Project Description

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Project Description
Vorhaben: Selbstauslegung und Selbstkonstruktion
pakistanischer Militärangehöriger
Manuel Uebersax
1. Synopse
In diesem Projekt wird anhand von Autobiographien und Memoiren die Selbstauslegung und
Selbstkonstruktion pakistanischer Militärangehöriger in ihrem Milieu und sozialem Feld untersucht, mit dem Ziel, Erkenntnisse über die soziale Stellung und Kohäsion des Militärs vor dem
Hintergrund des sozialen Wandels in Pakistan zu gewinnen. Diese Forschung versteht sich als
Beitrag zur Analyse der Rolle des Militärs bei der politischen und sozialen Integration beziehungsweise Desintegration in Pakistan in der Gegenwart.
Als Quellen für die Untersuchung dienen bis 2010 publizierte autobiographische Texte pakistanischer Militärangehöriger aller Truppengattungen. Autobiographien und Memoiren werden bei der Untersuchung sowohl als Produkt eines sozialen Milieus betrachtet, in welchem die
Vergangenheit und das Selbstbild kommunikativ verhandelt wird, als auch als Produkt einer
(indo-)britisch militärischen Texttradition, das stark auf den Kontext der pakistanischen Militärgeschichte verweist und dem im Milieu eine besondere Kohäsionsfunktion zukommt.
Gefragt wird nach der kollektiven Selbstkonstruktion pakistanischer Militärangehöriger, wobei die autobiographischen Texte als Schlüssel für die Untersuchung der Akteursperspektive und
des sozialen Milieus nutzbar gemacht werden. Kenntnisse der Innensicht, des sozialen Milieus
und des sozialen Felds sowie der Selbstauslegung dieser wichtigen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Gruppe erlauben neue Schlüsse über die vergangene und gegenwärtige Rolle des
Militärs in der pakistanischen Gesellschaft. Dies ist besonders heute von Interesse, da allmählich
eine Konkurrenz zwischen zivilgesellschaftlichen und militärischen Interessen entsteht und sich
diesbezüglich die Frage stellt, inwieweit die gesamtstaatliche Integration vom sozialen und wirtschaftlichen Erfolg des Militärs abhängig ist.
2. Forschungsplan
2.1 Forschungsstand
Militär als Gegenstand der Sozial- und Geisteswissenschaft
Die militärische Lebenswelt und das soziale Milieu des Militärs sind seit vielen Jahren Forschungsgegenstand einer Militärsoziologie und Militärgeschichtsschreibung.1 Im Gegensatz zu
anderen Berufsgruppen, wie etwa Industriearbeiterschaft oder Beamtentum, wird das Militär
selbst weniger als Lebenswelt, sondern meist als Institution untersucht. Im Vordergrund stehen
so Untersuchungen zur Professionalisierung, zu Einstellungen zum Wehrdienst und zum Militär
überhaupt, zu Mustern sozialer Rekrutierung, Karrieresysteme und Karrieremuster, zu interner
1 Vgl.
Klein u.a.: Militär und Gesellschaft: Bibliographie zur Militärsoziologie 1979-1997, Strausberg 1997.
1
Elitenbildung und Sozialisation. Daneben überwiegen militärhistorische Forschungen, in denen
auch Lebenswelten militärischer Eliten diskutiert werden. Von Bedeutung ist auch die Tatsache,
dass sich die Wissenschaft vielfach im Kontext militärischer Institutionen bewegt und mit dem
Ziel arbeitet, das Militär effizienter zu machen mit dem Militär befasst2 ; eine gewisse von Seifert
(1996) behauptete Militärfeindlichkeit der Geistes- und Sozialwissenschaft mag dazu geführt haben, dass das Image militärsoziologischer und militärhistorischer Forschung in den letzten Jahren
gelitten hat. Zwar gibt es seit den 50er Jahren vermehrt eine sozial- und geisteswissenschaftliche
Betrachtung des Militärs, welche sich auf die Subjekte des Militärs bzw. die Berufsgruppe Soldat
bezieht, diese ist jedoch meist auf Analysen von Idealtypen beschränkt, wie die klassischen Betrachtungen zum Soldaten von Janowitz und Huntington, an denen sich die Sozialwissenschaft
vielfach noch orientiert,3 zeigen.
Verstärkt wird der Ruf laut, die Sozial- und Geisteswissenschaften sollten die Lebenswelt
des Militärs deutlicher in den Blick nehmen. Wichtige Beiträge zur Lebenswelt des Militärs in
der Bundesrepublik Deutschland stammen von Vogt (1986) und zur Soziologie des militärischen
Milieus in Frankreich von Gresle (2005).4
Gresle und Vogt machen darauf aufmerksam, dass zwar klassische soziologische Untersuchungen der Militärangehörigen wichtig sind, besondere Bedeutung aber der Kulturebene beigemessen
werden muss. Die Muster kultureller Selbstdeutung und Selbstauslegung, also das, was unter dem
Begriff Militärkultur vereint werden könnte, sind in den militärsoziologischen Studien oft vernachlässigt worden. Zugänge zur Binnenkultur bzw. Gegenkultur des Militärs sind relativ selten.
Vogt weist darauf hin, dass das Militär eine spezifische Kultur mit eigenen Symbolen sowie ei”
nem ausgeprägten und abgegrenzten Innenleben entfaltet hat.“ (Vogt 1986:5) Dieser militärischen
Lebenswelt und Binnenkultur von Vogt auch als Abgrenzungs- und Gegenkultur verstandenem
Phänomen - gelte es in der Forschung Rechnung zu tragen. Von Bredow (1986) gibt zu verstehen,
dass ohne diese Betrachtung das Militär verkürzt dargestellt werde. Meist gehe es entweder um
ein Nachmessen bestimmter politischer oder innerorganisatorischer Normen oder um einzelne Momentaufnahmen des Militärs. Die Untersuchungen verlören dabei aber ihre Wirklichkeitsbezüge,
weil sie voraussetzten, wie die Organisation zu sein habe und wie sie ablaufen solle. Von Bredow
plädiert für Untersuchungen, in denen die Innenansicht militärischer Organisation beschrieben
”
wird, in denen die wechselseitigen Bezüge von Militär und Zivilgesellschaft in ihrem alltäglichen
Funktionieren deutlich werden.“ (Von Bredow 1986:175) Eine auf die Institution konzentrierte
oder auf Idealtypen reduzierte Betrachtung werde diesen Phänomenen nicht gerecht. Eine sub”
jektbezogene Betrachtungsweise“ (Seifert 1996) oder ein ethnomethodologischer Zugang“ (Von
”
Bredow 1988) zum Forschungsgegenstand Militär, verbunden mit qualitativen Methoden, eignen
sich besser für die Betrachtung sozialer und kultureller Aspekte.5 Nicht zuletzt deshalb, weil
quantitative Datenerhebungen von der militärischen Führung oft gar nicht zugelassen werden.
2 Die Wissenschaft wird in den Dienst“ des Militärs gestellt. So gibt es beispielsweise Untersuchungen zur
”
Verbesserung der Organisationsform oder Untersuchungen von Staatsseite, welche das Demokratieverständnis der
Soldaten untersucht. Sonstige Beschäftigung mit dem Gegenstand Militär wird meist als direkter Angriff auf
die Institution verstanden. Vgl. Pajon: le sociologue enrégimenté : méthodes et techniques d’enquête en milieu
”
militaire“, In: Gresle: Sociologie du milieu militaire, Paris 2005, S. 45-56, hier S. 46.
3 Huntington: The Soldier and the State : The Theory and Politics of Civil-Military Relations, Cambridge
1972; Janowitz: The Professional Soldier, Glencoe 1960. Beide Untersuchungen stellen zudem politische und
gesellschaftliche Forderungen – das strikte Heraushalten der Militärs aus der Politik bei Huntington und die
Beteiligung der Militärs an gesamtgesellschaftlichen und politischen Prozessen bei Janowitz.
4 Vogt: Streitkräfte im Wandel der Gesellschaft, Opladen 1986; Gresle: Sociologie du milieu militaire, Paris
2005. Ebenfalls von Interesse ist die anthropologische Studie von André Thiéblemont: Cultures et logiques militaires, Paris 1999 und der Sammelband von Bernard Boëne: La spécificité militaire, Paris 1990. Zu bemerken ist,
dass die Mehrheit der Autoren eine militärische Laufbahn eingeschlagen hat.
