die intentionalität: ein wesentlicher faktor der

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die intentionalität: ein wesentlicher faktor der
DIE INTENTIONALITÄT:
EIN WESENTLICHER FAKTOR DER BEEINFLUSSUNG
DIE BETRACHTUNG DER INTENTIONALITÄT
AUS DER PERSPEKTIVE DER PRESSETEXTE
Veronica D. CÂMPIAN
Abstract
The article “Intentionality: A Decisive Element in the Process of Influence
– An Analysis of Intentionality from the Perspective of the Newspaper”
proposes to describe and to define the concept of intentionality from the
perspective of the newspaper, as well as to analyze the lexical elements that
sustain the intention of the speaker, keys to be found in the title and in the
content of the article. The author reminds different conceptions on the role,
the importance of the readers and the changes that took place during the
last century. The article tries to distinguish the profile of the press reader
nowadays and to describe two patterns of decrypting the newspaper.
The second part of the article focuses on the title of the discussed newspaper
article. The author enumerates a few characteristics of the title that became
more important in the last decade: in many cases, reading an article stops
at the title. As a consequence, the language of the journalist and the form
of the title are extremely important in order to guide the reader.
The present article also focuses on a detailed analysis of the language used
in the contemporary written press, as well as on its tendencies.
Veronica D. CÂMPIAN
asist. univ. drd.
Catedra de Jurnalism, linia germană,
Facultatea de Ştiinţe Politice,
Administrative şi ale Comunicării,
Universitatea Babeş-Bolyai
Cluj-Napoca.
Revista Transilvană
de Ştiinţe ale Comunicării,
4/2007 pp. 36-49
36
1. Begriffserklärung: was bringt das
Intentionskonzept mit sich?
Für die Konstitution eines Textes erweist
sich die intentionale Komponente als
ausgesprochen wichtig. Die Auswahl
der sprachlichen Mittel und die Art
der Vertextung können eigentlich als
Erscheinungsformen der existierenden
Intention interpretiert werden.
Eine Definierung und Abgrenzung des
Intentionskonzeptes versuchen Sperber
und Wilson. In ihrem Werk „Relevance.
Communication and Cognition“ aus dem
Jahre 1986 sprechen die Autoren über die
kommunikative und informtive Intention
des Sprechers bzw. des Schreibers.
Die informative Intention wird als
diejenige Absicht definiert, die kognitive
Umgebung des Hörer zu verändern. Die
kommunikative Intention ist die Absicht,
es für den Hörer und Sprecher deutlich
zu machen, dass eine informative
Intention besteht. Eine erfolgreiche
Kommunikation bedeutet die Erfüllung
zumindest der kommunikativen Absicht.
Für Sperber und Wilson bezieht sich die
Sprecherintention auf die Veränderung
der kognitiven Umgebung und nicht auf
die Absicht der direkten Einflussnahme
auf die Gedanken eines Hörers1.
Das Definieren des Intentionskonzeptes
aus der Perspektive der Analyse
von Pressetexten ist nicht ganz
unproblematisch. Dieses Konzept setzt
ein Subjekt voraus, welches Intentionen
haben und realisieren kann. Ist nun
der Begriff der Intention brauchbar für
die Beschreibung der massenmedialer
Kommunikation, wo ein Subjekt nicht
immer aufzufinden ist? Der Autor eines
Medientextes entspricht nicht immer
unserer gängigen Vorstellung. Eine große
Zahl von Artikeln sind nicht namentlich
gekennzeichnet und die Verantwortung
für den Text kann keiner bestimmten
Person zugeschrieben werden, oder
es gibt Artikel, die nicht eine einzelne
Absicht eines Autors erläutern, sondern
die einer ganzen Redaktion. Es kommen
aber auch andere Fälle vor: der volle
Name des Autors, Kürzel des Redakteurs
oder Agenturkürzel2.
Abgesehen von dieser Tatsache,
werden wir den Intentionsfaktor in den
Pressetexten verfolgen. Mit der Intention
werden wir auch die Zweckhaftigkeit
einer sprachlichen Handlung verknüpfen.
Eine Handlung hat Sinn, wenn man auch
verstehen kann, warum sie vollzogen wird:
will sie eine Information vermitteln, eine
wahre Aussage machen, oder Meinungen,
Gefühle und Wünsche wahrhaftig äußern.
Eine andere wichtige Sache ist die
Beziehung zwischen Textproduzent und
Textrezipient. Auch auf diese Tatsache
werden wir eingehen.
2. Die Intentionalität des Textproduzenten; die kommunikative Absicht
des Journalisten
Aus der Perspektive des Journalisten
besteht das hauptsächliche Dilemma der
Massenkommunikation darin, dass sie
eigentlich nur in einer Richtung stattfindet
(Einweg-Kommunikation). Der Rezipient
hat keine Möglichkeit unmittelbar zu
reagieren und somit das Gelingen oder
das Misslingen der Kommunikation
zu beeinflussen. Somit hat der Sender,
in unserem Fall der Journalist, keine
Feedbackreaktion und im Augenblick
der Produktion seines Pressetextes kann
er nicht wissen, wie das Geschriebene
beim Leser ankommen wird. Aus diesem
Grund versuchen die heutigen Medien
eine Möglichkeit zu entwickeln um
Vgl: Sperber, D.; Wilson, D (1986): Relevance. Communication and Cognition, Oxford,
Blackweil
2
Vgl: Lüger, Heinz-Helmut (1995): Pressespreche, 2., neu bearbeitete Auflage, Max Niemeyer
Verlag, Tübingen, Seite: 54-60
1
37
mindestens Surrogate einer Zweiwegkommunikation zu entfalten.
