die intentionalität: ein wesentlicher faktor der
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die intentionalität: ein wesentlicher faktor der
DIE INTENTIONALITÄT: EIN WESENTLICHER FAKTOR DER BEEINFLUSSUNG DIE BETRACHTUNG DER INTENTIONALITÄT AUS DER PERSPEKTIVE DER PRESSETEXTE Veronica D. CÂMPIAN Abstract The article “Intentionality: A Decisive Element in the Process of Influence – An Analysis of Intentionality from the Perspective of the Newspaper” proposes to describe and to define the concept of intentionality from the perspective of the newspaper, as well as to analyze the lexical elements that sustain the intention of the speaker, keys to be found in the title and in the content of the article. The author reminds different conceptions on the role, the importance of the readers and the changes that took place during the last century. The article tries to distinguish the profile of the press reader nowadays and to describe two patterns of decrypting the newspaper. The second part of the article focuses on the title of the discussed newspaper article. The author enumerates a few characteristics of the title that became more important in the last decade: in many cases, reading an article stops at the title. As a consequence, the language of the journalist and the form of the title are extremely important in order to guide the reader. The present article also focuses on a detailed analysis of the language used in the contemporary written press, as well as on its tendencies. Veronica D. CÂMPIAN asist. univ. drd. Catedra de Jurnalism, linia germană, Facultatea de Ştiinţe Politice, Administrative şi ale Comunicării, Universitatea Babeş-Bolyai Cluj-Napoca. Revista Transilvană de Ştiinţe ale Comunicării, 4/2007 pp. 36-49 36 1. Begriffserklärung: was bringt das Intentionskonzept mit sich? Für die Konstitution eines Textes erweist sich die intentionale Komponente als ausgesprochen wichtig. Die Auswahl der sprachlichen Mittel und die Art der Vertextung können eigentlich als Erscheinungsformen der existierenden Intention interpretiert werden. Eine Definierung und Abgrenzung des Intentionskonzeptes versuchen Sperber und Wilson. In ihrem Werk „Relevance. Communication and Cognition“ aus dem Jahre 1986 sprechen die Autoren über die kommunikative und informtive Intention des Sprechers bzw. des Schreibers. Die informative Intention wird als diejenige Absicht definiert, die kognitive Umgebung des Hörer zu verändern. Die kommunikative Intention ist die Absicht, es für den Hörer und Sprecher deutlich zu machen, dass eine informative Intention besteht. Eine erfolgreiche Kommunikation bedeutet die Erfüllung zumindest der kommunikativen Absicht. Für Sperber und Wilson bezieht sich die Sprecherintention auf die Veränderung der kognitiven Umgebung und nicht auf die Absicht der direkten Einflussnahme auf die Gedanken eines Hörers1. Das Definieren des Intentionskonzeptes aus der Perspektive der Analyse von Pressetexten ist nicht ganz unproblematisch. Dieses Konzept setzt ein Subjekt voraus, welches Intentionen haben und realisieren kann. Ist nun der Begriff der Intention brauchbar für die Beschreibung der massenmedialer Kommunikation, wo ein Subjekt nicht immer aufzufinden ist? Der Autor eines Medientextes entspricht nicht immer unserer gängigen Vorstellung. Eine große Zahl von Artikeln sind nicht namentlich gekennzeichnet und die Verantwortung für den Text kann keiner bestimmten Person zugeschrieben werden, oder es gibt Artikel, die nicht eine einzelne Absicht eines Autors erläutern, sondern die einer ganzen Redaktion. Es kommen aber auch andere Fälle vor: der volle Name des Autors, Kürzel des Redakteurs oder Agenturkürzel2. Abgesehen von dieser Tatsache, werden wir den Intentionsfaktor in den Pressetexten verfolgen. Mit der Intention werden wir auch die Zweckhaftigkeit einer sprachlichen Handlung verknüpfen. Eine Handlung hat Sinn, wenn man auch verstehen kann, warum sie vollzogen wird: will sie eine Information vermitteln, eine wahre Aussage machen, oder Meinungen, Gefühle und Wünsche wahrhaftig äußern. Eine andere wichtige Sache ist die Beziehung zwischen Textproduzent und Textrezipient. Auch auf diese Tatsache werden wir eingehen. 