyk(212) Rogowski(226) Christochowitz(124) Gollub(116) Cieslick(106) Nowosadko(181) Wisniewski(86) Brodowski(198) Lazarzewski(109) Zacharias(206) Bucilowski(79) Broziewski(154) Kaminski(132) Koniecko(110) Kozyk(148) Sobol(131) Borutta(156) Komossa(157) Variante 2 Kowalewsky(29) Loyewski(107) Łask(97) Kowalcyk(29) Rogowsky(10) Chrystochowitz(104) Golub(104) Cieslik(56) Novosadko(29) Wiśniewski(68) Brodowsky(13) Lazarzewsky(24) Zacharyas(3) Buczylowski(49) Brosiewski(6) Kamienski(26) Konietzko(60) Kozik(6) Soboll(25) Borutha Variante 3 Kowałewski Lojewski(44) Lack(4) Kowalcik(14) Roglowski Chrysochowitz Golup(5) Cieślik(18) Nowosatko(2) Wisnewski(14) Lazarziewski(24) Buciłowski(32) Brozewski(10) Kaminsky(15) Konieczko(10) Kosyk(2) Sobolka(2) XXXII 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 142 141 141 135 129 125 124 124 124 119 118 117 115 115 111 111 108 108 107 104 104 103 102 102 101 101 101 99 96 96 96 94 92 92 92 88 86 85 84 83 83 83 83 83 82 Lazarczyk(88) Brzoska(108) Symanczyk(84) Matheusczyk(54) Sanio(126) Szostak(103) Jankowski(113) Pietrzyk(97) Wawro(123) Rafalczyk(39) Markowski(102) Schlachta(104) Johswich(52) Rostek(112) Kischkiel(31) Niklass(85) Czychon(104) Czymoch(103) Adamczyk(73) Budnik(87) Makoschey(98) Buczko(90) Nikołayczyk(26) Zdorra(93) Klimasch(88) Sobotka(75) Turner(98) Kołak(86) Białass(35) Brozio(87) Ziemba(79) Danisch(84) Borowy(90) Dubnicki(32) Gołembek(75) Sierotzki(62) Klescewski(47) Kolenda(85) Zielenski(44) Bagenski(35) Dubnik(72) Kosnider(39) Polkowski(76) Salewski(70) Kruppa(47) Lazarcyk(14) Broska(16) Symancyk(36) Matheuscyk(33) Zanio(3) Sostak(16) Jankowsky(11) Pietrcyk(8) Wawrowna Raphalczyk(28) Markowsky(16) Szlachta(12) Joswich(20) Rostak(2) Kiśkiel(20) Niklas(26) Cichon(2) Cimoch(2) Adamcyk(24) Budnick(17) Makoschei(4) Buzko(4) Nikolayczyk(25) Zdora(9) Klimasz(5) Sobottka(14) Tourner Kolak(9) Bialass(34) Brosio(4) Zimba(14) Dańisch(2) Borowi(2) Dubnitzki(49) Golembek(13) Sierocki(14) Klesczewski(20) Zielinski(35) Baginski(23) Dubnick(11) Kośnider(30) Polkowsky(5) Zalewski(5) Krupa(35) Lazarcik(11) Brozka(5) Symancik(14) Matheuszyk(9) Szostack(5) Pietrczyk(5) Rafalcyk(21) Schlachtowna Joswig(20) Rosteck Kiśkel(19) Chychon Cymoch(2) Adamzyk(4) Makosiey(2) Bucko(2) Nikolaycyk(24) Klimass(3) Sobotke(2) Tonner Kołack Bialas(12) Broźio(2) Zienba(2) Danich Dubnicky(4) Golębek(2) Sieroczki(4) Kleszewski(5) Zielinsky(2) Bagienski(7) Kosnieder(5) Połkowski(2) Salewsky(3) XXXIII 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 81 81 81 80 79 76 76 74 72 71 71 68 66 63 62 61 60 60 59 59 59 57 57 57 56 56 56 55 54 54 53 51 50 50 50 Fabian(81) Kobilinski(24) Wrobel(81) Schulz(57) Müller(65) Danielczyk(48) Macieyczyk(34) Balo(39) Lubitzki(48) Poplawski(60) Schruba(67) Przytulla(30) Reinoss(50) Milewski(54) Dziubiel(46) Karaschewski(26) Formasson(19) Pawelczyk(46) Capla(49) Korpis(39) Prostka(57) Kukowski(54) Piotrowski(56) Rohmann(44) Grudnio(56) Pozywio(49) Wolski(50) Dikomey(42) Frelian(33) Lichatz(33) Turowski(49) Pielatzki(34) Grygo(28) Scheika(25) Sobiech(50) Kobilenski(20) Schultz(23) Mueller(10) Danielcyk(17) Macieycyk(7) Bahlo(31) Lubicki(16) Poplawsky(6) Schrubba(3) Przytuła(22) Rheinoss(9) Milewsky(5) Dzubiel(15) Karasiewski(26) Fornasson(17) Pawelcyk(9) Czapla(6) Korpiss(15) Prostkowna Kukowsky(3) Piotrowsky