Artikel der Leipziger Volkszeitung

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Artikel der Leipziger Volkszeitung
LEIPZIG
NR. 170 | FREITAG, 24. JULI 2015
|
So haben Sie Leipzig noch nie gesehen!
Schönau
Lehm
Weiße
Elster
Pleiße
Schieferton
Kohle
Lehm
Das Netz
lacht über
die Grünen
Rietzschke
Stötteritz
Sand
Kies
GEOLOGIE
Ein geologischer Schnitt durch das Stadtgebiet zeigt, dass Stötteritz nur etwa 150 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Insbesondere an den Flusstälern gibt es lehmhaltige Erdschichten. Weiter unten fast überall
Braunkohle, die in der Geschichte der Stadt an drei Stellen (Dölitz, Kulkwitz, Cospuden) abgebaut wurde. Bei Großzschocher und Plagwitz verläuft ein Grauwacke-Höhenrücken. Grafiken: Leibniz-Institut für Länderkunde/LVZ
Unter Federführung des Leibniz-Instituts für Länderkunde haben Wissenschaftler
verschiedenster Fachrichtungen drei Jahre lang an einem Buch gearbeitet, das die
Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Leipzig in herausragender Qualität
verständlich macht. Pünktlich zum Stadtjubiläum ist der Prachtband nun erschienen.
Der Name des Buches, das soeben in der
Reihe „Landschaften in Deutschland“
des Böhlau-Verlages erschienen ist, lautet schlicht „Leipzig“. Doch ohne Übertreibung lässt sich zu dem 465 Seiten
starken Band sagen, dass er ein Kompendium des Wissens über diese Stadt in
herausragender Qualität darstellt.
Bei zahlreichen eigens angefertigten
Karten und Grafiken entfaltet sich ein
Bild von Leipzig, wie man es noch nie
gesehen hat. Wo befinden sich welche
Naturschutz- oder Wirtschaftsgebiete?
Welcher Architekturepoche sind die einzelnen Häuser in der City zuzuordnen?
Wie entstanden die Namen der Flüsse
oder sämtlicher Stadt- und Ortsteile? Wo
finden sich Spuren der Völkerschlacht
oder des einstmals weltweit führenden
Grafischen Gewerbes? Das Spektrum
der Themen, die unter Leitung der Wissenschaftler Vera Denzer, Andreas Dix
und Haik Porada zusammengetragen
wurde, ist gewaltig. Es reicht von den
Beständen an kommunalen Wohnungen
über Flora und Fauna bis zur Entwicklung des Klimas. Letzteres wird seit 1830
in Leipzig immer wärmer, liegt deutlich
über dem deutschen Durchschnittswert.
„Wenn wir anfangen, uns in einem
Stadtraum zu orientieren, fehlt häufig
ein Überblick“, erläutert Professor Dix,
der historische Geografie an der Universität Bamberg lehrt. Dieser Überblick
dürfe nicht zu allgemein aber auch nicht
zu detailliert sein, um dem Leser wirklichen Nutzen zu bieten. In diesem Sinne
sei das Buch wie ein Werkzeugkasten
aufgebaut. Es ermögliche „einen ersten
strukturierenden Zugang“ zu einer
reichhaltigen Landschaft, deren soziale,
wirtschaftliche, kulturellen und politischen Prozesse sich über die Jahrhunderte ins Stadtbild eingeprägt haben.
um 800
Gemäß des Anspruchs des hiesigen
Leibniz-Instituts für Länderkunde und
der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, die den Band pünktlich zum
Jubiläum „1000 Jahre Leipzig“ erarbeitet haben, sind die Texte für jedermann
leicht verständlich. Sie liegen gleich-
wohl sprachlich und informativ auf einem so hohen Niveau, wie es in dieser
Stadt einst durch Lexikon-Verlage wie
Brockhaus und Meyer geprägt wurde.
Um das Prinzip zu verdeutlichen nur
ein Beispiel: Zehn Jahre nach Einführung der Software Google Earth kann
sich heutzutage fast jeder per Handy
oder Computer an einen beliebigen
Punkt der Innenstadt zoomen. An der
Ecke Brühl/Katharinenstraße entdeckt
man dann das Romanushaus. Bei der Suche auf Wikipedia finden sich zahlreiche
Baudetails zu diesem Hauptwerk der
PELZHANDEL
Noch 1930 war die Leipziger City das größte Pelzhandelszentrum der Welt. Diese Karte zeigt erstmals, wie sich die 574 Rauchwarenfirmen damals rings um Brühl und Nikolaistraße verteilten. Dunkelrot steht für 16 bis 20 Firmen in einem Haus, helles Beige für 1 bis 2.
um 1000
um 1100
um 1150
Leipziger Barockarchitektur. Doch die
Zusammenhänge, warum und mit welchen Folgen das Haus entstand, stehen
dort nicht. Dem neuen Buch hingegen
ist zu entnehmen, dass das Romanushaus die Initialzündung für die barocke
Umgestaltung von etwa einem Drittel aller Leipziger Häuser im 18. Jahrhundert
war. Es wird auf viele weitere Bezüge
verwiesen – wie die spätere Nutzung
durch Pelzhändler. Um die Bedeutung
dieses Gewerbes für die Stadt fassbar zu
machen, hat das Leibniz-Institut erstmals eine Karte erstellt, welche die Verteilung der 574 Rauchwarenhandlungen
rings um den Brühl im Jahr 1930 zeigt.
Von da gibt es wieder Querverweise –
etwa auf den Kürschner Theodor Thorer,
in dessen Leutzscher Villa nun ein Verwaltungsgericht residiert, auf das „Auewaldschlösschen“ seiner Familie in der
Paul-Michael-Straße, die Fabrik in Lindenau (heute Bürokomplex Angerhof)
oder das Grabmal auf dem Südfriedhof.
