SWR-Konzerte Saison 2013/14 Igor Strawinsky - Schulmusik

Transcrição

SWR-Konzerte Saison 2013/14 Igor Strawinsky - Schulmusik
Handreichung zu
Igor Strawinsky
Le Sacre du printemps
Konzert am
Do. 7. November 2013
Konzerthaus Freiburg
Rolf-Böhme-Saal
20 Uhr Beginn
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden
und Freiburg
Dirigent: François-Xavier Roth
Handreichungen: SWR-Konzerte
Saison 2013/14
Igor Strawinsky
Le Sacre du printemps
Erstellt von Dr. Rüdiger Jennert anlässlich des Konzerts am 7. November 2013 in Freiburg
Arbeitsblatt 1 – Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps
Erst mehr als neun Jahre nach der Premiere, die am 29. Mai 1913 in Paris stattfand, wurde Le
Sacre du Printemps zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt - am 19. November 1922 in
Berlin. In der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 26. November 1922 war folgendes zu
lesen:
(...) Hier hebt ein neues Zeitalter der Musik an; ein Urmusikant, dazu einer, der zwischen
Temperament und Gehirn Ausgleich findet, zwingt hier die Elemente der Musik, Rhythmus
und Klang, zu einem Neuen, ganz Eigenen, zusammen. Er (Strawinsky) wurzelt, als geborener
Russe, in der Volksmusik und schafft sich aus ihr, indem er sie mit grenzenloser harmonischer
Kühnheit erneuert, einen durchaus persönlichen Stil. Hinzu kommt aber eine schier
unheimliche Klangphantasie, die das Orchester stampfen und brüllen, krachen und bersten
läßt und ihm bösartige, barbarische Klänge von einer unerhörten Seltsamkeit entreißt, die
einfach beängstigend wirken. Und dann dieser dröhnende, eiserne, schonungslose Rhythmus,
der mit Riesenkraft dahinschreitet und dem Hörer die Empfindung gibt, er stände in einem
Maschinensaal, in dem hundert Turbinen in rasendem Taumel ihr stählernes Lied singen. (...)
– genug: wer mit offenen Sinnen dabei war, der fühlte, daß hier eine unverkennbar geniale
Begabung mit einer fast brutalen Energie auf neuen Wegen schreitet, die in weltweite
Möglichkeiten der Musik hineinführen. Der mächtige Erfolg des Werkes wurde durch eine
schwache, auf Hausschlüsseln arbeitende Opposition ins Riesenhafte getrieben.
(Autor: Schrenk)
Aufgaben:
1. Vergleiche die Eindrücke des Rezensenten mit deinen Höreindrücken. Was könnte die
Musik, abgesehen von der Vorstellung des Verfassers, darüber hinaus beschreiben?
2. Was macht nach deiner Meinung und nach Meinung des Verfassers das Besondere
dieser Musik aus?
3. Wieso wird mit dem Werk „ein neues Zeitalter der Musik“ eingeleitet?
Arbeitsblatt 1 – Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps - Lösungen
Erst mehr als neun Jahre nach der Premiere, die am 29. Mai 1913 in Paris stattfand, wurde Le
Sacre du Printemps zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt - am 19. November 1922 in
Berlin. In der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 26. November 1922 war folgendes zu
lesen:
(...) Hier hebt ein neues Zeitalter der Musik an; ein Urmusikant, dazu einer, der zwischen
Temperament und Gehirn Ausgleich findet, zwingt hier die Elemente der Musik, Rhythmus
und Klang, zu einem Neuen, ganz Eigenen, zusammen. Er (Strawinsky) wurzelt, als geborener
Russe, in der Volksmusik und schafft sich aus ihr, indem er sie mit grenzenloser harmonischer
Kühnheit erneuert, einen durchaus persönlichen Stil. Hinzu kommt aber eine schier
unheimliche Klangphantasie, die das Orchester stampfen und brüllen, krachen und bersten
läßt und ihm bösartige, barbarische Klänge von einer unerhörten Seltsamkeit entreißt, die
einfach beängstigend wirken. Und dann dieser dröhnende, eiserne, schonungslose Rhythmus,
der mit Riesenkraft dahinschreitet und dem Hörer die Empfindung gibt, er stände in einem
Maschinensaal, in dem hundert Turbinen in rasendem Taumel ihr stählernes Lied singen. (...)