Roman(6) Poziwio(4) Wolsky(2) Dicomey(6) Froelian(14) Lychatz(10) Turowsky(4) Pielacki(8) Grigo(22) Scheyka(25) Kobylenski(20) Muller(4) Danielcik(5) Maczeyczyk(7) Ballo(3) Lubicky(4) Popławski(4) Schuba Przytula(16) Reinos(3) Mylewski(4) Dziubil Karaschewsky(2) Fornason(12) Pawelcik(2) Kapla(3) Korpys(3) Proska Romann(7) Posiwio(3) Volski(2) Dikomei(3) Frölian(3) Lichacz(7) Pilatzki(5) Auch Vornamen sind oft unterschiedlich geschrieben. Die folgenden Varianten sind Beispiele: Bartek / Bartholomäus / Bartolomeusz Christian / Chrystian / Xian / Xtian (bei Taufzeugen auch mit X. oder Xt. abgekürzt) Friedrich / Fridrich / Fritz / Fryc Euphrosine / Euphrosyne / Eufrosine / Frosine / Fros. (bes. in Spalte Taufzeugen) Ewa / Ewe / Eva / Jewa Grześ / Grzes / Grzez / George XXXIV Jacub / Jacob / Jakob Lowyza / Lowiza / Lowisa / Lowise / Louise / Luize / Luise Macz / Maczek / Matthäus / Matthias / Mathias Marczyn / Marcin / Martin Michał / Michal / Michael Woytek / Wojtek / Wojiech / Adalbert Aus dem Vorstehenden ist ersichtlich, dass es bei fast allen Namen nicht ausreicht, die Auswertung in der heutigen Schreibweise vorzunehmen. Grundsätzlich sollte man bei allen Namensformen auf Klangähnlichkeit unter Berücksichtigung der polnischen Laute achten. Einige Hinweise: Wenn ein Deutscher " Konietzko" hört, schreibt er " Konietzko"; wenn ein Pole "Konietzko" hört, schreibt er " Koniecko ", weil das c im Polnischen den Klangwert eines tz im Deutschen hat. Bekommt ein deutscher Pfarrer diesen Namen phonetisch korrekt mündlich mitgeteilt, macht er - insbesondere, wenn er mit den Lautwerten des polnischen Alphabets nicht vertraut ist - bei der Niederschrift natürlich "Konietzko" daraus. Das polnische "z" ist im Deutschen ein stimmhaftes "s" und wird dann eingedeutscht so geschrieben. Das polnische "ie" wird immer getrennt "i - e" gesprochen Die Betonung polnischer Namen liegt fast immer auf der vorletzten Silbe. Es ist empfehlenswert, sich mit der polnischen Aussprache zu befassen. Eine gute Übersicht gibt es u. a. bei Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/Aussprache_des_Polnischen Ein weiterer Hinweis: Im Geburtsregister sind Frauen als Mutter stets mit den Mädchennamen, als Taufzeuge dagegen zuweilen mit dem Familiennamen (Name des Ehemannes) eingetragen. 2.6. Besondere Begriffe und Abkürzungen deflorata (defl.) dito emeritus (emerit., em. ) filius filia gemelli gemini Hospitalit majorenn, (major., maj.) minorenn, (minor., min.) die nicht mehr Jungfräuliche das Selbe im Ruhestand sein/ihr Sohn seine/ihre Tochter verschiedene Zwillinge Zwillinge Insasse eines Hospitals, Armen- oder Krankenhauses erwachsen unmündig Nach den Bestimmungen des ab 01.01.1815 wieder eingeführten Allgemeinen Preußischen Landrechts trat die Volljährigkeit mit Vollendung des 24. Lebensjahres ein. Durch das Preußische Gesetz über das Alter der Großjährigkeit vom 09.12.1869 wurde das Volljährigkeitsalter mit Wirkung vom 01.07.1870 für Preußen auf das vollendete 21. Lebensjahr herabgesetzt. Durch Reichsgesetz betreffend das Alter der XXXV Großjährigkeit vom 17.02.1875 wurde das Volljährigkeitsalter im gesamten Deutschen Reich mit Wirkung vom 01.01.1876 auf das vollendete 21. Lebensjahr festgesetzt. uxor separiert (separ.) separierte 2.7. seine Ehefrau geschieden geschiedene Stand und Berufe Folgende Standes- oder