Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft von Atemschutzgeräten

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Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft von Atemschutzgeräten
Feuerwehr-Einsatzkräfte-Info
Ausgabe 24 - April 2011
Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft von Atemschutzgeräten
Bei vielen Feuerwehren ist es gängige Praxis, ein gebrauchtes Atemschutzgerät nach einem
Einsatz oder einer Übung mit einer neuen Atemluftflasche zu bestücken und den Lungenautomaten auszutauschen, um so das Gerät wieder für den nächsten Einsatz herzurichten. Die Gebrauchsanleitungen der Gerätehersteller bzw. die bisherigen allgemeinen vfdb-Richtlinien (vfdb =
Verein zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V.) zum Thema Atemschutz standen bis
dato in arger Diskrepanz zu der oben beschriebenen gängigen Praxis. Der vfdb hat dies erkannt
und in Absprache mit den Geräteherstellern
 BartelsRieger
 Dräger Safety
 Interspiro
 MSA Auer
und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) eine für die Praxis einvernehmliche
Lösung zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft von Atemschutzgeräten außerhalb einer
Atemschutzwerkstatt erarbeitet. Im Folgenden wird diese Lösung beschrieben.
Einsatz und Übung ohne besondere Belastung für das Gerät
Pressluftatmer, die in Übungen oder Einsätzen keinen besonderen Belastungen ausgesetzt
waren, können wieder für den Einsatz freigegeben werden, ohne das Grundgerät einer Atemschutzwerkstatt zuführen zu müssen. Hierzu müssen folgende Punkte erfüllt werden:
 Die Atemluftflaschen werden ersetzt.
 Die Lungenautomaten werden durch geprüfte Automaten (welche am besten zur Lagerung in Folienbeutel eingeschweißt sind) ersetzt.
 Es werden ausschließlich Lungenautomaten genutzt, die für den jeweiligen Pressluftatmer zugelassen sind und in einer Atemschutzwerkstatt vor der Verwendung entsprechend gereinigt, desinfiziert und geprüft wurden.
 Die Pressluftatmer werden gemäß Anlage 1 geprüft.
 Die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft erfolgt durch einen Atemschutzgerätewart.
Alternativ kann diese Arbeiten auch ein verantwortungsbewusster Feuerwehrangehöriger
durchführen, der über die notwendige Fachkenntnis und Erfahrung verfügt (Atemschutzgeräteträger mit entsprechender Übungs- und Einsatzerfahrung sowie ausreichenden
technischen Kenntnissen und Fähigkeiten). Die Festlegung, welche Feuerwehrangehörigen hierfür in Frage kommen, trifft der Leiter der Feuerwehr im Vorfeld und dokumentiert
diese Entscheidung.
 Die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft und das Ergebnis der Einsatzkurzprüfung
werden vor Ort dokumentiert und anschließend dem Gerätenachweis beigefügt. Anlage 2
 Spätestens halbjährlich erfolgt eine Überprüfung der Pressluftatmer in einer Atemschutzwerkstatt nach Angaben der Hersteller.
Bei Mehrfachnutzung eines Pressluftatmers während eines Einsatzes durch die gleiche Einsatzkraft, kann auf das Ersetzen des Lungenautomaten verzichtet werden.
Herausgeber:
Landratsamt Ravensburg, Brand- und Katastrophenschutz
gemeinsam mit dem
Kreisfeuerwehrverband Ravensburg e.V.
Im Internet:
www.landkreis-ravensburg.de/bks
www.kreisfeuerwehrverband-ravensburg.de
Anlage 1: Prüfung zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft
Nach Flaschen und Lungenautomatenwechsel:
Sichtprüfung
 Der Pressluftatmer ist auf Vollständigkeit und mögliche Schäden zu prüfen.
Fülldruck prüfen
 Flaschenventil mit mindestens zwei Umdrehungen öffnen.
 Das Manometer muss bei 300 bar Geräten (6 bzw. 6,8 l Flaschen) einen Druck von 270
bar bis 300 bar bzw. bei 200 bar Geräten 180 bar bis 200 bar (4 l Flaschen) anzeigen.
Hochdruck - Dichtprüfung
 Flaschenventil(e) wieder schließen und Druckanzeiger beobachten.
 Der angezeigte Druck darf innerhalb einer Minute nicht mehr als 10 bar abfallen.
Warneinrichtung prüfen
Normaldruckgeräte
 Die Spülfunktion des Lungenautomaten vorsichtig betätigen und dabei den Druckanzeiger
beobachten, das Warnsignal muss zwischen 60 und 50 bar ertönen.
