Wohin mit dem Müll? - Flecken Artlenburg

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Wohin mit dem Müll? - Flecken Artlenburg
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Lnder gleichen
das Abitur an
dpa Wittenberg. Das Abitur
wird zwischen den 16 Bundeslndern vergleichbarer. Dazu
beschlossen die Kultusminister,
einen zentralen Pool mit AbiAufgaben aufzubauen. Auch
sollen die Prfkriterien bundesweit standardisiert werden. Dazu gehrt etwa auch die Frage,
wie weit Taschenrechner bei
Mathe-Klausuren
eingesetzt
A Seite 20
werden drfen.
ADAC beklagt
Straßenzustand
dpa Mnchen. Der ADAC
kritisiert nach den jngsten
Hitzeschden die mangelnde
Sanierung der Straßen. Der Erhalt lange einfach bei weitem
nicht. Am schlimmsten sei es
um kleinere Fahrbahnen in
Kommunen bestellt, aber auch
auf Autobahnen gebe es Schlaglcher. Die Schden wegen der
Hitzewelle
verschlimmerten
das Problem zustzlich. A S. 21
Heute mit dem
Fernsehprogramm
he
für die ganze Woc
FR DIE LNEBURGER HEIDE
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NIEDERSCHSISCHES TAGEBLATT
Freitag, 21. Juni 2013
68. Jahrgang · Nr. 142 · Euro 1,00
LSK-Platz: Rat
ist fr Verkauf
Unwetter über Lüneburg
lz Lneburg. Der Rat der
Stadt Lneburg hat jetzt in
nicht-ffentlicher Sitzung dem
Verkauf seines Anteils am LSKPlatz in Wilschenbruch einmtig zugestimmt. Im Bieterverfahren hatte vorher ein Erschließungstrger aus Geesthacht das beste Angebot frs
A Seite 5
Areal abgegeben.
in gewaltiger Blitz
E
schlgt hinter St.
Michaelis ein. LZ-Leser
Daniel Roemer hat den
Moment im Bild festgehalten. Das Gewitter in
der Nacht zu Donnerstag war das erste mchtige Sommergewitter der
Saison, und es hatte fr
die Region schlimme
Folgen. In Bockelkathen
brannte eine Halle nieder, richtete hohen
Schaden an, doch auch
andersorts sorgte das
Unwetter fr Unglck.
Und gestern donnerte es
schon wieder. A Seite 3
Lckenloser
Schutz zu teuer
Wohin mit dem Mll?
Viele Fragen offen nach dem Urteil zum Atom-Zwischenlager Brunsbttel
Vielleicht doch
eine Rakete
dpa New York. Mit angeblich neuen Beweisen fr einen
Raketenanschlag wollen ehemalige Ermittler die Untersuchung eines Flugzeugabsturzes
im Jahr 1996 vor New York mit
230 Toten neu aufrollen. Eine
Radar-Untersuchung zeige, dass
es eine starke Explosion am
Rumpf gegeben habe, schreiben
A Seite 19
die Ex-Ermittler.
Nchstmglich
ist mglich
dpa Erfurt. Kndigungen
knnen auch ohne ein konkretes Entlassungsdatum ausgesprochen werden. Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt erklrte
Kndigungen „zum nchstmglichen Zeitpunkt“ fr rechtens.
Allerdings msse sich dabei fr
den Arbeitnehmer aus dem
Kontext erschließen, wann sein
Arbeitsverhltnis endet, heißt es
A Seite 21
im Urteil.
M
Das Wetter
M
dpa Kiel. Das Bundesamt fr
Strahlenschutz (BfS) hlt die
Atommll-Zwischenlager auch
nach einer Niederlage vor Gericht fr sicher genug. Sie seien
mittlerweile auch ausreichend
geschtzt gegen A380-Abstrze,
sagte ein Sprecher des BfS.
Das Oberverwaltungsgericht
Schleswig hatte tags zuvor die
Genehmigung fr das Lager
Brunsbttel aufgehoben. Solan-
ge das Urteil keine Rechtskraft
hat, soll der Atommll in jedem
Fall dort verbleiben. Neben
zentralen Zwischenlagern wie
in Gorleben gibt es 13 Lager
bei Atomkraftwerken.
Das Gericht begrndete sein
Urteil damit, dass der Schutz
gegen Terrorattacken wie gezielte Flugzeugabstrze mit großen Maschinen bei der Genehmigung vor zehn Jahren nicht
ausreichend geprft worden sei.
Bundesumweltminister
Peter
Altmaier (CDU) erwartet, dass
trotzdem das Gesetz fr eine
bundesweite Endlagersuche im
Bundestag und am 5. Juli vom
Bundesrat verabschiedet werden kann. Auch von SPD und
Grnen kommen bislang keine
gegenteiligen Signale.
Der zwischen Bund und Lndern gefundene Kompromiss
Union will „Familiensplitting“
Auch das Kindergeld soll laut CDU angehoben werden
dpa Berlin. Kinder wie Erwachsene sollen nach dem Willen der Union knftig den gleichen Grundfreibetrag bei der
Steuer erhalten.
Dazu soll das System von
Ehegattensplitting, Kindergeld
und Steuerfreibetrgen nach
der Bundestagswahl zu einem
„faktischen Familiensplitting“
200 Arbeiter
auf Baustelle
lno Hamburg. Nach dem
Votum der Brgerschaft laufen
die Arbeiten auf der Baustelle
der Hamburger Elbphilharmonie wieder verstrkt an. Nach
Angaben von Hochtief befinden
sich zur Zeit etwa 200 Arbeiter
auf Deutschlands teuerster Kulturbaustelle.
zusammengefhrt werden. Das
kndigten Bundesfamilienministerin Kristina Schrder und
Finanzminister
Wolfgang
Schuble (beide CDU) an. Zugleich solle das Kindergeld angehoben werden, um auch jene
Familien besserzustellen, die
nicht von der Freibetragsanhebung profitierten.