Die Voraussetzung für den Journalist als
Textproduzent ist seine kommunikative
Kompetenz, das heisst, dass er seine
Produkte nach verschiedenen Regeln und
Mustern zu gestalten hat, die auch dem
Empfänger bekannt sind. Er besitzt auch
Kenntnisse über das Medium, in dem er
tätig ist und er muss auch diese beachten
während seiner Produktion. Auch seine
Aufgaben sind klar definiert, er muss den
Leser gut und richtig informieren und alle
Perspektiven eines Geschehens zeigen.
Der Journalist trägt die Verantwortung für
die Wahl der Themen und muss immer
eingreifen, wenn an die Öffentlichkeit
nur Teile der Wahrheit gelangen.
Eine richtige Beziehung zwischen
Sender und Empfänger ist noch schwerer
zu gestalten in den Printmedien.
Pressetexte weisen eine räumliche
und zeitliche Diskontinuität zwischen
der Produktions- und Rezeptionszeit
auf. Es gibt aber eine Möglichkeit der
Leserreaktion in Form von Leserbriefe.
Viele Zeitungen und Zeischriften
haben heutzutage eine Seite des
Lesers. Der Leserbrief kann als eine
Art Feedback angesehen werden, doch,
da die Reaktion erst am nächsten Tag
erscheint, oder in den nächsten Tagen,
ist die Zweiwegkommunikation nur
sehr gering. So kann der Journalist nur
mühsam erfahren, wie sein Artikel beim
Empfänger angekommen ist. Die moderne
Technik des Internets ermöglicht eine
schnellere Feedbackreaktion des Lesers.
Die On-line-Ausgabe der Zeitungen und
Zeitschriften geben dem Rezipienten
die Chance on-line seine Meinung zu
äußern. So kann auch der Journalist
schnell erfahren, wie sein Text aufgenommen ist. Doch, wir bleiben für
unsere Analyse bei den Printausgaben
der Publikationen.
2.1. Modalitäten der kommunikativen
Intention
Nach H. P. Grice ist die Kommunikation ein
Handeln mit einer Absicht, nicht nur ein
absichtliches Handeln; kommunikatives
Handeln ist ein intentionales Handeln.
Handlungen sind Realisierungen von
Verhaltensweisen und das kommunikative
Handeln ist etwas Spezielleres als nur
die Kommunikation im Sinne eines
Austausches von irgendwas zwischen
irgendjemand.
Kommunikative Handlungen haben ihre
Ziele: sie wollen etwas zu verstehen
geben, andres ausgedrückt, „jedes kommunikative Handeln zielt darauf hin,
vom Adressaten verstanden zu werden.“3
Grice unterscheidet zwei Grundtypen von
kommunikativen Handlungen:
1.Informationshandlungen4: die primäre
kommunikative Absicht ist die, dass
der Adressat etwas glauben soll.
2.Aufforderungshandlungen: die primäre
kommunikative Absicht ist die, dass
der Adressat etwas tun soll.
Ob es eine Informationshandlung oder
eine Aufforderungshandlung ist, das hängt
davon ab, welches das Ziel der betreffenden
kommunikativen Handlung ist. Nun stellt
Vgl: Ulkan, Maria (1997): Kommunikative und illokutionäre Akte, in: Preyer, Ulfig, Ulkan
(Hrsg.), Intention-Bedeutung-Kommunikation; Zu kognitiven und handlungstheoretischen
Grundlagen der Sprachtheorie, Westdeutscher Verlag, Opladen, Seite: 22-23
4
Ders., Seite 24
3
38
sich die Frage, ob der Rezipient das auch tun
wird; die Realisierung des Ziels hängt mit
dem Verstehen zusammen. Es muss auch
geklärt werden, wie beide Handlungstypen
zusammenhängen. Grice ist der Ansicht,
dass jede Aufforderungshandlung auch
eine Informationshandlung ist. Um etwas
zu tun, muss der Empfänger auch glauben,
was ihm gesagt oder präsentiert wird.
Diese Einteilung der Handlungstypen ist
sehr relevat auch für die Diskussion über
die Intentionalität der Pressetexte. Wenn
wir uns z.B. auf die meinungsbetonten
Darstellungsformen beziehen, müssen
wir immer folgendes vor Augen haben:
welche ist die Aufforderung, die an die
Rezipienten des Pressetextes, an die Leser
gestellt wird? Was muss der Leser tun,
nachdem er den Text gelesen hat?
Der Text stellt Forderungen an den Leser;
er muss über das Gelesene nachdenken,
er muss sich anhand der Bewertungen
und Beurteilungen des Journalisten
eine Meinung bilden. Dafür muss
er aber verstehen und glauben, was
im Text dargestellt wurde. Was jetzt
weiter geschieht, was nun im Kopf des
Rezipienten passiert, wie er seine eigene
„Lesart“ aufbaut und ob er anhand dieser
das erfüllt, was der Presseschreiben von
ihm mit Hilfe des Textes verlangt, das
ist eine andere Sache, die im Laufe der
folgenden Kapitel besprochen wird.
Es muss noch zusätzlich gesagt werden,
dass die Relation zum Rezipienten eines
Pressetextes mehrere Adressierungsmö
glichkeiten unterscheidet: wir sprechen
von einer Einfachadressierung und von
5
einer Mehrfachadressierung. Bei der
Einfachadressierung haben wir nur den
Leser, der über ein Ereignis, über eine
Sache informiert wird, wie z.B. in der
Nachricht. Die Mehrfachadressierung
finden wir z.B. im Kommentar, wo
sowohl der Leser angesprochen wird,
informiert wird und aufgefordert, eine
gewisse Haltung zu nehmen, sich eine
Meinung zu bilden, aber es erscheinen
auch Ratschläge, z.B an die Politiker.
