MONOGRAFIE Franziska Megert
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MONOGRAFIE Franziska Megert
as ke tch FRANZISKA MEGERT Eine Monographie Herausgeber: tch FRANZISKA MEGERT VIDEO VISIONS Time Based Media Art: as ke RELATIONS, BODIES, SPACE, ARCHITECTURE ... Verlag TEXTE Einführung. NN I-X Eine Realität verschlingt die andere. Über Franziska Megerts Videoarbeiten. Marie Luise Syring Homm(e)age an Franziska aus Anlaß von Franziskas HOMMeAGE Josef Rauscher DD - Divine Diablesse Fernando Arrabal 4 ke tc Videoskulptur auf Reisen Jochen Saueracker XI- XX h Von der Schönheit in der Videokunst. Ingrid Leonie Severin 66 97 126 130 Die Künstler(in) fragen. Laurids Ortner 146 as Über die Zeit und die Sucht: Franziska Megerts Werk Time Addiction Dawn Leach VON DER FOTOGRAPHIE ZUM VIDEO PERSONALITY - SYNTALITY 12 ONTOGENESE UND PHYLOGENESE 14 DEATH DANCE - TOTENTANZ 16 INTRAINDIVIDUELLE UND INTERINDIVIDUELLE DIFFERENZEN 18 VIDEO Bänder, Skulpturen, Closed Circuit Installationen TRILOGIE I: BLACK / WHITE - POSITIVE / NEGATIVE, 1982-1986 22 - PLUS - MINUS 22 - CHESSMATE - SCHACHMATT 24 - PIANOSOLO FOR VIDEO - KLAVIERSOLO FÜR VIDEO 26 TRILOGIE II: BLAU - ROT - GELB 1983-1984 28 - OPUSCULUM II 32 h - SWEET DRESSING 34 - CREAZIONE HIEROS GAMOS - SO ERINNERN WIR UNS DENNOCH EIN WENIG... DREI CLOSED CIRCUIT INSTALLATIONEN, 1985-2006 38 ke tc - SPEACHLESS HAPPINESS? - SPRACHLOS GLÜCKLICH? 36 - BERN PRESENT - BERN GEGENWART 40 - UPWARD, FORWARD, BACKWARD 42 BED OF ROSES - ROSENBETT 44 SIT-IN 48 TUNNEL TRILOGY III: KÖRPER DEKONSTRUKTIONEN, 1989 - 1993 52 54 - PLAYING WITH FIRE - DAS SPIEL MIT DEM FEUER 56 - ARACHNE-VANITAS 62 - PHILOMEN & BAUCIS NOT I OFF 70 72 74 76 THE PYROPAINTERS - DIE PYROMALER 78 PYROPAINTINGS 80 HEPHAISTOS 82 NAKED EYES 84 FIRE IN THE NIETTURM - FEUER IM NIETTURM 88 STEAM IN THE SCHIFFBAU - DAMPF IM SCHIFFBAU 90 as CROSS-EXAMINATION - KREUZVERHÖR MIXED MEDIA ANIMATIONEN, SKULPTUREN, INSTALLATIONEN TRILOGIE IV: DREI STÄDTE, 1996 - 2001 94 - HOMMeAGE 94 - JOIN THE PARTY - THE ANGLES AND THE OTHERS 104 - THE CITY OF THE IMMORTALS - DIE STADT DER UNSTERBLICHEN 110 116 THE ORACLE OF VIENNA - DAS ORAKEL VON WIEN 118 THE ULTIMATE RELAUNCH 120 h CULTURE OF DELIGHTS 130 TIME ADDICTION ke tc COMPUTER GENERIERTE BILDER: IN ZUSAMMENARBEIT MIT ARCHITEKTEN: - S.L.U.B. SAXON FEDERAL LIBRARY, STATE 142 AND UNIVERSITY LIBRARY, DRESDEN - VIERFÄRBER - REDAKTIONSGEBÄUDE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG 148 COMPUTER BASIERTE INTERAKTIVE ARBEITEN GAMESTERS’ PLAY Klagemauer & Beichtstuhl der Zukunft ANHANG as Biographie 150 151 156 Ausstellungen 159 Bibliographie 164 Werkindey 166 Fotonachweis 171 Eine Realität verschlingt die andere Über Franziska Megerts Videoarbeiten Marie Luise Syring Die Künstler, die in den 1970er Jahren das Video für sich entdeckten, so heißt es in der einschlägigen Literatur, benutzten das neue Medium zunächst, um all seine technischen Möglichkeiten zu erproben und dabei diejenigen Ausdrucksformen zu erforschen, die mit Pinsel, Zeichenstift oder Filmgerät so nicht erzielt werden konnten. Viele benutzten die Videoaufzeichnung zur Erforschung der eigenen Person in diversen Rollen, andere zur Selbsterfahrung in extremen Situationen. Einige dokumentierten Kunstaktionen und Performances, wieder andere versuchten eine Rückkoppelung mit dem eigenen Bild oder dem des Betrachters. Die Videofilme und Videoinstallationen dieser Jahre waren meditativ oder agitatorisch, poetisch und symbolträchtig, sie sollten nachdenklich stimmen und zur Kritik herausfordern. Manche wirkten handwerklich unbeholfen, behielten und betonten so ihren experimentellen Charakter. Es ging ausdrücklich darum, Gegenmodelle zur üblichen Fernsehproduktion zu schaffen und Alternativen zum wachsenden, passiven Fernsehkonsum. Als Franziska Megert zu Anfang der 80er Jahre mit Fotosequenzen und ersten Videoarbeiten an die Öffentlichkeit tritt, ist die Phase des Experimentierens überwunden. Von Anfang an nähert sie sich den großen Themen der Kunst, erzählt von Liebe und Tod, von der Vergänglichkeit und der menschlichen Psyche. Sie nimmt die damit verbundene, der malerischen Tradition verpflichtete Herausforderung an, sie setzt sich mit der Ikonographie der Kunstgeschichte und der griechischen Mythologie auseinander und, im Laufe der Jahre erarbeitet sie sich außerdem die gesamte Palette der Gestaltungsformen, die die Videotechnik ihr bietet, in Bändern, Installationen und Video-Skulpturen, in interaktiven Werken und Computeranimationen. Gleich in ihren ersten Arbeiten, noch geprägt vom eben beendeten Psychologiestudium, geht Franziska Megert der Frage nach der Konstitution und Beschaffenheit des menschlichen Subjekts auf den Grund. Die Wahrnehmung einer Persönlichkeit ist weder eindeutig noch einmalig, sie verändert sich je nach Gruppenzusammengehörigkeit und sozialem Umfeld, der Einzelne ist gespalten, getrieben von Emotionen und inneren Konflikten, er sucht sich selbst, indem er sich vom Anderen abgrenzt, in der Auseinandersetzung oder der Vernichtung, er ist bedroht von Ängsten und von Selbstverlustvisionen. Wünsche, Sehnsüchte und ein unergründliches Unterbewusstsein unterwandern, überschwemmen und verdrängen das Bild eines Ich, das offenbar erst noch erworben werden muss. Welches Stilmittel könnte dies besser zum Ausdruck bringen als die Technik der Überlagerung, derer sich Franziska Megert von Anfang bedient? Da werden Fotoportraits von Freunden übereinander gelegt, bis sie zur Unkenntlichkeit verfremdet sind (Personality - Syntality, 1981). Gefräßige abstrakte Formen bemächtigen sich eines Gesichtes, bis es sich in einen Totenkopf verwandelt hat (Totentanz, 1982). Die Köpfe von Philosophen und Vordenkern werden solange miteinander verwoben, bis sie das Aussehen einer grobschlächtigen, verstörenden Maske annehmen, aus der nicht Intelligenz, sondern die niedersten Instinkte sprechen (Phylogenese, 1981/82). Dies als makabre Metamorphosen, mit denen die Künstlerin auf gruppendynamische Prozesse oder auf traumatische 4 Prägungen des Einzelnen hinweist. In Plus Minus (1982), einem ihrer frühen Videobänder, filmt sie, wie zwei Figuren (eine einzige Person, deren Aktivität einmal positiv „schwarz/weiß“ und einmal negativ „weiß/schwarz“ videografiert und anschließend zu einem Film übereinanderkopiert wurde) miteinander agieren, indem die eine die Geste der anderen immer wieder auslöscht, sodass sie sich gegenseitig aufheben. Die Antagonisten, schrieb Franziska Megert dazu, negieren das Resultat ihrer Handlung und dabei sich selbst. Das heißt, Widersprüche, ob in der eigenen oder zwischen zwei Personen, sollten nicht verwischt oder verleugnet werden. Wenn der eine immer wieder über den anderen zu triumphieren sucht, wird nicht der Streit überwunden, sondern wir erleiden den Verlust unserer Identität. Was bleibt, ist das abbildlose Nichts. In einem weiteren Video tauchen ebenfalls zwei Figuren auf, die wiederum von einer einzigen Person dargestellt werden. Zunächst legen sie in scheinbarer Harmonie ein Schachbrettmuster, aber dann beginnen sie, mit weißen Blättern die schwarzen und mit schwarzen Blättern die weißen zu überdecken, und dieses „Spiel“ endet in einem alles nivellierenden Grau (Schachmatt, 1983). Es erweist sich als absurd, wenn nicht sogar zerstörerisch. Innerer Zwiespalt oder Auseinandersetzung zwischen zwei Menschen? Diese Frage bleibt offen, ist wohl auch unerheblich für den Ausgang des Geschehens. Die Frage, inwieweit jeder Einzelne mit sich selbst identisch ist, wird in einem Video beantwortet, in dem ein Pianist zwei Mal - einmal als schwarze Figur, das zweite Mal als ihr Negativ - die gleichen Stücke spielt. Die übereinander kopierten Filme zeigen, wie häufig Phasenverschiebungen und Abweichungen auftauchen, obwohl die lang eingeübte Gestik und die Bewegungsabfolge sich wohl kaum geändert hatten (Klaviersolo für Video, 1985/86). Noch deutlicher wird das gleiche Ergebnis in einer Videoaufzeichnung, in der jemand sieben Mal übereinander die Worte „Intraindividuelle Unterschiede“ schreibt. Schrift und Geschwindigkeit bleiben ähnlich, und dennoch ist der Text am Ende unentzifferbar. Der symbolische Akt des Überschreibens könnte dafür stehen, dass alle Kultur ein Überschreiben von schon Bestehendem ist; er steht hier zunächst einmal für die Einsicht, dass die Identität oder das mit sich selbst Eins-Werden ein dauernder Prozess, wenn nicht sogar letztlich unerreichbar bleibt. Dass aber der schöpferische Akt als solcher immer schon ein Verdrängungsprozess ist, in dem ein alter einem neuen „Text“ weichen muss, das verdeutlicht Franziska Megert beispielhaft in einigen ihrer Videos: an der Darstellung abstrakter Formen, die zur wieder erkennbaren Gestalt werden (Sweet Dressing, 1983), und, umgekehrt, an der gleitenden Verdrängung eines allbekannten Bildes durch zunehmende Abstrahierung (creazione, 1985). All diese frühen Arbeiten vom Beginn der 1980er Jahre erinnern an Versuchsreihen. Sie gleichen psychologischen Tests und entstehen durch quasi wissenschaftliches Vorgehen. Nicht umsonst wurden einige davon in Trilogien, das heißt, in inhaltlich miteinan5 der verknüpfte Werkgruppen zusammengefasst. Danach folgen Werke, die eher philosophischen Charakters sind und solche, in deren Mittelpunkt medien- und gesellschaftskritische Themen stehen. Dabei wird sich zeigen, dass die Künstlerin nicht aufhören wird, der Technik der Überlagerungen, der Verfremdung, der Verdrängung, die sie bis dahin erprobt hatte, immer neue Aspekte abzugewinnen. Mehrmals war Franziska Megert mit ihren Werken an Gruppenausstellungen der Kunsthalle Düsseldorf beteiligt. In Skulpturale Ereignisse zeigt sie 1991 die Video-Installation SIT-IN (1986). Die Arbeit besteht aus fünf Stühlen, die in einem Halbkreis aufgestellt und in deren Rückenlehnen und Sitzflächen Monitore eingebaut sind. Darin zu sehen, fünf Personen, die monologisieren, sich teilweise zueinander wenden oder zum Betrachter zu sprechen scheinen. Ihnen gegenüber sind in einem zweiten Halbkreis fünf leere Sitzkisten platziert, als stumme Aufforderung an die Besucher, sich den Sprechenden gegenüberzusetzen. Eine Arbeit über die unmögliche Kommunikation zwischen dem Videobild und dem Betrachter, deren Sinn letztlich erst durch den skulpturalen Aufbau zustande kommt, durch die Strenge der Aufstellung und die Steifheit der eher plumpen, boxenartigen Sitze noch betont wird. Die gefilmten Personen eingekastet, zweigeteilt, isoliert, gefangen in sich selbst und in ihrem Monolog. Die Betrachter, obgleich frei, sich zu bewegen oder zu setzen, in Distanz zu den Sprechenden, unfähig, mit ihnen in einen Dialog zu treten, allein gelassen mit ihren Kommentaren. SIT-IN zeigt die Problematik des kommunikativen Handelns in der Medienrezeption und stellt gleichzeitig eine Verschränkung zweier Realitätsebenen dar, einer gefilmten Realität und einer vom Ausstellungsbesucher aktiv gestalteten Erfahrungsebene. Beide Realitäten nehmen keinerlei Einfluss auf die andere, sie bleiben letztlich voneinander getrennt. In der gleichen Ausstellung war die Video-Skulptur Das Spiel mit dem Feuer (1989) zu sehen. Darin geht es nicht mehr um die Vereinzelung des Menschen in der Gruppe, sondern um die konfliktreiche Affektivität zwischen Mann und Frau. Die Skulptur besteht aus zwei Video-Stelen aus jeweils drei übereinander gestapelten Monitoren und zeigt in beiden Stelen einen weiblichen und einen männlichen Akt, zwei lebensgroße Figuren, die miteinander zu verschmelzen beginnen. Hier kündigt sich ein Prozess liebender Vereinigung an, der allerdings eine dramatische Wendung nimmt. Denn ein Geräusch knisternden Feuers belebt die Szenerie, und Flammen züngeln an den Körpern empor, überwuchern sie, ziehen sich wieder zurück. Die Darsteller, obgleich sprichwörtlich „von Liebe entbrannt“, bleiben unberührt, in Gleichmut verhaftet. Dass Liebe verbunden sein könnte mit dem harmonischen Aufgehen im Anderen, erweist sich als eine kulturelle Fantasie, bleibt ein Wunsch und birgt sogar die Gefahr des sich Verbrennens in sich. Obschon miteinander verschlungen, bleiben die beiden Figuren indifferent. Narzisstische Selbstverliebtheit verhindert die Vereinigung mit dem anderen Geschlecht. So schön die nackten Körper, so statuarisch erhaben 6 sie wirken, so bedrohlich auch die Halluzination des Scheiterns, die hier zum Ausdruck gebracht wird. Diese Arbeit gehört zu einer Trilogie, die weitere mögliche Paarbeziehungen unter den Titeln Arachne-Vanitas und Philemon und Baucis in Szene setzt und, mit Hilfe der Stanztechnik, den Zerfall der Körper sichtbar macht. In ArachneVanitas (1990/91) werden, wie der Name schon andeutet, die ineinander gewebten Bilder einer jungen und einer alten Frau von krabbelnden Spinnen bedrängt. Die Künstlerin nutzt die symbolische und mythische Bedeutung der Spinne und die Ambivalenz der Gefühle beim Betrachter, der gleichermaßen fasziniert und abgestoßend ist: die Spinne webt und knüpft den Faden des Lebens, aber hier verschlingt sie die Körper der beiden Frauen, sie umgarnt, nimmt gefangen und bedroht mit dem Tode. Sie steht für die Unausweichlichkeit des Alterns und die Vergänglichkeit der Schönheit. Nicht ganz so unumgänglich wirkt der Verfallsprozess in Philemon und Baucis (1991/92). Halme und Gräser, die vom Wind bewegt werden, geben die Sicht auf die nackten Gestalten eines alten Mannes und einer alten Frau frei. Frauenhalme und Männerhalme wehen durcheinander. Es scheint so, als würden sie, wie in der „Metamorphose der Pflanzen“ von Ovid, auf tröstliche, poetische Weise die menschlichen Körper vor dem Verhängnis des Todes bewahren und in eine andere, eine pflanzliche Lebensform verwandeln. DAS SPIEL MIT DEM FEUER, Detail, Videoskulptur, 1989 Aber weder der Metaphernreichtum dieser drei Arbeiten noch die Würde der Gestalten können letztlich darüber hinwegtäuschen, wie zerbrechlich ihre Beziehungen untereinander sind, und wie gefährdet die menschliche Existenz ist. Diese Erfahrung ist von so universeller Gültigkeit, dass es nur konsequent erscheint, wenn Franziska Megert das Thema in den 90er Jahren noch einmal aufgreift, diesmal vor dem Hintergrund einer geopolitisch veränderten Weltlage, im Kontext der sich ausweitenden Globalisierung der Wirtschaft und der daraus resultierenden, verheerenden Folgen. So entsteht eine gesellschafts- und zeitkritische Arbeit, die fast epischen Charakters ist. In der Ausstellung Happy End. Zukunfts- und Endzeitvisionen der 90er Jahre.“, die 1996 stattfand, war Franziska Megert mit dieser, ihrer bisher größten Installation, Naked Eyes - Die sieben Augen des Lammes (1993/94), vertreten. Sieben Video-Projektionen sind in einem großen Kreis auf der Stirnwand eines verdunkelten Ausstellungssaales angeordnet. Sieben verschiedene Augen, die die Künstlerin im Operationssaal einer Augenklinik gefilmt hatte, bilden den Auftakt zu einem abrupten Übergang vom realen Geschehen in die Fiktion, die nur scheinbar Fiktion ist. In dem Moment, in dem die Augen geöffnet werden, bieten sie dem Betrachter Einblick in alle nur möglichen Katastrophen der Welt und das Elend der Menschen. Es ist, als seien die Sieben Siegel der Apokalypse des Johannes aufgebrochen worden. Es ist, als blicke der Betrachter auf ein zukünftiges Menetekel, auf Unheil, das den Untergang der Welt ankündigt. Stattdessen muss er, je länger er die Bilder betrachtet, begreifen, dass es sich um Fernsehbilder aus der Jetztzeit handelt. Begleitet von Lärm und betäuben7 den Explosionsgeräuschen erblickt er die erschreckenden Dokumente von Sturmfluten, Überschwemmungen, Dürreperioden, kriegerischen Auseinandersetzungen, all den Übeln, die Tag für Tag unsere Nachrichtenprogramme füllen. Nicht apokalyptische Zukunft wird sichtbar gemacht, sondern alltägliches Geschehen, von Menschen gemachte, von der Gesellschaft geduldete Gewalt und Zerstörung. Eigens gefilmte Episoden werden in Naked Eyes mit zitiertem Bildmaterial kombiniert, eine religiöse Legende wird nacherzählt, um die heutige Wirklichkeit, die wir allzu leicht als eine bloße Erzählung wahrnehmen, als Wirklichkeit lesbar zu machen. Vor allem in den Computeranimationen, die Franziska Megert im Laufe der 90er Jahre und bis heute geschaffen hat, werden hunderte von Bildzitaten aneinandergereiht. Bildcollagen in barocker Fülle überwältigen den Betrachter, überfordern das Auge. Wir tauchen ein in virtuelle Räume, deren Wände, Decken und Flure aus einem ununterbrochen vorbei fließenden Bilderstrom zusammengesetzt sind. Für einen dieser Animationsfilme dient ihr als literarischer Vorwurf die Novelle Die Stadt der Unsterblichen von Jorge Luis Borges. Der Text zeichnet sich dadurch aus, dass in einem scheinbar logischen Ablauf Namen, Zeiten, Orte, Ansichten, Ideen, Zitate, Erinnerungen benannt und miteinander verschlungen werden, bis dass die Zeit- und Raumebenen verwischen, vertauscht, von vorn nach hinten verkehrt erscheinen. Jedenfalls hat nichts mehr seine Ordnung. So wie die beschriebene Stadt der Unsterblichen, so gleicht der Text von Borges einem Labyrinth. Labyrinthisch auch das architektonische Konstrukt in dem entsprechenden Video von Franziska Megert. Eine Bilderflut aus einer großen Anzahl von Gebäuden und Plätzen tut sich vor dem Betrachter auf, führt in viele Richtungen, eröffnet immer neue Perspektiven. Wird sichtbar, was verborgen war und was entfernt war, ist in die Nähe gerückt. In rascher Folge weicht ein Raum dem anderen, wechseln die Ebenen, klappen sich immer neue Ansichten auf. Wie in rasender Geschwindigkeit wird der Blick hinein gesogen in die kaleidoskopische Vision einer prächtigen, aber erschreckenden, vom Menschen verlassenen Stadt. Die Kamera fährt durch einen Höhleneingang, durch zahllose Tunnel, über zahllose Treppen, durch riesig wirkende Hallen und durch enge Gänge, die ins Unendliche zu führen scheinen, führt bis hin zu einem leuchtenden Zentrum und durch dies hindurch, bis am Ende all die Mauern einstürzen und die Stadt in Trümmer fällt. Das Labyrinth wird Symbol für den Weg, der durch das Leben in den Tod führt, oder für den Durchbruch ins Unbegehbare, ins Unbewusste. Die bloße Feststellung, Franziska Megert beschäftige sich mit Literatur und mythischen Legenden oder mit der Ikonographie der Kunstgeschichte, reicht hier nicht mehr aus. In all den Computeranimationen über die traditionelle Darstellung der Frau, über Engels- und Teufelsgestalten oder über unsere Vorstellungen von Paradies und Hölle, formuliert sie Begriffe neu und schreibt Kulturgeschichte um, wenn sie zur Montage solcher Filme historisches Bildmaterial verwendet, das sie in Katalogen findet und das ihr in Bildarchiven zur Verfügung steht. Sie zeigt außerdem - indem sie aus unterschiedlichen Zeiten und Stilepochen schöpft - die beliebige Abrufbarkeit des Vergangenen, sie deutet auf die 8 heutzutage schier unerschöpflichen Möglichkeiten hin, Ungleichzeitiges in die Gegenwart zurückzuholen. Die Auswechselbarkeit der Erzählebenen, die Verdrängung eines „Textes“ durch den anderen, die Überlagerung und Vermischung der Bilder, all das, was so typisch ist für die Vorgehensweise der Künstlerin, kann in einem Satz zusammengefasst werden: eine Realität verschlingt die andere. Das heißt nicht weniger, als dass die von Franziska Megert immer wieder eingesetzte Technik mehr ist als eine Methode und bedeutungsmächtiger Auftritt, als ein bloßes Stilmittel. Ohne die eine Wirklichkeit, die der Ideen und geistesgeschichtlichen Überlieferungen, auszuschließen, eröffnet sie einen Zugang zu den anderen, dahinter verborgenen Wirklichkeiten, sowohl den individuellen und kollektiven Ängsten, als auch den tatsächlichen Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sind. 9 VON DER FOTOGRAFIE ZUM VIDEO Fotoserien, Videobänder 11 Rechte Seite: PERSONALITY - SYNTALITY, Videostills Unten : PERSONALITY - SYNTALITY, Eine Serie von 6 Fotos PERSONALITY - SYNTALITY Eine Serie von 6 Fotos Einkanal Video, 18´, s/w, kein Ton, 1981 Zunächst wird ein Porträt gezeigt, das dann mit dem Bild einer zweiten und einer dritten Person überblendet wird, bis 5 verschiedene Porträts sich überlagern. Dadurch ist der Zuschauer nicht mehr in der Lage, zwischen einzelnen individuellen Zügen zu unterscheiden oder die Physiognomie eines Individuums zu erkennen. Was gesehen wird, ist eine neue Persönlichkeit, die der Gruppe (Syntality). Das bedeutet, dass das Ganze andere Eigenschaften aufweist als seine einzelnen Komponenten. Der Charakter einer Gruppe wird durch die Stellung seiner Mitglieder zueinander gebildet, er besteht in der Struktur der Gruppe. Ändert sich eines von ihnen, so verändern sich auch die anderen und damit ändert sich 12 auch das Wesen der Gruppe, in der es existiert. FM Mit der Systematik einer Versuchsreihe werden fotografische enface Porträts von fünf Personen bzw.. Persönlichkeiten (personalities) zu einem Porträt (Gruppenporträt), zur Persönlichkeit der Gruppe, der Syntality übereinander geblendet. Eine neue Persönlichkeit entsteht, das Konterfei der Gruppe. Im Video sind sieben individuelle Portraits life übereinander geblendet. Die leichten unwillkürlichen Kopfbewegungen der einzelnen Personen verändern das Gruppenportraits kontinuierliche und immer wieder neu. Oben: ONTOGENESE, Eine Serie von 13 Fotos Unten: ONTOGENESE, Videostills ONTOGENESE-PHYLOGENESE Je eine Serie von 13 Fotos Zweikanal Video, 18´, S/W, kein Ton, 1981/1982 Wie in der vorhergehenden Arbeit werden in ONTOGENESE und PHYLOGENESE erneut Physiognomien geschickt übereinander gelegt. Das Video ONTOGENESE nutzt unterschiedliche Porträtfotografien des Vaters in unterschiedlichen Lebensabschnitten. Das Video PHYLOGENESE besteht aus sieben langsam übereinander geblendeten einfache Porträts berühmter Persönlichkeiten wie Sokrates, Jesus (Leonardo), Luther, Einstein und die einzige lebende, der Vater der Künstlerin im Alter von 60 Jahren. Durch diesen einen lebend Porträtierten, werden die Videobilder lebendig - wird das Vergangene in der Gegenwart sichtbar. In der Fotoserie fehlt die Bewegung, erst im Video nimmt das Leben Einzug in das Portrait. Im Gegensatz zur ONTOGENESE ist hier der 14 Oben: PHYLOGENESE, Eine Serie von 13 Fotos Unten: PHYLOGENESE, Videostills psychische Stammbaum Grundlage für die Charaktere und für das Kollektiv-Psychische. Die einmalige individuelle Psyche der Menschheit steckt hier in der Verschmelzung der wichtigsten Vertreter, ausgesucht nach einem Zufallsprinzip innerhalb der westlichen Kultur. 