Hochdruckgeräte
 Überdruckfunktion am Lungenautomaten deaktivieren, mit dem Handballen den Lungenautomaten am Anschluss dicht verschließen
 Spülfunktion betätigen und die Luft durch vorsichtiges Entlasten des Handballendruckes
langsam abströmen lassen.
 Druckanzeiger beobachten, das Warnsignal muss zwischen 60 und 50 bar ertönen
Geräte die die Anforderungen der Anlage 1 nicht vollständig erfüllen, dürfen nicht eingesetzt werden und sind einer Atemschutzwerkstatt zuzuführen. Die Prüfungen entsprechen
den Vorgaben der vfdb-Richtlinie 0804 bzw. der BG/GUV-I 8674.
Einsatz und Übung mit besonderer Belastung für das Gerät
In folgenden Fällen darf die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft von Pressluftatmern ausschließlich in Atemschutzwerkstätten stattfinden:
 Der Pressluftatmer wurde zum Innenangriff während eines Brandeinsatzes
oder einer „heißen Übung“ oder bei großer Hitze eingesetzt.
 Der Pressluftatmer hatte Kontakt mit aggressiven Medien oder anderen Gefahrstoffen.
 Der Pressluftatmer war starker mechanischer Beanspruchung (z. B. Sturz,
Notfalltraining) ausgesetzt.
 Der Pressluftatmer zeigte während des Gebrauchs oder bei der Einsatzkurzprüfung Auffälligkeiten (z. B. Undichtigkeit).
 Der Pressluftatmer wurde stark verschmutzt.
Herausgeber:
Landratsamt Ravensburg, Brand- und KatS
gemeinsam mit dem
Kreisfeuerwehrverband Ravensburg e.V.
Im Internet:
www.landkreis-ravensburg.de/bks
www.kreisfeuerwehrverband-ravensburg.de
Anlage 2: Prüf- bzw. Verwendungsnachweis
Verwendungsnachweis
Prüfnachweis
Feuerwehr: ____________________________
Feuerwehr: ____________________________
Atemschutzgerät
Atemschutzgerät
Grundgerät Nr.
____
Lungenautomat Nr.
____
Grundgerät Nr.
____
Lungenautomat Nr.
____
Flasche Nr.
____
Maske Nr.
____
Flasche Nr.
____
Maske Nr.
____
Einsatz Nr.
________
Datum __________
Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft vor Ort
Einsatzdauer ________
[min]
Sichtprüfung
Einsatzende __________ [Uhrzeit]
OK
nicht OK
(Gerät AT-Werkstatt zuführen)
[Zutreffendes ankreuzen]
Einsatzort:
_______________________________
Geräteträger:
_______________________________
Fülldruck (der neuen AT-Flasche)
______ [bar]
HD-Dichtprüfung (Druckabfall in einer Minute)
______ [bar]
Warneinrichtung (angesprochen bei)
______ [bar]
[Vorname, Name]
Einsatzart
O Übung
O Außenangriff
O Gefahrstoffe
O „heiße“ Übung
O Innenangriff
O Vollschutz (CSA)
O __________________________________
Datum
__________
Uhrzeit __________
Prüfer
__________________________________
Unterschrift
__________________________________
Tätigkeiten / Besonderheiten / Bemerkungen
______________________________________________
______________________________________________
Laut Feuerwehrdienstvorschrift 7 „Atemschutz“ ist für alle Atemschutzgeräte ein lückenloser
Verwendungsnacheis zu führen. Die jeweilige Feuerwehr entscheidet in Absprache mit Ihrer
„Atemschutzwerkstatt“ wo und wie genau der Verwendungsnachweis bzw. Prüfnachweis geführt
wird.
Diese Einsatzkräfte-Info wurde in Absprache mit
der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg
erstellt.
Der vorstehende Prüf- bzw. Verwendungsnachweis
kann auf der Homepage
www.landkreis-ravenbsurg.de/bks
als pdf-Dokument heruntergeladen werden.
Beispiel eines einsatzbereiten eingeschweißten Lungenautomaten
wie er im Fahrzeug am Atemschutzgerät angekuppelt sein kann.
Als Ersatz gelagerte Lungenautomaten sollten aus hygienischen
Gründen mit der Mitteldruckleitung eingeschweißt sein.
gez.
Dipl.-Ing. (FH) Oliver Surbeck
Kreisbrandmeister
Herausgeber:
gez.
Dipl.-Ing. (FH) Walter Kuon
Vorsitzender Kreisfeuerwehrverband
Landratsamt Ravensburg, Brand- und Katastrophenschutz
gemeinsam mit dem
Kreisfeuerwehrverband Ravensburg e.V.
Im Internet:
www.landkreis-ravensburg.de/bks
www.kreisfeuerwehrverband-ravensburg.de