Es gibt aber auch gewisse Formulierungen,
gewisse lexikalische Elemente, die auf
die Intention des Senders aufweisen.
Die unterstützen und gliedern die
Äußerungen der Textproduzenten und
versuchen somit auch duch sprachliche
Mittel, nicht nur durch die Kraft der
Argumente, den Leser dazu zu bringen,
eine Haltung zu zeigen. Vor allem sind
es Partikeln (Abtönungspartikel), welche
diese Intention realisieren:
1.Adversative Partikeln: schon, zwar....
aber
2.Partikeln, die die Intensität oder den
Grad zeigen: ziemlich, recht, sehr,
erst, schon, wenigstens, höchstens
3.Partikeln der Hervorhebung, die den
Leser auf einen bestimmten Teil des
Satzes lenken wollen: besonders,
selbst, bloß
4.Gesprächspartikeln, die zur Gliederung des Gesagten oder des Geschriebenen dienen: also, nun, das heißt,
so5
Die Analyse der lexikalischen Elemente,
die eine große Hilfe darstellen, um die vom
Journalisten gewollte Intention auch zu
realisieren und um die meinungsbetonten
Vgl: Dudenredaktion (Hrsg.) (1998): Die Grammatik, Band 4, 6., neu bearbeitete Auflage,
Dudenverlag, Mannheim, Seite: 377-383
39
Darstellungsformen zu gliedern, das alles
wird ein Thema eines nächsten kapitels
sein, in dem ich über die Merkmale der
heutigen Pressesprache schreiben werde.
Es ist aber wichtig auch hier zu erwähnen,
dass die Intention sowohl inhaltlich
(informieren und auffordern duch die
Argumentation eine gewisse Position zu
nehmen) als auch lexikalisch (durch die
Wortwahl) aber auch formal (durch das
Layout und durch die gesamte äußere
Textgestaltung können wir feststellen,
welche die Intetion der Publikation ist; will
sie uns unterhalten und dann präsentiert
sie große Schlagzeilen und bunte Farben,
oder sie bringt ein klassisches Format,
welches eine objektive Berichterstattung
im Hintergrung hat) gestaltet werden
kann.
3. Die Dimensionen des Rezipienten
3.1. Die Publikumskonzeption
Die Mediennutzungsforschung und
impliziet die Rolle der Medienrezipienten
spielt eine ganz wichtige Rolle in der
Medienwissenschaft. Im Wandel der
Zeit hat sich die Publikumskonzeption,
die Sicht vom Empfänger eines medialen
Produktes, sehr verändert. Das Publikum
entwickelte sich von der Masse zum
aktiven Individuum.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde
das Medienpublikum als eine anonyme
Masse angesehen, also eine große Anzahl
gleicher Menschen, die passiv und leicht
manipulierbar waren. Die Rezipienten
waren den Mächten ausgeliefert, machtlos
diesen gegenüber und aus diesem Grund
spricht man oft von der Opferrolle des
Publikums.
6
In den 50-er Jahren wurde das
Meinungsführerkonzept
eingeführt.
Lazarfeld und Berelson haben im
Jahre 1948 das Zwei-Stufenmodell der
Kommunikation entwickelt. Das Modell
geht davon aus, dass nicht jeder Mensch
von der Message der Massenmedien
erreicht werden kann. So werden viele
nicht informiert und können aus diesem
Grund manipuliert werden. Es ist also
notwendig, dass eine Person gefunden
wird, die für die Weiterverbreitung der
Informationen zuständig ist. So kam es
zu den Meinungsführern, die die Rolle
hatten, die Informationen, die von den
Medien gesendet wurden, zu filtrieren
und sie weiter an das Publikum zu geben.
Darum nennt sich das Modell ZweiStufenmodell. Schnell wurden aber auch
die Nachteile bemerkt: es waren Fälle,
wo der Meinungsführer nicht nur die
filtrierte Information weitergeleitet hat,
sondern auch seine eigene Meinung.
Weiterhin konnte dann das Publikum
manipuliert werden6.
In den 80-er Jahren kam es zu einer
Einteilung des Publikums in Zielgruppen
aufgrund soziodemografischer Kriterien:
Alter, Geschlecht, Einkommen und
Bildung. Nun konnte man von einer
gewissen Homogenität der Rezipienten
von Medien sprechen. Es wurde auch
nachgewiesen, welches Medium mehrere
Menschen anspricht.
Heutzutage ist der Rezipient ein
aktives Individuum. Er ist ein
suveräner Konsument auf einem von
den Medien hart umkämpften Markt.
Mit der Steigerung an Bedeutung der
medienvermittelten Kommunikation
Vgl: Rus, Flaviu, Calin (2002): Introducere in stiinta comunicarii si a relatiilor publice, Editura
Institutul European, Iasi, Seite 46-47
40
und der neuen Medienformen, die sich
herausgebildet haben, hat der Rezipient
nun die Möglichkeit sich vielfälltig zu
informieren und dasjenige auszuwählen,
was ihn tatsächlich interessiert7.
3.2. Wer ist der Rezipient eines Pressetextes?
Es schwer zu sagen, - wenn wir über die
Massenkommunikation sprechen – wer
der Sender ist, aber noch schwerer ist
es, den Rezipienten eines Pressetextes,
in unserem Fall, zu finden und zu
definieren. Wen sprechen diese Texte
eigentlich an? Schon lange ist uns allen
bekannt, dass der Empfänger alles andere
als passiv ist und nur auf die Aussagen
und Inhalte der Medien wartet.