Berufsbezeichnungen sind in den Registern genannt: Bereich der Landwirtschaft: Altsitzer (Altsasse); Brenner (brennt auf Gütern Schnaps); Eigenkäthner; Grundbesitzer; Gutsbesitzer; Kämmerer (= Gutsverwalter); Knecht; Köllmer; Kutscher; Losgängerin, Losfrau, Losmann; Wirth (= Landwirt, Bauer) Handel und Gewerbe: Arbeitsmann; Fleischer; Handlungsdiener; Krüger, Krugbesitzer, Krugpächter, Schänker, Schankwirth – ab etwa 1870 auch Gastwirth; Kürschner; Maurer, Müller; Radmacher, Rademacher; Riemer; Schäftemacher; Schneider; Schuhmacher; Steinsetzer; Stellmacher; Tischler; Zimmerer. Es fällt auf, dass ab 1832 kaum Handwerker vorkommen. Bis 1874 nimmt die Anzahl deutlich zu. Verwaltung: Adjunkt; Chaussegelderheber; Exekurator (Exek.); Förster; Glöckner; Grenzaufseher, Grenzbeamter, Grenzgelderheber, Grenzinspekteur, Grenzmeister, Grenz-Zollbeamter, OberGrenz-Kontrolleur; Kustor; Lehrer; Landgeschworener; Pfarrer; Prediger; Rektor/Rector; Steuererheber; Superintendent; Waldwächter Adjunct (Adjunkt, Gehilfe, Beisitzer) Ein junger Pfarrer zur Unterstützung in einer großen Gemeinde, ohne selbst der verantwortliche Pfarrer zu sein. Er übernahm dann meist die mühselig zu erreichenden Außengemeinden. Früher meist nur als Unterstützung eines älteren Pfarrers, der aus Altersgründen Hilfe brauchte, oft mit dem Versprechen der "spes succedendi" = Hoffnung auf die Nachfolge. (Dafür bekam er auch kein eigenes Gehalt), aber auch ohne Hoffnung darauf = sine spes succedendi. (Quelle: GenWiki) Von 1840 bis 1851 war Johann Elmenthaler Kustor, Rector und Adjunkt. Von 1870 bis 1874 war es Heinrich Ferdinand Adolph Prophet, bevor er das Pfarramt Pissanitzen übernahm. Nähere Erläuterungen zu den genannten Berufen findet man u. a. in der Publikation von K. v. Staßewski und R. Stein [8], sowie bei GenWiki http://wiki-de.genealogy.net/Portal:Lexika XXXVI 2.8. Statistik zu den Registern Insbesondere durch Epidemien schwankte die Anzahl der Geburts-. Heirats- und Todesfälle pro Jahr stark, wie die folgende Grafik zeigt: 2.9. Krankheiten nach zeitgenössischen Quellen Bei der Deutung der als Todesursache angegebenen Krankheiten, ist zu beachten, dass sie einerseits oft nicht von einem Arzt, sondern von der den Todesfall meldenden Person angegeben wurden. Andererseits wurden sie damals auch von den Ärzten mehr symptomatisch und nicht im Sinne der heutigen Klassifikation beschrieben. Das Nachstehende ist zeitgenössischen Lexika jener Zeit entnommen. Abzehrung [10] S. 16 (Atrophie), eine jetzt immer häufiger werdende Krankheit, die vorzugsweise bei Kindern unter vier bis fünf Jahren vorkommt, und dann auch Darrsucht, Ungedeihen der Kinder genannt wird, ist gewöhnlich eine Folge der Scropheln, oft aber auch der Überfütterung und Verwahrlosung. Insbesondere führt Vernachlässigung der nöthigen Reinlichkeit, Mangel an reiner, gesunder Luft, schwerverdaulicher Mehlbrei, Vollstopfen des Magens mit Schwarzbrot, Kartoffeln, Klösen u.s.w. dieselbe herbei. Die Kinder werden dann bleich und hohläugig, bekommen alte Züge, einen starken aufgetriebenen Leib, magern dabei am übrigen Körper ab und verlieren die natürliche Eßlust bei einer unnatürlichen Gefräßigkeit; es riecht ihnen meist sauer aus dem Munde, sie leiden bald an Verstopfung, bald an Durchfall, schlafen wenig und unruhig, werden zu lebenden Skeletten, fangen an zu fiebern