2. Die Intentionalität des Textproduzenten; die kommunikative Absicht des Journalisten Aus der Perspektive des Journalisten besteht das hauptsächliche Dilemma der Massenkommunikation darin, dass sie eigentlich nur in einer Richtung stattfindet (Einweg-Kommunikation). Der Rezipient hat keine Möglichkeit unmittelbar zu reagieren und somit das Gelingen oder das Misslingen der Kommunikation zu beeinflussen. Somit hat der Sender, in unserem Fall der Journalist, keine Feedbackreaktion und im Augenblick der Produktion seines Pressetextes kann er nicht wissen, wie das Geschriebene beim Leser ankommen wird. Aus diesem Grund versuchen die heutigen Medien eine Möglichkeit zu entwickeln um Vgl: Sperber, D.; Wilson, D (1986): Relevance. Communication and Cognition, Oxford, Blackweil 2 Vgl: Lüger, Heinz-Helmut (1995): Pressespreche, 2., neu bearbeitete Auflage, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, Seite: 54-60 1 37 mindestens Surrogate einer Zweiwegkommunikation zu entfalten. Die Voraussetzung für den Journalist als Textproduzent ist seine kommunikative Kompetenz, das heisst, dass er seine Produkte nach verschiedenen Regeln und Mustern zu gestalten hat, die auch dem Empfänger bekannt sind. Er besitzt auch Kenntnisse über das Medium, in dem er tätig ist und er muss auch diese beachten während seiner Produktion. Auch seine Aufgaben sind klar definiert, er muss den Leser gut und richtig informieren und alle Perspektiven eines Geschehens zeigen. Der Journalist trägt die Verantwortung für die Wahl der Themen und muss immer eingreifen, wenn an die Öffentlichkeit nur Teile der Wahrheit gelangen. Eine richtige Beziehung zwischen Sender und Empfänger ist noch schwerer zu gestalten in den Printmedien. Pressetexte weisen eine räumliche und zeitliche Diskontinuität zwischen der Produktions- und Rezeptionszeit auf. Es gibt aber eine Möglichkeit der Leserreaktion in Form von Leserbriefe. Viele Zeitungen und Zeischriften haben heutzutage eine Seite des Lesers. Der Leserbrief kann als eine Art Feedback angesehen werden, doch, da die Reaktion erst am nächsten Tag erscheint, oder in den nächsten Tagen, ist die Zweiwegkommunikation nur sehr gering. So kann der Journalist nur mühsam erfahren, wie sein Artikel beim Empfänger angekommen ist. Die moderne Technik des Internets ermöglicht eine schnellere Feedbackreaktion des Lesers. Die On-line-Ausgabe der Zeitungen und Zeitschriften geben dem Rezipienten die Chance on-line seine Meinung zu äußern. So kann auch der Journalist schnell erfahren, wie sein Text aufgenommen ist. Doch, wir bleiben für unsere Analyse bei den Printausgaben der Publikationen. 2.1. Modalitäten der kommunikativen Intention Nach H. P. Grice ist die Kommunikation ein Handeln mit einer Absicht, nicht nur ein absichtliches Handeln; kommunikatives Handeln ist ein intentionales Handeln. Handlungen sind Realisierungen von Verhaltensweisen und das kommunikative Handeln ist etwas Spezielleres als nur die Kommunikation im Sinne eines Austausches von irgendwas zwischen irgendjemand. Kommunikative Handlungen haben ihre Ziele: sie wollen etwas zu verstehen geben, andres ausgedrückt, „jedes kommunikative Handeln zielt darauf hin, vom Adressaten verstanden zu werden.“3 Grice unterscheidet zwei Grundtypen von kommunikativen Handlungen: 1.Informationshandlungen4: die primäre kommunikative Absicht ist die, dass der Adressat etwas glauben soll. 2.Aufforderungshandlungen: die primäre kommunikative Absicht ist die, dass der Adressat etwas tun soll. Ob es eine Informationshandlung oder eine Aufforderungshandlung ist, das hängt davon ab, welches das Ziel der betreffenden kommunikativen Handlung ist. Nun stellt Vgl: Ulkan, Maria (1997): Kommunikative und illokutionäre Akte, in: Preyer, Ulfig, Ulkan (Hrsg.), Intention-Bedeutung-Kommunikation; Zu kognitiven und handlungstheoretischen Grundlagen der Sprachtheorie, Westdeutscher Verlag, Opladen, Seite: 22-23 4 Ders., Seite 24 3 38 sich die Frage, ob der Rezipient das auch tun wird; die Realisierung des Ziels hängt mit dem Verstehen zusammen. Es muss auch geklärt werden, wie beide Handlungstypen zusammenhängen. Grice ist der Ansicht, dass jede Aufforderungshandlung auch eine Informationshandlung ist. Um etwas zu tun, muss der Empfänger auch glauben, was ihm gesagt oder präsentiert wird. Diese Einteilung der Handlungstypen ist sehr relevat auch für die Diskussion über die Intentionalität der Pressetexte. Wenn wir uns z.B. auf die meinungsbetonten Darstellungsformen beziehen, müssen wir immer folgendes vor Augen haben: welche ist die Aufforderung, die an die Rezipienten des Pressetextes, an die Leser gestellt wird? Was muss der Leser tun, nachdem er den Text gelesen hat? Der Text stellt Forderungen an den Leser; er muss über das Gelesene nachdenken, er muss sich anhand der Bewertungen und Beurteilungen des Journalisten eine Meinung bilden. Dafür muss er aber verstehen und glauben, was im Text dargestellt wurde. Was jetzt weiter geschieht, was nun im Kopf des Rezipienten passiert, wie er seine eigene „Lesart“ aufbaut und ob er anhand dieser das erfüllt, was der Presseschreiben von ihm mit Hilfe des Textes verlangt, das ist eine andere Sache, die im Laufe der folgenden Kapitel besprochen wird. Es muss noch zusätzlich gesagt werden, dass die Relation zum Rezipienten eines