15 Oben: TOTENTANZ, Eine Serie von 7 Fotos Rechte Seite: TOTENTANZ, Videostills DEATH DANCE - TOTENTANZ EINE Serie VON 7 FOTOGRAFIEN Einkanal Video, 15´, S/w, Kein Ton, 1982 TOTENTANZ ist ein Essay über das Begreifen und Verstehen dessen, was nicht begreifbar ist und unverständlich bleibt. (FM) Das Video „Totentanz“ 1982, ist eine Allegorie der Gewalt des Todes über das Menschenleben, lateinisch „Chorea Machabaeorum“, französisch „la Danse Macabre“, denn der Tod holt seine Opfer zum Tanz. Bekannt ist das Motiv aus der Renaissance z.B. aus dem Baseler Totentanz oder in Kupferstichen von Michael Wolgemut von 1493. Der Tanz der Gerippe. Der Tod ist Ende, Anfang und Übergang. Bildzentral dominiert ein Schädel, der von einer Figur, die von rechts in der Bildfläche erscheint, an seinen Rändern abgetastet wird. Fast entsteht der Eindruck eines streichelnden Gestus. Die Szenerie wiederholt sich von links. Die Figur tritt 16 alsdann in den Schädel ein und erkundet nun das Innere des Totenkopfes, misst mit ihrem ausgestreckten Körper in langsamen, sanften Bewegungen die Dimension des Schädelraumes, beinahe tanzend macht sie sich mit dessen Innenraum vertraut. In der abschließenden Überblendung ihres Portraits mit dem Schädel wird die Person vom ihm, dem Schädel, dem Tod vereinnahmt. 17 INTRA- UND INTERINDIVIDUELLE UNTERSCHIEDE Zweikanal Video, 3,5´, s/w, kein Ton, 1982 Die Videos INTRAINDIVIDEULLE UNTERSCHIEDER und INTERINDIVIDUELLE UNTERSCHIEDE untersucht Kongruenzen, Similaritäten und Differenzen im Verhalten von Individuen. Am Anfang des einen Videobandes sehen wir die Rückenansicht einer Person, die zwei Worte, «intraindividuelle Unterschiede» auf ein grosses Papierblatt schreibt und dann ins Off geht. Insgesamt wiederholt sie diese Handlung sieben Mal: jedes Mal, wenn sie die beiden Worte erneut schreibt, sind die vorangegangenen Episoden der aktuellen Handlung unterlegt, mit anderen Worten: Alle vergangenen Handlungen und die gegenwärtige Aktion sind gleichzeitig für den Zuschauer beobachtbar. Das andere Band hat dieselbe Struktur, dieselben Über18 Links: INTERINDIVIDUELLE UNTERSCHIEDE, Videostills Linke Seite: INTRAINDIVIDUELLE UNTERSCHIEDE, Videostills blendungen und dieselbe Montage, mit dem Unterschied, dass hier anstelle eines Individuums 7 Personen auftreten, die nun «interindividuelle Unterschiede» schreiben. Einen Handlungsablauf exakt zu wiederholen, scheint nicht möglich zu sein. Jedoch zeigt ein einzelnes Individuum innerhalb repetitiver Verhaltensabläufen minimale Abweichungen. Weit weniger Übereinstimmung ist beim Vergleich von gleichen Handlungen, die von unterschiedlichen Individuen ausgeführt werden, festzustellen. Diese dem Individuum eigene Homogenität ist Teil seiner Einzigartigkeit. In der fotografischen Umsetzung wurden die Schriftstücke übereinander geblendet und ergaben Eindrücke analog zum Video (ohne Abbildung.) 19 VIDEO Bänder, Closed-Circuit Installationen, Skulpturen TRILOGIE I, 1982-1986 SCHWARZ/WEISS - POSITIV/NEGATIV Dass die Unterschiede kaum sichtbar sind und dennoch wahrgenommen werden können, Ereignisse und Perfomances einmalig sind, belegen die minimalistisch angelegten schwarz-weissen Einkanal Videos der ersten Trilogie: PLUS-MINUS, SCHACHMATT und PIANOSOLO FÜR VIDEO. Alle drei Videos gehören zu einer Trilogie, die aus positiv-negativ Überblendungen besteht. PLUS - MINUS Einkanal Video, 6,5´, 1982 PLUS – MINUS, zeigt zwei Personen, die dasselbe Ziel haben, dieselben Handlungen ausführen, genau dieselben Werkzeuge und Möglichkeiten besitzen - ihr einziger 22 Unterschied ist der Blickwinkel. Die beiden handelnden Figuren die wir sehen, sind eine einzige Person, die als ihr positives und ihr negatives Bild auftreten. Die positive (schwarze) Figur schreitet von rechts in den Bildraum und klebt in die Mitte der Wand mit zwei Klebestreifen einen horizontalen und vertikalen Streifen zu einem Pluszeichen. Immer wenn die positive Person eine horizontale Linie über eine vertikale Linie legt und so ein Zeichen in Form eines Plus (+) zu konstruieren versucht, überdeckt die negative (weiße) Person die horizontale Linie mit demselben Material und zerstört so das Zeichen. Am Ende haben die Personen die Ergebnisse ihrer Handlungen aufgehoben und sich selbst durch die Inversion ebenfalls. „Nichts bleibt. (FM)“ PLUS MINUS, Videostills 23 CHESSMATE - SCHACHMATT Einkanal VIDEO, 8´, 1983 Videoskulptur, 1983 In der Videoarbeit SCHACHMATT wird eine Person als positive (farblich schwarze) Figur und gleichzeitig als ihr negatives (farblich weißes) Pendant dargestellt. Sie spielt mit und gegen sich selbst und auf ihre eigene Art und Weise Schach, in dem sie quadratische Felder zu einem Schachbrettboden zusammenlegt und verändert. 24 Oben: CHESSMATE - SCHACHMATT, Videoskulptur in der Ausstellung Stromabhängig, Stadtwerke Düsseldorf, 1984 Linke Seite CHESSMATE - SCHACHMATT, Videostills 25 PIANOSOLO FOR VIDEO EINKANAL VIDEO, 5´, 1985/86 In PIANOSOLO spielt ein Pianist Bach und Rachmaninov*; Gefilmt wurde er dabei einmal mit normalen hell/ dunkel Werten (positiv) und das zweite Mal mit Vertauschung der hell/dunkel Werte (negativ). In der Nachbearbeitung sind Positiv und Negativ überlagert, d.h. in einer Bildabfolge übereinander kopiert worden. Durch die Positiv/Negativ-Überlagerung heben sich die statischen Elemente wie Flügel und Klavierstuhl (beinahe) visuell auf, während die Abweichungen in den Körperbewegungen des Pianisten als intraindividuelle 26 Unterschiede im grauen Feld durch schwarze bzw. weiße “Blitzer” hervorgehoben- werden. *J. S. Bach: Präludium in a-Moll aus Wohltemperiertes Klavier S. Rachmaninov: Prélude op.32, Nr.12, gis-Moll Oben: PIANO SOLO FOR VIDEO, Videostills Rechts: Aufnahmeset im Auditorium der Kunstakademie Düsseldorf für die Produktion von PIANO SOLO FOR VIDEO: Franziska Megert beim Einstellen der Geräte. Eckhard Sobiech am Klavier. 27 TRILOGIE II, 1983-1986 BLAU - ROT - GELB SWEET DRESSING Einkanal Video, Version 1: 3´, Version 2: 3,5´,1 983 16mm Film, 3,5´, 1983 36mm Film, 3,5´, 1983 (lost) Videoskulptur, 1983 In SWEET DRESSING dominiert die Farbe blau. Abstrakte Formen und Bewegungen bauen sich zu einer uns aus dem eigenen Alltag vertrauten Szene auf. Der Bildschirm befleckt sich nach und nach mit unregelmässigen dunklen Flecken. Ein schleierhaftes Rätselbild entsteht vor unseren Augen, evoziert Gedanken und 28 appelliert an Vervollständigung durch unsere eigene Imagination. Nach einer gewissen Zeit lassen die Bewegungen der schwarzen Flecken darauf schliessen, dass ein Mann und eine Frau im Begriff sind, sich zu kleiden; Dazu ertönt der Lärm aus einer Bahnhofshalle, man hört ankommende und abfahrende Züge. Am Ende küssen sie sich und jeder verlässt den Rahmen der Handlung in eine andere Richtung. In der Videoskulptur wird das, was im Video mit den Akteuren in einem blauen Raum geschieht, skulptural nachinszeniert. Zu sehen sind in einem blau inszenierten Raum mit blauem Boden ein auf einem blauen Sockel stehender Monitor, der SWEET DRESSING zeigt, blau bemalte Stühle mit «vergessenen» und verwaisten schwarzen Kleidungsstücken und schwarzen Asseceoirs. Die simulierte und reale Welt vermischen sich. Oben: SWEET DRESSING, Videostills Folgende Doppelseite: SWEET DRESSING, Videoskulptur in der Ausstellung Von der Leere des Raumes, Ratherstrasse 25, Düsseldorf 1984 29 Oben: Videostudio in der Kunstakademie Düsseldorf während der Produktion von OPUSCULUM II Rechts: OPUSCULUM II, Videostills OPUSCULUM II Einkanal VIDEO, 3,5´, 1984 Tänzer: Helga Dürr, Doris Schröder, Birgit Braun OPUSCULUM II, arbeitet mit derselben Technik und ähnlichen Evokationen, wie sie im ersten Teil der Trilogie aufkommen, hier jedoch in einer Bewegungsinteraktion zwischen drei Tänzerinnen. Vor einem weißen Hintergrund tanzen zwei weiß gekleidete und eine schwarz bekleidete Tänzerin. Die beiden weissen Figuren sind vor dem weissen Hintergrund nicht sichtbar, sie werden nur im Kontext zu der dritten “schwarzen” Tänzerin für den Betrachter wahrnehmbar. Wenn die beiden sich vor 32 der schwarzen Tänzerin bewegen, verschwindet die schwarze Figur teilweise, es bleiben nur noch Fragmente von ihr wahrnehmbar. Ein verwirrendes Spiel zwischen dem unablässigen Springen von Figur zu Hintergrund und umgekehrt. Begleitet wird dieses Aufscheinen und wieder Verschwinden von Geräuschen eines Orchesters vor Konzertbeginn: wir hören das Abstimmern der Instrumente und die Stimmen des verhaltene Publikums . CREAZIONE, Videostills CREAZIONE Einkanal Video, 4,5´, 1985 CREAZIONE hat seinen Ausgangspunkt in Michelangelos berühmten Bild “La Creazione dell´ Uomo” in der Sixtinischen Kapelle. Diese Inszenierung ist eine Weiterentwicklung des Themas Schöpfung und Kreativität. Wir erkennen Hände und erahnen Berührung. Die Verschiebung in der Wahrnehmung dessen, was nun zur Hand und zum Raum gehört, spielt mit unserem Sehvermögen. Das stimmige Zusammenspiel von Bild und Ton unterstützt die spannungsbeladene erotische Stimmung. 34 Set für die Produktion von HIEROS GAMOS im Atelier auf der Drakestrasse, Düsseldorf HIEROS GAMOS - SO ERINNERN WIR UNS DENNOCH EINWENIG... Einkanal Video, 7,5´, 1986 HIEROS GAMOS hat eine thematische Nähe zu CREAZIONE. Eine Schattenspiel von iguren, weiblich anmutende Körperteile, Busen als bewegte Berge, Meeresrauschen, geschmeidig schwingende rosa-hellblaue schemenhafte Wesen, alles in weichen, rhythmischen wogenden Bewegungen, wie seichte Schwingungen von Wellen, rufen archetypische Vorstellungen von Transmutation seelischer Prozesse hervor. In dieser sehr poetischen, subtil farbigen Videoarbeit thematisiert Megert die Vereinigung unvereinbarer Gegensätze, die absolute Verschmelzung in einer göttlichen Hochzeit. Das Vereinigungserlebnis, das diesem hochzeitlichen Festen psychologisch und in letzter Linie zugrunde liegt, sind die Umarmung und der erneute Zusammenschluss 36 HIEROS GAMOS, Videostills zweier Seelen, die wieder geglückte Einigung einer scheinbar unheilbar getrennten Zweiheit in der Ganzheit eines Wesens. Diese Einheit umfasst die Vielheit aller Wesen. Für Megert „Sich erinnern an Namenloses, das kaum zu benennen ist, an die Bewegung der Seelen, an den Ursprung der Welt und der Erde, an schattenhafte prä-existentielle Sphären bis zurück zum HIEROS GAMOS. 37 SPEACHLESS HAPPINESS? SPRACHLOS GLÜCKLICH? Closed-Circuit Installation, 1985 Variante 1 Videoinstallation für zwei Ausstelllungsbesucher. In zwei voneinander unabhängigen Ausstellungsräumen sitzt je eine Besucher vor zwei Bildschirmen. Ein Bildschirm zeigt ein spannendes TV - Programm , der zweite Bildschirm zeigt die beiden Besucher sich gegenüber sitzend. Die beiden Betrachter werden je von einer frontal angebrachten Videokamera gefilmt. Ein Bildmischer setzt die Kamerasignale zu einem neuen Bild zusammen, das vorgibt, die beiden Personen würden sich in ein und demselben Raum gegenüber sitzen. Wie reagieren die Betrachter? Werden sie - wie gewohnt - den TV-Film passiv konsumieren, oder ergreifen sie die Möglichkeit, mit der „ihr gegenüber sitzenden Person“ 38 über das zusammengesetzte Live-Bild zu kommunizieren? Variante 2 Videoinstallation für viele Ausstellungsbesucher. Wiederum sind zwei Personen in je einem Raum, die jedoch den Ausstellungsbesucher nicht zugänglichen sind, untergebraucht. Sie betrachten ebenfalls ein von ihnen bevorzugtes TV-Programm, sind jedoch in dieser Anordnung Bestandteil der Videoinstallation. In diesen beiden Räumen gibt es keinen zweiten Bildschirm. Doch auch hier werden die beiden vor dem Fernseher sitzenden Personen von einer Live-Videokamera gefilmt und wie in der ersten Version - über einen Bildmischer zu einem neuen Links: Closed-Circuit Installation SPEACHLESS HAPPINESS in der Kunstakademie Düsseldorf. Linke Seite: Stills aus SPEACHLESS HAPPINESS. Die Bilder der beiden Closed-Circuit Kameras erscheinen in einem einzigen Monitor. Bild zusammengefügt. Dieses neue Bild erscheint nun auf dem Bildschirm im Ausstellungsraum, wo die sich wortlos anstarrenden Personen ein eigenartiges Gefühl im Betrachter bewirken. FM 39 BERN PRESENT - BERN GEGENWART Closed-Circuit Installation, 1990 Projekt für BERN 800 zur 800-Jahr Feier der Stadt Bern in 1991. Mögliche Standorte: Münsterplatz, Zytglogge, Bärenplatz, Waisenhausplatz Eine von Passanten nicht erreichbare, fix installierte, wetterfest verpackte Videokamera und ein Mikrophon registrieren ununterbrochen (Tag und Nacht) das Geschehen auf einem historischen Ort/Platz in der Stadt Bern. Bild und Ton werden nicht aufgezeichnet, sondern direkt per Sender oder durch Einspeisung ins Kabel von den TV-Apparaten empfangen. Ausstrahlung: national. Die rechtliche Verhältnisse sind abzuklären. Zeit: 1991, mindestens 3-4 Monate durchgehend, während der Sommermonate. 40 Verwischung der zeitlichen Dimensionen durch die neuen Medien. Zur Vergangenheit gehört nur dasjenige, was in irgendeiner Form festgehalten wird. Heute gehört schon die Gegenwart zur Vergangenheit, weil sie auf unendlich vielen Disketten, Magnetbändern, Folien und Papieren mehrfach und zur Zeit des Geschehens gespeichert wird. Unser Leben spielt sich in der Vergangenheit ab, die Gegenwart ist verlorengegangen. Das Schweizer Fernsehen wird während des Jahres 1991 unzählige Sendungen über die Geschichte Berns, über deren politische, kulturelle, wirtschaftliche etc. Entwicklung ausstrahlen; Wir erfahren alles über die Vergangenheit. Durch Wechseln auf den Sender Bern Gegenwart” wird die unmittelbare Gegenwart, das “Hier und Jetzt”, das flüchtig und unwiederbringlich ist, gesehen. Es wird nicht nur gesehen, sondern es kann auch an dieser Gegenwart mit gestaltet werden, indem wir den Ort vor der Kamera einfach nur beschreiten, uns dort politisch mitteilen oder kulturell manifestieren etc..., ohne dass von dritter Stelle redigiert werden darf. Der Fernsehzuschauer kann Gegenwart aber auch zur Historie machen, wenn er diese festhält, indem er sie mit seinem Home-Recorder aufzeichnet. Es ist jedoch in diesem Fall sein eigener Entscheid, was er zur Geschichte macht. So produziert und bestimmt er wenigstens einen Teil der Berner Vergangenheit, seiner Vergangenheit. 41 Linke kleine Abbildung: Angezogen von den ästhetischen Bilder, die am Ende des Raumes imposant inszeniert sind, steigen die Besucher die Treppe hoch, nur wenige lassen sich von ihrem zielgerichteten Gang ablenken und drehen sich beim Hochsteigen um. Rechte grosse Abbildung: Detail aus dem Bild oben. UPWARD, FORWARD, BACKWARD Closed-Circuit Installation, 2006 Auf Einladung des CLAUDIO MONTEVERDI-Festival in Vernona / Italien, 2007 wurde diese Installation geplant. Wir lieben ein problemloses Leben. Reichtum, Fortschritt, Komfort, Wellness und Schönheit sind uns wichtig, sind umwegslos erstrebenswert. Wir unterdrücken den Gedanken an unsere Sterblichkeit. Wir wollen nicht wahrhaben, dass jeder Krieg ein globaler Krieg ist. Wir gewöhnen uns an schreckliche Nachrichten. Wir wollen den uns umgebenden Horror und die unzähligen Bedrohungen nicht wahrnehmen. Beschreibung der Installation: Die den Raum betretenden Besucher steigen die Treppe 42 Unten: Modell des Ausstellungsraumes Closed-Circuit Kamera Projektion über dem Eingang Projektion am Ende des Raumes Besucher Besucher Eingang mit schwarzem Vorhang Exit Rechte kleine Abbildung: Blick zurück zum Eingangsbereich des Ausstellungsraumes auf die Projektion mit bedrohlichem Inhalt. Nur die aufmerksamen Besucher erkennen die Bedrohung. Die meisten laufen gerade aus Richtung Spektakel. Rechte grosse Abbildung: Detail aus dem Bild oben. hoch; Sie werden von den wunderbaren, farbenfrohen riesigen Projektionen am Ende des langen Raumes angezogen, wo Claudio Monteverdi’s “Orphée aux enfers” ertönt. Einige der Besucher - aus welchem Grund auch immer drehen sich auf der Treppe um und schauen rückwärts. Die Projektion über dem Eingang zeigen die Bilder eines Kontrollmonitors für Nachtaufnahmen. Ein Fadenkreuz legt sich über einige der von der closed-circuit Kamera gefilmten Besucher auf der Treppe. Offensichtlich zielt ein Unbekannter auf einige Menschen auf der Treppe. Die zurückblickenden erschrecken, die anderen laufen ahnungslos in Richtung Anziehungspunkt. 43 Ganz unten rechts: Modell für die Videoskulptur BED OF ROSES, 1985, 25 x 20 x 6 cm, Holz, Laserprint auf Papier. Unten: BED OF ROSES im ARD-Studio Berlin, mit Interviewer und Franziska Megert, 1991. BED OF ROSES - ROSENBETT Videoskulptur, 1986 Ein Drittel und mehr der Lebenszeit verbringt der Mensch in unserem Kulturkreis im Bett. Wir geben uns wenig Rechenschaft darüber, was sich an diesem Platz alles abspielt. Die Videoinstallation zeigt ein Bett, das aus sechzehn Monitoren konstruiert wurde, die eine Vielzahl von möglichen Aktivitäten an diesem Ort simulieren. Gleichzeitig sind verschiedene, zum Teil auch konträre Handlungen wahrnehmbar, z.B. Geburt/ Sterben, Liebe/ Hass, Lust / Unlust, Lachen/ Weinen... ein paradoxer Ort. Auf Rosen gebettet ist ein provozierendes Objekt. Das Bett ist für uns eine der wenigen Konstanten, die wir heute noch kennen. Hier spielt sich mehr wirkliches Leben ab, als an vielen anderen Orten. Und doch ist das Bett ein meist verdrängter Ort. Die Videobänder in den 44 Recht Seite: Videoskulptur BED OF ROSES in der Ausstellung ART WARE, Cebit, Messe Hannover, 1986. Von links nach rechts: David Galloway, Franziska Megert, Interviewer. Unten: Videostudio im Folkwang Museum Essen während der Aufnahmen von BED OF ROSES mit dem Assistenten Christian Kronenberg. 16 Monitoren zeigen die Vielfalt, die das Leben an diesem Ort bietet. Das was wir geneigt sind zu verdrängen, wird uns hier bewusst gemacht. Bild und Ton geben kaum eindeutige Hinweise über ein spezifisches Geschehen, sie lassen nur Assoziationen und Vermutungen aufkommen und provozieren ein Nachdenken über den paradoxen Platz Bett. Folgende Doppelseite: BED OF ROSES Kunstverein Freiburg, Deutschland, 1989 45 Links: Videoskulptur SIT-IN in der Ausstellung FORUM, Messe Hamburg, 1987. Rechte Seite: Videoskulptur SIT-IN mit Besucher in der Ausstellung ART WARE, Cebit, Messe Hannover, 1987. Rechts: Set für SIT-IN im Videostudio der Kunstakademie Düsseldorf, 1987. Unten: Entwurf (Collage) für Die Videoskulptur SIT-IN, 70 x 70 cm. SIT-IN Videoskulptur, 1987 Zehn Stühle stehen in einer elliptischen Anordnung zueinander. In fünf Stühlen ist jeweils im Sitz und in der Rückenlehne ein Monitor eingebaut. Die fünf gegenüber aufgestellten, restlichen Sitzplätze sind - abgesehen von einem visuell simulierten Monitoreinsatz - identisch gebaut. Sie sind eine Sitzgelegenheit für die Zuschauer. In jedem der fünf Monitor-Stühle sieht der Betrachter im Maßstab 1:1 je eine virtuelle Person sitzen. Zum Teil interagieren diese virtuellen Personen untereinander und sie wenden sich ebenfalls an die physisch anwesenden Personen (Zuschauer). Es entsteht eine Verwirrung durch die Verschiebung der Realitätsebenen. Wer ist real und wer nicht? 48 Folgende Doppelseite: Videoskulptur SIT-IN mit Besucher in der Ausstellung Skulpturale Ereignisse, Kunsthalle Düsseldorf, 1991 49 Unten: TUNNEL, Zeichnung, 1988. TUNNEL Videoinstallation, 1988 Wir sind umgeben von Bildschirmen, hermetisch von der nichtelektronischen Welt mit aus elektromagnetischer Energie gebildeter Information abgeschirmt, eingeschlossen vielleicht ähnlich einer denkbaren ins 20. Jahrhundert transportierten Höhle Platos. Geben wir uns mit der elektronischen immateriellen Welt zufrieden, indem wir ihre Existenz als unveränderte, alt bekannte Realität annehmen und in ihr die gewohnten, Jahrtausende alten Reaktionen und Träume beibehalten, als könnten oder wollten wir nicht wirklich differenzieren? Wird auch hier die Suggestion des Fiktiven, das seine eigene Realität und Ordnungsprinzipien hat, in die Macht des Faktischen verwandelt, wie wir dies in den „einfacheren Höhlen“ - unseren Kabelfernsehzimmern - weitergehend schon gelernt 52 Oben: TUNNEL, Collagen, je 31 x 42 cm, 1988 Von links nach rechts: TUNNEL-SKY, TUNNEL-FIRE, TUNNEL-WATER, TUNNEL-RAIN. haben? Inmitten einer elektronischen inszenierten Feuerbrunst beginnen wir zu schwitzen, fühlen wir uns physisch bedroht oder verspüren wir ein Wohlgefühl, hervorgerufen durch die Gewissheit, ohne jeden Aufwand eine lebensgefährliche Situation zu (üb)erleben? Schweben wir in einem synthetischen Wolkenmeer, erfüllen wir uns eher den Traum der Schwerelosigkeit und des Fliegens als dass wir uns in den Angstzustand des Aufprallens auf eine harte Oberfläche versetzen? Ziehen wir diese elektronische Bilderwelt der anderen, greifbaren Welt sogar vor, weil diese vielleicht konfliktfrei und gefahrlos zu „leben“ ist? Wir können eine nichtgegenständliche, simulierte und perfekt manipulierte Welt erschaffen, deren Suggestionskraft uns zu dem Endstadium der vollkom- menen Symbiose Mensch-Maschine hinführen könnte, in dem wir wunschlos, traumlos und indifferent sind. Oder gelingt es uns doch, zwischen den verschiedenen Wirklichkeiten zu differenzieren und deren Spannungsbogen zu ertragen und zu erleben? FM 53 Plan für die Geräte-Platzierung: Jeder Monitor ist im Uhrzeigersinn um 90° gedreht. Dimension der Skulptur: ca. 150 x 200 x 80 cm. Die schwarze Kiste hinter jeder Stele dient der Unterbringung der Abspielgeräte. 200 cm 10 - 30 cm 120-150 cm TRILOGIE III, 1989 - 1993 KÖRPER-DEKONSTRUKTIONEN 3 Videoskulpturen 54 Die drei Videoskulpturen verfügen über den gleichen Aufbau: Zwei Stelen aus drei aufeinander gestapelten Monitoren. PLAYING WITH FIRE - DAS SPIEL MIT DEM FEUER, 1989 Allen gemeinsam ist dieselbe Videotechnologie. Die sechs Darsteller habe sich nach einem genauen Skript bewegt, so dass z.B. durch zeitgleiches entgegengesetztes Bewegen des Kopfes janusköpfige Gestalten entstanden oder durch Dreheungen nur des einen Körpers der schwarze Hintergrund sich in den unbewegten Körper einfraß. Alle Bewegungen sind verlangsamt, um den Figuren eine statuarische Präsenz zu verleihen. Entwurf für die erste Videoskulptur der Trilogie: 2 Laserprint - Collagen, je 70 x 24 cm, 1989. Darsteller: Junger Mann und junge Frau. Fragmentierung der Körper über die Stanze „Feuer“. Ton: Loderndes Feuer. ARACHNE-VANITAS, 1991 PHILOMEN & BAUCIS, 1992/93 Entwurf für die zweite Videoskulptur der Trilogie: 2 Laserprint - Collagen, je 70 x 24 cm, 1991. Entwurf für die dritte Videoskulptur der Trilogie: 2 Laserprint - Collagen, je 70 x 24 cm, 1992 Darsteller: Alte Frau und junge Frau. Fragmentierung der Körper über die Stanze „krabbelnde Spinnen“. Ton: Grillengezirpe. Darsteller: älterer Mann, ältere Frau. Fragmentierung der Körper über die Stanze „vom Wind leicht durcheinander gewirbelten Grashalme“. Ton: Geräusch von aneinander reibenden Grashalmen. 