und sterben unter Durchfällen und übelriechenden Schweißen. Kinder, welche gleich nach der Geburt oder wenigstens zu früh von der Mutterbrust entwöhnt, und, wie man sagt, in XXXVII die Ziehe gegeben werden, sind am häufigsten die Opfer der Abzehrung. Nur Reinlichkeit, gesunde Luft, eine leicht verdauliche, nahrhafte Kost, warme Kräuter- und Malzbäder, weniger aber der Gebrauch von Arzeneien, helfen, wo Hülfe überhaupt noch möglich ist. Die Abzehrung im Greisenalter ist eine natürliche Folge desselben, im frühern Lebensalter aber wird sie herbeigeführt durch schwere Krankheiten und ausschweifende Lebensweise. Auszehrung [11] S. 350-351 (Schwindsucht, Zehrkrankheit); darunter versteht man jene chronischen Krankheiten, deren wesentlicher Moment aus inneren Ursachen gehinderte Ernährung ist, und welche so durch stetig fortschreitende Abmagerung und Entkräftung des Körpers zum Tode führen. Nach ihrer Entstehung zerfallen die Zehrkrankheiten in 2 Hauptklassen: 1. solche, bei denen der Verbrauch an Stoff und Kraft größer ist, als die gewöhnliche Ernährung zu ersetzen vermag (Phtisis); 2. solche, bei denen wegen Erkrankung eines wichtigen Organs die Ernährung den nöthigen Ersatz auch bei gewöhnlichem, naturgemäßem Verbrauch, nicht mehr leisten kann (trockene Schwindsucht, Tabes, Atrophia). Die nächste Ursache der gestörten Ernährung ist in der Regel eine innere schleichende Entzündung mit ihren Ausgängen in Tuberkel, Krebs, Erweichung, Eiterung, Schleimflüsse, und die A. daher Ausgangskrankheit anderer sehr mannigfacher Krankheitszustände. Nach dem Sitze des Grundübels unterscheidet man Brust-, Hals-, Bauch-, Schwindsuchten der Harn- und Geschlechtsorgane, Nervenschwindsuchten u. endlich solche von äußeren Theilen ausgehend, wie von Eiterung der Muskeln und Knochen, von lange gestörter Hautthätigkeit. Bräune [12] S. 175-176 (Diphterie) nennt man im gemeinen Leben alle Entzündungen des hintern Theiles der Mundhöhle, der Mandeln, des Zäpfchens, des Schlundes und der Stimmwerkzeuge; häutige Bräune oder Croup aber die eigenthümliche Entzündung der Luftröhre und ihrer Aeste, wo diese Kanäle mit häutigen Gebilden überzogen und dadurch verstopft werden. Diese letztere Art ist eine darum sehr gefährliche Krankheit, weil sie ohne große Beschwerden sich vorbereitet und dann plötzlich mit höchst bösartigen Symptomen sich zeigt, wo dann leider häufig die Hilfe zu spät kommt. Brechruhr [11] S. 657 Brechdurchfall (Cholera), ist eine stürmisch und schnell verlaufende Krankheit, die mit heftigen und sehr häufigen wässerigen Ausleerungen nach oben und unten, und baldigem Sinken der Kräfte auftritt. Sie erscheint in 2 Formen, einmal endemisch u. in großer. mörderischer Verbreitung, als die bekannte und gefürchtete Cholera asiatica (s. d. Art.), sodann sporadisch oder in kleineren Epidemien, als Cholera nostras, europ. Cholera. Die letztere, vorzugsweise B. genannt, ist häufig bei uns, besonders in warmen Sommern. Meistens ohne Vorboten stellen sich sogleich heftige u. schnell sich wiederholende Ausleerungen durch Brechen und Stuhl ein. von Druck und Schmerz in der Herzgrube begleitet. Anfangs ist es noch der Inhalt des Magens mit Galle, nachher aber wässerige, schleimige Flüssigkeit. Dazu kommen starker Durst. und bald Verfallen des Gesichts, Blässe und Kälte der Haut. kalte Schweiße, Angst, Krämpfe