dental zeitung - Eickhorst.com

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dental zeitung - Eickhorst.com
DENTAL ZEITUNG
2000 · NOVEMBER
Fachhandelsorgan des BVD 1.JAHRGANG
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SONDERDRUCK
Seite 128-131
S
ehkraft und -schärfe stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit
der verwendeten Lichtquelle. Eine Farbnahme am Patienten - auch wenn sie bei
Tageslicht ausgeführt wurde - ist sinnlos, wenn nicht während der Verblendphase für eine entsprechende Tageslichtfarbe der Beleuchtung gesorgt wird. Wer
nun aber glaubt, viel Licht bringt viel,
der wird enttäuscht sein. Licht ist nicht
gleich Licht, und zu viel Licht ist genauso schädlich wie zu wenig. Ebenso
müssen Arbeitsstätten-Verordnungen
und DIN-Vorschriften beachtet werden . Dieser Beitrag soll daher dem tagtäglich mit seiner Arbeitsplatzbeleuchtung lebenden Zahntechniker Anleitung und Hilfestellung geben und das
Verständnis für Licht als Arbeitsmittel
erwei tem. Das Ziel ist eine ganzhei tliche
Lichtatmosphäre für komfortables Arbeiten im richtigen Licht.
lichtquelle als Steuerinstrument
In unseren nördlichen Breiten ist die
natürliche Beleuchtung nur zeitweise
für die Ausleuchtung zahntechnischer
Arbeitsplätze geeignet. Die wechselnden
Wetterbedingungen lassen das Tageslicht als ausschließliche Lichtquelle
nicht zu, vielmehr muss eine Arbeitsplatzbeleuchtung mit künstlichem
Licht vorgesehen und sorgfältig auf die
Arbeit abgestimmt werden. Sie ist für
den Schaffenden ein Steuerinstrument
von hohem physischen und psychischen
Wert. Ihre Bedeutung sollte daher hoch
eingeschätzt werden.
Gutes licht am zahntechnischen Arbeitsplatz
LEISTUNGSFÄHIGKEIT
UND WOHLBEFINDEN MIT
DER RICHTIGEN LICHTQUELLE
Licht hat einen hohen Stellenwert für die tägliche Arbeit in der Zahntechnik.
Ohne eine hochwertige Lichtquelle wird das Sehen ermüdend und nachteilig für
die Augen. Die Präzision leidet, die Ästhetik geht verloren und um Wohlbefinden und Produktivität ist es auch nicht zum Besten bestellt. Fehlt die passende
Beleuchtung, hilft auch kein noch so hochauflösendes Stereomikroskop - die
Ränder der Restaurationen werden ungenau.
DIPL. PHYSIK-INGENIEUR MANFRED EICKHORST, HAMBURG
Es genügt keineswegs, im Labor Leuchten zu installieren, die in Stunden der
Dämmerung oder Dunkelheit einfach
"nur hell machen". Das künstliche Licht
muss vielmehr zum Wohlbefinden beitragen und die Leistungsfähigkeit sicherstellen (Abb. 1). Es ist die Aufgabe
qualifizierter Lichtplanung, im Verbund
mit der arbeitstechnischen und ergonomischen Konzeption des Labors ein
ganzheitliches Konzept für die Beleuchtung der Arbeitsplätze und der Laborräume zu erstellen.
Kennzeichnend dafür sind lichttechnische Gütemerkmale, wie sie auch vom
Laien einfach zu erkennen sind. Zum
Nachteil des Arbeitenden wird jedoch
immer wieder, oft aus Nachlässigkeit,
Unkenntnis oder Vorsatz, dagegen verstoßen.
Gütemerkmale der Arbeitsplatzbeleuchtung
- Ausreichende Beleuchtungsstärke am Arbeitsgut.
- Ausgewogene Helligkeitsverteilung auf dem
Arbeitstisch sowie auf weiteren horizontalen
und vertikalen Flächen im Raum.
- Günstige Lichtrichtung und Schattenbildung.
- Vermeidung direkter und/oder reflektierter
Blendung.
- Gute leuchtstofflampen mithoher Farbwiedergabe, lichtfarben: Tageslichtweiß und Neutralweiß.
- Positive Raumatmasphäre durch abgestimmte
Konditionierung von Beleuchtung, Raumfarben, Klimatechnik und Akustik.
