Die Berlin-Formel: Forsche und entwickle.

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Die Berlin-Formel: Forsche und entwickle.
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Die Berlin-Formel:
Forsche und entwickle.
Das Heft zum Kreativstandort
Anzeige
Foto: Mareike Hube
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde des Hauses,
Foto: Anja Weber
Petra M. Müller
Kirsten Niehuus
inhalt/content
Kreativwirtschaft :
Do it yourself! S. 4
Kreativwirtschaft in der Hauptstadtregion S. 6
Film S. 10
Kommunikation und Design S. 12
Neuer Content S. 16
Musik S. 18
Zeitschriften und Magazine S. 20
MEDIA S. 22
News S. 26
„Billig plus Mythos“ – im Juli widmete „Die Zeit“ ein eigenes Dossier der Frage, wovon 3,4 Millionen Berliner
leben sollten – schließlich habe Berlin nicht nur einen Haufen Schulden, sondern dazu ja auch noch: keine Industrie,
trotzdem habe der Sog der Stadt sogar zugenommen. Und das, obwohl Berlin laut der Bundesanstalt für Arbeit die
dritthöchste Arbeitslosenquote der Republik und das sechstniedrigste Bruttoinlandprodukt hat. „Mit jeder Milliarde,
die Berlin sich mehr verschuldet, so scheint es, fliegen der Stadt weltweit mehr Herzen zu. Ist es die Lust am RuinenChic einer ehemaligen Weltstadt? Ein Riecher für billige Mieten? Oder doch die Ahnung, am richtigen Ort zu sein?
Sind die Berlin-Ritter der Neunziger zu ungeduldig gewesen – oder kommt die Berlins Stunde erst noch? Es gibt Leute,
die das glauben“, so die „Zeit“.
Zu den Gläubigen gehören neben vielen Kreativen, die in der Stadt leben, längst auch Immobilien und Investmentmakler, die der Flair der Kreativen anzieht, der Flair der „digitalen Bohème“, wie sie Holm Friebe in seinem
Buch „Wir nennen es Arbeit - Die digitale Bohème oder Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung“ bezeichnet.
Wie dieses Leben aussehen kann, darüber haben wir mit ihm auch persönlich für die MedienboardNews gesprochen
(S.14). Ebenso wie mit Peter Raue, Sebastian Peichl, mit Tom Tykwer und anderen, die sich neuerdings ebenfalls zur
kreativen Klasse zählen lassen müssen.
Der Begriff ‚Creative Industries’ ist zum Schlagwort in der wirtschafts- und standortpolitischen Debatte in Europa
geworden. Denn die Kreativwirtschaft ist eines der Hoffnungsfelder des Strukturwandels im globalen Wettbewerb.
Das zumindest legen die Beschäftigungszuwächse in den verschiedenen Kreativbranchen nah.
Ob und wie aus dem wirtschaftspolitischen Konzept, zu dessen Kernbranchen Film und Medien gehören, erfolgreiche Wachstumsstrategien für Berlin und für die Hauptstadtregion ableitbar sind, das muss gemeinsam mit den
Unternehmen der Berliner Kreativ- und Medienbranche diskutieren werden. Dass Berlin für das Zeitalter einer völlig
neuen Arbeitskultur, die Ära der Creative Industries, die besten Voraussetzungen mitbringt, davon jedenfalls berichten zahlreiche Augenzeugen, einige auf den folgenden Seiten.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre!
Dear Friends and colleagues,
The leading German newspaper Die Zeit recently devoted an entire dossier to the apparent contradiction embodied by Berlin: on the one hand, the city is in major debt, it has the third highest unemployment rate in Germany,
the sixth lowest GDP and no industry to speak of. On the other hand, the city continues to soar in popularity, attracting an extraordinary number of creative young people and tourists each year. Is Berlin poised to burst onto the
world scene? Some people would answer that question with a definitive “Yes!”
Among the converted are many people working in the creative industries, but also real estate firms and investment bankers, all of whom are attracted by the city’s “digital bohemia,” as author Holm Friebe (see our interview
with him on page 14) describes the Berlin scene in his latest book.
The creative industries themselves have become a major topic of conversation in Europe, and some see their growth
as a bright spot among the many economic challenges facing the continent as a result of global competition.
As the contributors and interviewees in this issue will attest, there is no doubt that Berlin fulfils all the prerequisites for this promising new age of creative industries. The question remains, however, as to whether the successful
growth strategies used by the creative industries can be applied effectively elsewhere in capital region.
Impressum:
#3 06
MedienboardNews erscheinen zweimonatlich • Herausgeber: Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH • August-Bebel-Str. 26-53
14482 Pot sdam-Babel sberg • Tel. : 0331-743 87 -0, Fax : -99 • E-Mail: info @medienboard.de • www.medienboard.de
Geschäf t sführung: Petra M. Müller (V.i.S.d.P.) und Kirsten Niehuus
Redak t ion: Sigr id Herrenbrück• Tel. : 0331-743 87 70 • E-Mail: s.herrenbrueck @medienboard.de • Gestaltung: Wolfgang Schneider
editorial
medienboar d Ne w s
Titel
RUBRIK
Do it yourself!
Der amerikanische Ökonom Michael Burda, Professor an der
Humboldt Universität in Berlin, über Creative Industries und
einen Königsweg für die Hauptstadtregion 1
Diese These hat Jacobs in einer Zeit
„Berlin ist eine unpoetische, sehr wenig
mutig vertreten, als das Moderne die
bunte, aber sehr wahre Stadt... Will
Stadt aufgeben, für nicht mehr zeitgeman wissen, wie diese neue Stadt nun
aussieht, so braucht man nur durch eine mäß erklären und die durch Jahrhuneinzige östliche, nördliche, oder südliche derte entstandenen Strukturen zerstören wollte. Jane Jacobs betrachtete die
Straße zu gehen, man braucht auch nur
Großstadt als einmalige Agglomeratieine einzige Straße zu photographieren,
Berlin hat es dem Photographen bequem onen von Macht, Geld und Wohlstand,
Bildung, Intelligenz und Kultur, und
gemacht... Aber, halt still, horch auf,
- am wichtigsten - von Menschen mit
sieh Dich um, atme, bewege Dich, hier
Talenten und Ausdauer. Aufstrebende,
geht etwas vor, es ist eine moderne,
hart arbeitende Menschen, die willens
junge zukunftsreiche Riesensiedlung!
sind, sich dem Stress und den BelasPlötzlich wird auch Dich die Monotonie
tungen auszusetzen, sind das Rückgrat
ihrer Häuser erschüttern, und Du wirst
die Energie, Lebendigkeit und Tapferkeit der größten Metropolen der Welt. Das
ist das Kapital der Hauptstadtregion.
dieses Menschenschlages hier erkennen,
die Vielgestaltigkeit seiner Typen.“ Dieser wissenschaftliche Zwangsoptimismus kann uns munter machen,
Dieses Zitat stammt aus der Feder
Berlin wird seine Hegemonie doch
Alfred Döblins im Jahre 1928, als Bererfolgreich verteidigen. Die intereslins Aktie hoch gehandelt wurde, als
die Metropole im Zenit ihres Ansehens, santere Frage ist: Wie wird es daraus
hervorgehen? Es geht nicht darum,
Reichtums und Einf lusses in der Welt
300-350.000 ALGII –Empfänger zu
stand. Damals attestierte Döblin das
alimentieren, sondern die zumindest
Entscheidende, was die kürzlich verstorbene Städtewissenschaftlerin Jane 350.000-500.000 Leistungsträger der
Zukunft in der Stadt zu behalten, um
Jacobs – wahrlich die Schutzpatronin
der Städteökonomik - immer als Haupt- der Stadt eine nachhaltige, ökonoaugenmerk der Weltgroßstädte nannte: mische Existenz zu sichern. Das sind
Menschen, die der US-amerikanische
Dort spielt die Musik!
Wissenschaftler Richard Florida als
1
Auszüge aus einem Vortrag bei einem Unternehmensdinner
„die kreativen Klasse“ bezeichnet, also
mit dem Regierrenden Bürgermeister Klaus Wowereit zum
jene, die mit Ideen und mit Wissen
Thema „Das kreative Berlin“ im Juli 2006
Do it yourself!”
American economist Michael Burda,
Professor at Humboldt University, on
the creative industries in Berlin
„Berlin is un-poetic and pale, but it is
very real... If you want to know what the
city really looks like, you need only to
photograph one street. Berlin has made
it very easy for photographers... But wait,
listen, look around, breathe, something
is happening, this is a modern, young,
promising city! Suddenly the monotony
of the buildings will make you tremble,
and you will recognize the energy, life,
bravery and variety of these people.“ Alfred Döblin wrote these words in 1928
when Berlin was at the height of its fame,
wealth and influence in the world. He
me dienboar d Ne w s
captured what the eminent urban critic
Jane Jacobs called the “soul of great cities”
– they are places where you can hear the
music playing! Jacobs propounded her
theory in an era that had already given
up on the city, declaring it out of fashion
and destroying structures that had evolved
over centuries. Jacobs saw the big city as
an unique agglomeration of power, money,
prosperity, education, intelligence, culture,
and – most importantly – people with
talent and endurance. These people work
hard under stress and strain, and they are
the backbone of all great cities in the world,
including Berlin and its surrounding region.
We can be quite optimistic about the future
of the Berlin-Brandenburg region. One question, however, arises: How will it emerge
on top? How will it manage to keep at least
arbeiten. Hiermit wird nicht nur die
Kulturwirtschaft, die Medien, die
Informationstechnologie und die
Kommunikation gemeint, sondern
auch die Biotechnologie, die Medizin
und Medizintechnik, die Energie- und
Umweltwirtschaft, der Tourismus und
der ganze Hochschulbereich insgesamt. In der Hauptstadtregion arbeiten
25-33% in den kreativen Industrien,
je nach Klassifikation. Im Vergleich
zu London, Paris, oder New York mit
40% und mehr sind das immer noch zu
wenig.
Laut Floridas Forschung sind Städte
die selbstverständliche Beheimatung
der kreativen Klassen. Und gerade in
Berlin, in Deutschlands größter Stadt,
muss und wird es um die creative
industries gehen. Ich möchte es auch
nicht dabei belassen: Diese Krea-
350,000-500,000 young, creative minds in
the city in order to secure its long-term
economic existence? The American scientist
Richard Florida calls these people “the
creative class” – those who work with ideas
and knowledge in the cultural economy, in
media, information technology and communications, but also in biotechnology, medical technology, energy and environmental
technology, tourism and universities. In
the German capital region, 25-33% people
work in creative industries. In comparison
to London, Paris and New York with 40%
and more, this is still too little.
According to Florida, cities are the natural
habitat of the creative class. In Berlin,
Germany’s biggest city, the focus must be
on creative industries. I would argue even
further that these creative workers will be
magazin
RUBRIK
tiven sind diejenigen, die Berlin zum
alten Glanz verhelfen können, der
diese Stadt vor einem Jahrhundert so
geprägt hat. Denn wie es das London
der letzten zwanzig Jahre so deutlich
zeigt sind die creative industries auch
eine Quelle der Wertschöpfung, der
Arbeitsplätze, des Wohlstandes.
Die Vergangenheit: Stadt der Immigranten, Stadt der Innovationen
Eine Lektion für mich aus der industriellen Geschichte der Hauptstadtregion
mündet in folgender Frage: Könnte es
sein, dass der heutzutage so häufig
verteufelte Wirtschaftsliberalismus im
Sinne des laissez-faire doch der richtige Ansatz ist, wenn ein Suchprozess
gebraucht wird, um den ökonomischen
und intellektuellen Fortschritt voranzutreiben? Ich kann das Gefühl
nicht verhehlen, dass die milliardenschwere Wirtschaftsförderung, die
gegenwärtig bis hin zur Förderung von
vermeintlich „high-tech“ Sektoren in
Berlin betrieben wird, eine massive
Geldverschwendung ist: Sie leitet das
Augenmerk zum Handout, sie stumpft
die Anreize ab, sie schafft die falsche
Mentalität und Normen über das,
was ein erfolgreiches Unternehmen
ausmacht. „Selber machen“ sollte die
Devise sein; wie will man mit mehr als
20.000 Kleinunternehmen in den kreativen Sektoren sonst umgehen?
Die Zukunft: Stadt der Kreativen?
350-500.000 Erwerbstätige arbeiten
in diesen 20.000 Betrieben, davon
18.000 in der Kulturwirtschaft. Der
the ones to help Berlin regain the luster
it enjoyed a century ago. As London has
shown in the past twenty years, creative
industries are a tremendous source of value
creation, jobs and prosperity.
Grad der Kreativität ist unterschiedlich, wenn auch immer vorhanden. Für
mich hat die heutige Beschäftigung
mit „Kreativität“ etwas mit einer noch
weiter tragenden Entwicklung zu tun,
die Berlin-Brandenburg unbedingt
mitmachen muss. Denn die Zukunft
der post-industriellen Welt ruht darauf,
die Industrie auf die wettbewerbsfähigsten Teile zurückzubauen und die
produktiven Kräfte auf dem intellektuellen Spielfeld arbeiten zu lassen. Und
das mit einem Blick auf das Ökonomische, versteht sich.
Städte sind Motoren der Entwicklung,
der Vielfalt, der Innovation. Alfred
Marshall hat vor einem Jahrhundert
erkannt, dass Städte aufgrund von
jenen Vorteilen existieren, die durch
Ballung entstehen: 1) dichte Arbeitsmärkte, um leicht neue Mitarbeiter
mit hohen Qualifikationen zu finden,
2) belebte Produktmärkte, um neue
Produkte auszuprobieren und abzusetzen, und 3) die Nähe zu anderen,
komplementären Wirtschaftszweigen.
Demnach ist und bleibt Berlin eine
Stadt, eine Metropole.
Branche Gesundheit hat in Berlin ganz
tiefe Wurzeln. Berlin ist ein beliebter
Ort des Tourismus, nicht nur wegen
des breiten kulturellen Angebots, sondern auch weil Berlin einen unschlagbaren Erholungswert anbietet. Die
Groß- und Kleinmedien haben Berlin
schon längst entdeckt, aus Gründen,
die der große Ökonom Alfred Marshall
hervorgehoben hat. Berlin bietet
jungen Menschen günstige Wohnmöglichkeiten und niedrige Lebenskosten
an. Berlin-Brandenburg wird in der
nicht zu sehr entfernten Zukunft
einen höchstmodernen Flughafen
besitzen. Eine unbezahlbare Transportinfrastruktur, die aus einem Zeitalter
stammt, als es gerade modern war, sie
zu benutzen. Und dazu den größten
Bahnhof Europas!
Aber es fehlt eine wesentliche Dimension: Die Wirtschaft. In ihrem Buch
The Rise and the Decline of Cities
definiert Jane Jacobs eine Stadt als
„eine Ansiedlung, die dauerhaftes
Wachstum von der eigenen lokalen
Wirtschaft erzeugt.“ Nach dieser
Definition ist Berlin bereits durchgefallen. Jacobs definiert außerdem
eine stagnierende Stadt als „eine
Berlin besitzt fast alle VoraussetAnsiedlung, die einmal wie eine Stadt
zungen für eine creative city. Es
gewachsen ist, die aber aufgehört hat.“
genießt den unangefochtenen Status
als Kulturmetropole. Die Hauptstadtre- Vor dem zweiten Weltkrieg gab es viel
Wachstum, aber seit 1995 gibt es in
gion ist die Heimat von vier Universitäten und vielen anderen Hochschulen; Berlin kaum nennenswertes Wachstum
mehr! In dieser Zeit fiel Berlin Jahr
auch wenn unterfinanziert, bieten
für Jahr um 1-2% zurück; nach 10
sie fabelhafte Chancen für Studenten,
exotische Fächer mit vielen anderen
Fortsetzung auf Seite 24
guten Studenten zu studieren. Die
what makes a successful company, when in
fact our motto should be “Do it yourself!“
employees are easy to find, animated
markets where new products can be tried
out, and the proximity to complementary
business fields. Based on these criteria,
Berlin will always be a metropolis.
The Future: A City of Creative Minds?
350,000-500,000 people work at 20,000
companies in the creative sector in BerlinThe City’s Past: City of Immigrants, City Brandenburg The current preoccupation
Berlin satisfies all the conditions of a creaof Innovation
with “creativity” is related to an additional tive city. It enjoys an irrefutable status as
The industrial history of the capital region
development – one that Berlin-Brandenburg a cultural metropolis. It has four universities and many other colleges, a healthcare
leads me to pose the following question:
must take part in if it wants to survive in
sector with a long and rich tradition, a
Is it possible that the often-demonized
the post-industrial world. Industry must
system of laissez-faire economic liberalism
focus all its energy on its most competitive booming tourist industry and a thriving
media scene. Indeed, Berlin also has one of
is actually the right approach to generating segments and allow productive powers to
Marshall’s essential prerequisites – it offers
economic and intellectual progress? I can’t
flourish – in an economic sense as well
young people an affordable place to live
shake the feeling that euro-heavy business – on the intellectual playing field.
and a high standard of life. And yet, there
development agencies are just massive
Cities are engines of growth, diversity and
is one fundamental dimension missing
wastes of money. These agencies focus on
innovation. A century ago, the economist
handouts, dampening incentive and creaAlfred Marshall recognized that cities thrive – the economy. In her book The Rise and the
ting the wrong mentality with respect to
Decline of Cities, Jane Jacobs defined a city
on urban agglomeration, which includes
as “a community that creates long-term
dense job markets where highly qualified
medienboar d Ne w s
Kreativwirtschaft in Berlin-Brandenburg
Die Berlin-Formel
Die kreative Szene sorgt nicht nur für ein gutes Berlin-Image rund um
den Globus, sondern auch für kräfitges Wirtschaftswachstum in der
Hauptstadtregion
Creative Industries – was ist das?