55 Links: Still aus dem obersten Monitor der Videoskulptur PLAYING WITH FIRE Rechte Seite: Videoskulptur PLAYING WITH FIRE in der Galerie Wilfried von Gunten, Thun, 1992 Unten: Entwurf für die Videoskulptur PLAYING WITH FIRE 2 Laserprint Collagen, je 70 x 24 cm, 1989 PLAYING WITH FIRE - DAS SPIEL MIT DEM FEUER Videoskulptur, 1989 Die beiden Körperabbilder – einer jungen Frau und eines jungen Mannes - werden von den Begrenzungen der Bildschirme durchschnitten, sie sind gewissermaßen in Teile zerlegt. Oben sind Kopf und Brust, in der Mitte Bauch bis Oberschenkel, unten Unterschenkel und Füße zu sehen. Jeder der 6 Monitore wird von je einem Videoband gespeist. Die Körperteile sind unterbrochen, zergliedert, ergeben dennoch ein Ganzes, Vollkommenes. Ihre Erscheinung wandelt stetig, denn Flammen brennen in den Körpern. Die Flammen operieren wie eine Stanze, in der einen Stele brennt der Mann in der Frau, in der anderen lodert die Frau im Mann. Das durch die Wirkung des Feuers zerfranste Körperbild der Frau wird in das Körperbild des Mannes hinein gebrannt. Beide 56 Einkanal Video PLAYING WITH FIRE OR THE FIRE-EXAMINATION, 4,5´, 1989, ein Entwurf für die Videoinstallation PLAYING WITH FIRE. Körper verschmelzen partiell und flüchtig miteinander, um dann sofort wieder getrennt neu und unablässig sich zu wandeln. *Jean Luc Nancy schrieb in dieser Zeit, 1994 zu dem in der Kunst vorherrschenden Trend der Fragmentierung: „Fragmentierung, Zerstückelung, Erschöpfung, Verräumlichung, Exponierung erreichen zweifellos heute ihre äußersten Grenzen. Wir haben so viel fragmentiert, zerfranst, zerknüllt, zerknittert, zermürbt und zerkleinert, wir haben so viele Grenzen überschritten ... Sein Äußerstes, sein Ende, erfährt das Fragment erst, wenn es sich in sich selbst versammelt, wenn es seine unscharfen Enden sozusagen in sich selbst wieder einfaltet und 58 einholt, wodurch eben seine Bruchstückhaftigkeit eine Konsistenz wieder gewinnt und zu einer Art von Autonomie gelangt. Das Abgebrochene münzt nun seine Endlichkeit - sein Unterbrochensein, sein Unvollkommensein in Fertigkeit um. In ihr erfahren Bruch und Zergliederung eine Kontingenz, die als solche und dank ihrer singulären Abgetrenntheit die Stellung des Absoluten erhält. Diese Art, Absolutes dem Relativen zu entlocken und in der Abgetrenntheit Vertrautheit zu erlangen, ist in der romantischen Auffassung des Fragments vorprogrammiert. Wenn Friedrich Schlegel das Fragment mit einem »lgel« verglich, dann um ihm die ganze Autonomie, die ganze Abgeschlossenheit und die ganze Aura des »kleinen Kunstwerkes« zu geben. Die Fragmentierung ist die - Folgende Doppelseite: Videoskulptur PLAYING WITH FIRE in der Ausstellung SKULPTURALE EREIGNISSE, Kunsthalle Düsseldorf, 1991 allerdings a-syntaktische - Transitivität des Seins. Mit Fragment kann also hier nicht etwa ein Reststück gemeint sein, das von einem zergliederten oder zerstückelten Ganzen abfällt, sondern das Bruchstück von dem, was weder immanent noch transzendent ist. Es geht hier nicht um Fall, Weg- und Abfall, und noch weniger um einen Untergang, sondern um das uns zugefallene Stück, d.h. um das Geschehnis und Vorkommen, um das uns zuteil Gewordene, um eine Zuteilung, die gleich Verteilung, Zuweisung und Übergabe ist - ein Transfer, in dem ein Ablauf zur Entfaltung kommt. Fragment ist das zu-Teilgewordene Sein. Ab-Fall, Müll, Reststücke, Verstückelung und Zerfetzung, Schrott, Splitter, Exkremente: Hier schwankt die Kunst zwischen ihrem eigenen Verfall und einer Zukunft ihrer eigenen Zuteilung. Zwischen Versagen und Chance beginnt noch einmal die Kunst.“ In dieser Videoskulptur wird das Feuer zur Metapher für die Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Das Feuer ist gleichzeitig Reinigung und Erneuerung, ist Unvollkommenheit und Vollkommenheit, ist Bedrohung, Zerstörung und Wiedergeburt. *Jean-Luc Nancy: Die Kunst - Ein Fragment. In: Jean-Pierre Dubost (Hg.): Bildstörung. Gedanken zu einer Ethik der Wahrnehmung, Leipzig: Reclam 1994, S.170-184. 59 Rechte Seite: Videoskulptur ARACHNE-VANITAS in der Galerie Wilfried von Gunten, Thun, 1992 Ganz unten: Entwurf für die Videoskulptur ARACHNE-VANITAS Laserprint Collagen, je 70 x 24 cm, 1990 Unten: Von links nach rechts: Die zwei Schauspieler Viktoria M. und Eva Ebner mit Franziska Megert im Studio der Kunstakademie Düsseldorf ARACHNE-VANITAS Videoskulptur, 1991 Im Ineinanderweben der Bilder einer alten und einer jungen weiblichen Gestalt in ARACHNE-VANITAS verlieren diese ihre konkrete Körperlichkeit, wird ihre physische Vergänglichkeit betont. Der »Vanitas«-Gedanke weist vor allem im Barock auf die Scheinhaftigkeit allen Seins. Zugleich spielt die Arbeit auf den antiken Mythos der Arachne an, einer geschickten Weberin, die sich ein Liebesabenteuer der Göttin Athene als Motiv einer ihrer Handarbeiten wählte und von ihr für diesen Hochmut zur Strafe in eine Spinne, ein scheinbar alterloses Tier, verwandelt wurde. In der Videoskulptur Arachne-Vanitas geht es um die Paradoxie, um die Gleichzeitigkeit des Anderen; um das, was nicht ist, nie sein wird und immer schon vorhanden 62 Einkanal Video ARACHNE-VANITAS, 4´, 1991, ein Entwurf für die Videoskulptur ARACHNE-VANITAS war. Mit anderen Worten: Was differenziert nach Vollendung verlangt, reflektiert zugleich seinen potentiellen Untergang. Der alte Körper und der junge Körper werden zu einem einzigen Körper, der weder alt noch jung ist und dadurch und auch durch die Immaterialität des Videobildes seine Materialität verliert. Das Körperhafte transzendiert ins Immaterielle, wird auf die psychisch-geistige Ebene verschoben, wo sich der Mensch als paradoxes Wesen darstellt: seine Sehnsucht nach und die Furcht vor dem Unbekannten: Ewigkeit und Tod. Beides ist dasselbe und schließt sich gegenseitig aus. Die Vergänglichkeit, die die Ewigkeit sucht und die Ewigkeit, die sich nach der Vergänglichkeit sehnt. Zahlreiche Mythen und Sagen aus unterschiedlichsten 64 Gegenden und Zeiten schaffen eine dualistische Auffassung vom Wesen der Spinne: Sie ist ein böser Dämon, sie bringt die Pest, wird im Kontext mit dem Tod gesehen, gilt aber selbst als unverletzlich; sie ist zugleich Schöpferin und Schutzgeist, dient als Heilmittel in der Volksmedizin und in einigen Gegenden als Geburtshelferin. Spinnen verwandeln sich in Jungfrauen, gute Feen, in Dämonen und Vampire. Sehr alt ist die Vorstellung der Verwandlung weiblicher Wesen in Spinnen (Arachne). Die junge Lydierin, Tochter des Idmon von Kolophon, war in ganz Lydien wegen ihrer Kunstfertigkeit am Webstuhl bekannt. Sie rühmte sich, sie könnte sich in ihrer Kunst sogar mit Athene, der Göttin des Handwerks, messen. Athene besuchte das Mädchen in Gestalt einer alten Folgende Doppelseite: Videoskulptur ARACHNE-VANITAS, SAMUEL BECKETT Symposion, Eingangshalle des Schauspielhaus Düsseldorf, 1993 Frau und warnte sie vor den Gefahren einer solchen Anmaßung. Als Arachne diesen Rat verschmähte, zeigte sich die Göttin in ihrer wahren Gestalt, und ein Wettstreit begann. Die Göttin wob verschiedene Legenden, in denen Menschen von den Göttern wegen ihrer Anmaßung bestraft worden waren. Arachne bildete als Gegenstück einige Skandale aus dem Olymp fehlerfrei nach. Athene hatte sich zunächst nur über die Prahlerei des Mädchens geärgert. Als sie aber merkte, dass Arachnes Geschick tatsächlich ihrem eigenen nicht nachstand, geriet sie in Wut, riss das Webstück des Mädchens in Stücke und begann, sie mit ihrem Weberschiffchen zu schlagen. Arachne konnte die Bestrafung nicht verwinden und erhängte sich. Zur Vollendung ihrer Rache verwandelte die Göttin ihre Rivalin in eine Spinne, aber die Begabung des Webens blieb ihr unvermindert erhalten. (Ovid, Metamorphosen 6,1-145) 65 Videoskulptur auf Reisen Jochen Saueracker Die Videoinstallation Arachne-Vanitas von Franziska Megert war Teil der Ausstellung “Videoskulptur in Deutschland seit 1963“, ein Projekt vom ifa, dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart. Die von Wulf Herzogenrath zusammengestellte Ausstellung bereiste in den zwölf Jahren - von 1994 bis 2006 28 Länder und wurde 36 mal gezeigt. Mancher Autohersteller würde seine Produkte stolz bewerben, hätten sie einen solchen Langzeittest bestanden. Die Akzeptanz von Videokunst ist innerhalb dieser Zeit erheblich gewachsen und sie ist sowohl in die Galerien wie auch in die privaten, öffentlichen und Corporate Sammlungen eingezogen. Fragen nach ihrer Haltbarkeit werden diskutiert, sie sind aber kein Grund mehr, mediale Kunstwerke nicht in eine Ausstellung oder Sammlung aufzunehmen. In die zwölfjährige Zeitspanne, in der ich die o.g. Ausstellung auf ihrer Reise betreute, fallen viele Entwicklungen technischer, künstlerischer oder soziokultureller Natur. Eine Frage, die in den zwölf Jahren bei Presseterminen oder Eröffnungen oft und unverändert gestellt wurde, war die Frage nach der Bedeutung des Wortes “Videoskulptur“. Die Ausstellung mit ihren überwiegend auf Monitoren basierten Arbeiten lieferte ausreichend Anschauungsmaterial für diesen neuen Begriff “Videoskulptur“. Dessen geschickte Zusammensetzung aus den Worten “Video“ und “Skulptur“ half in vielen Momenten die Ausstellung im Kunstkontext zu verankern. Doppelseite aus dem Sunday Stundard Magazine Hongkong, February 21/995, anlässlich der Ausstellung Video-Skulptur in Deutschland seit 1963 im Hongkong Art Center. Die beiden Abbildungen von der Videoskulptur Arachne-Vanitas sind digital zensiert. 66 Der Begriff “Skulptur“ ist v.a. dadurch berechtigt, weil die Arbeit zu ihren medialen Inhalten sich auch immer aus physischem Material zusammensetzen. Franziska Megerts Arbeit Arachne-Vanitas veranschaulicht diesen Aspekt sehr gut. Die drei übereinander gestellten Monitore ergeben in ihrer Höhe die Größe einer menschlichen Figur und haben auch das entsprechende Volumen, um dem Gesamtbild eine körperliche Präsenz zu verleihen. Dieser Aspekt gelang in der Arbeit so gut, daß er zuweilen von der Komplexität der Arbeit ablenkte. In Kiev konnte ich nur durch den Verweis auf Franziska Megerts, zum Glück in allen Sprachen femininen Vornamen einen Angriff zweier Künstlerinnen abzuwehren, die Rechenschaft verlangten, ob der für Sie offensichtlichen, chau- vinistischen Bloßstellung des weiblichen Körpers. Diese sehr aggressive Attacke blieb in ihrer Art die einzige. Für viele Museumsmitarbeiter waren die Bilder ungewohnt und entwickelten eine Anziehungskraft, die sich in Staunen und Gesprächen ausdrückte. Es kam vor, daß während des Ausstellungsaufbaus die der Arbeit gegenüberliegende Wand bis zu fünfmal gestrichen wurde, wobei der Anstreicher weniger auf seine eigene Arbeit als auf die Monitore schaute. Subtiler war der in allen Kontinenten wiederkehrende Wunsch der Fotografen, daß sich der anwesende Kurator für das Foto nach der Pressekonferenz zwischen den zwei Monitorsäulen aufstellen sollte. Anfang der 90er Jahre hatten die technischen Möglichkeiten für Künstler, mediale Arbeiten skulptural umzusetzen, einen gewissen Höhepunkt erreicht. Die Technik der Bildplatte erlaubte es, Arbeiten ohne sich zurückspulende Bänder und den dabei unvermeidlich währenddessen leeren Mattscheiben zu erstellen. Qualitativ hochwertige Monitore waren nicht mehr nur professionellen Videoproduktionen vorbehalten. Die Kosten für gute Monitore waren zwar hoch, aber sie bewegten sich innerhalb der Möglichkeiten, die künstlerischen Projekten gegeben waren. Rückschauend lassen sich bestimmte Sony MonitorModelle vielleicht mit Marmor aus Carrara vergleichen. Leider ist dieser “Marmor“ von Sony selten geworden. Das Ende der Produktion von Bildröhren ist abzusehen. Damit wird auch Künstlern nicht mehr das elektronische Bild, das in dem Körper einer Bildröhre entsteht und sich an ihrer Mattscheibe abzeichnet, zur Verfügung stehen. Die Bilder der kommenden Videokunst werden mit der flachen Scheibe vorlieb nehmen müssen, die perspektivische Tiefe ihrer Bilder wird Illusion bleiben und nicht mehr von dem Körper der Bildröhre unterstützt. dieser einzelnen Informationen. Als die Ausstellung in ihrem letzten Jahr, 2006, in Indien gezeigt wurde, lief als begleitendes Programm ein Workshop über das Erstellen von Videofilmen mit dem Mobiltelefon. Die technische Entwicklung läuft stetig weiter und hält nur für begrenzte Zeit ein Fenster geöffnet, das es erlaubt, auf die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Geräte zuzugreifen. Im Zuge des immer schnelleren technischen Wandels wird dieses Fenster kleiner. Für Nam June Paik war es nach dreißig Jahren noch möglich einen Fernseher zu einem “Zen for TV“ umzubauen. Das erste “Zen for TV“ entstand 1963, 1993 gab es noch Fernsehgeräte, die den gleichen Eingriff zuließen. Fünf Jahre später wurden entsprechende Geräte nicht mehr hergestellt. Ob und wie man die Filme, die heute in einem Mobiltelefon erzeugt werden, in dreißig Jahren anschauen wird, ist nicht vorauszusehen. Sicher ist jedoch, daß dies ein globales Problem sein wird. Die Verfügbarkeit der Technik erlaubt es heute auch mit einfachsten Mitteln, Videobilder zu erstellen und mit dem Mobiltelefon und dem Computer weiter zu verbreiten. Die digitale Revolution hat diese Möglichkeiten in alle Länder der Welt getragen - unabhängig ihrer ökonomischen und sozialen Entwicklung. Jedoch wird man dort nie auf die Materialien der von uns unter dem Begriff “Videoskulptur“ subsummierten Kunst zurückgreifen können. Die entsprechenden Geräte standen nur für eine recht kurze Zeit zur Verfügung. In diesem Zeitraum entstand die Videoinstallation Arachne-Vanitas , und sie ist Teil eines Gipfels in der Entwicklung der medialen Kunst. Weit mehr beschreibt dieser Schritt auch die Weiterentwicklung von der analogen zur digitalen Bildtechnik. Das elektronische Bild ist nicht mehr ein Signal, das sich in Wellen und Amplituden über einen Zeitverlauf beschreiben läßt sondern ein nummerischer Wert an einem bestimmten Punkt. Ein Videofilm ist eine Aneinanderreihung 67 Links: Videoskulptur PHILEMON & BAUCIS, (Version 1) Rechts: Videoskulptur PHILOMEN AND BAUCIS (Version 2) Unten: Entwurf für die Videoskulptur PHILEMON & BAUCIS, Laserprint Collage, 70 x 24 cm, 1991 PHILOMEN & BAUCIS Videoskulptur 1992-93 Durch die schnelle Bewegung der raschelnden Halme verschmelzen die beiden Leiber miteinander, und der Eindruck eines fiktiven doppelgeschlechtigen Gegenübers entsteht. Diese synthetisierten Gestalten geben keine Sekunde vor, etwas anderes zu sein als „Kunstfiguren“. Ihre Bewegung ist reduziert auf das Statuarische, was den Eindruck des Skulpturalen verstärkt. Die Metamorphose von Philemon und Baucis in die mythischen Bäume ruft im Betrachter archetypische Bilder wach, die hier dem Kernpunkt der Ovidschen Erzählung entsprechen und doch Bezüge zu den Veränderungen in der Gegenwart aufbaut. 70 71 NOT I Videoinstallation (Projektionen), 1993 Die Person baut sich ihre Existenz im Beckett´schen Sinne über die Sprache auf. In NOT I ist die Existenz eine paradoxe. Die nackten Körper einer alten und einer jungen Frau werden über ihre Sprache – sie erzählen ihre eigene Geschichte oder rezitieren Becketts NOT I - (visualisiert über die Amplitude und die Frequenz ihrer Stimmen) sichtbar und über die Teilung der Frequenz in zwei Hälften (durch die hohen Töne wird die junge Frau, durch die tiefen Töne die alte Frau gesehen), die jedoch in dem projizierten Video zusammengefügt (gestanzt) werden, ineinander verwoben. 72 Wird laut gesprochen sind die Körper „anwesend“ (Amplitude!); Verringert sich die Lautstärke der Stimmen, ist von den Personen wenig wahrnehmbar, sie sind kaum erkennbar; Gibt es kurze Pausen oder ist der Text zu Ende gesprochen, existieren die durch die Sprache konstruierten Körper nicht – nur ein dunkler Raum bleibt erkennbar. Durch Variation der Tonhöhe kann die Sprecherin den älteren bzw. den jüngeren Körper hervorheben, durch eine normale Stimmlage sind beide Körper mehr oder weniger zu gleichen Teilen sichtbar. Oben: Videoinstallation NOT I, Version 1: Mit zwei Projektionen. Links Seite: Entwurf für die Videoinstallation NOT I, Laserprint Collagen, je 70 x 24 cm, 1993 Version 1: Zwei Collagen. Version 2: Eine Collage 73 Rechts: OFF, Videostills Rechte Seite oben: Detail der Videoskulptur OFF Rechte Seite unten: Entwurf für die Videoskulptur OFF OFF Videoskulptur, 1989 Einkanal Video, 2´. 1989 Das Videoband OFF zeigt das Bild, welches wir im Moment des Ausschaltens des Fernsehgerätes sehen. Diese flüchtigen Augenblicke sind einige hundert Male hintereinander geschnitten. Im digitalen Zeitalter werden maschinelle Beschleunigung und Geschwindigkeit in dem Masse ansteigen, so dass, bevor das Spektakel auf dem Bildschirm anfängt, es bereits schon beendet ist, ausgeschaltet wird. Virilio beschreibt diesen Moment als Destabilisierung der zeitlichen Dimension durch den Rausch der Geschwindigkeit und die Faszination der Beschleunigung, eine neue Ästhetik, wo Konstanz und Kontinuität aufgehoben sind - „Die Ästhetik des Verschwindens“. In der Videoskulptur wird OFF als Endlosband in einem vergoldeten Monitor gezeigt. Er steht auf einem schwar74 zen Sockel in einem dunkeln Raum, beleuchtet von Spotlampen, und ist quadratisch umrandet von weißen Kordeln abgesperrt. Der vergoldete Monitor kann der letzte Gegenstand unserer Bewunderung und Anbetung sein, unser letzter Mythos. Das „Bild“, welches durch das Ausschalten des Fernsehapparates auf dem Bildschirm für den Bruchteil einer Sekunde entsteht, wird als ein in sich zusammenfallendes weißes Licht-Rechteck wahrgenommen oder bei anderen Apparaten als ein weißer, vertikaler Lichtschlitz identifiziert. Dieses Licht ist ein unbeabsichtigtes technisches Artefakt, es macht keinen Sinn, ist doch da und tritt immer nach dem „Ausschalten des TV-Gerätes“ auf. (Ab den frühen 90er Jahren wurde es technisch möglich, das Restlicht während der Auflösung des Magnetfeldes zu unterdrücken). Weil dieses Artefakt kein Fernsehsignal ist – mit anderen Worten keine Information enthält, war es nicht möglich, dieses mit dem Videorecorder aufzuzeichnen. Mit der Videokamera konnte man das Licht abfilmen und auf Band aufzeichnen. Über den Weg der Umwandlung in ein elektronisches Signal konnte ich dem LICHT habhaft werden. Jedes Videosignal enthält jedoch auch immer Information - in diesem Zusammenhang eine NICHT-INFORMATION – eine Information, die aus keiner Information entstanden ist. Mit den hintereinander geschnittenen Lichtblitzern entstand ein Video aus NICHTINFORMATION. Es besteht aus Enden nach dem Ende. FM. 75 CROSS-EXAMINATION Videoskulptur, 1991 Einkanal Video, 6,2’, 1991 Die Videoinstallation KREUZVERHÖR, 1990/91, bezieht sich auf eine politische Rede von Friedrich Dürrenmatt, “Die Schweiz - ein Gefängnis”, die er am 22. November 1990 anlässlich der Verleihung des Gottlieb-Duttweiler Preises an Václav Havel gehalten hat. In dieser Rede (und in seinem ganzen Werk) empfindet Dürrenmatt den Menschen als paradoxes Wesen. Er sieht die Schweiz als prosperierendes Gefängnis der Neutralität, in das die Schweizer frei als Gefangene geflüchtet sind. Da ist jeder Gefangene sein eigener Wärter, der sich selbst, seine eigene Freiheit, das Bankgeheimnis, das Kapital und die Konsumkultur bewacht. Die Gegensätze Freiheit – Unfreiheit in einem Symbol für das Land vereint. Jetzt schicken wir uns an, “die angebliche Gefängnis76 gründung vor siebenhundert Jahren zu feiern ... nun wissen wir nicht, was wir feiern sollen, das Gefängnis oder die Freiheit. Feiern wir das Gefängnis, fühlen sich die Gefangenen gefangen, und feiern wir die Freiheit, so wird das Gefängnis überflüssig. Weil wir aber nicht ohne Gefängnis zu leben wagen, werden wir wieder einmal unsere Unabhängigkeit feiern, denn im unabhängigen Gefängnis unserer Neutralität ist es von außen für niemand auszumachen, ob wir gefangen oder frei sind.”* *In “Kants Hoffnung” Friedrich Dürrenmatt, Diogenes 1991. Oben: CROSS-EXAMINATION, Videoskulptur in der Ausstellung HeldIn Kunsthaus Glarus, 1991, mit Franziska Megert. Links Seite: CROSS-EXAMINATION, Videostills Links: Entwurf für die Videoskulptur CROSS-EXAMINATION: Linker Monitor: Endlose Vervielfältigung von weissen Kreuzen. Rechter Monitor: Die hinter einem Gitter flatternde Schweizer Fahne. 77 THE PYROPAINTERS DIE PYROMALER Einkanal Video, 4´, 1990 DIE PYROMALER, 1990, belegen die Geschichte eines traditionellen Bildes, wie sie seit Jahrhunderten abläuft: von der weißen Leinwand über den Farbauftrag zur Hängung und Inauguration - mit Goldrahmen, wild und manisch der heutigen Mode entsprechend. Eine Tradition, die von der digitalen Technologie eingeholt wird. Die neuen Bilder sind ins Bild gesetzte Kalkulation, vom Computer generiert, sie sind transitorisch, haben keine Geschichte und niemand kann sie besitzen. Die Fotografie hat die Malerei verändert; heute jedoch entzieht sich die zeitgenössische Malerei der Irritation durch die neusten Medien. 78 Links: PYROPAINTERS, Videostills Rechts Seite: PYROPAINTING, eine Projektion PYROPAINTINGS Variable Videoinstallation (Video Projektionen), 10’, 1990-93 Pyropaintings sind Projektionen von computermanipulierten Realaufnahmen von Feuer, multimediale Malerei. Die unaufhaltsam sich verändernden „hingeworfenen“ Farbstrukturen weisen – wie die Wilde Malerei der 80er Jahre und die Feuermalerei der 60er Jahre - Experimente des Zufalls auf. Die bewegten, stark farbigen Grossprojektionen wirken wie animierte „schnelle Malerei“ auch durch ihre serielle Anordnung auf der Wand. 80 PYROPAINTINGS im Ausstellungsraum. Videoinstallation mit 10 Projektionen. PYROPAINTINGS im öffentlichen Raum. Videoinstallation mit 5 Projektionen. 81 Videoskulptur HEPHAISTOS: In der Eingangshalle steht die bis auf 13 Monitore abgebaute Videowand. Entwurf für die Videoskulptur HEPHAISTOS: Eine Videowand von 25 Monitoren. Ein Kern von 13 Monitoren verbleibt in der Eingangshalle. Die restlichen Monitore werden auf die insgesamt 12 BüroEtagen des Gebäudes verteilt. HEPHAISTOS Videoskulptur 10’, 1995 Der Sohn von Hera und Zeus ist der Gott des Feuers und der Gott der Schmiede, der zum Nutzen der Götter und Menschen mit Feuer umging. Hephaistos, der Schmied, war ein Künstler von unbegrenzter Erfindungsgabe und entsprechenden Fähigkeiten. Aus formlosem, altem und zerstörtem Material hat Hephaistos mit Hilfe der kreativen Kraft des Feuers nicht nur Gegenstände erschaffen. Die geheimnisvollen Transformationsprozesse, die sich unter der Gewalt des Feuers vollzogen und über die der Schmied herrsche, waren dem Uneingeweihten unerklärlich. Das Element des Hephaistos ist die zerstörende und auch die bildende Flamme - das verzehrende Feuer, das alles schmilzt und zugleich in eine neue Form bringt. 82 2 der 12 Büro-Etagen: In allen Etagen ist ein Monitor platziert. Diese 12 Monitore sind der Videowand in der Eingangshalle entnommen. Hephaistos Feuer ist das Symbol für Kreativität, konstruktive Problemlösungskompetenz und Innovationskraft, die im ganzen Haus Verbreitung finden und Gemeinsamkeit stiften soll. Jeder Mitarbeiter hat Anteil am ganzen Geschehen im Haus. Hephaistos Element wird in Form eines elektronisch manipulierten Feuers dargestellt. Das Feuer hat die Potenz des ewig gleich Bleibenden und sich dennoch ständig Verändernden. Diese Fähigkeit zur Transformation (Kreativität) wird durch die farbigen Spuren, die die Flammen hinterlassen, sichtbar gemacht. Das Feuer malt. Eine Monitorwand im Splittingverfahren mit 5 x 5 Teilen. Jeder der 25 Monitore zeigt ein Fragment von Hephaistos Feuer. Oertliche Verteilung der 25 Monitore: Der „Grundstock“ dieses Feuers (13 Monitore) befindet sich im Eingangsbereich. Er steht auf einer 15cm hohen Sockel-Platte. (Siehe Abbildung rechte Seite oben) Auf jeder der 12 Bureau-Etagen befindet sich ein Teil (1 Monitor) aus der Videowand, d.h. insgesamt 12 Monitore sind auf die verschiedenen Bureau-Etagen verteilt. Die dort platzierten Monitore stehen jeweils nicht an einem lagemässig identischen Ort: sie sollen in den gemeinsam genutzten Zonen nach Möglichkeit auf teilweise bereits vorhandenen Gestellen positioniert werden, integriert in das Ensemble der Arbeitsgeräte, Ablagen, Regalen, Aktenschränke etc... , so als wären sie ein weiteres Arbeitsutensil (siehe rechts unten). Durch speicherbare Programmierung des Bildsplitters können den Etagen z.B. täglich ein anderes Segment des ganzen Videobildes übermittelt werden. 