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SPEZIAL
Art des Raumes und der
Tätigkeit
Kontrolle
(Anfangs-und End-)
1.000
Planen und Vermessen
Modellherstellung
1.000
1.000
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Zahnauswahl
Modellieren
Ausarbeiten (Schleifen)
Verblendung,Kunststoff
Keramik
löten
Abb. 1: Zugpendelleuchte DIA LI TE PRO X im Labor.
Gießen
Doublieren
Einbellen (Kunststoff)
Einbellen (Metall)
Modell beschleifen
Polieren
Kundenempfang
Arbeitsannahme
Technisches Büro
Kaufmännisches Büro
lager
Packraum
lichtfarbe
Nennbeleuchtungsstärke EH
AligemeinArbeitplatzbeleuchtung
beleuchtung
Ix
4
3
2
Stufe der Farbwiedergabeeigenschaften
Ix
1.500
1.500
1.500
1.500
1.500
1.500
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Iw
nm,ww
Iw
nw,ww
Iw
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1.000
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1
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2
2
1
3
3
2
2
2
2
2
750
3
3
tungsstärke. Falls doch , dann stell t sich
häufig auf Grund der Vielzahl der
Leuchten starke Direktblendung ein.
Anders bei Zugpendel- oder Gelenkleuchte, der Zahntechniker selbst stellt
sich die Leuchte ein, und zwar so, dass
bei hoher Beleuchtungsstärke (Abb. 2)
dennoch keine Direktblendung aus der
Leuchte entsteht.
Abb. 2: Lichtstarke, zweilampige Leuchte tür optimiertes
Tageslicht.
Beleuchtungsstärke
G ute Sehbedingungen setzen Beleuchtungsstärken vo raus, die in ihrem Maß
durch die "Nennbeleuchtungsstärke n"
der Arbeitsstättenverordn ung gekennzeichnet sind. Die betreffende Arbeitsstätten-Richtlinie ASR 7/3 sowie DIN
67505 weisen für das zahntechnische
Labor unter dem Begriff "Arbeitsplatzbeleuchtung" 1.000 bis 1.500 Lux
Nennbeleuchtungsstärke aus.
Deckenleuchten herkömmlicher Bauart
erzielen am Labor-Arbeitsplatz selten
die geforderten 1.500 Lux Beleuch-
Helligkeitsverteilung
Eine ausgewogene Verteilung der
Leuchtdichten, also der vis uell wahrgenommenen H elligkeitseindrücke beleuchteter Flächen im Raum, ist besonders wichtig. Sie schafft auch bei hohem
Beleuchtungsniveau die Voraussetzung
für körperliches Wohlbefinden und
Harmonie im Raum (Ab b. 3).
Entscheidend für die Arbeitsplatzbeleuch tung im Labor ist neben dem hellenArbeitsfeld eine weniger helle Umgebung. Dabei sollte die Helligkeit auf den
Neben-Arbeitsflächen höchstens auf ein
Drittel im Vergleich zur Helligkeit des
Arbeitsbereiches abfallen. Zu hohe
Abb. 3: Gelenkleuchte DIA LI TE PRO - Harmonie im Labor.
SPEZIAL
Werte in der Umgebung des Arbeitstisches auf horizontalen und vertikalen
Flächen dagegen verschlechtern die Sehleistung. Anzustreben sind unbedingt
Wandflächen mit niedrigen Leuchtdichten als Erholungszonen für die Augen beim Aufblicken von der Arbeit.
Die
Helligkeits-Unterschiede
von
Decken, Wänden, Einrichtungsgegenständen und Bodenflächen im Labor
sollten, um ausgewogen zu sein, ZWIschen 1:3 bis 1: 10 im Vergleich zum
Wert am Arbeitsgur sein.
Blendungsbegrenzung
Blendung ist die häufigste Ursache für
beleuchtungsbedingte Sehbeschwerden
am Arbeitsplatz. Dabei nimmt die
Blendempfindlichkeit mit dem Lebensalter stark zu. Ältere Menschen werden
also durch grelle Lampen oder helle Reflexe auf der Arbeitsfläche viel stärker gestört als junge Kollegen. Licht, das von
einer Lichtquelle direkt oder über glänzende, spiegelnde Flächen indirekt ins
Auge fällt, bewirkt Blendung und damit
eine Herabsetzung der Sehleistung. Was
für Büros mit Bildschirmarbeitsplätzen
gilt, ist ebenso für das Dentallabor zutreffend: keine direkt einsehbaren, sondern abgeblendete Leuchten. Dies ist
mit höhenverstellbaren Zugpendeloder Gelenkleuchten und eventuell zusätzlichen seitlichen Reflektoren auch
für die Entblendung in Querrichtung
einfach zu erreichen.