„Produkten“. Was dafür häufig umso mehr fehlt, ist die
„„Creative Industries“ oder, auf deutsch, Kultur- oder
entsprechende Kapitalstärke, vertriebsorientiertes
Kreativwirtschaft – unter diesem Begriff werden
Verwertungs-Know-how und Marketing, um nicht nur
seit einiger Zeit eine Reihe von Wirtschaftszweigen
kreativ-künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich
zusammengefasst, in denen Kreativität die wesentliche
erfolgreich zu sein.
Grundlage für die Erstellung von Produkten und Dienstleistungen ist: Architektur, Audiovisuelle Medien, Film
Kreativwirtschaft, Strukturwandel
und Fernsehen, Radio, Kunstmarkt, Darstellende Kunst, und internationaler Wettbewerb
Grafik, Mode, Design, Literatur und Verlage, Multimedia, ‚Creative Industries’ ist fast zum Schlagwort in der
Software, Spiele, Internet, Museen, Musikwirtschaft
wirtschafts- und standortpolitischen Debatte Europas
und Werbung etc. Die Produkte der Kreativwirtschaft
geworden, scheint die Kreativwirtschaft doch eines
sind also weitgehend nicht-materielle Wirtschaftsgüter, der Hoffnungsfelder des Strukturwandels im globalen
und die Wertschöpfung basiert vor allem auf geistigem
Wettbewerb zu sein. Die Briten waren die Ersten, die
Eigentum.
die Verschiebung von der klassischen Industrie hin zur
Ein Großteil der genannten Branchen rückt durch die
Kreativwirtschaft ausriefen. Nachdem die britische Pop
Digitalisierung zusammen, Strukturen und VerbreiMusik seit 1996 einen höheren Beitrag zur nationalen
tungswege und -möglichkeiten verändern sich mit ihr
Zahlungsbilanz geleistet hatte als die Stahlindustrie
erheblich. Aus diesem Grund forderte Tessa Jowell, die
und 1998 die Spice Girls der größte Exportschlager
britische Kulturministerin, bei ihrer Eröffnungsrede
Großbritanniens waren, formulierte Chris Smith, erster
zur „Creative Economy Conference” im Oktober 2005 in
Kulturminister im Kabinett Blair, seine Überlegungen
London: „A strong and fair Intellectual Property regime zur Kreativwirtschaft 1998 unter der Überschrift „Creis absolutely fundamental to a thriving, creative ecoative Britain“. Damit legte er den kulturwirtschaftliche
nomy. In a digital world it‘s key to our
Grundstein von Cool Britannia.
future prosperity…“
EU-weit steigen Wertschöpfung und Beschäftigtenzahl
Den Kreativbranchen und ihren Standorten mangelt es
in den Branchen der Kreativwirtschaft überproportioin aller Regel nicht an innovativen und marktfähigen
nal an. Gesamteuropäisch betrug etwa der Umsatz der
Creative Industries. What are they?
The term “creative industries” (CI) refers to economic
sectors in which individual creativity forms the essential
basis of production, including architecture, audiovisual
media, film, TV, radio, art, graphic design, fashion,
design, literature, publishing, multimedia, software,
games, Internet, museums, the music industry and
advertising.
CIs produce mostly non-material goods and their
essential value creation is based on intellectual property. Digitalization is currently causing important
changes in these industries. In October 2005, in her
opening address at the “Creative Economy Conference”
in London, Tessa Jowell, Britain’s Culture Secretary,
stated: “A strong and fair intellectual property regime
is absolutely fundamental to a thriving, creative
economy. In a digital world it‘s key to our future prosperity.” The fundamental characteristic of CIs is that
they are rich in innovative and marketable “products”
me dienboar d Ne w s
but lack the capital strength and sales expertise
needed to achieve economic success.
Creative industries, structural
transformation and international competition
The term ‘creative industries’ is a key word in the current economic debate in Europe, where they have emerged as a promising field in the structural transformation
initiated by global competition.
The British were the first to note the shift from traditional to creative industries. In 1996, British pop music
made a greater contribution to the national economy
than the steel industry, and in 1998, the Spice Girls were
the country’s biggest export. In that same year, Chris
Smith, Tony Blair’s first Culture Secretary, set out his
ideas on CIs in a work entitled “Creative Britain,“ which
made the idea of Cool Britannia even more popular.
The importance of CIs for growth and job creation has
already reached the economic debate at the EU level.
Value creation and employment figures in these sectors
magazin
beiden klassischen Schlüsselindustrien Chemie und Automobilproduktion 2002 rund 600 bzw. 550 Milliarden EUR, während die europäische
Contentsparte 2005 780 Milliarden EUR bei einem Wachstumsniveau von
7% erwirtschaftete.
Auch mit Blick auf den globalen Wettbewerb wird den Creative Industries wachsende Bedeutung für die europäische Ökonomie zugeschrieben: „Wir werden, was die Herstellungskosten in vielen Produktbereichen betrifft, nicht mit Asien konkurrieren können“, skizziert Dieter
Gorny, Executive Vice President MTV Europe, die Entwicklung. „Vor dem
Hintergrund steigender Arbeitslosigkeit müssen neue Wege beschritten
werden. Einer ist sicherlich die Unterstützung und Entwicklung der
Kreativwirtschaft.“
Das sogenannte ‚kreative Potenzial’ von Berlin
Berlin zeigt in fast allen der oben genannten Branchen seit geraumer
Zeit signifikantes Wachstum und gilt inzwischen mit Recht als die
Kreative Metropole Deutschlands. Auch im internationalen Vergleich
wird Berlin als einer der wichtigsten Kreativstandorte gesehen. Hier
hat die Hauptstadt ihren Platz in einer Reihe mit London, Paris oder
Madrid eingenommen. Die Stärken und damit auch wichtige Bausteine
für Image und Profilierung liegen insbesondere in der Film- und Medienwirtschaft, inklusive der Verlage, der Musikwirtschaft, der Werbung,
Kommunikation und PR, aber auch Kunst, Mode und Design.
Für die Berliner Kreativ- und Medienwirtschaft konstatiert der Mitte
2005 erschienene Kulturwirtschaftsbericht der Senatsverwaltung für
Wirtschaft, Arbeit und Frauen überdurchschnittliches Wachstums- und
Beschäftigungspotenzial: Allein die Medienwirtschaft meldet für 2004
ein Umsatzwachstum von 8,7% für Berlin. Vergleicht man die Kennziffern der wichtigen Kompetenzfelder der Berliner Wirtschaft, so stellt die
Kreativ- und Medienwirtschaft bereits eine der bedeutenden Branchen
der Hauptstadtökonomie dar. Dazu kommen Berlins Stärken im Feld Wissenschaft und Forschung, die in ihrem Standortpotenzial vielleicht noch
nicht vollständig erkannt sind und dann das, was der amerikanische
Soziologe und Volkswirtschaftler Richard Florida*** den Coolness-Index
nennt. Denn nach Florida stehen die Metropolen der Zukunft - und zu
denen zählt er auch Berlin - im Wettbewerb um die „Kreativen Klasse“,
have increased at a dramatic rate throughout the EU. In 2002, sales in
the EU chemical and automobile industries were 600 and 550 billion euro
respectively. In comparison, in 2005, Europe’s CIs produced 780 billion
euro and featured a growth rate of 7%.
CIs are also increasing in importance in terms of global competition. As
Dieter Gorny, Executive Vice President MTV Europe, explains: “Production
costs in many areas will not allow us compete with Asia, so we must pursue
new paths, one of which is most certainly to encourage creative industries.”
Creative potential: The media
and creative industries in Berlin
Berlin’s creative economy has shown tremendous growth for many years. The
city is now considered to be Germany’s creative metropolis and one of the
most innovative locations in Europe alongside London, Paris and Madrid.
Berlin’s strengths lie in the film and media industries, including publishing,
music, advertising, communications, PR, art, fashion, design, etc.
In 2005, Berlin’s Senate Department for Economics, Labour and Women’s
Issues published a Cultural Economy Report that showed above-average
growth and job potential in the city’s creative and media industries, see
table below.
medienboar d Ne w s
RUBRIK
Kreativwirtschaft in Berlin-Brandenburg
Kulturwirtschaftsbericht
2005 für Berlin
Die Kultur ist ein nicht zu unterschätzender
Wirtschaftsfaktor in Berlin. Das belegt der erste Kulturwirtschaftsbericht für die Hauptstadt,
den der Senator für Wirtschaft, Arbeit und
Frauen, Harald Wolf, und der Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Thomas
Flierl, im Mai 2005 vorstellten. Dem Bericht
BU-Textdie Kulturwirtschaft in Berlin zu
zufolge trägt
einem erheblichen Teil zur Wertschöpfung und
Schaffung von Arbeitsplätzen in der Stadt bei.
Über 18.000 zumeist kleine und mittelständische Unternehmen der Kulturwirtschaft
erwirtschafteten 2002 einen Umsatz von über
8 Mrd. EUR und erreichten damit einen Anteil
von rund 11 Prozent am Bruttoinlandsprodukt
der Berliner Wirtschaft.Die Umsätze der Berliner Kulturwirtschaft erreichen in etwa das
Niveau des verarbeitenden Gewerbes. Mehr als
90.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten hier. Das entspricht rund acht
Prozent aller sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in Berlin. Ihre Zahl stieg von
1998 bis 2002 um rund 7%.
Die Anzahl der Unternehmen der Berliner Kulturwirtschaft stieg von 1998 bis 2002 um 660
Unternehmen an. Insbesondere die Teilmärkte
Software und Telekommunikation (+33%/ +
390 Unternehmen), Presse- und Buchmarkt
(+10%/ + 370 Unternehmen), Film- und Fernsehwirtschaft (+4%/+ 70 Unternehmen) sowie
die Werbebranche (+9%/ +160 Unternehmen)
verzeichneten Unternehmenszuwächse.
Der erste Kulturwirtschaftsbericht für Berlin
und die Kurzinformation Kulturwirtschaft in
Berlin stehen als Download (pdf) unter folgenden Adressen im Internet zur Verfügung:
http://www.berlin.de/senwiarbfrau/doku/
wirtschaft/kulturwirtschaft.pdf
The fact that culture plays an very important
role in Berlin’s economy was confirmed in May
2005 with the presentation of the city’s first
Cultural Economy Report, a common initiative
by Harald Wolf, Senator for Economics, Labour
and Women’s Issues, and Thomas Flierl, Senator
for Science, Research and Culture. In 2002, over
18,000 mostly small and middle-size culturallyoriented businesses produced sales of over 8
million euro. This represents an 11% share of
Berlin’s total GDP. More than 90,000 people are
employed in the sector, which is 8% of the total
number of people employed in Berlin. From 1998
to 2002, the size of the workforce in the field
grew by approximately 7%. From 1998 to 2002,
the number of companies in Berlin’s cultural
economy rose by 660. Growth occurred particularly in the fields of software and telecommunications (+33% / 390 companies), information
and publishing (+10% / 370 companies), film
and TV (+4% / 70 companies) as well as in the
advertising industry (+9%/ +160 companies).
For further information see URL above.
me dienboar d Ne w s
Kreativwirtschaft in Zahlen* Anzahl Unternehmen
Buch und Presse
3.966
TV- und Filmwirtschaft
1.688
Kunstmarkt
4.681
Software/Telekommunikation
1.569
Musikwirtschaft
1.134
Werbung
1.843
Architektur/kulturelles Erbe
2.886
Darstellende Kunst
806
Kulturwirtschaft
18.573
Umsatz in T Euro
1.884.778
1.383.600
1.320.930
1.145.226
971.912
654.206
510.465
232.737
8.103.854
Anzahl Beschäftigte
19.809
13.140
14.210
18.430
5.688
6.354
7.318
5.390
90.339
die ihre Standorte nach der Formel „Tech- entstehen immer neue Schnittfelder.
nology, Talent and Tolerance“ auswählten. Darüber hinaus sind wichtige Maßnahmen zur Ausschöpfung des StandortKonzepte für die
potenzials im Feld Kreativwirtschaft
Standortentwicklung
bereits eingeleitet, wie die Erstellung
Dass die Kreativwirtschaft in ihrer
eines Kulturwirtschaftsberichts, der
engen Verwebung mit der MedienwirtStart der Kulturwirtschaftsinitiative
schaft eine besondere Rolle für Berlin
von Wirtschafts- und Kultursenator, die
und die Hauptstadtregion spielt, wird
Ausrichtung der Kompetenzteams in der
kaum jemand in Frage stellen. Ob und
Landesbank und den Wirtschaftsfördewie aus dem Branchenkonzept der Krerungen. Die IHK hat neben dem Mediativwirtschaft spezifische erfolgreiche
enausschuss ein eigenes Branchenfeld
Wachstumsstrategien für Berlin und die „Medien- und Kulturwirtschaft“ eingeHauptstadtregion ableitbar sind, das ist
richtet.
eine der Fragen, die gemeinsam mit den
Im nächsten Schritt geht es darum, im
Unternehmen der Berliner Kreativ- und
Austausch mit den Unternehmen und
Medienbranche zu diskutieren sind.
Unternehmern der Kreativwirtschaft
Für die Medienwirtschaft hat Berlin,
Strategien zum weiteren Ausbau des Kregemeinsam mit Brandenburg, das
ativstandortes Berlin zu entwickeln.
Medienboard als die zentrale AnlaufDie rein finanzielle öffentliche (Wirtstelle geschaffen. Hier fließen Projektschafts-) Förderung auszubauen, das hat
förderung und Standortentwicklung bzw. schon Chris Smith 1998 in seiner EinStandortmarketing zusammen. Das ist
leitung zu „Creative Britain“ abgelehnt:
ein wichtiger Faktor auch für den Krea- „There will never be an open governmentivstandort im weiteren Sinne, denn die
tal chequebook, nor should there be.“
Medien sind Kernbranchen der KreativUnd darum kann es gerade in Berlin
wirtschaft, und mit der Digitalisierung
nicht gehen. Wichtig ist vielmehr,
In 2004, the media industry alone reported
an increase in sales of 8.7% in Berlin. The
creative and media industries already
represent one of the Berlin economy’s
most important sectors. One must also
consider Berlin’s potential in the science
and research sectors, as well as the socalled “Coolness Index,” a term coined by
the American sociologist Richard Florida,***
according to which the metropolises of
the future will compete for the “creative
classes” based on the three living and
working criteria of “technology, talent and
tolerance.”
Business location
development strategies in
Berlin and the capital region
The creative and media industries play an
undisputedly important role in Berlin and
the capital region. Companies in the creative economy must now work together to
determine whether their business concepts
offer specific successful growth strategies
for the entire region.
The Medienboard is the central agency
serving the needs of the media industry
in the Berlin and Brandenburg region.
The Medienboard performs an essential
interdisciplinary function in the creative
economy, especially in an age where increasing digitalization leads to the interlinking
of different creative sectors.
A number of other measures designed
to exhaust the region’s creative economic
potential have already been introduced:
· the publication of the Cultural Economy
Report
magazin
RUBRIK
+ ein Bewusstsein für die Bedeutung der
Kreativwirtschaft zu schaffen,
+ die Branchen und ihre Unternehmen
zu vernetzen
+ die Rahmenbedingungen zu verbessern,
die existierenden Förderinstrumente zu
überprüfen und an die Notwendigkeiten
kleinerer Unternehmen anzupassen,
+ Existenzgründer noch intensiver zu
beraten,
+ das Thema „Kreativwirtschaft in
Marketing und Kommunikation zu
verankern,
+ entsprechende (medien-) politische
Positionen zu entwickeln,
+ und im europäischen Diskurs präsent zu sein.
All das kann in Zusammenarbeit der
Standortpartner in Politik und Vertretung und im Rahmen der vorhandenen
Ressourcen geleistet werden. Und all das
wird Berlin-Brandenburg weiter in den
kreativen Mittelpunkt Fokus Europas
rücken. * basierend auf den Zahlen des Statistischen Landesamtes 2002
** Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen Berlin 2004
*** Richard Florida: Cities an the Creative Class , New York 2005
Der Ökonom Michael Porter über das Wachstum der Kreativwirtschaft
Nach dem amerikanischen Ökonom Michael Porter sind für das Wachstum der Kreativwirtschaft
Maßnahmen in den folgenden vier Dimensionen wesentlich:
1 Wachstumsstrategie
• Maßnahmen zur Professionalisierung der
Geschäftstätigkeit,
• verbesserter Zugang zu externen Finanzierungsquellen,
• ausgeweitete Innovationsförderung,
• Know-how-Transfer für urheberrechtsbasierte
Verwertungsstrategien,
• und verbesserte Informationen über existierende
Beratungs- und Fördermöglichkeiten.
2 Internationalisierung
• Auslandspräsenz erhöhen,
• bestehende Informations- und Unterstützungsangebote
für CIs zugänglich machen,
• Integration in internationale Vertriebssysteme fördern.
3 Clusterorientierung
• Entwicklung von clusterspezifischen Strategien,
• die Förderung von sektorspezifischen Plattformen,
• und die Schließung noch bestehender
Ausbildungslücken.
4 Governancestrukturen entwickeln
• die Kooperation zwischen Wirtschafts- und
Kulturressorts ausbauen,
• dem Image die CI-Dimension hinzufügen,
• eine abgestimmte Vorgehensweise der
Institutionen erzielen.