5 So betrachtet Thiéblemont etwa die Riten, Symbole und Traditionen der französischen Militärakademie St.
Cyr.
2
Soziologische Forschung am Militär ist also für Aussenstehende ein schwieriges Unterfangen, für
Pakistan wäre eine quantitative Betrachtung des Militärs wohl praktisch undurchführbar.6
Vogts Feststellung, dass die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland sich als eigenständiger sozialer Akteur verstehen und auftreten, gilt gerade auch für Länder des Vorderen und Mittleren Orients. Bekannte Beispiele sind die militärischen Gemeinschaftsbildungsprozesse in der
Türkei7 und Algerien. Die Entwicklungsutopien der 1960er Jahre hatten dem Militär hier eine prominente Rolle als Akteur eines Modernisierungsprozesses zugewiesen, die das Militär zu
einem sozialen Akteur werden liess, dessen Funktion weit über die militärische Sicherung des
Staats hinausging.8 Diese prominente soziale Position des Militärs liess manche Autoren in den
1960er und 1970er Jahren gar von einer Militärgesellschaft sprechen.9
Die für Algerien fast schon typische Segregation der militärischen Lebenswelten zeigt sich
auch in Pakistan, einem Land, in dem dem Militär eine sehr hohe soziale Stellung zugewiesen ist.
Neben separatem Wohnraum in gated communities brachte das Militär verschiedene soziale und
ökonomische Institutionen hervor, die den Offizieren vorbehalten sind. So gibt es heute eine eigene
militärische Öffentlichkeit mit sozialen und ökonomische Netzwerken wie Vereinen, Schulen und
Stiftungen. Die sozialen und kulturellen Praktiken, zu denen spezielle Umgangsformen, Rituale
und Symbole gehören, finden für Aussenstehende unerfahrbar in Offiziersklubs, an Schulungen
und Treffen der Militärs statt. Dies gilt besonders für die Subkultur der Geheimdienste.
Allgemein lässt sich feststellen, dass es gerade in Bezug auf das zeitgenössische Militär in
aussereuropäischen Gesellschaften relativ wenig Forschung gibt, die über soziale und kulturelle
Aspekte Auskunft geben - dies, trotz grosser gesellschaftlicher und politischer Bedeutung des
Militärs etwa in Ägypten, der Türkei, Algerien und vor allem in Pakistan. Für Südamerika
allerdings könnte auf eine beachtliche Literatur verweisen werden, in der das spezifische Verhältnis von Militär, Politik und Gesellschaft sowohl für die Zeit der Militärdiktaturen wie für die
Zeit der Demilitarisierung der Herrschaftseliten ertragreich analysiert wird.10 Der Fokus dieser
Forschungen liegt aber meist auf dem Beziehungsgeflecht Militär, Gesellschaft und Politik. Untersuchungen zur Militärkultur selbst sind meist in der Militärgeschichte verortet und beziehen
sich oft auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie allgemein auf europäische Militärs. Eine kulturgeschichtliche Deutung des Offizierskorps für aussereuropäische Gesellschaften, wie etwa jene
von Theweleit (1979) ist und bleibt ein Desiderat.11 Für Indien allerdings gibt es entsprechende
Forschungen.12
6 Für Indien gibt es eine soziologische Studie zum Militär, die mit Hilfe von Interviews und Fragebogen durchgeführt wurde, etwa bei Kundu: Militarism in India : the army and civil society in consensus, London 1998.
7 Öke: Dervish and Commander: Turkey’s Identity Question 1983-2004, New York 2005. Der sich in der Türkei
abzeichnende Systemwandel in Bezug auf die soziale Stellung des Militärs diskutiert Aydinli: A Paradigmatic
”
Shift for the Turkish Generals and an End to the Coup Era in Turkey“, in: The Middle East Journal 63 (2009)
4, S. 581-596.
8 Exemplarisch hierzu Tibi: Militär und Sozialismus in der dritten Welt: allgemeine Theorien und Regionalstudien über arabische Länder, Frankfurt am Main 1973.
9 Abdel-Malek: Ägypten: Militärgesellschaft; das Armee-regime, die Linke und der soziale Wandel unter Nasser, Frankfurt am Main 1971; als Begriff weiterhin aktuell, z.B. Gresle: La ‘société militaire’: Son devenir la
”
lumire de la professionnalisation“, in: Revue francaise de sociologie 44 (2003), 4, S. 777-798.
10 Philip: The military in South American politics, London 1985; Silva: The Soldier and the State in South
America: Essays in Civil Military Relations, Basingstoke 2001; Krämer u.a.: Militär und Politik in Süd- und
Mittelamerika Herausforderungen für demokratische Politik, Berlin 2006.
11 Eine analoge Betrachtung zu Theweleit scheitert bedauernswerterweise meist am fehlenden Quellenmaterial.
12 Stanley: White Mutiny: British Military Culture in India, 1825-1875, London 1998.
3
Das pakistanische Militär13
Eine Analyse von zeitgenössischen Militärkulturen, also der inhaltlichen wie symbolischen Selbstdeutung und Selbstauslegung des Militärs, kann Auskunft über die soziale Kohäsion des Militärs
in einem Staat geben. In diesem Sinne sind entsprechende Forschungen Teil allgemeiner Studien,
die den Grad der Abhängigkeit von Staatlichkeit und Militär analysieren. Diese Analyse erlauben
probabilistische Annahmen über Szenarien, in denen das Militär im Kontext eines politischen
und sozialen Wandels seine Stellung verliert oder ausbauen kann. Diese Forschungsstrategie ist
gerade für Pakistan von Bedeutung, einem Staat, der seit seiner Gründung 1947 das Militär als
Faktor sozialer und politischer Integration definiert und massiv ausgebaut hat. Grundlegend war
hier auch das pakistanische Atomwaffenprogramm, das der damalige Energieminister Zulfiqar
Ali Bhutto 1972 in Multan initiiert hatte.14
Das Militär nimmt in Pakistan nicht nur die von der Verfassung bestimmten Aufgaben wahr,
(Art. 245 der Verfassung von 1979: The Armed Forces shall, under the directions of the Federal
”
Government, defend Pakistan against external aggression or threat of war, and, subject to law,
act in aid of civil power when called upon to do so“), sondern ist auch politisch, wirtschaftlich
und sozial aktiv. Die militärische Führung hat in der Zeit seit der Unabhängigkeit 1947 drei
Mal (1958-62, 1969-71, 1977-1985) mehr oder weniger direkt und von 1999 bis 2008 indirekt
in die Führung des Staates eingegriffen. Über weite Strecken bestimmte sie die Geschicke des
Landes. Die Aussenpolitik ist bis heute stark vom Militär geprägt.15 Seit der Neuformation des
pakistanischen Militärs aus der britisch-indischen Armee hat es drei grössere Kriege geführt:
1947 und 1965 gegen Indien um Kaschmir, 1971 gegen Indien und das sich von Westpakistan
abspaltende Bangladesch.
Neben der Geschichte des pakistanischen Militärs selbst16 wird vor allem der politischen Rolle
des Militärs in der Geschichte Pakistans in der Literatur Rechnung getragen.17 So gibt es etwa
13 Die generelle Literatur zu Pakistan wird vorausgesetzt und in diesem Abschnitt nicht behandelt. Da die
Geschichtsschreibung zu Pakistan auf die politische Führung und Elite ausgerichtet ist, von der das Militär ein
wesentlicher Teil ist, sind Hinweise zum Militär in der Geschichtsschreibung sehr zahlreich. Neben dem wissenschaftlichen Interesse nährt sich die Literatur zum pakistanischen Militär erstens aus dem Geltungsanspruch
der pakistanischen Zivilgesellschaft; zweitens aus der Repräsentation der pakistanischen und internationalen Militärangehörigen selbst; drittens aus dem strategischen Interesse an Pakistan seitens Amerikas; und viertens aus
der als unmittelbar empfundenen Bedrohung für Indien. Zur ersten Gruppe gehört etwa der Autor Tariq Ali.