Der
bekannte
Kommunikationswissenschaftler Gerhard Maletzke vertritt
die Ansicht, dass der Empfänger das
„disperse Publikum“ ist. Er spricht von
einer Vielzahl von Menschen, die sich
unter verschiedenen Bedingungen und in
verschiedenen Situationen den Massenkommunikationsinhalten zuwendet.
Dispers heisst, dass das Medienpublikum
aus einer räumlich und zeitlich verstreuten
Vielzahl von Menschen besteht.
Was haben dann diese Menschen
gemeinsam? Nur die Tatsache, dass sie
dem Medium zugewandt sind. Viele
Forschungen haben sich mit dieser
Frage befasst. Man wollte herausfinden,
welche Bevölkerungsgruppe sich für
welches Medium interessiert und was
der Rezipient von den einzelnen Medien
erwartet.
Um die Bedeutung der Medientexte für
das Publikum geht es auch bei John Fiske,
der in Anschluss an Stuart Hall, der
Meinung ist, dass verschiedene Gruppen
von Menschen betrachtet als „active
audience“ unterschiedliche „Lesarten“
von Medientexten entwickeln8. Der
Text im „Kopf des Rezipienten“ ist eine
individuelle Lesart des Pressetextes duch
den Rezipienten und ist nich immer
mit dem Medientext gleichzusetzen.
Hier sprechen wir über individuelle
Konstrukte des jeden Lesers.
Der Rezipient oder der Leser eines
Pressetextes ist der Ansprechpartner des
Journalisten. Wenn wir Printmedien lesen,
dann verbinden wir unser Vorwissen
mit den neuen Informationen, die der
Text mit sich bringt. Das Lesen ist eine
„fortlaufende aktive Konstruktions- und
Integrationsleistung im Rahmen der LeserText-Interaktion, die in verschiedene
Teilprozesse aufgegliedert werden
kann.“9 Jeder journalistische Text bringt
mit sich Informationen, Unterhaltung,
Präsuppositionen, Kommentare, Meinungen, Konsequenzen und der Leser verbindet
diese mit seinen Vorkenntnissen und den
Hintergrundinformationen, die er besitzt
und stellt somit kohärente Strukturen
her. Wie der Leser den Text versteht
und welche Paradigmen er beim Lesen
aufbaut, diese bleiben gewöhnlich dem
Vgl: Jarren, Bonfadelli (Hrsg.) (2001): Einführung in die Publizistikwissenschaft, Wilhelm Fink
Verlag, München, Seite 313-315
8
Vgl: Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und
Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de
Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 73
9
Vgl: Straßner, Erich (2000): Journalistische Texte, Niemeyer Verlag, Tübingen, Seite 12
7
41
Journalisten unbekannt und er kann auch
die Textinterpretation des Empfängers
kaum kontrollieren. Somit baut sich der
Leser einen kreativen Raum auf, wo er
Herr seiner Gedanken ist.
Die Printmedien sind heutzutage immer
noch eine Quelle der Informierung und
Orientierung. Sie bieten dem Leser eine
Vielfältigkeit an Themen, Meinungen
und Betrachtungsweisen an und er hat
somit die Möglichkeit sich Blicke in die
Gesellschaft zu verschaffen. Der Rezipient
muss die Wahl treffen, welche Richtung
er nehmen will.
Durch seine Gestaltung zeigt das Medium
Presse eine gewisse Dynamik. Der Leser
kann dort mit dem Lesen beginnen, wo er
das möchte; er kann sich nur diejenigen
Teile aussuchen, die für ihn von Interesse
sind. Die Lektüre kann so lange dauern,
wie der Leser das entscheidet. Doch, was
im Kopf des Rezipienten passiert, wie er
sich mit dem Text auseinandersetzt, dass
kann nur schwer beurteilt werden.
3.3. Wichtige Elemente für die Textrezeption
Die Medienwissenschaftler sind sich
aber einig, dass einige Textmerkmale
das Lesen und Verstehen unterstützen
können. Laut Erich Staßner10 sind
folgende Textmerkmale zu nennen:
1.die grafische Strukturierung
2.die Wortfrequenz
3.das Verb – Substantiv Verhältnis
4.die Satzlänge
5.die Satzverschachtelung
6.der Satzrythmus
7.die Vertrautheit des Vokabulars
10
Was die grafische Strukturierung betrifft,
hier ist die Gliederung in Abschnitten
sehr wichtig. Jede Publikation verwendet unterschiedliche Schrifttypen
und Schriftgrößen. Generell haben
Artiken mehrere Überschriften, eine
Hauptüberschrift, eine Unterüberschrift
und wenn der Text länger ist, dann finden
wir auch Zwischenüberschriften, die als
Lesehilfe dienen. Zur Vereinfachung
des Leseprozesses diesen auch die
verschiedenen Raster, Kästchen und
Markierungen, die in vielen Publikationen
zu finden sind.
Die Wortfrequenz bezieht sich auf die
Anzahl der Varianten bei der Wortwahl.
Es ist angebracht, dass in einem Pressetext
ein Verhältnis zu finden ist zwischen
dem Verbal- und dem Nominatstil.
Es hängt vom Thema ab, welcher Stil
passender für das Geschriebene ist; doch,
der Nominalstil verleiht eine gewisse
Dynamik und macht das Lesen einfacher
im Gegensatz zu den Nominalisierungen,
die gepflegter klingen, jedoch auch
komplizierter manchmal.
Die Satzlänge ist auch ein wesentlicher
Faktor für die Verständlichkeit eines
Pressetextes. Die oberste Grenze, was
die Länge eines Satzes betrifft, beträgt
zwanzig Wörter. Kürzere Sätze können
die Spannung erhöhen und eine gewisse
Dynamik dem Text verleihen. In diesem
Kontext muss auch die Satztransparenz
erwähnt werden: der Satz darf nicht zu
viele Informationen auf einmal bringen. Im
Hauptsatz wird die Hauptsache genannt
und im Nebensatz die Nebensachen.
