AUDIOphile

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FOTOS: H. D. KUPSCH
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Das
Comeback
AVM ist wieder da. Mit einer neuen
Generation der legendären 3er-Serie
starten die Badener voll durch.
AUDIO fuhr auf den CD-Player ab.
Von Lothar Brandt
ext Generation“ steht inzwischen unter
dem Firmenlogo. Nach der wechselvollen jüngsten AVM-Geschichte macht das
Sinn. Doch zum Glück waltet auch in den
neuen Geräten der 3er-Serie noch der alte
Geist: möglichst viel schnörkelfreies High
End made in Germany für möglichst wenig
Geld. Für diesen Geist und für die neue
Linie steht die Entwickler-Persönlichkeit
Günter Mania. Der Badener ließ sich auch
für seinen neuen CD-Spieler – Vorverstärker
und Endstufe sind gleichfalls fertig – eine
Menge einfallen.
Die CD-Daten des Evolution CD 3 liest
ein Philips-Laufwerk ein, dessen Schublade
AVM allerdings zu sanfterem Ein- und
Ausfahren abbremst. Mania greift nur den
16-Bit/44,1-Kilohertz-Datenstrom ab, den
er per Upsampling zu erheblich mehr
Breite aufbläst: auf 24 Bit Wortbreite q
N
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Goldstücke: Die metallarmen „NextGen“Cinch-Buchsen von WBT gibt’s serienmäßig.
und 192 kHz Abtastrate. Ein bewährtes
Mittel, dem Wandler zu mehr Datensicherheit zu verhelfen und damit ein sauberes Signal zu erhalten. Selbstverständlich wird der Datenstrom neu getaktet,
um Jitter – winzige Taktverschiebungen
im Digitalsignal, die rauen, instabilen Klang
nach sich ziehen – zu vermeiden.
Die Digital/Analog-Wandlung überantwortet Mania zwei Burr-Brown 1738, jedes
für einen Kanal. So können die für zwei
Züge ausgelegten Chips in sich symmetrisch arbeiten. Das Signal wird wie an
einer Achse gespiegelt doppelt gewandelt.
Bei der Zusammenführung heben sich Fehler so gegenseitig auf, und das Rauschen
wird gemindert. Ehrensache, dass AVM
auch den analogen Part symmetrisch ausführt und dass am Ausgang statt eines
schnöden Operationsverstärkers veritable
Endtransistoren sitzen. Die haben einen
sehr geringen Ausgangswiderstand – das
Labor ermittelte 47 Ohm –, sodass der
CD 3 ohne Probleme auch mit drei Meter
langen Cinch-Kabeln an jeder Vorstufe
oder jedem Vollverstärker andocken kann.
SCHWERE HYPOTHEK
Das Messlabor TESTfactory attestierte aber
auch Top-Werte für Rauschabstand sowie
für Klirr- und Jitterarmut. Bedenkt man
noch die glorreiche Historie von AVM3ern, so lastete eine riesige Hypothek für
den Hörraum auf der „Next Generation“.
Doch der Player hielt dem Druck nicht
nur stand, er übertraf die Erwartungen.
Wie er zum Beispiel die beinharte
Prüfung mit einem samtweichen Klavier
bestand, das hatte die Klasse ganz großer
Player. Das Bachsche Präludium h-moll,
Schlussstück der AUDIO Super-HörkursCD 2 (Bose), tupfte er hochsensibel auf
Blauzone: Der blau gekapselte Ringkerntrafo versorgt die Baugruppen separat, zum Teil mit eigens geregelten Spannungen.
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eine imaginäre Klangleinwand, die Farbpalette in zartesten Nuancen ausnutzend.
Evgeni Koroliovs geradezu magisches Spiel
konnte frei von Härten seinen Zauber entfalten. Als Glücks-Spiel im besten Sinne
entpuppte sich schon hier die Option des
CD 3, sieben verschiedene Digital-Filter –
auch während des Betriebs – zu schalten.