Pressetextes mehrere Adressierungsmö glichkeiten unterscheidet: wir sprechen von einer Einfachadressierung und von 5 einer Mehrfachadressierung. Bei der Einfachadressierung haben wir nur den Leser, der über ein Ereignis, über eine Sache informiert wird, wie z.B. in der Nachricht. Die Mehrfachadressierung finden wir z.B. im Kommentar, wo sowohl der Leser angesprochen wird, informiert wird und aufgefordert, eine gewisse Haltung zu nehmen, sich eine Meinung zu bilden, aber es erscheinen auch Ratschläge, z.B an die Politiker. Es gibt aber auch gewisse Formulierungen, gewisse lexikalische Elemente, die auf die Intention des Senders aufweisen. Die unterstützen und gliedern die Äußerungen der Textproduzenten und versuchen somit auch duch sprachliche Mittel, nicht nur durch die Kraft der Argumente, den Leser dazu zu bringen, eine Haltung zu zeigen. Vor allem sind es Partikeln (Abtönungspartikel), welche diese Intention realisieren: 1.Adversative Partikeln: schon, zwar.... aber 2.Partikeln, die die Intensität oder den Grad zeigen: ziemlich, recht, sehr, erst, schon, wenigstens, höchstens 3.Partikeln der Hervorhebung, die den Leser auf einen bestimmten Teil des Satzes lenken wollen: besonders, selbst, bloß 4.Gesprächspartikeln, die zur Gliederung des Gesagten oder des Geschriebenen dienen: also, nun, das heißt, so5 Die Analyse der lexikalischen Elemente, die eine große Hilfe darstellen, um die vom Journalisten gewollte Intention auch zu realisieren und um die meinungsbetonten Vgl: Dudenredaktion (Hrsg.) (1998): Die Grammatik, Band 4, 6., neu bearbeitete Auflage, Dudenverlag, Mannheim, Seite: 377-383 39 Darstellungsformen zu gliedern, das alles wird ein Thema eines nächsten kapitels sein, in dem ich über die Merkmale der heutigen Pressesprache schreiben werde. Es ist aber wichtig auch hier zu erwähnen, dass die Intention sowohl inhaltlich (informieren und auffordern duch die Argumentation eine gewisse Position zu nehmen) als auch lexikalisch (durch die Wortwahl) aber auch formal (durch das Layout und durch die gesamte äußere Textgestaltung können wir feststellen, welche die Intetion der Publikation ist; will sie uns unterhalten und dann präsentiert sie große Schlagzeilen und bunte Farben, oder sie bringt ein klassisches Format, welches eine objektive Berichterstattung im Hintergrung hat) gestaltet werden kann. 3. Die Dimensionen des Rezipienten 3.1. Die Publikumskonzeption Die Mediennutzungsforschung und impliziet die Rolle der Medienrezipienten spielt eine ganz wichtige Rolle in der Medienwissenschaft. Im Wandel der Zeit hat sich die Publikumskonzeption, die Sicht vom Empfänger eines medialen Produktes, sehr verändert. Das Publikum entwickelte sich von der Masse zum aktiven Individuum. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Medienpublikum als eine anonyme Masse angesehen, also eine große Anzahl gleicher Menschen, die passiv und leicht manipulierbar waren. Die Rezipienten waren den Mächten ausgeliefert, machtlos diesen gegenüber und aus diesem Grund spricht man oft von der Opferrolle des Publikums. 6 In den 50-er Jahren wurde das Meinungsführerkonzept eingeführt. Lazarfeld und Berelson haben im Jahre 1948 das Zwei-Stufenmodell der Kommunikation entwickelt. Das Modell geht davon aus, dass nicht jeder Mensch von der Message der Massenmedien erreicht werden kann. So werden viele nicht informiert und können aus diesem Grund manipuliert werden. Es ist also notwendig, dass eine Person gefunden wird, die für die Weiterverbreitung der Informationen zuständig ist. So kam es zu den Meinungsführern, die die Rolle hatten, die Informationen, die von den Medien gesendet wurden, zu filtrieren und sie weiter an das Publikum zu geben. Darum nennt sich das Modell ZweiStufenmodell. Schnell wurden aber auch die Nachteile bemerkt: es waren Fälle, wo der Meinungsführer nicht nur die filtrierte Information weitergeleitet hat, sondern auch seine eigene Meinung. Weiterhin konnte dann das Publikum manipuliert werden6. In den 80-er Jahren kam es zu einer Einteilung des Publikums in Zielgruppen aufgrund soziodemografischer Kriterien: Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildung. Nun konnte man von einer gewissen Homogenität der Rezipienten von Medien sprechen. Es wurde auch nachgewiesen, welches Medium mehrere Menschen anspricht. Heutzutage ist der Rezipient ein aktives Individuum. Er ist ein suveräner Konsument auf einem von den Medien hart umkämpften Markt. Mit der Steigerung an Bedeutung der medienvermittelten Kommunikation Vgl: Rus, Flaviu, Calin (2002): Introducere in stiinta comunicarii si a relatiilor publice, Editura Institutul European, Iasi, Seite 46-47 40 und der neuen Medienformen, die sich herausgebildet haben, hat der Rezipient nun die Möglichkeit sich vielfälltig zu informieren und dasjenige auszuwählen, was ihn tatsächlich interessiert7. 