Die Satzverschachtelung bezieht sich
auf die Anzahl und auf die Stufen
Vgl: Straßner, Erich (2000): Journalistische Texte, Niemeyer Verlag, Tübingen, Seite 17-19
42
der Satzebenen im Hauptsatz und im
Nebensatz. Die Gliederung der Sätze soll
logisch sein und der Satzbau einfach und
klar. Der Satzrythmus bezieht sich auf die
Variation in der Reihenfolge von Subjekt
und Prädikat. Eine gleichbleibende
Reihenfolge kann zu einer gewissen
Monotonie des Satzes führen, die das
Lesen erschweren könnte.
Neben diesen mehr formalen Mitteln spielt
auch die Vertrautheit des gebrauchten
Wortschatzes eine wichtige Rolle. Der
Journalist soll so viel wie möglich
komplizierte Fachbegriffe und Fremdwörter
vermeiden. Seine Sprache soll verständlich
und präzis sein, dem behandelnden Thema
entsprechen und er muss allgemein
bekannte Ausdrücke verwenden.
Wenn diese Elemente nicht von den
Journalisten eingehalten werden, dann
kann der Rezipient schnell das Lesen
aufgeben. Es ist auch sehr wichtig, wie
der Textproduzent mit der Sprache
umgeht. Entspricht das Gelesene nicht
den Erwartungen des Menschen, oder er
hat das Gefühl, dass ihm der Journalist
etwas verbirgt, dann bekommt er schnell
den Verdacht, dass er manipuliert
wird und schenkt dem Schreiber kein
Vertrauen mehr.
3.4. Modelle des Textdekodierung
3.4.1. Das Encoding-Decoding Modell
von Stuart Hall11
Das Encoding-Decoding Modell von
Stuart Hall hat im Mittelpunkt die
verschiedenen Arten der Textdekodierung
seitens des Rezipienten. Hall spricht über
11
12
drei mögliche Lesarten:
1.Die Vorzugslesart
2.die ausgehandelte Lesart
3.die oppositionelle Lesart
Bei der Vorzugslesart übernimmt der
Rezipient die Bedeutung des Medienangebotes. Diese Lesart bewegt sich laut
Hall innerhalb der vom medialen Text
artikulierten Ideologie. Die zweite Lesart,
die ausgehandelte Lesart, spricht erneut
über die Akzeptanz des Rezipienten
bezüglich des Medienangebotes, doch
im Gegensatz zu der Vorzugslesart baut
hier der Empfänger auch oppositionelle
Elemente ein. Was die dritte Lesart
betrifft, die oppositionelle Lesart, hier
wird der Text verstanden, doch abgelehnt
vom Rezipienten und eine alternative,
abweichende Lesart wird entwickelt.
In diesem Modell von Hall werden
also die Vorgaben der medialen Texte
und die Eigenwilligkeit des Umgangs
mit Medien miteinander verbunden.
Was das Modell noch deutlich macht,
sind die verschiedenen Formen der
Text-Rezipient-Interaktion, aber auch
die Offenheit der medialen Texte wird
unterstrichen.
3.4.2. Modell von Barbara Sandig12 aus
der Perspektive der Stilwirkung
Das Modell entwickelt von Barbara
Sandig spricht über die Mehrheit der
Stilwirkungen, die bezogen auf den
Rezipienten unterschieden werden
können. Die Autorin spricht von drei
Gruppen:
1.Sprecherbezogene Unterstellungen
bei Rezipienten (Welche Intentionen
http://www.hans-bredow-institut.de/ha-lehre/ss04VL/VorlesungKW9.pdf (02.2007)
Vgl: Sandig, Barbara (2006): Textstilistik des Deutschen, Walter de Gruyter Verlag, Berlin,
Seite: 37-43
43
unterstellen Rezipienten Schreibern
oder Sprechern?)
2.Rezipientenaspekte
3.Handlungsaspekte
Bei sprecherbezogenen Unterstellungen
geht es um die Intentionen des Sprechers
oder des Schreibers, die vom Rezipienten
erkannt werden können, aufgrund des
Stils und der Funktion. Wegen ihres
sozialen Wissens können die Rezipienten
vermuten, welche die Intentionen des
Schreibers oder des Sprechers sind.
Es wird Schreibern und Sprechern
unterstellt, dass sie die Beziehung
zum Rezipienten in bestimmter Weise
gestalten wollen.
Was die Rezipientenaspekte betrifft,
hier gehören alle Einstellungen und
Gefühle, die der Text auf den Rezipienten bewirken. Eine ganze Reihe von
Wirkungsausdrücken betreffen die
Wirkung des Textes auf Rezipienten bei
der Text-Rezeption. Der Text kann lesbar
oder unlesbar sein, leicht oder schwer
lesbar. Weiter spricht Sandig von der
„Aktivierung der Rezipienten“ bei der
Rezeption. Damit meint die Autorin,
dass dieselben Texteigenschaften von
mehreren Rezipienten bemerkt werden,
aber ihre Bewertung ist oft sehr unterschiedlich.
Abgesehen vom Sprecher, Schreiber,
Text, Rezipient und deren Beziehung
sind auch andere Handlungsaspekte
wichtig: die Themengestaltung, die
Texteigenschaften. Unter Thema versteht man diejenigen Sachverhalten,
die im Text zum Vorschein kommen.
Wichtig ist hier für unsere Diskussion
die sprachliche Gestaltung dieser Sachverhalte, die vom Textproduzenten
ausgewählte Pespektive, die Reihenfolge
44
der Ideen u.a. Die Rezipienten haben
auch verschiedene Erwartungen im
Hinblick auf die Texteigenschaften der
jeweiligen Texte. Was die Pressetexte
betrifft, erwartet der Leser, dass der
Text im Stil des bestimmten Mediums
geschrieben wird.