Seine Werke kritisieren vor allem die Rolle des Militärs in der Politik. Zu seinen wichtigsten Monographien in
denen er über das Militär schreibt zählen: Pakistan; Military Rule or People’s Power London 1970; Can Pakistan
Survive?: The Death of a State, New York 1983; The Duel: Pakistan on the Flight Path of American Power,
New York 2008. Zur zweiten Gruppe zählen jene deskriptiven Gesamtdarstellungen des pakistanischen Militärs
von ex-Militärs oder dem Militär nahestehenden Autoren, wie Cloughley: A History of the Pakistan Army: Wars
and Insurrections, Karachi u.a. 1999; Nawaz: Crossed Swords: Pakistan, Its Army, and the Wars Within, Karachi u.a. 2008. Diese strategischen Studien, die zur dritten Gruppe gehören und vor allem von amerikanischen
und israelischen thinktanks verfasst werden, heben entweder die stabilisierende Rolle des Militärs hervor – früher
Modernisierung, jetzt Zusammenhalt und Schutz gegen Extremisten. Zur vierten Gruppe gehören etwa jene Monographien von Jain: Pakistan military elite: Nazi-Style Genocide in East Bengal, 1971; Singh: Military governance
in Pakistan, New Dehli 2007.
14 Der erste Forschungsreaktor wurde 1965 in Parr, Rawalpindi, in Betrieb genommen. In den späten 1970er
Jahren wurde die Bezeichnung Islamic Bomb“ aktuell, z.B. Weissman, Krosney: The Islamic Bomb, New York
”
1981. Nachdem die Urananreicherung auf über 90% gesteigert werden konnte, begannen 1986 die ersten Atombombentests.
15 Siehe hierzu etwa Jaffrelot: Pakistan: Nationalism without a Nation? Lahore 2002.
16 Die wichtigsten Werke zur Geschichte des pakistanischen Militärs sind Cloughley: A History of the Pakistan
Army; Nawaz: Crossed Swords; Cohen: The Pakistan Army: With a New Foreword and Epilogue Karachi u.a.
1998; Cheema: The Armed Forces of Pakistan, New York 2002; Gaylor: Sons of John Company: The Indian and
Pakistan Armies, 1903-91 Tunbridge Wells 1992.
17 Zu erwähnen sind unter anderem: Abbas: Pakistan’s Drift into Extremism : Allah, the Army, and America’s
War on Terror, New York 2005; Ahmad: History of Pakistan and Role of the Army, Karachi 2004; Ayub: An
Army, Its Role and Rule: A History of the Pakistan Army from Independence to Kargil, 1967-1999, Pittsburgh
4
Betrachtungen zur Rolle des Militärs unter der Militärherrschaft von Ayub Khan (1958-62)18
und Yahya Khan (1969-71)19 . Besonders nach der Regierungszeit Zulfiqar Ali Bhuttos (197377) und während der nachfolgenden Militärdiktatur von Zia ul-Haq (1977-1988) war das Forschungsinteresse am Militär und der Beziehung zwischen zivilen und militärischen Institutionen
beträchtlich.20
In den oben aufgeführten Werken steht das Militär als Institution und die Rolle der militärischen Elite im Zentrum. Es finden sich verstreut Hinweise auf den Wandel und die Zusammensetzung des Militärs; einzelne soziale und kulturelle Aspekte werden angesprochen auch
wenn sie nicht Hauptbestandteil der Betrachtung darstellen. Über eine spezifisch militärische
Binnenkultur in Pakistan geben sie jedoch keine Auskunft.21
Im folgenden soll nun ein grobes Bild des pakistanischen Militärs gezeichnet werden, dessen
Aufgaben sich in den 60 Jahren seit der Gründung 1947 in vielerlei Hinsicht gewandelt hat. In
der ersten Dekade nach der Gründung Pakistans war das Militär vorwiegend mit seinem eigenen
Aufbau beschäftigt und nicht direkt an der Führung des Staates beteiligt. Durch die politische
Machtübernahme wurde es besonders während der Militärherrschaft Ayub Khans (als military
”
administrator“) in den 1960er Jahren Träger der institutionellen und ökonomischen Modernisierung. Nach der Abspaltung Bangladeschs 1971 gelang es der zivilen Regierung Bhuttos, das
Militär für kurze Zeit aus der politischen Führung des Landes zu verdrängen. Doch schon in den
1980er Jahren kehrte das Militär an die Spitze Pakistans zurück. Die Militärherrschaft von Zia
ul-Haq hatte wesentlichen Anteil an der Islamisierung der öffentlichen Ordnung.22 Wie stark sich
eine islamische Orthopraxis unter den Militärangehörigen ausgebreitet hat, und ob diese zum
Beispiel bei der Promotion von Offizieren Beachtung fand, wurde leider nie untersucht.
Pakistan unterhält die siebtgrösste Armee der Welt. Die stehende Armee hat fast 700’000 Angehörige; zudem kann die Armee direkt auf etwa 530’000 Reservisten und etwa 300’000 Milizangehörige zurückgreifen. Obwohl nur etwa 1% der Bevölkerung direkt mit dem Militär verbunden
ist (zum Vergleich Iran: 1.5%, Türkei 1.3%, Median weltweit 0.7%), werden 3% der BIP (Iran:
2.6%, Türkei 5.3%, Median weltweit 1.9%) respektive knapp 8 Mrd. $ für das Militär verausgabt.
Das Militär wurde zwischen 1954 und 1965 mit massiver amerikanischer Finanzhilfe aufgebaut
und konnte so nach innen die fragile Staatskonstruktion Pakistan sichern (vor allem nach 1958).
Als Staatsmacht wirkte das Militär besonders in den Zeiten des Kriegsrechts (1958-1973, 19772005; Newman u.a.: Pakistan unter Ayub Khan, Bhutto und Zia-ul-Haq, München u.a. 1986; Moore: Nation
Building and the Pakistan Army, 1947-1969 Lahore 1979; Aziz: Military Control in Pakistan : The Parallel
State, London u.a. 2008; Rizvi: Military, State and Society in Pakistan, Basingstoke 2000; Rivzi: The Military
and Politics in Pakistan, Lahore 2000.
18 Ayub Khan übernahm nach der Militärherrschaft auch das Präsidentenamt. Seine Herrschaft reichte bis
1969. Untersuchungen zur Rolle des Militärs während dieser Zeit sind unter anderem: Ziring: The Ayub Khan
era: politics in Pakistan, 1958-1969, Syracuse 1971; Feldman: Revolution in Pakistan: a study of the martial law
administration, London 1967; Feldman: From crisis to crisis: Pakistan 1962-1969, London u.a. 1972.
19 Eine Monographie zur Regierungszeit von General Yahya Khan gibt es nicht. Seine Regierungszeit wird
nur als Teil der Militärdiktaturen Pakistans untersucht. Die Untersuchung dieser Zeit fokussieren sich auf die
Abspaltung Bangladeschs und den Krieg mit Indien.
20 Monographien, die sich mit Regierungszeit von Zia ul-Haq (1977-1988) und seinen Vorgängern befassen sind
etwa: Choudhury: Pakistan, Transition from Military to Civilian Rule, Buckhurst Hill 1988; Burki: Pakistan
under the Military: Eleven Years of Zia Ul-Haq, Bolder 1991; Waseem: Pakistan under Martial Law, Lahore
1987; Wirsing: Pakistan’s Security Under Zia, 1977-1988, New York 1991. Zu den Studien zur Regierungszeit von
Musharraf, die bereits erschienen sind, zählen etwa: Wilson: Pakistan, four scenarios, New Delhi 2008; Ah.mad:
Parvez Mušarraf: fauǧı̄ āmiriyat se ǧumhūrı̄ āmiriyat tak, Lāhaur 2009.
21 Den Versuch von Faiz, selbst Angehöriger des pakistanischen Militärs einen well-illustrated account of the
”
regimental life of a dedicated officer in love with the Pakistan Army“ ist nicht als kritische Untersuchung zu werten.
Siehe dazu Faiz: From first post to last post. A journey through Army Culture, Lahore 2003. Informationen zur
Zusammensetzung des Militärs liefert etwa Jain (1971), Rizvi (2000), Nawaz (2008) und Cohen (1984).
22 Zur Islamisierung der pakistanischen Öffentlichkeit und der Institution des Staates siehe die Monographie
von Malik: Colonization of Islam, Heidelberg u.a. 1996.
5
1985, 1988, 1999-2001), im Kontext der Militärputsche und der Übernahme der Staatsleitung
(v.a. 1958, 1977, 1999).