– genug: wer mit offenen Sinnen dabei war, der fühlte, daß hier eine unverkennbar geniale
Begabung mit einer fast brutalen Energie auf neuen Wegen schreitet, die in weltweite
Möglichkeiten der Musik hineinführen. Der mächtige Erfolg des Werkes wurde durch eine
schwache, auf Hausschlüsseln arbeitende Opposition ins Riesenhafte getrieben.
(Autor: Schrenk)
Aufgaben:
2. Was macht nach deiner Meinung und nach Meinung des Verfassers das Besondere
dieser Musik aus?
Die Musik ist eine einzigartige Kombination aus Volksmusik, ganz neuartigen
Klängen/Harmonien und einem „schonungslosen“ Rhythmus.
3. Wieso wird mit dem Werk „ein neues Zeitalter der Musik“ eingeleitet?
Der Verfasser meint, dass vor allem durch die Betonung des Rhythmischen und
Geräuschhaften dieser Musik ein neues „Zeitalter“ eingeleitet wird. Nicht mehr das
Harmonische, Schöne der spätromantischen Musik, sondern das Barbarische und
Dröhnende scheint der Zeit um 1922, die durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen
und Technik geprägt ist, am besten zu entsprechen. Obwohl die Musik auf den
Rezensenten eine „beängstigende“ Wirkung hat und scheinbar auf ein jähes Ende zustrebt
(„in rasendem Taumel“), sieht er darin Merkmale einer ganz neuartigen Musik, die
dauerhaft Bestand haben kann.
Sachinformation zur 1. Stunde
Das Szenarium zu Le Sacre du Printemps
Le Sacre du Printemps ist ein musikalisch-choreographisches Werk. Es sind Bilder aus dem
heidnischen Russland, innerlich zusammengehalten von e i n e r Hauptidee: dem Geheimnis
des großen Impulses der schöpferischen Kräfte des Frühlings. Es gibt keine Handlung, aber
die choreographische Abfolge stellt sich in folgender Form dar:
1. TEIL: DER KUSS DER ERDE
Man feiert das Frühlingsfest. Es findet auf den Hügeln statt. Man bläst auf Flöten. Junge
Männer sagen wahr. Bei ihnen ist eine alte Frau. Ihr sind die Geheimnisse der Natur bekannt
– sie lehrt, wie man weissagt. Junge Mädchen, die herausgeputzt sind, kommen in einer Reihe
vom Fluss her. Sie tanzen den Frühlingstanz. Die Spiele beginnen. Das Spiel der
Brautentführung. Man führt den Frühlingsreigen auf. Man teilt sich in Lager. Ein Lager geht
auf das andere zu. Keilförmig dringt in die Frühlingsspiele die heilige Prozession des ältesten,
weisesten Greises ein. Das Spiel bricht ab. Unter Zittern erwartet man die große Handlung des
Greises, die Segnung der Frühlingserde. Der Kuss der Erde. Man tanzt auf der Erde. Durch
den Tanz heiligt man die Erde. Im Tanz wird man eins mit der Erde.
2. TEIL: DAS GROSSE OPFER
In der Nacht halten die Jungfrauen geheimnisvolle Spiele ab. Herumgehen in Kreisen. Eines
von den Mädchen ist als Opfer ausersehen. Das Schicksal bestimmt sie zweimal. Zweimal
wird sie in den ausweglosen Kreis eingereiht. Die Jungfrauen ehren die Auserwählte mit
einem stürmischen Tanz. Sie rufen die Vorfahren an. Sie übergeben die Auserwählte den
alten Vorfahren der Menschen. In Gegenwart der Alten wird der große, heilige Tanz, das
große Opfer ausgeführt.
Methodisch-didaktische Überlegungen zur 1. Stunde
Der Einstieg kann mit Musikbeispielen der Introduktion (3 Min.) und dem Beginn des
Opfertanzes (Danse sacrale) – nach etwa 3 Min. ausblenden – erfolgen. Hierbei sollen die
Schüler ihre Eindrücke in Stichpunkten notieren und begründen, warum ihnen die Musik
gefällt oder nicht; ggf. anhand folgender Leitfragen:
-
Weshalb gefällt oder missfällt dir diese Musik?
