1 1 UMSCHAU: Nach der Kommunalwahl wird sich

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1 1 UMSCHAU: Nach der Kommunalwahl wird sich
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UMSCHAU: Nach der Kommunalwahl wird sich der Rat der Stadt neu
konstituieren. Was kann der Rat der Stadt tun, damit es mit dem EKZ endlich
aufwärts geht?
HEUER: Für den Rat der Stadt wird die Erneuerung des EKZ ein Schwerpunkt seiner
Arbeit in der nächsten Zeit darstellen. Als Bürgermeister dränge ich auf eine Lösung,
da der jetzige Zustand nicht länger anhalten darf. Mit gegenseitigen
Schuldzuweisungen kommen wir aber auch bei diesem Thema nicht weiter.
Vielmehr müssen wir jetzt mit den Vertretern der Eigentümer, mit neuen
Mietinteressenten und Investoren einen Weg aus der schwierigen Situation suchen.
Ohne die Mitwirkungsbereitschaft der derzeitigen Eigentümer geht allerdings nichts.
UMSCHAU; Welches sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die anhaltende Misere
um das Planetencenter?
HEUER: Das Planetencenter, das in der Vergangenheit drei verschiedenen
Objektgesellschaften gehörte, wurde in den Jahren 2005 und 2006 von dem
britischen Finanzinvestor Dawnay Day komplett gekauft. Zuerst der südliche Teil mit
dem HIT-Markt, dann der nördliche Teil mit dem früheren Karstadt-Warenhaus und
zuletzt der mittlere Teil. Mit dem Erwerb des EKZ durch einen damals noch
leistungsstarken Finanzinvestor hatte ich die Hoffnung verbunden, dass es endlich
vorangeht mit einer Erneuerung.
Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. Das EKZ in Garbsen war für den
Finanzinvestor nur ein Mosaikstein eines
Dawnay Day mit
riesigen Immobilienpaketes, das von
Hilfe von Bankinstituten erworben wurde.
insolvente Londoner
Der inzwischen
Finanzinvestor hatte nicht nur zahlreiche Immobilien in
Deutschland zusammengekauft, auch die ehemalige Warenhauskette „Karstadt
Kompakt“ wurde übernommen. Der Versuch, diese Warenhäuser unter der Marke
„Hertie“ wiederzubeleben, scheiterte bekanntlich. Nach der Insolvenz dieser
Warenhauskette wurden im August 2009 die letzten Hertie-Häuser geschlossen. Bis
heute konnten erst einige der ehemals 73 Hertie-Häuser in Deutschland verkauft
werden. In vielen Städten stehen ebenso wie in Garbsen Entscheidungen über eine
Nachnutzung noch aus.
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UMSCHAU: Auch Sie hatten Hoffnungen in den neuen Eigentümer Dawnay Day
gesetzt!
HEUER: Das ist richtig. Unmittelbar nach dem Erwerb des mittleren Centerteils durch
Dawnay Day wurde von der Stadt die Baugenehmigung für eine Revitalisierung, die
noch mit dem Vorbesitzer abgestimmt war, auf Dawnay Day übertragen. Diese
Baugenehmigung wurde aber nicht umgesetzt. Stattdessen wurde dann ein
Bauantrag für eine erhebliche Vergrößerung des EKZ auf über 20.000 qm
Verkaufsfläche gestellt. Wir wissen heute nicht, ob Dawnay Day diesen Bauantrag
tatsächlich realisieren wollte. Auch als Folge der im Jahre 2007 einsetzenden
globalen Finanzkrise wurde Dawnay Day handlungsunfähig. In immer kürzeren
Abständen wechselten die Manager auf
der Eigentümerseite und unsere
Ansprechpartner für das EKZ. Ein Rechtsstreit gegen die Stadt wurde ohne Erfolg
geführt. Heute sind wieder Teile des EKZ auf verschiedene Fonds aufgeteilt. Der
mittlere Teil gehört der in London ansässigen Gesellschaft Treveria plc. Nur für
diesen Centerteil gibt es heute noch einen verantwortlichen Centermanager.
UMSCHAU. Wie stellen Sie sich eine Lösung für das EKZ vor?
HEUER: Die Chancen für eine grundlegende Erneuerung sind gegeben, sie müssen
nur genutzt werden. Nach wie vor hat beispielsweise das Unternehmen Kaufland
Interesse an einer Ansiedlung im EKZ. Kaufland wäre ein geeigneter Ersatz, wenn
das Unternehmen HIT sich aus Garbsen zurückziehen würde. Seit längerer Zeit
stehe ich daher in Kontakt nicht nur mit diesem Unternehmen, um eine Lösung im
Rahmen eines Gesamtkonzeptes zu finden. Dies setzt allerdings voraus, dass alle
Beteiligten keine Maximalforderungen stellen und sich auf eine Gesamtlösung
verständigen. Dazu gehört eine bauliche Neustrukturierung des EKZ ebenso wie eine
verbesserte Verkehrserschließung mit ausreichenden Kundenparkplätzen. Eine
stückweise Erneuerung des EKZ im alten Bestand würde nicht funktionieren.