Gewerkschaften, Sozialverbnde und Opposition kritisieren den Unionsvorschlag. Die
soziale Ungleichheit bei der
Frderung von Kindern wrde
sich dadurch noch weiter verschrfen, weil von Freibetrgen
vor allem Besserverdienende
profitierten, sagte SPD-Chef
A Seite 18
Sigmar Gabriel.
sieht vor, die Unterbringung der
26 noch aus der Wiederaufarbeitung im Ausland zurckkommenden
Castor-Behlter
erst nach Verabschiedung des
Gesetzes bis Anfang 2014 zu
klren. Rund die Hlfte der
Castoren soll nach Brunsbttel,
fr die Lagerung dieses hochradioaktiven Mlls ist ohnehin
eine neue Genehmigung notA Seiten 18/20
wendig.
Stundung von
Sozialbeitrgen
dpa Berlin. Hochwassergeschdigte Unternehmen knnen sich die Beitrge zur Sozialversicherung fr ihre Beschftigten auf Antrag stunden
lassen. Mglich ist dies fr die
Monate Mai bis September, teilt
die Rentenversicherung mit.
Die Schdigung sei etwa durch
eine Besttigung der Gemeinde
oder Fotos glaubhaft zu maA Seiten 7/21
chen.
Aktienmrkte auf Talfahrt
Verunsicherung nach ußerungen von US-Notenbankchef
dpa Washington. Aussagen
von US-Notenbankchef Ben
Bernanke schicken die Aktienmrkte weltweit auf Talfahrt.
Auch die Preise fr Gold und
l gaben deutlich nach.
Bernanke hatte den schritt-
weisen Ausstieg aus der extrem
lockeren Geldpolitik der USZentralbank Fed noch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen.
Die rotierende Notenpresse
hatte die Brsen beflgelt. Eigentlich sind Bernankes Kom-
mentare Anzeichen fr eine Erholung der US-Konjunktur –
allerdings wirkten die Maßnahmen der Fed an den Mrkten
nach Einschtzung von konomen wie eine Droge, die nun
A Seite 16
entzogen wird.
Fr Messi wird
es langsam eng
Moskau liefert seine Waffen
dpa Barcelona. Die spanische Justiz nimmt offiziell Ermittlungen gegen Fußballstar
Lionel Messi und dessen Vater
auf. Beide wurden fr September zur Vernehmung vorgeladen. Die Argentinier sollen vier
Millionen Euro an Steuern hinA Seite 22
terzogen haben.
Kreml will Vertrge mit dem syrischen Regime erfllen
dpa Moskau. Auch nach dem
G8-Gipfel hlt Russland an der
Lieferung von S-300-Flugabwehrsystemen an Syrien fest.
Man respektiere bestehende
Vertrge, sagte Außenminister
Sergej Lawrow. „Bislang sind
die Vertrge noch nicht in vollem Umfang umgesetzt.“ Moskau betont, Waffenlieferungen
an Damaskus verletzten nicht
internationales Recht, da es
kein Embargo gebe.
Der Minister warnte zudem
erneut vor Waffenlieferungen
an die Gegner von Prsident
Assad. Die Gefahr sei groß, dass
die Untersttzung in den Hnden von Extremisten lande.
Auch eine Flugverbotszone
lehnte Lawrow ab. A Seite 19
lz Lneburg. Die Wasserstnde sinken, die Sandscke
werden abtransportiert. Aber
nach dem Hochwasser ist vor
dem Hochwasser. Hundertprozentiger Schutz ist zu teuer, sagt
der Harburger Wasserbau-Professor Peter Frhle. Er fordert
stattdessen eine neue RisikokulA Seite 17
tur.
Gute Laune
mit Maybebop
lz Lneburg. Wenn Maybebop kommt, dann ist der Saal
voll und das Publikum gut gelaunt. Das Hannoveraner Acappella-Quartett setzte diese
Tradition auch mit seinem neuen Programm „Weniger sind
mehr“ im Kulturforum auf Gut
Wienebttel fort, an gleich zwei
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Abenden.
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Lneburg
145 Projekte buhlen um
insgesamt 160 000 Euro
4
Lneburg
Arbeiter-Samariter-Bund
feiert 90-jhriges Bestehen
6
Slbeck
Frau stirbt bei
Verkehrsunfall
6
Hohnstorf/Elbe
Sanierung: Elbbrcke
im Juli wieder gesperrt
7
Reppenstedt
Betreuung nach der Schule
auf 45 Pltze erweitert
8
Freitag, 21. Juni 2013 · Nr. 142
7
Lokales
IHK bietet Hilfe
fr Firmen an
Brckensperrung
rgert Hohnstorfer
Querung wenige Wochen nach Extremhochwasser wieder dicht
Gesperrt war die Elbbrcke zwischen Hohnstorf und Lauenburg, als die Elbe die Pegellatte (links unten) vor kurzem fast bersplte. Gesperrt wird die Brcke im Juli erneut. Foto: be
kre Hohnstorf/Elbe. Autofahrer mssen sich erneut auf
die Sperrung der Elbbrcke
zwischen Hohnstorf und Lauenburg gefasst machen. Dieses
Mal aber nicht wegen Hochwasser, sondern wegen Straßenbauarbeiten: „Die Fahrbahn der
Bundesstraße 209 muss im Bereich der Hohnstorfer Rampe
zwischen der Einmndung der
Landesstraße 219 und der Vorlandbrcke komplett saniert
werden“, erlutert Dirk Mller,
Leiter der Landesbehrde fr
Straßenbau und Verkehr. Deshalb wird die Straße ab Montag,
8. Juli bis voraussichtlich 19.
Juli fr den Autoverkehr erneut
gesperrt.
Was fr die Straßenbauer
eine Notwendigkeit ist, ist fr
die Politik in Hohnstorf ein
erneuter Aufreger. „Die Landesbehrde lsst die Bevlkerung,
Pendler,
Gewerbetreibende,
Pflegedienste und rzte im Regen stehen“, kritisiert die stellvertretende Hohnstorfer Brgermeisterin Annette Kork. Die
Hohnstorfer hatten sich nmlich fr die Zeit der Bauarbeiten
eine halbseitige Lsung mit Ampelregelung gewnscht, um so
die Brcke weiterhin befahrbar
zu halten. Doch das lehnt Dirk
Mller nicht nur aus baulichen,
sondern auch aus sicherheitstechnischen Grnden ab. Er
sagt: „Die Vollsperrung ist notwendig, weil wir das Kanalnetz
erneuern mssen.“ Dazu ms-
sen die Bagger mehr als ein
Meter tief die Erde ausheben.