· the creation of a cultural economy initiative by Berlin’s Senator for Economics and
Culture
· the creation of expert teams at Berlin’s
State Bank and business development
agency
· the “Media and Cultural Economy” and
“Media Committee” sections at the Chamber
of Commerce and Industry
The next step is to develop strategies for
the further development of Berlin as a
location for creative business.
In his 1998 book, Chris Smith rejected the
pursuit of purely financial development
mechanisms, stating: “There will never be
an open governmental chequebook, nor
should there be.”
The situation in Berlin is no different,
and yet the following measures should be
The American economist Michael Porter:
1 Growth Strategy
·professionalization of business activities
·improved access to external financing sources
·expanded support for innovation
·expertise transfer on intellectual property strategies
·improved information on existing forms of consulting and financial support
2 Internationalization
·increased presence on the international scene
·increased accessibility of CIs to existing information and support mechanisms
·integration into international sales and distribution systems
3 Cluster Orientation
·development of cluster-specific strategies
·support for sector-specific platforms
·closure of any education gaps
Weiterführende Publikationen
Literatur:
+ Chris Smith: Creative Britain. The Rt Hon
Chris Smith, MP, London 1998;
+ Richard Florida: The Rise of the Creative
Class, New York 2002;
+ Richard Florida: The Flight of the Creative
Class. The New Global Competition for Talent,
New York 2005
+ Richard Florida: Cities and the Creative Class,
New York 2005.
Studien:
+ Untersuchung des ökonomischen Potenzials
der “Creative Industries” in Wien. Wien 2004;
+ Creativity. London’s Core Business. Mayor of
London, London 2002;
+ Kulturwirtschaftsbericht Berlin 2005.
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und
Frauen, Berlin 2005.
Konferenzen:
+ Creative Economy Conference.
London, 05.–06.10.2005;
+ „Content als Wettbewerbsfaktor – Stärkung
der europäischen Kreativwirtschaft im Licht
der i2010-Strategie“,
Wien, 02.-03.03.2006
Websites:
www.creativeindustries.at
www.creativelondon.org.uk
www.creativeclusters.com
www.create-berlin.de
www.departure.at
4 Developing Structures of Governance
·expansion of cooperation between business
and culture
·inclusion of the creative industries in the overall
business image
pursued in cooperation with political and
administrative officials: · increasing awareness of the importance of
creative industries
· the interlinking of sectors and their companies
· the improvement of overall business
conditions and the examination of existing
support mechanisms · their adjustment to the needs of smaller
companies
· more effective consulting for founders and
start-ups
· integrating the concept of CIs in marketing and communications
· the development of influence at the political level
· presence in the European discourse.
EU-Förderung für
Kultur und Medien
Die EU unterstützt die kulturelle Vielfalt
und Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen
Medienindustrie im Rahmen unterschiedlicher
Fördermaßnahmen. Eine Vielzahl von Förderprogrammen, insbesondere in den Bereichen
kulturelle Aktivitäten, Bildung und AV-Medien,
wie beispielsweise Kultur 2000, das MEDIA
Programm und Eurimages werden über die
Education, Audiovisual and Culture Executive
Agency in Brüssel koordiniert.
Informationen zu weiteren Förderprogrammen,
Antragsformularen und Fristen sind erhältlich
unter: http://eacea.ec.europa.eu.
Zusätzlich bietet die Datenbank des European
Audiovisual Observatory einen vollständigen
Überblick über nationale und europäische
Förderprogramme in den Bereichen Kultur, AVMedien, Neue Technologien etc:
http://korda.obs.coe.int
medienboar d Ne w s
Film
Medien, durch das Internet und durch bestimmte
neue Zugangsformen zur Arbeit einen eigenen
Stil erarbeitet hat. Ganze Entstehungsprozesse
haben sich verändert.
Eine gute Idee
ist eine gute Idee
Regisseur Tom Tykwer machte das neue Berlin mit seinem Film
„Lola rennt“ weltbekannt. Hier spricht er über Ideen, Kreativität und darüber, was das mit Berlin zu tun haben könnte.
Herr Tykwer, welche Bedeutung hat für Sie der Begriff „Kreative
Klasse“, der alle Berufe der verschiedenen Kreativbereiche zusammenfasst: Architektur, Film, Kunst, Mode, Design, Musik, Neue
Medien?
Mit dem Klassenbegriff tue ich mich in diesem Zusammenhang etwas
schwer. Aber es ist nicht zu übersehen, dass sich etwas Neues entwickelt, was man meinetwegen auch als Klasse bezeichnen kann: eine
Arbeitskultur, die selbst von Kultur gespeist ist, deren Membran die
Medien sind und die sich durch die Digitalisierung, durch die Neuen
Konkret?
Der digitale Bildträger, die Digitalisierung der
Schnittplätze, die gesamte Postproduktion – die
neuen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters
haben einen völlig neuen Denkraum geschaffen.
Gleichzeitig hat für mich der Urgedanke von
Kreativität mit all dem relativ wenig zu tun. Eine
gute Idee ist eine gute Idee. Ich glaube an die
Urkraft einer kulturellen Inspiration, die völlig
unabhängig von ihrem Ausdrucksmedium erst
mal da ist und sich dann ihr Medium sucht. Mehr
Möglichkeiten sorgen nicht immer unbedingt
auch für mehr Ideen. Am Ende ist die Qualität
der Ideen das Entscheidende, nicht die Qualität
der Möglichkeiten.
(Wie) kann man das Entstehen von Ideen steigern oder fördern? Herrschen in Berlin dafür
schon ideale Voraussetzungen?
In Berlin hat sich eine Menge an Know-how
angesammelt. Nicht zuletzt, weil hier, wie es
scheint, ein Epizentrum Deutschlands, vielleicht
auch Europas heranwächst, was gerade auch
im Film maßgeblich mitredet. Zugleich haben
wir in Deutschland verschiedene Zentren. Das
beugt kultureller Einförmigkeit, Verkrustung
und Vetternwirtschaft vor. In Paris entsteht
eine unglaublich machtvolle Dynamik dadurch,
dass einfach alle da sind, die zum Beispiel mit
Film etwas zu tun haben. Insofern glaube ich,
„Keine andere deutsche Stadt vereint
die Spannung aus ihren Gegensätzen
und Extremen - und ihren immer
leeren Kassen - zu so unendlicher
Kreativität. Egal, welche Sicht man als
Künstler auf das Leben zeigen möchte
- Berlin ist der Spiegel dafür“.
Mr. Tykwer, how important is the defiA good idea is a good idea.
nition of a “creative class” for you as a I believe in the power of
filmmaker?
cultural inspiration indeThe “creative class” is not my favorite con- pendent from its medium
cept in this context. But it’s true that some- of expression. The quality
thing new is emerging, something similar
of the idea is what counts.
to a “class” – a new approach to work that
Nadja Uhl | Schauspielerin
How can we increase and
is sustained and nurtured by culture, one
support the creation of
that uses new media, digitalization and
ideas? Does Berlin already
the Internet to develop its own style. The
boards so that films are made all over the
offer good conditions?
entire process of creative development has
country and not just always in Berlin. This
Berlin has become a center of cinemachanged.
interaction keeps the industry vibrant and
tic expertise and know-how. The city is
alive.
Can you give me a concrete example?
emerging as an epicenter in Germany,
Does the focus on creative industries
Digital images, the digitalization of editing, maybe even in Europe. At the same time,
the entire post-production process. The
Germany has many different centers, which reflect a sustainable business model for
the future?
digital age has created entirely new areas
prevents cultural monotony and nepotism.
Berlin’s most important infrastructure
of thought.
I believe that Berlin should continue to
consists of the intellectual, artistic and
Still, as far as I’m concerned, the idea of
pursue a fruitful exchange with the other
creative fields. The city should encourage
creativity has very little to do with all that. German states and their respective film
10
me dienboar d Ne w s
magazin
dass Berlin das Zentrum sein sollte, zu
dem es sich jetzt gerade entwickelt – in
einer Situation, in der aber weiterhin
ein fruchtbarer Austausch zwischen den
Ländern und den Förderungen stattfindet, der unter anderem dazu führt, das
querbeet im Land gedreht wird und nicht
nur in Berlin. Das sorgt für Vitalität
Halten Sie die Fokussierung auf die
Kreativwirtschaft für ein tragfähiges Wirtschaftsmodell?
Bezogen auf Berlin ist das natürlich
DIE herausragende Infrastruktur, die
wir haben: die intellektuelle, die
künstlerische, die gestalterisch-kreative. Diesen Acker muss man nutzen.
Es schmeckt mir allerdings nicht, dass
die Motivation, Kreativleistungen
als Arbeit anzuerkennen, primär der
Wettbewerbsgedanke ist. –Aber da ich
mich damit abfinden muss, dass die
Welt nun mal wettbewerbsorientiert
ist, ist es natürlich in Bezug auf Berlin
zukunftsweisend.
Man hört und liest, gerade im Ausland gelte Berlin als hip, als Kreativpool, es herrsche ein regelrechter
Hype. Sie sind viel im Ausland. Profitiert die Stadt bereits von so was
wie einer Marke Berlin?
Man kann es so sagen: Die Stadt selbst
hat einen großen Sympathie- und
Neugier-Bonus. Die Leute haben das
Gefühl, da ist ein kulturelles und
intellektuelles Energiekraftfeld, das
ausstrahlt und einen auch ansteckt.
Ein gewisses magisches Potenzial, wie
es vielleicht sonst nur auf New York
projiziert wird. Das spürt man im Austhis to the greatest extent possible. Even
though I don’t necessarily think that the
concepts of competition and commercial
success should be linked to the creative
process, I do think that creative industries
are the future of Berlin.
Berlin is considered quite hip overseas.
Based on your travels, would you say
that the city already profits from the
Berlin “brand name”?
People abroad are very curious about
Berlin. For them, the city seems to exude
an addictive cultural and intellectual
energy that very few other cities enjoy.
People see Berlin as having great potential,
as if someday it will be essential to the
world’s cultural development – or maybe
it already is. In terms of the film industry,
Berlin would have to produce at least three
Diesen Acker muss man nutzen
Mehr als 300 Filme werden jedes Jahr in der Hauptstadtregion produziert. Die Film- und TV-Wirtschaft
hat 13.000 Beschäftige und einen Anteil von 1,1 Mrd. Euro am Umsatz der gesamten Medienwirtschaft.
1.400 Unternehmen produzieren ein Viertel aller deutschen Film- und Fernsehproduktionen. Ein Großteil
der Filme, die das Neue deutsche Kino ausmachen, ist hier entstanden, darunter aktuell „Das Leben der
Anderen“, „Sommer vorm Balkon“, ebenso wie die Erfolgsfilme »Alles auf Zucker«, »Rhythm Is It!«, die
ost-west-Komödie »Good bye, Lenin!«, die allein in Deutschland weit über 6 Mio. Zuschauer sahen, und
die in zahlreichen anderen Ländern der Welt ebenfalls erfolgreich lief, sowie »Die fetten Jahre sind
vorbei«, erster deutscher Cannes-Teilnehmer in Wettbewerb nach elf Jahren. Drei der Berlinale-Wettbewerbsteilnehmer 2005 und fünf in 2006 waren von Berlin-Brandenburger Filmschaffenden oder sind mit
ihrer Mitwirkung produziert worden.
Auch zahlreiche internationale Koproduktionen entstanden in den letzten Jahren in der Region, hier vor
allem im Kooperation mit Studio Babelsberg: Hollywood-Regisseur Paul Verhoevens aktueller Film „Black
Book“, gerade nach Venedig in den diesjährigen Wettbewerb eingeladen, die britisch-deutsche Koproduktion »V for Vendetta« mit Natalie Portman, gerade auch in den deutschen Kinos zu sehen, »Aeon
Flux« mit Oscar-Preisträgerin Charlize Theron in der Hauptrolle, »The Constant Gardener« mit Ralph
Fiennes, »Flightplan« mit Jodie Foster, »The Bourne Supremacy« oder Polanskis Welterfolg »The Pianist«.
More than 300 films are produced in the capital region each year. The film and TV industry has a workforce of 13,000 and produces 1.1 billion sales annually. Over 1,400 companies produce one quarter of
all German film and TV and productions, many of which fall under the “new German cinema” category
including “Das Leben der Anderen,” “Sommer vorm Balkon,” “Alles auf Zucker,” “Rhythm is it” and
“Good bye, Lenin,“ all of which were national and international hits. Many international co-productions
were produced in the region as well, mostly in cooperation with Studio Babelsberg, including Paul
Verhoeven’s “Black Book,” “V for Vendetta,” “Aeon Flux,” “The Constant Gardener,” “Flightplan,” “The
Bourne Supremacy” and “The Pianist.”
land im Augenblick eigentlich überall,
wo man hinkommt. Berlin wird ernstgenommen, strukturell wie politisch
als ein Potenzial, das möglicherweise
einmal wirklich relevant sein wird für
die kulturelle Entwicklung in der Welt
– oder sogar jetzt schon ist. Im Kino
müssten es vielleicht mal wenigstens
drei Filme im Jahr sein, die internationale Aufmerksamkeit bekommen,
damit der Lockruf lauter wird, in
Berlin zu investieren und hier in Pro-
jekten zusammenzuarbeiten. Das Ziel
muss sein, die Kreativen nach Berlin
zu holen, um neue Projekte hier zu
gestalten. Damit nicht einfach das Geld
aus der Stadt gezogen wird. Ich arbeite
hart daran. Ich habe ein Projekt, eine
deutsch-amerikanische Koproduktion,
die, wenn alles so klappt, in Berlin
realisiert werden wird.
Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Sigrid Herrenbrück
»Die Region ist ein Magnet für Kreative. Die Location wird immer beliebter
und die Stadt hat genügend Platz, Künstler können hier leben, und die Subkultur durchzieht die Hauptstadtregion wie ein Myzel. Dazu ein vielschichtiges und kritisches Publikum, das sind die besten Voraussetzungen für eines
der größten Filmfestivals der Welt: die Internationalen Filmfestspiele Berlin.
Hier wird Berlin jedes Jahr zwei Wochen lang zur Hauptdarstellerin.«
The entire region is a magnet for young and creative talent. The city is becoming
more popular every day, partly because it has plenty of room for all. Artists can
actually thrive here and take advantage of the booming subculture. The capital
region also has a multifaceted and critical public that makes an excellent backdrop
for one of the largest film festivals in the world: the Berlin International Film Festival. Once a year for two weeks, the city itself becomes the leading lady.«
Dieter Kosslick | Intendant Internationale Filmfestspiele Berlin | www.berlinale.de
internationally acknowledged films per
year to attract more global investment
and involvement. Our goal should be to
attract creative talent to Berlin. This way,
the money isn’t just sucked out of the city.
For example, I’m currently working on a
German-American project that, if all goes
well, will be produced in Berlin.
medienboar d Ne w s
11
Kommunikation und Design
Die digitale
Bohème
Holm Friebe von der
Zentralen Intelligenz Agentur
über intelligentes Leben
jenseits der Festanstellung
12
Die ZIA: Philipp Albers, Holm Friebe, Kathrin Passig, Jörn Morisse.
Eine kleine Berliner Agentur bekommt
an auf konventionelle Strukturen und
momentan ein bundesweites PresHierarchien verzichtet. Stattdessen
seecho, von dem viele andere nur träu- gestaltete man ein Firmenmodell „von
men können. Die „Zentrale Intelligenz
dem man alles weglässt, was eine Firma
Agentur“, kurz ZIA, wird dabei nicht
nicht braucht“, erläutert Volkswirt
nur mit dem Grimme-Online Award,
Holm Friebe einen wichtigen Bestandsondern auch mit dem renomierten
teil seiner Vision. Zum Beispiel liegt
Ingeborg Bachmann Preis in Verbindas Hauptquartier der ZIA im Internet
dung gebracht. Wie kaum ein anderes
und nicht in teuren Büroräumen. Die
aktuelles Firmenmodell zeigt die vor
Webentwicklerin Kathrin Passig, eine
gut 5 Jahren ins Leben gerufene Agen- weitere „Agentin“ der ZIA, konzitur die vielfältigen Möglichkeiten der
pierte zu diesem Zweck eine virtuelle
kreativen Branchen in der Region.
Plattform, die gewissermassen das
Holm Friebe und die anderen Köpfe der Gehirn der Agentur darstellt. Hier
ZIA taten sich 2001 angesichts einer
werden die einzelnen Projekte erarbeiallgemeinen Verzweiflung über das
tet und abgespeichert, was u. a. auch
Lebensmodell „Festanstellung“ zusamdie Partizipation von Mitarbeitern aus
men und schufen erst zum Spass und
Toronto oder Peking ermöglicht. Ein
dann schnell im Ernst die Voraussetpopulärer Ableger dieses „Intranets“
zungen für die Firma ihrer Wünsche.
ist der kürzlich mit dem GrimmeZunächst als Agentur für Jounalisten
Online Award ausgezeichete Weblog
gedacht, wechselte das Arbeitsfeld
„Riesenmaschine“. Diese ursprünglich
gleitend zwischen PR-Tätigkeiten,
als reine Ideenhalde gedachte SammTrendforschung und dem Initiieren
lung anekdotenhafter Berichte über
verschiedener Veranstaltungsformen.
merkwürdige Konsumgüter, Trends und
Die Anpassung an die jeweils neuen
Berlin erreicht mittlerweile mit ihrem
Projektanforderungen gelang spielend, subtilen Witz über 12000 Leser.
denn bei der ZIA wurde von Anfang
Anhand des äußerst erfolgreichen
Zufallsprodukts „Riesenmaschine“ ist
die Vorgehensweise der ZIA anschaulich nachzuvollziehen: Man entwickelt
etwas, was es den eigenen Vorstellungen nach schon längst geben sollte und
ignoriert dabei zunächst konsequent
den wirtschaftlichen Nutzen. Nur so ist
es möglich, jenseits der festgefahrenen
Obligationen des Markts zu funktionieren. Durch das Selbstbewußtsein der
ZIA, ihr Know-How und ihre Umtriebigkeit generiert sich der Erfolg dann
gewissermaßen als Nebeneffekt.