Während der Regierungszeit von Zia ul-Haq wurden die militärischen Geheimdienste zur
Unterstützung des Kampfes der Mujaheddin gegen die Sowjets in Afghanistan vergrössert. In der
Folgezeit war das Militär in kleinere Gefechte an der Grenze zu Kaschmir mit Indien verwickelt.
Nachdem Pakistan zur Atommacht aufgestiegen war, wurde dieser Konflikt zu einer Bedrohung
für die ganze Region. Seit 2001 (unter der Militärherrschaft von Musharraf) beteiligt sich das
Militär an Amerikas Krieg gegen den internationalen Terror. Grosse Teile der Armee bleiben bis
heute mobilisiert und kämpfen gelegentlich gegen die eigene Zivilbevölkerung im Nordwesten an
der Grenze zu Afghanistan.
Die Führung des Militärs betrachtend, nimmt Cohen (2004) eine Einteilung in drei ideologisch geprägte Generationen vor: Eine britisch geprägte Generation (1947-53), in deren Zeit die
Führung des Militärs sich aus britischen Offizieren zusammensetzte; eine amerikanische Generation (1953-71), welche durch eine enge militärische Zusammenarbeit mit der amerikanischen
Armee geprägt war und mit beträchtlicher Rüstungshilfe einherging; und zuletzt eine pakistanische von 1972 bis heute, die sich durch eine Islamisierung unter Zia ul-Haq (1977-88), indirekte
Militärzusammenarbeit mit den Amerikanern zur Unterstützung des Krieges der Mujahiddin gegen die Sowjets in Afghanistan, die Entwicklung der pakistanischen Atombombe und der Blüte
der militärischen Geheimdienste ISI (Inter Services Intelligence Directorate) und MI (Military
Intelligence) auszeichnet.
Ahmad (2004) unterscheidet lediglich zwischen zwei Generationen: Offiziere, die vor und
solche die nach dem zweiten Weltkrieg ausgebildet wurden: Die Offiziere vor dem 2. WK seien
elitär, geizig, konservativ, religiös moderat und von der oberen Klasse stammend, während jene
danach schlechter ausgebildet, von der petit bourgeoisie stammend und vorwiegend ländlicher
Herkunft und extrem konservativ seien.23 Die militärischen Ränge sind entsprechend britishindischer Traditionen gestaltet und in drei Klassen eingeteilt. Wesentliches Merkmal sind hier
die drei Ränge der junior commissioned officers, die eine beschränkte Befehlsgewalt in ihren
Einheiten (meist als Stellvertreter von Hauptmännern oder Majoren), eine eigene Messe und
oft lange Dienstzeiten haben. In den Rang eines JCO können nichtkommissionierte Soldaten für
Verdienst (merit) oder nach Seniorität aufsteigen.
Heute ist die pakistanische Armee der grösste Arbeitgeber und einer der dominantesten wirtschaftlichen Akteure des Landes.24 Die Präsenz und der Einfluss des Militärs in Pakistan sind
allgegenwärtig, und viele Offiziere nehmen neben ihren Militärposten wichtige Stellen in der
zivilen Administration ein.
In der sehr heterogenen Gesellschaft Pakistans, die sich durch eine Vielzahl von Konfessionen, Ethnien und einem grossen Gefälle zwischen Arm und Reich auszeichnet, nimmt das Militär
als eine der grössten organisierten Gruppen eine soziale Sonderstellung ein. Das Militär positioniert sich selbst jenseits konfessioneller, ethnischer oder schichtspezifischer Gruppen25 und
bietet für viele Pakistaner die Möglichkeit sozialer Mobilität jenseits religiöser und ethnischer
cleavages. Kontakte der Zivilbevölkerung zu Angehörigen des Militärs sichern Privilegien und
verhindern einen sozialen Abstieg, der durch die hohe Arbeitslosigkeit und die Verstädterung
(heutige Verstädterungsrate liegt bei 40% gegenüber 25% 1972) droht.
23 Diese
Unterscheidung wird auch von der älteren Generation der pakistanischen Militärangehörigen mitgetra-
gen.
24 Zu den wichtigsten Unternehmen gehören unter anderem: Fauji Foundation, Army Welfare Trust, Shaheen
Foundation, Bahria Foundation, Natioinal Logistic Cell, Frontier Works Organization. Zur wirtschaftlichen Aktivität des Militärs siehe Sidiqqa: Military Inc. Inside Pakistan’s Military Economy, London 2007 und Siddiqa,
Freedman: Pakistan’s Arms Procurement and Military Build-up, 1979-99 : In Search of a Policy, New York 2001.
25 Das Militär gibt keine Zahlen über die ethnische Zusammensetzung der Truppen bekannt. Rizvi (2000)
schätzt, dass sich das Militär aus über 60% Panjabis und 30% Pashtunen zusammensetzt.
6
Das Militär unterhält durch seine Stiftungen ein Netz aus sozialen Institutionen von Krankenhäuser und Schulen im ganzen Lande.26 Diese Stiftungen besitzen einen grossen Teil der
Presse, Radio und Fernsehstationen und bilden einen bestimmenden Faktor in der pakistanischen Öffentlichkeit.
In der Rhetorik um die nationale Identität Pakistans wird dem Militär eine überaus wichtige
integrative Rolle innerhalb des Staates zugeschrieben.27 Das Militär geniesst in der Geschichte
Pakistans den Ruf als Garanten für den Zusammenhalt des Staates und einer nationalen Politik,
die nicht von Lokalinteressen bestimmt wird, mithin einen Ruf, den das Militär zur Wahrung der
eigenen institutionellen Interessen selbst wesentlich mitträgt und prägt.28
2.2 Detaillierter Forschungsplan
Fragestellung
In diesem Projekt wird anhand von Autobiographien und Memoiren die Selbstauslegung und
Selbstkonstruktion pakistanischer Militärangehöriger in ihrem sozialen Milieu untersucht. Dabei
sollen aus einer Akteursperspektive Erkenntnis über die Stellung, die soziale Kohäsion und das
soziale Milieu des Militärs vor dem Hintergrund des sozialen Wandels in Pakistan gewonnen werden. Forschungsleitend wird davon ausgegangen, dass Autobiographien und Memoiren Produkte
des sozialen Milieus des Militärs darstellen, in denen die Vergangenheit und das Selbstbild der
Militärangehörigen kommunikativ verhandelt wird.29 Gefragt wird nach der kollektiven Selbstkonstruktion, also nach dem kollektiven Ich“ in den Memoiren und Autobiographien. Welche
”
Felder und Rollen gehören zur Selbstkonstruktion und zum sozialen Milieu? Sind es Kategorien
wie Religion, Ethnie und politische Gesinnung? Welche Bedeutung haben diese Kategorien für
das soziale Milieu und die soziale Kohäsion? Wie deuten die Militärangehörigen ihre Rolle im
Militär, in der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft? Gibt es konkurrierende Vorstellungen
über Geltungsansprüche des Militärs? Wie grenzen sich die Militärs gegenüber anderen sozialen Gruppen in Pakistan ab? Wie deuten die Militärs diese anderen Gruppen und wie erfolgt
eine Differenzbegründung? Was bedeutet diese Selbstkonstruktion und das Milieu für Pakistan?
Welche Formen symbolischer Selbstdeutung lassen sich finden?
Neben den oben zu den für das Militär wichtigen Determinanten skizzierten Prozessen ist zu
berücksichtigen, dass sich das Militär durch den demographischen Prozess in Pakistan erheblich
verjüngt hat (das Durchschnittsalter liegt bei 20 Jahren30 , dass es mit der Abspaltung von Bangladesch 1971 einen Teil seiner Elite verlor, dass es vor allem seit Anfang 2008 in innenpolitische
militärische Konflikte (Konflikt mit den Taliban des Swat-Tals) eingebunden ist und dass es heute zunehmend international bei Friedensmission tätig ist.31 Anders als etwa in Ägypten, Libyen
oder Irak in den späten 50ern kam es in der pakistanischen Armee jedoch nie zu Spaltungen etwa
26 Allein die Fauji Foundation unterhält fast 300 solcher Einrichtungen und vergab 2002 über 60’000 Stipendien.
Siehe dazu Siddiqa (2007).
27 Siehe hierzu etwa: Talbot: Pakistan: A modern history, London 1998; Jaffrelot (2002); Iqbal: Islam and
Pakistan’s Identity, Lahore 2003.