Für unsere weitere Analyse interessieren
uns besonders die ersten zwei Gruppen
der Einteilung. Einerseits ist es sehr
wichtig zu verfolgen, wie die Intentionen
des Schreibers, in unserem Fall des
Journalisten, festzustellen sind und
wie die Rezipienten damit umgehen.
Andererseits muss analysiert werden,
welche Wirkungen der Text auf den
Rezipienten beim Lesen haben.
4. Die Macht der Titelgebung: die
Überschrift und der Vorspann in der
Presse
Es wird oft von den Medienwissenschaftlern behauptet, dass die Medien
mehrere Möglichkeiten haben den
Konsumenten des Medieninhaltes in eine
von ihnen gewollte Richtung zu bringen.
Was die Printmedien betrifft, können wir
auch hier verschiedene Erscheinungen
dieser Macht finden. Der Journalist
hat die Möglichkeit das Thema seines
Artikel auszuwählen. Aussenstehende
haben kein Recht über die Auswahl
der Themen zu bestimmen. Die Medien
setzen Themen auf die Agenda (AgendaSetting) der Bevölkerung und die
Rezipienten übernehmen diese als ihre
eigenen Themen.
Der Textproduzent hat die Macht des
Ausklammers, des Weglassens und
des Kürzens. Der Journalist kann die
Wortwahl treffen und kann somit
entscheiden, welche Titel ihre Artikel
tragen werden.
4.1. Die Überschrift
Die Überschriften weisen durch ihre
Positionierng und durch ihre Formulierung
eine gewisse Selbstständigkeit dem Pressetext gegenüber auf. Sie sollen in erster Linie
die Aufmerksamkeit der Leser erwecken
und diesem ermöglichen, den „Leseweg
durch die Zeitung zu finden“13. Andererseits
steht die Überschrift intratextuell mit dem
Vorspann und dem Fließtext in einer
gewissen Verknüpfung.
Die Überschrift erfüllt eine Kontaktund Selektionsfunktion. Anhand der
Überschrift kann der Leser eine Selektion
treffen: er kann somit entscheiden,
welche Themen für ihn von Interesse
sind und welche er nicht lesen möchte.
Mit Hilfe der Überschrift kann man auch
eine Einteilung auf Themen und Bereiche
aufnehmen und auf dieser Weise dem
Rezipienten entgegenkommen. Die Überschrift ermöglicht dem Leser Kontakt zu
den Pressetexten zu nehmen und zu den
angebotenen Themen.
Heutzutage bemerken wir in den Printmedien ein komplexes Zusammenspiel
zwischen kürzeren und längeren Überschriften, in den verschiedensten Schrifttypen und Größen. Jede Publikation hat
ihre eigene Art der Darstellung und
Präsentation dieser und der gewöhnte
Leser kann sich schnell orientieren und
seine Lektüre durchführen.
In den letzten Jahren haben die
Überschriften immer mehr an Bedeutung
gewonnen, dies auch im Gegensatz zum
Vorspann. Die Überschriften werden
13
einerseits von den Nachrichtenagenturen
geliefert zusammen mit der Meldung,
andererseits gibt es Zeitungen und
Zeitschriften, die eigene Formulierungen
und Titel vorziehen. Wenn die Überschrift
vom Journalisten geschrieben wird, so
entsteht sie gewöhnlich nachdem der
Pressetext vollendet wurde.
4.1.1. Merkmale der Überschriften
Die Überschriften weisen mehrere
Merkmale auf: wir unterscheiden einfache
und zusammengesetzte Überschriften.
Wenn wir über die Überschriften
sprechen, interessiert und auch die Syntax
dieser, der Lexik und das Verhältnis zum
Vorspann und zum Fließtext.
A. Einfache und zusammengesetzte
Überschriften
Besondes in der Qualitätspresse können
wir diese Einteilung finden. In der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
(FAZ) bemerken wir einfache oder
zusammengesetzte Überschriften. Die
„Süddeutsche Zeitung“ (SZ) geht auch
nach diesem Muster, aber dort, wo es sich
um sehr wichtige Artikel handelt, finden
wir auch dreizeilige Überschriften. Einige
Beispiele:
Bsp. Nr. 1: Tausend pilgern zum Grab
Summiten schwören Rache für Saddam
Die Hinrichtung des Diktators heizt
die Stimmung in Irak weiter auf
(SZ: 2.01.2007)
Diese zusammengesetzte, dreizeilige
Überschrift ist folgendermaßen aufgebaut:
die erste Zeile, die Oberzeile nennt dem
Vgl: Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und
Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de
Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 114
45
Anlass, die Überschrift nennt das Resultat
und die dritte Zeile, die Unterzeile
ist eine Vertiefung in das Thema, eine
Erklärung.
Bsp. Nr. 2: Wegen Fluchtgefahr
Siemens-Vorstand Feldmayer verhaftet
Der Europa-Chef des Konzerns soll mit
Millionenzahlungen das Wohlwollen
von Betriebsräten erkauft haben
(SZ: 28.03.2007)
Bsp. Nr. 3: Al Qaida
Die „Vassalen“ Bin Ladens bedrohen
auch Europa
(FAZ: 13.04.2007)
Hier haben wir eine Oberzeile, welche
den Anlass nennt und die eigentliche
Überschrift, die das Resultat zeigt.