3.2. Wer ist der Rezipient eines Pressetextes? Es schwer zu sagen, - wenn wir über die Massenkommunikation sprechen – wer der Sender ist, aber noch schwerer ist es, den Rezipienten eines Pressetextes, in unserem Fall, zu finden und zu definieren. Wen sprechen diese Texte eigentlich an? Schon lange ist uns allen bekannt, dass der Empfänger alles andere als passiv ist und nur auf die Aussagen und Inhalte der Medien wartet. Der bekannte Kommunikationswissenschaftler Gerhard Maletzke vertritt die Ansicht, dass der Empfänger das „disperse Publikum“ ist. Er spricht von einer Vielzahl von Menschen, die sich unter verschiedenen Bedingungen und in verschiedenen Situationen den Massenkommunikationsinhalten zuwendet. Dispers heisst, dass das Medienpublikum aus einer räumlich und zeitlich verstreuten Vielzahl von Menschen besteht. Was haben dann diese Menschen gemeinsam? Nur die Tatsache, dass sie dem Medium zugewandt sind. Viele Forschungen haben sich mit dieser Frage befasst. Man wollte herausfinden, welche Bevölkerungsgruppe sich für welches Medium interessiert und was der Rezipient von den einzelnen Medien erwartet. Um die Bedeutung der Medientexte für das Publikum geht es auch bei John Fiske, der in Anschluss an Stuart Hall, der Meinung ist, dass verschiedene Gruppen von Menschen betrachtet als „active audience“ unterschiedliche „Lesarten“ von Medientexten entwickeln8. Der Text im „Kopf des Rezipienten“ ist eine individuelle Lesart des Pressetextes duch den Rezipienten und ist nich immer mit dem Medientext gleichzusetzen. Hier sprechen wir über individuelle Konstrukte des jeden Lesers. Der Rezipient oder der Leser eines Pressetextes ist der Ansprechpartner des Journalisten. Wenn wir Printmedien lesen, dann verbinden wir unser Vorwissen mit den neuen Informationen, die der Text mit sich bringt. Das Lesen ist eine „fortlaufende aktive Konstruktions- und Integrationsleistung im Rahmen der LeserText-Interaktion, die in verschiedene Teilprozesse aufgegliedert werden kann.“9 Jeder journalistische Text bringt mit sich Informationen, Unterhaltung, Präsuppositionen, Kommentare, Meinungen, Konsequenzen und der Leser verbindet diese mit seinen Vorkenntnissen und den Hintergrundinformationen, die er besitzt und stellt somit kohärente Strukturen her. Wie der Leser den Text versteht und welche Paradigmen er beim Lesen aufbaut, diese bleiben gewöhnlich dem Vgl: Jarren, Bonfadelli (Hrsg.) (2001): Einführung in die Publizistikwissenschaft, Wilhelm Fink Verlag, München, Seite 313-315 8 Vgl: Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 73 9 Vgl: Straßner, Erich (2000): Journalistische Texte, Niemeyer Verlag, Tübingen, Seite 12 7 41 Journalisten unbekannt und er kann auch die Textinterpretation des Empfängers kaum kontrollieren. Somit baut sich der Leser einen kreativen Raum auf, wo er Herr seiner Gedanken ist. Die Printmedien sind heutzutage immer noch eine Quelle der Informierung und Orientierung. Sie bieten dem Leser eine Vielfältigkeit an Themen, Meinungen und Betrachtungsweisen an und er hat somit die Möglichkeit sich Blicke in die Gesellschaft zu verschaffen. Der Rezipient muss die Wahl treffen, welche Richtung er nehmen will. Durch seine Gestaltung zeigt das Medium Presse eine gewisse Dynamik. Der Leser kann dort mit dem Lesen beginnen, wo er das möchte; er kann sich nur diejenigen Teile aussuchen, die für ihn von Interesse sind. Die Lektüre kann so lange dauern, wie der Leser das entscheidet. Doch, was im Kopf des Rezipienten passiert, wie er sich mit dem Text auseinandersetzt, dass kann nur schwer beurteilt werden. 3.3. Wichtige Elemente für die Textrezeption Die Medienwissenschaftler sind sich aber einig, dass einige Textmerkmale das Lesen und Verstehen unterstützen können. Laut Erich Staßner10 sind folgende Textmerkmale zu nennen: 1.die grafische Strukturierung 2.die Wortfrequenz 3.das Verb – Substantiv Verhältnis 4.die Satzlänge 5.die Satzverschachtelung 6.der Satzrythmus 7.die Vertrautheit des Vokabulars 10 Was die grafische Strukturierung betrifft, hier ist die Gliederung in Abschnitten sehr wichtig. Jede Publikation verwendet unterschiedliche Schrifttypen und Schriftgrößen. Generell haben Artiken mehrere Überschriften, eine Hauptüberschrift, eine Unterüberschrift und wenn der Text länger ist, dann finden wir auch Zwischenüberschriften, die als Lesehilfe dienen. Zur Vereinfachung des Leseprozesses diesen auch die verschiedenen Raster, Kästchen und Markierungen, die in vielen Publikationen zu finden sind. Die Wortfrequenz bezieht sich auf die Anzahl der Varianten bei der Wortwahl. Es ist angebracht, dass in einem Pressetext ein Verhältnis zu finden ist zwischen dem Verbal- und dem