28 Nach Aziz (2008): L’Etat, c’est militaire. Oder anders ausgedrückt: Ohne Militär kein geeintes Pakistan.
29 Vgl. Schumann: Radikalnationalismus in Syrien Und Libanon : Politische Sozialisation Und Elitenbildung
1930-1958, Erlangen (u.a.) Orient-Institut, 2001. Schumann untersucht mit einem ähnlichen Ansatz die politische
Sozialisation und Elitenbildung der syrischen und libanesischen Nationalisten.
30 Zu beachten ist allerdings, dass sich der Bevölkerungszuwachs seit 1981 deutlich verlangsamt hat (1981: 3.7,
2008: 2.0).
31 In der jüngsten Vergangenheit hat die pakistanische Armee 10’169 Soldaten für fünf Friedensmissionen der
UNO in Afrika bereit gestellt; bislang war Pakistan seit 1963/4 an 17 Friedensmissionen der UNO mit über 30’000
Mann beteiligt.
7
entlang von Generationslinien; jüngere Offiziere haben so kaum jemals einen Machtanspruch gegenüber dem Staat erhoben. Es stellt sich so die Frage, wie stark die Kohäsion im sozialen Milieu
des Militärs ist und wovon diese abhängt. Ist es der Korpsgeist und die Professionalisierung,
welche durch die militärische Sozialisation bei den Offizieren tradiert werden, oder sind es die gemeinsamen rationalen wirtschaftlichen und sozialen Interessen, die das Militär zusammenhalten?
Rührt die Kohäsion von Kategorien wie sozialer Herkunft, Religion, kultureller Orientierung,
wirtschaftlicher Lage oder nationalistischer Gesinnung her? Wie trägt die Selbstkonstruktion in
autobiographischen Texten der Militärs zur Abgrenzung und Zusammenhalt im Milieu bei?
Neben dem Milieubegriff als analytische Kategorie sind zwei Ebenen für die Untersuchung
von Bedeutung. Die erste Ebene bestimmt den sozialen Raum des Militärs. Die Bestimmung
des sozialen Raums (espace social) durch Pierre Bourdieu ist dabei äusserst fruchtbar. Dieser
strukturiert wesentlich die soziale Stellung des Militärs und ist vor allem historisch fassbar. Für
die Untersuchung müssen die relevanten historischen und soziologischen Kontexte aufgearbeitet
werden. Von den Texten ist zu erwarten, dass sie die subjektiv erwartete oder erfahrene relationale
Anbindung des Militärs im sozialen Raum artikulieren. Dies ist in Bezug auf die Untersuchung
mittels Autobiographien und Memoiren zwingend. Man kann davon ausgehen, dass in den Texten
erstens historische Referenz enthalten ist, zweitens dass in ihnen/durch sie eine soziale Verortung
stattfindet, drittens dass die Autobiographien und Memoiren öffentliche Texte sind, und viertens
dadurch Prestige gewinnen, dass sie sich an prestigeträchtigen Modelltexten orientieren.
Die zweite Ebene, bezieht sich nicht auf das Forschungsfeld Militär, sondern auf das Forschungsfeld Autobiographie des Militärs. Dazu gehören zwei Felder, in denen die Texte verfasst
werden: Einerseits die pakistanische und internationale Öffentlichkeit und andererseits die Modelltexte. Unter Modelltexten sollen jene meist britischen Militärmemoiren dienen, die explizit
oder implizit als Vorbild gedient haben. Dabei spielt jedoch anders als bei der ersten Ebene nicht
das Prestige der Modelltexte eine Rolle, sondern die soziale Rolle der Modelle, die mit diesen
Texten verknüpft ist.32
Um das Prestige, das von militärischen Autobiographien und Memoiren ausgeht und die von
den Militärangehörigen tradierte Rolle in den Texten zu verstehen, ist es unerlässlich Modelltexte
für die Untersuchung heranzuziehen. Das Verfassen von Autobiographien und Memoiren durch
die oberen Ränge des Militärs kann als eine Tradition angesehen werden, die besonders bei den
Briten ausgeprägt war. In ihnen tradieren die Autoren die Rolle des Militärs und schreiben sich
Verdienste selbst zu.
Milieu und kulturelle Selbstkonstruktion
Um die Selbstauslegung und die Selbstkonstruktion des Militärs zu erfassen, bieten sich vor allem
zwei analytische Konzepte an: zum einen der ältere Milieubegriff von Lepsius33 , zum anderen das
32 Im angelsächsischen Raum gibt es Prototypen ,die das Abfassen solcher Autobiographien bestimmen. Prototypen, die einer militärischen Autorenhaltung entspringen, findet sich etwa bei Lawson-Peebles: Style Wars:
”
The Problem of Writing Military Autobiography in the Eighteenth Century“, in: Vernon (Hrsg.): Arms and the
Self, Kent u.a. 2005.
33 Der Milieubegriff taucht bei Lepsius erstmals in einem Aufsatz Parteiensystem und Sozialstruktur: zum
”
Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft“ auf. Lepsius folgt bei seiner Definition einem Gedanken von Simon, der ein Mass an Koinzidenz“ von Anhängerschaften politischer Parteien mit fundamentalen
”
Gesellschaftskategorien wie Klasse, Religion, Rasse und Muttersprache als bezeichnendes Merkmal der politischen Struktur betrachtet. Lepsius verwendet den Begriff um damit einen weit gesteckten Bezugsrahmen, der
die klassentheoretische Analyse übersteigt und eine komplexe Konfiguration religiöser, regionaler, sozialer und
wirtschaftlicher Faktoren beinhaltet, für seine Analyse zur Verfügung zu haben. Siehe dazu Lepsius: Parteiensy”
stem und Sozialstruktur: zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft“, in: Abel u.a. (Hrsg.):
Wirtschaft, Geschichte und Wirtschaftsgeschichte, Festschrift zum 65. Geburtstag von Friedrich Lütge, Stuttgart
1966.
8
soziale Feld“ (champs social) im Sinne Bourdieus. Letzteres stellt gemeinhin die Handlungsebe”
ne im sozialen Raum dar. Begreift man die pakistanischen Militärmemoiren als Handlung, dann
können sie geschlossen einem sozialen Feld zugeordnet werden, das Habitus“ des Militärs trägt.
”
Hier ist aber zu bestimmen, ob sich das Militär über die Memoiren in einem eigenen Spielfeld“
”
wähnt oder ob es die Gesellschaft als Handlungsfeld anerkennt. Memoiren/Autobiographien sind
hier als kulturelle und symbolische Reproduktion sozialer Hierarchie zu deuten. Der Milieubegriff hingegen ist für die Selbstkonstruktion des kollektiven Ichs“ der pakistanischen Militärs
”
besonders tragfähig, da er anders als die Kategorien Klasse, Schicht oder Beruf mehrdimensional
und vor allem auf genealogische Kontexte der Selbstdefinition verweist. Milieus bezeichnen so”
ziale Einheiten, die durch eine Koinzidenz mehrerer Strukturdimensionen wie Religion, regionale
Tradition, wirtschaftliche Lage, kulturelle Orientierung, schichtspezifische Zusammensetzung der
intermediären Gruppen gebildet wird. Das Milieu ist ein soziokulturelles Gebilde, das durch eine
spezifische Zuordnung solcher Dimensionen auf einen bestimmten Bevölkerungsteil charakterisiert wird.“ Lepsius (1966:383). Milieu als analytische Kategorie34 hat den Vorteil, dass mit ihr
die Beschreibung des ganzen Feldes der Selbstauslegung und Selbstkonstruktion in mehreren
Strukturdimensionen möglich ist. Es wird erwartet, dass für die Selbstkonstruktion der Militärs
Dimensionen wie militärische Tradition, kulturelle Orientierung, wirtschaftliche Lage und Religion eine wesentliche Rolle spielen. Die Selbstkonstruktion des Militärs kongruiert mit dem
Milieubegriff von Lepsius insofern, als dass sie beide wesentlich durch Tradition begründet sind.
Wie gut sich die Selbstdeutung und Selbstkonstruktion anhand der Strukturdimensionen des
Milieus von Lepsius nachvollziehen lässt, wird sich im Laufe der Untersuchung zeigen. Es wird
aber angestrebt, Milieu- und Feldtheorien so zu verbinden, dass eine adäquate Theoriebildung
zur kulturellen Selbstdeutung des pakistanischen Militärs möglich wird.