83 NAKED EYES 7 Videoprojektionen, 1993/94 Eine Videoinstallation die aus sieben in einem Kreis angeordneten Videoprojektionen zusammengesetzt ist. Zu Beginn sind in dieser Installation sieben Augen zu sehen, aus denen nach und nach kreisförmig gefasste Bilder katapultiert werden. Diese Augen verwandeln sich dabei in ein umgekehrtes Fernrohre. Aus dem üblichen optischen Fenster oder Rahmen des Monitors werden durch formale Reduktion kreisrunde Ausschnitte. Als Punkt im Zentrum des Bildschirmes wahrnehmbar vergrößern sie sich unterschiedlich schnell zu kugelförmigen Geschossen. Die Schreckensbilder, die dann den Betrachter bombardieren, sind Fundstücke aus den Fernsehnachrichten, Bilder vom Golfkrieg, von den Massakern in Uganda und Burundi, vom Balkankonflikt, von großflächigen Unwetterkatas84 Oben: NAKED EYES Details aus Stills trophen und Umweltkatastrophen, des aufkommende Fundamentalismus mit seinen terroristischen Anschlägen. Für die Strukturierung des aufgezeichneten Materials half die Johannisapokalypse und bei der Darstellung und Anordnung der Einzelteile stand die „Bamberger Apokalypse“ mit ihrer allegorischen Darstellung der sieben Augen im Kopf des Lammes Pate. Die Video-Nahaufnahmen der sieben Augen entstanden auf dem Operationstisch einer Augenklinik. In der mittleren Projektion sehen wir ein Kugelgeschoss mit Augen, die Verkündigung der Reiches Gottes mit dem Symbol des Auges, das Wahrheit und Allwissenheit verkündet. Im Uhrzeigersinn darum herum kondensieren die anderen Projektionen Bilder von Krieg, Krankheit, Tod, Martyrien und Katastrophen. Linke Seite unten: Entwurf für NAKED EYES: 7 Videoprojektionen auf eine Wand in einem abgedunkelten Raum. Folgende Doppelseite: Alle 7 Videoprojektionen von NAKED EYES: Linke Seite: Die ersten 4 Augen (Siegel) sind geöffnet. Rechte Seite: Alle Augen (Siegel) sind geöffnet. 85 FEUER IM THE NIETTURM Schiffbauhalle Zürich, Videoskulptur 2000 Die Videoskulptur besteht aus zwei freistehenden, nebeneinander platzierten, mit Videocubes gefüllten, rostfreien Eisenkanälen, die über die ganze Raumhöhe unterbruchlos sichtbar sind. Sie scheinen sich vertikal durch das ganze Gebäude zu erstrecken. Die beiden Kanäle sind auf jeweils einer ihrer Seiten offen, um die Sicht auf den Vorgang in ihrem „Innern“ freizugeben d.h. auf das lodernde Feuer in den Videoscreens. Der eine Teil der Skulptur ist als Feuerkanal zum Rauminnern hin geöffnet, der andere ist von außen sichtbar. Die Anzahl der Cubes richtet sich nach der Raumhöhe, die Grundfläche nach den Dimensionen der Cubes. 88 Linke Seite oben und rechtes: 3 Ansichten von der Videoskulptur FEUER IM NIETTRUM in der Nietturm-Bar auf dem Schiffbau des Schauspielhauses Zürich. Linke Seite unten: Entwurf für die Skulptur VIDEO-FEUER, Collage, 1988. Links: Plan für die Installation der Videoskulptur FEUER IM NIETTRUM. 89 Rechte Seite oben: DAMPF IM SCHIFFBAU, Videoskulptur, Schauspielhaus Zürich. Links: Unterer Teil der Skulptur. Rechts: Oberer Teil der Skulptur. Rechte Seite unten: Entwurf für die Videoskulptur DAMPF IM SCHIFFBAU. Unten: Entwurf für die Skulptur VIDEO-WOLKEN, Collage, 1988 DAMPF IM SCHIFFBAU Schiffbauhalle Zürich, Videoskulptur 2000 Freistehend in der Eingangshalle des Theaterzentrums sind acht Kuben übereinander gestapelt. Der Turm reicht bis unter die Glasdecke, wo er von einem leeren Aluminium Rohr bis zum Dach des Gebäudes fortgesetzt wird. Auf den Bildschirmen ist qualmender Dampf sichtbar, der sich nahtlos und unaufhaltsam nach oben bewegt. Es entsteht der Eindruck, dass irgendwo unterhalb des Raumes Dampf erzeugt und im freistehenden Abzug im Foyer sichtbar wird, um dann durch das Dach ins Freie auszutreten. 90 780 mm 3100 mm Front Ansicht 4700 mm 8000 mm Glas Decke 91 MIXED MEDIA Animationen, Skulpturen, Installationen Oben: Videoskulptur HOMMeAGE in der Ausstellung Videoszene Schweiz, Kunsthaus Langenthal, Schweiz, 1996. Unten: Entwurf für die Videoskulptur HOMMeAGE TRILOGIE IV, 1996 - 2001 DREI STÄDTE 1 Videoskulptur und 2 Videoinstallationen HOMMeAGE Computeranimation, Skulptur, 1996 Einkanal Computeranimation, 4´, 1996 Eine Anthologie von ca. 200 liegenden, sitzenden und stehenden weiblichen Akten aus der Malerei der letzten 500 Jahre - von der Renaissance ausgehend bis in die zeitgenössische Kunst reichend - bildet die Grundstruktur der Animation. Diese zusammengetragenen Bilder /Bildausschnitte gruppieren sich zu einer flexiblen Architektur bestehend aus langen Korridoren, Verzweigungen, Sackgassen, großen Hallen, Treppen. Durch dieses riesige Labyrinth, zusammengesetzt aus sich im Raum verschiebenden und drehenden Frauenakten, führt eine subjekti94 1 1) Video Projektor und Spotlight 2 Minimum: 700 cm 2) Weisses Bettlaken für die Projektion 3 3) Ventilator Unten und folgende Seiten: Stills aus der Computeranimation HOMMeAGE. ve Kamera; Es ist der inszenierte Blick des europäischen Mannes in all seinen Varianten und Facetten. Weil in der Malerei die meisten Akte als auf dem Bett liegende Frauen dargestellt sind, dient in der Videoskulptur „HOMMeAGE“ ein gewaschenes, zum Trocken aufgehängtes weißes Bettlaken – wie dem Maler seine weiße Leinwand - als Projektionsfläche für die 3d-Computeranimation. Die emotionell und erotisch geladene Stimmung wird durch ein „Recycling“ von Frauenstimmen aus gesendeten Spielfilmen unterstützt. 96 Homm(e)age an Franziska aus Anlaß von Franziskas HOMMeAGE Josef Rauscher, Universität Mainz Finden! - Sich? Die Wahrheit? Die Kunst? Für eine Tagung im Januar des Jahres 2008 in Kiel zu ‚Fund-Stücken’ suchte ich und trug für einen Vortrag zusammen, was ich zu Fundstücken im Film und in der Kunst an theoretischen Bekundungen und praktischen Einsichten schon lange gefunden oder gerade wiedergefunden hatte – Antworten auf (m)eine gezielte Suche. Die Bekundungen zum Zufallsfund und zu dessen möglicher Hebung in die Notwendigkeit der Kunst, über den – und die - ich theoretisierte, waren so kein Zufallsfund. Sogar das, was an Neuem ich entdeckte, stand im Rahmen meiner zielgerichteten Suche. Auch das Motto meines Vortrags: „Zufall liebt die Kunst, und Kunst den Zufall“. Solches bekundet Agathon, der Tragödiendichter im 5. Jh.v.Chr., versteckt als Zitat in der Nikomachischen Ethik des Aristoteles. Doch die Tagung selbst bot mir dann die schönste Illustration für das, was es heißt, zu finden, ohne zu suchen, bzw. nachträglich an einem Fundstück überraschend zu erfahren, was man gesucht hat. Zufälligkeit in dem doppelten Sinn von überraschender Widerfahrnis und von unverhofftem Findeglück. Zugefallen, um zu gefallen. Zufall liebt die Kunst. Mein Fundstück war ein Kunststück, ein Kunstwerk, das wiederum auf komplizierte Weise andere Werke, vor-gefundene Kunstwerke der Malerei, in ein neues Medium transferierte und dies in unerhört neue Kunst verwandelte. Mein Fundstück der Tagung zu Fundstücken war die Videopräsentation HOMMeAGE (1996) von Franziska Megert. Sie arbeitet darin zwar mit Fundstücken, aber der Künstlerin fiel nicht, unverdient und unverhofft, das Werk selbst als Gegenstand zu, im Gegensatz zu mir als Rezipientem. Mir allerdings fiel in der Konfrontation mit der Computeranimation HOMMeAGE das Kunstwerk zu. Zufällig. Zugleich gewann ich dabei die Erkenntnis oder besser, hatte den sinnenfälligen Beweis dessen, was ich versucht hatte, darzulegen, wenn nicht in der Hand, so doch vor Augen: daß die Kunst nie an ihr Ende kommen kann, weil selbst das Spiel mit vorgefundenen Realisierungen, wenn es als Kunstwerk glückt, eine völlig neue Kunst, eine gänzlich unerwartete Herausforderung an unsere Wahrnehmung, Bedeutungskonstruktion und Wertung darstellt. Franziska Megerts HOMMeAGE ist eine reflektierte, anspruchs- und kunst-voll ins Werk gesetzte vierminütige Video-Studie, die mittels alter Bilder, allesamt bedeutende Kunstwerke, in Zitaten, Collagen und Transformationen völlig neue Kunst im neuen Medium etabliert. Diese neue Kunst arbeitet zugleich mit den unauslotbaren Vorgaben und tiefgründigen Wirkungen der vorgegebenen Kunstwerke, mit uralten Ideen, die kulturell oder gar anthropologisch präformiert sind, und mit unseren gegenwärtigen Projektionen. Sie arbeitet sogar mit und für die Zukunft, wenn sie mit unseren Vorstellungen und Wahrnehmungsperspektiven und denen der Künstler von Tizian bis Picasso spielt. So hebt sie ins Bewusstsein, wie wir uns an die Vergangenheit verlieren und wie wir frei gebunden sind, wenn wir uns - und um uns - neu entwerfend zu gewinnen suchen. Der Künstlerin fiel ihr Werk nicht wie ein ‚objet trouvé’ als Gegenstand zu, aber Zugefallenes in der Form von Hunderten von Kunstwerken, in den Blick Gefallenes, fokussiert sie um, stellt es in neue Perspektiven, dynamisiert es und setzt es im neuen Medium frei: erkennbar alt und neu erfahrbar. Kunstinnovativ. So stellt die Arbeit von Franziska Megert auch nicht lediglich eine Collage von Kunstwerken vor, sie stellt den Blick selbst dar. Den Blick auf die Kunst und den Blick der Kunst auf die (nackte) Frau - die Frau qua Bild-Frau - und den Blick als solchen. Der Blick, in den der Betrachter automatisch tritt, enthüllt sich keineswegs zufällig als Obsession des Schauens. Erst wenn der Betrachter schon lange in der vorgezeichneten Blickbahn sich gehalten hat und gefangen sieht, kommt er zu der Frage: ‚mit wessen Blick blicke ich, in welcher Blickstruktur stehe ich?’ In der Flüchtigkeit der Einzelwerke und im Gestaltwechsel, dem Morphing der Objekte, blitzt als ein Ewigkeitsmoment im Augenblick auf – der Blick des Mannes? - des Menschen etwa? Bewusst wird plötzlich aber auch die Volte: die Kunstwerke blicken mich an, blicken zurück, fordern mich heraus. Es ist eine raffinierte Volte der Arbeit, daß nicht allein der vagierende, obsessive Blick des Betrachters thematisch wird, der die Objekte im Sog des beweglichen Kamerablicks erfaßt, der sich dem begehrten Objekt nähert, dann wieder flieht, Details herausgreift, abschweift, zurückkehrt und umlenkt, das Alte im Neuen verlangend, gelenkt und gehetzt suchend, sondern daß auch die herausfordernde Macht der Bilder in der Differenz zueinander - bei gleichem Thema - und in der Differenz zum vorausgeworfenen Erwartungshorizont des Blicks, der zugleich paradox erfüllt wird, herausgestellt 97 wird. Blick und Bild thematisch im Blick. So lässt Franziska Megert die Bilder wie den Blick mannigfaltig sich bewegen, indem sie das Bild vervielfältigt, verschiebt, die Bilder als Wände, die sich multiplizieren und teilen, figuriert, dabei den Blick auf neue Bildmauern aus Bildern freigebend und zugleich verstellend, wenn die Bilder sich an verschiedenen Bildachsen spiegeln, drehen, überlappen und den Blick des Betrachters zur Antwort zwingen. Dem Subjekt schwindelt, wenn es/er sich einholt und als Boden und Horizont aus immergleichen, jeweils anderen Bildern die Objektivationen seines Blicks wiederfindet. In gewisser Weise folgt Franziska Megert hinsichtlich der alten Meister ihrer Vorlagen Brechts Forderung in seinem „Aufruf an die jungen Maler“: sagt nicht, daß die alten Meister schlecht gearbeitet haben oder ihre Aufgabe nicht erfüllten’. Sie zeigt, wie gut diese gearbeitet haben, indem sie mit ihnen und durch sie in einer dynamisierenden Wiederholung, einer Transformation, einer Metamorphosis vieler einzelner, thematisch auf den Frauenakt fokussierter Werke, in einer Metamorphose also, die zur Transfiguration, zur klärenden Hebung in ein einheitliches Werk wird, mit den grandiosen Funden, mit den alten Antworten, neue Fragen stellt. Die gültigen Antworten der alten Meister führen in ein Labyrinth von Fragen und Aporien, von Widersprüchen zwischen Lust und Angst, Begehren und Schrecken, lenken von Wahrheiten des Scheins und scheinbaren Wahrheiten den Betrachter zur Selbsterkenntnis, in der Bewußtwerdung des Blicks. Auf diese Weise führt Franziska Megert den Betrachter in die Atemlosigkeit, in ein Bilderlabyrinth und - in eine herausfordernde Schwebe, zwischen alt und neu, Objekt und Subjekt, Rezeption und Projektion. Das Pulsieren der Bilder korreliert dem Herzschlag, der bei der Rezeption einerseits durch den unmittelbaren sinnlichen Reiz der Fahrt durch ein Bilderlabyrinth, andererseits durch die semantisch aufgeladenen, sich überstürzenden Interpretationen, Implikationen, Wiedererkennungen und Verunsicherungen beschleunigt werden mag. Dabei wird die Reflexion sowohl der Kunst wie der Wahrnehmung verstärkt und gefiltert durch den Ewigkeitsanspruch jener alten Meisterwerke, der Ikonen unseres kulturellen Bewusstseins. Dieser Anspruch wird von Franziska zugleich betont und dialektisch negiert. Dem sinnlich animierten Betrachter bleibt – wenn er sich überhaupt einlässt auf diese Reise -, wie in Träumen, gar nichts anderes übrig, als dieser Neusituierung und bestätigenden Aufhebung zu folgen. Seltsam gemischte Höhepunkte werden erzeugt, und Franziska Megert erhöht die Pulsfrequenz der Bilder selbst, wenn sie die Rezeption sich in der Dynamik der Wahrnehmungsangebote verirren lässt. Denn nicht allein der Wechsel von Bild zu Bild, mehr noch sorgt die verführerische Anziehungs100 kraft der Metamorphosen der Bilder, die in immer neuen Varianten zu neuen Halte- und Höhe-punkten ekstatisch zu zerfallen oder sich zu zerdehnen scheinen, für eine delirierende Schwebe. Die sinnlich erfahrene Beschleunigung der Bilder bis zur verzerrenden Transmutation lenkt den Betrachter paradoxal in eine kontemplative Trance. Lust und Last des Labyrinths wird so ausgespielt. Verlierend sich finden. Labyrinthe des sinnlichen Begehrens werden erzeugt und bereist, verlassen und transformiert, Verirrungen der emotionalen Intelligenz werden evoziert und ausprobiert, um uns letztlich in seltsam beruhigter Schwebe der übersteigerten Geschwindigkeit unseres Auskostens ewiger Kunst und imaginierter ewiger Weiblichkeit und so zugleich der Widersprüchlichkeit eines Irrgartens der Kunst, der Wahrnehmung, der Gefühle und des Denkens getrost zu überlassen. Tizian in erster Linie, Modigliani und Goya, natürlich die Maja nackt, sind wie Picasso und unzählige andere Künstler mit Werken Gewährsleute. Doch ich will und kann hier nicht eine Werk-Interpretation von HOMMeAGE liefern. Die Sonderrolle von Tizian, die ich glaubte entdeckt zu haben, nicht nur, weil der Film, der kein Film ist, mit Tizians Venus als aus dem kosmischen Dunkel auftauchender Lichtfleck, der schließlich bild-welt-füllend den Blick fesselt, die Bilderfuge eröffnet, diese (gefühlte) Sonderrolle muß daher genauso unbeleuchtet bleiben, wie die Begründung dafür, daß wir in HOMMeAGE eher ein Beispiel für das finden, was Deleuze dem Film begrifflich als ‚Bewegungsbild aus Posen‘ kontrastiv entgegensetzt, denn einen Kunstfilm oder gar einen Film über Kunst. Eine Interpretation des vielschichtigen Werks versage ich mir also, wenngleich ich nicht nur das formale Faszinosum der Fundstückkunst und ihrer Transferleistung herausheben möchte. HOMMeAGE definiert einen Seelenraum, läßt die Schachtel der Pandora entstehen aus Bildern, die wie FaltPakete sich zusammenzusetzen scheinen, verschachteln zu Obsessionsbehältnissen, die ihrerseits verortet sind in Innenräumen mit definierenden Bildwänden. Dafür findet Franziska Megert in ihrer Bilderstudie ein faszinierendes Gesamtbild. Von den Bilderfugen, die in Seelenkammern eingeschlossen und von Bildseelenräumen umschlossen sind, von den Palästen des kulturellen Gedächtnisses einer Menschheitsgeschichte aus, öffnet sich der Raum, nur um sich zu labyrinthischen Gängen zu verschließen und zur Bilddatenautobahn zu beschleunigen. Eröffnet Tizians Venus die Reise, indem sie als singuläres Bildwerk in die Serialität differenter Kopien des technischen Bildes gestellt wird, das Unikat als Serie, so führt dies zugleich in das Serielle des individuellen wie kollektiven Bewusstseins ein. Iteration, Topikalisierung, Fragmentierung und Metamorphose werden an den Bildern, die keine Traumbilder sind und doch kollektive Träume vor Augen stellen, als Konstitutionsmechanismen des Bewusstseins begreifbar oder erfahrbar, spürbar im unheimlichen Sog der lustbesetzten Intensitäten. HOMMeAGE ist daher nicht etwa lediglich ein(e) Instantiierungsfall(e) der Kritik an einer patriarchal entworfenen, delimitierten Perspektive der Weiblichkeit. Denn immer noch klingt an und schwingt als Oberton mit, die Referenz, das Lob der Verführungskraft der Bilder und der Weiblichkeit. Der männliche Preisgesang auf den Reiz und die Verwirrung durch die Kunst und die Weiblichkeit wird jenseits platter Affirmation, aber auch jenseits ideologischer Infragestellung mit leichter Ironie gefeiert. Zugleich dringt die Ambivalenz der Bilder und des Blicks durch, weckt Ahnung von Gewalt und Gefahr. Von ewiger Kunst zu ewiger Natur? – zumindest thematisiert das Kunstwerk in bewegten Bildern und transformierten Kunstwerken als Fund ein Gemeinsames und macht diese begriffliche Komponente auch zum Thema. Der ‚ewige‘ Mann/ Mensch. Nicht zuletzt zeichnet das Werk aus, daß es nicht einfach ein kritisches Fragezeichen setzt, sondern diese Natur bejaht und lediglich als Vergessenes die Modifizierbarkeit als Notwendigkeit miterinnert. Diese Modifizierbarkeit wird in raffinierter Inverse angesonnen, da die Bilder der Weiblichkeit zwar so etwas wie ein ‚ewiges Wesen’ der Frau im Blick des Mannes zu suggerieren scheinen, aber zugleich in ihrer Präsentation, aus den Differenzen der Bilder und Künstler, aus dem Zwischenraum der bewegten Bilder und aus dem, jedem Augenblicksbild und Bildgegenstand inhärenten Transformationsmoment heraus, unabweisbar die Variabilität vor Augen stellen. Metamorphosis der alten Kunst in neue - und der alten Antworten in neue Fragen. Sinnlich erfahrbar in einem Bilderlabyrinth, das sich als solches in Bewegung gesetzt hat. So fügen sich die Bild-Wände zu Schluchten, erweist sich der feste Boden als unsichere Basis eines Fortschritts, der zur Hetzjagd der Imaginationen des Begehrens und des Schreckens ob des Begehrens wird. Doch, bevor ich mich verführen lasse und gegen mein Bekunden doch noch in einen Interpretationsaufweis einsteige, schließe ich. der Kunst und als eine konkrete, künstlerische Antithese zu allen ästhetik-theoretischen Bekundungen eines Endes der Kunst, da das Werk das Neue als Herausforderung der alten Kunst vor Augen führt und auf zwei Ebenen gleich überzeugend operiert: Transformation der Fundstücke Kunst auf der einen, und Objektivation des Blicks auf das ‚Weibliche’ als kulturelle und anthropologische Konstante auf der anderen Seite. Ein wenig atemlos mein Lobpreis? Sicher! Wie aber könnte es anders sein, wenn das Werk in die Atemlosigkeit der Wechselfolgen, der Orts- und Formveränderungen zwingt und jedem reflexiven intellectus agens sogar noch verwehrt, die Begriffe gesichert zu dekonstruieren, indem es einen intellectus patiens die Destabilisierung der unbewussten Haltepunkte jenes Agens, d.h. jedes denkbaren Agens erfahren lässt. So preise ich schlussendlich die Überraschung beim Fund dessen, was ich nicht wusste, gesucht zu haben, lobe HOMMeAGE als Beleg für die Unabgeschlossenheit 101 JOIN THE PARTY - THE ANGLES AND THE OTHERS Computer Animation INSTALLATION, 1999-2000 Einkanal Animation, (7´ bzw. 14.3´) 1999-2000 Im Heiligen Jahr erzählt DIE ENGEL UND DIE ANDEREN und JOIN THE PARTY (kürzere Version) von der Geschichte der geflügelten Wesen, ihren wundersamen Festen, ihren Exzessen und den wirren Freuden im Umgang mit den Anderen. 104 Linke Seite oben: Videoinstallation JOIN THE PARTY. Linke Seite unten: Plan für den Aufbau von der Installation JOIN THE PARTY mit 3 Projektionen derselben Animation (Aufsicht). Rechte und die beiden folgenden Doppelseiten: Stills aus der Computeranimation JOIN THE PARTY THE ANGLES AND THE OTHERS Unten: CARDINAL BEER Die Werbung auf dem Bierdeckel ist Teil der Animation und gab ihr den Titel. THE CITY OF THE IMMORTALS Computer Animation INSTALLATION, 1998/2001 Einkanal Animation, 4.35’, 1998/2001 Ein bedeckter Himmel, an dem sich ein Gewitter zusammenbraut, löst sich auf und leitet uns sogartig hinein in einen farbigen geometrischen Schlund, eine Art optischer Kanal. Über Treppen gelangen wir von innen nach außen in üppig gestaltete Paläste und freskierte Kirchen, an bekannten Portalen und Figurengruppen vorbei, hinein in einen Tempietto, vorbei an Ruhmeshallen und modernen Bürogebäuden, Kapellen und Foren. Wasser überschwemmt zum Teil den Boden der Gebäude, die 110 Linke Seite oben: Installation THE CITY OF THE IMMORTALS. Oben: Stills aus der Animation THE CITY OF THE IMMORTALS. Folgende Doppelseite: Stills aus der Animation THE CITY OF THE IMMORTALS. Linke Seite unten: Plan für den Aufbau der Installation THE CITY OF THE IMMORTALS mit 3 Projektionen derselben Animation (Aufsicht). Bausubstanz wird brüchig, denn immer wieder stürzen Teile ins Wasser, fallen Skulpturen, Türen, Steinbrocken und ganze Fassadenteile aus ihrem architektonischen Kontext heraus. Am Ende finden wir uns wieder in einem weiten Schlund. Der führt uns über das All zur Erde, zu den Menschen zurück. Die Stadt der Unsterblichen ist eine gehetzte Durchquerung einer menschenleeren, einer dem Zerfall geweihten Stadt, die aus bekannten Bauwerken verschiedener Jahrhunderte konstruiert ist. Als Palast, Tempel, Haus und Büroturm sind diese Bauwerke noch im Rahmen der architektur-ikonographischen Tradition verstehbar, rücken nicht stillebenhaft, sondern im Sinne einer mehr oder weniger zufälligen Begegnung aneinander und lassen Beziehungen ahnen, die dann aber wieder auseinander brechen. Eine utopische Vision – fast wie ein Kampf der ästhetischen Positionen der unterschiedlichsten Architekturstile. Die Frage nach dem Kontext von Zeit und Kreativität wird neu gestellt. Von dekonstruktiven Ideen abgeleitet, wird hier im virtuellen Raum jeder Raumbezug gesprengt, komponiert sich Architektur neu, um sich gleichzeitig wieder aufzusplittern und anders zu konfigurieren. Eine Reise frei nach Luis Borges. Oben: Videoskulptur CULTURE OF DELIGHTS in der Ausstellung Culture of DeLIGHTS Museumsquartier Wien im Showroom „Lichtforum, Zumtobel Staff“, Wien, 2001. CULTURE OF DELIGHTS MUSEUMQUARTIER Wien Mixed media Skulptur, 2001 Thema der 4-teiligen Videoinstallation ist das „natürliche und künstliche Licht im Museumsquartier“, insbesondere interessieren in dieser Hinsicht die drei neu erstellten Ausstellungsbauten. Das Museum Leopold, das Museum Ludwig und die Kunsthalle werden jeweils auf einem Bildschirm dargestellt, der entsprechend der Farbigkeit der Fassade der Gebäude auf einem weißen, Ziegelstein farbigen bzw. dunkelgrauen Paneel befestigt ist. Der vierte Bildschirm präsentiert - meist in Form einer Computer Animation - Lage und Geschichte des Gebäudekomplexes und die Funktion der neuen Gebäude. Left view PIONEER PDP 4014E 31,5 Kg 71,5 cm 60 cm 114,5 cm Wandhalterung: PDK 4005 116 Right view 104,5 cm Die Videoinstallation ist eine Auftragsarbeit von „Zumtobel Staff“, die für ihrem Showroom in Wien konzipiert und dort zur Eröffnung des Museumsquartiers 2001 ausgestellt wurde. Oben beidseitig: Stills aus den 4 Filmen von CULTURE OF DELIGHTS: Ganz linke vertikale Reihe: Geschichte der Anlage Anschließende Reihe: Museum Ludwig Nächste Reihe: Kunsthalle Rechte vertikale Reihe: Museum Leopold Rechte Seite unten: Bauplan für die Videoskulptur CULTURE OF DELIGHTS 117 DAS ORAKEL VON WIEN Mixed media sKulptur UND PLATZGESTALTUNG WETTBEWERB, 2003 ZEICHEN ANKÜNDIGUNGSSYSTEM IM VORFELD DES MUSEUMSQUARTIERS Inszenierung von Information als Ereignis: WAS WO WANN im Museumsquartier passiert. Am Turm und auch teilweise in der Glasfassade des Info-Centers sind Informationsträger unterschiedlichster Größe und verschiedenster Art und Funktion angebracht. 