und Ohnmachten. Richtig und bald behandelt geht die europ. Cholera, so stürmend und drohend sie auch auftritt. meist in Genesung über, oft schon am 1. oder 2. Tage, unter kritischem Schweiß und Harn; kann aber bei Versäumniß der rechten Hilfe auch schnell tödtlich werden. Die Behandlung geschieht theils durch äußere Mittel. trockene warme Ueberschläge, aromatische Kräuterkissen, Einreibungen von Kampferliniment mit Opiumtinktur, Vesicantien; theils innerlich, und hier ist Hauptmittel Opium, dann aromatische Wasser, Emulsionen, Brausepulver, Brechwurz in kleinen Gaben. Brustwassersucht [13] , S. 385 (Hydrothorax), Ansammlung von Wasser im Brustfellsacke, in Folge allgemeiner Wassersucht od. Folge von Brustfellentzündung, XXXVIII Hektik [14] S. 206 (v. gr. Hectica), krankhafter Körperzustand, welcher durch einen anhaltenden körperlichen Reiz eine Abmagerung n., unter mehr od. minder deutlichen Fiebersymptomen, eine allmählige Verzehrung des Körpers zur Folge hat. Die Krankheit zieht sich oft Jahre lang hin, besteht anfänglich mehr in Kränklichkeit als wirklicher Krankheit, macht auch wohl Unterbrechungen. Nach den veranlassenden Ursachen u. den Organen, von denen aus sie unterhalten wird, bekommt die Krankheit dann auch andere Benennungen. Vgl. Auszehrung u. Phthisis. Hitze; hitziges Fieber [11] S. 759 (Calentura) durch Entzündung der Hirnhälfte, befällt besonders Seeleute zuweilen in den Tropen, so daß sie sich in wilden Phantasien oft in das Meer stürzen wollen, um die verzehrende Glut zu löschen. In früheren Jahrhunderten für Flecktyphus, "Läusetyphus", "Hungertyphus" oder "Kriegstyphus". Kolik [15] S. 632 (colica), Bauchgrimmen, periodischer und meist plötzlich mit Heftigkeit eintretender Bauch- oder Darmschmerz, der sich nach längerer od. kürzerer Dauer meist unter Abgang von Winden od. mit Darmentleerungen löst. Man unterscheidet hauptsächlich 3 Arten: 1) solche Störungen, welche die Enden der Darmnerven unmittelbar treffen: Entzündung, Geschwüre, Verengerung, Verstopfung der Gedärme, Blähungen, Saburralzustand, Gallen- und Darmsteine, katarrhalische, rheumatische, hämorrhoidalische Darmaffectionen; 2) centrale Störungen in Hirn u. Rückenmark: Hysterie, Hypochondrie, wohin vielleicht auch die K.en von chronischen Blei- und Kupfervergiftungen gehören; 3) Störungen in andern Nervenparthien, die sich durch Ueberstrahlung (Irradiation) vermittelst der Centralorgane den Darmnerven mittheilen (mitgetheilte K.en), wie sich nicht selten zu Magen-, Nieren-, Uterin-, Blasenschmerz auch K. schmerzen gesellen. Pus [16] S. 704 (lat.), das Eiter, die Fäulnis. Schlagfluß [17] S. 209-210 (Apoplexia), 1) im weiteren Sinne jede plötzlich erfolgende Aufhebung od. Lähmung der Nerventhätigkeit; 2) im engeren Sinne ( B l u t s c h l a g f l u ß ) Lähmung od. Tod in Folge von Blutaustritt in das Gewebe der Nervencentren, ins Rückenmark (Rückenmarksapoplexie) od. ins Gehirn (Gehirnapoplexie, Apoplexia cerebralis, A. sanguinea). Die Folgen der Gehirnapoplexie sind, wenn nicht augenblicklicher Tod, doch Aufhebung des Bewußtseins u. Lähmung der verschiedensten Art. Außer dem Blutschlagfluß unterschied man auch noch den N e r v e n s c h l a g (A. nervosa) u. den s e r ö s e n S. (A. serosa), der eine als lediglich u. unmittelbar vom Nervensystem bedingt, der andere in plötzlichem Wasseraustritt im