UMSCHAU: Haben Sie weitere Vorstellungen für ein neues EKZ?
HEUER: Ebenfalls gibt es Unternehmen, die in direkter Nachbarschaft zu einem
erneuerten EKZ altersgerechte, barrierefreie Wohnungen bauen wollen. Dies ist aus
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meiner Sicht durchaus sinnvoll, denn wir haben aufgrund der Entwicklung unserer
Altersstruktur einen steigenden Bedarf an derartigen Wohnungen. Unmittelbar neben
einem modernisierten EKZ, die Stadtbahn nicht weit entfernt, würde ein derartiges
Angebot sicherlich auf großes Interesse stoßen. Hier wären zusätzlich auch Räume
für eine öffentliche Begegnungsstätte vorstellbar. Dabei denke ich beispielsweise an
die Angebote des „Wohnwinkels“, der nach seiner Gründung durch die Region
Hannover inzwischen von einem Verein fortgeführt wird. Nach diesem Vorbild
können in einem komplett sanierten EKZ vergleichbare Angebote gemacht werden.
UMSCHAU: Wie ist der aktuelle Stand?
HEUER:
Die
heutigen
Sanierungsmaßnahmen.
Eigentümervertreter
Offensichtlich
gibt
des
EKZ
planen
es
aber
eine
selbst
keine
grundsätzliche
Verkaufsbereitschaft an Investoren, die aus dem EKZ wieder etwas machen wollen.
Auch in anderen Städten wurden Immobilien von Dawnay Day und dem
Nachfolgeunternehmen Treveria an Investoren verkauft, die leerstehende Objekte
komplett erneuerten. Ich selbst stehe in Kontakt mit Unternehmen aus der
Immobilienbranche, die mit der Stadt Garbsen zusammenarbeiten wollen. Eines
dieser Unternehmen hat bereits den Eigentümervertretern ein Kaufangebot für den
Erwerb des EKZ unterbreitet. Eine Antwort steht bis zur Stunde allerdings noch aus.
UMSCHAU: Was kann die Stadt tun, um diesen Eigentümerwechsel
voranzubringen?
HEUER: Selbstverständlich sitzt die Stadt nicht mit am Tisch, wenn zwischen den
derzeitigen Eigentümervertretern und Projektentwicklern über Kaufpreise verhandelt
wird. Als Bürgermeister kann ich leider auch nicht anordnen, dass endlich eine
Sanierung zu erfolgen hat. Aber wir können Investoren und uns bekannte
Mietinteressenten für das EKZ zusammenbringen und in ihren Bemühungen
unterstützen. Die Stadt ist auch bereit, sich über ein neues Bebauungs- und
Erschließungskonzept zu verständigen, denn in seinem derzeitigen Zustand ist das
EKZ nicht überlebensfähig.
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Wir in Garbsen müssen uns dafür einsetzen, dass das EKZ wieder in die Hände von
Eigentümern gelangt, die sich ernsthaft um eine Erneuerung kümmern und
investieren können. Ein ständiger Eigentümerwechsel, der das EKZ nur zum
Spielball von weltweit operierenden Immobilienfonds machen würde, wäre keine
Lösung. Ich setze mich mit dem Rat der Stadt dafür ein, dass wir endlich wieder
Ansprechpartner vor Ort bekommen, die sich mit uns und allen Beteiligten
zusammensetzen, um ein Erneuerungskonzept zu erarbeiten. Sobald es hier
Fortschritte gibt, werde ich die Bürger der Stadt Garbsen auch über die Umschau
informieren.
UMSCHAU: Die Information der Bürger ist ein schönes Stichwort. Es fällt auf,
dass Sie sich den Bürgern zunehmend öffnen mit „Gesprächen am runden
Tisch“ und sich politisch weit vorwagen wie Beispiel „Radweg zwischen
Heitlingen und Stelingen“, was zahlreichen Ratsherren offensichtlich nicht
gefallen hat. Auch die UMSCHAU-Redaktion ist positiv überrascht von der
neuen Qualität der Kommunikation.
HEUER: Danke für dieses Kompliment. Ich sehe die direkte Kommunikation mit den
Bürgern als eine meiner wichtigsten Aufgaben an, um sachgerechte Beschlüsse des
Stadtrates vorbereiten zu können.
UMSCHAU: Herzlichen Dank für das Gespräch.
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