118 Linke Seite oben und rechts: Informationsturm mit Info-Center bei Tag bzw. bei Nacht. Linke Seite unten: Entwurf für das ORAKEL VON WIEN Im Vordergrund: Informationsturm mit Info-Center Im Hintergrund: Multifunktionelle Treppenanlage Unten: Detailansicht von der multifunktionellen Treppenanlage mit eingebauten BiLedBänder, die als Informationsträger dienen. Die multifunktionale Treppenanlage mit integrierten BiLed-Bänder dient als Sitzanlage des Freiluftkinos und als Versammlungsort für große Gruppen. Schnelle, präzise und knappe Information zu den wichtigsten aktuellen Programmen der verschiedenen Veranstalter erhält der Besucher auch an den 4 Hauptzugangsorten auf einem fern-programmierbaren, hinterleuchteten LCD Modul, wie sie auf Bahnhöfen und Flughäfen üblich sind. 119 Figuren erscheinen und erklimmen, hüpfen und steigen die Stufen dieses virtuellen Gebäudes hinauf. In dessen Hintergrund wird die Fassade des Museum Kunstpalast Düsseldorf sichtbar. Der ursprüngliche runde Brunnen im Hof der Museumsanlage hat sich in diesen kreisrunden Treppenaufgang verwandelt. Wie den Figuren fehlt auch der ganzen Umgebung jede Farbe. In einem der Eingangsbereiche zum Museum versammeln sich die Figuren rasch zu einer großen Menge Wartender. Unsicher, beinahe ängstlich erkunden sie mit umherschweifenden Blicken ihre neue Umgebung. Zögernd, unentschlossen aber neugierig begeben sie sich einige in das Museum. Bis auf zwei Figuren folgen ihnen alle nach. Vor dem gegenüberliegenden Haupteingang amüsieren sich die beiden Zurückgebliebenen nun, indem sie die statuarische Haltung der dort befindlichen Skulpturen imitieren. Diese ebenso farblosen Skulpturen - die einzigen Gestalten mit weiblichen Brüsten - erwachen dadurch urplötzlich zum Leben: sie erhalten ihre ursprüngliche Farbigkeit zurück und steigen von ihrem Sockel hinunter. Sie öffnen die Tore des Kunstpalastes und befreit eilen die eben noch fahlen Figuren aus dem Museum hinaus in den Hof,. Zu unserem Erstaunen sind sie nicht wieder zu erkennen: sie sind über und über Rechts und folgende Doppelseiten: Stills aus der Computeranimation THE ULTIMATE RELAUNCH. THE ULTIMATE RELAUNCH Einkanal ComputerAnimation, 2002-2007 Die Eingangssequenz besteht aus einem Realvideo von gelangweilten Menschen auf einer Rolltreppe, die sie in ein hier nicht sichtbares Souterrain befördert. Es folgen der Titel und die eigentliche Animation. Auf einem runden Sockel werden zwei animierten, nackte weisse Figuren, ausgestatten mit einem rudimentär angedeutetem Geschlecht, aus der Dunkelheit emporgehoben. Wie die Modelle des Malers, die Gliederpuppen, die Mannequins oder die Schaufensterpuppen erscheinen sie auf der Bildfläche. Der stumpfe Blick der Menschen auf der Rolltreppe hat sich in ein interessiertes, erkundendes Schauen verwandelt. Sie werden in ein rundes Treppengebilde hoch gehievt, das einem Amphitheater, einem inversiven babylonischen Turm gleicht. Immer mehr gleiche 120 mit Farben und Mustern versehen, gesprenkelt, getupft, gerackelt, schauen aus wie Teile von Bildern, die sich im Museum befinden. Es hat den Anschein, dass sie im Innern des Gebäudes von den Kunstwerken vereinnahmt, farbig angeschossen wurden. Was von den Kunstwerken bei diesem Transfer übrig blieb, wissen wir nicht. Sie wirken jetzt insgesamt körperhafter und plastischer. Das Bildersehen, die unmittelbare Berührung des Betrachters mit Kunst hat ganz offensichtlich seine direkte Übertragung gehabt. Verdutzt stehen die nicht bunten in ihrer Mitte und bewundern diese neue Bilderpracht. FRANZISKA MEGERT D.D. DIVINE DIABLESSE FERNANDO ARRABAL Dans l’univers video-art de Franziska Megert, ses oeuvres symbolisent la vie. Les images virtuelles représentent le modèle de la pensée subconsciente. Lart irrigue la virtualité, faisant croître la beauté, apaisant la soif d’absolu, charriant des mystères. Chaque point est le théâtre d’une vie microscopique. Chaque oeuvre de DD renferme en son espace le secret dense de l’exacte éternité. Ce que l’on méprise, Franziska l’honore: son oeuvre s’interprète comme les faits du destin. Destin qui montre du doigt DD grisée face au va-etvient des questions sans réponse. Absorbée en elle-même, elle drape de stupeurs son innocence diabolique. Toute son énergie est collée à la moelle de son squelette. Elle ne parvient à s’échapper et à s’extérioriser que sous forme de video-tableaux: lignes, couleurs, images, mouvements... inévitablement exacts en leur prodigieuse acuité. Sa respiration, en pénétrant dans son corps, son rythme vital et son pouls, s’adaptent et ondulent dans ses veines, de son coeur jusqu’à l’extrémité de ses vingt doigts. Lorsque DD crée, elle reflète le souffle du nouveau-né. C’est une respiration embryonnaire, de celle qui ne peut s’élever, être heureuse, immortelle, que par le videoart... de qui inverse le processus vital pour parvenir à la création. Elle eût aimé être un conquérant, même si pour y parvenir elle avait dû vendre son corps ou son âme. 126 Elle n’est qu’une fanatique de l’art d’aujourdhui. Elle croit que son corps abrite des serpents, des anges qui chantent dans son ventre. Elle ne peut les cajoler qu’en les imaginant. Elle voit son immortalité comme une poussière cybernétique qui, dès qu’on la touche, se métamorphose en mille méandres délirants. Elle ne veut pas triompher dans tous les siècles des siècles sur les Registres de l’Immortalité... elle veut seulement éblouir et s’éblouir. Le portique de son expérience est situé entre ses deux sourcils. L’aventure en patins court de-ci, de-là, sur ses tempes, sans rime ni raison. Face à l’écran sa tête communique avec la réalité. Ses passions sont séparées de la mélancolie par une barrière infranchissable. Lorsqu’elle saisit ses scanners , il y a des pigeons voyageurs attendant des messages postés aux articulations de ses mains et de ses pieds, au bout de ses doigts et sur la rétine de ses yeux. Tous ses secrets, son intimité, sont envahis par le videoart. Stills aus der Animation Les Lunettes d‘Arrabal in Fernando Arrabal’s Site, gezeichnet und animiert von Franziska Megert Son visage s’avance vers l’écran comme si le monde s’était arrêté et comme si lui seul se mouvait. Dans ses instants de création son corps est irradié de lumière tandis que celui des autres diffuse des ténèbres. Parfois, assis, solitaire, face à la télévision, elle se demande: Quel besoin ai-je de rayonner? 127 de demeurer dans l’espace visuel? qui va me filmer? Elle dévide l’infime dans le flou... et le transcrit dans son oeuvre, avec quel prodige ! L’admirateur-voyeur sent dans ses oeuvres son désir, son ardeur, le rythme de son coeur, sa candeur dange. Ses visions exhaussent son désir de la terre à l’espace, de la voie au chaos. Ce que Franziska Megert crée ne se plie pas à la providence de la Nature. Et, cependant, elle se laisse porter par le souffle de l’Univers. Elle n’imagine que l’incomparable. Elle s’interroge: que sait l’éphémère virtuel de ce que sont le soir et la nuit ? Que sait-il de l’art celui qui n’aime que l’habitude? Dans son enfance, elle ne pouvait imaginer la paix, le calme, la joie. Aujourd’hui, autour delle, les saisons se succèdent pour préparer dans les profondeurs de la nature le choc des couleurs... pour son oeuvre. Des millions de formes colorent et épousent la variété du rêve et du firmament, pour elle toute seule. Autour delle, la frivolité est présente. Elle l’encercle. Quelquefois, elle s’imagine plantée au milieu de la désolation. Celle-ci émet un son sourd et invariable. Elle brille comme un viscère qui ne se contracte plus jamais. 128 Cette désolation lui sert de modèle.... C’est un moteur sans âme. C’est une inharmonie sans fin comme la dissonance. Elle réussit à la transformer comme si lécran était au centre d’un empire irradiant passions, convoitises et influences. Que de fois le quadrilatère lumineux de son oeuvre, transmet-il la catalepsie ! On distingue une chute de neige sans flocons, sans terre, sans ciel. Chute qui ignore le matin et la nuit, mais qui a la couleur de l’inspiration. L’oeuvre de DD frémit de poussières palpitantes. C’est un témoignage lumineux et plastique de la grâce. Attend-elle que les barbares donnent l’assaut et mettent le feu à ses écrans ? Champagne pour Tous Autor: Fernando Arrabal, Cover gestaltet von Franziska Megert, 2002 Quelquefois Franziska Megert, devant le film vierge, craint de perdre ses racines, de se désintégrer. En ces instants, le visible naît de ce qui n’a pas de forme, et l’invisible de la panique. Les menaces paraissent plus horribles que leur exécution. Pour conjurer ses effrois, DD se laisse conduire par sa spontanéité, son héritage. Elle entreprend le voyage vers la grâce dans toutes ses oeuvres de divine diablesse. 129 Oben, rechte Seite und folgende Seiten: Videostills aus TIME ADDICTION. Unten: Entwurf für die Videoinstallation TIME LABYRINTH. TIME ADDICTION COMPUTER ANIMATION INSTALLATION, 10´, 2007 Einkanal Computer ANIMATION 4´, 2007 Die Akzeleration der Zeit, der Rausch der Geschwindigkeit führen zur Sucht nach Zeit – wir wollen immer schneller werden im Sport, im Leben. Die Hektik, der ungebrochene Zeitkonsum lässt die Zeit verschwinden. Die Zeit zerfliest in sich selbst. 130 Über die Zeit und die Sucht im Werk TIME ADDICTION Dawn Leach Der Titel TIME ADDICTION, ist er Programm oder Anhaltspunkt? Eine Sucht, obwohl psychologisch komplex, engt jedenfalls die Handlungsfreiheit ein. Sie ist eine soziale Dysfunktion und manifestiert sich über körperliche und seelische Auswirkungen. Da das Befriedigen jedes menschlichen Bedürfnisses in einer Sucht ausarten kann, scheint ein Gebrauch des Begriffs ‚Sucht‘ auch in Bezug auf ‚Zeit‘ plausibel. Doch die Vorstellung von Zeit ist schwer zu fassen. Lediglich die Zeitmessung hat eine international verbindliche Konvention erfahren. Ein zeitbasiertes Medium wie das vorliegende Video trägt in sich Gestaltungsmöglichkeiten, Zeit und ihre Wahrnehmung sinnlich erfahrbar zu machen. Den diversen Gestaltungen unterliegen Zeitvorstellungen, wie sie im kulturhistorischen Wandel des 20. Jahrhunderts entstanden, deren Einfluss noch im 21. Jahrhundert spürbar ist. Sie sind geprägt durch Beschleunigung und Relativität zum jeweiligen Standort - gleich welche Qualitäten und Aspekte ihnen „Postmodernisten“ in Differenz zu „Modernisten“ zumessen. Man denke etwa an den Rausch der Geschwindigkeit bei den Futuristen, die Mehransichtigkeit der Körper und Gegenstände der Kubisten, Verformungen und Brechungen der Realität bei den Surrealisten, Phänomene des Lichts und der Bewegung der Op-Art und Kinetik-Kunst, die Realzeit der frühen Videoarbeiten und virtuelle Zeiträume in der Computerkunst. Gleichgültig ob die Zeit universell oder als subjektgesetzte Art der Wahrnehmung oder in dem westlichen Kulturraum mittels Chronometer als Sinnbild von Lebenszeit aufgefasst wird, ist sie als gemessene Zeit für die Organisation und folglich Orientierung in der Welt wesentlich. Als solche kann sie ein schwerwiegendes Verhaltensproblem begründen, wenn der Zwang oder die Lust an Zeitbemessungen zur Sucht führt. Wie also werden in der vorliegenden Arbeit diese Deutungsansätze des Titels als Interpretationsfolie nachvollziehbar und einzulösen sein? Vorab kann ich in Bezug auf Franziska Megerts Stück anmerken, dass ich Barbara Londons bereits 1995 getroffene Feststellung teile: Videomacher sind nicht durch wissenschaftliche Paradigmen motiviert, Zeit in Videoarbeiten als expressives Medium zu behandeln. Dennoch beruhen die Videoarbeiten auf der Entwicklung von Zeitkonzepten. (1) 134 Erste Eindrücke Zu Beginn erscheint der Titel Time Addiction in Weiß auf schwarzem Grund. Die Schriftzüge sind aus runden Punkten zusammengesetzt, die an die alte, aus mehreren Glühbirnen bestehende Leuchtschriftreklame, wie sie für Theater und Kinos gestaltet wurde, erinnert. Doch die einzelnen Buchstaben sind wie aus einem Feld von Ben-Day-Dots ohne durchzogenen Rand ausgestanzt. Der gesamte Schriftzug blinkt - ähnlich aufdringlich wie Reklamenbänder im Internet, aber nicht so schnell. Einen harten Schnitt bildet der Übergang zu einem Bild, auf dem die weißen Ziffern eines Sieben-SegmentZeitanzeigers vor schwarzem Grund zu sehen sind. Nach einer Minute ist erkennbar, dass die Überlagerung der unterschiedlich großen, in gleich bleibendem Zeittakt erscheinenden Ziffern mehr und mehr zunimmt und die Ziffern sowohl schwarz als auch weiß sind. Die Überlagerung ist dermaßen komplex, dass die Ziffern schon nach eineinhalb Minuten nicht mehr wirklich als angezeigte Zeit lesbar sind und der weiße Grund bis auf wenige schwarze, kantige Flächen dominiert. Nach zwei Minuten beginnen dann schwarze Ziffern rechts unten im Bildschirm die Zeit lesbar anzuzeigen, dann links davon, und schon vermehrt sich die Überlagerung von schwarzen und weißen Ziffern wie zuvor. Noch nach zwei dreiviertel Minuten sind die SiebenSegment-Zeitanzeiger erkennbar; nach drei Minuten fängt allerdings Schwarz an zu dominieren, und Weiß tritt zunehmend im Hintergrund. Nach drei dreiviertel Minuten ist der Bildschirm bis auf sehr wenig Weiß fast schwarz. Einige Augenblicke später, und für weitere 5 Sekunden, blicken wir auf einen schwarzen Bildschirm. Insgesamt dauert die Bildschirmversion knappe vier Minuten und ist ohne Ton. Dennoch habe ich als Betrachter Assoziationen mit älteren mechanischen Zeitanzeigern und das Klacken von Fallblättern oder das Ticken einer Uhr im Ohr. Es ist, als würde die visuelle Trägheit, mit der ich die Zeitanzeigen verfolgen kann, mich zwingen die Vorstellung von messbarer Zeit mit erinnerten Erfahrungen anzureichern, um meine Vorstellung von einer objektiv bemessenen Zeit zu stärken. Die Umkehrfolge wäre, dass ich mir keine Vorstellung von objektiv messbarer Zeit mehr machen kann - als wenn ich zeitsüchtig wäre? Die Konfiguration der Segmente, aus der die Ziffern gebildet werden, ist kulturell bedingt erkennbar. Die Form der Ziffern als Gruppierung von Segmenten wird durch die Norm für digitale Zeitmessung im Kulturraum des internationalen Handels- und Transportsystems geprägt und bildet einen Referenzpunkt außerhalb des Bildgeschehens. Darüber hinaus erreicht der Sieben-Segment-Zeitanzeiger durch seinen Einsatz bei internationalen Sportveranstaltungen und insbesondere deren Fernsehübertragung ein noch größeres Publikum. Die Zifferngruppe erhält durch den Doppelpunkt ihre Syntax, die eine Aufteilung in zwei Ziffern rechts und zwei Ziffern links eine optische Symmetrie erzwingt. Wir sind mittlerweile konditioniert, die Zeit in Stunden und Minuten zu unterscheiden. Eine Zeitspanne, die wir nicht mehr quantifizieren können, erleben wir schließlich als Auszeit. Eine Zeitdifferenz, die in Sekunden bemessen wird, erfahren wir vermittels funktionell erweiterter Zeitmesser. Man kann diesen Tatbestand als ein Indiz dafür nehmen, dass die Messung und das Anzeigen von Zeit weder Quelle der Sucht noch ihre Auslöser sind. Vielmehr scheint die Zeitsucht das Bewusstsein zu betreffen, die lediglich durch konventionelle Ziffern digitaler Messgeräte aufgezeigt werden soll. Auf andere Darstellungsweisen, beispielsweise von Nam June Paik und Ira Schneider, komme ich später zu sprechen. Während die Vertrautheit mit Anzeigesystemen eine Orientierung im „Zeitraum“ bietet, wird durch die scheinbar chaotische Anordnung von unterschiedlich großen Ziffergruppen und ihrer Überlagerung am Bildschirm diese ordnende und regulierende Funktion der Zeitmessung unterlaufen. Der Ablauf des Stückes offeriert jedoch eine Symmetrie in der Progression vom Weiß zum Schwarz. Soll dies als höheres Prinzip verstanden werden, als ein selbstorganisierendes System, als Ausgewogenheit, als Harmonie von Yin und Yang, als Hoffnung? Dies geschähe hier allerdings ohne Bezugnahme auf die natürliche Zeit im klassischen Gegensatz zu der geschichtlichen Zeit, wie beispielsweise bei Madelon Hooykaas und Elsa Stansfield (siehe unten). Vergegenwärtigen wir uns daher genauer die Wirkung des Ablaufs der Video-Präsentation. Zunächst ist unser Blickfeld durch die Aufdringlichkeit des Kontrastes von Schwarz und Weiß eingeengt. Deshalb kann die scheinbar chaotische Anordnung diskreter, lesbarer Elemente verstärkt und als destabilisierend erlebt werden. So ist anfänglich eine Zifferngruppe derart im Projektionsfeld angeordnet, dass sie zwei Drittel des oberen Blickfeldes einnimmt. Unten links erscheint bald eine weitere, kleinere Zifferngruppe und wird ihrerseits von einer weiteren Zifferngruppe überlagert. Schon zu diesem Zeitpunkt wird für den Betrachter die Wahrnehmung der räumlichen Ordnung und des zeitlichen Messwerts erschwert. Auch die Projektion von imaginären, horizontal und vertikal angeordneten Mittelachsen lässt räumliche Ordnung nur partiell erahnen. Zudem ist eine Orientierung an der Umkehr der Dominanz von weißem bzw. schwarzem Grund ebenfalls ungewiss: sie ist nicht aufdringlich und wird nur 135 allmählich bewusst. Letztlich erlauben zwischendurch erkennbare Zeitangaben keine kontinuierliche Zeitzuordnung. Derart der Kontinuität des Zeitbewusstseins beraubt, gelangen wir zu einem Eindruck der destruktiven Wirkung einer Sucht. Hier wird man an andere Installationen von ‚Zeit‘ erinnert. Vollkommen anders interagiert beispielsweise inneres (persönliches) und äußeres (öffentliches) Zeitbewusstsein in Gary HILLS EQUAL TIME (Videoversion 1979, gleichnamige Installation 1982), wo nicht nur diese Dualität sondern auch die von Raum und Zeit thematisiert wird. Dies erinnert an die Beschäftigung mit der Zeitdauer bei so vielen Videokünstlerinnen, wie etwa Takahiko Iiamura, Valie Export, Dan Graham, Bill Viola, Marina Abramovic/ Ulay u.a. mehr, die einen Verlust an festen Ortsbezügen thematisieren. Dort trägt beispielsweise die Bewegung nicht mehr zur Eroberung oder Vergewisserung des Raumes, des Umfelds bei, sondern steht nur noch in Bezug zu einem relativen Standpunkt. Die Beschreibung des Gesehenen verweist notwendig auf den medialen Aspekt des zur Sichtbarkeit geführten Sachverhalts. So formulierte in Bezug auf die Beziehung von Ästhetik und Kybernetik 1967 Nam June Paik Konzeptionen von Zeit, wobei er sich auf die Unterschiede von Kulturen (Indien, Griechenland), Glaubens- und Wissensrichtungen (Christentum, Cage: Zen Buddhismus, Newton, Gibbs, Wiener), Philosophen (Bergson, Husserl, Heidegger, Sartre) und die Musik von Stockhausen berief. Bereits in seinen Schriften Anfang der 60er Jahre mit der Frage nach der Qualität von Zeit beschäftigt, sinnierte er 1976 über „input-zeit“ und „output-zeit“. Im gleichnamigen Text schreibt er: Videokunst imitiert Natur, nicht in ihrer Erscheinung oder Substanz, sondern in ihrer vertrauten „Zeitstruktur“... (2) Selbstironisch ob einer möglichen Obsession schließt er: Auf meiner letzten Reise nach Tokio kaufte ich Dutzende von Büchern über ZEIT von östlichen und westlichen Denkern. Nach meiner Rückkehr nach New York stellte ich fest, dass ich keine ZEIT habe, sie zu lesen. (3) Video-Zeit und empfundene Lebenszeit setzt Paik immer wieder in Beziehung. Doch liegt er bei allen utopischen Vorstellungen, die er entwickelt, auch in der Auffassung seiner Zeit, als er 1980 die Hohe- und Alltags-Kunst thematisiert. In seinem analogischen Denken sind es „Yin-Menschen“ und „Yang-Menschen“, die diese Welt bevölkern. (4) Kontextualisierungsansatz Ist Paik nach wie vor hochgeschätzt und als Sprecher für elektronisch unterstützte Kunst beachtet, formuliert David Antins Aufsatz über die distinktive Eigenschaften des Mediums Video von 1975 einen historisch bedeutsamen Beitrag für einen Kanon der Videokunst: Er hat damit die Videokunst und die unabhängig produzierenden Künstler definiert. Eine Quantität von Sendezeit als kommerzieller Wert und die Konventionen der Sendezeit (TIME SIGNATURES) sind die Negativfolien, vor denen sich Video als Kunst entwickelte. Yet television haunts all exhibitions of video art, though when actually present it is only minimally represented...its presence is manifest mainly in quotes, allusion, parody, and protest... (5) ...the most striking contrast between video pieces and television is in relation to time. (6) Antins Analyse enthält zudem brauchbare Überlegungen zu technischen Möglichkeiten. Und er setzt mit der Nennung von einigen Werken Bedingungen für eine Entwicklung, die bewusst im Kontrast zum Fernsehen operiert, sowie für eine Standard-Zeitstruktur und die Narration. Zum Beispiel vergleicht er John Baldassaris Stück SOME WORDS I MISPRONOUNCE, das weniger als eine Minute lang ist, mit Robert Morris‘ Exchange, das dreiundvierzig Minuten dauert, um zu der Behauptung zu gelangen, dass beiden gemeinsam die inhärente Zeit sei. Beide Werke enden genau dann, wenn ihre jeweilige Intention erfüllt ist. (7) Nicht zuletzt soll hier an den ständigen Vorwurf von zu langen, langweiligen Videobändern erinnert werden, die ein Beharren auf inhärente Zeit notwendig machte. Erhellend ist aus diesem Blickwinkel auch Antins Meinung über WIPE CYCLE (1969) von Ira Schneider und Frank Gillette, die als interaktive Installation ‚Zeit‘ behandelten. Sie verfehle die Absicht, den Betrachter zu einem gleichwertigen Akteur, zu einem bevollmächtigten Partner eines Kommunikationsvorgangs werden zu lassen, weil die potentielle Mitbestimmung und Gestaltung vom Besucher nur wenig genutzt würde, denn das Seherlebnis des Fernsehens hätte bereits die Wahrnehmung der Menschen geändert: es würde als kurzweiliger aber auch vorhersehbarer empfunden. (8) Seit den 70er Jahren wird in der Videokunst um die Herausstreichung der medienästhetischen Qualitäten des Videos gegenüber Fernsehen und Film gerungen. Dies konnte geschehen, indem eingeübte Sehgewohnheiten irritiert würden. Die Technologie des „Closed-Circuits“ brachte Betrachterpartizipation als