Seit Beginn des CD-Zeitalters streiten High
Ender, ob dieser unabdingbare Ausputzer
digitaler Störkomponenten aus dem analogen Nutzsignal eher zugunsten eines
linearen Frequenzgangs oder eher für einen
optimalen Phasengang ausgelegt werden
sollte. Der AVM lässt die Lust der Wahl.
Fiel bei zarten Flügel-Schlägen das
Votum recht eindeutig für eher „zeit“richtiges Filtern aus, so dürften Pop-Fans
zuweilen die etwas kräftiger strahlende
Brillanz bei „frequenz“-richtiger Schaltung
bevorzugen. Die perlenden Gitarren zu
Rotlicht: Die glimmenden LEDs sind keine Gimmicks, sondern
stellen als Dioden den Ruhestrom der Ausgangs-Transistoren ein.
FAZIT
LOTHAR BRANDT
AUDIO-Redakteur
David Roths „Don Quixote“ (Super-Hörkurs-CD 2; oder CD „More Pearls“, Stockfisch/in-akustik) kamen jedoch in allen
Fällen sorgsam nuanciert, die Drums von
Dream Theater mit gewaltigem Kick. Der
hiebfeste Schlagwerker Mike Portnoy gab
zum Beispiel dem „Train Of Thought“
(CD: Warner) ordentlich Fahrt mit.
Denn neben luftiger Transparenz und
enormer Farbdichte führt der AVM als
dritte Primärtugend knackige Dynamik im
Zeugnis. Ob großes Orchester oder PowerRockband, ob mächtiges Crescendo oder
Volldampf-Riff: Kein Player unter 2000
Euro geht so dynamisch zur Sache. Dass
man da zuweilen die seidige Eleganz eines
Accuphase DP-67 vermisst – geschenkt,
der Nobel-Japaner kostet ein Mehrfaches.
Für 1800 Euro aber erhält der High Ender
mit dem CD 3 NG ein Luxusgefährt. Ganz
schön flott, dieser Dreier von AVM. ƒ
Ein tolles Comeback. AVM verbindet
eindrucksvoll alte Tugenden mit neuen
Stärken. Der CD-Player Evolution
CD 3 belegt, dass vergleichsweise
günstige High-End-Elektronik auch
aus Deutschland kommen kann. Wenn
die fürs nächste AUDIO georderte
Vor/Endstufen-Kombination aus der
3er-Serie hält, was der CD-Spieler verspricht, dann dürfen wir uns auf ein
prächtiges Gespann made in Germany
freuen.
STECKBRIEF
AVM
Vertrieb
Wolfgang Roza
040 / 67 88 16 6
avm-audio.com
1800 Euro
2 Jahre
43 x 8,5 x 31 cm
6 kg
www.
Listenpreis
Garantiezeit
Maße B x H x T
Gewicht
EVOLUTION CD 3
ANZEIGEN
Titelübersicht
Spielzeit Titel/CD/Progr.
Restzeit Titel/CD/Progr.
CD-Text
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BETRIEBSARTEN
Wiederholung
10er/20er-Tastatur
Anspielautomatik
Zufallstitelwahl
Auto-Space
Titel, CD, A-B
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AUSSTATTUNG
Schwarzfahrt: Das Laufwerk Philips 1210
lässt kaum blinde CD-Datenpassagiere durch.
Ausgang regelbar/fixed
Ausgänge Cinch/XLR
Digitalausg. Cinch/opt.
Fernbedienung
Kopfhörerausg./regelb.
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AUDIOGRAMM
AVM
EVOLUTION CD 3
Extrem lebendig und klar
klingender CD-Player, der
auch druckvolle Dynamik
rüberbringt.
Klang CD/SACD
Ausstattung
Bedienung
Verarbeitung
Test
Urteil
Preis / Leistung
überragend
gut
problemlos
vorbildlich
105/–
überragend 105
Referenzklasse
überragend
Vergleich zu anderen Testgeräten siehe AUDIO-Bestenliste.
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