Bsp. Nr.4: So sah Berlin vor 120 Jahren
aus der Vogelperspektive aus
Eine luxenburgische Galerie veröffentlicht die ältesten Luftbilder der
Stadt
(Die Welt: 27.04.2006)
Es ist zu bemerken, dass auch die
Wochenzeitungen nach dem gleichen
Muster vorgehen wie die Tageszeitungen.
In der Boulevardpresse bemerken wir,
dass zu einem Artikel häufig mehrere
Überschriften erscheinen, manchmal
auch in verschiedenen Farben ünd
Größen. Hier sind die Überschriften wie
eine Art Kurzfassung des Fließtextes.
Bsp. Nr.5: Champions League: BayernMilan 0:2
Ciao, Bayern! Ihr seid selbst schuld
(Bild-Zeitung: 12.04.2007)
14
Bsp. Nr.6: Neues Mega-Projekt des PopProduzenten
Bohlen: Ich will noch sechs Kinder
haben!
(Bild-Zeitung: 13.04.2007)
B. Die Syntax
Hinsichtlich der Syntax waren die
elliptischen Konstruktionen charakteristisch. Das „Prinzip der Ökonomie“14
welches früher maßgebend war,
scheint heutzutage weniger relevant
zu sein. Man versucht, besonders in
der Qualitätspresse, vollständige Sätzte
zu bringen. Elliptische Überschriften
sind dann mehr in der Boulevardpresse
anzutreffen.
C. Der Lexik
Besonders die Boulevardpresse arbeitet
mit einem emotinalen Lexik und zeigt
oft eine Vorliebe für Phraseologismen,
umgangssprachlich-saloppes Vokabular,
Anglizismen und für verschiedene
Zusammensetzungen, die vom Journalisten erfunden wurden.
Bsp. Nr. 7: Fürst Albert mag das „H-Wort“
gar nicht
(Kronen-Zeitung: 15.08.2007)
Bsp. Nr. 8: Internet- Klatsch
Zickenkrieg!
Katie Price geht auf Posh los
(Bild-Zeitung: 13.04.2007)
Bsp. Nr.9: Bruce Willis guckt Halle auf
ihre Barrys
(Bild-Zeitung: 13.04.2007)
Vgl: Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und
Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de
Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 117
46
Bsp. Nr. 10: Handy-Trend
Je dünner, je schöner
(Bild-Zeitung: 25.04.2007)
D. Das Verhältnis zwischen der Überschrift und dem Fließtext
Eigentlich sollte die Überschrift eine Art
Wiedergabe des Themas des Fließtextes
sein. Es ist aber zu beobachten, dass die
Sachen nicht immer so sind.
Laut Barbara Sandig15 existieren drei
verschiedene Typen von Beziehungen
zwischen der Überschrift und dem
Fließtext, die je nach Publikation unterschiedlich häufig erscheinen:
a) thematische Überschriften: die Beispiele,
die bis hier gegeben wurden, gehören
überwiegend diesem Typ von Überschriften
b) Rätsel-Überschriften: solche Überschriften erscheinen besondes im Bereich
der weichen Themen. Der Titel enthält
eine Anspielung, die dann weiter im
Vorspann oder in Fließtext erklärt wird.
Bsp. Nr.11: Bäume in weißen Trikots
(SZ: 22.09.2003)-> eine Anspielung auf
Oliver Kahn, der in letzter Zeit zu viele
Tore bekommen hat; diese Erklärung
erscheint im Laufe des Fließtextes.
Bsp. Nr.12: Der spanische Cup
(FAZ: 13.04.2007) -> eine Anspielung
auf die Tatsache, dass in diesem Jahr
in der UEFA Halbfinale drei spanische
Mannschaften sind.
Bsp. Nr. 13: Was den Osten leuchten
lässt
(SZ: 28.03.2007) -> Vorspann: Eine
Schweizer Studie belegt, dass es auch
15
in den neuen Ländern längst attraktive
Boomregionen gibt.
Bsp. Nr. 14: Wen müssen die Bayern
aussortieren?
(Bild-Zeitung: 24.04.2007) -> Untertitel:
Fußball-Deutschland lacht über die
Bayern (eine Anspielung auf die
schlechte Champions-League-Saison
dieser deutschen Mannschaft und jetzt
wird die Frage gestellt, welcher Spieler
nun gehen muß)
Bsp. Nr. 15: „Jeanne D`Arc“ singt die
Marseillaise
(SZ: 28.03.2007) -> Vorspann: Die
französische Präsidentschaftskandi
datin Ségolène Royal setzt nun aufs
Nationale
c) Zitat-Überschriften: hier wird ein Stück
aus dem Fließtext in der Überschrift
zitiert.
Bsp. Nr. 16: Mit Genuss gegen Übergewicht
Seehofer: „Ich will keine Bevormundung“ (der Bundesernährung
sminister, der dafür sorgt, dass die
Menschen gesund essen)
(SZ: 5.05.2007)
Bsp. Nr. 17: Satellitentechnik
Verheugen: „EU muss Anspruch als
Weltraummacht anmelden“
(FAZ: 17.04.2007)
4.2. Der Vorspann
Der Vorspann soll den Fließtext des
Artikels in eine Kurzform wiedergeben.
Wenn der Vorspann gut geschrieben ist,
dann kann er sogar dem Leser die ganze
Vgl: Sandig, Barbara (2006): Textstilistik des Deutschen, Walter de Gruyter Verlag, Berlin,
Seite: 118
47
Lektüre der Textes ersparen. Es gibt aber
heutzutage Publikationen, die nicht
immer einen Vorspann aufweisen. Von
der obligatorischen Anwesendheit des
Leads können wir nicht mehr sprechen.