Könnte die Musik etwas Außermusikalisches beschreiben? Z. B. eine Handlung, ein
Bild, eine Stimmung? Oder könnte sie als Filmmusik dienen (Inhalt?)?
Anschließend setzen sich die Schüler mit der Rezension zur deutschen EA von Le Sacre du
Printemps auseinander, vergleichen ihre Eindrücke mit jenen des Rezensenten und
beantworten die Fragen auf dem AB 1.
Am Ende der Stunde wird den Schülern das Szenarium von Strawinskys Ballett vorgestellt –
entweder durch Vorlesen oder durch Austeilen des Textes (Sachinformation zur 1. Stunde).
Sie sollen überlegen, an welcher Stelle des Szenariums die eingangs vorgestellten
Klangbeispiele stehen könnten (ggf. noch einmal anspielen).
Arbeitsblatt 2 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers
Gruppe 1:
Der Abschnitt Les Augures printaniers (Die Vorboten des Frühlings) wird von einem
bestimmten Akkord geprägt. Strawinskys Akkord ist eine klangliche Erfindung, eine
Klangfarbe. Der Komponist betonte, dass er solange am Klavier gesucht habe, bis es „dem
Ohr gefallen“ habe. Sucht selbst am Klavier mit dem vorgegebenen Tonmaterial drei
verschiedene, den Beispielen ähnliche Akkorde. Sie sollen aus zwei Vierklängen bestehen (je
ein Vierklang im Bass- und im Violinschlüssel – alle Töne verwenden, ein Ton ist doppelt!).
Stellt eure drei Klänge anschließend der Klasse vor und stimmt über den „besten“ Klang ab.
Versucht die klanglichen Unterschiede zu beschreiben. Benutzt Adjektive wie z. B.: schrill,
dumpf, weich, scharf, dunkel.
Akkordbeispiele
Akkordvorschläge
1.
Tonmaterial
2.
3.
Der Akkord, der euch am besten gefällt, soll in Achteln acht 2/4-Takte lang (von zwei
Schülern) auf dem Klavier gespielt werden. Darüber klingen sechs rhythmische
Achtelschläge, z. B. von Schellenkränzen oder anderen Schlaginstrumenten gespielt, an
beliebiger Stelle (wie im Beispiel unten).
Arbeitsblatt 3 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers
Gruppe 2:
Die Achtelbewegung soll zunächst nur 4 Takte erklingen. Instrumente: Xylophon in
Kombination mit weiteren Schlaginstrumenten. Der Abschnitt kann später auch mehr als 4
Takte lang gespielt werden. Übt diese Achtelfigur und achtet dabei auf Regelmäßigkeit (nicht
schneller werden!). Spielt euer Ergebnis anschließend der Klasse vor.
Gruppe 3:
Mit folgenden vier Bausteinen soll eine 14-taktige Melodie im 2/4-Takt erfunden werden
(Instrument: wenn möglich Trompete in C, aber auch Streicher). Probiert verschiedene
Kombinationen der Bausteine aus und spielt sie euch, wenn möglich, auf einem Instrument
vor, bevor ihr euch für die Endfassung entscheidet. Übt die Melodie anschließend ein und
spielt sie der Klasse vor. Erklärt dabei, wie ihr die Melodie „erfunden“ habt.
1.
2.
3.
4.
Arbeitsblatt 4 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers
Gruppe 4:
Mit folgenden drei Bausteinen soll eine 14-taktige Melodie entstehen (Instrument: Flöte,
Blockflöte). Probiert verschiedene Kombinationen der Bausteine aus und spielt sie euch,
wenn möglich, auf einem Instrument vor, bevor ihr euch für die Endfassung entscheidet. Übt
die Melodie anschließend ein und spielt sie der Klasse vor. Erklärt dabei, wie ihr die Melodie
„erfunden“ habt.
1.
2.
3.
