Der Braunbär Vortragsdossier des WWF Schweiz
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Der Braunbär Vortragsdossier des WWF Schweiz
Der Braunbär Vortragsdossier des WWF Schweiz © David Lawson / WWF-UK Steckbrief Der Braunbär gehört zu den Grossbären. Seine Verwandten sind der Eisbär, der Malaienbär, der Kragenbär, der Lippenbär, der Brillenbär, der Schwarzbär und der Pandabär. Die grössten Braunbären – die Kodiakbären – leben in Alaska. Sie werden aufrecht stehend bis 3 Meter hoch und bis 700 Kilogramm schwer. Der Braunbär, der in den Alpen lebt, ist ein kleiner Bär, er wird 2 Meter gross und wiegt nur etwa 180 Kilogramm. Die Weibchen sind ein Stück kleiner als die Männchen. Sie werden nur etwa 150 Kilogramm schwer. Braunbären können richtige Spurts von bis zu 50 km/h (Kilometer pro Stunde) hinlegen! Dies geschieht aber nur bei Revierkämpfen und bei der Jagd über kurze Strecken. Braunbären werden in der freien Wildbahn zirka 20 Jahre alt. Braunbären haben eine sehr feine Nase und ein gutes Gehör. Die Augen sind weniger gut entwickelt. Auf der ganzen Welt leben heute noch etwa 200’000 Braunbären. In Europa sind es gegen zwischen 15‘000 und 20‘000 (ohne Russland). 2005 wurde in der Schweiz der erste Braunbär seit 1923 gesichtet. Die Braunbären haben es in den Schweizer Alpen aber sehr schwierig. Lebensraum © Michel Gunther / WWF-Canon Der Braunbär lebt auf der ganzen Nordhalbkugel der Erde. In Amerika nennen ihn die Menschen «Grizzly», in Alaska auf der Kodiakinsel heisst er «Kodiakbär». In Europa leben die Bären sehr verstreut in verschiedenen Gebieten. Es gibt nur wenige grosse Bestände. Diese befinden sich vor allem in Skandinavien, in den Karpaten, auf dem Balkan und in Russland. Braunbären sind Waldtiere; sie bevorzugen ruhige Berggebiete mit ausgedehnten Wäldern. Für ihre Winterruhe sind sie auf Höhlen in steilem, felsigen Gelände angewiesen. Damit die Bären an einem Ort überleben können, muss der Wald ein reiches Nahrungsangebot an Pflanzen aufweisen und es sollten Bären aus anderen Beständen dort leben, um sich fortzupflanzen. Verhalten Braunbären untereinander Braunbären sind dämmerungs- und nachtaktiv und sind Einzelgänger, Männchen und Weibchen treffen sich nur zur Paarung. Die Reviergrösse hängt vom Nahrungsangebot ab – ein einzelner Bär benötigt ungefähr 60 bis 100 Quadratkilometer Fläche. 100 Quadratkilometer sind etwa so gross wie der Zürichsee! Bären verteidigen ihre Reviere nicht besonders heftig. So kommt es, dass sich Bärenreviere überschneiden können. Bären gehen einander aber normalerweise aus dem Weg, vor allem Weibchen mit Jungtieren den Männchen und Männchen untereinander. Braunbären, die in kalten Regionen leben, machen eine Winterruhe. Sie überwintern in Höhlen. Während der Winterruhe zehren sie von ihren Fettreserven. Darum sind sie im Frühling, nach der Winterruhe viel leichter als im Herbst, wenn sie sich Fett angefressen haben. Die Körpertemperatur sinkt um 5 Grad Celsius ab. Das Herz schlägt viermal langsamer als im Sommer. So brauchen die Bären weniger Energie. Mythen Nahrungssuche Der Höhlenbär war der gewaltigste Bär, der je auf der Erde gelebt hat. Die Höhlenmenschen haben ihn vor rund 40’000 Jahren verehrt und gejagt. Steinzeitliche Höhlenzeichnungen aus Frankreich und Spanien zeugen noch heute davon. Als der Höhlenbär um 10’000 vor Christus ausstarb, wurde die Verehrung auf den Braunbären übertragen. Auf dem Monte Generoso im Tessin gibt es eine Höhle mit den Knochen von Zehntausenden Höhlenbären! Braunbären sind Allesfresser, drei Viertel ihrer Nahrung besteht aber aus Beeren, Früchten und Kräutern. Sie fressen, was ihnen gerade vor die Schnauze kommt. Ab und zu packen sie eine Maus, sagen auch zu Vogeleiern nicht nein, und wenn sie auf Aas stossen, dann gibt es eine Fleischmahlzeit. Noch heute gibt es Bärenkulte (feierliche Verehrung des Bären). Nordische Jagdvölker beerdigen die Knochen eines Bären, nachdem sie ihn gejagt und sein Fleisch gegessen haben. So kann der Bär wieder auf die Welt zurückkehren. Der Bär ist der Gott des Waldes und bei einigen Völkern sogar der König der Tiere. Braunbären paaren sich im Frühsommer, zwischen Mai und Juli. In Märchen und im Theater taucht der Braunbär als «Meister Petz» auch bei uns immer wieder auf – meist als brummiger, aber friedlicher Geselle. Manchmal plündern Bären auch Bienenstöcke und verzehren die Honigwaben. Auch Schafherden sind vor Bären nicht immer sicher – doch Bären sind eher tollpatschige Jäger und erbeuten durchschnittlich nur ein Schaf pro Jahr. Nach der Winterruhe frisst der Braunbär noch nicht sehr