„Die Straße aber ist zu schmal,
um bei einer halbseitigen Sperrung die Arbeitssicherheit zu
gewhrleisten.
Neben der Erneuerung der
Regenwasserkanalisation werden die Arbeiter auch den Straßenuntergrund neu aufbauen,
die Fahrbahndecke erneuern
und die Sttzmauer in Teilbereichen sanieren. Kosten dieser
Aktion: rund 320 000 Euro.
Den Vorwurf, dass seine Behrde bei der Sanierung wenig
Rcksicht auf die Bevlkerung
nehme, kontert Mller: „Es hat
ausfhrliche Gesprche mit den
betroffenen Gemeinden gegeben“, betont er und fgt hinzu:
„Unter anderem sollen Parkand-ride-Pltze fr die Bauzeit
zur Verfgung gestellt werden.“
Denn mit dem Auto kann die
Brcke whrend der Bauzeit
nicht passiert werden, wohl
aber zu Fuß oder mit dem
Fahrrad.
Annette Kork berzeugt das
nicht – zumal dieser Vorschlag
ihren Worten zufolge von den
Gemeinden selbst gekommen
sei. Als Notlsung. „Eigentlich
msste man rechtliche Schritte
gegen die Landesbehrde prfen“, fhrt sie scharfes Geschtz
auf, die Behrde verweise nmlich in ihren Plnen auf die
Vollsperrung im Jahr 2007, als
der Fahrbahnbelag erneuert
wurde und die Brcke eine
Woche gesperrt war. „Offensichtlich ist man der Meinung,
dass das damals auch alles reibungslos gelaufen ist“, wundert
sich die stellvertretende Gemeindechefin. Damals fuhr eine
Fhre – „finanziert durch Spenden und durch die betroffenen
Kommunen Hohnstorf, Lauenburg und die Samtgemeinde
Scharnebeck“, erinnert Kork.
Diesen Service werde es dieses
Mal nicht geben: „Die ffentlichen Kassen sind leer und von
der Landesbehrde, die eigentlich fr den Elbbergang sorgen
msste, wird es auch keine
Zuschsse fr einen Fhrverkehr geben“, kritisiert die stellvertretende Hohnstorfer Brgermeisterin.
Kostenlose Sandscke fr Selbstabholer
Deichverbnde beauftragen Firmen mit Aufrumarbeiten – Auch Anwohner drfen sich bedienen
dth
Hohnstorf/Bleckede.
Was weg ist, ist weg: Ab sofort
knnen sich auch Elb-Anwohner an den Sandscken bedienen, die vielerorts noch auf
Hunderten Paletten entlang der
Deichfße lagern. Ansonsten
hat sich der Landkreis Lneburg mit den Deichverbnden
darauf verstndigt, dass Spezialfirmen
die
provisorischen
Deicherhhungen wieder abbauen – auf Kosten der Deichverbnde. Gedankenspiele, Arbeitslose fr das Aufrumen
nach dem Elb-Hochwasser zu
engagieren, sind damit vom
Tisch. Damit die Deichverbnde links- und rechtselbisch im
Landkreis nicht alleine auf den
Rckbau- und Aufrumkosten
sitzen bleiben, ist Lneburgs
Landrat Manfred Nahrstedt
gestern nach Hannover gefahren, um beim Land Niedersachsen um finanzielle Untersttzung zu bitten. Nach Schtzungen gilt es bis zu 2,5 Millionen
Bevor ab
Montag die
Profis mit
schwerem Gert auch die
Sandscke an
den Deichfßen wegrumen, drfen
sich Brger bis
Sonntag kostenlos bedienen. Foto: be
gefllte Sandscke wegzuschaffen im Gebiet des Artlenburger
Deichverbandes sowie des Neuhauser Deich- und Unterhaltungsverbandes. „Wir haben
jetzt zwei Firmen beauftragt, die
Aufkadungen auf den Deichkronen abzurumen“, sagt Norbert Thiemann, Geschftsfhrer
des
Artlenburger
Deichverbandes. Die Arbeiten htten
bereits begonnen. Zudem soll
ab Montag der Rcktransport
der palettierten Sandscke beginnen, die noch bis zur Staustufe Geesthacht an den Deichfßen liegen. Dabei wird der
Deichverband auch vom Nachbarkreis Harburg untersttzt,
der laut Thiemann Radlader
und Lkw zur Verfgung stellt.
Laut Kreissprecherin Frauke
Noweck knnen sich bis Sonntag auch Privatpersonen, die an
der Elbe wohnen, Sandscke –
ausschließlich von den Paletten
an den Deichfßen – nehmen,
ansonsten gilt weiterhin das
Deichbetretungsverbot.
Noweck auf Nachfrage: „Wir knnen nicht kontrollieren, ob sich
auch Personen von weiterher
an den Scken bedienen.“
Zwar drften die regennassen Jutescke kurzfristig nicht
mehr zu gebrauchen sein, der
Sand sei aber noch in Ordnung.