Arbeitsblatt 5 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers
Nachdem ihr die vier musikalischen Abschnitte geschrieben und auf euren Instrumenten
geübt habt, könnt ihr sie zu einem Ganzen zusammenfassen. Dabei soll ein durchgehender
Achtelpuls vorhanden sein, d. h. Gruppe 1 oder/und Gruppe 2 soll/en immer spielen. Probiert
auch andere Kombinationen aus und legt diese in einem Ablaufplan fest. Gruppe 1 beginnt.
Wie könnte euer Stück enden?
Ablaufplan der Abschnitte
Takte
8
Gruppe
1
Der Komponist Igor Strawinsky kam in seinem Stück Les Augures printaniers (Die Vorboten
des Frühlings) aus Le Sacre du Printemps bei der Kombination der Bausteine von Gruppe 3
zu folgender Melodie. Vergleicht sie mit eurer Fassung.
Strawinsky hat sich nach einigem Ausprobieren am Klavier (wie Gruppe 1) für folgenden
Akkord entschieden. Bestimme die beiden Vierklänge im Bass- und Violinschlüssel, aus
denen sich der Akkord zusammensetzt.
Wenn Klänge verschiedener Tonarten wie bei Strawinskys Akkord (Violinschlüssel:
______________, Bassschlüssel: _____________________) gleichzeitig erklingen, oder
wenn zwei oder mehrere Melodien, die verschiedenen Tonarten angehören, gleichzeitig zu
hören sind, spricht man von Bitonalität, bzw. von Polytonalität.
Arbeitsblatt 5 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers - Lösungen
Nachdem ihr die vier musikalischen Abschnitte geschrieben und auf euren Instrumenten
geübt habt, könnt ihr sie zu einem Ganzen zusammenfassen. Dabei soll ein durchgehender
Achtelpuls vorhanden sein, d. h. Gruppe 1 oder/und Gruppe 2 soll/en immer spielen. Probiert
auch andere Kombinationen aus und legt diese in einem Ablaufplan fest. Gruppe 1 beginnt.
Wie könnte euer Stück enden?
Ablaufplan der Abschnitte
Takte
8
Gruppe
1
Der Komponist Igor Strawinsky kam in seinem Stück Les Augures printaniers (Die Vorboten
des Frühlings) aus Le Sacre du Printemps bei der Kombination der Bausteine von Gruppe 3
zu folgender Melodie. Vergleicht sie mit eurer Fassung.
Strawinsky hat sich nach einigem Ausprobieren am Klavier (wie Gruppe 1) für folgenden
Akkord entschieden. Bestimme die beiden Vierklänge im Bass- und Violinschlüssel, aus
denen sich der Akkord zusammensetzt.
Wenn Klänge verschiedener Tonarten wie bei Strawinskys Akkord (Violinschlüssel: Es7
(Quintsextakkord), Bassschlüssel: Fes-Dur) gleichzeitig erklingen, oder wenn zwei oder
mehrere Melodien, die verschiedenen Tonarten angehören, gleichzeitig zu hören sind, spricht
man von Bitonalität, bzw. von Polytonalität.
Arbeitsblatt 6 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers
Im ersten Teil von Strawinskys Les Augures printaniers erklingen folgende, euch zum Teil
schon bekannte Motive. Hört euch den Beginn an (T. 1-71) und versucht zu ermitteln, von
welchen Instrumenten die Motive zuerst gespielt werden.
Motiv A (Klang in Achtelbewegung)
Motiv A+ (einzelne Achtelschläge)
Instrumente:
Instrumente:
Motiv B
Instrument:
Motiv C
Instrumente:
Motiv D
Instrumente:
Hört euch den Anfang von Les Augures printaniers noch einmal an und vervollständigt den
Ablaufplan. In welcher Reihenfolge erklingen die Motive und wie werden sie kombiniert?
Takte
Motiv(e)
1-8
9-12
13-22
23-34
35-42
43-69
70/71
Instrumente,
Instrumentengruppen
Strawinsky komponiert, wie in Les Augures printaniers, sein Ballett Le Sacre du Printemps
durch die ____________ und ______________ von kleinsten Melodiebausteinen. Man nennt
dieses Verfahren das ___________________. Der Klang zu Beginn von Les Augures
printaniers, von _______________ gespielt und von _____________ verstärkt, hat keine
harmonische Funktion. Er ist reine Klangfarbe und rhythmischer Impuls.