Autobiographische Modelltexte
Für das 18 Jh. unterscheidet Lawson-Peebles (2005) drei Arten von autobiographischen Erinnerungstexten des Militärs: 1) indirekte, der Wahrheit verpflichtet, sich selbst zurückhaltende,
objektive genaue Beschreibungen; 2) zielgerichtete Narrative, die versuchen einen Umstand zu
erklären, oder sich selbst zu rechtfertigen. Besonders für Generäle gilt, dass sie, indem sie ihre
Geschichte schreiben, versuchen, Geschichte zu schreiben; 3) alltägliche Erzählung, wie Tagebucheinträge, Logbücher usw. Diese alltäglichen Erzählungen erscheinen oft viel später und wurden für bestimmte Zwecke, etwa als Rechtfertigung oder als Quelle und nicht vom Autor selbst
publiziert. Orientiert an diesen drei Typen, gliedern sich spätere Texte von Militärangehörigen
(fast) immer in ein Netz von Texten ein, sei es durch gemeinsame Vorbilder oder einen gemeinsamen Lektürekanon. Dies gilt auch für die Texte der pakistanischen Militärangehörigen, für die
als Referenztexte besonders die britischen Texte relevant sind.
Einen indirekten Einfluss auf die Form von Autobiographien und Memoiren von Militärs
haben Texte von Winston Churchill gehabt, etwa My Early Life: A Roving Commission (1930);
A River War (1899); The Story of the Malakand Field Force: An Episode of Frontier War (1898)
oder derjenigen von T. E. Lawrence: Revolt in the Desert (1927), The Mint (1936). Sie waren
als Modelltexte und als Lektürekanon unter den Militärs verbreitet.35
Wesentlich als Vorbilder für die erste Generation der pakistanischen Offiziere dienten die Texte
ihrer vorgesetzten britisch-indischen Offiziere: etwa Field Marshal Sir William Slims Defeat into
Victory (1956), Major Francis Charles Claypon Yeats-Browns The Lives of a Bengal Lancer
34 Anbieten
könnten sich etwa die Kategorien Institution, Feld (Bourdieu) oder Diskurs.
(2008) weisst darauf hin, dass bei den pakistanischen Militärs auch die Texte von De Gaulle, Atatürk
und Napoleon grosses Ansehen geniessen. Referenzen auf Napoleon finden sich etwa in General Musa: Jawan to
General (1984).
35 Ali
9
(1930) und Sir Francis Ivan Simms Tukers While Memory serves (1950).36
Auch die pakistanischen Texte selbst dienen für spätere Texte als Modelle. Dies zeigt sich daran, dass es deutliche formelle Ähnlichkeiten etwa zwischen Ayub Khans Autobiographie Friends
not Masters (1967) und Pervez Musharrafs Memoiren In the Line of Fire (2006) gibt.
Quellenmaterial
Das Quellenkorpus für die Untersuchung setzt sich zusammen aus allen Autobiographien und
Memoiren37 pakistanischer Militärangehöriger, die seit der Gründung von Pakistan 1947 bis heute
publiziert worden sind.38 Im Textkorpus enthalten sind 57 Texte aller drei Truppengattungen.
Die meisten Texte sind seit den 1990er Jahren erschienen, davon mehr als ein Drittel der gesamten
Texte in der letzten Dekade. Zunehmend werden die autobiographischen Texte neben Englisch
auch in Urdu verfasst. Insgesamt besteht das Korpus je zur Hälfte aus englischen und Urdu
sprachigen Texten.
Für die Textauswahl gelten zwei Kriterien: Erstens muss der Autor sich explizit als Angehöriger des pakistanischen Militärs zu erkennen geben. Da das kollektive Selbstverständnis
des Militärs untersucht wird, ist es unerlässlich, dass der Autor eine militärische Laufbahn eingeschlagen hat, sich als Militärangehöriger versteht und seinen Text als Militär“ geschrieben
”
hat. Autoren, die sich etwa als Politiker oder Schriftsteller verstehen, selbst wenn sie Teile ihres
Lebens im Militär verbracht haben, tragen nur bedingt zum kollektiven Ich“ des Militärs bei.
”
Zweitens muss der Text publiziert worden sein. Zur kommunizierten Selbstkonstruktion tragen
nur Texte bei, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind.39 Es muss ein Interesse
seitens des Autors und des Verlegers für eine Publikation geben. Binnentexte, also solche, die nur
unter den Militärs selbst zirkulieren, sollen hier unberücksichtigt bleiben, zudem ist fraglich, ob
sie überhaupt zugänglich sind. Wie stark die Zensur auf Autoren wirkt, die in ihren Texten eine
kritische Haltung gegenüber der Führung einnehmen, ist schwer abzuschätzen. Diesbezüglich hat
sich die Praxis eingestellt, kritische Texte im Ausland zu verlegen.40 Man kann deshalb davon
ausgehen, dass auch Texte publiziert wurden, die eine kritische Haltung gegenüber dem Militär
einnehmen. Diesem Umstand wird in der Untersuchung Rechnung getragen werden.
Auffallend ist, dass das Verfassen einer Autobiographie oder Memoire von der Rolle des jeweiligen Militärangehörigen und von Krisen in der Geschichte des pakistanischen Militärs abhängt.
Offiziere in den höchsten Rängen der Armee, die mitunter meist auch in die politische Führung
des Staates eingreifen, verfassen relativ häufig und früh ein autobiographisches Werk. Auch Krisen, wie die Unabhängigkeit von Bangladesch oder Kriege mit Indien, folgt meist eine stärkere
Textproduktion. Kriegsgefangene oder geschasste Militärangehörige greifen also oft zur Feder
und versuchen sich zu rechtfertigen oder ihre Erlebnisse zu bewältigen.
36 Diese Liste ist nicht abschliessend. Dass die britischen Vorgesetzten bei den pakistanischen Militärangehörigen
grosses Ansehen genossen zeigt sich etwa darin, dass Lt. Gul Hassan Khan seine Memoire William Slim widmet.
Khan: Memoirs of Lt. Gul Hassan Khan (1993).
37 Zu Beginn der Studie wird zwischen Autobiographien und Memoiren nicht unterschieden. Beides sind Selbstzeugnisse der Autoren und des Milieus. Die Genre-Differenzierung ist für Texte der Militärs nicht fruchtbar wie
Vernon (2005) und Lawson-Peebles (2005) gezeigt haben. Es gibt Autobiographien, die formal von Memoiren
nicht zu unterscheiden sind und umgekehrt. Autobiographie oder Memoire sind bei militärischen Erinnerungstexten meist Bezeichnungen die der Konvention unterliegen, nicht aber eine Genre-Differenz beinhalten.
38 Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnten 57 Texte durch die pakistanische Nationalbibliothek und Sekundärliteratur nachgewiesen werden. Es besteht die Möglichkeit, dass weitere Texte publiziert worden sind, die nicht
durch die Nationalbibliothek erschlossen sind. Während der Dauer des Projekts publizierte Werke werden in die
Untersuchung eingeschlossen.
39 Abgesehen davon ist die Beschaffung und Verordnung von grauer Literatur zu Militärs in Pakistan ein
Unterfangen, das im Rahmen dieser Forschung nicht vollzogen werden kann.
40 Im Textkorpus finden sich acht Texte, die ausserhalb Pakistan, meist in England, publiziert worden sind.
10
Methodisches Vorgehen
Korpusbildung
Erster Schritt der Untersuchung ist die Herstellung des Korpus. Dazu gehört eine erste Bewertung
der Texte nach formalen Kriterien wie Sprache, Umfang, Erscheinungszeitpunkt, Erscheinungsort, Auflage, sowie Informationen zum Autor. Kriterien für die Auswahl sind, wie oben aufgeführt,
die Selbstdeklaration des Autors als Militärangehöriger und die Publikation des Textes.
Schwer abzuschätzen ist es, in welchem Umfang historische Prozesse die Publikation von
Autobiographien und Memoiren beeinflusst haben, etwa die Frage, ob das Militär vornehmlich
in Krisensituationen Autobiographien und Memoiren verfasst. Diese Frage hängt letztlich von
der Zusammenstellung des Textkorpus ab. Es soll versucht werden, das Korpus so zusammen
zu stellen, dass diese Frage nicht verschleiert wird. Es soll also ein möglichst grosses Korpus
hergestellt werden, das sich im Verlauf der Untersuchung wohl noch vergrössern wird.