Gehirn bestehend (bei Kindern auch Wasserschlag genannt); 3) im engsten Sinne versteht man unter S. nur den Austritt von Blut im Gehirn (Gehirnapoplexie), sei es ins Gewebe desselben od. in den Sack der Arachnoiden. Es gibt eine eigenthümliche Körperbeschaffenheit (Habitus apoplecticus), welche ganz bes. zu S. geneigt zu sein scheint, sie besteht in einem großen Kopfe auf kurzem dicken Halse, breiten Schultern, untersetzten Körperbau u. den Zeichen der sogenannten Vollblütigkeit. Außerdem aber können S-e bedingt werden durch verschiedene organische Fehler, zumal in der Masse des Gehirns od. durch Brüchigkeit der Blutgefäßwände desselben, aber auch bei Störungen des Blutlaufs ganz bes. bei Herzkrankheiten. Am häufigsten kommt der S. im 40.–60. Jahre vor. Der S. gibt sich zu erkennen durch plötzliches Aufhören des Bewußtseins u. somit der Empfindung u. der Bewegung, während Athmung u. Herzthätigkeit fortdauern. Nach u. nach, oft aber erst nach Tagen, findet sich das Bewußtsein wieder u. entweder tritt völlige Genesung ein, od. es bleiben Lähmungen, Krämpfe od. Geistesstörung zurück. Die Behandlung des S. hat die Aufgabe bei zu befürchtendem Eintritt desselben od. nach überstandenem Anfalle, diejenigen Erscheinungen zu bekämpfen, welche dem Austritt von Blut im Gehirn Vorschub leisten könnten u. zwar weniger durch Arzneimittel als durch Diät. Im Augenblicke der XXXIX Gefahr selbst wendet man Blutentziehungen, Eisumschläge auf den Kopf, reizende Klystiere, Vesicatore u. Galvanismus etc. an. Die Schwindsucht [18] S. 1753-1754, plur. car. eine mit Fieber verbundene allmähliche Abzehrung des Körpers, bis die Lebenskräfte endlich völlig erlöschen; Tabes Hectica, die Hektik, im Oberdeutschen Ettich, Ital. Etica, Nieders. Swinste, die Quiensucht, von quienen, sich klagen, ingleichen siechen. Ist kein Fieber damit verbunden, so heißt es die Auszehrung. Wassersucht [19] S. 675-676, lat. hydropsia, eine allgemein gekannte und gefürchtete Krankheit, deren wesentliches Merkmal in der abnormen Ansammlung von wässeriger, meistens zugleich Eiweiß- u. Faserstoff nebst Blutsalzen enthaltender Flüssigkeit besteht. Die W. tritt sowohl als acuter wie auch als chronischer Krankheitsproceß auf; im ersteren Fall ist die angesammelte Flüssigkeit stets das Produkt einer vorangegangenen od. gleichzeitigen Entzündung. Der Sitz der W. ist vornämlich irgend eine mit einer serösen Haut ausgekleidete Körperhöhle z.B. der geschlossene Sack der Spinngewebehaut, des Gehirns, der Herzbeutel, die Säcke der Pleura, die Bauchhöhle, der Hodensack, die Gelenkshöhlen etc.; sodann das gesammte Zellgewebe, namentlich das Unterhautzellgewebe u. das Parenchym der Körpereingeweide. Ist der Krankheitsproceß ein chronischer, wobei er in ganz den gleichen Organen verlaufen kann, wie als acute Krankheit, so sind es vornämlich 2 Ursachen, welche ihn begründen: mechanische Hindernisse der Blutcirculation u. das Sinken der Lebenskraft, welche den Geweben allmälig weder den nöthigen Tonus erhalten, noch ein theilweises Zerfallen der thierischen Flüssigkeiten in ihre chemische Elemente mehr verhindern kann. Es bildet darum die W. eine so häufig gesehene letzte Entwicklungsphase aller möglichen Krankheiten. Als Folgekrankheit von Circulationsstörungen tritt die W. auf bei Herzkrankheiten, Nieren-, Leberleiden u. natürlich bei jeder auf