Nominatstil. Es hängt vom Thema ab, welcher Stil passender für das Geschriebene ist; doch, der Nominalstil verleiht eine gewisse Dynamik und macht das Lesen einfacher im Gegensatz zu den Nominalisierungen, die gepflegter klingen, jedoch auch komplizierter manchmal. Die Satzlänge ist auch ein wesentlicher Faktor für die Verständlichkeit eines Pressetextes. Die oberste Grenze, was die Länge eines Satzes betrifft, beträgt zwanzig Wörter. Kürzere Sätze können die Spannung erhöhen und eine gewisse Dynamik dem Text verleihen. In diesem Kontext muss auch die Satztransparenz erwähnt werden: der Satz darf nicht zu viele Informationen auf einmal bringen. Im Hauptsatz wird die Hauptsache genannt und im Nebensatz die Nebensachen. Die Satzverschachtelung bezieht sich auf die Anzahl und auf die Stufen Vgl: Straßner, Erich (2000): Journalistische Texte, Niemeyer Verlag, Tübingen, Seite 17-19 42 der Satzebenen im Hauptsatz und im Nebensatz. Die Gliederung der Sätze soll logisch sein und der Satzbau einfach und klar. Der Satzrythmus bezieht sich auf die Variation in der Reihenfolge von Subjekt und Prädikat. Eine gleichbleibende Reihenfolge kann zu einer gewissen Monotonie des Satzes führen, die das Lesen erschweren könnte. Neben diesen mehr formalen Mitteln spielt auch die Vertrautheit des gebrauchten Wortschatzes eine wichtige Rolle. Der Journalist soll so viel wie möglich komplizierte Fachbegriffe und Fremdwörter vermeiden. Seine Sprache soll verständlich und präzis sein, dem behandelnden Thema entsprechen und er muss allgemein bekannte Ausdrücke verwenden. Wenn diese Elemente nicht von den Journalisten eingehalten werden, dann kann der Rezipient schnell das Lesen aufgeben. Es ist auch sehr wichtig, wie der Textproduzent mit der Sprache umgeht. Entspricht das Gelesene nicht den Erwartungen des Menschen, oder er hat das Gefühl, dass ihm der Journalist etwas verbirgt, dann bekommt er schnell den Verdacht, dass er manipuliert wird und schenkt dem Schreiber kein Vertrauen mehr. 3.4. Modelle des Textdekodierung 3.4.1. Das Encoding-Decoding Modell von Stuart Hall11 Das Encoding-Decoding Modell von Stuart Hall hat im Mittelpunkt die verschiedenen Arten der Textdekodierung seitens des Rezipienten. Hall spricht über 11 12 drei mögliche Lesarten: 1.Die Vorzugslesart 2.die ausgehandelte Lesart 3.die oppositionelle Lesart Bei der Vorzugslesart übernimmt der Rezipient die Bedeutung des Medienangebotes. Diese Lesart bewegt sich laut Hall innerhalb der vom medialen Text artikulierten Ideologie. Die zweite Lesart, die ausgehandelte Lesart, spricht erneut über die Akzeptanz des Rezipienten bezüglich des Medienangebotes, doch im Gegensatz zu der Vorzugslesart baut hier der Empfänger auch oppositionelle Elemente ein. Was die dritte Lesart betrifft, die oppositionelle Lesart, hier wird der Text verstanden, doch abgelehnt vom Rezipienten und eine alternative, abweichende Lesart wird entwickelt. In diesem Modell von Hall werden also die Vorgaben der medialen Texte und die Eigenwilligkeit des Umgangs mit Medien miteinander verbunden. Was das Modell noch deutlich macht, sind die verschiedenen Formen der Text-Rezipient-Interaktion, aber auch die Offenheit der medialen Texte wird unterstrichen. 3.4.2. Modell von Barbara Sandig12 aus der Perspektive der Stilwirkung Das Modell entwickelt von Barbara Sandig spricht über die Mehrheit der Stilwirkungen, die bezogen auf den Rezipienten unterschieden werden können. Die Autorin spricht von drei Gruppen: 1.Sprecherbezogene Unterstellungen bei Rezipienten (Welche Intentionen http://www.hans-bredow-institut.de/ha-lehre/ss04VL/VorlesungKW9.pdf (02.2007) Vgl: Sandig, Barbara (2006): Textstilistik des Deutschen, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 37-43 43 unterstellen Rezipienten Schreibern oder Sprechern?) 2.Rezipientenaspekte 3.Handlungsaspekte Bei sprecherbezogenen Unterstellungen geht es um die Intentionen des Sprechers oder des Schreibers, die vom Rezipienten erkannt werden können, aufgrund des Stils und der Funktion. Wegen ihres sozialen Wissens können die Rezipienten vermuten, welche die Intentionen des Schreibers oder des Sprechers sind. Es wird Schreibern und Sprechern unterstellt, dass sie die Beziehung zum Rezipienten in bestimmter Weise gestalten wollen. Was die Rezipientenaspekte betrifft, hier gehören alle Einstellungen und Gefühle, die der Text auf den Rezipienten bewirken. Eine ganze Reihe von Wirkungsausdrücken betreffen die Wirkung des Textes auf Rezipienten bei der Text-Rezeption. Der Text kann lesbar oder unlesbar sein, leicht oder schwer lesbar. Weiter spricht Sandig von der „Aktivierung der Rezipienten“ bei der Rezeption. Damit meint die Autorin, dass dieselben Texteigenschaften von mehreren Rezipienten bemerkt werden, aber