Diese vorläufig unrentable Orientierung
ist nicht überall auf der Welt denkbar.
Hier sieht Friebe einen klaren Vorteil
von Berlin, da die dortigen Lebenshaltungskosten niemals zu übereilten
Erfolgskonzepten zwingen. Nicht
umsonst trägt das von ihm als Co-Autor
verfasste Buch „Wir nennen es Arbeit“
den Untertitel „ Die digitale Bohème
oder intelligentes Leben jenseits der
Festanstellung“. Hierbei macht Friebe
keinen Hehl daraus, dass das vielfach
gescholtene „Laissez-faire“ der Hauptstadt einen positiven Reiz auf ihn und
The Digital Bohemia
demands of each new project. “We did away
A small Berlin agency, the “Zentrale
with everything a company doesn’t need,“
Intelligenz Agentur” (Central Intelligence
explains Friebe. The ZIA’s main headquarters,
Agency) or “ZIA”, has recently received
for example, are housed on the Internet and
several prominent awards and is currently
not in expensive offices. Kathrin Passig, a
enjoying a tremendous level of nationwide
web designer and one of ZIA’s “agents,”
interest. Founded five years ago, its approach created an online virtual platform designed
to business now represents one of the most
to represent the “brain” of the company and
innovative company models in the region’s
to allow for cooperation with colleagues in
creative industry. – In 2001, Holm Friebe and Toronto and Peking. A popular segment of this
his colleagues formed the ZIA as a result of
“Intranet” is a weblog called “Riesenmaschine”
their general disillusionment with the idea
which recently received the Grimme Online
of “regular employment.” Initially conceived
Award. Originally conceived as a “depository
as a journalistic agency, their activities soon
of ideas”, the subtle wit of this weblog has in
ranged from PR work to trend research and
the meantime reached over 12,000 readers.
event format development. What started out
as a lark quickly became a serious endeaThe immensely successful “Riesenmaschine”
vour. The ZIA business model disposed of
is an excellent example of the ZIA’s innovative
any conventional hierarchies and structures
approach. ZIA agents use their know-how, selfand allowed them to easily adjust to the
confidence and enthusiasm to develop some-
thing they believe should have been created
long before, while all the while ignoring any
potential commercial goals. The ZIA functions
beyond the fixed obligations of the market
and generates its own success as a side effect.
me dienboar d Ne w s
Friebe sees the low cost of life in Berlin as
having a clear advantage. In his co-authored
book “We call it work - The digital bohemia or
intelligent life beyond permanent employment,” Friebe is quite clear about the fact
that Berlin’s much-lauded “laissez-faire”
attitude continues to have a positive effect on
him and his colleagues. Kathrin Passig was
awarded this year’s Ingeborg Bachmann Prize
for literature for her text “Sie befinden sich
hier” (You Are Here), which shows that the
ZIA and Berlin continue to enrich cultural life
far beyond the capital. With a well-engineered
vision, anything and everything is possible.
magazin
Copyright: ZIA / Jan Bölsche.
Kommunikation und Design
ART + COM-Vorstand Sebastian Peichl über
die Notwendigkeit, Berlins Image als
Kreativmetropole konsequent auszubauen
Sebastian Peichl
seine Mitstreiter ausübt. – Diese regionale Besonderheit machte man sich auch bei Veranstaltungen
wie den gut besuchten „Berlin Bunny Lectures“ zu
Nutze, einer Mischung aus Talksendung und wissenschaftlichem Symposion, die jeweiligen Teilnehmer kamen aus dem grossen Pool der ansässigen
Intelligenzia.
Maßgeblich bei diesen Unternehmungen ist immer
ein hohes Maß an Unkonventionalität und geistiger
Beweglichkeit. Dass diese mittlerweile bis weit über
die Grenzen von Berlin hinaus eine kulturelle Bereicherung darstellt, zeigt sich darin, dass Kathrin
Passig, eine der Hauptinitiatoren der ZIA, mit ihrem
Text „Sie befinden sich hier“ den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis davongetragen hat. Mit einer
ausgereiften Vision lässt sich eben so mancher Plan
erfüllen. Martin Riemann
Abb.: Plakat des DESIGNMAI 2006 | www.designmai.de
Creative City
Jetzt oder nie
Welche Bedeutung haben die Kreativen für die Kommunikationsbranche in
Berlin-Brandenburg zur Zeit? Sind Sie bereits ein Wirtschaftsfaktor?
Die so genannten „Kreativen“ haben seit langem eine große Bedeutung. Ich
kann hier als Vertreter der Design-Branche sprechen. Wenn wir bedenken, dass
in unserem Bereich 6.300 Unternehmen mit über 10.400 festen Beschäftigten
jährlich rund 1,4 Mrd. Euro Umsatzvolumen erwirtschaften, dann ist das durchaus
ein ernst zu nehmender Faktor. (Vor dem Hintergrund des steigenden Stellenabbaus in Industriebetrieben wird die Kreativwirtschaft künftig eine noch größere
Rolle spielen.)
Ist die Fokussierung auf die „Kreativmetropole Berlin-Brandenburg“ aus
Business-Sicht ein tragfähiges Modell für die Zukunft?
Zweifelsohne. Sonst wären wir mit unserer Design Agentur längst woanders. Es
gibt keinen besseren Ort in Deutschland als Berlin – und hier steckt noch sehr
viel Potential drin. Nicht umsonst haben wir dieses Jahr von der UNESCO den Titel
„Stadt des Designs“ verliehen bekommen. Jetzt oder nie müssen wir beginnen,
dieses Image als „Kreativmetropole“ konsequent auszubauen. Die Film-, Medienund Musikwirtschaft hat hier gute Arbeit geleistet. Wir Designer hinken noch ein
wenig hinterher.
Wie können künftige Verwertungsmodelle im Bereich Design/Kommunikation
aussehen, um kreativ-künstlerisch ebenso wie wirtschaftlich erfolgreich zu sein?
Hier sehe ich in der Tat Handlungsbedarf. Um das Manko an der Schnittstelle
zwischen Kreation und Ökonomie zu beheben, haben wir mit 16 Unternehmen
das Designnetzwerk „Create Berlin“ gegründet.
Unser Ziel ist es, Verständnis für Kreativarbeit im
Wirtschaftssektor zu stärken, Vermarktungschancen
von Designern zu erhöhen und dabei zu helfen, neue
Märkte zu erschließen.
Im November 2005 hat die UNESCO Berlin als
erste europäische Stadt in das globale Netzwerk der kreativen Städte «Creative Cities»
aufgenommen. Die Berliner Designbranche
setzt nach Angaben des Berliner Senats zur
Zeit jährlich 1,4 Milliarden Euro um und hat
– «das stärkste Design-Cluster in Europa».
Zum Trendsetting tragen auch über 2.000
Kommunikationsagenturen bei, darunter 10
der 20 größten deutschen Werbeagenturen
wie DDB Worldwide, Publicis, TBWA, Scholz &
Friends, Jung von Matt/Spree. In Berlin sitzt
der Art Directors Club für Deutschland ADC.
Vier künstlerische Hochschulen und zahlreiche privat getragene Ausbildungsinstitutionen bieten zudem ein breites Spektrum
an designorientierten Studienfächern. Rund
6.500 Studierende zählen die Fächer Mode-,
Produkt-, und Kommunikationsdesign, Architektur, Fotografie und Bildende Kunst.
In November 2005, Berlin became the first European city to be honored by
UNESCO with membership in its global network of “Creative Cities.” With 1.4 billion euro in sales, a workforce of 10,400 and more than 6,300 companies, Berlin’s
design industry is “the strongest design cluster in Europe.” Over 2,000 communications agencies are active in the capital including 10 of Germany’s top 20 such
as DDB Worldwide, Publicis, TBWA, Scholz & Friends and Jung von Matt/Spree.
Berlin is home to Germany’s Art Directors Club (ADC) and also has four leading
art schools and several private design academies. Approximately 6,500 students
are currently studying fashion, product and communication design, architecture,
photography and the fine arts.
How important are creative artists for the communications industry in Berlin-Brandenburg at the moment? Are
they already a business factor in the region?
The so-called “creatives” play a significant role – they
always have. In the design industry, we currently
have 6,300 companies with over 10,400 employees
producing annual sales of 1.4 billion euro. Creative
industries will continue to play a big role in the future.
Does the focus on Berlin as a “creative metropolis“ represent a sustainable business model for the future?
Definitely. Berlin is the top cultural location in Germany – that’s why we’re here. But the city’s potential
as a “creative metropolis” should be developed even
further, especially after UNESCO designated it a “City
of Design.” The film, media and music industries have
already done a fantastic job. Now it’s time for us
designers to step up to the plate.
What business models can the design and communications industries use to achieve creative and commercial
success?
The goal of our recently founded “Create Berlin“ design
network is exactly this – to strengthen understanding
for creative work in the commercial sector, to increase
the marketing opportunities for designers and to help
access new markets.
medienboar d Ne w s
13
Kunstausstellungen
„Rohstoffarm und meerfern“
Das stimmt. Wir haben uns allerdings gar
nicht beworben, die Idee kam vom Museum
selbst. Berlin ist die Stadt in Europa, die
Berlin erlebt 2007 einegroße Ausstellung des Metropolitan Museums
heute für ein solches Ereignis prädestiniert
New York mit französischer Kunst des 19. Jahrhunderts.
ist. Die Stadt hat mit der Neuen NationalAnwalt Prof. Dr. Peter Raue darüber, warum heute in Europa sein
galerie von Mies van der Rohe das schönste
neuestes Großprojekt nur in der deutschen Hauptstadt geht.
Museum, ein neugieriges aufgeschlossenes
Publikum und ist eine neue Metropole.
Sind sich die Berliner der neuen Bedeutung ihrer Stadt schon immer bewusst?
Der Berliner Anwalt Prof. Dr. Peter Raue,
und mir ist klar, dass die MetropolitanIch weiß es nicht. Die MoMA-Ausstellung
zugleich Vorsitzender des Vereins der
Ausstellung sofort zu einem „zweiten
ist übrigens kaum von den Berlinern
Freunde der Neuen Nationalgalerie, hatte
MoMa“ gemacht wird. Das ist sie natürbesucht worden. Von 1,2 Mio. Besuchern,
2004 die überaus erfolgreiche MoMA- Auslich nicht, denn sie beleuchtet eine ganz kamen nur 300.000 aus Berlin. Andererstellung nach Berlin gebracht und für
andere Zeit und dauert nur vier statt
seits haben auch diejenigen, die nicht in
legendäre Besucherschlangen gesorgt. Im
sieben Monate. Aber dennoch stößt die
der Ausstellung waren, gemerkt, welche
kommenden Jahr sind vom 30. Mai bis zum Ausstellung schon jetzt auf eine enorme
Bedeutung sie für die Stadt und das Land
7. Oktober Werke des New Yorker Metropoli- Neugier. Wir hatten in acht Tagen seit
hatte.
tan Museums in der Neuen Nationalgalerie
Bekanntgabe des Ausstellungsvorhabens Sie haben das Kulturleben von Berlin
zu sehen. Berlin ist die einzige europäschon 900 Anfragen für Sonderfühseit Jahrzehnten begleitet. Hat sich
ische Stadt, in der die Ausstellung gezeigt
rungen, obwohl der genaue Termin noch das Image der Stadt auch internatiowird: Highlights der französischen Kunst
gar nicht feststand. Ich bin ein Berlinnal geändert?
des 19. Jahrhunderts, u.a. Gemälde von
Fanatiker und glaube, dass Berlin BesuJa, ganz eindeutig. Bis zur WiederverIngres, Delacroix, Courbet, Monet, Manet,
cher durch Magneten wie die Fußball-WM, einigung war West-Berlin eine interesDegas, Pissarro, van Gogh sowie 16 Skulpdas Theatertreffen oder eben eine solche sante Enklave mit seiner Mauer. Mit der
turen von Rodin. Wie die MoMa wird auch
exklusive Ausstellung anlockt.
Öffnung der Stadt ist Berlin der Magnet
diese Ausstellung rund zehn Millionen
Wie schwer ist es, eine solche Ausstelinsbesondere für die Berliner Kunst
Euro kosten. Öffentliche Zuschüsse gibt es lung nach Berlin zu bekommen?
geworden, weniger im Bereich Theater
nicht, die Bundesregierung wird lediglich
Das ist manchmal ganz schwer und
oder der Musik - Musik hatte schon vor
wieder um eine „Staatshaftung“ bei der
unmöglich, dann aber wieder ganz
dem Fall der Mauer Weltniveau - sondern
Versicherung der Kunstwerke gebeten.
leicht. Diese Ausstellung funktioniert
mehr in der Bildenden Kunst. Die Leute
nur, weil das Metropolitan Museum für
kommen und fragen immer, wo sie in eine
Nach dem wirtschaftlichen Erfolg
ein Dreivierteljahr den Flügel mit der
Ausstellung gehen können und wandern
der MoMa-Ausstellung in Berlin hatte
französischen Kunst wegen Renoviewie die Lemminge durch die Ateliers der
man den Eindruck, dass ein solcher
rungsarbeiten schließt. Anders gingen
Künstler und die ständig wachsende Zahl
Gewaltakt einmalige Sache sein würde. diese Werke in dieser Fülle, insgesamt
der Galerien, insbesondere in Berlin Mitte.
Warum tun Sie sich diesen Druck noch 150 Stück, nicht auf Reisen. So viele
In New York werde ich sofort auf Berlin
einmal an?
Werke aus dem Metropolitan waren noch und seine Ausstellungen angesprochen.
Das ist vielleicht pädagogischer Eros, der niemals in Übersee!
Woher kommt das?
mich treibt. Natürlich ist eine solche
Sicherlich haben auch andere Städte
Ich weiß es nicht. Das ist einfach eine
Ausstellung auch eine Herausforderung
daran Interesse gehabt…
Aura, ähnlich wie beim „Swinging
“Berlin‘s unconventional approach After the tremendous success of the
gives it a vibrancy that distingu- MoMA exhibition in Berlin, are you
ishes it from other cities”
looking forward to the pressures of the
In 2004, Prof. Dr. Peter Raue, a well-known
Berlin lawyer and chairman of the Verein
der Freunde der Neuen Nationalgalerie
(Friends of Berlin’s New National Gallery),
brought a sensational exhibition of works
from New York’s Museum of Modern Art
(MoMA) to the Neue Nationalgalerie in
Berlin. The exhibition was an extraordinary hit and soon became legendary for
its long lineups. In 2007, Berlin will once
again host works from New York – this time
French masterpieces from the Metropolitan
Museum of Art (Met), which will be on display from May 30th to October 7th, 2007.
14
me dienboar d Ne w s
new exhibition in 2007?
An exhibition such as this is indeed a
challenge. And der I’m aware that the Met
show will be portrayed as a “second MoMA,”
which it is not, of course, because it represents a completely different era. People are
already very curious about the new exhibition – we had 900 requests for VIP tours
even before the dates were announced. It is
destined to be a visitor magnet for Berlin.
How difficult is it to bring this kind of
exhibition to Berlin?
Sometimes it’s almost completely impossible, other times quite easy. This exhibition was made possible because the Met is
closing its French art wing for renovations.
Otherwise we would never have been able
to get 150 masterpieces to make the journey to Berlin.
Other cities must have been interested
in hosting the exhibition …
Of course, but the idea came from the Met
itself. Berlin is predestined to host such
an event. The city is booming, we have an
open-minded museum-going public, and
Mies van der Rohe’s Neue Nationalgalerie is
simply a fantastic space.
You’ve been involved in Berlin’s cultural
scene for decades. Has the city’s image
changed internationally?
Yes, quite clearly. West Berlin was always
an interesting enclave, but when the Wall
magazin
RUBRIK
London“ der sechziger Jahre. Jeden Tag
was wir haben, ist Kultur in weitestem
leben und arbeiten, bilden auch die drei
eröffnen neue Galerien, das Art Forum
Sinne und das ist auch der HauptfinanzUniversitäten ein unglaubliches kreatives
und die Biennale, der Preis für junge
faktor hier. Die Touristen kommen nach
Dreigestirn und strahlen weit über die
Kunst der Nationalgalerie, haben sich
Berlin der Kultur wegen und nicht, um
Stadt hinaus.
etabliert, der Hamburger Bahnhof
Kann man diesen Zustand auch
zieht die Besucher in seinen
durch die Politik fördern oder ist
Bann.
das naturgegeben?
Wie wird die Kunst- und
Beides. Einerseits kann kein
Kreativstadt Berlin im VerPolitiker beschließen, eine Stadt
hältnis zu anderen Städten
zur Stätte der Bildenden Kunst zu
wie London, Paris oder Brüssel
machen. Andererseits kann man
wahrgenommen?
Voraussetzungen schaffen. Man
Das ist nicht leicht zu sagen.
muss nicht nur Bären aufstellen,
Wenn man nur den Kunstbereich
um Kultur zu zeigen, sondern man
betrachtet, ist Paris z.B. zur Zeit
kann z.B. Theaterschließungen
eher verschlafen und nicht mehr
verhindern, indem man nicht
das, was es zu Zeiten Picassos,
wieder kürzt und manchen steueraber auch noch in den 50er
lichen Anreiz schaffen, man kann
Jahren war. Damals verbrachte
Lofts den Künstlern günstig zur
jeder, der mit Kunst zu tun hatte,
Verfügung stellen – viele Möglicheine längere Zeit in Paris. London
keiten, wenn man will!
ist heute die größte Konkurrenz
Was fehlt Berlin noch, um mehr
Prof. Dr. Peter Raue
von Berlin, die haben eine tolle
Attraktivität für Kunst und
Szene, eine sensationelle Tate
Kultur zu entwickeln?