Mit Hilfe zahlreicher solcher roten Fäden können Leser die Messestadt besser
verstehen und vor allem auch selbst weiter erkunden, so Verleger Johannes
Rauch aus Wien. Er betont, dass die ganze, seit 1957 bestehende Reihe mit dem
Leipzig-Band erstmals ein neues Format
und neue Gestaltung erhielt – mit separaten Faltkarten und exzellenten Bildern
vom historischen Stich bis zur modernen
Satelliten-Aufnahme. Für die Käufer gibt
es einen kostenlosen Zugang zum EBook. Außerdem wurde ein Online-Auftritt mit zusätzlichem Material und interaktiven Karten gestartet. Rauch: „Wir
wollen so auch jüngere Nutzerkreise für
landeskundliche Themen gewinnen.“
„Leipzig“ ist der Band 78 der Reihe
z „Landschaften
in Deutschland“ des
Böhlau-Verlages, 465 Seiten, 29,90 Euro
http://landschaften-in-deutschland.de/
um 1200
um 1300
STADT-GEBURT
Um 800 war die heutige Innenstadt von Leipzig noch ein Wald.
Zur Jahrtausendwende bestand
bereits die Holzburg „urbs libzi“.
Zwischen den Flüssen Parthe und
Elster entstanden weitere Häuser.
Debatte um Verbot von
Alkohol-Werbung vor Schulen
Von Klaus staeubeRt
Kohle
Grauwacke
Von Jens Rometsch
19
An der Pfaffendorfer Straße gibt
es ein Kloster samt erster Kirche.
Nikolai- und Thomaskirche prägen
das junge städtische Gebilde.
Leipzig wird durch eine Stadtmauer und die Pleißenburg geschützt.
Nach ihrem Vorschlag, Alkoholwerbung
vor Schulen zu verbieten (die LVZ berichtete), schlagen den Grünen im sozialen Netzwerk Facebook vor allem Spott
und Häme entgegen. Die Idee entspringe dem politischen Sommerloch, heißt
es, weil sie das eigentliche Problem nicht
löse: die breite gesellschaftliche Akzeptanz von Alkohol. Ein Werbeverbot an
Schulen wäre ein Tropfen auf den heißen Stein.
„Würde ja dann nur vor Grundschulen funktionieren“, schreibt Iris Otzowsky in einem Kommentar, „weil Mittelschüler und Gymnasiasten ja sehr oft
durch die halbe Stadt reisen müssen, um
zur Schule zu kommen.“ Der Vorschlag
sei „nicht sonderlich zielführend“, befindet Rocco Hundertmark. „Was passiert,
wenn die Kinder auf dem Weg zur Schule in einem Supermarkt an der Kasse
vorbei kommen?“, fragt er. „Ich denke,
mit einem Verbot kann man da keinen
Blumentopf gewinnen. Eine Aufklärung
in der Schule ist sinnvoller als ein Verbot
draußen.“ Michael Wiechert wundert
sich nur über die Grünen: „Seit Jahrzehnten einen Feldzug für die Legalisierung des Kiffens führen, aber gleichzeitig Werbung für Zigaretten, Alk und
überhaupt alles, was nicht Veggie ist,
verbieten wollen.“ Demgegenüber kann
Anne Schneider der Idee durchaus Positives abgewinnen. Allerdings, bemerkt
sie, wenn Mutter und Kind dann durch
die Innenstadt laufen, würden sie „mit
Konsum und Sucht überhäuft“.
CDU-Stadtrat Ansbert Maciejewski
fühlt sich da gleich an die Zeit erinnert,
als seine Fraktion an einigen Orten in
der Stadt den öffentlichen Alkoholkonsum untersagen lassen wollte – und damit scheiterte. „2012 waren die Grünen
gegen Alkoholverbote zu bestimmten
Zeiten an ausgewählten Plätzen“,
schreibt Maciejewski. „Vielleicht sollte
man sich irgendwann mal überlegen“,
so der Unionspolitiker, „was man eigentlich will, außer die Bürger zu verwirren.
Man blickt ja kaum mehr durch: Alkoholwerbung schlecht, exzessiver Alkoholkonsum okay, Alkoholwerbung auf
dem Stadtfest schlecht, Cannabisfreigabe okay.“
Für ein Alkohol-Werbeverbot an
Schulen bekamen die Grünen aber auch
Zustimmung. Hans Otto geht der Vorschlag nicht mal weit genug: „Man sollte das ausdehnen auf alle öffentlichen
Plätze.“
Nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung sind 1,3 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig. Jedes Jahr sterben bundesweit 74 000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholmissbrauchs.
Kinderstadt fast fertig
– jetzt wird gefeiert
Im Eutritzscher Arthur-Bretschneider
Park, nahe der Parkbühne Geyserhaus,
bauen Mädchen und Jungen im Alter
von sechs bis zwölf Jahren, wie berichtet, gerade an einer Stadt aus Holz. Heute bekommen sie hohen Besuch: Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) will
sich die Kinderstadt ab 10.30 Uhr unbedingt mal anschauen, die der Nachwuchs ganz nach seinen eigenen Wünschen und Ideen gestaltet und mit Leben
erfüllt.
Am morgigen Sonnabend gibt es in
der Zeit von 14 bis 18 Uhr das Abschlussfest, bei dem zugleich das zehnjährige
Jubiläum dieses Ferienabenteuers „Stadt
in Stadt“ gefeiert werden soll. An diesem Tag ist der Eintritt für alle Besucher
frei.
A. Rau.
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