Und das knnte wohl bei manchem Begehrlichkeiten wecken,
Sand nicht nur fr das nchste
Hochwasser einzulagern, sondern auch fr Sandkisten oder
private Baumaßnahmen zu verwenden. Doch: „Was weg ist, ist
weg“, sagt auch Thiemann.“ Die
Stadt Bleckede sieht hingegen
keinen Bedarf, Sandscke fr
die eigene Verwendung mit abzurumen. Brgermeister Jens
Bther sagt: „Beach-Volleyballpltze haben wir bereits. Wir
werden lediglich ein paar Paletten Sandscke zum Schießstand
Alt Garge schaffen, um dort fr
das nchste Hochwasser vorzubeugen.“
lz Lneburg. Die Industrieund Handelskammer (IHK) Lneburg-Wolfsburg bietet Informationsveranstaltungen
fr
vom Elbhochwasser geschdigte Unternehmen an. Fr sie
stehen Hilfen aus den Sofortprogrammen von Bund und
Land wie beispielsweise dem
Kurzarbeitergeld, dem Sonderprogramm der KfW oder dem
Hilfsprogramm des Landes bereit. Wer Anspruch auf diese
Untersttzung hat und wie sie
zu bekommen ist, erklren Experten der IHK zusammen mit
der Agentur fr Arbeit am
Sonntag, 23. Juni, um 10 Uhr
im Gasthaus Waldfrieden in
Bleckede, um 15 Uhr im
Hohnstorfer Fhrhaus und am
Mittwoch, 26. Juni, um 10 Uhr
im Parkhotel in Hitzacker.
Zwar blieben die elbnahen
Gemeinden in den Landkreisen
Lchow-Dannenberg und Lneburg von berflutungen weitgehend verschont. Viele Betriebe haben jedoch teils drastische
Umsatzeinbußen zu beklagen.
A Details zu den Hilfsprogrammen und den Untersttzungsangeboten der IHK gibt
es unter www.ihk-lueneburg.de/hochwasser oder bei der
Service-Hotline der IHK unter
v 0 41 31/74 24 20
„Laufen hilft“,
Spenden auch
lz Amelinghausen. Zahlreiche Teilnehmer erwartet die
Initiative „Laufen hilft“ aus
Amelinghausen am Sonnabend,
22. Juni, zwischen 8 und 20 Uhr
zu einem Sponsorenlauf rund
um den Lopausee (LZ berichtete). Das Geld soll Familien
aus Hohnstorf/Elbe zugutekommen, deren Huser vor
dem Deich stehen und beim
jngsten Hochwasser stark beschdigt worden sind.
Doch wer helfen mchte,
muss nicht unbedingt laufen,
sondern kann auch einfach nur
spenden. „Wir hatten schon
einige Anrufe von Menschen,
die zeitlich verhindert sind, aber
die Aktion untersttzen wollen“, sagt Dr. Rdiger Carlberg
vom Amelinghausener Organisationsteam. Deshalb verweist
er darauf, dass Spenden auch
auf ein Konto der Samtgemeindekasse Amelinghausen berwiesen werden knnen und
dann weitergeleitet werden.
Die Kontodaten:
A Kontonummer 3000544
Sparkasse Lneburg,
BLZ 240 50 110.
A Kontonummer 8188400
Volksbank Lneburger
Heide, BLZ 240 60 300.
Das Stichwort fr den Verwendungszweck bei der berweisung lautet „Flutspende Hohnstorf“. Weitere Infos gibt es bei
Dr. Rdiger Carlberg unter
v 0 41 32/437.
„Wir haben euch nicht vergessen“
Firmlinge an der Elbe erinnern bei 72-Stunden-Aktion an Partnergemeinde in Bolivien
lz Bleckede. Als das Wasser
nur noch wenige Zentimeter
unter der Deichkrone stand,
kam auch der Hildesheimer
Bischof Norbert Trelle nach
Bleckede um den katholischen
Gemeinde entlang der Elbe beizustehen. Seine Botschaft: „Wir
haben Sie nicht vergessen in
Hildesheim.“
Und Trelle fasste in Worte,
was viele, ob glubig oder nicht,
angesichts der großen Solidaritt dachten: „Es ist erstaunlich,
wie viele Menschen sich in
Katastrophen verbinden und
gegenseitig helfen.“
Das Thema Zusammenhalt
griff die Gruppe der Firmlinge
im Gottesdienst auf und erinnerte an die bolivianische Partnergemeinde in Titicachi. Dort
mssen die Menschen stndig
mit der Bedrohung durch Naturkatastrophen leben. berschwemmungen und Drreperioden sind dort an der Tagesordnung. Die Jugendlichen
brachten bolivianische Trockenkartoffeln, ein wichtiges
Nahrungsmittel des Andenlandes, sowie Joghurt mit abgelaufenem Verfallsdatum und
berreifes Obst zum Altar, bei-
des wre im rtlichen Supermarkt am Vortag vernichtet
worden. Ein Sandsack und eine
Schaufel erinnerten an die Not
der vergangenen Tage im eigenen Land.
Die Jugendlichen hatten an
der 72-Stunden-Aktion des
Bundes der Deutschen Katholischen Jugend „Uns schickt der
Himmel“ teilgenommen und
parallel zur Partnergemeinde in
Sdamerika Aktionen in Bleckede gestartet. So retteten sie
in den Supermrkten abgelaufene Lebensmittel vor dem Mll
und bereiteten daraus ein
schmackhaftes Mittagsbuffet fr
die Gemeinde. Jugendliche in
Bolivien pflanzten in dieser Zeit
Baumsetzlinge fr das dortige
Misereor-Projekt. Die Anlage
von Agroforstgrten auf den
trockenen ckern der Drfer in
Bolivien ist nur eine von mehreren Maßnahmen, um der drohenden Unterernhrung begegnen zu knnen.
Und mit der gemeinsamen
Aktion auf zwei verschiedenen
Kontinenten lebten auch die
Jugendlichen Bischof Trelles
Botschaft vor: „Wir haben euch
nicht vergessen.“
Aus abgelaufenen Lebensmitteln bereiteten die Firmlinge in Bleckede
ein Mittagsbuffet fr die katholische Gemeinde.
Foto: nh
Freitag, 21. Juni 2013 · Nr. 142
17
Politik und Hintergrund
Der mit versenkten Lastkhnen provisorisch geschlossene Dammbruch der Elbe bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt.
Foto: dpa
„Wir haben eine ganze Menge gelernt“
Wasserbau-Experte Prof. Frhle fordert breitere Debatte ber Flut-Risiken und bergeordnete Planung des Schutzes
D
ie Pegel sinken, das große Aufrumen hat
begonnen. Nach dem zweiten „Jahrhunderthochwasser“ innerhalb von elf Jahren gibt es
nun eine Flut von Fragen: Wurden die richtigen
Lehren aus der Flut von 2002 gezogen? Haben
sich die neuen Schutzmaßnahmen bewhrt? Der
Harburger Wasserbau-Experte Prof. Dr.-Ing.