weitere Abgrenzungsund Erkenntnisstrategie in das Spiel. Die subjektive Kameraführung und verkörperte Sichtweise der Welt führten poetisch-erzählerische Momente ein, die sich bewusst mit den plastischen und haptischen Qualitäten der Dingwelt sowie den körperbetonten Erfahrungen des Umfeldes auseinander setzten. Der kontinuierliche Transformationsprozess des Bildes in seiner Abfolge erhält eine Affinität zu Wasser, die zentrale Metapher in Bill Violas und Fabrizio Plessis Videoarbeiten. Komplementär hierzu sind Megerts Behandlung von Zeit/Raum-Achsen in den Tanz und Bewegungsabläufen von SWEET DRESSING, OPUSCULUM 2 und CREAZIONE, die zusammen ihre zweite TRILOGIE (1983-1986) bilden. War über den Verlauf von dreißig Jahren ein Vokabular und Repertoire von Eigenheiten erarbeitet, kamen an der Wende zur Videoanimation neue mediale Bedingungen in der Strukturierung des Materials hinzu, das nicht mehr realen Verhältnissen entnommen werden musste. Hiermit würde die Verhandlung über die beziehungsweise die Behandlung von der Erfahrung in realer Zeit versetzt wahrgenommener Ereignisse und Erinnerungen noch enger an den audiovisuellen Prozess gebunden: das Medium wurde plastischer. Hierin zeichnet sich die Arbeiten der vierten TRILOGIE (1996-2001) von Megert aus. Interpretationsansatz In Bezug zu Megerts Oeuvre Die Künstlerin selbst verweist auf ihre Videoinstallation OFF (1989), wenn sie nach dem Vorgänger für dieses Werk gefragt wird. Hierzu schreibt sie folgendes: Das Videoband OFF zeigt das Bild, welches wir im Moment des Ausschaltens des Fernsehgerätes sehen. Diese flüchtigen Augenblicke sind einige hundert Male hintereinander geschnitten. Destabilisierung der zeitlichen Dimension durch den Rausch der Geschwindigkeit und die Faszination der Beschleunigung. Im digitalen Zeitalter werden maschinelle Beschleunigung und Geschwindigkeit in dem Masse ansteigen, so dass, bevor das Spektakel auf dem Bildschirm anfängt, es bereits schon beendet ist, ausgeschaltet wird. Der Beginn ist sein gleichzeitiges Ende. Eine neue Ästhetik, wo Konstanz und Kontinuität aufgehoben sind - die Ästhetik des Verschwindens, die in ihrer letzten Konsequenz nicht nur zum OFF der Bilder und Simulationen sondern zum totalen OFF führen kann. Das Videoband OFF wird als Endlosband in einem vergoldeten Monitor gezeigt, welcher auf einem schwarzen Sockel in einem dunkeln Raum, beleuchtet von ein paar Spotlampen, steht und quadratisch von weißen Kordeln abgesperrt ist. Der vergoldete Monitor kann der letzte Gegenstand unserer Bewunderung und Anbetung sein, unser letzter Mythos. (http://www.megert.de/off.html) OFF zeigt die ständige Wiederkehr des Endpunkts, der nicht mehr auf die Natur rekrutiert, sondern fern der Natur wirkmächtig wird. Durch einen Zyklus von Weiß und Schwarz wird dem OFF in dem vorliegenden Werk eine andere Zeitstruktur gegenübergestellt, und es sei die Frage erlaubt, ob die asiatische Zeitauffassung hier als Referenz gelten kann. Schließlich ist die Arbeit für eine Ausstellung in diesem Kulturraum entstanden. Welches Ausmaß die Intuition hierbei spielt, kann zu einer Frage der philosophischen Anschauung werden. War doch für OFF sicherlich eine Lektüre von Paul Virilios Schriften nahe liegend, sind hier mögliche kulturpessimistische Tendenzen zurück genommen. Das prozesshafte Zeitempfinden des endlichen Einzelnen befindet sich immerhin in einem ausgeglichenen Gegensatzpaar eingebetet. Doch wie verhält sich diese heilsvolle Vorstellung zu der Sucht? Hierzu bemerkt die Künstlerin: Die Akzeleration der Zeit, der Rausch der Geschwindig- keit führen zur Sucht nach Zeit - wir wollen immer schneller werden im Sport, im Leben. Die Hektik, der ungebrochene Zeitkonsum lässt die Zeit verschwinden. Die Zeit zerfliest in sich selbst. Hier scheint das Wort zerfließen signifikant. Die Tendenz zu nicht mehr unterscheidbaren Momenten, die nominell mit Zeitanzeigen bezeichnet werden können, können in einem Raum, der alle Bezeichnungen umfasst und daher dem Nichts gleich kommt, aufgehoben werden. Die unendliche, nicht zu denkende Zeit scheint auf: ist sie die Quelle der Sucht? Erlebte Lebenszeit ist sicherlich ein nahe liegendes Thema, mit dem die Kunst Zeitkonzepte abhandelt. Solche Arbeiten gibt es auch in Megerts Oeuvre. Ich denke da beispielsweise an die Videoinstallation AUF ROSEN GEBETTET (1986), die ein Bett als Schauplatz des Lebens über 16 Monitore ausbreitet. Die Videoabspielgeräte sind so synchronisiert, dass eine menschliche Figur in voller Größe der Länge nach auf vier Monitore verteilt ist. Das Videobild von natürlichen Bewegungen ist fragmentiert und nur in der Simulation wieder zusammen gesetzt. Ebenfalls nach diesem Prinzip gestaltet sind die Videoinstallationen aus jeweils zwei Monitor-Stelen in der dritten TRILOGIE DAS SPIEL MIT DEM FEUER, ARACHNE-VANITAS, und Philemon und Baukis. Das Wiedererscheinen fast vergessener ikonografischer Bezugssysteme, so eine Überlegung von Lydia Haustein, könne ein Symptom für den Wandel der Bilder des Zeitbewusstseins durch die Technik von Zeit- und Zählsystemen sein. (9) Doch wurde die Videoproduktion in Echtzeit zu der Zeit, als Megert ihr erstes Video produzierte, bereits durch analoge Mischund Trickverfahren verdrängt. (10) In Bezug zu anderen Werken Die postmoderne Debatte hat bei allem Facettenreichtum ein grundlegendes Kriterium: die kritische Hinterfragung des Fortschrittbegriffs. Zeit als Material des Videokünstlers wird durch Manipulation überlagert, beschleunigt oder verlangsamt, verläuft in umgekehrter Richtung, wird abgehackt. Der Verfeinerung der inhärenten ästhetischen Möglichkeiten des künstlerischen Mediums Video nicht mehr verpflichtet, kombiniert Vito Acconci 1976 für THE RED TAPES die Projektion der üblichen Filmpräsentation mit dem Video. (11) Ferner öffnet der Künstler den Schaffensprozess, indem er den Betrachter in Interaktionen einbezieht. Der Prozesscharakter des Werkbegriffes wird wichtiger als die experimentelle Erschließung der ästhetischen Eigenarten des Mediums, wie es in den 80er Jahren der Fall war. Als Sprecher für eine zweite Generation wähle ich Bill Viola, der folgenden Satz zu „history, 10 years, and the dreamtime“ schreibt: „The original video field was greatly informed by the intellectual currents of the time - the McLuhan, Wiener, Fuller media culture self-consciousness constellation.“ (12) Dies haben wir bereits bei Paik feststellen können. Interessanter für unseren Kontext sind 137 Violas Überlegungen zum Zeitbewußtsein, die Franziska Megerts Text über OFF und Time Addiction vorweg zu nehmen scheint: We may be able artificially to record images, sounds, and words, but we are a long way from recording anything resembling experience. The shock is the realization of how much of the stuff of the past actually slips by. Compounding this is the realization that our society has evolved such a warped sense of time. Am Ende des nächsten Absatzes heißt es: „The central problem of the day is how to maintain sensitivity and depth of thought (both functions of time) in the context of our accelerated lives.“ Welche Vielfalt der Behandlung von Zeit und Reflexionen über die Zeit in Videoarbeiten anzutreffen ist und damit als Vergleichsmaterial an das hier zur Betrachtung stehende Werk von Franziska Megert herangezogen werden kann, soll sich im Folgenden nach dem indexikalischen Ausdruck im Titel richten. Ich möchte durch das Aufzeigen von Affinitäten und Differenzen die spezifischen Eigenschaften des Stückes Time Addiction freilegen. Raum/Zeit Paiks TV CLOCK (1963-81) ist eine abstrakte, minimalistische Arbeit aus der Zeit vor dem Synthesizer. (13) Die Stringenz dieser Arbeit ist der der Time Addiction verwandt. Sie bedient sich jedoch des Elektronenstrahls eines Fernsehgeräts, indem sie den vertikalen Bildaufbau unterbindet und die Neigung der horizontalen Linie so ausrichtet, dass eine Platzierung der Anzeiger wie bei einer Uhr wahrgenommen werden kann. Da aber die Zeiger-Linie statisch bleibt, kommt der angezeigten Zeit eine abstrakte Bedeutung zu. Die Idee eines 24-Stunden-Tages wird aus der räumlichen Anordnung gewonnen. Durch die Aufstellung von 12 Schwarz/Weiß und 12 farbigen Monitoren auf hohen schlanken Sockeln wird eine weitere Schicht an Bedeutung gewonnen. Dass der Kontrast Hell/Dunkel etwa auch als Warm/Kalt gelesen werden kann, ist sicherlich einer Anspielung auf McLuhans Schriften zu verdanken. Die Verräumlichung der messbaren Zeit und die Erhebung dieses Zeitkonzeptes (durch die hohen schlanken Podeste) stehen in der älteren Tradition der Welt-als-Uhr, allerdings vermittels elektrischer Energie. Dem leisen Summen stellt Megert das scharfe Geräusch des „Abschaltens des Fernsehers“ in OFF entgegen und lässt das Intervall fast auf Null zusammen schrumpfen. Ira Schneiders TIME ZONES (Installation, 1980) mit 24 im Kreis aufgestellten Monitoren, die je 30 Minuten Videomaterial aus 24 Zeitzonen in abgewogener Vergleichbarkeit der dargestellten Gegenstände und kulturellen Eigenheiten präsentieren, bringt die Gleichzeitigkeit zur Anschauung. Die Installation weist eine Nähe zu Paiks Installation TV-Clock auf und in dem ursprünglichen Plan (1973-74) der Live-Übertragung per Satelliten eine globale 138 Dimension, die Paiks Denken verwandt ist. Dennoch ist Paiks Arbeit viel abstrakter und videografischer. Nehmen wir an, dass die Komplementarität der Zeitzonen bezüglich menschlichen Handelns auch der Welt der Zeitsüchtigen eigen ist, so könnten in Megerts Arbeit die großen und kleinen Zahlen/Ziffern räumlich gedacht als größere Nähe bzw. Ferne gelesen werden und die Lichtverhältnisse von Tag und Nacht in der Zu- und Abnahme vom indirekten Licht des Bildschirms repräsentiert sein. Allerdings wäre im Vergleich zu den Mitteln des Werkes von Schneider die vorliegende Arbeit ohne realen Bezug zur Welt - außer vielleicht einer entvölkerten, virtuellen Welt: ein Simulacrum. Zeitdauer Eine Reise, beispielsweise, dauert eine gewisse Zeit. Sie kann auch Zeitvertreib sein, sie kann auch als Flucht oder als Bildungsziel gestaltet werden. Immer ist Bewegung im Spiel und kann selbst zur Hauptsache werden. Die Faszination, die der Reisende erlebt, mag das Potential zur Sucht in sich bergen, kann aber auch in den laufenden Bildern selbst eingebettet sein. Auf diese Weise wird die Zeit in Takahiko Iiamuras TIME TUNNEL (1971) fixiert. Durch das Closed-Circuit-Verfahren werden auf dem Monitor laufende Bilder von einem Tunnel gezeigt, während ein Sprecher Nummern wiedergibt, die vor dem Tunnelbild aufscheinen. Die Serie führt von Zehn auf Eins und legt damit die Analogie zu einem Countdown nahe. Der Sog in die Tiefe des Raums, der einem Tunnel ähnelt, kombiniert mit einem Countdown, der die Zeit vor einem Ereignis abzählt, erzeugt dramatische Spannung und eine Erwartungshaltung: Eine Erwartung die nicht befriedigt werden kann - ebenso wenig wie der Junkie nach einem Schuss aufhört. Die Reversibilität der Zeit kann in Valie Exports Stück ZEIT UND GEGENZEIT (1973) nur über das Medium der Videoaufnahme zur Anschauung gebracht werden. Die Installation besteht aus einem Eisklumpen und einem Monitor. Die Gegensätzlichkeit zwischen dem Schmelzen des Eisklumpens in realer Zeit und der am Bildschirm rückwärts laufenden Verfilmung des Vorganges unterstreicht die verformbare Zeit im Videobild und baut gleichzeitig das Scheinbild auf. Die ubiquitäre Qualität der Computertechnologie bietet, wie in Megerts Stück zum Ausdruck gebracht, prinzipiell andere Gestaltungsmöglichkeiten. Hooykaas und Stansfields RUNNING TIME (1979) überführt durch überlagerte Aufnahmen einen laufenden Mann von einem unkenntlichen zu einem kenntlichen Bild. Es ist mit einer sich wiederholenden akustischen Sequenz von Herztönen unterlegt. Der sich ebenfalls wiederholende elektronische Aufbau des Bildes ist deutlich als Wechsel erkennbar und fördert folglich eine vermittelte Vorstellung einer Zeitdauer. Die reflexive Wahrnehmung von Zeit wird anhand von der Bewegung dessen, was zur Darstellung gebracht wird, und dessen, was zur Darstellung kommt, allmählich offenkundig gemacht. Eine gewisse Zeit bedürfen wir auch als Zuschauer des Stückes Time Addiction, um zu erkennen, dass sich eine bestimmbare Größe ‚Zeit‘ unserer Wahrnehmung entzieht. Vollbracht scheint die Übung, wenn wir Geordnetes und Chaos als Zyklus erkennen. Ist ein Hauch von Unendlichkeit in dieser Dualität enthalten? Wie verhält sich beispielsweise die Beschleunigung in Megerts Zeitszenario zu der Entschleunigungsstrategie n in den jüngsten Werken von Bill Viola, Stan Douglas und Douglas Gordon - um nur ein paar Namen zu nennen. So unterschiedlich ihre Themen sind, operieren sie alle mit oder in Nachinszenierung von vorgefundenem Bildmaterial. Die Erzählungen werden in der extremen Zeitdauer unleserlich gemacht und die Relation zwischen Handlung und Bedeutung zerstört. Verzeitlichung von Zeit Ein Beispiel für eine Wahrnehmung der Zeit in der Zeit soll hier genügen um jene bewusste Thematisierung von Zeit als Stoff für die Zucht zu nähern. Diejenigen, die verstreutes Sehen pflegen oder Überflutung der Sinne und folglich Sinnesverwirrung gern erleben, können dies mit dem audiovisuellen GUIDE IN REAL TIME (1999) von Janet Cardiff genießen. Beim Rundgang durch ein Museum kann der Benutzer reale Umfeldeindrücke synchron zur visuellen Wiedergabe des Rundgangs auf dem Display eines digitalen Camcorders erleben. Gleichzeitig hört er die Schritte Cardiffs von dessen Rundgang über die Stereo-Kopfhörer. Er kann damit Schritt halten und zusätzliche Umfeldgeräusche hören oder selbst die Route und Blickachsen wählen und vergleichen. Insgesamt werden Raumzeit-Koordinaten zur Disposition gestellt. Das Potential eines mehrdimensionalen Zeitraums regt zum aktiven Nachvollzug an. Die offene Struktur bei vorbestimmten Elementen mag berauschend sein, handelt jedoch von den Sinneskanälen der Wahrnehmung raumzeitlicher Szenarien und deren möglichen Organisationen. Der Besucher wird die Regie ergreifen können, und die Eindrücke, die er gewinnt, selbst organisieren können: er bestimmt, was „Real-Time“ ist. Damit ist allerdings eine verbindliche Vorstellung von Realzeit brüchig und partikulär geworden. Ein mögliches Resümee Da mehrere Sequenzen der Zeitmessung in Time Addiction simultan ablaufen, ist die kontinuierliche Zeitmessung einer Schichtung gewichen. Die Forderung nach Gleichzeitigkeit im globalem Zeitraum - die auch ein Fragmentieren des Zeiterlebens beinhaltet - ist dem so genannten Informationszeitalter eigen. Dieses Zeiterleben der elektronischen Zeit erscheint wie angepasst an die Funktionsweise der mikrochip-gesteuerten Maschinen. In Time Addiction haben wir darüber hinaus einen Informati139 140 onsraum mit einer Tiefe, die nur Digitalität ermöglicht. Sie wird hier durch die Sieben-Segment-Anzeiger eindeutig bezeichnet. Der Anzeiger als Zeichen weist somit auf Bedeutung hin. Im Verlauf der Betrachtung verfällt er zum Platzhalter; er tritt an die Stelle von einem mit Zeitsinn erfüllten Zeichen. Schließlich wird aus der räumlichen und emotionalen Distanz das Zeichen für Zeit lediglich ein Agent der Zeitvorstellung, ein ‚Multiplikator des Augenblicklichen‘ (Virilio). In der Anhäufung von Mustern, die als sinngebende Ziffern nur noch eine Erinnerung sind, entfernen wir uns zeitlich von der geordneten Ausgangssituation. Die Sensation einer Beschleunigung stellt sich ein. Sie zieht uns in das weiße Licht, nimmt neuen Kurs, und wir stürzen in die Dunkelheit ab, ähnlich wie durch starke Beschleunigung eine Bewusstlosigkeit entstehen kann. Die Reduktion auf Schwarz und Weiß als Gegensätze und visuellen Kontrast fördert zwar prinzipiell die Konturierung eines Gegenstandes, den wir zu betrachten aber nicht abzubilden gedenken. Durch die starke Reduktion der Mittel wird aber eine Situation geschaffen, in der die reine Beziehung der Komplementarität zum Ausdruck kommt. Das Zusammenfließen diskret ausgedrückter Zeiteinheiten entzieht sich bald der Möglichkeit eine Raumtiefe oder Örtlichkeitsvorstellung zu entwickeln und kehrt sich in der Vorstellung in eine ausschließliche Oberflächenbeschaffenheit der Welt um, ohne gänzlich eine Raumvorstellung tilgen zu können. Die Art der komplementären Beziehung, auf die unsere Aufmerksamkeit gelenkt wird, entnehmen wir der Andeutung des Titels der Arbeit, der uns den unentrinnbaren Rausch der Zeit anbietet, den wir allerdings aus der Erfahrung nicht ohne Raum denken können. Wie kann der Betrachter mit dieser Art der Kopplung von Zeitempfinden und Sucht reflexiv umgehen? Zunächst scheint eine gesellschaftskonforme Struktur ausgedrückt zu sein, eine Identifikation mit geltenden Werten und Leitnormen, sei es im Sport oder Handel. Eine Erhöhung der Produktivität kann das Zeitbewusstsein fördern aber auch destabilisieren, krank machen, zu dissoziativer Abwehr führen. Die Bilanz beziehungsweise Symmetrie, die der Ablauf der videografischen Animation schafft, kann nur außerhalb des zeitsüchtigen Subjekts angesiedelt sein. Hierfür kann Paul Virilios „Globalisation of Feelings“ als Überforderung des Einzelnen stehen, der nicht mehr auf geopolitische Orientierung zählen kann, sondern sich nach der „Metropolitik“ oder simultanen globalen Zeitlichkeit richten muss. (14) Das Individuum kann sich aber auch in die Desorientierung als Rausch begeben. Entflieht es dadurch zeitweilig der Überforderung, so macht es mitunter eine heilsame temporale Erfahrung. Verselbstständigt sich jedoch der Lustgewinn, kann er zur Sucht ausarten. Auf diese Weise aufgefasst, drückt der aufdringlich blinkende Titel zu Beginn der Arbeit eine Warnung aus. Das, was folgt, zeigt eine mögliche Konsequenz der Missachtung dieser Warnung. Der Betrachter muss sich entscheiden, ob er sich dem Schwarz/WeissZyklus als Süchtiger unterwirft, ihn als versöhnende Yin/ Yang-Welt uminterpretiert, oder den Zyklus durchbricht. 1 Barbara London, „Time as Medium: Five Artist‘s Video Installations“. In: Leonardo 28:1, 1995. Online: www.experimentaltvcenter.org/history/ people Zugriff: 31.01.2008. Hier S.1. 2 Edith Decker, Niederschriften eines Kulturnomaden : Aphorismen, Briefe, Texte / Nam June Paik. Köln: Dumont Verlag, 1992. Hier S. 140. 3 Item (wie Anm. 2.) 4 Wie Anm. 2. Hier S. 152. Heute ist der Kontext ein anderer. Auch in jüngeren Arbeiten funktioniert noch die Strategie der Irritation der Wahrnehmungsgewohnheiten. Die dramatische Erzählung der Oper den gelangweilten Menschen in ihren domestischen Umgebung in den Mund gelegt, wie es beispielsweise Sam Taylor-Wood in Killing Time (1994) tut, gehört in eine andere Medienwelt: in die von Live-TV und Big Brother. 5 John Hanhardt, Hg., Video Culture: a critical investigation. Layton, Utah: G.M. Smith, Peregrine Smith Books, in association with Visual Studies Workshop Press, 1986 (Aufl. 1990). Hier S. 148. 6 Wie Anm. 5. Hier S.154. 7 Wie Anm. 5. Hier S. 155. 8 Im Hinblick auf OFF mag man Fragen ob wir inzwischen so weit sind, dass wir die Kurzweile auch überdrüssig sind. 9 Lydia Haustein, Videokunst. München: Verlag C.H. Beck, 2003. Hier S. 52. 10 Personality-Syntality 18¥, b/w, 1981 Zunächst wird ein Porträt gezeigt, das dann mit dem Bild einer zweiten und einer dritten Person überblendet wird, bis 5 verschiedene Porträts sich überlagern. Dadurch ist der Zuschauer nicht mehr in der Lage, zwischen einzelnen individuellen Zügen zu unterscheiden oder die Physiognomie eines Individuums zu erkennen. Was gesehen wird, ist eine neue Persönlichkeit, die der Gruppe (Syntality). Das bedeutet, daß das Ganze andere Eigenschaften aufweist als seine einzelnen Komponenten. Der Charakter einer Gruppe wird durch die Stellung seiner Mitglieder zueinander gebildet, er besteht in der Struktur der Gruppe. Ändert sich eines von ihnen, so verändern sich auch die anderen und damit ändert sich auch das Wesen der Gruppe, in der es existiert. Online: http://www.megert.de/videob.html Zugriff: 20.01.2008 11 Für mehr hierzu siehe Nicoletta Torcelli, Video-Kunst-Zeit: von Acconci bis Viola. Weimar: VDG, 1996. 12 Bill Viola, „History, 10 Years, and the Dreamtime“. In: Video: A Retrospective, Long Beach Museum of Art 1974-1984, Ausstellungskatalog Hg. v. Kathy Rae Huffman, S. 18-23. Zitiert aus Wiederabdruck in Viola, Bill: Reasons for knocking at an empty house : writings 1973-1994, Hg. v. Robert Violette in Zusammenarbeit mit dem Künstler. Einführung v. Jean-Christophe Ammann. London : Thames and Hudson [u.a.], 1995, hier S. 124. 13 Sie ist eine Folge des Zufalls einer Beschädigung beim Transport, dass diesem einen Fernsehengerät den Titel Zen für TV (1963, Wuppertal) einbrachte. 14 Paul Virilio, „Global space-time“. In: Domus (Januar) 2006, S. 58-59. Hier S. 59. 141 COMPUTER GENERIERTE BILDER Renderings SÄCHSISCHE LANDESBIBLIOTHEK, STAATSUND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK DRESDEN Renderings, 1998 In Zusammenarbeit mit Ortner & Ortner Baukunst. Nach den Plänen vom Architekturbüro Ortner & Ortner für die Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und in Zusammenarbeit mit Laurids Ortner entstanden Renderings (3-d Computerzeichnungen) von den beiden einander gegenüberliegenden, gleich großen Häuserkuben sowie von Teilen der Innenräumen. Für die Fassadengestaltung wie auch für den Innenbereich (siehe folgende Seiten) des bedeutenden Bücherspeichers von über 7 Mio. Bücher und anderen Medien ist die Reihung von Bücherrücken, wie sie in einem aufgefüllten Bücherregal gesehen werden, in abstrahier144 ter Form als Gestaltungsmodul gewählt worden. Diese Textur bewirkt eine homogene Struktur, die die Baukörper als reduzierte geometrische Objekte erscheinen lässt, zugleich aber durch die flimmernde, irritierende Atmosphäre die visuelle Identifizierung verweigert. Oben: Sicht auf die Bibliothek S.L.U.B. und die Umgebung. Rendering, Ink Jet Print. 80 x 60 cm Oben: Zwischen den beiden Blöcken der Bibliothek breitet sich die große Glasfächle aus, welche das Tageslicht für den darunterliegenden zentralen Leseraum durchlässt. Rendering, Ink Jet Print. 60 x 80 cm (hier geschnitten). Rechts: Zentraler Leseraum. Rendering, Ink Jet Print. 