Gallery mit moderner Kunst und ein
Berge zu besteigen oder ins Meer zu
Berlin muss weiterhin vital bleiben, sich
besonderes Gewicht. Aber prickelnder ist
springen. Diese Stadt ist lebendig, weil
immer verändern. Kulturelle Leistungen
Berlin und alle großen Künstler sind oder sie sich mit ihrer unkonventionellen Art
oder Erfolge können nicht von der Politik
waren in Berlin.
von anderen Städten unterscheidet.
„verordnet“ werden, aber sie kann das Klima
Seit wann ist das so?
Hat das kreative Leben in Berlin
positiv beeinflussen. Berlin ist z.B. nicht
Seit zehn Jahren. Man hört den Erfolg,
auch positive Auswirkungen auf
mehr die Theaterstadt, die es einmal war.
die Neugier vieler Künstler auf Berlin vor
andere Branchen?
Die Schaubühne hat an Strahlkraft verloren,
allem, wenn man im Ausland ist.
Ja, sehr große sogar. Das sieht man am
das Gorki-Theater unterliegt ständigem
Wie wichtig ist Kultur für diese Stadt?
Zuwachs der Filmbranche, an den Umsied- Wechsel. Dort gibt es einige deutliche Risse,
Berlin ist rohstoffarm und meerfern. Das
lungen von MTV und Universal, es geht
die sich nicht von alleine schließen und
bedeutet, dass Berlin sich über Kultur
auch in der „Medienbranche“ im weitesich wünschte mir ein etwas stringenteres
definiert wie keine zweite Stadt in
ten Sinne voran.
Konzept und mehr Mut zu Experimenten.
Deutschland. In München gibt es das
Ist Berlin für Sie wieder das kreative
Der Musikbereich, die bildende Kunst, die
Oktoberfest, in Düsseldorf den rheinisch
Zentrum Deutschlands?
Architektur hingegen sind wunderbar, es
fröhlichen Karneval und die Banken,
Ich glaube, dass man das so sagen kann.
gibt darüber hinaus eine Menge von interHamburg hat sein vornehmes Großbürger- Neben den vielen, vielen Künstlern und
essanten Dingen im Zwischenbereich. tum. Das alles gibt es in Berlin nicht, aber jungen Kreativen die heute in Berlin
Interview: Helmut Hartung
came down, the city became even more of
a cultural magnet, especially in the field of
fine arts. When I’m in New York, people are
constantly asking about Berlin.
What is the impression abroad of Berlin
as a creative and artistic city in comparison to cities such as Paris, London
and Brussels?
It’s difficult to say. In the last century, all
serious artists felt the need to spend a
period of time in Paris, but today London
is Berlin’s greatest competition. They have
an incredible art scene, the sensational
Tate Gallery and a certain artistic authority.
Berlin, however, is more exciting, and all
the biggest artists were either here recently
or are here right now.
How long has this been so?
For at least ten years. You hear about the
success of Berlin artists mostly when you’re
abroad. Other artists are also very curious
about Berlin.
How important is culture for the city?
For geographical and industrial reasons,
Berlin has no other choice but to define
itself via culture. Culture is what tourists
are looking for when they visit the city,
and culture is the city’s main financial
factor. Berlin‘s unconventional approach
gives it a vibrancy that distinguishes it
from other cities.
and Universal in the music industry. The
media industry in general is experiencing
tremendous growth.
Is it possible to promote this positive
situation using political policies, or is it
a phenomenon that should be left alone
to develop naturally?
Both.. On the one hand, political policy will
never be able to transform a city into an
art capital. On the other hand, politicians
can create certain conditions in which
culture can thrive – for example by preventing theatre closings and perhaps even
by renting out lofts to artists at affordable
rates. There are so many possibilities!
Does creative life in Berlin also have a
positive effect on other branches?
Raue: Yes, a considerable one. We see this
in the film industry as well as with MTV
medienboar d Ne w s
15
Neuer Content
Forsche
und
entwickle!
Wie Inhalteproduzenten die
Phantasie beflügeln wollen
Ideen sind Ideen, woher sie kommen, spielt
in einem modernen Unternehmen keine
Rolle mehr. „Wir fordern unsere Mitarbeiter auf, auch mit der blödesten Idee zu
kommen“, sagt Astrid Quentell, Creative
Director von Eyeworks, der deutschen
Tochter der niederländischen Firma
gleichen Namens. Dass Eyeworks dafür
die richtige Atmosphäre geschaffen hat,
illustriert Astrid Quentell mit dem Beispiel
eines IT-Mitarbeiters, der ihr alle paar
Monate eine neue Idee präsentiert. Aber
auch gegenüber Vorschlägen von außen hat
sie ein offenes Ohr und bietet sich als Partner für ‚Kleinanbieter’ an, die weder über
die Senderkontakte einer großen Firma
noch über das entsprechende Produktionsknowhow verfügen.
Vorschlägen zuzuhören, die von außen
kommen, ist das Eine. Auf eigene Ideen zu
kommen das Andere. Eyeworks hat ein von
Astrid Quentell geleitetes Kreativteam, das
sich seine Gedanken macht und einmal
die Woche in der Gruppe über die Ergebnisse diskutiert. „Man kommt einfach
besser weiter, wenn man
über seine Ideen spricht“,
betont Astrid Quentell
eine zu oft unterschätzte
Kreativitätstechnik. Es gibt
zwar kein Patentrezept,
wie sie betont, doch gibt
es einige Eckpunkte, die
Lobby der HFF Potsdam
es zu beachten gilt. „Die
besten Ideen entstehen aus
den Erfahrungswelten der
Zuschauer, für die die Sendung bestimmt
tionsprinzip: die Producer, Dramaturgen
ist“, sagt sie. Also sind ihre Mitarbeiter
oder Formatentwickler selbst haben große
aufgefordert, den Markt zu beobachten
unternehmerische Verantwortung. Im
und die gefühlten Welten in Formatideen
Rahmen der jeweils abgesprochenen Zielumzusetzen.
setzung können sie frei agieren. Begleitend
gibt es regelmäßig den „UFA Exchange“,
Auch der UFA „geht es nicht nur darum,
eine Art Tagesseminar, bei dem Autoren,
konkrete Ideen zu erzeugen, sondern
Entwickler und Producer der sechs UFA
jedem Mitarbeiter zu vermitteln, dass er
Labels durch externe Spezialisten aktuelle,
oder sie Teil unseres kreativen Geschäftes
branchenrelevante, teils technische, aber
ist“, sagt Susanne Stürmer, Director
auch soziologische Entwicklungen nahe
Corporate Affairs. „Ein fruchtbares Umfeld gebracht werden. Die Kreativen erhalten
für Kreativität ist Teil unserer Unternehso Anreize zur Entwicklung innovativer
menskultur.“ Bei der UFA gilt das DelegaDenkansätze und Produkte über ihren
Dr. Susanne Stürmer | Director Corporate Affairs UFA Film & TV Produktion
Käme für Sie ein anderer Standort
als die Hauptstadtregion in
Frage?
Ein Produzent ist nicht zwingend
an einen Ort gebunden. In der
Region finden Produzenten aber
in technischer und handwerklicher
Hinsicht exzellente Bedingungen.
Der größte Vorteil allerdings ist
das enorme Kreativpotential,
das ja auch Universal, MTV und
viele andere Medienunternehmen
anlockt.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hat das viel beschworene
kreative Potenzial Berlins für
die Fernsehproduktion in BerlinBrandenburg heute?
Berlin-Brandenburg ist ein führender Standort für serielle fiktionale
Produktionen. Zur Illustration der wirtschaftlichen Wirkung dieses
Genres nur ein Beispiel: Wir produzieren hier „Gute Zeiten, Schlechte
Zeiten“ seit 1992 und haben in dieser Zeit über 210 Millionen Euro in
16
me dienboar d Ne w s
der Region ausgegeben. Expertenschätzungen gehen überdies davon
aus, dass auf einen von der Produktion ausgegebenen Euro vier weitere
im Umfeld der Produktion durch Dienstleister usw. umgesetzt werden.
Man kann also durchaus von einem Wirtschaftsfaktor Fernsehproduktion
sprechen.
Ist die Fokussierung auf die „Kreativmetropole Berlin-Brandenburg“ aus Ihrer Sicht ein wirtschaftlich tragfähiges Modell für die
Zukunft?
Die Medienindustrie ist nicht allein in der Lage, die wirtschaftlichen
Probleme der Region zu lösen und die angespannte Lage auf dem
Arbeitsmarkt nachhaltig zu bessern. Aber die Kreativindustrie ist von
wachsender Bedeutung für die wirtschaftliche Kraft des Standorts.
Wie könnte man das Geschäft mit den Ideen wirtschaftlich noch
effizienter für Berlin-Brandenburg gestalten?
Entscheidend für den Fernsehstandort ist ein ausgewogener Markt von
großen, mittleren und kleinen Produzenten, die in einer fairen Beziehung zu Sendern und anderen Plattformbetreibern agieren können, gut
aufgestellte Produktionsdienstleister und finanzkräftige Fördereinrichtungen. Wir machen uns seit langem für die produzentischen Belange in
der Politik stark und begrüßen es, dass sie die Rolle der Kreativindustrie
für den Standort erkannt hat und befördern will.
magazin
Neuer Content
Der Blick zurück
„Nach einem halben Jahrhundert Fernsehen in Deutschland wurde es wirklich Zeit für
ein Museum dieser Art als Ort der Fernsehkultur. Denn häufig muss das Fernsehen damit
kämpfen, dass seine Inhalte selten als Kultur und fast nie als Kunst wahrgenommen
werden. Doch auch Unterhaltung ist Kultur und damit schützens- und bewahrenswert“,
so Kulturstaatsminister Bernd Neumann anlässlich der Eröffnung des ersten deutschen
Fernsehmuseums Ende Mai 2006 im Filmhaus am Potsdamer Platz.
Und nicht nur historisch hat das Fernsehen eine große Bedeutung für Berlin:
Die ständige Weiterentwicklung der Entertainment-Inhalte haben dafür gesorgt, dass
sich innerhalb eines Jahres sich die Studiokapazitäten der Hauptstadtregion verdoppelt
haben. Mit 40.000 m 2 hat sich der Standort jetzt an München vorbeigeschoben. Das ist
ganz sicher nicht zuletzt dem Telenovela-Boom zu verdanken. Über 40% des Umsatzes
der rund 1.400 Berlin-Brandenburger Film- und TV-Unternehmen werden mit TV-Produktionen gemacht.
Zu den Produktionsschwerpunkten des Standortes gehören neben den seriellen Formaten und TV-Events TV Movies, News, Talk, Dokumentationen und Neuer Content.
In May 2006, at the opening of the German Museum of Television, Germany’s State Minister
for Culture and Media, Bernd Neumann, announced: “After a half-century of TV in Germany,
it’s about time we had a museum like this. TV has always had to fight to have its content
recognized as culture and art. Indeed, entertainment is also an art and deserves to be
protected and preserved.”
TV has always been important to Berlin, and an increasing number of TV productions
have recently led to the doubling of studio capacity in the capital region. Thanks to the
boom in telenovelas, over 40 % of sales produced by Berlin-Brandenburg’s 1,400 film and
TV companies are the result of TV productions. The region is currently a leader in serial
formats, TV events, TV movies, news, talk shows, documentaries and new content.
unmittelbaren Arbeitsalltag hinaus. Seit
vier Jahren führt die UFA außerdem
„Research & Development Days“ durch.
Mehrtägige interne Workshops, in denen
die kreativen Köpfe der UFA gemeinsam
und über den Tellerrand ihres Genres
hinausblickend neue Programmkonzepte
skizzieren. Die Ergebnisse werden allen
Geschäftsführern vorgestellt und bewertet.
Vielversprechende Programmideen werden
bei den Labels bis zur Präsentationsreife
weiter entwickelt.
Um die Welten des Zuschauers, für den die
Formate entwickelt werden, zu entdecken,
muss man sich als Medienmacher aber
auch dorthin begeben. „Die große Gefahr
in unserem Beruf liegt, darin, dass wir
den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr
sehen“, sagt Astrid Quentell, „denn wir
halten uns nicht oft genug auf Behördenfluren, in den Gängen der Discounter, auf
Kinderspielplätzen oder im Herzen von
Volksvergnügen wie Karneval oder dem
Oktoberfest auf.“ Die wirtschaftliche Lage
der Sender führt dazu, dass immer weniger
ausprobiert wird und der Zuschauer auf
das immer gleiche konditioniert wird. Egal
jedoch, welche Wege eingeschlagen werden,
These days, every new idea has potential.
the world because, as she notes, “the great
„We ask our co-workers to come to us with
danger in our profession is that we don’t
even their silliest ideas,“ explains Astrid
spend enough time at public offices, shopQuentell, Creative Director of Eyeworks, the ping centers, playgrounds and at popular
events.“
German subsidiary of the Dutch firm of
the same name. Eyeworks has taken great
“Each one of our co-workers is a part of
effort to create a supportive atmosphere
our creative business,” explains Susanne
for input from all of its employees. They
Stürmer, Director of Corporate Affairs at
also consider themselves very open to
UFA. „A fertile creative environment is
suggestions from outside and as a partner
part of our corporate culture.” In fact, all
for smaller businesses.
of UFA’s producers, creative directors and
Quentell heads Eyeworks’ in-house creative format developers are given wide-ranging
responsibilities and act independently
team, which meets once a week to talk
about new ideas. “We work better when we within the framework of company-wide
goals. At the company’s „UFA Exchanges,“
actually discuss our ideas,” she explains.
Although there is no real recipe for success, external specialists update employees at
UFA’s six labels on current industry-relaQuentell argues that „the best ideas come
ted developments. These exchanges are
from our viewers’ everyday lives.” She
designed to inspire new products and
encourages her colleagues to go out into
um die Kreativität zu fördern und jene
Idee zu finden, die der nächste durchschlagende Erfolg ist, letztendlich ist es immer
das Bauchgefühl, das die ausschlaggebende
Entscheidung herbei führt und es sind
immer Erfahrung und Handwerk, die eine
Idee in eine überzeugende Form bringen.
Astrid Quentell bringt das Geschäft auf den
Punkt, wenn sie sagt: „Das Gefühl für gute
Stoffe kann man nicht lernen, aber man
kann es trainieren.“ – Etwa indem man viel
fern sieht oder aber indem man auch mal
einen Fehler macht. Thomas Steiger
innovative ways of thinking. For the past
four years, UFA has also organized internal
workshops known as the „Research &
Development Days,“ where new program
concepts are developed and presented to
managing directors for evaluation.
For economic reasons, many broadcasters
are currently cutting back on the development of new formats and ideas. This has
lead to less and less variety for the viewer.
And yet, no matter what approach is taken
to support and nurture creativity, in the
end, the ability to recognize a new and
breakthrough idea is still a matter of pure
gut feeling. As Quentell notes, “the ability
to recognize good quality material cannot
be learned, but it can be trained.”
medienboar d Ne w s
17
Musik
Berlin rockt!
Das Musiklabel Kitty-Yo repräsentiert seit über 12 Jahren Berlins
vielfältige Musikszene. Gründer
Raik Hölzl über den Flair kreativer
Unabhängigkeit.
„Wer nach Berlin kommt, kann hier
arbeiten, ohne sich sofort auf eine
direkte kommerzielle Auswertung
seines Schaffens fokussieren zu
müssen; er kann erst mal machen, was
in ihm steckt. Und dabei kommen eben
auch echte Glanzlichter heraus“, sagt
Raik Hölzl, Gründer des Musiklabels
Kitty-Yo. „Der gesamte Aufschwung,
den Berlin seit der Wende gemacht hat,
hat maßgeblich mit diesen kulturell
sehr eigenständigen, sehr unkommerziellen Sachen zu tun, die der Underground hervorgebracht hat. Genau deswegen haben die Leute in Japan oder
England doch angefangen zu sagen:
Berlin ist cool.“
Und viele, die die Hauptstadt besuchen,
entschließen sich dort für längere Zeit
zu bleiben, um an der momentan herrschenden Aufbruchstimmung teilzuhaben. Ein wichtiger Aspekt des besonderen
Berlin-Image hängt mit den subkulturellen Entwicklungen im Berlin der 90er
Jahre zusammen. Vor allem im Osten
der Stadt gedieh in den ersten Jahren
nach der Maueröffnung ein originäres
Kulturleben, dass bis heute das Gesicht
Berlins im Ausland bestimmt. Das weitgehende Fehlen bürokratischer Hindernisse ermöglichte über viele Jahre
hinweg ein reges Experimentierfeld im
öffentlichen Raum und schuf für viele
Kreative aus aller Welt ein einmaliges
Podium.
Kitty-Yo Records kann in vielerlei
Hinsicht als exemplarisch für die Bedeutung dieser Zeit betrachtet werden. Das
von Raik Hölzl 1994 ins Leben gerufene
Label veränderte mit außergewöhnlichem
Gespür für aktuelle Strömungen und viel
Liebe zum Detail die damalige Berliner
Musiklandschaft nachhaltig.