viel, denn seine Verdauung muss erst wieder in Gang kommen. Der Bär verliert deshalb im Frühling weiter an Gewicht. Im Sommer frisst er dann schon bedeutend mehr, etwa 10 Kilogramm pro Tag. Im Herbst stopft er sich richtig voll. Jeden Tag nimmt er ein halbes Kilo zu. Das ist wichtig, denn er muss sich Fettreserven für den Winterschlaf anfressen. Paarung und Aufzucht Die jungen Bären kommen nach einer Tragzeit von etwa 6 Monaten zur Welt. Pro Wurf sind es 1 bis 3 Junge. Die Geburt findet in der Winterhöhle statt, hier werden die Jungen bei völliger Dunkelheit gesäugt. Im Frühling verlässt die Mutter die Höhle und die jungen Bären erkunden neugierig die Umgebung, ohne sich aber allzu weit von der Mutter zu entfernen. Die Bärin hat alle Pfoten voll zu tun, damit sie die Übersicht behält. Trotzdem stirbt etwa die Hälfte aller Jungbären noch vor Ablauf des ersten Lebensjahrs. Junge Braunbären müssen viel lernen. Ihre Mutter zeigt ihnen während eineinhalb Jahren das Verhalten bei Gefahr, bei der Jagd und bei der Nahrungssuche. Nachher müssen sie weiterziehen und für sich selbst sorgen. Braunbär in Europa Im 19. Jahrhundert galt der Bär als Feind des Menschen. Er wurde gezielt gejagt und in vielen Gebieten ausgerottet. In der Schweiz wurde der letzte Bär im Jahr 1904 im Unterengadin geschossen. In der Schweiz ist der Bär seit 1962 geschützt. Freisetzungen sind zurzeit keine geplant. Im Sommer 2005, nach über 100 Jahren, ist der erste Bär in die Schweiz zurückgekehrt. In Österreich ist vor 20 Jahren ein Bär zugewandert. Es war ein Männchen. In einem Aussetzungsprogramm des WWF wurde ihm ein Weibchen ins Revier gesetzt. Die beiden hatten zusammen Junge, weitere Bären sind eingewandert und der Bestand wuchs. Heute muss man leider feststellen, dass die rund 25 Bären wieder in Österreich wieder ausgestorben sind. Wer Bären freisetzt, muss beachten, dass Bären auch Schäden verursachen: Sie plündern Bienenhäuschen, sie reissen hin und wieder ein Schaf und klauen Obst. Damit die Bären deshalb nicht gehasst werden, müssen die Besitzer entschädigt werden. Bären sind normalerweise sehr menschenscheu, können aber Menschen angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen und keinen Fluchtweg haben. Bären sollten deshalb nicht gefüttert werden, sonst verlieren sie die Scheu vor dem Menschen. Vor allem in Nordamerika und Osteuropa nähern sich Bären in strengen Wintern auch menschlichen Siedlungen, um Abfälle nach Nahrung zu durchsuchen. Braunbär und WWF In Österreich startete der WWF im Jahr 1989 ein Bären-Aussetzungsprojekt, damit das aus Slowenien eingewanderte Bären-Männchen nicht alleine durch die Wälder streifen musste. Sicher ist, dass der WWF keine Bären in der Schweiz aussetzen wird. Der WWF Schweiz setzt sich aber dafür ein, dass wir eine Rückkehr zulassen und den Bären eine Chance geben. Lebensraum und Nahrung sind auch in den Schweizer Alpen genug vorhanden. Der WWF Schweiz informiert die Menschen vor Ort, damit sie den Bären besser kennen lernen. Der WWF hilft auch den Imkern, ihre Bienenstöcke zu schützen – zum Beispiel mit einem Elektrozaun. Wenn ein Herdenschutzhund aufpasst, geschieht einer Schafherde nichts. Der WWF macht Druck auf die Politiker, die Bauern im Schutz ihrer Herden zu unterstützen. Im Projekt „Ursina“ wurde zudem ein Bärenelebnispfad gebaut, der den Bär den Menschen näher bringen soll. Und es wurden unter anderem Müllcontainer bärensicher gemacht, damit der Bär in den Siedlungen nicht auf Nahrungssuche kommt und den Mensch nicht gefährdet. © Staffan Widstrand / WWF Weitere Informationen WWF (2008): Panda Club 1/08: Braunbär. WWF (2004): Panda Club 5/04: Bären. . Bestellen kannst du beim WWF Schweiz per Telefon, Post oder E-Mail. Die Adresse findest du rechts unten. Die Lieferfrist beträgt etwa eine Woche. Wo kein Preis angegeben ist, kannst du pro Broschüre jeweils ein Exemplar gratis bestellen. Internet www.wwf.ch/bär WWF-Infos über den Braunbären. www.linkhamster.de Verschiedene Links zu Bären-Spielen und – Infos. www.ursina.org Das Bären-Projekt in der Schweiz. http://kora.ch Hier findest du die neusten Informationen rund um die BärenForschung. Bücher Pott, E. (2005): Ravensburger Tierlexikon von A–Z. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag. Bright, M. (2003): Bären. Stuttgart: Kosmos. Paccalet, G; Paccalet, Y. (2002): Bären, Kinder der Berge. Tiercomic. WWF/Zytglogge Verlag (vergriffen, evtl. in der Bibliothek erhältlich). Lüps, P. (1990): Braunbären. Disentis: Desertina Verlag. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF schweiz 2012 Beim WWF erhältlich