Arbeitsblatt 6 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers - Lösungen
Im ersten Teil von Strawinskys Les Augures printaniers erklingen folgende, euch zum Teil
schon bekannte Motive. Hört euch den Beginn an (T. 1-71) und versucht zu ermitteln, von
welchen Instrumenten die Motive zuerst gespielt werden.
Motiv A (in Achtelbewegung)
Motiv A+ (einzelne Achtelschläge)
Instrumente: Streicher
Instrumente: Hörner
Motiv B
Instrument: Englischhorn
Motiv C
Instrumente: Oboe, Trompete
Motiv D
Instrumente: Fagott/Kontrafagott
Hört euch den Anfang von Les Augures printaniers noch einmal an und vervollständigt den
Ablaufplan. In welcher Reihenfolge erklingen die Motive und wie werden sie kombiniert?
Takte
1-8
9-12
13-22
23-34
Motiv(e)
A, A+
B
A, A+,
B, C
B, (C´),
A+
Instrumente, Streicher, Englischhorn, Str.,
Instrumenten- Hörner
Fagott, Cello Hörner,
gruppen
3542
A,
A+
Str.,
Wie
Holzbl.,
T. 1Trompete, 8
Horn
43-69
70/71
A, D
A+,
(C´)
Str.,
Fagott,
Posaune,
Holzbl.
Str.,
Blechbl.,
Pauken,
Gran
cassa
Strawinsky komponiert, wie in Les Augures printaniers, sein Ballett Le Sacre du Printemps
durch die Reihung und Kombination von kleinsten Melodiebausteinen. Man nennt dieses
Verfahren das Montageprinzip. Der Klang zu Beginn von Les Augures printaniers, von
Streichern gespielt und von Hörnern verstärkt, hat keine harmonische Funktion. Er ist reine
Klangfarbe und rhythmischer Impuls.
Methodisch-didaktische Überlegungen zur Kompositionswerkstatt (2.-4. Stunde)
2. Stunde: Erfinden, Üben und Vorstellen der vier musikalischen Abschnitte (AB 2-4)
Beim Erfinden der musikalischen Abschnitte sollen die Schüler Strawinskys
Herangehensweise des „Suchens“ nach dem besten Klang (siehe AB 2), bzw. nach der besten
Melodie nachvollziehen. Dabei ist es besonders wichtig, dass sie sich ihre verschiedenen
Fassungen vorspielen und herausfinden, was eine gute und was eine weniger gute Lösung
ausmacht. Am Ende soll jeder Schüler mit einem Instrument an der Präsentation beteiligt sein.
Vorteilhaft ist es freilich, wenn Schüler der Gruppen 3 und 4 ihr Instrument (Trompete,
Streichinstrument, bzw. Flöte) so gut beherrschen, dass sie die jeweiligen Fassungen „vom
Blatt“ spielen können.
Schüler, die kein Instrument spielen, sollten sich der Gruppe 1 (Schlagzeug) oder der Gruppe
2 (Xylophon, Metallophon, Glockenspiel, weiteres Schlagwerk) anschließen. Bei der
Umsetzung der Achtelbewegung von Gruppe 2 könnte zudem ein regelmäßiger Puls in
Vierteln zur rhythmischen Stabilität beitragen.
3. Stunde: Zusammensetzen der Abschnitte, Aufführung der gesamten Komposition und
Vergleich mit Strawinskys Fassung (Akkord/Gruppe 1, Melodie/Gruppe 3), AB 5
Die Schüler erarbeiten im Plenum einen Ablaufplan und probieren aus, welche
Kombinationen der Abschnitte gut klingen und welche Wirkung es hat, wenn mehr als zwei
Abschnitte gleichzeitig gespielt werden. Bei der Aufführung kann ein Schüler als „Dirigent“
den jeweiligen Gruppen signalisieren, wann sie zu spielen haben. Der Ablaufplan sollte für
alle Schüler gut sichtbar an der Tafel stehen oder projiziert werden.