Wie für so viele in der Hauptstadt
entstandene Projekte typisch, war die
anfängliche Vorgehensweise keinesfalls
wirtschaftlich geprägt, sondern eher
von der Motivation gesteuert, die eigene
Leidenschaft mit anderen zu teilen.
Der Radio-DJ und Fanzinemacher
Hölzl brachte seine ersten Singles aus
Begeisterung für Bands wie Surrogat, To
“Berlin ist definitiv der führende deutsche Medienstandort – hier werden
die maßgeblichen Trends gesetzt. Das kreative, multikulturelle Umfeld
und das Schnelle, Unfertige machen Berlins einzigartige Anziehungskraft
aus. Noch ist der ökonomische Umstrukturierungsprozess hin zur modernen
europäischen Dienstleistungsmetropole in vollem Gange. Als Marktführer
sehen wir unsere Aufgabe, diesen Prozess mitzugestalten.”
“Berlin is definitely the leading location for media in Germany – this is where
the most important trends are set. The creative, multi-cultural environment
and the fast-paced, always-on-the-go nature of the city make Berlin especially attractive. The economic restructuring process designed to turn the city
into a modern European service metropolis in still in full swing.”
Frank Briegmann | President & CEO Universal Music Deutschland | www.universal-music.com
The Kitty-Yo music label has been a major
representative of Berlin’s vibrant music
scene for the past 12 years.
their craft, and this gives them time to produce incredibly innovative work,” explains
Raik Hölzl, founder of Kitty-Yo Records.
“Berlin’s resurgence since the fall of the Wall
“Artists who come to Berlin don’t have to
is a direct result of the cultural and artistic
focus right away on the commercial side of trends created by the city’s underground
18
me dienboar d Ne w s
Raik Hölzl bei der Kopfarbeit
Rococo Rot und Tarwater auf den Markt.
Dabei wurde nicht der Anschluss an den
gängigen Musikmarkt gesucht, sondern
der Versuch unternommen, sich jenseits
festgelegter Raster zu etablieren. Neben
einer großen Bandbreite verschiedenster
Musikgenres stach das Label vor allem
durch die sorgfältige Gestaltung seiner
Medien hervor.
Mit Erfolg. Kitty-Yo gewann durch sein
stringentes „Anything-Goes-Prinzip“
relativ schnell an Format und wurde vor
allem im Ausland stark mit der neuen
Berliner Musikszene identifiziert. So
lockte es auch internationale Künstler
wie Peaches und Gonzales und jüngst
scene. These days, people all over the world
are saying: ”Berlin is cool.“
Berlin’s music scene is the very embodiment of creative independence. It attracts
international artists, many of whom
decide to stay just to be part of the city’s
incredible vibe. Berlin owes its unique flair
to sub-cultural developments in the 1990s,
particularly in the former East Berlin. The
absence of bureaucratic obstacles at the
time created an exciting experimental
scene and a unique podium for creative
artists from all over the world.
Kitty-Yo, which Hölzl founded in 1994,
exemplifies the spirit of this age. With its
attention to detail and uncanny ability to
spot new trends, the label has had a lasting effect on Berlin’s music landscape.
magazin
Musik
Berlin ist, wo der Stern
am hellsten funkelt
And yet, Kitty Yo’s initial approach was
guided by a passion for music much more
than by a commercial business approach.
When he started Kitty-Yo, Hölzl was a radioDJ and fanzine editor. His goal was not to
break into the mainstream music market,
but to establish himself beyond any predetermined industry parameters. He produced the label’s first singles – for bands such
as Surrogat, To Rococo Rot and Tarwater
– out of sheer enthusiasm. Kitty-Yo represented a wide variety of music genres, and
the company’s creative approach, which
included putting endless effort and consideration into each production, made them
quite unique in the business.
This “anything goes” attitude paid off.
Kitty-Yo began to expand at a rapid pace
Martin Riemann
„Berlin ist für mich wie die Mitte eines Sterns. Es
zieht mich immer wieder weit weg davon, aber
um Kraft und Kreativität zu schöpfen, muß ich
dahin zurück, wo der Stern am hellsten funkelt.
Wo alle meine Freunde sind, wo ich fast blind
durch die Straßen laufe und wo Geheimnisse
darauf warten, von mir entdeckt zu werden.“
Mieze, Sängerin von MIA, die mit ihrem aktuellen
Album „Zirkus“ gerade die deutschen Charts stürmen
Foto: H. Flug
Chikinki an, deren beachtliche Karrieren ohne die Stichwörter Kitty-Yo und
Berlin nicht denkbar wären.
„Wir waren eins der ersten Labels, die
ein (derart) intensives Exportnetzwerk
aufgebaut haben. So daß Sachen, die
in Deutschland schon seit 2 Jahren out
waren, plötzlich in Frankreich oder in
den USA losgingen“, sagt Hölzl. Trotz
teilweise hoher Absätze ist er sich zwar
bewusst, dass die weltberühmte Marke
Kitty-Yo nur ein kleines Unternehmen in einer überschaubaren Branche
darstellt. Andererseits ist es aber auch
nur so möglich, die ursprüngliche
Philosophie seines Labels beizubehalten
und den erarbeiteten Ruf zu wahren:
Hölzl möchte Zeit in seine Künstler
investieren, ein Ansatz, der den immer
kurzfristigeren Vermarktungsstrategien vieler Majors widerspricht. Viel zu
schnell wird dort beispielsweise dem
Debüt ein zweites und drittes Album
nachgeschickt, was aber immer die
Verkäufe des jeweiligen Vorgängers
stoppt und die Bedeutung vieler guter
Bands banalisiert. Damit sind gerade
kleine Labels wie Kitty-Yo gefragt, neue
Entwicklungen aufzuspüren, sie zu
unterstützen und so Trends zu setzen.
Trends, die inspirieren und dafür sorgen,
dass Berlin auch zukünftig im Fokus
eines weltweiten Interesses steht. Denn,
so Hölzl: „Die Menschen kommen von
außerhalb hierher, weil sie eine Vision
von Berlin im Kopf haben. Und viele
bleiben hier, um diese Vision mit zu
verwirklichen.“
Mieze und die Gruppe MIA
Mit Viva zog im letzten Jahr auch der zweite große Musiksender an die Spree. Inzwischen hat
Berlin-Brandenburg einen Anteil von 60 Prozent am nationalen Musikmarkt. Dafür sorgen neben den
Künstlern selbst derzeit etwa 6.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 1.380 Unternehmen sowie die äußerst lebendige Musik und Clubszene der Hauptstadtregion. Neben den zahlreichen
größeren und kleinen Independent Labels wie Four Music, Kitty Yo und Ministry of Sounds ist Berlin
seit zwei Jahren Hauptsitz des Majors Universal Music. Das lockte auch die internationale Musikmesse Popkomm, in 2005 fand bereits deren zweite Berlin-Ausgabe statt. Auch der Bereich E-Musik ist
ein Pfund, mit dem die Hauptstadtregion wuchern kann: Zwei große Konzerthäuser, vier Opern, vier
Musical- und Revuetheater, circa 1.000 Orchestermusikern, 100 klassische Ensembles, 880 Chöre und
10 renommierte Orchester11, darunter die Berliner Philharmoniker, die zu den besten und teuersten
Orchestern der Welt zählen.
The Berlin-Brandenburg capital region has a 60 % share of the national music industry with countless
artists, a workforce of 6,000 at 1,380 companies and a vibrant music and club scene. Berlin is home to
popular independent labels such as Four Music, Kitty-Yo and Ministry of Sounds, but also majors such
as Universal Music. Popkomm, the international music trade fair, moved to Berlin in 2005. The city has
four opera houses, 1,000 orchestra members, 100 classical ensembles, 880 choirs and 10 prominent
orchestras including the Berlin Philharmonic, which is considered one of the leading orchestras in the
world.
and soon came to represent the new Berlin
music scene abroad. It quickly attracted
international artists such as Peaches, Gonzales and Chikinki, whose careers are now
intimately linked to Kitty-Yo und Berlin.
“We were one of the first labels to build
up an intense export network. Sometimes,
things that had been “out” in Germany for
2 years were suddenly “in” in France and
the USA,” explains Hölzl. In spite of his
company’s success, Hölzl says he is aware
that Kitty-Yo is only a small company in
a vast and well-established industry. He
remains committed to the label’s original
philosophy and continues to invest time in
his artists. Kitty-Yo also continues to set
innovative music trends that attract even
more worldwide attention for Berlin. As
Hölzl notes, “People come to Berlin because
they have a vision of the city. Many of
them stay here to help make this vision a
reality.”
medienboar d Ne w s
19
Zeitschriften und Magazine
Man wäre oft in
Berlin, wenn man
nicht in Berlin wäre
In den letzten Jahren sind nicht nur eine ganze Reihe neuer Magazine in der
Hauptstadt gegründet worden. Auch internationale Zeitschriften eröffnen ihre
Deutschland-Redaktionen hier.
Christoph Keese | Chefredakteur Welt am Sonntag | Chefredakteur Welt Online
Welche Bedeutung hat das
sogenannte kreative Potenzial Berlins für ihre Zeitung
und die Zeitungslandschaft
in Berlin?
Berlin ist die jüngste und
kreativste Stadt Deutschlands. „Welt“ und „Welt am
Sonntag“ sind nach Berlin gezogen, um das
Talentreservoir Berlins zu nutzen. Diese
Entscheidung war richtig und hat sich ausgezahlt. Wie nirgendwo sonst drängen hier
Autoren, Grafiker, Designer, Illustratoren,
Fotografen und Web-Programmierer auf den
Markt. Wir stehen in engem Austausch mit
ihnen. Für uns ist kein anderer Standort
mehr denkbar als Berlin.
Ist dieses Kreativ-Potenzial bereits ein
Wirtschaftsfaktor für Berlin?
Ohne Frage. Deutschlands Kreativ-Hauptstadt zu sein, wird sich für Berlin in der
Zukunft auch in Wirtschaftswachstum und
Arbeitsplätzen auszahlen. Schon ist zu
beobachten, daß manche der großen Hoffnungen der 90er Jahre Wahrheit werden.
Wenn ja, welchen Stellenwert hat das
kreative Potenzial unter den verschiedenen
Standortfaktoren?
Für Zeitungs- und Onlineredaktionen ist es
der wichtigste Standortfaktor überhaupt.
Für unser Politikressort kommt natürlich
noch die Nähe zu Parlament und Regierung
hinzu.
What does Berlin’s creative potential
mean for your newspaper and for the print
industry in Berlin?
Berlin is Germany’s youngest and most creative city. Our newspapers, Welt and Welt am
Sonntag, moved to Berlin to take advantage
of the city’s tremendous talent pool. Our
decision has already paid off. For us, Berlin is
the only place to be.
Is this creative potential already an economic factor for Berlin?
Without a doubt. Berlin is Germany’s creative
capital and will continue to produce economic
growth and create jobs in the future.
How important is Berlin’s creative potential
as compared to other business location
factors?
Creative potential is without a doubt the most
important factor for newspapers and online
editing staff. Our proximity to the German
parliament and government is also essential
for our political section.
20
me dienboar d Ne w s
Berlin-Brandenburg ist derzeit der
zweitgrößte Verlagsstandort Deutschlands. Rund 1,1 Mrd. Euro erwirtschaften die etwa 800 in Berlin ansässigen
Verlage, unter ihnen auch die Axel
Springer AG ebenso wie der renommierte
Wissenschaftsverlag Cornelsen und einer
der großen europäischen Comicverlage,
Egmont Ehapa. Zahlreiche nationale und
internationale Zeitungen, Zeitschriften
und Magazine haben hier ihren Sitz
ebenso wie der Bundesverbande Deutscher Zeitungsverleger BDZV.
Und: Berlin ist Hauptstadt der Autoren.
Unter anderem leben hier 60% der rund
700 deutschen P.E.N.-Mitglieder. Das
P.E.N.-(Poets, Essayists, Novelists) Zentrum Deutschland ist eine der weltweit
über 140 Schriftstellervereinigungen, die
im Internationalen P.E.N. zusammenkommen. Mitglied kann nur werden, wer von
einem der Zentren in den verschiedenen
Ländern aufgrund besonderer schriftstellerischer Leistungen hinzugewählt
worden ist. Nicht überraschend insofern,
dass auch das Gros der Literaturagenturen in der Hauptstadt ansässig ist.
So ein Umfeld ist anziehend für Kreative. Und schafft Trends: Aus Berlin
und Brandenburg kommt in den letzten
Jahren eine Reihe neuer Zeitschriften
und Magazine, die sowohl konzeptionell-inhaltlich wie auch ästhetisch neue
Maßstäbe setzen.
Zu den inzwischen etablierten Neugründungen der Hauptstadt gehören
»Monopol«, „Cicero“, »de:bug« oder das
Lifestylemagazin »Deutsch«. „Deutsch“
erscheint zehn Mal im Jahr in dreizehn
Ländern, Auflage: 100.000 Exemplare.
Das Magazin versteht sich zwar als
internationales Magazin, wie Jürgen
Schepers, Marketing- und Kommunikationschef vom herausgebenden Art Berlin
“If we had our headquarters in another German city,
we would be probably be in Berlin a lot of the time.”
Berlin-Brandenburg is Germany’s second largest publishing region. It produces 1.1 billion
euro in sales and is home to 800 companies, including Axel Springer AG, Cornelsen and
Egmont Ehapa. Several national and international newspapers, magazines and journals
have offices in the capital along with the BDZV, Germany’s national association of newspaper publishers.
Berlin is also home to many authors, including 60% of Germany’s 700 prominent PEN
members. Not surprisingly, Berlin is also home to the most literary agents in the country.
In the past several years, Berlin has produced a number of trend-setting magazines including “Monopol,” “Cicero,” “de:bug” and the lifestyle magazine “Deutsch,” 100,000 copies
of which are published ten times per year in thirteen countries.
“Deutsch” is published by Art Berlin Verlag and, as Jürgen Schepers, Head of Markeitng
and Communications there explains: “ Our offices are in Berlin, but we’re not a Berlin
magazine per se. For us, it’s the theme, the story, that’s important, whether it comes
from New York, Paris, Shanghai or Berlin. But Berlin is definitely the place to be in
Germany. “This is where most film premiers, events, interview junkets and all other
important business is,” explains Schepers. “Berlin has a magnetic effect on people active
on the international scene, which is why we have a huge creative pool available to us
here. This is very important for a magazine such as ours.”
magazin
RUBRIK
Dr. Wolfram Weimer | Chefredakteur Cicero
Verlag, betont: „Wir sitzen in Berlin,
lassen uns allerdings nicht den Stempel eines Berlin-Magazins aufdrücken.
Für uns ist die Geschichte, das Thema,
entscheidend, egal ob sie aus New York,
Paris, Shanghai oder Berlin kommt. Aber
Berlin ist in Deutschland der place to be
für ein Lifestylemagazin wie „Deutsch“,
vor allem, wenn es um Film geht. Hier
finden die meisten Premieren und Events
statt, hier sind die Stars, hier sind die
Interview Junkets, hier ist das people‘s
business, das für uns entscheidend ist“,
sagt Schepers. „Berlin hat eine große
Magnetwirkung auf die internationale
kreative Szene. Dadurch hat man einen
großen kreativen Pool, auf den man
zurückgreifen kann. Für ein Magazin wie
uns ist das ausschlaggebend.“
Der Magnetwirkung von Berlin ist im
letzten Jahr auch das „Sleek, magazine
for art & fashion“ erlegen. Im März 2005
zogen der sleek Verlag und die Kunstredaktion von Hamburg nach Berlin-Mitte,
in die Brunnenstraße. Dahin, wo zur
Zeit beinahe täglich neue Galerien in
den Hinterhöfen eröffnen, von klein und
fein bis trashig-hip, immer authentisch
Berlin. „Sleek“ erscheint seit 2002
vierteljährlich, Startauflage: 20.000
Exemplare. Die Macher setzen ausschließlich auf Visualität und eine starke
Bildsprache. Wie Deutsch versteht sich
das Magazin als internationale Plattform,
erscheint aber zweisprachig. „Hauptgrund für den Umzug von Hamburg nach
Berlin ist das Kreativitätspotenzial in
Kunst und Design - aber vor allem auch
die internationale Aufmerksamkeit“, so
Lothar Eckstein, Mitgründer und Herausgeber von sleek. „Aus Sicht unserer
US-Geldgeber geht in Deutschland nur
Berlin oder Berlin oder Berlin.“
Die Herausgeber des kanadischen LifestyleTrash- »Vice Magazine« teilen diese
Ansicht. Seit Sommer 2005 gibt es eine
deutsche Ausgabe und sie kommt: aus
Berlin. Vice gibt es überall da, wo Mode-,
Platten- und Skaterbedarf verkauft
Another “victim” of Berlin’s powerful
werden. Das Vice Magazine erscheint in
insgesamt 19 Ländern, darunter die USA,
creative magnetism is ”sleek, magazine
England, Australien, Neuseeland, Japan,
for art & fashion”, which moved here from
Hamburg in March 2005. As Lothar Eckstein, Italien, Skandinavien und seit einem
co-founder and publisher of sleek, explains: Jahr eben auch Deutschland. „Berlin
steht für Gegensätze, Toleranz, Armut,
“The major reason for our move to Berlin
Kreativität, Hedonismus“, sagt Publiswas the city’s creative potential in art and
design, but also the international attention. her Benjamin Ruth. „In keiner anderen
deutschen Stadt ist so viel Kreativität
Our US financial backer is convinced that
vereint, und die kulturelle Agenda ist
Berlin is the only place to be.”
sehr vielfältig. – Sicherlich wäre das Vice
The publishers of “Vice,” the infamous
Magazine Germany auch in anderen deutCanadian lifestyle-trash magazine, also
schen Städten möglich, da wir uns als
came to the same conclusion. In the
deutsches Magazin verstehen. Allerdings
summer of 2005, they started publishing a
wären wir wahrscheinlich sehr oft in
German edition from Berlin. As publisher
Benjamin Ruth explains: “No other German Berlin.“
Sigrid Herrenbrück
city brings together so much creativity and
cultural variety. Even if we had our headquarters in another German city, we would
be probably be in Berlin a lot of the time.”