Jede Publikation entscheidet für sich, ob
der Vorspann eine wichtige Rolle spielt
oder nicht und für welche Bereiche der
Zeitung oder Zeitschrift er notwendig
ist. Es muss gesagt werden, dass wir z.B.
in der „Süddeutsche Zeitung“ nur bei
längeren Artikeln den Vorspann finden
werden und dieser Trend ist auch in
der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
bemerkbar.
5. Schlussbetrachtungen
Thema dieses Artikels ist der Intentionsbegriff. Es wurden mehrere Definitionen
der Intentionen gegeben und sie aus
mehreren Richtungen analysiert. Interessant war zu erfahren, wie sie aus der
Perspektive der Printmedien aufgebaut
wird, also, ob der Leser, die vom Journalist
gewollte Intention auch versteht und eine
gewisse Reaktion oder Haltung zeigt.
Sehr wichtig für die Analyse war die
Sichtweise von Grice. Er spricht über das
kommunikative Handeln des Senders, in
unserem Fall über das des Journalisten
und bietet zwei Grundtypologien dieses:
die Informationshandlungen und die
Aufforderungshandlungen. Diese Einteilung ist besonders relevant aus der
Perspektive der meinungsbetonten Darstellungsformen. Auch von Bedeutung sind
die sprachlichen Mittel der Intention, die
hier nur aufgezählt wurden.
Ich bin davon ausgegangen, dass es
schwer feststellbar ist, wer die Rezipienten
eines Pressetextes sind, soweit auch
die Textproduzenten manchmal unbekannt bleiben. Aus diesem Grund
48
kann man nur schwer von einer Zweiwegkommunikation sprechen, doch die
Pressemacher bemühen sich durch ihre
Texte eine solche Kommunikationsform
herzustellen. Weiterhin wurde auf die
Frage geantwortet, wer eigentlich die
Textrezipienten sein können. Es wurde
der Wandel des Konzeptes und der
Bedeutung des Rezipienten verfolgt.
Schnell wurde es deutlich, dass wir
heutzutage über Individuuen sprechen,
die selbst entscheiden können, was sie
lesen wollen und wie sie das Gelesene
zu interpretieren haben.
Wie gesagt, es ist nicht leicht herauszufinden, wie der Text beim Leser
ankommt und oft ist es der Fall, dass
der Rezipient eine andere Bedeutung
dem Geschriebenen verleiht, als die,
die vom Journalist intendiert wurde.
Weiterhin habe ich mich auf verschiedene
Textdekodierungsmodelle bezogen um
einstufen zu können, was eigentlich im
Kopf des Rezipienten passiert, wenn er
sich mit dem Text beschäftigt. Aus diesem
Grund wurden auch einige Elemente der
Textrezeption aufgezählt, Elemete die
zur Rezeption des Textes maßgeblich
beitragen.
Der zweite Teil des Artikels behandelt
die Möglichkeiten der Titelgebung. Es ist
offensichtlich geworden, dass der heutige
Mensch nicht immer die Zeit oder die
Möglichkeit hat den ganzen Artikel zu
lesen und schaut sich darum nur die
Überschrift und manchmal den Vorspann
an. Das wissen die Textproduzenten und
üben oft diese „Macht“ des Titelgebung
aus. Es ist zu bemerken, dass die Rolle
der Überschrift stark gestiegen ist und,
dass der Leser manchmal nicht genau
verstehen kann, was zwischen den
Zeilen gemeint wurde. Nachdem die
Überschriften eingeteit wurden, habe ich
Beispiele gegeben und sie analysiert um
genau das oben Gesagte zu bestätigen.
Dieser Artikel öffnet die Möglichkeit einer
weiteren, vertiefen Analyse der Sprache
und der Gestaltung der Pressetexte.
Besonders wichtig sind die sprachlichen
Mittel, die den Darstellungsformen
zugrundeliegen.
6. Bibliografie
A. Bücher:
1. Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und
Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete
Auflage, Walter de Gruyter Verlag, Berlin
2. Burger, Harald; Imhasly, Bernard (1978): Formen sprachlicher Kommunikation;
Eine Einführung, Kösel Verlag, München
3. Dudenredaktion (1998): Die Grammatik, Band 4, 6., neu bearbeitete Auflage,
Dudenverlag, Mannheim
4. Jarren; Bonfadelli (Hrsg.) (2001): Einführung in die Publizistikwissenschaft, Wilhelm
Fink Verlag, München
5. Lüger, Heinz-Helmut (1995): Pressesprache, 2., neu bearbeitete Auflage, Max
Niemeyer Verlag, Tübingen
6. Rus, Flaviu, Calin (2002): Introducere in stiinta comunicarii si a relatiilor publice,
Institutul European Verlag, Iasi
7. Sandig, Barbara (2006): Textstilistik des Deutschen, Walter de Gruyter Verlag,
Berlin
8. Sperber; Wilson (1986): Relevance, Communication and Cognition, Blakweil,
Oxford
9. Straßner, Erich (2000): Journalistische Texte, Niemeyer Verlag, Tübingen
B. Artikel:
1. Ulkan, Maria (1997): Kommunikative und illokutionäre Akte, in: Preyer; Ulkan;
Ulfig: Intention – Bedeutung - Kommunikation, Zu kognitiven und handlungstheoretischen Grundlagen der Sprachtheorie, Westdeutscher Verlag,
Opladen
C. Zeitungen:
1. Bild-Zeitung: 12.04.2007, 13.04.2007, 24.04.2007, 24.04.2007
2. Frankfurter Allgemeine Zeitung: 13.04.2007, 17.04.2007
3. Kronen Zeitung: 15.08.2007
4. Süddeutsche Zeitung: 22.09.2003, 2.01.2007, 28.03.2007, 5.05.2007
5. Die Welt: 27.04.2006
D. Literatur im elektronischen Format:
1. http://www.hans-bredow-institut.de /02.2007
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