Ausarbeitung Themen und Topoi
Danach wird die Objektreferenz untersucht und die Texte werden nach sich wiederholenden
Themen und Topoi gelesen. Dabei gilt es zu untersuchen, welche Themen/Sachfelder die Texte
behandeln: Referieren die Texte auf den Staat, die Religion, Waffengattungen, Führung, Truppen,
Eliten, Ethnien, Parteien usw., und wenn ja wie? Welchen Charakter haben diese Topoi, was
wird verschwiegen? Gibt es eine Art historische Beliebtheitsskala? Wie ist die Relation zwischen
Aussenreferenz (Staat, Gesellschaft, Ethnien, Sprachen, Islam etc.) und Binnenreferenz (Militär,
Waffengattung, Hierarchie etc.) zu bewerten? Dies soll zunächst zu einer ersten Feldbestimmung
führen. Neben der Frage, was zum Militär gehört, soll untersucht werden, ob die Texte das
Autoren-Subjekt oder das Zuordnungsobjekt in den Vordergrund stellen und in welchem Umfang
das innere Erleben des Text- Ichs“ in den Texten adressiert wird.
”
Bei diesen Fragen steuert die Leseerwartung die Erkenntnis. Diese Leseerwartung gilt es aus
der Lektüre zur pakistanischen Situation (Geschichtsbilder, Politik, Gesellschaftsvorstellungen
etc.) zu erarbeiten. Die Leseerwartung soll in gewisser Hinsicht die öffentliche Haltung gegenüber
dem Militär simulieren. Es wird etwa erwartet, dass das Militär auf gewisse historische Prozesse
(v.a. auf den Staatsbildungsprozess selbst) Bezug nimmt, dass das Militär Träger der Ideologiegeschichte, etwa der Modernisierung und später der Islamisierung ist und/oder dass das Militär
einen Selbstbericht über sein Eingreifen in die Politik formuliert. Teil dieser Leseerwartung ist
auch eine Thematisierung von Normen und Werten innerhalb des Militärs, der ethnischen oder
konfessionellen Differenz in Pakistan, der Innen- und Aussenpolitik und aktuell der Frage nach
der innenpolitischen Rolle des Militärs in der sozialen und politischen Integration. Ebenso wird
erwartet, dass die Objektreferenz der Autoren mehr oder weniger einheitlich ist. Ist dem nicht
so, bietet sich an, die Texte in Gruppen einzuteilen.
Gegenanalyse
Da die Texte aus einem relativ einheitlich definierten sozialen Feld stammen, soll das gesamte Korpus als ein Text“ zusammengefasst werden, der von verschiedenen Autoren komponiert
”
wurde. Aus diesem Gesamttext sollen dann die thematischen Felder und Topoi, die wiederkehrend die Einzeltexte verbinden, so zusammengefasst werden, dass ein Idealtext entsteht, der den
Habitus und kulturellen Gestus des pakistanischen Militärs reproduziert. Dieser Idealtext dient
dann in einem zweiten Analyseverfahren als Referenztext, um die Differenz und Spezifität der
Einzeltexte besser erkennen zu können. Diese zweite Lesung folgt der Leitfrage, welche Rolle
Differenzen in den Texten spielen und wie diese aufgebaut werden. Wird etwa durch Meinungen
11
zu bestimmten Themen eine Differenz konstruiert? Gibt es historische Ereignisse oder Sachfelder/Themen, an denen Differenz rekonstruierbar ist? Gibt es einzelne Texte oder sogar ganze
Gruppen von Texten, die stark vom Idealtext abweichen? Zu welchem Grad unterschieden sich
die Texte in der Ausformulierung der Autorenposition?
Interpretation
Nach dieser doppelten Lektüre werden die Texte zu den Feldern Geschichte, Gesellschaft, Militär
und zu den Modelltexten in Verhältnis gesetzt. Dabei gilt es Wertungen auszuarbeiten, die in
Bezug auf Einzelereignisse und Prozesse in Pakistan von Bedeutung sind. Es stellt sich die Frage,
wie in den Texten gewichtet wird, welche Themen/Sachfelder immer behandelt werden und
welche nicht Teil der Texte sind.
1. Bei der Interpretation wird zunächst der Kontext Geschichte aufgegriffen. Besonders die
Betrachtung der historischen Ereignisse, die aus der Leseerwartung hervorgehenden: etwa
die Spaltung des britisch-indischen Militärs, die Eingriffe der Armee in die Politik, die Kriege, innenpolitische Krisen, die Abspaltung Bangladeschs, der pakistanische Atomtest, die
Kündigung der US-Militärhilfe, die Besetzung Afghanistans durch die Sowjets, die Iranische
Revolution und der 11. September 2001.41 Hier ist die Präsenz und Wertung historischer
Ereignisse relevant.
2. Der zweite Kontext der betrachtet wird, ist die pakistanische Gesellschaft. Es soll der Frage nachgegangen werden, was für ein Portrait der Gesellschaft in den Texten formuliert
wird. Betrachten die Militärs überhaupt eine soziale Aussenwelt, und ist sie von Bedeutung? Wie wird die Gesellschaft repräsentiert? Wie wird der soziale Wandel in Pakistan
wahrgenommen? Werden ethnischen und konfessionellen Differenzen, die zunehmend als
cleavages interpretiert werden, wahrgenommen? Ist die Sicht auf die Gesellschaft von Kategorien wie Konfession, Ethnie oder sozialer Schicht geprägt? Spielen Minderheiten oder
die Islamismus-Geschichte (ǧamā,at-i islāmı̄, al-Qa’ida, Taliban) für die Aussensicht eine
Rolle? Gibt es Reaktionen wie Abneigung, Verständnis oder Kritik auf Forderungen der
Zivilgesellschaft? Gibt es einen Wandel in der Sicht auf die Aussenwelt?
3. Drittens wird die Autoposition des Militärs betrachtet. In diesem Zusammenhang stellt
sich die Frage, wie sich das Militär selbst bewertet. Was lassen die Militärs über sich selbst
verlauten? Wie wird das Militärische ausformuliert? Wie hoch ist die symbolische Verdichtung? Welche Form der innermilitärischen sozialen Kommunikation werden thematisiert?
Gibt es klassenübegreifende Portraits oder Handlungsfelder oder sind die Texte reine Klassentexte (nicht befehlshabende Soldaten, JCOs, COs)? In diesem Kontext ist vor allem die
lebensweltliche Ebene von Interesse. Erwartet werden könnte zudem eine Bezugnahme auf
Militärtechnologien (bes. Atomwaffen). Diese Bezugnahme könnte starken symbolischen
Charakter haben. Eine Selbstzuordnung zur Militärtechnologie könnte als Symbol für Errungenschaften, Macht oder Stärke gedeutet werden. Möglich ist auch eine internationale
Bezugnahme, etwa zu einer internationalen Offiziersgemeinschaft. Schliesslich gilt es zu
beachten, wie die klassischen militärischen Aufstiegsparadigmen Verdienst und Seniorität
bewertet werden.
4. Viertens wird auf das literarische Rollenmodell Bezug genommen, das sich in den Modelltexten findet. Es soll gefragt werden, ob ein Skript oder wichtige Rollen erkennbar sind.
Spiegeln sich in den Autobiographien und Memoiren Modelle, die aus den britischen Texten
41 Diese Liste ist nicht abschliessend und wird durch die Lektüre der Sekundärliteratur und die Quellentexte
ergänzt.
12
tradiert werden? Handelt es sich um eine eigene Gattung von Texten oder um eine Pakistanisierung einer britisch gepflegten Form der Selbstdarstellung? Sind die pakistanischen
Texte nahe an den literarischen Vorbildern? Gibt es andere ausser-pakistanische Bezüge in
den Texten?