Lichtrichtung und Schattigkeit
Für die Fähigkeit zum Erkennen der
Kontur einer Oberfläche ist gerichtetes
Licht erforderlich. Damit wird das Arbeitsgut nicht gleichmäßig ausgeleuchtet, sondern es entstehen Schatten. Die
unterschiedlichen Helligkeiten der
Schattenflächen erlauben dann eine
räumliche Wahrnehmung und vermitteln den Eindruck von Tiefe und Struktur, was wir als Kontrast verstehen. Diffuse Deckenleuchten zum Beispiel bewirken das Gegenteil. Häufig werden
dann Halogen-Strahler eingesetzt, um
doch noch Kontrast zu erzielen.
Lichtfarbe
Der Zahntechniker wird an seinem Arbeitsplatz mit wechselnden Lichtfarben
konfrontiert. Tagsüber muss sich das
Auge an die wechselnden Farben des Tageslichtes, morgens und abends an
Zwielicht und im Winterhalbjahr stän-
Abb. 4: Gelenkleuchte mit Indirekt-Lichtöffnung.
Begriffe der Lichttechnik
Farbwiedergabe-Index Ra Ein Maß für
Lichtstrom
die Farbwiedergabe-Eigenschaften von
Lampen im Vergleich zu einer normierten
Bezugslichtquelle (Ra = 100).
Dies ist die gesamte Strahlungsleistung einer Lichtquelle. Maßeinheit Lumen (Im) .
Auge Wahrnehmungsorgan zum ErkenBeleuchtungsstärke
Die Beleuchtungsstärke gibt den Lichtstrom an, der von einer
Lichtquelle auf eine bestimmte Fläche
trifft. Die Beleuchtungsstärke wird horizontal und vertikal in der Maßeinheit Lux
(Ix) gemessen, 1 Lux = 1 Lumen/1m 2•
Leuchtdichte
Es ist der Helligkeitseindruck, den das Auge von einer leuchtenden
oder beleuchteten Fläche hat.
nen von Helligkeitsunterschieden, Farbunterschieden, Formen, Bewegungen und
Entfern ungen.
Akkomodation
Fähigkeit des Auges,
sich auf verschiedene Entfernungen so einzustellen, dass ein scharfes Bild gesehen
wird. Die Akkomodationsfähigkeit nimmt
mit dem Alter infolge der Verhärtung des
Linsenkörpers ab.
Fähigkeit des Auges, sich auf Sehschärfe Die Fähigkeit desAuges, sehr
unterschiedliche Helligkeiten (Leucht- kleine, eng benachbarte Objekte getrennt
wahrzunehmen. Die Sehschärfe ist abhändichten) einzustellen.
gig vom Beleuchtungsniveau. Ältere MenLichtfarbe Als Maßzahl wird hierfür die schen brauchen zur Verrichtung derselben
Farbtemperatur einer Lichtquelle in Kelvin Arbeit eine wesentlich höhere Beleuchtungsstärke als jüngere.
(K) angegeben.
Adaption
dig an die Lichtfarbe der künstlichen Beleuchtung anpassen . Arbeitstechnisch
kommt die Problematik hinzu, dass die
Farbnahmen seines Kunden häufig bei
unbekannten Lichtfarben erfolgen. Reklamationen bei den Restaurationen
sind häufig die Folge - damit verbunden
erhebliche Kosten .
Eine interessante Lösung dieser AufgabensteIlung sind Leuchten mit zwei ein-
zeln schaltbaren und/oder dimmbaren
Leuchtstofflampen unterschiedlicher
Lichtfarbe ("Zweiflammigkeit"). Der
Nutzen dieser Leuchten für die Farbbeurteilung liegt im hohen Farbkontrast
und der Simulationsmöglichkeit unterschiedlicher Lichtsituationen, wie sie
auch vom Patienten nach Einsetzen der
Arbeit erlebt werden.
Möglich geworden ist diese Lichttech-
nik durch lichtstarke Kompakt-Leuchtstofflampen mit den Dulux L Lichtfarben 12 und 21. Sie entsprechen durch
ihren teilweisen Vollspektrum-Charakter in hohem Maße dem natürlichen Tageslicht beziehungsweise einem ne utralen Licht und sind neben der Keramik
auch für andere Arbeitsplätze im Dentallabor sehr gut geeignet.
Lichtkomfort - Sehkomfort
,
.............