Peter Frhle sagt: Wir mssen mit dem Wasser
leben und bestimmte Risiken in Kauf nehmen.
A Die Bilder des Elbehochwassers von 2002 und von
2013 gleichen sich. Haben wir
nichts dazugelernt?
Professor Dr.-Ing. Peter
Frhle: Die Bilder und der Verlauf waren in der Tat hnlich. In
beiden Fllen hat dauerhafter
Starkregen im Einzugsgebiet
der Elbe zu extrem hohen und
langanhaltenden Abflssen gefhrt, die in diesem Jahr teilweise sogar noch etwas hher
waren als vor elf Jahren. Wir
haben aber eine ganze Menge
gelernt, und es ist seit 2002
auch vieles davon umgesetzt
worden. Das betrifft natrlich
hauptschlich die damals am
strksten betroffenen Bereiche.
In Dresden etwa gibt es in
Interview
der Woche
M
D
Zur Person
M
r.-Ing. Peter Frhle, geboren 1962, ist Professor
fr Wasserbau an der Technischen Universitt HamburgHarburg. Frhle leitet dort das
Institut fr Wasserbau, das unter anderem Grundlagenforschung fr die Planung von
Hochwasserschutzmaßnahmen,
Simulation von Wasserstnden,
Strmungen und Wellen sowie
der Risikoanalyse und -bewertung betreibt. Zudem analysieren und bewerten die Harburger Wissenschaftler die Auswirkungen des Klimawandels etwa
auf die Hydrodynamik.
diesem Jahr deutlich weniger
Schden, auch Teilbereiche der
Mulde sind diesmal lange nicht
so stark betroffen wie vor elf
Jahren. Es hat leichte Verschiebungen gegeben. Wo der Hochwasserschutz angepasst worden
ist, hat dieser auch seinen
Zweck erfllt. Aber an Stellen,
an denen die Planungen noch
nicht umgesetzt werden konnten – zum Beispiel in Grimma –
gab es erneut erhebliche Schden.
A Wurden
Schutzmaßnahmen auch auf die lange Bank
geschoben, weil man ja erst in
rund 100 Jahren mit einem
solchen Hochwasser gerechnet
hat?
Frhle: Es hat sicher Verzgerungen gegeben – auch unntige. Das liegt zum einen am
Planungsprozess, zum anderen
auch an lokalen Entscheidungstrgern und Brgerinitiativen.
In Grimma, aber auch anderswo, hat sich gezeigt, dass einige
Anwohner keinen Hochwasserschutz wollten. Auch wenn ein
solches Hochwasser im statistischen Mittel nur einmal in
hundert Jahren auftritt, bleibt
die Wahrscheinlichkeit fr jedes Jahr mit 0,01 gleich groß.
Man kann definitiv nicht sagen:
Wir haben 2002 eine 100-jhrliches Hochwasser gehabt, deshalb haben wir bis 2102 Ruhe.
Das Wiederkehrintervall ist
eine statistische Grße.
A Muss der Brgerwille bei
der Umsetzung von Schutzmaßnahmen eingeschrnkt werden,
wie Sachsens Ministerprsident
Stanislaw Tillich es fordert?
Frhle: Ich habe diese Forderung von ihm so nicht wahrgenommen und kann mir nicht
vorstellen, dass er an dieser
Stelle die Demokratie einschrnken will. Ich halte nichts
davon, den Brgerwillen einzu-
schrnken. Vielmehr sollte man
die betroffenen Brger noch
mehr an den Planungen von
Hochwasserschutzmaßnahmen
beteiligen. Dies ist im Allgemeinen frderlich fr eine einvernehmliche, gemeinsam erarbeitete Lsung und kann Genehmigungsverfahren beschleunigen, wie einzelne Beispiele
zeigen.
Das soll nicht heißen, dass
jede einzelne Stimme auch bercksichtigt werden kann. Vor
diesem Problem stehen Sie aber
bei jeder Planung zum Beispiel
auch bei Straßen. Aber wenn es
einen gesellschaftlichen Konsens gibt ber ein Bauvorhaben,
wird man sich ber gewisse
Widerstnde
hinwegsetzen
mssen.
A Sind die deutschen Genehmigungsverfahren fr große
Bauprojekte zu umstndlich?
Frhle: In Teilbereichen dauern Planungen sicher zu lange.
Das liegt aber an der Umset-
nicht ohne Deiche und Schutzwnde – insbesondere in besiedelten Gebieten. Die Rckverlegung von Deichen kann man
relativ einfach fordern, aber
schwer politisch und gesellschaftlich umsetzen, weil Menschen betroffen sind, denen
diese Flchen gehren. Und
nicht zuletzt sind dies natrlich
extrem teure Maßnahmen. Deshalb will die Verlegung von
Deichen wohlberlegt sein. Außerdem ist das kein Allheilmittel und hat vielfach nur einen
geringen Effekt auf den Hochwasserscheitel. Hier sind gesteuerte Polder, mit denen man
gezielt Hochwasserwellen kappen kann, viel effektiver. Ohne
Deiche,
Hochwasserschutzwnde und gesteuerte Polder
wird der Hochwasserschutz
nicht funktionieren.
A Sie gehren zu den 16
Professoren fr Wasserbau und
Ingenieurhydrologie, die eine
Resolution unterzeichnet ha-
Prof. Dr.-Ing.
Peter Frhle:
„Man kann
sich gegen
jedes Hochwasser technisch schtzen
– wenn man
das will. Aber
das kostet
extrem viel
Geld.“
Foto: nh
zung rechtlicher Rahmenbedingungen. Da haben wir sicher
Bedarf an Vereinfachungen.
A Bundesumweltminister Peter Altmaier wirbt jetzt fr die
Rckverlegung von Deichen.