80 x 60 cm. 145 KÜNSTLER FRAGEN von Laurids Ortner Der dritte Hinweis von ’Hinweise für eine bessere Architektur’ lautet: K ü n s t l e r f r a g e n. Weil die Sichtweise, das Herangehen an Themen bei Künstlern weniger verstellt ist. Weil die Bilder der Künstler großzügiger und suggestiver sind als die der Architekten. Weil Architekten vom Machbaren über Gebühr beansprucht sind. Um die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Architekten rankt sich dunkler Lorbeer. Da soll es zahllose Gespräche geben, tiefsten Austausch von Anschauungen in durchzechten Nächten, gemeinsame Reisen. In Wirklichkeit ist es simpler: gib dem Künstler eine diffuse Beschreibung dessen, was sein soll, und du wirst einen 146 handfesten Vorschlag zurückbekommen. So als würde man einen Generator mit Gefühlsbrocken füttern aber doch eine Anweisung mit deutlichen Figurationen erhalten. So ähnlich spielte sich die Arbeit mit Franziska Megert an der großen Bibliothek für Dresden ab. Was der Architekt einbrachte, waren Beschreibungen von flirrenden Oberflächen, von aufgeladener Atmosphäre, von Stimmungen, die alles in Bann schlagen. Was der Generator nach wiederholten Ergänzungen schließlich ausspuckte, waren simple Bilder, auf denen sich all das fand, was später die Eigenheit des Baues bestimmte. Bilder als atmosphärischer Bauplan, als Träger in dem räumlich emotionale Komponenten festgelegt sind. In der gängigen Kunst am Bau werden Bilder aufgehängt, bemalen Maler Wände und Decken, platzieren Bildhauer ihre Skulpturen. Bei diesem Bau aber wurde seine Wirkung über künstlerische Bilder bestimmt, die hinterher nicht an Wänden hängen, sondern sich allenfalls unter Bauplänen und Anweisungen zur Ausführung finden ließen. Nichts ist da vordergründig als Kunstwerk sichtbar und hat doch insgesamt entscheidend Einfluss genommen. Freie Kunst kommt in solchen Fällen der Baukunst zur Hilfe, um sie wieder zur Königin der Künste zu machen. Oben: Estrade neben dem zentralen Leseraum, -1 Etage Rendering, Ink Jet Print, 60 x 80 cm. Linke Seite: Ein Durchgang neben dem zentralen Leseraum, -2 Etage. Rendering, Ink Jet Print, 60 x 80 cm. 147 REDAKTIONSGEBÄUDE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Renderings, 2002 Auch hier dienten Pläne von ORTNER & ORTNER BAUKUNST als Grundlage für die Computerzeichnungen von dem Hochhaus mit vorgelagertem einstöckigem Glasbau. Über einem 7-geschossigen Sockel erheben sich die 106 Meter hohen Farbstelen. Die Farben dieser vier Stelen setzen sich aus unterschiedlichen Materialien zusammen: durchgefärbten Elementen der Fassadenkonstruktion, matt lackierten Lüftungspaneelen und - hinter Glas - farbigen Vertikaljalousien des Sonnenschutzes. Diese unterschiedliche Farbzusammensetzung von matten und glänzenden Teilen wird ein kompaktes und zugleich flirrendes Bild ergeben, das zum weithin sichtbaren Wahrzeichen wird. Der Sockel ist transparent, reflektierend, glatt, tags148 über spiegelnd, nachts ein hell erleuchtetes Kraftwerk, über dem dämmerig die Farbbalken aufsteigen. Oben und linke Seite: Quadricolor, Nacht- bzw. Tagesansicht, Rendering. 149 COMPUTER BASIERTE INTERAKTIVE ARBEITEN Bühnenbild für ein Ballet, Installation GAMESTERS‘ PLAY Bühnenbild für ein Ballet, 2006 Auf der Bühne steht eine überdimensionierte funktionsfähige Laptop-Imitation im Maßstab 30:1. Eine Projektion auf eine weiße Aluminium gefasste Fläche simuliert den Bildschirm. Die “Rechenmaschine” arbeitet mehr oderweniger wie ein normaler Computer, nur wenige seiner Tasten erhalten eine veränderte Funktion, z.B. kann eine von einem Tänzer berührte Taste einen Melodie abspielen, eine andere Bilder, kleine Filme oder kurze Texte erscheinen lassen. 12 männliche und weibliche Tänzer, genannt GAMSTERS, sind mit einem hauteng anliegenden Overall gekleidet. Sie sprechen nicht. Sie alle tanzen nach einer präzisen Choreographie auf der Tastatur und generieren dadurch 152 Texte, Bilder und Melodien. Ihre Körperbewegungen verwandeln sich auf dem “Bildschirm” - über die Berührungen der Tasten - zu philosophischen, Aussagen und emotionellen Stellungnahmen bezüglich des Einflusses der digitalisieren Welt auf das tägliche Leben. Es geht um die Konsequenzen der Globalisierung, der Geschwindigkeit, der Genmanipulation.... Es geht um Überfluss, um Komfort, um Stress, Ängste und apokalyptische Visionen... Die Realisierung diese Projektes erfordert die Zusammenarbeit mit einem Schriftsteller/Philosophen, einem Choreographen und Tänzern. KLAGEMAUER & BEICHTSTUHL DER ZUKUNFT Interaktive Installation, 2006 Wird das Bühnenbild - der überdimensionierte Laptop - von GAMSTERS‘ PLAY in einen Ausstellungsraum platziert, können Besucher auf der „Tastatur“ stolpernd, strauchelnd, kriechend, tanzend oder einfach leichten Fußes in spielender Kooperation oder ganz alleine ihre Gedanken, Träume und Ängste unter Einsatz des ganzen Körpers dem „Bildschirm“ und dem daran angeschlossenen Internet anvertrauen, diese verändern, korrigieren, löschen... Oben: KLAGEMAUER UND BEICHTSTUHL, Interaktive Installation im Ausstellungsraum, hier mit virtueller Tastatur (als Projektion). Linke Seite: GAMESTERS’ PLAY, Bühnenbild mit Tänzer. 153 APPENDIX BIOGRAPHIE Geboren 1950 in Thun/Schweiz, lebt in Düsseldorf und Bern. René Magritte, Carte Blanche, 1965 Öl auf Leinwand, 18 x 65 cm René Magritte, La clef des champs, 1936 Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm Peter Campus, Videostill aus Three Transitions, 1973 156 Nach Abschluss des Psychologiestudiums an der Universität Bern 1979, Umzug nach Düsseldorf, wo sie an der Kunstakademie die Fächer Foto, Film und Video belegt. 1984 und 87 Videopreis des Kantons Bern 1988 Werkbeitrag von der Eidgenössischen Kunstkommission 1989 Werkbeitrag vom Kunstfonds Bonn 1992 Werkbeitrag vom Kanton Bern 1994 Preis der Berner Biennale 1993/94 Gastprofessur an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. 1994 Vorlesungen an der Univesité du Québec, Montréal und an der Université Concordia, Montréal (Canada). 2000 Präsentation im Kunstmuseum Bern 2005 Präsentation im Museum Kunstpalast Düsseldorf 2007 Vortrag zum Thema Fundstücke und Workshop an der Muthensius Kunsthochschule in Kiel 2008 Vortrag zum Thema Fundstücke und Workshop an der Hochschule für Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 2009 Präsentation an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Atelier in Bern und Düsseldorf. Seit 1976 mit Christian Megert verheiratet. Angefangen mit Fotoserien, die aus Überblendungen v.a. von Portraits bestehen, kam sie rasch zum Video, da Prozesse nur über die Zeit erfahrbar gemacht werden können. Gleichzeitig arbeitet sie mit S-8 und 16mm Material. Ab 1981 entstehen Videobänder und ab 1984 Videoskulpturen und -installationen, von 1986-90 Laserkopie-Collagen als Projektentwürfe. 1991 Einbezug des Computers vorerst zur digitalen Bearbeitung der Videobilder, ab 1995 auch zur Erstellung von Computeranimationen und Computergrafiken. Interaktive Installationen projektiert sie ab 2006. Begeistert ist sie von den Videoarbeiten von Peter Campus aus den frühen 70er Jahren, der ebenso wie sie von der Psychologie her zur Kunst kam. Auch fasziniert von den verwirrenden Raumkonstruktionen in René Magritts Malerei, strukturiert sie die psychischen, fiktiven, simulierten, immateriellen Räume zeitbasiert mit verdrehten, komplizierten, mehrdeutigen jedoch immer inhaltsbezogenen Stanzungen. Franziska Megert, ART WARE, Cebit, Hannover, 1986. Auf der Suche nach Mondrian, Super-8 Film, 1982 Franziska Megert, in ihrem Berner Atelier, 1981. Christian Megert in seinem Privatatelier an der Kunstakademie Düsseldorf, 1982. Franziska Megert mit ihrem Vater, Karl Vogt, 1985 Das Künstler-Symposium Media Art - Death of Art? MultiMediale 2, 1991. Von links nach rechts: Walther Giers, Peter Weibel, Marie Jo Lafontaine, Heinrich Klotz (Moderator), Klaus vom Bruch, Franziska Megert, Wulf Herzogenrath, Wolf Vostell (von hinten). 157 Kunsthalle Bremen. Von links nach rechts: Axel Klepsch, Dr. Wulf Herzogenrath, Frau Herzogenrath, Peter Kolb, Jean-François Guiton, Franziska Megert, 2004 Von links nach rechts Thomas Kulli, Franziska Megert, Susanne Kulli in der Galerie Susanne Kulli anlässlich der Einzelausstellung Franziska Megert 1996 Fotografie aus der Serie Benchmarks, Cascade und Yellow Allocation, prints on iron, 2009 158 Die ersten Arbeiten sind stark von ihrem vorhergehenden Studium geprägt: Es werden gruppendynamische Prozesse visualisiert, intra- und interindividuelle Unterschiede sichtbar gemacht und auch intrapsychische Konflikte thematisiert. Franziska Megerts frühe Arbeiten sind eine Auseinandersetzung mit antagonistischen Tendenzen und Paradoxa auf der Ebene von (v.a. emotionell gefärbten) inter- und intraindividuellen Beziehungsstrukturen und im weiteren Sinne von Kommunikation. Bezüge zur Alltagswelt, zu archetypischen Verhaltensweisen, Denkund Gefühlsdispositionen und somit auch zu verschiedenen Mythologien werden thematisiert. Meist hat sie diese Inhalte mit dem fragmentierten, dekonstruierten menschlichen Körper dargestellt. Nach der Inszenierung des „rein psychischen Raumes“, mit anderen Worten des immateriellen Raumes, tendiert ihr Interesse - ab Mitte der 90iger Jahre - stark zur Gestaltung des simulierten Raumes als Erweiterung des realen Raumes bis hin zur Architektur. Ihre angewandten Arbeiten, wie die Architektursimulationen (Erarbeitung der Konzeption für die Fassaden- und Innenraumestaltung der Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) haben Auswirkungen auf ihre freie künstlerische Arbeit, wie z.B. auf die Trilogie Three Cities. Ihre kritische Auseinandersetzungen mit der Malerei aus vergangener Jahrhunderten (in der Computeranimationen bzw. Videoskulpturen HOMMeAGE und Die Engel und die Anderen) wie auch mit der zeitgenössischer Malerei (im Videoband Die Pyromaler, in der Multiprojektion Pyropaintings oder in der Animation The Ultimate Relaunch führen zurück zur Fotografie, in der die abstrakte Malerei untersucht und hinterfragt wird. Ihre seit 2008 entstandenen Arbeiten sind auf Stahl gedruckte fotografierte - von Ge- und Verbrauchsspuren „gezeichneten“ und mehrfach übermalten (restaurierten) - Oberflächen von Eisencontainer bzw. Eisenhüllen. Aus diesen z.T. grossformatigen „Tafelbilder“ entwickelt sie Ideen zur Fassadengestaltung (z.B. Architekturbureau ARB, Bern und Ortner & Ortner, Wien - Berlin - Köln.) Die zeitbasierten Arbeiten bleiben für sie dennoch aktuell. AUSSTELLUNGEN 2009 Schwerte/Germany. SCHWEIZ, Museo de Arte Contemporaneo, In Vorgereitung: Sammlung Carola und Shift-Festival, Basel La Paz, Bolivia; 2001: El Museo de Arte Mo- Günther Ketterer-Ertle, PROGR_Zentrum für KUNSTFILMTAG, organisiert vom WP8, derno de Medelin, Medelin Colombia; 2004: Kulturproduktion, Bern/Switzerland. Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf*. Palace of Arts, Cairo/Egypt; Darat al Fonoun, SIMULATIONS-SIMULATIONEN - organisiert Amman/Jordanien; National Galerie of Bosnia von globalscreen, Schloss Ringenberg, Ham- 2006: und Herzegowina, Sarajevo/ Bosnia; National minkeln, Germany; Junge Nacht, Museum 40JAHREVIDEOKUNST.DE - Digitales Erbe: Gallery of Victoria, Melbourne/Australia*. Kunst Palast Dusseldorf, Germany; 5. IN- Videokunst in Deutschland von 1963 bis heu- TERNATIONAL SHORTFILM FESTIVAL, ISFF, te, Kunstsammlung NRW, Düsseldodrf; ZKM, 2000: Detmold, Germany; VIDEOART FESTIVAL Karlsruhe; Kunsthalle Bremen; Lenbachhaus FIN DE SIECLE, le lieu uniques, Nantes/ MIDEN, Kalamata, Greece; New Center: Arts München; Museum der Bildenden Künste, France. on Main, Johannesburg, South Africa in coop. Leipzig/Germany*. Franziska Megert, images virtuelles et autres, with Seippel Gallery, Cologne/Johannesburg; Lewis Glucksman Gallery, University College ESPACE ACCATTONE, Paris/France. VIDEOMINUTO FESTIVAL 2009, Luigi Pecci Cork, Cork, Irland (Republik). DER ANAGRAMMATISCHE KÖRPER - der Museum , Florence-Prato, Italy; PAN Kunst- Körper und seine mediale Konstruktion, forum, Emmerich, Deutschland; WL-project, Zentrum für Kunst und Medientechnologie Berlin/Hong Kong/Malaysia...; Video-Salon 2005: Karlsruhe, Karlsruhe/Germany.* 4, DUPLEX /Galerija10m2, Sarajevo, Bosna i The Ulitmate Relaunch, Presentation in Kunst- HEARTBOX, Hetjens-Museum, Dusseldorf/ Hercegovina; palast Dusseldorf, Dusseldorf/Germany. Germany. CHRISTIAN MEGERT - RETROSPEKTIVE, Viel Sonne bei steigenden Temparaturen, Fernando Arrabal et les artistes, Musée de Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt, (Fil- Galerie Hubertus Wunschick, Mönchenglad- Bayeux, Bayeux/France.* me über Christian Megert im Rahmen seiner bach/Germany. VIPER’00, Basel/Switzerland. FRAU UND KUNST, Veranstaltung im Kunst- 2004: 1999: museum Bern. ARTE DEL VIDEO, Il viaggio dell’uomo immo- ORTNER & ORTNER, 3 Bauten für europä- bile: Fondazione Ragghianti, Lucca /Italy. ische Kultur, Aedes Galerie, Berlin; Galeie Retrospektive im mkk). 2008 Zumtobel, Vienna/Switzerland.* DER VERBOTENE BLICK, Museum Kunstpa- 2003: Wite Night, Kunstmuseum Bern, Bern/Swit- last Düsseldorf/Germany Le voyage de l’homme immobile, Villa Corce, zerland. WUNDERLAND, Schloss Rue, Fr/Schweiz Genova/Italy. Grosse Kunstausstellung Dusseldorf, Messe „I‘M FULL OF BYARS“. JAMES LEE BYARS Second Skin, Künstlerhaus Mausonturm Dusseldorf, Dusseldorf/Germany.* - EINE HOMMAGE, Kunstmuseum Bern Frankfurt/Germany. (filmische Dokumentation der Performance „Parfume Drop“ auf der Furka 1984) 2002: 1998: CULTURE OF DeLIGHTS - Museumsquartier 33. Solothurner Filmtage, Solothurn/Switzer- 2007: WIEN, Ludwigmuseum Wien/Austria. land.* GONGZHEN – SPORT IN ART, Museum Letzter Eingriff, Alte Frauenklinik, Bern/Swit- 25 Jahre AAP, UNI-Kuppelhalle, Bern/Swit- of Contemporary Art, Shanghai; in 2008: zerland. zerland. Art Museum of Guangzhou Art Academy, Swiss Made, Xenia, Zürich/Switzerland. Guangzhou; RCM The Museum of Modern 2001: Art, Nanjing; Gallery of Luxun Art Acade- CULTURE OF DeLIGHTS - Museumsquar- Kunst und Design, Fürstenwall 66, Dussel- my, Shenyang; Sichuan Fine Arts Museum, tier WIEN, Zumtobel Staff Lichtforum Wien, dorf/Germany. Chengdu; Beijing Today Art Museum, Beijing; Vienna/Austria. L’Avangarde de l’Espace, Villa Boromea, Hongkong/China*. 36.Solothurner Filmtage 2001, Solothurn, / Milano/Italy. 20 JAHRE KUNSTVEREIN SCHWERTE- EINE Switzerland. Licht, Botho-Graef-Kunstpreis, Städtische RETROSPEKTIVE, Kunstverein Schwerte, MediaSkulptur - VIDEO-KUNST-SZENE- Museen Jena, Jena/Germany.* Hinter verscholssenen Türen - Wohnen mit 159 ORTNER & ORTNER, 3 Bauten für europä- Switzerland.* Jugoslavia.* ische Kultur, Europäisches Design Depot, Kla- MediaSkulptur ‘96, Kunsthaus Langenthal, Art as a Signal: Inside the Loop, Krannert Art genfurt, Oesterreich; Aedes Galerie, Berlin/ Langenthal/Switzerland.* Museum, Champaign, Illinois/USA.* Germany.* Hybride Welten, Tendenzen der Medienkunst, Frauenwerkschau, Filmtage Zofingen (Video- Presentation at the Gesamthochschule Sie- bandwerkschau), Zofingen/Switzerland. 1997 gen/Germany. 100 Femmes d ́ ici et d á illeurs, Toit du Mon- 1994: de, Vevey/Switzerland* 1995: Philemon und Baukis, singel show, Kunstver- Virtuelle Realität, Kunstverein Soest, RAM - Realität, Anspruch, Medium, Badi- ein Schwerte, Schwerte/Germany. Reithalle Bern, Bern/Switzerland. scher Kunstverein Karlsruhe, Karlsruhe/ Interconnexions Copigraphiques, La Maison Städtisches Museum Gelsenkirchen (making Germany; BM für Post und Telekommunikati- de la culture Côte-des Neiges, Montréal/ part of Christian Megert’s retrospective exhi- on, Bonn/Germany; Neues Museum Weser- Canada* bition), Gelsenkirchen/Germany. burg, Bremen/Germany; Lindenau-Museum Videoinstallationen Szene Schweiz, Kunst- Multimediale 5, Karlsruhe/Germany* Altenburg/Germany; Museum Wiesbaden/ haus Langenthal, Langenthal/Switzerland.* Kunstmuseum Bern (making part of Christian Germany.* Berner Biennale ́94, Kunsthaus Langenthal, Megert’s retrospective exhibition), Bern/Swit- common instincts - familiar senses, Galerie Langenthal/Switzerland.* Schweizer Kulturwoche, Erfurt/Germany. UN-FASTEN YOUR VIDEO-BELT, Centre PasquART, Biel/Switzerland. Video-Skulptur in Deutschland seit 1963*, (organized by ifa)*, Kunsthalle Rostock/Germany. 1995: Hong Kong Arts Centre, Hongkong/ China; Centrum Beeldende Kunst, Groningen/NL; World Wide Video Centre, Den Haag/ NL. 1996: Museum van Hedendaagse Kunst, From left to right: Fernando Arrabal, Franziska Megert, Ante Glibota at the opening of the solo show in ESPACE ACCATONE, Paris, 2000 Gent/Belgium; Circulo de Bellas Artes, Madrid/Spain; Galeria Zacheta, Warschau/Poland. 1997: Hara Museum of Contemporary Art, Tokyo/Japan; Singapore Art Museum, Singapore; Seoul Arts Center Museum, Seoul/South Korea; Daejon Hanlim Museum, Daejon/South Korea. 1998: Fondazione Mudima, Milan/Italy; zerland. Hubertus Wunschik, Dusseldorf/Germany Rom Opera Paese, Roma/Italy. 1999: Ankara Die Schule des Imaginären, Kunstverein Ruhr, Einzelausstellung, Galerie Susanne Kulli, Devlet Guzel Sanatlar Galerisi (Ankara State Essen/Germany. Bern/Switzerland. Gallery), Ankara/Turkey; Atatürk Kultür Mer- VirusExpress® Rendez-vous im Überall, CINéVILLE SUBSOIL, Walfischbauch des HB kezi (Atatürk Culture Center), Istanbul/Turkey; Museum für Gestaltung Zürich, Zürich/Swit- Zürich, Zürich/Switzerland. Art Academy Athens, Athens/Greece. 2000: zerland.* Himmel und Erde, Dominikanerkloster, Frank- Novaja Tretjakovskaja Galerja (NewTretyakov Internationaler Videokunstpreis - die 50 Bes- furt/Germany* Gallery), Moscow; St. Petersburg Manege, St. ten, SWF Baden Baden/Germany. Memento, Altdorf/Switzerland* Petersburg/Russian Federation; Center for L ́ IDENTITÀ FLUTTUANTE TRA IL FISICO E L Contemporary Art at NaUKMA, Kiew/Ukraine. ́OTTICO, Palazzo Ducale, Gene/Italy* 2001: Instituto Cultural Cabanas, Guadala- Der Dritte Ort, Centre Pasqu A ́ rt, Biel/Swit- Medienpoesien - Videokunst aus Dusseldorf, jara/ Mexico; Museo di Arte Alvar y Carmen zerland.* Galerie Hubertus Wunschik, Düsseldorf/ T. de Carillo Gil, Mexico City; Mexico; Museo Happy End, Kunsthalle Dusseldorf/Germany.* Germany. Alejandro Otero, Caracas/Venezuela. 2002: ICH & DU Museum für Gestaltung Zürich/ RIVER-ART, Festung Kalemegdan, Belgrade Biblioteca Luis Angel Arango, Bogotá; Museo 1996: de la Ciudad, Quito/ Ecuador; Museo Nacio160 nal de Arte, La Paz/Bolivia. 2003: Museo de Einzelausstellung im Kunstmuseum Bern, 1982 Arte, Lima/Peru; Museu Paco das Artes, Sao Paulo/Brasilia; Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires, Buenos Aires/Argentina. 2004: Dunedin Public Art Gallery, Dunedin/ New Zealand; National Gallery, Bangkok/ Thailand; Chiang Mai Art Museum/Chiang Mai University, Chiang Mai/ Thailand. 2005: Aula Barat, Institute of Technology Bandung, Bandung/Indonesia; Apeejay Media Arts Gallery, New Delhi/India;National Gallery of Modern Art, Mumbai /India. 2006: Centre of International Modern Art (CIMA), Kolkata/ India; Karnataka Chitrakala Parishath (College of Fine Arts), Bangalore/India. Der entfesselte Blick, Kunstmuseum Bern, tréal/Canada. 1993: Bern/Switzerland. Um abermals zu enden - Pour finir encore VIPER ́ 92, Luzern/Switzerland.* - For to end yet again. Samuel Beckett Sonderschau Art Cologne, Hochschule für 1990: Symposion, Dusseldorfer Schauspielhaus, Gestaltung Karlsruhe, Köln/Germany.* Kunstverein Arnsberg (with J.-F. Guiton), Dusseldorf/Germany.* Single show, Galerie Wilfried von Gunten, Anrsberg/Germany. German Video Art, Anthology Archives, New Thun/Switzerland. 25. Solothurner Filmtage, Solothurn/Switzerland.* York, USA. Montage 93 <Copigraphic Interconnection>, 1991: ART WARE, Cebit, Hannover/Germany.* Rochester, NY, USA Multimediale 2, Karlsruhe/Germany.* Videofest ‘90, Berlin, Germany. Bewegte Bilder, elektronische Kunst, Ausstel- Kunstfonds - 10 Jahre, Bonner Kunstverein, Festival du Film de Strasbourg, Strassburg/ lung vom Land Baden-Würtemberg (Samm- Bonn/Germany.* France. lung ZKM) zur 4. Leichtatlethik-Meisterschaft Kunstbühne, in OPEN BOX, Kunstmuseum Single show, Kunstverein Ruhr, Essen/Ger- in Stuttgart/Germany. Hagen/Germany. many.* Copigraphic Interconnection, Galerie Mont- Galerie Piwna, Warschau/Poland. Feminale, Köln, Köln/Germany.* calm, Hull, Québec/Canada.* Skulpturale Ereignisse, Kunsthalle Dusseldorf, 5. Frauenfilmfest 1990, Köln/Germany. Multimediale 3, Karlsruhe/Germany.* Dusseldorf/Germany.* 4. Freiburger Videoforum, Freiburg im Breis- HeldIn, Kunsthaus Glarus, Glaurs/Switzer- gau/Germany.* 1992: land.* 4. Videonale, Bonn/Germany.* Trivial Machines 1, <Elektrografie - analoge Utopia, Kunststrasse 91, Innsbruck/Austria.* VIPER ́9 0, Luzern/Switzerland.* und digitale Bilder>, Karl-Ernst Osthaus- 5. Freiburger Videoforum, Freiburg im Breis- Quatrième Rencontre Vidéo Art Plastique, Museum, Hagen/Germany. * gau/Germany.* Héroville Saint-Claire (Calvados) /France. Singel show, Galerie Hubertus Wunschick , The Second East-West Photoconference 7. Kasseler Dokumentarfilm- & Video-Fest, Dusseldorf/Germany. European Exchange, Wroclaw/Poland.* Kassel/Germany.* Sonderfall?, Schweizerisches Landesmuse- VIPER ́91, Luzern/Switzerland.* Jahresgaben 1990, Kunstverein Arnsberg/ um, Zürich/Switzerland. * 34. Internationales Leipziger Festival für Germany. Moving Image-Electronic Art, Fundació Joan Dokumentar- und Animationsfilm, Leipzig/ Internationales Künstler Gremium, Peninsula, Miró, Barcelona/Spain. * Germany. Eindhoven/The Netherlands. OpenAir-Videokunstfest im DOCUMENTA- Accrochage, Delta Galerie, Dusseldorf/Ger- Stadtprogramm, Kassel/Germany many. IKG, Muzeum Artystow, Krakau/Poland. Festival international du Jeune Cinéma, Mon- 1989 videonale 5, Bonn/Germany. 161 Kunstverein Freiburg i.B./Germany. Die Stimme in der Kunst, Kulurzentrum Bad Rappenau/Germany.* Mostra Internacional de Realizadores de Videocreacion, Valencia/ Spain. Westdeutsche Kurzfilmtage, Oberhausen/Germany.* 10ième Festival d A ́ rt Vidéo Locarno/Switzerland. VIPER, Luzern/Switzerland.* Europäisches Medienkunst Festival, Osnabrück/Germany.* 75 Jahre danach: diesen Augenblick erblickt ihr Auge nur einmal. Metamorphische Werke von Schweizer Künstlern, Kunstmuseum Olten/ Switzerland.* 1988 Art Ware, CeBit, Hannover/Germany; Forum, Kunstmesse Hamburg, Hamburg/Germany; Industriemesse Hannover/Germany; Siemens Museum, München/Germany; Karl-Ernst-Osthaus Museum, Hagen/ Germany.* Meine Zeit, mein Raubtier, Kunstpalast Dusseldorf, Dusseldorf/Germany.* Olymp - The Museum‘s Collection (Ink-jet Print) und Time Addiction (Video), Today Art Museum, Beijing, 2008 Helvet A ́ rt, St. Gallen/Switzerland.* Weihnachtsausstellung bernischer Maler und Bildhauer, Kunsthalle Bern, Bern/Switzerland. Feminale, Köln/Germany. Réalisatrice en Suisse, Videa, Geneva/Switzerland. 1987 Art Ware, CeBit, Hannover/Germany; Museum für Volk und Wirtschaft, Dusseldorf/Germany.* Presentation at Städt. Kunstmuseum Bonn, Bonn/Germany. 8ième Festival d A ́ rt Vidéo Locarno/Switzerland. Ars Electronisa, Linz/Austria. VFIPER, Luzern/Switzerland. 2. Zworjkin, Videofestival, Zürich/Switzerland. 1986 Kommunales Kino, Hannover/Germany. AVE 86 EXPERIMENTEEL, Arnhem/The Netherland. Rundgang, Kunstakademie Dusseldorf, Dusseldorf/Germany. VFIPER, Luzern/Switzerland. Höhenluft - VideoSzeneSchweiz, Kölnischer Kunstverein, Köln/Germany. Totentanz - Kontinuität und Wandel einer Bildidee vom Mittelalter bis heute, Mannheimer Kunstverein/Germany.* 1. Zworjkin, Videofestival Zürich/Switzerland. 1985 162 Creazione (links) und Das Spiel mit dem Feuer (unten) in der Ausstellung Diana und Aktaion - Der verbotene Blick auf die Nacktheit im Museum Kunstpalast Düsseldorf, 2008 Extraausgabe Infermental NRW, Berliner Filmfestspiele, Berlin/Germany.