Rekonstruktion des kollektiven Ich“
”
Erst nachdem die Gemeinsamkeit und Differenz ausgearbeitet worden ist, und der integrative
Charakter der Texte betrachtet wurde, wird in einem fünften Schritt die kollektive Identität des
Militärs, also die kollektive Ich“-Konstruktion in den Texten, untersucht. Die Untersuchung
”
geht von der Hypothese aus, dass dieses Ich“ in den Texten vor allem als Teil des ganzen paki”
stanischen Militärs steht. Das Ich“ ist natürlich nicht identisch mit dem realen Autor, sondern
”
ist als eine aus der Tradition geformte Rolle des Militär zu verstehen. Wie stellt sich dieses Ich“
”
dar? Wie tritt dieses Ich“ in den Texten auf? Was gehört alles zu dieser Ich“-Identität? Sind
”
”
es militärische Orden, Kriegserinnerungen, Waffen, Militärfreundschaften, Familientraditionen,
ethnische oder konfessionelle Zugehörigkeit? Ist es der Islam, die Politik, der Beruf, der Korpsgeist, Nationalismus usw.? Gibt es spezielle soziale, gesellschaftliche und politische Rollen, die
dieses Ich“ übernehmen? Welche Bedeutung misst das Ich“ einzelnen Kategorien bei, die ein
”
”
Milieu konstruieren, wie Religion, regionale oder militärische Tradition, wirtschaftliche Lage oder
kulturelle Orientierung? Fühlt sich das Ich“ in erster Linie als Mann, als Pakistaner, als Soldat
”
oder etwa als Teil der Elite? Nimmt sich dieses Ich“ in den Texten zurück und beschränkt es
”
sein Erleben, wie das bei den meisten Memoiren der Fall ist? Hat das Ich“ den Anspruch Vor”
bildfunktionen zu übernehmen? Hat dieses Ich“ ein Standesbewusstsein und ist es öffentlich?
”
Hat sich dieses Ich“ mit den Krisen der pakistanischen Geschichte, vor allem durch Kriege, die
”
Abspaltung Bangladeschs und der Mobilisierung gegen die eigene Zivilbevölkerung verändert?
Ist das Ich“ selbstkritisch, versucht es sich zu rechtfertigen? Fühlt sich dieses Ich“ in die pa”
”
kistanische Gesellschaft integriert? Fühlt sich dieses Ich“ als Teil einer globalen Militärkultur?
”
Ist das Ich“ jünger oder älter geworden? Ist das Ich“ anachronistisch geworden?
”
”
Mit der Untersuchung des Ich“ ist die Frage nach einem spezifischen militärischen Milieu
”
verknüpft. Zuerst gilt es festzustellen, ob das Ich“ in den Texten mit einer Stimme spricht,
”
oder ob es Differenzen und Abgrenzungen zwischen diesen Texten gibt. Wenn ja, wie sehen diese
Abgrenzungen aus und auf welche Kategorien beziehen sie sich? Zusammen mit der Objektreferenz soll dann gefragt werden, welche Bedingungen es für die Konstruktion des Milieus gibt. Ist
dieses Milieu einheitlich? Welche Bedeutung hat ein solches militärisches Milieu für Pakistan?
Was hält dieses Milieu zusammen? Gibt es einen Wandel in diesem Milieu? Schliesslich: wie sieht
eine Selbstkonstruktion des Militärs in diesem Milieu aus? Da mit Bourdieu das Ich“ quasi zu
”
einem Habitus gerinnt, also individuelle Handlungsfelder mit dem sozialen Feld verknüpft und
hierfür die dem Ich“ zur Verfügung stehenden Kapitalien einsetzt, soll abschliessend die Frage
”
beantwortet werden, ob aus den Texten Aussagen zum sozialen Ort des Militärs in der pakistanischen Gesellschaft abgeleitet werden können. Erwartet wird, dass diese Schlussinterpretation
Hypothesen zur sozialen und kulturellen Bindungskraft beziehungsweise Kohäsion des Militärs
plausibilisiert.
Methode
Die Untersuchung gliedert sich in fünf Arbeitsschritte, die sich methodologisch als intertexuelle Hermeneutik zusammenfassen lassen. Dabei gelten zwei Grundannahmen. Erstens bilden die
Texte nicht durch die Gattung, sondern durch den Inhalt ein Gesamtgefüge. Das Korpus wird
als einheitlicher Text angenommen, wobei die Spezifität der einzelnen Texte nicht aus dem Blick
13
verloren werden soll. Zweitens ist von einer deutlichen Intertextualität auszugehen, da sie Merkmal militärischer Autobiographien und Memoiren ist. Die Intention der Autoren ist es, ihre Texte
aus Genretexte erkenntlich zu machen.
Die Untersuchung ist deshalb auf der analytischen Ebene – besonders bei den Analyseschritten Zwei, Drei und zu einem Teil auch Vier – stark auf die Intertextualität ausgerichtet. Dies
ist nötig, um zu bestimmen, wo sich Autoren auf eine Ebene begeben, bei der sie ihr ich durchscheinen lassen wollen. Intertextualität meint aber nicht diesen eher volutaristischen Schreibakt,
sondern die Ausdrucksweise einer Intersubjektivität, die den Text als Interaktionsgeschehen (Julia Kristeva) beziehungsweise als tissu nouveau de citations révolues (Roland Barthes).42 Die
Kategorisierung der Transtextualität durch Gérard Genette erlaubt eine typologische Bewertung dieses Interaktionsgeschehens in den Texten. Diese Intertextualität soll zuerst durch die
Konstruktion eines Gesamttextes nachvollzogen werden, damit Rollenbrüche und Subjektivität
überhaupt erkannt werden können.
Dient so die Intertextualität dazu, die Verfasstheit der Texte erkennen zu können, soll die
Interpretation selbst nach klassischen hermeneutischen Verfahren erfolgen. Die hermeneutischen
Kategorien sollen erst dann bestimmt werden, wenn die Analyseschritte vollzogen worden sind.
Die hermeneutischen Kategorien werden durch Induktion aus den Texten selbst herausgearbeitet. Die Verstehenshorizonte bilden zum einen das Wissen über das soziale Feld Militär“, das
”
Wissen zu sozialen und historischen Aspekten und schliesslich das Wissen um die öffentliche
Wahrnehmung des pakistanischen Militärs, zum Beispiel in den pakistanischen Medien.43 Dies
soll das Gewinnen der Bedeutung der Texteinheit, also sein Verstehen ermöglichen.
Im methodischen Verfahren eingebettet ist die Aufarbeitung der behandelten Kontexte. Diese
Kontexte ergeben sich aus der Objektreferenz und werden fortlaufend erarbeitet. Es sind wohl
vorwiegend Sachverhalte der Geschichte Pakistans und der Militärgeschichte, wie Krisen und
Kriege auf die verwiesen wird, möglich sind aber auch Verweise auf die Religion, die pakistanische
Literatur, gegenwärtige Entwicklungen usw. Um einschätzen zu können, welchen Wirklichkeitswert Textaussagen haben, ist es notwendig, soweit wie möglich die reale Person hinter diesen
Texten zu bestimmen und ihre Rolle in der pakistanischen Gesellschaft nachzuvollziehen.
2.3 Bedeutung der Forschungsarbeit
Die Analyse und Interpretation der Selbstdeutung und Selbstauslegung des pakistanischen Militärs erlaubt grundsätzliche Rückschlüsse auf die Machtposition des Militärs in der pakistanischen Gesellschaft. Hierdurch können Erkenntnisse über Rolle und Funktion des Militärs in
einer sozialen Situation gewonnen werden, die zum einen durch die immer deutlicher artikulierte
Konkurrenz zwischen zivilgesellschaftlichen und staatlich-militärischen Interessen entsteht und
die zum anderen durch deutlich erkennbare Prozesse der Desintegration (Ethnisierungsprozesse,
Konfessionalisierungsprozesse, Regionalismus, Verwandtschaftspolitik, Dissoziation von Staatszielen und milieu- beziehungsweise feldbestimmten Geltungsansprüchen) gekennzeichnet ist. Es
stellt sich die Frage, inwieweit die gesamtstaatliche Integration vom sozialen und wirtschaftlichen
Erfolg des Militärs abhängig ist. Diese Forschung könnte im Kontext anderer analoger Forschungen etwa zu Algerien, der Türkei oder Iran klären helfen, wie und in welcher Weise sich das
Militär als Hüter einer normativen Ordnung definiert.
42 Siehe dazu Barthes: Texte, Théorie du“, in: Encyclopedia Universalis XV, 1968, S. 1013-1017, hier S. 1015,
”
und Kristeva: Semeiotiké. Recherches pour une sémanalyse, Paris 1969, S. 84.
43 Hierzu könnte auch zählen, wenn zufällig eine Rezension eines Werks in der Zeitung gefunden wird.
14
2.4 Bibliographie
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