ihre Bewertung ist oft sehr unterschiedlich. Abgesehen vom Sprecher, Schreiber, Text, Rezipient und deren Beziehung sind auch andere Handlungsaspekte wichtig: die Themengestaltung, die Texteigenschaften. Unter Thema versteht man diejenigen Sachverhalten, die im Text zum Vorschein kommen. Wichtig ist hier für unsere Diskussion die sprachliche Gestaltung dieser Sachverhalte, die vom Textproduzenten ausgewählte Pespektive, die Reihenfolge 44 der Ideen u.a. Die Rezipienten haben auch verschiedene Erwartungen im Hinblick auf die Texteigenschaften der jeweiligen Texte. Was die Pressetexte betrifft, erwartet der Leser, dass der Text im Stil des bestimmten Mediums geschrieben wird. Für unsere weitere Analyse interessieren uns besonders die ersten zwei Gruppen der Einteilung. Einerseits ist es sehr wichtig zu verfolgen, wie die Intentionen des Schreibers, in unserem Fall des Journalisten, festzustellen sind und wie die Rezipienten damit umgehen. Andererseits muss analysiert werden, welche Wirkungen der Text auf den Rezipienten beim Lesen haben. 4. Die Macht der Titelgebung: die Überschrift und der Vorspann in der Presse Es wird oft von den Medienwissenschaftlern behauptet, dass die Medien mehrere Möglichkeiten haben den Konsumenten des Medieninhaltes in eine von ihnen gewollte Richtung zu bringen. Was die Printmedien betrifft, können wir auch hier verschiedene Erscheinungen dieser Macht finden. Der Journalist hat die Möglichkeit das Thema seines Artikel auszuwählen. Aussenstehende haben kein Recht über die Auswahl der Themen zu bestimmen. Die Medien setzen Themen auf die Agenda (AgendaSetting) der Bevölkerung und die Rezipienten übernehmen diese als ihre eigenen Themen. Der Textproduzent hat die Macht des Ausklammers, des Weglassens und des Kürzens. Der Journalist kann die Wortwahl treffen und kann somit entscheiden, welche Titel ihre Artikel tragen werden. 4.1. Die Überschrift Die Überschriften weisen durch ihre Positionierng und durch ihre Formulierung eine gewisse Selbstständigkeit dem Pressetext gegenüber auf. Sie sollen in erster Linie die Aufmerksamkeit der Leser erwecken und diesem ermöglichen, den „Leseweg durch die Zeitung zu finden“13. Andererseits steht die Überschrift intratextuell mit dem Vorspann und dem Fließtext in einer gewissen Verknüpfung. Die Überschrift erfüllt eine Kontaktund Selektionsfunktion. Anhand der Überschrift kann der Leser eine Selektion treffen: er kann somit entscheiden, welche Themen für ihn von Interesse sind und welche er nicht lesen möchte. Mit Hilfe der Überschrift kann man auch eine Einteilung auf Themen und Bereiche aufnehmen und auf dieser Weise dem Rezipienten entgegenkommen. Die Überschrift ermöglicht dem Leser Kontakt zu den Pressetexten zu nehmen und zu den angebotenen Themen. Heutzutage bemerken wir in den Printmedien ein komplexes Zusammenspiel zwischen kürzeren und längeren Überschriften, in den verschiedensten Schrifttypen und Größen. Jede Publikation hat ihre eigene Art der Darstellung und Präsentation dieser und der gewöhnte Leser kann sich schnell orientieren und seine Lektüre durchführen. In den letzten Jahren haben die Überschriften immer mehr an Bedeutung gewonnen, dies auch im Gegensatz zum Vorspann. Die Überschriften werden 13 einerseits von den Nachrichtenagenturen geliefert zusammen mit der Meldung, andererseits gibt es Zeitungen und Zeitschriften, die eigene Formulierungen und Titel vorziehen. Wenn die Überschrift vom Journalisten geschrieben wird, so entsteht sie gewöhnlich nachdem der Pressetext vollendet wurde. 4.1.1. Merkmale der Überschriften Die Überschriften weisen mehrere Merkmale auf: wir unterscheiden einfache und zusammengesetzte Überschriften. Wenn wir über die Überschriften sprechen, interessiert und auch die Syntax dieser, der Lexik und das Verhältnis zum Vorspann und zum Fließtext. A. Einfache und zusammengesetzte Überschriften Besondes in der Qualitätspresse können wir diese Einteilung finden. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) bemerken wir einfache oder zusammengesetzte Überschriften. Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) geht auch nach diesem Muster, aber dort, wo es sich um sehr wichtige Artikel handelt, finden wir auch dreizeilige Überschriften. Einige Beispiele: Bsp. Nr. 1: Tausend pilgern zum Grab Summiten schwören Rache für Saddam Die Hinrichtung des Diktators heizt die Stimmung in Irak weiter auf (SZ: 2.01.2007) Diese zusammengesetzte, dreizeilige Überschrift ist folgendermaßen aufgebaut: die erste Zeile, die Oberzeile nennt dem Vgl: Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 114 45 Anlass, die Überschrift nennt das Resultat und die dritte Zeile, die Unterzeile ist eine Vertiefung in das Thema, eine Erklärung. Bsp. Nr. 2: Wegen Fluchtgefahr Siemens-Vorstand Feldmayer verhaftet Der Europa-Chef des Konzerns soll mit Millionenzahlungen das Wohlwollen von Betriebsräten erkauft haben (SZ: 28.03.2007) Bsp. Nr. 3: Al Qaida Die „Vassalen“ Bin Ladens bedrohen auch Europa (FAZ: 13.04.2007) Hier haben wir eine Oberzeile, welche den Anlass nennt und die eigentliche Überschrift, die das Resultat zeigt. Bsp. Nr.4: So sah Berlin vor 120 Jahren aus der Vogelperspektive aus Eine luxenburgische Galerie veröffentlicht die ältesten Luftbilder der Stadt (Die Welt: 27.04.2006) Es ist zu bemerken, dass auch die Wochenzeitungen nach dem gleichen Muster vorgehen wie die Tageszeitungen. In der Boulevardpresse bemerken wir, dass zu einem Artikel häufig mehrere Überschriften erscheinen, manchmal auch in verschiedenen Farben ünd Größen. Hier sind die Überschriften wie eine Art Kurzfassung des Fließtextes. Bsp. Nr.5: Champions League: BayernMilan 0:2 Ciao, Bayern! Ihr seid selbst schuld (Bild-Zeitung: 12.04.2007) 14 Bsp. Nr.6: Neues Mega-Projekt des PopProduzenten Bohlen: Ich will noch sechs Kinder haben! (Bild-Zeitung: 13.04.2007) B. Die Syntax Hinsichtlich der Syntax waren die elliptischen Konstruktionen charakteristisch. Das „Prinzip der Ökonomie“14 welches früher maßgebend war, scheint heutzutage weniger relevant zu sein. Man versucht, besonders in der Qualitätspresse, vollständige Sätzte zu bringen. Elliptische Überschriften sind dann mehr in der Boulevardpresse anzutreffen. C. Der Lexik Besonders die Boulevardpresse arbeitet mit einem emotinalen Lexik und zeigt oft eine Vorliebe für Phraseologismen, umgangssprachlich-saloppes Vokabular, Anglizismen und für verschiedene Zusammensetzungen, die vom Journalisten erfunden wurden. Bsp. Nr. 7: Fürst Albert mag das „H-Wort“ gar nicht (Kronen-Zeitung: 15.08.2007) Bsp. Nr. 8: Internet- Klatsch Zickenkrieg! Katie Price geht auf Posh los (Bild-Zeitung: 13.04.2007) Bsp. Nr.9: Bruce Willis guckt Halle auf ihre Barrys (Bild-Zeitung: 13.04.2007) Vgl: Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 117 46 Bsp. Nr. 10: Handy-Trend Je dünner, je schöner (Bild-Zeitung: 25.04.2007) D. Das Verhältnis zwischen der Überschrift und dem Fließtext Eigentlich sollte die Überschrift eine Art Wiedergabe des Themas des Fließtextes sein. Es ist aber zu beobachten, dass die Sachen nicht immer so sind. Laut Barbara Sandig15 existieren drei verschiedene Typen von Beziehungen zwischen der Überschrift und dem Fließtext, die je nach Publikation unterschiedlich häufig erscheinen: a) thematische Überschriften: die Beispiele, die bis hier gegeben wurden, gehören überwiegend diesem Typ von Überschriften b) Rätsel-Überschriften: solche Überschriften erscheinen besondes im Bereich der weichen Themen. Der Titel enthält eine Anspielung, die dann weiter im Vorspann oder in Fließtext erklärt wird. Bsp. Nr.11: Bäume in weißen Trikots (SZ: 22.09.2003)-> eine Anspielung auf Oliver Kahn, der in letzter Zeit zu viele Tore bekommen hat; diese Erklärung erscheint im Laufe des Fließtextes. Bsp. Nr.12: Der spanische Cup (FAZ: 13.04.2007) -> eine Anspielung auf die Tatsache, dass in diesem Jahr in der UEFA Halbfinale drei spanische Mannschaften sind. Bsp. Nr. 13: Was den Osten leuchten lässt (SZ: 28.03.2007) -> Vorspann: Eine Schweizer Studie belegt, dass es auch 15 in den neuen Ländern längst attraktive Boomregionen gibt. Bsp. Nr. 14: Wen müssen die Bayern aussortieren? (Bild-Zeitung: 24.04.2007) -> Untertitel: Fußball-Deutschland lacht über die Bayern (eine Anspielung auf die schlechte Champions-League-Saison dieser deutschen Mannschaft und jetzt wird die Frage gestellt, welcher Spieler nun gehen muß) Bsp. Nr. 15: „Jeanne D`Arc“ singt die Marseillaise (SZ: 28.03.2007) -> Vorspann: Die französische Präsidentschaftskandi datin Ségolène Royal setzt nun aufs Nationale c) Zitat-Überschriften: hier wird ein Stück aus dem Fließtext in der Überschrift zitiert. Bsp. Nr. 16: Mit Genuss gegen Übergewicht Seehofer: „Ich will keine Bevormundung“ (der Bundesernährung sminister, der dafür sorgt, dass die Menschen gesund essen) (SZ: 5.05.2007) Bsp. Nr. 17: Satellitentechnik Verheugen: „EU muss Anspruch als Weltraummacht anmelden“ (FAZ: 17.04.2007) 4.2. Der Vorspann Der Vorspann soll den Fließtext des Artikels in eine Kurzform wiedergeben. Wenn der Vorspann gut geschrieben ist, dann kann er sogar dem Leser die ganze Vgl: Sandig, Barbara (2006): Textstilistik des Deutschen, Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Seite: 118 47 Lektüre der Textes ersparen. Es gibt aber heutzutage Publikationen, die nicht immer einen Vorspann aufweisen. Von der obligatorischen Anwesendheit des Leads können wir nicht mehr sprechen. Jede Publikation entscheidet für sich, ob der Vorspann eine wichtige Rolle spielt oder nicht und für welche Bereiche der Zeitung oder Zeitschrift er notwendig ist. Es muss gesagt werden, dass wir z.B. in der „Süddeutsche Zeitung“ nur bei längeren Artikeln den Vorspann finden werden und dieser Trend ist auch in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bemerkbar. 