•
DIALITEPRO
Die neue electronic Gelenkleuchte ,
jetzt mit Direkt/Indirekt Licht, ganz
coo l. 2 x 36 Watt, einzeln dimmund schaltbar.
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Die Einhaltung der lichttechnischen
Gütemerkmale gewährleistet dem Anwender einen Sehkomfort, wie er für die
Sicherstellung von Arbeitsleistung,
Qualität und Wohlbefinden eine wesentliche Voraussetzung ist. Zwei weitere technische Leuchtenmerkmale sind
für besseren Sehkomfort beachtenswert.
Es ist die Wärmeentwicklung der Leuchten und die Betriebsart mit elektronischen Vorschalt-Geräten EVG . Alle offenen Leuchten der Dialite-Serie (Hersteller: System Eickhorst, Hamburg)
sind zum Beispiel ohne Wärmebelastung für den Arbeitenden, denn die
Wärme der Leuchtstofflampen wird
durch die oberseitigen Öffnungen abgeführt (Abb. 4) .
Werden die Lampen dann mit EVG's betrieben, so entsteht auch keine weitere
Aufheizung des Reflektors im geschlossenen Bereich, wie es beim Einsatz konventioneller Vorschaltgeräte der Fall ist.
Die EVG-Verlustwärme beträgt nur wenige Watt im Vergleich zu 10 bis 15 Watt
der herkömmlichen Vorschaltgeräte in
der Bauart Drosselspule mit Eisenkern.
Und wo keine Verlustwärme entsteht,
wird Energie gespart!
Der eigentliche Nutzen der recht aufwendigen EVG's für den Augenkomfort
aber ist die Betriebsfrequenz von 35 .000
Hz im Vergleich zu 50 Hz Netzfrequenz
konventioneller Vorschaltgeräte. Kein
Flimmern oder Flackern der Leuchtstofflampen, das Licht "steht" wie bei
Glühlampen . Im Übrigen verlängert der
EVG-Betrieb die Lebensdauer der Lampen um 50 Prozent und mehr. Vollkommen neue Aussieh ten für Zahntechniker
bietet übrigens das Dimmen der Leuchtstofflampen.
Gestatten Sie mir am Schluss noch ein
Sprichwort: "Der Mensch ist das Maß
aller Dinge". Und in einer ganzheitlichen, angenehmen Lichtatmosphäre
wird er seine anspruchsvolle Arbeit
produktiver und ausgeglichener vollbringen können.
• •
Literatur
1 DIN
67505:
"Beleuchtung
zahnärztlicher Behandlungsräume
und zahntechnischer Laboratorien ':
Beuth, Berlin-Köln 1986.
2 "Arbeitsstätten-RichtlinienASR 7/3
Künstliche Beleuchtung" Bundesarbeitsblatt 7- 811979.
3 "Die Beleuchtung mit künstlichem
Licht". Schriftenreihe der Fördergemeinschaft "Gutes Licht ".
4 Hartmann, E.: "Beleuchtung am
Arbeitsplatz". Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, 1983.
5 Fallschüssel, G. K H : "Die Lichtfarbe zahnärztlicher Leuchten ".
Deutsche Zahnärztliche Zeitung 40,
416- 428,1985.
6 Fallschüssel, G. K H: "Das Licht
der Spezialleuchte Color-i-dent".
Deutsche Zahnärztliche Zeitung 40,
491- 495, 1985.
7 Mehlert, ].: "Mikroskop- und Beleuchtungssystem für das Dentallabor", "dental-labor " 911984.
8 H errmann, R.:"Farbe undAsthetik,
einem Geheimnis auf der Spur",
"dental-labor" 411985.
9 Jinoian, V: "Das Licht und die
Gerüstgestaltung in der Metallkeramik': "dental-labor" 611985.
10 DIN 5035: "Innenraumbeleuchtung mit künstlichem Licht", Beuth,
Berlin-Köln 1976.
11 DIN 6169: "Farbwiedergabe",
Beuth, Berlin-Köln 1976.
12 Küppers, H: "Farbe - Ursprung,
Systematik, Anwendung': Callwey,
1973.
Manfred Eickhorst
(*1946)
absolvierte ein Ingenieurstudium
mit
Schwerpunkt Physik. Sein Hamburger Unternehmen
entwickelt
und
produziert Beleuchtungen und optische
Systeme für zahntechnische Labore, die
Gemmologie sowie spezielle Beleuchtungen für Sehbehinderte.