Beim abschließenden Vergleich mit Strawinskys Fassungen (Melodie Gruppe 3, Akkord
Gruppe 1) sollen kurz die Unterschiede, bzw. Gemeinsamkeiten beschrieben werden. Mit der
Bestimmung der beiden Vierklänge, die Strawinskys Akkord ausmachen, werden die Begriffe
Bitonalität, und Polytonalität eingeführt.
4. Stunde: Hören der Fassung Strawinskys, Heraushören von Instrumenten,
Vervollständigung des Ablaufplans (1. Teil von Les Augures printaniers, Part. Ziff. 13-21),
Heraushören der Melodien, bzw. der Melodiebausteine, die die Gruppen 3 und 4 zu
bearbeiten hatten (2. Teil von Les Augures printaniers, Part. Ziff. 22-36), Ergebnissicherung
Nachdem die Schüler durch mehrmaliges Hören des ersten Teils den Ablaufplan ausgefüllt
haben, wird ihnen der zweite Teil vorgespielt. Sobald sie bekanntes musikalisches Material
hören, sollen sie sich melden (noch herauszuhören sind die Bausteine, bzw. die Melodien der
Gruppen 3 und 4 aus der Kompositionswerkstatt). Anhand des Lückentextes (AB 6) erfolgt
schließlich die Ergebnissicherung im Plenum.
Arbeitsblatt 7 – Rhythm is it!, Choreographie zum Ende des 1. Teils
Igor Strawinsky schrieb in der Revue „Montjoie“ am 29. Mai 1913 unter dem Titel Was ich in
„Le Sacre du Printemps“ ausdrücken wollte folgendes zum Ende des ersten Teils:
Die Gruppen teilen sich und kämpfen miteinander; Boten gehen von der einen zur anderen
und streiten. Es ist die Bestimmung der Kräfte im Kampf, d. h. im Spiel.
Man hört dann eine Prozession herankommen. Es ist der Heilige, der Weise, der
Hohepriester, der Älteste des Stammes. Ein großer Schrecken ergreift alle. Auf dem Bauch
liegend, die Arme und Beine ausgestreckt, segnet der Weise die Erde. Sein Segen ist
gleichsam das Signal für einen Ausbruch des Rhythmus. Alle bedecken den Kopf und rennen
im Kreise herum, strömen in Gruppen vor, wie die neuen Kräfte der Natur. Das ist der „Tanz
der Erde“.
Aufgaben:
1. Schaut euch die Filmsequenz aus Rhythm is it! an und überlegt, was von Strawinskys
Vorstellung im Ballett umgesetzt worden ist und was nicht.
2. Rhythm is it! war ein Projekt der Berliner Philharmoniker mit einem Ballett aus
Schülern verschiedener ethnischer und sozialer Herkunft. Die Schüler wurden in
wenigen Wochen auf ihre Aufgabe als Tänzer vorbereitet. Würdet ihr euch z. B. in
einem Projekt mit dem SWR-Orchester Baden-Baden/Freiburg einer ähnlichen
Herausforderung stellen?
Methodisch-didaktische Überlegungen zur 5. Stunde: Choreographie Ende 1. Teil
Die Schüler vergleichen die schriftlich festgehaltene Vorstellung des Komponisten, die
Choreographie betreffend, mit der Realisierung im Film Rhythm is it! Die Sequenz aus
Rhythm is it!, in der die Choreographie zum Ende des ersten Teils von Le Sacre du printemps
gezeigt wird, findet sich im Kapitel 19 (Die Aufführung – The performance). Achtung: Im
Film wird nach dem Ende des ersten Teils noch das Schlussbild des zweiten Teils angehängt!
In der Partitur erscheinen die Abschnitte zur Filmszene wie folgt:
Ende Jeux des cités rivales (Spiele der feindlichen Stämme), Part. Ziff. 65ff
Cortège du sage (Prozession des weisen Alten), Part. Ziff. 67
Le Sage (Der Weise), Part. Ziff. 71
Danse de la terre (Tanz der Erde), Part. Ziff. 72
Im Anschluss an den Vergleich soll das Projekt der Berliner Philharmoniker - ebenfalls
anhand des Films - vorgestellt und diskutiert werden. Hierfür eignen sich die Kapitel 17
(Generalprobe) und 18 (Eigene Ziele).