Das hat schon Kanzler Helmut
Kohl nach dem Oderhochwasser 1997 angemahnt, als er
sagte: „Wir mssen den Flssen
Raum lassen“ – ganz zu schweigen von Umweltschtzern.
Warum sind seit 2002 Hunderte
Millionen Euro vor allem in den
technischen Hochwasserschutz
wie Deiche und Schutzwnde
geflossen statt in natrliche Flutungsflchen?
Frhle: Hochwasserschutz
ist immer als etwas Ganzheitliches zu sehen und funktioniert
ben. Darin heißt es, vollstndiger Hochwasserschutz sei konomisch weder sinnvoll noch
technisch mglich. Sie fordern
eine neue Risikokultur wie in
den Niederlanden. Heißt das,
die Semperoper mit aller Macht
schtzen und kleinere Orte absaufen lassen?
Frhle: Das ist eine sehr verkrzte Interpretation. Es geht
darum, dass die Gesellschaft
eine Entscheidung darber treffen muss, was unbedingt geschtzt werden muss. In Passau
wurden Wasserstnde und Abflussmengen erreicht, die dort
seit 500 Jahren nicht mehr aufgetreten sind. Auch gegen ein
solches Ereignis, dass statistisch
einmal in 500 oder 1000 Jahren
auftritt, kann man sich tech-
nisch schtzen – wenn man das
will. Aber das kostet extrem viel
Geld. Da muss man eine Grenze ziehen. Es gibt aber auf der
anderen Seite kritische Infrastruktur, die auf gar keinen Fall
berflutet werden darf: Atomkraftwerke und Umspannwerke
etwa. Und natrlich drfen
Menschenleben nicht gefhrdet
werden. Diese Risiken mssen
wir ausschließen, andere aber
bewusst in Kauf nehmen.
Das Einzugsgebiet der Elbe
umfasst
vier
Lnder.
In
Deutschland sind zehn Bundeslnder sowie zahlreiche Landrte und Brgermeister zustndig. Brauchen Flsse ein zentrales europisches Management statt Kleinstaaterei, die
vor allem regionale Vorteile im
Auge hat?
Frhle: Hochwasserschutz
muss immer das gesamte Einzugsgebiet umfassen und dabei
sind gemeinsame Anstrengungen absolut erforderlich. Es gibt
bergeordnete Anstze, zum
Beispiel einen Katastrophenstab, aber eben noch nicht im
Detail bei der Planung des
Hochwasserschutzes. Die Zustndigkeiten dafr sind weiterhin auf Lnder- beziehungsweise Landkreisebene angesiedelt.
Die freiwillige lnderbergreifende Zusammenarbeit wird
aber mit jedem Hochwasser
besser. Beispielsweise wurden
von den jeweiligen Anrainerlndern sogenannte Flussgebietsgemeinschaften unter anderem
fr Elbe, Weser und Rhein eingerichtet. Hier sollen Planungen
abgestimmt werden.
A
A Modernes
HochwasserManagement mit steuerbaren
Poldern, Rckhaltebecken und
Talsperren setzt exakte Wasserstandsvorhersagen voraus. Warum waren die Prognosen diesmal so unzuverlssig?
Frhle: Weil es Deichbrche
gegeben hat, die in den Szenario-Rechnungen nicht bercksichtigt waren. Die riesigen
Wassermengen, die dadurch abgeflossen sind, haben – hnlich
wie Polder – im Unterlauf fr
eine Entlastung gesorgt. An dieser Stelle haben die Modelle
offensichtlich versagt.
Die Modelle an sich sind
recht gut, mssen aber weiterentwickelt werden, damit man
zuknftig auch operationell
besser auf die sich teilweise
schnell und dramatisch ndernden Rahmenbedingungen reagieren kann. Bei diesem Hochwasser konnte man es offensichtlich noch nicht. Deshalb
waren die Prognosen auch teilweise deutlich hher als der
tatschliche Wasserstand. Aber
diese Schwche der Berechnungen hat man auch erkannt.
A Was halten Sie von Hochwasser-Pflichtversicherungen –
sozusagen als finanzieller Anreiz, sich nicht in Flussnhe
anzusiedeln oder gar wegzuziehen?
Frhle: Es wre natrlich
wnschenswert, dass Menschen
in hochwassergefhrdeten Gebieten schlicht nicht siedeln. In
einigen Bereichen gibt es ja
auch solche Vorschriften aber
eben auch Ausnahmegenehmigungen.
Eine
allgemeine
deutschlandweite Pflichtversicherung fr alle Brger halte
ich nicht fr sinnvoll. Wenn
man das als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht, gibt es
mglicherweise einfachere Finanzierungsformen. Aber eine
Hochwasser-Pflichtversicherung fr die Menschen, die in
hochwassergefhrdeten Gebieten leben, ist meines Erachtens
sinnvoll. Dies wrde auf jeden
Fall sensibel machen fr die
Gefahren, die in diesen Bereichen bestehen. Eine solche Versicherung msste dann natrlich angepasst werden an die
jeweils zu erwartenden Schden. Es ist durchaus mglich,
auch in berflutungsgebieten
hochwasserangepasst
oder
hochwassersicher zu bauen.
A Was ist aus Ihrer Sicht die
wichtigste Lehre aus dem
Hochwasser in diesem Jahr?
Frhle: Die wichtigste Lehre
ist, dass es zuknftig eine bergeordnete Betrachtung und Planung von Hochwasserschutz
geben muss und dass wir eine
gesellschaftliche
Diskussion
darber fhren mssen, welche
Risiken wir zulassen wollen
oder sogar zulassen mssen.
Das Ziel muss es sein, Realittsbewusstsein zu erlangen im
Umgang mit den offensichtlichen Gefahren.
Das Gesprch fhrte
Klaus Bohlmann
Freitag, 21. Juni 2013 · Nr. 142
21
Deutschland
Fhre kollidiert
mit Tankschiff
Huser und
Grundstcke
im Elbe-SaaleWinkel in Klein
Rosenburg
(Sachsen-Anhalt) sind nur
ber provisorische Stege zu
erreichen.