die Gefäße als Druck wirkenden größerer Masse, welche da oder dort als Afterproduct im Körper vorkommt. Nach dem Sitze der serösen Flüssigkeit gibt es verschiedene W.en: Gehirn-W. (hydrocephalus), Brust. W. (hydrothoras), Herzbeutel-W. (hydrops pericordii), Bauch. W. (hydrops ascites), Haut-W. (hydrops anasarca), Eierstock-W. (hydrops ovarii), Gebärmutter-W. (hydrometrae), Wasserbruch (Ansammlung in den Hüllen des Hodens) (hydrocele). Die Prognose ist sehr verschieden und hauptsächlich von dem causalen Moment der W. abhängig. Ist die W. als Symptom des Zerfalls der Lebenskräfte anzusehen, so ist sie absolut lethal zu stellen. Die Heilung geschieht sowohl mittelst Anwendung innerlicher Arzneimittel als auf operativem Weg. Mittelst der innerlichen Arzneimittel sucht man stets die Resorption zu steigern u. die ergossene Flüssigkeit irgend einem Excretionsorgan Haut, Nieren u. Darmkanal zur Ausscheidung zuzuführen. Die Chirurgie entfernt unmittelbar das Wasser durch Abzapfen. Sireyss (= parasitäre Hauerkrankung, Flechte, Krebs) XL Literaturverzeichnis: [1] Gemeindelexikon für das Königreich Preußen – Auf Grund der Materialien der Volkszählung von 1905 und anderer amtlicher Quellen, Berlin 1907 und 1908 VFFOW-Nachdruck, Hamburg 2003, (Sonderschrift Nr. 102) [2] Hubatsch, Walther: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band I, Göttingen, Vandenhoeck Ruprecht, 1968 [3] Weber, Reinhold: Die Landgemeinden des Kreises Lyck, Höhenwestedt, Verlag Dieter Broschat, 1988 [4] Vollständige Topographie des Königreichs Preußen Erster Teil: Topographie von Ostpreußen. Herausgegeben von Friedrich Goldbeck, Königsberg und Leipzig, 1785, VFFOW-Nachdruck, Hamburg 1990, (Sonderschrift Nr. 7) [5] Der Regierungsbezirk Gumbinnen nach seiner Lage, Begränzung, Grösse, Bevölkerung und Eintheilung nebst einem Ortschaftsverzeichnisse und Register, Gumbinnen, 1818 VFFOW-Nachdruck, Hamburg 1981, (Sonderschrift Nr. 48) [6] Kossert, Andreas: Masuren - Ostpreußens vergessener Süden, Berlin 2001 [7] Toeppen, Dr. M.: Aberglauben aus Masuren“, Danzig, Verlag Th. Bertling, 1867 [8] Staßewski, K. v.; Stein, R.: Was waren unsere Vorfahren? Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus Altpreußen; VFFOW- Sonderschrift Nr. 18 [9] Otto Glagau: Littauen und Littauer, gesammelte Skizzen - Seinen Landsleuten, den braven Ostpreußen in landsmännischer Gesinnung und als Zeichen treuer Liebe für die Heimath, Tilsit, Verlag J. Reyländer 1869 [10] Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837 [11] Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1 [12] Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834 [13] Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857 [14] Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859 [15] Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3 [16] Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861 [17] Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862 [18] Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798 [19] Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5 [20] Haxthausen, August Freiherr von: Die ländliche Verfassung in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Königsberg, 1839 [21] Moeller: Amtsblatt der Königl. Pr. Regierung zu Gumbinnen. Personenkundliche Auszüge. 1811-1870; VFFOW-Sonderschrift Nr. 70, Hamburg 1992