Welche Bedeutung hat das
kreative Potenzial Berlins
für Cicero?
Cicero ist das erste deutschlandweite Politik-Magazin aus der
Hauptstadt. Es lebt unmittelbar vom politischen Betrieb und seiner Begegnung mit dem
kulturellen Raum. Cicero profitiert daher stark
von der kreativen Szene im vorpolitischen Raum.
Ganz bewusst wenden wir uns der Künstler-,
Fotografen-, Design- und Karikaturistenszene
zu. Die besondere Note Ciceros, seine preisgekrönte Gestalt und seine inhaltliche Originalität sind direktes Ergebnis dieses kreativen
Potenzials. Für uns ist Berlin ein wesentliches
Lebenselixier.
Inwiefern ist dieses Kreativpotenzial
ein Wirtschaftsfaktor?
Berlins Kraftzentrum ist nicht die Industrie
(die gibt es kaum), nicht die Verwaltung (die
dynamisiert nicht), auch nicht die Politik.
Es sind die Wissenschaft, die Medien- und
Kreativbranche. Aus ihr entstehen nicht nur
Leuchttumrprojekte, sondern immer neue und
immer größere Wirtschaftseinheiten. Sie sind
Berlins Zukunft.
What does Berlin’s creative
potential mean for Cicero?
Cicero is Berlin’s first nation-wide political magazine. It thrives on political activity and on the
interaction between culture and politics in the
capital. Cicero profits directly from the creative
scene surrounding the political sphere, including
artists, photographers, designers and cartoonists.
Ciceros’ originality and its distinctive, awardwinning appearance are a direct result of this
creative potential.
To what extent is this creative
potential a business factor?
Berlin’s strength lies in science, media and the
creative industries. This is where groundbreaking
work is being done and where the biggest business potential lies. These industries are Berlin’s
future.
medienboar d Ne w s
21
RUBRIK
MEDIA-Antenne
Berlin-Brandenburg aktuell
Neue Webadresse für Europa Portal!
In May the Europa Portal has changed
it‘s web address: http://europa.eu
MEDIA 2007
Während des diesjährigen Filmfestivals
in Cannes wurde das neue Förderprogramm MEDIA 2007 auf dem European
Day vorgestellt. MEDIA 2007 wird das
zum Jahresende auslaufende Media
Plus Programm ablösen. EU-Parlament,
Rat und Kommission haben sich nach
komplizierten Verhandlungen auf ein
Gesamtförderbudget von 755 Mio. Euro
für die Jahre 2007 bis 2013 geeinigt. In
Anbetracht der längeren Laufzeit und
der Erweiterung des Programms handelt
es sich damit nur um eine bescheidene
Erhöhung gegenüber den 513 Mio. für
MEDIA Plus. Das Programm soll im Januar
2007 planmäßig an den Start gehen,
muss jedoch noch vom EU-Parlament ratifiziert werden. Schwerpunkt der MEDIAFörderung bleibt der Bereich Distribution
und Sales, für den 55 Prozent des Etats
vorgesehen sind. Erweitert wurde dieser
Bereich um eine Aktionslinie, die gezielt
den Online-Vertrieb europäischer Filme
unterstützen soll. 7% des Gesamtbudgets
sind für den Bereich Training vorgesehen,
mindestens 20% für Development, 9%
für Promotion, 4% für Pilotprojekte und
etwa 5% für Verwaltungskosten.
22
me dienboar d Ne w s
In addition to the new “system-wide”
features of the new Programme it is aimed
to mainstream the integration of digital
technologies and to provide a comprehensive approach to access to financing
for SMEs. Also in terms of delivery and
user-friendliness the Proposal sets out a
range of improvements: While the majority
of the action lines will be carried over from
the existing Programme, the Commission
intends to integrate new initiatives into
the existing schemes. With MEDIA 2007:
The action line Training will launch a new
approach to involve permanent establishments in the member states; Development
will additionally support the structuring
of financial plans for European production
and co-production projects. This new support aims to facilitate access to finance for
SMEs and attract private investment into
the industry; Distribution will also incorporate project-based support for a basic
promotion kit; support for broadcasters (as
international distributors) for dubbing and
subtitling; and slate“ scheme for distributors; Promotion will integrate new actions
that aim at improving access to European
audiovisual works for the European and
international public by supporting networking amongst national promotion bodies.
5. MEDIA-Training
MEDIA supports various initiatives for the
training of European media professionals
in diferent areas, such as scriptwriting,
film making, management, legal affairs,
new technolgies and others. The following
training sessions are now open for registration:
Global Negotiations in Greece
Ziel des dreitägigen Kurses ist es, Produzenten in der Verhandlungsführung mit
Finanziers, Redakteuren, Agenten etc. zu
stärken und zu trainieren. Der Workshop
wird von Argovela Films mit Unterstützung der Motion Picture Association
(MPA) und United International Pictures
(UIP) organisiert.
The three day intensive course offers
practical training for producers in the field
of negotiation with financiers, commissioning editors, agents, etc. The workshop is
organised by Argovela Films in cooperatin
with Motion Picture Association (MPA) and
United International Pictures (UIP)
Date: 23. – 26. September 2006 in Glyfada, Athens, Greece
Registration fee: 1.400 Euro incl. accommodation and board
Deadline: open
Info: www.argovelafilms.com.gr
Moonstone International
Moonstone International bietet ein
professionelles Trainingsprogramm für
erfahrene europäische Autoren und
Regisseure mit einem auf den internationalen Markt ausgerichteten Projekt.
Moonstone richtet jährlich 2 Workshops für Autoren und einen Workshop
für Filmemacher aus. Das einwöchige
Screenwriters’ Lab bietet Autoren die
Möglichkeit, ihre Projekte mit Unterstützung erfahrener Experten zu entwickeln.
Im Rahmen des Filmmakers’ Lab erhalten
Filmemacher über einen Zeitraum von
16 Tagen die Möglichkeit, Szenen ihres
Projektes mit einer professionellen Crew
zu drehen und zu schneiden.
Moonstone International Screen Labs is
an advanced development programme for
experienced European screenwriters and
directors, who are working on feature film
projects for an international audience. Applicants should have produced work
either for the small or big screen, theatre, commercials or had works published.
Moonstone International runs three Labs
per year: two for screenwriters and one
for directors. The Screenwriters’ Lab is a
week-long programme and offers partici-
magazin
RUBRIK
EU-Kommissarin Viviane Reding in Cannes 2006
Mit MEDIA in Entwicklung:
Liebesspiel (Schmidtz Katze Filmkollektiv)
Mit MEDIA in deutschen Kinos:
Stesti (Neue Visionen Filmverleih)
pant screenwriters the opportunity to work
on their projects in a series of one-to-one
meetings with established screenwriter
Advisors. The Filmmakers’ Lab runs over 16
days, during which time participant directors rehearse, shoot, edit and screen key
scenes from their projects, whilst working
with professional crews and actors, under
the guidance of established filmmaker
Advisors.
international non-fiction scene. Starting
in February 2007 fifteen participants will
develop their documentary projects, which
have the potential to reach an international audience.
außerdem Gelegenheit, ihre Projekte
vor internationalen Produzenten und
Redakteuren zu präsentieren.
Dates: Screenwriters’ Lab in November 2006,
Filmmakers’ Lab in February 2007
Registration Fee: Screenwriters’ Lab:
750£;Filmmakers’ Lab: 2,000£ excl. tax
Deadlines: Screenwriters’ Lab 1. September
2006; Filmmakers’ Lab 8. September 2006.
Info: www.moonstone.org.uk
Dicovery Campus Masterschool 2007
Vierteiliger Workshop für europäische
Filmemacher im Dokumentarfilmbereich.
Die Masterschool bietet 15 ausgewählten Teilnehmern die Möglichkeit, ihre
Projekte für den internationalen Markt
zu entwickeln.
The Discovery Campus Masterschool 2007
offers a unique opportunity for European
documentary filmmakers to enter the
Deadline: September 30th 2006
Info: www.discovery-campus.de
Achidoc
Der zweiteilige Workshop von La Fèmis
richtet sich an Filmemacher, die ihre
Dokumentarfilmprojekte unter Verwendung von Archivmaterial entwickeln.
Neben Unterstützung bei der Projektentwicklung erhalten die Teilnehmer im zweiten Teil des Workshops
The programe takes place in two sessions and is designed to accompany filmmakers with a documatray film project
that uses archives, in developing and
fine tuning their projects in a creative
and professional environment.
Dates: Workshop 1: 14.-21. November
2006 La Fèmis, Paris,
Workshop 2: 24.-27. January 2007, FIPA,
Biarriz
Registration fee: 1.500 Euro
Deadline: 2. October 2006
Info: www.femis.fr
MEDIA Förderlinien & Einreichtermine/MEDIA Funding & Deadlines
Distribution & Sales
Selective Support Distribution (12/05)
TV-Distribution(10/05)
1.12.2006
3.11.2006
Info and Application forms: www.mediadesk.de
Neue Aufrufe in den Bereichen Vertrieb & Verleih, Projektentwicklung, Promotion, Training Pilotprojekte und
i2i werden Ende des Jahres erwartet./New calls for tender are expected by the end of year.
Please contact us for further information and advise:
Tel.: +49(0)331/743 87-50, 51
E-Mail: [email protected].
medienboar d Ne w s
23
Titel
RUBRIK
- Fortsetzung
Fortsetzung Michael Burda von Seite 5
Jahren ist ein beträchtliches Gefälle
entstanden. Berlin steht ganz anders
da als die Hauptstadtakteure auf der
Weltbühne: Beträgt die Bruttowertschöpfung pro Kopf in Hamburg etwa
180% des bundesdeutschen Durchschnitts, liegt man in Berlin sprichwörtlich am Boden, unter 90%! Das ist
zum größten Teil auf die Geschichte
Deutschlands zurück zu führen. Keiner
bestreitet, dass Berlin nach dem Krieg
ein schweres Los hatte. Dennoch fragt
man sich, warum es nach der Wiedervereinigung nicht zu doppelten
Anstrengungen gekommen ist, um das
Schicksal zu drehen. Es liegt nahe,
dass zum Teil das System der föderalistischen Ländersolidarität schuld daran
ist. Die klassische Berlinförderung
wurden zwar radikal abgebaut, aber
der Länderfinanzausgleich hat die
Hauptstadt aufgefangen und dafür
gesorgt, dass die Lokalpolitiker in den
Jahren nach der Wiedervereinigung
keinen starken Anreiz hatten, die
Bedingungen für eine nachhaltige
Entwicklung der privaten Wirtschaft
zu schaffen.
Was kann Berlin-Brandenburg von
anderen Großstädten lernen?
Bevölkerungsgröße und Geist sind also
notwendige, aber nicht hinreichende
Bedingungen für den Erfolg. Es ist
wahrscheinlich unvermeidlich, dass
man eine harte Krise braucht, um
die Aufmerksamkeit zu fokussieren.
growth from its own local economy.” According to this definition, Berlin has already
failed. Jacobs defines a stagnating city as
“a community that once grew like a city, but
then stopped.” Berlin indeed had a tough
time after 1945, but the city has seen no
significant growth since 1995. This begs
the question as to why, after reunification,
people didn’t try to alter the fate of the
city. Fault can be found in the German
system of federal state solidarity, which
simply did not pressure or even inspire
local politicians to create the conditions for
lasting development in the private sector
after the fall of the Wall.
What can Berlin-Brandenburg learn
from other major cities?
24
me dienboar d Ne w s
Hier ist die Geschichte von New York
staltungsraum The Carlu, ist für relativ
City in den 70er Jahren einleuchtend.
preiswerte $7 Millionen renoviert
Die wenigsten wissen, dass New York
worden und hat als Kristallisationsdamals insolvent war und keinen
kern für weitere künstlerische TätigKredit mehr bekommen konnte. Der
keiten gedient. Berlin braucht solche
damalige Bürgermeister Abraham
Leuchttürme, high-lights, die Signale
Beame musste 65.000 Arbeitsplätze bei setzen. Der neue Bahnhof, die WM-Fander Stadt streichen. Präsident Gerald
meile und das Projekt um den AdmiFord schloss bekanntlich weitere
ralspalast sind entscheidend wichtig
Hilfen an New York aus, woraufhin
Signale der Innovationsfähigkeit
die Daily News titulierte: „Ford to
– aber etwas viel Größeres ist nötig.
New York: Drop Dead.“ Letztendlich
Ein zentrales Projekt, ein Leuchtturm.
überwand New York die Krise, und
Jede Stadt hat eins. Welches Projekt
viele verbinden diesen Erfolg mit dem
wird man mit Tempelhof wagen?
Parteitag der Demokraten und der
Zweihundertjahrfeier der amerika2) Konnektivität schaffen. Es ist
nischen Unabhängigkeitserklärung.
allerdings viel besser, in eine InfraAndere verbinden ihn mit der Medienstruktur als in laufende Ausgaben zu
kampagne „I love New York“, woran ich investieren. Hierzu gehört vor allem
mich selber sehr gut erinnern kann,
ein funktionierender, internationaler
eine Kampagne, die die Sympathie der
Großf lughafen: Denn die Kreativganzen USA gewann.
Schaffenden müssen schnell wegkomMan kann andere Dinge lernen von
men können! Aber eine kreative Stadt
den etablierten Großmetropolen der
kann kreativ mit den vorhandenen
Welt. Berlin hat in den ersten drei
Ressourcen umgehen: Manche haben
Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts
große leer stehende Speicher übereinen hervorstechenden Platz in der
nommen, renovieren lassen und für
avante-garde erringen können. Wie
eine symbolische Miete an Kreative
könnte die deutsche Hauptstadt diese
gegeben, nicht nur die KulturschaffenPosition zurückerobern?
den, sondern auch kleine Unternehmen
im High-Techbereich, an Verlage, an
1) Risiken wagen, Leuchttürme
Bildungseinrichtungen. In Berlin gibt
setzen: Wenn Städte kulturelle
es so viele brachliegende Immobilien:
Risiken wagen, kann etwas gescheWas kann man sonst damit machen?
hen. Beispiele sind überall bekannt.
In Toronto, ein besonders aus den
3) Engpässe beseitigen statt verpla30er Jahren bekannter und vom
nen. Die Kultur- und Wirtschaftsverkanadischen Denkmalschutz als
waltungen sollen sich eher in der Rolle
erhaltenswürdig eingestufter Verandes Klempners als des aktiven Planers
A large population and an enthusiastic
spirit are necessary conditions for success,
but they are not enough. Perhaps a city
needs to experience a crisis, such as New
York City in the 1970s, in order for it to
focus its energies. Berlin can learn so much
from the more established cities of the
world. How can the German capital regain
the status of an avant-garde metropolis?
1) Take risks: When cities take cultural
risks, things happen. Berlin needs to
pursue innovative projects that attract
attention. The new Hauptbahnhof, the
World Cup fan mile and the Admiralspalast
project are decisive signals of innovation
– but something bigger is needed. Something essential. What about the abandoned
Tempelhof Airport?
2) Create connectivity. Invest in
infrastructure not in expenditure. This
includes a major international airport.
People need to be able to come and go very
quickly! A creative city will find creative
ways of dealing with its existing resources.
Like renovating empty warehouses and
renting them out at low rates to creative
companies. There is so much available real
estate in Berlin. What else can be done
with it?
3) Eliminate bottlenecks. Culture can not
be planned. Cultural and business management needs to focus less on planning and
more on the elimination of hindrances,
whether they be the granting of credit or in
the minimization of bureaucracy. Deregulation – let the creative minds do their stuff!
4) Enthusiastically resume a relationship with the East. Make an effort to
access the new impulses coming from the
East! Vienna has taken on this challenge
magazin
RUBRIK
sehen. Kultur lässt sich nicht planen.
Die Erfahrungen Londons zeigen, dass
das Befreien von Engpässen – seien sie
in der Kreditvergabe, aber vielmehr
in der Minimalisierung der Bürokratie,
entscheidend wichtig sein kann.
Deregulierung – lasst doch die Kreativen schaffen!
4) Die Beziehungen zum Osten
aggressiv wieder aufnehmen.
Wasserwege, Züge und Autobahnverbindungen nach Osten – Die neuen
Impulse kommen aus dem Osten! Wien
hat diese Herausforderung angenommen und es Berlin-Brandenburg
vorgemacht.
5) Die Universitäten fördern. Vor
einem Jahrhundert war Berlin das
Objekt von Wertschätzung und Bewunderung von Akademikern rund um
den Globus. Es war mit Sicherheit das
Modell, welches das amerikanische
Universitätssystem inspirierte. Berlin
gab der Welt viele der großen Physiker, Chemiker, Mathematiker und
Mediziner des letzten Jahrhunderts,
ebenso wie in den ersten dreißig
Jahren dieses Jahrhunderts. Die
Universitäten brauchen weniger aktive
Unterstützung als einen Befreiungsschlag. Nicht nur, um den Erhalt einer
Fakultät der eines Studiengangs zu
sichern, sondern um das Studium in
Berlin möglichst attraktiv zu gestalten, damit junge Menschen nachher
bleiben. Warum nicht eine einzige
Berliner Großuniversität! Die Kreativ-
and it is time Berlin-Brandenburg did the
same.
