100 Jahre Schachtanlage Asse II Grußworte des Landrates des

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100 Jahre Schachtanlage Asse II Grußworte des Landrates des
100 Jahre Schachtanlage Asse II
Grußworte des Landrates des Landkreises Wolfenbüttel, Burkhard Drake
Sehr geehrter Herr Kappei, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
verehrte Ehrengäste, meine sehr verehrten Damen und Herren,
zunächst möchte ich einmal herzlichen Dank sagen dafür, dass ich zu dieser
schönen Veranstaltung eingeladen wurde, und ich überbringe gerne die Grüße von
Kreistag und Kreisverwaltung. Ich will darauf hinweisen, Herr Dr. Blum hat auch den
Hinweis genutzt, dass wir in der Tat vom Landkreis Wolfenbüttel in der
Vergangenheit gute Kontakte zur GSF und zum Forschungsbergwerk Asse hatten
und auch weiterhin haben. Deshalb freue ich mich heute natürlich auch, viele
bekannte Gesichter hier zu sehen, mit denen wir in der Vergangenheit ständig im
Dialog standen, wie Herrn Professor Dr. Kühn, Herrn Dr. Jahreiß oder auch Herrn
Schmidt, den Vorgänger von Herrn Kappei.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Schachtanlage Asse II blickt auf eine
hundertjährige, teilweise sehr bewegte, Betriebsgeschichte zurück. Das ist ein
berechtigter Anlass, wie ich meine, um zu feiern und ein Grund um den Asseschacht
im Wandel der Zeiten und seine Beziehung zum Landkreis Wolfenbüttel näher zu
beleuchten.
Mit der beabsichtigen Schließung von Asse II, ursprünglich im Jahre 2013 - nun
konnten wir heute in der Zeitung lesen im Jahre 2017 - geht im Landkreis
Wolfenbüttel eine Tradition zu Ende, die den Asse-Dörfern Wittmar, Denkte und
Remlingen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein rasantes wirtschaftliches
Wachstum bescherten. Denn mit dem Beginn des Salzabbaus in der Asse war die
Schaffung vieler Arbeitsplätze verbunden. Dies hatte zur Folge, dass die
Einwohnerzahlen wuchsen, Wohnungen geschaffen wurden und eine Infrastruktur
entstand, die den anderen Gemeinden weit voraus war. In einem der LandkreisHeimatbücher, die jedes Jahr herausgegeben werden, habe ich in einem Aufsatz
über die Geschichte der Gemeinde Wittmar die folgende Passage gefunden, die
anschaulich belegt, welchen Fortschritt der Abbau von Kali- und später von Steinsalz
in die Asse brachte. Ich zitiere:
„Eine Veränderung von großem Umfang vollzog sich in diesem Dorf“ schreibt
Heimatpfleger Rainer Krämer. „Neue Wohnungen mussten gebaut werden, ein
Schulneubau wurde vorgenommen und eine zentrale Wasserversorgung errichtet.
Der Ausbau des Dorfes vollzog sich innerhalb weniger Jahre. Bereits im Jahre 1906
gab es in Wittmar einen Kindergarten, und für das Feuerlöschwesen wurden
Hydranten errichtet und die ersten Lampen für die Straßenbeleuchtung wurden
installiert. Es entstanden Einrichtungen, die in anderen Gemeinden erst viele Jahre
später realisiert wurden. Aus Wittmar wurde eine Industriegemeinde.“ Zitat-Ende.
Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurde das beliebte Sonnensalz der Asse noch in
viele Länder Europas exportiert. Als die Schachtanlage im Jahre 1964 aus
wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden musste, ging in der Asse eine
Bergbautradition zu Ende, die eng mit den hier lebenden Menschen verbunden war.
Als dann die Gesellschaft für Strahlenforschung im Jahre 1965 den Schacht als
Forschungsbergwerk übernahm, bot sich den Menschen in den Asse-Dörfern eine
neue Chance. Denn auch in der Nachnutzung verschaffte der Asseschacht noch
vielen Menschen Arbeit. Allerdings sorgte die Einlagerung von 125.000 Fässern mit
schwachradioaktiven und von 1.300 Fässern mit mittelradioaktiven Abfällen in der
Asse in den Jahren 1967 bis 1978 immer wieder für kontroverse politische
Diskussionen und zu Protesten in der Bevölkerung. Und nicht alle
Forschungsvorhaben konnten – teilweise aufgrund politischer Bedenken – auch zu
Ende geführt werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die geplante
Versuchseinlagerung der hochradioaktiven Glaskokillen aus den USA.
1993 wurden dann die Forschungsarbeiten auf der Schachtanlage vorzeitig beendet.
Seitdem wird die Schließung des Schachtes vorbereitet, der damit das erste
Atommülllager in Deutschland sein wird. Über viele Jahre hinweg, meine Damen und
Herren, haben sich die Entscheidungsträger in Kommunalpolitik und Verwaltung des
Landkreises Wolfenbüttel im Interesse der hier lebenden Menschen mit der Thematik
Atommüll in der Asse auseinandergesetzt. Sie haben sich mit der beabsichtigten
Schließung des Forschungsbergwerkes befasst und mit den damit verbundenen
rechtlichen und fachlichen Aspekten beschäftigt. Dabei hat es eine offene und
konstruktive – das will ich ausdrücklich betonen – Zusammenarbeit mit den
Verantwortlichen der GSF gegeben, die insbesondere in der jüngsten Zeit hier vor
Ort eine offensive Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit für die Bevölkerung
betrieben hat.
Zur beabsichtigten Schließung von Asse II hat der Landkreis Wolfenbüttel klar
Position bezogen. Gemeinsam mit den Samtgemeinden Asse und Schöppenstedt
hat der Wolfenbütteler Kreistag eine einstimmige Resolution verabschiedet mit dem
Ziel, eine möglichst sichere Schließung des Asseschachtes zu erreichen und die
Belastungen für die Bevölkerung und für die Umwelt auszuschließen. Landkreis und
Samtgemeinden fordern unter anderem einen Optionsvergleich und eine
gutachterliche Untersuchung darüber, wie und wo die in der Asse eingelagerten
radioaktiven Abfälle langfristig und sicher zu entsorgen sind.
Die Schließung von Asse II nach atomrechtlichen Bedingungen ist ein weiterer Punkt
im Katalog der geforderten Maßnahmen, ebenso die Umgebungsüberwachung und
die kontinuierliche Information der Bevölkerung. Auf diese Resolution hat es
inzwischen erste Reaktionen aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung
sowie aus dem niedersächsischen Landtag gegeben. Sie zeigen, dass die
geäußerten Bedenken ernst genommen werden. Der Landkreis Wolfenbüttel wird die
weiteren Schritte, die auf dem Weg zur Schließung des Asseschachtes zu gehen
sind, auch weiterhin sehr aufmerksam verfolgen und begleiten und hofft dabei auf
eine konstruktive Auseinandersetzung, wie das auch bisher schon gewesen ist.
Ich wünsche mir, dass es dabei im Interesse der in der Region lebenden Menschen
zu einer befriedigenden Lösung kommt. Für den traditionsreichen Asseschacht 2
wünsche ich, dass sich auch nach der Schließung sinnvolle Nachnutzungsmöglichkeiten ergeben werden.
Meine Damen und Herren, Ihnen allen ein herzliches Glück auf und uns allen noch
eine schöne Feier an heutigem Nachmittag. Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit.

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