* Metasprache 2, Videocongress - The First International Videonal, 235 Video, Köln/Germany. * Rundgang, Kunstakademie Dusseldorf, Dusseldorf/Germany. Weihnachtsausstellung bernischer Maler und Bildhauer, Kunsthalle Bern, Bern/Switzerland. Perspektiven 3, Kunstverein für die Rheinlande und Westfahlen, Düssesldorf/Germany. De Fabrik, Eindhoven/The Netherlands. 1. Internationale Videobiennale Wien/Austria.* 1984 19. Solothurner Filmtage, Solothurn/Switzerland. Rundgang, Kunstakademie Dusseldorf, Dusseldorf/Germany. 5. Film-Video-Performance-Tage-Kriens, Kriens/Switzerland. stromabhängig, Rheinisches Landesmuseum Bonn, Bonn/Germany. von Fern(se)her, Stadtwerke Dusseldorf, Düsseldorf/Germany. World Wide Video Festival, Kijkhuis, Den Haag/The Netherlands.* 1. Videonale, Bonn/Germany.* Weihnachtsausstellung bernischer Maler und Bildhauer, Kunsthalle Bern, Bern/Switzerland. Künstler Filmfest 84, Kunstakademie Dusseldorf, Dusseldorf/Germany. Auftakt, Kino im Kunstmuseum, Bern/Switzerland. Deutsche Videokunst 1982-84, Kunstmuseum Marl/Germany; Lenbachhaus, München/Germany; Berliner Kunstverein/Germany, Kölnischer Kunstverein/Germany.* Von der Leere des Raumes, Ratherstr. 25, Dusseldorf/Germany. 1983 18. Solothurner Filmtage, Solothurn/Switzerland. Paik Memorial, Kunsthalle Bremen, 2006. Von links nach rechts: Ivo Dekovic, Toni Stooss, Shigeko Kubota, Jan Verbeek, Wulf Herzogenraht, Gabriele Seifert. Neuenhofer, Annebarbe Kau, Jean François Guiton, Andreas Neuenhofer, Peter Kolb, Carmen Mankel, Axel Klebsch, Kyung-Sa Na, Franziska Megert, unbekannt. Künstlersymposion “Media Art - Death of Art?” während der MultiMediale 2, Karlsruhe, 1991. Von links nach rechts: Walther Giers, Peter Weibel, Marie Jo Lafontaine, Heinrich Klotz (Moderator), Klaus vom Bruch, Franziska Megert, Wulf Herzogenrath, Ralf Bühler, Jeffrey Shaw, Wolf Vostell. Nicht sichtbar: Nam June Paik und Frederike Pezold. Rundgang, Kunstakademie Dusseldorf, Dusseldorf/Germany. Foction CINEMA, Salle Simon I. Patino, Geneva/Switzerland. 4ième Festival d A ́ rt Vidéo Locarno/Switzerland. Spekulum, Bremen/Germany; Bonn/Germany; Berlin/Germany. Berner Filmfest, Bern/Switzerland Video Cd 83, Ljubljana/ Jugoslavia. 1982 Single show, Kunstmuseum Bern, Bern/Switzerland. Eidgenössisches Kunststipendium 1982, Messehallen, Montreux/Switzerland. Videoarbeiten aus der Dusseldorfer Kunstkademie, Filmforum Dusseldorf/Germany. 3ième Festival d‘Art Vidéo Locarno et Ascona/Switzerland. *with catalogue 163 BIBLIOGRAPHIE selection Einzelkataloge: lo Luddovico Ragghianti, Lucca, 2004 tel 1999, ISBN 3-7913-2173-0 DD - Divine Diablesse, Text von Fernando GODDESIGN_04, Viana Conti : Modalità di Weitergegeben: Erinnerungen, Heinrich Klotz, Arrabal, edition a.b. paris, 2000 (Eigendruck) Comunicazione Estetica della Nozione di DuMont, 1999ISBN 3-7701-5081-3 (Page 196) Viaggio Virtuale, p. 32-42, neosedizioni, GeDas Spiel mit dem Feuer, Hrsg.: Kunstverein nova, N.04_Dicembre 2003 – Marzo 2004 Ruhr-Essen, 1990 Visionen 1900/2000/2100 - eine Chronik der Zukunft, Hrsg. Angela Steinmüller unds Karl- Il viaggio dell’uomo immobile, The Journey of heinz Steinmüller, Verlag Rogner&Bernhard Videobänder, Videoinstallationen, Fotoserien, the Motionless Man, Museo d’arte Contem- 1999, ISBN 3-8077-0198-2 ( Page 463) 1980-87, Franziska Megert, Hrsg.: Schweizer poranea di Villa Corce, Genova, 2003 Kulturstiftung Pro Helvetia, Zürich, 1987 Bücher und Essays: Demnächst: Sammlung Carola und Günther Werk, Bauen + Wohnen, Heft Nr. 11, NovemAlmunia, Revista de Creacion y pensamiento, ber 1998, Pagen 45-49, Verlag WERK AG, Fernando Arrabal, Numeros 6-7, (p. 139) Zürich Franziska Megert - from Immateriality of ORTNER & ORTNER, 3 Bauten für europäi- Angels to Architecture of Lights. NY ARTS , sche Kultur, Hrsg.Walter Hösel, Verlag Walter international edition, Vol 8, No 2, P11, Februa- König Köln 1998, ISBN 3-88375-349-1 ry 2003, Text Ante Glibota Kettere-Ertle, Verlag, ISBN.... Von Dada bis Beuys - 30 Jahre KunstverFranziska Megert - from Immateriality of ein für die Rheinlande und Westfalen mit KAMMERLOHR -THEMEN DER KUNST: Angels to Architecture of Lights. BERLINER Karl-Heinz Hering, Hrsg. Marie-Luise Otten, PLASTIK, Schuzlbuchverlag Oldenbourg KUNST, Vol 8, No 2, P11, February 2003, Text Schwarzbachpresse, Ratingen 1998 München 2009, ISBN: 978-3-637-00421-4 Ante Glibota DIANA UND ACTAEON - DER VERBOTENE ARTE ELECTRONICA, Silvia Bordini: Art Dos- BLICK, ‚Hrg. Beat Wismer, Sandra Badelt / sier, allegato al n. 156, maiggio 2000, Giunti, open box, Künstlerische und wissenschaftli- Museum Kunstpalast, Hatie Kanz 2008, ISBN Firenze che Reflexionen des Museumsbegriffs, Page Spuren lesen 9/10,Ernst Klett Verlag 1998 978-3-7757-2357-2 269ff. verf. Wout Nierhoff. Hrsg. Michael Fehr, Trois jeunes plasticiens confrontés à Nantes SPORT IN ART, Hrgs.: Ante Glibota adidas à trois vidéastes confirmés, Le Monde, Greater China, Peking , 2007. 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Februar 1998, Frankreich Atelierrundgang, Bildende Künstlerinnen in 2006 Lexikon der Schweizer Fotografen, Stiftung für die Fotografie, Zürich, 1998 Grosse Kunstausstellung Düsseldorf, 1999, ARTE DEL VIDEO : il viaggio dell’uomo immobile, videoinstallazioni, videoproiezioni, Fundazione Centro Studi sull’arte Licia e Car164 Lexikon der Schweizer Kunst, SIK- SchweiKunst und Künstler im 20.Jahrhundert, Pres- zerisches Institut für Kunstwissenschaften, Zürich, 1998 Kunstforum International, Nr. 115/91, Skulpturale Ereignisse, Dawn Leach, Page 338/339 Kunst der Gegenwart, Museum für Neue Kunst /ZKM, Prestel, 1997 APEX, Nr. 13/91, Skulpturale Ereignisse, Dawn Leach zur Ausstellung in der Städt. 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Cecilia Hausheer, Stromfeld Kommission für Foto, Film und Video, Bern Verlag, Zürich, 1995 1984 Honkong Life - Sunday Saturday Magazine, Video in Düsseldorf, Hrsg.: Ursula Wevers, February 26, 1995, page 14/15 Georg Schwarzbauer, Düsseldorf, 1984 Elektrographie, analoge und digitale Bilder, Die Woche, Nr. 20, 1982, Zofingen, Page Klaus Urbons, in der Reihe Handbücher und 45, Text: Heidi Specogna “Der Monitor als Lexika, Du Mont, 1994 Leinwand” LEONARDO, Arachne-Vanitas, Verf. Franziska Kulturmagazin , 34/5, 1982, Bern, S, 38-40, Megert, Vol 27, No. 2, p. 100, 1994 Text: Andreas Meier Kunst und Elektronik, Franziska Megerts Video in Deutschland 1963-82, Hrsg.: W. Her- mythische Videoskulpturen, Page 11, Aus- zogenrath, Gerhard Hatje-Verlag, Stuttgart, gabe 93/94, Verf. Wolfgang Blobel, Bergisch 1982 Gladbach, 1994 (Deuschland) Moving Images - Electronic Art, Hrsg.: Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Oktagon Verlag, München-Stuttgart, 1992 Kunst in der Schweiz, Verf. Robert Fischer, Kiepenheuer & Witsch, Zürich, 1990, Page 264/65 165 WORK INDEX 1 DIFFERENCES, 1982 Played by Ekhardt Sobiech PERSONALITY – SYNTALITY, 1980 Double channel video, 3.5’, black/white, no ISAN: 0000-0001-AC5D-0000-I A series of 6 black and white photographs, sound. Zürich 1987; Zofingen 1995; Paris 2000; 42 x 31 cm each, framed to one piece. Based on the concept of the series of 7 Bern, Montreux 1982; photographs, *** 42 x 31 cm each, framed to one piece. 2 Bern, Montreux 1982; PERSONALITY – SYNTALITY, 1981 1983-1986 Single channel video, 18´, black/white, no *** sound. TRILOGY I: BLACK / WHITE - POSITIVE / 12 Based on the concept of the series of 6 NEGATIVE, 1982-1986 SWEET DRESSING, 1983 photographs. Single channel video, two versions: 3’ / 3.5’, ISAN: 0000-0001-AC59-0000-Z 8 stereo. Locarno, Bern, Düsseldorf 1982; Bern 1992; PLUS – MINUS, 1982 Transmitted to 16mm film, 3.5’, 1983 and to Single channel video, 6.5’, black and white, 36mm film, 3.5’, 1983 (lost) 3 no sound. ISAN: 0000-0001-AC5E-0000-N (video) ONTOGENESIS-PHYLOGENESIS, 1981/1982 ISAN: 0000-0001-AC5B-0000-8 Locarno, Kriens, Ljubljana 1983; Düsseldorf, A series of 2 x13 photographs. Solothurn, Genf, Düsseldorf 1983; Zofingen Solothurn, Marl, Bonn, Den Haag 1984; 42 x 31 cm each, framed to two pieces. 1995; Paris 2000; Berlin, Wien1985; Linz 1987; Zofingen 1995; Bern 1982; Montreux 1982; Paris 2000; Frankfurt 2003; Düsseldorf 2006; 9 Paris 2000; 4 CHESSMATE – SCHACHMATT, 1983 ONTOGENESIS-PHYLOGENESIS,1982 Single channel video, 8’, black and white, 13 Double channel video, 18’, black/white, no stereo. SWEET DRESSING, 1983 sound. ISAN: 0000-0001-AC5C-0000-D Video sculpture. Based on the concept of the series of 2 x 13 Bonn 1984; Wien 1985; Zofingen 1995; Paris Hardware/Equipment: 1 monitor, 1 player, 1 photographs. 2000; socle, 2 chairs and 9 wooden floor-panels Bern 1982; painted blue, black assecoires like sunglas10 ses, umbrella, gloves... 5 CHESSMATE – SCHACHMATT, 1983 Dimensions: 300 x 300 x 150 cm DEATH DANCE – TOTENTANZ, 1982 Video sculpture. Düsseldorf 1984; Einhoven, 1985; A series of 7 photographs, Hardware/Equipment: 6 monitors, 1 player, 42 x 31 cm each, framed to one piece. 16 painted wooden panels (each 50 x 50 cm) 14 Bern, Montreux 1982; arranged to a chessboard. SWEET DRESSING, 1983 Dimensions: 400 x 400 x 50 cm Stills as black and white photo-prints colored Düsseldorf (Stadtwerke)1984; Bonn 1984; with blue glaze. 6 DEATH DANCE, 1982 166 TRILOGY II: BLUE - RED – YELLOW, Dimensions: 40 x 51 cm (framed: 70 x 70 cm) Single channel video, 15’, black/white, no 11 sound. PIANOSOLO FOR VIDEO – KLAVIERSOLO Based on the concept of the series of 7 FÜR VIDEO, 1985/86 15 photographs. Single channel video, 5’, black and white, OPUSCULUM II, 1984 ISAN: 0000-0001-AC5A-0000-3 stereo. Single channel video, 3.5’, stereo. Bern 1982; Mannheim 1986; Paris 2000; Music by J.S. Bach, Praeludium in a-Moll of Dancers: Helga Dürr, Doris Schröder, and Bern 1984; Wohltemperiertes Klavier Birgit Braun. 7 S. Rachmaninoff, Prelude op.32, Nr.12 gis- ISAN: 0000-0001-AC5F-0000-S INTRA INDIVIDUAL AND INTER INDIVIDUAL Moll. Köln, Düsseldorf 1985; Luzern, Zürich 1986; Zofingen 1995; Berlin, Paris 2000; Hardware/Equipment for version 2 (for many ROSES. Laser print collage glued on wood. spectators): 2 hired people (a woman and a Dimensions: 14.8 x 18 x 5.3 cm 16 man), 2 chairs, 3 separate rooms, 2 cameras, OPUSCULUM, 1984 2 televisions, 1 large monitor, and 1 image- 25 Stills as black and white photo-prints colored mixer. SIT-IN , 1987 with red glaze. Düsseldorf 1985; Video sculpture. Dimensions: 40 x 51 cm (framed: 70 x 70 cm) Paris 2000; Hardware/Equipment:10 wooden chairs grey 21 painted (each about 70 x 112 x 140 cm) UPWARD, FORWARD, BACKWARD 133cm), 10 white plexiglass panels shaped as 17 Project for a closed circuit installation inclu- monitor-screen, 10 monitors with speakers, CREAZIONE, 1985 ding an additional video projection, 2006 and 10 players. Single channel video, 4.5’, stereo. Hardware/Equipment: 2 DVD-players, 2 digi- Dimension of the video sculpture: an oval of Solothurn 1984; Düsseldorf 1985; Osnabruck tal projectors, 1 camera for low-light shooting, about 7m x 9m. 1989; Hannover, Düsseldorf 1986; Luzern 1 digital mixer with two entries and one exit, Hanover 1988; Bad Rappenau 1989; Düssel- 1987; Biel 1994; Zofingen 1995; Paris 2000; 1 CD-player, 1 enhancer, 2 speakers of high dorf 1991; Düsseldorf 2008. quality. Project planned for an exhibition on occasi- 26 18 on of a CLAUDIO MONTEVERDI-Festival in SIT-IN , 1987 CREAZIONE, 1985 Verona / Italy, 2007. Sketch for the video sculpture SIT-IN. Laser Stills as black and white photo-prints colored print collage. with yellow glaze. 22 Dimensions: 70 x 70 cm Dimensions: 40 x 51 cm (framed: 70 x 70 cm) BERN PRESENT - BERN GEGENWART Bern 1988; Bern 1985; Arnsberg (Jahresgaben) 1990; Project for a closed circuit installation, 1990 Paris 2000; Hardware/Equipment: A public place in the 27 city of Bern, a waterproof video camera, and TUNNEL, 1988 a national TV cable connecting the camera Project for a video installation. 19 with the private TV-sets. Collages, each 50 x 70 cm HIEROS GAMOS - SO ERINNERN WIR UNS Project planned for BERN 800 (800th anni- Düsseldorf 1988; Paris 2000; DENNOCH EINWENIG..., 1986 versary of the city of Bern in 1991). *** Single channel video , 7.5’, stereo. ISAN: 0000-0001-AC60-0000-W *** Luzern, Arnhem, Köln 1986; Locarno 1987; Köln 1988; Zofingen 1995; Paris 2000; TRILOGY III: BODY DECONSTRUCTIONS, 1989 – 1993 23 BED OF ROSES – ROSENBETT, 1986 28 Video sculpture, PLAYING WITH FIRE OR THE FIRE EXAMI- CLOSED CIRCUIT INSTALLATIONS Hardware/Equipment:16 monitors with NATION – DAS SPIEL MIT DEM FEUER ODER 1985-2006 speakers, 16 players, 5 wooden panels each DIE FEUERPROBE,1989 ca10 x 10 x 210 cm, 4 wooden wedges each Single channel video, 4.5’, stereo. 20 15 – 20 cm black painted, ISAN: 0000-0000-D7B1-0000-R SPEACHLESS HAPPINESS? - SPRACHLOS Dimensions: ca 360cm x 200cm x 65 cm. Luzern 1989; Solothurn 1990; Zofingen 1995; GLÜCKLICH?, 1985 Hanover (ART WARE) 1987; St. Gallen 1988; Paris 2000; Closed circuit installation for 2 versions: Freiburg/Germany 1989; Hardware/Equipment for version 1 (two 29 spectators at the time): 2 chairs, 2 separate 24 PLAYING WITH FIRE - DAS SPIEL MIT DEM rooms, 2 cameras, 2 monitors 2 televisions, BED OF ROSES – ROSENBETT, 1985 FEUER, 1989 and 1 image-mixer. Model for the video sculpture BED OF Sketch for the video sculpture PLAYING WITH 167 FIRE. A series of paired laser print collages, each tower to depose the players. Dimensi- two videos are projected side by side on the each 70 x 24 cm. ons: 200 x 100 x 80 cm white part of a wall painted golden. Dimensi- Düsseldorf 1991; Thun/Schweiz 1992; Collection: Museum of New Art ZKM, ons: ca 600 x 400 cm. Schwerte 1994; Bern 1995; Düsseldorf; Paris Karlsruhe; Institute for Foreign Relations (ifa), Version 2:1 projector, 1 player, 2 speakers: 2000; Bern 2002; Stuttgart. one video is projected on the white part of a Düsseldorf, Barcelona, Thun/Schweiz 1992; wall painted golden. 30 Rochester/NY, Stuttgart, Düsseldorf, Hull/ Dimensions: ca 600 x 150 cm. PLAYING WITH FIRE – DAS SPIEL MIT DEM Quebec/Canada 1993; Schwerte, Montreal/ Bern 2002; FEUER,1989 Canada, Langenthal/Schweiz 1994; ifa – Video sculpture: Two towers of three moni- worldwide touring exhibition 1994-2006; RAM 37 tors. /– Realität, Anspruch, Medium), Bern, Frank- OFF, 1989 Equipment: 6 players, 6 monitors, 2 speakers. furt, Altdorf/Schweiz, Gene, Champaign/ Single channel , 2’, stereo. Each monitor is turned 90° clockwise from it’s Illinois/USA 1995; Zurich 1996; Soest 1997; ISAN: 0000-0000-D7B2-0000-W standard position. Karlsruhe 2000; Oberhausen, Locarno, Luzern, Osnabrück, One box is placed behind each tower to Valencia 1989; Solothurn, Kassel, Héroville, depose the players. 34 Bonn, Freiburg, Strasbourg Saint-Claire, Köln, Dimensions: 200 x 100 x 80cm PHILEMON & BAUCIS, 1992 Berlin 1990; Kassel 1992; Zofingen 1995; Collection: Museum of New Art, ZKM, Karls- Sketch for the two versions of the video Berlin?, Paris Basel 2000; ruhe sculpture PHILOMEN AND BAUCIS. One pai- Hanover, Essen, Arnsberg/Germany 1990; red (version 1) and solo (version 2) laser print 38 Wroclaw/Poland; Düsseldorf, Karlsruhe, 1991; collage, each 70 x 24 cm. OFF, 1989 Köln 1992; Stuttgart 1993; Bern 1995; Nantes Thun/Schweiz 1992; Schwerte 1994; Bern Video sculpture. 2000; Düsseldorf 2008. 1995; Paris 2000; Bern 2002; 1 monitor, 1 player, 1 speaker,1 socle, a 31 35 cut off in the shape of the monitor’s screen, a ARACHNE-VANITAS, 1991 PHILOMEN AND BAUCIS, 1992/93 museum-separation with 4 sticks and cords. Single channel video, 4’, stereo. Video sculpture. Olten/Switzerland 1989; Hagen, Thun/Swit- ISAN: 0000-0001-AC61-0000-5 Version 1: Two towers of three monitors. zerland 1992; Paris 2000; Equipment: 6 players, 6 monitors, 2 speakers. wooden cover golden painted with a whole Dimensions: 200 x 100 x 80 cm. 39 32 Version 2: One tower of three monitors 3. CROSS-EXAMINATION - KREUZVERHÖR, ARACHNE-VANITAS, 1991 Equipment: players, 3 monitors, 1 speaker. 1990 Sketch for the video sculpture ARACHNE-VA- Dimensions: 200 x 45 x 80 cm. Single channel , 6,2’, stereo. NITAS. A series of paired laser print collages, Each monitor is turned 90° clockwise from it’s Freiburg 1990; Luzern, Leipzig 1991; each 70 x 24 cm. standard position. Thun/Schweiz 1992; Schwerte, Montreal/ One box is placed behind each tower to 40 Canada 1994; Bern 1995; Paris 2000; Bern depose the players. CROSS-EXAMINATION - KREUZVERHÖR, 2002; Stuttgart 1993; Schwerte, Langenthal 1994; 1991 Bern 1995; Karlsruhe 1997; Video sculpture. 33 *** ARACHNE-VANITAS, 1991 168 2 monitors, 2 players, 1 sound enhancer, 2 speakers. Video sculpture: Two towers of three moni- 36 Innsbruck, Glarus/Switzerland 1991; Zurich tors. NOT I, 1993 1992; Equipment: 6 players, 6 monitors, 2 speakers. Laser print collages, sketches for the two Each monitor is turned 90° clockwise from it’s versions of the video installation NOT I 41 standard position. One box is placed behind Version 1: 2 projectors, 2 players, 2 speakers: THE PYROPAINTERS – DIE PYROMALER 1990 46 51 Single channel, 4’, stereo. FIRE IN THE NIETTURM – FEUER IM NIETT- HOMMeAGE: THE CORRIDOR, 1996-2007 ISAN: 0000-0001-AC62-0000-A RUM, 2000 (page 108/109) Luzern 1990; Paris 2000; Project for an in situ video sculpture. A still of the animation, c-print, 80 x 100 cm. Hardware/Equipment: 26 monitors (two tow42 ers, each 13 monitors), 2 speakers, splitter, 52 PYROPAINTINGS 1990-93 players, 2 stainless steel storage racks for the HOMMeAGE: THE LABYRINTH I, 1996-2007 Variable video installation with fire-paintings monitors. (page 110/111) for public and private spaces,10’, stereo. Dimensions: 710 x 160 x 50 cm. A still of the animation, c-print, 80 x 100 cm. 47 53 Equipment: video projectors, players, speakers. VIDEO-CLOUDS SCULPTURE, 1988 ANGLES, 1999-2000 43 Sketch for the VIDEO-CLOUDS SCULPTURE, Version 1: THE ANGLES AND THE OTHERS – HEPHAISTOS’ ELEMENT - DAS ELEMENT laser print collage. DIE ENGEL UND DIE ANDERN DES HEPHAISTOS, 1990 -1995 Dimensions: 70 x 50 cm Computer animation, 14,3’, stereo. Project for a video sculpture in an assurance ISAN: 0000-0001-AC65-0000-P company’s 12-floor office building including a 48 Version 2: JOIN THE PARTY (is a short adap- short explaining video (3.5’, stereo). STEAM IN THE SCHIFFBAU tation of the first version) Equipment:1 video wall of 25 monitors inclu- Project for an in situ video sculpture. ISAN: 0000-0001-AC64-0000-K ding a splitter, 1 player. Hardware/Equipment: 8 monitors (one tower), Computer animation, 7’, stereo. A split video-wall with 5 x 5 monitors is feed 2 speakers, splitter, players, 1 storage rack Solothurn 2001; with a player playing back the never-ending for the monitors, 1 aluminium pipe. “painting fire” as known from THE PYRPAIN- Dimensions: 800 x 78 x 60 cm. TERS. The video wall’s nucleus of 13 monitors is 54 ANGLES, 1999-2000 TRILOGY IV: THREE CITIES, 1996 – 2001 placed in the lobby, the remaining 12 monitors Version 1: THE ANGLES AND THE OTHER – DIE ENGEL UND DIE ANDERN are allocated on the12 floors of the building in 49 Computer animation sculpture, 14,3’, stereo. the central corridor (one monitor per floor). So HOMMeAGE, 1996 Hardware/Equipment: 3 projectors, 1 player, every employee is somehow connected to the Computer animation, 4’, stereo. 4 speakers. office’s community. ISAN: 0000-0000-D7B5-0000-F Dimensions: a room of 400 x 400 x 300 cm. Bern, Baden 1997; Solothurn, Milan, Zurich Version 2: JOIN THE PARTY (is a short adap- 44 1998; Bern 1999; Paris 2000; La Paz 2001- tation of the first version) NAKED EYES, 1993-94 2004; Mönchengladbach 2005; Cork/Irland Computer animation sculpture, 7’, stereo. Video installation. 2006; Rue/Freiburg/Switzerland 2008. Dimensions: a room of 400 x 400 x 300 cm. computer for synchronizing the players. 50 55 Dimensions: A wall of minimum 500 x 500 HOMMeAGE, 1996 JOIN THE PARTY: FURIOSO, 1996-2007 cm, Computer animation sculpture, 4’, stereo. (page 114/115) Düsseldorf 1996; Hardware/Equipment: 1 projector, 1 player, 2 A still of the animation, c-print, 80 x 100 cm, Hardware/Equipment: 7 projectors, 7 players, speakers, 1 ventilator, 1 rope, 2 rods, 1 white 45 sheet, 1 dimmed spotlight. 56 VIDEO-FIRE SCULPTURE, 1988 Dimensions: a room of minimum 700 x 400 x THE ANGLES AND THE OTHERS: THE AN- Sketch for the VIDEO-FIRE SCULPTURE, 300 cm. GELS’ HELL, 1996 laser print collage. Langenthal 1996; Vevey 1997; Jena 1998; (page 116/117) Dimensions: 70 x 50 cm Düsseldorf 1999; A still of the animation, c-print, 80 x 100 cm, 169 57 SYSTEM OF ANNOUNCEMENT FOR THE Rendering, ink-jet print, 60 x 80 cm. THE CITY OF THE IMMORTALS – DIE STADT FRONT PLACE OF MUSEUMQAURTER Klagenfurt, Berlin, Düsseldorf 1998; Berlin DER UNSTERBLICHEN 1998-2001 VIENNA 2003 1999; PARIS 2000; Computer animation, 4.35’, stereo. Project for a mixed media sculpture and envi- SAN 0000-0001-AC66-0000-U ronment, competition. 58 64 UNIVERALITY LIBRARY DRESDEN: A COR- THE CITY OF THE IMMORTALS – DIE STADT REAL TIME IN SLOW MOTION, 2006 RIDOR NEXT TO THE CENTRAL READING DER UNSTERBLICHEN 1998-2001 Project for a mixed media installation planed ROOM, 1998 (Page 144) Computer animation sculpture, 4.35’, stereo. for ART AND SPORTS 2007, an exhibition on Rendering, ink-jet print, 60 x 80 cm. Hardware/Equipment: 3 projectors, 1 player, occasion of the Olympics Games in Beijing Klagenfurt, Berlin, Düsseldorf 1998; Berlin 4 speakers. 2008. 1999; PARIS 2000; Dimensions: a room of 400 x 400 x 300 cm. Hardware/Equipment: 2 digital projectors, 2 Genoa 2004; Luca 2005; players, 4 speakers, 10 - 20 gymnastic balls. 71 Dimensions: a room of 1000 x 500 x 400 cm. SAXON FEDERAL LIBRARY, STATE AND 70 SAXON FEDERAL LIBRARY, STATE AND 59 UNIVERALITY LIBRARY DRESDEN: AN ES- THE CITY OF THE IMMORTALS: VIEW I, 65 TRADE NEXT TO THE CENTRAL READING 1998-2007 (page 120/121) THE ULTIMATE RELAUNCH, 2002-2008 ROOM, 1998 (Page 145) A still of the animation, c-print, 80 x 100 cm Computer animation, 15’, stereo. Rendering, ink-jet print, 60 x 80 cm. ISAN: 0000-0001-AC67-0000-Z Klagenfurt, Berlin, Düsseldorf 1998; Berlin 60 1999; PARIS 2000; TIME ADDICTION, 2007 66 Single channel, 4’, no sound. THE ULTIMATE RELAUNCH, 2007 (page Shanghai, Schwerte, Basel, Dusseldorf 2007; 134/135) A still of the animation, c-print, 80 x 100 cm. 61 TIME LABYRINTH, 2007 67 Video installation, 10’, no sound. SAXON FEDERAL LIBRARY, STATE AND UNI- Minimum 10 beamers, 3 players VERALITY LIBRARY DRESDEN: OVERVIEW, 1998 (Page 142) Rendering, ink-jet print, 60 x 80 cm. *** 62 Klagenfurt, Berlin, Düsseldorf 1998; Berlin 1999; PARIS 2000; CULTURE OF DELIGHTS, MUSEUMQUARTER VIENNA – MUSEUMQUARTIER WIEN, 68 2001 SAXON FEDERAL LIBRARY, STATE AND UNI- Video sculpture, 6’, stereo. VERALITY LIBRARY DRESDEN: IN BETWEEN Hardware/Equipment: 4 monitors, 4 players, THE TWO BLOCKS, 1998 (Page 143) 4 speakers, 3 panels (one white, one black Rendering, ink-jet print, 60 x 80 cm. and one brick red painted). Klagenfurt, Berlin, Düsseldorf 1998; Berlin Dimensions: a room of 500 x 80 cm x ceiling 1999; PARIS 2000; height. Wien 2001; Wien 2002; 69 SAXON FEDERAL LIBRARY, STATE AND 170 63 UNIVERALITY LIBRARY DRESDEN: THE THE ORACLE OF VIENNA – SIGN AND CENTRAL READING ROOM, 1998 (Page 143) 70 FOTONACHWEIS 171