Foto: dpa
lteppiche, Schwermetalle, Keime
Viele Kommunen sind bei der Beseitigung der immensen Flut-Schden auf Hilfe angewiesen
Von Romina Kempt
Halle. Ob Sachsen-Anhalt,
Sachsen, Thringen, Brandenburg oder Niedersachsen: Das
Hochwasser hat sich bereits aus
einigen Winkeln der betroffenen Regionen verzogen. Doch
die „Hinterlassenschaften“ bereiten große Probleme, die sich
in vielen Gebieten gleichen.
Etwa in Sachsen-Anhalt: Ein
aufgeschwemmtes Reh treibt in
den braunen Fluten. Unweit des
Flusses breiten sich metergroße
lfilme wie Teppiche aus. Das
gewaltige Hochwasser hat nicht
nur zerstrte Huser und abge-
Hitzetod
im Laster
knickte Bume hinterlassen,
sondern auch giftige Bden und
gesundheitsgefhrliche Keime.
Ackerflchen und Weiden sind
potenziell gefhrdet – aber auch
Grten, sagte der Professor fr
Bodenkunde und Bodenbiogeochemie von der Universitt in
Halle, Reinhold Jahn.
Die Ablagerungen der Flsse
seien prinzipiell etwas Positives.
„Sie sind sehr fruchtbar“, sagte
Jahn. Doch in den Gewssern
wie Elbe und Mulde kmen
wegen angrenzender Industriewerke auch Schwermetalle vor.
„Wenn sich diese in den Auen
ablagern, ist das fr die Natur
problematisch“, erklrte Jahn.
Zudem lagerten in Kellern
allerlei Chemikalien. Farbeimer
und ltanks seien in den Fluten
nach oben getrieben worden
und ausgelaufen. „Wenn es ein
dnner Film ist, wird er in
einem Dreivierteljahr von selbst
abgebaut“, so Jahn. Sonst mssten dringend Behrden zur Reinigung gerufen werden.
Auch die in den Fluten ertrunkenen Tiere belasten die
Umwelt. Die Kadaver wrden
Verwesungs- und Fkalkeime
ins Wasser leiten, sagte Jahn.
„Es wird dringend davon abgeraten, in den Hochwassergebieten Gartengemse zu essen“,
riet Jahn. Das Grundwasser sei
hingegen nicht gefhrdet, da es
meist aus tieferen Grundwasserstockwerken kme.
Die Landwirte kmpfen derweil mit ganz anderen Problemen. Khe und Pferde drften
erst weiden, wenn die mter die
untersuchten Felder wieder freigeben wrden, sagte der Sprecher des Landesbauernverbands Sachsen-Anhalt, Christian Apprecht, in Magdeburg. Es
sei unter anderem mglich, dass
Weiden noch monatelang gesperrt blieben.
Die Drrezeit muss mit Futterreserven aus den Lagern
berbrckt werden. „Doch das
wird irgendwann knapp“, sagte
Apprecht. Die Bauern schauen
mit bangen Blicken gen Winter.
Da noch immer etwa 115 000
Hektar Land unter Wasser stehen und einige Gebiete kontaminiert sein knnten, kann auf
den Feldern kein Heu fr die
kalte Jahreszeit gemacht werden.
Um die Not zu lindern, stellen Bund und Lnder fr die
Beseitigung der Schden in den
Hochwassergebieten bis zu acht
Milliarden Euro bereit – im
Fluthilfefonds. Landwirtschaftliche Betriebe erhalten nach
Angaben der Landesregierung
eine Soforthilfe von maximal
5000 Euro.
Die tdliche Gefahr
Autobahnen platzen durch die extreme Hitze auf – Motorradfahrer stirbt bei Unfall
Ferkel verendet
Von B. Schwinghammer
dpa Maschen/Winsen. Bei
der Kontrolle eines Viehtransporters auf der Autobahn 39 am
Maschener Kreuz hat die Polizei 55 gestern tote Ferkel entdeckt, die Opfer der Hitze wurden. Die Fahrerin und ihr Arbeitgeber mssen nun ein Bußgeld zahlen, teilte nach ersten
Ermittlungen ein Polizeisprecher in Winsen mit.
„Im konkreten Fall wre eine
zeitweise Khlung durch Wasser, eine Trinkwasserversorgung
whrend der Fahrt oder die
schlichte
Verlagerung
des
Transportes in die khlen
Nachtstunden machbar gewesen“, monierte das verstndigte
Veterinramt. So sei die Fahrt
bei einer Temperatur von rund
34 Grad Celsius ein Verstoß
gegen das Tierschutzgesetz und
die Tierschutztransportverordnung gewesen. Die 27-Jhrige
war am Morgen mit 565 Tieren
gestartet, um mehrere Zuchtbetriebe in Niedersachsen zu
beliefern.
Nrnberg.
Erst
berschwemmte das Hochwasser
viele Straßen in Deutschland,
nun beschdigt die enorme Hitze vor allem im Sden des
Landes die Autobahnen. Reihenweise dehnten sich die Straßenplatten in den vergangenen
Tagen aus, stießen gegeneinander und stellten sich dabei auf.
Diese sogenannten Blow-Ups
knnen fr Auto- und Motorradfahrer zum Verhngnis werden: „Da gengen schon wenige
Zentimeter“, erklrt ADACFachreferent Jrgen Berlitz in
Mnchen.
„Wir haben zehn Stellen, wo
die Autobahn aufgeplatzt ist“,
sagt Stephan Lehner vom Polizeiprsidium Niederbayern. Die
schnelle Reparatur bereite Probleme: Auch der Teer trocknet
bei der Hitze nur langsam. Auf
einigen Strecken wurde ein
Tempolimit verhngt. Auch in
Sachsen-Anhalt beschdigte ein
Riss auf der A9 ein Auto, als es
ber die Stelle fuhr.
Der Asphalt der A93 bei Abensberg (Bayern) ist aufgebrochen. Ein Motorradfahrer kam hier bei einem
Unfall ums Leben.