Arbeitsblatt 8 – Rhythmik im Danse sacrale
1. Was ist bei dem Notenbeispiel (Beginn des Danse sacrale auf Schlaginstrumente
übertragen) besonders auffällig?
2. Gliedere das Notenbeispiel in sinnvolle Einheiten (wo werden Abschnitte
wiederholt?).
3. Versucht das Beispiel mit den angegebenen Schlaginstrumenten (oder Body
Percussion) zu musizieren.
Gliederung:
Gliederung:
Arbeitsblatt 8 – Rhythmik im Danse sacrale - Lösungen
1. Was ist bei dem Notenbeispiel (Beginn des Danse sacrale auf Schlaginstrumente
übertragen) besonders auffällig?
Fast in jedem Takt ändert sich das Metrum. Dadurch, dass zudem nicht selten der 1. Schlag eines
Taktes fehlt und viele Synkopen auftreten, erscheint die Rhythmik als äußerst instabil. Dennoch
gibt es, wie die Gliederung zeigt, formale Regelmäßigkeiten: rhythmische „Urzelle“ A (nach
Volker Scherliess). Diese „Urzelle“ prägt den weiteren Verlauf des Danse sacrale.
2. Gliedere das Notenbeispiel in sinnvolle Einheiten (wo werden Abschnitte
wiederholt?).
3. Versucht, das Beispiel mit den angegebenen Schlaginstrumenten (oder Body
Percussion) zu musizieren.
Gliederung:
Gliederung:
______________________________ ________________
A
A´
_____________________ _________________________________
B
Methodisch-didaktische Überlegungen zur 6. Stunde: Rhythmik im Danse sacrale
Die Schüler sollen in dieser Stunde einen kurzen Abschnitt aus dem Danse sacrale mit
Schlaginstrumenten musizieren und möglichst die Erfahrung machen, dass auch Rhythmen
mit ständig wechselndem Metrum „in sich schwingen“ können (vgl. Scherliess, S. 80).
Beim Musizieren empfiehlt sich zunächst das Zugrundelegen eines (langsamen) 16tel-Pulses.
Später, im schnelleren Tempo, soll diese „Stütze“ natürlich wegfallen. Bei der Realisierung
des Musikbeispiels mit Body Percussion sollen die Schüler überlegen, welche mit dem
Körper erzeugte Klangfarbe den jeweils vorgegebenen Schlaginstrumenten am nächsten
kommt.
Am Ende der Stunde sollte der Schluss von Strawinskys Le Sacre du Printemps, in dem sich
die Auserwählte zu Tode tanzt, ganz gehört werden (4´30´´).
Quellen/Medien:
Thomas Grube,
Enrique Sanchez Lansch:
Gertraut Haberkamp et al.
(Hg.):
Rhythm is it! – you can change your life in a dance class,
(DVD), Berlin: BoomtownMedia 2005
Igor Stravinsky: Le Sacre du Printemps, Dossier de Presse,
Genève 1980
Peter Hill:
Stravinsky: The Rite of Spring, Cambridge 2000
Eva Hirtler et al.:
Fortbildungsveranstaltung zum neuen Schwerpunktfeld
„Aufbruch in die Moderne“ – Musik um 1910
(als pdf-Datei: www.schule-bw.de/unterricht/faecher/musik)
Helmut Kirchmeyer:
Strawinskys russische Ballette – Der Feuervogel, Petruschka,
Le Sacre du Printemps, Stuttgart 1974
Volker Scherliess:
Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps (Meisterwerke der
Musik, Heft 35), München 1982
Igor Strawinsky:
Schriften und Gespräche I, Mainz etc. 1983
The Rite of Spring. Pictures from Pagan Russia in Two Parts by
Igor Stravinsky and Nicolas Roerich, Hawkes Pocket Scores,
London etc. 1967 (New edition)
Strawinsky: Le sacre du printemps, CD, New York Philharmonic Orchestra (Zubin Mehta), Sony Music (LC 06868) 2009