5) Support universities. One hundred
years ago, Berlin was admired by academics
all over the world. The city provided the
model that inspired the American university system and gave the world many of
the 20th century’s best physicists, chemists,
mathematicians and doctors. Universities
need more freedom to make studying in
Berlin more attractive. Why not create
one big Berlin university? If we can bring
Daniel Barenboim and Sir Simon Rattle to
Berlin, why not also get the world’s best
physicists, medical doctors, legal experts
and economists?
What will become of Berlin-Brandenburg?
One focal point lies in the blossoming
economies of Eastern Europe. Berlin will
Schaffenden nehmen ihren Nachwuchs
nicht aus Kleinuniversitäten, die auf
der Weltbühne nur Zwerge sind. Wenn
wir Daniel Barenboim und Sir Simon
Rattle holen können, warum nicht die
besten Physiker, Mediziner, Rechtswissenschaftler und Ökonomen der Welt?
im politischen Leben dieses Landes
einnimmt und sichert, was aufgrund
der enormen Lasten der Vergangenheit keine einfache Aufgabe sein
wird. Berlin ist der wirklichen Macht
lange Zeit fern gewesen. Ich sehe
beides: Probleme und am Horizont
auch Chancen. Warum nicht anpeilen, eine Weltstadt mit 5 Million
Einwohner zu werden! Eine Stadt der
Toleranz und Vielfalt: Die Forschung
von Richard Florida zeigt, dass diese
Eigenschaften eine entscheidende
Rolle spielen. Multi-Kulti muss aktiv
praktiziert werden. Bedenken Sie, dass
40% der Toronto-Einwohner außerhalb
Kanadas geboren sind! Als Schlusswort
möchte ich Sie daran erinnern, dass
all dies nicht direkt gesteuert werden
kann! Es kann aber durch Vorbilder in
Bewegung gesetzt werden, Vorbilder
von jenen, die einen Unterschied
machen können. Genauso hat es ein
weiser Kulturschaffender aus Toronto
gesehen:
Was wird aus der Hauptstadtregion?
Was wird nun aus Berlin-Brandenburg
werden? Ich sehe ein wichtiges Thema
in den f lorierenden Volkswirtschaften
Osteuropas. Berlin war und bleibt erste
Station für die Menschen aus dieser
Region. Hier gibt es große Reserven
von Kreativität unbekannten Ausmaßes, Kreativität, die lange unterdrückt wurde. Es kann keinen Zweifel
mehr daran geben, dass die Nähe Berlins zu den neuen, wachsenden Schlüsselmärkten Polens, der Tschechischen
Republik, der Slowakei, Ungarns, der
Baltikumstaaten und auch zu den
unsicheren, aber eben auch lukrativeren Märkten weiter östlich ein
relativ klarer Vorteil sein wird. Es
kommen die Ukrainer und Türken noch „You can’t enforce an attitude.
hinzu. Im Bereich der Kreativen heißt
You can’t legislate the human heart.
das, dass Berlin die Aufgabe zufallen
But, you can inspire it by an exawird, die Genialität, die Melancholie
mple of passion and risk-taking, in
und die weitsichtige Lebenserfahrung
an atmosphere in which passion and
dieser Region zwangsläufig kulturell,
risk-taking can take place. This is the
wissenschaftlich und letztendlich
job of the city at large, to understand
auch wirtschaftlich in Umlauf zu brin- that passion and risk begin in daily
gen. Gibt es überhaupt eine faszinieencounter, on the canvas of everyday
rendere Aufgabe?
life.“ (Pier Giorgio Di Cicco, Toronto Poet
Laureate to Mayor’s Roundtable on Arts
Am wichtigsten wird jedoch sein,
and Culture, December 2004)
dass Berlin seinen zentralen Platz
always be the first-stop for people from
would like to remind you that none of this
this region, where there are large reserves
can be controlled directly! We can only set
of creativity suppressed for a long time.
things into motion by following positive
Berlin’s proximity to these key markets,
examples. As one wise cultural mind from
including Ukraine and Turkey, will remain
Toronto described it:
one of the region’s very clear advantages.
„You can’t enforce an attitude. You can’t
Berlin will have to find a way to promote
legislate the human heart. But, you can
the genius, melancholy and extensive
inspire it by an example of passion and
experience of this region in the cultural,
risk-taking, in an atmosphere in which
scientific and economic fields. Could there
passion and risk-taking can take place.
be a more fascinating task?
This is the job of the city at large, to understand that passion and risk begin in daily
Most importantly for Berlin, however, is
encounter, on the canvas of everyday life.“
that the city secures its central role in
(Pier Giorgio Di Cicco, Toronto Poet LaureGermany’s political life. Why not focus
ate to Mayor’s Roundtable on Arts and
on becoming a metropolis of 5 Million
Culture – December 2004)
inhabitants, a city of tolerance and
diversity! Richard Florida has shown that
these characteristics, including open and
multicultural attitudes, play a decisive role
in a city’s creative development. Finally, I
medienboar d Ne w s
25
news
RUBRIK
„Sommer vorm Balkon“
zahlt Verleihförderung zurück
Am Originalschauplatz des Andreas Dresen
Films „Sommer vorm Balkon“ am Berliner
Helmholtzplatz zahlten am 10. August
2006 Stefan Arndt und Manuela Stehr von
X Verleih sechs Monate nach dem Kinostart
die Verleihförderung ans Medienboard
zurück. Die Scheckübergabe an Medienboard Geschäftsführerin Kirsten Niehuus
fand statt im Rahmen eines gemeinsamen
Besuchs von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs
Ministerpräsident Matthias Platzeck am
Prenzlauer Berg. Dresens preisgekrönter
Film mit Nadja Uhl und Inka Friedrich
wurde produziert von Peter Rommel Productions und X Filme Creative Pool.
2000 m² Stein- und Sand-Imitate für die
Basis gebraucht. Fünf Kilometer Kanthölzer
fanden für die Holzkulisse Verwendung.
Nach Photovorlagen der Ausgrabungsstätte
in Troja haben die Babelsberger Kulissenbauer, Bildhauer und Maler auf einer
Fläche von 1000 qm² Steine in den Lehm
eingearbeitet.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.teamworx.de und www.studiobabelsberg.com
Happy Birthday: MTV wird 25!
Vor 25 Jahren, am 1. August 1981, ging
MTV in den USA auf Sendung. Der erste
Videoclip, der über die Bildschirme flimmerte war „Video Killed The Radio Star“
von den Buggles. Der erste Spartensender
für Musik startete einen beeindruckenden
Siegeszug: Konnten 1981 gerade mal
800 000 amerikanische Haushalte MTV
empfangen, erreicht der zum amerikanischen Medienkonzern Viacom gehörende
Kanal heute weltweit rund eine Milliarde
Meldungen der Süddeutschen Zeitung
Menschen.
zufolge hat die Berliner Produzentin
Der Sender katapultierte Popkünstler wie
Regina Ziegler die Mehrheit an ihrer Firma
Madonna, Michael Jackson, Robbie Williams,
Ziegler Film ihrer Tochter Tanja übertragen. Britney Spears oder Christina Aguilera nach
Tanja Ziegler erhält demnach 60 Prozent
ganz oben und zeigte unvergessliche Konder Anteile ihrer Mutter, die restlichen 40
zerte und Events. So gehörte MTV 1985 zu
verbleiben weiterhin bei der Firmengründen Sendern, die das 17-Stunden-Spektakel
derin. Beide Zieglers sind wie zuvor als
„Live Aid“ übertrugen.
Geschäftsführerinnen tätig.
Seit 1984 verleiht der Sender jährlich
Weitere Informationen: www.ziegler-film.de
die MTV Music Awards. Im selben Jahr
entstand von London aus MTV Europe. MTV
Deutschland sendet seit 1999 zunächst von
Köln, mittlerweile von Berlin. Mehr unter
www.mtv.de.
Generationenwechsel
bei Ziegler Film
Art Department baut
Ausgrabungsstätte von Troja
Für die teamworx- Produktion „Die Jagd
nach dem Schatz von Troja“ (SAT.1) hat
das Art Department Studio Babelsberg
die Ausgrabungsstätte von Troja nachgebaut. Mit bis zu 40 Mitarbeitern entstand
innerhalb einer Bauzeit von nur zehn
Wochen bei Berlin die bisher größte in
die Tiefe gebaute Filmkulisse Europas. Das
Set ist 135 Meter lang, 50 Meter breit und
zwischen sechs und zwölf Meter tief. Insgesamt wurden 15 Tonnen Gips/Beton und
26
me dienboar d Ne w s
Berlin-Brandenburg am Lido
Zwei Berlin-Brandenburger Produktionen
sind bei den 63. Internationalen Filmfestspielen Venedig (31.08.-10.09.2006)
zu sehen: „Black Book“, der aktuelle Film
von Hollywood Regisseur Paul Verhoeven,
läuft als einzige Produktion mit deutscher
Beteiligung im Wettbewerb und ist damit
im Rennen um den Goldenen Löwen. Die
deutsch-niederländisch-britische Koproduktion wurde Ende 2005 u.a. mehrere
Wochen im Studio Babelsberg gedreht.
Deutscher Produzent ist die Berliner Egoli
Tossell Film AG. „Khadak“, eine deutschniederländisch-belgische Koproduktion,
von Peter Brosens und Jessica Woodworth
läuft im Rahmen der „Giornate degli
Autori“. Deutscher Produzent ist ma.ja.de.
fiction (Berlin, Leipzig). Beide Produktionen sind vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.
Weitere Informationen unter www.medienboard.de , www.egoli.de und www.majade.de .
Förderpreis Deutscher Film
an Drehbuchautoren von
„Pingpong“
Die Autoren Meike Hauck und Matthias
Luthardt wurden für ihr Drehbuch zu „PingPong“ mit dem Förderpreis Deutscher Film
am 19. Juli 2006 im Rahmen des Filmfest
München (15. – 22.07.2006) ausgezeichnet. Der Medienboard geförderte Film ist
das Regiedebüt von Matthias Luthardt,
der auch für das Drehbuch verantwortlich
zeichnet.
Insgesamt war die Produktion der HFF
„Konrad Wolf“ dreimal, u.a. für Regie und
männlicher Darsteller, für den Förderpreis nominiert. „PingPong“ hatte zudem
Deutschlandpremiere auf dem Filmfest
München. Bereits im Frühjahr gewann der
Spielfilm zwei Preise auf dem Filmfest in
Cannes, wo er in der Reihe Semaine de
la Critique seine internationale Premiere
feierte.
Der Drehbuchpreis ist mit 10.000 Euro
dotiert. Die Gesamtsumme des Förderpreis
Deutscher Film von beträgt 50.000 Euro.
Babelsberger
Medienpreise 2006
Bereits zum elften Mal vergaben am 07.
Juli 2006 die Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF)
München und die Hochschule für Film
und Fernsehen (HFF) „Konrad Wolf“ den
Förderpreis für den besten Absolventenfilm
(Spielfilm) und den Erich Kästner-Fernsehpreis für das beste deutschsprachige
Kinder- und Jugendprogramm. Zum sechsten Mal ist der Förderpreis für den besten
Absolventenfilm (Dokumentarfilm) dabei,
der vom Rundfunk Berlin-Brandenburg
(RBB) gestiftet wird.
magazin
film
Den mit 18.000 EUR dotierte Förderpreis
für den besten Absolventenfilm (Spielfilm)
bekam Michael Dreher für „Fair Trade“,
seinen Abschlussfilm an der Hochschule
für Fernsehen und Film München. Den mit
25.500 EUR dotierten Erich Kästner-Fernsehpreis durfte Irina Popow (Regie) für
die Folge „Du sollst nicht ehebrechen“ aus
der Reihe „Unsere 10 Gebote“ in Empfang
nehmen.
Weitere Informationen: www.hff-potsdam.de
Neues Modell zur
Stärkung der Filmproduktion
in Deutschland beschlossen
Mit der Verabschiedung des Haushaltsentwurfs 2007 am 05. Juli 2006 hat die
Bundesregierung gleichzeitig die Weichen
für eine entscheidende Verbesserung der
Rahmenbedingungen für die deutsche
Filmwirtschaft gestellt. So wurde es im
Koalitionsvertrag vom November 2005
vereinbart.
Unter dem Titel „Anreiz zur Stärkung der
Filmproduktion in Deutschland“ werden ab
2007 für die Dauer der Legislaturperiode
jährlich 60 Mio. Euro für ein neues Konzept zur Filmfinanzierung zur Verfügung
gestellt. In Anlehnung an das seit April
diesen Jahres eingeführte britische Modell
erhalten Produzenten für die Herstellung
eines Kinofilms eine Erstattung zwischen
15 und 20 Prozent der in Deutschland
ausgegebenen Produktionskosten. Das
Modell soll zum 1. Januar 2007 in Kraft
gesetzt werden und wird darüber hinaus
einmütig von allen Bundesländern begrüßt
und unterstützt.
Staatsminister Bernd Neumann: „Es ist ein
großer Erfolg, dass wir gemeinsam mit der
Filmbranche und der Unterstützung des
Bundesfinanzministers so schnell zu einem
überzeugenden Konzept gelangt sind. Wir
haben damit ein ehrgeiziges Vorhaben
des Koalitionsvertrages umgesetzt. Damit
werden für die deutsche Filmwirtschaft
international wettbewerbsfähige, mit
anderen EU-Ländern vergleichbare Bedingungen geschaffen.
Wowereit begrüßt den Beschluss der
Bundesregierung zur Filmförderung:
„Das ist eine gute Entscheidung für die
deutsche Filmwirtschaft und natürlich für
den Medienstandort Berlin. Mit diesem
Programm wird der deutsche Film im
internationalen Wettbewerb gestärkt und
nicht zuletzt Arbeitsplätze geschaffen und
erhalten, die in vielfältiger Weise an der
Filmbranche in Berlin hängen.“
Erste Klappe für den
Deutsch-Polnischen
Co-Development Fonds
Produzenten aus Polen, Mitteldeutschland,
Berlin und Brandenburg konnten bis zum
01. August 2006 Projektmittel des DeutschPolnischen Co-Development Fonds (DPCDF)
beantragen. Diese mussten bei der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM),
der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH
und beim Polnischen Filminstitut eingereicht werden. Die erste Entscheidung ist
für Mitte September geplant.
Der Deutsch-Polnische Co-Development
Fonds wird vom Polnischen Filminstitut,
der Mitteldeutschen Medienförderung
GmbH (MDM) und der Medienboard BerlinBrandenburg GmbH getragen. Die drei
beteiligten Förderinstitutionen stellen
für den Fonds insgesamt jährlich bis zu
150.000,00 EUR zur Verfügung.
news
und TV-Produktionen der Marke WÜSTE Film
made in Berlin-Brandenburg.
Der Firmensitz ist in Potsdam und ein
weiteres Büro wurde in der Kalkscheune in
Mitte eingerichtet.
Die Leitung von WÜSTE Film OST übernimmt Sabine Holtgreve(Debüt im Dritten).
Unter ihrer Leitung entstanden Filme wie
Die fetten Jahre sind vorbei, Kroko, Der
Wald vor lauter Bäumen, Requiem oder
Sommer 04 an der Schlei, der in Cannes für
Furore gesorgt hatte.
Weitere Informationen: www.wuestefilm.de
Bundespräsident Köhler
übernimmt Schirmherrschaft
über Vision Kino
Der Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler
hat die Schirmherrschaft über die Vision
Kino gGmbH – Netzwerk für Film- und
Medienkompetenz übernommen.
„Durch sein Engagement erweist der Bundespräsident allen Institutionen und Einrichtungen, den Lehrern und Schülern, die
sich der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe
der Vermittlung von Film- und Medienkompetenz bundesweit widmen, eine große
Ehre“, so Sarah Duve, Geschäftsführerin
von Vision Kino.
Vision Kino gibt zu dieser Gelegenheit die
Mitglieder ihres Kuratoriums bekannt, das
sie in ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit
unterstützen wird. Das Kuratorium setzt
Am 21. August geht mit „Schmetterlinge
sich zusammen aus Kulturstaatsminister
im Bauch“ eine neue Telenovela aus
Bernd Neumann, dem brandenburgischen
Babelsberg bei SAT.1 auf Sendung. Alissa
Ministerpräsidenten Matthias Platzeck,
Jung und Raphael Vogt spielen in der
der Schauspielerin und Präsidentin der
Produktion von Producers at Work Nelly
Deutschen Filmakademie Senta Berger, der
und Nils, die auf der Suche nach dem
Kinder- und Jugendfilmproduzentin sowie
Glück nicht ahnen, dass es natürlich gleich Geschäftsführerin der Bavaria Filmverleih
nebenan zu finden ist. Producers at Work,
und Prod. GmbH Uschi Reich, dem Präsidas Gemeinschaftsunternehmen von Prodenten der Bundeszentrale für politische
SiebenSat.1 Media AG und Serien-ErfolgsBildung Thomas Krüger sowie dem Regisproduzent Christian Popp, hat sich erst
seur und Mitglied des Verwaltungsrats der
kürzlich am Standort angesiedelt.
FFA Tomy Wigand.
Neue Telenovela aus
Babelsberg bei SAT.1
WÜSTE Film OST gegründet
Weitere Informationen: www.visionkino.de
Die Gesellschafter der WÜSTE Filmproduktion Hamburg und der WÜSTE Film WEST
Köln, Stefan Schubert und Ralph Schwingel,
zieht es an die Spree. Mit der Gündung
der WÜSTE Film OST legen Schubert und
Schwingel den Grundstein für Arthousemedienboar d Ne w s
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