Foto: dpa
Am Mittwoch war ein Motorradfahrer in Bayern auf einen
„Blow-Up“ geprallt, der wie
eine Sprungschanze wirkte. Der
59-Jhrige schleuderte gegen
eine Leitplanke und starb. Auch
ein Stck der A8 bei Remchingen bei Karlsruhe oder Teile der
A7 in
Baden-Wrttemberg
platzten auf. Im schsischen
Plauen weichte die Hitze den
Asphalt auf der A72 auf und
beschdigte auf etwa drei Kilometern Lnge den Belag.
Der ADAC kritisiert schon
seit Jahren die mangelnde Sa-
nierung der Straßen, die Wetterextreme der vergangenen
Wochen verschlimmerten die
Situation, sagt der Experte. Der
Automobilclub forderte die Behrden auf, „die Strecken deutlich hufiger als sonst zu kontrollieren“.
Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts – Kndigungen auch ohne konkretes Datum mglich
ßen, wann sein Arbeitsverhltnis endet (6 AZR 805/11),
entschieden die obersten Arbeitsrichter in Erfurt.
Damit scheiterte eine Frau
aus Paderborn mit ihrer Klage.
In den beiden Vorinstanzen
hatte sich die Industriekauffrau
noch erfolgreich gegen ihren
Rauswurf gewehrt. Das Landesarbeitsgericht Hamm hatte die
Vier Tote bei
Unfall auf A 9
dpa Dessau. Vier Menschen
sind bei einem schweren Unfall
auf der A9 bei Dessau in Sachsen-Anhalt ums Leben gekommen. Zwei Lastwagen, fnf Autos sowie ein Kleintransporter
seien darin verwickelt gewesen,
sagte ein Polizeisprecher. Die
Autobahn sei in beide Richtungen gesperrt worden, danach
gab es stundenlange Staus. Der
genaue Hergang blieb zunchst
unklar. Mehrere Krankenwagen
und ein Rettungshubschrauber
waren im Einsatz. Es habe
mehrere Verletzte gegeben,
hieß es weiter.
Air Berlin
sagt Streik ab
dpa Berlin. Entwarnung fr
unzhlige Sommerurlauber: Die
angedrohten Warnstreiks bei
Air Berlin sind zunchst abgeblasen. Der Arbeitgeber habe
ein verbessertes Angebot vorgelegt, teilte die Pilotengewerkschaft Cockpit am Abend mit.
In den kommenden Wochen
wollten sich die Verhandlungspartner wieder zusammensetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt
werde es keine Streiks geben.
„Wir sind guter Dinge, dass wir
zu einem vernnftigen Ergebnis
kommen“, sagte ein CockpitSprecher.
Schsse im
Kindergarten
„Zum nchstmglichen Zeitpunkt“
dpa Erfurt. Kndigungen
knnen auch ohne ein konkretes Entlassungsdatum ausgesprochen werden. Das Bundesarbeitsgericht erklrte jetzt
Kndigungen „zum nchstmglichen Zeitpunkt“ fr rechtens.
Allerdings msse sich bei
Schreiben mit derartigen Formulierungen fr den Arbeitnehmer aus dem Kontext erschlie-
dpa Rostock. Eine Fhre ist
zwischen Warnemnde und
Hohe Dne mit einem Tankschiff kollidiert. Dabei seien
zwei 29- und 53-jhrige Frauen
verletzt worden, teilte die Wasserschutzpolizei mit. Sie wurden in ein Krankenhaus gebracht. Wie der Sender NDR 1
Radio MV berichtete, habe die
Warnow-Fhre laut Zeugenaussagen zunchst eine vergleichsweise riesige Hochsee-Fhre
ordnungsgemß vorbeigelassen
und sei dann bei der Weiterfahrt mit dem 7500-TonnenTankschiff zusammengestoßen.
Kndigungserklrung fr unbestimmt gehalten. Das sahen die
Bundesrichter anders. Mit dem
Erfurter Urteil ist daher nun
ihre Kndigung zum 31. August
2010 wirksam geworden.
Der Frau war nach der Insolvenz ihres Betriebes im Mai
2010 „zum nchstmglichen
Zeitpunkt“ gekndigt worden.
Das
Entlassungsschreiben
nannte kein genaues Datum,
verwies aber auf die gesetzlichen Fristen. Weil die Kndigungsfrist im Insolvenzfall drei
Monate betrage, habe die Klgerin auf ihren Entlassungstermin kommen knnen, so die
Richter.
Eine Kndigung msse bestimmt und unmissverstndlich
gefasst sein, erklrte der Sechste
Senat. Der Empfnger einer
ordentlichen Kndigungserklrung msse erkennen knnen,
wann das Arbeitsverhltnis enden solle. Dafr sei auch ein
Hinweis auf die maßgeblichen
gesetzlichen Fristen ausreichend, wenn der Mitarbeiter
dadurch unschwer auf das Ende
seines Arbeitsverhltnis schließen knne.
dpa Marktoberdorf. Ein
sechsjhriger Junge hat in einem bayerischen Kindergarten
mit einer Schreckschusswaffe
geschossen. Wie die Polizei am
Donnerstag mitteilte, war in der
Pistole eine Platzpatrone. Verletzt wurde niemand. Eine Erzieherin hatte dem Jungen die
Waffe abgenommen. Ermittlungen ergaben, dass das Kind die
Pistole von zu Hause mitgebracht hatte. Dort lag sie ungesichert auf einem Schrank. Gegen die Mutter des Jungen werde Anzeige nach dem Waffengesetz erstattet, so die Polizei.
Serienweise
Reifen zerstrt
lni Lauenau. Eine Serie von
Reifenstechereien an rund 270
Autos in Lauenau (Kreis
Schaumburg) ist vermutlich
aufgeklrt. Die Polizei hat einen
Verdchtigen gefasst, nachdem
er die Reifen eines Wagens
zerstochen hatte. Ein Anwohner hatte die Tat bemerkt und
die Polizei alarmiert. Die Beamten konnten den unter Alkoholeinfluss stehenden 34-Jhrigen wenig spter auf der Straße
festnehmen, wie die Polizei mitteilte. Ob er fr alle 270 Taten
verantwortlich ist, mssten jetzt
weitere Ermittlungen zeigen.

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