5. Schlussbetrachtungen Thema dieses Artikels ist der Intentionsbegriff. Es wurden mehrere Definitionen der Intentionen gegeben und sie aus mehreren Richtungen analysiert. Interessant war zu erfahren, wie sie aus der Perspektive der Printmedien aufgebaut wird, also, ob der Leser, die vom Journalist gewollte Intention auch versteht und eine gewisse Reaktion oder Haltung zeigt. Sehr wichtig für die Analyse war die Sichtweise von Grice. Er spricht über das kommunikative Handeln des Senders, in unserem Fall über das des Journalisten und bietet zwei Grundtypologien dieses: die Informationshandlungen und die Aufforderungshandlungen. Diese Einteilung ist besonders relevant aus der Perspektive der meinungsbetonten Darstellungsformen. Auch von Bedeutung sind die sprachlichen Mittel der Intention, die hier nur aufgezählt wurden. Ich bin davon ausgegangen, dass es schwer feststellbar ist, wer die Rezipienten eines Pressetextes sind, soweit auch die Textproduzenten manchmal unbekannt bleiben. Aus diesem Grund 48 kann man nur schwer von einer Zweiwegkommunikation sprechen, doch die Pressemacher bemühen sich durch ihre Texte eine solche Kommunikationsform herzustellen. Weiterhin wurde auf die Frage geantwortet, wer eigentlich die Textrezipienten sein können. Es wurde der Wandel des Konzeptes und der Bedeutung des Rezipienten verfolgt. Schnell wurde es deutlich, dass wir heutzutage über Individuuen sprechen, die selbst entscheiden können, was sie lesen wollen und wie sie das Gelesene zu interpretieren haben. Wie gesagt, es ist nicht leicht herauszufinden, wie der Text beim Leser ankommt und oft ist es der Fall, dass der Rezipient eine andere Bedeutung dem Geschriebenen verleiht, als die, die vom Journalist intendiert wurde. Weiterhin habe ich mich auf verschiedene Textdekodierungsmodelle bezogen um einstufen zu können, was eigentlich im Kopf des Rezipienten passiert, wenn er sich mit dem Text beschäftigt. Aus diesem Grund wurden auch einige Elemente der Textrezeption aufgezählt, Elemete die zur Rezeption des Textes maßgeblich beitragen. Der zweite Teil des Artikels behandelt die Möglichkeiten der Titelgebung. Es ist offensichtlich geworden, dass der heutige Mensch nicht immer die Zeit oder die Möglichkeit hat den ganzen Artikel zu lesen und schaut sich darum nur die Überschrift und manchmal den Vorspann an. Das wissen die Textproduzenten und üben oft diese „Macht“ des Titelgebung aus. Es ist zu bemerken, dass die Rolle der Überschrift stark gestiegen ist und, dass der Leser manchmal nicht genau verstehen kann, was zwischen den Zeilen gemeint wurde. Nachdem die Überschriften eingeteit wurden, habe ich Beispiele gegeben und sie analysiert um genau das oben Gesagte zu bestätigen. Dieser Artikel öffnet die Möglichkeit einer weiteren, vertiefen Analyse der Sprache und der Gestaltung der Pressetexte. Besonders wichtig sind die sprachlichen Mittel, die den Darstellungsformen zugrundeliegen. 6. Bibliografie A. Bücher: 1. Burger, Harald (2005): Mediensprache; Eine Einführung in die Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2. Burger, Harald; Imhasly, Bernard (1978): Formen sprachlicher Kommunikation; Eine Einführung, Kösel Verlag, München 3. Dudenredaktion (1998): Die Grammatik, Band 4, 6., neu bearbeitete Auflage, Dudenverlag, Mannheim 4. Jarren; Bonfadelli (Hrsg.) (2001): Einführung in die Publizistikwissenschaft, Wilhelm Fink Verlag, München 5. Lüger, Heinz-Helmut (1995): Pressesprache, 2., neu bearbeitete Auflage, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 6. Rus, Flaviu, Calin (2002): Introducere in stiinta comunicarii si a relatiilor publice, Institutul European Verlag, Iasi 7. Sandig, Barbara (2006): Textstilistik des Deutschen, Walter de Gruyter Verlag, Berlin 8. Sperber; Wilson (1986): Relevance, Communication and Cognition, Blakweil, Oxford 9. Straßner, Erich (2000): Journalistische Texte, Niemeyer Verlag, Tübingen B. Artikel: 1. Ulkan, Maria (1997): Kommunikative und illokutionäre Akte, in: Preyer; Ulkan; Ulfig: Intention – Bedeutung - Kommunikation, Zu kognitiven und handlungstheoretischen Grundlagen der Sprachtheorie, Westdeutscher Verlag, Opladen C. Zeitungen: 1. Bild-Zeitung: 12.04.2007, 13.04.2007, 24.04.2007, 24.04.2007 2. Frankfurter Allgemeine Zeitung: 13.04.2007, 17.04.2007 3. Kronen Zeitung: 15.08.2007 4. Süddeutsche Zeitung: 22.09.2003, 2.01.2007, 28.03.2007, 5.05.2007 5. Die Welt: 27.04.2006 D. Literatur im elektronischen Format: 1. http://www.hans-bredow-institut.de /02.2007 49